Blutige Leidenschaft von Curin (TyKa/ Vampirstory) ================================================================================ Kapitel 31: Die Entführung -------------------------- Sein Körper wurde von schwerem Husten geschüttelt, dabei fühlte sich sein Brustkorb so an, als würde er jeden Moment zerbersten. Kleine Tropfen Blut fielen dabei ins Waschbecken und flossen schließlich als Rinnsal in den Abfluss. Ein Schluchzer drang aus seiner Kehle und er wischte sich mit dem Handrücken die Tränen weg. Sein Atem rasselte und seine Knie waren weich. Er glaubte gleich umkippen zu müssen. Da trommelte es auf einmal an der Tür. Erschreckt wendete er sich der Tür zu und blieb ganz ruhig. Vielleicht würde er glauben, er wäre nicht da und würde wieder gehen, obwohl er ganz genau wusste, dass dies nicht geschehen würde. Wo sollte er denn auch hin in seinen Zustand? „Tyson!“, drang die Stimme von außen. „Du weißt es war nicht so gemeint, also komm wieder raus.“ Er hielt sich eine Hand vor dem Mund um die Schluchzer zu unterdrücken, die sich wieder nach oben kämpften, aber dies hatte zur Folge, dass sein Körper wieder von einen Hustreiz befallen wurde und er nicht anders konnte, als wieder zu husten und zuzusehen, wie das Blut in den Abfluss floss. „Tyson!“, kam es augenblicklich wütender von draußen und das trommeln gegen die Tür wurde härter. Er würde die Türe auch eintreten, wenn es sein musste. Nichts und niemand konnte diese Bestie von ihm fernhalten. Diese Bestie die er immer noch zu lieben glaubte. Wie oft hatte er sich in den letzten Wochen vor ihm in Sicherheit gebracht, nur um ein paar Tage später wieder bei ihm zu sein und sich von ihm lieben zu lassen. Aber dies hatte immer nur kurz angehalten. Bald darauf begannen wieder die Schläge und Beschimpfungen. Max hatte sich von ihm abgewandt und sein Bruder wollte nichts von seinen Beziehungsproblemen wissen. Sein Großvater war ein alter Mann und er wollte ihn nicht belasten. Wohin sollte er sich also noch wenden. Er musste hier allein durch und obwohl er das wusste und sich inzwischen schon selbst verachtete für seine Liebe, konnte er einfach keinen Schlussstrich unter all das setzen. „Tyson! Mach die verdammte Tür auf!“, brüllende Worte von außen und Tyson wusste, dass diese Fäuste die jetzt noch gegen die Tür schlugen, gleich wieder auf seinen Körper niederprasseln würden. Er konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. Sie flossen zusammen mit seinem Blut in den Abfluss und blieben dort unerhört und ungesehen. Er zwang sich aufzusehen und sich selbst im Spiegel zu betrachten. Was er darin sah waren ein geschwollenes blaues Auge, Schrammen und aufgeplatzte Lippen. **^^** Tyson saß Tala gegenüber, welcher den Blick auf die Tischplatte gesenkt hatte. Seine Hände hatten sich in seinen Schoß verkrampft und seine Lippen sich zu einem dünnen Strich verformt. Nach seinen „Es tut mir so unendlich leid“, war kein Wort mehr über seine Lippen gekommen. Nicht das seine Entschuldigung nicht ernst gemeint war oder er schlicht und ergreifend Maulfaul war. Es gab einfach nichts, was man in dieser Situation sonst noch sagen konnte. Er hatte Tyson angefallen. Er hatte ihm ins Handgelenk gebissen und ihm das Blut aus dem Körper gezogen. Hätte Tyson sich nicht gegen ihn gewehrt und wäre Kai nicht aufgetaucht, dann hätte er ihn mit großer Wahrscheinlichkeit getötet. Seit diesem Tag waren inzwischen zwei Wochen vergangen und Tala war endlich wieder soweit, nicht mehr Beleidigungen und Verwünschungen auszusprechen. Auch flehte er Kai nicht mehr verzweifelt an ihn doch Menschenblut zu bringen und er hatte auch irgendwann aufgehört, sich selbst wehzutun indem er so stark an den Ketten zog, dass sie ihm die Handgelenke brachen und seine Haut aufritzten. Das Menschenblut war aus seinen Organismus verschwunden und er hatte sich wieder an die Einnahme von Tierblut gewöhnt, so dass er jetzt nicht mehr nach Menschenblut verlangte. Doch so einfach war das alles auch wieder nicht. Den Reiz nach dem mundigen und frischen Menschenblut konnte er einfach