Waterheart (adult) von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 3: Die Welt ist eine Bühne ---------------------------------- „Bist du dir denn wirklich sicher, Corny?“ fragte Taranee zum vielleicht hundersten Mal. „Nein, eben nicht… und nenn’ mich nicht Corny! Es ist schon schlimm genug, dass Irma mich dauernd so nennt!“ antwortete Cornelia genervt. Seit sie vor einer Stunde die Bombe hatte platzen lassen, dass Irma in Will verliebt sein könnte, hatte sie keinen Seelenfrieden mehr. Hay Lin, die diese Behauptung zunächst verleugnet hatte und fuchsteufelswild aus dem Restaurant gestürmt war, kam eine halbe Stunde später mit roten Augen und trotzig geschürten Lippen zurück, um ihr zu versichern, dass sie ihr nun ohne Widerrede glaubte, und hatte seitdem kein Wort mehr gesagt. Genau das aber schien Taranee zu verunsichern, die nun verbissen versuchte, ihre Freundinnen wieder auf den Teppich zu bringen. „Na gut, vielleicht ist Irma momentan etwas angespannt, aber das muss doch nicht zwangsläufig mit Will zu tun haben, oder? Ich meine, ihr ist in letzter Zeit ja so einiges passiert…“ „Stimmt, Taranee! Sie hat ein paar wirklich süße Jungs kennengelernt, die allesamt hinter ihr her sind, und versucht nicht mal, mit ihnen zu flirten!“ sagte Cornelia die Augen verdrehend. „Und dafür scherzt sie andauernd mit Will herum. Hälst du das für normal?“ „Nein… das heißt ja, sie kommen ja immer ganz gut miteinander zurecht… aber eigentlich nicht… es ist halt nur… weil dieser Verdacht von dir kommt…“ „Meinst du etwa, ich würde mir sowas aus den Fingern saugen, nur um Irma zu demütigen?“ Cornelias Stimme wurde lauter. „Glaubst du wirklich, ich würde aus reiner Gehässigkeit solche Gerüchte in die Welt setzen, wenn ich keine handfesten Gründe dazu hätte? Ich bin keine Grumper, verflucht nochmal!“ „Ich deute nur an, dass du dein Urteil über sie ziemlich schnell gefällt hast!“ „Aha, also ist jetzt etwas schon falsch, nur weil es von mir kommt!“ schrie Cornelia. „Das habe ich nicht gesagt, und das weißt du genau!“ sagte Taranee, die nun ebenfalls langsam wütend wurde. „Wieso zweifelst du dann daran? Irma ist kein Mensch, der jemanden unterwürfig oder hingebungsvoll ansieht, selbst wenn sie ihn noch so sehr respektiert. Was soll es also anderes sein als Liebe?“ „Wir haben aber keine handfesten Beweise!“ erklärte Taranee mit Feuer in den Augen. „Verstehst du das nicht? Deine Anschuldigungen erschienen vielleicht auf den ersten Blick ganz logisch, aber je länger ich darüber nachdenke, desto unwahrscheinlicher kommen sie mir vor, und im Prinzip ist es doch alles nichts weiter als ein Verdacht!“ „Zum Teufel nochmal, ich werde doch wohl einen verliebten Blick erkennen, wenn ich ihn sehe!“ schrie Cornelia und donnerte mit geballten Fäusten auf den Tisch. Es war ein Wunder, dass sich nicht alle Blicke auf sie richteten, doch ungehört blieb ihr Streit keineswegs: einige Gäste kramten in ihren Portmonees nach Kleingeld zum Bezahlen, andere tranken ihre Glas schnell aus, um dann zu verschwinden, und wieder andere unterhielten sich lautstark mit ihren Tischnachbarn, um nur ja nichts mitzuhören. Doch davon bekamen Cornelia und Taranee fast gar nichts mit. Sie saßen sich gegenüber, die gespreizten Finger auf den Tisch gepresst, die hochroten Köpfe nach vorne gereckt, beide enttäuscht über die Uneinsichtigkeit ihres Gegenübers. Hay Lin hingegen, die normalerweise zwischen sie gesprungen wäre, um den Frieden zu wahren, saß von ihnen abgewandt in einer Ecke und starrte durch die gemusterte Glasscheibe des Fensters hinaus auf die Straße zu den anderen Teenagern, die allesamt andere Probleme als sie im Kopf hatten. Aber dann passierte etwas... etwas, dass sie förmlich aus ihrer Lethargie heraus riß und auf den Boden der Wirklichkeit schmiß. „Sind das nicht die Zwei? Dort drüben auf dem Fahrradweg?