Die Chronik der anderen Welt von DhalaElenaAngel ================================================================================ Kapitel 1: Nach der Schlacht ---------------------------- Tadaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa! Hier bin ich wieder! LEider etwas später, als geplant, aber leider ist mir mein alter PC - mal wieder - vollkommen abgeschmiert. Er war so was von töter. Daher konnte ich nicht gewohnt schnell weiter machen, aber ich hoffe mir wird verziehen *große Augen macht* Na ja, hier auf jeden Fall die nächste Geschichte Viel Spaß beim Lesen! ______________________________________________________________________________ Es war vorbei, er hatte es geschafft, stellte Harry wieder fest, er saß am Fenster der kleinen Wohnung die er sich genommen hatte. Er hatte Voldemort besiegt, es war nur wenige Wochen her. Aber er war nicht glücklich, im Gegenteil, er fühlte sich zerrissen und vollkommen fehl am Platz. Das sechste Schuljahr war abgebrochen worden, eigentlich hätte es noch zwei Monate dauern müssen, aber es war für die Feierlichkeiten verkürzt worden. Ja, alle Welt feierte, als gäbe es kein Morgen mehr, so, wie sie es schon das erste Mal getan hatten. Der einzige Unterschied war, dass sie sich dieses Mal sicher sein konnten, dass der Irre nicht zurückkam. Nur er feierte nicht. Harry starrte dumpf aus dem Fenster. Die Gardinen, die Molly ihm gemacht hatte, lagen immer noch über dem Sessel, einem Geschenk von Ginny und Hermine. Er saß schon hier, seit man ihn aus dem Krankenhaus entlassen hatte, wo er mit schweren Verletzungen gelandet war. Eigentlich hätte er zu seinen Verwandten gehen sollen. Ja, Albus Dumbledore hatte tatsächlich gefordert, dass er ein weiteres Mal zu ihnen ging, da er da sicher vor den restlichen Todessern wäre, die auf Rache aus waren. Er hatte das gesamte Büro zertrümmert und den Alten bedroht. Er hatte geschrieen, dass er einen Dunklen Lord bezwungen habe und sicher mit einigen einsamen Todessern fertig werden würde, sollte er das müssen. Nichts und Niemand würde ihn je zurück zu seinen Verwandten bringen. Nichts. Er starrte auf den Lastwagen, der vorbei fuhr. Der Streit hatte Stunden angedauert. Da in der letzten Schlacht auch Remus gefallen war, hatte er keinen anderen Erwachsenen gehabt, um ihm zu helfen. Bis er seine letzte Karte ausgespielt hatte. Er sei Lord Potter und Black. Das habe ihn schon vor einem Jahr volljährig gemacht und Dumbledore habe kein Recht mehr darauf, ihn herumzukommandieren. Der Alte war schneeweiß geworden, ob vor Wut oder Schreck wusste er nicht aber Harry war einfach gegangen. Kaum Jemand wusste, wo er sich verbarg. Er war nach dem, was Dumbledore abgezogen hatte, einfach weggerannt, weg von den Reportern und den Fragen, weg von all den Blicken. Mit Charlies Hilfe hatte er schließlich eine Wohnung in der Muggelwelt gefunden, in Norwegen, weit weg, dahin, wo er den Leuten kein Begriff war. Nur die Wesleys, Hermine – und sein neuer, unerwarteter Freund wussten, wo er sich aufhielt. Na ja, nicht ganz, seine Adresse hatte nur Draco... Er verließ die Wohnung kaum, Essen bestellte er per Internet oder Telefon, dem Boten legte er das Geld hin, der dafür die Lebensmittel da ließ. Er tat tagein, tagaus nur das Eine – er starrte aus dem Fenster, oft, ohne wirklich etwas wahr zu nehmen. Er verstand nicht, wie Menschen überhaupt feiern konnten. So Viele, so viele waren gestorben, er hatte das Gefühl, den Geruch von Blut nie wieder aus der Nase zu bekommen und all die Leichen über die er gefallen war, auf seinem Weg zu dem letzten Duell, selbst schon hinkend und blutend. Bill war von Fenrir zum Werwolf gebissen worden, Fred hatte ein Auge verloren, George um ein Haar sein Leben. Ron würde dank seiner Verletzungen nicht, wie er es gewollt hatte, Auror werden können. Hermine hatte es mit nur einigen heilbaren Brüchen recht gut überstanden, als eine der Wenigen. Und es gab so viele, die es noch schlechter erwischt hatten. Er konnte nicht mehr schlafen, jedes Mal, wenn er die Augen schloss, sah er Remus, der sich vor ihn warf, um den Avada abzufangen, der für ihn gedacht gewesen war. Der Letzte, dem er so rückhaltlos vertraut hatte, war damit gefallen, der letzte Erwachsene. Der, der ihn hatte zu sich und seiner Frau nehmen wollen, nun, wo Sirius ... Harry biss sich auf die Lippen. Es war fast genau ein Jahr her, dass der Andere durch den Vorhang in die Geisterwelt gefallen war. Er sah kurz in die Wohnung, dahin, wo sein Feuerblitz lehnte. Der Besen, den der Andere ihm geschenkt hatte. Unbenutzt seit dessen Tod. Harry schaffte es nicht, sich wieder auf ihn zu setzen, er konnte einfach nicht. Der leere Blick wandte sich wieder der Straße zu. Er beobachtete, wie die alte Dame aus der Wohnung gegenüber die Haustür aufschloss, eine Einkaufstüte in der Hand. Erst dann klappte sie den Schirm zu. Regnete es? Harrys Blick fokussierte sich. Tatsächlich. Es regnete. In Strömen. Er hatte es nicht mal bemerkt. Wie in der Schlacht. Da hatte es auch gegossen. Als würde der Himmel über das weinen, was sich unter ihm abspielte. Als würde er sich dafür schämen, wie dumm die Menschen sich benahmen, er auf jeden Fall tat es jetzt immer noch. Es war ganz zu Beginn geschehen, auf ein Mal war Nagini bei ihm gewesen, die Schlange hatte ihn beißen wollen, stattdessen aber Snape erwischt. In dem Moment hatte er gedacht, er würde auch sterben. Er hatte vor diesem Ereignis oft mit dem Älteren trainiert, auf Dumbledores Befehl hin und was als pure Folter begonnen hatte, war irgendwann zu gegenseitigem Verständnis und sogar zu einer vorsichtigen Freundschaft geworden. Harry hatte nach jeder der harten Stunden, die oft mit blauen Flecken verbunden gewesen waren, einen Tee mit dem Tränkemeister getrunken, sie hatten manchmal gar nicht geredet, aber es war eigenartig beruhigend gewesen. Und selten, wenn das Training wirklich hart gewesen war, hatte der Ältere ihm die Schultern massiert und ihm wortlos einen Trank gegeben, der ihm half, einzuschlafen. Er hatte geschrieen, als Severus in die Knie gegangen war. Der hatte ihn direkt angesehen, mit diesen dunklen, unergründlichen Augen. „Geh!! Tu, was du tun musst!“ Das waren seine letzten Worte gewesen. Harry hatte nur noch beobachten können, wie die Augen in den Kopf gerollt waren. Der Tod des früher so gemeinen Mannes hatte ihn aus irgendeinem Grund sogar schwerer getroffen, als der von Remus. Weswegen er auch noch Schuldgefühle hatte. Remus, sein Ersatzpate, hätte er nicht um diesen mehr trauern müssen? Um den letzten der Herumtreiber und den Einzigen, der noch da gewesen war, um mit ihm über Sirius zu reden? Aber jedes Mal, wenn er an Severus dachte, war es, als würde sein gesamter Körper schmerzen, schlimmer als jeder crucio-Fluch es je gekonnt hatte. Aber es war ihm nicht möglich, den Gedanken an den Anderen zu verbannen und bei Merlin, er hatte es versucht. Die Schmerzen waren so schlimm geworden... Harry blickte auf den Dolch mit der blutverschmierten Klinge, der vor seinen Füßen lag. Er hatte einmal Sirius gehört, in dem Griff war das alte Wappen der Blacks zu erkennen, nun hatte er ihn. Er trug ihn schon seit kurz vor der Schlacht mit sich herum. Der Dolch, nicht sein Zauberstab, hatte den Irren getötet. Harry hatte auf den Schlangenmenschen eingestochen, immer und immer wieder, bis er umgekippt war. Nun benutzte er ihn, um diese dumpfen Schmerzen zu betäuben. Er wusste, wenn Molly oder einer der Anderen das herausfinden würde, würden sie alles tun, um Harry dazu zu bekommen, zu ihnen in den inzwischen ausgebauten Fuchsbau zu ziehen, aber das war unmöglich. Es fiel ihm schon schwer genug, zu tun, als wäre alles in Ordnung, wenn die Anderen zu Besuch kamen. Würde er das immer tun müssen, würde er wahnsinnig werden. Er ertrug kaum noch andere Menschen und wenn dann nur in sehr, sehr kleinen Dosen. Weswegen er auch kaum aus dem Haus ging. Allein der Gedanke, angerempelt zu werden, bereitete ihm Schmerzen. Hier, in der Einsamkeit der kleinen, stillen, spartanisch eingerichteten Wohnung hatte er mehrere Entscheidungen getroffen. Er würde nicht, niemals, wieder nach England zurückkehren, oder in die magische Welt. Einst hatte diese neue Welt Hoffnung für ihn bedeutet, bis er erfahren hatte, was von ihm erwartet wurde, bis er begriffen hatte, dass er auch dort keine Hilfe und keine Ruhe finden würde. Etwas, das die Anderen nie verstehen würden. Als er das erste Mal mit elf in diese Welt gekommen war, war sie Alles gewesen, was er sich je erträumt hatte, aufregend, anders, da war er kein Freak mehr gewesen, auch Andere hatten seltsame Dinge geschehen lassen können und niemand hatte sie dafür angeschrieen. Er hatte Freunde gefunden, gute Freunde, die auch jetzt noch zu ihm standen, und eine Familie. Sirius, Remus... Aber dann hatte er das wahre Gesicht dieser Welt gesehen, all ihre Grausamkeiten, ihre Rückständigkeit, eine Prophezeiung hatte ihm alles wieder genommen, weil die Erwachsenen der magischen Welt zu feige waren, selbst zu kämpfen, das hatten sie lieber einem Kind überlassen. Sirius war gefallen, Cedric vor seinen Augen umgebracht worden, Remus hatte sich geopfert – und Severus war auch noch tot. Nein, er wollte nicht zurück, nie, nie wieder! Da waren nur schlechte Erinnerungen und Menschen, die selbst jetzt noch etwas von ihm forderten. Nach Allem, was er getan hatte, wollten sie noch mehr! Er...! „Harry!“ Die Stimme riss ihn aus den trüben Gedanken. Hastig und mit einer Handbewegung, ohne einen Laut, legte er einen Zauber auf den Dolch und seine Wunden, bevor er aufstand, zur Tür ging und sie so weit öffnete, wie die Kette es zuließ. Dann schloss er sie, hakte die Kette auf und öffnete sie ganz, lächelte etwas. Das war vielleicht die einzige Person, die in Etwa wusste, wie es ihm wirklich ging. Er hatte es nie über sich gebracht, das Ron und Hermine zu erzählen. „Hi, Dray...“ Manchmal kam es ihm selbst vor, wie ein Traum, dass sie keine Feinde mehr waren. Er wusste nicht, wann und wie es passiert war, aber irgendwann zu Beginn des fünften Schuljahres hatten sie einfach aufgehört, sich gegenseitig anzubrüllen und es war Draco gewesen, der ihn oft tröstend im Arm gehalten hatte, als Sirius gefallen war. „Na, Narbengesicht?“, fragte Draco nur und trat an dem Dunkelhaarigen vorbei in die Wohnung. Er runzelte kurz die Stirn. Sie war noch immer so weiß, dass es einem in den Augen wehtat. Warum hatte Harry denn nicht gestrichen? Immerhin wusste Draco, dass der Junge die Farbe Weiß eigentlich nur schwer ertrug, da er sie immer mit der Krankenstation und mit Schmerzen verband. Auch die wenigen Kisten waren bestenfalls halb ausgepackt und statt im Schrank lagen die wenigen Sachen, die Harry anzog, in wild durcheinander gewürfelten Haufen auf dem Boden herum. Immer noch die übergroße Kleidung seines fetten, unerträglichen Cousins, die oft auch schon kurz vor dem zerfallen stand. „Ich dachte, du wollest dir endlich neue Klamotten kaufen.“ Harry lächelte nur etwas, ohne, das es die Augen erreicht hätte. „Ich... bin noch nicht dazu gekommen, “ wich er dem Thema aus. Die Wahrheit war, dass er nichts Anderes wollte. Es war wie eine Strafe gegen sich selbst, diese Kleidung zu behalten, die ihn daran erinnerte, wie sehr viele Menschen ihn immer noch hassten und das er das auch verdient hatte. „Nicht dazu gekommen? Har, was bitte, machst du den ganzen Tag?? Du hast die Wohnung nicht weiter eingeräumt, die Wände nicht gestrichen und vermutlich pennst du immer noch auf dieser wurmstichigen Matratze auf dem Boden!“ Wo genau Harry die gefunden hatte, wollte Draco auch nicht wirklich wissen. Der Grünäugige zuckte hilflos mit den Schultern. „Bitte, “ flüsterte er nur. „Bitte, lass es. Willst du vielleicht einen Tee?“ Draco runzelte die Stirn, nickte aber dann und sah Harry hinterher, wie er in die winzige Küche verschwand, in der kaum mehr, als ein uralter Herd mit gerade mal zwei Platten und ein Tisch mit einem Stuhl Platz gefunden hätte. Bevor er in den Raum ging, der wohl mal ein Wohnzimmer werden sollte. Im Moment war da noch nichts, nur ein Kamin, ein einzelner Sessel und ein wackelig wirkender Klapptisch. Rasch zog er seinen Zauberstab und hexte die Gardine vor das Fenster, die über einer der Kisten lag, bevor er sich in den Sessel sacken ließ. Er machte sich Sorgen um Harry. Er hatte erst nach dem Tod von dessen Patenonkel gelernt, hinter die Maske des ewigen Grinsens zu sehen. Kurz vor Ende des fünften Schuljahres hatten sie sich dann angefreundet und Draco hatte ihm anvertraut, dass sein Vater zwar die rechte Hand Voldemorts zu sein schien, in Wirklichkeit aber für das Ministerium arbeitete. Er war es gewesen, der Harry von seiner Volljährigkeit und den ihm zustehenden Titeln erzählt hatte, nicht verstehend, wie Harry nichts davon wissen konnte und warum man ihm solche wichtigen Details nicht von Anfang an erklärt hatte. Er hatte Angst um seinen neuen Freund, er wusste nicht, warum, aber jedes Mal, wenn er Harry besuchte, schien es ihm wieder etwas schlechter zu gehen. Er nahm einfach nicht zu, im Gegenteil, auch, wenn er es unter diesen lächerlichen Walfetzen versteckte, schien er mit jedem Mal knochiger zu werden, er war bleich, als würde er die Wohnung nie verlassen und schwer krank sein und oft bekamen seine Augen einen komischen Ausdruck. Auch er tat sich hart mit Allem was geschehen war, aber er hatte es leichter, als Harry. Seine Familie war nicht tot. Sie hatten Alle überlebt. Sein Vater würde zwar künftig wirklich auf seinen Stock angewiesen sein, aber sonst hatte er keinen Schaden genommen, seine Mutter hingegen war vollkommen gesund. Sie hatten ihr Vermögen dank der Stellung seines Vaters im Ministerium behalten können und der Einfluss seiner Familie war sogar noch gestiegen. Die Weasleys hatten zu viele eigene Probleme, um sich wirklich um Harry zu kümmern und vor allem Ginny würde es dem Anderen schwer machen. Die wollte immer noch was von dem Grünäugigen, aber der merkte das nicht mal. Außerdem wusste Draco, dass der Rotschopf nicht die Richtige für Harry war, wenn der überhaupt auf Frauen stand. Manchmal hatte Draco sogar das Gefühl, dass sein bester Freund asexuell war, schon allein durch sein immer noch so kindliches Aussehen. Dazu kam, dass Harry Jemanden brauchen würde, der in der Lage war, sich auch um ihn zu kümmern und das war die rote Furie nicht, die verlangte alle Aufmerksamkeit für sich selbst. Er würde auch nie den markerschütternden Schrei vergessen, den Harry ausgestoßen hatte, als Nagini Severus gebissen hatte. Er war selbst schockiert gewesen, aber er hatte weiter gemacht. Er hatte von Anfang an gewusst, dass Viele, die noch am Morgen mit ihnen gefrühstückt hatten, den Abend nicht mehr erleben würde und er hatte auch in Betracht gezogen, dass es Jemanden aus seinem Umfeld treffen konnte. Aber er wusste, dass Harry sich erst kurz zuvor mit seinem Patenonkel angefreundet zu haben schien und es war eben wieder eine Person mehr, der er vertraut und die er verloren hatte. Zwei wichtige, zwei erwachsene Menschen an einem Tag. Lupin war ja auch noch gefallen. Als einer der Letzten und um ein Haar hätte einer der rothaarigen Zwillinge das Zeitliche gesegnet und Dumbledore, der widerwärtige, alte Sack, hatte sein Vertrauen in die Menschheit generell schon durch seine Taten zutiefst erschüttert. Darum versteckte Harry sich ja auch hier in diesem... Loch. Weit weg von Allem, was er je gekannt hatte, im Ausland, wo er noch nicht mal die Sprache verstand, wo der Alte ihn nicht vermuten oder finden würde, nachdem er bei Gringotts alles erledigt hatte. Immerhin gab es ja auch hier eine Filiale, aber etwas sagte ihm, dass Harry die von innen noch nicht gesehen hatte. War der Junge überhaupt schon einen Schritt vor die Haustür gegangen? Draco war sogar so weit gegangen, seinen Vater um Rat zu fragen, aber der hatte nur hilflos mit den Schultern gezuckt und gemeint, dass ihnen Allen nicht viel übrig bliebe, als dem Jungen Zeit zu geben, Zeit zu heilen. Nur schien die Zeit die Wunden nicht zu schließen, sondern sie nur schlimmer zu machen. Vor allem, wenn man tagein, tagaus nichts Anderes tat, als über das Geschehene nachzudenken. „Der Tee, “ unterbrach Harry die Gedanken des Blonden und stellte ihm einen einfachen, weißen Porzellanbecher hin. Er selbst setzte sich auf den Boden, seine eigene Tasse fest umklammert. Kaba, stellte Draco wenig überrascht fest. Etwas, wovon Harry in Hogwarts manchmal so viel getrunken hatte, dass ihm schon vom zusehen schlecht geworden war. „Bleibst du dabei?“ „Bei was?“, fragte Harry leise, während er auf die Oberfläche des Getränks sah, als wolle er die Ringe zählen, die die Oberfläche teilten. „Dass du nicht zur Schule zurück kommen wirst.“ „Ja,“ „Aber... deine Ausbildung!“ Harry zuckte nur mit den Schultern. „Und?“, fragte er nur. „Was bringt sie mir? Sie macht die Anderen auch nicht wieder lebendig...“ Graue Augen bohrten sich in die zusammengesackte Gestalt, die da auf dem Boden kauerte, ein kleines Häufchen Elend. „Harry, meinst du, das ist es was die Anderen für dich wollten? Dass du dich so gehen lässt?“ „Ich kann nicht zurück! Ich werde nie, nie wieder zurück nach England oder Hogwarts gehen!“, Harry biss sich auf die Lippen: „Bitte, Dray, frag nicht noch mal.“ „Hast du es Granger und den Weasleys schon gesagt?“ Harry schüttelte nur den Kopf. „Ron und Mine machen einen kleinen Urlaub bei Charlie und Ginny hilft Molly bei der Versorgung der Anderen, sie waren schon seit drei Wochen nicht mehr da. Ich werde es ihnen schon noch sagen.“ Draco hob eine seiner elegant geschwungenen Augenbrauen. „Sprich, du traust dich nicht.“ „Das spielt keine Rolle, “ gab Harry nur zurück. „Es ändert nichts an meinem Entschluss, ich gehe nicht mehr zurück.“ Es war nicht so, dass Harry sich nicht traute, aber er hatte das Gefühl, die Anderen damit zu enttäuschen und das wollte er erst tun, wenn die ihre Ferien gehabt hatten. Der Blonde war kurz davor, frustriert zu stöhnen, Harry machte es sich selbst so schwer und er war nicht bereit, darüber zu reden, was in ihn gefahren war. Aber er würde es wohl noch herausbekommen. Er war nicht umsonst der Prinz von Slytherin. Schnell griff er nach dem Rucksack, den er bei sich hatte und kramte einen Stapel Zeitungen, Bücher und einige Kleinigkeiten hervor, darunter auch ein Brief von seinem Vater der sich persönlich bedankte, das Harry sich für die Malfoys stark gemacht hatte, sowie einige Süßigkeiten. „Ich hab dir ein paar Kleinigkeiten mitgebracht, “ erklärte er. „Auch die Zeitungen.“ „Wozu?“, fragte Harry nur leise. „Was hab ich davon?“ „Ich weiß es nicht, “ gab Draco nur zurück. „Aber in Einigen stehen wirklich schöne Artikel über dich und dein Verschwinden. Du könntest was zu Lachen vertragen.“ „Ah...“ Draco blieb nicht lange. Er musste zurück, denn zu Haus wartete sein Vater. Sie mussten auf den großen Ball, wo sie einen Orden des Merlin erhalten würden. Auch Harry hatte einen bekommen, sogar ersten Grades, kaum, das er aus seinem magischen Koma erwacht war, wenige Tage nach der Schlacht, aber der lag vermutlich entweder im Müll oder unter anderen Dingen in dieser Wohnung begraben. „Harry – tu dir selbst einen Gefallen und geh wenigstens wieder auf eine Muggelschule, “ schlug er schließlich vor. „Black, Lupen, deine Eltern und Sev würden sich in ihren Gräbern umdrehen, wüssten sie, wie du dein Leben ruinierst.“ Er umarmte den Dunkelhaarigen, drückte ihn noch mal an sich. „Ich bin bald wieder da und ich würde es bevorzugen, wenn du dich bis dahin nicht zu Tode gehungert hättest, du siehst so schon elend genug aus.“ Harry nickte nur halbherzig und sah zu, wie Draco ging, er hakte die Kette wieder ein, setzte sich an das Fenster. Der Blonde aber kam nicht aus dem Haus, er hatte wohl einen Portschlüssel dabei gehabt. Die Worte des Älteren hatten ihn zwar getroffen, aber das tat nichts zur Sache, er konnte sich nicht aufraffen. Eine Muggelschule besuchen? Wie denn? Alle Fächer, die er beherrschen müsste, um angenommen zu werden, hatte er nie gehabt! Sozialkunde, Wirtschaft, Mathe, Chemie... Und da war das ‚winzige’ Problem, dass er die Sprache nicht beherrschte. Sicher gab es hier auch magische Schulen, aber da wollte er sicher nicht hin. Es wäre ihm lieber gewesen, er wäre nie ein Zauberer geworden, oder man hätte es ihm nie gesagt, dann hätte er all diese Dinge nie durchmachen müssen. Aber wer kümmerte sich schon um ihn? Alle hatten über seinen Willen bestimmt, seine Verwandten, Dumbledore. Manchmal auch seine Freunde, auch, wenn sie ihm nur hatten helfen wollen. Damit war Schluss, das hier war seine Entscheidung und er würde zu ihr stehen, auch, wenn er damit vermutlich viele enttäuschte, allen voran Molly Weasley und Severus Snape, aber das war ihm in dem Moment auch gleich. Der Tränkemeister war ja noch nicht mal da, um ihn für seine Dummheit anzuschreien... „Warum verstehen sie nicht, dass ich einfach nicht mehr kann?