Honigtraum von Chanyeol ================================================================================ Kapitel 1: in dem ich zum Star werde ------------------------------------ Nur, um Verwirrungen vorzubeugen: Die gesamte FanFiction ist aus Intetsus Sicht geschrieben ^-^ und jetzt geht es los mit Honigtraum ~ Ein Blitzlichtgewitter regnete auf ihn hinab, sobald er der Limousine entstiegen war. Links und rechts des roten Teppichs standen Reporter mit zentnerschweren Kameras um den Hals, mit denen sie unablässig Fotos schossen. Er lächelte in die Runde, winkte und wunderte sich zunächst gar nicht darüber, dass die Paparazzi langsam verschwammen und sich in hübsche junge Männer in farbenfrohen Kimonos verwandelten. Kaum war dies von statten gegangen existierten auch keine Absperrungen mehr; der rote Teppich wurde gestürmt von tausenden Schönlingen, die alle nur ein Ziel hatten: ihn. Er wurde umringt von einer Schar pinker, blauer & maigrüner Saidenkimonos, die ihn alle nur berühren wollten. Tausende grapschende Hände am Arsch zu spüren wurde jedoch mit der Zeit wirklich unangenehm, und so versuchte er sich mit geröteten Wangen aus der Menge zu kämpfen, es gelang nicht. Wie ein Strudel sogen ihn die zahlreichen Hände zurück. Plötzlich erkannte er ein bekanntes Gesicht in einiger Entfernung. Ein grinsender Takehito. Doch statt ihm zu Hilfe zu eilen, riss er sich den dunklen Kimono vom Leib und hüpfte splitternackt in einen gigantischen Honigtopf. Honigtopf? Moment mal... Mit einem Mal durchzuckte ein Schmerz meinen Kopf und ich öffnete erschrocken die Augen. „Autsch“, entkam es mir nüchtern, als ich erkannte, was mich geweckt hatte. Die hässliche Heizung neben welcher ich seit drei Wochen schlafen durfte, auf einer Matratze, die so durchgelegen war, dass ich auch gleich auf dem nackten Boden hätte liegen können. Erst hatte ich auf der Couch übernachtet, doch schon in der ersten Nacht war ich vom schmalen Polster gekippt und hatte mich auf dem Boden neben Socken und alten Fernsehzeitungen wieder gefunden. Also hatte mir mein Ex-Freund und Mieter der Wohnung, Takehito, diese nach Staub stinkende Matratze aus dem Keller geholt. Ich hätte mir so etwas unter normalen Umständen niemals angetan, doch in meiner Wohnung herrschte heilloses Chaos. Wasserschaden! Wie der zustande gekommen war, konnte ich mir bei besten Willen nicht erklären. Takehito hatte mir sofort angeboten bei ihm zu wohnen, kaum hatte er von meiner Misere erfahren. Ich hatte mir das gründlich durch den Kopf gehen lassen. Die Zeit mit Takehito war schön gewesen. Rosarote Zuckerwattenliebe mit klebriger Schnulzensauce oben drauf und enorm guter Sex. Manchmal vermisste ich das wirklich. Leider wurde genanntes ‚Manchmal’ immer öfter und mein Herz sehnte sich nach Takehito. Eine Zeit lang, war ich am Abend immer wach gelegen und hatte vor mich hin geseufzt, zum Telefon geblickt und daran gedacht ihn anzurufen, nur um seine Stimme zu hören. Aber mein Verstand hatte es mir verboten. Du brauchst ihn nicht! Er hat dich verletzt und es ist aus! Ja ja... Wenn es so einfach gewesen wäre... Seit ich übergangsweise bei Takehito wohnte, erwischte ich mich immer wieder dabei, wie ich ihn anstarrte und mir dabei vorstellte, wie es wäre, wenn er einfach zu mir herüberkommen und mich küssen würde. Würde ich ihn wegstoßen? Nein, ganz sicher nicht... Ich wollte in wieder haben, obwohl mein Verstand mir selbst zu beweisen versuchte, dass ich ihn nicht brauchte, dass ich NICHT wieder mit ihm zusammen sein wollte! Meine Stirn klebte immer noch an der scheußlichen Heizung. Dass solche Augenkrebserreger überhaupt noch in Wohnung eingebaut sein durften. Ich drehte mich genervt aufstöhnend auf den Rücken und starrte die vergilbte Decke an. Er raucht zu viel, dachte ich mir und setzte mich auf. Mein Kreislauf brauchte etwas, bis er in Schwung kam, und erst einmal musste ich mich an der Couchlehne festklammern um nicht blind vor kriselnder Schwärze vor den Augen gleich auf die Nase zu fliegen. Das holte ich dann allerdings nach, als ich durch den Flur in Richtung Bad schlenderte. Meine Füße verhedderten sich in einem undefinierbaren Knäuel auf dem Boden und ich krachte der Länge nach hin. „Was machst du denn da?“, fragte eine Stimme. „Ich liege hier so rum... macht echt Spaß“ am Morgen machte ich Sarkasmus zu meinem besten Freund. Ich hörte ihn Lachen, dann erschienen ein paar nackte Füße in meinem Blickfeld, an dem ebenso nackte Beine klebten, die irgendwann unter einem weißen Handtuch verschwanden. Wenn ich den Kopf noch etwas drehen würde, könnte ich sicher- „Hey, was gibt’s denn da zu glotzen“ ich wurde an den Armen gepackt und nach oben gezogen. „Gar nichts“, log ich mit hochrotem Kopf. „Kleiner Tollpatsch“ Takehito wuschelte mir spielerisch durch die Haare. Erst jetzt fiel mir auf, dass er oberkörperfrei vor mir stand. Ich sog unwillkürlich die Luft ein, als ich ein paar Wassertropfen an seiner Brust hinab perlen sah. Ich müsste nur die Hand ausstrecken, um- „Wir haben übrigens kein warmes Wasser mehr“ „Was?“ diese Nachricht lenkte mich von sämtlicher hellen Haut und hübschen, unbekleideten Oberkörpern ab. „Ja, erst heute Nachmittag wieder“ er grinste mich schelmisch an und schob sich an mir vorbei; sein nasser Oberarm streifte Meinen und entfachte eine Gänsehaut. So ein Scheiß! Schon am frühen Morgen machte er mich ganz wuschig. Resigniert seufzend schlurfte ich ins Bad, im Hinterkopf einen Funken der Hoffung, Takehito könnte mich angeschwindelt haben, nur um mich zu ärgern, aber als ich das Wasser andrehte und beinahe einen Kälteschock erleiden musste, wusste ich, dass ich mich mit kaltem Wasser begnügen musste. Vielleicht war das auch ganz gut so ... Warum es Tage gibt, an denen alles schief geht, ist mir schleierhaft. Nach der Eisdusche rutschte ich aus, als ich aus der Wanne stakste, und knallte mir fast den Kopf am Waschbecken an, an welchem ich mich bibbernd hochziehen konnte, um wenige Minuten später festzustellen, das mein Haarspray leer war. Konnte es noch schlimmer kommen? Ja, denn zu allem Überfluss war ich auch noch viel zu spät dran, wie ich feststellte, als ich zusammen mit Takehito in aller Seelenruhe am Küchentisch saß, an dem wässrigen Kaffee schlürfte (Takehito war noch nie in der Lage gewesen ordentlichen Kaffee zu kochen) und mein Blick zufällig zur Uhr schweifte, die über dem Reiskocher nervtötend vor sich hin tickte. „Fuck!“, kreischte ich los. Vor Schreck verschluckte sich meine Gesellschaft an ihrem Orangensaft. „Boah, ´tetsu, spinnst du ein bisschen?!“ Ich klopfte ihm nur halbherzig den Rücken, stopfte mir noch einen Happen Reis in den Mund und zischte dann aus der Küche. „Könntest du mir mal sagen, was dein Problem is?“, rief Takehito mir hinterher, doch ich kam gerade schlitternd mit meinen schönen weißen Socken auf dem glatten Parkettboden des Flures zum Stehen und war damit beschäftigt nicht geradewegs in den Gummibaum zu fallen, der leicht vertrocknet neben der Garderobe stand. Ich konnte mich an der Wand abfangen und so der Pflanze keinen Schaden zufügen. „Jetzt sag, was in dich gefahren is!“ Takehito kam gerade röchelnd aus der Küche gekrochen. Ich stand schon an der Türe und versuchte auf einem Bein umherhüpfend, umständlich in meine zugebundenen Turnschuhe zu schlüpfen. „Ich komm zu spät“, erklang meine Stimme verzweifelt. „Ach, komm schon, chill mal, ´tetsu“ Takehito verdrehte die Augen. Ihm war offensichtlich nicht bewusst, was heute für ein Tag war: Generalprobe! Und wie sah das denn aus, wenn der Regisseur, der den Schauspielern immer Pünktlichkeit einbläute und sich aufregte, wenn etwas nicht nach Zeitplan lief, zu solch einem wichtigen Termin zu spät kam? „Was heißt hier, ‚chill mal’?!