Ehre und Stärke III : Maats Flügel von Tatheya (oder: Gundam Wing goes Ancient Rome) ================================================================================ Kapitel 40: ------------ Disclaimer: Gundam Wing und die Charaktere gehören nicht mir sondern Sunrise und Bandai. Ich verdiene auch kein Geld mit dieser Geschichte. Kommentar: Das letzte Kapitel von ‚Ehre und Stärke: Maats Flügel‘! Vielen Dank an alle, die dieser Story so unerschütterlich die Treue halten! Manche sind ja von Anfang an mit dabei, manche sind später dazugestoßen. Ganz egal, euch vielen, lieben Dank! Ohne eure Kommentare, Fragen und Anregungen wäre mit Sicherheit nach Teil 1 Schluss gewesen! Ich bin gespannt was ihr nach diesem Kapitel sagen werdet, denn eine ganz wichtige Sache wird in Kapitel 40 aufgedeckt... Manche von euch waren auf der richtigen Spur. ;) Und ja, natürlich wird es einen vierten Teil / Staffel geben! Kapitel XL Zechs fühlte sich unwillkürlich in seine Kindheit zurückversetzt wie er hier mit Sally im schlammigen Grund des Kräutergartens der Villa herumstapfte. Der Matsch gab quietschende Geräusche unter seinen nackten Fußsohlen von sich und Zechs konnte nicht umhin als zu grinsen. Sally hatte ihre lange Tunica hochgebunden und stand bis zu den Knöcheln in der feuchten Erde. Mit sorgenvollem Gesicht musterte sie die Heilpflanzen. Es hatte in der vergangenen Nacht ein starkes Sommergewitter gegeben und der viele Regen hatte die meisten der zarten Pflänzchen zerschlagen oder unter Wasser gesetzt. Zechs und Sally waren daran die verbliebenen Reste zu ernten, damit sie Sally verarbeiten konnte. Zum Glück war Sallys Vorrat an Heilpflanzen und sonstigen Materialien, die sie für die Versorgung der ihr anvertrauten Menschen benötigte, gut bestückt. Doch noch so ein Gewitter würde auch den Bauern und dem reifenden Getreide auf den umliegenden Feldern großen Schaden anrichten. Sie arbeiteten schweigend bis Zechs glaubte die charakteristischen Geräusche mehrerer sich nähernder Pferde und Soldaten wahrzunehmen. Auch Sally richtete sich auf als sie seinen fragenden Gesichtsausdruck bemerkte. „Hörst du es?“ Sie lauschte angestrengt, dann nickte auch sie aufgeregt. Zechs spürte eine Welle der Freude mit einem nicht gerade geringem Anteil von Erregung. Eine solche Anzahl von Pferden und römische Soldaten konnte nur eines bedeuten: Treize war zurück! „Aber es gab keine Boten“, gab Sally zu bedenken und stellte ihren Korb auf einem Baumstumpf ab während sie ihre Füße aus dem Schlamm befreite. Ja, es hatte keine Boten gegeben, doch die ein oder andere Nachricht, dass der Feldzug in Dalmatia beendet war. „Ich gehe nachsehen.“ Hörte man ihm die Freude darüber an? Und warum konnte er nicht aufhören zu grinsen bei dem Gedanken Treize endlich wieder gegenüberzustehen? Sein Herz klopfte wie nach einem anstrengenden Kampf und er vermochte seine Beine kaum ruhigzuhalten. Sobald er das Mäuerchen umrundet hatte, das den Kräutergarten von dem übrigen Park trennte, begann er zu rennen und atemlos stand er wenig später an der marmornen Treppe, die direkt zu der großen Terrasse hinaufführte, die direkt hinter der Villa angelegt war. Zechs hörte das aufgeregte Geschwätz der Sklaven. Es erinnerte ihn unwillkürlich an einen Vogelschwarm. Mit Sicherheit war Treize von seinem Feldzug heimgekehrt, warum sonst sollten die Sklaven so außer sich sein. Sie alle hatten nichts davon gewusst und jetzt