Be Your Girl von Hatsu-chan ================================================================================ Kapitel 3: Stummer Schrei ------------------------- Be your Girl Kapitel 3: Stummer Schrei Ein wütendes Knurren erfühlte den halbleeren U-Bahn-Waggon, ließ den brünetten Oberschüler zusammenzucken und einen Schritt nach hinten zucken. Noch nie hatte er sie so wütend erlebt. Ihre Augen glühten förmig vor Wut, sie fletschte immer wieder die Zähne und ballte ihre Hände zu Fäusten. Gut in letzter Zeit hatte sich einiges verändert. Die Welt wurde auf den Kopf gestellt und brachte ihn und seine Freunde total durcheinander. Doch warum war sie so wütend?! War sie wirklich so eifersüchtig? Doch warum, er hatte doch nichts Falsches gemacht. Er wollte einfach nur für alle seine Freunde da sein. Was war daran bloß so falsch? Seufzend blickte er zu der Haltestelle, an welcher er eigentlich aussteigen musste. Doch konnte er das jetzt nicht, er musste weiter fahren, bis sie ihm erlaubte zu gehen. Das würde eine lange Nacht werden, das wusste er jetzt schon, denn so schnell würde sich das Mädchen nicht wieder beruhigen. An der nächsten Station stiegen die restlichen Fahrgäste aus und ließen die beiden Jugendlichen alleine. Wenn sie ihn jetzt killen würde, gäbe es absolut keine Zeugen. Das perfekte Verbrechen. „Ich kann nur hoffen, dass der Bahnfahrer mich schreien hört“ Es war zwar nicht der beste Moment um zu Scherzen, doch Spaß ist was du daraus machst. Seit wann war er so sarkastisch? Oder fiel ihm das wirklich erst jetzt auf, was für einen schrägen Humor er eigentlich hatte? Der Brünette musste wirklich aufpassen, nicht plötzlich zu Grinsen, das würde sie nur noch mehr in Rage bringen. „Hör mal Yumi, wir können die ganze Nacht hier herumstehen oder wohl eher bis der Fahrer uns rausschmeißt. Doch das würde uns nichts ändern, wenn du mir nicht sagst, was dein Problem ist!“ Tai stand der Brünetten gegenüber und blickte sie mit seinen haselnussbrauen Augen intensiv an. Doch seine Reaktion machte sie nur noch wütender. „Duuuuuu...“, sie presste die Lippen aufeinander und verzog die Augen zu Schlitzen. In diesem Moment malte er sich aus, wie sie ihn wohl am liebsten und schnellsten killen würde, vielleicht würde sie es doch eher langsam und qualvoll vorziehen. „Du findest das auch noch lustig, ja?!“ Yumi machte einen Schritt auf den Älteren zu und packte ihn am Kragen, langsam aber sicher wurde es eng für Tai, er wollte sich etwas überlegen damit es nicht eskalierte. „Nein, nicht wirklich.“ so versuchte er es, die Situation mit seinem üblichen Charme in Ordnung zu bringen, doch leider wirkte es nicht so, wie es sollte. Leider ging sie nicht drauf ein. „Die Mädchen heutzutage sind viel zu kompliziert“ seufzend fuhr er sich über das strubblige Haar und drückte sie leicht von sich, um besser Luft zu bekommen. „Mensch Yumi, nun sprich doch mit mir.“, mit großen Augen blickte er sie an, musste sich jedoch im nächsten Moment an einem Griff festhalten, da die U-Bahn abrupt anhielt. Es stieg jedoch keiner ein und so fuhr diese schnell wieder weiter. Kurz begannen die Lichter zu flackern, für einen Moment war der Waggon komplett dunkel gewesen. „Ich könnte schwören, dass ich ihre wütenden Augen im dunklen leuchten gesehen habe“ Tai rieb sich über die Augen und blinzelte dann leicht, als das Licht wieder anging. Das Mädchen wollte immer noch nicht so recht mit der Sprache herausrücken, blickte ihn weiterhin wütend an. Sie wollte eine Entschuldigung aus ihm herausquetschen, doch er wusste nicht so recht