“, flüsterte er leise und hob den Dolch wieder auf. Er spielte aber nur damit herum – im Moment. „Sie können weiter machen, sie haben etwas, wofür es sich lohnt zu kämpfen, und was habe ich?“ Natürlich, er hatte seine Freunde, er wusste, Molly liebte ihn, wie einen Sohn, aber er war nicht ihr Sohn, seine Eltern waren tot, sein Pate war tot, sein Ersatzpate war tot, gestorben in einem für ihn vollkommen sinnlosen Krieg, der nur dazu diente, Anderen zu beweisen, wer nun mächtiger war. In dem er nicht mal wirklich je eine Wahl gehabt hatte und dessen Gründe er bis heute nicht verstanden hatte. Zu Beginn der Schlacht hatte er noch für Remus gekämpft und ... für Severus... Ihm war nichts geblieben. Ja, er wusste, Draco liebte ihn, wie einen Bruder und vermutlich würde Lucius ihn sogar in Malfoy Manor wohnen lassen, aber das konnte er nicht, er gönnte dem Blonden das Glück, dass seine Familie überlebt hatte, aber er würde es nicht ertragen, das die gesamte Zeit über sehen zu müssen und immer zu wissen, dass er irgendwo nie mehr als das dritte Rad am Wagen sein würde. „...kommt zu sich...“ Oh Himmel! Er fühlte sich erschlagen, durch die Mangel genommen, wieder zusammengesetzt, durch den Fleischwolf gedreht und anschließend den wilden Löwen zum Fraß vorgeworfen stellte Severus frustriert fest, als er merkte, wie sein Bewusstsein zurückkehrte. Jeder einzelne Knochen in seinem Leib schien zu protestieren und sein Hals fühlte sich an, als habe man ihn ihm aufgeschlitzt und anschließend schlecht wieder aufgenäht. Vorsichtig öffnete er die Augen und sah sich um. Nur langsam kam seine Welt wieder in den Fokus und die erste Erleichterung durchströmte ihn, als er merkte, dass er nicht in Hogwarts oder St Mungos war. Das Zimmer war mit hellem Holz getäfelt und mehrere Tücher gaben ihm eine weiche Form. Auch das Bett war um Längen bequemer, als das, was er inzwischen gewohnt war, nach etwas über dreißig Jahren in der verdammten Schule. „Mylord?“ Oh, das klärte die Frage, wo er sich aufhielt, endgültig, stellte er für sich fest und er wandte seinen Kopf der Stimme zu. Eine Frau. Dunkle Haut, dunkle Haare. „Thea?“, krächzte er heiser. Die Heilerin lächelte ihren Schützling an, verbeugte sich kurz. „Ja, Herr. Ich habe Euch so gut wie wiederhergestellt, “ erklärte sie. „Noch ein, zwei Wochen und Ihr seid wieder fit.“ „Wie.. bin ich…hierher...?“ „Wir waren besorgt, “ erklärte Thea sanft. „Ihr habt lange gebraucht, zu erfühlen, was getan werden muss, ich ging von Problemen aus und habe Eure Leibgarde zu Euch geschickt. Sie kamen rechtzeitig, sie fanden Euch im Zustand des Scheintodes und brachten Euch hierher, ohne sich in die Schlacht einzumischen.“ Schlacht. In Severus’ innerem Auge zogen Bilder vorbei. Draco, Lucius, Narcissa, seine Slytherins – und stechend grüne Augen. Ein schier unmenschlicher Schrei voller Schmerz und Verzweiflung. Er hob seine Hand, legte sie über seine Augen. „Harry...?“, fragte er schwach. Der Junge war das Erste, was durch seine Gedanken schoss. „Wer, Mylord?“ Oh, verdammt... hastig versuchte Severus, sich aufzusetzen, aber es war hoffnungslos, er knickte sofort wieder in sich zusammen. „Ich muss...!“ „Gesund werden, Herr, “ gab Thea mit einer Stimme zurück, die die Befehle von Poppy wirken ließ, wie eine freundliche Bitte. Ja, er wusste wieder, warum er Heiler generell nicht mochte, wenn er krank war... „Alles Andere könnt Ihr später immer noch klären, “ fügte sie entschlossen hinzu. „Ihr kämt auf eigenen Beinen noch nicht mal aus Eurem Bett!“ Der Tränkemeister wollte zurückbellen, aber er spürte, wie schwach er war, seine Stimme hätte dabei nicht mal mitgemacht. Er würde wirklich nicht weit kommen – noch nicht und er war sich ziemlich sicher, dass nach dem Desaster vom letzten Mal kaum ein Pepper-up Trank herumstehen würde. Er hatte erst mal keine Wahl, als sich zu fügen. Also nahm er den Kelch an, den die Heilerin ihm hinhielt und trank daraus. Reines Quellwasser. Herrlich. So etwas Unverdorbenes hatte er schon lange nicht mehr getrunken. „Wie... ist es hier gegangen?“, fragte er schließlich, während er vorerst versuchte, diese grünen Augen und den Schrei auszublenden. Und das, was sie bedeuteten. „Es steht noch Alles, Mylord, “ gab Thea milde amüsiert zurück. „Eure Schwester ist froh, dass Ihr wieder hier seid und Euren Platz wieder einnehmen könnt, sie freut sich schon, wieder ihre alten Freiheiten zu haben.“ „Und... sonst?“ „Leider noch keine Neuigkeiten über den Trasskrieg, “ gab die Heilerin traurig zurück. „Und kein Ende in näherer Aussicht, die Idioten bringen sich weiterhin mit Freuden gegenseitig um. „Vielleicht ist es an der Zeit mit Rebana zu reden, um eine Lösung zu finden.“ Dem Anderen fuhren Schauer über den Rücken. Rebana. Die Cassandra seines Reiches. Die Vorherseherin der Zukunft, Kennerin des Schicksalsteppichs. Nun, wenigstens war die Frau keine Schwindlerin, wie Trelawney. Was sie ja auch zu so einer Pest machte, die dumme Frau behielt einfach immer Recht. Aber er vermutete, dass Thea Recht hatte. „Aber Mylord, mit derlei Dingen solltet Ihr Euch erst wieder befassen, Wenn Ihr auf den Beinen seid, “ kam die Stimme der Heilerin an sein Ohr, die Decke um ihn herum wurde neu gerichtet. „Ruht und Ihr werdet bald wieder auf dem Damm sein, ich benachrichtige Serena über Euren neuen Zustand.“ Severus schloss nur die Lider. Seine Gedanken kreisten wieder um die grünen, schmerzverhangenen Augen, als er gebissen worden war. Ja, er erinnerte sich wieder, er hatte sich zwischen die verdammte Schlange und Harry geworfen, im Wissen, dass er eine Chance haben würde, zu überleben, der Jüngere aber nicht. Er hatte Recht behalten, er hatte es geschafft und er war auch wieder da, wo er hingehörte, weit weg von Leuten, die Kinder zu Kriegsmaschinen ausbildeten. Hier beschränkten sie die Gehirnwäsche wenigstens auf Erwachsene. Es war schwer gewesen, so zu tun, als würde er Harry hassen und er war froh gewesen, als er einen Weg gefunden hatte, das zu ändern, stattdessen eine Freundschaft mit ihm aufzubauen, auch, wenn er sich wunderte, warum er das getan hatte. Lucius war eine Sache gewesen, immerhin waren die Malfoys über mehrere Generationen reinrassige Veela und langlebiger, als einfache Zauberer. Aber Harry? Er wusste nicht, warum er dem Jüngeren hatte helfen wollen. Vielleicht wegen der Bilder des Hundes, der den Jüngeren unter dem Spott der Verwandtschaft mitten im Winter in einen Baum gejagt hatte. In seiner Erinnerung hatte Harry ewig da oben gesessen, gefroren, gezittert und geweint. Er war sich sicher gewesen, dass er hätte mehr entdecken können, aber er hatte nicht weiter gesucht und stattdessen die Stunden abgebrochen. Harry würde Okklumetik nicht meistern, das war für ihn klar gewesen. Der Junge hatte keinerlei Begabung, irgendwas zu verstecken. Also war er zu Kampftraining übergegangen und danach hatte er dem Kind erlaubt, zu bleiben, für eine Tasse Tee oder so. Es hatte ihm gut getan und Severus hatte sich an der Gesellschaft nicht gestört. Manchmal hatte er das Gefühl gehabt, der Junge wäre der einzig Vernünftige in dem gesamten, verdammten, verfluchten Schloss gewesen. Nun aber konnte er kaum still liegen, seine Gedanken kreisten um den Grünäugigen. Ob er überlebt hatte? Nun, da Thea nichts Gegenteiliges erwähnt hatte, war es wohl recht sicher, dass Tom tot war. Ein langwieriger Prozess, da sie sich nicht hatten entblößen können, sie hätten eine Entdeckung riskiert und vielleicht neue Verfolgungen. Also war er allein gegangen, getarnt als gewöhnlicher Zauberer und im Körper eines Kindes, künstlich durch einen Trank herbei geführt. Er hätte nie damit gerechnet, dass der Kampf so lange dauern würde. Gute zwanzig Jahre. Aber nun war zumindest dieser Krieg vorbei. Merlin, wenn Voldemort gewusst hätte, wie nah er seinem Ziel die gesamte Zeit über gewesen war, was hätte er wohl gesagt? Unsterblichkeit hatte vor seiner Tür gestanden, jahrelang. Aber man sah ja meist den Wald vor Bäumen nicht. Das war nichts Neues. Doch eine Sache hatte er noch zu erledigen, einmal musste er noch zurückgehen. Ohne Illusionen. Nur wie er eben war, er sah gute zehn Jahre jünger aus, ohne all die Falten und was seine Nase betraf – das ließ sich nicht ändern, dass war der Fluch seiner Familie. Alle männlichen Mitglieder der direkten Blutlinie waren damit geschlagen. Er war sich sicher, Harry würde ihn nicht erkennen, wenn er vor dem Jüngeren stehen würde. Er musste aber noch ein Mal nach seinem Schützling sehen, sicherstellen, dass dieser schreckliche Ausdruck aus den tiefgrünen Augen gewichen war. Außerdem musste er ja auch noch Lucius erklären, wie der mit seiner Familie für Besuche zu ihm gelangen konnte. Und dann war da noch ein Krieg, der darauf wartete, ausgefochten zu werden. Wie bitte stellten seine Leute sich eigentlich vor, wo er dann Kinder her bekommen sollte? Ganz zu schweigen von einer Gefährtin oder einem Gefährten, der sie trug? Ja, er hätte gern jemanden an seiner Seite, aber verdammt noch mal – wo sollte er denn die Zeit für so etwas her nehmen?? Erschöpft rollte Severus sich in eine angenehmere Position. Nun, er würde sich erst mal um die anderen Dinge kümmern. Kurz sah er wieder diese schrecklichen Augen vor sich, er gelobte sich, dass der Besuch Vorrang hatte, dann glitt er selbst in einen heilsamen, aber nur bedingt angenehmen Schlaf ab. Kapitel 2: Tags grau und nachts tiefschwarz ------------------------------------------- „Nein!“ Mit dem Aufschrei auf den Lippen schreckte Harry aus seinem Alptraum hoch – und wäre fast vom Fensterbrett gefallen, auf dem er immer noch saß. Er musste eingeschlafen sein, mindestens für ein, zwei Stunden, denn draußen war es bereits stockdunkel. Aber das ging hier immer schnell. Er hatte den Wechsel von Tag und nacht oft beobachtet. Er rieb sich die Augen. Nein, er war immer noch hundemüde, aber er wollte nicht mehr schlafen, er war nicht bereit, sich wieder den Alpträumen zu ergeben. Das würde er nicht aushalten, er konnte Severus nicht zweimal in vierundzwanzig Stunden sterben sehen, er konnte es einfach nicht. Wortlos ließ er sich von der Fensterbank gleiten und schlüpfte in die alten Schuhe, deren Sohlen sich schon fast lösten, zog sich die zu weite Jacke über. Erst dann trat er zur Tür. Zögerlich. Er wusste nicht, ob er wirklich gehen sollte, oder nicht. Raus aus der Wohnung, erst das zweite Mal, seit er hierher gezogen war. Aber er hielt es nicht mehr aus, bei all seinen Erinnerungen. An der Wand gegenüber von seinem Fenster hingen sie, die Bilder der Gefallenen. Sirius, Remus, Severus. Andere. Warum er die Zeitungen gelesen und die Bilder ausgeschnitten hatte, wusste er nicht, Vermutlich noch ein Weg, um sich selbst zu bestrafen. Sehr effektiv. Also zog er den Schlüssel aus dem Schloss, trat aus der Tür und zog sie hinter sich zu, schloss sie wieder ab. In der Tasche seiner Jacke befand sich etwas Geld, nicht viel, aber etwas. Es würde für ihn reichen, das tat es immer. Es war nicht so, als würde er hungrig werden und was zu Essen kaufen wollen. Lautlos schlich er sich durch das menschenleere Treppenhaus, ohne sich die Mühe zu machen, den Lichtschalter zu betätigen, die Dunkelheit war ihm gerade Recht, er konnte mit ihr verschmelzen, als würde er so verschwinden können, endlich den dauernden Schmerzen entkommen. Die Dunkelheit mildete die sonst so scharfen Umrisse um ihn herum, sie ließ die Umgebung so schön weich erscheinen. Im Grunde hatte er mehr als ein Mal mit dem Gedanken gespielt, endlich etwas zu unternehmen, sich die Pulsadern aufzuschneiden, Irgendwas, aber er hatte Draco schwören müssen, sich selbst nichts anzutun, er konnte sich nicht umbringen, der Schwur würde es verhindern und den Blonden auf den Plan rufen. Die Enttäuschung auch in seinen Augen sehen zu müssen, wäre schlicht zu viel gewesen. Das hätte er nicht ertragen. All die Menschen in seinen Träumen, die ihm ihren Tod vorwarfen, waren mehr als genug Stoff für seine Alpträume. Also lief Harry aus dem alten Haus, hinaus auf die nun menschenleere Straße. Zwar gab es Laternen, aber die Meisten von ihnen waren dankbarer Weise kaputt. Nur selten zischte ein Auto an ihm vorbei und blendete ihn mit den Scheinwerfern. Sonst war da niemand und Harry war froh darum. Er folgte der Straße einfach immer weiter ohne nach rechts oder links zu sehen, bis sie nur noch in eine Art Feldweg mündete, er lief weiter, auch, als es anfing, zu regnen, der Regen war ohnehin recht warm. Kein Grund umzukehren. Erst die aufragende Klippe brachte ihn zum halten. Dort setzte er sich, die Füße über dem Abgrund. Von unten hörte er, wie die Wellen mit großer Wucht gegen den Fels krachten. Wie das wohl bei Gewitter war? Waren sie dann noch lauter? Er sah hinunter in das vollkommen schwarz wirkende Wasser. Es wäre so einfach, loszulassen und zu springen, kurz wäre es vermutlich laut, aber dann würde es endlich still werden und die Alpträume würden aufhören. Und doch konnte er das nicht tun, ohne auch Dracos Leben aufs Spiel zu setzen. Wie hatte Blondie es nur geschafft, ihn in diesen Schwur zu zwingen? Er sah auf seine Hand, strich über die kleine Narbe zwischen Daumen und Zeigefinger. Die Magie um diesen kleinen Platz wurde heftiger, wie immer, wenn er wirklich kurz davor war, dem Ruf einfach nur nachzugeben. Er wollte Draco nicht gefährden, also würde er der Versuchung nicht nachgeben. Stattdessen verfluchte er Poppy dafür, das die ihren Job so ernst genommen hatte, er hatte sie gesehen, seine Eltern, Sirius, im Licht, er hatte gewusst, da würde er auch Severus wiedersehen und Remus, er hatte zu ihnen gewollt, er war gerannt, er hatte sich so angestrengt, aber man hatte es ihm nicht gegönnt. Auf ein Mal war er zurück in seinen Körper gezerrt worden, mit Gewalt, gegen seinen Willen, unter wahnwitzigen Schmerzen – und er hatte sich Dumbledore stellen müssen. Und all den Anderen. War es so viel verlangt gewesen? Er hätte sein Versprechen nicht gebrochen, wäre er an seinen wirklich massiven Verletzungen gestorben, er hätte seine Ruhe gehabt, aber nein, wegen einer überfleißigen Heilerin musste er weiterhin hier im tristen Nirgendwo bleiben, wo nur noch Schmerzen ihm zeigten, dass er zum Leben verdammt war. Automatisch griff er sich an die Brust, die wieder heftig zu ziehen begonnen hatte, scheinbar ohne jeden Grund. Als habe man etwas in ihm zerrissen. Er hoffte, dass er krank war, aber er glaubte nicht, dass das Schicksal ihm den Gefallen tun würde, ihn auf diese Weise endlich gehen zu lassen, gleich, wie sehr er sich das wünschte und wie sehr er darauf hoffte. Hoffnungslos hob Harry sein Gesicht, er fühlte den Regen auf seinen Wangen, die Flüssigkeit verlief mit den Tränen und versteckte sie so. Das Wetter war, wie er sich fühlte, tagsüber grau, nachts tiefschwarz. Er war froh, dass Ron und Hermine ihn noch nicht besucht hatten, denn sie wussten ja gar nicht, wie es ihm ging. Die Beiden waren, kurz nach der letzten Schlacht, endlich zusammen gekommen und brauchten die Zeit für sich. Er erzählte ihnen in seinen Briefen, dass es ihm gut ging und sie es nicht wagen sollten, wegen ihm ihren Urlaub abzubrechen, er würde ohnehin über beide Ohren in Arbeit stecken, mit seiner neuen Wohnung und anderen Dingen. Seine besten Freunde hatten ihn immer nur stark und unverwüstlich erlebt, er wollte nicht, dass ihr Glaube erschüttert wurde. Auch Molly hatte ihm wieder eine Einladung geschickt, die er abgelehnt hatte. Er wusste, die Frau hoffte, dass aus Ginny und ihm doch noch ein Paar werden würde, sie versuchte, subtil zu kuppeln, aber allein bei dem Gedanken stellten sich ihm alle Haare auf. Ginny war für ihn wie eine Schwester, wie Hermine, allein der Gedanke an eine Beziehung kam ihm vor, wie Inzest. Und so tolerant er war, das war etwas, das er nicht tun wollte. Nein, er wäre nur ein drittes Rad am Wagen in dieser fröhlichen Familie. Länger als einen Tag konnte er sich nicht zwingen, so zu tun, als wäre er wieder normal. Nicht zu vergessen, dass ein Besuch auch die Rückkehr nach England bedeutet hätte. Er packte einen Stein neben sich, schleuderte ihn mit aller Macht in die Tiefe. Nein! Niemals! Er wollte nicht zurück! Nie wieder! Wer wusste schon, was Dumbledore dann tun würde? Ihm Auroren auf den Hals jagen, bis er sich bereit erklärte, zu seinen Verwandten nach Surrey zurück zu kehren oder schlimmer noch, nach Grimmaulds Place, wo alles ihn an Sirius, Remus und Severus erinnerte. Die Bilder, die Gerüche. Und dann konnte er nicht mehr dafür garantieren, dass er sich selbst keinen bleibenden Schaden zufügen würde. Denn er würde es tun, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern. Schon hier war es schwer, wobei ihn kaum etwas an England erinnerte, oder an Schottland. Wo alles anders war, die Sprache, die Menschen, die Einstellung, ja, selbst das Essen. Nach einer Weile stand Harry schließlich auf. Er musste zurück, wenn er vor Tagesanbruch wieder in seiner Wohnung sein wollte, sonst würde Jemand ihn sehen und sicher unerwünschte Fragen stellen. Am Ende würde irgendeine überfleißige Muggelbehörde ihn zurück nach England schleifen und er hatte nicht mal mehr einen Zauberstab, um ihnen die Erinnerung zu nehmen. Er wollte nicht zurück in die magische Welt, wozu also ein Ding kaufen, das ihn als Zauberer auszeichnen würde? Mit hängendem Kopf trottete er den Weg zurück, den er schon gekommen war, in der angenehmen, unbeleuchteten Dunkelheit, dann zurück auf die Straße, wo es ihm fast schon wieder zu hell war. Im Flur zog er sich die durchweichten Turnschuhe aus, stellte sie in der Wohnung auf eine alte Zeitung, deren Überschrift sich auf ein Fest im Ministerium bezog, dann hängte er den nassen Anorak auf und schlurfte mit hängendem Kopf in das winzige Bad, in dem nur ein Klo, eine kleine Dusche und ein Spülstein Platz hatten. Keine Waschmaschine, nichts. Den Spiegel, den Draco ihm mitgebracht hatte, hatte er weit unter all die Handtücher geschoben, er wollte sich nicht sehen, er konnte sein eigenes Gesicht ohnehin nicht ertragen. Wäsche machte er per Hand in einem Eimer, den er dann auf den Klodeckel stellte. Darin hatte er ja auch Übung. Langsam befreite Harry sich aus seinen durchnässten Klamotten und drehte den kleinen Duschkopf auf, bevor er sich in der Dusche zusammenkauerte, die Arme fest um die Beine geschlungen, die Augen geschlossen, während das lauwarme Wasser weiter auf ihn herab prasselte. Er wusste nicht, wie lange er da so saß, auf den sich langsam seiner Körpertemperatur anpassenden Fliesen, während er sich mit seiner Hand über die Narben strich, die er sich, zum großen Teil, selbst zugefügt hatte, bevor er sich dazu überwinden konnte, wieder aufzustehen und nach dem Handtuch zu greifen. Er trocknete sich nur oberflächlich ab, bevor er eine frische Boxer von der Leine über sich fischte, zusammen mit einem langärmligen Pullover. So angezogen setzte er sich wieder auf seinen Stammplatz, während das Licht der Morgensonne sich seinen unbarmherzigen Weg zurück an den Himmel kämpfte. Ein weiterer, grauer, bedeutungsloser Tag hatte seinen Anfang genommen. Es verging eine Woche, doch dann konnte niemand Severus mehr im Bett halten. Er hasste es, wenn man das versuchte und Thea ließ er es nur durchgehen, weil sie ihn schon auf die Welt geholt hatte. Aber auch sie sollte ihren Bogen nicht überspannen, er war nicht umsonst der Herrscher hier. Er hatte keine Probleme, das auch auszuspielen. Äußerlich ruhig zog er sich an, die Roben, die er aus dem Schrank gesucht hatte, dann blickte er in den Spiegel, froh, die Frustfalten wieder los zu sein. Dann wanderte seine Hand zum Hals, wo er gerade den Verband abgerissen hatte. Noch immer sah man, wenn man genau hinsah, die beiden runden, leicht geröteten Löcher, wo Naigini ihre verdammten Fänge in seinen Hals geschlagen hatte, aber sie waren fast verschwunden und in zwei Tagen würde man sicher gar nichts mehr ausmachen können. Severus konnte es sich einfach nicht leisten, länger im Bett herumzulungern. Zwar dachten die Anderen, er habe es nicht mitbekommen, aber er hatte nicht geschlafen, als seine Schwester an seinem Bett gesessen hatte und der Bote herein geplatzt war, er hatte nur keine Lust gehabt, die bohrenden Fragen über ‚Wer ist dieser Harry?’ und ‚Ist da was, was ich wissen sollte?’ zu beantworten. Sie dachte wohl, nur weil sie ein paar hundert Jahre älter war, alles zu dürfen! Aber da war sie schief gewickelt! Verdammt schief! Auch er hatte das Recht auf ein paar Geheimnisse und etwas Privatleben! Er hatte vor, das Meeting, in dem sie saß, zum Platzen zu bringen. Er wollte alle Einzelheiten, sofort, gestern und auf der Stelle, dann würde er Pläne ausarbeiten. Seinen Besuch in England würde er eben noch etwas herauszögern müssen. Das hier war wichtiger. Er würde stattdessen erst mal einen Boten losschicken, der sicherstellen würde, dass er nicht nur einen Grabstein vorfinden würde. Denn das würde er nicht vertragen. Warum, wusste er selbst nicht so genau. Vielleicht, weil es einfach unfair war, selbst für seine Begriffe, wenn ein noch nicht mal Siebzehnjähriger, ein Kind, dass kaum aus den Windeln heraus war, einfach drauf ging, nur weil einige Erwachsene zu dumm waren, ihre eigenen Kriege zu kämpfen! Weil er wissen wollte, dass die schmerzgefüllten Augen wieder Freude gefunden hatten. Das Weasleygör hatte schließlich mehr als ein Mal deutlich gemacht, dass sie nichts lieber tun würde, als Harry die Familie zu geben, die er sich so sehr wünschte. Nicht zu Vergessen, dass Molly nichts lieber tun würde, als ihn tatsächlich in die Familie aufzunehmen. Er hatte wenig Zweifel, dass es so kommen würde, aber er musste sich vergewissern. Das verlangte sein Inneres einfach von ihm. Er wollte sich nicht mal zeigen, nur sicherstellen, dass der Junge heil überlebt hatte. Er sollte ihn ruhig weiter für tot halten, das war vermutlich das Beste so, für sie Beide. Nun aber zu anderen Dingen. Rasch trat Severus aus seinen Gemächern, wobei ihn Theon und Raban stumm flankierten, ohne ein Wort zu sagen. Wie vor seinem kleinen Ausflug. Wenigstens irgendwas hatte seine Ordnung behalten. „.. um etwas zu... Severus? Was tust du denn hier?!“ „Meinen Job wieder aufnehmen, “ gab der Andere mit stoischem Gesicht zurück, bevor er Serena auf die Stirn küsste. „Es wird Zeit, diesen verdammten Krieg zu beenden, ich habe keine Lust mehr auf das ewige Gemetzel, davon hatte ich eigentlich genug!“ Serena seufzte und rückte, wie alle Anderen einen Platz auf, so, dass Severus auf dem höchsten der gepolsterten Stühle Platz nehmen konnte. „Und nun noch mal von Vorn – was hat die Situation so drastisch verschlimmert? Ich habe in meiner Abwesenheit alle Berichte bekommen und abgesehen von den Wochen in denen ich indisponiert war, bin ich im Bilde. Bisher gingen die Grenzgemetzel wie immer – was also hat sich geändert?“ Die Minister sahen sich gegenseitig unsicher an. Sie kannten ihren Herrn, wussten, wie ungemütlich er werden konnte. Vor allem, da der, der sie angriff niemand anders war, als der Onkel des Königs, der den Thron für sich beanspruchte, aus welchen diffusen Gründen auch immer. Denn eigentlich hatte er sich das Recht schon lange verspielt, durch die Taten, die er begangen hatte. Ein Familienkrieg und das waren die Schlimmsten, es wurden immer alle verletzt. „Nun, “ setzte der Erste vorsichtig an. „Es geht um... eine Prophezeiung.“ Severus konnte nicht an sich halten, er stöhnte nur frustriert auf. Als hätte er die letzten zwanzig Jahre nicht wirklich genug von Prophezeiungen gehabt! Die Dinger hatten nun wahrlich genug Unglück über Jedermann gebracht!„Was für eine ist es dieses Mal? Und von wem?“ „Rebana.“ „Oh, wunderbar, “ grummelte Severus frustriert. „Nun? Und um was geht es dieses Mal?“ Warum er? Warum immer er? Jedes Mal brachte das dumme P-Wort nur Ärger! Und jedes Mal ihm! „Es geht um... euren Gefährten...“ „WAS?!“ Einer der Männer holte ein Stück Papier hervor. „Die Prophezeiung ist die Direkteste, die je gemacht wurde, “ gab er nur zurück. „Sie besagt, dass Ihr einen mächtigen Gefährten habt, der, einmal an Eurer Seite, den Krieg herum reißen und einen endgültigen Sieg bringen wird. Nun wird Euer Onkel also alle Kräfte konzentrieren, um schneller zu sein, als das Schicksal, oder um diesen Gefährten zu töten.“ Ja, sein Leben stank, stellte Severus nur fest. Es stank bis zum Himmel und wieder zurück. Sein Leben wurde mal wieder von Dingen bestimmt, die er nicht kontrollieren konnte und es gab nicht, was er mehr hasste. Er hatte keine Zeit, sich gerade jetzt um so etwas wie sein Sexleben zu kümmern, verdammt noch mal! Doch er wusste, dass der Rat ihn wieder dazu drängen würde. Nicht, dass er vorhatte, nachzugeben, er war der König, die konnten ihn alle mal gern haben! Oh, wie kindisch benahm er sich eigentlich gerade und... Gefährte? Wie in Mann? Na, wenigstens etwas. Immer noch besser, als eine Frau. Er schauderte bei dem Gedanken, so gern er seine Schwester auch hatte, ihre Launen waren manchmal einfach nicht zu ertragen.. da lieber ein Mann, die fand er ohnehin attraktiver. Er hatte schon immer sein eigenes Geschlecht im Bett bevorzugt, er fand am Körper einer Frau nichts, was ihn erregen konnte. Aber dann schob er den Gedanken entschieden wieder von sich und öffnete seine Augen. Das war sicher kein Thema, nicht, bevor der verdammte Krieg nicht sein Ende gefunden hatte! „Die Schlachtkarten, “ befahl er knapp. „Und die Aufstellung des gesamten Heeres, ich will akkurate Zahlen, das nächste Treffen wird in drei Stunden sein, dann werde ich Befehle geben... Serena, wenn du bitte bleiben könntest?“ Die Frau mit den langen, schwarzen Haaren und den stechend schwarzen Augen setzte sich wieder und sah ihren Bruder vorwurfsvoll an. Sie hatte sich wirklich eine Knutschpause verdient, verdammt! Aber was sollte sie schon tun? Kleine Brüder waren nun mal eine Krankheit und diese ließ sich wenigstens noch ertragen. „Wie kann ich dir helfen, Kleiner?“ „Ich weise dich darauf hin, dass ich gute zehn Zentimeter größer bin, “ gab der Andere unbeeindruckt zurück, während er die mit roten Punkten gespickte Karte betrachtete. „Ja, jetzt, “ gab die Andere genauso ruhig zurück. „Gibt es einen Grund, warum du so gereizt bist? Geht es um die Sache mit dem Gefährten? Sei lieber froh, dass du einen hast, du weißt, es gibt viele, die sind nicht so glücklich und am Ende geht es ihnen, wie unseren Eltern.“ Severus zuckte leicht. Und immer auf den wunden Punkt. Er bewunderte immer wieder, wie schnell und präzise seine Schwester diese Punkte fand und in ihnen herum stocherte. „Ich habe für so etwas im Moment wirklich keine Zeit, “ knurrte er nur. „Und ich habe mich gerade erst jahrelang mit einer anderen Prophezeiung herum geschlagen, nur um zu verhindern, dass wir entdeckt werden! Ich kann diese Dinger nicht mehr hören!“ „Oh, Sevvie, du tust so, als hättest du in diesen Sachen eine Wahl, “ sprach die Ältere nur sanft. „Nenn mich nicht so!!!“ „Wie denn dann? Kleiner gefällt dir nicht, Sevvie gefällt dir nicht und ich denke nicht, dass ich dich wieder Puu nennen soll! Also, ertrag dein Schicksal, ich bin deine Schwester, ich bin älter, auch, wenn du die Krone hast, ich kann dich, wenn wir allein sind, nennen, wie ich will, Grummel!“ Severus stöhnte nur erneut frustriert, doch er sagte nichts mehr. Er hing schließlich an seinem verdammten Leben. „Ich habe es einfach satt, keine Kontrolle zu haben!“ Serena trat nur neben ihren Bruder, zog ihn an sich und umarmte ihn. „Das Leben ist nie leicht, das solltest du inzwischen gelernt haben, “ meinte sie nur sanft, strich über die feinen Haare. „Hat es etwas mit diesem Harry zu tun?“ „Was? Wie kommst du darauf? Er... ist nur Jemand, der auch nie Kontrolle hat, das ist Alles, ich habe mit ihm gekämpft, ich werde im nächsten Jahr wohl noch mal nach England gehen, oder irgendwann, wenn ich mal eine Minute Zeit habe, ohne Hiobsbotschaften zu bekommen, um sicher zu gehen, dass es ihm gut geht, aber mehr ist da nicht.“ „Nein?“, fragte Serena verwundert. „Nein, “ bestätigte Severus, löste sich entschieden aus den Armen und sah wieder auf die Karte. Nein, bei Harry war nicht mehr. Ganz sicher. Nur die Augen, die ihn verfolgten und dieser eine Schrei... Er fuhr, wie um sich abzulenken, die Linie des Frontverlaufes nach. „Vorschläge, Schwesterchen?“ „Deinen Gefährten suchen gehen, “ kam es prompt zurück. „Ich meinte etwas Konstruktives.“ „Das meinte ich konstruktiv.“ „Für solche Spielereien habe ich wirklich nicht die Zeit!“, blaffte Severus die Karte an. „Um mein Liebesleben kann ich mich später immer noch kümmern, jetzt geht dieser lächerliche Krieg vor!“ „Sevvie, du brauchst mal Jemanden, der dich ablenkt, “ gab Serena sanft zurück. „und ich rede nicht von einer schnellen Nacht bezahlten Sex in einem dunklen Zimmer. Ich rede von mehr, kuscheln, küssen, Vertauen und Entspannung. Du solltest deinen Gefährten suchen, nicht wegen einer dummen Prophezeiung, sondern für dich. Du weißt, wie wichtig es für uns ist.“ Der Tränkemeister seufzte leise, er hob den Kopf seiner Schwester an: „Mach dir nicht dauernd wegen mir so viele Sorgen, “ bat er erneut bestimmt. „Das ist vollkommen unnötig. Ich werde schon noch Zeit auch für so etwas finden, aber im Moment gehen andere Dinge wirklich vor, meinst du nicht? Ich will, dass endlich wieder Frieden herrscht, dann kümmere ich mich auch gern darum, mein Bett auf Dauer zu füllen. Und jetzt geh knutschen, ich sehe dich in ein paar Stunden.“ Serena warf ihrem sturen Bruder einen letzten, verzweifelten Blick zu, bevor sie die Tür des kleinen Salons hinter sich schloss. Der Idiot war erstaunlich stur, dagegen war ihr Holzkopf von Vater ja noch vernünftiger gewesen, aber sie verstand ihn auch. Vermutlich wollte er einen Gefährten nicht unbedingt in ein Kriegsland bringen nur würde er dieses Mal keine Wahl haben. Es würde eine Weile dauern, Severus würde fluchen und sich sträuben, aber sich am Ende doch fügen. Erneut musste sie an diesen Harry denken. Ein Mann, der mit ihrem Bruder gekämpft hatte. Ob er...? Nein, das hätte selbst Sevvie merken müssen! Er hätte seinen Gefährten sofort erkannt, daran hatte sie keinen Zweifel. Die einzige Ausnahme wäre, wenn er noch ein Kind wäre, aber welcher vernünftige Erwachsene ließ bitte ein Kind aufs Schlachtfeld?? Mit dem beruhigenden Gedanken ging sie zurück zu ihren eigenen Gemächern, um ihren Bruder für ein Weilchen in Ruhe brüten und schmollen zu lassen. Draco sah zu seinem Vater, der in seinem Lieblingssessel saß, einen teuren Kelch mit Feuerwhiskey in der Hand. Es war bereits spät abends und das war eine Gewohnheit, die sein Dad schon lange hatte. Nachher würde seine Mutter kommen, sich kurz zu ihm setzen und dann würden die Beiden gehen, um ins Bett zu steigen und auf den Rest verzichtete Draco in seiner Fantasie dann doch lieber. Er setzte sich auf den Sessel gegenüber und wartete. Lucius sah schließlich auf. „Was gibt es?“, fragte er nach einer ganzen Weile. Er kannte den Jungen gut genug, um zu merken, dass etwas nicht stimmte. Und allein, dass der einfach, ohne etwas zu sagen und ohne ein Buch da hockte und ihn anstarrte war mehr als ein guter Hinweis. „Ich... mache mir Sorgen.“ „Potter?“ „Ja, Harry. Er... war so komisch, vor einigen Tagen. Seine Augen... Dad, es wird einfach nicht besser, es scheint immer schlimmer zu werden! Er lebt in einer klinisch weißen Wohnung, dabei hasst er diese Farbe, er hat Nichts aufgebaut oder sonst was getan, er ... er will nichts mehr machen, er sieht magerer aus, als ich ihn je gesehen habe!“ Lucius blickte zu seinem Sohn. „Posttraumatischer Stress, “ gab er nur zurück. „Prägend sind Lustlosigkeit, Depressionen und die Unfähigkeit, etwas zu tun.“ „Du verstehst nicht!“ „Allerdings nicht, “ gab Lucius zurück. „Ich weiß nicht, warum du dich so sorgst. Gib ihm noch ein, zwei Monate, dann wird die neue Umgebung ihre Wirkung zeigen. Der Junge hat noch mehr mitgemacht, als du, “ erinnerte er Draco milde. „Lupin ist in seinen Armen und Severus vor seinen Augen gestorben. Nicht zu vergessen, Black. Außerdem war er gezwungen, zu töten. Und er hat das erste Mal Zeit, wirklich darüber nachzudenken. Er braucht Zeit.“ Natürlich wusste er, dass es eine gute Chance gab, dass Severus lebte, aber noch war er sich nicht sicher und er würde auch sicher nichts sagen, wenn der Andere das nicht wollte und sich nicht von selbst zeigte, denn auch, wenn er überlabt hatte, konnte es gut sein, dass er schwer verletzt war. „Aber... auch für posttraumatischen Stress ist es nicht normal, dass er physische Schmerzen hat!“ „Was hat er?“, fragte Lucius, nun ehrlich überrascht. Es war das erste Mal, dass er das erfuhr, bisher war es nur darum gegangen, dass der grünäugige Junge entschieden zu viel brütete und zu wenig zu essen schien. „Schmerzen. Er versteckt sie, aber er hat sie, überall, glaube ich. Er hält sich ständig den Kopf oder die Brust, als wäre er krank, aber dann hätte Poppy ihn doch nicht gehen lassen! Oder?“ Der Ältere nickte. „Allerdings nicht, “ bestätigte er ruhig. „Ich denke eher, Harry bildet sich das ein, das ist auch nichts Unübliches. So etwas wie Phantomschmerzen, ein amputiertes Körperglied schmerzt obwohl es nicht mehr da ist. Und das mit dem Kopf kann gut die jetzt fehlende Präsenz des dunklen Lords sein.“ „Ich glaube aber nicht, dass das Alles ist. Ich mache mir wirklich Sorgen, Dad, ich hab ihn auch noch nie was essen sehen, höchstens mal eine Tasse Kaba trinken.“ Der Langhaarige runzelte die Stirn. Anorexie? Er selbst hatte sich schon gefragt, ob der Grünäugige so etwas haben könnte, denn er war ungewöhnlich dürr gewesen, an dem Tag, als er vor dem Wizgamont für sie gesprochen hatte. „Wann gehst du wieder zu ihm?“ „Morgen, aber nur kurz, ich glaube, er mag keine Besuche. Er ist immer so... er kennt mich, ich weiß, was er vor den Meisten versteckt, aber... er scheint nie froh, mich zu sehen. Ich verstehe das nicht. Warum will er lieber allein sein?“ Lucius zuckte mit den Schultern. „Vermutlich, weil er überfordert ist. Draco, ich bin kein Psychologe. Aber ich denke, das hängt zusammen. Warte ab und überleg dir gut ob und wie du handelst und wie du ihn mehr verletzt. Was Harry braucht, ist ein Freund und Verständnis, da werden die Weasleys ihm nicht viel helfen. Er... bräuchte Black oder Lupin... oder Severus. Wir, ich insbesondere, sind nicht die richtige Adresse. Sei einfach für ihn da, besuch ihn ein Mal die Woche und beobachte ihn. Du hast doch gesagt, er kann sich selbst keinen großen Schaden zufügen.“ Draco nickte. „Dann lass ihn, zeig ihm, dass du da bist und mehr nicht.“ „Meinst du... ein Tier würde ihm helfen? Wo Hedwig doch tot ist?“ Überrascht sah Lucius auf. Diese Freundschaft musste wahrlich tiefer sein, als er geahnt hatte. „Diese Idee ist hervorragend, “ stimmte er zu. „Ein Hund vielleicht oder eine Katze, auf jeden Fall etwas sehr Junges, um das er sich wirklich kümmern muss, weil es allein nicht überleben kann.“ „Eine kleine Katze?“, murmelte Draco zu sich selbst. „Als vorgezogenes Geburtstagsgeschenk, ich meine, er hat doch ohnehin in ein paar Monaten. Nicht, dass ich ihm dann nicht noch was schenken würde, aber die Idee gefällt mir einfach...“ Kapitel 3: Gesellschaft ----------------------- Wieder klingelte es und die Uhr an der Wand sagte Harry, dass es Draco sein musste. Es war zwei Uhr nachmittags, seine Zeit. Langsam verließ er seine Fensterbank. Auch in dieser Nacht war er wieder zu den Klippen gegangen und gegen Morgen, nach seiner Rückkehr war er ein, zwei Mal am Fenster eingenickt, aber jedes Mal nur nach kurzer Zeit wieder hochgefahren. Er hatte auch versucht, etwas zu essen, aber wie immer hatte er nur wenige Bissen geschafft, bevor die Schmerzen so zugenommen hatten, dass er nicht mehr wollte und konnte. Langsam ging Harry zur Tür, dieses Mal trug er eine der zu weiten Hosen seines Cousins, die er sich, wie früher, einfach mit einem Seil festgebunden hatte, da er keine Gürtel besaß. Nach einem kurzen Blick durch den Türschlitz schloss er Selbige wieder, hakte die Kette aus und ließ Draco hinein. „Hi, Narbengesicht!“ Harry lächelte etwas. Das der Andere ihn immer noch so nennen musste... nun, zumindest behandelte der Blonde ihn nicht wie zerbrochenes Glas, wie Molly es bei ihrem letzten Anruf via Kamin getan hatte. „Hi, Blondie.“ „Du bist nur auf meine Haare eifersüchtig!“ Das brachte Harry wieder dazu, schwach zu lächeln. Er war froh, dass Draco nichts weiter sagte, denn immer noch war weder gestrichen noch irgendwas aufgebaut. „Ich mache dir Tee, “ fuhr er fort und lief los, während Draco schnell die Transportbox aufhob und ins Wohnzimmer ging, wo er einige geschrumpfte Gegenstände aus seinem Rucksack holte. Er sah sich in dem immer noch ungemütlich kahlen Raum um. Sein Blick fiel auf die ausgeschnittenen Zeitungsbilder direkt gegenüber vom Fenster, die Meisten magisch vergrößert. Was ihn aber überraschte, war das Zentrum. Er wusste nicht, wen er in der Mitte erwartet hatte, Harrys Eltern vermutlich, Lupin oder Black – aber sicher nicht Severus. Was hatte Harry an dessen Tod nur mehr mitgenommen, als an dem seines geliebten Paten? Immerhin hatten die Beiden sich vor zwei Jahren noch nicht mal riechen können! Und nun... na ja, er hoffte wirklich, dass sein kleines Mitbringsel Harry etwas ablenken würde. Es war übrigens doch keine Katze geworden, ihm war in der magischen Menagerie eine bessere Idee gekommen, als er die Käfige in Augenschein genommen hatte. „Hier ist der Tee, “ meldete Harry sich, er sprach kaum noch, eigentlich fast nur noch, wenn Draco einmal kam oder er mit Molly redete, weswegen er inzwischen nur noch sehr leise sprach. Noch hatte er die ganzen Sachen nicht mal bemerkt. Er goss Draco aus der Kanne in den Becher ein, während er seinen Kaba umklammerte. Das war ohnehin inzwischen sein Hauptnahrungsmittel geworden. Beim Trinken dauerte es länger, bis ihm richtig übel war. Zum Glück. Draco lächelte nur und sah sich um. „Also Harry, über deine Vorstellungen von Gemütlichkeit müssen wir uns wirklich noch mal unterhalten, “ stellte er dann erneut fest. „Weißt du, ein paar Farben, ein paar Möbel und einige Teppiche könnten Wunder bewirken. Du hasst weiß! Es erinnert dich an die Krankenstation! Du hast doch Farben hier!“ Harry zuckte mit den Schultern. „Ich werde schon noch streichen, “ wehrte er nur ab. „Irgendwann.“ „Wenn du alt und grau bist?“, fragte Draco trocken zurück. „Ich weiß nicht wann ich mich überwinden kann...“ „Sag ich ja, wenn du alt, grau und tatterig bist. Hast du wenigstens inzwischen einen neuen Zauberstab?“ Immerhin war Harrys ja in der Schlacht explodiert. Der schüttelte nur den Kopf. „Ich will keinen mehr, “ gab er zurück. „Ich will nicht zurück in die magische Welt, wozu dann ein Zauberstab?“ „Weil er nützlich ist?“, entgegnete Draco sofort. „Auch unter Muggeln gibt es Verbrecher und etwas Magie um sich zu verteidigen...“ „Ich beherrsche genug stablose Magie für so etwas, “ erinnerte Harry den Anderen. Er war sich sogar ziemlich sicher fast alles ohne Stab zu können, aber er wollte keine Magie mehr nutzen, so einfach war es, er wollte vergessen, dass es sie gab, das wäre ihm das Liebste. Vergessen, was in den letzten sechs Jahren geschehen war, vergessen, wie blind, gutgläubig und hoffnungsvoll er in diese neue Welt gegangen war. Draco schüttelte nur den Kopf. Er war wirklich kurz davor, aufzugeben, was das anging. Auf Kleidung sprach er Harry noch nicht mal mehr an. Und ja, er irrte sich nicht, der Jüngere war noch dürrer, als beim letzten Mal. „Ich hab dir was mitgebracht...“ Harry lächelte etwas. „Das ist eine dumme Angewohnheit von dir, “ gab er zurück. Er bat nie um etwas, oft genug wäre es ihm lieber gewesen, nichts zu bekommen, doch Draco ließ sich ohnehin nicht aufhalten. „Ist es!“, bestätigte Draco, bevor er die Gegenstände wieder vergrößerte, unter Anderem ein Körbchen, das aber fast halb so groß war, wie Harry, einige Spielsachen, ein recht großes Katzenklo und Futter. „Dray?