Blutige Leidenschaft von Curin (TyKa/ Vampirstory) ================================================================================ Kapitel 35: Das schlimmste, das du dir vorstellen kannst -------------------------------------------------------- Er wusch sich die Hände mit kaltem Wasser ab und versuchte jegliche Blutspuren davon zu befreien. Er verwendete mehrmals die Seife und hoffte, dass sie keinen zu starken Eigengeruch hätte, aber alles war besser als nach Blut zu riechen. Als er glaubte, selbst nicht mehr den metallenen Geruch wahrzunehmen, stellte er das Wasser ab und sah in den Spiegel. Tyson hatte es geschafft sich unbemerkt in ein Badezimmer zu schleichen, welches nicht weit von dem Zimmer entfernt war, in welchen er sich befunden hatte. Bisher hatte er niemanden den Gang entlang gehen hören und hoffte, dass es auch weiterhin so blieb. Die Badezimmertür hatte er vorsichtshalber natürlich abgeschlossen, aber er glaubte nicht, dass es lange halten würde, wenn ein Vampir ernsthaft versuchen würde einzudringen. Er hatte am Bauch und an der Schulter Bisswunden, zwar nicht schwer, aber dennoch hatte daran Blut geklebt. Ray hatte ihn erzählt, dass Vampire Blut sehr gut riechen konnten, daher hatte er versucht die Wunden zu reinigen und zu versorgen. Zur Verfügung hatte er nur Wasser, Seife und Klopapier gehabt. Er hoffte, dass dies helfen würde. Seine Wunde am Kopf, als Brooklyn ihn gegen die Tischkante geschlagen hatte, stellte sich nur als Beule heraus und auch ansonsten hatte er nur ein paar Prellungen und blaue Flecken. Sollte es zu einem Kampf kommen, hätte er denkbar schlechte Karten, aber er wollte lieber darauf vertrauen sich unbemerkt rauschleichen zu können. Nur um nicht entdeckt zu werden, unterdrückte er das höhnische Lachen über sich selbst. Er käme hier nie unbemerkt raus. Aber sich hier im Badezimmer zu verstecken war keine Lösung. Es war klein und schmutzig und er nahm doch stark an, Brooklyns Leute wären intelligent genug um ihn hier drin zu vermuten, wenn sie seine Flucht bemerkten. Er wäre wieder ganz schnell gefesselt und zum anknabbern bereit in dem Zimmer, aus welchen er gerade geflüchtet war. Doch wenn es wirklich dazu kommen sollte, dass er um einen Kampf nicht herum käme, dann sollte er sich mit mehr bewaffnen können als Seife. Er sah sich im Badezimmer nochmal genau um. Seife, Handtücher, Klopapier, eine Flasche mit Rasierwasser. Das alles war in keinster Weise praktisch und würde ihm nicht gegen einen Vampir helfen. Er ließ den Kopf hängen und sah auf das Tropfen des Wasserhahnes, dann hätte er sich am liebsten selbst geohrfeigt. Wasser, natürlich. Ray hatte ihm erklärt, wie man Wasser weihen konnte und auf Vampire wirkte dieses wie Säure. Er nahm sich die Flasche mit Rasierwasser und schraubte den Deckel ab, dann leerte er den Inhalt in den Abfluss und spülte es ein paarmal aus, bevor er es mit Wasser ganz auffüllte. Zum Glück war es keine allzu kleine Flasche. Vielleicht war ja ein Vampir hier besonders eitel und kippte sich dieses Zeug täglich über das gesamte Gesicht. In dem Spiegelschränkchen suchte er nach weiteren nützlichen Sachen und fand ein paar Reste Jodsalz zum desinfizieren, er aber gab eine Prise dazu zum Weihwasser. Laut Ray verstärkte es den Effekt, da Salz auch etwas Reinigendes an sich hätte. Dann stellte er das volle Fläschchen vor sich hin. Er hatte leider keinen Rosenkranz oder etwas Ähnliches bei sich, also hoffte er, dass zwei zu einem Kreuz gelegten Finger, dies ersetzen konnten. Ray hatte ihm einen einfachen Psalmspruch beigebracht, den er über dem Wasser aussprechen musste um es zu weihen. Tyson wiederholte diesen dreimal, dann ließ er die Finger wieder sinken und sah auf das Fläschchen. Für ihn sah es noch genauso aus, wie vorher. Nur ein Praxistest könnte ihn Sicherheit bringen, aber er würde gerne darauf verzichten. Er