Blutige Leidenschaft von Curin (TyKa/ Vampirstory) ================================================================================ Kapitel 20: Verunreinigt und geschändet (Teil 1) ------------------------------------------------ Wer auf den Titel geachtet hat, wird merken, dass dies wieder ein aufgeteiltes Kapitel ist. Eigentlich sollte es eins werden, aber ich habe dann mehr Hintergrundinformationen hineingepackt als vorher beachbsichtigt und mit einem Kapitel wäre es dann zu voll geworden. Ich denke aber, dass das nächste Kapitel nicht allzu lange auf sich warten lassen wird, da es ja eng mit diesen verknüpft ist. Viel Spaß beim lesen. Max machte einen dunklen Gesichtsausdruck. Es war eine Mischung aus Unglauben, Zweifel und Misstrauen. „Ich weiß, wie sich das für dich anhören muss“, versuchte Tyson ihn zu beschwichtigen, „aber glaub mir, ich bin mir der Liebe zu Kai sicher und er wird mich nicht mehr verletzen.“ „Vor ein paar Tagen hast du mir gesagt, er hätte ein komisches Geheimnis und nun sagst du mir, ihr seid zusammen“, sagte Max mit sarkastischem Unterton. „Entschuldige, aber ich kann mein Misstrauen nicht vollständig ausschalten.“ „Er liebt mich, Max“, sagte Tyson nachdrücklich. „Und ich liebe ihn. Er wird mir niemals wehtun. Er ist nicht der Typ dafür.“ Max seufzte. „Ich habe auch nicht das Gefühl, dass er eine dunkle Seite hinter seinen Sunnyboy-Sein verbirgt. Denn seine dunkle Seite trägt er schon offen vor sich her. Ich bin zwar noch etwas skeptisch, aber das kommt eher daher, dass ich ihn für etwas skurril halte.“ Tyson grinste und umarmte Max. Max war zwar etwas überrascht, aber er drückte Tyson ebenfalls an sich. Tyson war die Zustimmung des Blondhaarigen wichtig. Schließlich war er sein bester Freund und er vertraute ihm blind. Er hatte ihm immer zur Seite gestanden und wenn Max seinen Segen für die Beziehung mit Kai gab, dann hatte auch Tyson ein besseres Gefühl bei der ganzen Sache. Tyson entließ Max aus der Umarmung und wendete sich wieder seinen Sachen zu. Er würde noch ein paar Tage bei Kai bleiben. Zum einen wollten sie ihre Beziehung auskosten, zum anderen fand es Kai so sicherer. Er wusste noch nicht genau, ob Brooklyn von Tyson ablassen würde oder ob nur für kurze Zeit Ruhe eingekehrt war. Außerdem fühlte sich Tyson zu Hause nicht mehr sicher, seitdem dieser Ozuma einfach eingestiegen war. Nachdem sie also ihr Bestellessen vom Chinesen genossen hatten und Ray bei ihnen rein geschneit war, hatte Kai ihn gebeten Tyson mit nach Hause zu begleiten, die wichtigsten Sachen zu holen und neue Schlösser an den Türen anzubringen. Natürlich dieses Mal auch mit Vampirsicherung. Wenn man Amulette und Mixturen an den richtigen Stellen einsetzte, dann konnten Vampire nicht mehr in diese Häuser gelangen. Eigentlich hatte Kai selber mit Tyson gehen wollen, aber mit der Vampirsicherung kannte sich Ray nun einmal besser aus und außerdem hatten er und Tala sich einen Streit geliefert, weil Tala es nicht einsah nochmal alleine einkaufen zu gehen, wenn Kai eigentlich an der Reihe war. Und sie mussten alles nochmal einkaufen, denn in einen Wutanfall hatte Kai den gesamten Kram, den Tala gekauft hatte, aus dem Fenster geworfen, weil er ihn sogar für den Müll zu schlecht war. Also hatte Ray Tyson mit dem Motorrad hierhergefahren. Zuvor hatte Tyson aber noch Max angerufen und gesagt, dass er jetzt für einen Moment zu Hause wäre und er doch bitte vorbei kommen sollte, weil er ihm was erzählen wollte. Und jetzt, während sich Ray den Schlössern im Haus widmete, hatte sich Tyson das Okay von Max eingeholt und suchte nun auch noch seine Unisachen für den morgigen Tag zusammen. Max stand ein wenig unsicher im Raum und als Tyson gerade die Bücher zusammensuchte, die er für morgen benötigte, kam Max schließlich mit seiner größten Sorgen heraus. „Und hast du es ihm schon gesagt?