Ehre und Stärke III : Maats Flügel von Tatheya (oder: Gundam Wing goes Ancient Rome) ================================================================================ Kapitel 31: ------------ Disclaimer: Gundam Wing und die Charaktere gehören nicht mir sondern Sunrise und Bandai. Ich verdiene auch kein Geld mit dieser Geschichte. Kommentar: Viel Spaß beim neuen Kapitel, in welchem Treize doch Zechs glatt an die Wäsche geht.^^ Kapitel XXXI Nach dieser erkenntnisreichen Nacht hatte Zechs geglaubt, dass Treize wieder zu seinem gewohnten Selbst gefunden hatte. Fast hatte er damit gerechnet, dass er am nächsten Morgen aufwachen würde, nackt und Treize – ebenfalls nackt – nahe daran genau jene Dinge zu vollziehen, die Zechs sich bis jetzt nur in seinen geheimsten Träumen ausgemalt hatte. Und Zechs wusste nicht, was erschreckender war: Die Tatsache, dass Treize ihn am Morgen mit einigen knappen Worten weggeschickt hatte. Er hatte ihn aus seinem Gemacht geschickt! Oder die Tatsache, dass er, Zechs, in der Tat enttäuscht darüber war. Enttäuscht! Verflucht seien die Göttinnen. Treize blieb den Rest des Tages in seinem Zimmer und in den nächsten zwei Tagen sah man ihn entweder im Garten am Rosenteich oder im Schatten einer Sykomore sitzen. Lediglich eine von Merenptahs Katzen leistete dem Konsul Gesellschaft. Das Tier hatte sich bald schon zu seinen Füßen zusammengerollt und irgendwann hatte Treize es im Arm gehalten und ihr gedankenverloren das Ohr gekrault. Sally und die anderen waren zu sehr damit beschäftigt ihr Wiedersehen und das süße Leben in Ruhe und Frieden zu genießen. Es schien als ob einzig Zechs sich Sorgen um Treize machte. Natürlich kümmerte sich Sally um die Wunden, die Treize von seinem letzten Abenteuer davongetragen hatte, doch als Zechs sie auf Treizes Verhalten ansprach, zog sie hilflos die Schultern nach oben. Wenn Treize vorsichhinbrüten wollte, dann sollte er dies tun, das waren ihre Worte gewesen. Also blieb es wohl wieder einmal an Zechs hängen sich um Treize zu kümmern. Was hatte der Konsul eigentlich getan bevor er Zechs aus Germanien mit nach Rom verschleppt hatte? Dabei war Treize so euphorisch gewesen als er von Zechs‘ Vision gehört hatte. Warum also nun diese Grübeleien? Zechs hatte versucht Treize in ein Gespräch zu verwickeln als er von den fünf Männern in der Wüste erzählt hatte. Von ihren Visionen und den geheimnisvollen, mystischen Waffen, die sie an Heero und Duo, Quatre und Trowa verteilt hatten. Dass Duo glaubte, die letzte Waffe müsse wohl Wufei zugedacht sein, entlockte Treize dann doch noch ein wehmütiges Lächeln. Ganz so ein Lächeln, das man erwarten würde, wenn jemand an einen früheren Geliebten dachte. Dass ihm dieses Lächeln so sehr schmerzen würde, hätte Zechs nicht erwartet. Ganz und gar nicht. Er glaubte noch immer nicht an Treizes Deutung der Vision, die Zechs dazu veranlasst hatte zurückzukehren. Dass es kein Blut gewesen sein sollte, dass das Gesicht des Konsuls rot gefärbt hatte, sondern der Farbstoff einer Pflanze, die fest zum Ritual der Kaiserkrönung gehörte. Immerhin schien Treize nun fest entschlossen zu sein den römischen Thron zu besteigen. Den Kaiser würde es freuen, Marcus hingegen mit Sicherheit nicht. Aber was kümmerte Zechs das. Es genügte, dass sich Treize über diese Dinge den Kopf zerbrach., So wie er es heute schon wieder tat. Unauffällig ließ sich Zechs am anderen Ende des Weges nieder, der um den