Blutige Leidenschaft von Curin (TyKa/ Vampirstory) ================================================================================ Kapitel 19: There is no world without worries --------------------------------------------- Nachdem ist das letzte Kapitel etwas schneller fertig hatte, habe ich für dieses wieder länger gebraucht. Allerdings habe ich es beibehalten, dass Kapitel an einen Stück zu schreiben, was die Qualität um einiges verbessert. Kai hielt den warmen Körper in seinen Armen und streichelte über den verschwitzten Rücken. Tyson war gegen seine Brust gesunken und atmete zwar gleichmäßig, aber immer noch schwer. Für ihn war klar, dies war nun doch kein Fehler gewesen. Lange hatte er sich dagegen gewährt dieses Gefühl zu genießen. Die Nähe eines wichtigen Menschen. Doch jetzt, da er Tyson im Arm hatte, er immer noch die Nachwirkungen des eben geschehenen spürte, so konnte er sich einfach nicht verwehren, dass dies ein perfekter Augenblick war. Sachte hob er den Körper des anderen hoch, damit er aus ihm gleiten konnte, und legte ihn neben sich. Er langte nach der Decke und breitete sie über Tyson aus. Dann betrachtete er weiter versonnen das hübsche Gesicht. Mit streichelnden Bewegungen wischte er die verirrten Haarsträhnen aus dem Antlitz seines Geliebten und setzte auf die Stirn einen sanften Kuss. Nach ein paar Minuten schien dann der Blauhaarige wieder zu Bewusstsein zu kommen. Er drückte die Augen zuerst noch mehr zusammen bevor er sie langsam öffnete. Die verhangenen Augen mussten erst zweimal blinzeln, bevor sie, zuerst etwas verwundert, doch dann voller Glück, zu Kai hochschauten. „Du bist geblieben“, hauchte er erschöpft. Kai lächelte auf diese Bemerkung hin und legte eine seiner Hände an Tysons Wange. Tyson legte seine Hand darüber und schmiegte sich an die Hand. „Genau das habe ich damals so sehnlichst vermisst“, sagte er und zog Kais Hand runter zu seinen Lippen um einen Kuss in die Handinnenfläche zu hauchen. Kai beugte sich daraufhin weiter zu Tyson herunter und verschloss nun seinen Lippen mit den rosigen Gegenpaar. Nach den eben noch heißen Küssen wirkte dieser Kuss gerade zu leicht wie eine Feder und einfach nur beruhigend. Als er ihre Lippen wieder trennte schaute er mit etwas verunsicherten Augen zu Tyson. Tyson wurde sofort wieder ängstlich und hielt Kais Hand fester in seiner eigenen. „Bitte“, sagte er flehentlich „sag mir nicht wieder, dass dies ein Fehler war.“ Kai entzog Tyson seine Hand und drehte sich mit dem Rücken zu ihm. Tyson setzte sich hinter ihm auf und wollte schon etwas sagen, aber dann besann er sich und legte Kai nur die Hand auf die Schulter. Kai fühlte die warme tröstende Hand auf seiner Schulter und legte seine darüber. Er wünschte sich nichts sehnlicher als die Nähe dieses Menschen für immer zu spüren. „Es wird nie einfach und normal sein“, sagte er müde. Nicht müde vom Tag, sondern müde von über hundert Jahren weglaufen. Tyson schmiegte sich an seinen Rücken und setzte einen Kuss auf das Schulterblatt. „Wann sind Beziehungen schon einfach?!“ „Und ich habe viele Feinde.“ „Wer hat das nicht?“ Kai lächelte, drehte sich wieder Tyson zu und nahm in den Arm. Tyson kuschelte sich an die Brust, während ihm Kai schützend umfing. „Inzwischen ist mir eines ganz klar geworden“, erklärte Kai leise. „Wenn ich dich weggeschubst habe, weil ich die eigentlich beschützen wollte, so war ich derjenige der das an dir zerstörte, was ich so sehr an dir liebe.“ „Und was ist das?“, fragte der Japaner und schaute mit fragenden Augen zu Kai hoch. Doch Kai grinste nur zurück. „Die Tatsache, dass du dies noch fragen musst.“ Tyson blinzelte verwirrt und schaute nun zur Seite. „Kapier ich nicht.“ Kai drückte den Körper mehr an sich. Ja, diesen Menschen würde er bis zu seinen letzten Atemzug beschützen. Sollte Brooklyn doch nur kommen, er würde nicht zulassen, dass er ihm etwas antat. Tyson war sein Licht der Hoffnung in der Jahrelangen Enge aus Blut und Hass. Er war derjenige der ihm Liebe brachte von welcher er gedacht hatte, er könne sie nicht empfinden. Er war die Unschuld die ihm das Gefühl gab, irgendwo in sich doch noch menschlich zu sein. Und bei Gott, dass schwor er sich, er würde nicht zulassen dass man diese Wesen zerstörte. Vor allem Brooklyn würde es nicht nochmal gelingen, einen Menschen das Leben zu nehmen, so wie er es damals bei Tala getan hatte. „Was liebst du denn so an mir, dass du so hartnäckig geblieben bist?