musste die Villa schnellst möglich für ihren Herren vorbereitet werden. Ganz zu schweigen von einem üppigen Essen und dem Badehaus. Treize nahm gerne ein Bad, wenn er zurückkehrte. Gerade setzte Zechs einen Fuß auf die erste Stufe der Treppe als er Treizes Stimme hörte. Sein Herzschlag beschleunigte sich nochmals, auch wenn Zechs dies kaum für möglich hielt, und ein wohliges Gefühl machte sich in seiner Magengegend breit. Endlich! Endlich war er zurück! Es war kein Tag vergangen an dem Zechs nicht an diese letzte Nacht zurückgedacht hatte. Und wie oft war er aus seinen Träumen in der Nacht aufgeschreckt und hatte nur an diese Berührungen und sinnlichen Küsse gedacht, die er mit Treize vor dessen Abschied ausgetauscht hatten. Er hob den Kopf und schirmte seine Augen mit der Hand vor den Sonnenstrahlen ab. Oben auf der Treppe konnte er eine imposante Gestalt ausmachen: Treize, angetan in seiner vollen Rüstung. Er hatte ihn noch nie in der dieser für die römischen Offiziere charakteristischen Rüstung gesehen. Eigentlich ein komischer Zufall. Er hatte Treize schon in allen möglichen Roben und Tunicen gesehen, sogar den traditionellen ägyptischen Kleidern mit all dem Schmuck und der Schminke. Doch noch nie in der Rüstung der Legionäre: Der Schurz aus den mit Metall beschlagenen Lederstreifen, darüber der Bronzepanzer, der wie ein männlichen Torso gestaltet war. Seinen Helm mit dem längst verlaufenden Kamm aus rote gefärbten Pferdehaar, hielt er noch in der einen Hand als ob ihn Treize gerade erst abgesetzt hatte. Treize hatte ihn ebenfalls gesehen und kam die Treppe hinab. Er lächelte auf eine ehrliche, offene Art, die selten war für den römischen Konsul. Nachher wurde Zechs bewusst, dass es schon merkwürdig war, dass ihm zuerst Treizes Lächeln und erst dann der Brustpanzer aufgefallen war. Fassungslos heftete sich sein Blick auf das fragliche Teil der prächtigen Rüstung. Jegliches Gefühl der Freude verdorrte wie ein zartes Pflänzchen unter dem unerbittlichen Licht der Sommersonne. Sein Innerstes war nur noch eine schmerzhaft zusammengeknotete Masse wo doch noch wenige Augenblicke zuvor überbordende Freude in ihm geherrscht hatte. Zechs vermochte kaum zu atmen, doch dieses Mal nicht aus Erregung. Noch immer starrte er auf den Brustpanzer: Die drei Köpfe... Löwenköpfe. Es waren Löwenköpfe, damals in Germanien hatte er die Tiere nicht erkannt. Doch ihre Form hatte sich in sein Gedächtnis gebrannt. Ebenso wie Lucrezias Gesichtsausdruck. Sie hatten den römischen Reiter nicht kommen gehört und Zechs verzweifelter Schrei hatte sie zu spät erreicht. Ihm war als ob er nicht unter der warmen, römischen Sonne stand, sondern wieder auf jenem kalten, feuchten Schlachtfeld in Germanien, mitten einem Wald, nahe eines Flusses, der für zahlreiche Germanen zu einem nassen Grab geworden war. Er hörte wieder das Klirren der zahllosen Schwerter, die im Gefecht aneinander geschlagen wurden. Der Sirren der Bögen und das Wiehern der Pferde, das Trommeln ihrer Hufe. Die gefürchtete Kavallerie, die die Hälfte der Germanen niedergemetzelt hatte. Treize hatte die Reiterei angeführt. Zechs hatte den Römer nicht erkannt, dessen Schwert sich so erbarmungslos und schnell in Lucrezias Hals geschnitten hatte. Doch diese drei Löwenköpfe auf der Brust des Reiters, sie hatten ihn höhnisch angelächelt. Bei Odin und seinen Töchtern! Er hatte Rache geschworen, er hatte Lucrezias Tod rächen wollen! So wie es ihm möglich gewesen war hatte er sich über die Offiziere erkundigt, die damals in Germanien gedient hatten. Hatte er damals nicht sogar Wufei gefragt, ob diesem das Wappen mit den drei Löwenköpfen bekannt war? Und jetzt nach all dieser Zeit, ausgerechnet jetzt, stellte sich heraus, dass es Treize war, auf den sich diese Rachegelüste gerichtet hatten. „Zechs?