“, fragte Harry vorsichtig. „Was soll das werden?“ „Du brauchst Gesellschaft!“ „Dray, ich...!“ „Ah! Keine Widerrede!“, kam es sofort und Draco deutete auf die immer noch abgedeckte, kleine Transportkiste. „Das hier ist Jemand der Hilfe genau so nötig hat, wie du, allein würde sie nicht überleben, sie ist erst vier Wochen alt und ihre Mutter hat sie verstoßen, weil sie zu viele Junge hatte und nicht alle ernähren kann. Du musst sie noch regelmäßig mit Milch füttern, die du aus dem Pulver in der Box da anrührst. Und ich verspreche dir, sie wird nicht mal versuchen, dich zum Streichen zu drängen. So, ich muss dann auch schon wieder los, “ fügte er an, stand auf und umarmte Harry, der wie immer erst mal stocksteif wurde. „Pass auf dich auf, kleiner Bruder und iss doch etwas mehr, ja? Mir zuliebe. Bis nächste Woche.“ Sprachlos sah Harry dem Anderen hinterher, bevor auch er sich erhob, um die Kette hinter ihm wieder einzuhängen. Dann trat er zurück in das Zimmer und sah auf die Sachen, bevor er das Tuch von dem Käfig zog – und stockte. Das war keine Katze, wie er vermutet und befürchtet hatte. Durch die Gitterstäbe sahen ihn zwei ängstliche tiefschwarze Knopfaugen an und ein hilfloses Maunzen ertönte, während das Kleine zu versuchen schien, sich zwischen dem Stroh auf dem Boden zu verstecken – was eher schlecht als recht gelang, denn etwas so Schwarzes fiel leider immer auf. Dazu war nur sehr wenig von dem Stroh in der Kiste. „Ein Panther! Ich glaub es nicht! Draco hat wirklich eine Schraube locker! Kommt hier mit einem Panther an, mitten in einer Muggelwohnsiedlung! Der spinnt!“ Vorsichtig öffnete Harry das Gitter, griff hinein und packte das kleine Wesen, das sich noch nicht mal wehren konnte, da Harry es am Nacken erwischt hatte. Er betrachtete das kleine Tierchen genauer, bevor er es in die Arme nahm und einfach etwas streichelte, so lange, biss das Kleine nicht mehr ganz so heftig atmete und der rapide Herzschlag sich beruhigt hatte. Erst dann sah Harry sich unter den mitgebrachten Dingen genauer um. Das Katzenklo war auch zu groß für ein normales Tier, sowie der Schlafkorb und die Spielsachen. „Hast du Hunger?“, fragte er schließlich und als das Maunzen wieder ertönte, er hob er sich, in der Hand eine der Taschen auf denen groß Futter stand. In der Küche stellte er das Kleine im Spülbecken ab, wo es sich aufrichtete, um ihn zu beobachten, während er das Milchpulver nach dem Rezept anrührte. Er schüttete etwas davon auf eine Untertasse. „Kannst du schon ohne Flasche trinken?“, fragte er leise, froh, als die Kleine sofort zu lecken begann, aber dann enttäuscht maunzte, als die wenigen Tropfen weg waren. Also wohl ein magisches Tier. Ja, Draco hatte ein Rad ab, so viel war sicher. Er füllte den Rest der Milch in die einzige größere Schale, die er hatte und stellte sie auf seinen Tisch, setzte das Kleine davor, das sofort weiter soff, bis alles weg war. Dann trat der Panther zu ihm, leckte ihm über die Hand. Harry lächelte schwach und hob die Kleine wieder auf, lief zurück ins Wohnzimmer, setzte sie dann vor dem Katzenklo ab, wo sie prompt hinein sprang und zu scharren begann. Harry sagte nichts weiter, er setzte sich nur wieder auf seine Fensterbank. Als die Kleine wieder aus der Kiste kam, stellte sie sich auf, ihre Pfoten gegen die Heizung und maunzte, so lange, bis Harry sie hochhob und ihr die Möglichkeit gab, sich auf seinem Bauch zusammen zu rollen. Also streichelte er eben seine kleine Pantherdame, während er nach Draußen sah. Die Kleine hatte etwas Nähe verdient, auch, wenn sie das Unglück gehabt hatte, bei ihm zu landen. Er stand noch zweimal auf, um der Kleinen eine Portion Milch zu geben, sonst änderte sich an seinem Tagesablauf nichts. Als es dunkel war, wühlte er etwas durch die Dinge, die Draco ihm mitgebracht hatte und fand, was er sich erhofft hatte. Ein kleines Laufgeschirr mit langer Leine. Er streifte es der Kleinen vorsichtig über, bevor er die Wohnung in Richtung Klippen verließ. Erst, als er da war, setzte er die Kleine ab, die sofort neugierig begann, ihre neue Gegend zu erkunden. Harrys Blick dagegen wanderte wieder in die Ferne, während er mit dem dumpfen Schmerz in seiner Brust kämpfte, der Alles zu zerreißen schien. Vielleicht würde es sich von Draco zum Geburtstag etwas wünschen – das der ihn von seinem Schwur entband, er wusste nicht, wie lange er noch mit diesen Schmerzen leben konnte, die kein Mittel zu stillen vermochte, keine Muggelmedizin, keine Tränke und keine Zauber brachten Erleichterung. Oder gar einen erholsamen Schlaf. Seine Welt war so schon nie schön gewesen, aber diese dauernden Schmerzen brachten ihn Stück für Stück um. Er war sich inzwischen ziemlich sicher, eine Krankheit zu haben, aber er wollte nicht zum Arzt, wo er am Ende behandelt werden würde, er wollte einfach nur gehen dürfen. Zu seinen Eltern, zu Severus, zu Remus, Sirius, Hagrid, Cedric und all den Anderen. Selbst das Schreiben fröhlicher Briefe war eine Art Qual geworden. Nicht zu vergessen, dass vor zwei Tagen auf ein Mal Fawkes mit einem Brief aufgetaucht war, als er hier an der Klippe gesessen hatte. Er hatte seine Wohnung unter starken Zaubern für Magier unkenntlich gemacht, so, dass auch keine Eulen ihn finden konnten. Hedwig war ohnehin tot, also mussten seine Freunde ihm eben über die gewöhnliche Muggelpost schreiben. Im ersten Moment hatte er daran gedacht, ein weiteres Mal das Land zu wechseln, doch er hatte die Augen des Phönix gesehen und er wusste, der Andere würde ihn nicht ans Messer liefern. Der Brief aber hatte ihn schockiert. Der Alte hatte ihn ein eigensinniges, egoistisches, ergomanisches Kind genannt, das kein Recht habe, seine Entscheidungen irgendwie in Frage zu stellen und er würde Harry schaden, irgendwie, da er nicht zulassen würde, wie er sich benehme, er habe den Schein zu wahren, zurück zu kehren und zu Kreuze zu kriechen. Woraufhin Harry eine spontane Entscheidung getroffen hatte – er hatte den Brief an den Quibbler geschickt. Er war sich sicher, bei dem nächsten Stapel Zeitungen, den Draco ihm mitbringen würde, würde er etwas darüber finden. Sollten diese Dummköpfe in England doch sehen, wen sie gerade als neuen Minister für Zauberei in Betracht zogen! Die sollten Lucius oder Arthur wählen aber sicher nicht diesen senilen, alten Mann, der ihn jetzt noch nicht mal in Ruhe sterben lassen konnte... Ein leichtes Tupfen lenkte ihn kurz ab, er lächelte traurig, als er sah, wie die Kleine mit ihren Pfoten auf seinem Oberschenkel herumdrückte und sich schließlich am Stoff der Hose hochzog, bis er sich erbarmte und sie so auf den Arm nahm. Etwas in ihm sagte ihm, dass er der Kleinen einen Namen geben sollte aber auch dazu konnte er sich irgendwie nicht überwinden. Als würde er sich damit entgültig wieder an das Leben binden, das er nicht wollte. Erst kurz vor Sonnenaufgang erhob Harry sich wieder, auch, weil seine Kleine, die einfach nur brav in seinen Armen schlief, nachdem sie durch die Gegend gerannt war, vermutlich wieder etwas Milch brauchen würde, trottete in die Wohnung zurück. Ein oder zwei Obdachlose sahen ihm hinterher, sie dachten wohl, er wäre einer von ihnen, so sah er zumindest aus, da war er sich sicher. Wieder in der Wohnung gab er der Kleinen einen weiteren Napf Milch, den sie aussoff, er selbst nahm sich eine Scheibe trockenes Brot sowie eine Tasse Kaba, ging dann zurück auf seinen Platz am Fenster und setzte sich, die Kleine wieder auf dem Bauch, sie drehte sich einige Male um sich selbst, rollte sich dann zusammen und schlief einfach ein. Die Glückliche. Schlafen können... Keine Alpträume haben, allein das würde ihm vielleicht helfen. Nein, nicht vielleicht. Höchstwahrscheinlich sogar. Die Schmerzen würde es nicht ändern, aber... vielleicht würde der Rest seines Lebens dann erträglicher sein, wenn seine Träume ihm eine sichere Welt bieten würden, statt die erlebten Schrecken noch zu verschlimmern. Er würde Alles dafür tun, dass er schlafen konnte. Aber Traumlostränke wirkten schon lange nicht mehr, davon hatte er schon zu viele genommen, und Muggelsachen hinderten ihn nicht am Träumen. Also musste er mit seinem zehn Minuten Schlaf leben, so lang er das eben noch tat. Lustlos zerriss er das Brot, tunkte die Krümel in die Tasse, um sie überhaupt runter zu bekommen... Ruhig hielt Severus die Zügel seines Pferdes in der Hand, statt einer Robe trug er enge Beinlinge, hohe Stiefel, eine Tunika und einen einfachen Lederharnisch, sowie Gelenkschoner. Auf seiner Stirn lag ein einfacher Reif, der auch seine offenen Haare aus dem Gesicht hielt. Er hatte sich entschlossen, seine Truppen, vor Allem aber die Reservetruppen zu inspizieren. Der Krieg stand immerhin kurz bevor, lange konnte es bis zu den ersten richtigen Schlachten nicht mehr dauern und er zog es wirklich vor, vorbereitet zu sein, er war nicht Dumbledore, der seine Leute ohne jegliche Erfahrung in die erste Reihe stellte, in der Annahme, dass sie überleben würden, oder ohnehin unnütz gewesen waren. Die Soldaten hier waren anders, als die Armee des senilen Idioten. Keine Angst trübte ihre Blicke, die ruhig geradeaus gerichtet waren, ohne Furcht und Aufregung. Sie hielten ihre Waffen nicht, wie ein Metzgerlehrling sein erstes Messer, sondern wie das, was sie waren, tödliche Instrumente, die man mit Respekt und Vorsicht zu bedienen hatte. Ja, Serena hatte hervorragende Arbeit geleistet, das musste er seiner Schwester wahrlich zusprechen. Die Truppen waren gut gerüstet und allein der Anblick sagte ihm, dass sie auch in der Lage sein würden, ihre Waffen entsprechend zu führen. Auch die Anzahl hatte seine Erwartungen übertroffen. Zufrieden nickend ritt er zum nächsten Block, mit die wichtigsten seiner Soldaten, die Fernkämpfer, hervorragend ausgebildete Bogenschützen, die auf mehr als dreihundert Metern Entfernung immer noch die Hand des reitenden Gegners an sein Pferd nageln oder präzise die Pupille der Augen durchbohren konnten. Mit ihnen war manchmal eine Schlacht gewonnen, ohne die Infanterie zu bewegen. Sie waren unbezahlbar und eine Elitestaffel, die hart daran arbeitete, weiterhin ihre Stellung zu halten. Sie konnten meist auch zu Pferde so schießen, so, dass sie selbst im Nahkampf noch hervorragend waren. Dann kam er zur letzten Truppe – der Kavallerie. Die schwer gepanzerten Pferde standen so ruhig, wie ihre Reiter ihn anblickten, ohne eine unnötige Bewegung, perfekt trainiert von Klein auf. Ihre Reiter saßen locker in den Sätteln, die langen Zügel in einer, ihre Standarte in der anderen Hand. Das war seine besondere Truppe, hier war er selbst ausgebildet worden, ohne Rücksicht auf Rang oder Gebrechen. Es war ein hartes Training gewesen aber es hatte sich, verdammt noch mal, gelohnt. Er merkte, wie er unwillkürlich selbst mehr Haltung annahm, als er an deren Kommandant vorbei ritt. Er winkte seinem ehemaligen Ausbilder, wie auch den Anderen, die sich bereits hinter ihm aufgereiht hatten. Er wollte sie sprechen und ihre Einschätzung über die eigene Truppenstärke hören, auch ein Waldläufer würde kommen, der Neuigkeiten über die Truppenstärke seines Onkels gewonnen hatte. Severus hielt sein Pferd erst am Portal seines Schlosses an, wo sofort einer der Diener gelaufen kam, um die Pferde in Empfang zu nehmen, sowohl seines, als auch das des Kavallerieführers. Der König schwang sich also vom Pferd, trat dann zum Tor, gefolgt von seiner direkten Leibgarde und den Kommandanten, hinein in einen kleinen Besprechungsraum. Dort setzte er sich an den Kopf des ovalen Tisches und wartete, bis alle ihre Plätze gefunden hatten. Erst dann entrollte er mit einer Handbewegung die große Karte des Reiches mit den Linien des Krieges, während die Kommandanten die Steine für die Anzahl ihrer Truppen vor sich aufreihten. „Ihr kennt die Situation, “ setzte Severus ruhig an, als auch Serena ihren Weg zum Rat gefunden hatte und sich zu ihrem Gefährten setzte. „Wie werden wir vorgehen?“ führte er an. „Und wehe, irgendwer kommt mir mit dem Wort Gefährte!“ Erst einmal schwiegen alle, bevor Ren schmunzelnd meinte. „Rebana kontaktieren.“ Er wusste, das war nicht was sein ehemaliger Schüler hören wollte, aber es konnte ihm gleichgültiger nicht sein, er hatte noch nie ein Blatt vor den Mund genommen. „Außerdem wäre es ratsam, eine Botenlinie in den gefährdeten Gebieten zu ziehen und Waldläufer an gefährdeten Orten einzusetzen. Lassen wir sie erst einmal vorstoßen, evakuieren wir hier das offene Land, es befinden sich keine Städte oder größeren Dörfer hier.“ Er deutete auf die roten Punkte. „Lassen wir sie stattdessen vorrücken bis zum Fuß des Reneohpasses. Dann haben wir sie in der Falle, sie sind gezwungen, ihre Truppen hier zusammen zu führen, um den Pass zu überqueren, da stellen wir die Bögen und Drachen auf.“ Severus zog die Augenbrauen gefährlich zusammen, sagte aber erst mal nichts. Vor allem nicht zum Thema Rebana. Allerdings war der Rest des Plans wirklich gut. Kleine Güter konnte man wieder aufbauen, andere Evakuieren. „Sie dürfen sich an diesen Stellen nicht trennen, “ erkannte Severus dann aber ruhig und deutete auf die Karte, wo das Gebiet weit genug wurde, um den Berg zu meiden und um ihn herum zu marschieren. Mereos nickte: „Hier kommen Ferada und ich ins Spiel, sie errichtet Schilde, ich riegle die Wege so ab, dass sein Heer gezwungen ist, diesen Weg zu nehmen, im engen Verband. So treiben wir sei in die Falle, die sich hinter ihnen schließen wird, da Thanors Truppen bereits an etwas wie einer portablen Mauer arbeiten, die wir hier...“, er deutete auf zwei Punkte. „Einsetzen werden, um so zu verhindern, dass irgendwer flüchten kann. Wir können die Leute dann einfach gefangen nehmen und Euren Onkel in Ketten legen, um ihn hier vor ein Gericht zu führen.“ Severus nickte. „Das klingt doch wie ein Plan, “ stimmte er erleichtert zu. „Wann wird der werte Herr also seine Truppen zum Angriff führen?“ „Wir gehen von einigen Wochen aus, die wir noch haben, “ erklärte Ren. „Genug Zeit, um...“ „Sprich es nicht mal aus;“ warnte Severus eisig. Was seine Schwester dazu brachte, die Augen zu rollen: „Severus, ich verstehe, dass du dich immer gern gegen das Schicksal stellst, aber weißt du, ein Gefährte ist keine Strafe, wie ein Krieg!“ „Ich werde sicher niemanden in ein von Krieg gespaltenes Land führen!“ „Sev....!“ Der Andere erhob sich abrupt. „Die Sitzung ist beendet, “ gab er knapp zu Wissen. „Kümmert euch darum, dass die Truppen einsatzbereit sind und bringt die Botenkette an. Ich bin... beschäftigt. Und damit schlug die Tür hinter ihm zu. Er konnte es nicht mehr hören! Gefährte, Gefährte, Gefährte! Verdammt noch mal! Sicher wollte er endlich seinen Gefährten, aber nicht, wenn sein Kopf voller Kriegspläne war! Alles zu seiner Zeit! Man durfte die Dinge nicht einfach so übereilen! Er wollte Zeit für seinen Gefährten haben, um ihn kennen zu lernen! Voller Wut schlug er mit aller Macht gegen den Sandsack, der in seinem Trainingszimmer hing, das er sich schon vor langer Zeit eingerichtet hatte. Er schlug so hart, dass seine Hand durch den Stoff drang und der feine Sand in einem schmalen aber stetigen Fluss zu Boden rieselte. Ohne weiter darauf zu achten, riss er zwei Schwerter von der Wand und begann wie ein Besessener auf unsichtbare Gegner einzuschlagen. Ja, ein Gefährte war natürlich etwas Gutes, aber Nichts, was er sich gerade leisten konnte, warum war das so schwer zu verstehen? Waren denn auf ein Mal alle mit Blindheit geschlagen? Und warum meinten sie, das Recht zu haben, Kuppler zu spielen! Er! Nur er würde Zeit und Ort bestimmen, an dem er seinen Gefährten suchte. Severus schlug so lange auf unsichtbare Gegner ein, bis er in Schweiß gebadet war. Er warf die Waffen einfach auf den Boden, riss sich den Harnisch herunter, dem auch die Tunika und der Gürtel folgten, wobei sein Schwert scheppernd zu Boden ging, bevor er eine der Lanzen von der Wand nahm und weiter machte. Erst, als er wirklich aus dem letzten Loch pfiff, warf er auch diese Waffe von sich und sackte gegen die Wand, schloss die Augen. Aber er riss sie schnell wieder auf, als er diesen verzweifelten Blick wieder sah, das Grün, das sich zu verändern schien und alle Leuchtkraft verlor, gefolgt von einem schier unmenschlichen Schrei. Toll, genau der hallte nun wieder in seinen Ohren! Dabei hatte er schon so lang nicht mehr daran gedacht! „Auch vor dem Schicksal zu fliehen wird es nicht ändern, Herr, “ meldete sich eine ruhige Stimme von der Tür. „So wenig, wie es etwas bewirkt, sich zu Tode zu trainieren. Weder kann man dass Netz des Schicksals verändern noch es zerstören.“ „Rebana, “ stellte Severus sauer fest. „Hat meine Schwester dich mir auf den Hals gejagt? Dann bitte ich dich, zu gehen, ich habe keine Lust noch mehr Prophezeiungen zu hören, die mich mein Leben lang verfolgen werden!“ „Darum bin ich nicht hier.“ „Ach?“, höhnte Severus leise. „Was ist es dann, wenn nicht, mich zu zwingen, mich einer weiteren Weissagung zu unterwerfen, die nur Unannehmlichkeiten mit sich bringt!?“ „Es geht nicht um Euch, “ wiederholte Rebana ruhig. Sie kannte den Prinzen, nein, inzwischen ja schon eine ganze Weile, König, schon lange, sie hatte ihn bereits gesehen, als er noch nicht einmal geboren worden war. Er war ihr vertrauter, als ihre eigene Familie und sie sorgte sich um ihn, sie wusste, wie viel an diesem fähigen, jungen Mann hing. Erst jetzt richtete Severus sich wieder auf und rief einen Hauself, der ihm ein Bad einlassen sollte, bevor er sich Rebana zuwandte. „Nun?“, fragte er kühl. „Was führt dich dann hierher?“ „Euer Gefährte... nein! Lasst mich ausreden! Dann könnt Ihr immer noch entscheiden, was Ihr sagt!!“ Sie wartete, bis Severus’ Mund sich wieder schloss. „Euer Gefährte ist kein Mensch, noch ist er einer der Unseren, aber er befindet sich gerade in Lebensgefahr. Ich habe ihn unter Muggeln ausgemacht, aber keine Sorge, er ist Keiner. „Findet ihn, Herr, findet ihn vor dem Ende des siebten Monats, oder Ihr habt ihn für Immer verloren und Ihr werdet zu einem Leben in Einsamkeit verdammt sein. Ein Leben voller Vorwürfe und Hass. Ein Leben, das Euch zu einem grausamen Tyrannen machen wird, der durch die Klinge seiner Familie sein Leben lassen wird, ungeliebt und verachtet. Vor allem aber hat Euer Gefährte den Tod nicht verdient.“ Im ersten Moment wollte Severus wieder etwas sagen, dann hielt er sich doch zurück. Kurz schloss er die Augen, um zu verarbeiten, was er gehört hatte. Sein Gefährte war in Gefahr? Warum? Wodurch? Durch Todesser vielleicht? Auch das, was Rebana über sein Schicksal gesagt hatte, ließ ihn nicht unbedingt kalt. Immerhin hatte er alles für sein Volk getan, seit er denken konnte, er wollte nicht kaputt machen, was er selbst errichtet hatte. Aber er wusste auch, was das bedeutete. Die Anderen hatten wieder mal gewonnen. Er würde seinen Gefährten suchen. Nicht für sich, aber für Diesen. Na ja, vielleicht doch auch etwas für sich, denn allein der Gedanke daran, etwas so Kostbares zu verlieren, hatte einen schrecklichen Beigeschmack. „Ich habe also zwei Monate, um ihn zu finden, ist dass korrekt?“, fragte Severus mehr oder weniger ruhig. Rebana ließ sich ihre Erleichterung nicht anmerken, doch in dem Moment fühlte sie sich, als würde ein wahres Gebirge von ihren Schultern stürzen. Nun begann das Schicksal wieder in den Richtigen Bahnen zu verlaufen. Endlich. Sie blickte den Anderen an. „Ja, “ gab sie zurück. „Bis der siebte Monat stirbt. Dann wird auch er sterben, wenn er überhaupt so lange durchhält, “ fügte sie leise an. „Wo hast du ihn ausgemacht?“, fragte Severus weiter. „In England?“ Rebana schüttelte erneut den Kopf. „Nein, im Gegenteil, ich denke, das ist der letzte Ort, wo er je sein wird. Er fürchtet und er hasst ihn regelrecht, ich konnte nicht sehen, warum, “ fügte sie an. „Das sind wenige Anhaltspunkte, meinst du nicht auch?“, fragte Severus kühl. Rebana zuckte mit den Schultern. „Ihr werdet ihn finden, da bin ich mir sicher, er versteckt sich vor Allen, auch vor seinen engsten Freunden, Euer Gefährte hat viel mitgemacht, es ist an Euch, ihn glücklich zu machen.“ „Er hat viel mitgemacht?“, fragte Severus aufgebracht. „Und ich soll ihn in ein von Krieg zerrissenes Land schleppen?!