nicht unterdrücken. Immer noch dachte er mit Wohlwollen an das Gefühl, welches er verspürt hatte, als er das Blut frisch und rein aus den Venen saugte und immer noch schmeckte er den unschönen Nachgeschmack wenn er jetzt von dem Tierblut trank. Auch wollte er es nicht wie bisher kalt aus dem Kühlschrank. Kaltes Blut war für ihn ein Graus geworden. Es schmeckte falsch und fad. Er wärmte es jetzt wie Kai in der Mikrowelle vor und genoss das warme Blut, das seine Kehle hinunter rang. Für all diese Gefühle schämte er sich bis ins unendliche. Er war nicht mehr derselbe wie noch vor ein paar Wochen. Er machte sich keine Gedanken mehr über Kais mürrisches Gesicht, wenn er Blut trank, er verzog nicht mehr das Gesicht bei dem Geruch des warmen Blutes und er sagte kein böses Wort mehr, über Kais mürrische Laune und er verstand jetzt sogar, warum er Tyson von sich fern hatte halten wollen. Tala hatte verstanden, dass das Aussaugen eines Menschen vieles veränderte. Er hatte von Anfang an von Tierblut gelebt und hatte so auch niemals den Drang verspürt einen Menschen auszusaugen. Doch nun konnte er sich gar nicht mehr vorstellen, wie er so empfunden haben konnte. Es war so eindeutig anders als Tierblut und es war um so vieles wohlschmeckender und kraftspendender. Als Garland ihm das Menschenblut mit Gewalt eingeflößt hatte, da hatte er noch ekel empfunden. Es war ihm zuwider gewesen dieses Blut zu schmecken, welches so rein und frisch schmeckte. Doch als Tyson sich in den Finger geschnitten hatte und der Geruch des jungen Blutes in seine Nase stieg, da hatte er ein Verlangen gespürt, das er bis dahin nicht gekannt hatte. Er hörte auf einmal das Rauschen von Tysons Blut durch dessen Adern, er vernahm das Pochen der Wunde und das Schlagen des kräftigen Herzens. Alles was danach geschah, war wie wenn ihn ein anderer gesteuert hätte. Ein unbändiges Begehr hatte sich in ihn breitgemacht und er hatte Tyson gepackt und hatte nur noch einen Wunsch. Jeden Tropfen Blut aus diesem Körper zu saugen. Er schämt sich so wahnsinnig dafür was er dem Jungen angetan hatte. Aber auch, dass er Kai angegriffen hatte. Okay, Kai hatte das alles mit einer Handbewegung weggewischt und gemeint, dass Tala ja eh nie eine wirkliche Gefahr für ihn darstellen konnte, doch Tala wusste, dass dies eine Lüge war. Während seines Entzugs hatte er sich mehrmals auf Kai gestürzt und er hatte es auch ein paar Mal geschafft, ihn zu erwischen. Er hatte dann auf ihn eingeschlagen, versucht ihm die Knochen zu brechen und das Gesicht zerkratzt. Er war nicht besser gewesen als ein wildes Tier, das versuchte frei zu kommen. Doch Kai hatte das alles über sich ergehen lassen und schlussendlich entschlossen, ihn wieder frei zu lassen und hatte sogar Tyson wieder in ihr Haus geholt. Es war nur zwei Wochen her, aber trotzdem fühlte es sich für Tala an, als wären Jahre vergangen, denn Tyson wirkte auf ihn auch ganz anders. Er saß ihm aufrecht gegenüber und schien kein bisschen Angst vor ihm zu haben. Keinerlei Vergleich zu dem Jungen vor noch ein paar Wochen. Der Junge, der verschüchtert in der Tür gestanden hatte und mit ängstlichen Augen auf das Glas Blut in seiner Hand gestarrt hatte. Vielleicht waren diese Veränderungen auch schon vor seinen Angriff auf ihn aufgetreten, doch erst jetzt bemerkte Tala sie. Ansonsten war der Junge immer noch derselbe. Seine Augen strahlten immer noch dieses warme Gefühl aus und seine Lippen konnten sich immer noch zu diesem aufmunternden Lächeln formen, wie er es jetzt auch tat. „Es gibt nichts zu entschuldigen“, sagte er. „Ich weiß, dass du nichts dafür konntest.“ Es war wie eine kalte Hand die sich um Talas Herz zusammenzog als er diese Worte hörte. „So einfach ist das nicht, Tyson“, versuchte er zu erklären und wagte es kaum, den Jungen in die Augen zu sehen. „Mit ein bisschen Willenskraft hätte ich das alles verhindern können.“ Tyson seufzte nur und schüttelte den Kopf. „Du und Kai, ihr fühlt euch in der Rolle der großen und starken ja so unendlich wohl.