Rosenteich herumführte, und beobachtete Treize, der gedankenverloren mit der Katze spielte. Legte sich der Konsul einen Schlachtplan zurecht? Überlegte er welche Senatoren auf seiner Seite standen und wer seine Feinde waren? Dachte er daran, wie er seine illegitime Tochter vor Marcus und dessen Schergen schützen konnte, wenn Treize offen nach der Thronfolge griff. Alles in allem wäre es Zechs bedeutend lieber gewesen Treize würde ihn in diese Überlegungen mit einbeziehen. Isisnofret, Merenptahs Frau, schritt geradewegs auf Treize zu. Im Schlepptau eine Dienerin, die einen Schirm trug, um die zarte Ägypterin vor den Strahlen Res zu beschützen. Ihr Bauch zeigte nun die ersten leichten Rundungen einer weiteren Schwangerschaft und sie war sichtlich stolz darauf ihrem Mann ein weiteres Kind schenken zu können. „Nedjem“, schnurrte sie und ließ sich ungezwungen gegenüber Treize auf dem Gras nieder. Zechs sah wie Treizes Mundwinkel sich zu einem Lächeln verzogen. Zechs hatte bis jetzt immer nur geglaubt Merenptah wäre der Einzige, der diesen lächerlichen Kosenamen benutzte. Er würde nie auf die Idee kommen, Treize als ‚den Sanften‘ zu bezeichnen. „Du bereicherst doch immer mein Leben, wenn du hier in Ägypten weilst“, bescheinigte sie dem Römer, grinste und deutete mit der Hand auf den Weg, der zum Nil und dem kleinen Holzsteg herabführte. Dort schlenderte gerade der junge Perser zwischen den Ziersträuchern hervor und wie ein zahmes Hündchen folgte ihm niemand anderer als Merenptah. Zechs fand es äußerst bemerkenswert, dass Isisnofret dies so humorvoll nahm. Die Frauen seines Volkes... unwillkürlich schnaubte Zechs auf. Lucrezia hätte ihn eigenhändig erwürgt, wenn er vor ihren Augen mit einer anderen Frau angebandelt hätte. „Das war zu erwarten gewesen“, bemerkte Treize ziemlich selbstzufrieden und händigte Isisnofret die Katze aus. „Du darfst mir gerne dafür danken.“ Sie lachte und beugte sich nach vorn um ihn auf die Wange zu küssen. „Wo andere Männer nur zu gerne mit mir ins Bett gehen würden, hast du mich schon immer wie eine Schwester behandelt. Bin ich ihr denn so ähnlich?“ „Nein, es ist nur... Aurelia wäre jetzt so alt wie du.“ Zechs wagte kaum noch zu atmen bei diesen Worten, die er da vernahm. Jetzt fiel es ihm wieder ein,m Treize hatte eine Schwester gehabt, die jung verstorben war. Er hatte ihn noch nie darüber reden hören und die Diener in Rom hatten ihm keinerlei Auskünfte darüber erteilten wollen oder dürfen. Doch Treizes Stimme war bei diesen Worten völlig frei von Bitterkeit. Noch zu gut erinnerte sich Zechs an die alten Gemächer der Familie Khushrenada in ihrer Villa in Rom. Keinem der Sklaven, von Duo einmal abgesehen, auch keinem Gast war es gestattet gewesen diese Räume zu betreten. Man hatte sogar Zechs extra davor gewarnt. Die bedrückende, traurige Stimmung, die von diesen Räumen ausging, hatte Zechs kaum ertragen können als er sie dann nun doch einmal betreten hatte. Treize hatte sich selbst damit gefoltert, dass er immer noch in diesen Gemächern schlief und so jederzeit an die Tragödien erinnert wurde, die seine Familie heimgesucht hatten. Doch jetzt klang er so als ob er endlich Frieden mit seiner Vergangenheit und seinen verstorbenen Eltern und der Schwester geschlossen hatte. Zechs gönnte es ihm von Herzen und er dankte den Ahnen dafür. Isisnofret Sklavin starrte nun schon geraume Zeit zu ihm herüber. Sie befürchtete wohl, dass er das Gespräch