wofür er „Sorry“ sagen sollte. „Tut mir Leid, dass ich mich mit meinen Freunden getroffen habe und wir dich nicht mitgenommen haben, weil du kein Digiritter bist! Nee, das hört sich blöd an“ Natürlich war er nicht dumm und wusste, dass es nicht an den Anderen lag. Das ganze hatte mit einer ganz bestimmten Person zu tun. Diese war von zwei Wochen plötzlich, wie aus dem Nichts, aufgetaucht. Sie hatte sich seit Monaten nicht bei ihnen gemeldet, hatte ihre Mails nicht beantwortet und die Anrufe ignoriert und doch hatten sie sich alle sehr gefreut, als sie plötzlich wieder im Lande war. Als sie wussten, dass sie gesund war. Nun, zu mindestens körperlich. Denn seelisch war die sonst so fröhliche Brünette ein Wrack. Sie hatte ihr Lachen und ihr wunderschönes und liebliches Lächeln verloren. /Das hatte die Freunde sehr mitgenommen. Seufzend ließ er sich auf die Bank niederfallen, seine Füße taten ihm weh. Der Tag war ziemlich anstrengend gewesen und nun musste er sich einem stillen Verhör stellen. Ob Mimi gut zuhause angekommen ist? Er wusste, dass es nicht der richtige Moment war, um sich solche Fragen zu stellen. Würde seine Freundin davon Wind bekommen, das er an sie dachte, würde sie ihm sicher den Kopf abreißen. „Aber ich kann nicht anders. Seitdem sie wieder da ist, muss ich noch mehr an sie denken. Daran, was ich alles falsch gemacht habe. Das ich noch etwas warten hätte müssen und warum Mimi zu uns so abweisend ist“ betrübt senkte er den Kopf und blickte auf den schmutzigen Boden des Waggons. Es machte sie alle fertig, das Mädchen so zu sehen. Sie litt, doch sie sprach nicht mit ihnen. Alles in ihr schrie, doch sie konnten es nicht hören. Warum konnte sie sich nicht öffnen? „Dir ist schon klar, warum ich auf dich sauer bin, oder?“ es war ihm klar, dass sie kein nein hören wollte. Sie wollte, dass Tai sich auf die Knie warf, sich entschuldigte und Yumi versprach es nie wieder zu tun, doch was eigentlich? So musste er wohl oder übel den Kopf schütteln und hoffen, dass er diesen noch behalten durfte: „Ich habe keine Ahnung. Ich habe mich nur mit meinen Freunden getroffen. Es tut mir Leid, dass du nicht mit konntest… Aber du musst auch verstehen, dass wir ein Team sind und viel zusammen erlebt haben und außerdem ist Mimi erst vor kurzem wieder her gezogen und muss sich wieder an alles gewöhnen!“ er versuchte ihr so gut es ging zu erklären, dass es nicht an ihr lag, doch das richtige Stichwort war längst gefallen. Bei dem Namen „Mimi“ glühten die Augen seiner Freundin wieder auf. Es war nicht zu übersehen, dass sie etwas gegen die Digiritterin hatte, dass es ihr mehr als missfiel, dass sie da war und dass sich Tai und die anderen um sie kümmerten. Doch Mimi war nun einmal eine gute Freundin, ein Teil ihrer Gruppe, sie gehörten alle zusammen. Durch ihr Schicksal waren sie alle mit einander verbunden und selbst eine eifersüchtige Yumi konnte nichts daran ändern. „Ich bin so enttäuscht von dir Taichi, ihr hättet mich doch einfach mal fragen können und außerdem bist du so anders seit dem sie hier ist!“, sie sprach noch nicht mal den Namen ihrer Kontrahentin aus, als ob dieser ein schlechtes Omen wäre. Tai musste sich wirklich zusammen reißen, um nicht zu lachen. Es war so lächerlich, was sie von sich gab. Ihre Eifersucht war ein Witz. Als ob Mimi etwas für ihn empfinden würde, ür sie war er doch nur Luft. Das dachte sich Taichi zumindest. Sein Blick wanderte wieder zu seiner Freundin. „Wieso verstehst du das nicht Yumi, wir machen uns Sorgen!