“, meckerte er und suchte Talas Blick und dieser sah nun wirklich wieder zu ihm auf. „Du hattest dich eben für einen Moment nicht unter Kontrolle. Ja und? Es ist ja nicht so, dass du das getan hast, weil du gerade einen schlechten Tag oder so hattest. Das waren nun mal deine Instinkte, welche die Oberhand übernahmen. Das ist wie sich überfressen, obwohl man schon satt ist.“ Nun war es an Tala zu seufzen. „Du willst doch nicht wirklich meinen Angriff auf dich, mit deinen Fressattacken vergleichen.“ „Ich glaube, es kommt dem ganz nahe“, meinte Tyson kennerisch und nickte sich selbst zu, doch Tala schlug nur die Hand gegen die Stirn. „Aber du verletzt doch niemanden bei deinen Fressattacken. Ich hätte dich töten können.“ „Wenn ich anderen was wegfresse, dann ist das schon eine Art Verletzung.“ „Ich debattier doch mit dir nicht darüber, dass Fressattacken und Tötungsvorsätze das gleiche sind. Außerdem…“ Tala hielt in seiner Moralpredigt inne, als er das Grinsen auf Tysons Gesicht sah. Tala war zuerst verwundert und doch setzte er auch ein Lächeln auf. Tyson hatte es geschafft die merkwürdige Situation zwischen ihnen zu lockern und das mit seiner natürlichen unkonventionellen Art. Er schloss die Augen, senkte den Kopf und schüttelte diesen. „Manchmal frage ich mich wirklich, wie du es immer wieder schaffst, alle so aus der Reserve zu locken.“ „Ist wohl meine Superkraft“, meinte Tyson immer noch grinsend und fühlte sich wohl ganz stolz. „Aber ich will dass du verstehst, dass es für mich nicht ganz so einfach ist“, erklärte Tala weiter. „Auch wenn du mir nicht böse bist. Es tut mir so unendlich leid, was ich dir angetan habe und egal was du sagst, ich wüsste nicht, wie ich das wieder gut machen könnte.“ „Solange es dir Leid tut ist für mich alles okay“, erklärte Tyson nur und es formte sich ein etwas ernsterer Ausdruck auf seinem Gesicht. „Nicht jeder versteht, dass es falsch ist, jemand anderen wehzutun und nicht jeder entschuldigt sich dafür. Selbst wenn er es demjenigen antut, den er angeblich liebt.“ Tala wollte auf diese Worte etwas erwidern, doch er wusste nicht was. Er wusste aber sehr wohl wovon Tyson sprach. Im Gegensatz zu Kai kannte er die Vergangenheit des Japaners und wusste um dessen Angst vor Gewalt. Er sah Tyson an, dass dieser mit seinen Gedanken zu unschöneren Momenten in seinen Leben abschweifte, daher wollte er schnell wieder zu einen anderen Thema wechseln. „Wie war es eigentlichen die letzten Tage bei Ray?“, wendete er also das Thema ab. „Von Kai habe ich schon erfahren, dass es was Brooklyn betrifft keine Neuigkeiten gibt, aber was soll an diesen Training dran sein, von dem Kai gesprochen hat.“ „Ach das“, meinte Tyson auf einmal verlegen und kratzte sich am Hinterkopf, dann stieß er ein schüchternes Lachen hervor und senkte den Blick. „Na ja, ich wollte das Ray mir beibringt, wie ich mich gegen Vampire wehren kann.“ „Verständlich“, antwortete Tala und fragte sich sogleich, warum Tyson das auf einmal so peinlich zu sein schien. „Und… wie lief es?“ Tyson schüchternes Lachen hatte aufgehört und er sah mit einem traurigen Blick zu Tala. „Weißt du... ich bin wohl nicht zum Vampirjäger geboren.“ Tala sah ihn schräg an. Was mag da wohl passiert sein? „Aber es waren nur die ersten paar Trainingsstunden. Inzwischen bin ich schon viel besser geworden.“ Talas Blick wurde eindringlicher und Tyson wurde unter den Blick immer kleiner, aber er wusste, er würde hier nicht rauskommen, ehe er Tala von seinen ersten missglückten Versuchen erzählt hat. „Also Ray hatte da diesen alten Trainingsdummy besorgt, an dem ich ein paar Übungen machen sollte“, begann er dann seine Erzählungen über die peinlichsten Tage in seinem Leben. „Und vielleicht habe ich es erst beim fünften Versuch geschafft, den Pflock auch in die linke Brust zu rammen.“ Nun sah Tala aber ganz schön verdutzt zu Tyson. „Du machst doch Kendo“, meinte er überrascht. „Soweit ich weiß sogar recht gut. Warum schaffst du es dann nicht einen Dummy einen Pflock ins Herz zu rammen?