Patient X von Seraphin ================================================================================ Kapitel 18: Vom Fliegen ----------------------- Kapitel 18: Vom Fliegen Es war ein besonders schwül-heißer Augusttag. Selbst in dem dunklen und sonst so kühlen Kellerzimmer herrschte drückende Hitze. Wenn die Zauberbanne es auch sonst für jedes Lebewesen unmöglich machten, das Zimmer ohne ausdrückliche Erlaubnis zu betreten oder zu verlassen, so galt dies offenbar nicht für die unzähligen Stechmücken und Fliegen, die um sie herum schwirrten. Möglicherweise, Hermine hätte dies Claris durchaus zugetraut, wurden die Viecher bündelweise eingefangen, um sie dann zur Blutgier abzurichten und sie vor dem kleinen Fenster auf sie beide loszuhetzen. Hermine schwitzte, während sie auf dem kühlen Steinfußboden saß und der Musik aus dem Holzradio lauschte, das Ron ihr, nach einiger Überredung, ausgeliehen hatte. Das Brummen der unzähligen Fluginsekten überlagerte beinahe die entsetzlich rührseligen Lieder von Celestina Warback. Neben ihr schwebten einige, zu Fächern zusammengefaltete, Zeitungsausschnitte frei in der Luft, und fächelten ihr etwas zu, das zumindest an eine kühle Brise erinnerte. Sie trug ein filigranes, orangerotes, kurzes Spaghettiträgerkleid. Der Stoff des Kleides sollte eigentlich kühlen, trotzdem war sie triefend nass vor Schweiß. Voldemort schwitzte nicht, wie Hermine voller Neid bemerkte. Wie auch immer er das machte, er verriet es ihr nicht. Stattdessen saß er auf seinem Bett, hatte den schnurrenden Kater auf dem Schoss und unterhielt sie mit kleinen Kunststückchen. Um sich von Celestinas Liedern und Hermines Gejammer über Mrs Weasleys Vorliebe für eben diese, abzulenken, ließ die schwarz gekleidete Gestalt Schnaken und Fliegen zu Formationen zusammenfliegen. Er hatte schon immer Macht über Tiere besessen, das wusste sie, es jetzt aber zu sehen, versetzte sie einmal mehr in Erstaunen. Die Tiere flogen dicht aneinander gedrängt, wie dichte, schwarze, dröhnende Gewitterwolken. Diese Wolken konnte er nach Belieben in ihrer Form verändern. Zuerst ließ er brummende Schlangen durchs Zimmer schwirren, dann änderte er die Formation, sodass sie zuerst die Form einiger hinter einander schwimmender Fische, danach die Form einer Kamelkarawane und letztendlich die Gestalt von Drachen annahmen. Als ihm das Spiel anscheinend zu langweilig wurde, verwandelte sich der Drache in einen Rennbesen, der sich mit einem lauten Platsch, nach allen Seiten Wasser um sich spritzend, selbst in der Toilette ertränkte. Nicht unbedingt nach Hermines Geschmack, aber heute war sie gefrustet und musste lachen. „Ich wünschte, ich könnte das auch mit Rons Besen machen, dass er sich selbst in der Toilette ersäuft. Er geht mir so auf die Nerven, mit seinem Quidditchwahn“, gestand sie, entnervt die Augen verdrehend. „Magst du kein Quidditch?“, fragte Voldemort mäßig interessiert, während er sich nun erhob, um Hermine das Radio abzunehmen und es endlich auszustellen. „Nein! Aber das ist ein verlorener Kampf, Ron und Harry“, Hermine warf einen Sicherheitsblick zu ihrem Patienten, dessen Augen bei der bei der Erwähnung dieser Namen unheilvoll rot aufglühten, „die beiden sind verrückt danach. Ständig wollen sie auf den Besen herumfliegen. Guck mal, was ich jetzt schon wieder anziehen muss:“ Hermine sprang auf und präsentierte, wie bei einer Modenschau, jedoch mit zynischer Miene, ihre orangerote Bekleidung. „Das ist ein Kleid, na und?“, kommentierte der Angesprochene dies. „JA! Ein Kleid“, fauchte Hermine schrill zurück, hob das Kleid mit beiden Händen in die Höhe, als sei sie eine Prinzessin die eine Treppe heruntersteigen wollte. „Aber es ist ORANGE!