ihrer Herrin und Treize belauschte. Als die Ägypterin schließlich darauf aufmerksam wurde, konnte er nicht anders als ihr und Treize Gesellschaft zu leisten. Peinlicherweise wies Treize dann auch noch die Sklavin an ihre Position zu wechseln, so dass Zechs nun ebenfalls durch den Schirm geschützt war. Zechs‘ Haut hatte sich schon wieder begonnen zu röten. Er war diese unnachgiebige Hitze immer noch nicht so recht gewohnt, wenn er sich den je daran gewöhnen würde. Doch dieses Mal hätte sich Zechs wohl nicht mehr dagegen gewehrt, wenn Treize die verbrannte Haut eigenhändig mit Aloe behandelt hätte. Nur mit Mühe unterdrückte Zechs bei diesen Gedanken einen wohligen Schauer, der über seinen Rücken hinwegfegte. Aber weder Isisnofret noch Treize schienen es bemerkt zu haben, denn ihr Gespräch wandte sich nun den neuesten Klatschgeschichten Thebens zu und bald schlief Zechs darüber beinahe ein. „Du wirst nach Rom zurückkehren?“ Dieses Gesprächsthema weckte sogleich wieder Zechs‘ Aufmerksamkeit. Treize nickte: „Bald. Soll ich Bagoas mitnehmen?“ „Untersteh dich, ich möchte mich auch mit ihm vergnügen.“ Diese Worte trieben Zechs die Schamesröte ins Gesicht, was Isisnofret vergnügt in die Hände klatschen ließ und die Katze verscheuchte, die es sich bis dahin auf ihrem Schoß gemütlich gemacht hatte. „Wer sagt denn, dass nur zwei Menschen ein Bett miteinander teilen können?“, zwinkerte sie ihm provokant zu. Zechs riss die Augen auf und starrte sie entgeistert an. „Er ist tatsächlich noch so unschuldig.“ Isisnofret lachte noch lauter und Treize schmunzelte, sagte jedoch nichts und lockte wieder die Katze zu sich. „Ich hörte schon, dass du recht unerfahren bist in diesen Dingen“, nickte Isisnofret nun verständnisvoll. ‚Und ich glaube, das ist auch besser so‘, doch Zechs hütete sich dies laut zu sagen. Stattdessen rutschte er nur unbehaglich auf seinem Platz herum. Und von wem hatte sie dies erfahren? Sicher nicht von Treize. Oder doch? Womöglich Sally und Une? Die drei Frauen waren ja gute Freundinnen geworden. „Das ist geradezu ein Wunder bei deiner Gesellschaft, Treize! Wirst du ihn nicht in die Sache einweisen?“ Jetzt ging diese kleine, zierliche Ägypterin aber zu weit! Jedoch war Zechs viel zu entsetzt, um zu protestieren. Germanische Frauen waren in diesen Dingen nicht so selbstbewusst und diese ägyptische Lebensart überforderte ihn gewaltig. Treize legte ihm eine Hand auf das Knie und beugte sich nach vorn. „Wenn Zechs das je möchte...“ „Aber natürlich möchte er, das sieht ja wohl jeder.“ Zechs brachte nicht mehr als ein „Wa...“ heraus. „Ist das so.“ Es war weder Frage, noch simple Feststellung. Treize musterte ihn aus diesen wachsamen blauen Augen, denen sonst kein Detail entging, dann nahmen seine Gesichtszüge einen weicheren, verständnisvolleren Ausdruck an. „Aber liebe Isisnofret, das ist Zechs nicht fair gegenüber. Er trauert noch immer um seine verstorbene Gefährtin.“ Diese Aussage überrascht nun Zechs mehr als alles andere. Woher wusste Treize, dass er in Germanien eine Gefährtin gehabt hatte? Wufei hatte er damals von Lucrezia erzählt und dieser hatte es wohl seinem Geliebten weitererzählt. Anders war es nicht zu erklären. Früher hätte Treize keine Gelegenheit ausgelassen ihn damit aufzuziehen, dass er im Bett noch keinerlei Erfahrung mit einem Mann gesammelt hatte. Oder sich über seine Schamhaftigkeit amüsiert. Heute jedoch nahm ihn Treize sogar noch in Schutz. Das war in der Tat neu. „Du denkst in letzter Zeit oft an sie, habe ich Recht?