Zehn Tage im Dezember von Seraphin ================================================================================ Kapitel 1: Donnerstag der 15. und Freitag der 16. Dezember ---------------------------------------------------------- Donnerstag der 15. Dezember Es geschieht einem verlassenen Korridor des achten Stocks. Zu beiden Seiten der Wänden hängen tapfer ewige Fackeln, die den gesamten, fensterlosen Flur bis ganz weit nach hinten, hinein wo die Schwärze herrscht, säumen und mit rot-goldenen Lichtern schmücken. Auch wenn nie jemand kommt, um die Fackeln, die wie Glühwürmchen in der Nacht leuchten, zu bewundern. Fast hätte es schön ausgesehen, doch der schwarze Qualm der von ihren Feuern auftaucht lässt die gesamte Szenerie nur noch unwirklicher, geradezu gespenstischer wirken. Hier ist es so einsam und verlassen, dass an manchen Türen der alten Klassenzimmer mit Spinnweben übersät sind, da hier seit Jahren kein Unterricht mehr statt fand und noch nicht einmal Filch es für nötig befindet, hier noch Kontrollen durchzuführen. In der Tat ist es so einsam, dass nur Gemälde hier aufgehängt wurden, deren Bewohner jedoch, wegen der entsetzlichen Langeweile, der in diesem ausgestorbenen wirkenden Teil des Schlosses herrscht, ihre Rahmen seit Jahren nicht mehr aufgesucht hatten. Keine Schüler, keine Lehrer, nicht einmal die Geister kommen hier her. Dennoch, heute sind zwei Jungen da. Beide etwa 17. Der eine groß, dünn und blond. Der andere etwas kleiner, von schmächtiger Statur mit schwarzem, zerstrubbeltem Haar. Die beiden umkreisen sich mit drohend auf den jeweils anderen gerichteten Zauberstäben. Die hellgrünen Augen des Dunkelhaarigen funkeln zornig wie smaragdene Flammen zu dem blonden Jungen hinüber, der den Blick mit Augen kalt und klar wie Eiskristalle, erwidert. Der Dunkelhaarige hebt den Zauberstab etwas höher, drückte ihn gegen die Stirn des Blonden und zischt. „Sie es ein, Malfoy. Du hast auf ganzer Linie verloren. Ihr seid besiegt, selbst deine Eltern haben es verstanden. Finde dich damit ab, dass unsere Seite gewonnen hat.“ Vom Blonden, Malfoy, unvermutet tritt der Dunkelhaarige einen Schritt näher heran, presst den Großen gegen die Wand. Stellt sich leicht auf die Zehenspitzen, um Malfoy in die Augen zu sehen, und zischt. „Der dunkle Lord ist Geschichte und du und deinesgleichen habt alles verloren. Wage es ja nicht noch einmal …“ Was der Blonde nicht noch einmal versuchen soll sagt er nicht, aber der Blonde, Malfoy, wird schon wissen was gemeint war. Sie haben sich nicht zufällig hier oben, im verlassensten Winkel von ganz Hogwarts, getroffen. Ein strenger Blick zur Bekräftigung der Worte, dann dreht sich der Dunkelhaarige um und geht weg. Schnell und schneller, fast rennt er, als er in den angrenzenden Korridor einbiegt und aus dem Blickfeld des Blonden entschwindet. Dieser bleibt ruhig stehen, weiterhin mit dem Rücken zur Wand steht er da, holt tief Luft und seufzt, während er dem, der ihn gerade bedroht hat, mit undurchdringlicher Miene nachsieht. Dann nickt er entschlossen und flüstert so leise, wie nur der Geist eines Windhauchs sein könnte. „Die Dinge ändern sich …“ [style type="underlined"] [style type="bold"] Donnerstag der 15. Dezember [/style] [/style] Hermine stand inmitten der Großen Halle, auf dem Podest wo die Lehrer ihre Plätze hatten, und sang ein Weihnachtslied aus der Zaubererwelt. Vor sich hatte sie