“ Zechs wusste nicht, wie oft ihn Treize schon angesprochen hatte. Er hörte nichts mehr, sah nichts mehr... nur noch diese drei goldenen Löwenköpfe. Treize! Treize hatte Lucrezias getötet. Dies war der letzte klare Gedanke, der sich in eiskalter Unerbittlichkeit in seinen Kopf bohrte. Er wandte Treize den Blick zu und das Lächeln auf den Zügen des Konsuls war für Zechs nur noch eine höhnische Fratze. Wahrscheinlich hatte Treize es die ganze Zeit gewusst und sich an Zechs' Unwissenheit geweidet. Hatte sich einen Spaß daraus gemacht Zechs zu verführen, nur um ihm dann diesen Schock zu verpassen. Treize sprach irgendetwas und Zechs musste sich unter der Aufbringung all seiner Willenskraft beherrschen, dass er Treizes Arme nicht wegschlug, die der Konsul nun um seine Schultern legte. „Ich wollte dich überraschen, deshalb keine Boten“, raunte Treize leise, die Worte nur für Zechs' Ohren bestimmt. „Überraschen!“ „Ja“, Treize sah ihn prüfend an. Doch bevor er nachfragen konnte, was es mit Zechs' Verhalten auf sich hatte, eilte Duo an die Seite seines Herren. „Verzeiht Herr, das Badehaus ist noch nicht genügend aufgeheizt. Ihr müsst wohl mit der Quelle vorlieb nehmen, oder noch etwas warten.“ „Die Quelle wird genügen. Danke Duo.“ Treize löste den roten Umhang von den Schlaufen, die auf dem Panzer an den Schultern angebracht waren und übergab ihn Duo. „Den Rest kann ich selbst.“ „Wie ihr wünscht, Herr. Ich lasse euch sogleich frische Kleidung zur Quelle bringen.“ Duo verneigte sich, doch nicht ohne Zechs zuzuwinken. Doch Zechs erwiderte die freundschaftliche Geste nicht. „Kommst du mit?“ Erst jetzt gelang es Zechs ein kleines Lächeln aufzusetzen und zu nicken. Seine Hände verschränkte er hinter dem Rücken, denn sie zitterten wie Espenlaub. „Ich komme gleich nach.“ „Gut.“ Treize musterte ihn noch einmal von oben bis unten, konnte aber wohl nichts verdächtiges oder merkwürdiges an Zechs Haltung ausmachen. Also ging er die Treppe in den Park hinab und war bald zwischen den Bäumen verschwunden. Zechs konnte sich später nicht mehr erinnern wie er die Treppe hinauf ging und dort das Kurzschwert ergriff, das achtlos auf dem Polster eines Diwans lag. Es war Treizes Schwert, der Konsul hatte es mit Sicherheit abgeschnallt bevor er Zechs gesucht hatte. Keiner der übrigen Diener war hier, auch nicht Heero, der mit Sicherheit ebenfalls zurück war. Also eilte er wieder die Treppe hinab und verfolgte mit schlafwandlerischer Sicherheit den Weg, der ihn immer tiefer in den Wald führte bis zu jener Felsengrotte, die Handwerker eigens für Treize errichtet hatten. Dort wo sich warmes, schwefelhaltiges Wasser, das tief unterhalb der Erde lag, sich mit dem frischen Nass der zahlreichen Bergflüsse vermischte. Immer wieder verschwamm der Weg vor Zechs' Augen, doch erst als er die Grotte beinahe erreicht hatte, wurde ihm klar, dass es Tränen waren, die ihm die Sicht nahmen. Warum weinte er? Er sollte froh sein, dass er seine Gefährtin endlich rächen konnte. Und dann war er frei, denn wenn Treize tot war, war auch er frei. Er konnte gehen! Jetzt hörte er bereits das Plätschern des Wassers, das aus den Felsen trat. Treize hatte seine Rüstung achtlos vor der Grotte abgelegt. Gerade in diesem Moment fiel ein Sonnenstrahl auf die vergoldeten, drei Löwenköpfe. Genau wie damals, damals in Germanien. Gerade noch rechtzeitig verbarg Zechs das Schwert hinter seinem Rücken. „Wieso so schüchtern?