“, fragte Kai nun seinerseits. Im Grunde waren ihm solche Dinge nicht wichtig, aber es interessierte ihm schon warum dieser Junge so hartnäckig bei ihm geblieben ist, obwohl er ihm so weh getan hatte. Tyson kicherte und vergrub sich in Kais Brust. „Jetzt sag bitte nicht der Sex“, meinte Kai ein wenig entsetzt. „Nein, du Depp“, sagte Tyson und sah nun mit unschuldigen Augen zu Kai empor. „Ich steh einfach nur auf coole Jungs.“ Kai sah mehr als entsetzt auf Tyson herab. „Das ist alles?“ „Natürlich nicht alles“, sagte Tyson und winkte ab. „Es war auch die Tatsache, dass du, obwohl du so cool warst, auch einfach diese anderen Seiten an dir hattest. Du warst eifersüchtig, fürsorglich, sanft, erotisch, verlangend, hilfsbereit, arrogant, …“ „Hei, das bin ich überhaupt nicht alles“, empörte sich Kai. „Und das alles versuchst du hinter deiner coolen Maske zu verstecken“, beendete Tyson seine Erklärung. „Es ist toll, wenn jemand so Gefühlvoll ist, ohne seine Gefühle vor sich her zu tragen.“ Kai grinste schelmisch. „Kapier ich nicht.“ Beide mussten daraufhin lächeln. „Aber weißt du was“, sagte Tyson und begann nun an Kais Brustwarze herumzuspielen. „Der Sex ist natürlich auch ein guter Grund.“ Daraufhin nahm Tyson Kais Brustwarze zwischen die Lippen und begann an ihr zu saugen. Kai zog scharf die Luft ein und drückte Tyson von sich weg und in die Kissen, dann platzierte er sich über ihn. Tyson war zuerst ein wenig überrascht so plötzlich wieder unter Kai zu liegen, doch er lächelte nur und seine Hände wanderten zu Kais Mitte. Kai knurrte und krampfte seine Hände in die Laken. „Ich habe eine Menge Ausdauer“, sagte er mit dunkler Stimme zu Tyson hinunter. „Ich hoffe doch, du auch.“ **^^** Nach ca. 10 Minuten kehrte Tala wieder aus dem Obergeschoss zurück. „Und? Hat jeder brav in seinen Bettchen gelegen?“, fragte Ray. Tala setzte sich zu ihm auf das Sofa. „Zuerst nahm ich ja das schlimmste an“, sagte Tala. „Ich habe Tysons Kleidung im Bad des Gästezimmers entdeckt. Sie lagen im Waschbecken und wurden gerade eingeweicht. Von Tyson keine Spur.“ „Okay“, sagte Ray langsam und kombinierte. „Die Küche ist aufs feinste gesäubert.“ „So sauber war sie noch nie“, setzte Tala hinzu. „Tyson ist nicht in seinen Zimmer, aber seine Kleidung schon mal in Wasser eingeweicht. Ich würde nun vermuten, die beiden haben sich gezankt, Kai ist ausgerastet und hat daraufhin versucht alle Beweise zu vernichten.“ „Von seiner Laune her, wäre das gar nicht mal so abwegig“, meinte Tala und wiegte ein wenig den Kopf hin und her. Natürlich scherzten sie beide nur. Aber sie waren wirklich überrascht gewesen, als sie gegen 4 Uhr morgens zurückkehrten und weder Kai noch Tyson hielten sich im unteren Bereich des Hauses auf. Tala hätte darum gewettet, dass Kai in der Küche oder im Wohnzimmer finster die Wand anstarren würde, während Tyson verzweifelt versuchte ein Gespräch mit ihm zu begingen. Das beide friedlich in ihren Betten schlafen würden, wäre das letzte gewesen was er angenommen hätte. „Also wo steckt jetzt Tyson“, fragte Ray und in seiner Stimme schwang schon etwas Besorgnis. „Wenn Kai ihn wieder aus dem Haus geekelt hat, dann will ich lieber nicht wissen, wo er gerade ist. Mit viel Glück, irrt er einfach nur durch die Stadt.“ „Ich denke er ist in Kais Zimmer“, sagte Tala und man sah eindeutig, dass er versuchte sich ein Grinsen zu verkneifen. „Zumindest habe ich kurz in Kais Zimmer geschielt.“ „Und was sollen die beiden da gemacht habe. Karten gespielt?“, brummte Ray, der sich nicht vorstellen konnte, dass der Obersturkopf Kai endlich zur Vernunft gekommen war. „Also entweder Tyson war bei ihm im Bett“, sagte Tala und nun sah Ray ihn ungläubig an. „Oder Kai ist dazu übergegangen Liegestützen im Bett zu machen. Nackt!“ **^^** Es war acht Uhr morgens als Kai das erste Mal sein Zimmer verließ. Er schielte den Gang entlang. Kein Anzeichen von Tala. Gut so, er wollte sich hämische Kommentare ersparen. Leise wie eine Maus trabte er nun den Korridor entlang. „Habt ihr es bis jetzt getrieben?“ Mit einem knurren drehte sich Kai zu Tala herum, der im Türrahmen seines Zimmers stand und ihn neugierig musterte. „Seit wann bist du zurück?“, fragte Kai und versuchte dabei alltäglich zu klingen. Talas Frage ignorierte er vollkommen. „Seit ein paar Stunden. Habe sogar schon geschlafen. Es wundert mich nicht, dass du es nicht mitgekriegt hast.“ „Gab es Probleme bei der Jagd?“ „Nur ein kleiner Vampir. Der war schnell erledigt“, nun linste Tala wieder zu Kai hoch. „Ich habe ja zumindest eine Aussprache erwartet, aber ich hätte nicht gedacht, dass Tyson dich gleich knackt. In jeder Hinsicht.“ Kai schnaufte und wollte Tala eigentlich eine seiner üblichen gemeinen Antworten entgegenwerfen, aber er war es leid. „Auch ich habe meine Grenzen“, mit traurigen Augen fügte er noch hinzu. „Und ich liebe ihn nun einmal.