“ Tyson schmollte und verschränkte die Arme vor der Brust. „Die aufgemalten Zähne haben mich abgelenkt. Außerdem war ich total aufgeregt“, brummelte er in sich hinein und Tala war nun neugierig geworden was noch passiert war. „Vielleicht habe ich das mit den Weihwasser auch nicht ganz verstanden“, gestand Tyson dann weiter. „Ich dachte wirklich, man müsse das trinken. Und dass das mit den Kreuzen Schwachsinn ist, hätte man mir auch mal früher erzählen können. Und das ihr übermenschlich stark sein sollt ist ja mal der total unfaire Vorteil. Und warum verdammt nochmal heilt ihr so schnell. Und dann ist Ray auch noch so gemein und gibt mir jede Menge Bücher, die ich auch noch durchlesen soll. Ich kann mir Brooklyn bestimmt nicht vom Hals halten, wenn ich ihm erzähle, dass er auf Weidenholz besonders empfindlich reagiert.“ So ging das noch eine ganze Weile weiter. Irgendwann konnte Tala auch sein Lachen nicht mehr zurückhalten. Er wusste nicht, was ihn an diesen Tag half sich wieder wohl zu fühlen. War es die Tatsache, dass Tyson ihm verziehen hatte oder dass es nichts zu verzeihen gab? **^^** Kai warf zwischenzeitlich einen Blick in die Küche. Als er sah, dass Tala und Tyson schon wieder miteinander scherzten kehrte er ins Wohnzimmer zurück, wo er mit Ray über die derzeitige Lage sprach. Brooklyn war immerhin nicht ihr einziges Problem. Sie hatten auch die Aufsicht über andere übernatürliche Wesen und dann gab es da noch ein anderes Problem. „Drei weitere Leute wurden mit einem Brandmal und mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert. Meine Quelle versichert mir, dass es das Brandmal vom Orden der Avatar war“, berichtete Ray und hatte dabei eine verbissene Miene. „Diese Gestörten gehen ziemlich schnell vor.“ „Selbst sie wissen, dass Brooklyn eine große Gefahr ist“, bemerkte Kai. Er schaute zum Fenster raus und suchte die Gegend ab, als könnte er hinter jeden Busch einen Feind erblicken. Aber in Wirklichkeit hoffte er nur auf ein Zeichen. Es war schon viel zu lange ruhig. Seit dem Angriff auf Tala war nichts mehr geschehen. Dabei war Tyson auch weiterhin zur Universität und zur Arbeit gegangen. Zwar immer in Begleitung von Ray, aber dass hatte die anderen bisher auch nicht groß aufgehalten. Er spürte, dass etwas in der Luft lag, aber er konnte sich einfach nicht vorstellen, was Brooklyn plante. „Wahrscheinlich wollen sie ihn schnell erledigen. Soweit wir wissen, hat es zwischen den beiden Parteien doch einen ziemlich unschönen Kampf gegeben“, erklärte Kai und wendete sich schwer vom Fenster ab. Der Gedanke jemand könnte ihn beobachten ließ ihn einfach nicht los. „Ich denke mal, sie sind auch auf Rache aus.“ „Wenn sie Brooklyn platt machen wollen, bitte schön“, meinte Ray, „aber diese ganzen verstörten Menschen im Krankenhaus geben mir das ungute Gefühl, versagt zu haben.“ Kai seufzte. Er wusste ja selbst nicht, was sie gegen den Orden der Avatar unternehmen sollten. Es war eine ziemlich große Gruppe und noch dazu perfekt organisiert. Er war schon in mehreren Städten gewesen, wo auch diese stationiert waren. Bisher war es ihm nicht einmal gelungen sie ausfindig zu machen oder auch nur in ihre Nähe zu kommen. Und selbst wenn er einen gegenüber stehen würde, wüsste er nicht was er tun sollte. Sie waren trotz allen immer noch Menschen und er scheute sich davor Menschen zu töten. Nicht dass er sie nicht ordentlich zusammenschlagen würde, aber was wäre danach. Diese Kerle hatten sogar Beziehungen zur Polizei, weshalb sie sich nicht einmal vor dem Gesetz zu fürchten hatten. Dieser Orden war ein Problem, mit welchen er einfach nicht fertig wurde, allerdings hatten sie an ihm auch nur ein eher geringes Interesse. Zwar würde keiner aus dem Orden davor zurückschrecken ihm einen Pflock ins Herz zu jagen, wenn sie ihm über den Weg laufen würden, aber sie machten eigentlich nie direkt Jagd auf ihn. Sie wussten selbst, dass es Schlimmere gab und hielten es deswegen nicht für nötig, ihre Zeit mit Vampiren wie ihm oder Tala zu verschwenden. „Die Tatsache, dass Brooklyn so ruhig war in den letzten Wochen, macht mir viel mehr Sorgen“, sprach Kai dann schließlich aus, was ihn am meisten bedrückte. „Er plant irgendwas, und wenn Brooklyn nicht einfach drauf los stürmt sondern plant, dann ist er um einiges gefährlicher als sonst.