“ Zechs konnte nur nicken. Natürlich dachte er oft an Lucrezia, weil er es jedes Mal als Verrat erachtete, wenn er sich eingestand, dass er gegenüber Treize mehr empfand als nur Respekt und Freundschaft. Seit diesem kurzen Kuss in der Wüste war Zechs bewusst geworden, dass sich ihr Verhältnis geändert hatte. Treize hatte ihm schon vorher bedingungslos vertraut. Während zahllosen Situationen hatte Zechs dieses Vertrauen gerechtfertigt und hatte er selbst nicht Treize das Geheimnis über seine eigene Vergangenheit anvertraut. Dann noch ihre Verbindung durch diesen alten, unergründlichen Zauber. Eine Verbindung, die Zechs aus Unwissenheit initiiert hatte, aber nichtsdestotrotz nun vorhanden war. Spürte Treize dies auch? So wie Zechs damals in der Wüste gewusst hatte, dass Treize in Gefahr war. Konnte so Treize auch seine Gefühlsregungen wahrnehmen? Der Gedanke war beängstigend. „Ist sie im Kindbett gestorben?“, fragte nun Isisnofret und reflexartig legte sie die eigene Hand über die Schwellung ihres Bauches. „Nein, sie starb in der Schlacht.“ Kurz weiteten sich die Augen der Ägypterin. So etwas war für sie sicherlich undenkbar. „Aber sie war auch schwanger“, fügte Zechs traurig an. Würde sein Sohn inzwischen laufen können? Hier war es an Treize scharf aufzublicken. Anscheinend hatte der Konsul über dieses Detail nicht Bescheid gewusst. Er murmelte ein paar Worte, vielleicht ein Gebet für das ungeborene Kind. Komisch, dachte Zechs. Als er von Treize nach Rom gebracht worden und damals geschwächt vom Fieber wieder aufgewacht war, da hatte er sich an den Gedanken geklammert, dass er hier in Rom den Offizier ausfindig machen würde, der Lucrezia und sein Kind getötet hatte. Wufei selbst war es gewesen, der ihm diesen Weg aufgezeigt hatte, denn Zechs hatte nicht mehr weiterleben wollen. Da ihm doch alles genommen worden war, seine Gefährtin, ihr Kind, seine Waffenbrüder, seine Heimat. Diese Rachegedanken waren mit der Zeit immer mehr in den Hintergrund geraten. Aber hatte er sie aufgegeben? Nein, ganz sicher nicht. Würde er den Soldaten treffen, der ihm sein Liebstes genommen hatte, er würde nicht zögern und ihn eigenhändig töten. Am nächsten Tag wurde Zechs Zeuge eines ungewöhnlichen Schauspiels. Merenptah hatte es irgendwie fertig gebracht Treize in einen sportlichen Wettstreit zu verwickeln. Der Ägypter musste wohl früher zu einen der besten Schwimmer der Stadt gezählt haben und zählte sich auch heute noch dazu. Zechs wusste nicht, ob Treize Merenptah provoziert hatte oder anders herum, auf jeden Fall hatten sie sich auf ein Wettschwimmen im Nil geeinigt. Die Strecke führte geradewegs an der Villa vorbei und so saß Zechs nun an dem Steg, der als Startpunkt gedient hatte. Der junge Perser hatte sich neben ihm niedergelassen und schien von dem Gebaren der beiden anderen ebenso wenig zu halten wie Zechs. Sie hatten sich nur angeblickt, die Augenbrauen hochgezogen und dann über die beiden Männer und ihr ‚Balzverhalten‘ gelacht. Überhaupt war Zechs dieser Perser sympathisch. Schade, dass er hier in Ägypten blieb, Bagoas wäre in Rom mit Sicherheit eine angenehme Gesellschaft. Etwa einen Steinwurf entfernt hatten sich die drei Damen niedergelassen: Sally, Une und Isisnofret. Sie gaben sich nicht einmal mehr die Mühe ihr Interesse an den beiden nackten Männern zu vertuschen. Mit anzüglichen Kommentaren und viel Gelächter verfolgten sie Treize und Merenptah im Wasser, die dort noch immer ihre Runden zogen. „Wollt ihr nicht auch ins Wasser springen?