“, keifte sie, während sie das Beweisstück wütend herumschüttelte, sodass ein kühler Lufthauch ihre entblößten Oberschenkel umschmeichelte. „Ich hasse Orange. Ron hat es mit einem Extrafluch belegt, damit ich die Farbe nicht umändern kann. Seine Quidditchmannschaft wurde gestern Meister, die Chuddley Cannons. Und die sind“, Hermine verbeugte sich salbungsvoll vor der imaginären Quittichmannschaft, „ORANGE! Oranger geht es gar nicht mehr. Und ich HASSE die Farbe“, schimpfte sie, sich in die Brust werfend, weiter. Der soeben Vollgejammerte lachte leise in sich hinein, während er voll bösem Vergnügen, die unglückliche Hermine begutachtete. Die war aber immer noch nicht fertig mit ihrem Wutausbruch. „Und weißt du was das Allerschlimmste ist?“, fuhr sie ihn an, als sei er für alles Orange dieser Welt verantwortlich. „Sag es mir oder auch nicht, wie du meinst…“, gab der große Mann mit spöttischen Unterton zurück, der nun wieder auf dem Bett saß und Hermines Wutausbruch fasziniert verfolgte. „DIE GANZEN WEASLEYS HABEN ORANGEROTE HAARE“ kreischte Hermine, nun leicht hysterisch werdend, während sie voller Abscheu dem Holzradio einen Tritt gab, als sei es daran schuld, dass es Eigentum der Familie Weasley war. „Und noch schlimmer…jetzt will Ron eine ganze Woche nur noch ORANGEROTE KLEIDER ANZIEHEN! WEISST DU, WIE SCHRECKLICH DAS AUSSIEHT? ORANGEROTE HAARE; ORANGEROTE KLEIDUNG UND NOCH DAZU HAT ER MEINE ZIMMERWAND IM TROPFENDEN KESSEL ORANGE GEHEXT!“ Hermine begann theatralisch die Arme zur Decke zu erheben und voll Wut mit einem Bein auf den Boden zu stampfen, ein Anblick der dem des tobenden Rumpelstilzchens erstaunlich ähnlich war. „UND JETZT WOHNT ER DIESE WOCHE AUCH NOCH BEI MIR UND BESTIMMT SITZT ER JETZT ZUHAUSE UND BEWACHT DIE WAND, DAMIT SIE NIEMAND WIEDER WEISS HEXEN KANN! UND SO WIRD DAS IMMER SEIN! UND IRGEDWANN HABE ICH KINDER UND DIE WERDEN GENAUSO ORANGE WIE ER! ICH BIN DAZU VERDAMMT, MEIN LEBEN MIT EINER FLIEGENDEN KAROTTE ZU VERBRINGEN!“, jaulte sie, nun scheinbar am Rand eines Nervenzusammenbruchs. Die bleiche Gestalt konnte nun langsam das Lachen nicht mehr unterdrücken, als sie Hermine dabei beobachtete, wie die sich vor ihm auf das Bett warf, sich schnaubend und prustend im Kopfkissen verbiss, als wolle sie es zerfleischen und ihre Fäuste mit der Kraft der Verzweiflung auf die wehrlose Kopfunterlage trommeln ließ. Voldemort, der am Fußende mit angewinkelten Beinen sass, gab Hermine einen leichten Klaps auf den Po und rettete das Kopfkissen vor weiteren Kampfangriffen der tobenden, jungen Gryffindor. Die musste nun aber selbst über ihren Ausbruch lachen, setzte sich dem älteren Mann gegenüber an das Kopfende und raufte sich japsend, jedoch kichernd, die Haare. „Ich hasse Quidditch, wirklich. Hast DU jemals Quidditch gespielt?“ Der Dunkle Lord machte ein ausgesprochen verärgertes Gesicht, was Hermine allzu verdeutlichte, dass solche Sportarten wohl seiner Meinung nach weit unter seiner Würde als Meisterzauberer lagen. „Nein“, antwortete mit entschlossenem Kopfschütteln, doch dann fiel sein Blick mit merkwürdig sehnsüchtigem Blick zum Fenster hinüber „Aber ich bin gerne geflogen.“ Hermine wurde unbehaglich zumute, denn ohne es zu wollen, hatte sie die Bilder von Harrys Flucht aus dem Haus der Dursleys vor Augen, als sie den Mann, der nun so friedlich neben ihr saß, umringt von seinen Gefolgsmännern, wie auf Rauch schwebend und Todesflüche abfeuernd hinter sich herfliegen und sie jagen sah. Das war mittlerweile alles so unwirklich, wie Erzählungen aus dem Leben anderer Leute. Hermine erschauderte bei dieser Erinnerung, schüttelte sich, als wolle sie die Bilder von sich abwerfen und stand vom Bett auf. Breitbeinig ließ sie sich neben dem auf den Stuhl sinken und murmelte leise, fast beschämt, in ihren nicht vorhandenen Bart hinein. „Ich fliege gar nicht gern. Noch ein Grund, warum ich Quidditch hasse. Ich war auch nie sicher auf dem Besen…ich habe ziemliche Höhenangst. Ich würde wohl sterben vor Furcht, wenn ich selbst ohne Besen fliegen müsste.