Das verwunschene Haus von winterspross (Ein Märchen der anderen Art) ================================================================================ Kapitel 1: Das verwunschene Haus -------------------------------- Geschrieben aus einem tiefen Verlangen endlich einmal ein Märchen zu produzieren, ist diese Geschichte entstanden. Habt Spaß und lasst mir doch Feedback da, wenn ihr sie gelesen habt. ~~ Es war einmal ein Bauer, der hatte drei Töchter. Die alteste war die Klügste, die mittlere war die Fleißigste und die jüngste war die Faulste, und natürlich liebte der Bauer seine Kinder sehr. Nun war es aber so, dass ihm die drei mehr zur Last fielen als dass sie ihm halfen und so wollte er sie verheiraten, um mehr Zeit für seine Zucht sensibler ökologisch angebauter Baumtomaten zu haben. Sein Herz zersprang ihm fast bei dem Gedanken, die drei Töchter in die Welt zu schicken, doch da der Biomarkt immer weiter expandierte und er mit diesen unfähigen Klötzen am Bein nicht ordentlich arbeiten konnte, blieb ihm nichts anderes übrig, als geeignete Bräutigame für die Kinder zu finden. Er fragte alle seine Bekannten und Freunde, ob sie nicht jemanden wüssten, der eine seiner Töchter heiraten wolle, doch nur ein altes Weiblein aus der Nachbarschaft wusste Rat. „Ja, da gibt es einen“, brummte sie. „Er lebt hoch oben auf den Bergen in einer Hütte und wartet schon lange auf eine Braut. Vielleicht würde er ja eine deiner Töchter zur Frau nehmen.“ Der Bauer weinte beinahe vor Glück, als er die freudige Botschaft vernahm. Sogleich rief er seine Kinder zusammen. „Ich habe einen Mann für euch gefunden. Da ihr aber zu dritt seid und ich nicht weiß, wer von euch eurem Gatten in spe am besten gefällt, soll zuerst Grete gehen und versuchen, ihn mit ihrer Intelligenz zu überzeugen.“ Er seufzte. „Gib dein Bestes, Gretchen, ich fürchte, das wird deine letzte Chance sein, endlich zu heiraten. Hoffe einfach darauf, dass dein Zukünftiger ebenso kurzsichtig ist wie du.“ So zog nun also Grete, die Klügste der drei, los. Sie hatte auf der berühmtesten Universität des ganzen Märchenlandes Jura studiert und war erst vor kurzem wieder in die Heimat zurückgekehrt. Da sie jahrelang immer nur vor ihren Büchern gesessen hatte, war von der ganzen Hockerei ein Buckel zurückgeblieben und sie trug außerdem wegen der oft sehr kleingedruckten Gesetzestexte eine dicke Brille, die ein ganz klein wenig so aussah, als hätte sie Kristallaschenbecher vor den Augen. Der Weg zur Hütte des heiratswilligen Mannes war steinig und schwer. Oben angekommen musste Grete erst einmal verschnaufen, zu sehr hatte sie das alles angestrengt. Erschöpft steckte sie sich eine Zigarette der Marke Lungendeath an und tat einen tiefen Zug. Als das Nikotin sich in ihrem Körper ausbreitete, konnte sie wieder klar denken und sah sich um. Ihr Bräutigam schien ausgeflogen zu sein, denn an der Wand der Hütte war eine Nachricht geheftet: BIN BALD WIEDER DA. Die Berghütte selbst machte einen heruntergekommenen Eindruck. Ein ganz klein wenig fühlte sich Grete an das Studentenheim erinnert, das sie während ihrer Zeit in der Hauptstadt bewohnt hatte. Vorsichtig öffnete sie die Eingangstür. Drinnen sah es nicht besser aus: Die Böden waren verkrustet, der kleine Tisch vollkommen fettverschmiert und die Fenster waren so dreckig, dass sie nicht nach draußen sehen konnte. „Das ist ja grauenhaft“, entfuhr es ihr. Sie ließ sich angeekelt auf einem hölzernen Hocker nieder und begann zu überlegen. „Wenn ich zuerst den Fußboden schrubbe, dann muss ich ihn nachher noch einmal putzen, wenn ich die Fenster gewaschen habe. Hm… Ich glaube, es ist am Klügsten, wenn ich zuerst den Tisch säubere, dann die Fenster wasche und mit dem restlichen Wasser den Fußboden reinige...“ Da ertönte eine Stimme. „Grete, du bist klug und weise. Du weißt, wie du mich am besten zu reinigen hast, aber leider bist du so hässlich, dass sich meine Schindeln einrollen, wenn ich dich erblicke. Zur Strafe für deinen Anblick verfluche ich dich!