“, fragte er zaghaft. Tyson drehte sich zu Max und schaute ihn ein wenig verwundert an. Er legte die Bücher zu den anderen Sachen und wand sich dann wieder ganz an Max. „Was genau meinst du?“, fragte er ratlos. Im Gegensatz zu Kai wuchsen Tyson keine längeren Eckzähne, was sollte er ihm also zu erzählen haben. Dass er ein Nimmersatt war, hatte Kai schon am eigenen Leib erfahren; dass er aufbrausend war ebenfalls. Dann war da noch seine Dickköpfigkeit, die Kai von zwei Wochen ohne Sex kannte und seine Schmollaktionen, an die er sich noch erinnern musste, als er Max mal zu einen „romantischen“ Abend eingeladen hatte. Komische Sexpraktiken kannte er nicht und Max wäre auch der letzte, der davon erfahren sollte. Also wusste Tyson wirklich nicht, was er Kai noch zu erzählen hatte. „Ich finde“, begann Max und schaute dabei streng in Tysons Augen. „du solltest ihm erzählen, wie das damals mit Kane war.“ Sofort weiteten sich Tysons Augen und er ließ einen Stapel Hemden fallen, die er gerade aus dem Schrank geholt hatte. Er schüttelte kurz den Kopf und kniete sich um die Hemden wieder aufzuheben. Max ging ebenfalls in die Knie und half ihm. Er versuchte dabei wieder Augenkontakt zu Tyson herzustellen, aber die braunen Augen waren gen Boden gerichtet. „Wenn du eine ernsthafte Beziehung zu ihm aufbauen willst, dann muss er das wissen.“ Max versuchte den vorigen Gesprächsgegenstand wieder aufzunehmen, aber Tyson schüttelte nur den Kopf. Packte schnell das letzte Hemd und schmiss sie achtlos auf das Bett. Dann ließ er sich darauf nieder. „Ich kann ihm das unmöglich erzählen“, sagte er kraftlos. Mit großen und ängstlichen Augen sah er zu Max, doch der stand fest vor ihm. „Wenn er das erfährt… er wird mich verachten.“ Tyson fühlte wieder diesen Klos in seinen Hals. Diesen Klos den er gefühlt hatte, als er seinen Großvater und Hiro hatte alles erzählen müssen. Ihre mitleidigen Blicke würde er nie vergessen. Genauso wenig wie die vorwurfsvollen von Max, als er alles erfahren hatte und er sich weigerte sich von Kane zu trennen. Nachdem Kane verschwunden war und er endlich wieder seinen normalen Leben nachgehen konnte, hatte er sich geschworen die ganze Sache hinter sich zu lassen. Aber so einfach war das nicht. Es war jetzt fast ein Jahr her und noch immer… noch immer… „Du kannst es unmöglich für dich behalten, Tyson“, sagte Max streng und verschränkte nun auch die Arme vor der Brust. „Du hast immer noch Albträume.“ „Die hat man auch so“, sagte der Blauhaarige fest, aber er konnte Max einfach nicht ansehen. Sonst hatte Max immer ein Grinsen auf seinem Gesicht und die blauen Augen wirkten stets einfühlsam, doch auch den harten Blick hatte er drauf und mit diesen strafte er nun Tyson. „Normale Albträume, ja. Aber du wachst immer noch schreiend auf und schlägst um dich.“ Tyson biss sich auf die Unterlippe und blickte nun zur Seite. „So schlimm ist es doch gar nicht mehr“, sagte er dennoch trotzig. Von Max kam nun ein hohes, freudloses lachen. „Als ich vor zwei Wochen bei dir übernachtet habe, hast du ganz schön geschrien bis ich dich wach hatte. Und als du vor circa zwei Monaten bei mir übernachtet hast, hast du mir sogar ein blaues Auge geschlagen, als ich versuchte dich zu wecken.“ Tyson schloss gequält die Augen. Er wusste, er konnte es nicht ewig vor Kai verstecken. Zwar hatte er wirklich nicht mehr so oft Albträume wie früher und er konnte auch wieder normal damit umgehen, wenn jemand vor ihm sauer wurde oder harsche Bewegungen machte. Er hatte wieder ein ganz normales Leben geführt und nur die Albträume blieben. Aber was wenn Kai auffallen würde, wie er oft er immer noch Albträume hatte und was er dann schreien würde. Was wenn er sich einen Reim daraus machen konnte? Wenn er hinter die Wahrheit käme? Max setzte sich nun zu Tyson aufs Bett und legte einen Arm um ihn. „Ich weiß, dass dir das schwer fällt. Aber er wird es doch merken. Die Narben… wenn ihr euch nahe seid, dann wird er sie früher oder später entdecken.