“ Beschämt über dieses Geständnis klappte Hermine, der gerade klar geworden war, dass man ihre Unterhose sehen konnt, die Beine zusammen, verschränkte die Arme und senkte den Blick. Der bleiche Mann vor ihr auf dem Bett jedoch schien bei diesen Worten zu neuen Taten ermuntert. Ungewohnt leichtfüßig sprang er vom Bett und baute sich in der Mitte des Raumes auf und befahl: „Komm her, Mädchen“. Unsicher, was das bedeuten sollte, erhob sich Hermine mechanisch und folgte mit einem Anflug von Unbehagen Voldemorts Anweisung. Etwa fünfzig Zentimeter vor ihm blieb sie mit unverhohlenem Misstrauen stehen. Voldemort streckte die langen, weißen Arme aus, packte die entsetzt aufquickende Hermine am Rückenteil ihres Kleides, zog sie zu sich und ihren Rücken an seine Brust und warf ihr die Arme so fest um den Bauch, als wolle er sie ersticken. „Nein…ich…bitte nicht“, begann sie nun doch verängstigt zu betteln, während sie versuchte sich aus seiner Umklammerung etwas zu lösen. Was sollte das nun wieder? So deutlich hatte er seinen Bedürfnissen noch nie nachgegeben. Egal, wie sehr sie sich an ihn gewöhnt hatte, jetzt machte er ihr doch etwas Angst. Unglücklich zappelnd, versuchte sich Hermine zu befreien. Doch chancenlos, er war stärker. „Halt schon still, es wird nicht weh tun“, herrschte er sie stattdessen so kalt und herablassend an wie schon lange nicht mehr. Und Hermine gehorchte und versuchte die in ihr aufwallende Furcht zu beherrschen. Wo war ihr Zauberstab? Ach ja…sie hatte ihn bei sich. Sie hatte den Stab unter die Träger ihres BHs auf der entblößten Schulter, geklemmt. Der Lord hatte den verängstigten Blick des Mädchens zu ihrer Waffe bemerkt. „Nimm ihn, du wirst ihn brauchen“, schnarrte er im Herrscherton der nun noch verwunderten Hermine entgegen. Nach wie vor umklammerten seine Hände sie von hinten, doch sie konnte die Arme aus seiner Umklammerung lösen, um nach dem Zauberstab zu greifen. Unsicher sah sie, über die eigene Schulter hinweg, in das undurchdringliche, bleiche Gesicht, aus dem ihr nun, feurig wie seit langem nicht mehr, die Augen rot entgegenfunkelten. „Sieh nach vorne und streck die Arme aus“, kommandierte er sie statt einer Erklärung an, wobei sein Kopf ungeduldig nach vorn ruckte. Mit einem Seufzen ergab sie sich in ihr Schicksal, vertraute auf ihre Nützlichkeit sowie der Waffe in ihrer Hand und breitete die Arme aus, als sei sie eine orangerote Vogelscheuche. Mit Unbehagen merkte sie, dass Voldemort sie nun noch ein Stück näher zu seinem Körper hin zog, während seine langen, bleichen Finger mit festem Druck über ihre Rippen wanderten. Seine Hand verharrte in der Falte unter ihrer Brust. Der Daumen an ihrem Rücken, die Finger auf den Rippen hielt er sie eigentlich nicht so fest, als wolle er sie an ernsthafter Gegenwehr hindern. Doch nun konnte sie nur ganz schwach das obere Ende der Finger spüren, die ihr leicht die Brust nach oben drückten. Es war beängstigend weil sie absolut nicht wusste, was er von ihr wollte. Einen Moment verharrten sie so, die Finger rutschten nun doch etwas unsicher weiter über ihren Rippenbogen hinweg, doch zu hart um diese Berührung ihres Körpers streicheln zu nennen. Er schien eine passende Stellung, um sie noch sicherer festzuhalten, zu suchen. Es war so unheimlich. Ihr schwitzender, heißer Körper konnte nun fast jeden Zentimeter des kalten Stoffes seiner Kleidung und seiner kühlen Haut spüren. Fast war es angenehm an die kühle Brust herangedrückt zu werden. Hermine kam der fast belustigende Gedanke, dass sie von