Der [D]Shin in der Wunderlampe von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 2: Beginn einer Freundschaft ------------------------------------ Seine Hände brannten die ersten Stunden, die sie auf See waren. Naos weiche Haut war so raues Klima nicht gewöhnt und so war sein Quengeln die ganze Zeit über zu hören. „Maul nicht, in ein paar Tagen haben sich deine Hände schon an das salzige Wasser und die trockenen Stricke gewöhnt.“ Der Kapitän, sein Vater ging mit lauten Schritten an ihm vorbei. Nao sah ihm nach, wandte seinen Blick in Richtung Horizont. Die dunklen Gewitterwolken ließen dem jungen Mann die Haare im Nacken zu Berge stehen, obwohl ihm noch vereinzelte Sonnenstrahlen auf den blanken Oberkörper fielen. „Rafft die Segel!“ Der Schrei des Kapitäns hallte über das ganze Schiff. Die Mannschaft hörte auf seinen Befehl und im Nu waren alle Segel eingeholt und an die Mäste gewickelt. Ein Blitz erhellte die schwarzen Wolken und ein krachender Donnergroll folgte geschwind. Nao mochte den Wetterumschwung nicht und auch der Rest der Mannschaft blickte mir Unwohlwollen gegen den dunkeln Horizont, auch wenn sie natürlich alle sehr viele Erfahrungen mit und auf der See hatten und auch mit starken Unwettern. Allerdings verursachte so ein Unwetter direkt am Anfang einer so langen Reise eine ungute Vorahnung auf schwierige Zeiten. Seufzend stellte sich Nao hinter seinen Vater und blickte diesem über die Schultern. Der Braunhaarige wusste auch nicht, warum er so groß gewachsen war, waren doch sowohl seine Mutter als auch sein Vater von eher kleiner und stämmiger Figur. „Zieh dir was über, Junge! Wenn du bei dem Wetter halbnackt rumläufst wirst du noch krank. Und Kranke können wir nicht gebrauchen.“ Die strengen Worte verärgerten den jungen Mann. Zwar war Nao das harte Wetter auf See nicht gewohnt, aber zart besaitet war er auch nicht. Und so stapfte der junge Mann missmutig in seine Kajüte und zog sich einen bunten, weiten Pullover über, sodass sein Vater nichts mehr zu bemängeln hatte. Nao drehte sich um und war schon im Begriff wieder auf Deck zurückzugehen, als sein Blick auf sein Spiegelbild fiel. Mit den langen Locken sah er wirklich etwas weibisch aus. Nao nahm sich eine Kordel von einer Kommode und band damit seine Haare zurück zu einem Zopf. Danach nahm er ein dunkelblaues Tuch und wickelte es sich um die Stirn und knotete es unter dem Zopf zusammen. Eine kurze Zeitlang stellte er sich in verschiedenen Posen vor den Spiegel, kicherte und ging schließlich doch noch auf Deck um festzustellen, dass der Wind an Geschwindigkeit gewonnen und es angefangen hatte, zu regnen. Der Wind peitsche über das Wasser, ließ die Wellen über die Reling schwappen und ein Wechselspiel aus Blitz und Donner visualisierten das Szenario. Nao rannte an das Hauptsegel und half zwei Männern, dass losgelöste Seil einzufangen und es diesmal so fest zu zurren, wie es nur möglich war. ‚Hoffentlich schlägt kein Blitz ein‘ dachte Nao, doch im gleichen Moment verfehlte ein Blitz das Schiff nur um wenige Meter. „Pass auf was du denkst…“ Sagte Nao leise zu sich selbst und sah zitternd zu den pechschwarzen Wolken empor. Einige Stunden später herrschte Flaute und die Mannschaft lag erschöpft auf dem Deck. Das Unwetter war überstanden und der entstandene Schaden hatte ein geringes Ausmaß angenommen. Nao lag in einer Hängematte, welche sein Vatter für ihn hatte anbringen lassen und hielt seine Augen geschlossen. Er roch das salzige Meer und das feuchte Holz des Schiffes. Seine Lippen formten sich zu einem seelischen Lächeln, wenn er daran dachte, dass er endlich als Pirat übers Meer schippern konnte. „Nao? Leistest du uns Gesellschaft? Unser Smutje hat was Tolles für uns zubereitet und nach den anstrengenden letzten Stunden, kann jeder eine stärkende Mahlzeit gebrauchen.