“ sagte sie argwöhnisch und zeigte auf den Bürgersteig auf der anderen Straßenseite, wo eine kleine Allee schattiger Bäume stand. Cornelia und Taranee vergaßen ihren Streit sofort und rutschten zum Fenster hin. „Das sind sie wirklich!“ meinte Taranee verwundert. „Will wäre gerade beinahe in das Auto geschrammt, das dort aus der Einfahrt kam, nur weil der Typ dort drüben unbedingt auf dem Fahrradweg gehen musste. Deshalb ist sie hingeknallt,“ erzählte Hay Lin. „Und Irma hilft ihr natürlich auf!" stellte Cornelia nüchtern fest. "Siehst du es jetzt, Taranee? Siehst du, wie sie miteinander umgehen, wie sie sich ansehen?“ Taranee schwieg, doch man konnte ihr ansehen, dass ihr dieser Anblick, unter Berücksichtigung aller neuen Argumente, sehr vertraut vorkam. Auch sie hatte ja mitbekommen, wie sich Irmas Beziehung zu Will und zu den anderen in den letzten Wochen verändert hatte, und hätte nicht Hay Lin urplötzlich die Fassung verloren, wären ihr auch nie Zweifel an Cornelias Schlussfolgerungen gekommen. Aber auch Angst konnte den gesunden Menschenverstand ausschalten, und Taranee hatte Angst, wie immer, wenn sie sich einer Sache nicht gewachsen fühlte. Nun sahen sie beide, wie Irma vor Will niederkniete, mit den Fingern ihr Gesicht untersuchte, ihr unter die Arme griff, um ihr aufzuhelfen, und sie dann ausgiebig abputzte… das alles ganz natürlich, wie es ihre Art war… und doch wieder nicht, denn ihr liebevoller Blick verschleierte nicht, wie sehr sie sich über Wills Sturz freute. Sie half ihrer Freundin sogar, sich wieder auf ihren Fahrradsattel zu setzen… und streifte dabei mit ihrer Hand wie zufällig Wills untere Hüfte! Doch Zufall konnte es nicht sein - schon gar nicht bei diesem gierigen Gesichtsausdruck, den sie eine Sekunde lang hatte. Taranee ließ sich auf die Sitzbank zurückfallen und sah zu ihren anderen beiden Freundinnen: Cornelia, in deren Blick sich Ekel und Traurigkeit vermischte, und Hay Lin, die der Verzweiflung nahe zu sein schien. Am liebsten hätte Taranee ihre Sorge ebenso hemmungslos zum Ausdruck gebracht wie sie… doch irgendjemand musste jetzt die Fassung wahren, und sie wusste, dass sie jetzt damit an der Reihe war. „Es stimmt, Cornelia,“ sagte sie leise, aber entschlossen, „ich hatte es nur vergessen…“ „Entschuldigung angenommen!“ sagte Cornelia knapp nickend, bevor ihre Miene wieder ernst wurde. „Also, was schlägst du vor, was wir tun sollen?“ Taranee stutzte. „Ich soll das entscheiden? Ich dachte, du hast uns das alles gesagt, damit wir uns dann deinen Plan anhören können! Weil du doch sicher schon über eine Lösung nachgedacht hast,“ fügte sie entschuldigend hinzu. „Um ehrlich zu sein, das habe ich nicht!“ sagte Cornelia und ließ den Kopf sinken. „Mein Kopf war die ganze Zeit voller widersprüchlicher Gefühle. Einerseits finde ich es schlichtweg abartig… aber andererseits… Will und Irma sind unsere Freunde, und als Wächterinnen sind wir auf sie angewiesen. Außerdem geht die Gefahr vorerst nur von Irma aus, deshalb müssen wir uns, denke ich, erstmal nur um sie kümmern, und alles tun, damit Will nichts davon spitz kriegt!