“ doch er wusste auch das es gerade egal war was er sagte, es würde keinen Sinn machen, sie würde es nie verstehen. Wie auch, wenn sie sogar die kleinsten Zeichen als einen Betrug ansah. Wie konnte er sie also davon überzeugen, dass alles was sie interpretierte falsch war und nicht so wie sie dachte. „Ah, es bringt doch eh nichts, dir etwas zu erklären...“, seufzend erhob sich der Ältere und ging zu ihr rüber, packte ihre Hand und zog sie mit zu Tür: „Lass uns lieber aussteigen und zu Fuß laufen, solange wir noch nicht zu weit weg gefahren sind.“ Sie folgte ihm wortlos, doch ihr Gesichtsausdruck verriet, dass sie immer noch sauer war und eine Entschuldigung erwartete. „Was für ein mieser Tagesabschluss“ dachte Taichi und als er den kühlen Nachtwind auf seinem Gesicht spürte, ließ er die letzten Stunden noch einmal Revue passieren. *** Es war ein Sonniger Samstagvormittag gewesen, der Himmel war glasklar, die frische und doch warme Luft ließ die Blätter tanzen und eine kleine Melodie entstand in den kleinsten Windlöchern, der Bäume und Dächer. Sieben Freunde trafen sich auf einer saftigen grünen Wiese, eine große Eiche spendete ihnen einen angenehmen Schatten. Es waren nun zwei Wochen vergangen, seitdem ihre gemeinsame Freundin wieder in der Stadt war. Zwei Wochen voller Fragen, voller Interpretationen und Zweifel. „Und ihr meint wirklich das Davis es schafft sie her zu bringen?“, etwas misstrauisch blickte Hikari zu den älteren Digirittern und stützte ihren schwer wirkenden Kopf auf den Händen ab, sie lag auf ihrem Bauch im Gras und baumelte mit den Füßen hin und her. Die jüngere Schwester von Tai zweifelte etwas an der Überredungskunst von Davis und war der Meinung, wenn Mimi jemand überreden konnte, sich mit ihnen zu treffen, dann wäre Sora der richtige Ansprechpartner dafür. Doch diese hielt sich gekonnt zurück, sie hatte sich schon einiges von der Brünetten anhören müssen und glaubte nicht daran, dass Mimi überhaupt noch Vertrauen zu ihr hatte. Alleine der Vorwurfsvolle Blick hatte Sora gereicht, seufzend blickte sie zu ihrem Freund, der sich bisher aus der ganzen Sache herausgehalten hatte. Es war wirklich typisch für den Blonden gewesen, so oft hielt er seine Meinung zurück, schluckte alles runter. Bis etwas kam, was das Fass zum überlaufen brachte und dann brodelte alles aus ihm heraus, dann kannte er keinen Freund und keinen Feind mehr, alle Anwesenden bekamen ihren Fett weg und sie bekam immer das Meiste ab. Den ganzen Regen, welcher nach den Sturm folgte. „Nun, sie hatte sich bis jetzt nur Davis geöffnet. Zwar hat sie auch ihm nicht erzählt, was in den USA passiert war, doch ich denke, dass er momentan den besten Draht zu ihr hat.“, gab ein recht nachdenklicher Izzy von sich und zog seinen Rucksack zu sich. Die Jugendlichen wollten zusammen Picknicken, dafür hatte jeder etwas zu Essen und Trinken mitgebracht. Sie wollten einfach wieder etwas Zeit zusammen verbringen und Mimi zeigen, dass sie immer noch gute Freunde waren. Doch der Optimismus hatte sie fast alle längst verlassen, sie hatten sich eigentlich schon vor einer halben Stunde verabredet doch bis jetzt war weit und breit nicht von den beiden zu sehen. „Last uns doch schon mal alles anrichten.“, hörte man Sora vorschlagen und alle Blicke richteten sich auf sie. Das Mädchen mochte es nun mal nicht, wenn ihre Freunde Trübsal bliesen und wollte sie durch Aktivität auf andere Gedanken bringen. So erhob sie sich als Erste und breitete eine Decke aus. Das forderte tatsächlich die anderen auf, sich auch zu erheben und der Rothaarigen zu helfen, so dauerte es gar nicht lange bis alle fünf Decken nebeneinander auf dem Gras lagen und mit Essen bestückt wurden. „Dann hätten wir das auch hinter uns gebracht.