“ Nao ließ sich das nicht zwei Mal sagen, sprang schwungvoll aus der Hängematte und folgte dem Steuermann unter Deck. Dort saßen alle, bis auf dem Kapitän, um den runden Holztisch rum und waren munteren Herzens. Nao nahm neben dem Smutje Platz und besah sich die Töpfe, die auf dem Tisch verteilt waren. „Also, Männer…“ Sie verstummten alle und widmeten ihre Aufmerksamkeit nun ihrem Kapitän, der als einziger noch stand. „Jetzt kommt eine ewig lange Ansprache, auf das Essen, das Unwetter, unsere Reise, Aufgaben und Gefahren, die noch auf uns zukommen mögen.“ Erklärte Chippie, der Smutje flüsternd Nao. „Guten Hunger und haut rein!“ Naos Vater hatte die Worte Chippies vernommen und hatte aus Trotz seine Rede hinunter geschluckt. Nao kicherte und hob seinen Krug, um mit den anderen anzustoßen. „Jawohl Sir!“ Schallte die Antwort der Mannschaft durch den Raum und alle begannen eifrig mit der Nahrungseinnahme. Zur gleichen Zeit bevor das Unwetter aufzog an einem anderen Ort: Mit aufgequollenen Händen schrubbte er mit einem Lappen den alten Dielenboden. Der Schweiß verklebte seine schwarzen Haarspitzen, lief ihm durchs Gesicht und perlte ihm vom Kinn. Isshi hatte sich nach der Beisetzung seiner Mutter in Arbeit gestürzt. Zum einen, weil er den Schmerz über den Verlust seiner Mutter nicht ertragen konnte und zum anderen, weil er nicht von seinem Vater geschlagen werden wollte. Eigentlich war er dazu ja viel zu alt, aber seinem Vater waren er und sein Alter ja egal. Wenn es Isshi möglich wäre, würde er sich woanders Arbeit suchen, aber die Verwandtschaft zu seinem Vater bereiteten allen Angst und jeder fürchtete, bestraft zu werden, Wenn sie Isshi Arbeit anböten. Wuttränen vermischten sich mit dem Schweiß auf seinen Wangen und rannen diese hinunter. Der Schwarzhaarige tunkte den Lappen wieder in den Eimer mit Wasser und setzte seine Arbeit fort. Als er diesen im Innenhof entleerte, fiel sein Blick auf den Hafen, der im Schatten des Palastes lag. Seufzend ließ er seine Schulter sinken und sein Blick verweilte auf den vielen Segelschiffen im Hafen, die neue Waren ans Land brachten und Menschen versuchten auf ihnen vor seinem Vater zu entkommen. Isshi stellte den Eimer zu Boden, sah sich vorsichtig um und rannte dann zu einer versteckte Tür bei dem Abort, stahl sich aus der Tür und sprintete die engen Gassen entlang, bis er am Hafen angekommen war. Hier am Hafen war das bunte Treiben groß. Auf der einen Straßenseite standen die Stände der Fischer, die ihren frischen Fang an den Mann bringen wollten und auf der anderen Straßenseite waren die üblichen Läden, Werkstätten und vereinzelte Wirtshäuser. In der nahe Schmiede arbeitete sein bester Freund Akiya. Akiya war ein Jahr älter als er und dank seiner Arbeit als Schmied etwas muskulöser als Isshi. Isshi lächelte bei dem Gedanken an seinen besten Freund, setzte sich wieder in Bewegung und war wenige Schritte später über die Schwelle zur Schmiede geschritten. „Guten Tag.“ „Akiya ist im Hinterhof, Junge. Du kennst ja den Weg.“ Akiyas Vater hatte nicht ein Mal mehr aufgesehen. Er erkannte Isshis Stimme mittlerweile sofort und war ihm gegenüber immer freundlich gewesen und das obwohl sein Vater so grausam und schrecklich war. „Ist gut, danke.“ Isshi schritt durch den Raum, durch die Tür hinaus in den Hinterhof. Er hörte seinen dunkelhaarigen Freund schon von weitem, da er die Steine zum Schmieden vorbearbeitete. „Darf ich dich ein wenig bei deiner Arbeit stören, junger Herr?