“ Tyson schreckte auf, doch dann drehte er den Kopf auf die andere Seite, dass Max ihm nicht mehr ins Gesicht sehen konnte. „Tyson?“, sagte Max nun wieder strenger, „er hat sie doch nicht etwa schon entdeckt?“ Anstatt zu antworten stand Tyson auf und ging zur Tür. Er wollte weg von der Situation bevor die Erinnerungen wieder hochkamen. Er umfasste die Türklinke, öffnete die Tür einen Spaltbreit, doch schon war Max da und schlug die Türe wieder zu. Dann schaute er wütend in Tysons Gesicht. „Du hast ihm irgendeine Lüge aufgetischt. Habe ich Recht?!“, brauste er auf und seine Hand die auf der Tür lag wurde zur Faust. „Er hat die Narben auf meinen Rücken entdeckt. Die auf meiner Hüfte kannte er schon. Und ja, er hat gefragt“, murmelte Tyson, doch dann schaute auch er hoch in Max‘ Gesicht. „Verdammt, wir sind doch gerade erst mit vielen hin und her zusammengekommen. Ich wollte das nicht gleich wieder mit meinen Problemen belasten. Ich habe ihm erzählt, dass die Narben auf den Rücken vom Kendotraining kommen.“ Tyson wurde nun auch lauter. Aber er fühlte sich im Moment im Recht. Was hätte er denn auch tun sollen? Gerade hatte ihm Kai gestanden, dass er ihm liebte und dann sollte er schon mit seiner Vergangenheit einhergehen. Kai hatte viel größere Probleme als er. Und schlussendlich war es seine eigene Schuld gewesen. Er hatte es zugelassen. Er hatte sich nicht von Kane trennen wollen. Er hatte sich nicht gewehrt. „Vom Kendotraining?“, fragte Max und seine Stimme vibrierte nun vor Wut. Die blauen Augen wurden zu Schlitzen und er zitterte sogar vor Wut. „Du hast die Narben, weil Kane dich mit einem Gürtel ausgepeitscht hat! Sogar mit der Verschlussseite.“ Bei diesen Worten torkelte Tyson zurück an die Wand. Die Worte, die Max aussprach, brachten die verdrängten Erinnerungen wieder hoch. „Du hattest drei gebrochene Rippen!“ Tyson stieß an die Wand und sah Max aus bittenden Augen an. Er wollte es nicht hören. Er wollte nicht daran erinnert werden, doch die Erinnerung wurde immer stärker. „Und warum hat er das getan? Weil du ihm widersprochen hast? Weil du dich mit jemand anderen unterhalten hast? Weil du seiner Meinung nach zu spät gekommen bist?“ Tysons Kopf flog aufgrund des festen Schlages zur Seite. Er hielt sich die Wange und sah in Kanes wutentbranntes Gesicht. Er hatte es ausgesprochen. Er hatte Kane gesagt, dass er ihn nicht schlagen sollte. Und was hatte Kane geantwortet? Gar nichts! Er hatte nur mit der Hand ausgeholt und ihn wieder geschlagen. Dann kam Kane auf ihn zu und packte ihn grob bei den Schultern. „Ich und dich schlagen?“, fragte er und es hörte sich an wie ein Witz, nachdem er es doch gerade wieder getan hatte. Kane schüttelte ihn und Tyson wusste, er musste nun aufsehen, sonst würde der nächste Schlag folgen. Er versuchte tapfer die Tränen zu unterdrücken, als er seine rehbraunen Augen öffnete und in die dunklen von Kane sah. „Ich gebe dir nur was du verdienst, nachdem du wieder in der ganzen Stadt herumgehurt bist.“ „Ich war nur mit einen alten Freund einen Kaffee trinken“, versuchte Tyson mit fester Stimme zu sagen. „Wir haben uns zufällig getroffen.