Digimon Armor von Toyo-kun ================================================================================ Kapitel 1: Die fremde Welt -------------------------- „Wo bin ich hier bloß gelandet?“ Diese Frage drang dem Mädchen wieder und wieder durch den Kopf, während sie durch einen Wald schritt. Sie war an diesem Sonntagmorgen extra früh aufgestanden um für ihre Eltern frische Brötchen zu machen. Doch als sie nur kurz ihre Nachrichten auf dem Computer nachsehen wollte wurde ihr plötzlich schwindlig und sie hatte sich hier wieder gefunden. Tsubaki, so hieß das Mädchen, hatte das alles erst für einen Traum gehalten, schließlich konnte man nicht einfach mal so eben in einem Wald landen, ohne vorher aus Osaka hinaus zu kommen, aber eben das hatte sie nicht getan. Außerdem verrieten ihr die Kratzer an sämtlichen freien Körperstellen, als auch die leichten Kopfschmerzen, dass es kein Traum war. Die Kratzer stammten von den Dornenbuschen, die sie hin und wieder streifte und die Kopfschmerzen von einem Ast, gegen den sie unabsichtlich gelaufen war. Und noch etwas war seltsam. Auch wenn sie es nicht sonderlich schlimm fand, sie hatte bisher noch keine Tiere, Menschen oder gar Gebäude gesehen. Noch nicht einmal Vogelgezwitscher oder Motorengeräusche drangen an ihr. Außerdem kam ihr die Luft so ungewohnt klar vor und die Bäume wirkten zum Teil etwas unwirklich. Es gab Nadel- und Laubbäume, was nicht ungewöhnlich war, doch Ulmenbäume waren schon eine echte Seltenheit. Tatsächlich hatte sie bisher nur einen in ihrem Leben gesehen. Doch viel wichtiger als das, was sie sehen und nicht sehen konnte, war ein Weg zurück. Doch wusste sie auch, dass man erstmal wissen musste woher man kam, damit man den Rückweg finden konnte und eben daran mangelte der Informationsfluss. Der Weg wurde zum Glück immer weniger dicht. Tatsächlich konnte sie das Plätschern von Wasser hören. Sie beschleunigte die Schritte und stolperte dabei das eine und andere Mal, doch letztlich trat sie aus dem Unterholz und wurde von hellem Sonnenlicht geblendet. Für wenige Sekunden war sie blind, doch dann klärte sich ihre Sicht. Sie stand wirklich an einem Bach, der einen kleinen Wasserfall hatte. Tsubaki setzte sich an das Wasser und hielt ihre Hände kurz hinein. Das Wasser war sehr klar und angenehm kühl. Nach kurzem Zögern hatte sie auch ihre Hausschuhe ausgezogen und saß nun mit im Wasser hängenden Füßen am Ufer. „Schön frisch“, entfuhr es ihr aus versehen laut und sah sich genauer um. Normaler Weise trieben sich viele Tiere an solchen Wasserstellen rum, am meisten Insekten der verschiedensten Arten, doch nichts in dieser Art war zu sehen. Kein Insektensummen, kein Vogelgesang, nicht mal das böse Knurren eines Tieres durchschnitt die Melodie des plätschernden Baches. Das Mädchen ließ sich langsam nach hinten fallen und schloss die Augen. Das Glücksgefühl den Wald nicht mehr sehen zu müssen hatte schon nachgegeben und leichte Verzweiflung machte sich in ihr breit. Wie sollte sie bloß nach Hause kommen? Sie hatte ja nicht einmal eine Ahnung wo und wie sie hier gelandet war. Die Traumidee kam ihr wieder in den Sinn und sie machte einen Test. In einem Traum spürte man bekanntlich keine Schmerzen. Also kniff sie sich ohne lange nachzudenken so feste sie konnte in den Bauch. Durch den Druck bohrten sich ihre Fingernägel leicht in die Haut und der Schmerzen