Patient X von Seraphin ================================================================================ Kapitel 7: Psychoterror ----------------------- Kapitel 7: Psychoterror Keuchend und schwer atmend gelangte Hermine ins Freie. Immer wieder drehte sie sich um, stolperte drei mal und knallte 2 mal mit dem Kopf gegen die Wand weil sie aus lauter Panik vor dem, was hinter ihr war, ganz vergaß auf das zu achten was vor ihr war. Zweimal musste sie umkehren, weil sie zuerst den Zauberstab und dann ihren Kittel immer noch bei sich getragen hatte, als sie zur Tür hinaus stürmen wollte. Aber nun war sie endlich im Freien, die Türen fielen hinter ihr zu und St. Mungos schien wieder nur noch ein altes, verfallenes Kaufhaus zu sein. So wie es die Muggel sahen ... unwissend gegenüber des Schreckens, der sich darin befand. Die beiden Zauberer, die an diesem Morgen Wache standen begrüßten Hermine mit einem höhnischen Grinsen. Schon als sie in den Korridor einbog sah sie, wie der eine den anderen mit dem Ellenbogen in die Seite stieß und mit dem Kopf zu ihr ruckte, was den anderem sofort zu amüsiert wirkendem Geflüster animierten. Man redete also über sie. Trotzig hob Hermine das Kinn nach oben und ging so würdevoll sie konnte auf die beiden Männer zu. „Warum sind sie den gestern so verschreckt weggerannt, Miss Granger, ist etwas vorgefallen?" wollte der Linke, recht jung, vielleicht Anfang 20, wissen. Hermine schüttelte stumm den Kopf. DAS würde sie ihnen erst mitteilen, wenn sie selbst sicher war, keiner Wahnvorstellung erlegen zu sein. Der rechte Auror, ebenfalls in den 20ern, ließ seinen Blick an Hermine hinab gleiten während er zur Seite trat um die Tür zu öffnen. .„Vielleicht hat unsere Miss Granger auch Angst, wir könnten sie verfolgen", vermutete er mit anzüglichem Grinsen. „Oder wir sollen ihr folgen. Aber Miss, wenn sie das wünschen ... dann können sie uns doch einfach fragen." Bot der Zweite nun wieder übertrieben hilfsbereit an. Wie ungemein witzig. Zwei Männer die den ganzen Tag mehr oder weniger beschäftigungslos der einer Tür rumlungerte hatten scheinbar sehr viel Zeit ihrer Phantasie freien Lauf zu lassen. Ja natürlich, mit Sicherheit glaubten sie, Hermine währe gestern vor einer Spinne oder sonst etwas „gefährlichem“ davon gerannt. Wie Frauen eben waren, nicht? Aber nein danke, sie wollte weder von den Männern vor dem Raum, noch von dem anderen Mann IM Raum verfolgt werden. Der Mann im Raum … Hermine schauderte. Statt empört in´s Zimmer zu stürmen, statt eine angemessene Antwort zu geben verharrte sie wo sie war. Beide Hände um den Schiebewagen gekrallt überlegte sie, ob sie nicht wirklich sagen sollte, was sie gestern so erschreckt hatte. Sie hätte doch sofort Auskunft geben sollen, oder? Doch nach wie vor hegte sie die leise Hoffnung, gestern nur einen schizophrenen Schub erlebt zu haben. Möglicherweise war sie so angespannt gewesen, so müde, so gestresst, dass sie eine Sekunde eingenickt war und dann hatte ihr ihre Fantasie einen Streich gespielt. Sie würde noch etwas warten, bevor sie irgendjemandem bescheid sagte. Keiner in diesem Krankenhaus sollte Grund haben, schon gar nicht Claris, sie auszulachen, falls sie sich geirrt hatte. Hermine gab sich einen Ruck, setzte einen Fuß vor den anderen und passierte die Schwelle des Raumes. Langsam, zögern trat sie näher. Erneut lag er im Bett, wie sie ihn am Tag zuvor verlassen hatte, starrte zum Fenster hinaus und rührte sich nicht; doch dann, als sich die Tür hinter ihr schloss, drehte er den Kopf zu ihr herum, verengte die Augen und erneut lies seine gnadenlose, verächtliche Stimme vernehmen. „Du schon wieder, Schlammblut. Kommst Du jeden Tag. Ich nehme mal an das ist Teil einer Bestrafung, nicht wahr?" Hermine wäre um ein Haar erneut über den Wagen gepoltert, konnte sich gerade noch abfangen und schrie erschrocken auf. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie zu ihrem Patienten, Lord Voldemort, hinüber. Seine Lippen kräuselten sich und das Gesicht verzog sich angeekelt, als er sie mit soviel Verachtung im Blick ansah, dass sie innerhalb von Sekunden auf die Größe einer Maus zu schrumpfen schien. Hermine war nicht nur so klein wie eine Maus, sie klang wohl auch wie eine Maus, als sie ihre Frage herauspiepste. „Seit wann sind sie denn wieder ... wach? Ich dachte, sie würden nichts mitbekommen?" „Du redest, wenn du gefragt wirst, Schlammblut", befahl der Lord, wartete einen Moment in dem er wohl demonstrieren wollte, dass er hier befahl wann Gespräche und wann Stille zu herrschen habe, dann antwortete der gestern noch hilflos wirkende Mann in kaltem, sachlichen Ton. „Warum hätte ich mich mit dir abgeben sollen?" er schüttelte den Kopf, verzog das Gesicht und wandte sich wieder dem Fenster zu. „Ich denke", für einen kurzen Moment wich die Häme in seinem Gesicht einem Ausdruck von Verwirrtheit „ich denke, seit zwei Tagen. Ich erinnere mich daran, dich vorgestern gesehen zu haben. Nun denn, hast du die Zeitung dabei, Schlammblut?" Und weil Mäuse nun mal kleiner und wehrloser sind als Schlangen, konnte Hermine nicht anders als gehorsam zu nicken und die Zeitung unter ihrem Umhang hervorzuziehen, die sie heute Morgen wie jeden Tag vor der Arbeit im Krankenhauskiosk gekauft hatte. „Gut, setz Dich da hin“ sein Kopf drehte sich wieder zu ihr und ruckte in Richtung des Stuhles, auf den sie ihn immer setzte wenn sie die Betten machte „und lies.“ Eigentlich hätte sie ihn zuerst waschen sollen, dann Krankengymnastik und dann wäre er gefüttert worden. Aber dennoch, ein Blick und eine Stimme triefend vor Arroganz und Selbstbewusstsein reichten, um die alte Angst vor ihm, dessen Namen nicht genannt werden durfte, wieder aufflammen zu lassen und dann, dann konnte sie einfach nicht widersprechen. Unglücklich, zitternd und so langsam, dass sie sich fast in Zeitlupe bewegte ließ sie von dem schützend vor die gestellten Schiebewagen ab, schob sich daran vorbei, packte den weißen Metallstuhl und riss ihn an sich, als sei er ein Schutzschild. Voldemort beobachtete Hermines ängstliches Gehabe mit offensichtlicher Belustigung. Etwas weiter als üblich, setzte sie sich neben ihn. Zumindest so weit, dass er sie im Falle eines Falles, man wusste ja nie, nicht packen könnte. Als hätte sie keinen Willen mehr, als hätte er sie unter den Imperius gestellt, leistete sie seinem Befehl folge und begann zu lesen. Ihre Augen flogen über die Buchstaben hinweg, doch immer wieder huschten sie zu dem missbilligend zu ihr hinüberstarrenden Mann hinüber. Hermine hatte nicht nur Angst, sondern war auch nervös. Ihre Hände schwitzten und auch wenn ihr nicht gelegentlich die Zeitung aus den bebenden Händen gerutscht wäre, so hätte sie sich wohl trotzdem bei jedem zweiten Wort verlesen. Sie hatte nur dann zu reden, wenn er ihr das Sprechen erlaubte. Und er erlaubte ihr, die Zeitung vorzulesen, und sonst nichts anders. Ein paar Mal, als von Lucius berichtet wurde, spuckte er verächtliche "Pah"s aus. Er lies sich dazu herab ihr ein „Lucius" entgegen zu zischen, das so klang, als würde er Lucius für eine ansteckende Krankheit halten. Den darauf folgenden Bericht über Harry Potter kommentierte er mit einem Blick, der vermuten ließ, dass ihm ein ganzer Kakerlackenschwarm über das Gesicht gekrabbelt wäre. „Deine Freunde, dumme Kinder die sich für Dinge feiern lassen, die sie niemals getan haben." Das war seine Meinung zum Lob von Rita Kimmkorns über Harrys Verhalten während der letzten Schlacht. „Schwächlich, rührselig und berechenbar. So ist Harry Potter. Und ihr", nun erlaubte er ihr wieder in sein hassverzerrtes Gesicht zu sehen, „seid noch weniger.“ Eine Minute lang sah er sie so starr und kalt an, dann als wäre er zu Eis gefroren, dann schnarrte er: „Ich habe Hunger und Durst. Gib mir etwas, Schlammblut.“ War es schon schlimm gewesen, ihn in der Zeit der Starre füttern zu müssen, so war es nun noch unerträglicher. War es nicht, als ob man mit einem blutigen Steak in der Hand einen Löwenkäfig betreten musste? Zumal dieses Steak verdorben war und die Löwen mit Sicherheit bald feststellten, dass noch andere Beute vorhanden war. Hermine konnte ihn nicht anfassen. Unmöglich näher zu ihm hinzugehen und ihm „dabei“ in die Augen zu sehen. Natürlich kippte sie ihm so mehr oder weniger fast alles das sie ihm geben wollte, entweder in den Nacken oder über die Brust. Hermine fröstelte, als wäre sie in einen Schneesturm geraten unter seinem eisigen, hasserfüllten Blick. Doch seine Stimme klang unerwartet sanft, als sie das verschüttete beseitigt hatte. „Mach Dir nichts draus, Kind. Du bist eben dumm. Du bist eben nur ein Schlammblut, nicht wahr?