“ **^^** Es freute Tyson, dass Tala wieder voll einsatzfähig war. Ray war kein besonders guter Begleiter für seine Arbeit in der Bar gewesen. Es nervte ihn schon, dass dieser an der Universität ständig angeschmachtet wurde, aber in der Bar war das um einiges schlimmer gewesen. Ray hat, wie er selbst behauptet, kein besonders großes Interesse an Männern und so flirtete er nicht mit den Männern, die ihn anschmachteten, sondern wies diese sogar schroff ab. Das war für Tyson in der Hinsicht schlecht, da sein Chef natürlich herausgefunden hatte, dass Ray ebenfalls zu ihm gehörte und somit Tyson indirekt dafür verantwortlich machte, dass ein verkappter Hetero den Weg in die Bar gefunden hatte. „Der Rotschopf wirbelte wenigstens den Betrieb an, aber dieser Kerl ist einfach nur abschreckend“, hatte er sich grummelnd geäußert und Ray ständig mit den Augen aufgespießt. Doch Ray ließ sich natürlich eine derartige Behandlung nicht gefallen und hat nicht weniger grimmig zurückgeguckt, was natürlich dazu führte, dass die Stimmung von Tysons Chef und Ray immer gegen den Nullpunkt ging. Und wer hatte darunter zu leiden? Er! Daher hatte er auch einen Luftsprung gemacht, als Tala verkündete, dass er ab heute wieder die Überwachung in der Bar übernahm. Kai hatte zuerst eine zerknirschte Miene gemacht, aber schließlich zugesagt. Er war wohl noch etwas unsicher, ob er Tala zu hundert Prozent vertrauen konnte, aber öffentlich denunzieren wollte er ihn noch weniger. Schließlich hatte er auch entschieden, dass er wieder topfit und normal war. Dann konnte er natürlich nicht plötzlich Begrenzungen aufstellen. Also waren sie gemütlich zur Bar stolziert und schließlich trat Tyson gut gelaunt und schon freudig auf die Arbeit ein. Heute würde er Thekendienst haben und da Tala die Männer anzog wie eine Lampe die Fliegen, würde er wieder ordentlich Trinkgeld abkassieren. Das lag zum größten Teil daran, dass die Kerle, sobald sie merkten, dass sich Tala und Tyson kannten, ihn über Tala ausfragten und dann natürlich ein paar Yen mehr Trinkgeld springen ließen, wenn er ihnen auch pikante Informationen lieferte. Also trat er guter Dinge in den Barraum, doch sogleich blickte er sich verwirrt um. Heute hatte er die Frühschicht, weswegen er vor dem Barbetrieb schon kommen musste um beim Aufbau zu helfen, aber als er den Raum betrat, war keine Menschenseele zu sehen. Verwundert ließ er den Blick durch den leeren und noch völlig unberührten Raum gleiten. „Sind wir etwa die ersten?“, fragte Tala, dem diese Leere auch aufgefallen war. Tyson blickte auf seine Uhr am Handgelenk. Im Grunde hatte er es mal wieder geschafft sogar 10 Minuten zu spät zu sein. Er fragte sich wirklich wo alle waren. Zum aufbauen müssten immer ungefähr 4 Leute zuständig sein, inklusive seines Chefs, der meistens schon an der Bar stand und die Getränkebestände überprüfte. „Hei, ich komme mal nicht als Letzter“, sagt er schließlich. „Das ist doch was Positives.“ Mit einen überlegenen Grinsen begab sich Tyson in Richtung des Büros um seine Jacke aufzuhängen und sein Arbeitshemd anzuziehen. Kurz bevor er die Tür zum Büro öffnete hielt er jedoch inne. Wenn er der erste hier war, dann hätte die Vordertür eigentlich nicht auf sein sollen! Nur der Chef hatte einen Schlüssel für die Räume. Er musste also irgendwo sein. Wieder ließ er den Blick durch den Club schweifen. Vielleicht war er auch im Keller oder in den hinteren Räumen. Aber dann war immer noch nicht geklärt, wo die anderen waren. Er wusste mit wem er heute arbeiten würde und alles waren zuverlässige Leute. Keiner von denen war je zu spät gekommen. Er blickte sich zu Tala um, der ebenfalls den Blick immer wieder durch den Raum gleiten ließ und dabei angespannt wirkte. Ließ er sich jetzt von der Paranoia der anderen anstecken, oder war die ganze Sache hier wirklich ein wenig zu eigenartig. Er beschloss sich erst mal nicht verrückt zu machen. Vielleicht gab es für alles eine