ließ sie leicht aufkeuchen. Also schien das alles real zu sein. Trotzdem ergab dies keinen Sinn. Sie öffnete ihre Augen wieder. Der Himmel war wolkenlos und gewohnt blau. Gerade überlegte sie, was sie als nächstes tun wollte, als das Mädchen plötzlich stutzte. Sie blinzelte und setzte sich leicht auf, wobei ihren Oberkörper mit ihren Armen abstützte. Ihre Augen folgten einer Bewegung am Himmel. Sie blinzelte erneut. Das Objekt blieb. Zuerst hatte sie es für ein rotes Flugzeug gehalten, doch das Summen, das die Luft plötzlich durchströmte, ließen keine Andere Möglichkeit offen. Es war ein Insekt, ein Käfer. Ein riesiger Käfer. Und jetzt wo sie genauer hinsah, erkannte sie seine Umrisse. Ein riesiger, roter Hirschkäfer. Der Käfer schien über dem Wasser seine Kreise zu ziehen, dann ging er in einen Sinkflug. Je näher er kam, desto mehr gelang es Tsubaki die Größe des Insekts einzuschätzen. Er musste gut zwei bis drei Meter groß sein, sofern er auf zwei Beinen stehen konnte, was natürlich unmöglich war. Käfer waren Sechsbeiner. Doch langsam kam in ihr ein mulmiges Gefühl hoch. Das Tier kam auf sie zu, genau auf sie und es schien keine Anzeichen zu machen seinen Kurs zu ändern. Sie blinzelte. Und als sich ihre Augen wieder geöffnet hatten, stieß sie einen spitzen Schrei aus, sprang auf und rannte in den Wald zurück, keine Sekunde zu früh. Der Käfer hatte seine mit spitzen Zähnen besetzte Kiefer geöffnet, als er nicht mehr weit entfernt war und ein lautes Grölen drang aus dessen Kehle. Ein dumpfer Aufschlag verriet Tsubaki, dass der Hirschkäfer soeben mit seinem massigen Körper gelandet war. Sie rannte weiter, ihre Schuhe hatte sie vergessen und die Äste am Boden stachen Schmerzhaft in ihre Fußsohlen. Doch das war egal. Ihr Herz raste. Das Gebrüll der Käfers verklang nicht und noch etwas schreckliches durchzuckte die Luft. Die Bäume hinter ihr knacksten als würden sie von einer Maschine bei Seite gedrückt werden. Stampfende Schrittgeräusche folgten ihr und das Mädchen mobilisierte alle Kräfte um einfach nur wegzulaufen. Doch schon nahe wenigen Minuten spürte sie schmerzhafte Stiche in den Seiten, ihre Füße waren schon taub und ihre Hals brannte. Dann sah sie erneut Licht. Noch einmal gab sie alles. Ihre Zwei in Sport sollte nicht unverdient sein. Die letzten zwei Meter sprang sie und flog gerade zu zwischen den Bäumen nach draußen ins Licht. Doch noch im Flug verlor sie die Kontrolle ihres Fluges und landete bäuchlings auf weichem Gras. Sie schnappte nach Luft und lauschte. Nichts war zu hören, außer das Plätschern eines weiteren Baches. Noch mal Glück gehabt. Schwerfällig drehte sie sich auf den Rücken und hielt sich den Bauch. Ihre Brust hob sich schnell und heftig auf und ab um die Lunge mit Luft zu füllen. Ihre Beine waren wie aus Pudding und ihre Füße fingen nun langsam an heftig zu schmerzen. Nach wenigen Minuten setzte sie sich auf und sah an sich runter. Ihr Pyjama war total zerfetzt. Risse und Löcher bedeckten ihr Oberteil und ihre Hose und ihr linker Ärmel fehlte fast ganz. Ihre Füße bluteten leicht und Dreck bedeckte die Wunden. Als sie kriechend den Bach erreicht hatte, hing sie erneut ihre Beine ins Wasser um ihre Wunden auszuwaschen und etwas Wasser zu trinken. Das Wasser schmeckte ungewohnt. Ob es daran lag, dass es frisch aus der Natur kam? Der Nachgeschmack erinnerte sie ein wenig an Zitrone. „Was machst du hier, Mädchen?