“ Grete konnte nicht einmal mehr schreien, denn das verhexte Haus hatte sie in ein Stück Raclettekäse verwandelt. Da die älteste Tochter nicht mehr wiederkehrte, nahm der Bauer an, sie hätte Reißaus genommen und schickte nun also Maria, die mittlere Tochter, los. „Mariechen“, ließ er sie zum Abschied wissen, „pass gut auf dich auf. Du bist die Einzige, die mir nur ganz selten lästig war und die auch nur ab und zu eine meiner wertvollen Strauchtomaten schlecht behandelt hat. Nun geh also du und betöre deinen Bräutigam durch deinen Fleiß und Arbeitswillen, aber versuche nicht zuviel von seinem Besitz zu zerstören. Hast du verstanden?“ „Ja, Vater“, murmelte die Tochter gehorsam und schlug die Augen nieder. Auch Maria quälte sich den langen Weg zur Hütte empor und las die Nachricht an der Wand. Getrieben von einem bienengleichen Verlangen, bis zur Rückkehr des Fremden zu arbeiten, riss sie die Tür auf und ergriff sogleich wie aus einem Reflex heraus Mop und Wassereimer, die neben der Tür standen. Mit einem Kampfschrei vergoss sie das Wasser über dem schmutzigem Fußboden und begann wie wild zu schrubben. Ihre heftigen Bewegungen fegten einige der Gegenstände von den verstaubten Regalen, die sogleich zu Bruch gingen. „Halt ein!“, erklang da plötzlich eine verärgerte Stimme. „Maria, du hast das Zeug zu einer großen Karriere als Raumpflegerin. Mein Boden war noch nie so sauber wie heute, aber du hast die wertvollen Hummelfiguren meines Besitzers zerstört. Das kann ich nicht zulassen! Im Namen des Mondes werde ich dich für deine unbeschreibliche Dummheit bestrafen!“ Maria riss erschrocken den Mund auf, doch da ward sie schon in ein biologisches Bauernbrot verwandelt. Verzweifelt wartete der Bauer auf eine Nachricht von Maria, doch sie kam nicht. Also rief er Chantal, die Jüngste, zu sich. „Nun bist also nur noch du übrig, meine Kleine“, seufzte er. „Versuche also du dein Glück.“ „Jawohl“, lächelte Chantal und trippelte auf ihren Stilettos los, um den Berg zu erklimmen. Auf dem Weg nach oben machte sie ihrer Natur gemäß mehrere lange, entspannende Pausen und genoss den wunderbaren Ausblick. Endlich oben angelangt las sie die Nachricht und wagte schließlich auch einen Blick nach drinnen. Der Schmutz störte sie nicht weiter, sie wunderte sich nur über das gewaltige Stück Raclettekäse und den Wecken Bauernbrot, die auf dem Fußboden herumlagen. Sie hob die Dinge vom Boden auf, säuberte mit einer lässigen Handbewegung den Tisch so von Schmutz, sodass sie die Gegenstände darauf ablegen konnte, und setzte sich. „Wann wohl mein Bräutigam wiederkommt?“, murmelte sie, da sank schon der Kopf auf die Tischplatte und sie war eingeschlafen. So konnte sie zwar nicht mehr die freundliche Stimme des Hauses hören, aber sie hatte einen wunderschönen Traum. „Chantal, du bist die Richtige. Du hast alles, was eine Frau braucht, denn du bist schön, nicht sehr klug und, was das beste ist, du bist faul und nicht ambitioniert irgendetwas zu erreichen. Das Beste an dir ist aber dein Name, denn er ist einer Königin würdig, schade nur, dass du nicht Jaqueline heißt.“ Mit einem gewaltigen Knall verwandelte sich das Haus in eine prächtige Villa. Chantal erwachte und sah sich schlaftrunken um. „Was ist denn hier los?“, gähnte sie und reckte die müden Glieder. Ihr Blick fiel auf einen wunderschönen jungen Mann, der vor dem Tisch stand. „Ich bin Gah! und du sollst meine Frau werden, denn du hast den Fluch meines Zuhauses gebrochen.“ Chantal fiel ihrem Zukünftigen sogleich glücklich in die Arme. Einige Wochen später wurde Hochzeit gefeiert. Der Bauer hatte zur Feier des Tages einige seiner preisgekrönten Tomaten mitgebracht, die auf dem Hochzeitsbankett zusammen mit biologischem Bauernbrot und durchgereiftem Raclettekäse serviert wurden. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)