“ Kane sah immer noch verachtungsvoll in Tysons Augen, die nicht so aussahen als würden sie sich wie sonst immer in Demut abwenden. Kane packte nun Tyson fester bei den Schultern und zog ihn so zu sich heran, so dass er seine Lippen auf die von Tyson drücken konnte. Tyson wollte sich aus dem Kuss winden, doch Kane hatte ihm an Hinterkopf gepackt und ließ nicht zu, dass Tyson entkam. Doch, als der Kuss brutaler wurde, weil Kane ihm auf die Lippe biss, da er seine Lippen nicht teilen wollte, drückte er seine Hände gegen Kanes Brust und schaffte es schließlich ihn von sich weg zu drücken. Doch er war zu unaufmerksam gewesen und im nächsten Moment verpasste ihn Kane einen Schlag mit der Faust gegen die Schläfe. Tyson konnte sein Gleichgewicht nicht mehr halten und fiel aufs Bett. Sein Kopf hämmerte und er drehte sich zu Kane um, der wie ein wütender Rächer über ihn stand und verachtend auf ihn herabsah. Tyson war verängstigt. Er kannte diesen Blick von Kane. Er wollte aufstehen und versuchen aus dem Zimmer zu rennen, doch Kane war schneller und drückte ihn an den Schultern auf das Bett, so dass er ihm den Rücken zugewandt hatte. Dann machte es einen Ruck und Tyson wurde das Hemd von den Schultern gerissen. Er japste erschreckt auf und versuchte aufzustehen, doch Kane drückte ihm nun am Nacken auf das Bett und er hörte seine Stimme nah an seinem Ohr. Es war ein gefährliches Zischen. „Wag es ja nicht aufzustehen!“ Zum Nachdruck übte er etwas mehr Druck auf den Nacken aus und Tyson keuchte Schmerzvoll. Dann ließ der Druck nach und er spürte Kane nicht mehr. Er lag auf dem Bett und zitterte, weil er nicht wusste was als nächstes kam. Er hörte wie Kane ein paar Schritte zurückging, dann vernahm er ein ziehen. Was tat Kane? „10 Schläge sollten reichen um dir deine Stellung klar zu machen.“ Tyson dachte verängstigt nach was Kane meinen könnte, doch schon im nächsten Moment hörte er etwas durch die Luft zischen und dann spürte er den ersten Schlag der Gürtelschnalle, die auf seinen Rücken knallte, die Haut aufriss und ihm die erste Rippe brach. Tyson umfasste sich mit den Händen und versuchte wieder ruhig zu atmen. Er versuchte die Erinnerung wieder zu verdrängen. Versuchte sich nicht seine Schreie in Erinnerung zu rufen. Oder die Tatsache, dass er es ihm verziehen hatte… „Du wurdest über Monate hinweg misshandelt, Tyson!“, sagte Max, der ihm nun ganz nahe stand. Tyson umfasste nun mit den Händen seinen Kopf und sank auf den Boden zusammen. Er konnte nicht mehr. Die Erinnerungen, Max‘ Worte. Er hatte gedacht, er hätte es hinter sich gelassen, aber nun kam alles wieder hoch. „Kane hat dich geschlagen und missbraucht, und das obwohl du ihn geliebt hast. Wie lange glaubst du, kannst du das vor Kai geheim halten.“ Tysons Körper wurde nun von Schluchzern erschüttert und Max wurde klar, dass er nicht weiter machen durfte. Er kniete sich nun zu Tyson auf den Boden und nahm ihn in den Arm. Sofort klammerte sich Tyson wie in Ertrinkender an Max. „Ich hasse mich für meine Schwäche“, sagte Tyson zwischen den Schluchzern, „und Kai wird mich dafür auch hassen. Er wird mich verachten, weil ich beschmutzt wurde.“ „Man kann dir nur vorwerfen, dass du zu gutmütig warst. Du hast immer an das Gute in Kane geglaubt. Nur leider war da nichts“, sagte Max mit ruhiger Stimme und streichelte Tyson über den Kopf. „Und du bist nicht beschmutzt. Kane konnte dir dein gutes Herz nicht nehmen.“ Nach einer Weile beruhigte sich Tyson und richtete sich wieder auf. Max half ihm, sich auf das Bett zu setzen, er selbst ging vor ihm in die Hocke und legte seine Händen auf Tysons Knie ab. „Ich verlange nicht, dass du es ihm sofort sagst“, sagte Max eindringlich zu Tyson, aber er versuchte dabei behutsam auf ihn einzureden. Er hatte schon die Mauer des Ignorierens von Tyson durchbrochen, würde er ihm weiter traktieren, könnte das zu viel für Tyson sein. „Aber belüg ihn wenigsten nicht. Das könnte er dir wirklich vorwerfen, aber niemals wird er dich dafür verachten, weil du jemanden mehr liebtest als gut für dich war. Und weißt du auch, woher ich das weiß.