“ aufgebracht funkelte ich Takehito entgegen, während ich einbeinig herumhopste, es endlich geschafft hatte auch den zweiten Schuh meinem Fuß aufzuzwängen. Gerade als ich meine als Schuhlöffel missbrauchten Finger aus der Enge an der Ferse ins Freie ziehen wollte, verlor ich das Gleichgewicht, versuchte noch es wieder zu finden, doch da taumelte ich auch schon in Richtung Boden. Ich wäre sicherlich gegen den Spiegel an der Wand gekracht, hätte mir die Halsschlagader an den Unglückbringenden Scherben aufgeschlitzt, oder in den Schuhschrank gestürzt und mir dabei das Genick gebrochen. Wie peinlich. Ich sah schon die Schlagzeilen auf diversen Sensationsversessenen Tagesblättern prangen: ‚Erfolgloser Theaterregisseur im Flur seines Exfreundes durch eigenes Verschulden verstorben’ oder ‚Schwuler Kultur-Freak durch Ungeschicklichkeit in Spiegelscherben verblutet’ Ich wurde von Takehito aus meinen Todesanzeigen gefischt. Er war mit zwei Schritten bei mir und fing mich auf, bevor ich zu Boden gehen konnte. So hing ich in seinen Armen, wie eine Prinzessin in denen ihres tapferen Prinzen (unwillkürlich kamen mir Szenen aus meinem Stück in den Sinn), und blickte ihn aus meinen großen Augen an. „Vorsicht, kleiner Tollpatsch“, sagte mein Retter sanft und lächelte sein unwiderstehliches Lächeln, bei dem ich schon damals dahin geschmolzen war, wie ein Schokoladenküchlein in der Mikrowelle; und auch jetzt begann mein Herz zu flattern. Eine ganze Weile sahen wir uns nur an. Ich versank in seinen dunklen Iriden, wie in einem Meer aus schwarzen Wogen, das mich nach unten zu ziehen drohte, jedoch nur in eine Welt voller Wärme und Liebe und Lust und ... Wie gerne ich ihn in diesem Moment geküsst hätte. Seine Lippen. So hübsch. So einladend. So – Halt! Was dachte ich denn da? Es war vorbei! Endgültig! ... Ob er immer noch nach Honig schmeckte, süß und leicht herb zugleich; die Sünde pur...? Hallo?! Intetsus Verstand an Hirn: du hörst sofort auf so peinliches Zeug zu denken! Meine Wangen mussten sich knallrot verfärbt haben, bei den nicht jugendfreien Gedanken, die mir natürlich gerade jetzt in den Sinn kamen (welch ein Glück, dass ich mir schon eine halbe Tonne Make-up ins Gesicht geklatscht hatte). Versuche an etwas NICHT zu denken und du denkst garantiert daran... Eine Schwäche der Fähigkeit überhaupt denken zu können. „Intetsu?“ Takehitos Stimme schwebte wie eine schillernde Seifenbase, rosa und leicht an mein Ohr. „Jah...“ ich kam mir vor wie in Trance. Vielleicht war der Kaffee Schuld, begann ich Überlegungen anzustellen. Drogen oder Stoffe, die durch falsche Behandlung und schlechtes Verarbeiten, sowie die vergewaltigende Zubereitung – von Seiten Takehitos – erst freigesetzt wurden, mussten dafür verantwortlich sein, dass ich alles durch eine fette Watteschicht wahrzunehmen schien. Irgendwie hatte dieser Zustand etwas von Betrunkensein. Aha! Der Kaffee schmeckte so fürchterlich, weil Takehito hochprozentigen Alkohol hinein kippte. Dabei wusste er doch genau, dass ich nicht viel vertrug. Dass diese Idee vollkommen abwegig war und paranoide Züge annahm verdrängte ich einfach in diesem Moment. Na warte, Freundchen, versuchst mich hier abzufüllen, aber so nicht, das - „Ich dachte, du musst los“ dieser Satz traf mich wie ein Schlag ins Gesicht und ernüchterte mich augenblicklich. Die fluffige Wand aus Watte verschwand und Takehitos Stimme klang gar nicht mehr so klebrig. „Scheiße!“ ich stellte mich selbst mit Schwung wieder auf die Füße, schubste Takehito unsanft zur Seite, sodass er ein paar Schritte zurück stolperte, schnappte meine Jacke und stürmte nach draußen. Der Aufzug konnte gar nicht schnell genug ins Erdgeschoss sausen. Ich erwischte mich dabei, wie ich die Technik verfluchte, dass sie noch nicht so weit war, dass man sich zur Arbeit beamen konnte. Ich ließ meine Haare kurz kopfschüttelnd umherwirbeln, um diese dummen Gedanken loszuwerden, als der Fahrstuhl auch schon leicht ruckelnd zum Halten kam, die Türen sich öffneten und ich erst einmal von einer angriffslustigen weiß-gepelzten Wurst begesprungen wurde. „Ah, keine Angst, er will nur Spielen“ die Studentin, die den fragwürdigen Hund (meiner Meinung nach war es eher ein genmanipuliertes Meerschweinchen, das zu groß, zu lang, zu fett und zu aggressiv geratenen war) an der blassblauen Leine noch nie unter Kontrolle hatte halten können, war eine Nachbarin, die mir schon einmal vorgeschlagen hatte einen Kaffee trinken zu gehen. Mal ganz davon abgesehen, dass ich nichts gegen Kaffee hatte – im Gegenteil, ich war süchtig nach dem Zeug, solange es nicht Takehito in die Finger bekommen hatte – wer wollte schon mit einem bebrillten Zahnspangenmonster weggehen, das sich freiwillig ein genmanipuliertes Meerschweinchen hielt? Vielleicht ein geisteskranker Vollpfosten, der ich ganz sicher nicht war und auch nie sein würde! Ich war ich ein bisschen verplant und wirkte auf Außenstehende etwas dämlich, aber noch reichte meine Auffassungsgabe und Menschenkenntnis, um mit dieser Frau NICHT auszugehen. Die Betonung lag dabei auch noch auf FRAU. Ich war noch nie mit weiblichen Menschen ausgekommen; schon in der Grundschule waren mir diese zierlichen Wesen, die nur durch längere Haare und Röckchen von den Jungen zu unterscheiden gewesen waren, ein Rätsel gewesen. In der dritten Klasse hatte ich einem Mädchen aus meiner Klasse – ihr Name war Noriko gewesen, wenn mich nicht Alles täuschte – ein Bild gemalt. Es hatte eine Rose darstellen sollen. Ich muss zugeben, dass ich noch nie wirkliche Begabung im malerischen Bereich hatte und bekannter Weise sind Kritzeleien von Grundschülern alles andere als ästhetisch (auch wenn Eltern und Lehrer immer das absolute Gegenteil vorheucheln), also hatte diese rote Wasserfarbenblume eher ausgesehen, wie ein riesiger Blutfleck. Kaum hatte ich Noriko dieses Meisterwerk der Kunst vor die Nase gehalten und ihr in kindlicher Manier und mit hochroten Wangen erklärt, ich hätte es extra für sie gemalt, hatte sie angefangen loszukreischen und war davon gerannt. Die dumme Lehrerin (eine Frau!) hatte mich zur Strafe, dass ich dem ‚armen Mädchen’ einen solch geschmacklosen Streich gespielt hatte, zum Ordnungsdienst verdonnert. In der Mittelschule war es schon einfacher gewesen, die Mädchen von den Jungen zu unterscheiden. Von flachbrüstigen Kühen abgesehen, zeichneten sich unter den Blusen der Schuluniform leichte Rundungen ab, die mit den Jahren noch wachsen sollten. Ekelhaft, meiner Meinung nach, ich wollte keine fleischigen Bälle im Gesicht hängen haben, wenn ich Sex hatte. Noch dazu quietschten diese frühpubertierenden Busenfräulein so viel und laut herum, dass man Kopfschmerzen bekam. Das ständige ‚X ist ja soooo süß!’ ‚Hast du XY gesehen, er sieht ja soooo heiß aus’ ‚Gackt gibt nächste Woche ein Konzert. Er ist soooo ein Hottie’ und das dümmliche Gekicher, wenn man an ihnen vorbei schlich, war nicht nur mir auf die Nerven gefallen. Die meisten Jungen ließen in Abwesenheit der Mädchen verlauten, wie nervig sie dieses Verhalten fanden. Doch kaum war wieder ein weibliches Wesen in der Nähe, versuchten diese treulosen Tomaten ihnen zu imponieren. Lag es in der Natur des Hetero-Mannes willenlos zu werden und sich wie ein Silberrückengorilla während der Paarungszeit zu verhalten, kaum kam ein Mädchen in Sicht? Ich würde es wohl nicht ergründen – nicht in diesem Leben, denn ich war kein Hetero-Mann. Dies kristallisierte sich immer deutlicher heraus, je weiter ich meinem Abschluss entgegen geschritten war. Während sich meine Klassenkammeraden auf unzähligen Gokons vergnügten und jeden Tag von einer weiteren Tusse auf ihrer ‚Bums-Liste’ erzählten, begann ich zu schreiben und immer mehr Wert auf mein Aussehen zu legen. Ich fing an meine Outfits mit perfektionierenden Accessoires aufzuwerten, auch im Sommer Schals in verschiedensten Farben zu tragen und den Lockenstab meiner Mutter zu klauen, der ohnehin nur im Bad vor sich hin staubte. Immer öfter passierte es, dass ich auf offener Straße von wildfremden Männern angesprochen wurde, zum Teil stockschwul, manchmal aber auch hetero und dann geschockt, wenn ich den Mund aufmachte. Um den Kreis zu schließen: Ich war schwul. Punkt. Und keine Frau der Welt würde es schaffen mich zu einem Date zu überreden! Ich war dem schnüffelnden, wurstigen Langhaarnagetier samt Zahnspangenstudentin entkommen und hastete über den Gehweg in Richtung Bushaltestelle. Der Himmel war klar, trotzdem war es kühl an diesem Tag. Der Sommer hatte es noch nicht geschafft gegen den durchwachsenden Frühling anzukommen, und doch war es im vergangenen Monat warm genug gewesen, um die ersten Blumen in den Gärten der Familienhäuser sprießen zu lassen, und auch Bäume wurden bereits von zarten, kleinen Blüten geschmückt. Bald würde das Kirschblütenfest