[24/7] Zwischen den Zeilen von halfJack ================================================================================ Kapitel 5: Verfehltes Ziel -------------------------- Verfehltes Ziel Lights Blick war konzentriert auf den Bildschirm gerichtet, während er eine Seite voller Text und Tabellen hinab scrollte. Die linke Hand in seinem Haar vergraben merkte er kaum, dass er unbewusst die Zähne aufeinander biss. Ein Anhaltspunkt, es musste doch irgendeinen Anhaltspunkt geben. Seufzend lehnte er sich zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und schloss für einen Moment die Augen. In seinen Schultern hatte sich ein tauber Schmerz ausgebreitet, der sich sein gesamtes Rückgrat entlangzog. Viele Stunden hatte er nun schon mit der Recherche verbracht und war dennoch keinen Schritt vorangekommen. Es war spät geworden. Alle anderen Mitglieder des Untersuchungsteams waren bereits gegangen. Ein weiterer Tag neigte sich ergebnislos seinem Ende zu. Als Light die Augen wieder öffnete, wandte er den Kopf zur Seite. Der Anblick, der sich ihm bot, überraschte ihn nicht. L hatte die Beine angewinkelt, seine Arme hingen kraftlos rechts und links von dem Drehstuhl herab und er starrte schon seit einer Ewigkeit einen unbestimmten Punkt an der Decke an. Seitdem Light das letzte Mal zu seinem Ermittlungspartner hinübergesehen hatte, war dessen Zustand unverändert. Kurzentschlossen stand er auf. Die Kette zwischen den Handschellen klirrte leise, als Light den Stuhl, auf dem L saß, herumdrehte und sich mit den Händen auf den Lehnen abstützte, um auf ihn hinab zu schauen. Dieser erwiderte den Blick ohne jegliche Regung. „Willst du einfach darauf warten, bis uns der entscheidende Anhaltspunkt entgegenfliegt?“, fragte Light mit ruhiger Stimme. „Wenn du meinst, dass du etwas findest, dann suche weiter nach Hinweisen“, antwortete L in ebenso ruhigem Ton, „niemand hält dich davon ab, Light-kun. Doch ich bin nicht bereit, diesen Felsblock den Berg hinaufzuschieben.“ „Was wir tun, ist aber keine Sisyphusarbeit.“ „Für dich vielleicht nicht.“ Angestrengt stieß Light die Luft zwischen seinen zusammengebissenen Zähnen aus und unterdrückte die Wut, die erneut in seinem Inneren hochzukochen drohte. In sachlichem Tonfall sagte er dann: „Wir beide haben mit unseren Ermittlungen an unterschiedlichen Punkten begonnen, bis sich unsere Wege schließlich kreuzten. Wir haben dasselbe Ziel und ich kann dir versichern, dass ich nicht aufgeben werde und dieses Ziel erreichen will oder beim Versuch sterbe. Wir sind nicht in einer Sackgasse angekommen, es geht noch immer weiter. Denn der Weg hört erst mit dem Gehen auf, Ryuzaki. Vielleicht führt uns schon der nächste Schritt zur Lösung. Solange müssen wir uns anstrengen.“ Die Intensität, mit der Light auf ihn einzureden versuchte, erstaunte L nicht zum ersten Mal. Dass die Theorie zutraf, Lights Verhalten wäre nur eine weitere ausgeklügelte Taktik, war mittlerweile auf eine kaum nennenswerte Wahrscheinlichkeit herabgesunken. Aber Light war Kira gewesen. Selbst wenn sie durch ihre Arbeit die nächste Marionette fingen, würde ihnen das Phantom des gottgleichen Killers entkommen. „Wir müssen uns anstrengen?“, fragte L mit annähernd ironischem Unterton. „Anstrengung lässt nur Dinge in uns leben, die nicht existieren. Es heißt zwar, der Weg sei das Ziel, aber warum sollte ich einen Pfad beschreiten, der nur ins Nichts führt?“ „Wer sagt, dass das alles sinnlos ist?!