“ Tyson schaute fragend zu Max runter. Woher wollte er irgendwas von Kai wissen. Er kannte ihn doch so gut wie gar nicht. Doch dann grinste Max. „Als du ihn eifersüchtig machen wolltest, wollte er mich lediglich aus den Haus schmeißen und hat dich nicht einmal hart angefahren. Ihm ist es fremd dir physische Gewalt anzutun und er würde somit auch nie demjenigen verzeihen, der er es dir angetan hat.“ Tyson schaute noch einen Moment verdutzt zu Max, aber dann huschte ein schwaches Lächeln über sein Gesicht. **^^** Tyson überprüfte die Vordertür. Sie sah nicht anders aus als früher. Er schaute skeptisch zu Ray. „Soll ich vielleicht eine Vodoopuppe und Kruzifixe dran nageln?“, fragte Ray und sah ihn säuerlich an. „Na ja, mir würde schon eine Erklärung reichen, was daran jetzt groß anders sein soll“, meinte Tyson und warf die Tür wieder ins Schloss. Ray seufzte genervt und ließ einen Hammer wieder in einer Tasche verschwinden, in der auch verschiedene Gläser mit merkwürdigen Flüssigkeiten drin waren. „Ich habe das Schloss etwas kniffliger gestaltet – keine Sorge, du brauchst keinen neuen Schlüssel“, fügte er schnell hinzu als Tyson schon den Mund öffnete, „und ich habe den Türrahmen mit einen Trank eingerieben, der verhindert das Vampire dein Haus betreten können.“ Wieder wollte Tyson den Mund öffnen, aber bevor er fragen konnte, beantworte Ray auch diese Frage. „Kai und Tala können eintreten, nachdem du sie einmal direkt dazu aufgefordert hast.“ Tyson schaute kurz etwas skeptisch und besah sich dann seinen Türrahmen. „Das heißt, dass was du da hingeschmiert hast ist keine Chemie, sondern irgendeine Hexerei.“ „Natürlich. Wie soll man sich denn sonst Vampire vom Hals halten?!“ /Natürlich/, dachte Tyson und wünschte sich nie gefragt zu haben. Das es Vampire gab hatte Tyson inzwischen verdaut, dass Kai ein Vampir war, damit fand er sich ab, aber das er immer und überall mit okkulten Zeug und Hexerei in Verbindung kam, damit würde er sich wohl nie anfreunden können. „So ich gehe dann mal wieder“, sagte Max und kam herbei geschlendert. Seine blauen Augen waren aber nicht auf Tyson, sondern auf Ray gerichtet. „Finde ich echt nett von dir, dass du Tyson mit den Schlössern geholfen hast“, sagte er an Ray gewandt und zwinkerte ihm zu. Damit Max sich nicht wunderte, warum Ray im Haus war, hatte Tyson ihm einen Teil der Wahrheit erzählt. Nämlich dass Ray sein altes Schloss erneuerte. Da Max sowieso meinte, der Dojo sei das reinste Openhouse hatte er nicht weiter gefragt. Tyson war noch nicht bereit Max die ganze Wahrheit über Kai zu erzählen. Nämlich dass er ein Vampir war. Wer weiß, wann er sich dazu bereit fühlte seinen besten Freund die Wahrheit zu sagen, aber zur Zeit hatte er selbst noch das Gefühl, er müsste alles verdauen und dann wäre es natürlich töricht schon anderen davon zu erzählen. In der kurzen Zeit, wo er in Gedanken versunken war, hatte Max ein Gespräch mit Ray begonnen. Die beiden sahen sich tief in die Augen und redeten über irgendetwas Belangloses. Tyson stöhnte genervt auf und ging etwas weg von den beiden. Für zwei heterosexuelle benahmen sich die beiden aber ziemlich verknallt, fand Tyson. Aber es war nicht seine Angelegenheit, ob sie es selber merkten oder nicht. Er schritt den Gang entlang und hielt vor der Tür zum Dojo und dachte einen Moment nach. Er sah nach hinten und versicherte sich, dass Max und Ray noch in ihr Gespräch vertieft waren. Dann schob er die Türe zum Dojo auf und sah in den großen Raum. Er ließ den Blick schweifen und blieb schließlich an einer Stelle auf den Boden hängen. Seit der Sache damals, war er fast täglich wieder im Dojo gewesen. Hier erinnerte auch nichts an die schreckliche Tat die Kane damals in diesen Raum vollführt hatte. Tyson fasste sich an