“ „Er wird einfach nur dankbar dafür sein, dass er von dem weg kann, was er dort durchmacht, wo er sich im Moment aufhält, “ gab Rebana nur wieder zurück. „Und habt Ihr nicht ohnehin noch unerledigte Geschäfte in England?“ Severus nickte schließlich. Die konnte er erledigen, vielleicht bekam er ja dann eine plötzliche Eingebung. Auch, wenn er sich schon wieder fragte, wie die Andere es geschafft hatte, ihn davon zu überzeugen, seinen Gefährten doch zu suchen, bevor die letzten Schlachten geschlagen waren. Als hätte er nichts Besseres zu tun. Na ja, das spielte auch keine Rolle mehr, nun hatte er zugesagt. Wie Rebana das jedes Mal schaffte, war ihm ein Rätsel, er konnte nur hoffen, dass sie das nicht Serena beibrachte, oder noch schlimmer, am Ende seinem Gefährten. „Wann werdet Ihr aufbrechen?“ „Nach meinem Bad, “ gab Severus knapp zurück, der keinen Sinn darin sah, dass Notwendige weiter aufzuschieben als nötig, vor Allem, wenn die Zeit derart knapp bemessen war und er ja auch ‚nur’ sieben Kontinente zum absuchen hatte. Minus einer dummen Insel. Rebana nickte: „Ich wünsche Euch viel Erfolg, mein König, “ gab sie ernst zurück und verbeugte sich, bevor sie den Raum verließ. Sie wusste, sie hätte noch mindestens zwei Hinweise geben können, doch das wollte sie nicht, es waren Dinge, die er selbst herausfinden musste und außerdem hatte er nicht gefragt, ob sein Gefährte je in England gewesen war. Momentan war er es auf jeden Fall nicht. Severus knurrte der Wahrsagerin missgelaunt hinterher, bevor er durch eine kaum sichtbare Tür das Bad betrat. Das Wasser in der großen, quadratischen Wanne, die im Boden eingelassen war, dampfte einladend. Rasch befreite er sich von Stiefeln und Hose, bevor er sich in die Wanne sinken ließ und erleichtert die Augen schloss. Er spürte, wie sein Körper sich langsam wieder entspannte. Erst dann rief er wieder nach einem Hauself, wies ihn an, Muggelkleidung für ihn bereit zu legen, sowie einen Koffer mit Muggelkleidung zu packen, aber den Holster für den Zauberstab und sein Schwert nicht zu vergessen, sowie einen Zaubererumhang. Erst, als die kleine Gestalt wieder verschwunden war, begann er, sich zu waschen. Er blieb noch eine Weile sitzen, bis er fertig war, bevor er sich dazu aufraffen konnte, sich wieder zu erheben. Er griff nach einem der weichen, großen Handtücher und begann, seinen Körper abzutrocknen. Erst dann trat er in seine Gemächer, wo, wie geordert, auf seinem Bett Unterwäsche, ein einfaches, aber gutes, weißes Hemd und eine Jeans ausgebreitet waren, schwarze Schuhe standen daneben. Mit Todesverachtung stieg er in die Kleidung, band sich aber an beide Fußknöchel magische Wurfmesser. Es hatte gute Gründe gegeben, warum er so lange als Spion überlebt hatte. Er würde seine Vorsicht sicher jetzt nicht einfach fallen lassen. Nach kurzem Überlegen band er sich auch die Haare streng zurück, sah dann in den Spiegel. Ja, so würde der die Meisten mit einigen Blicken abschrecken können. Schnell packte er den langen Muggelmantel und streifte ihn sich über, bevor er den Koffer griff. Also auf zurück nach England. Dort konnte er erst mal Lucius und Harry besuchen, ersterer würde bei der Suche nach seinem Gefährten vielleicht sogar nützlich sein. Mit diesen Gedanken trat Severus in die große Halle, wo, wenig überraschend, seine Schwester auf ihn wartete. „Ich bin froh, dass du doch noch zur Vernunft gekommen bist...“ „Das ist keine Vernunft, das war Erpressung, “ knurrte Severus nur ungnädig, bevor er seinen Koffer fester packte. „Bring du die Truppen in Position, leite die Angriffe, wie es besprochen war, ich werde diese leidige Angelegenheit so schnell wie möglich klären.“ „Geh schon, Sevvie, ich bin nicht das erste Mal allein hier und nur um es gesagt zu haben, ich bin die Ältere...“ Kapitel 4: Geburtstag --------------------- „Ja, Kleine,“ murmelte Harry nur, bevor er die Schüssel auf den Boden stellte und beobachtete, wie seine Pantherdame über den Inhalt herfiel. Wenigstens Jemand, der noch Freude am Essen hatte. Inzwischen hatte Harry noch nicht mal mehr an seinem heiß geliebten Kaba seinen Spaß. Nichts schien mehr zu schmecken, gar nichts. Zwar trank er weiter sein Milchgetränk und pro Tag mindestens ein bis zwei Brötchen, aber mehr ging einfach nicht. Er hatte inzwischen fast dauernd Krämpfe und das dumpfe Ziehen entwickelte sich immer weiter auch ein stechender Schmerz war dazu gekommen. Harry konnte sich gar nicht mehr daran erinnern, wie es war, ohne Schmerzen zu leben. Selbst einen crucio würde er dem hier vorziehen, denn der war nicht so grausam, der hörte irgendwann wieder auf. Und wie wünschte er sich eine ganze Nacht Schlaf! Einfach die Augen schließen und beim Aufwachen wieder wach sein. Keine Alpträume haben, keine Schmerzen. Sanft nahm er seinen Panther wieder auf die Arme und drückte ihn an sich. Er schniefte etwas, blickte dann zu seiner Wand, wo die Gesichter ihn anzusehen schienen. „Manchmal beneide ich euch einfach nur,“ flüsterte Harry erschöpft. „Ihr habt es hinter euch, ihr habt euren Frieden, eure Schmerzen sind vorbei...“ Er strich sich die einzelne Träne von der Wange. Er weinte schon lang nicht mehr so viel, wie zu Beginn, aber nicht weil er nicht wollte, oder weil er es überwunden hatte, sondern, weil seine Tränen einfach schon lange versiegt zu sein schienen. Sie flossen einfach nicht mehr, oft juckten einfach nur noch seine Augen. „Miau!“ Harry lächelte nur traurig und starrte aus dem Fenster, während er die Kleine streichelte. Auch gestern war Draco gekommen, aber er hatte gesagt, dass er die nächsten drei Wochen keine Zeit haben würde, da er zu einem Vorbereitungskurs für die Uni wollte, um schneller aufgenommen zu werden, er hatte seine Ziele hoch gesteckt, er wollte, wie sein großes Vorbild, in Salem studieren, wie Severus... um Tränkemeister zu werden. Und er? Er mochte Tränke eigentlich ganz gern, vor Allem, seit der Tränkemeister sich die Zeit genommen hatte, ihm zu erklären, was er immer falsch gemacht hatte und seit Draco aufgehört hatte, seine Werke zu sabotieren. Aber er hatte nicht Dracos Talent, er hatte eigentlich gar kein wirkliches, kein eigenes Talent und er hatte es nie gehabt. Verteidigung gegen dunkle Künste war wie der Schwertkampf eine reine Notwendigkeit gewesen, nichts, was er getan hätte, hätte er eine Wahl gehabt, er war auch mit Zaubersprüchen nicht sonderlich gut. Pflege magischer Geschöpfe hatte ihm Spaß gemacht, weil er Tiere wirklich gern hatte, aber er hatte auch Angst inzwischen, einfach, noch ein Wesen zu verlieren, wie Hedwig, die er nicht hatte beschützen können. Darum war er sich auch nicht sicher, ob es gut war, dass Draco den kleinen Panther gerade bei ihm gelassen hatte. Denn so oder so, er würde nicht mehr lange bleiben, er hatte sich nun fest entschlossen, er würde gehen. An seinem Geburtstag würde er Draco bitten, den Schwur zu lösen, damit er den Anderen nicht mitriss. Er konnte nicht mehr und er weigerte sich, weiter so zu leiden. Noch ein Mal sah er zu den Bildern. „Ihr... seid sicher enttäuscht, “ flüsterte er. „Nicht wahr? Ich bin ein Versager, ihr habt was Besseres verdient, hätte ich als Baby meinen Job richtig gemacht, wären so viele Leute noch am Leben...“ Harry schniefte erneut. Er wusste ja, das er sich gehen ließ und das Severus ihm vermutlich dafür den Hintern versohlen und alle Hauspunkte abziehen würde, die Gryffindor je bekommen hatte, aber er war einfach nicht mehr bereit, gegen diese Schmerzen anzukämpfen. Er war einfach nur zu müde. Er hatte es versucht, so lange es eben nur ging. Er hatte versucht, etwas zu tun, aber seine Energie war immer weg gewesen, kaum, dass er sich aufraffen wollte, etwas zu tun und sei es nur, die Wohnung endlich zu streichen. „Ich hoffe, Draco und du ihr werdet euch anfreunden, “ murmelte Harry leise in das weiche Fell des Jungtieres. Ja, er hatte sein Testament aufgesetzt und seinen Besitz unter seinen Freunden verteilt. Ron, der Rest der Weasleys, Hermine, Draco, nicht, das er es wirklich brauchen würde. Sein Geld sollte außerdem an verschiedene Wohltätigkeitsorganisationen verteilt werden. An die Werwolfstiftung unter anderem, an eines der vielen überfüllten Kinderheime, die nach dem Krieg nötig geworden waren. Dann hatte er wenigstens etwas Gutes getan. Harry wusste, er war reich, aber er hatte keine Ahnung, wie viel genau er besaß, das alles waren nur Zahlen gewesen, Unwichtigkeiten, bedachte man, dass ihm das seine Eltern und Freunde doch nicht zurückbringen konnte. Oder seinen Patenonkel. Er würde ohne zu zögern sein Geld eintauschen, wenn er dann wieder eine Familie gehabt hätte. Und.. um Severus zurück zu holen. Er hatte den Anderen in all der Zeit so lieb gewonnen. Der Tränkemeister war immer da gewesen, in den Schatten. Er hatte immer auf ihn aufgepasst. Und am Ende waren sie sogar richtige Freunde geworden. Erst vor Kurzem hatte Harry sich aber auch noch etwas ganz Anderes eingestanden – dass er sich in den Mann mit den geheimnisvollen, dunklen Augen verliebt hatte. Nicht nur eine Phase, er war sich sicher, es war mehr gewesen, denn jedes Mal, wenn er den Anderen in seinen Träumen sterben sah, spürte er den Schmerz in seiner Brust noch heftiger, als zuvor. Als würde sein Herz jedes Mal weiter brechen. Als läge es nicht schon in tausenden winzigen Scherben. „Ich halt es einfach nicht mehr aus...“ „Was... Severus?!“ Der Dunkelhaarige wandte sich um und sah den Herrn des Hauses an. „Offensichtlich, “ gab er nur knapp zurück, musterte den Blonden mit den langen Haaren. „Wie ich sehe, hast du es heil überstanden.“ „...“, Lucius musste zwei Mal ansetzen, bevor er es schaffte, einen Ton heraus zu bekommen. „Du... lebst.“ Der Dunkelhaarige hob eine Augenbraue, drückte den Anderen aber vorsichtshalber in den Sessel. „Offensichtlich. Ich bilde mir ein, noch kein Geist zu sein.“ Er füllte ein weiteres Glas Feuerwhiskey und reichte es seinem alten Freund. „Ich habe die Hoffnung schon aufgegeben, du hast dich nicht gemeldet, es ist Monate her! In zwei Monaten fängt die Schule wieder an und die Schlacht ist inzwischen über vier Monate her! Ja, inzwischen bin ich davon ausgegangen, dass du tot bist! Was bitte war so schwer daran, einen verdammten Brief zu verfassen!“ „Die Tatsache, dass mein Körper vier Wochen gebraucht hat, um das Gift loszuwerden und kaum war ich wieder wach, wurde ich mit neuen Entwicklungen im Krieg konfrontiert. Das ich hier bin, ist schon ein kleines Wunder. Wie geht es Draco?“ „Gut, sehr gut. Er ist seit gestern in Salem zu einem Vorbereitungsseminar, er will Tränke studieren.“ „Er hat das Talent dazu.“ „Sicher.“ Eine Weile sprach Keiner von ihnen ein Wort. Bis Lucius schließlich sagte: „Du hast keine Ahnung, was du da angerichtet hast.“ „Angerichtet?“ „Mit deinem... Verschwinden.“ „Warum? Das hat mir immerhin die Gefangennahme durch die Auroren erspart. Ganz zu schweigen davon, dass der Alte sicher versucht hätte, mir mein Geld und meine Häuser abzunehmen. Nachdem ich aufgewacht bin, musste ich außerdem erst mal das Mal beseitigen, bevor ich hierher gekommen bin.“ „Als würde Irgendwer dich so erkennen!“ „Darum ging es nicht. Luc, ich habe ein Reich zu verwalten, das sich im Krieg befindet! Und es hat mich so schon vieles gekostet, hierher zu kommen!“ Der Langhaarige nickte, es war nicht so, das er nicht verstand, aber er wusste auch, was dessen langes Schweigen ausgelöst hatte. „Ich hoffe, du weißt, was dein Verschwinden angerichtet hat...“ „Was meinst du?“ „Harry...“ „Was ist mit ihm? Hat dieser Dummkopf sich etwa doch umbringen lassen? Ich habe hier nirgends Totenköpfe gesehen und meine Späher...!“ „Er hat gewonnen, Sev. Und das meine ich nicht.“ „Was hat er dann angestellt?“ „Posttraumatisches Stresssyndrom hätte ich gesagt, aber Draco meint, es geht weit darüber hinaus. Er muss noch dürrer sein, als früher.“ „Was heißt – muss sein? Draco ist sein bester Freund, der wird doch wohl wissen, wo er steckt!“ „Ja, aber er ist der Einzige.“ „Was? Und die Weasleys?“ „Laut Draco vertröstet er sie mit verstörend fröhlichen Briefen, die denken, dass alles in Ordnung ist.“ „Und wo befindet sich der kleine Trottel?“, fragte Severus genervt. „Damit ich ihn übers Knie legen kann!“ „Sev, ich weiß es nicht! Und Draco ist treu über jeglichen Verstand hinaus!“ „Grimmauds Place?“ „Nicht mal mehr in Britannien. Er war kaum wieder wach, da hat er sich mit Dumbledore angelegt, alle seine Konten in Gringotts für jeden außer ihn sperren lassen, den Alten gezwungen, ihm jeden geklauten Knut zurück zu zahlen und hat das Land verlassen. Er weigert sich auch, jegliche Art Bildung zu vervollständigen. Weder in Hogwarts, noch in einer Muggelinstitution. Laut Draco scheint er kaum noch seine Wohnung zu verlassen.“ Severus knurrte nur und schüttelte den Kopf und erhob sich. „Ich habe einen Hintern zu verbläuen – ordentlich!!“ „Sev, wie willst du ihn denn finden?! Nicht mal ich habe etwas aus Draco heraus bekommen und seine Briefe kommen durch irgendeinen obskuren Zauber zu ihm!“ „Ich finde ihn!“, knurrte Severus aufgebracht. Er glaubte das nicht! Da tat er alles, damit dieser dumme Junge am Leben blieb und der tat alles, um sich selbst umzubringen! Na warte, wenn er den erwischen würde!! Lucius schüttelte nur den Kopf: „Wie willst du etwas schaffen, das nicht mal der Alte vollbracht hat? Glaub mir, der Junge hat gelernt. Zu gut, wenn du mich fragst.“ „Ja, nur dumm, dass er es, wie immer, falsch einsetzt! Und glaub mir, ich finde ihn!!“ „Und wo bitte willst du mit der Suche beginnen?“ „Ich habe eine Ahnung, “ gab Severus nur knapp zurück. „Und die wäre?“ „Luc, du bist mein Freund, aber alles sage ich auch dir nicht.“ Der Blonde schüttelte nur den Kopf: „Du musst es wissen, “ gab der nur zurück. Er selbst hatte keinen Schimmer, wo der Junge sein konnte. „Aber ich kann dir sagen, in Frankreich und Bulgarien oder in Polen ist er nicht.“ „Du hast nach ihm gesucht?“ „Draco macht sich Sorgen, ich wollte ihm helfen.“ „Vergiss es, “ gab Severus nur zurück. „Ich habe ihm beigebracht, sich zu verstecken. Aber ich weiß, wo ich beginne. Aber danke, deine Vorschläge haben meine Möglichkeiten immerhin auf vier Länder beschränkt.“ Lucius glaubte nicht wirklich an den Erfolg des Anderen: „Wäre es nicht einfacher, Draco zu sagen, dass du zurück bist? Er kann dich sicher zu ihm bringen.“ „Ja, aber dann wäre Potter gewarnt, ich will ihn direkt über meine Knie legen und DANN mit ihm reden!“ „Na dann, viel Glück...“ Hermine seufzte und legte den Brief beiseite. „Was hast du? Ein Brief von Harry?“ „Ja.“ „Was schreibt er?“ „Das es ihm gut geht, wir uns keine Sorgen machen sollen und das er sich freut, wenn wir Ende August zurück kommen.“ „Warum dann das lange Gesicht? Es geht ihm doch gut.“ „Das schreibt er.“ „Mine, warum sollte er lügen? Komm schon her und beruhig dich“ Genieß doch einfach den Urlaub, jetzt wo wir von meinem wahnsinnigen Bruder weg sind! Du hast dich doch so auf Paris gefreut! Harry würde dir die Ohren lang ziehen, wenn er wüsste, was du da denkst!!“ „Ron, ich glaube, es geht ihm nicht gut.“ „Wieso? Wie kommst du darauf?“ „Nur... so ein Gefühl.“ „Mine, sieh nicht immer so schwarz! Er macht doch selbst Urlaub und in Hogwarts kannst du ihn dann ausfragen! Und jetzt komm, wir wollten doch nach Versailles!“ Nur langsam legte Hermine den Brief weg. Sie kannte Harry schon zu lange um nicht zu erkennen, das er etwas verbarg. Aber gut, sobald sie wieder zusammen waren, wurde sie ihn ausfragen. Und dann wollte sie die verdammte Wahrheit und wehe, Harry würde sich in seinem letzten Jahr nicht endlich anstrengen! Er brauchte doch einen ordentlichen Abschluss! Harry wusste nicht, was geschehen war, aber es war schrecklich gewesen. Heute war sein Geburtstag, wohl schon seit einigen Stunden, da es schon wieder hell geworden war. Er war in der Nacht nach Draußen gegangen, Draco konnte erst in zwei Tagen kommen, hatte er gesagt. Er stöhnte leise und versuchte, sich aufzusetzen, wobei sein Körper sich absolut zu weigern schien. Aber letztendlich schaffte er es doch, sich in eine sitzende Position zu schieben. Hatte er etwa gedacht, bisher Schmerzen zu haben? Von Wegen! Die hatte er jetzt! Und dazu schien die Sonne auf ein Mal beschlossen zu haben, dass er zu einem Hummer zu werden hatte, schön rot und verzehrfertig. Vorsichtig arbeitete Harry sich auf seine zittrigen Beine. Merlin, so schlimm hatte er sich noch nicht mal unter konstantem crucio gefühlt! Irgendwie schaffte er es, bis zu dem Baum zu kommen, bevor er wieder zusammenbrach, er wusste einfach nicht, was geschehen war. Er war hier raus gekommen, wie jede Nacht. Aber dann, er war sich ziemlich sicher, dass es gegen Mitternacht gewesen sein musste, hatte es begonnen – mit wahnwitzigen Schmerzen, sein Körper hatte gezogen, sein Rücken geschmerzt und seine Brust gezogen, als würde sein Herz gleich raus springen und den Geist aufgeben – leider hatte es das nicht getan. Hätte Harry einen Spiegel gehabt, hätte er aber einige andere Dinge auch bemerken können, seine Haare reichten nun ein ganzes Stück über seine Schulterblätter, er hatte immerhin einen kleinen Höhenschub bekommen und in seine immer noch todesfluchgrünen Augen zog sich ein tiefschwarzer Rand. Aber selbst wenn er es gesehen hätte, hätte es ihn vermutlich nicht interessiert, er ärgerte sich nur darüber, das er doch wieder aufgewacht war und nicht wirklich wusste, wie er sich zurück in die Wohnung schleppen konnte. Harry spürte, wie etwas über seine Finger fuhr, er sackte tiefer gegen die Baumrinde in seinem Rücken, während er nachlässig seine Hand bewegte, er wollte keine Magie einsetzen, aber er konnte nicht zulassen, dass die Kleine Hunger hatte, nur, weil er nicht in der Lage war, sich zu rühren. So, das neben seinem Pantherweibchen nun eine Schüssel Milch und eine mit Fleisch auftauchte. Immerhin war sie gewachsen und war auf mehr als auf Milch angewiesen. Er hörte, wie sie futterte, sich aber dann zu ihm auf den Bauch legte und ihn immer wieder anstupste. Harry hatte nicht mal mehr die Kraft, zu lächeln. Er saß einfach nur da und hoffte, dass das Ende kam – oder Draco, um den Schwur zu lösen. Was auch immer zuerst eintreffen würde. Heute war der einunddreißigste... hoffentlich musste er nicht noch vierundzwanzig Stunden auf Draco warten... Harry merkte kaum, wie die Zeit verging, immer wieder wurde er in die Schwärze gezogen, die ihm wenigstens für eine Weile seine Schmerzen nahm. Einmal hatte er seine Eltern und Sirius in einem Lichtkreis gesehen, er hatte zu ihnen gewollt, er war gerannt, aber dann... hatte es einen Zug gegeben, wie damals auf der Krankenstation und er war wieder zu sich gekommen. Mal wieder. Und nun saß er immer noch hier, mitten im Regen, mit höllischen Schmerzen, allein, verlassen und kaum in der Lage, sich irgendwie zu rühren. Dazu war er vollkommen durchnässt und obwohl es wohl eigentlich recht warm war, fror er wie ein Schneider. Nein, so wollte nicht mal er sterben.... dann lieber auf seiner Fensterbank. Da, wo er für seine Kleine wenigstens genug Futter hinstellen konnte, damit sie durchhielt, bis Draco da sein würde. Denn er war sich sicher, die Nacht würde er nicht überleben. Nicht, das er darum traurig war. Seine Angst vor dem Tod hatte er ja schon vor Langem verloren. Der Tod war für ihn nur noch eine Erlösung, vor allem seit der letzten Schlacht vor nunmehr einem halben Jahr. Er hätte dem allen schon längst selbst ein Ende gemacht, hätte Draco ihn nicht in den verdammten Schwur getrickst. Aber nein, er hatte sich von einem Slytherin an der Nase herumführen lassen, der genau wusste, dass er nie etwas tun würde, um Anderen zu schaden. Ja, auch in der letzten Schlacht hätte er alles getan, um nicht töten oder verletzen zu müssen, aber diese Idioten hatten ja einen Teenie gebraucht, der ihre Schlachten focht! „Komm, “ flüsterte Harry schwach. „Gehen wir... zurück... in die... Wohnung.