“ „Stimmt,“ sagte Hay Lin bitter. „Wir müssen sie von Will fernhalten, bevor ihre Gefühle für sie zu groß werden! Sie muss ihre… Begierde… loswerden, bevor sie ihr ganz verfällt!“ Taranee nickte, doch ihr sechster Sinn warnte sie. Taranees neuestes Talent war nicht nur Telepathie, sondern auch die Fähigkeit, die Gedanken anderer Menschen zu hören, wenn diese sehr nervös oder angespannt waren. Das war meistens nicht sehr schön, denn sie konnte es im Gegensatz zur Telepathie kaum kontrollieren und nur zeitweise abstellen. Noch dazu kamen diese Gedanken dermaßen ungeordnet und bruchstückhaft, überlagerten und wiederholten sich, dass sie selbst bei genauestem Hinhören nicht viel Nutzen daraus ziehen konnte. Auch Hay Lins Gedanken waren nicht anders, und doch stieß sie in diesem Wirrwar auf einen einigermaßen klaren Satzbrocken: „…nicht Will… ihre Macht…zu groß...was soll ich...“ Nur diese paar spontanen Eindrücke pickte sie heraus, dann verschloß sie ihren Geist mit aller Härte vor dem Geist der Anderen. Sie hatte absolut keine Lust, in die Privatssphäre ihrer Freundinnen einzudringen. „Dann lasst uns jetzt gehen!“ beschloss sie kurzerhand und stand auf. „Suchen wir uns einen Ort, wo uns niemand belauscht, und schmieden wir dort einen Plan! Hier haben schon genug Leute mitgehört!“ „Mal sehen… hey, laufen diese Woche keine Komödien?“ fragte Irma die Frau am Kinoschalter. „Nein, bis auf weiteres nicht,“ antwortete diese gelangweilt. „Liebesfilme?“ „Nur ein paar ohne Altersfreigabe!“ „Gruselfilme?“ „Neeeiiin!!!“ „Also, was haben sie dann?“ "Schauen sie doch einfach auf die Plakate!" "Aber hier stehen so viele herum! Was läuft denn nun wirklich?" „Ein paar Trickfilme mit pädagogisch wertvollem Inhalt, wenn sie's unbedingt wissen wollen!“ „Scherzen sie?“ „Seh ich so aus?“ „Na klasse, dann vielen Dank für überhaupt nichts.“ „Bitte, gern geschehen.“ Irmas Wangen färbten sich rosa vor Wut, sie drehte auf dem Absatz um und kehrte zu Will zurück. „Eins ist sicher: dieses Kino hat seine besten Zeiten bereits hinter sich, wenn sie schon solches Personal einstellen! So was von frech! Und da beschweren sich alle über die Jugend von heute!“ Will, die währenddessen im Lokalteil der Zeitung gelesen hatte, legte ihr die Hand auf die Schulter. „Sei nicht so voreilig, bei den anderen Kinos ist es auch nicht besser! Die richtig guten Filme kommen erst morgen, wenn alle Schüler frei haben.“ Sie seufzte. „Da wird wohl nichts aus unserem entspannten Nachmittag!“ „Komm schon, in dieser Stadt wird es doch wohl irgendetwas geben, das wichtig genug ist, um der Nachhilfe zu entgehen!“ klagte Irma lauthals. „Irgendetwas Kleines, dass einen von den Schuldgefühlen ablenkt, dass man noch nicht mit Lernen angefangen hat!“ „Na ja,… eine Idee hätte ich da ja!“ murmelte Will zögernd. „Es wäre unterhaltsam, entspannend und wir müssten uns keine Sorgen machen, dass wir wertvolle Übungszeit verplempern…“ „Ich würde dich küssen, wenn du so etwas fändest!