schraubte den Deckel wieder auf das Fläschchen und sah sich ein letztes Mal im Raum um. Hier gab es wirklich nichts mehr, was er verwenden könnte. Er atmete noch einmal tief durch und öffnete langsam die Tür zum Flur. Er zuckte zusammen als sie ein wenig knarrte, aber als er nach links und rechts schielte, konnte er niemanden entdecken, wer auf das Geräusch aufmerksam werden würde. Er trat aus dem Raum heraus und schloss die Türe wieder hinter sich. Nach links und rechts erstreckten sich lange Gänge, die irgendwann um die Ecke bogen. Keine Treppe in Sicht. Er konnte sich leider nicht mehr erinnern, wie der Vampir gelaufen war, der ihn hierher gebracht hatte. Er wusste nur noch, dass dieser irgendwann eine Treppe hochgegangen war. Er horchte, ob er von irgendwo was hörte, aber es war still. Kurz noch unentschlossen, entschied er sich schließlich nach rechts zu gehen. Egal wohin, zumindest er stand nicht mehr da und wartete auf ein paar mordlüsterne Vampire. **^^** Kai hatte inzwischen auch seinen Weg ins Gebäude gefunden. Auf der Seite, welche er genommen hatte, war der Liefereingang zur Küche gewesen. Draußen standen nur Mülltonnen und von innen hatte er Stimmen gehört. Durch ein Fenster konnte er sehen, wie zwei Vampire sich unterhielten, während sie aus Tassen Blut tranken. Woran Kai erkannte, dass es Blut war, welches sie zu sich nahmen. Nun, auf dem Tisch, wo normalerweise das Essen zubereitet wurde, lag eine menschliche Leiche mit aufgeschlitzten Pulsadern. Ein Mann mittleren Alters, welcher nicht einmal so aussah, als würde er aus ärmlichen Verhältnissen kommen. Brooklyn scherte sich nicht darum, wem er brauchte um seine Meute bei Laune zu halten. Während andere Gruppen versuchten arme, einsame Leute zu töten, damit ihr Verschwinden nicht auffiel, griffen sich Brooklyns Leute einfach den, der gerade da war. Diese Arroganz kotzte Kai an. Es schien als hätten sie keinerlei Angst, von ihnen entdeckt zu werden. Er musterte die zwei, welche in der Küche standen. Die Kerle sagten ihm nichts, also gehörten sie nicht zu Brooklyns bekannten Verbündeten. Eventuell waren es noch junge Vampire, also kein Problem für ihn. Sie standen ein wenig abgewandt von der Tür zum Hof. Er könnte sich rein schleichen und den ersten erledigen, ohne das sie was merkten. Er öffnete sachte die Tür und schlich sie geduckt in die Küche. Nun im Raum, konnte er auch die Unterhaltung der beiden hören. „Hach, ich liebe zwar frisches Blut, noch leicht warm, aber von so einem älteren Kerl“, beklagte sich der Erste und sah enttäuscht auf seine Tasse. „Stell dich nicht so an, ich hatte letztens nur ein paar Blutkonserven aus dem Kühlschrank“, meinte der Zweite und nahm genussvoll einen weiteren Schluck. „Nur die Älteren dürfen sich ihre Beute aussuchen. Die schaffen es aber auch, jemanden den letzten Tropfen auszusaugen, ohne das die Person auch nur einen Fiep von sich geben kann.“ „Das würde mir auch gelingen, wenn ich ein bisschen üben dürfte“, sagte wieder der erste voller Selbstvertrauen. „Was ist mit dem Jungen den Yuriy mitgebracht hat? Der sah lecker aus und er soll sehr energisch sein. An dem könnte ich sicherlich gut üben.“ Dies waren die letzten Worte, die dieser Vampir von sich gegeben hatte, denn im nächsten Moment zerfiel er zu Staub. Sein Kumpel erblickte für einen Augenblick Kai, der mit einem Holzpflock hinter der Staubwolke auftauchte, bevor er auch diesen den Pflock ins Herz rammte und er ebenfalls zu Staub zerfiel. Kai sah auf die beiden Häufchen herab. Sein Atem ging schwer, aber nicht wegen seiner Aktion gerade, sondern weil er versuchte, all seine Wut unter Kontrolle zu halten. Für ihn stand es außer Zweifel, dass sie über Tyson gesprochen hatten. Seinen Tyson. Wie konnten sie es nur wagen über ihn zu reden, wie über eine Dummypuppe an der man Wiederbelebung übte. Seit Tala schwer verletzt