einen kleinen, schon etwas älter aussehenden Kupferkessel gestellt. Eine Gabe von Ron, der am Gryffindortisch saß und so aussah, als ob er am liebsten unten den Tisch gekrochen wäre da eben dieser Kessel, den Hermine ohne weitere Erklärung ausgeliehen hatte, mit einem großen, grünen W verziert war, dass ihn als Eigentum der Familie Weasley kennzeichnete. Seine Schwester, Ginny, vergrub ihr Gesicht in der Schulter ihres Freundes Harry, der, aus Diplomatie zu Hermine, nicht wagte wegzusehen. Dennoch, Lippen zusammengepresst und betreten auf seine Füße starrend wirkte er keinesfalls weniger peinlich berührt, als die anderen Gryffindors die am langen Haustisch saßen und es anstandshalber nicht wagten, die Schulsprecherin aus ihrem Haus zu ignorieren… …wie die Ravenclaws, die in dem Moment als Hermine zu singen angefangen hatte, eifrig die Köpfe zusammen steckten und begannen, die aktuelle politische Lage zu diskutieren. Einzig Luna Lovegood stierte Hermine mit ihren Glupschaugen wie gebannt an, als hätte sie in ihrem ganzen Leben noch nie so etwas Spannendes gesehen, und summte leise… allerdings ein ganz anderes Lied. Die Hufflepuffs, freundschaftlich und fair, hatten bereits jeder ihre Geldbörsen im Kupferkessel erleichtert, in der Hoffnung, dass Hermine dann aufhören würde. Tat sie aber nicht, sie sang nun schon seit knapp einer halben Stunde und da Professor Snape nicht mehr lebte, war kein Lehrer anwesend der es sich getraut hätte zu sagen, dass das kreissägenähnliche Geräusch, dass ihre Stimmbänder erzeugten, jeden anderen als die ja nun bereits schon verstorbenen Gespenster ganz sicher noch in den Selbstmord treiben würde, wenn es nicht bald vorbei wäre. Wobei, die Slytherins machten aus ihrer Meinung keinen Hehl. Lachend, kugelnd und kreischend lagen sie mit den Köpfen auf dem Tisch, trommelten mit den Fäusten auf ihre Knie, spukten ihr Essen quer über die Sitzreihen wenn eine neue Strophe Hermines die nächsten Lachkrämpfe erzeugte und zeigten feixend mit ausgestrecktem Finger auf sie. Aber Hermine wollte weitersingen, ein klein wenig noch. Man hatte ihr 40 Minuten zugesagt und die wollte sie auch ausnutzen. 40 Minuten in denen sie so ziemlich jedes Weihnachtslied sang dass sie kannte und 40 Minuten die jeder hier im Schloss die Möglichkeit hatte einen kleinen, oder auch gerne größeren Beitrag, für ihre „Elfen helfen“ Aktion zu spenden. Hatten sich die Elfen auch geweigert, die von ihr angekündigt flauschigen Wollpullover als Weihnachtsgeschenke zu akzeptieren, so plante sie jetzt dennoch all den Elfen auf Hogwarts, die so tapfer im Krieg gegen Voldemort zu ihrer Seite standen, neue, kuscheligere Betten zu kaufen. Was nicht billig war… … deswegen sang sie hier. Hermine schaute prüfend auf die kleine, goldene Uhr, die sie sich wie eine Halskette umgehängt hatte. Fast geschafft und perfekt getimt, wie immer. Die letzte Strophe des letzten Liedes. Hermine trat einen kleinen Schritt näher an den Kupferkessel heran, und späte über den Rand hinweg in dessen erschreckend leeres Inneres. Ein paar Knuts, ein paar Sickel konnte sie darin erkennen, mehr nicht. Durchaus möglich, dass die Hufflepuffs ihre gespendeten Münzen per Aufrufzauber heimlich zurück in ihre Portemonnaies geholt hatten. Ein empörter Blick streifte Ron und Ginny, die beschämt die Köpfe hingen ließen, und verharrte auf Harry von dem sie wusste, dass er unter ihren