“ Tala musterte seinen Freund mit fürsorglichen Augen. Er liebte Kai ebenfalls, nur auf eine andere Art und Weise wie Tyson. Ihm war das Wohl dieses Vampirs sehr wichtig. Kai hatte ihn ein neues Leben geschenkt und hatte sich stets um ihn gekümmert. Und in all dieser Zeit hatte er immer wieder bemerkt, wie schwer sich Kai mit der Liebe tat. Im Grunde hatte er nie welche gehabt, aber sich gleichzeitig danach gesehnt. Zahlreiche Affären bedeuten nicht unbedingt notgeil zu sein, es ist mehr ein Beweis dafür, dass man versuchte das Loch in sich zu füllen. Auch Tala war ein Versuch das Loch zu füllen. Aber Tala konnte es nur hin und wieder überdecken. „Mit meinen zweimal kann ich jetzt wohl nicht mehr angeben“, meinte Tala und kratzte sich am Hinterkopf. Kai machte nur „Hm“ und ging weiter, doch im Gehen sagte er noch. „Du hattest übrigens Recht. Die Reiterstellung ist gut. Aber noch lange nicht die beste.“ Tala schnaufte und nuschelte „Angeber“. Kai konnte es sich einfach nicht verkneifen selig zu lächeln. Ja, sie hatten es viele Male getan in dieser Nacht. Irgendwo war Kai sogar Dankbar, dass Tyson schon vor ihm eine Beziehung hatte, denn deswegen war Tyson ein exzellenter Liebhaber. Er war vor nichts zurückgeschreckt und wusste genau, wie er Kai entgegenkommen konnte auch wenn dieser mal die Oberhand hatte. Dabei hatte Tyson eine ungewöhnliche Ausdauer an den Tag gelegt, doch nun war er eingeschlafen und Kai wollte Frühstück für ihn machen. Außerdem musste er Tyson Kleidung bringen. Er wollte gar nicht daran denken was passierte, wenn Tala seinen Engel so sah, wie Gott ihn schuf. In der Küche sammelte er Brötchen zusammen, goss Kaffee auf und trank sein morgendliches Blut gleich hier unten. „Kannst du mir mal erklären, warum die Küche so verdammt sauber ist.“ Tala betrat die Küche mit einer Bettfrisur und barfuß. „Geh pennen!“ „Verrecke!“ Kai murmelte russisch und legte Brötchen samt Aufstrich auf ein Tablett. „Du bringst ihn Frühstück ans Bett?“, fragte Tala geschockt. „Okay, wo ist Kai und was hast du mit ihm gemacht?“ „So was nennt man Beziehung. Eine Hure wie du hat davon natürlich keine Ahnung.“ „Ich möchte nur mal daran erinnern, wer mich immer böse angrummelte er wolle sein Morgenblut, nachdem er mich die ganze Nacht durchgevögelt hatte. Wie ich dich kenne, wird Tyson den ganzen Tag über nicht laufen können.“ Es herrschte Stille während Kai darauf warten musste, dass der Kaffee durch war. „Und Brooklyn“, tastete sich Tala nun in ein gefährlicheres Gebiet vor. „Der wird ihm kein Haar krümmen“, zischte Kai zwischen zusammengepressten Lippen. „Ich werde es nicht zulassen, dass er nochmal das Blut von jemand vergießt, den ich liebe.“ Der Kaffee war nun fertig und Kai stellte auch die Kanne auf das Tablett und gesellte dazu zwei Tassen. „Der Schmerz über den Tod deiner Familie heilt wohl nie“, sagte Tala sanft. Kai nahm das Tablett und ging auf die Tür zu. Im Türrahmen blieb er nochmals stehen und wandte sich zu Tala um. „Gerade meinte ich nicht meine Familie.“ Sie sahen sich in die Augen und Tala wusste, was Kai wirklich meinte. Liebe hat viele Gesichter. Tala lächelte noch nachdem Kai schon die Treppe hochstieg. „Aber nur für Tyson empfindest du die eine Liebe.“ Kai ging wieder zurück zu seinen Zimmer, mit den Ellbogen öffnete er vorsichtig die Türe, darauf bedacht, nichts von dem guten Frühstück zu verschütten und betrat den Raum. Ein warmes Gefühl breitete sich in seiner Magengegend aus, als er erkannte, dass Tyson immer noch schlief. Nachdem sie sich mehrere Male geliebt hatten, war Tyson schlussendlich eingeschlafen. Er hatte ihn dabei fest in den Arm genommen und sich ebenfalls ein wenig ins Land der Träume begeben. Doch er hatte nicht viel Schlaf gebraucht. Er stellte das Tablett auf den Nachttisch ab und betrachtete die friedliche Gestalt in seinem Bett. Nachdem er aufgestanden war hatte sich Tyson auf die andere Seite gelegt und einfach ein Kissen zum schmusen herangezogen. Die Decke war nur ein Laken, dass den zierlichen und doch kräftigen Körper perfekt umschmiegte und dabei nichts der Fantasie überlies. Doch selbst das Laken lag nur auf den unteren Bereich. Der Oberkörper war frei ersichtlich und nur von der blauen Haarpracht überdeckt, die jedoch jetzt zur Seite rutschte, als Tyson sich im Schlaf etwas regte. Als die blaue Haarpracht sich teilte, hatte Kai freien Blick auf Tysons Rücken und nun sah er etwas, was ihn stocken lies. Selbstverständlich war dies nicht das erste Mal, dass er den Rücken des Blauhaarigen