“, Tai setzte sich wieder hin, er war schon seit einiger Zeit sehr still und nachdenklich geworden. Er zerbrach sich den Kopf über die neuen Ereignisse und fragte sich, was er tun konnte um etwas zu verändern. Doch eine Antwort fand er noch nicht. Die ganze Sache war wirklich zum verzweifeln und auch seine Freundin Yumi machte es ihm nicht leichter. Ihre Stimmungsschwankungen gingen ihm langsam auf die Nerven und er konnte so langsam aber sicher ihre Nähe nicht mehr ertragen. Gut, sie war auch nicht der Mensch mit dem man liebend gerne jeden Tag verbrachte und mit welchem man über alles sprechen konnte, doch war sie deswegen auch kein schlechter Mensch. Sie setzte sich als Schülersprecherin wirklich stark für alle ein und hörte sich alle Probleme der Schüler an. „Manchmal frage ich mich, warum ich eigentlich noch eine Art Beziehung mit ihr führe. Wir passen doch gar nicht zusammen“ Dies war dem Brünetten Jungen schon lange klar gewesen, doch war es vielleicht die Macht der Gewohnheit, die ihn bei ihr hielt. „Oder, weil sie Mimi einfach so ähnlich sieht“ traurig blickte er zu Boden, beobachtete eine Ameise, die einen Grashalm entlang krabbelte und sich dann das Gesicht putzte. Leicht glitt er über das weiche Gras und überhörte so gekonnt seine beste Freundin Sora, die ihn fragte, ob er mit Volleyball spielen wollte. Seine kleine Schwester bestand darauf, einen Ball mit zu nehmen: „Sportliche Betätigung ist immer gut!“ hatte sie grinsend zu ihm gesagt. Wenn er bedachte, dass die Braunhaarige vor ein paar Jahren noch so zerbrechlich und anfällig für alle möglichen Krankheiten war… Schon die kleinste Erkältung führte zu einer Lungenentzündung, die einmal sogar fast tödlich endete. Er hatte unglaubliche Schuldgefühle gehabt, konnte sich nicht ausmalen was passiert wäre, wenn er seine kleine geliebte Schwester verloren hätte. Doch warum dachte er gerade daran, warum schwebte er in solch schlechten Erinnerungen? Eigentlich wusste er es ganz genau. Er wollte sich ablenken, von seinem momentanen Schmerz befreien. Es verleugnen, was ihm wirklich missfiel. „Seit wann bin ich so kompliziert?“ fragte sich Tai und wieder war es Sora, die ihn aus seiner Gedankenwelt holte und in die Realität lockte. „Willst du was essen?“, fragte die Rothaarige ihren besten Freund besorgt, was sie hinter einem Lächeln zu verstecken versuchte. „Hm, ich esse später was.“, sein Appetit hatte schon seit längerer Zeit abgenommen, er aß meistens nur das Nötigste. Stress bekam ihm nun mal nicht gut und wirkte sich negativ auf seinen Magen aus. Sora nickte ihm zu und blickte dann zu ihrem Freund, dieser hatte sich bis lang auch nicht vom Fleck bewegt. Mit geschlossenen Augen saß er auf ihrer roten Decke und lehnte sich gegen den breiten Baumstamm der großen Eiche. Doch Tai beachtete die Beiden nicht mehr, lieber blickte er zu seiner Schwester, die mit den anderen Volleyball spielte. Es war natürlich kein wirkliches Spiel, es war eher ein gemütliches hin und her schmeißen gewesen. Aber gut, wenn es ihnen Spaß machte. Warum auch nicht? Die jüngeren Digiritter spielten vergnügt Volleyball, wobei man Ken deutlich ansehen konnte, dass ihm etwas fehlte und zwar sein bester Freund, der immer noch nicht aufgetaucht war. „Hier T.K., mal ein hoher Ball!