“ Wesentlich weniger sanft klang er, als er Hermine endlich gestattete ihn sauber zu machen und sie, da sie ihn noch weniger anfassen wollte als vorher, vom Stuhl fallen lies als sie versuchte ihn auf den Stuhl zu setzen. „Durch deine stümperhafte Pflege wirst du mir noch alle Rippen brechen, tu wenigstens so, als würdest etwas von dem verstehen, was du da tust." Brüllte er sie an, als sie ihn taumelnd wieder auf dem Stuhl platzierte. Und immer noch musste sie ihn windeln … obgleich es ihr vorher gelungen war diese Arbeit mehr oder weniger durch eine Mischung aus „wegkucken“, Gedankenreisen und Spott zu ertragen, so gelang ihr das nicht mehr. Unter den kalten, doch zugleich flammend roten Augen fühlte sie sich, als ob sie vor Demütigung sterben müsste. Nach getaner Arbeit war Hermine nass geschwitzt. Den Tränen nahe wurde ihr langsam übel. Sie konnte die Ohnmacht schon kommen spüren, als er sich plötzlich schneidend wie ein Messer wieder in ihre Wahrnehmung zurück brachte. „Bin ich hier in einem Krankenhaus oder im Gefängnis, Schlammblut?" Hermine kippten nach vorne, fing sich mit den Armen auf dem Nachttisch auf und taumelte sofort zurück als sie merkte, dass ihre Haare ihm über die weißen Schultern gestreift waren. Sie wagte nicht, ihn anzusehen, während sie sich wieder straffte, den nassen Waschlappen nahm und begann. seine Brust abzuseifen. „Im St. Mungo`s Krankenhaus. Sie waren zu schwach für Askaban." Ein hohes, kaltes Lachen erklang. „Nun deswegen schicken sie mir dich, um mich zu pflegen. Dem neuen Zaubereiminister muss viel daran gelegen sein, mich zu demütigen. Unbestritten, eine delikatere Strafe als DU, wäre wohl kaum möglich gewesen." Erneut konnte Hermine nur demütig nicken. Sie war klug, erfinderisch, treu und gutherzig. Aber hier verließ sie der Gryffindormut. Sie wusste einfach nicht wie sie gegen jemanden kämpfen sollte, der sie jahrelang umbringen wollte, vor dem sie entsetzliche Angst gehabt hatte und denn sie, zumindest vorübergehend, beschützen musste. Paradox. Zwei sich gegenteilig ausschließende Bedingungen raubten ihr all ihre bisherigen Handlungsstrategien. Es war schrecklich, so behandelt zu werden, aber von Voldemort ging solch eine Aura von Macht und Stolz aus, der sie einfach nichts entgegen setzen konnte. Heute brauchte sie insgesamt drei Stunden, so lange wie noch nie, denn ständig hatte sie etwas falsch gemacht. Am Ende war sie so nervös und zittrig, dass sie selbst ihren Zauberstab fallen ließ, als sie das Signal zum Tür öffnen gab. Voldemort schenkte ihr nur einen höhnischen Blick, als sie sagte, sie werde morgen gegen zehn Uhr wiederkommen. Sie hatte vorgehabt, nach der Arbeit zum ersten Mal seit langem wieder in ein Schwimmbad zu gehen. Doch sie konnte nicht. Sie konnte nichts anderes tun als sich zu Hause in ihr Bett zu legen und sich vor dem nächsten Tag zu fürchten. Und der wurde auch nicht besser. Im Laufe der Woche entwickelte sie panische Angst, ja man könnte fast von einer Phobie sprechen, bezüglich ihrer Arbeit. Nicht, dass diese bisher angenehm und schön gewesen wäre, aber das, was sie nun mitmachte, zerstörte jedes Lebensglück in ihr. Es war ja nun nicht so, dass sie von einem Mann wie Voldemort eine andere Behandlung erwartet hätte. Doch nur weil sein Verhalten zu seinem Weltbild passte, war es keineswegs erträglicher. Wo war der Gryffindormut wenn man ihn brauchte? Wieso ließ sie sich eigentlich alles von ihm gefallen? Es war seine grenzenlose Selbstsicherheit und Überlegenheit. Das war kein kleiner Draco Malfoy der auswendig gelernte Beleidigungen nachplapperte um sie zu ärgern. ER schien sie vor Tatsachen zu stellen. Er war besser als jeder Dementor darin, Furcht zu versprühen. All die Geschichten über ihn, die wilden Gerüchte über seine Fähigkeiten ... und er genoss ihre Angst zutiefst. Es war ein Schock. All die Jahre über war er die allgegenwärtige Gefahr gewesen. Eine Gefahr gegen die nur ein Mann wie Dumbeldore bestehen konnte. Doch auch der war tot. Hermine schämte sich für ihre Schwäche. Schämte sich zu seiner willenlosen Sklavin geworden zu sein. Sie war einsam und grenzenlos überfordert. Niemand war da um sie zu bestärken, zu kräftigen. Sie war komplett überfordert. Diese Situation, allein und ungelernt mit einem schwerkranken, eventuell sterbenden, Menschen zu sein war ja schon schlimm genug. Aber das hätte sie geschafft. Dass genau dieser Mensch Voldemort war, ein grausamer Massenmörder