“, erklang eine ernste Stimme hinter Tsubaki. Das Mädchen unterdrückte einen Aufschrei, verschluckte sich leicht und wandte sich um. Ein Mann stand hinter ihr, aber war es ein Mann? Er sah so aus, doch das wirklich eigenartige waren seine engelhaften Flügel auf dem Rücken, der seltsame Metallhelm auf den Kopf, der sogar seine Augen verdeckte, die blauen Bänder, die an seinem Körper hängen, seine weiße Ganzkörperkleidung und der goldene Stab in seiner rechten Hand. Als der Mann Tsubakis verängstigtes Gesicht war wurden seine ernsten Gesichtszüge etwas weicher. „Ist etwas passiert?“, fragte er und klang nun sehr neugierig und sogar etwas besorgt. Sie nickte knapp und ließ ihn nicht aus den Augen. Bei fremden Männern war immer Vorsicht geboten. Der Fremde ging nun in die Knie, lächelte sanft und sagte: „Erzähl mir bitte was passiert ist. Ich bin mir sicher ich kann dir helfen. Und danach, werde ich dich sicher nach Hause schicken können.“ Bei dem letzten Wort horchte sie auf. „W-Wirklich?“, fragte sie leise. Der Fremde nickte. Tsubaki überlegte noch mal kurz, dann fing sie langsam an. Sie erzählte alles. Dass sie aufgewacht war, wie sie sich verlaufen hatte und dass der Käfer sie durch den Wald gehetzt hatte bis zu diesem Bach. Der Mann horchte aufmerksam und als das Mädchen geendet hatte nickte erneut und stand auf. „Ich verstehe. Dieser Hirschkäfer ist mir bekannt. Wegen ihm bin ich hier. Du hattest noch einmal Glück, er ist sehr gefährlich. Seine Gräueltaten reichen von Diebstahl bis Mord. Aber du brauchst keine Angst mehr zu haben. Trotzdem sollten wir verschwinden, kannst du laufen…“ Es klang als wollte er noch einen Namen dahinter setzen, doch natürlich konnte er ihren nicht wissen. „Tsubaki“, sagte sie um seinen Satz zu beenden. „Und ja, ich denke das schaffe ich.“ Der Fremde lächelte als er sagte: „Tsubaki also? Hübscher Name, meiner lautet Angemon.“ Der Name allein war schon verwunderlich, doch richtig überrascht war das Mädchen, als sie aufstand und ihre Füße völlig gesund waren. Keine Schmerzen mehr, nichts. Als wäre dies ein Zauberwasser, das Wunden heilen könne. „M-Mein Fuß…“, sagte sie überrascht. Angemon schien nicht verwundert. „Alle Quellen und Wasserstellen hier, sind für ihre Heilkräfte bekannt. Deswegen ist dein roter Käfer auch hier, er hat es geschafft sich zu heilen und nun werde ich ihn mit seiner vollen Kraft bekämpfen müssen. Aber erst bringe ich dich von hier weg, komm mit. Und du musst wirklich keine Angst vor mir haben“, fügte er hinzu, denn Tsubaki zögerte immer noch mit ihm mitzugehen. Dann aber dachte sie, dass sie doch keine andere Wahl hatte. Also folgte sie ihm. Doch mehr als ein paar Meter kamen sie nicht, denn ein Summen ließ Angemon sofort erstarren und den Stab zücken. „Versicht, Kuwagamon ist hier“, sagte er und sah sich um. „Der Kärfer?“, fragte Tsubaki ängstlich und hielt sich unbewusst an seinem freien Arm fest. „Genau der. Tsubaki, du musst mir noch einmal vertrauen. Wenn ich dir ein Zeichen gebe, rennst du zurück in den Wald und versteckst dich, verstanden?“, fragte Angemon und sie nickte. Einige Sekunden hörten sie nichts, außer einem dumpfen Aufschlagen und schwerfällige Schritte, die sich näherten. Dann, urplötzlich, war alles still. Tsubaki atmete zittrig und zitterte am ganzen Körper. „Jetzt!