sah, aber es war das erste Mal, dass er ihm dabei so nah war und nicht mit etwas anderen beschäftigt war. Kai legte die Hand auf die weiße, leicht erhobene Stelle. Eine Narbe. Klein, aber in merkwürdiger Form. Fast wie ein Rechteck. Sie war unterhalb der linken Schulter und gleich daneben befand sich eine weitere Narbe. Genau dieselbe Form. Kai erkundete den Rücken weiter. Hier und da entdeckte er weitere dieser Narben. Er zählte 6 Stück. Manche intensiver als die andere, aber sie schienen alle durch dasselbe verursacht worden zu sein. Durch die Finger an seinen Rücken wurde Tyson wach. Er rieb sich über die Augen und sah Kai mit müden Augen an. „Jetzt bin ich aber doch müde“, murmelte er und glaubte wohl, Kai hatte ihn wieder erregen wollen. Dabei setzte er sich auf und drehte sich zu dem Graublauhaarigen. „Hm“, machte Kai nur und fasste Tyson an die Schulter um ihn wieder mit den Rücken zu sich zu drehen. „Hei, was soll denn das?“, fragte Tyson belustigt und ließ es zu, dass Kai nun wieder seinen Rücken musterte. „Woher hast du die Narben?“ Sofort drehte sich Tyson wieder mit seinen vorderen Oberkörper zu Kai und schlug dessen Hand weg. Seine Augen waren weit aufgerissen und in ihnen spiegelte sich Angst. Als er Kais verwunderten Gesichtsausdruck sah, wurde ihm jedoch die merkwürdige Art seiner Handlung bewusst. „Das… das kommt nur vom Kendo“, stotterte er und konnte Kai dabei nicht in die Augen sehen. „Wenn ich keinen Schutzanzug trage und dann einen Schlag auf den Rücken bekomme. Unvorsichtigkeit eben.“ „Vom Kendo?“, meinte Kai ungläubig. Er glaubte dieser Aussage nicht so richtig. Andererseits konnte er sich nicht vorstellen, woher die Narben sonst kämen. Von der Größe her könnte es von der Spitze eines Bambusschwertes kommen. Aber Schläge die so hart sind, dass man sich derart verwundert? „Und die Narbe an deiner Hüfte. Ist etwas zu groß für eine Verletzung aus dem Training.“ Diese Narben hatte Kai natürlich schon bei ihren ersten Mal bemerkt, sich aber nichts dabei gedacht, doch jetzt fragte er sich schon woher sie kam. Tyson suchte hilflos mit dem Blick das Laken ab, das unter ihm lag. „Das ist nur eine Schramme. Bin mal gegen ein Auto gelaufen. War nichts Schlimmes.“ Es könnte wirklich so gewesen sein, aber trotzdem hatte Kai das Gefühl, dass Tyson ihn hier etwas vorschwindelte. Die hilflosen Augen, das erschrecken. Irgendetwas war hier im Busch, aber er wusste einfach nicht was. Narben auf den Rücken… Er kannte es von Ray. Nur noch viel schlimmer. Sie stammten also nicht von einer Folterung. Aber vom Kendo? Und wieso hatte Tyson so fahrig auf die Frage nach seiner Narbe auf der Hüfte reagiert. Tyson sah nun wieder zu ihm hoch und in seinen Blick lag etwas Bittendes. Die Bitte nicht weiter zu fragen. Kai schloss die Augen und beschloss, dass es in ihrer Beziehung schon genug Komplikationen gab. Er gab Tyson einen Kuss auf die Stirn um ihm zu zeigen, dass alles wieder in Ordnung war. Er zog ihn auf seinen Schoß und präsentierte ihm das Frühstück. Sofort war Tyson wieder gutgelaunt und stürzte sich auf das Essen. **^^** Es war Mittag und Tala kam gerade vom einkaufen zurück. Er stellte eine Tüte mit Lebensmitteln auf den Tisch und stützte sich mit der anderen Hand auf den Tisch ab. Schwer seufzte er und verfluchte seine Gutmütigkeit. Kai war im Grunde mit dem Einkaufen für diese Woche dran, aber er wollte die gerade junge Liebe nicht stören und hatte es daher aufopferungsvoll übernommen. Im Grunde hatte er aber nur Angst, dass Kai, wenn er zu lange von Tyson getrennt war, nur wieder Zweifel bekam und das Theater wieder von vorne losging. Als er beginnen wollte die Lebensmittel auszupacken, kam Kai mit Tyson in die Küche. „Oh, du kannst noch laufen? Ich bin überrascht“, sagte er und sah Tyson an, der sofort rot anlief. Dann ging er zu einem Stuhl, legte ein Kissen darauf ab und ließ sich langsam nieder. Als er saß wurde er von einem Schmerzblitz durchzuckt und schaute vorwurfsvoll zu Kai. „Oder zumindest so gut wie“, setzte Tala nach und langte gerade eine Tüte Reis heraus. „Sag mal, soll das ein Witz sein“, sagte Kai und schaute in die Tüte, dann zog er eine Packung mit Instant-Curry heraus. „So einen Fraß esse ich nicht.“ „Das ist auch ziemlich billiger Reis“, bemerkte Tyson, der die Packung Reis zur Hand genommen hatte. „Ich wollte eigentlich gerade etwas zu essen machen, aber von machen kann man bei dem Pappzeug ja nicht reden“, motzte Kai und pfefferte eine Instant-Suppe wieder in die Einkaufstüte. „Unser Budget ist knapp und ich musste eben die billigeren Produkte kaufen“, sagte Tala trotzig und langte die Suppe wieder raus. „Das ist nicht billig, das ist eklig“, bemerkte Tyson und las die Inhaltsangaben auf der Reispackung. „Ich glaube, das ist nicht mal echter Reis.