Freunden das meiste Geld hatte. Tiefrot im Gesicht wühlte er umständlich in den Taschen seines Umhanges herum, fischte seine braune Ledergeldbörse aus den Tiefen der Tasche hervor und beeilte sich, eine große, gold-glänzende Galleone auf seine Hand zu schütteln, die er dann mit wehmütiger Miene in Hermines Kessel schweben ließ. Als Hermine ihre Augen von dem immer noch kläglichen Inneren des Kessels löste und nach vorne blickte sah sie etwas, nein jemand, mit dem sie nicht gerechnet hatte. Draco Malfoy, der ebenfalls das letzte Jahr in Hogwarts nachholen musste, stand in einem eleganten, schwarzen Anzug gekleidet kaum zwei Meter entfernt vor ihr und grinste sie an. Hermine endete, ignorierte das erleichterte Aufatmen der Gryffindors zu ihrer Rechten sowie das viel zu übertriebene Applaudieren und Pfeifen der Slytherins zu ihrer Linken, und starrte unverwandt auf Malfoy, dessen Mund sich zu einem höhnischen Grinsen kräuselte. Hermine straffte sich und machte sich auf eine weitere, bösartige Bemerkung oder Geste gefasst, die für den Blonden so typisch war und verschränkte trotzig die Arme. Draco Malfoy hob ebenfalls die Arme, genoss für eine Sekunde die Vorfreude und die Empörung über den kommenden Spott, die ihm von allen Seiten entgegenschlug und hob die Hände … um zu klatschen. Schlagartig war es in der ganzen, großen Halle mucksmäuschenstill. Alle Augen wie gebannt auf Malfoy gerichtet, der seelenruhig weiter applaudierte. Nichts, kein Geräusch, als Schüler wie Lehrer vor Überraschung zu atmen vergessen hätten, war nichts außer dem blechernen Echo von Dracos kräftigem Applaus zu hören. Einige Slytherins hätte es fast von der Bank gehauen, so überrascht waren sie über Slytherins männlichen Schulsprecher. Die Ravenclaws flüsterten aufgeregt miteinander, die Hufflepuffs sperrten erstaunt und ratlos die Münder auf bis sie es den Gryffindors gleich taten, die zwar äußert misstrauisch zu Malfoy hinüberblickend, dennoch in dessen Applaus eingestimmt hatten. Und Malfoy stand da, lächelte Hermine an und klatschte und klatschte. Ganze fünf Minuten lang. Jedem anderen Menschen hätten doch schon längst die Hände abfallen müssen, so dachte Hermine im Stillen. Professor McGonagall, die neue Schulleiterin, beendete das Schauspiel mit einer herrischen Geste und schickte die Schüler hinaus, das Abendessen sei vorbei und man sollte sich in seine Gemeinschaftsräume zurück begeben. Hunderte von Schülern erhoben sich, leicht überrascht und amüsiert tuschelten sie, während sie sich an Draco vorbei den Gang entlang drückten, der zum Ausgang führte. Nur Draco, der stand immer noch, direkt vor Hermine und lächelte sie an. Als keiner mehr da war, als selbst die Lehrer sich von ihren Stühlen erhoben hatten und dabei waren, das Zimmer zu verlassen, begann sich der große, Blonde doch endlich wieder zu bewegen. Zwei, drei Schritte trat er auf sie zu, sah ihr tief, doch ohne jeglichen Spott, in die großen, braunen Augen und warf etwas Klimperndes in den unter ihnen stehenden Kupferkessel. Wie hypnotisiert konnte sich Hermine nicht von seinen Augen lösen. Sie wollte etwas sagen, doch wusste sie nicht was. Statt dessen stand sie da, wie ein Fisch dessen Mund sich still öffnete und schloss und beobachtete Malfoy weiter, der sich umdrehte und sich nun durch die geleerten Bankreihen hindurch ebenfalls auf den Weg zur Tür machte. Wie aus einer Trance erwacht konnte