“, schrie Angemon und überrascht über ihre eigenen Reflexe, machte das Mädchen einen Hechtsprung zur Seite. Aus dem Augenwinkel sah sie die Bewegung. Dieses Kuwagamon war ohne Vorwarnung, mit dem Kopf voran, aus dem Wald gesprungen und hatte seine Scheren, samt Kiefer weit geöffnet. Angemon hatte den Stab neben sich fallen gelassen und mit den bloßen Händen die Kiefer gepackt. Er hatte offenbar alle Mühe die Waffen des Käfers auseinander gedrückt zu halten. Aus dem Mund des Hirschkäfers rang der Speichel und tropfte zu Boden. Die Zunge des Monsters schlug nach Angemon aus, als wollte es seine Beute erst kosten, ehe es ihn zerfleischen würde. Mit einem Schrei, als würde sich der Mann wie niemals zuvor anstrengen, schaffte er es Kuwagamon umzuwerfen. Der Käfer lag allerdings nur kurz am Boden, doch Angemon reichte die Zeit offenbar um seinen Stab aufzuheben. Mit diesem versetzte es den Hirschkäfer mehrere gezielte Schläge. Mit dem letzten und kraftvollsten schlug er dem Monster eine Schere ab. Der Käfer schrie auf vor Schmerzen. Er musste Höllenqualen leiden. Der Mann sprang zurück. Den Stab legte er weg und holte mit seiner rechten Faust aus. Diese fing seltsamer Weise an golden zu leuchten. Tsubaki, die sich hinter einem Baum versteckt hielt, weitete die Augen. Dann schlug Angemon zu, zwar in die Luft, doch aus seiner Faust schoss ein Strahl goldenen Lichts, der Kuwagamon zu verschlingen schien. Als das Licht erlosch, stand nur noch Angemon auf dem Gras. Der Käfer war verschwunden. Tsubaki kam wieder zu ihrem Beschützer. „Wahnsinn, wie haben Sie das gemacht?“, fragte das Mädchen neugierig und verwirrt zugleich. Doch ehe sie eine Antwort erhalten konnte, sah der Befragte auf und auch sie hatte es gehört. Der Schrei. Dann ertönte direkt neben ihnen ein Scheppern und Staub wurde aufgewühlt. „Er ist ausgewichen, indem er gesprungen ist“, sagte Angemon und hielt sich die Hand vor dem Mund. Tsubaki machte es ihm nach und als sich der Staub gelegt hatte, sahen sie Kuwagamon, welches vor ihnen stand. Es wirkte erschöpft und sein einzelner Scherenarm wirkte nun weit weniger bedrohlich. „Gib auf Kuwagamon. Egal was du tust, du wirst dich für deine Taten verantworten müssen. Das Urteil für dich lautet: Läuterung.“ Das Mädchen wusste zwar nicht, ob das Monster diese Worte des Mannes auch nur ansatzweise verstehen konnte, doch die Antwort schien sofort zu folgen. Der Käfer schrie wieder auf, diesmal gen Himmel, als wolle es um Hilfe rufen. Dann fing es an wie ein Leuchtkäfer zu leuchten. Das Licht war grell, trotz dunkler Farbe. „Das glaube ich jetzt nicht, es digitiert“, sagte Angemon und schien entsetzt. Ein weiterer Stampfer war zu hören und als das Licht erlosch stand an Stelle des roten, riesigen Hirschkäfers ein noch riesigerer, grauer Monsterkäfer. „W-W-Was ist das? Was ist passiert?“, fragte das Mädchen und nun versagten ihr vor lauter Angst doch die Beine und sie sank zu Boden. „Kuwagamon hat seine letzten Energiereserven gesammelt und ist zu Okuwamon digitiert“, erklärte Angemon und ging in Stellung. Tsubaki hatte zwar alles gehört, verstand jedoch kein Wort. Wieso nur passiert ihr so etwas? Wieso war sie nicht zuhause vor dem Backofen und würde Brötchen backen? Nein, eigentlich wäre sie jetzt schon draußen und würde Freunde besuchen gehen. Aber ausgerechnet sie und ausgerechnet zu der Zeit hatte sie sich in einer fremden Umgebung mit einem Ungetüm vom Insekt und einem Engel wieder gefunden. Ihre Gedanken rankten sich sehr lange um dieses Thema. Dann riss sie ein Schrei in die wahrscheinliche Realität zurück: „Tsubaki!