“ „Unser Budget ist bestimmt nicht zu knapp“, meckerte Kai Tala an und Tyson war anscheinend heilfroh, nun nicht mehr das Ziel von Kais Gehässigkeiten zu sein, denn Tala sah ihn verschmitzt lächeln. „Wir haben jeden Monat die gleiche Menge an Haushaltsgeld und wir hatten diesen Monat keine Mehrkosten.“ „Du vergisst wohl, dass ich fast alle Gläser und Tassen neu kaufen musste“, antwortete der Rothaarige spitz. Kai wollte schon zu einer neuen Schimpfparade anlegen, doch dann schaute er als sei ihm ein Licht aufgegangen und er sagte er nur kurz „Oh“ und war verstummt. Tyson sah natürlich fragend in die Runde. Kai sah jetzt aber stur in eine andere Richtung und hüstelte gekünstelt. „In einem Eifersuchtsanfall - dich betreffend - hat Kai unser halbes Geschirr zerdeppert“, sagte Tala leichtfüßig an Tyson gewandt und hinter ihm bekam Kai nun wieder einen teuflischen Blick. „Tala~“, sagte er langgezogen und gefährlich. „Ich verstehe, aber das Zeug taugt lediglich zum vergiften und nicht zum essen“, sagte Tyson verständnisvoll und schob die „Reis“-Packung von sich weg. Tala seufzte und machte einen resignierten Blick. „Wenn wir nicht mehr genug Haushaltsgeld haben, dann besorg eben Geld!“, meckerte Kai Tala an. „Los, mach schon!“ „Ach und wie soll das bitte schön gehen?“, zeterte Tala zurück. „Soll ich jemanden bestehlen?“ „Du könntest anschaffen gehen“, bemerkte Kai kühl. „Für einen netten Trip kriegst du bestimmt noch gut Kohle. Bist schließlich immer noch jung und knackig.“ Tyson saß mit einem geschockten Blick da und konnte nicht glauben, was er da gerade hörte. „Ein oder zwei Freier sollten reichen, damit wir für den Rest des Monats über die Runden kommen.“ Tyson traute sich kaum in Talas Gesicht zu sehen. Er konnte sich vorstellen, dass dieser gleich auf Kai losging, aber eigentlich… sah Tala ziemlich ruhig aus und grinste Kai sogar an. „Tut mir leid, aber für das Gewerbe bin ich inzwischen doch wirklich zu alt“, bemerkte er lässig. „Wer will schon einen 60-jährigen alten Knacker ficken.“ Mit einem überheblichen Blick auf Kai fügte er noch hinzu. „Außerdem haben wir doch noch den Notgroschen.“ „Stimmt“, sagte Kai und dachte angestrengt nach. „Wo war der doch gleich?“ "Keine Ahnung, du verwaltest doch sonst unsere Finanzen.“ Kai warf wieder einen giftigen Blick auf Tala und Tala sah mit einen überheblichen zurück. Auch wenn das Gespräch zwischen den beiden doch recht amüsant war, so knurrte Tysons Magen inzwischen doch schon ziemlich. Nach dem Frühstück hatte er sich noch ein bisschen schlafen gelegt und war danach lange und ausgiebig duschen gegangen. Allerdings ohne Kai. Schließlich machte es keinen Sinn sich zu duschen, wenn sie gleich wieder schmutzig wurden. Danach hatte sich Tyson, die ein wenig zu großen Sachen von Kai angezogen und diesen angejammert, dass er Hunger habe. Kai hatte die Augen verdreht und etwas gemurmelt von „Haare vom Kopf fressen“, aber schließlich hatte er sich bereit erklärt für Tyson ein Mittagessen zuzubereiten. „Ähm, ich will ja nicht stören“, sofort richteten sich die gefährlichen Blicke von Tala und Kai auf ihn, aber Kais Blick wurde bei seinen Anblick auch schon etwas zärtlicher. „Aber ich habe wirklich Hunger. Auf richtiges Essen“, fügte er noch hinzu und schielte dabei auf die Einkaufstüte und die bereits ausgepackten Artikel. Alles Instantkram mit mehr Geschmacksverstärker als natürlichen Zutaten. Kai stöhnte und fasste sich an die Stirn. „Ich glaube, ich habe den Notgroschen irgendwo bei mir im Zimmer versteckt. Das sollte auch dafür reichen, dass wir uns vorerst etwas vom Lieferservice bringen lassen, bis jemand“, dabei sah er Tala in die Augen, „wieder einkaufen gegangen ist.“ Kai wandte sich schon zur Tür um und wollte gerade rausgehen, als er nochmal kurz innehielt und an Tala gewandt meinte: „Ich will dich noch kurz etwas fragen, wegen der Jagd von letzter Nacht. Beweg dich also!“ Mit einen Kopfschütteln, wegen Kais kein bisschen netter Bitte, folgte ihm Tala aus der Tür und die Treppe hinauf. Tyson zog gerade eine weitere Packung Instant-Nudeln zu sich, roch daran und ließ sie dann angewidert fallen. Als sie im oberen Stockwerk ankamen, ging Kai in sein Zimmer, schloss die Tür hinter sich ab und wandte sich dann mit einen ernsten Blick an Tala. „Was willst du wirklich“, fragte dieser mit wissendem Blick. Er hatte gleich geahnt, dass es nicht um die letzte Nacht ging. Allerdings konnte sich Tala auch nicht vorstellen, was Kai sonst von ihm wollte. „Ich glaube nicht, dass ich dich das wirklich fragen will“, begann Kai und schüttelte den Kopf, „aber kennst du die Narbe auf Tysons Hüfte.