stattfinden und die Grünanlagen nur so leuchten vor einem blassrosa Blütenmeer. Ich freute mich jetzt schon darauf. Das Frühlingsfest war kitschig bis zum Abwinken und ich hatte schon immer eine Schwäche für Kitsch gehabt. Warum musste an einem Tag, an dem alles schief lief, wirklich ALLES schief laufen? Der Bus hatte Verspätung, wegen Stau. Pünktlichkeit? Wo waren die japanischen Ideale geblieben? Ich sah es schon kommen, wir würden in westlichen Angewohnheiten versumpfen. Am vernünftigsten wäre es gewesen auf die U-Bahn zu setzten, jedoch fuhr zu meinem Unglück Keine zu meinem Arbeitsplatz und so musste ich eine viertel Stunde auf einen dahintuckernden Bus warten, in dem ich eingekerkert zwischen der übel riechenden Achsel eines Park-Joggers, den prallgefüllten Einkaufstaschen einer älteren Frau, einem Kinderwagen im Rücken und der Bustüre, sieben Stationen verweilen musste, bis ich endlich in die Freiheit gespült wurde. Meine Armbanduhr zeigte mir, was ich befürchtet hatte. Eine halbe Stunde im Verzug. Nicht auszudenken, was mir die Anderen gleich an den Kopf werfen würden, ich hatte es ja auch gar nicht anders verdient. Ob ich sie mit einer guten Ausrede abspeisen konnte? Einen Versuch war es wert. Während ich im Laufschritt dem unscheinbaren Theater immer näher kam, legte ich mir in Gedanken eine glaubwürdige Story zurecht. Doch kaum kam ich außer Atem und nach dem endlosen, trostlosen Gang, der zum Vorstellungsraum führte, angestolpert, wollte den Mund aufmachen, um mich bei meinen Kollegen zu entschuldigen, die alle kostümiert im Zuschauerraum oder auf der Bühne ungeduldig warteten und mir teils todbringende, teils erleichterte Blicke zuwarfen, sobald sie mich sahen, schalt mir schon der Erste entgegen: „Keine Ausreden, Intetsu-san! Du bist zu spät! Was fällt dir ein?!“ Es war Ryohei gewesen. In einem rosa Kimono, verziert mit farblich abgestimmten Blumen und gesticktem Goldfaden, stand er inmitten des ersten Bildes, die Arme in die Seiten gestemmt und schoss mich mit blitzenden Augen ab. Ein paar Schauspieler stimmten ihm nickend zu. Bevor ich mich selbst verteidigen konnte, erhob Aoi das Wort. Der Kleine steckte in der einfachen Kluft eines Inspektors, auf dem Kopf thronte eine charakteristische Perücke, unter welcher einzelne Strähnen, seines braunen Haares hervorlugten. „Endlich bist du da!“, rief er, hüpfte von seinem Platz auf und kam mir entgegengelaufen. „Ich dachte schon, dir sei etwas passiert. Du bist ja sonst nie so unpünktlich“ „Tut mir wirklich Leid“, entschuldigte ich mich kleinlaut und betrachtete schuldbewusst meine pink-weiß karierten Turnschuhe. „Schon okay, jetzt bist du ja da und wir können anfangen“ Aoi lächelte mich so süß an, dass ich meinte im nächsten Moment Zahnschmerzen bekommen zu müssen. Der Kleine war einfach zu süß für diese Welt; und zu hetero, meiner Meinung nach – er enthielt sich der schwulen Gesellschaft – oder vielleicht besser: Meiner Gesellschaft – wie egoistisch von ihm... „Nichts ist okay“, mischte Ryohei sich ein. Er war galant von der Bühne gesprungen – eine beachtliche Leistung im Kimono – und zu uns geschlappt. „Immer müssen wir uns anfauchen lassen, wenn wir mal zu spät sind und gerade heute kommt der feine Herr selbst nicht zur vereinbarten Zeit!“ Ich konnte verstehen, dass Ryohei sauer war, andererseits war er einer der Kandidaten, die mir am meisten Sorge bereiteten. Ständig kam der Hauptdarsteller meines Stücks zu spät, manchmal sogar betrunken, oder gar nicht, tischte mir dann fadenscheinige Ausreden auf. Er erlaubte es sich, denn ich konnte es mir nicht leisten ihn rauszuschmeißen. Er war unersätzlich, ein hervorragender Schauspieler und wie für seine Rolle geschaffen. Eine Prinzessin in Edo der Shogunatszeit, die sich in einen jungen Inspektor verliebte, diesen aber nicht heiraten durfte, da sie schon einem anderen versprochen war. Das ganze würde im blutigen Suizid enden – Shakespeare lässt Grüßen! „Es tut mir Leid“, murmelte ich erneut. „Wirklich“ ich hob den Kopf und sah der Prinzessin direkt ins Gesicht. Auf ihren Lippen glänzte rosaroter Lippenstift. „Tss“ sie beugte sich zu mir vor und hauchte mir demonstrativ ins Gesicht. Beißender Alkoholgeruch schlug mir entgegen und ließ mich die Nase kraus ziehen. „Hast du getrunken?“, stellte ich die Frage, dessen Antwort ich kannte. „Nur ein wenig“, meinte Ryohei überheblich und warf seine Haare zurück, die noch nicht unter einer Perücke steckten. „Man muss die Stimmung schließlich halten, wenn du so lange nicht aufkreuzt“ alles was er sagte triefte nur so vor Selbstgefälligkeit. Das gefiel mir nicht. Dieser Kerl mochte aussehen wie die Unschuld in Person, in Wahrheit hatte er nie Respekt gelernt und verhielt sich allem und jedem gegenüber wie die Pest. „Ryohei-san, wie oft hab ich dir schon gesagt, dass du nicht trinken sollst, wenn du zur Arbeit kommst?“ ich versuchte ruhig zu reden. Der Alkoholkonsument hob arrogant die fein gezupften Augenbrauen und zischte: „Du hast mir ja mal gar nichts zu sagen, Mr. Möchtegern-Regisseur“ Die Luft brannte, gleichzeitig erschien sie so dicht und drückend, dass ich meinte sie mit der bloßen Hand zerreißen zu müssen, um meine Finger vorschnellen lassen zu können und sie Ryohei um den schmalen Hals zu legen. Dieses Miststück! Wenn ich etwas hasste, dann waren es Worte, die meine Fähigkeiten als Regisseur in Frage stellten, gar auf dem Boden zertrampelten. Es war als würde man mich selbst mit Füßen treten. Mein Traumberuf war ein Teil von mir; ein so wichtiger Teil, dass ich mir lieber einen Finger abgeschnitten hätte als diesen aufzugeben. Mich auf diesem Gebiet zu beleidigen war wohl das Dümmste, was man tun konnte. Hatte man gedacht mich wütend zu erleben, wenn ich mich über das nicht zeitgemäße Erscheinen der Darsteller aufregte, hatte man sich gehörig geschnitten. Es war meine Zickenseite, doch Ryohei hatte meinen Stolz angetastet, ihn geschubst und dafür würde er büßen. „Hey, Leute“ Aoi versuchte sich schlichtend zwischen uns zu schieben. „Jetzt verliert mal nicht die Nerven, ja? Wir sind alle aufgeregt und ein bisschen gereizt, weil morgen schon die Vorstellung ist, aber-“ weiter kam er nicht, weil ich ihn grob zur Seite schubste, sodass er lautstark gegen einen der Stühle knallte. So wurden auch die anderen auf die Streiterei, die sich anbahnte, aufmerksam, stellten ihre Gespräche ein und starrten zu uns herüber, wagten dabei nicht einen Laut von sich zu geben. Die Spannung war greifbar, wie etwas Objektives. Man hätte sie fischen können, wie einen gigantischen Karpfen, der sich nicht totschlagen lässt. Ich trat drohend an Ryohei heran, so nah, dass gerade einmal eine Hand zwischen uns gepasst hätte. „Sag das noch mal“, zischte ich ihm drohend entgegen. „Und dann?“ Ryohei verzog spöttisch das Gesicht. „Was dann?“ Dann wirst du sehen, wozu ich fähig bin, du Hure! Ich ballte die Fäuste und hätte liebend gerne zugeschlagen, doch auf so ein Niveau wollte ich mich nicht herablassen. Das hatte keine Klasse. Allerdings hatte das was darauf folgte, ebenso wenig Klasse. Ryohei hatte es abermals geschafft mich zu beleidigen, worauf ich nach seinen Haaren gepackt und daran gerissen hatte, sodass dieses Drecksstück zu kreischen begann. „Raus!“, schrie ich los und schubste ihn in Richtung Ausgang. „Raus hier, du Schlampe!“ Aoi stand zwei Meter von uns entfernt und starrte das Szenario mit offenem Mund an. Den anderen ging es nicht besser. Fassungslos beobachteten sie, wie ich einen völlig überrumpelten Ryohei am rosaroten Kragen packte und zur Türe schleifte. „Verpiss dich bloß!