“ Sie schrak hoch und sah auf. Angemon lag verletzt vor ihr. „Lauf weg! Schnell, ich kann ihn nicht aufhalten, dafür habe ich dir etwas Zeit verschafft.“ Sie sah zu Okuwamon. In dessen Gesicht steckte Angemons Stab. „A-Aber was… was ist mit dir?“, fragte sie und selbst wenn sie daran gedacht hätte laufen zu wollen, hätten es ihre Beine eh nicht geschafft. Angemon keuchte auf. Ein tiefer Schnitt zog sich über seine Brust, den er sich hielt. „Das ist egal, als Virus Buster ist es meine Pflicht Unschuldige bis zum Tot zu verteidigen. Mein Leben ist unwichtig, nun geh schon, los, solange du noch kannst und sieh nicht zurück!“ Doch eine dritte Stimme ließ Tsubaki erneut zusammenschrecken. Die Person, die sprach, stand genau hinter ihr und sagte: „Sehr heldenhaft, Angemon. Dumm, aber heldenhaft.“ Das Mädchen wandte den Kopf. Ein Junge stand hinter ihr, sah allerdings zu Angemon und machte ein ernstes Gesicht. Das Herz des Mädchens machte einen Hüpfer. Sie kannte ihn, endlich ein bekanntes Gesicht. „Hi-Hiroshi…“, hauchte sie fast und total erleichtert. Der Junge wandte sich ihr zu, musterte sie kurz und grinste. „So siehst du richtig süß aus Tsubaki. In zerrissenem Pyjama und dieser angstvolle Ausdruck in deinen Augen. Genau so stelle ich mir die Gesichter derer vor, die von mir gerettet werden wollen. Einen kurzen Moment.“ Hiroshi ging zwei Schritte auf Angemon zu und blieb dann stehen. Tsubakis Freude war verflogen. So hatte Hiroshi nie mit ihr gesprochen. Seid einigen Wochen ging es nun so, dass er von einem schüchternen, lieben Jungen, zu einem Rabauken und Angeber geworden war. Sie mochten diesen neuen Jungen nicht. „Dieser Schnitt, sieht übel aus. Tut weh, was?“, meinte Hiroshi und sah den am Boden liegenden Mann ausdruckslos an. Angemon sah ihn wütend, ja fast sogar zornig an. „Was kümmert dich das, Junge?“, fragte er leicht vor Schmerzen stöhnend. „Eine Menge, bevor du stirbst, will ich mein Eigentum zurück. Und stell dich nicht blöder als du bist, ich weiß genau, dass du es hast. Was hältst du von einem Handel? Du gibst es mir und ich rette dich und das Mädchen und werde sogar deine Wunden versorgen. Na?“, fragte Hiroshi und lächelte unecht süß. Angemon lachte röchelnd auf und sagte: „Für wie blöd hältst du mich, Junge? Wenn ich es dir gebe, wirst du nur wieder deine eigene Justiz ausüben und erneut das Gleichgewicht der Welt stören.“ „Wie kann man nur so dumm sein, sein eigenes Leben und das Leben eines anderen unter diese so genannte Justiz zu stellen?“, schrie der Junge und trat Angemon Dreck ins Gesicht. Dieser hustete auf. Tsubaki stand plötzlich wieder, machte einen Satz, stellte sich schützend vor Angemon und packte den Jungen an der Schulter. Ein Klatschen ertönte und ein Handabdruck zeichnete sich aus Hiroshis linker Wange ab. Dieser hatte die Augen geweitet und auch Angemon schien überrascht. „Was bildest du dir ein, hah? Wieso bist du nur so Hiroshi? Früher warst du so lieb zu mir und zu allen anderen und jetzt bist du ein… ein echtes Arschloch! Ich hasse dich!