zu Hause aufgetaucht war, staute sich in Kai Wut und Hass an. Er hasste Brooklyn aus dem tiefsten seiner unverwundeten Seele. Er hatte Tala gequält, er hatte ihn misshandelt und fast getötet und jetzt wollte er Tyson, seiner ersten Liebe, etwas noch schlimmeres antun. Er hatte alles versucht um Tyson zu schützen, aber es hatte nichts gebracht. Er könnte sagen, es läge daran, dass Tyson nicht auf ihn gehört hatte und arbeiten gegangen war, aber das war nicht wahr. Selbst wenn er Tyson im Haus eingesperrt hätte, so hätte Brooklyn einen Weg gefunden, ihn an sich zu reißen. Talas Entführung durch Garland war ja ein solcher Versuch gewesen, aber dieser war gescheitert. Trotz aller Sicherheitsvorkehrungen hatte er seinen Liebsten nun in seiner Gewalt, aber lange würde das nicht mehr andauern. Tyson war Kais Engel. Seit er ihn kannte, war sein Leben, oder das was man Leben nennen konnte, um einiges heller geworden. Tyson brachte ihn dazu, aus sich rauszukommen und zum ersten Mal sein Überleben als etwas Nützliches zu sehen. Denn wenn er ein Mensch wäre, dann wäre er schon lange Tod und hätte Tyson niemals kennen lernen können. Kai glaubte, vieles ertragen zu können, aber Tyson zu verlieren… dies war die eine Sache, die er niemals überstehen würde. Er ging mit leisen Schritten auf die Türe zu, welche zu den weiteren Räumen des Hauses führte. Er würde sich schnell und leise voran kämpfen, um endlich wieder Tyson in seinen Armen zu halten. **^^** Tyson ging mit vorsichtigen und leisen Schritten voran. Am liebsten wäre er einfach weggerannt von diesen Ort, aber die Gefahr entdeckt und wieder eingesperrt zu werden, war zu groß und so kam er lieber langsam aber sicher voran. Bisher hatte er nichts gehört von sich nährenden Vampiren. Er hatte aber auch sonst nicht viel mitbekommen. Er wunderte sich selbst ein wenig darüber. Anderseits konnte er sich auch denken, dass Brooklyn ihn nicht einfach einem Haufen blutrünstiger Vampire aussetzen würde. Wer weiß wie gut diese Bestien sich unter Kontrolle hatten. Eventuell hatte er ihn mit Absicht in einen Teil des Hauses untergebracht, wo eher weniger Aktivitäten vor sich gingen um zu verhindern, dass jemand ihm im Blutrausch einfach aussagen würde. Er wiederholte in seinen Kopf immer wieder das, was Ray ihm beigebracht hatte und dazu gehörte auch, dass junge Vampire sich immer schlechter unter Kontrolle hatten mit ihren Blutrausch. Anfangs brauchten sie auch mehr Blut. Es würde Jahre dauern, bis sie sich soweit unter Kontrolle hatten und so erfahren waren, dass auch schon ein wenig Blut ausreichte um über Tage hinweg zu kommen. Das Fläschchen mit dem Weihwasser hielt Tyson in seiner Hand bereit. Bei dem leisesten Anzeichen, dass sich jemand näherte, könnte er blitzschnell den Deckel auf schnippen und dem nächstbesten eine volle Portion Weihwasser ins Gesicht spritzen. Töten würde dies zwar keinen Vampir, aber es gebe ihm genug Zeit zum wegrennen. Genug Zeit zum entkommen würde es ihm wahrscheinlich nicht geben und was wäre wenn ihm mehrere angreifen würden. Dies alles waren Gedanken, die ihm durch den Kopf gingen, während er auf das Ende des Ganges zuging. Am Ende davon machte dieser einen Knick nach rechts. Er ging schon ein paar Minuten im Haus herum und dessen Größe überraschte ihn. War dies womöglich mal ein Hotel gewesen? Dies würde zumindest die langen Gänge und die vielen Zimmer erklären. Allerdings gab es keine Erklärung warum alles so verwahrlost war. Er hoffte inständig, dass das Haus aufgegeben worden war und nicht erst vor kurzen von Brooklyn ausgemerzt worden ist. Er gelangte an das Ende des Ganges und drückte sich an die Wand. Bevor er einfach um die Ecke biegen würde, sollte er vielleicht mal einen kurzen Blick riskieren, was dahinter lag. Einfach so in der Gegend herumzulaufen, war doch sehr gefährlich. Er atmete noch einmal tief