“ Isshi verbeugte sich galant, aber nicht sehr tief vor Akiya, welcher bei solch einer Anrede überrascht aufgeschaut hatte. Seine Gesichtszüge entspannten sich, als er seinen besten Freund erkannte. „Aber immer doch.“ Lachen stand Akiya auf und gab seinem Freund zur Begrüßung einen Klaps auf die Schulter. „Du siehst schlecht aus. Was ist passiert? Wie geht es deiner Mutter?“ Akiya wusste alles über Isshi und hatte diesem schon oft mit Rat und Tat zur Seite gestanden und nicht weniger oft eine Schulter zum Ausweinen angeboten. Daher merkte er sofort, wenn es seinem Kumpel schlecht ging und es hatte den Anschein, dass es Isshi schrecklich schlecht ging, schlechter als sonst, wenn das überhaupt noch möglich war. „Sie ist gestern Abend verstorben.“ Isshi senkte seinen Blick, denn seine Augen hatten sich erneut mit Tränen gefüllt. Akiya erbleichte, nahm seinen Freund in den Arm und drückte ihn tröstend an sich. „Mein Beileid.“ Mehr brachte Akiya auch nicht raus, denn jedes Wort des Mitleids oder der Trauer wäre einfach zu viel gewesen. Isshi legte seinen Kopf auf Akiyas Schulter, krallte sich in dessen Ärmel und fing an laut zu schluchzen. So standen sie im Hinterhof einige Minuten, bis sich Isshi wieder beruhigt, sich wieder aufgerichtet und mit seinem Ärmel die Tränen aus dem Gesicht gewischt hatte. “Entschuldigung…und…danke“ Verlegen sah Isshi seinem schwarzhaarigen Freund in die Augen, die einen sehr sanften Ausdruck angenommen hatten. „Du brauchst dich weder zu entschuldigen noch zu bedanken. Wofür hat man denn Freunde?“ Kichernd bückte sich Akiya wieder und hob den Schleifstein, an welchem er vorher gearbeitet hatte, hoch und trug diesen in die Schmiede. „Wenn ich den eingebaut habe, können wir ein wenig zu den Schiffen gehen, in Ordnung?“ „Ja.“ Akiya löste die Schrauben im abgenutzten Schleifstein, stellte diesen dann auf dem staubigen Boden ab, klemmte den neuen an die Stelle und drehte die Schraube wieder fest an. „Wir gehen kurz zu den Schiffen.“ „Komm nicht zu spät wieder, Jungchen.“ Gemeinsam verließen die beiden schwarzhaarigen jungen Männer die Schmiede und traten auf die Straße, die waagerecht zum Hafen verlief und die zwei sogen die frische Meeresluft in sich ein. „Dein Vater nennt dich immer noch Jungchen?“ Isshi konnte sich ein Kichern nicht unterdrücken. „Ja, für ihn bin ich einfach noch ein Jungchen…“ Verlegen kratzte sich Akiya am Hinterkopf. Der ältere von beiden sah erst links, dann recht bevor er über die Straße ging, gefolgt von Isshi, setzten sich auf die Hafenmauer und ließen ihre Beine baumeln. In der Ferne nur das Meer. „Ich wünschte, dass ich eines Tages mal aufs Meer hinausfahren kann.“ Akiyas Augen wirkten bei seinen Worten sehr verträumt und Isshi konnte es ihm nicht verübeln. Das Meer war so weit, frei und voller Wunder und natürlich lagen dort überall Länder die sie nicht kannten, aber gerne einmal bereisen würden. „Irgendwann fahren wie gemeinsam aufs Meer und bereisen alle möglichen Länder und Inseln!“ Der jüngere Stieß die Faust in die Luft, um seinen Worten Stärke zu verleiten. „Irgendwann ja.“ Akiya seufzte so tief, dass die Hoffnungslosigkeit ihrer Situation zum Greifen nahe war. „Ich kann euch ein paar Geschichten erzählen…und vielleicht sogar dafür sorgen, dass ihr ein Mal mit hinausfahren könnt.“ Ein junger Mann stand hinter Akiya und Isshi, die sich beide überrascht umgedreht hatten. Das runde Gesicht, welches von schulterlangen Haaren umspielt wurde, wirkte freundlich und keck. „Ich bin Izumi und Fischer.