“, fauchte ich ihn noch an, bevor ich genug gewütet hatte und zurücktaumelte. Erst als Ryohei, der seine schreckensgeweiteten Augen gar nicht mehr zubekam, aufgestanden und von dannen gerannt war, nicht ohne ein hyterisches „Der ist doch übergeschnappt“ in den Theatersaal zu werfen, wurde mir bewusst, was ich gerade getan hatte. Mein Stück dahin, der Hauptdarsteller war futsch. Mir wich mit einem Mal sämtliche Farbe aus dem Gesicht. Mir war so schlecht. Alles drehte sich. Dahin. Mein Traum. Meine Vision. Mein Werk. Ich konnte es in die Mülltonne werfen. Aoi fing mich auf, bevor ich auf den Boden knallen konnte, er zog mich hoch und führte mich zum nächsten Stuhl. „Ich hol dir Wasser“, verkündete er und sauste los, als gelte es Leben zu retten. Vielleicht war es das ja... Schwand mein Leben dahin? Nach kurzer Dauer kam der Kleine wieder angelaufen, in der Hand ein schwappendes Glas. „Hier“ Ich nahm einen großen Schluck und dankte leise. Was hatte ich getan? Nein... Nein... Nein... Ich fiel in ein Loch, unaufhörlich; es war unendlich und tief. Bald würde ich aufschlagen, mit Sicherheit. „Mach dir nichts draus“, versuchte Aoi mich zu beruhigen, doch das schaffte er natürlich nicht. Die Hauptrolle. Was war ein Stück ohne Hauptrolle? Nichts. Ein Wisch. Ich seufzte tief und sah verzweifelt zu Aoi, der mich aufmunternd anlächelte, doch nicht einmal seine zuckersüße Geste stimmte mich fröhlicher. Ich war am Ende. „Und jetzt?“ Yumehito, der Souffleur, der Weisheit mit Löffeln gefressen hatte, wagte als Erster die nieder gepresste, stille Stimmung zu stören. Er schielte mit seinen blauen Kontaktlinsen in die Runde und erschien noch dümmer, als sonst. „Wir gehen jetzt nach Hause, was sonst? Die Vorstellung ist ja wohl gelaufen“, sagte irgendwer in den hinteren Reihen. Ja, was sonst? Ich, oh großer Regisseur, hatte mir ins eigene Fleisch geschnitten. Einen Tag vor der Vorstellung war an einen Ersatzschauspieler nicht zu denken. Die Zweitbesetzung der Prinzessin war seit gut einer Woche krank und lag mit Fieber im Bett, man konnte dem armen Kerl unmöglich zumuten sich in diesem Zustand auf die Bühne zu stellen, außerdem ließ die Verwirklichung der Rolle, die ich mir vorstellte bei dem Zweitkandidaten sehr zu wünschen übrig. So war es wohl das Vernünftigste die Schauspieler nach Hause zu schicken und die Vorstellung abzusagen; damit wäre dann wohl sein Ruf als Perfektionist unter den Regisseuren dahin, doch das hatte ich mir selbst zuzuschreiben. Ich spürte wie sich Wasser in meinen Augen sammelte. Oh nein, jetzt lass bloß nicht deine sentimentale Seite raushängen! Schnell wischte ich mir, möglichst unbemerkt über die Augen. An meinen Fingern blieb Make-up und Wimperntusche in dunklen Streifen hängen. Verdammt. Jetzt verschmierte ich mir auch noch die Schminke und wirkte dadurch sofort verheult, fabelhaft. „Nichts ist gelaufen“, hörte ich da Aoi in die Runde posaunen. War der ein bisschen blöd, oder was? Bisher hatte ich ihn für ein schlaues Kerlchen gehalten. Ich hob den Kopf und sah ihn zweifelnd an. „Aoi-chan, bitte, versuch erst gar nicht-“ „Wir haben doch einen fabelhaften Ersatz“, redete er jedoch ungerührt weiter und trat auf die Gruppe Schauspieler zu. „Haben wir nicht“, warf jemand ein. „Intetsu-san“ Aoi verwies in einer ausladenden Geste auf mich. Ja, warum eigentlich nicht...? Moment mal, ich war der Regisseur. Wie kam dieses Spatzenhirn auf so eine abwegige Idee. „Er kann den Text in und auswendig und weiß genau, wie er die Prinzessin zu spielen hat, schließlich hat er das Stück erdacht“, erläuterte er, als hätte er meine Gedanken gelesen. Die Truppe schien angetan von diesem Vorschlag Nach kurzem widerwilligem Brummen von der einen Fraktion, stimmten immer mehr dieser unausgefeilten Idee zu. „Moment mal, Leute“ ich erhob mich und versuchte die Begeisterung zu bremsen. Aoi verrannte sich da in etwas, was nicht klappen konnte. „Ich bin der Regisseur und-“ „Ja und?“ Ich wurde aus sämtlichen Richtungen eingehend angestarrt. Seufzen. Und damit war die Sache gegessen. ~ Über Kommis freue ich mich immer ^-^ Wenn jemand einen Rechtschreibfehler gefunden hat, möge er ihn mir bitte mitteilen... Ansonsten hoffe ich, dass es euch bis jetzt gefallen hat Kapitel 2: in dem ich wieder Honig schmecke ------------------------------------------- Ich danke den Favo-Nehmern und -Rukilicious- für den einzigen Kommi (irgendwie traurig T_T) und jetzt viel Spaß mit dem zweiten Kapitel von "Honigtraum" ~ Aoi fuhr mich nach Hause. Ich hatte nicht erwartet, dass er ein Auto hatte. „Gehört meinem Dad“, gab er zu, als ich ihn darauf ansprach. „Ach so“ Der abendliche Straßenverkehr unterschied sich durch nichts von dem am Tage – außer vielleicht durch die roten Rückleuchten, die einem in der Dunkelheit entgegen sprangen, wie gefährliche Tiere aus dem Dschungeldickicht und einem dabei fast die Augen ausbrannten. Wir ruckelten eher vor uns hin, als dass wir fuhren. Ein ständiger Wechsel von Bremsen, Anfahren und Rollen. Hin und wieder entkam mir ein genervtes Seufzen. Nach einer Stunde waren wir dem Karamell-Verkehr entkommen und tuckerten an Wohnhäusern mit erleuchteten Fenstern vorbei. Nur wenige Menschen flanierten auf dem Gehsteig. Ich erblickte einen Hundebesitzer mit einer potthässlichen Promenadenmischung im Schlepptau; als sie durch den Kegel einer Straßenlaterne wanderte schauderte ich. Genmanipulierte Meerschweinchen, wohin man blickte und dieses Exemplar war augenscheinlich mit etwas Verwachsenem fusioniert worden. Weg von verantwortungslosen Hobby-Laboranten! Auf der anderen Straßenseite spazierte ein Pärchen vorbei, Arm in Arm, dicht aneinander geschmiegt; der warme Atem der beiden hing in weißen Wölkchen in der Luft. Ich sah zu Aoi, der wie verbissen auf die Straße stierte. Seit wann er wohl seinen Führerschein hat? schoss es mir durch den Kopf. Er machte den Eindruck, als wolle er nichts falsch machen. Aber vielleicht saß ihm auch einfach die Angst im Nacken, er könne an Papis Wagen etwas demolieren. Ich schmunzelte ein wenig. Im flüsterleisen Radio erzählten sie was über Regen und Autounfälle. „Da musst du links“, erklärte ich, gerade als das nächste Lied eingespielt wurde, die Neuerscheinung einer Girl-Band. Pah, Girl-Bands. Für die hatte ich noch nie etwas übrig gehabt. Diese Dohlen hüpften doch nur in knappen Röcken über die Bühne und wackelten eine alberne Choreographie mit ihren nicht vorhandenen Hintern. „Hier wohnst du also?“ es war mehr eine Feststellung, die Aoi äußerte, als ich anordnete er solle vor dem fünfstöckigen Apartmenthaus halten, in dem ich seit einer Woche gastierte. „Nein, eigentlich nicht, hier wohnt nur mein Ex“ „Dein- dein Ex“ er blinzelte mich verwundert an. „Ja, ich hab nen Wasserschaden in meiner Wohnung, da bin ich zu Takepi gezogen, aber sag ihm bloß nicht, dass ich ihn so nenne, ach was, du kennst ihn ja gar nicht“ ich zwinkerte Aoi verschwörerisch zu und kicherte kurz, bevor ich mich abschnallte. „Dein Ex-Freund“, echote Aoi erneut, starrte dabei nur das Armaturenbrett an. „Ja ja“ ich sah den Kleinen verwundert an. „Hast du was?“ „Nein“, rief er schnell, wandte den Kopf zu mir. „Alles okay!“ sein Mund deutete ein Lächeln an, ich lächelte zurück. „Na dann is gut“ eine Weile war es still. Die Girls quietschten und stöhnten sich die Seele aus dem Leib. „Ich geh dann mal“ „Jap“ „Hm... tschüss, bis Morgen, Süßer“ ... Halt! Stop! Zurückspulen! Ich hatte das nicht gerade wirklich gesagt oder? ‚tschüss, bis Morgen, Süßer’ SÜßER?! Ohne Zweifel war Aoi der erste nach Takehito, den ich mit dieser Koseform bedachte – und Takehito hatte es nicht gefallen; er hatte nur missmutig gebrummt und mir einen Kuss auf die Lippen gedrückt. Aoi allerdings schien nichts dabei zu finden. Er lächelte mich nur weiterhin an, als wären seine Züge eingefroren. „Ja, Tschüss“, murmelte er. Ich hatte meine Hand schon an der Türe, doch ich hielt inne, drehte mich noch einmal zu Aoi, beugte mich zu ihm und hauchte ihm ohne nachzudenken einen Kuss auf die Lippen. „Ich hab dich lieb“, murmelte ich und machte dann, dass ich raus kam, aus dem Auto, in dem die Luft zu schwer wurde. Der kalte Nachtwind schlug mir ins Gesicht und ließ mich leicht schwindeln. Was zur Hölle war in mich gefahren? Ich hatte Aoi nicht nur Süßer genannt, nein, zu allem Überfluss hatte ich ihn auch noch geküsst. Okay, genau genommen ist es ein Bussi auf den Mund gewesen, versuchte ich mich selbst zu beruhigen, und das ist ja nichts Anzügliches. Mädels machten das schließlich den ganzen Tag. Bussi hier Bussi da. Das Problem war nur, dass ich kein Mädchen war und Aoi hatte eine Freundin. Spontan stieß mir die Vorstellung den Kleinen mit einem Weib zusammen sauer auf und ich hatte gute Lust diesem Mädchen die Augen auszukratzen, für ihr Glück von dem Mann geliebt zu werden, in dem ich seit einem halben Jahr verknallt war. Verdammt, Intetsu, jetzt reiß dich mal am Riemen! Keine Körperverletzungsgedanken