den sie all die Jahre über töten wollten war jedoch so bizarr, dass sie sämtliche bisher gültigen Lösungsmuster verloren hatte. Bisher war die Sache einfach gewesen. Sie mussten Voldemort töten weil er sie töten wollte. Und nun musste sie sich um ihn kümmern. ER wirkte nach wie vor gefährlich. Nur SIE musste ihre Waffe, das Ziel ihn zu töten, mit ihrem Zauberstab oben in Claris Büro abgeben. Doch was nun? Wenn nicht mehr galt was immer gegolten hatte, wie sollte sie sich dann verhalten? Lord Voldemort selbst hingegen, schien es regelrecht zu genießen, zumindest aber zu befriedigen, Harry Potters beste Freundin, das Schlammblut, wie Schlamm eben, wie Dreck, behandeln zu können. Sie hätte ihre Freunde gebraucht. Irgendjemanden auf IHRER Seite. Jemanden der ihr sagte, dass sie nicht klein, dumm und unfähig war. Jemanden der ihr sagte, was sie sich gefallen lassen musste und was nicht. Und sei es nur ein Seelenmülleimer ... Doch ihre Freunde mieden sie und da es ihr verboten war über ihre Erlebnisse zu sprechen, so war Voldemort der einzige der die Situation neu benennen konnte. Und demnach war er der Herr und sie die Dienerin. War sie bei ihm, so brach sie psychisch unter seinen herablassenden Blicken zusammen und sie war nur noch eine leblose Hülle, die stumm nickend Befehle ausführte. War sie frei, so waren ihre Gedanken dennoch gefangen und mit nichts anderem beschäftigt, als sich vor dem nächsten Morgen zu fürchten. Sie versuchte, dieser Angst Herr zu werden in dem sie sich in ihre Bücher stürzte. Pflege und Heilerbücher. Vielleicht hatte er ja Recht und ihre Arbeit war wirklich stümperhaft, unfähig und erbärmlich. Wenn sie nur genug lernte und nachlas, dann würde sie besser werden und der Lord wäre etwas weniger grausam zu ihr. Doch dieser Tag kam nicht. Jeden Tag brachte sie ihm die Zeitung mit und las gehorsam vor. Jeden Tag befolgte sie alle Anweisungen, die er ihr so bitter entgegenwarf, als wäre sie für ihn die niedrigste Kreatur auf Erden. Hermine war sicher, selbst Dobby der Hauself wurde von Lucius Malfoy mit mehr Respekt behandelt als sie ihn von Voldemort erfuhr. Während sie ihn fütterte, wusch und wickelte. Nicht im Geringsten schien das seinen Stolz zu schmälern. Fast wünschte sie sich, ihm einfach seinen Zauberstab geben zu können, damit er sie auf die althergebrachte Weise per Crutiatusfluch foltern könnte. Nicht wirklich natürlich, zumindest aber hätte sie dann endlich gewusst, wie sie reagieren sollte und hätte nicht wie ein verängstigter Hund vor seinen Befehlen gekuscht. Hermine war in seinen Augen kein Mensch. Eine so niedrige Kreatur, dass sie es gar nicht Wert war, sich vor ihr für seinen Zustand zu schämen. Stattdessen schnarrte er, wenn er es überhaupt für nötig hielt, ihr Befehle und Herabwürdigungen hingegen. Mal grausam, mal sanft, doch stetig versichernd, dass sie nichts weiter als ein unfähiger Haufen Dreck in seinen Augen war. Widersprechen durfte sie nicht. Sie hatte ja abzuwarten bis er ihr das Wort erteilte ... das war eigentlich so gut wie nie der Fall, nur dann, wenn sie ihm die Zeitung vorzulesen hatte. Und auch dort fand er ihren Vorlesestil einschläfernd. Er nannte sie amüsiert eine Besserwisserin, die offenbar nicht den geringsten Anstand hatte, sich ihrer Schlammblütigkeit zu schämen. Das war die Meinung des Lords. Sie wäre, in seinen Augen, von Geburt schon eine Schande und sollte doch einsehen, dass sie unter den anderen, unfähigen Muggeln besser aufgehoben wäre. Sein erneutes Scheitern gegen Harry Potter war eigene Unachtsamkeit. Immerhin, das erkannte er richtig. Aber das bewies ihm nur erneut, dass diese Schüler nicht mal ansatzweise seiner Aufmerksamkeit (Zumindest wenn man vom Töten absah) würdig waren. Xxx Das ganze ging nun seit 10 Tagen so. Und auch an diesem Tag vertrieb er sich die Zeit damit Hermine spüren zu lassen, wie sehr er sie doch hasste. Hermine wickelte ihn. Zumindest hatte sie damit angefangen. Musste dann aber aufhören, weil die Genitalien offen und blutig waren. Seit er sprach, hatte sie sich nicht mehr getraut, ihn im Intimbereich gründlich zu waschen und abzutrocknen, und schon gar nicht, ihn einzucremen. Das Resultat war blutig und eiternd. Das Wasser war sehr schmutzig, sie wollte gerade frisches holen, als er sie zornig anfuhr „ Bist Du den zu gar nichts zu gebrauchen, Schlammblut? Bist Du selbst dafür zu dumm?