einem Kühlschrank umarmt wurde. Aber das half auch nichts, vor Nervosität wurde ihr immer heißer, ihre Atmung beschleunigte sich und sie spürte, wie ihre Haut nun von einem Schweißfilm überzogen wurde, der ihre Kleidung unangenehm an ihr kleben ließ. Ihre Nackenhaare begannen sich zu sträuben, als sie hörte, wie seine Atmung lauter wurde, als er sie so nahe an sich heranzog, dass ihr Hinterkopf gegen sein Schlüsselbein gedrückt wurde. Diesen Druck, den sie am Hinterkopf wahrnahm, brachte sie dazu, sich an seine Hand zu erinnern, die sie dort an Kopf und Nacken gestreichelt hatte. Eine gar nicht so unangenehme Erinnerung, die ihre Angst schrumpfen ließ und stattdessen einem sich ausbreitenden Wohlgefühl Platz machte. Hermine verlagerte ihr Gewicht nach hinten und lehnte sich an ihren Gefangenen an. „Leg den Kopf in den Nacken“, drängte sie seine etwas unsicher wirkende Stimme. Erneut schloss sie die Augen und ihre Sinne verschärften sich. Man hätte glauben können, dass ihr in eben diesem Moment Myriaden neuer Nervenzellen wachsen würden, die ihre Haut um ein vielfaches Berührungsempfindlicher machten. Obwohl kaum angedeutet, wurde Hermine innerlich ganz schwindelig, als sie spürte wie sich das Kinn ihres unheimlichen Freundes sanft gegen ihre Schläfen lehnte, wie sich der Kopf des Mannes zu ihr drehte und sie den kaum wahrnehmbaren Druck der Lippen auf ihrer Stirn fühlte. Nein, er küsste sie nicht, nur die Berührung der schmalen, bewegungslosen Lippen war zu spüren. War sein Atem eben noch unregelmäßig gewesen, spürte sie jetzt, wie sich der Brustkorb, gegen den sie gedrückt wurde, tiefer hob und senkte. Wie er ihr bei jedem Einatmen näher kam, und bei jedem Ausatmen wieder wenige Millimeter weg rückte. Jeder Atemzug schien unendlich lange zu dauern. Sie konnte hören, wie er durch die Nase Luft einsog. Er roch an ihr. Hermine fühlte sich unangenehm nackt. Schweißnass, wie sie war, fühlte sie sich entblößt, wie er so hingebungsvoll ihren Geruch einsog. Sie öffnete die Augen und ein scheuer Blick nach oben, wobei ihre Schläfen an dem immer noch an anlehnenden Mund entlangglitten, zeigte ihr, dass er die Augen geschlossen hatte. Nicht zusammengepresst, nur ganz leicht schienen die Lider aufeinander zu ruhen. Das Gesicht wirkte ungewohnt zufrieden, ja, er schien das, was er eigentlich vorhatte, fast vergessen zu haben. Lippen und Kinn strichen ihr, fast zärtlich, von der Stirn aus zur Spitze ihres Ohren, über den Haaransatzhinweg zum Hinterkopf und von dort aus zurück zu den Schläfen. Der Mund wurde langsam geöffnet und geschlossen, als wolle er flüstern. Er musste vor Verlegenheit schlucken. Eine der beiden Hände, die sie eben noch festgehalten hatte, löste ihre Umklammerung, lies den Daumen nach vorne rutschen, so dass nun die ganze, große Hand auf ihren Rippen ruhten, sich mit leichtem Drucken quer über ihren Bauch nach unten schob und unterhalt des Nabels zum erliegen kam. An der Spitze ihres Ohres spürte sie, wie scharf Luft eingesogen wurde und seine Hand, während sie wieder nach oben glitt, sie noch näher an ihn heran drückte. Ihr Brustkorb hob sich, um in einem langen Atemzug alles um sich herum, diese ganze Situation, den Geruch des Raumes, die kühle Frische der Haut, die sie hinter sich, auf sich, um sich spürte und die süße Verwirrung, die sie dabei fühlte, aufzusaugen. Fühlte, wie die schmalen, wohl trocken gewordenen, Lippen an ihren Schläfen von einer Zungenspitze, kaum spürbar, benetzt wurden. Spürte, wie nun beide Hände langsam, doch bestimmt über ihren Bauch glitten und der Mund, an ihrer Stirn, sie küsste. Langsam, ganz langsam, drehte sich Hermines Kopf zur Seite, doch stets Hautkontakt zu den Lippen haltend, die noch bei ihr waren und mit ihren zärtlichen Berührung