“, rief Light aufgebracht und packte im Affekt Ls Kragen. Dessen Miene blieb jedoch ausdruckslos und gab keinen Aufschluss darauf, mit welchem neuerlichen Plan er Light aus der Reserve zu locken gedachte, als er entgegnete: „Wir können Kira nur fassen, wenn er einen Fehler macht. Aber das wird nicht passieren.“ „Was meinst du damit?“, fragte Light und merkte dabei nicht, dass er fast bedrohlich klang. Doch L gab keine Antwort und wartete nur eine weitere Reaktion ab. „Ryuzaki... du glaubst doch wohl nicht, dass Kira keinen Fehler machen würde, oder? Auch wenn er sich für einen Gott hält, er ist und bleibt ein Mensch, genau wie du und ich. Wie kannst du Kira so idealisieren?“ Damit drückte Light ihn verärgert zurück in den Stuhl und ließ dessen Kragen los, bevor er sich mit einem Ruck von ihm abwandte. Die Handschellen machten es ihm jedoch unmöglich, einfach zu gehen. L betrachtete einen Moment lang Lights Rücken und ließ dann den Blick auf dessen Händen ruhen, die zu Fäusten geballt waren und leicht zitterten. „Du meinst“, sprach L schließlich leise, „weil ich denke, dass Kira keine Fehler begeht, hätte ich mir ein Idealbild von ihm kreiert?“ „Kein Mensch ist perfekt“, erwiderte Light schlicht, ohne sich umzudrehen. „Und was ist mit dir, Light-kun? Hast du denn jemals einen Fehler begangen?“ Das Zittern in Lights Fingerspitzen hatte aufgehört. Er atmete gleichmäßiger und schwieg. Wozu eine Antwort? Dass er nicht perfekt war, musste er nicht erst betonen. Deshalb fuhr L in monotoner Weise fort: „Warum stört es dich, dass ich Kira idealisiere? Wenn ich noch immer davon ausgehe, dass du Kira bist, dann wäre das doch ein großes Kompliment für dich, erst recht, da es von mir kommt.“ „Aber ich bin es nicht.“ Resignation lag in diesen Worten, von denen Light wusste, dass es sinnlos war, sie auszusprechen. „Nun, wenn das so ist...“, entgegnete L kühl, „wenn du nicht Kira bist, dann wirst du ihm wohl nicht das Wasser reichen können.“ „Was soll das schon wieder heißen?“ Light wandte sich um und starrte in Ls dunkle Augen. „Hast du denn nur Achtung vor mir, wenn ich Kira bin? Wenn ich mit meiner Intelligenz über Leichen gehe, um die kranke Vorstellung einer neuen Welt zu verwirklichen? Bin ich nur dann etwas für dich wert?“ Eiskalte Stille breitete sich zwischen beiden jungen Männern aus, während sie sich gegenseitig mit den Augen durchdrangen. Bis L sein Schweigen brach: „Beweise mir doch, dass du so gut bist wie er.“ Lights Augen weiteten sich, doch er widerstand dem Drang, ihm erneut ins Gesicht zu schlagen. Stattdessen suchte er eine Möglichkeit, um zu seinem Ausgangspunkt zurückzukehren, und meinte: „Ich dachte, wir seien ein Team. Wozu soll ich dir etwas beweisen, wenn wir eigentlich zusammenarbeiten müssten, Ryuzaki? Ich kann dir natürlich keine Vorschriften machen, aber...“ „Dann tu es nicht“, unterbrach ihn L und ging damit in keiner Weise auf den Appell ein. Währenddessen kam sich Light vor, als würde er mit bloßen Händen versuchen, eine Stahlwand zu zerkratzen, die jedoch nicht nachgab und nur seine blutigen Fingernägel abplatzen ließ. Es hatte keinen Sinn. Light ließ sich zurück auf seinen Stuhl sinken und vergrub wortlos das Gesicht in den Händen. Der Druck an seinem Handgelenk holte Light aus seinem Schlaf. Jede Nacht versuchte er seine linke Hand so zu positionieren, dass ihm nicht die Knochen wehtaten. Dennoch wurde er am nächsten Tag meist durch das kalte Metall geweckt. Er setzte sich auf. Neben ihm, am äußeren Rand des Bettes, lag L in einer dem Anschein nach unbequemen Position. Er hatte sich mit dem Rücken auf die Decke gelegt, doch seine Beine waren seitlich unter den Körper gezogen, während die gefesselte Hand auf seiner