durch, als er langsam um die Ecke schielte. Er erhaschte nur für den Bruchteil einer Sekunden einen Blick auf einen ebenso langen Gang mit vielen Zimmern, als es schon vor ihm schwarz wurde. Jemand war vor ihm erschienen und dieser jemand packte ihn am Kragen, warf ihn herum und gegen die nächste Wand. Die Wucht mit der sein Körper gegen die Wand geworfen wurde war schmerzhaft und beinahe hätte er sein wertvolles Weihwassre fallen lassen, aber sofort biss er die Zähne zusammen und noch mit zusammengekniffen Augen wollte er schon das Fläschchen öffnen und den Inhalt seinen Gegenüber ins Gesicht schütten. „Tyson!“ Die vertraute Stimme ließ ihn in seiner Bewegung inne halten und aufblicken. Vor ihm offenbarten sich ihm eisblaue Augen und rote Haare. „Tala?“, flüsterte Tyson erschrocken. Der rothaarige schloss ihn sofort in die Arme und Tyson blieb immer noch bewegungslos. „Du lebst!“, sagte Tala erleichtert und ließ Tyson wieder los und drückte ihn jetzt etwas von sich weg, dabei musterte er ihn von oben bis unten. „Und anscheinend auch nicht allzu schwer verletzt. Ein Glück.“ Er drückte ihn wieder an sich und Tyson musste stark mit seinen Tränen kämpfen. Tala war hier. Dann bestimmt auch Kai. Sie hatten ihn gefunden, um ihn zu retten. Doch bevor Tyson sich völlig entspannen konnte in seiner Freude, fiel ihm wieder etwas ein und er drückte Tala weg von sich. „Was ist mit deinen Wunden?“, fragte er Tala und schaute auf dessen Brust. Das letzte was er gesehen hatte war, dass Talas Gegner ihm einen Dolch in die Brust gerammt hatte. Und tatsächlich zeichneten sich auf Talas Hemd Blutflecken ab. „Das ist nicht schlimm“, sagte Tala streng und verdeckte mit seiner Hand das Blut. „Wir müssen dich hier augenblicklich raus bringen, erst dann können wir unsere Wunden lecken.“ Tyson war hin und her gerissen zwischen seinem Wunsch von hier zu verschwinden und der Sorge um Tala. Dieser wirkte nämlich allgemein abgehetzt und Tyson vermutete, dass dieser im Gegensatz zu ihm schon ein paar von den Hausbewohnern begegnet war. „Ich musste mich vorhin schon gegen Garland verteidigen und dieser konnte leider entkommen“, berichtete er schnell. „Wenn er rumerzählt, dass wir hier sind, haben wir bald den gesamten Clan auf den Fersen. Wir sollten verschwinden bevor-“ „Schon zu spät“, kam eine schnarrende Stimme aus dem Dunkel. Tala drehte sich sofort um und positionierte sich vor Tyson. Dieser umklammerte wieder sein Fläschchen und versuchte im Dunkeln etwas zu erkennen. Dann kamen vier Gestalten daraus hervor, eine davon war eine Frau. „Ach, unser Ehrengast scheint sich auch schon rumzutreiben“, sagte der Vorderste mit einer arroganten Stimme und Tyson versuchte wieder nicht allzu ängstlich auszusehen. „Lauf weg“, zischte ihm Tala zu, aber Tyson stand wie gelähmt da und konnte den Blick nicht von vier Vampiren abwenden. Er konnte Tala doch nicht mit ihnen allein lassen. „Und schön auch dich zu sehen, Tala“, sagte der weibliche Vampir. „Der Boss hat uns versprochen, dass du unser Spielzeug werden darfst.“ Tala knurrte und zückte einen Dolch. „Lauf weg!“, sagte er jetzt lauter zu Tyson und packte ihn dabei an der Hand und schleuderte ihn in den leeren Gang, den Tyson gerade entlang gegangen war. Tyson musste aufpassen, dass er nicht fiel und als er sich wieder gefangen hatte, sah er wie der erste Vampir schon auf Tala zusprang. Tala ließ sich aber nicht umwerfen und stemmte sich ihm entgegen. Ein anderer kam um die Ecke und wollte Richtung Tyson stürmen, aber Tala packte ihn am Kragen und warf ihm auf den ersteren. „Lauf!