ihren ganzen Körper, ihre ganze Seele erwärmten. Ihre Schultern folgten dem Kopf und nach und nach drehte sich der ganze, erhitzte Körper des Mädchens, eng an den Mann geschmiegt, als fürchtete sie weggeweht zu werden, wenn nur Millimeter sie trennen würden. Ihre Arme, eben noch in die Höhe gestreckt, sanken nun auf seine Oberarme herab, wo sie in einer fließenden Bewegung zu den Ellenbogen hinabglitten. Mit sanftem Druck schoben sich die ausgestreckten Hände nach vorne und fanden ihren Weg von seinem Becken ausgehend erneut über die Wirbelsäule, jeden Wirbel einzeln streichelnd, nach oben. Eine Berührung, die Hermines gegenüber erschauern lies und die ihm ein mühsam unterdrücktes Stöhnen entlockte. Ihre Hände krallten sich in seine Schulter. Im Zeitlupentempo schob sie sich an ihm nach oben, die Lippen leicht geöffnet fand die weiche, warme Zunge ihren weg von den Schulterblättern, über den Kehlkopf bis zu der kleinen Stelle unter seinem Ohr, wo der Unterkiefer auf den Hals traf. Große, weiße Hände…wie weich sie waren, wie unerwartet schön es doch war, von diesen Händen berührt zu werden. Diese Hände, die ihr Gesicht berührten, ihre Wange streichelten, diese Finger, die an ihrer Kehle entlangstrichen und dann wieder zwischen ihren Locken verschwanden. Seine Hände, die sie festhielten, Arme, die sie wie eine weiche, warme Decke umschlossen und sie ihn Geborgenheit einhüllten. Sanfte Hände legten sich um ihr Genick, drückten ihr den Kopf noch ein wenig weiter nach oben bis sie seine Lippen berührte. Eben diese Hände, die sich in ihren Locken vergruben, zogen sie noch näher an sich heran. Erst zögerte Hermine etwas, doch erlaubte sie es sich letztendlich doch ihre Lippen weiter zu öffnen, alles andere um sich herum außer der weichen Zungenspitze, die an ihren Lippen entlangwanderte zu vergessen. Jede Wahrnehmung verschwamm, als eben diese feuchte Zungenspitze ihre eigene Zunge suchte und traf und über sie hinwegglitt, heiß wie Feuer, doch ohne sie zu verbrennen. Doch bevor Hermine erwidern konnte, war das Spiel schon wieder vorbei. Voldemorts Kopf wich von ihr zurück, recht unsanft wurde sie wieder umgedreht, erneut an seinen Rücken gepresst und die Händ fanden ihren Platz wieder da, wo er sie an ihren Rippen festhalten konnte. Voldemort, nun wieder beherrscht, schob die vollkommen verwirrte Hermine wieder etwas weiter von sich weg, presste seine Hände nun wieder fest wie Schraubstücke auf ihre Rippen, ging leicht in die Knie, holte geräuschvoll Luft, streckte die Arme und hob sie mit einem Ruck und einer Kraft, die sie ihm nie zugetraut hätte, über seinen Kopf in die Höhe. Frei in der Luft baumelnd, fürchtete Hermine, dass ihn gleich die Kraft verlassen und er sie herunterfallen lassen würde. Doch er hielt sie so fest, als würde sie auf der Luft auf einem Stuhl stehen. Wärme breitete sich kribbelnd von den Fingern unter ihrer Brust aus, durchflutete in wellenartigen Schüben ihren ganzen Körper, bis selbst ihre Fingerkuppen und Zehen zu glühen schienen. Trotzdem schwitzte sie nicht mehr. Leichte Stromstöße umfingen ihre Haut, fast glaubte sie, Funken zu verspüren, als sich ein kaltes Luftpolster um ihren Körper schlang, sie fest umschloss und ihr Stabilität gab. Sie hing nun, wie an unsichtbaren Seilen aufgehängt, fest in der Luft, spürte die Berührung der stützenden Hände kaum noch. Waren ihre Arme eben noch schwer, wollte sie sie eben noch sinken lassen, so wurden sie nun fast von alleine noch höher gezogen. Sie nahm den Mann unter sich kaum noch wahr, hörte nur noch aus weiter Ferne eine seltsam vertraute Stimme, beschwörende Worte sprechen. Das verhasste, doch leider wohlbekannte, Gefühl seiner Flüche zog in ihr ein, als er ihren Geist vereinnahmte und ihr Körper langsam