“ Tala schaute Kai nun wirklich überrascht an. Tysons Hüfte? Das war nun wirklich ein Bereich, den er nur zu einem Zeitpunkt gesehen haben konnte. Und sonst hatte Kai dieses Thema doch immer gehasst. Doch Kais ernster Blick verriet Tala, das es hierbei nicht um eine Eifersuchtsnummer ging, sondern er wollte etwas wissen, was nur er ihm beantworten konnte. Tala dachte angestrengt nach. „Linke Hüfte?“, sagte er und versuchte sich an Tyson zu erinnern, als sie vor ungefähr einen halben Jahr miteinander geschlafen haben. Er schloss die Augen und sah den zierlichen Körper mit den feinen Muskeln vor sich. Er hatte Tyson das Hemd hochgezogen und dann etwas entdeckt. „Muss ich deswegen aufpassen?“ „Ja, er hatte damals eine Narbe auf der Hüfte“, sagte Tala und öffnete wieder die Augen. „Ich habe ihn sogar darauf angesprochen, da sie noch relativ neu wirkte. Ich wollte nicht, dass sie ihm plötzlich aufgeht und er mir mittendrin verblutet. Schließlich mag ich es wild und he…“ „So genau, wollte ich das gar nicht wissen“, sagte Kai hastig und schüttelte den Kopf. Sein Tyson mit Tala im Bett. Das wollte er sich gar nicht vorstellen. „Hatte er damals gesagt, woher er die Narbe hatte?“ „Ich glaube, ich habe ihm danach gefragt“, grübelte Tala und versuchte sich noch mehr an jene Nacht zu erinnern. „Warte eine Sekunde… Er hat mich erschreckt angesehen und etwas gemurmelt. Was war es noch gleich?“ „Ist nur von einer OP und schon wieder ganz verheilt.“ „Ja, er sagte, es wäre von einer OP. Von was für einer habe ich nicht nachgefragt. Schließlich interessierte es mich nicht.“ Kai stöhnte schon wieder genervt auf. Tala hielt nichts von Smalltalk bevor er richtig zur Sache kam. Das war wahrscheinlich noch ein Überbleibsel von seinen Beruf. Da hat es schließlich auch niemanden interessiert, wenn er was zu sagen hatte. Doch nun wurde Kai mulmig zumute. OP-Narbe? Ihm hatte Tyson was von einem Autounfall erzählt. Okay, er könnte von einen Auto angefahren worden sein und musste daraufhin operiert werden, aber irgendwie hatte er ihm das mit dem Auto nicht abgekauft. Deshalb hatte er Tala ja überhaupt danach gefragt. Manchmal erzählte man jemanden, den man nur für eine Nacht sah, die Wahrheit, die man vor einen Menschen, zu dem man eine engere Beziehung hatte, verheimlichte. „Tyson hat dir eine andere Story erzählt. Hab ich Recht?“, erkannte der Rothaarige, nachdem er lange genug Kais Blick gemustert hatte. „Hast du auch Narben auf seinen Rücken gesehen? Sie sind klein und fein“, fragte Kai ohne auf die Feststellung von Tala einzugehen. Tala versuchte sich wieder zu erinnern, aber im Grunde hatte er nie wirklich einen genauen Blick auf Tysons Rücken gehabt. Auch weil seine langen Haare das meiste immer verdeckt hatten. „Daran kann ich mich nicht erinnern“, sagte er schließlich. Kais Blick war gen Boden gerichtet und er sah dabei sehr verdrossen aus. „Ist dir auch aufgefallen, dass er manchmal zurückschreckt?“ „Ach Kai“, sagte Tala genervt. „Das kannst du ihm doch wirklich nicht verübeln. Auch wenn er so tut als würde es ihm nichts ausmachen, aber er hat immer noch daran zu kauen, dass du ein Vampir bist. Gib ihm noch etwas Zeit.“ „Er verheimlicht mir etwas“, flüsterte Kai und sah traurig zu Tala. „Warum tut er das? Vertraut er mir nicht?“ „Nun spinn nicht rum“, sagte Tala und gab den Graublauhaarigen absichtlich einen härteren Klaps auf den Rücken. Kai stolperte ein paar Schritten nach vorne und funkelte ihn sofort böse an. „Du bist ein untotes Wesen! Ich glaube, eure Probleme haben sich in letzter Zeit nur darum gedreht. Sobald das ein wenig abgekühlt ist, wird er dich bestimmt mit seinen Problemen überhäufen. Aber im Moment erscheinen die ihm vermutlich nur lächerlich und er hat Angst, dass du bei dem kleinsten Kieselstein, der eurer Beziehung im Weg steht, sofort wieder einen Rückzug machst.“ Mit einen Augenzwinkern verließ Tala nun Kais Zimmer und sah mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck, dass Kai wirklich erleichtert durchatmete. **^^** Tyson las sich gerade die Inhaltsangabe des Instant-Currys durch, als Tala in die Küche zurückkehrte. „Wo hast du das Zeug überhaupt her?“, fragte er ihn. „Die ganzen Zutatenangaben sind in Anführungsstrichen geschrieben und der Rest sind irgendwelche chemischen Begriffe.