harmlose Erklärung. Also ging er erst einmal in das Büro. Er legte seine Tasche und sein Oberteil ab, dann langte er nach seinem Hemd und streifte es über. Er knöpfte es noch zu, als er schon wieder aus dem Raum heraustrat. Allein in einen stillen Raum in einer (fast) Menschenlosenbar, war ihm doch zu unheimlich gewesen. Tala bewegte sich inzwischen im Club herum. Er öffnete sogar die Türen zu den Toiletten und linste hinein. Tyson kam zu ihm und begann mit seiner Arbeit, welche darin bestand, zu aller erst die Stühle von den Tischen zu holen, welche am Vorabend darauf abgestellt wurden, damit die Putzfrauen den Boden ohne Hindernisse wischen konnten. Doch dabei fiel Tyson etwas auf. Der Boden war nicht gewischt worden. Hier und da sah er noch Flecken von verschütteten Getränken und anderen Schmutz. Es wirkte so, als wäre den gesamten Tag noch keiner hier gewesen. Allmählich wurde ihm doch mulmig zumute. „Mir gefällt das nicht“, sagte Tala während er immer noch den Raum absuchte. „Wir sollten lieber wieder gehen.“ „Ich glaube, das können wir nicht zulassen.“ Die Stimme war vom Eingang her gekommen und sofort drehten sich beide blitzschnell um. Im Türrahmen standen zwei Kerle. Auf den ersten Blick wirkten sie wie zwei ganz normale Typen. Lässige Klamotten und gestylte Frisuren bestimmten ihr Aussehen und sie standen relaxt und mit einen breiten Grinsen im Eingang. Tala schien sofort zu kapieren wer diese beiden waren. Er packte Tyson am Handgelenk und zerrte ihn hinter sich. „Wie die Löwenmutter bei ihren Jungen“, höhnte wieder der eine, der schon vorhin gesprochen hatte. Der andere betrachtete Tyson mit einem gierigen Blick und leckte sich dabei über die Lippen. „Bleib nah bei mir!“, wisperte ihm Tala zu und Tyson krallte sich sofort in den Ärmel von Talas Jacke. Diese beiden Kerle schickten ihn Schauer über den Rücken und Talas Angespanntheit machte ihm Sorgen. „Wer sind die Kerle?“, fragte er leise an Tala gewandt. Er wollte nicht zu laut reden um die beiden nicht noch unnötig seine Angst spüren zu lassen. „Leute von Brooklyn“, wisperte Tala zurück. Die beiden am Eingang hatten sich inzwischen von der Tür losgesagt und traten auf sie zu. „Sie gehören zu seinen ältesten und loyalsten Leuten.“ Tyson versteifte sich noch mehr und ihm lief ein Schauer über den Rücken, während die beiden näher kamen. Doch auch eine andere Angst kam in ihn hoch und eine gewisse Wut löste seine Angst für einen Moment ab. „Was habt ihr mit den Leuten aus der Bar gemacht?“, fragte er mit lauter und fester Stimme an die beiden gewandt. Während der andere von beiden antwortete, schritten sie weiter unbeirrt auf sie zu. „Mach dir keine Sorgen. Unser Boss wollte, dass wir die Sache diskret angehen, daher haben wir sie nur ausgeknockt und im Keller eingesperrt. Zu viele Opfer hätten nur die nervigen Avatar auf den Plan gerufen.“ Tala erinnerte sich an eine Bemerkung von Ray heute Morgen, dass die Avatare anscheinend intensive Jagd auf Brooklyn machten. War das vielleicht auch der Grund, warum sie in den letzten zwei Wochen so ruhig gewesen waren. Die beiden waren jetzt bei ihnen angekommen und blieben zwei Meter vor ihnen stehen. Sie wirkten immer noch ruhig und entspannt, während Tala bis zum zerreißen angespannt war. Die ganze Situation gefiel Tyson nicht. Er versuchte sich alles in Erinnerung zu rufen, was ihm Ray in den letzten zwei Wochen beigebracht hatte, doch irgendwie schienen die Belehrungen wie in einen Strudel in seinen Kopf zu rotieren und er konnte nichts davon zu fassen kriegen. „Mach es dir doch nicht unnötig schwer, Tala“, säuselte wieder er erste. „Du weißt, du hast keine Chance gegen zwei von uns.“ Tala knurrte und schon begannen seine Augen zu glühen. „Lieber verrecke ich, als vor euch kampflos in die Knie zu gehen.“ „Tala“, wisperte Tyson und packte dabei seinen Arm fester. Er wollte nicht, dass Tala so etwas sagte. Niemand sollte sich für ihn opfern oder auch nur leiden müssen. „Unser Boss sagte, wenn wir können sollen wir dich auch noch mitbringen“, sprach wieder der Zweite. „Selbstverständlich hängt das von deiner Kooperation ab.