Brust ruhte und der andere Arm leblos vom Bett herabhing. Light fragte sich, ob man so überhaupt schlafen konnte. Doch diese Frage erübrigte sich, denn L war wach und starrte unentwegt die Wand an. Als Light darüber nachdachte, musste er feststellen, dass er L noch nie hatte schlafen sehen. Selbst seitdem die beiden jungen Männer keine Sekunde mehr allein waren, hatte Light niemals die geschlossenen Augen des Meisterdetektivs gesehen. Wahrscheinlich würde L erst im Moment seines Todes die Lider senken. Light wunderte sich über diesen Gedanken, der ihm überraschend gekommen war, und wischte ihn sofort beiseite. „Wollen wir aufstehen?“, fragte er vorsichtig. Doch L quittierte es nur mit einem unbestimmten Laut, weshalb Light fortfuhr: „Wenn du mich allein in einen deiner Meinung nach aussichtslosen Kampf schickst, dann solltest du mich wenigstens nicht in meiner Arbeit behindern.“ Er hatte versucht, seine Stimme anklagend und genervt klingen zu lassen, doch verfehlte es bei L seine Wirkung, der offensichtlich unbeeindruckt blieb. Dennoch bewegte er nach ein paar Sekunden seine Beine und machte Anstalten, sich zu erheben. „Bleib liegen“, änderte Light plötzlich seine Forderung, wobei er eine Hand auf Ls Schulter legte und ihn bestimmt zurück auf das Bett drückte. Dieser wandte ihm nun irritiert seine Aufmerksamkeit zu. „Auf diese Weise funktioniert es nicht“, meinte Light erklärend. Aus einem Impuls heraus ließ er sich ebenfalls in die Kissen zurückfallen und starrte, neben L liegend, zur Decke. Einen langen Moment schwiegen beide. „Ich weiß, wie du dich fühlst“, begann Light schließlich unvermittelt, „und ich verstehe auch dein Verhalten. Aber das hier ist keine Lösung. Dieser Kampf sollte erst vorbei sein, wenn der letzte Wortführer der gerechten Sache stumm ist und jeder an die neue Gerechtigkeit Kiras glaubt. Aber das tun wir nicht, oder? Keiner im Ermittlungsteam tut das, selbst Matsuda nicht. Besonders meinen Vater bewundere ich für seinen unerschütterlichen Glauben.“ Der Sohn des Polizeichefs drehte seinen Kopf zur Seite und stellte fest, dass L ihn mit seinen schwarzen Augen musterte, ohne dabei etwas von seinen Gedanken preiszugeben. Schwach lächelnd setzte Light seine Erzählung fort: „Mein Vater war mir immer ein Vorbild, ein Ausdruck der Gerechtigkeit, die ich gern verwirklichen wollte. Schon in der Grundschule habe ich versucht, mich für die Schwächeren einzusetzen, habe mich manchmal sogar geprügelt, wenn jemand schikaniert wurde. Aber allein kann man nicht viel ausrichten. Ich habe oft verloren und oft hat es mir nicht einmal die Dankbarkeit derjenigen eingebracht, denen ich helfen wollte.“ „Du fandest es ungerecht“, kommentierte L die Worte seines Partners, „aber so sind die Menschen nun einmal. Ob man Täter oder Opfer ist, sagt nur etwas über die eigene Rolle aus, nichts über den Charakter.“ „Ja, die Menschen sind so. Einer wie der andere“, murmelte Light, während er die Hände hinter seinem Kopf verschränkte, „so gesehen ist die Welt voll von Leuten, die...“ Eine plötzliche Erinnerung drängte sich Light auf, doch vermochte er nicht, sie zu greifen. Die Erinnerung schien nicht mehr als ein Traum zu sein, den man am Morgen schon vergaß und der den eigenen Gedanken schneller entglitt, je stärker man ihn festzuhalten versuchte. „Light-kun?“ Der Angesprochene kehrte in die Realität zurück und merkte, dass er nun vollends den kleinen Fetzen der Vergangenheit verloren hatte. Doch war es überhaupt wichtig gewesen? „Ich muss zugeben“, gestand Light, „dass ich mittlerweile immer abwäge, ob das Eingreifen in eine Situation sinnvoll ist oder nicht. Meist lasse ich es bleiben, wenn es eindeutig aussichtslos erscheint, denn wenn ich unterliege, gäbe es keinerlei Grund mehr für mein Handeln.