“ Tala langte sich aus dem Kühlschrank einen Beutel mit Blut, ließ etwas davon in eine Tasse fliesen, stellte den Beutel zurück und setzte sich schließlich an den Tisch. „Wenn dir was nicht passt, kannst du ja nach Hause gehen“, antwortete Tala schließlich gelangweilt und ließ sich sein Blut schmecken. Tyson machte einen Schmollmund und brummte etwas Ähnliches wie: „Darf ich ja nicht.“ Tyson schielte zu Tala rüber, der ihm gegenüber saß. Tala schielte über seine Tasse hinweg zu Tyson. „Was?!“ „Stört es dich nicht, wenn Kai dich behandelt wie… na ja… wie…“ „Eine Hure?“ „Ich wollte Prostituierter sagen.“ „Nein“, sagte der Rothaarige knapp und er sah wie Tyson verwundert das Gesicht verzog, seufzte und zur Seite schaute. Tala seufzte ebenfalls schwer. „Ich war mal eine Hure. Oder Prostituierter.“ Wenn überhaupt möglich, so wurde Tysons Gesichtsausdruck noch verwunderter. „Als Mensch“, fügte Tala hinzu, „also vor gut 40 – 50 Jahren lebte ich in Moskau und überlebte nur, indem ich meinen Körper verkaufte.“ Nun sah Tyson etwas beschämt aus. „Tut mir leid“, stammelte er dann und sah mit aufrichtigen Augen zu Tala. „Hätte ich das gewusst, hätte ich nicht gefragt.“ Tala schnaufte missbilligend. „Du meinst also, ich lasse mich derart von Kai behandeln und flippe dann aus, wenn du nach dem Grund fragst?“ Tyson machte mit den Händen eine Geste als wolle er etwas abwiegen. Natürlich glaubte er nicht, dass Tala wegen seiner Frage pikiert war, aber für sein Verständnis fragte man sowas einfach nicht. Es war unhöflich. Und er konnte sich eine schönere Vergangenheit vorstellen, als die eines Prostituierten. Dennoch hatte ihn das nun neugierig gemacht. Er wusste quasi nichts von Tala, außer dass er gut im Bett und wie Kai ein Vampir mit Seele war. Er wollte ihn nicht auf ein solches Thema ansprechen. Schließlich redete er auch nie über Kane und wenn Max es ansprach, dann lenkte er das Gespräch immer schnell in eine andere Richtung. „Du bist neugierig, habe ich Recht?“, fragte Tala, der anscheinend seine Gedanken lesen konnte. Man sah ihm auf dem Gesicht auch bestimmt den Kampf zwischen Neugier und Höflichkeit an. „Na ja, ich weiß einfach nichts über dich“, meinte Tyson nach ein paar weiteren Überlegungen. Tala seufzte und schien einen Moment zu überlegen. „Über mich gibt es auch nicht viel zu erzählen“, begann an der schließlich. „Ich lebte im Russland der Nachkriegszeit. Kannst dir wohl vorstellen, dass das nicht schön war. Mein Vater war im Krieg gefallen und meine Mutter starb an einer Krankheit als ich 10 war. Daraufhin kam ich ins Waisenheim.“ Tala schloss die Augen. Es fühlte sich an, als wäre dies die Geschichte eines anderen und nicht seine eigene. Es war schon länger her und er war noch klein gewesen als seine Eltern starben. Nur ganz schwach konnte er sich an das Gesicht seiner Mutter erinnern und so gut wie gar nicht, fühlte er den Schmerz, den ihr Tod verursacht hatte. „Das Waisenhaus war nicht viel besser als die Straße selbst. Schlechtes Essen, eine grausame Hierarchie und mit spätestens 15 wurdest du an Fabriken zum Arbeiten verkauft.“ Tyson zog scharf die Luft ein und sah zur Seite. Vor 40 – 50 Jahren. Er hätte eigentlich gedacht, damals wäre es in der Welt schon gerechter zugegangen. „Mit 13 Jahren hatte ich schließlich genug Mumm um von dort abzuhauen. Ich lebte ein paar Monate, indem ich kleinere Taschendiebstehle beging, doch zum überleben reichte das kaum. Und Leben konnte man das schon zweimal nicht nennen. Also geriet ich an einen Zuhälter. Mein erstes Mal hatte ich mit einen brutalen Kerl, der mir dreckige Wörter an den Kopf warf.“ Tyson schaute ganz beschämt zur Seite, hielt sich die Hand vor dem Mund. Ja, er war Neugierig gewesen, aber diese Neugier war ihm nun vergangen. Tala hatte eine schlechte Vergangenheit und er sollte sie ihm nicht entlocken. „Das tut mir Leid“, nuschelte er zwischen den Fingern hervor, aber Tala wischte die Bemerkung weg. „Keiner hat mich dazu gezwungen. Um ehrlich zu sein. So war es mir lieber, als mit den Leben jeden Tag auf der Schippe zu stehen. Ich hatte nun eine Unterkunft. Na ja, es war das mieseste Viertel in der miesesten Gegend, aber immerhin ein Dach über den Kopf. Ich musste nicht hungern und habe unter den anderen Strichern auch ein paar Freunde gemacht. Im Grunde waren wir zwar Konkurrenten, aber das Leben dort ist so mies, da freust du dich über jeden Menschen, der dir nicht nur Feind ist.