“, Kari schmiss den Ball in die Höhe, dieser drehte sich und landete gekonnt auf ihrem rechten Arm, flog recht schnell wieder in die Höhe und dann direkt auf Takeru zu. Doch der große blonde Junge verfehlte den Ball, dieser flog mit voller Wucht auf ein Mädchen, welches auf der Straße stand, zu. „Vorsicht!“, schrien Takeru und seine Freundin gemeinsam der Brünetten zu, doch diese rührte sich nicht vom Fleck, blieb mit einem gesenkten Kopf einfach stehen. Kari sah schon kommen, wie der Ball das Mädchen traf und sie zum fallen brachte. „Aaaaaah!“, total überrascht riss Hikari, welche ein sonnengelbes Kleid trug, die Augen auf. Sie hatte ihn gefangen, sie hatte ihre Hände gehoben und der Ball steuerte direkt auf diese zu. Was für ein Glück, er hat sie nicht getroffen. erleichtert atmete Hikari aus, doch war sie auch von dem Reaktionsvermögen der Brünetten überrascht. „Hey, alles okay?“, hörte sie Sora rufen und sah wie diese auf die Fremde zu lief, sie machte sich auch wirklich über alles und um Jeden sorgen. Manchmal konnte diese Eigenschaft wirklich nerven, denn Sora drängte einen immer dazu, über seine Probleme zu reden. Sie konnte es nicht akzeptieren, dass manche Leute über einige Sachen nicht reden wollten oder konnten. Das Mädchen ließ den Ball einfach fallen und blickte Sora unbeeindruckt an. Ihre Augen waren leicht glasig und glänzten recht kühl. Ihre Lippen waren zu einem kühlen Lächeln gezogen und die langen Haare wurden von dem leichten Wind nach vorne geweht. Sie wirkte leicht außerirdisch! Wie jemand, der von einem anderen Stern kam und die Apokalypse verkündete. Mit leicht offenen Mündern und großen Augen waren die Blicke auf sie gerichtet. Niemand sagte etwas, niemand rührte sich. Bei der Stille hätte man sogar eine Stecknadel fallen gehört. „Hey, wo kann ich die Decke noch hin quetschen?“, die bedrückende Stille wurde von Daisukes Stimme zu Nichte gemacht. So kam es für ihn mehr als unerwartet, als sich alle zu ihm drehten und ihn wie das achte Weltwunder anstarrten. „Du kannst sie noch hier hin legen.“, diesmal war es Matt der die Ruhe unterbrach und die Jugendlichen dazu brachte sich wieder zu rühren. Auch Mimi setzte sich in Bewegung, den Ball ließ sie einfach auf der Straße liegen. Schweigend ging sie an Sora vorbei, streifte leicht ihre Schulter und ließ sie erzittern. Sie war also tatsächlich gekommen. Sie hatten schon daran gezweifelt, doch jetzt war sie da und brachte alle mit ihrem Erscheinen durcheinander und aus ihren Rollen. Eigentlich wollten sie Mimi dazu bewegen sich mit ihnen zu unterhalten, mit ihnen Ball zu spielen und Spaß zu haben, doch jetzt waren sie alle viel zu durcheinander. „Tut mir leid für die Verspätung. Aber meine Eltern bestanden darauf, dass ich mich noch mit meinem Therapeuten unterhalte.“, mit einer gekonnten Handbewegung strich sie ihre Haare hinter ihre Schulter und setzte sich auf die Decke, die sie Davis zu tragen gegeben hatte. Sie sagte es so als ob es das normalste der Welt wäre und als ob die anderen längst Bescheid wussten, dass Mimi in einer Therapie war. Oder sie wusste einfach, dass es sich eh keiner trauen würde, sie genauer darauf anzusprechen. Wieder schwiegen die restlichen Digiritter. Keiner wusste so genau, was er oder sie sagen sollte, es war wieder Daisuke welcher die Stille brach: „Gibt es jetzt was zu essen?“ Fragend blickte er in die Runde, er hasste dieses Gestarre, als ob Mimi ein Monster wäre oder etwas in der Art. Denn immerhin hatte sie sich ja bereit erklärt, mit ihm zu kommen und sich mit den anderen zu treffen. „Äh, ja...