“, schrie ihm Tala entgegen und dieses Mal verstand Tyson, dass sein Weglaufen nicht bedeutete, dass er sich feige vor dem Kampf drückte, sondern dass er Tala nicht im Weg stehen und Sorgen machen sollte. Mit viel Kraft wandte er den Blick von der Kampfszene ab und rannte mit dem was er noch an Kraft hatte. Die Kampfgeräusche hinter ihm wurden leiser, aber sein Atem wurde lauter. Es war eine lange Nacht gewesen und er hatte schon ein paar Wunden einzustecken gehabt. Bei jedem schweren Atemzug den er tat, hatte er das Gefühl, seine Lungen würden mit Nadeln durchbohrt werden. Irgendwann waren die Kampfgeräusche verstummt, aber er hörte Schritte hinter sich. Er traute sich gar nicht zurückzusehen, weil er sich bereits denken konnte, dass einer von den Vampiren sich an Tala vorbeigeschlichen hatte um ihn hinter herzujagen. Er erlaubte sich nicht, auf seine Schmerzen zu achten, er rannte einfach immer weiter. Es ging mal links weg und dann wieder rechts. Die Szenerie veränderte sich und die Zimmer wurden weniger und die Gänge weniger elegant. Schließlich kam er aus dem Gang heraus und befand sich augenblicklich auf einer Empore. Eine große imposante Treppe führte in einen Raum mit hohen Decken und einem Kronleuchter als Mittelpunkt. Tyson vermutete den Eingangsbereich und sein Blick fiel sofort auf die große Tür, welche hoffentlich in die Freiheit führte. Er sprintete die ersten Stufen der Treppe hinab, aber schon auf den ersten Absatz, spürte er plötzlich wie ihm jemand ins Kreuz sprang. Tyson fiel die restlichen Stufen hinab und kam am Boden auf, er spürte wie seine Rippen furchtbar gestaucht wurden und jemand seinen Kopf auf den Boden drückte, so dass er nicht aufstehen konnte. „Ende des Ausflugs“, sagte eine ihm unbekannte Stimme über ihn. Tyson umklammerte sein Fläschchen, welches den Sturz unbeschadet überstanden hatte. Mit dem Daumen schnippte er den Verschluss auf und schüttete blind etwas des Inhalts dahin, wo er seinen Angreifer vermutete. Sofort ertönte ein Schmerzenslaut und der Vampir ließ von ihm ab. Tyson setzte sich sofort auf und sah, wie sein Angreifer zurücktaumelte und sich dabei die eine Seite seines Gesichts hielt. Doch im nächsten Moment nahm er die Hand wieder davon weg und enthüllte schlimme Verätzungen auf seiner linken Gesichtshälfte, die den Großteil seiner Haut weggeätzt hatten und das Fleisch darunter enthüllten. „Du…“, der andere wollte gerade wieder auf ihn zustürmen als neben Tyson ein Schatten vorbeisprang und sich auf den Vampir stürzte. Sofort erkannte Tyson den lilafarbenen Umhang und die schwarz-grauen Haare. „Kai!“, schrie er, als sich sein Geliebter auf dem Vampir stürzte und diesen zu Boden riss. Der andere schmiss aber Kai gleich wieder von sich herunter. Kai fiel ein paar Schritte zurück und der andere wollte sich schon auf ihn stürzen als Kai schnell ein langes Messer aus seinen Gürtel zog. Als sein Angreifer nah genug war, verpasste Kai diesen einen Schlag genau auf die Brust. Der andere röchelte und unterbrach seinen Angriff und Kai packte ihn am Kragen und schleuderte ihn mit immenser Kraft auf den Boden, dabei zerbarsten sogar die Steinfließen. Kai holte mit den Messer aus und Tyson drückte die Augen zu und wandte sich ab. Ein letzter kurzer Schmerzenslaut kam von dem Vampir und dann war es ruhig. Zitternd wand sich Tyson wieder der Szenerie zu und öffnete die Augen. Von dem Vampir war nur noch staub übrig und Kais Messer befand sich da, wo eben noch der Hals des Vampires gewesen war. Kai stellte sich wieder aufrecht hin und sah zu Tyson. Diesen ging soeben einiges durch den Kopf, aber wie von selbst bewegte er sich auf Kai zu und dieser zu ihm und schon befand er sich in einer starken Umarmung und die Tränen, welche er vorhin vor Tala noch hatten aufhalten können, bahnten sich nun ihren Weg und er schluchzte in Kais Brust. „En… endlich bist du da“, schluchzte Tyson und klammerte sich dabei an die Brust seines Liebsten, während die Tränen nur so flossen. Er wusste, er könnte auch etwas Netteres sagen, aber das war das einzige was ihm einfiel. Er hatte Angst und Furcht durchgestanden und Kai war nun endlich gekommen. „Sorry“, kam es von Kai, „ich kam so schnell ich konnte.