sie sich endlich wieder lösen. Vorsichtig, als ob etwas gefährliches herausspringen könnte, lugte sie über den Rand ihres Kessels, aus dem ihr nun nicht nur eine, sondern eine ganze Schicht aus goldenen, glänzenden Galleonen entgegenfunkelten. „Aber…“ rief Hermine überrascht und erschrocken zugleich. Das mochten gut und gerne 20 oder mehr Goldtaler gewesen sein. Malfoy, der ihren überraschten Ruf gehört hatte, drehte sich an der Tür noch einmal um. Den Fuß schon auf der Schwelle und die Hand am Portal drehte er sich zu ihr um und deutete eine Verbeugung. „Bis morgen, Hermine!“ Freitag der 16. Dezember Hermine hatte den gesamten gestrigen Abend damit verbracht, Malfoys merkwürdiges Verhalten bis in alle Einzelheiten hinein mit Ginny, Ron und Harry zu diskutieren. „Er heckt was aus, er heckt irgendwas aus“ hatte Harry die ganze Zeit über gebetsmühlenartig orakelt, wobei er im 5 Minuten-Takt die Karte-des-Rumtreibes unter die Nase gehalten hatte um ihr zu zeigen, dass es nichts Gutes verheißen konnte, wenn Malfoy alleine im Bad, auf der Toilette oder im überfüllten Gemeinschaftsraum der Slytherins war. Alles äußert verdächtige Umstände. Ron indes hatte sich mit verschränkten Armen so dicht neben sie auf ihre Lieblingscouch am Feuer gequetscht, als wolle er Hermine an das Sofa verfüttern. Eindeutig ein Versuch, sein „Revier“ zu markieren. Harry schlug die unheilsschwanger „Idiot, arroganter Trottel, Mamasöhnchen“ vor sich hinmurmelnden Ginny mit der Rumtreiberkarte fast in´s Gesicht, als er bemerkte, dass Draco den Slytherin-Gemeinschaftsraum verlassen hatte um sich, ganz allein, schlafen zu legen. Ron quittierte dies mit einer äußerst kreativen Ansammlung von Morddrohungen die er Malfoy um die Ohren hauen wollte, wenn dieser sich noch einmal trauen würde, Hermine zu belästigen. Hermine konnte zwar nicht umhin Harry Recht zu geben, dass das alles schon sehr seltsam war, dennoch, so fand sie, war dies ein Scherz, der am Ende wohl Malfoy mehr Schaden als ihr verursachen würde. Selbst wenn er sich über ihre Sangeskünste, ihr Projekt und Ron´s ärmliche Familienkasse lustig gemacht haben sollte, so war dies doch ein Scherz, den er mit 25 Galleonen bezahlt hatte. 25 Galleonen, die Hermine bereits für ihren Ausflug in Hogsmead am Samstag eingeplant hatte, wenn sie eine große Ladung warmer Bettdecken für die Hauselfen kaufen würde. xxx Hermine saß mit ihren Freunden gemeinsam beim Frühstück, tief in den Tagespropheten vertieft, in dem Kinsgley Shackelbolt seine neue Politik erläuterte, gab sie sich alle Mühe Harrys und Ron´s Pläne zu ignorieren, die böse glucksend überlegten, wie sie Malfoy beim nächsten Quidditch-Spiel am schnellsten vom Besen hauen könnten. Die Post war bereits vor einer halben Stunde gekommen und so gab es für Hermine keinen Grund, die Augen nach oben zur verzauberten Decke hin zu erheben, als erneut ein Vogel durch ein kleines Fenster hereingeflattert kam, über den Haustischen hinweg seine Runden drehte um dann zielsicher den Gryffindortisch anzusteuern, um direkt auf Hermines Teller zu landen. Eigentlich bemerkte sie die blütenweise Taube erst, als sie achtlos ihre Hand ausstreckte um sich von einer der silbernen, mit Löwenornamenten verzierten Servierplatten eine weitere Scheibe Toast zu holen. AU! Hermine lies erschrocken ihre Zeitung fallen als der Vogel ihr mit seinem spitzen Schnabel kräftig in den Finger gehackt