“ Will errötete kurz und schluckte ihre Nervosität herunter, dann schlug sie wortlos die Zeitung auf… und präsentierte Irma die Kulturseite, wo ein großer Artikel über die Shakespeare-Woche im Carpenterhaus stand. „ …‚Shakespeare von der anderen Seite erleben’… “, las Irma stirnrunzelnd und sah dann an dem Zeitungsblatt vorbei ins Wills ausdrucksloses Gesicht. „Meinen die von der staubigen oder von der überzogenen Seite?“ fragte sie gemein grinsend. Will errötete noch mehr. „Um drei zeigen sie eine modernisierte Version des ‚Sommernachtstraums’!“ erklärte sie. „Das würde doch eigentlich ganz gut in deinen Stoff passen!“ „Es ist ja echt nett, Will, dass du mir helfen willst, aber solche ‚modernisierten Versionen’ kenn ich zur Genüge! Mrs. Clarkstone hat uns in drei davon geschleppt, eine blöder als die andere. Auf der Bühne sieht das ja alles ganz nett aus, aber schlauer wird man daraus auch nicht!“ „Bitte, vertrau mir!“ sagte Will, nun wieder mutiger. „Oder muss ich dich erst mit Eiskrem bestechen?!“ „Damit würdest du glatt durchkommen… aber mir würde es schon reichen, wenn deine Idee hält, was sie verspricht.“ „Das wird sie! Du magst doch gute Musik, oder?“ „Na ja, schon, aber was hat das denn damit zu tun?" - „Hab ich das nicht gesagt? Es ist eine Art Musical mit Sing- und Tanzeinlagen! Es wird dir gefallen, glaub mir!“ versprach Will und stieg wieder auf ihr Fahrrad. „Wenn nicht, soll mich sofort der Blitz erschlagen!“ Irma zögerte noch einen Moment, aber als sie sah, dass wohl keine Blitze kommen würden, stieg auch sie aufs Fahrrad und radelte los. Das Carpenterhaus war ein kleines, gemütlich eingerichtetes Theater nahe beim Terence Park, der ganz in der Nähe von Will’s Wohnung lag. Das Foyer war gerammelt voll, deshalb warteten die Beiden vor der Eingangstür auf Einlaß. „Siehst du!“ sagte Will und zeigte mit dem Finger auf das buntgemischte Publikum. „Wenn so viele Leute hierherkommen, um zuzuschauen, kann es nicht schlecht sein!“ „Oh ja…" bemerkte Irma bissig, "aber es schauen auch viele Leute bei ’ner Hinrichtung zu! Oder bei Reality TV!“ Will seufzte und ließ den Kopf hängen. Irma bemerkte es. „Hab ich dich damit gekränkt?“ fragte sie vorsichtig. Will schüttelte betrübt den Kopf. „Ich wollte dir ja nur helfen… ich dachte, es würde ganz lustig werden, wenn wir beide was zusammen unternehmen… mal ganz ohne die Anderen…“ Sie ließ den Kopf noch weiter sinken, und ihr roter Pony fiel ihr über die Nase. Irma schluckte. Das sah so schön aus… und traurig... Nichtsdestotrotz schob sie den Pony wieder beiseite und hob Wills Kinn an. „Entschuldigung,“ flüsterte sie. „Das war gemein von mir. Pass auf, ich laß das hier ohne zu nörgeln über mich ergehen, und wenn es gut wird, kriegst du eine Belohnung, die ganz auf meine Kosten geht!“ Will nickte lächelnd, fasste Irma bei der Hand und zog sie ins Foyer. „Du weißt natürlich, dass ich dir nur was vorgespielt habe?“ sagte sie grinsend, als sie sich nebeneinander in die Sitzreihen zwängten. Irma nickte schmunzelnd und winkte müde ab, doch in Wirklichkeit war sie hellwach und aufmerksam. Sie selber behauptete meistens das Gleiche, wenn sie einen Gefühlsausbruch gehabt hatte, der ihr irgendwie peinlich war. Und auch, wenn es keine Lüge war, so bedeutete es zumindest, dass Will mit diesem Gekränktsein irgendetwas bezweckt hatte. Und Irma glaubte zu wissen, was das war... auch, wenn Will selbst es nicht wusste. Die zwei Stunden, die das Stück andauerte, vergingen schneller, als Irma gedacht hatte, und als sich der Vorhang zum Ende hin senkte, war sie eine der Ersten, die Standing Ovations machten. Breit grinsend und mit wippenden Fußsohlen verließ sie, gefolgt von Will, das Theater, um draußen auf dem Vorplatz ein wenig frische Luft zu schnappen. Als sie die von Sonnenlicht erleuchtete Mitte des Platzes erreicht hatte, stieß sie erst mal einen anerkennenden Pfiff aus. „Wow! Will, verarbeite mich zu Pastete, wenn ich jemals wieder an deinem Geschmack zweifle! Zu Kirschpasteste! Mit ganzen Kirschen, ohne Kerne!