“ „Und dann hättest du dich umsonst geopfert.“ „Genau das ist eine Form der Sinnlosigkeit, vor der wir auch jetzt wieder stehen“, bestätigte Light, „darum glaube mir, Ryuzaki, dass ich zumindest in Ansätzen weiß, was in dir vorgeht.“ „Ist das so? Dann frage ich mich, wie sich völliges Versagen in Ansätzen anfühlt.“ Ein ungewohnter Sarkasmus klang aus Ls Stimme heraus. Er hatte den Blick wieder zur Decke über ihren Köpfen gerichtet und biss allem Anschein nach verärgert auf seinem Daumennagel herum, obwohl seine Mimik kaum Aufschluss über seinen emotionalen Zustand gab. „Bist du sicher, dass du weißt, wie sich das Versagen kurz vorm Ziel anfühlt? Es fehlte nur noch ein kleines Stück und der Fall wäre gelöst gewesen. Ich hasse es, zu verlieren.“ Light merkte, dass Ls rechte Hand sich neben dessen Körper verkrampfte. „Aber diesmal war es mehr als demütigend. Als Kira könntest du jetzt wirklich über mich lachen.“ „Darum geht es doch gar nicht!“ Light hatte sich wieder aufgesetzt und schaute eindringlich auf L hinab. „Es geht nicht immer ums Gewinnen oder darum, außergewöhnliche Leistungen an den Tag zu legen. Man muss einfach nur so viel tun, wie man kann! Es ist gerecht, sein Leben so gut wie möglich zu leben und den Menschen im Umfeld zu helfen. Niemand muss versuchen, die Welt zu verändern.“ Dieses Mal glaubte Light in Ls Augen eine Frage zu sehen: Denkst du wirklich so? Gerade du? „Wenn man nicht dazu in der Lage ist“, fuhr Light energisch fort, um sich selbst davon zu überzeugen, „dann muss man auch nicht alles Schlechte ändern, um gerecht zu sein, sondern nur die kleine Welt verbessern, in der man selbst lebt. Aber du... du bist L, du bist der weltbeste Detektiv und wirst es wahrscheinlich als einziger schaffen, Kira dingfest zu machen. Verstehst du das? Du hast eine Verantwortung zu tragen, die du vor vielen Menschen und vor dir selbst rechtfertigen musst.“ L zeigte keinerlei Reaktion. Seufzend schlug Light die Beine übereinander und starrte auf die Handschelle an seinem linken Arm, bevor er mit ruhigerer Stimme sagte: „Man kann auf den Sinai steigen und dort in den Wolken weilen, um auf eine Eingebung zu warten; aber man muss dann auch mit Gesetzestafeln in der Hand herunterkommen.“ „Du meinst, dass ich früher oder später zu meiner Arbeit zurückkehre?“, fragte L ebenso ruhig. „Ich weiß, was das bedeutet. Selbst wenn ich jetzt resigniere, muss ich irgendwann wieder aktiv werden. Denn die Welt will eine Leistung sehen.“ Mit diesen Worten wandte sich L ab, drehte sich auf die Seite und zog die Beine an seinen Körper. Light betrachtete ihn noch einen langen Moment, bevor er nach dem Hörer des Telefons griff, das neben dem Bett auf dem Nachttisch stand. Er würde Matsuda darum bitten müssen, ihm einen Laptop aufs Zimmer zu bringen. Denn wie es aussah, würde sich L nicht so bald wieder bewegen. Die nächsten drei Stunden waren nur vom leisen klackernden Geräusch erfüllt, welches Lights geschäftige Finger auf der Tastatur des Laptops verursachten. Nun allerdings begann seine Arbeit an Beständigkeit zu verlieren. Langsam gingen ihm die Ideen aus, Elan und Konzentration ließen nach, bis er schließlich erschöpft den Laptop zuklappte und beiseite legte. Als Light sich, auf dem Bett sitzend, an die Wand in seinem Rücken lehnte und den Blick durch das Fenster nach draußen schweifen ließ, veränderte L zum ersten Mal seit jenen drei Stunden seine liegende Position. Er drehte sich auf den Rücken und hob die rechte Hand gerade über seinen Kopf, wobei die Metallfessel den dünnen Unterarm hinabrutschte. L schaute an seinen langen Fingern vorbei zur Decke. Durch die Bewegung war das weiße Oberteil verrutscht, sodass ein paar Zentimeter seines flachen Bauchs freilagen. Light starrte gedankenversunken auf Ls Beckenknochen, der unter seiner nackten Haut zum Vorschein kam. „Wollen wir uns von Matsuda etwas zu essen bringen lassen?