“, irritiert blickte Sora hin und her und lief dann auf die Decken zu, kniete sich hin und starrte auf die Lebensmittel. Sie wusste nicht was sie tun sollte, Mimis Gegenwart machte sie irgendwie nervös. „Was ist nur los mit mir? Ich fühle mich wie gelähmt“ zögernd griff sie nach der Box mit dem Reis, nahm den Deckel ab, stellte ihn wieder auf die Decke und blickte dann zu ihrem Freund, der eine Hand auf ihre Schulter legte. Mimi, die nicht weit von ihnen saß beobachtete das Ganze mit ihrem kühlen Lächeln. Sie fand es sogar fast schon amüsant, wie sich die Rothaarige benahm. Sie hätte nicht gedacht, dass die sonst so selbstsichere und rechthaberische Person, die sich als ihre beste Freundin bezeichnete, plötzlich gar nicht mehr so Selbstbewusst war. Eher das Gegenteil, nervös und neben sich ließ sie sich von Matt in die Arme ziehen und einen Kuss auf die Lippen geben. Gerade als Mimi etwas sagen wollte und sicher wäre es nichts Nettes gewesen, wurde sie von Taichi aufgehalten, in dem er ihr das Wort abschnitt. Er hatte sich recht unauffällig neben sie gesetzt und blickte sie mit einem liebevollen Lächeln und einen offenen Blick an: „Geht es dir denn besser? Du warst die letzten Tage nicht in der Schule, wir haben uns Sorgen gemacht!“ Er bemühte sich sichtbar nicht zu viel zu fragen und nicht aufdringlich zu sein, doch genau dies ließ ihn etwas verkrampfen und unsicher wirken. Süß. dachte sich Mimi und zupfte sich ihr dünnes schwarzes Kleid zu Recht, welches an den Knien leicht hochgerutscht war. Doch sie antwortete nicht direkt, wollte ihn noch etwas hinhalten und testen wie geduldig er wirklich war. Stattdessen sah sie Daisuke nach, der gerade zu seinem besten Freund Ken rüber rannte, dieser hatte den Volleyball geholt, welchen Mimi einfach auf die Straße geschmissen und liegen gelassen hatte. Die beiden Jungs begrüßten sich mit einem Händedruck und umarmten sich kurz: „Meine Eltern sind damit einverstanden, dass du Heute bei uns übernachtest.“ hörte sie Ken sagen, der den Ball dabei in den Händen rollen ließ. Daisuke freute sich sichtlich, er viel dem Anderen um den Hals und drückte sich an ihn. Dabei wurde er leicht rot und ließ, sich verlegen am Kopf kratzend, von dem Anderen ab. Sie hatten wirklich eine schöne Freundschaft. „Wie sie sich wohl fühlen würden, wenn einer von beiden stirbt?“ Leicht drückte sie ihre Hände auf die Oberschenkel und presste die Lippen aufeinander. Sie durfte jetzt nicht daran denken. Nicht jetzt, sie durfte nicht vor allen anderen ihre Gefühle zeigen. Ich will kein Mitleid von ihnen! kurz schloss sie die Augen und atmete tief durch. Eine warme Hand legte sich auf ihre Schulter und ließ sie leicht aufschrecken: „Was...“ ihr Herz rastete plötzlich so aus, dass sie, fast schon erschrocken, zu Taichi blickte, der ihr besorgt in die Augen sah. „Alles okay?“, die Frage war gerade mal ein leichtes Hauchen, doch trotzdem drang sie ihr wie ein lauter Schrei ins Ohr. Wieso war sie denn bloß so durcheinander? Sie verstand sich selber nicht, doch wusste sie, dass sie sich beruhigen musste, um nicht zu hyperventilieren, so nickte sie nur leicht. Doch Tai sah nicht so aus, als ob er ihr glauben würde. Aber das konnte ihr ja auch egal sein, was er glaubte oder dachte, wer war er schon, dass er sich überhaupt eine Meinung über sie bilden konnte. „Willst du vielleicht was trinken?“, er versuchte sich wieder ein Lächeln auf das Gesicht aufzulegen, doch seine unsicheren Gefühle machten ihm einem Strich durch die Rechnung. Währenddessen hatte Sora das ganze Essen angerichtet, sie konnte einfach nicht still sitzen und Däumchen drehen. Sie musste etwas tun, sich um etwas kümmern, sonst würde sie verzweifeln und durchdrehen. Matt half ihr dabei und rief die Anderen die immer noch mit den Ball spielten zu den Decken: „Wir können jetzt was essen.