Be Your Girl von Hatsu-chan ================================================================================ Prolog: Scherben ---------------- Be Your Girl Prolog: Scherben “Mary” Ein leises Flüstern entglitt den kalten und zerbissen Lippen des Mädchens. Sie saß zusammengekauert in einer Ecke. Im Zimmer war es dunkel und stickig. Seit Wochen hatte sie diesen Raum nicht mehr verlassen, das Licht der Sonne nicht gesehen. Es war Sommer, ihre Lieblingsjahreszeit, doch sie konnte sich nicht daran erfreuen, konnte sich nicht dazu aufbringen das Zimmer zu verlassen und das Wetter zu genießen. Die Sommerferien hatten gerade begonnen, ihre Freunde standen oft vor der Tür und versuchten, sie auf andere Gedanken zu bringen. Doch nichts half, nichts brachte das Mädchen zum Lachen, nichts brachte sie dazu, den Schmerz für einen Moment zu vergessen. „Warum?“, flüsterte sie erneut und eine einzelne, verlorene Träne wanderte über ihr Gesicht, über die geröteten Wangen und tropfte auf den kalten Boden. Seit Tagen hatte sie nur noch geweint, Tränen vergossen bis zu Erschöpfung. Ihre Eltern wussten einfach nicht mehr weiter, sie aß und trank so gut wie nichts mehr. Sie saß nur noch in diesem dunklen und stickigen Zimmer. Besorgt wandte sich ihre Mutter an einen Psychologen, dieser riet ihnen, Mimi dahin zu bringen, wo sie glücklich war: zurück nach Japan, damit sie Abstand von den Geschehnissen nehmen konnte. „Mimi“, hauchte ihre Mutter und blieb am Türrahmen stehen, verzweifelt sah sie zu ihrer am Boden zerstörten Tochter. „Willst du dich nicht verabschieden?“, fragte sie und schielte kurz zum Wohnzimmer rüber, wo Mimis Freunde und Schulkameraden saßen. Doch diese zeigte keine Reaktion, sah nicht auf und blieb stumm. Mit Tränen in den Augen ging ihre Mutter auf sie zu, ließ sich auf die Knie fallen. „So kann es doch nicht weitergehen, Mimi!“, schrie sie schon fast und begann an ihrer Tochter zu rütteln. Heulend ließ sie von dem Mädchen ab. Ihr kam es so vor, als ob ihre Tochter zusammen mit Mary von ihnen gegangen war. „Es war doch nicht deine Schuld“, flüsterte sie und stand wieder auf. „Es wird alles wieder gut“, sagte sie wieder etwas gefasster und wischte sich die Tränen weg, lächelnd betrachtete sie eine kurze weile ihre Tochter bevor sie das Zimmer verließ, im welchem sich das Mädchen gefangen hielt. Leicht blickte sie auf, hörte das Klacken der Tür und die Schritte ihrer Mutter im Hintergrund. „Es war meine Schuld“ Ein Flüstern entglitt ihren Lippen, dann stand langsam auf. Sie war schwach und kraftlos, schwankend und mit hängenden Gliedern ging sie rüber zu ihrem großen Spiegel, sah hinein und streichelte über die glatte Oberfläche. „Deine Schuld“ Flüsterte sie erneut und betrachtete die verheulte Person, die ihr gegenüber stand. „Ganz alleine deine Schuld!“ „MARY!“, rief sie und lief dem blonden Mädchen entgegen, sie fielen sich in die Arme. „Hallo Mimi“, sagte ihre Freundin und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Wie geht es dir?“, fragte diese fröhlich und klammerte sich unter Marys Arm. Zusammen gingen sie los, sie hatten sich mit ihren anderen Freunden im Park verabredet. Hand in Hand stolzierten sie durch New York und unterhielten sich darüber, was sie in den Sommerferien noch alles unternehmen wollten. „Und kommen deine Freunde aus Japan zu Besuch?“, fragte die Blondine und zwinkerte Mimi zu. Sie liefen eine große Treppe hoch zu einen Aussichtsplattform, von da aus konnten sie den gesamten Park und die Stadt erblicken. Bei der Frage jedoch ließ Mimi den Kopf hängen und schüttelte diesen. „Dieses Jahr nicht“, flüsterte sie und sah dann wieder lächelnd zu ihr, sie wollte jetzt nicht wieder traurig sein. Nein, sie wollte diesen Tag und die Sommerferien genießen. Sie lief weiter, wurde jedoch am Arm gepackt. „Was ist los?“, fragte Mary sie und sah sie mit durchdringendem Blick an. Sie spürte, dass etwas nicht stimmte und Mimi etwas bedrückte. „Mimilein, du kannst mir alles sagen!“, sie umfasste ihre Hand und lächelte ihrer Freundin aufrichtig zu, diese seufzte und nickte. „Ja, ich weiß, danke“ sagte sie und sah zur Seite: „Sora hat mir in der letzten E-Mail geschrieben, dass Taichi jetzt eine Freundin hat...“ sprach sie mit trauriger Stimme weiter und ließ den Kopf hängen. „Jetzt habe ich ihn komplett verloren, auf diese Distanz ist es unmöglich, um ihn zu kämpfen“, hauchte sie am Ende und sah traurig zu ihrer Freundin. Diese verzog ihr Gesicht zu einen Lächeln und legte ihre Hände auf Mimis Schultern. „Solange du nicht aufgibst, kannst du ihn noch für dich gewinnen!“ gab sie enthusiastisch von sich, während ihr Grinsen immer breiter wurde: „Wir kriegen das schon hin!“ Das war so typisch für die Blondine, sie war immer optimistisch und ließ nie den Kopf hängen. Sie konnte einem so viel Mut und Kraft geben, dass man das Gefühl hatte, Bäume ausreißen zu können. „Wenn du es sagst Mary, dann werde ich um ihn kämpfen. Mit dir an meiner Seite, da kann ich nicht verlieren.“ sie ballte ihre linke Hand zu einer Faust und hob sie an. „Ich werde um Tai kämpfen!“ rief sie selbstsicher aus. Mary nickte ihr grinsend zu, ließ Mimi los und lief von der Plattform zurück zu der Treppe, wo sie ihre anderen Freunde erblickte, welche gerade die Stufen hochstiegen. „Ja, und bald feiern wir eure Hochzeit“, rief sie Mimi beim laufen zu, drehte sich zu ihr um und übersah so den Jungen, der mit seinem Fahrrad auf sie zu raste. „MARY!!!“ Schrie Mimi erschrocken auf und rannte ihr nach, sie wollte nach ihrer Hand greifen. Doch sie war zu langsam. Er rammte sie von der Seite. Mary verlor das Gleichgewicht. Sie kippte nach hinten und fiel die Treppen hinunter auf die Straße, wo sie zuerst mit dem Kopf auf dem Asphalt aufschlug. Ein widerlichen Geräusch ertönte, als wäre eine Wassermelone vom Dach gefallen. Ein lauter Aufschrei und plötzlich war alles Still, als wäre die Zeit für ein Moment stehen geblieben. „MARYYYYYY!“ Der Spiegel zerbrach und seine mit Blut bedeckten Scherben, verteilten sich wahllos in der Dunkelheit. ~Fortsetzung folgt~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)