jede Wahrnehmung von außen zu vergessen schien. Diesesmal überfluteten sie keine Bilder, alles Formhafte wurde verschwommen und verblasste. Hermine schien in einem weißen Nichts zu schweben. Sekunde zu Sekunde verlor sie mehr ihrer Körperschwere, ihr ganzes Gewicht schien aus ihr hinauszurinnen. Es fühlte sich an, als sei sie innen hohl, als sei nur noch Luft, unter ihrer Haut. So musste sich ein Ballon fühlen, der von seinem eigenen, leichten Körper, in die Höhe gezogen wurde. Die Stimme war wieder in ihr. Eine Stimme, die ihren ganzen Körper umschloss und in einer seltsam vertrauten Sprache immer beschwörende Worte zu wiederholen schien. Diese Worte gehörten nicht mehr zu der Stimme, sondern kamen ganz selbstverständlich aus ihrem Inneren heraus. Sie musste gar nicht genau hinhören, um die Worte zu wiederholen, die Worte schienen sich unauslöschbar in ihrem Gehirn einzubrennen, weil sie aus ihrem eigenen Körper heraus kamen. Die Beschwörungen hallten in ihrer eigenen Stimme in ihr nach, obwohl sie den Mund nicht öffnete. Sie sprach, oder zumindest, dachte sie nun selbst. Von ihm, hörte und spürte sie nichts mehr. Etwas, das weich wie Watte, doch ungreifbar wie Luft schien, drückte sie nach an nach oben. Ihre Füße überstreckten sich, sie musste wie eine Spitze tanzende Ballerina in der Luft stehen und wurde doch immer weiter und weiter nach oben gehoben. Einem Blatt Papier gleich, das von einem Föhn nach oben gepustet wurde. Ihr Kopf sackte nach hinten und ihr Körper überstreckte sich unter dieser Last nach hinten. Doch plötzlich spürte sie ihren Körper wieder.Unsaft stieß ihre Stirn gegen etwas kaltes, hartes. Voldemort würde ihr doch keinen Stein auf den Kopf schlagen, oder? Ihre Zehen senkten sich etwas und der Kontakt an der Stirn lies nach…langsam glitt ihr Oberkörper wieder in die Gerade und Hals und Kopf bildeten nun wieder eine gerade Linie mit den Beinen. Langsam und vorsichtig öffnete sie die Augen. Sie blinzelte, als wäre sie von vollkommener Dunkelheit und strahlendes Licht gestoßen worden. Ihre Augen wurden von warmen, strahlend gelben Sonnenlicht empfangen. Aber eigentlich war es eher leuchtend gelb, statt gleißend grell wie die Sonne. Bei genauerem Hinsehen war es nur die wärmende Farbe von Voldemorts Krankenzimmerwand, die sie selbst sonnig eingefärbt hatte. Wo war ihr Patient überhaupt? Sie konnte seine Berührungen nicht mehr spüren…weder an ihrem Rücken, noch unter ihrer Brust. Die junge Frau versuchte sich, immer noch auf den Zehenspitzen stehend, umzudrehen. Versuchte, ihre immer noch nach oben zu streben scheinenden Arme zu senken, warf sie jedoch sofort wieder weit ausgebreitet nach oben, als sie spürte, dass sie darüber umzukippen drohte. Warum eigentlich? Und was war…jetzt erst bemerkte sie, dass das Sonnengelb nicht nur rings um sie herum, sondern auch über ihr war. Das kalte, harte, an das ihre Stirn eben gestoßen war, war die Zimmerdecke. Und ein kurzer Blick nach unten bestätigte ihren Verdacht. Hermine schwebte wie eine orangerote Engelkarikatur anderthalb Meter über dem Fußboden, frei in der Luft. Entsetzt begann sie um sich zu rudern, kippte, trudelte in der Luft, als wäre sie in ein Schwimmbecken gesprungen und würde nun versuchen, sich durch Strampeln wieder an die Oberfläche zu kämpfen. Das Schweben erinnerte stark an Schwimmen. Als sie ihre Beine anzog, um nicht mehr auf den Zehenspitzen „stehen“ zu müssen, verlor sie das Gleichgewicht, kippte vornüber und rotierte, wilde Purzelbäume schlagend, in der Luft. Hermine schrie entsetzt auf. Sie paddelte mit den Armen und versuchte im Nichts irgendwo Punkte zu finden, an denen sie sich festklammern konnte. Doch vergeblich, hier oben in der Luft war ja nichts. Nun hörte zwar das trudeln auf, dafür