Carpe Noctem von Phoenixfedern (~Nutze die Nacht...~) ================================================================================ Kapitel 3: Bring me to life --------------------------- Wie weit renne ich schon? Ich weiß es nicht. Es kommt mir wie eine Ewigkeit vor, so als ob ich nie etwas anderes in meinem Leben getan hätte. Wenn ich Durst bekam, dann trank ich, wenn auch nur widerwillig, Menschenblut, denn für mich gibt es einfach keine andere Alternative. Wenn ich erschöpft war, dann ruhte ich, auch wenn ich niemals schlafen könnte. Und sonst rannte ich. Es kam mir fast so vor, als würde mich eine unsichtbare Hand leiten. Ich wusste wohin es ging und dann doch wiederum nicht. Ich wusste, wie weit es war, und doch konnte ich es nicht einschätzen. Es war einfach… ein Gefühl… Gefühle… Ich lasse mich gern von ihnen leiten. Jedenfalls wenn sie von guter Natur sind. Freude. Liebe. Glück. All das scheint mich wie ein Magnet anzuziehen. Jedes Mal sauge ich diese wunderbaren Emotionen in mich auf. Es erfüllt mich. Meine leere Hülle, die doch nur zum töten geschaffen wurde, oder nicht? Ich fühle mich gut mit diesen Gefühlen… Menschlich… Es zeigt mir, dass ich wenigstens noch etwas lebe… Dass ich nicht nur vor mich hin existiere… Dass ich noch etwas fühlen kann… Etwas in dieser undurchdringbaren Dunkelheit, die mich verschlingt und innerlich zerfrisst, bis nichts mehr von mir übrig ist. Nichts mehr, wofür es sich lohnen würde zu leben. Zu Existieren… ~Please help me 'cause I'm breaking down this picture's frozen and I can't get out Please help me 'cause I'm breaking down this picture's frozen and I can't get out of here Release me, I'm just as lost as you Believe me, I'm just as lost as you And every time I think I've finally made it I learn I'm farther away than I've ever been before I see the clock and it's ticking away and the hourglass empty What the fuck do I have to say Keep it inside the image portrayed As if I couldn't stand losing as if I couldn't be saved, no way A small confession I think I'm starting to lose it I think I'm drifting away from the people I'm just as lost as you, what am I going to do? I'm afraid I'm falling farther away I'm falling farther away I'm falling farther from where I want to be I'm afraid I'm falling farther away I'm falling farther away I'm falling farther away I'm just as lost as you!!! (not breaking me down)~ (by Trapt - Still frame) Kurz bleibe ich stehen. Mein Blick wandert über die Gegend, die mir so fremd und doch bekannt zugleich war. So, als ob ich hier schon einmal gewesen war… Doch das konnte nicht sein. Schließlich war ich noch nie in diesem Teil des Landes gewesen… Wo war ich überhaupt? Ich wusste lediglich, dass ich nach Norden gewandert war. In welchem Staat war ich? In welcher Stadt? Meine Augen huschen zu einer Gruppe Mädchen, die lachend in einer Ecke stehen. Scheußliche Bilder steigen in mir hoch. Wieso werde ich immer von ihrem Gesicht verfolgt? Von dem Schmerz verfolgt, der mich durchzuckt hatte, als sie mich gebissen hatte. In der Nacht. In der Gasse… Ich kneife die Augen zusammen, so als ob ich so die Bilder vertreiben könnte, doch es ist vergeblich. Sie haben sich in meinem Kopf fest genistet und es war unmöglich sie jemals wieder zu entfernen. Maria… Ich schüttele mich heftig, fasse mich an den Kopf und vergrabe meine Finger in meinem Haar. Es soll aufhören! Jetzt! Sofort! Ich fange wieder an zu rennen. Wieso kann ich dem nicht entfliehen? Es muss doch irgendwie gehen! Ich stocke wieder. Es hat eine Weile gedauert, bis ich mir sicher gewesen war, weit von diesem Mädchen in der Ecke fort zu sein. Außerdem hatte ihr Duft in mir einen weiteren Schmerz ausgelöst. Nun meldete sich wieder das unangenehme Brennen in meiner Kehle. Wie Feuer, das in mir brodelte. So, als hätte man mir eine Heizplatte in den Rachen geschoben. Ich atme einmal tief durch. Die frische Nachtluft tut mir gut. Es verbannt den süßen Geruch der Menschen aus meiner Nase. Das Brennen wird dadurch etwas gelindert. Aber ich habe nun Durst. Eine unstillbare Gier… Ein unstillbarer Durst, der niemals verschwinden würde. Ich beschließe in eine Bar zu gehen. Zwar weiß ich nicht wieso es mich dort hingeführt hat, aber ich habe einfach im Gefühl dort hinein gehen zu MÜSSEN. Es ist ein Zwang, dem ich genauso wenig entfliehen kann, wie dem Durst oder diesem Gesicht. Also gehe ich hinein. Eine Schwade von Zigarettenrauch schwebt sofort zu mir hinüber und umhüllt mich. Es ist ein ekelhafter Duft. Genauso wie der Rauch heißen mich auch die negativen Stimmungen willkommen, die mich innerlich zu zerreißen beginnen. Nein, ich muss hier wieder raus. Ich will gerade wieder umdrehen, da stocke ich. Irritiert blinzele ich. Kann ich meinen Augen trauen? Dort in mitten dem Rauch steht sie. Eine kleine, ziemlich junge Frau mit stacheligen, schwarzen Haaren. Sie sieht mich aufmerksam an. Und als sie mich anspricht, ist auf einmal alles wieder gut… Ich sehe sie nicht. Höre sie nicht. Rieche sie nicht. Spüre sie nicht. Durch die Dunkelheit, die mich umschlingt, mich zerfrisst, mich zerfetzt, ist ein Engel erschienen. So strahlend hell. So unglaublich schön. Dieser Engel reicht mir ihre Hand, lächelt mich mit ihrem bezaubernden Lächeln an. Ihre süße Glockenstimme hallt in mir wieder, gibt mir neues Leben. >Du hast mich lange warten lassen.< Ich nehme die Hand. Die Hand in der Dunkelheit. Die Hand meines Engels. Und mit ihr trete ich hinaus. Hinaus ins Licht. Ich lebe… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)