“, rief ihnen jetzt Sally zu, winkte dabei und die anderen beiden kicherten nicht gerade diskret ob dieser Frage. „Nein!“, gab Zechs erbost zurück und drehte ihnen wieder den Rücken zu. Er konnte nicht schwimmen und wäre einmal fast ertrunken, wäre Treize nicht bei ihm gewesen und hätte ihn aus dem Wasser gezogen. Sie waren auf der Flucht vor einem wilden Eber gewesen und Treize hatte es als beste Alternative angesehen in einen Fluss zu springen. Bagoas lachte verhalten und schüttelte den Kopf. „Du solltest es als Kompliment betrachten. Sie wollen dich nur nackt sehen.“ Der Perser tat so als ob er Zechs von oben bis unten musterte. Dabei trug Zechs doch ohnehin nur einen Schurz, wie ihn die ägyptischen Bauern trugen, und seinen Oberkörper frei ließ. „Und ich glaube den Vergleich mit Meri oder Treize musst du keineswegs scheuen.“ ‚Meri‘, dies war Zechs natürlich nicht entgangen, genauso wenig wie die Tatsache, dass er den Perser in den letzten Nächten in den Gängen der Villa herumhuschen sah. Vorzugsweise unterwegs in Richtung der Gemächer des Hausherren. Mittlerweile hatte Merenptah im Wasser die Führung übernommen und Treize musste sich alle Mühe geben den Anschluss zu halten. Derart abgelenkt bemerkte Zechs auch nicht, dass Duo auf sie zugeeilt kam. Erst als der Leibsklave keuchend neben Zechs stehen blieb, wandte sich dieser um. „Was ist los Duo?“ „Die Priester....“ Duo brachte kaum mehr ein klarer Wort hervor. „Eine Abordnung... sind gerade eingetroffen...“ „Jetzt?“ Nun war es an Zechs entsetzt dreinzublicken und er stand schnell auf. Eine Abordnung der Amun-Priesterschaft war in der Villa und sicher wollten sie mit Treize zu sprechen. Nach Treizes dramatischen Gebaren in der Wüste erwarteten sie nun einen ebenso strahlenden Auftritt des Römers, der davon zeugte, dass er in der Tat von den Göttern gesegnet war und würdig dereinst über das Volk am Nil als römischer Kaiser zu herrschen. Nie war es wichtiger gewesen, dass sich Treize besonders prachtvoll und pompös zeigte, aber der planschte gerade im Nil herum! „Wo ist der Falke?“, wandte sich Zechs an Duo als ihm einfiel, dass die Priester seinen zahmen Falken auf keinen Fall zu Gesicht bekommen sollten. Die Ägypter verehrten diese Tiere noch immer als Heiligtümer. Außerdem war es nicht auszudenken was geschah, wenn diesen Priester ein Licht aufging und sie dahinter kamen, dass es Zechs‘ zahmer Falke gewesen war, der auf Treizes Schulter gelandet war, was Horus im Übrigen bei jedem tat, und alles bloß kein Wink der Götter. „Sieh zu, dass du ihn einfängst.“ „Was ist mit Treize?“ „Ich bringe ihn in die Villa. Such du schon seine besten Roben zusammen... und lass die Priester in der großen Halle warten“, rief er Duo noch nach als dieser bereits zurückeilte. Isisnofret, die Duos Worte vernommen hatte, gab bereits ihrer Sklavin Anweisungen, die Priester zu bewirten. Sie alle begriffen wie bedeutsam dieser Besuch war. Erleichtert registrierte Zechs, dass auch Bagoas mitgedacht hatte und versuchte mit hektischem Winken eines Leinentuches die Aufmerksamkeit von Treize und Merenptah zu wecken. Endlich schwamm einer der beiden zurück ans Ufer. Glücklicherweise war es gleich Treize. „Was ist geschehen?“ „Eine Abordnung aus dem Amuntempel ist gerade angekommen.