“, fragte Light, da ihm selbst eingefallen war, dass sie an diesem Tag noch nicht einmal ans Frühstück gedacht hatten. „Wieso nicht“, entgegnete L gelangweilt, „für irgendetwas muss er ja zu gebrauchen sein.“ „Du scheinst keine allzu hohe Meinung von ihm zu haben.“ „So würde ich das nicht sagen“, erwiderte L, während sein rechter Arm über seinem Kopf leicht hin und her schwankte. „Matsuda ist nur dummerweise ein Faktor, den man schlecht berechnen kann.“ „Das stimmt.“ Light konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken. „Nichtsdestotrotz ist es von Vorteil, einen solchen Ermittler in der Sondereinheit zu haben. Bei ihm könnte ich mir auch niemals vorstellen, dass er Kira ist.“ „Nein, das sicher nicht. Anfangs hatte ich vor, dem gesamten Team ein paar Tests aufzuerlegen, um ihre Ehrlichkeit und Loyalität zu überprüfen. Aber ich verlor relativ schnell das Interesse daran.“ Zuerst wollte Light ihn mit der Frage konfrontieren, warum er trotz allem nicht das Interesse an ihm, dem vorbildlichen Schüler und Ermittlungspartner, verloren hatte. Mitten im Atemzug hielt er jedoch inne, da er wusste, dass er dadurch nur eine fruchtlose Diskussion provozieren würde. Stattdessen meinte er: „Als Manager ist Matsuda sehr gewissenhaft und glaubwürdig. Vor kurzem hat er den Vertrag für Misa bestätigt, damit sie in Nishinakas neuem Film mitspielen kann. Sie wird nun viel mit den Dreharbeiten beschäftigt sein, weshalb Matsuda im Moment kaum die Aufgabe hat, neue Aufträge an Land zu ziehen.“ „Dann hat er also zumindest für solche Dinge Zeit, die er nicht ins Chaos stürzen kann.“ „Wie unser Essen zum Beispiel. Matsuda wird nachher mit Misa hierher kommen. Was möchtest du denn? Mochis vielleicht? Oder gezuckerte Mandeln...?“ „Da kennst du mich aber schlecht.“ Endlich richtete sich L auf. Seine Lippen umspielte sogar fast ein Lächeln, als er dem verwunderten Blick seines Partners begegnete. „Auch wenn ich den Geschmack dieser Süßigkeiten mag, esse ich sie nicht allzu gern, weil sie so kleben. Wie man sie auch anfasst, der Zucker bleibt beispielsweise bei den Mandeln an den Fingern hängen. Kekse dagegen krümeln bloß, das ist nicht weiter schlimm. Komplette Schokoladenkekse sind wiederum problematisch, es müssen schon Stellen frei sein, die sich mit Daumen und Zeigefinger festhalten lassen.“ Die Verblüffung stand Light offen ins Gesicht geschrieben, doch ein paar Sekunden später musste er bereits lachen. Für diesen Moment war jene Resignation, die in letzter Zeit immer häufiger Besitz von ihm ergriffen hatte, in den Hintergrund getreten. Light fragte sich, ob sein Partner ihn beabsichtigt aufmuntern wollte. Mit unerschütterlichem Ernst in der Stimme hörte er L jedoch sagen: „Ich möchte Taiyaki haben, aber ohne Bohnenmus, fünfzehn mit Vanillecreme und fünfzehn mit Schokoladencreme.“ Sofort hörte Light zu lachen auf. „Das ist nicht dein Ernst, Ryuzaki. So viele...?“ „Wenn es um so etwas geht“, entgegnete L kühl, „mache ich keine Scherze. Das solltest du eigentlich wissen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)