“ Kai drückte Tyson fest an sich. Es tat schon fast weh, aber das war Tyson egal. Der Geruch seines Liebsten, diese starken Arme die ihn hielten. Nun fühlte er sich wirklich sicher. „Das ist wirklich herzzerreißend.“ Tyson versteifte sich augenblicklich in Kais Armen und dieser hielt ihn nur fester. Tyson konnte nur Kais Brust sehen, aber die Stimme hörte sich sehr nahe an und er hatte sie auch sofort zuordnen können. „Schön dass du es einrichten konntest, Kai“, kam es bittersüß von Brooklyn. Tyson wand sich etwas aus Kais Umarmung um hinter sich sehen zu können. Brooklyn stand am unteren Ende der Treppe und lehnte am Geländer. „Es war aber nicht geplant, dass dir dein Kleiner gleich in die Arme läuft.“ „War ja klar, dass du damit gerechnet hast, dass ich hier auftauche“, kam es knurrend von Kai und versuchte weiterhin Tyson an sich zu pressen, aber dieser wand sich endgültig aus seiner Umarmung und stellte sich neben ihn. Er wollte nicht das verängstigte Häschen spielen. „Es war nicht wirklich geplant“, gab Brooklyn zu und machte eine ausladende Geste mit der Hand, „aber ich kenne dich gut genug um es zu erahnen. Außerdem hattest du einen meiner Leute gefangen genommen.“ Brooklyn schüttelte den Kopf. „Mikhail ist wirklich nicht der hellste, sonst hätte er sofort bemerkt, dass seine Flucht zu einfach war.“ „Ich lasse dir noch eine Chance, Brooklyn“, sagte Kai und in seiner Stimme schwang eine Art von Wut mit, die Tyson schaudern ließ. Er legte Kai seine Hand auf die Arme um ihn zu beruhigen. „Du lässt uns alle gehen, verschwindest von hier und dafür lass ich dich leben.“ Tyson war mehr als verwundert. Natürlich wollte er nicht mit ansehen wie Kai hier ein Blutbad anrichtete, aber andererseits fragte er sich, warum er es in Erwägung zog Brooklyn und seinen gesamten Clan ziehen zu lassen. Wiedersprach das nicht seinen Auftrag als Vampirjäger. In Tyson machte sich aber auf einmal Erkenntnis breit. Er erinnerte sich an alles, was ihn Tala, Ray und Garland erzählt hatten. Er sah zu Kais Gesicht und dann wieder zu Brooklyn. Es war, als könnte er endlich erkennen, was sich zwischen ihnen abspielte. „Nein!“, kam die einfache Antwort von Brooklyn und seine Miene blieb unbewegt. Über sich hörten sie Schritte und als Tyson den Blick vom Orangehaarigen abwandte, erkannte er gut ein Dutzend weiterer Vampire, die von oben auf sie herab lauerten. Kai packte Tyson an der Hand und zerrte ihn ein paar Schritte rückwärts. „Es sind zu viele, Kai“, säuselte Brooklyn. „Du wirst nicht weit kommen.“ Die Augen des Vampirjägers huschten über die verschiedenen Vampire. Auch der Vampir der Tyson hergebracht hatte war darunter. Er konnte sich denken, dass dies alles Vampire einer höheren Klasse waren, welche auch für Kai nicht einfach zu besiegen waren. Vor allen nicht, wenn er auch noch Tyson beschützen musste. Tyson schaute auf sein Fläschchen, welches er immer noch umklammert hielt. Er klappte den Verschluss zu und umfasste es fester. Es war noch etwas mehr als die Hälfte darin, er würde es bestimmt noch brauchen und durfte keinen Tropfen verschwenden. Allerdings kam er sich mit seinen Fläschchen Weihwasser etwas albern vor, wenn er inzwischen schon 15 Vampire zählen konnte. Kai machte noch einen Schritt rückwärts und Brooklyns Mund verzog sich zu einem bösartigen Grinsen. „Schnappt sie euch!