die Hüfte und ertastete die Stelle, an welcher sich die Narbe befand. Es war eine OP-Narbe. Ihm musste die Milz entfernt werden, weil sie geplatzt war und er drohte innerlich zu verbluten. Es war nichts, was ihm im Leben großartig einschränkte, aber die Narbe würde ihn für immer daran erinnern. Tyson seufzte und schob die Türe wieder zu. Es war schon länger her und er hatte jetzt Kai. Er sollte nicht mehr an Kane und seine Taten denken. „Ihr zwei hört jetzt sofort auf mit den flirten“, sagte Tyson an Max und Ray gewandt, weil er endlich zurück zu Kai wollte. Die beiden sahen ihn mit hochroten Köpfen an und begangen sofort zu erklären, dass sie überhaupt nicht miteinander geflirtet hätten und Tyson einfach kein normales Gespräch erkennen könnte. **^^** Diese Bemerkung vom Vortag klang Tyson auch am Mittwochmittag noch in den Ohren, als er auf den Campus der Universität saß und Ray und Max sich wieder mit großen Augen gegenseitig anhimmelten und dabei Sandwiches verschlangen die Ray für sie am Morgen gemacht hatte. Tyson stöhnte und versuchte verzweifelt in seinem Buch über die großen Kriege zu lesen, welche im nächsten Seminar zur Sprache kommen würden. Es waren aber nicht nur Max und Ray die störten. Rays Fanclub war auch wieder vertreten und himmelte ihm die ganze Zeit an. Am Abend zuvor noch hatte Kai darauf bestanden Tyson am nächsten Tag zur Uni zu begleiten. „Es kann immer noch sein, dass der Orden der Avatar und Brooklyn hinter dir her sind. Ich will deshalb, dass du auf keinen Fall alleine zur Universität gehst“, beharrte Kai beim Abendessen. Er und Tala waren mit „echten“ Lebensmitteln von ihrer Einkaufstour zurückgekehrt. „Aber meine Kommilitonen werden mich langsam für eine männliche Schlampe halten, wenn ich wieder mit einen neuen Typen auftauche. Die halten Ray nämlich für meinen Lover.“ Kai verzog darauf das Gesicht. „Ich bin doch kein völlig Fremder. Ich habe dich auch schon mal zur Universität begleitet.“ „Du hast mich nur dort abgesetzt und mir noch was unanständiges hinterhergerufen“, brauste Tyson auf. „Niemand der das mitgekriegt hat, würde dich als meinen ,festen‘ Freund bezeichnen.“ „Dann wird Ray dich eben auch morgen wieder begleiten“, sagte Kai daraufhin säuerlich. „Ich würde mich in den Vorlesungen eh nur langweilen. Ich frage mich wie du so etwas Langweiliges studieren kannst.“ Daraufhin war eine lange Diskussion darüber entstanden, dass Tyson sein Studium der Geschichte überhaupt nicht als langweilig empfand und Kai als Teil der Geschichte (schließlich war er schon 150 Jahre alt) sich gerade selbst beleidigt hätte. Die Streiterei hatte aber aufgehört als sie schlafen gehen wollten. Um Kai nicht zu lange von Tyson zu trennen, hatte sich Tala auch in dieser Nacht wieder für die Patrouille bereit erklärt und Tyson war nach nur einer Minibedenkpause wieder zu Kai ins Bett geschlüpft. Weil Tyson am nächsten Morgen früh raus musste, hatten sie in dieser Nacht auf Sex verzichtet, aber Tyson hatte sich in Kais Armen wohl genug gefühlt um eine traumlose Nacht zu haben. Als er zum Himmel hochschaute bemerkte Tyson wie sich langsam grauen Wolken zusammenzogen. Wahrscheinlich würde es heute noch zu Regnen anfangen. Ray und Max hatten sich kurz entschuldigt und waren verschwunden. Angeblich mussten die beiden gleichzeitig aufs Klo. Tyson vergrub sich genervt in seinem Buch und versuchte die Fragen seiner Kommilitonen zu ignorieren, die versuchten Rays Telefonnummer aus ihm rauszukitzeln. Als Ray und Max nach 10 Minuten zurückkamen wurde Tysons Laune noch um einiges schlechter und er funkelte Max bösartig an. „Was ist, Tyson?“, fragte Max, der unter Tysons Blick ganz klein wurde. „Ray hatte das Sandwiche mit der Mayonnaise und du das mit dem Ketchup“, knirschte Tyson. „Ja, na und“, meinte Max pikiert und scharrte nervös mit den Füßen. „Du hast Mayonnaise am Mundwinkel.