“ Hermine Blick fiel auf die blutende Körpermitte. Unachtsam hatte sie, als sie ihn allzu hektisch ausgezogen hatte, eine fast untertassengroße Kruste aufgerissen die nun stinkend auf die Laken blutete und eiterte. Schamerfüllt schüttelte Hermine den Kopf. „Nein, es tut mir leid. Ich werde gleich Salbe auftragen." Voldemort schüttelte angeekelt den Kopf. „Schlammblüter. Egal, wie oft die Leute sagen, dass ebenso intelligent währt wie Reinblüter, ich muss dich doch nur ansehen und weiß, wie weit dies von der Wahrheit entfernt ist. Und dabei sind deine Eltern doch selbst Muggelheiler, oder? Nichts hast du gelernt. Gar nichts ... aber was soll man von solch unfähigen Vorbildern auch gewinnen können?" Seine Stimme war kalt, barsch und gnadenlos. Oft hatte sie versucht, seine Beleidigungen einfach zu überhören, doch bei der Erwähnung ihrer Eltern konnte sie nicht mehr anders. „Woher wissen sie dass meine Eltern Ärzte sind?" Und dann, breitete sich ein abgrundtief böses Lächeln auf dem Totenschädel ähnlichen Gesicht aus. „Denkst du etwa, deine lächerlichen Spielereien letztes Jahr hätten uns täuschen können? Melbourne, St.Michals Street 14. Wäre die Schlacht in Hogwarts drei Tage später gewesen, deine dreckigen Muggeleltern hätten auf der anderen Seite schon auf dich warten können." Hermine blieb die Luft weg. Sie war nicht mehr fähig, zu atmen, sich zu bewegen, zu fühlen. Dies war die neue Adresse ihrer Eltern in Melbourne. Nachdem sie ihre Eltern aus dem Land geschickt hatte, auf einen anderen Kontinent verfrachtet, nachdem sie ihr Gedächtnis manipuliert hatte und jeglichen Kontakt abgebrochen hatte ... da saß dieser selbstgefällige Mörder nun hier und offenbarte ihr, dass er und die Todesser trotzdem die ganze Zeit gewusst hatten wo ihre Eltern waren und dass sie Angriffe geplant hatten. Einfach so, weil Muggel quälen Spaß machte, weil Menschen zu töten die Zaubererwelt schockierte und weil Harry es nicht ertragen hätte, dies auf sein Gewissen zu laden. Hermine Granger, die gute, freundliche und diplomatische Hermine. So war sie ... sie ließ sich viel gefallen. War vielleicht manchmal so fair, dass sie sie sich schon ausnutzen lies. Aber irgendwo hatte jeder Mensch seine Grenze, irgendwann gelangte jeder Mensch, an einen Punkt an dem er nicht mehr Herr seiner selbst war. Und Voldemort hatte Hermines Punkt in dem Moment erreicht, als er ihr die Adresse ihrer Eltern genannt hatte. Sie hatte nie gewusst, wie laut sie schreien konnte. Keine Worte, sie fand keine Worte ... ein Schrei, so laut wie das Brüllen von zehn Drachen, brach aus ihr heraus, als sie den Waschlappen erneut hob, um ihn Voldemort spritzend in´s ins Gesicht zu schlagen. Sie. wollte. ihm. weh. tun. Unbedingt! Was, wie, wie nur? Ihr Blick fiel auf die Schüssel mit dem Seifenwasser. Sie hätte den Zauberstab nehmen können, aber die Waschschüssel in den eigenen Händen zu fühlen, wie sie das verdreckte Wasser über Voldemorts Gesicht kippte, war einfach befreiender, schöner, befriedigender. Und dann fand sie doch Worte... „WER IST JETZT DRECKIG, SIE UNDANKBARES, WIDERLICHE SCHWEIN!“ spuckte Hermine ihm ins Gesicht. Sie sprang von ihren Platz auf, knallte ihre Sachen auf den Wagen und marschierte zur Tür. Aber damit war sie nicht fertig. Nicht, wenn sie in Voldemorts Gesicht sah, der sie immer noch unsagbar höhnisch herablassend angrinste. Gerade setzte er an, um wieder eine Beleidigung gegen sie loszuschleudern, da brach Hermines Wut endgültig wie glühende Lava aus einem Vulkan heraus. „WISSEN SIE WAS? WISSEN SIE, WAS DRAUSSEN VOR DER TÜR STEHT?“ mit ausgestrecktem Arm deutet Hermine hinter sich in Richtung Tür „EIN SARG! DAS ERSTE WAS MAN NACH DER SCHLACHT GEMACHT HAT, WAR ZU MESSEN, WIE GROSS SIE SIND, DAMIT DER SARG PASST! SIE LIEGEN HIER DOCH SCHON AUF DEM SCHLACHTBANK! GLAUBEN SIE DENN ICH BIN FREIWILLIG HIER? GLAUBEN SIE; ICH LASSE MIR ALLES GEFALLEN? WISSEN SIE WARUM SIE HIER SIND?“ Hermine holte tief Luft, um mit noch viel lauterer, böserer Stimme weiter schreien zu können. „WISSEN SIE; WARUM MAN SIE NICHT GLEICH IN HOGWARTS GETÖTET HAT? WISSEN SIE; WARUM SIE ÜBERHAUPT HIER SEIN; WARUM MAN SICH DIE MÜHE MACHT SIE HIER AM LEBEN ZU HALTEN? DAMIT MAN SIE BEI IHREM PROZESS NOCHMAL ÖFFENTLICH ANSPUCKEN KANN; BEVOR SIE ZUM SCHAFFOTT GESCHICKT WERDEN!