“ Überrascht wie er war, verschluckte sich Treize bei diesen Worten doch glatt an etwas Nilwasser. Hustend und prustend zog er sich an dem Steg empor und Bagoas legte ihm gleich das Leinentuch um die Schultern. Zechs reichte ihm ein weiteres Tuch damit er sich die Haare trocknen konnte. „Warum ausgerechnet jetzt?!“, lamentierte Treize und ging zügigen Schrittes am Steg entlang. Dass er bis auf das Handtuch um seine Schultern nackt war, schien jetzt niemand mehr zu kümmern. „Die Sklaven bewirten bereits die Priester.“ Zechs hatte Mühe mit dem Konsul mitzuhalten. „Gut. Ist der Oberpriester selbst gekommen?“ „Das weiß ich nicht. Duo legt dir deine besten Roben zurecht.“ Sie betraten die Villa durch den hinteren Eingang, der eigentlich nur den Sklaven zugedacht war. Doch so war die Gefahr am geringsten, dass die Priester Treize sahen. Ganz und gar nicht königlich, sondern splitternackt und nackt wie ein gewöhnlicher Bauer. Im Haus wartete schon Duo und hielt Treize eine Tunica hin. „Nein, ich brauche einen ägyptischen Schurz!“ Duo hatte keinen mitgebracht, sondern nur römische Kleidung. Treize drehte sich zu Zechs um und musterte ihn. „Zieh dich aus!“, befahl er und griff schon nach dem Gürtel, der Zechs‘ Schurz hielt. „Also hör mal!“ Doch jeder Protest half nichts und schon stand Zechs nackt im Durchgang der Dienstboten, die seine Rückenansicht mit großen Augen anstarrten – allen voran die Sklavinnen. Schnell griff nun Zechs nach der römischen Tunica, die Duo auf den Boden hatte fallen lassen und zog sie sich über den Kopf. Treize war schon daran sich den Khol unter die Augen aufzutragen. „Hol Kleidung für Merenptah. Ich brauche ihn, und dann noch den Schmuck!“, trug er Duo auf, der ihm mit der Farbe helfen wollte. „Du brauchst mich für was?“ Der Ägypter stieß gerade zu ihnen und betrachtete mit einer gewissen Belustigung Treizes hektisches Ankleiden. „Ich erkläre es dir später, zieh dich an und beeil dich!“ Zechs und Merenptah blickten sich kurz an und schließlich zog der Ägypter hilflos die eine Schulter nach oben. Wenn sich Treize einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, gab man ihm besser nach. „Nicht diese!“ Treize schüttelte den Kopf als ihm Duo ein Paar schlanker, filigraner Armreifen überstreifen wollte, die er gerade gebracht hatte. „Hol mir die goldenen Armschienen aus Merenptahs Gemach. Beeil dich! Zechs!“ „Ja?“ Zechs hatte sich vornehm zurückgehalten als die beiden Männer ihren Schmuck anlegten und sich schminkten. Er wäre nur im Weg gewesen, verstand er doch von diesen Dingen nichts. „Nimm den Pinsel und die rote Farbe, mal mir die Hände an... Jetzt schau nicht so, mach!“ Zögerlich begann Zechs die rötliche Paste auf Treizes Handflächen aufzutragen, während Duo dies mit Treizes Fußsohlen tat, nachdem er die Armschienen aufgetrieben hatte. Dabei gab sich Treize die beste Mühe nicht laut aufzulachen. „Bist du immer noch kitzlig?“ Merenptah betrachtete amüsiert Treizes verkniffenen Gesichtsausdruck, während er sich selbst noch ein Paar Ohrringe ansteckte. Der Konsul ging gar nicht erst darauf ein: „Zechs, ich brauche noch einmal die Hilfe deines Falken.“ Zechs bepinselte beinahe Treizes Armschmuck bei diesen Worten und sah ihn zweifelnd an. Doch Treizes Augen zeugten keineswegs davon, dass er einen Witz gemacht hatte. Er meinte es todernst. Was hatte der Konsul denn nun schon wieder geplant? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)