hatte. Durch Hermines Schrei aufmerksam geworden, bemerkten nun auch Harry und Ron, sowie einige andere Gryffindors um sie herum den weißen Vogel, der nun, da Hermine ihn ansah, zufrieden gurrte, sich bückte und mit seinem Schnabel die rubinrote Rose aufhob, die er eben hatte fallen lassen. Hermine starrte zuerst den Vogel, dann den leichenblass gewordenen Ron, den hinter der Karte des Rumtreibers verschwundenen Harry und dann zurück auf die Rose, die ihr von der Taube sanft in die Hände gelegt wurde. Ohne Dornen. Wunderschön, doch ein eigenartiger Geruch ging von ihr aus. „Seht mal“ rief Ginny, die neben Harry gegenüber von Hermine und Ron saß. „Sie hat etwas am Fuß.“ „Was ist das denn?“ ziemlich unsanft stieß Ron den Vogel um und grapschte nach einem kleinen Zettel, den die Taube gemeinsam mit etwas das wie Unkraut aussah, zwischen ihre Zehen gekrallt hatte. Das Kraut wurde unachtsam quer über den Tisch weggeschleudert. Stattdessen schnüffelte er an dem aufgerollten Pergamentfetzen dessen rotes Siegel das für Slytherin typische Zeichen der Schlange trug. Jetzt, da das Kraut etwas unter ihrer Nase verschwunden war erkannte auch Hermine, dass der eigenartige Geruch eine Mischung aus Kräutern und männlichem Aftershave war. Hermine kannte den Geruch noch ehe Ron es aussprechen konnte. „MALFOY!“ Ron´s Gesicht verfärbte sich dunkelrot vor Zorn, wobei er sich einen heftigen Ringkampf mit Hermine lieferte, die die für sie bestimmte Nachricht selbst lesen wollte. Ron riss den Arm in die Luft und drückte Hermine mit ausgestrecktem Arm von sich weg. „Das – ist – mein – Brief“ keuchte Hermine, die nun auf den Tisch gekrabbelt war um besser an Ron´s emporragende Hand heranzukommen. „VERGISS ES! DAS SIND NUR WIEDER IRGENDWELCHE BELEIDIGUNGEN!“ brüllte Ron, der nun ebenfalls aufgestanden war und den kleinen Zettel damit unerreichbar für die um ihn herumhopsende Hermine in die Höhe hielt. Gerade als Hermine nach ihrem Zauberstab greifen wollte, um Ron zu verhexen, kam ihr Neville unbeabsichtigt zur Hilfe. Angelockt durch den Geruch der Pflanze, die Ron, der sie für Unkraut hielt, zur Seite geworfen hatte, rempelte er Ron um als er an ihm vorbei zum dem Platz stolperte, wo die Pflanze hingefallen war. Ron taumelte zur Seite und lies vor Überraschung das Pergament fallen, als Neville kurz darauf strahlend „Katzenminze“ verkündete „Hermine, das ist sicher für dich. Krummbein wird es lieben.“ Hermine schnappte zuerst nach dem am Boden liegenden Pergament, angelte dann schnell nach vorne um die Minze von Neville entgegenzunehmen und rettete sich dann vor Ron´s Attacke ein paar Schritte nach hinten, der ihr erneut das Pergament entreißen wollte. Das Kraut stopfte sie in ihre Schultasche, holte stattdessen ihren Zauberstab heraus und lies unter lauten „Oh´s“ und „Ah´s“ um sich herum einen kugelförmigen Schutzwall herauf beschwören, der sie wie eine sanft, schimmernde Seifenblase umschloss. Hermine führte das Pergament an ihre Nase und sog den Duft tief ein, um sich noch einmal zu vergewissern, dass sie vorhin nicht falsch gelegen hatte und Malfoy vielleicht einfach an ihr vorbei die Halle betreten hatte. Nein, das Pergament roch eindeutig nach Draco der, wie sie verblüfft feststellte, gar nicht im Raum war und eine Lücke in den Reihen der Slytherins zurückgelassen hatte. Nervös entrollte sie die Nachricht und las. Eine ganze Minute stand sie still da, und starrte auf die in schöngeschwungener Schrift geschriebenen Worte, die dort in smaragdgrüner Tinte auf das Pergament gezeichnet worden waren. „Jetzt lies schon vor, was steht da. Ist es von Malfoy?