“ Hermine lachte böse und bitter, lachte ihn aus und deutet feixend auf den versteinert wirkenden Mann. „ DA LIEGT ER UND SCHWINGT GROSSE REDEN! ARSCHLOCH! DAS DATUM IHRER HINRICHTUNG STEHT DOCH SCHON FEST! ICH BIN HIER BALD WIEDER WEG; ABER SIE KOMMEN NUR NOCH MIT DEN FÜSSEN ZUERST INS FREIE! SIE SIND NUR NOCH HIER DAMIT MAN SIE VOR ALLER ÖFFENTLICHKEIT ABSCHLACHTEN KANN!" Die Tür öffnete sich und Hermine; der Vulkan, brach aus der Kammer aus, ein letzter Blick; bevor die sie mit Donnerknallen die Tür hinter sich zuschlug. Aus Voldemorts Gesicht war alle Farbe gewichen. Die Häme war grenzenlosem Entsetzen gewichen. Hermine genoss diesen letzten Blick. Mit bösem Grinsen packte sie ihre Sachen zusammen und marschierte hoch erhobenen Hauptes an den ob dieses Anblicks verwirrt dreinschauenden Auroren vorbei in Richtung Lagerraum. Vor der Tür stand natürlich kein Sarg, aber die Dramatik erforderte diese Lüge. Die Geier warteten schon auf ihn. Oh ja ... Nun ja, dass man tatsächlich schon für den Sarg Maß genommen hatte stimmte. Tatsächlich hatten die Verantwortlichen wohl in einer langen, äußerst kreativen Sitzung heftig darüber debattiert, wie man den dunklen Lord wohl am besten umbringen könnte. Die Todeskammer bekam den Vorzug. Diese Lösung war… endgültiger. Der Kloß in ihrem Hals, das war der Ärger den sie seit seinem Erwachen heruntergeschluckt hatte. Herunterschlucken musste, weil alles viel zu verwirrend gewesen war um es irgendwie zu benennen. Damit war nun Schluss. Oh ja, er hatte ihr geholfen. Er hatte es endlich soweit getrieben dass sie ihre Beißhemmung verloren hatte. Das war befreiend, das fühlte sich gut an, sie war wieder stark, sie fühlte sich gut. Dermaßen befreit und erleichtert ging Hermine zum ersten Mal summend aus dem Keller hinauf in die Freiheit. Vielleicht würde sie sogar Claris mitteilen, dass er aufgewacht war. Bisher hatte sie das verschwiegen, da die Oberschwester dann zweifellos von ihr verlangt hätte, ihre Aufgabe auszuweiten um ihn besser verhören zu können. Dabei wünschte Hermine sich doch nichts auf der Welt so sehr, wie die Existenz dieses Mannes und dieses Raumes verdrängen zu können. Doch das war jetzt egal. Sie hatte dem dunklen Lord gezeigt, dass sie keine Maus war, kein dummes kleines Kind. Sie würde auch Claris nicht mehr gestatten, sie so zu behandeln. Und der Tag wurde noch besser. Als Erstes war sie zur Bibliothek geeilt, um ihre mitgebrachten Bücher zurückzugeben. Sie hatte genug Schulbücher durchzuarbeiten, warum sollte sie auch nur noch eine einzige Sekunde mit den Problemen dieses Monsters verbringen? Sehr gute neue Bücher hatte sie dort gefunden, schön. Sie freute sich schon darauf, diese am Abend entdecken zu können. Doch dann, als sie leichten Schrittes die Stufen zu ihrem Zimmer im Tropfenden Kessel hochsprang ... „Da bist du ja, ich warte schon seit Stunden auf dich." RON! Vor ihrer Zimmertür mit einer Flasche Butterbier in der Hand saß Ron und wartete auf sie. Da stand sie nun und konnte nicht weitergehen, starrte ihn nur an. Ron lächelte verlegen und kratzte sich am Ohr. Wie süß er doch aussah wenn er nach Entschuldigungen suchte. Er rappelte sich auf und murmelte verlegen „Ja weißt du, vielleicht hab ich etwas übertrieben, als ich..." doch weiter kam er nicht. „OH RON!", mit freudigem Aufschrei warf sich Hermine Ron in die Arme und überflutete ihn mit Küssen. Ron unterbrach sie nur ungern, um seine Entschuldigung doch noch zu beenden „Du, Hermine, tut mir leid. Vielleicht war ich da unfair. Du hast ja nicht drum gebeten und eigentlich hast du ja am Ende doch immer Recht. Also dachte ich", sein Gesicht war nun genauso rot wie sein Haar. Ronald Weasley schien von den Füßen bis zum Haarschopf hinauf wie eine Warnblinkanlage zu leuchten, so rot war er geworden. Als er in Hermines freudestrahlendes Gesicht blickte, „also, wenn du eh immer Recht hast, dann kürzen wir das Ganze doch ab und ich gebe mich gleich geschlagen. Du wirst wissen, was du tust, ich vertraue deinem Urteil." Das war einfach ZU HERRLICH! Sie konnte nicht anders, schon wieder musste sie den armen Ron an sich quetschen, bis er ein leises „Aua" nicht mehr unterdrücken konnte. Doch dann kam doch noch ein leichter Schatten über sein Gesicht. „Aber das ist nicht einfach. Also, du kannst machen was du willst, ich vertraue dir. Aber bitte erzähl es mir nicht. Ich will das gar nicht so genau