mehr! Ich stiefelte die Treppen bis zum dritten Stock empor. „Du bist aber spät dran“, meinte Takehito, als ich ins Wohnzimmer getapst kam. Er saß auf dem Sofa, die Beine ausgestreckt und die Füße auf dem Couchtisch abgelegt, auf der Brust die Fernbedienung und eine Tüte Tortilla-Chips. „Ja, es... is etwas später geworden“ Seufzen. Ich trat zu ihm und ließ mich erschöpft neben ihn auf das durchgesessene, mit ausgewaschen schwarzem Stoff bezogene Sofa fallen. „Du siehst ziemlich fertig aus“, stellte Takehito taktlos fest, als er zu mir herüber schielte. „Willst du was Essen? Ich hab Chinesische Nudeln bestellt. Sie stehen in der Küche, du kannst sie dir in der Mikrowelle aufwärmen“ „Ich glaub das mach ich“, murmelte ich tonlos und starrte nur vor mich hin, bis ich mich müde wieder aufrichtete und in die Küche schlurfte. Während sich die Glutamat-Kost langsam hinter einer leicht getünchten, hitzebeständigen Scheibe drehte, setzte ich Wasser auf. Ich brauchte jetzt Tee. Kaffee würde mich zu sehr aufkratzen. ‚Pling’ Ich konnte die glänzenden Nudeln dampfend aus der Mikrowelle ziehen, wobei ich mir erst einmal die Finger anbrannte. Langsam resignierte ich vor meinem Unglück. Ich war rettungslos tollpatschig, erfolglos in meinem Traumberuf, hatte den Hauptdarsteller gefeuert und musste nun selbst schauspielern, war spießig und hatte Angst vor genmanipulierten Meerschweinchen. Außerdem verwirrten mich meine Gefühle, seit einem halben Jahr war ich in einen Hetero-Mann verknallt und fühlte mich immer noch zu meinem Ex-Freund hingezogen. Intetsu, was bist du für ein Versager? Ich stellte die Schüssel auf den Couchtisch, schob den billigen Plastikaschenbecher zur Seite und hockte mich mit einem Kissen auf den Boden. Knapp einen halben Meter von mir entfernt wackelten Takehitos Zehen unter schwarzen Socken. Ich verzog unbemerkt die Nase und begann die Nudeln in mich hinein zu schlürfen, wie ein Staubsauger. „Der Film ist wirklich gut“, schmatzte Takehito irgendwann und nickte zum Fernseher, auf dessen Bildschirm ein Krimi flackerte. Der Kommissar hatte gerade die zweite Leiche innerhalb von zehn Minuten gefunden, doch ich nahm nur am Rande wahr, wie die verzerrten Fratzen von kreischenden Frauen im Close-up gezeigt wurden und literweise Blut vergossen wurde. Ich war zu sehr mit meinen Nudeln und Gedanken beschäftigt, die mich immer wieder zu einem gewissen Aoi führten. Was er wohl gerade machte? Ob er bei seiner Freundin war? Im Bett? Und vergnügte sich mit ihr? Allein bei der Vorstellung wurde mir kotzübel und ich musste mich beherrschen nicht geradewegs meinen Mageninhalt über das chinesische Essen zu streuen. Bestimmt war ihre Stimme ganz schrill. Sicher würde Aoi morgen unter Ohrenschmerzen leiden. Morgen. Oh Gott... Ich würde mich blamieren, ganz sicher. Alleine der Gedanke in einem engen Kimono über die Bühne zu stolzieren, dabei zu stolpern und mich vor knapp hundert Leuten zu blamieren, ließ mir sämtliche Farbe aus dem Gesicht weichen. Und dann war da ja auch noch die Szene mit dem Ku- Ich würgte, schlug mir rasch die Hand vor den Mund. „´testu, geht’s dir gut?“ eine Hand legte sich auf meine Schulter. Ich sah zu Takehito, der sich sorgenvoll zu mir hinüber gebeugt hatte. „Ja ja, alles gut“ ich schluckte und lächelte zittrig. Die dunklen Augen fixierten mich weiterhin. „Ach komm, mir kannst du nichts vormachen“ Ich seufzte. Beinahe hätte ich vergessen, dass ich über ein Jahr mit Takehito zusammen gewesen war und er mich besser kannte, als jeder andere. Ich versuchte seinem Blick auszuweichen, doch seine Hand schnellte vor und seine Finger, an denen Krümel von Chipgewürzen hafteten, legten sich um mein Kinn und drehten meinen Kopf wieder in seine Richtung. „Was is los, Schätzchen?“ er klang so sanft, dass mein Herz wieder zu hüpfen begann. Ich musste an heute Morgen denken. „Ich... ich...“ ich blinzelte und machte mich dann von ihm los, zog mich zu ihm aufs Sofa hoch, verschränkte meine Beine zum Schneidersitz und sah ihn mit meinen großen Augen an. Dann erzählte ich ihm alles. Davon, dass ich viel zu spät gekommen war, von der Streit mit Ryohei, wie ich ihn rausgeschmissen hatte und mich Aois Vorschlag gefügt hatte die Rolle der Prinzessin zu übernehmen; bei dieser Vorstellung musste Takehito lachen. „Oh man, ´tetsu-chan“ Er strich mir entschuldigend durchs Haar, als ich beleidigt zur Seite sah. „Was ist daran so lustig?“ „Ach, weißt du, ich musste mir nur gerade vorstellen, wie süß du in diesen rosa Kimono aussehen wirst“ er grinste. Mit tomatenroten Wangen starrte ich ihn an. „Ich geh duschen“ mit einem Mal sprang ich auf und lief ins Bad. Takehito blickte mir kopfschüttelnd nach. Eine halbe Stunde später fühlte ich mich besser. Ich stand vor dem beschlagenen Spiegel, auf dem ich eine kreisrunde Fläche auf der Höhe meines Kopfes von Kondenswasser befreit hatte und blickte mir entgegen. Die schulterlangen Haare hingen mir in tropfenden Strähnen vom Kopf, meine Wangen waren vom heißen Wasser noch leicht gerötet. Ein bisschen Creme ins Gesicht geklatscht, wodurch ich noch blasser wirkte und meine am Rand immer leicht geröteten Augen noch mehr hervorstachen. In einem hellen Bademantel tropfte ich durch den Flur zurück ins Wohnzimmer. „Und alles wieder okay?“ Der Fernseher lief immer noch. Die wievielte Leiche da gerade verfault aus einem Tümpel gezogen wurde, wusste ich nicht. „Ja sicher... war vorhin doch auch alles...“ „Ja ja“ Takehito hob die Augenbrauen und dämmte den Ton nach unten, als ich mich neben ihn setzte. „Willst du Chips?“ Er deutete auf die rote Tüte, die er auf den Couchtisch gelegt hatte, wo immer noch die Schüssel mit den bereits kalten Nudeln stand. „Nein, danke“ ich lächelte ihn an und fixierte dann meine Fingernägel. „Meinst du ich soll sie noch lackieren?“ ich hielt Takehito meine Hand vor die Nase. „Rosa?“ ich sah ihn mit glubschigen Augen an, wie ein Kind, das eine spannende Antwort auf eine besondere Frage erwartete. Takehito begann zu grinsen, zuckte nur mit den Schultern. „Wenn du willst“ „Hm... na ja eigentlich gab es zur Zeit der Shogune noch gar keinen Nagellack, oder?“ „Wer weiß“ „Also ich bin echt unentschlossen... zu dem Kimono würde er aber sicher gut passen“ „Sicher“ er hob die eine Hand und legte sie mir ans Gesicht. Ich sah ihn verwundert an und spürte gleichzeitig, wie mein Herz wieder schneller zu pumpen begann. Warum brachten mich seine Berührungen immer noch so aus der Fassung? Warum verteufelte ich sie und sehnte mich gleichzeitig nach ihnen? Sein Daumen strich über meine weiche, gut durchblutete Haut. Lächeln. „Komm mal her, Schatz“ Schatz... So nannte er mich nicht oft; nur manchmal, um mich zu ärgern. Ich rutschte zu ihm und er zog mich auf seinen Schoß. „Hey“, quietschte ich und spürte gleichzeitig, dass meine Körpertemperatur rasant anstieg, als Takehito meine Schultern freilegte und die Hände an meinen Nacken legte. „Du arbeitest zu viel“, stellte er schmunzelnd fest, nachdem er begonnen hatte mich zu massieren. Ich konnte nur seufzen und mich leicht an ihn lehnen. Die Berührungen erinnerten mich an früher, als wir noch zusammen gewesen waren. Wir hatten uns beim Geburtstag eines guten Freundes kennen gelernt, völlig betrunken rumgemacht und uns erst wieder Neujahr, auf einer Party in der Stadt gesehen. Irgendwann strichen Takehitos Finger nur noch sanft über meinen Hals, bevor ich seine Lippen spürte, die sich in meinen Nacken senkte. Die Kosung jagte ein angenehmes Kribbeln durch meinen Körper. Er küsste meine Halsbeuge, strich mit den Händen zärtlich über meine schmalen Schultern, schob den Bademantel tiefer. Mein Verstand schrie hinter einer Scheibe in meinem Kopf, knallte gegen das Glas, doch entkam nicht. Ich hatte ihn weggesperrt, ich wollte unvernünftig sein, in diesem Moment. Ich hatte mich schon so lange danach gesehnt. Er mag mich noch, schoss es mir durch den Kopf und ich kam mir sofort vor, wie ein dummes, kleines Kind, das in seinen Sandkastenfreund verliebt ist. Nein! kreischte eine Stimme hinter Plexiglas, doch ich überhörte sie, ließ mich von Takehito auf die Couch drücken. Ich sah ihn an. Er sah mich an. Die Welt schien aufgehört zu haben sich zu drehen. Sie stand still, für einen köstlichen Moment. Ich verlor mich in