hing sie, ähnlichen dem Levinkorpusfluch, mit den haltlosen Beinen nach oben und den zappelnden Armen nach unten, jammernd in der Luft. Das Kleid rutschte ihr über den Kopf, entblößte Po und Bauch. „Hilfe, jetzt tu doch was. Ich falle“, brüllte Hermine aus Leibeskräften. Tatsächlich sah sie unter sich bedrohlich den Zimmerboden hin und herschwanken. Ihre Arme vollführten Propellerbewegungen, so unsicher war sie, ob sie sie schützend vor das Gesicht noch unten halten, oder ihr Kleid festhaltend, nach oben werfen, sollte. Unter ihr, an der Wand gelehnt, wo sie vorhin gesessen hatte, saß der Gefangene mit angezogenen Knien und blickte zufrieden grinsend zu ihr hinauf. Der Kater, nun erkannte sie auch hin, sprang unter ihr herum und versuchte sich mit seinen Krallen an ihren Haaren festzuhalten. „Nimm ihn weg, er wird mich runterziehen“, flehte die immer entsetzter werdende Hermine, als sie spürte, wie sich der Kater in ihren Haaren festkrallte und an ihnen entlang hangelte. „Nimm die Arme hoch, es ist wie schwimmen.“ riet Voldemort ihr, der wohl nur mühsam ein Lachen unterdrücken konnte. Hilflos jammernd trudelte Hermine immer noch durch die Luft, wobei ihre Knie schmerzhaft an der Decke schrammten. Voldemort rappelte sich wie ein uralter Mann vom Boden auf, packte mit der einen Hand ihren Kopf, pflückte mit der anderen Hand den Kater aus ihren Haaren heraus und ließ ihn auf den Boden fallen. Ihre Augen waren nun auf gleicher Höhe, nur dass sie, unglücklich mit den Beinen nach oben strampelnd, wie an einem unsichtbaren Seil, in der Luft hing und er auf dem festen Boden vor ihr stand. „Ich sagte doch, du sollst schwimmen“, belehrte sie ihr Fluglehrer ungeduldig. Hermine konnte aber nicht, zu groß war die Angst, jede Sekunde abstürzen zu können. „Scchhhhhh“, als wäre sie ein kleines Kind strich er ihr beruhigend über die Wange „Du fällst nicht runter. Du darfst keine Angst haben.“ Seine Hände an ihren Schläfen, stieß er ihren Kopf in die Höhe. Der Ruck schleuderte ihren Körper in die Waagrechte, so dass sie nun wirklich in Schwimmstellung in der Luft hing. Hermine spreizte alle Viere von sich, weil ihr das Stabilität zu geben schien. Der Lehrer ging an ihr vorbei, zog ihr, dafür war sie ihm wirklich dankbar, das Kleid über den Hintern herunter glatt und hielt für kurze Zeit ihren Bauch fest, bis sie endgültig, ganz gerade in der Luft lag. Mit zufriedenem Nicken setzte er sich aufs Bett und beobachtete die herumschwirrende Gryffindor weiter. „Denk an den Zauberstab und an das, was ich dir gesagt habe. Du musst es wollen, du musst ihm klar machen, was er für dich tun soll.“ Tatsächlich, wenn sie all ihr Denken darauf konzentrierte, konnte sie durch die Luft, wie durch Wasser, tauchen. Hielt sie die Arme gerade, dann blieb sie stehen. Strampelte sie mit den Beinen, veränderte sich ihre Position. Obwohl nichts, aber auch gar nichts unter ihr war, fühlte sie doch einen leichten Druck unter Brust, Becken und Bauch, als wäre doch etwas, etwas auf dem sie liegen konnte, das das Herunterfallen vermied. „Es ist ein Luftpolster, ähnlich verhärteter Luft. Du fällst nicht, es wird dich stützen“, klärte sie der immer breiter grinsende, bleiche Mann auf dem Bett auf. Als Hermine sich auf den Rücken drehte, spürte sie es wieder…sanft und leicht, als würde man eine Decke unter sie spannen, spürte sie einen sanften Druck von unten. Genug, um nicht herunterfallen, doch trotzdem flexibel genug, um sich in jede nur denkbare Position zu verbiegen, ohne herunterzufallen. Es war so umwerfend, unglaublich, überwältigend. Hermine kicherte, kicherte immer lauter und wurde so heftig von einem glückseligen Lachkrampf geschüttelt, dass sie wieder durch die Luft zu trudeln begann. Was sie noch viel lauter und unbeschwerter auflachen ließ…es war herrlich. Einer Feder gleich schwebte sie über dem Boden. Nein, noch leichter…noch herrlicher war dieses Gefühl von grenzenloser Freiheit und vor allem, ohne Angst. „Wenn du wieder hinunter willst, musst du nur die Arme senken und daran denken. Ich habe es dir oft genug gesagt, Gedanken sind bei der Zauberei wichtiger als Worte, aber vor allem, darfst du keine Angst haben.