“ Der Blonde setzte sich in einen Schneidersitz neben seine Freundin, die sich etwas Limo in einen Plastikbecher schüttete. „Wer will noch?“ fragend blickte sie in die Runde, als die anderen zu ihnen kamen und sich auf der Decken verteilten. Jeder suchte sich etwas zu Essen und zu Trinken aus, die meisten hielten sich bedeckt, doch es war keine so unangenehme Stille wie zuvor. Auch Tai schnappte sich was zu essen und goss Mimi und sich etwas zu trinken ein. Er wollte sie nicht weiter mit Fragen belagern. Viel lieber wartete er, bis sie selber das Bedürfnis haben würde, sich ihm oder einem anderen seiner Freunde zu öffnen. „Puh, bin ich satt!“, genüsslich ließ sich Daisuke auf die Decke fallen und strich sich über den Bauch, der zu platzen drohte. Er hatte so ziemlich alles in sich gestopft, was da war. Man musste ja auch alles mal probiert haben, dachte er sich und kannte keinen Halten mehr. „Das du überhaupt noch atmen kannst!“, kichernd legte sich Ken zu ihm und schloss für einen Moment die Augen. Es war gerade ein wirklich herrliches Wetter, die Sonne wurde von ein paar Wolken bedeckt, ein leichter Windzug spendete die nötige Frische und lies die Blätter Tanzen. „Wie schön.“, zufrieden hob Kari ihre Hände nach oben und schloss die Augen. Sie freute sich schon sehr auf das Kirschblütenfest im nächsten Jahr und hoffte, dass sie alle zusammen zum Feuerwerk gehen würden. Die Zeit verflog wie im Flug, wie Izzy feststellen musste, als er auf seine blaue Digitaluhr blickte. Es war bereits nach sechs gewesen und er musste eigentlich noch Hausaufgaben machen. „Äh, Leute ich glaube ich muss jetzt mal los.“, sagte das Computergenie, schnappte sich seinen Rucksack und begann seine Sachen zu packen, die er noch mit nach Hause nehmen wollte, denn viel war nicht übrig geblieben. „Das ist wirklich schade, Izzy.“, der brünette Fußballspieler erhob sich, um sich bei seinem Kumpel zu verabschieden: „Lernen wir denn Morgen oder die Tage noch mal zusammen für die Klausur?“ Grinsend klopfte ihm der Jüngere auf die Schulter und nickte: „Klar, ruf mich einfach an.“ So verabschiedete sich der Klassenbeste als erster von seinen Freunden und begab sich nach Hause, wo er außer Hausaufgaben zu machen, noch ins Internet wollte, um mit seinen ausländischen Freunden zu chatten. Er war stets bedacht seinen Horizont zu erweitern und neue Leute und Sprachen kennen zu lernen. „Sag mal Mimi, weißt du denn wie du nach Hause kommst? Oder sollen wir dich begleiten?“, mit einem freundlichen Lächeln packte auch Sora ihre Sachen und hoffte, dass die Brünette ihr eine Antwort gab, denn sie musste feststellen, dass diese des Öfteren die Fragen einfach ignorierte. Doch diesmal war es nicht so, Mimi zog sich ihre roten Sandalen an und nickte Sora zu: „Mach dir keine Gedanken, ich weiß wie ich nach Hause komme.“ Sora nickte nur und blickte dann wieder zu Matt, bei welchem sie übernachten wollte. Dass sie schon seit längeren miteinander schliefen wusste ihre Eltern. Zwar fanden sie es nicht so prickelnd, vor allem Soras Mutter nicht, doch sie war froh gewesen, dass ihre Tochter es ihr erzählt hatte und sich so mit ihr über Verhütung informierte. So schliefen die beiden auch beieinander und mussten sich keine Verstecke oder ähnliches suchen. Nachdem alle ihre Sachen zusammen gepackt hatten, begaben sich die Jugendlichen zu der U-Bahnhaltestelle. Dort mussten sie sich von Joe