“ Mit aller Kraft stemmte er sich auf, am Stamm des kleinen, windschiefen Baumes entlang, nach Oben in eine stehende Position. Sofort begann sich alles vor seinen Augen zu drehen. Es dauerte lange, bis er sich sicher war, wieder klar zu sehen, aber seine Kleine wartete geduldig, sie schien sogar mehrfach zu versuchen, ihm zu helfen. Süße Kleine. Sie hatte wirklich etwas Besseres verdient, als ihn. Wie Draco auf die Idee gekommen war, sie bei ihm zu lassen, wusste er ohnehin nicht und er hatte keine Ahnung, ob er es je erfahren würde. Nicht, wenn es so weiter ging. Dann, endlich, gerade, als die Sonne wieder am Verschwinden war, stand Harry. Etwas wackelig, als habe er zu viel gesoffen, aber er war sich nun ziemlich sicher, es zurück zu schaffen. Er wollte zurück in die Wohnung, um sich noch ein Mal die Bilder anzusehen. Nicht, dass er das brauchte. Er kannte die Bilder auswendig, er konnte sie sehen, sobald er die Augen schloss. Das Gesicht des Tränkemeisters, die der Anderen. Hastig wischte Harry sich eine Träne aus den Augen. Warum heulte er? So, wie es ihm ging, würde er am Morgen bei ihnen aufwachen! Mit unsicheren Schritten trat er zu dem kleinen Pfad – und stockte. Er spürte Augen auf sich, einen bohrenden Blick. Dabei war hier nie auch nur eine Menschenseele gewesen, warum auch immer. Nie hatte man ihn beachtet. Warum jetzt? Vorsichtig hob Harry seinen Kopf – und rieb sich ungläubig die Augen. Er starrte auf die Gestalt, die da stand, wo die Straße in den Feldweg überging. Ein Profil, das in seinen Augen einmalig war. Ein kantiges Gesicht mit prominenter Nase. Phantasierte er? Starb er? Er wusste es nicht, nur, das er keinen Zweifel daran hatte, wer da stand, auch, wenn diese Person Muggelkeidung trug. Harry merkte kaum, wie die Schmerzen so weit zurückgingen, dass er sich etwas freier bewegen konnte, er starrte den Anderen an, der da stand, sein Ausdruck schien etwas Überraschtes zu haben, als habe er nicht mit ihm gerechnet. Vermutlich war Severus enttäuscht, dass er dessen Opfer nicht gewürdigt hatte und doch starb, aber... er hatte es versucht, das konnte er sagen. Er hatte sechs Monate gekämpft und er hatte sich das hier nicht selbst angetan! Ohne weiter zu zögern, lief er los, rannte am Ende sogar, ohne auf seinen protestierenden Körper Rücksicht zu nehmen und hielt erst an, als seine Arme sich um den Hals des Älteren schlangen. Er spürte, wie Arme sich um ihn schlossen. „Bitte, “ flüsterte er mit rauer Stimme. „Bitte, nicht... nicht wieder tot sein... lass... lass mich nicht allein...“ Dann wurde seine Welt wieder schwarz. Severus hatte beschlossen die Suche nach Harry erst mal aufzuschieben, einfach, weil seine Zeit knapp wurde und er nur noch diesen einen Tag hatte, er hatte auch seit gut zwanzig Stunden nicht mehr geschlafen. Nicht, dass das sein Rekord war, aber nun – er wusste, dass er sich beeilen musste, auch, wenn alles in ihm rief, Harry zu suchen, musste er es vorerst aufschieben. Da er keine Ahnung gehabt hatte, wo er suchen sollte, hatte er am Vorabend auf etwas zurück gegriffen, was er normalerweise nie getan hätte, da es oft zu viele Ungenauigkeiten in der Technik gab und sie alles Andere als zuverlässig war – er hatte seinen Gefährten ausgependelt. Und nun stand her hier, an einer Klippe in Norwegen, einen kleinen Marsch von der nächsten Landstraße entfernt. Es war fast schon wieder Abend, also konnte er nur beten, dass das verdammte Pendel Recht behalten würde. Er wollte seiner Schwester nicht erklären müssen, warum er durchdrehen würde und sie ihn umbringen musste. Wirklich nicht. Sie wurde bei so was dann immer gleich so aggressiv… Er suchte nach etwas Lebendem und knurrte. Er hatte es doch gewusst! Pendel waren reiner Schwindel und jetzt...! Doch dann sah er es. Da! Da war wirklich eine Gestalt – und die wirkte, als habe sie entschieden zu tief in die Flasche geschehen. Sie war dürr, hatte mehr Ähnlichkeit mit einem Obdachlosen, als sonst was und das erkannte er durch die viel zu weite und für das Wetter auch zu dicke Kleidung. Ein Windhauch schien zu reichen, um sie die Klippe herunter zu pusten. Und dann sah die Gestalt auf. Severus wäre fast auf seinen Allerwertesten gefallen, als er das sah. Absolut leere, fast tote, tiefgrüne Augen, die nun an ihm hefteten. Dann aber begannen sie, zu leuchten. Nicht, wie früher, aber sie schienen wieder zum Leben zu erwachen. Auf ein Mal kam Bewegung in die Gestalt, die direkt auf ihn zuhielt und noch bevor er wusste, was geschah, schlangen sich dürre, knochige Arme um seinen Hals. „Bitte, “ flüsterte er mit rauer Stimme. „Bitte, nicht... nicht wieder tot sein... lass... lass mich nicht allein...“ Kaum waren diese schwach geflüsterten Worte verklungen, merkte Severus, wie der Körper in sich zusammen sackte, wie ein Sack Kartoffeln. Automatisch verstärkte er seinen Griff, hob den Jüngeren vorsichtig auf seine Arme und sah sich um. Sein blick fiel auf ein junges Raubtier, dass vor ihm saß und ihn aus schwarzgoldenen Augen warnend zu beobachten schien. „Das wäre beeindruckend, wärest du ausgewachsen, “ knurrte er nur, blickte dann zu dem Jüngeren. Das war so typisch für Diesen. „Nun, Vieh! Weißt du, wo er wohnt? Hoffentlich nicht im Park auf der Bank bei seinem Geld! Los! Lauf! Ich muss ihn in ein Bett bringen und untersuchen, bevor ich ihn übers Knie lege!“ Das Tier musterte ihn noch ein Mal, bevor es sich aber dann doch in Bewegung setzte. Severus atmete erleichtert auf und folgte ihm, wobei er aber einen Tarnzauber über sich und die Wildkatze warf, er hatte keine Lust auf dumme Blicke oder noch schlimmer – Fragen. Sie folgten der Straße, auf der er schon hierher gekommen war, bis hin zu einigen wirklich heruntergekommenen Wohnblocks. Bei einer der Türen blieb die Kleine stehen und begann zu scharren, also öffnete er sie mit Magie, sowie die nächste Tür, vor der das Vieh sitzen blieb. Was er dahinter fand, traf so ziemlich die negative Beschreibung von Lucius. Die Wohnung dahinter war weiß. Klinisch weiß. Der Flur mit Linoleum ausgelegt und ein bis jetzt nicht aufgebauter, billiger Schuhschrank steckte noch in einer Pappschachtel. Hastig stieß er die einzelnen Türen auf, bis er dann doch ein Zimmer fand, in dem eine Matratze mit einer dünnen Decke lag. Beides sah aus, als wäre es lange nicht mehr benutzt worden. „Wir müssen uns dringend über deinen Geschmack unterhalten, “ murmelte Severus, während er seine beängstigend leichte Last vorsichtig ablegte, doch sofort schienen die Hände sich hinter seinem Hals zu verkrallen. Sanft löste er sie trotzdem, betrachtete dann den Jüngeren. Er hätte viel erwartet, aber das sicher nicht. Nie hätte er gedacht, dass ausgerechnet Harry sein Gefährte sein sollte, aber er wusste, es war so. Er spürte es in jeder Faser seines Körpers. Schnell streifte er Harry die Schuhe ab, dicht gefolgt von dem Anorak, der ohnehin vollkommen durchweicht war. So, wie alles Andere. Harry sah aus, wie ein lebender Toter, vor allem nun, da er ihm auch noch seinen dicken Pullover abgestreift hatte. Furchtbar dürr und bleich. Vorsichtig strich er über die Unterarme, die mit unzähligen Schnitten übersät waren. Einige älter, die Anderen konnten kaum einen Tag alt sein. „Wir haben einige Gespräche zu führen, “ stellte Severus nur erneut fest, bevor er die Arme unter die Decke legte – und erneut stockte. Hastig riss er die Decke runter, doch es blieb, es war keine optische Täuschung. Tiefschwarz zeichnete es sich ab. Eine Art keltischer Ring um Harrys Nabel, von dem ein klares Muster bis zur Brust ging. Severus wurde schneebleich. Ja, Rebana hatte Recht behalten. Wäre er auch nur eine Stunde später gekommen, hätte er vermutlich nur noch seinen toten Gefährten gefunden. Sanft strich er über die Muster, bevor er Harry von der Hose befreite die der tatsächlich mit einem Seil um die Hüfte gebunden hatte. Erst dann deckte er ihn erneut zu, zauberte dann die Decke dicker und wärmer. Er betrachtete das von Schmerzen gezeichnete Gesicht. Das also war es gewesen. Der Jüngere war am Tag vor der Schlacht bei ihm gewesen und hatte ihn gefragt, ob er einen leichten Schmerztrank haben könne, da ihm schlecht sei. Er hatte es, wie der Junge, auf die Aufregung geschoben. Dabei war es die Ankündigung für etwas ganz Anderes gewesen. Sanft fuhr er über die bleiche Wange, was dazu führte, dass der Jüngere sich wieder etwas entspannte. Er war noch rechtzeitig gekommen. Gerade mal so eben, aber es würde dauern, bis Harrys Schmerzen ganz weg waren. Das wusste er. Warum bitte hatte Niemand ihm je gesagt, dass die Möglichkeit bestand, dass Harry Aloja-Blut geerbt hatte!? Die Potters waren bekannt für Elfengene, nicht für das hier! Aloja waren viel, viel seltener und gefährdeter als Elfen! Gerade in der Phase der Umwandlung! Er hätte dabei sein müssen, verdammt und hätte er es gewusst, hätte er Harry in der Sekunde holen lassen, als er wieder zu Bewusstsein gekommen war! Eine Weile lang saß Severus einfach nur da und wartete, bis er sich sicher war, dass Harrys Schmerzen ein ganzes Stück zurück gegangen waren, dann breitete er noch seinen eigenen Mantel über den Jüngeren, bevor er begann, den Rest der Wohnung zu inspizieren. Er wollte die wirklich wichtigen Dinge finden und nach Möglichkeit noch diese Nacht wieder zurück nach Hause kommen, er brauchte Thea, um ihm zu helfen, er konnte Harry nicht allein versorgen, nicht dieses Mal. Überall standen Kartons mit Möbeln herum, die nie aufgebaut worden waren und deren Qualität jeglicher Beschreibung spottete. In wenigen Kartons lagen einige Bücher und noch mehr von den zu weiten Klamotten, viele davon außerdem mit Löchern oder durchgetragen. Erster Punkt auf der Liste – Schneider bestellen. Das kam gleich nach ihm Thea ausliefern. Da hatten Thea und Serena endlich Jemanden, den sie bemuttern konnten und vielleicht würden die beiden Frauen dann aufhören, sich in sein Leben einzumischen, obwohl – das konnte er streichen. Das würden sie nicht tun. Schon allein, weil sie viel zu viel Spaß daran hatten, ihn zu ärgern. Inzwischen hatte er das Zimmer erreicht, von dem er ziemlich sicher war, das es mal ein Wohnzimmer hätte werden sollen. Zumindest hatte es einen kleinen Kamin, der nicht sonderlich sicher aussah und da stand ein Sessel. Es war auch das einzige Zimmer mit einer Gardine am Fenster, stellte er fest. Und Polstern auf dem Fensterbrett. Kurz blickte er hinaus, direkt auf die Straße. Er hob eines der Kissen hoch – und stockte. Da lag ein Dolch. Das Siegel erkannte er sofort. Das Ding musste Black gehört haben. Die Klinge war voll mit getrocknetem Blut. Mit Harrys Blut. Mit einem Zauber reinigte er es, steckte es zurück in die Scheide und steckte es ein. Er würde es Harry zurückgeben, wenn er sich sicher sein konnte, dass er sich nicht mehr selbst verletzen würde. Keine Sekunde eher. Kurzerhand erhellte er das Zimmer mit einem lumos, stockte aber gleich noch mal, als er die gegenüberliegende Wand sah. Bilder. Zeitungsausschnitte von denen, die im Krieg gefallen waren. Oder die ihm zum Opfer gefallen waren. Harrys Eltern, Lupin, Black, einige Kameraden aus demselben Jahrgang. Und er. Er war der Einzige, von dem hier mehr als ein Bild hing und das größte hing in der Mitte. Alle Anderen waren um es herum fest geklebt. Harry hatte es also instinktiv gefühlt, lange, bevor es ihm klar gewesen war. Ja, er hätte wirklich eher zurückkommen sollen. Hier, in diesem Zimmer musste Harry gelebt haben. Es war das Einzige, das bewohnt wirkte. Durch die Polster, den Sessel und die Gardine, durch die halb volle Tasse mit dem Kaba und das angeknabberte Brötchen. Hier standen auch ein Kratzbaum und ein Katzenklo. Über der Lehne des Sessels lagen auch, ordentlich gefaltet, zwei Hosen und ein Shirt. Nur eine Decke sah er nirgends. Was in ihm die Frage wach rief, wann Harry überhaupt mal geschlafen hatte. Vermutlich gar nicht. Mit einer Handbewegung verkleinerte er das Katzenzubehör und verstaute es in einem Rucksack, den er auf dem Boden fand. Er erkannte ihn, Draco hatte ihn Harry geschenkt, zu dessen sechzehntem Geburtstag, da der nie eine heile Schultasche gehabt hatte. Auf dem kleinen Klapptisch, wo auch die Tasse und das Brötchen standen, lagen mehrere Briefe, die Meisten von den Weasleys, einer von Draco, sowie einige kleine Päckchen. Was Severus in Erinnerung rief, dass Harry heute Geburtstag hatte. Was ihm vollkommen entfallen war. Memo an ihn, Geschenk besorgen. Es dauerte eine Weile, bis er endlich das Fotoalbum fand, das Hagrid Harry zum Ende des ersten Schuljahres geschenkt hatte. Darin steckte die Karte, die sein Vater und dessen Gang entworfen hatten. Auch diese beiden Dinge schrumpfte er und ließ sie in den Rucksack gleiten. Dem folgten noch der Besen seines Patenonkels und ein Geschenk von Lupin zu dessen letztem Geburtstag. Mehr Verwertbares fand er nicht, also ging er ein Zimmer weiter, hinein, in ein Bad, das kaum groß genug war, um sich umzudrehen. Von der Leine, die über das Zimmer gespannt war, hing ein halb trockenes Shirt zusammen mit mehreren Paaren dicker Socken und Unterwäsche. Nichts, was er mitnehmen würde. Auch in der Küche fand er nichts Wichtiges, nichts, was er nicht auch bei sich bekommen konnte. Was ihm auffiel, war, dass er auch mit einem accio keinen Zauberstab finden konnte, was ihm nicht wirklich gefiel. Auch konnte er in der Wohnung absolut keine Magie spüren, als habe Harry sie nicht eingesetzt, die gesamte Zeit, die er schon hier lebte. Nur die Gringottsschlüssel fand er noch. Rasch lief Severus zurück in das Zimmer, in dem er Harry zurückgelassen hatte und es schien ihm schon wieder schlechter zu gehen. „Katze! Wo bist du!?“, brüllte er wütend, während er den Jungen vorsichtig in seinen Mantel wickelte und hochhob. Das schwarze Tier tauchte kurz danach auf. Erst dann öffnete Severus ein Tor und trat durch, dicht gefolgt von Harrys Haustier. „Schnell, Herr! Legt ihn auf das Bett!“ Verwirrt blickte Severus zu Thea, die bereits sein Bett zurückgeschlagen hatte. „Nicht, das ich nicht dankbar bin, aber was tust du hier??!“ „Rebana hat gesagt, Eurem Gefährten geht es schlecht, also habe ich hier gewartet!“, gab die Heilerin hastig zurück. „Und nun macht schon!“ Ja, er liebte es, wenn sich irgendwelche Wahrsager in sein Leben einmischten, aber im Moment war er auch einfach nur dankbar. Vorsichtig legte er Harry auf sein eigenes Bett und befreite ihn von seinem Mantel, setzte sich neben ihn und hielt eine seiner knochig dünnen Hände. Thea starrte schockiert auf den Jungen, der nun bleich und reglos auf den Laken lag. Sie sah die Symbole auf dessen Bauch und Brust. „Wann ist sein Geburtstag...?“, fragte sie schwach. „Heute.“ Thea starrte den Anderen erneut an: „Ihr kanntet ihn und...!?“ „Ich kenne ihn, ja, einen guten Teil seines Lebens lang, aber ich hatte nicht die geringste Ahnung, dass er etwas Anderes ist, als ein Mensch! Er hatte keinerlei Anzeichen...!“ Die Heilerin sprach rasch einige Zauber. „Es ist fast zu spät gewesen,“ stellte sie leise fest, während einer der Zauber begann, die Verletzungen der Umwandlung zu heilen, zu denen es nicht gekommen wäre, hätte er seinen Gefährten bei sich gehabt, um die magische Energie aufzusaugen. Ohne etwas zu sagen, arbeitete sie an dem Jungen, der keinen Tag älter wirkte, als vierzehn, und auch das nur, wenn man alle Augen zudrückte. Er war dürr, er war klein und im Moment sah er durch seine Verletzungen noch um einiges kindlicher aus. Vieles von dem Eindruck würde aber wohl verschwinden, wenn er ein angehend normales Körpergewicht zurückgewinnen würde. Wachsen würde er nicht mehr, aber so klein war er eigentlich auch nicht, vielleicht kleiner, als normal, aber nicht um so viel. Sie arbeitete fast eine Stunde durch, bevor sie sich erschöpft in einen der weichen Sessel fallen ließ und erst mal durchatmete. „Nun?“, fragte Severus nur ruhig, Er deckte Harry vorsichtig zu, wickelte ihn gut ein und küsste ihn vorsichtig auf die Stirn. Mit zusammengekniffenen Augen beobachtete er, wie das schwarze Untier auf sein Bett sprang um sich zu Harry zu legen, doch er sah auch, wie die Finger des Jüngeren sich in dem Fell vergruben, also ließ er es gewähren. Doch diese Unart würde Potter dem Vieh austreiben! In seinem Bett lagen er und vielleicht noch der Jüngere! Aber sicher, ganz sicher, kein Vierbeiner! Thea blickte zum König, sie wusste, dass, was er hören würde, würde ihm nicht zusagen und sie war sich sicher, dass er das Meiste noch nicht wusste. Immerhin hätte er sonst früher etwas unternommen, denn auch, wenn Severus immer gern den Kühlen spielte, es gab Dinge, da vertrat auch er strikte Ansichten. „Wie gut kennt Ihr den Jungen?“, setzte sie daher an. „Recht gut, “ gab Severus knapp zurück, ohne dabei aufzuhören, über dessen Hand zu streichen. Er spürte, wie die Magie der Umwandlung langsam aus dem Körper entlassen wurde und wie seine eigene sie aufnahm, um Harry die Schmerzen zu nehmen, die die überschüssige Kraft auslöste. „Das ist es, was ich bezweifle.“ „Und warum?“ „Weil ich mir nicht vorstellen kann, dass Ihr nichts getan hättet.“ „Nichts getan? In wiefern!?“ Thea atmete tief durch. „Ich habe exakt zwölf Knochen gefunden, die noch nicht gebrochen waren, “ gab sie zurück. „Die meisten Verletzungen stammen aus seiner Kindheit, darum ist er so klein, der Körper war damit beschäftigt, sich zu heilen, er hatte keine Energie, um zu wachsen.“ „Was?!“, fragte Severus entsetzt, er sah wieder auf den Jungen, der still da lag. Er hatte gedacht, Harry zu kennen, er wusste, dessen Verwandten hatten ihn nicht verwöhnt oder verzogen, aber der Andere hatte nie ein Wort über eine tatsächliche, körperliche Misshandlung verloren. Die Frau blickte ihn an. „Es ist so, wie ich es sage. Er hat auch Spuren neuerer Verletzungen, die mich an die erinnern, die Ihr immer aus Kriegen mitbringt, sie sind etwa so alt, wie Euer Giftbiss. Und Verletzungen, die er sich selbst zugefügt hat. Vermutlich, um die Schmerzen der Umwandlung zu betäuben oder auf einen Ort zu konzentrieren.“ Der Tränkemeister schluckte schwer. Er brauchte eine Weile, bevor er wieder antworten konnte. „Wird er gesund?“ „Ja, Ihr hattet großes Glück, Mylord. Eine Stunde später und ich wäre mir nicht mehr so sicher gewesen, aber der Junge ist stark, ich denke, er wird morgen oder übermorgen auch wieder zu sich kommen, aber Ihr solltet unbedingt in seiner Nähe bleiben, es nimmt ihm die Schmerzen und erlaubt seinem Körper, sich um die Verletzungen zu kümmern.“ Wie im Trance nickte Severus. Er hatte nicht vor, den Jüngeren jetzt allein zu lassen. „Kann ich ihm etwas geben, wenn er aufwacht?“ „Ihr solltet sogar, dringend, wenn ich das so sagen darf. Er braucht dringend Nährtränke und die darf er erst wieder absetzen, wenn er etwa fünfzehn Kilo mehr auf den Rippen hat. Ich denke, durch die Umwandlung ist ihm beim Essen jedes Mal schlecht geworden und er hat vorher wohl schon zu wenig auf den Rippen gehabt. Für die ersten Tage wird er sogar einen stark konzentrierten Trank brauchen. Aber auf keinen Fall Schmerztränke, davon hat er entschieden zu viel im Blut, auch andere schmerzhemmende Mittel, wie sie in Muggelmedikamenten vorkommen und gebt ihm auf gar keinen Fall Traumlostränke, wenn er Alpträume hat, nehmt ihn einfach in den Arm. Er hat versucht, allein zu überleben, statt seinen Gefährten zu suchen...“ „Er wusste nicht mal, dass er einen braucht!“, verteidigte Severus den Jüngeren. „Was?“ „Er wusste nichts von seinem Aloja-Blut. Er hatte vermutlich keine Ahnung, was in seinem Körper vorgegangen ist.“ „Dann erklärt es ihm und verliert nicht zu viel Zeit damit. Er muss es schnell erfahren und begreifen, was geschehen ist. Und Herr – Ihr hättet keinen würdigereren Gefährten finden können, er ist stark, dieser hier. Und dazu noch ein Aloja, einer der Letzten seiner Art...“ „Ich weiß, dass er stark ist, “ gab Severus nur leise zurück, strich durch die nun langen Haare. „Er hat in derselben Schlacht gekämpft, wie ich, nur hat er, im Gegensatz zu mir, bis zum Ende durchgehalten.“ „Was?! Das kann nicht Euer Ernst sein! Er hat sich jetzt umgewandelt, das heißt...! Merlin, Ihr habt zugelassen, dass ein Sechzehnjähriger auf ein Schlachtfeld geht?!“ Severus schüttelte den Kopf. „Nein, ich wollte nicht, dass er kämpft, aber das war nun mal sein Schicksal, seine Prophezeiung. Er musste es tun. Ich habe ihm geholfen – oder dachtest du im Ernst, ich lasse mich für Jeden von einer dummen Riesenschlange beißen?!“ Thea beschloss, besser nichts mehr zu sagen. Sonst würde es zu einem handfesten Streit zwischen ihnen ausarten, es wäre nicht das erste Mal, dass das geschah. Und es war jedes Mal hässlich. Also atmete sie stattdessen ruhig durch. Sie würde mit dem Jungen sprechen, wenn er so weit war, er würde jemanden brauchen, der sich auch um die psychischen Wunden kümmerte. Die waren vermutlich noch größer, als die Physischen schon gewesen waren. „Ich gehe, ich kann hier erst mal nichts machen, ich sage Eurer Schwester bescheid, dass Ihr wieder hier seid und lasse sie die nötigen Tränke bringen.