“ **^^** „Du glaubst echt, die beiden haben auf der Toilette rumgeknutscht?“, fragte Kai ungläubig und reichte Tyson einen Teller zum abtrocknen. „Das meine ich nicht nur, ich bin mir hundertprozentig sicher“, erklärte Tyson, rubbelte den Teller trocken und legte ihn auf einen bereits ebenfalls trockenen Stapel ab. Die Hausordnung im Haus war Tyson inzwischen klar. Zwar gab es einen Haushaltsplan, aber dieser wurde nur ab und zu eingehalten. Zumeist stritten sich Tala und Kai darum, wer für was zuständig war. Das ging über Sticheleien, Beleidigungen und gegenseitiges Aufzählen. Irgendwann gab dann einer nach und es wurde sich darauf geeignet, dass der andere dafür eine andere Aufgabe erledigen musste. Heute hatte Tala gekocht und daher mussten Kai und Tyson abtrocknen. Talas Kochkünste waren ganz okay. Kai hatte zwar gemeint, Tala könnte nicht mal eine Suppe aufwärmen, aber da Tyson ebenfalls nicht der beste Koch war, fand er das Curry welches Tala zubereitet hatte ganz okay. Er hatte auf jeden Fall schon schlimmer gegessen. „Ray ist hetero!“, betonte Kai und gab nun die letzte Gabel an Tyson weiter. „Glaub mir doch, ich habe ihn schon mit einigen Mädchen verschwinden sehen, wenn wir alle auf Tour waren.“ Tyson legte die Gabel weg und schaute Kai verdrießt an. Musste ihn dieser daran erinnern, dass er ein ausschweifendes Sexleben gehabt hatte, bevor er Tyson kennenlernte. „Lass den Blick“, sagte der Grauhaarige und wandte sich von Tyson ab. „Du bist auch nicht die heilige Jungfrau Maria. Ich sage nur Tala.“ Tyson schmiss das Handtuch in eine Ecke, verließ die Küche und ging in Richtung der Schlafzimmer davon. Dort begab er sich in das Gästezimmer und schmiss die Türe hinter sich zu. Aber Kai kam ihm sogleich hinterher. „Was?!“, fragte Kai, aber Tyson drehte sich nicht zu ihm herum, sondern stand immer noch mit dem Rücken zur Tür. „Ich hatte einmal etwas mit Jemanden aus einer Bar“, sagte der Blauhaarige mit Nachdruck. „Wie viele Kerle hast du denn bitte abgeschleppt?“ „Das waren zu viele um sie zu zählen“, sagte Kai und er wusste sogleich, dass er etwas Falsches gesagt hatte, denn Tyson drehte sich mit wütendem Gesicht zu ihm herum. „Das wusstest du auch schon vorher“, sagte Kai mit arrogantem Tonfall. „Kannst du mir mal bitte verraten, warum dich das plötzlich stört?“ Tyson drehte wieder den Rücken zu ihm und verschränkte die Arme vor der Brust. „Es stört mich einfach, wenn du darüber redest als sei es das normalste der Welt“, war seine klare Antwort. „Ich sehe doch ständig wie die Kerle, die Jungen aus der Bar immer abschleppen, weil sie ihnen irgendwelche leeren Versprechungen gemacht haben. Mir gefällt es nicht, dass du dazugehört hast.“ Plötzlich umfingen Tyson starke Arme und er wurde an Kais warmen Körper gezogen. Der Russe verteilte sanfte Küsse in Tysons Nacken. „Ich hatte zwar meine Affären“, hauchte er ihm ins Ohr. „Aber ich habe nie naiven Jungen irgendwelche Versprechungen gemacht. Die waren genauso auf heiße Nächte aus wie ich“, erklärte Kai und Tyson wurde in seinen Armen ganz sanft. Tyson drehte sich zu ihm um und sie gaben sich einen kurzen sanften Kuss. „Aber ehrlich gesagt“, sagte dann Kai und schaute Tyson skeptisch an, „hätte ich mehr Grund für Kritik. Schließlich hattest du schon mal eine richtige Beziehung. Woher soll ich wissen, dass du mir nicht irgendwann mit Vorhaltungen kommst. Mein erster Freund hat dies gemacht und du nicht; oder, mein erster Freund war viel besser im Bett als du.