und Yolei trennen, die in die andere Richtung fahren mussten. Es dauerte auch nicht lange, bis ihre Bahn kam. Gemütlich setzten sie sich auf ein paar freie Plätze und blickten aus den Fenstern. Seufzend schloss Mimi die Augen, sie war müde und wollte nur noch nachhause. Sie nickte, als Tai sie fragte ob er sie Heim bringen durfte. Warum auch nicht? Der Junge hatte sich wirklich zusammengerissen. So genoss sie die Stille, die um sie herrschte. Doch wurde sie schon wieder aus ihren Gedanken gerissen, als sie eine bekannte und aufbrausende Stimme vernahm. Blinzelnd erblickte sie Yumi, die vor Taichi stand und ihn wütend anblickte: „Hattest du mir nicht gesagt, dass du zu tun hast?“ Ihre Stimme überschlug sich fast und ihre, in die Hüften gestemmten, Hände begannen leicht zu zittern. Total irritiert und erschrocken blickte der Junge zu seiner Freundin und dachte kurz nach, was er denn sagen sollte, es war ihm auch etwas peinlich, dass sie so einen Aufstand machte. „Ich hatte dir gesagt, dass ich keine Zeit habe.“, sagte er und erhob sich als die jüngere knurrend an seinem Ärmel zog. „Yumi hör doch auf an mir rum zu zerren!“, doch er ließ sich von dem Mädchen in den anderen Wagon ziehen, wo sie ihn wütend anblickte und anknurrte. „Dann muss ich doch alleine nachhause gehen.“, gab Mimi seufzend und leise von sich und richtete sich dann auf, als sie aussteigen mussten. Zusammen mit Kari, Takeru, Sora und Matt verließ sie die Bahn und verabschiedete sich von Davis und Ken die eine Haltestelle weiter fahren mussten. Und ließ so Tai mit dem aufgebrachten Mädchen alleine. *** Es dauerte lange, bis sich das Mädchen eingekriegt hatte und ihn endlich nach Hause gehen ließ. Es war bereits dunkel und er musste sich etwas sputen, denn hin und wieder bekam er einen Regentropfen ab. „Na super, jetzt werde ich auch noch klatsch nass“ langsam begann er zu rennen, der Regen wurde immer stärker und der Junge musste noch eine relativ lange Strecke laufen, um zuhause an zu kommen. Nur noch ein bisschen, es dauerte nicht mehr lange, bis er zuhause war, noch ein paar Meter und er konnte sich endlich die nassen Klamotten vom Leib reißen und sich unter einer warmen Dusche aufwärmen. Schon erblickte er das Hochhaus in welchem er wohnte und legte noch einen Gang zu. Doch blieb er vor der Haustür stehen, als er eine wohl bekannte Person auf der Mauer sitzen sah. „M...Mimi...?“, er traute seinen Augen nicht, was machte sie denn hier? Sie war komplett durchnässt gewesen, doch sie zitterte nicht. Gekonnt sprang sie von der Mauer und ging auf den verblüfften und wiedermal verwirrten Jungen zu. „Und hat sie sich wieder beruhigt?“, leicht Lächelnd stellte sich das brünette Mädchen dem Jungen gegenüber. Ihre dunklen, nassen Haare klebten an ihrem leicht blassen Gesicht und durch das Licht des Mondes wirkte sie wie ein gefallener Engel. „Sie ist so wunderschön“ Tai machte noch ein paar Schritte auf sie zu und legte seine Hände auf ihre dürren Arme und begann sie zu reiben. „Ist dir denn nicht kalt?“, fragend und mit großen Augen sah er direkt in ihre Seelenspiegel, die einen gewissen melancholischen Glanz hatten. „Wie soll ich die Kälte spüren, wen ich im Inneren schon zugefroren bin?!“ ~Fortsetzung folgt~ Manchmal würde ich gerne einfach mal los Schreien So laut ich kann Solange ich kann Bis ich heißer bin Doch es macht keinen Sinn Denn egal wie laut ich bin Oder wie voll der Raum ist Niemand wird mich hören Niemand wird es verstehen Von daher bleibe ich Lieber Stumm Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)