seinem Blick, bis er sich zu mir beugte und seine weichen Lippen auf die Meinen legte. Meine Augen dämmerten zu. Die Härchen an meinen Armen und die im Nacken begannen sich aufzustellen und eine angenehme Gänsehaut legte sich über meinen Körper. Ich schien zu schweben, auf einer Wolke. Es war wie damals, als wir uns das erste Mal wirklich geküsst hatten, mit Gefühl, auf dem Balkon, über uns der nächtliche Himmel übersäht von tausend Feuerblumen. „Du riechst nach Honig“, stellte Takehito leise fest. „Dann passen wir gut zusammen, du schmeckst nämlich nach Honig“, hauchte ich ihm entgegen und schnappte nach seinen Lippen. Grinsen, während wir uns wieder küssten. Er schlug vor ins Schlafzimmer umzuziehen. Ging das nicht ein bisschen zu schnell? Nein. Ich ließ mich mitziehen. Mein Blick war wie verschleiert, ich fühlte mich wie betäubt. Es gab nur Takehito. Takehito, der mich zum Bett führte, Takehito, der mich rücklings auf die Matratze drückte, Takehito, der mich mit seiner Zunge um den Verstand bringen wollte, Takehito, der mir stöhnende Laute entlockte und mir die Berührungen gab, die ich so lange vermisst hatte. Die ganze Welt schien Takehito; die ganze Nacht und der ganze Sex. ~ Ich hoffe, dass euch das Kapitel wieder gefallen hat, es ist zwar nicht so lang, wie das erste, aber das Dritte wird wieder nachziehen... Ich freue mich über Kommis wie ein Kleines Kind XD *Kekse hinstell* bis zum nächsten Kapitel, das ich hoffentlich bald on stellen werde ^-^ Kapitel 3: in dem ich in einer Oper voller Seife gefangen bin ------------------------------------------------------------- Das letzte Kapitel! Kekse gibts wieder am Ende ~ Am nächsten Morgen war nicht das Erste, was ich sah, eine hässliche Heizung, nein, es war millionenfach besser. Als ich die Augen aufschlug und mein Blick klar geworden war, erkannte ich Takehito, der mit geschlossenen Augen neben mir lag und ruhig vor sich hin atmete. Einer seiner Arme lag schlaff über meinem linken Arm. Ein glückliches Lächeln legte sich auf meine Lippen. Er sah so friedlich und unschuldig aus, in diesem Moment. Ich konnte mich nicht beherrschen und musste mich vorbeugen, um ihm einen Kuss auf den Mund zu hauchen. „Hm.. was is los?“, brummte er verschlafen und blinzelte mit seinen verquollenen Äuglein. „Nichts, schlaf weiter“, flüsterte ich und strich ihm durchs dunkle Haar, dann rollte ich mich unter seinem Arm weg, schlug die Decke zurück, schwang die Beine aus dem Bett und tappte zum Bad. Unter der Dusche schien sich alles zu klären, mein Hochgefühl sackte augenblicklich in den Keller und ich kam mir erbärmlich vor. Ich hatte mit meinem Ex-Freund geschlafen. Dabei hatte ich mir doch beweisen wollen, dass ich nichts mehr für ihn empfand. Wir hatten uns getrennt, weil die Gefühle abgeflaut waren und Takepi es lustig gefunden hatte sich mit anderen Kerlen zu vergnügen... Bei der Erinnerung wurde ich traurig. Ich sah die Szene wieder vor mir: Ich stolpere in die Wohnung, voller Vorfreude auf meinen Freund. Ich habe ihm Chili-Schokolade mitgebracht, die mag er doch so gerne. Die fremden Schuhe im Eingangsbereich fallen mir nicht auf, in meiner Euphorie, vor der ich nur so sprühe, die Jacke bemerke ich ebenfalls nicht. Ich stürme ins Wohnzimmer. Keine Menschenseele. Aber er muss doch da sein. Ein Geräusch aus dem Schlafzimmer. Ein ziemlich eindeutiges Geräusch, das mich vor Schreck die Schokolade loslassen lässt. Sie fällt auf den Teppich, ich höre wie sie bricht; ich spüre wie ein Herz bricht. Ich will es nicht sehen, oder hören, aber meine Beine tragen mich von selbst zur angelehnten Türe, hinter welcher das Stöhnen immer lauter wird. Tränen steigen mir in die Augen. Ich will weg! Im nächsten Moment stehe ich im Raum und er blickt mich erschrocken an. Der andere hat blond gefärbte Haare, ein Piercing in der Fresse und ist etwa so alt wie ich. Warum? Er sagt irgendetwas, aber ich höre es nicht. Ich fange nur an ihn anzuschreien und den anderen zu beschimpfen. Am liebsten will ich den anderen umbringen. Tränen rinnen über mein Gesicht; sie sind warm, doch kommen mir eisig kalt vor. Als er aufspringen will, um mich zu beruhigen, drehe ich mich um und renne weg. Ich wollte ihn wiederhaben. Punkt. Angesichts der kleinen Reise in die Vergangenheit, kam mir dieser Gedanke absurd vor und ich musste freudlos auflachen. Intetsu, du bist so dumm. Du willst ihn wiederhaben? Ja. Nein, willst du nicht! Er hatte mich so verletzt und jetzt wollte etwas in mir allen ernstes wieder mit ihm zusammen sein? Das zeugte nicht von sonderlicher Intelligenz, dafür von naiver Verliebtheit. Ich stand inzwischen in der Küche vor der Kaffeemaschine, mit der Takehito nicht umzugehen wusste und siehe da, das pechschwarze Heißgetränk war zu genießen. Vielleicht sollte ich doch noch einmal versuchen ihn in die Kunst des Kaffeekochens einzuweihen. Am Küchentisch sitzend und die Zeit im Auge behaltend, nippte ich an der Tasse, als Takehito reichlich zerzaust und nur mit Boxershorts bekleidet, in die er verkehrt geschlüpft war, aufkreuzte. Ich hob den Blick und ein verklärtes Lächeln breitete sich auf meinen Zügen aus, worauf ich mir gleich wieder blöd vorkam. „Guten Morgen“, flötete ich, als wäre dies der glücklichste Tag in meinem und seinem Leben. „Morgen“, brummte Takehito nur, schlurfte zum Kühlschrank und zog ein Tetrapack Orangensaft ans Küchenlicht, er trank einen Schluck und kam dann zu mir herüber. Ich versuchte ruhig zu bleiben. Alles in Ordnung. Ich hatte mit ihm geschlafen, na und? Nichts ‚na und’! Es war ein einmaliger Ausrutscher gewesen. Ich war eben untervögelt und hatte es nötig, na und? Nichts ‚na und’! „Hör mal, ´tetsu wegen gestern“, hob er sofort an. NEIN! Ich sprang auf wie vom Blitz getroffen. Das wollte ich nicht hören! Wenn er schon so anfing, war eines klar, es war ihm nicht ernst gewesen. Er wollte nichts mehr von mir und hatte mich gestern nur flachgelegt um seinen eigenen Trieben nachzukommen. Okay. In meiner Brust krampfte sich etwas zusammen; dieses Etwas war schon einmal entzwei gebrochen und ich wollte es nicht erneut flicken müssen, es war zu schmerzhaft. Besser ich fand mich jetzt mit dem Gedanken ab, dass zwischen mir und Takehito nichts mehr laufen könnte, außer einer sporadischen Fick-Beziehung, bevor ich mich in einer Sache verrannte, die meine verstandlose Liebe projizierte. „Ich muss zur Arbeit“, log ich los und hastete davon. „´tetsu“ Takehito folgte mir. Nein, geh weg. „Lauf nicht weg, bitte, wir können doch über alles reden“ Blablabla. Das kannte man doch gut genug von Soap-Operas – ich hatte schon immer gefunden, dass Takehito zu viel Zeit vor dem Fernseher verbrachte. „Da gibt’s nichts zu reden“, warf ich ganz in Seifenopermanier zurück und schlüpfte in meine Jacke. „Aber-“ Die Türe knallte und ich lief mit gesenktem Kopf zum Fahrstuhl. In meinen Augen staute sich salziges Wasser. Nicht schon wieder. Ich hasste es zu heulen, doch diesmal konnte ich die Tränen nicht herunterschlucken, sie flossen einfach aus mir heraus, wie Tropfen aus einem undichten Hahn. Schnluchzend strauchelte ich aus dem Aufzug und ins Freie. Ich lief in die Falsche Richtung, mit Absicht. Im Theater war um diese Uhrzeit sowieso nur der Hausmeister. Ich kam Häusern vorbei und Kindern, die spielend über den Gehsteig hüpften. Am Himmel zeichneten sich Wolken ab und irgendwann verdichteten sie sich zu einem wahren Haufen, der aussah, wie graue Watte. Als die ersten Regentropfen meine Nase trafen, war ich müde und die Tränen erschöpft. Ich hockte mich an eine Hauswand und vergrub das Gesicht in den Händen. Für Passanten musste ich ein verzweifeltes Bild abgeben. Und ich war auch verzweifelt. Meine eine Liebe war enttäuscht worden; in der Anderen würde ich nie Erwiderung finden. Ich war so alleine in diesem Moment. Allmählich begann ich die Menschen zu verstehen, die sie Haustiere hielten. Ich mochte keine Viecher, weder Kleine noch Große. Die einen krabbelten mir zu viel, die Anderen haarten einem die Klamotten voll (obwohl ich zugeben musste, dass mit ein Chihuahua in blauem Pulloverchen sicher gut gestanden hätte), aber wenigstens waren sie treu, sie hörten einem zu, wenn man Kummer hatte und ließen einen nicht alleine. Wirklich traurig, dass man Ehrlichkeit und Loyalität nur noch bei Tieren finden konnte. Ich seufzte schwer und rieb mir die Augen. Sicherlich waren sie jetzt noch viel röter, als sonst. Als ich mich aufrichtete hatte sich der leichte Niesel bereits in einen dichter werdenden Vorhang aus Regen verwandelt. Ich machte, dass ich weg kam, aus dem Nass. „Wie siehst du denn aus?