“ Der selbst erkorene Fluglehrer der Gryffindor beobachtete, nun vor dem mittleren Kellerfenster stehen, wie seine Schülerin die Schwerkraft besiegte. Es war wirklich leicht, als würde man sie an einem unsichtbaren Seil nach unten lassen, begann sich Hermine, langsam und vollkommen sicher, dem Boden zu nähern. Sie strampelte etwas ungelenk mit den Beinen und ihr Körper fiel wieder in die stehende Position zurück. Doch die Naturgesetzte siegten, als ihre Zehen den Boden berührten, ihr Körpergewicht in sie zurück sackte und Hermine, durch die wiederkehrende Schwerkraft wankte und wie ein Sack neben ihrem Meister zu Boden fiel. Der stand mit verschränkten Armen über ihr, machte keine Anstalten, sie hochzuziehen und setzte erneut zu Erklärungen an. „Ich weiß, dass du es nicht besonders schätzt, wenn ich in deinen Geist eindringe. Aber es musste sein. Du wärst vor lauter Angst, wenn ich es dir gesagt hätte, keine zwei Sekunden in der Luft geblieben.“ Mit hinter dem Rücken verkreuzten Armen stieg er über die immer noch am Boden liegende Hermine hinweg, durchstreifte den Raum, bis er neben der verhasst-geliebten Tür stehen blieb und seine sich aufrichtende Schülerin beobachtete. „Du bist sicher, wenn du keine Angst hast. Du musst nur daran denken, schon wirst du schneller oder langsamer. Aber du wirst nie herunterfallen“. Ohne Hermine eines Blickes zu würdigen, schritt er auf eines der Kellerfenster zu und starrte hinaus. Die brünette Frau hinter sich schien er komplett vergessen zu haben. War stattdessen gefangen in Erinnerungen vom Fliegen, was er selbst nie wieder tun könnte. Gar zu gerne wäre Hermine zu ihm gegangen, hätte ihn umarmt, gestreichelt und zum Abschied geküsst. Zärtliche Gedanken schlichen sich in ihr Herz. Mehr, viel mehr als ein Freund war Tom Riddle für Hermine geworden, doch er beachtete sie gar nicht. Sie kannte diesen Blick, immer öfter versank er in der letzten Zeit, manchmal sogar mitten während eines Gespräches, in dumpfes, nachdenkliches Brüten.Vielleicht war es besser, ihn mit seinen Gedanken allein zu lassen. Ihre Zeit war eh vorbei, der Kater schien bedenklich unruhig nach einer stillen Ecke zu suchen, die er als Toilette missbrauchen könnte und ihr Lehrer registrierte sie eh nicht mehr. Immer noch spürte sie das leicht kribbelnde, an Stromstöße erinnernde Gefühl, das sich auf ihrer Haut ausgebreitet hatte, als er sie in die Luft schweben lies. Vielleicht, so dachte sie, vielleicht traue ich mich wirklich einmal und probiere es aus. Was werden Ron und Harry sagen, wenn ich vom Astronomieturm springe und sie mit ihren dummen Besen versuchen, mich aufzufangen. Ja, so würde sie es machen, beschloss sie voller Stolz. Und wenn man sie fragen würde, woher sie das konnte? Ob man ihr glauben würde, dass sie auch das durch ihren angeblichen Heimzauberkurs gelernt hatte? Nein würde man nicht. Denn schon bald würden ihre Freunde sicher wissen, mit wem sie hier zusammen war. Eine einzelne Träne glitzerte in ihren Augenwinkeln, als das junge Mädchen den Raum verließ. Einen Monat noch, vielleicht ein paar Tage länger, dann würde er sterben. Der Prozess stand vor der Tür und das Verhalten ihres Patienten, der nun das immer näher rückende Ende seines Lebens vor Augen hatte, wurde von Tag zu Tag beängstigender. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)