“ „Hetz dich doch nicht unnötig ab. Du bist es doch gewohnt, dir jegliche Würde leicht nehmen zu lassen.“ Diese Worte hatten ausgereicht und Tala warf sich auf die beiden. Sofort entstand ein brutaler Kampf. Mit zwei auf einmal konnte es der Rothaarige kaum aufnehmen. Den ersten hatte er daher sofort einen harten Schlag verpasst, was diesen mit dem nächsten Tisch kollidieren ließ. Holz splitterte und durch die herunterfallenden Stühle, wurden auch noch umher stehende Tische in Mitleidenschaft gezogen. Während beim ersten noch der Überraschungsmoment geholfen hatte, war dies beim zweiten nicht mehr möglich. Er parierte Talas Schlag und rammte seinerseits sein Knie in dessen Magen. Tala ächzte auf und knickte ein. Tyson wusste nicht wie viel er helfen konnte, doch er konnte nicht untätig rumstehen und wollte sogleich zu Tala rennen, als plötzlich der erste Kerl wieder vor ihm auftauchte. Er stellte sich vor Tyson auf und leckte sich wieder über die Lippen. Tyson spannte sich an und schaute sich schnell im Raum um. Er hatte im Moment keine Waffe am Körper, aber ohne Waffe konnte er gegen diesen Kerl nichts ausrichten. Er sah hinter den Kerl und erkannte den zertrümmerten Tisch. Der Kerl vor ihm verzog den Mund zu einen Grinsen, entblößte seine spitzen Zähne und seine Augen begannen dieses unheimliche rote Leuchten. Mit einem Satz sprang er auf Tyson, doch dieser duckte sich unter ihm weg. Tyson hastete auf die Splitter vom Tisch zu und bekam ein zerbrochenes Tischbein zu fassen. Sofort schnellte er wieder herum, gerade noch rechtzeitig, denn der Vampir hatte nicht lange gebraucht, um sich wieder umzuwenden, und sich wieder auf ihn zu stürzen. Zu seinem Pech hatte aber Tyson in dem Moment den provisorischen Pflock angehoben und durch seine eigene Kraft und Geschwindigkeit spießte er sich selbst auf. Tyson zog erschrocken die Luft ein und starrte geschockt auf seine Hände, die den Pflock noch hielten und ließ ihn sofort los. Doch er erkannte auch erschrocken, dass er wieder nicht richtig gezielt hatte. Der Pflock steckte nicht in der linken Seite, sondern genau in der Mitte. Der Vampir richtete sich mühevoll auf und zog den Pflock aus seiner Brust. Er sah auf das Blut, welches daran klebte und dann auf den geschockten Tyson. Von dem Grinsen von vorhin, war nichts mehr zu erkennen. Jetzt regierte Wut seine Mimik. Er packte den Blauhaarigen mühelos am Arm und schleuderte ihn herum. Tyson krachte gegen die harte Wand des Raumes. Von Kopf bis Fuß durchzog ihn ein Schmerz und als er auf den Boden aufschlug, fühlte er wie Blut über seine Schläfe lief und er kämpfte qualvoll gegen eine Ohnmacht an. „Tyson!“, schrie Tala geschockt auf, welcher immer noch mit den anderen kämpfte. Zwischen den beiden war ein erbitterter Streit entstanden, bei welchen sie sich beide schwere Wunden zufügten. Tala könnte schwören, dass er vorhin schon vernommen hatte, wie eine seiner Rippen brach, während er dem anderen aber derart den Arm verdreht hatte, dass dieser nur noch schlaffe Schläge mit diesen ausführen konnte. Sie schenkten sich nichts und obwohl Tala alles versuchte, um den anderen von sich wegzubringen, schaffte er es nicht auch nur einen Zentimeter Land zu gewinnen und näher an Tyson heranzukommen. Während er ihn gerade die Hände festhielt und ihn einen Tritt in den Magen verpasste, erkannte er, wie der andere auf den am bodenliegenden Tyson zuging. Tyson war noch zu benommen um sich zu wehren, aber er versuchte dennoch aufzustehen und zumindest von dem anderen wegzukommen, aber es war zu spät. Gerade als sich seine Sicht zu klären schien, wurde er gepackt, in die Luft gehoben und eine Sekunde später auf einen der Tische geschleudert. Er stöhnte auf, krümmte sich zusammen. Sämtliche seiner Knochen schmerzten und es fühlte sich so an, als würden tausend kleine Blitze auf ihn einpiksen. Doch er kam gar nicht dazu sich zu sammeln, denn schon wurde er wieder gepackt und grob auf den Bauch gedreht. Dann wurden seine Hände gepackt und auf seinen Rücken gedreht. Er spürte