“, begrüßte Aoi mich, als ich in einen der Räume hinter den Kulissen ankam. Durchnässt, als wäre ich in einen Pool gefallen stand ich vor den wenigen Anwesenden, die es sich auf der schwefelgelben Couchgarnitur bequem gemacht hatten, Cola und Kaffee tranken und sich austauschten. „Der Regen hat mich überrascht“, meinte ich kleinlaut und versuchte ein Lächeln, das misslang. „Du brauchst was trockenes zum Anziehen, sonst erkältest du dich noch“, meinte Aoi, wie eine fürsorgliche Mutter, nahm mich bei der Hand und zog mich durch den Gang bis zur Requisite. „Wie gut, dass wir hier Klamotten en masse haben“ er strahlte mich an wie ein Honigkuchenpferd und sauste gleich los, um mir etwas Trockenes zum Anziehen zu besorgen. Er fand eine Hose und eine vergilbte Bluse mit Rüschen an Ärmeln und Kragen, sowie links und rechts der Knopfreihe, die zu groß war. Ich musste aussehen, wie ein schlackiges Gespenst aus Europa, als ich aus der Umkleide gestakst kam. Aoi klatschte lachend in die Hände. „Süß“, quietschte er und mit leicht roten Wangen blickte ich zu meinen nackten Füßen, die in einem Paar warmen Pokémon-Hausschuhen steckten. „Und jetzt hängen wir deine nassen Sachen über die Heizung, bis nach der Vorstellung sind sie dann sicher trocken“ der Kleine strahlte immer noch, als könne nichts seine Laune trüben. Apropos Vorstellung. Müde seufzend dämpfte ich Aois Überschwänglichkeit. „Was hast du?“, fragte er mit leicht schief gelegtem Kopf. „Ich kann das nicht“, meinte ich und sah ihn aus traurigen Augen an. „Wie?“ er verstand nicht. „Ich kann das nicht“, wiederholte ich, schluchzte los und fiel ihm um den Hals, um mich an seiner Schulter auszuheulen. Ich wollte getröstet werden. Ich spürte, wie nach einiger Zeit eine Hand auf meinen Rücken wanderte und darüber zu streicheln begann. Es tat so gut. Es beruhigte mich und ließ meinen Atem wieder ruhiger werden. Ich wusste, dass diese Geste ehrlich gemeint war und keinesfalls dazu diente mich in die Kiste zu kriegen – wäre ja noch schöner gewesen... „Shh... Alles wird gut werden“, flüsterte er in mein Ohr, doch es würde lange dauern, bis wirklich ALLES wieder gut war. Meinem Ex-Freund, in den ich immer noch verliebt war, genügte ich nur noch als Bettbespaßung und der junge Mann, mit dem ich in diesen Momenten mein Leid teilte, würde mich nie lieben. „Wisch deine Tränen ab“, meinte Aoi nach einer Weile, schob mich von sich weg und sah mir ihn die verquollenen Augen. „und dann erzähl mir was los is! Das kann doch kaum an der Tatsache liegen, dass du jetzt die süße Prinzessin spielen musst, hm?“ er lächelte mich wieder an und ich konnte nicht anders als leicht zurück zu lächeln. Aoi wärmte mein Herz. Er war ein Sonnenschein und Zucker pur. Ich wollte ihn umarmen und nie wieder loslassen. Wir setzten uns in einen Raum voller hässlicher Bilder an den Wänden und verzerrenden Spiegel. Einige machten dick, andere dünn, einige zogen einen in die Länge oder ließen aussehen, wie ein Pfannkuchen. Ein verwirrender Wandbehang, meiner Meinung nach. Aoi setzte sich mit mir auf eine weißlackierte Gartenbank, die unter der Fratze eines Monsterchens an der Wand stand. „Also, was ist los, Intetsu-kun?“, wurde gefragt und man sah mich dabei durchdringend an. Seufzen meinerseits. Ich sah zu meinen Händen, die tief vergraben in meinem Schoß lagen. „Ich bin verliebt“, murmelte ich irgendwann schniefend. „Hast du vielleicht ein Taschentuch“ „Leider nicht“, bedauerte Aoi, nachdem er seine Hosentaschen abgetastet hatte. Na dann musste ich eben weiter schniefen. Eine ganze Zeit lang sagte ich gar nichts und Aoi schwieg, sah mich nur mitleidig an und wartete. Er wollte mich nicht drängen, er spürte, dass ich von alleine mit der Sprache rausrücken würde, wenn ich wollte. „In zwei verschiedene Menschen“, redete ich irgendwann weiter, so leise, dass ich befürchtete Aoi würde es nicht verstehen. Er sagte immer noch nichts, sondern blickte mich nur mit seinen leuchtenden Augen an, die so viel Wärme ausstrahlten, als wollten sie ihre Umgebung zum Blühen bringen. Leider klappte dies momentan nicht bei mir. Ich tat alles andere, außer Blühen. Wie ein Häufchen Elend saß ich vor dem Kleinen, kam mir erbärmlich vor und dumm; ich heulte mich bei meiner unerreichbaren Liebe aus, ganz toll. „Keiner von Beiden liebt mich“ Oh Gott, jetzt machte ich auch noch einen auf Mitleid, ging es noch armseliger? „Woher weißt du das?“ es war klar, dass diese Frage folgen würde und doch versetzte es mich für einen Augenblick in Staunen. Aoi sah mich an. Er war so süß, wie er da saß in seinem blau-weiß gestreiften Pullover und den unordentlichen Schokoladenhaaren. Schluss jetzt! „Ich weiß es“, murmelte ich und schniefte wieder. „Aber vergiss das, Aoi-chan, ich will dich hier nicht vollheulen, das is echt...“ – schnief – „erbärmlich“ „Finde ich nicht“ Aoi zuckte mit den Schultern. „Und ich kann heute einfach nicht spielen, das-“ „Doch, das kannst du, Intetsu-chan“ wieder dieses zuckerlastige Lächeln. Ob man davon dick werden konnte? „Du hast so lange darauf hingearbeitet. Es ist dein Meisterstück und du lebst für das was du tust! Gib es nicht auf, nur weil es so Arschlöcher gibt, die deine Liebe nicht erwidern“ Ich starrte ihn an. Ihm war natürlich nicht bewusst, dass er sich gerade selbst als Arschloch betitelt hatte und so lächelte er mich unverwandt an. Schniefen. „Aber... aber ich-“ „Kein aber, ich glaub an dich“ und er beugte sich vor und gab mir einen Kuss auf den Mund, genau wie ich es am gestrigen Abend im Auto getan hatte, dann stand er auf, und verschwand. Wie versteinert saß ich da, hob die Hand und fuhr mir über die Lippen, die soeben von Aoi berührt worden waren. In meinem Magen tanzten Schmetterlinge hin und her, gleichzeitig zog mein Herz. Es konnte nicht sein... Ich war in der Maske fertig und wuselte nun in der Funktion als Regisseur zusammen mit meinem Koregisseur Kenzo hinter den Kulissen umher und gab Anweisungen. Ich steckte bereits in dem rosaroten Kimono, der mir zugegebener Weise wirklich gut stand. Ich fühlte mich wie eine kleine Blume darin, eine kleine Frühlingsblume, die mit ihrem Dasein Farbe in die sonst so grüntriste Wiese zauberte. Auf meinen Liedern klebte ebenso rosa Glitzer-Liedschatten, der meinem ganzen Auftreten eine etwas sehr kitschigen Touch verlieh, aber dafür war der Lippenstift weggefallen, der Ryoheis Lippen verkleistert hatte. „Und du musst wirklich aufpassen dass-“ „Jaha“ Kenzo war langsam wirklich genervt. Seit einer guten Dreiviertelstunde musste er sich mein Geschwafel anhören. Mach dies, mach das... Pass auf, dass... Und schau nach, ob... und merke dir, dass... „Man, wir arbeiten seit einem Jahr zusammen, Intetsu, ich weiß wie das läuft“ er verdrehte die Augen. „Gut“ ich versuchte tief durchzuatmen. „Ich bin nur so aufgeregt, weißt du? Ich stand noch nie so auf der Bühne... als Schauspieler... Als Hauptrolle, oh Gott“ ich fasste mir an die Stirn. „Ich brauch was zu trinken“ Gemeinsam mit Kenzo wanderten wir zum Raum mit der schwefelgelben Couchgarnitur, neben welcher sich auch ein Kühlschrank im Raum befand, welcher gekühlte Getränkte und Sandwichs beinhaltete. Auf der Türe des Geräts klebten mehrere Post-it’s auf denen mehr oder weniger sinnvolle Sätze, Phrasen und Anweisungen standen, wie zu Beispiel: ‚Du bist, was du isst’ oder ‚Es gibt keinen Eistee mehr, bitte nachfüllen’. Manchmal waren da ganze Dialoge untereinander gepostet worden. ‚Ich hab erst letzte Woche Eistee besorgt, wer trinkt da so viel?’ – ‚Ich nicht, aber es wäre nett, wenn sich jemand um Nachschub kümmern würde’ ‚Tut mir Leid, ich muss gleich raus, aber warum kaufst du nicht selber welchen?’ so ging das ewig weiter. Eistee war immer noch keiner zu finden, dafür Pappsüßer Kirschsaft, den ich mir in den Schlund kippte und gleich besser fühlte. Trotzdem ging diese Aufregung nicht weg. Lampenfieber. Grausam. Erst jetzt verstand ich die Schauspieler. Vor den Vorstellungen waren sie hibbelig und konnten sich auf nichts konzentrieren, vor allem schienen sie meine Anweisungen zu missachten, was einen als natürlich aufregt. Sicher war ich als Regisseur auch nicht die Ruhe in Person, aber ich musste mich auf meine Leute verlassen und darauf, dass den Zuschauern das Stück gefiel. Mein Blick fiel zur Uhr. Eine Stunde bis zum Beginn. Oh Gott. Der Einlass ging schon von statten, wie ich anhand des Stimmengewirrs feststellte, als ich noch einmal hinter der Bühne nachsah, ob alles und Jeder auf seinem Platz war. Yumehito saß auf einem Stuhl, das Textbuch auf dem Schoß und lächelte dümmlich vor sich hin. „Du siehst hübsch aus in dem Kimono, Intetsu-san“, meinte er, als ich an ihm vorbei lief. „Oh... erm, danke“ ich brachte ein Lächeln zu Stande. „Du wirst fabelhaft spielen, Intetsu-san“, redete Yumehito weiter, in genau der gleichen Tonlage, wie zuvor. „Meinst du?“ Ich bezweifelte, dass es sinnvoll war sich mit der Dummheit in Person über Schauspielerei zu beschäftigen, aber immerhin machte Yumehito seinen Job als Souffleur hervorragend. „Ja“ er lächelte mich an und erinnerte mich dabei irgendwie an ein Kätzchen. „Okay“ Ich patschte ihm auf den Kopf und watschelte dann davon. Twenty minutes left und auf dem Weg zur Maske, um zu sehen, ob alle fertig waren, lief ich Aoi über den Weg. Er wirkte ganz anders in voller Montur, mit der dunklen Schminke und massenhaft Make-up im Gesicht. Er blieb vor mir stehen und zeigte das charakteristische Lächeln, welches mein Herz gleich wieder munter auf und ab hüpfen ließ. Das musste aufhören! „Süß siehst du aus“, meinte er und nahm mich kurz in den Arm. „Wir machen das schon“, meinte er ermunternd, ließ mich los, zwinkerte mir noch zu, bevor er in Richtung Bühne von dannen Schritt. Ich sah ihm eine ganze Weile mit verschleiertem Blick nach, bis mir bewusst wurde, was ich da tat. Schnell schüttelte ich den Kopf und setzte meinen Weg fort. In der Maske hockten nur noch die Bildner gelangweilt auf den Stühlen herum und quatschen über Politik und Haarfarben. Alles lief nach Zeitplan. Das hätte mich stutzig machen müssen, doch ich war so damit beschäftigt mich selbst zu beruhigen und voll und ganz auf Kenzo zu vertrauen, der den Rest zu erledigen hatte, dass ich keinen Gedanken an meine Unglückssträhne verschwendete. Aber als ich dann mit der Perücke auf dem Kopf aus der Umkleide trat und Richtung Bühne rannte, knallte ich erst einmal gegen eine Person. „Verzeihung“ ich taumelte zurück und sah hoch. Takehito. Nein! Was tat er hier? „Hallo, Intetsu?“ Zuerst dachte ich, mein Gehirn würde mir etwas vor spinnen, doch Spinnerein fangen normalerweise nicht an mit mir zu sprechen und mich gegen die Wand zu drücken, kaum will ich flüchten. „Ich muss mit dir reden“, meinte er. Ach reden nannte man das jetzt. Grob wurde ich in den nächstbesten Raum gezerrt. Eine Abstellkammer, wunderbar. „Lass mich los, du Arsch, ich muss auf die Bühne, klar?!“ „Zehn Minuten reichen mir locker“, meinte Takehito ernst und sah mich durchdringend an. Ich bekam Angst. So hatte ich ihn noch nie gesehen. Seine unergründlichen Augen scannten mich von oben bis unten. Ich wich an die Türe zurück, tastete nach der Klinke, doch ehe ich sie greifen und nach unten drücken konnte, packte Takehito meine Handgelenke und nagelte sie neben meinem Kopf gegen den Kunststoff. Was sollte das? Am liebsten hätte ich ihn getreten, geschrieen, doch bevor ich den Mund aufmachen konnte, spürte ich weiche Lippen auf meinen, die mich sanft, aber bestimmt küssten. Ich starrte nur gerade aus, ohne wahrzunehmen, was ich erblickte. „Warum bist du heute früh einfach abgehauen?“ Takehitos Stimme klang so weich, dass ich befürchtete meine Knie würden gleich nachgeben. Er machte mich willenlos. Ich würde ihm alles glauben, was er sagte, alles! Alles? Heute Morgen hatte ich mir noch schön eingeredet, dass er nichts mehr von mir wollte. Er hatte mich gefickt, nur um des Sex Willen und nicht, weil er mich liebte. So blöd war nämlich nur ich. Immer noch verliebt in den Ex-Freund. Schnulzenfilmreif. „Hm?“ sein Blick durchbohrte mich beinahe. „Na weil ... weil“ weil du ein verdammter Arsch bist! Ja, das werde ich ihm jetzt an den Kopf werfen und damit ist die Sache gegessen. Doch kein Ton kam über meine Lippen, stattdessen fing ich an zu weinen. Jetzt würden man sehen, ob die Theaterschminke hielt, was sie versprach. Die Tränen quollen aus meinen Augen, liefen in glänzenden Bahnen meine Backe entlang und tropften bald dunkle Flecken auf den hellen Kimonostoff. Verdammt. Takehito sah mich erschrocken an. „Hey, Schatz, was-“ „Nenn mich nicht Schatz!“, rief ich gewollt wütend und wehrte mich gegen seine Umarmung. „Und hör auf mit diesem Spielchen!“ Er trat einen Schritt zurück. „Spielchen?“, fragte er, als wüsste er gar nicht wovon ich sprach. „Ja, jetzt tu nicht so, du Volldepp, ich bin dafür nicht zu haben, okay? Ich hab mich damit abgefunden, dass du nur deinen Spaß wolltest, aber-“ weiter kam ich nicht, denn er presste mich erneut gegen die Tür und raubte mir einen Kuss, den ich allerdings durch eine knallende Ohrfeige unterbrach. Takehito stolperte mit einem verdutzten „Aua“ zurück und hielt sich die Wange. „Was ist denn in dich gefahren?“ „Was in mich gefahren ist?“ die Tränen rannen jetzt in Sturzbächen über mein Gesicht. „Du bist ein verdammter Arsch, das is in mich gefahren“, schrie ich ihn an. „Und ich liebe dich und du merkst es nicht! Und du fickst mich nur so zum Spaß! Weißt du wie weh das tut? Weißt du wie weh es tut, wenn der Mann den man liebt, einen nicht liebt und nur so zum Spaß mit einem in die Kiste steigt?“ Er schwieg. Sah mich nur an. „Und jetzt kreuzt du hier auf und machst alles wieder kaputt. Du spielst mit mir und das tut weh, verdammt!“ meine Stimme hatte sich inzwischen in ein verzweifeltes Geschrei verwandelt. Ich verschluckte mich, hustete und sank auf den Boden, heulte dort vor mich hin, während Takehito immer noch nur da stand und mich anstarrte. Irgendwann spürte ich, wie er sich neben mich setzte und mir ein Taschentuch vors Gesicht hielt. Ich grapschte es ihm aus den Fingern und reinigte mir geräuschvoll die Nase. „Dummerchen“, hörte ich ihn sagen, er zog mich in seine Arme. „Wer sagt denn, dass ich dich nicht auch liebe?“ Ich stockte mitten in meinem Schnäuzkonzert. Momentchen mal! Noch mal von vorne. Ich blinzelte zu Takehito hinauf. In meinen Wimpern hingen Tränen. „Was?“, fragte ich blöd nach. Er musste lachen. „Du bist so ein Dummkopf, ´tetsu“, meinte er und gab mir einen Kuss. „Ich hab mit dir geschlafen, weil ich dich liebe... immer noch. ICH hab nicht Schluss gemacht“ „Aber du hast-“ Nein, nicht wieder mit der alten Geschichte anfangen! Abgeschlossen. „O-okay“ ich begann zu lächeln. „Okay?“ er lachte wieder. Es klang wie eine muntere Melodie in meinen Ohren. Ich sah uns schon vor dem Traualtar – nein, besser nicht. Er richtete sich auf, hielt mir die Hand hin und zog mich auf die Beine. „Du siehst sehr schön aus, in dem Ding“, meinte er, und nahm mich bei der Hand. Ich wurde knallrot, was man durch die Schminke allerdings nicht sehen konnte. Die Türe wurde geöffnet und wir traten gemeinsam auf den besser beleuchteten Flur. „Kann ich so überhaupt da raus gehen?“, fragte ich und nickte gen Bühneneingang. „Sicher“ seine Hände legten sich rechts und links an mein Gesicht, mit den Daumenkuppen strich er die Tränen unter meinen Augen weg, dann küsste er mich wieder. „Und weißt du was?“ „Hm?“ „Du schmeckst auch nach Honig...“ Ich sah ihn an, wurde rot und blickte zu Boden, woraufhin Takehito anfing leise zu lachen. „Du bist so wundervoll“, hauchte er. Oh nein, bevor wir uns in schnulzigen Dialogen verlieren konnten, flüchtete ich auf die Bühne. ~ Es gibt sogar Kekse UND Zuckerwatte, diesmal, weil es das letzte Kapitel ist. Ursprünglich war noch ein Epilog geplant, doch nach reichlichen Überlegungen bin ich zu dem Schluss gekommen die Geschichte doch so enden zu lassen, zumal Intetsu keine Lust mehr hatte... Ich hoffe natürlich, das 'Honigtraum' euch gefallen hat. Noch einmal vielen Dank an die Kommentarschreiber und Favoriteneinträge - so etwas freut mich immer ungemein. Vielleicht ließt man sich bald wieder. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)