“ „Aber bitte nicht machen! Ich wollte ihn nicht jetzt noch vergiften.“ Thea lachte leise. „Ich hatte nicht vor, Serena in die Nähe eines Labors zu lassen. Das wird einer meiner Gehilfen tun.“ Severus nickte und entließ die Heilerin mit einer knappen Handbewegung, bevor er sich wieder zu Harry umwandte. „Na, du wirst den Schock deines Lebens bekommen, wenn du aufwachst, “ stellte er einfach nur fest. Er hatte keine Zweifel daran. Er wusste, so würde es kommen und Punkt. Trotz dieser ernsten Situation musste Severus allerdings lächeln. Er wusste, wie wichtig Gefährten waren, wenn man sie hatte, aber wissen und spüren waren doch noch ein Mal ganz andere Dinge. Harry war verletzt, in mehr als einer Hinsicht, aber er konnte für den Jüngeren da sein, ihm helfen. Er würde Alles tun, damit es ihm gut gehen würde, das versprach er sich selbst und nicht zum ersten Mal. Nur dieses Mal tat er es nicht aus einer falschen Verpflichtung oder aus Mitleid, sondern au tiefstem Herzen. Rasch stand er auf, streifte sich Hose und Schuhe ab, holte sich bequemere Sachen heraus, eine leichte Hose statt der schweren Jeans, dann setzte er sich auf sein Bett und griff nach einem Buch. Er lächelte, als der Jüngere im Schlaf näher an ihn rückte, bis dessen Kopf auf seinem Schoß lag und während er las, strich er über dessen Wange oder Arme. Kapitel 5: Aloja ---------------- „Dad!“ Lucius hob eine Augenbraue und sah auf seinen Sohn, der aufgeregt in sein Büro gestürmt kam. „Solltest du nicht woanders sein?“ „Dad, ich kann Harry nicht finden! Nirgends!“ „Beruhig dich erst mal, “ ordnete Lucius ruhig an. „Setz dich und hol tief Luft. Dann erzähl in Ruhe, was passiert ist.“ „Ich... ich war... in seiner Wohnung und an den Klippen, aber... er ist weg! Einfach verschwunden!“ „Vielleicht ist er nur einkaufen oder in einem Schwimmbad, “ gab Lucius zu Bedenken. „Eventuell kauft er sich auch nur endlich neue Klamotten.“ „Nein!!“ „Was macht dich da so sicher?“ „Weil... weil all seine Sachen fehlen!“ „Wie, seine Sachen fehlen?“ „All die Dinge, die ihm was bedeutet haben! Sein Feuerblitz, der Dolch von seinem Patenonkel, sein Fotoalbum! Und das Junge, was ich ihm gebracht habe! Alles ist weg! Dad, er würde nicht einfach so gehen, ohne zumindest mir etwas zu sagen!“ Der Langhaarige betrachtete seinen Sohn eine Weile. „Ich glaube zu wissen, wo, nein, streich das, ich weiß genau, bei wem er ist.“ Er hatte den Verdacht schon seit einer Weile gehabt, aber es war ihm zu unglaublich vorgekommen, als das er sich weiter damit beschäftigt hätte. Der Junge der lebte, der Gryffindor-Goldjunge und der dauerschlechtgelaunte Tränkemeister? Nun aber war er sich dessen ziemlich sicher. Blieb nur die Frage, warum Severus sich genötigt gesehen hatte, gar keine Spuren zu hinterlassen oder warum Harry nicht wenigstens einen Zettel da gelassen hatte, um Draco nicht zu beunruhigen. Die wenigen Szenarien, die ihm dazu einfielen, waren alle hässlich. Sie beinhalteten, dass Harry nicht bei Bewusstsein war und sein Freund kurz vor dem durchdrehen. „Bei wem? Dad, bitte! Ich mache mir Sorgen! Ich meine, wir reden von Harry und ... es ist ihm schon die ganze Zeit so schlecht gegangen!“ „Ich denke, er ist in Sicherheit.“ „WO?!“ „Nirgends, wo du hin könntest,“ gab Lucius ruhig zurück. „Nicht ohne ausdrückliche Einladung.“ „Dad, wo?!“ „In Naphthalla.“ „In...? Was redest du da? Wie sollte er denn dahin gekommen sein? Er weiß nichts von diesen Orten! Woher hätte er davon erfahren sollen? Es ist nicht so, als wäre er leseversessen, wie Granger!“ „Draco, was ich dir jetzt erzähle muss unter allen Umständen unter uns Beiden bleiben, du darfst es Niemandem anvertrauen, hörst du, nicht einer einzigen Person!“ „Du weißt genau, dass ich nicht rede!“ „Was weißt du über deinen Patenonkel?“ „Was? Was hat Onkel Sev mit all dem zu Tun? Er ist tot, Dad!“ „Nicht so tot, wie du annimmst.“ „WAS?!“ „Er war vor etwas mehr als einem Monat bei mir. Ich habe mich selbst ziemlich erschrocken, muss ich ehrlich sagen, und ich war sauer, aber er hatte gute Gründe, nicht aufzutauchen.“ „Onkel Sev... Onkel Sev lebt? Wo ist er jetzt? Wenn Jemand Harry findet, dann er! Er hat immer...!“ „Meine Vermutung ist, dass er schon bei Severus isst.“ „Was?! Wie das? Sev hätte ihn nicht finden können!“ „Draco, es gibt Dinge, die du über deinen Onkel nicht weißt.“ „Und die wären?“ „Fangen wir damit an, dass er zum Stamm der Nachtelfen gehört...“ „Was...?!“, japste Draco ungläubig. „Dad, hör auf, mich zu verarschen! Das ist nicht lustig! Elfen altern nicht! Und er hatte sogar schon die ersten, grauen Haare!“ „Das nennt sich magische Rüstung, “ gab Lucius trocken zurück. „Das ist keine Kunst. Oder warum dachtest du, hat er so oft überlebt, wo Andere, auch du und ich, schon längst gestorben wären? Warum war er denn ein so guter Spion? Warum konnte er sich immer bewegen, ohne, dass jemand es bemerkt hätte? Selbst der Werwolf hat ihn doch erst wahrgenommen, wenn er bereits Severus’ Stab zwischen den Schulterblättern hatte!“ Draco schloss kurz die Augen, atmete tief durch. „Das erklärt immer noch nicht, wie er Harry hätte finden sollen.“ „Draco, das war noch nicht Alles.“ „Was?“ „Dein Patenonkel ist nicht Irgendwer.“ „Ach?“ „Er ist der König über Naphthalla. Er ist der Führer der Nacht und Dunkelelfen. Er war hier, um zu verhindern, dass sein Volk entdeckt wird, dass der geheime Zugang zu ihrem Reich von Muggeln oder Zauberern aufgespürt werden kann. Dafür hat er einen Verjüngungstrank gebraut und kam nach Hogwarts.“ Draco starrte seinen Vater sekundenlang an – und kippte dann einfach um. „Und so was will ein Malfoy sein, “ murmelte Lucius nur frustriert, wobei er ja eigentlich sagen musste, dass er selbst nicht besser reagiert hatte, als er das das erste Mal gehört hatte. Mit einem Zauber verfrachtete Lucius seinen Sohn auf das Sofa im Raum und setzte sich wieder hinter das Pult, wo er schnell einige Zeilen an Severus verfasste, sein Siegel aufdrückte und den Raben rief, den Severus ihm vor zehn Jahren geschenkt hatte, mit den Worten, dass nur der die Briefe zu ihm würde bringen können. „Flieg zu deinem Herrn und ärger ihn so lange, bis er dir eine Antwort mit zurück bringt, sonst kreischen meine Frau und mein Sohn im Doppelpack auf mich ein, bis ich taub bin...“ „Sevvie?!“ Ruhig blickte der Tränkemeister auf seine Schwester, die in der Tür stand, als würde man sie jagen. „Was gibt es?“, fragte er, ohne sie wegen des Spitznamens zurecht zu weisen, es wäre nicht so, als würde das irgendwas bringen und nach ein paar Hundert Jahren hatte er auch gar keine Lust mehr, sich ständig zu wiederholen, vor allem nun, da er sich um andere Dinge kümmern musste. „Was gibt es? Das fragst du jetzt nicht im Ernst oder? Thea ist schneeweiß und kurz vor einem Heilersturz, weil dein Gefährte so krank ist! Wo ist er? Und wie kannst du nur so ruhig sein?!“ „Es geht ihm wirklich nicht gut und dein Schreien wird es nur noch schlimmer machen, “ gab Severus ruhig zurück. „Aber ich weiß, dass er es schafft, das hat er bisher noch jedes Mal. Wenn du dich also beruhigen könntest?“ Serena musste mehrfach blinzeln. Sie verstand nicht, wie der Andere so gelassen bleiben konnte. Sie würde durchdrehen. „Wo ist er?“, fragte sie schließlich, als sie Niemanden sonst sah. Severus seufzte. Er wusste, er würde seine Schwester so schnell nicht mehr loswerden, also konnte er sich auch in sein Schicksal fügen. Er legte sein Buch beiseite und zog die Decke ein wenig herunter, gerade genug, um seiner Schwester Harrys Gesicht zu zeigen. Der Junge hatte sich im Verlauf der letzten Stunden immer weiter zusammengerollt und war unter der Decke verschwunden. Und da er nun einmal so dürr war, sah man kaum die Erhebung, die er in dem dicken Bettzeug verursachte. „Mein Gott, er sieht grausig aus, “ flüsterte Serena entsetzt, nun erst recht überfragt, wie Severus so ruhig bleiben konnte. „Was ist mit ihm geschehen?!“ „Rena, wie wäre es, wenn du dich beruhigst und mir das Aufregen überlässt?“, schlug Severus ruhig vor. „Harry ist stark, er wird auch...“ „Harry?!“ „Was soll das? Ja, das ist sein Name!“ „Das... das war das Erste, was du gesagt hast, als du aufgewacht bist, hat Thea gesagt!“ Severus verdrehte die Augen. „Ich habe mit ihm gekämpft, ich habe dir oft genug in meinen Briefen von ihm erzählt. Und er war immerhin die Hauptperson in dieser dummen Schlacht! Natürlich habe ich nach ihm gefragt!“ Serena schüttelte den Kopf: „Nein, du wusstest, tief in dir, schon dass er dein Gefährte sein muss...“ Der Tränkemeister zuckte mit den Schultern. „Leider ist es mir erst klar geworden, als ich ihn heute gesehen habe, “ gab er zu. „Und das war schon ein unglaublicher Zufall.“ „Du hättest einfach nur auf uns zu hören brauchen! Wärest du gleich...!“ „Rena, lass es, es ist vorbei, er ist hier, ich kann es nicht ungeschehen machen!“ Die Frau sah den Anderen an. „Du bist schrecklich, aber das weißt du, “ meinte sie nur und hob den Beutel, den sie bei sich hatte, öffnete ihn und händigte ihrem Bruder mehrere Phiolen aus, die der auf seinem Nachtschrank aufreihte. „Ich spüre eine magische Kraft, die nicht zu Sterblichen passt, Bruder...“ „Er ist Aloja.“ „WAS?!“ Severus spürte, wie Harry in seinem Schoß zusammenzuckte und knurrte. „Könntest du BITTE aufhören, so zu brüllen? Meine Ohren sind es gewohnt, seine aber nicht!“ Das brachte Serena wieder zur Vernunft. „Hast du eine Ahnung...?!“ „Die Predigt hatte ich heute schon von Thea, ich brauche sie keine zwei Mal, sie hat gesagt, er wird in den nächsten beiden Tagen wieder aufwachen und sein Körper erholt sich.“ Die Ältere schüttelte einfach nur ihren Kopf. Ihr Bruder war hoffnungslos in einigen Sachen, das war unbestreitbar. Er würde sich nie ändern. Dann aber kicherte sie, als sie den kleinen, schwarzen Panther sah, der gerade aus der Decke kroch und sich dann streckte. „Ein Tier in deinem Bett?“ „Sein Vieh, ich glaube nicht, dass er begeistert gewesen wäre, hätte ich es allein in dem Loch gelassen, in dem er gehaust hat.“ Serena lächelte nur und streckte dem Jungtier ihre Hand entgegen, bevor sie es streichelte. „Hat Grumpy dich einfach vergessen, meine Süße? Du bist ein Mädchen, nicht wahr? Na, so was Gemeines. Ich schicke gleich Jemanden mit etwas zu Essen und einem Körbchen, wie hört sich das an?“ „Miau?“ Severus stöhnte nur mitleiderregend. „Auf dem Tisch da drüben steht Harrys Rucksack, da sind die Sachen dieser Pest drin.“ „Ah, siehst du? Geht doch.“ Schnell vergrößerte sie die Sachen wieder. Es war wirklich Alles da. Korb, Kratzbaum, Spielsachen und ein Katzenklo. „Ich komme morgen wieder mit frischen Tränken,“ erklärte Serena. „Ich muss gleich zum Rat.“ „Kein Wort über Harry.“ „Warum denn nicht?“ „Weil ich es sage und weil ich hier drin keine Schaulustigen haben will! Du und Thea reichen mir vollkommen! Ich war zwei Monate weg, da werden sie mich wohl noch eine Woche nicht belästigen müssen.“ Serena lächelte bei der Aussage nur, nickte aber dann. „Bis morgen, Brüderchen. Und küss den Kleinen von mir...“ „Von wegen, “ murrte Severus nur und strich über Harrys Wange. „Hier küsst nur eine Person und die ist eifersüchtig...“ Er sah auf die geschlossene Tür, packte dann einen der Tränke und entkorkte ihn. Vorsichtig hob er Harrys Kopf etwas an, öffnete seinen Mund und ließ die dickflüssige Masse hinein laufen, bevor er seinen Gefährten zum Schlucken animierte. Das wiederholte er, bis die Phiole leer war. „So, “ murmelte er dann. „Das wäre erst mal ein Anfang...“ Sanft bettete er den Jüngeren auf eines der Kissen, bevor er aufstand und ins Bad verschwand, um sich umzuziehen. Danach schlüpfte Severus selbst mit unter die Decke, er hatte gesehen, dass das Vieh versorgt war, also konnte er sich auch etwas Ruhe gönnen. Er lächelte, als der Jüngere sich automatisch wieder an ihn drückte, schloss ihn sogar in die Arme. „Schlaf gut, du Dummkopf – den Ärger bekommst du trotzdem noch – sobald ich sicher sein kann, dass du auf deinen eigenen Beinen sicher stehen kannst...“ Es war warm, stellte Harry fest. War er tot? Das würde erklären, warum er sich einbildete, Severus gesehen zu haben. Nicht zu vergessen, dass er seinen Körper wieder fühlte, er pochte immer noch und zog, aber es war erträglich geworden. Gut erträglich sogar. Nicht zu vergessen, dass ihm warm war, das erste Mal seit einer Ewigkeit, seit... seinem letzten Tee mit dem Tränkemeister. Aber wenn er tot war? Warum hatte er dann überhaupt noch Schmerzen? Das war... verwirrend. Vor Allem, als er spürte, wie seine Kleine sich auf seinem Bauch zurecht rollte, wie sie es immer getan hatte. Oh, nicht zu Vergessen, dass da eine Hand war, die immer mal wieder durch seine Haare strich. Und der vertraute Geruch nach Kräutern, der überall in der Luft zu liegen schien. Jetzt war er offiziell verwirrt. Vorsichtig und schüchtern öffnete Harry schließlich die Augen, zumindest ein kleines Stück weit. Severus merkte, wie Harry begann, sich zu rühren. Er war überrascht, dafür, dass der Jüngere so zusammengebrochen und am Ende gewesen war... Thea hatte ihn gewarnt, dass der Grünäugige vielleicht sogar noch einen Tag länger brauchen würde, als sie ursprünglich angenommen hatte. Daher hatte Severus auch erst gedacht, dass Harry einen Alptraum hatte, doch nun war er sich sicher, dass es das nicht war. Kurz sprach er einen Zeitzauber und lachte leise. Mittagessen. Welch Überraschung. „Nun?“, fragte Severus ruhig. „Ausgeschlafen, junger Mann?“ Erschrocken riss Harry die Augen nun ganz auf, fuhr in die Höhe – und stockte. „S...:S....Sev...?“ hauchte er ungläubig. Die abrupte Bewegung hatte wieder höllisch wehgetan, doch es hätte ihm gleichgültiger nicht sein können. Er starrte den Anderen an, er sah jünger aus, als in seiner Erinnerung und auf den Bildern, nicht wie fast Vierzig, höchstens wie Anfang Dreißig. Aber er war es, eindeutig, das spürte Harry. Die Augen sagten es ihm und der eindeutige Geruch. „Na toll, noch einer, der anfängt, mich mit Spitznamen zu bepflastern, “ stöhnte Severus, gespielt leidend, bevor er Harrys Kinn hob. „Ja, ich bin es, nein, weder bin ich tot, noch bist du es, ich habe noch nicht mal deinem... Flohbeutel den Hals umgedreht, obwohl ich schon mehr als ein Mal kurz davor war.“ „Wie..?“, flüsterte Harry ungläubig, während er eine Hand hob, sie dem Anderen auf die Wange legte, dann zu dessen Hals fuhr, dahin, wo Nagini zugebissen hatte. Er wunderte sich vage, warum der Andere ihn ließ, aber noch erleichterter war er, tatsächlich Haut zu fühlen, die Wärme des Älteren. Zu sehen, dass er da war. „Ich lasse mich doch nicht von einer dummen, hässlichen, übergroßen Schlange einfach umbringen!“, gab Severus trocken zurück. „Gut, ich war eine Weile außer Gefecht gesetzt, aber so leicht wird man mich nicht los.“ Er strich über Harrys Wange, beobachtete, wie die grünen Augen langsam wieder zum Leben erwachten. Wenn auch immer noch vorsichtig, da der Jüngere sich nicht sicher zu sein schien, ob er dem, was er sah, glauben konnte. Harry starrte den Anderen ungläubig an, während sein Hirn begann, noch ganz andere Dinge zu verarbeiten. Er war mit dem Anderen in einem Bett, er war, bis auf seine Boxer, nackt. Severus hielt ihn. Er lebte, der Tränkemeister lebte. Er war definitiv nicht mehr in seiner Wohnung. Severus spürte, wie verwirrt Harry war und zum ersten Mal konnte er es ihm nicht wirklich verdenken, im Gegenteil. „Was ist?“, fragte er leise. „Wo... wo warst du?“, flüsterte Harry verzweifelt. „Warum warst du auf ein Mal weg?!“ „Meine überfleißigen Bodyguards haben mich gekidnappt und hierher gebracht, “ gab Severus zurück. Und um deiner nächsten Frage vorzugreifen, hier ist meine Heimat, ich zeige sie dir, wenn du wieder einigermaßen fit bist.“ „Bodyguards?“ „Lange Geschichte, “ gab Severus nur zurück und griff neben sich zu den Phiolen. „Harry, wann hast du das letzte Mal richtig gegessen? Und ich rede nicht davon, dass du über einen Tag verteilt ein trockenes Brötchen gegessen hast.“ Allein die Tatsache, dass Harrys Kopf sich senkte, sagte ihm, dass er richtig geraten hatte. „Es ist also schon länger her.“ Harry nickte. „Ich... es hat weh getan, “ flüsterte er. „Ich... wollte ja essen, ich... ich wollte weiter machen, aber... es hat Alles so weh getan...“ Severus sagte nichts, er drückte Harry nur kurz an sich. „Ich weiß, dass es weh getan hat, “ gab er leise zurück. „Hätte ich gewusst, was du bist, hätte ich dich direkt nachholen lassen...“ „Was ich bin?“, fragte Harry nun erschrocken. „Was... was stimmt nicht?!“ „Harry, hör sofort mit diesem Mist auf,“ befahl Severus mit seiner besten Lehrerstimme, die aber auch die gewünschte Wirkung erzielte und den aufgebrachten Jungen wieder etwas beruhigte, genug, dass Severus die Aufmerksamkeit des Jüngeren auf dessen Bauch lenken konnte. „Siehst du das da?“ Sanft strich er über die Zeichnungen, die in der Nacht und bis gerade noch etwas tiefer geworden waren und um die ursprünglichen Zeichnungen hatten sich Schatten entwickelt. Erschrocken starrte Harry an sich herunter. „Was...? Was ist mit mir passiert? Das... das war doch vorher nicht da! Ich hatte keine Tattoos!“ „Es ist dein magisches Erbe, “ gab Severus ruhig zurück. „Es ist nichts Schlimmes, im Gegenteil. Du giltst als etwas Besonderes.“ „Ich bin ein Freak...“ Der Tränkemeister stöhnte frustriert auf, hob Harrys Kopf an: „Bist du nicht, du Dummkopf! Ganz im Gegenteil! Niemand mit etwas Hirn im Kopf würde dich je so nennen! Also solltest du es auch nicht tun!“ Er strich dem Jüngeren über die Wange. „Du bist ein Aloja geworden, ein magisches Wesen.“ Also doch ein Freak, stellte Harry für sich fest, denn er war sich sicher, dass das keinem seiner Freunde geschehen war. Wie seine Verwandten es immer gesagt hatten. „Harry, du bist nicht der Einzige.“ Er kannte den Anderen zu gut, um nicht zu wissen, was er gerade dachte. „Ich bin auch kein Mensch – und ich war es nie.“ Verwirrt sah Harry wieder auf, er beobachtete, wie Severus seine Haare zurück strich – und sah überrascht auf die spitzen Ohren. Vorsichtig hob er seine Hand und strich über die Spitzen, wieder überrascht, dass der Andere das zuließ. „Was...?“ „Ich bin Nachtelf, “ gab Severus amüsiert zurück. „Kennzeichen der Rasse sind dunkle Haare und helle Haut, “ fügte er an, da er wusste, wie oft Harry im Unterricht gefehlt hatte. „Es gibt noch die Lichtelfen, helle Haare, helle Haut, die Sonnenelfen, dunkle Haut und helle Haare, sowie die Dunkelelfen, dunkle Haut und weiße Haare. Sie werden aber alle von einer königlichen Familie geleitet, wobei jede Art aber auch noch eine Art König hat.“ „Oh..., “ murmelte Harry, immer noch vollständig überfordert von all den Informationen. Er war kein Mensch, er war nicht mal ein wirklicher Zauberer, aber auch Severus war auch anders. Ganz offensichtlich. Er dachte nicht einmal nach, als er die nun jüngeren Züge des Anderen nachfuhr. Der Ältere lächelte etwas: „Und die Malfoys sind seit Generationen reinrassige Veela. Ja, die Gerüchte sind korrekt. Dracos Braut ist ebenfalls eine über Generationen reinrassige Veela und nein, es ist keine von Eltern arrangierte Hochzeit, beide haben sich kennen gelernt und haben sich verliebt, aber sie wollen erst nach der Schule heiraten.“ „Oh...“ Severus wuschelte nur liebevoll durch die Haare des Anderen. „Du weißt noch viel zu wenig über die magische Welt, in der du lebst...“, stellte er leise fest. „Ich... will da nicht mehr sein, “ begehrte Harry auf. „Bitte! Ich...ich mag einfach nicht mehr! Nicht zurück!“ „Wer redet denn von England?“, fragte Severus nur. „Du könntest nicht weiter von da entfernt sein. Ich lege selbst keinen großen Wert darauf, in baldiger Zeit dorthin zu gehen, außer um Lucius mal zu besuchen. Aber Harry, du bist ein magisches Wesen, du brauchst die konzentrierte Magie um dich herum, gerade du.“ Seine Finger glitten über die Symbole auf Harrys Brust. „Was... was bin ich?“, fragte Harry, nun doch wieder aufgebracht. Der Ältere zog Harry an sich, hielt ihn ruhig fest. „Aloja sind Naturwesen, “ erklärte er. „Du wirst in der Lage sein, die Elemente zu kontrollieren und die meisten Zauber ohne Stab zu sprechen.