“ drängte Harry, der gerade noch schnell genug war um Ron festzuhalten, bevor der sich auf Neville stürzten konnte. „Nichts Wichtiges.“ Hermine schüttelte abwehrend den Kopf und rollte das Pergament wieder zusammen, warf es jedoch nicht weg, sondern verstaute es umsichtig in ihren bereites geschulterten Schulranzen. „HA HA“ Hermine zuckte die Achseln. „Wahrscheinlich denkt er, dass er gestern während dem Abendessen noch nicht witzig genug war.“ Umgeben von ihrer Blase machte Hermine auf den Absatz kehrt, löste diesen Schutz von sich mit einem leichten Schwung des Zauberstabes und marschierte hoch erhobenen Hauptes an den kichernden und auf sie deutenden Slytherins vorbei. Fast wäre sie in der Tür mit dem leibhaftigen Malfoy zusammengerannt, der genau in dem Moment die Halle betrat, als sie das Frühstücksbankett verlassen wollte. Einen Herzschlag trafen sich ihre Augen, dann drängte Hermine den grinsenden Blonden zur Seite und hastete hinaus, rannte sogar, bis sie gänzlicher sicher sein konnte, vollkommen allein und unbeobachtet zu sein. Statt sofort die Treppe nach unten zur jetzt anstehenden Zaubertrankstunde zu nehmen, ging sie weiter den Gang entlang und prüfte ein paar Türen, bis sie ein unverschlossenes und gerade nicht benutztes Klassenzimmer fand. Hermine ließ sich mit dem Rücken gegen die Tür fallen, ihre Tasche plumpste neben ihr zu Boden und Sekunden später sank auch Hermine in die Knie, um mit spitzen Fingern nach Malfoys Botschaft zu suchen. Vorsichtig, schwer zu entscheiden ob sie die Nachricht für kostbar oder gefährlich hielt, entrollte sie das Pergament erneut und starrte auf dass, was dort geschrieben stand. „WUNDERSCHÖN… D.M.“ xXx Den ganzen Tag über grübelte Hermine darüber nach, wie sie Dracos Nachricht interpretieren sollte. Ein übler, sehr übler Scherz vermutlich. Eigentlich hatte sie sich fest vorgenommen ihn beim Abendessen in der großen Halle hart anzugreifen, möglicherweise sogar Ron unter einem erdachten Vorwand auf ihn loszuhetzen, als ihr Ginny zuvorkam die zu ihr in den Schlafsaal stürzte, als Hermine sich gerade zum Abendessen, natürlich nur für Ron, frisch umziehen wollte. „Hast Du´s schon gehört? Gerade eben ist es passiert?“ keuchte Ginny, die Hände auf die Knie gepresst, schwer atmend. „Wie kann ich es den schon gehört haben, wenn es eben erst passiert ist? Da ich weder nach Sherry rieche noch mich selbst in einem Turm eingesperrt habe, solltest du doch wissen, dass ich nicht Trelawney bin.“ Erwiderte Hermine leicht genervt, während sie überlegte ob sie ihr Haar lieber offen oder hochgesteckt tragen sollte. Ginny, mit rot glühenden Wangen, funkelnden Augen und viel zu aufgeregt, um auf Hermines unfreundlichen Ton zu achten, sprang neben ihre Freundin auf deren Bett, lies deren Haare mit einem kurzen Dreh des Zauberstabes zu einem komplizierten, viersträngigen Zopf verflechten und packte Hermines Schultern, so dass diese ihr direkt in die Augen sehen musste. „Malfoy“ Ginny holte tief Luft, kicherte, und sprach weiter. „Er hat eben einem anderen Slytherin 150 Punkte abgezogen, weil der eine Viertklässlerin aus Hufflepuff „Schlammblut“ genannt hat.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)