wissen, dann ist mir alles Recht, ja?" Und wie recht ihr das war. Nun war alles - naja, fast alles- wieder gut. Ron blieb den ganzen Nachmittag bei ihr. Zuerst gingen sie gemeinsam Händchen haltend in den Zoo, danach in der Winkelgasse Eis essen und am Abend besuchten sie Harry, der tatsächlich schon im Grimmauldplatz eingezogen war und ließen sich von Kreacher mit einem 3 Gänge Menü Drei-Gänge-Menü verwöhnen. Hermine war so glücklich. Ron musste Harry vorgewarnt haben, denn der Streit wurde nicht mehr erwähnt. Und Ron und Harry waren ebenfalls sehr erleichtert, weil sie wohl glaubten, dass Hermine ihren Voldemort-Fimmel überwunden hatte und nur ihren Job bei irgendeinem namenlosen Todesser verrichtete. Ron kam auch wieder abends mit ihr zurück und schlief bei ihr. Sicher hatte er Mrs Weasley gesagt, er würde bei Harry schlafen (Mr Weasley, so glaubte Hermine, hatte er sicher die Wahrheit gesagt, aber der hatte es sich ja auch nicht zum Ziel gesetzt, die asexuellsten Kinder der Welt groß zu ziehen). Wie schön das war, neben Ron zu liegen. Nachdem sie miteinander geschlafen hatten, lagen sie bis zum nächsten Morgen nackt aneinander gekuschelt da, streichelten sich, küssten sich, liebten sich wieder und umarmten sich erneut. Wie sehr hatte Hermine freundliche Worte vermisst. Leider konnte er nicht bleiben, musste zum Fuchsbau, zu seiner wachsamen Mutter zurück. Aber unter hundert Küssen und aberhunderten von liebevollen Umarmungen versprach er ihr zum Abschied, schon am Wochenende wieder bei ihr zu sein. Oder sie könne doch in den Fuchsbau kommen … kein Grund nicht mehr von hier nach da zu apparieren. Sie beiden würden gemeinsam doch alles schaffen. Nicht? Hermine war so glücklich, ihre Welt fühlte sich wieder so gut an, dass sie sich schlussendlich zu durchrang doch zu kündigen. Zur Hölle mit Claris und dem was sie von ihr denken würde. Und bloß nicht kindisch sein. Warum einen Streit mit ihren Freunden provozieren in dem sie weiterhin einer Arbeit nachging, die sie verabscheute? Doch Claris war nicht da, als sie in ihr Büro kam um der Oberschwester ihre Kündigung mitzuteilen. Nun gut, jeder andere Tag war dafür genauso gut. Und da Hermine nun in eben diesem Moment beschlossen hatte, dass sie das alles nichts mehr anging entschied sie sich dagegen, erneut die Treppe zur Forensik hinab zusteigen. Stattdessen ging sie aus dem Krankenhaus hinaus, hinein in die Winkelgasse um von ihrem ersten Gehalt einkaufen zu gehen. Lieber als bei ihm im Keller, saß sie mit Ginny und Luna Lovegood, die sie zufällig in der Winkelgasse getroffen hatte, in einem Eiscafé und diskutierte mit ihren Freundinnen die neue Lage in Hogwarts und den Prozess gegen die Malfoys durch. Wer würde den schon merken, dass sie nicht bei Voldemort gewesen war? Niemand! Alle würden denken, sie wäre eben dann gekommen, wenn die anderen nicht da waren. Und außer ihr ging auch niemand zu ihm. Da sollte er liegen und über seine Schandtaten nachdenken. Wenn Claris ihre Kündigung in Händen hielt, würde wohl jemand anderes zu ihm geschickt werden. Nun ja, vielleicht auch ein paar Tage danach. Ja nachdem wie schnell sich ein neuer Dummer fand, der dies machen würde. Wobei doch ein winziges Vögelchen nicht aufhören wollte, um ihren Kopf herumzuschwirren und sie ganz leise drängend fragte, ob es nicht doch falsch war offenen Auges abzuwarten, ob er in der Zwischenzeit nicht verdursten würde. Ganz und gar, ließ sich Hermines doch sonst so sorgsam gepflegtes Pflichtgefühl nicht beiseite schieben. Doch an einem Tag wie diesem, im Kreise ihrer Freunde, war sie erstaunlich gut darin eben dies zu tun. Hermine war die Jahrgangsbeste. Wohl eine der besten Schülerinnen seit Jahren. Der Liebling aller Lehrer (naja, abgesehen vielleicht von Snape). Natürlich konnte sie mit Voldemort nicht mithalten, doch selbst ein Taubstummblinder musste doch feststellen, dass sie eindeutig Talent hatte und im Vergleich zu ihren Mitschülern besonders gut gelernt hatte. Sie derart zu verhöhnen ging nicht nur an ihre Ehre, es war einfach nur dumm. Und ihre Eltern zu verspotten und zu bedrohen machte die Sache keineswegs besser. Während Hermine wutschnaubend ihren Federkiel in Tintenblut ersäufte, um danach Morddrohungen ... nein, eigentlich den Bericht für Schwester Claris, auf das Pergament zu stampfen, wurden ihre Bewegungen so hektisch und