“ Bei diesen Worten grinste Kai zwar schelmisch, aber Tyson boxte ihm trotzdem für die Bemerkung in die Seite. „Glaub mir, ich werde dich nie mit Kane vergleichen“, sagte Tyson und dachte sogleich, dass er auch nicht hoffte das je machen zu müssen. Schließlich hoffte er, dass Kai ihn niemals weh tun würde. Kai bemerkte die Veränderung in Tysons Gesicht und schaute ihn besorgt an. Tyson wand sich nun aus Kais Umarmung und ging ein paar Schritte zurück. „Ich habe doch nichts Unangemessenes gesagt?“, fragte Kai. Er wusste selbst, dass er manchmal die falschen Dinge sagte ohne es zu merken. Normalerweise war ihm das egal, aber eben nicht bei Tyson. „Es war nichts“, versuchte ihn der Japaner zu beruhigen, aber der Graublauhaarige merkte sofort die Veränderung in seinen Verhalten. Tyson wirkte sehr nachdenklich und machte nervöse Bewegungen. Er kibbelte mit den Fingern, scharrte mit den Füßen und sah auf den Boden anstatt direkt zu ihm. Kai fragte sich, woher dieser Wandel kommen könnte und dachte nach was er über Tysons Ex wusste. Im Grunde nur, dass er Tysons erste richtige Beziehung gewesen war und dass die Beziehung in die Brüche ging, weil Kane ihn betrogen hatte. Aber wenn er sich jetzt an das Gespräch von damals erinnerte, dann fiel ihm ein, dass Tyson auch schon damals etwas komisch auf das Thema reagiert hatte. Er hatte das Gefühl, der Japaner hatte ihm damals etwas verschwiegen. Zu dem Zeitpunkt war ihm das egal gewesen, aber inzwischen interessierte es ihm doch mehr. Und dann war da noch etwas, was er erst vor kurzen erwähnt hatte. Als er Kai davon überzeugen wollte, dass das mit ihnen beiden kein Fehler war. Tyson hatte es im Streitgespräch nur kurz erwähnt und Kai hatte nicht allzu sehr auf seine Worte geachtet, aber nun konnte er sich erinnern, dass Tyson erwähnt hätte, dass sein Ex auch nur ein Psychopath war. Hatte er das damals nur gesagt um Kai zu überzeugen, oder waren seine Worte ehrlich gewesen? „Tyson“, sagte er und Tyson sah verschreckt zu ihm auf. Er war total in Gedanken gewesen und hatte Kai völlig vergessen. „Gibt es etwas, dass ich über deinen Ex wissen sollte.“ Tysons schlimmste Befürchtungen wurden gerade wahr. Kai ahnte, dass Tyson etwas wegen Kane verschwiegen hatte. Ihm kamen Max‘ Worte in den Sinn. Er musste Kai nicht gleich alles sagen, aber er sollte ihn nicht belügen. Nur wie sollte das gehen? Wie konnte er Kai mit einer halbgaren Antwort abspeisen, ohne ihn zu belügen. „Kane war ständig eifersüchtig.“ Das war die Wahrheit. Tyson konnte ihn von Kanes Eifersucht erzählen und die Schläge einfach unerwähnt lassen. Damit würde er Kai nicht belügen, aber die Tatsache seiner Misshandlung vorerst ausklammern. „Das hat unsere Beziehung sehr belastet. Seine Eifersucht war schon paranoid. Umso wütender war ich natürlich, als er mich dann betrogen hatte. Pah, das war ja schon fast ein schlechter Witz.“ Kai war nicht ganz zufrieden mit der Antwort. Er beschaute Tyson schräg von der Seite. Tyson war dieser durchdringende Blick total unangenehm. Er wendete sich ab, aber Kai ging sofort auf ihn zu und umfasste ihn bei den Schultern und drehte ihn zu sich. Tyson senkte den Blick, aber Kai hob sein Kinn an und zwang ihn, dass die braunen Augen in die roten sahen. Die sonst so freudigen Augen wirkten verängstigt. „Da war doch noch etwas“, sagte er eindringlich und er spürte deutlich wie ein Zittern durch Tyson ging. „Was ist zwischen euch passiert?“ Tyson fing noch mehr an zu zittern. Er überlegte fieberhaft, aber ihm fiel nichts ein außer ein Haufen Lügen. Aber er wollte nicht! Er wollte Kai nicht erzählen, dass er misshandelt worden war. Dass er sich hatte schlagen lassen. Dass er vergewaltigt worden war. Er riss sich von Kai los und schubste ihn weg. Er warf ihn einen letzten verzweifelten Blick zu und sah gleichzeitig Kais fragenden. Er ertrug die Situation nicht mehr und rannte aus dem Zimmer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)