“ „Kann ich das so interpretieren, dass es dir ein bisschen gefallen hat?“ fragte Will schmunzelnd. „Kannst du! Meinetwegen kannst du es auch interprenieren und runterlädieren und weiß der Kuckuck was noch!“ Sie ließ sich erschöpft auf den Rand eines Steinrondells fallen, in dessen Mitte ein junger Baum wuchs. Sie lachte verwirrt. „Meine Güte, ich rede da ’nen ganz schönen Schwachsinn zusammen, was?“ „Nein, nein,“ bekräftigte Will gutgelaunt und ließ sich neben sie fallen. „Na gut, schön, es ist Schwachsinn…" gab sie dann zu, "aber von dem Schwachsinn, den du normalerweise zusammen redest, ist das garantiert der Schönste!“ Irma kicherte, und ihr Lächeln, das bis dahin so glücklich und unbeschwert war, wurde bald nachdenklich, geradezu unergründlich. „Kannst du dich noch erinnern, was ich dir versprochen habe?“ Will nickte lebhaft. „Du sagtest, du würdest mir eine Belohnung geben.“ „Nun, so kann man es auch nennen, aber ich meine davor!“ widersprach Irma. Will überlegte, doch es fiel ihr nicht ein. „Was hast du denn bitte schön gesagt? Zitiere den genauen Wortlaut !“ befahl sie gespielt oberlehrerhaft. „Komm schon! Du wirst das doch nicht schon vergessen haben!“ Will machte die Augen zu und überlegte. „Ich weiß nicht… aber… war das nicht-“ Ihre Augenbrauen hoben sich überrascht, als es ihr wiedereinfiel. Es traf sie praktisch wie ein Blitz, der auf ihre Schläfe stieß und dort sein elektrisierendes Prickeln losließ. Sie konnte es praktisch am eigenen Leibe spüren... überdeutlich... Will hob leicht die Augenlider… und sah Irmas Gesicht hautnah an ihrer Seite, die runde Nase stieß in ihre zusammengebundenen Haare, ihre Augen waren leicht geöffnet und ihre Lippen schwebten nur Millimeter über ihrer glatten Wangenhaut, als Irma sich im nächsten Moment vorbeugte, Wills Kinn in ihre Richtung drehte und ihr einen kurzen Kuss auf die Lippen drückte. Es war nicht mehr als ein kurzer Schmatzer, sanft und doch intensiv, nicht gierig, aber auch nicht hingehaucht. Es hätte ein ganz normaler Wangenkuss sein können, wie er derzeit bei den Mädchen in Europa in Mode war. Aber er kam direkt auf die Lippen, und das war es, was Will ein bisschen aus der Fassung brachte. Irma, die inzwischen wieder auf Abstand gegangen war, lächelte so jovial wie früher, als wäre das alles ganz normal. „Hast du nicht vorhin noch etwas von Eis gesagt?“ fragte sie jetzt schelmenhaft. „Eis?! Was für... Eis denn?“ fragte Will, die noch nicht ganz wieder auf dem Dampfer war. „Eiskrem! Du wolltest mich mit Eiskrem bestechen!“ „Jaaaa…,“ sagte Will gedehnt. „Na, dann komm! Hier in der Nähe muss es doch irgendwo eine Eisdiele geben! Ich bezahle auch für dich!“ sagte Irma und öffnete gut gelaunt ihr Fahrradschloss. Will blinzelte, immer noch ein wenig verwirrt, ins nachmittägliche Sonnenlicht, dann gab sie sich einen Ruck und ging ebenfalls zu ihrem Fahrrad. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)