“, lachte Treize und drehte sich halb zu ihm um. Er stand unter dem Wasserstrahl und streckte sich genießerisch. „Als ich fortging, da wolltest du mehr, warum...“ Jedes weitere Wort blieb ihm buchstäblich in der Kehle stecken. Weit aufgerissene Augen suchten Zechs' Blick. Ihr Blau spiegelte vor allem Fassungslosigkeit und unendliche Enttäuschung wieder. Zechs' Hände wollten sich nicht von dem Griff des Schwertes lösen, das jetzt in der Brust des Konsuls steckte. Warmes, frisches Blut floss neben der Klinge im Takt des Herzschlags aus der Wunde und über Zechs‘ Hände. Und doch waren Zechs' Finger wie in Eiswasser getaucht. „Warum...“, es war ein letztes leises Stöhnen, das Treize über die Lippen kam, dann versagten ihm seine Knie den Dienst. Er sank gegen Zechs und klammerte sich aus Reflex an den Körper vor ihm. Seine Händen krallten sich in Zechs' Oberarme und das frische Blut tränkte Zechs' Tunica. Doch schon bald reichte Treizes Kraft auch hierfür nicht mehr aus und er fiel zu Boden. Zechs fühlte nichts, nur eine unmenschliche Kälte, die nun auch sein Herz ergriff. Er blickte nicht einmal mehr auf Treize hinab, sondern stürzte davon. Er rannte, stolperte über Wurzeln, kam zu Fall und rappelte sich wieder auf. Zechs kannte diesen Teil des Waldes nicht, wusste nicht, in welche Richtung er unterwegs war, aber das störte ihn auch nicht. Er war ohnehin zu keinem klaren Gedanken fähig, purer Instinkt – wie bei einem wilden Tier – ließ ihn laufen. Ließ es ihn nicht bemerken, dass das Blut an seinen Händen und der Tunica anfing zu trocknen und zu jucken. Wieder verfingen sich seine Füße im Unterholz doch dieses Mal schlug er nicht auf weichen Waldboden auf, sondern landete auf den Pflastersteinen einer römischen Straße. Er hob benommen den Kopf und blickte auf Füße, die in Sandalen steckten. Ganz charakteristische Sandalen, die eines Legionärs. Irgendjemand redete ihn auf Latein an, doch Zechs verstand die Worte nicht. Oder wollte es vielleicht auch gar nicht verstehen. Sie musste ihn für einen Sklaven halten, seine blonden Haare, sein Unvermögen zu sprechen. Wahrscheinlich dachten sie, er wäre ein Germane, der vor seinem Herren türmte. So falsch war es ja gar nicht. Der Soldat packte ihn bei den Haaren und zerrten Zechs über die Straße. Jetzt sah er etliche Hufe und Räder von Karren, zwischen die sie hindurchgingen. Merkwürdig, dass es Zechs nicht einmal mal interessierte. Eben noch war unermüdlich durch den Wald gerannt, aber jetzt fühlte er sich nur noch ausgelaugt und zerschlagen. Seine Kräfte waren erschöpft, selbst wenn er es gewollt hätte, er hätte sich nicht mehr wehren können. Zumal nicht gegen eine solche Übermacht. Es schien als ob er in einen Versorgungszug der Armee geraten war. Eine Stimme bellte einen harschen Befehl und der Soldat an Zechs‘ Seite hielt inne. Die Stimme, kannte er sie nicht? Zechs hob den Kopf. Direkt vor ihm auf einem prächtigen Pferd saß niemand anderer als Marcus und lächelte höhnisch. ~ ENDE ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)