“ Es herrschte einen kurzen Moment Stille zwischen ihnen. Tyson verdaute das alles erst mal, aber Tala versuchte sich an die Gefühle von damals zu erinnern. Scham, Angst, aber auch Träume und Hoffnung… Ihm erschien sein Leben von früher so unwirklich, aber an diese Zeit konnte er sich noch gut erinnern. Im Gegensatz zu der Zeit im Waisenhaus war das Leben als Stricher ein Paradies gewesen. Sein Zuhälter war Jähzornig, aber wollte natürlich nicht, dass wertvolle Ware zugrunde ging. Und er hatte damals einen guten Freund gehabt. Sie hatten sich gegenseitig umeinander gekümmert. Er verzog das Gesicht zu einer Maske als ihm klar wurde, das Bryan wahrscheinlich nicht mehr lebte. „Und wie hast du dann Kai kennengelernt?“, fragte Tyson der hoffte, dass dies eine schönere Geschichte sein würde. Tala begann sogar wirklich zu lächeln. „Einer meiner Freier entpuppte sich als Vampir, der mehr Interesse an meinen ,inneren‘ Werten hatte. Kai tauchte aber noch rechtzeitig auf und hat ihn gepflockt. Er wollte natürlich, cool wie er ist, mit einem schnellen Abgang verschwinden, aber ich ließ ihn nicht. Ich wollte mich bei ihm bedanken. Allerdings hatte ich nur eins zu bieten und du hättest sein Gesicht sehen sollen, als ich ihm seine Belohnung geben wollte.“ Tyson musste auch unbeabsichtigt lächeln. „Du musst verstehen, er stand damals noch nicht wirklich auf Männer. Ich mag sogar behaupten, er war noch Jungfrau. 100 Jahre war er damals schon alt gewesen und selbstverständlich hatte er sich alle Menschen vom Leib gehalten. Und da tauche ich auf einmal auf und biete ihm meinen Körper als Lohn an. Auf jeden Fall entstand dann daraus unsere Freundschaft, weil ich Kai nicht aus den Augen gelassen habe, bis er endlich seine Belohnung annahm.“ Tyson lächelte immer noch etwas scheu. Also hatte Tala auch schöne Erinnerungen an seine Zeit als Mensch. Aber dennoch fragte er sich, wie er zum Vampir geworden war. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass Kai ihn verwandelt hatte. „Es war wirklich eine nette Zeit“, sagte Tala, doch dann wurde sein Gesicht ernster. „Zumindest bis Brooklyn kam.“ Talas Gesichtsausdruck hatte sich nun verfinstert und Tyson wusste, dass er heute nichts weiteres mehr erfahren konnte. Er schaute traurig zur Seite und wurde sich wieder einmal bewusst, wie viel Leid es auf der Welt gab. Seine eigenen Probleme kamen ihn so unbedeutend vor. So lächerlich waren doch seine Probleme mit Kane gewesen, wenn er daran dachte, wie viel Freunde und Familie ihn damals wieder auf die Beine geholfen haben. Und im Grunde war es seine eigene Schuld gewesen. Schließlich hatte er sich nicht von ihm trennen wollen. Tala bemerkte seinen traurigen Blick. „Tyson“, sagte er deutlich, „für Leid gibt es keinen Maßstab.“ Tyson verstand nicht was Tala ihm damit sagen wollte. Aber Tala wusste eines gewiss. Das hatte er schon damals geahnt, als er Tyson zum ersten Mal getroffen hatte. Mit einen zufriedenen Lächeln fuhr er die wohlgeformte Brust ab. Schon lange hatte er nicht mehr so ein schönes Sahneschnittchen gehabt. Der Kopf hing seit seiner Frage zu der Narbe etwas nach unten. Mit den Fingerspitzen hob er den Kopf an. Die braunen Augen waren wunderschön und tiefgründig, doch nun wirkten sie traurig und verunsichert. Er beugte sich vor und setzte einen vorerst sanften Kuss auf die Lippen, den er aber schnell intensivierte. Dabei strichen seine Hände die Seiten hinab bis zum Hosenbund. Dann wanderten sie nach vorne, öffneten Gürtel, Knopf und Reisverschluss und streiften die Hose schließlich etwas nach unten. Seine Hände wanderten nun nach hinten und umfassten die knackigen Backen. Er beendete den Kuss und schaute wieder in die Augen, die schon einen gewissen Hunger in sich hatten und schließlich löste sich von den feuchten Lippen eine leise Bitte. „Könntest du sanft sein?“ Tala hatte damals nicht gefragt und er würde es auch jetzt nicht tun. „Endlich gefunden“, sagte Kai, der eben wieder zur Tür hereinkam und einen Umschlag in der Hand hielt. Er wirkte leicht außer Atem. „Es war in der hintersten Ecke, meines hintersten Schreibtisches, im hintersten Eck meines Zimmers.“ „Du hast das Zeug versteckt, nicht ich.“ Während Tyson nun seine Wünsche äußerte was er essen wollte, und während Kai sich darüber beschwerte, dass Tyson ein Vielfraß war, beäugte Tala die beiden mit gemischten Gefühle. Es war schwer über manche Dinge zu reden. Tysons Worte damals ließen ihn nur vermuten, was ihm zugestoßen war, aber es war nicht seine Aufgabe es Kai zu erzählen. Tyson musste das selbst tun. Aber Tala wusste wie schwer es war darüber zu reden, wenn man misshandelt und missbraucht worden war. Für mich leitet dieses Kapitel auch einen neuen Teil der Fanfic ein. Denn nun sind und bleiben Tyson und Kai auch zusammen. Doch wie der der Titel des Kapitels schon sagt: There is no world without worries. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)