“ Izumi der Fischer hatte seine Hände zu Fäusten geballt und in die Hüfte gepresst. Er lächelte auf die beiden jungen Freunde zu seinen Füßen hinab, kam sich dabei aber zu erhaben vor und kniete sich kurzum hinter die beiden. „Hallo Izumi. Ich bin Akiya, Schwertschmied und das ist mein bester Freund Isshi.“ „Freut mich dich kennen zu lernen, Izumi.“ Isshi gab Izumi die Hand und war überrascht, dass dieser kleine Kerl so einen festen Händedruck hatte. „Mich ebenfalls.“ Izumi hatte ein freundlich, lebhaftes Lächeln, das ansteckend war. „Was meintest du damit, dass du uns mit hinaus nehmen kannst?“ Akiya war neugierig. Ihn und Isshi interessierten die Geschichten weniger, als die Möglichkeit aufs Meer zu fahren. „Ich hab doch auch gesagt, dass ich Fischer bin.“ Der langhaarige schien eher kurzangebunden zu sein, aber dennoch hatten beide begriffen, was er damit sagen wollte. „Wir dürfen mit dir mit fahren?“ „Ich kann euch nicht irgendwohin bringen, aber ich könnte euch eben auf eine Tour mitnehmen. Oder reicht euch das nicht?“ Izumi meinte den Freiheitsdrang der beiden zu spüren. Akiya sah zu Isshi rüber. Es würde Isshi verdammt teuer zu stehen kommen, wenn er nach einem Tag auf hoher See wieder zurückkommen würde. Bei ihm würde es nicht ganz so schlimm sein, da ihm sein Vater für einen Tag ausnahmsweise frei geben würde. Isshi seufzte. „Erzähl doch lieber erst mal was von deinen Erfahrungen, ja?“ Izumi grinste und nachdem die zwei etwas auseinander gerückt waren, setzte er sich zwischen die zwei Schwarzhaarigen und erzählte ihnen ein wenig von seinen Erlebnissen mit blutrünstigen Piraten, schönen Händlerstöchtern auf fernen Inseln und auch von anderen Ländern. Isshi und Akiya lauschte gespannt und andächtig seinen Worten und mit jedem Wort stieg ihr Verlangen, selbst einmal auf See zu stechen ins Unermessliche. „Ich kann euch heute leider noch nicht mitnehmen, aber wenn ihr wirklich mit mir hinaus wollt, können wir einen Tag abmachen, an dem ihr beide zu mir ins Boot steigt.“ „Auf jeden Fall!“ Akiya klatsche in die Hände uns seine Augen leuchteten alleine bei dem Gedanken daran von dem glitzernden Nass umgeben zu sein. „Ich wünsche dir für heute einen guten Fang und gutes Wetter.“ Isshi bedankte sich bei Izumi und hoffte, dass er zu einem ernsthaften Freund für sie werden würde, denn die Lebensfreude des kleinen Fischers hatte sein Herz erwärmt. „Vielen Dank. In der Ferne soll ein starkes Unwetter herrschen, wenn der Wind nicht dreht, werde ich Glück haben.“ „Und du fährst trotzdem raus?“ Ich habe keine andere Wahl. Ich lebe vom Fischfang und habe genug Erfahrung mit Unwettern. Wir sehen uns mit sicherlich morgen wieder.“ Mit einem letzten Zwinkern und Winken verabschiedete er sich von den zweien, lief über den Steg zu seinem kleinen Fischerboot und stach in See. Am Hafen standen immer noch die zwei jungen Männer mit ihren kurzen, schwarzen Haaren und ihrer verdreckten Kleidung und folgte ihrer neuen Bekanntschaft bis Izumi nicht größer als ein Stecknadelkopf war. „Hoffentlich kommt er heil zurück.“ „Du solltest besser dafür sorgen, dass du heil zurück kommst, Isshi. Im Palast wird dein Fehlen bestimmt schon aufgefallen sein.“ „Du hast recht. Es war schön heute und wir sehen uns hoffentlich auch morgen wieder.“ Mit einem Handschlag verabschiedeten sich die zwei Freunde von einander. Während Akiya zurück an seine Arbeit in der Schmiede ging, schlich sich Isshi geschwind zurück in den Palast um dort ebenfalls seiner Arbeit wieder nachzugehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)