wie sich ein Seil um seine Handgelenke legte und diese auf den Rücken festschnürten. In diesen Moment erwachte er aus seinen Schmerzen und fing sofort an zu zappeln, in der Hoffnung von den anderen wegzukommen, aber es war zu spät. Tala erkannte geschockt, wie Tyson dem anderen hilflos ausgeliefert war. Er durfte nicht zulassen, dass der Japaner in Brooklyns Hände fiel. Die Erinnerung an seine Vergewaltigung durch Brooklyn und Garland kam ihn wieder in den Sinn. Auf keinen Fall würde er zulassen, dass diese Tyson etwas Ähnliches antun würden. Er gab seinem Gegner einen Schubs und dieser krachte gegen einen der Tische. Schnell zog Tala ein Messer aus seinen Stiefel. Er wollte zu Tyson hinrennen und ihm helfen, aber so schnell kam er gar nicht dessen Nähe, da war der andere schon wieder da. Tala wollte sich nicht weiter aufhalten lassen und zog das Messer einmal herum, erreichte aber nur, dass er dem anderen einen Schnitt an der Brust beibrachte, dieser packte aber seinerseits die Hand, mit welcher Tala den Dolch hielt und rammte es den unvorsichtigen Tala in die Brust. Der Russe schrie auf. „TALA!!!“, hörte er Tysons Schrei. Dann grinste sein gegenüber dreckig und vollführte mit dem Messer eine Drehung. Tala spürte das krachen seiner Rippen, das zerreißen von Blutgefäßen und Sehnen. Tyson, dessen Hände auf seinen Rücken fest verschnürt waren, konnte nichts tun. Er zerrte an seinen Fesseln, aber er konnte sich kaum noch bewegen. Er wollte wieder nach Tala schreien, aber da wurde plötzlich ein Tuch um seinen Mund gelegt und hinter seinen Kopf festgebunden. Er schrie gegen den Knebel in seinen Mund, aber es entkamen ihn nur dumpfe Laute. Sein letzter Blick galt Tala, welcher auf die Knie sank, bevor ihn ein Sack über den Kopf gezogen wurde und die Welt um ihn herum schwarz wurde. „Ich bring das hier schon mal zu unseren Boss“, hörte Tala die Stimme des Vampirs, der Tyson attackiert hatte. „Ich denke, ich komme gleich nach“, sagte der andere und packte Tala an den Armen und zog ihn auf die Beine. Die Schmerzen verschleierten seinen Blick, doch Tala konnte noch erkennen, wie der andere sich Tyson über die Schulter warf, welcher hilflos mit den Beinen zappelte, und geschwind zur Tür hinaus huschte. „Und was mach ich jetzt mit dir?“, fragte der Vampir. „Töten, ebenfalls zum Boss bringen, oder… vorher amüsieren.“ „Wie wäre es mit selber sterben“, brachte Tala mit bedrohlicher Stimme hervor. Bevor der andere auch nur einen Finger krümmen konnte, zog er sich selbst das Messer aus der Brust, ignorierend, dass ihm dabei das Blut aus der Wunde strömte und die Schmerzen ihm die Luft zum atmen raubten, und rammte es seinen Gegenüber ins Herz. Dann stellte Tala den anderen ein Bein und drückte ihn nach hinten, so dass dieser auf den Boden fiel und Tala sich auf das Messer fallen ließ und dieses bis zum Anschlag in das Herz des anderen trieb. Der andere ächzte und seine Augen waren vor Schock über die plötzliche Wendung weit aufgerissen. Dann verblieb er in der Starre. Tala richtete sich mühevoll auf. Ein Dolch im Herz tötete einen Vampir nicht, aber es lähmte ihn. Er konnte nur röchelnd nach Luft schnappen und seine Sicht war immer noch leicht verschwimmt. Aus der Wunde an seiner Brust floss das Blut unaufhaltsam und tröpfelte auf den Boden. Trotzdem riss er sich zusammen und stürmte zum Ausgang. Er stieß die Tür auf und rannte ins Freie. Die Sonne war gerade im Begriff unterzugehen und warf daher rötliche Schleier über den Himmel. Tala sah hektisch in die Straßen, dann auf die Dächer hinauf. Er ging zwei Schritte nach rechts, aber gleich wieder nach links. Er rannte auf ein Haus zu, nur um dann gleich wieder kehrt zu machen und auf ein anderes zuzurasen. Es war sinnlos! Der andere war entkommen - mit Tyson - und er hatte keine Ahnung, wohin sie gegangen waren. Tala sank auf die Knie und rammte die Faust in den Boden. Dort riss der Beton auf und dann entkam ein Schluchzen seiner Kehle. Er hatte versagt. Brooklyn hatte Tyson in seine Fänge bekommen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)