“ Mit diesen Worten, sprangen die Vampire, die auf der Empore standen, herunter. Kai schien nur eine Zehntelsekunde zu brauchen um sich zu entscheiden. Er drehte sich auf den Absatz um und rannte mit Tyson Richtung Ausgang. Sie nährten sich der Tür, aber kurz davor sprang ihnen ein Vampir in den Weg und tadelte sie mit ausgestrecktem Zeigefinger. Kai knurrte, schlug eine Harke und sprintete auf eine weitere Türe zu, welche Tyson bisher nicht bemerkt hatte. Tyson sah hinter sich und erkannte die Meute, die auf sie zustürmte, doch bevor einer in ihre Nähe kommen konnte, stieß Kai die Tür auf, sie rannten hindurch und gleich darauf verschloss Kai die Türe wieder und stemmte sich dagegen. Tyson starrte erschreckt auf die Türe, welche von der anderen Seite attackiert wurde. Kai hatte Probleme sie zuzuhalten und durch die harten Schläge dagegen, bröckelte sogar Putz von den Wänden. Sie waren in einen großen Raum gelandet mit einem riesigen Tisch in der Mitte. Der Speiseraum, wie sich Tyson denken konnte, außerdem schien dieser Raum auch noch in Benutzung. Er war nicht ganz so staubig wie der Rest des Gebäudes und auf den Tisch standen vereinzelt Teller und Gläser. „Wenn du durch die Tür dort hinten läufst gelangst du durch die Küche nach draußen“, erklärte Kai, während er sich mit aller Macht gegen die Tür drückte. „Sobald du draußen bist, suchst du dir ein Versteck.“ „Ich soll dich hier zurücklassen?“, protestierte Tyson und funkelte Kai an. Er wusste selbst, dass er keine große Hilfe sein konnte, aber abhauen? „Du bist mir nur im Weg“, sagte Kai streng und zwischen der Tür und den Rahmen tat sich beim nächsten Schlag ein Riss auf. Kai langte unter seinen Mantel und holte einen Revolver hervor. Gerade als sich eine Hand durch den Spalt streckte, zielte Kai durch den Spalt und drückte ab. Es war ein lauter Knall zu hören und gleich darauf ein schmerzhaftes Aufschreien, die Hand zog sich zurück. „Ohne Kampf kommen wir hier nicht weg“, erklärte Kai gehetzt und jetzt sah er Tyson tief in die Augen. „Ich kann aber nicht kämpfen, wenn ich mir Sorgen um dich machen muss. Geh dich irgendwo verstecken. Versuch nicht vor ihnen wegzulaufen, sie würden dich sofort kriegen.“ Tyson haderte noch einen Moment, dann ging er auf Kai zu, schlang seine Arme um dessen Hals und gab ihm einen Kuss. „Wehe du schaffst es nicht zurück.“ Damit löste sich Tyson wieder von Kai und rannte auf die andere Seite des Raumes. Als er die Tür auf der anderen Seite erreichte, wollte er sich noch einmal umdrehen, aber er unterdrückte den Impuls und ging durch die Tür. Gleich als er durch war schloss er auch diese wieder hinter sich. Er drückte die Augen zu und ballte die Fäuste. Feige wegrennen! Das war ganz sicher nicht seine Art, aber Kai hatte recht. Er war hier nutzlos. Tyson schwor sich in diesen Moment etwas. Wenn er hier lebend rauskam, dann würde er Tala, Ray und Kai dazu bringen, ihn mehr über das Vampirjagen beizubringen. Nie wieder wollte er wegrennen müssen um nicht im Weg zu sein. Er öffnete wieder die Augen und sah zum ersten Mal die Küche, in welcher er jetzt stand klar. Geschockt hielt er sich die Hand vor den Mund. Auf der Arbeitsplatte in der Mitte des Raums lag eine Leiche. Tyson unterdrückte den Würgereiz und rannte schnell zum anderen Ausgang um aus dieser furchtbaren Küche zu entkommen. Er ging durch die Tür und befand sich sofort im Freien. Kühle Nachtluft schlug ihm entgegen und über sich konnte er die Sterne sehen. Er hatte keine Ahnung wie spät es war, aber es schien noch mitten in der Nacht zu sein. Er sah sich in der Gegend um. Etwas weiter weg von ihm erstreckte sich ein Wald. Kai hatte ihm gesagt, er solle sich schnell verstecken, aber er fragte sich, ob ihn der Wald genug Schutz bieten würde, oder ob er sich darin verirrte. Dann, nicht allzu weit entfernt, sah er ein weiteres Haus stehen, aber als er sich dem mehr zuwandte erkannte er, dass es kein Haus, sondern eine Kapelle war. Dieser Ort strahlte für Tyson sofort Sicherheit aus und geschwind ging er darauf zu. Er erreichte das Tor und stellte mit aufkeimender Hoffnung fest, dass es nicht verschlossen war. Sofort ging er rein und schloss das Tor hinter sich. Er hatte es leise getan, damit auch niemand in der Nähe hören konnte, dass er hier drin war. Er ging sofort weiter in den Raum. Kapelle war vielleicht