“ Den letzten Satz schrie sie so laut und schrill, dass er noch mehrere Kilometer weiter weg hörbar sein musste. Hiroshi tat nichts. Er stand einfach nur da. Dann blinzelte er, als wäre er aus einem Traum. „Du… du… du hast mich geschlagen…“, sagte er dann und betastete seine gerötete Wange. Tsubaki holte heftig Luft. Der Junge sprach weiter: „Du hast mir mal geschworen, mich niemals zu schlagen. Hast du das etwa vergessen?“ Das Mädchen sagte erst nichts, dann meinte sie trocken: „Du hattest es verdient, schon länger.“ „Vielleicht stimmt das sogar, jedenfalls…“, doch ehe einer auch nur erahnen konnte was Hiroshi sagen wollte, hatte er Tsubaki unsanft an den Schultern gepackt und drückte sie zu Boden. Erst wollte sie sich wehren, doch dann spürte sie den Luftzug und hörte das Sausen. Okuwamon hatte sich offenbar letztlich von dem Stab befreit und war in Rage und zum Kampf bereit. „Unsere Zeit läuft ab“, sagte Hiroshi als würde er eine mathematische Rechnung soeben lösen. „Recht hast du“, stimmte Angemon zu, griff in seinen Gürtel und warf dem Jungen etwas zu. Es sah aus wie ein Handy und wiederum ganz anders. Hiroshi fing das Geräte gekonnt in der Luft auf. „Geht doch. Hast wohl angefangen zu denken, was du Idiot? Aber eine Frage… wieso?“, fragte Hiroshi und das Gerät piepte kurz auf und das Display fing an zu leuchten, nachdem er es sich mit der Oberseite an die Stirn gehalten hatte. Angemon kicherte, was aber in ein husten abgeändert wurde. „Das wirst du schon noch sehen. Nun ist jemand da, der dich aufhalten kann.“, sagte er und lächelte Tsubaki an. „Keine Ahnung was du meinst aber…“, begann der Junge und ein komischer Ring bildete sich an seiner Hand. „Danke trotzdem. Nach dem Kampf bringe ich dich ins nächste Dorf, versprochen.“ Und damit hielt er sich das handyähnliche Gerät mit der Oberseite an den Ring. Es brummte laut auf, dann leuchtete das Display stärker. „DigiDNA-Code, scannen, Upload!“, rief Hiroshi und entfernte das Gerät. Tsubaki trat zurück und geriet leicht in Panik, als sich sie aus dem Nichts Flammen um Hiroshis Körper züngelten und ihn fast gänzlich eindeckten. „Was geschieht hier?“, rief das Mädchen Angemon zu und dieses antwortete betroffen: „Der Neubeginn einer Katastrophe…“ Sie sah wieder zu den Flammen. In den kurzen Lücken konnte sie sehen, wie Hiroshis Kleidung von den Flammen verzehrt wurde. Seine Mimik wurde animalischer und sein gesamtes Äußeres veränderte sich. Dann verdeckten ihn die Flammen gänzlich und die Stimme des Jungen ertönte seltsam verzerrt: „Hiroshi, Armordigitation zu Flamedramon!“ Die Flammen erloschen genauso plötzlich wie sie erschienen waren. Doch der Junge war verschwunden. Statt ihm stand ein Monster an seiner Stelle. Ein Drache, der auf zwei Beinen stand und von einer rötlichen Rüstung an Kopf, Brust, Hände, Knie und Füße bedeckt war. Tsubaki traute sich kaum zu fragen, doch dann stotterte sie: „H-Hi-Hiroshi?“ Doch der Drache ignorierte sie. „Nicht mehr“, antwortete Angemon. „Hiroshi ist zu Flamedramon digitiert. Damit wurde das Biest, erneut von der Leine gelassen.“ „Red nicht so ein dummes Zeug, blöder Engel“, meinte Flamedramon und trat langsam auf Okuwamon zu, welches leicht verunsichert schien. „Spar dir lieber deinen Atem für die Luft und überlass den großen Jungs das Kämpfen.“ Damit rannte er mit einem Kampfschrei auf den Käfer zu und sprang in die Luft. Erneut drang eine Frage in Tsubaki hoch: Was um alles in der Welt wurde hier bloß gespielt? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)