unkontrolliert, dass sie schon brutal zu nennen waren. Ganz und gar konnte sie natürlich nicht alles vergessen. Diesen letzten Bericht würde sie noch schreiben müssen. Dennoch, mit jedem weiteren Wort das sie schrieb wurde sie zorniger. Die Wut des gestrigen Nachmittages, all die verletzten Gefühle, die sich über die letzten Tage in ihr angestaut hatten, kochten erneut in ihr auf wie heißes Wasser in einem Schnellkochtopf. Was hatte sie sich nicht alles von ihm gefallen lassen. Warum eigentlich? Warum hatte sie sich so demütigen lassen? Irgendwann rammte sie die Feder so fest auf das Pergament, dass das Blatt zerriss und die Feder zerbrach. Wütend schlug sie mit der Faust auf den Tisch und kippte dabei auch noch zu allem Unglück das Tintenfässchen aus, das seinen Inhalt sofort dunkel-glänzend über den gesamten Tisch und darüber hinaus, auf den Fußboden vergoss. Kochend vor Zorn musste sie ein neues Pergament und einen neuen Federkiel aus ihrer Tasche herausholen. Alles von vorne ... aber heute würde sie alles aufschreiben. Was sollte Claris den schon tun. Sie entlassen? Wie denn, Hermine würde doch selbst kündigen. Nur noch dieser letzte Bericht, dann wäre diese Bürde los. Nichts konnte schlimmer sein als ER! Nichts in der Welt könnte sie noch mal dazu bewegen, diesen Mann noch einen Tag länger zu ertragen. Alles noch mal schreiben, seinetwegen. Streit mit ihren Freunden, Streit mit Ron ... SEINETwegen! Dem wahnsinnigen Massenmörder, der es nicht wert war, von ihr angespuckt zu werden. Ihr Atem ging stoßweise, fast knurrte sie, während sie sich ihr zerstörtes Pergament noch einmal durchlas. Sein Gesichtsausdruck als sie ging ... PAH! Darauf würde sie nicht hereinfallen ... Wütend tupfte sie, genau genommen hämmerte sie eher, mit dem Zauberstab auf das von Tinte überschwemmte Pergament um die übergelaufene Farbe aufzusaugen und erneut die Sätze lesen zu können, die sie wohl nun auf dem neuen Pergament abschreiben musste. Ihr Blick fiel auf die letzte Zeile die sie für Claris aufgeschrieben hatte. „Zeigte sich erschrocken, als er von mir auf seine Hinrichtung hingewiesen wurde." Hermine wurde blass, der Federkiel in ihrer Hand zitterte, ihr wurde schlecht. Wenn Voldemort bisher zuerst im Koma lag und danach in einer Art Schockzustand verharrt war ... wie viel wusste er dann? Über den Ausgang der Schlacht hatte er ja schon so gut wie nichts gewusst, auch nicht wie es danach weiterging. Auch nicht wie lange er schon im Krankenhaus war. Niemand hatte ja mit ihm gesprochen ... kaum jemand hatte sich um ihn gekümmert bevor sie da war. Und mit absoluter Sicherheit hatte es bisher NIEMAND für nötig gehalten, ihm von seiner bevorstehenden Hinrichtung zu erzählen. Aber was hatte er denn geglaubt? Dass er wie Grindelwald in ein Gefängnis kommen würde? Das konnte er doch nicht allen ernstes geglaubt haben? Doch, er hätte so etwas glauben können oder wollen, er, der wohl mehr Angst vor dem Tod hatte als jeder andere Menschen, den sie kannte. Und sie stellte sich vor ihn und sagte ihm, dass draußen vor der Tür schon ein Sarg stünde, die Uhr für ihn ausgetickt habe und er nun nur noch hier herumliegen und abwarten sollte, bis man ihn in aller Welt verspotten und hinrichten würde. Nicht das ihr seine Hinrichtung wirklich leid tun würde ... dennoch. Hermine Granger war ein kluges, nettes Mädchen. Sie bemühte sich immer fair zu sein und sich anständig zu verhalten. Egal wie sehr ihr jemand auch zuwider sein mochte, sich über den bevorstehenden Tod eines Menschen lustig zu machen, war eindeutig nichts was sie guthieß. Dennoch hatte sie gestern genau dies getan. Sie schämte sich entsetzlich ... sie war abgrundtief grausam gewesen, ihm seinen bevorstehenden Tod so dermaßen genüsslich schockierend um die Ohren zu hauen. Ein anständiger Mensch hätte ihm das anders gesagt, auch wenn er alles andere war als anständig. Aber, so dachte Hermine, ist es nicht genau das was mich von ihm unterscheidet? Auge um Auge, Zahn um Zahn. Solche Dinge standen im Handbuch der sinnlosen Kriege. Wenn sie diese Schlacht wirklich als moralisch überlegen gewinnen wollte, dann nicht so. Betrübt tauchte sie die Feder in die Tinte und beschloss einmal mehr, die Ereignisse des Tages gefiltert und beschönigt wiederzugeben. Weil sie sich dieses Mal für sich selbst schämte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)