nicht der richtige Ausdruck für das Gebäude. Von außen hatte es klein gewirkt, doch er merkte, dass sich das Gebäude ziemlich in die Länge streckte. Es standen keine Bänke mehr darin und somit wirkte der Raum gleich noch größer. Zu beiden Seiten waren große dicke Säulen und am Ende konnte man den Altar erkennen, welcher vor einem wunderschönen Buntglasfenster stand. Tyson war noch ganz fasziniert von diesen schönen verlassen Ort, so dass er nicht merkte, wie sich jemand von hinten an ihn ran schlich. Doch auf einmal wurden seine Hände gepackt und auf seinen Rücken verschränkt. Er holte erschrocken Luft und wollte sich aus dem Griff winden, aber er war zu fest, beim Versuch hinter sich zu sehen, erkannte er nur oranges Haar. „Ein schöner Ort, nicht wahr?“, sprach Brooklyn Tyson ins Ohr. „Mag sein, dass ich an einen solchen Ort nicht willkommen bin, aber das stört mich nicht und Menschen sind so vorhersehbar. Ihr wandet euch schon immer an Gott, wenn ihr Schutz suchtet.“ Tyson kämpfte weiter gegen Brooklyn an, aber er kam nicht frei. Er hielt die Flasche mit dem Wasser immer noch in der Hand, doch Brooklyns Griff war so fest, dass seine Hand sich lockerte und die Flasche zu Boden fiel. Er hörte, wie sie dort aufkam, aber sie zerschellte nicht. Er überlegte sich, wie er aus dieser Situation entkommen konnte, als er hörte wie das Tor aufgestoßen wurde. Herein kamen einige Vampire und immer zwei von ihnen hielten Tala, Ray und Kai fest. Sie waren alle gefangen. Tala und Ray sahen ziemlich zugerichtet aus, Kai hingegen wehrte sich noch heftig gegen seine Angreifer, so dass ein dritter herbeikam um ihn zu bändigen. „Diesen hier haben wir erwischt wie er unseren Vorrat hat entkommen lassen“, sagte einer der Vampire, der Ray hielt und verpasste ihn einen Schlag in die Magengegend, weil er sich ebenfalls gegen seine Wachen wehrte. „Dann haben wir ja alle beieinander“, sagte Brooklyn und Tyson war immer noch beschäftigt diesen Schock zu verarbeiten, aber gleichzeitig machte sich in ihn eine Frage breit. Was hatte Brooklyn jetzt vor? „Unser Hauptdarsteller, gibt uns ja schon seit längerem die Ehre.“ Bei diesen Worte strich der Obervampir über Tysons Wange und dieser versuchte den Fingern zu entkommen, aber er konnte sich in Brooklyns Griff kaum bewegen. „Fass ihn nicht an“, hörte er Kais verzweifelten Aufschrei. „Sag Kai, was ist das Schlimmste was du dir vorstellen kannst?“ Tyson, der bei Brooklyns Berührung die Augen zusammengekniffenen hatte, öffnete sie wieder und sah zu den anderen. Kai sah verblüfft aus, während sich Tala gegen seine Wachen wehrte und Ray nur böse jeden einzelnen anfunkelte. „Du liebst diesen Jungen vom ganzen Herzen. Er ist weder ein Vampir, noch ein Jäger und auch keine solche dreckige Hure wie Tala.“ Tala knurrte und wehrte sich heftiger gegen seine Wachen, aber es half nichts. Womöglich lag es an seiner Verletzung und welchen, die er noch zusätzlich davon getragen hatte. Brooklyn sprach unbeirrt weiter. „Für dich ist er ein perfektes Abbild von Reinheit, Unschuld und blühenden Leben. Von seinen eigenwilligen Verhalten will ich erst gar nicht anfangen. Aber was, wenn ich ihm all das nehme.“ Tyson fing an zu zittern. Die Worte die Brooklyn sprach und die Art und Weise wie er es sagte, waren wie Messer, die sich in sein Herz bohrten. Er fühlte sich ihm hilflos ausgeliefert und die Ausweglosigkeit der Situation wurde ihn mit jeder Sekunde mehr bewusst. „Was, wenn ich ihm die Seele raube?!“ Sein Herz setzte für einen Schlag aus und die Situation schien für ihn auf einmal unwirklich. Er sah die geschockten Gesichter seiner Freunde und er spürte, wie sich Brooklyn zu ihm runter beugte und über seine Halsbeugte leckte. „Was, wenn ich ihn zu einen meiner Gefolgsleute mache und sein erster Auftrag lautet, euch zu töten?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)