“ Er hielt Harry, strich dann über seine stark hervortretenden Schulterblätter. „Ich vermute sogar, dass du Flügel hast. Bist du nicht schon immer gern geflogen?“, fügte er sanft an. Harry wusste nicht, was er mit all dem neuen Wissen anfangen sollte, oder warum Severus das alles mit sich machen ließ. Er verstand nicht, warum der sonst so harte Tränkemeister ihn einfach nur hielt, manchmal über seine Arme strich. Und wieso sich das so verdammt richtig anfühlte. Er merkte nur, wie erschöpft er war, aber immer wieder, kurz vor dem Einschlafen, riss er die Augen wieder auf. Severus beobachtete das ganze fünf Minuten lang. „Du bist noch vollkommen erschöpft. Schlaf einfach etwas, ich verschwinde schon nicht.“ „Nein! Nein, ich...!“ „Harry, du bist vollkommen am Ende.“ „Ich... will sie nicht wieder... alle sterben sehen, “ flüsterte Harry nur verzweifelt. „Bitte...“ Ah, daher wehte also der Wind. „Du musst schlafen, du hast dich noch lange nicht wieder erholt. Ich bin da, ich wecke dich, wenn du schlecht träumst. Aber du hattest doch auch bis jetzt keinen schlechten Traum, nicht wahr? Schlaf, dann erkläre ich dir mehr.“ Harry wollte etwas sagen, aber irgendwie schaffte er es nicht mehr, die Augen zu öffnen, vor allem, als die schlanken Finger des Anderen über seine Lider strichen. Er merkte, wie er wieder in die Dunkelheit abglitt. Der Tränkemeister beobachtete, wie der Jüngere wieder zurück in den Schlaf glitt. Er lächelte, vor allem, als er merkte, dass Harry seine eine Hand fest umklammert hatte. Sanft küsste er seinen Gefährten. „Keine Sorge, ich zeige dir schon, was es bedeutet, “ murmelte er. „Und wenn du das verdaut hast, bekommst du sicher gleich den nächsten Schock...“ Er wartete, bis der Griff um seine Hand sich etwas lockerte, dann legte er Harry vorsichtig auf die Kissen zurück, deckte ihn sanft zu. Er würde ihn in einigen Stunden wecken und sehen, ob Harry es dieses mal schaffen würde, etwas zu essen. Aber schon allein die Tatsache, dass der Jüngere wieder wach war, war vielversprechend. Und die Entwicklung der Zeichnungen war mehr als befriedigend. Harry hatte mal wieder alle Rahmen gesprengt, das würde sich schnell zeigen. Er hatte schon Aloja gesehen, keine der Zeichnungen schien so tief und dunkel zu sein. „Dad, hast du schon was gehört? Weißt du, ob es Harry gut geht?!“ War ja klar gewesen, dass der vermaledeite Rabe auffiel, wie ein bunter Hund unter all seinen Eulen und Falken. „Severus hat sich gemeldet, offensichtlich, “ gab der Blonde zurück und wies seinem Sohn einen der Stühle. „Und? Dad, mach es doch nicht so spannend!“ Lucius grinste und faltete den Zettel auseinander. „Lucius, Narcissa, Draco. Ich habe den kleinen Trottel gefunden, eingesammelt, versorgt und ins Bettchen gebracht. Ich werde ihn auch, trotz erstaunlicher Bemühungen seinerseits das zu verhindern, wieder aufpäppeln, um ihn anschließend über mein Knie zu legen und für seine Dummheit versohlen. Und Draco gleich mit dazu, weil er zu dumm war, einen Erwachsenen zu informieren. Ich muss mich jetzt um meinen kleinen Dummkopf kümmern, wenn du etwas hast, weißt du, wie und wo du mich erreichen kannst. Aber nerv mich nicht, wenn es nicht nötig ist, ich stecke so schon über beide Ohren in Arbeit und muss zusätzlich Babysitter spielen.“ Draco sah seinen Vater erst einfach nur an, dann lachte er lauthals los. „Sein... hat er sein Dummkopf geschrieben?“ „Offensichtlich, “ gab Lucius amüsiert zurück. „Er... heißt das, was ich denke, was es heißt??!“ „Vermutlich, “ gab Lucius nur zurück. „Irgendwie tut mir Severus leid.“ „Also ich weiß nicht, Harry tut mir aber auch leid, ich meine...“ „Die Beiden werden sich nicht um viel vergeben, “ meinte Lucius nur und grinste amüsiert. „Auch, wenn ich mehr Mitleid mit Severus habe. Immerhin findet Harry auf jedem Feld den einzigen Stein, über den man fallen kann...“ Draco grinste. „Na, jetzt wo er Voldi nicht mehr hat, muss er sich doch beschäftigen...“ „Auch wieder wahr...“ Kapitel 6: Erste Schritte ------------------------- „Ich hab dir was zu Essen gebracht, Sevvie,“ lächelte Serena und stellte ein Tablett auf den Tisch, sah zu ihrem Bruder, der da auf dem Bett saß, ein Bein aufgestellt, eine Akte dagegen gelehnt, während er an deren Inhalt arbeitete. Er schenkte seiner Schwester einen bösen Blick. „Und?“, fraget Serena unbeeindruckt weiter. „Thea hat gesagt, es geht ihm besser.“ „Er wird überleben, “ Gab Severus nur zurück und strich über Harrys Haare. Der Junge lag auf dem Bein, das noch ganz auf der Matratze lag. „Er ist ein Dickkopf.“ Die Ältere schüttelte amüsiert ihren Kopf. Ihr Bruder hatte eben seine ganz eigene Art. Und allein, dass er bei Harry blieb und ihn nicht allein ließ, um seine Sachen zu erledigen, zeigte, wie viel der Junge dem Tränkemeister bedeutete. Dass der das nicht schon vorher gemerkt haben wollte, war für sie immer noch unverständlich. „Lass es dir schmecken, “ meinte sie nur und ging wieder. Erst, als Serena weg war, legte Severus seine Akte beiseite und beugte sich zu Harry. „Aufwachen, Grünauge, “ lächelte er. „Das Essen ist da und dein komisches Vieh verlangt nach Streicheleinheiten, ich weigere mich, es anzufassen, außer um es aus dem Bett zu werfen.“ Tatsächlich begann Harry, sich zu rühren. Sein erster Reflex war es, die Decke über den Kopf zu ziehen, er fühlte sich immer nach schlapp und mitgenommen. Gerade jetzt, wo er nicht träumte, wurde er geweckt! Aber dann, auf ein Mal, schoss er in die Höhe, sah in das Gesicht des Tränkemeisters. Kein Traum! Das... das alles war kein Traum gewesen! Severus war immer noch da! „Du... bist kein Traum gewesen!“ Ohne nachzudenken, schlang er seine Arme wieder um den Älteren, spürte ihn. Er war da, er war wirklich da! „Wenn, dann bin ich ein Alptraum,“ gab Severus nur fast schon empört zurück, nachdem er sich von der Überraschung erholte hatte. Er strich kurz über Harrys Rücken, küsste ihn auf die Stirn: „Komm, das Essen ist da und du brauchst dringend einige Pfunde mehr auf den Rippen.“ Harry schniefte noch mal, nickte aber dann und löste seine Arme ein wenig widerwillig, er wollte die Großzügigkeit des Anderen nicht ausnutzen. Er wusste nicht, ob er Hunger hatte, aber zumindest hatte er kaum noch Schmerzen. Severus lächelte nur und wuschelte Harry durch die Haare, bevor er selbst aufstand. „Komm, Ich helfe dir und nach dem Essen marschierst du schnurstracks ins Bad, ich habe dir schon Kleidung hingelegt, danach kannst du weiter schlafen.“ „Was ist mit... meinem Panther?“, fragte Harry vorsichtig. „Sie ist hier, “ gab Severus zurück und zeigte auf das Knäuel am anderen Ende des Bettes. „Und sie bekommt auch gleich ihr Essen.“ Er streckte Harry die Hand entgegen und half ihm, vor allem, da er fast umkippte, als er auf dem Boden stand. „Keine Sorge, dein Kreislauf braucht nur etwas Zeit, “ meinte er nur, als die grünen Augen ihn vorsichtig ansahen. Er hob Harry einfach auf und brachte ihn die wenigen Schritte zu seinem kleinen Tisch. Es war Harry peinlich, so viel Hilfe zu brauchen, gerade, nachdem er auch so lang allein gewesen war, aber er war einfach auch nur froh, dass er wieder bei Severus war. Das der Andere wirklich am Leben war. Er verstand nicht, warum der Andere sich um ihn kümmerte und ihn offensichtlich mit in seine Wohnung genommen hatte, die auch nicht dem entsprach, was man sich so erzählt hatte. Er beobachtete, wie der Andere zwei Teller füllte. Mit verschiedenem Fingerfood, das viel aus Gemüse und magerem Fleisch bestand. Tomate- Mozzarellasalat, Putenbruststückchen mit verschiedenen Soßen zum Tunken, anderes Gemüse zum Tunken. Severus gab Harry einen der Teller, bevor er sich selbst neben den Jüngeren setzte. „Iss, so viel du schaffst.“ Harry nickte und knabberte vorsichtig an einem der einfachen Brotteilchen und erst, als ihm davon nicht übel wurde, wagte er sich an andere Sachen. Er schaffte immerhin ein Drittel der Dinge, bevor er sich vorsichtig an Severus lehnte, der ihn damit überraschte, dass er einen Arm um ihn legte und ihn etwas streichelte, während er selbst weiter aß. Der Tränkemeister lächelte, als er sah, wie Harry wieder mit der Müdigkeit kämpfte. Er aß sein letztes Stück, tunkte das Brot in die übrig gebliebene Soße und aß auch das, strich Harry dann über die Seite, gab ihm eine weitere Phiole, die der auch ohne Frage trank. „Ich bringe dich ins Bad, “ lächelte er und half Harry auf, der nun wieder sicherer auf den Beinen stand. Er zeigte dem Jüngeren, welche Tür zum Bad führte, deutete dann auf einen Stapel. Mehrere frische Handtücher standen da, daneben war ein Stapel mit Unterwäsche und eines seiner großen Shirts, die Harry über Nacht tragen konnte. „Wenn was ist, ruf einfach, ich bin nebenan.“ Harry nickte und wartete, bis die Tür sich schloss, bevor er die Boxer fallen ließ und in die Dusche trat, wo sofort warmes Wasser auf ihn prasselte. Er lehnte sich gegen die Wand und schloss die Augen. Er konnte es immer noch nicht fassen. Hier, nur eine Tür von ihm entfernt, war Severus, der Andere hatte den Schlangenbiss wirklich überlebt! Er war sogar zurückgekommen und hatte Harry geholt! Der Grünäugige griff nach einem der Shampoos und schloss die Augen. Es war wie ein Traum, aber er war sich sicher, dass es das dieses Mal nicht war. So was Verrücktes, wie die spitzen Ohren des Tränkemeisters konnte nicht mal er sich ausdenken. Nicht zu Vergessen die komischen Zeichen auf seiner Brust und um seinen Nabel, der er nun das erste Mal vorsichtig nachfuhr. Was ihn aber verwirrte, war, dass gerade Severus so viel Nähe zuließ. Ja, der Andere hatte sich auch in Hogwarts um ihn gekümmert, aber es war nie über ein Tee trinken hinaus gegangen, nie hatte der Andere Berührungen zugelassen. „Hgnnn..!“, auf ein Mal musste Harry die Zähne heftig zusammen beißen, als ein heftiger Schmerz einsetzte, der seine Brust zu zerreißen schien. Er merkte kaum, wie er zusammen sackte. Was war das? Warum hatte der Tränkemeister es nicht gemerkt? Es waren dieselben Symptome, wie er sie vor seinem Geburtstag gehabt hatte. Es dauerte keine zehn Minuten, bevor Severus nervös wurde. Er klopfte, aber als er keine Antwort bekam, ging er hinein. Er wusste sofort, was geschehen war und packte ein großes Handtuch, bevor er mit einer Bewegung die Dusche stoppte und Harry wortlos aufhalf. Also keine so lange Trennung, bis die Transformation wirklich vorbei war. Er setzte sich mit dem Jüngeren auf dem Arm auf die kleine Bank, wo auch die Kleidung lag, legte seine Hand auf dessen Brustkorb. „Ganz ruhig, tief durchatmen, es ist gleich vorbei, “ sprach er leise auf den Jüngeren ein, der sich nur langsam wieder beruhigte. Wie hatte Harry das nur so lange ausgehalten?! Harry spürte, wie der Schmerz nachließ und das überraschend schnell. Er sackte nur gegen den Anderen und ließ zu, dass der ihn mit einem weiteren Handtuch abzutrocknen begann. „Ich... tut mir leid, ich weiß nicht, was...“ „Harry, könntest du mal aufhören, dich für Dinge zu entschuldigen, für die du absolut rein gar nichts kannst?“, fragte Severus nur milde. „Du hattest Schmerzen und bist zusammen gebrochen. Sind sie jetzt besser?“ Harry nickte. „Warum? Was... was ist das? Ich verstehe das einfach nicht!“ Sanft half Severus dem Jüngeren in die Kleidung zurück, er hob Harry auf, brachte ihn wieder ins Bett. „Es hat mit deiner Umwandlung zu tun, “ erklärte Severus leise. „Es gibt viele Gründe, warum die Aloja so kostbar und so wenige sind – die Meisten überleben ihre Volljährigkeit dank der Engstirnigkeit der Zauberer nicht.“ „Was... hat das mit den Schmerzen zu Tun?“, fragte Harry schwach. „Und... warum ist er jetzt wieder weg?“ Severus überlegte lange, bevor er schließlich antwortete. „Aloja brauchen bei ihrer Umwandlung große magische Kräfte, “ erklärte er langsam. „Um ihre Umgebung zu schützen, ziehen sie diese Magie aber wieder in sich und brauchen Jemanden, der die Magie filtert, um zu verhindern, dass sie sich gegen ihre Körper wendet.“ „Das heißt, Aloja... bringen sich selbst um?“ „Nein, nichts Dergleichen. Im Normalfall können die Eltern diesen Job erledigen – sie machen es automatisch, ob sie selbst Aloja sind oder nicht. Sollten die Eltern nicht mehr da sein, ist die einzige Möglichkeit zu überleben, der Gefährte. Keine Sorge, die Schmerzen dauern nicht mehr lange, ein, zwei Wochen, vielleicht bis zu Vieren, dann ist es vorbei.“ „Du...?“ Der Ältere nickte. „Ja.“ Gab er leise zurück. „Wir sind Gefährten. Mach dir keine Gedanken.“ „Aber... aber du...!“ Severus küsste den Anderen auf die Stirn. „Du wärest wohl kaum hier, wenn ich dich nicht haben wollte, oder?“, fragte er nur. „Mach dir nicht so verdammt viele Gedanken. Ruh dich aus und komm auf die Beine, dann habe ich hier Einiges, was ich dir zeigen möchte. Immerhin wartet meine unmögliche Schwester darauf, dich auszufragen, ein großes Schloss muss erkundet und der Garten entweiht werden.“ Harry blickte den Anderen verständnislos an. Wie konnte der nur so ruhig bleiben? Er hatte ihm gerade erzählt, dass sie Gefährten waren! Er wusste selbst nicht, was er erwartete, das Severus sauer war vielleicht. Das er zynisch war, aber nicht, das er sogar recht zufrieden wirkte. Obwohl er mit einem Freak gestraft war, der es nicht mal schaffte, zu duschen, ohne zusammen zu klappen! Der Tränkemeister strich über Harrys Wange. „Nun schlaf schon, “ lächelte er. „Du bist immer noch vollkommen am Ende, das ist in Ordnung. Ich wecke dich zum Frühstück.“ Er beobachtete, wie Harry schließlich wieder einschlief, vollkommen am Ende und das trotz der kurzen Zeit, die er nur wach gewesen war. Dabei hatte er Harry doch von der Gefährtensache noch gar nichts sagen wollen, bis es ihm besser ging. Nun ja, es war eben anders gekommen. Wann ging es schon nach Plan, wenn es um Harry ging? Sanft deckte er den Jungen zu und strich kurz über dessen Lippen. Er freute sich schon darauf, dem Jüngeren die Gärten und all die anderen Dinge zu zeigen. Das würde ihn sicher von seinen trüben Gedanken ablenken und dann musste er für seinen jungen Gefährten einen Plan erschaffen, mit dem er lernen konnte, er wollte nicht, dass Harry seinen Abschluss versäumte. Er würde lernen, hier, die Dinge, die ihm lagen und Severus hatte eine gute Idee, was das sein könnte. Als Aloja hatte er eine natürliche Affinität zu Tieren, was auch der lächerlich anhängliche Panther bewies, der es sich gerade am Fußende des Bettes bequem machte. Harry konnte im Freien mit den Tieren arbeiten oder vielleicht als Heiler, etwas in der Art. Das Einzige, was ihm Leid tat, war, dass Harry auch den Krieg miterleben würde – noch einen in seinem bisher so kurzen Leben. Aber dann sollte es vorbei sein, das schwor Severus sich. Harry hatte ein besseres Leben verdient und er würde es bekommen... Am nächsten Morgen erwachte Severus früh – dank eines Tritts in seinen Bauch. Nur Millimeter tiefer und... abrupt richtete er sich auf, automatisch packte er Harry, der ganz offensichtlich einen heftigen Alptraum hatte. „Schhhhh, es ist in Ordnung, “ murmelte er immer wieder. „Nicht...! nicht.... Sev.... Nein!!... bitte... lass mich zu ihnen...“ „Ich bin da, du Dummkopf, “ sprach Severus auf den Jüngeren ein, als ihm klar wurde, worum es in dem Alptraum ging. Er hielt Harry, bis der aufhörte, wild um sich zu schlagen und in seine Arme zurück sackte, während eine einzelne Träne seine Wange herab rann. Aber er war nicht aufgewacht. Sanft küsste Severus die Träne weg. Er hielt ihn einfach nur fest, bis er sich sicher war, das Harry ruhig weiter schlafen würde. Vorsichtig strich er über die durcheinander geratenen Haare, legte den Jüngeren dann wieder auf die Kissen, wo er zum Glück auch einfach weiter schlief. Erst dann erhob Severus sich selbst, deckte Harry aber wieder fest zu und setzte auch das dumme Vieh zu ihm, bevor er ins Bad verschwand, um sich anzuziehen. Dieses Mal endlich wieder die Kleidung der Elfen, wenn auch Einfache. Auch für Harry hatte er etwas Ähnliches anfertigen lassen. Danach rief Severus nach einer Hauselfe und befahl ihr, das Essen auf der Veranda anzurichten, die er in diesen Gemächern hatte, in seinen und jetzt auch in Harrys. Er hatte nicht vor, Gemächer zu wechseln, diese hier waren wirklich groß genug und er wollte seinen Gefährten bei sich behalten. Als das alles geklärt war, trat er wieder zum Bett und setzte sich, mit einem ganz normalen Buch. Er strich sanft über Harrys Haare, während er etwas las, es war gerade mal sieben Uhr morgens und der Kleine konnte wirklich noch zwei Stunden schlafen nach dem Alptraum und er hatte schon viel zu lange kein gutes Buch mehr genießen können. Erst um kurz vor Neun legte Severus sein Buch weg, auch, weil er sah, wie die Hauselfen begannen, sich um den Tisch zu kümmern. „Harry... aufwachen, es gibt gleich Frühstück.“ Nur langsam erwachte Harry, er erinnerte sich an seinen Alptraum, er hatte sie wieder sterben sehen, aber die Hand in seinen Haaren sagte ihm, dass zumindest eine Person nicht tot war. Langsam öffnete er die Augen, er sah, wie Severus ihn anlächelte. Wieder spukte dieses eine Wort in seinem Kopf herum. Gefährte. „Guten Morgen, “ lächelte Severus. „Komm, ich habe dir ein paar passende Klamotten anfertigen lassen. Ich bringe dich ins Bad und du kannst dich fertig machen. Dieses Mal bleibe ich allerdings dabei.“ Er grinste, als er das doch leicht entsetzte Gesicht sah. „Ich drehe mich auch um, “ zog er Harry auf, küsste ihn dann auf die Stirn. „Ich will nur nicht, dass du wieder umknickst.“ Harry blickte den Anderen verwirrt an, das waren zu viele Informationen dafür, dass er gerade erst aufgewacht war, doch er vertraute Severus einfach. Kurz streichelte er seine Kleine, wobei ihm auffiel, dass es doch langsam Zeit für einen Namen wurde. „Also komm, die Elfen haben sich mit dem Frühstück, fürchte ich, viel zu viel Mühe gegeben.“ Harry nickte und richtete sich langsam auf, er ließ sich helfen, aus dem Bett zu kommen, tapste dann im Halbschlaf zum Bad, er war sich erst mal gar nicht bewusst, dass der Andere ihm folgte, tapste einfach weiter und machte sich fertig, immer mal wieder spürte er allerdings, wie Severus zu ihm trat, immer dann, wann er begann, sein Gesicht zu verziehen. Jedes Mal verschwand der Schmerz und außerdem begann Severus dann, ihm die Haare zu kämmen. Der Tränkemeister lächelte, als er Harry in den engen Hosen und der Tunika sah. Diese Dinge standen ihm. Ohne groß darüber nachzudenken, umarmte er Harry. „Du siehst gut aus, “ stellte er leise fest. „Und wenn du noch ein paar Kilo auf den Rippen hast, schadet das auch nicht. Komm, gehen wir zum Frühstück.“ Harry nickte und folgte dem Anderen, überrascht, dass sie nicht zum Tisch gingen, sondern das Severus eine Tür öffnete, die er nicht bemerkt hatte. „Wow!“ Severus lächelte nur und dirigierte Harry auf die große Terrasse, die schon fast ein kleiner Garten an sich war. Auf ihr wuchs sogar Gras. Hier hatten die Elfen den Tisch aus weißem Holz gedeckt, sehr, sehr reichlich nebenbei bemerkt. Er sollte doch noch mal mit den Elfen reden und klar stellen, was er mit einem normalen Frühstück meinte. Dazu kam, dass man von der Terrasse aus einen Teil des Parks sehen konnte. Allerdings gab es magische Schilde, so, dass man selbst nicht gesehen werden konnte, ähnlich wie Spiegelgläser eben, denn Severus mochte es sicher nicht, wenn man ihn beobachtete. So schien die Terrasse meist leer, wenn Andere hoch sahen. „Es ist nett, “ gab er daher zurück, während er beobachtete, wie Harry sich umsah. „Das... der Park da ist ja Wahnsinn!“; rief der Grünäugige begeistert. Er lehnte sich über die Brüstung, um mehr zu sehen. „Wo sind wir hier?!“ Na, die Frage kam früh, dachte Severus sich, stellte sich hinter den Anderen, so, dass der zwischen seinen Armen stand. „Naphthalla, “ erklärte er. „Die Elfenwelt. Wir haben uns früh von den Anderen getrennt, da wir keine Lust hatten, verfolgt und in Kriege herein gezogen zu werden. Wir greifen nur ein, wenn unser Leben gefährdet ist und nur Wenige von uns gehen regelmäßig in die andere Welt, um Handel zu treiben und um auf dem neuesten Stand zu bleiben.“ „Sind... wir dann nicht mehr auf der Erde?“, fragte Harry verwirrt. „Natürlich sind wir da, “ gab Severus zurück. „Wir haben nur unsere Welt mit Zaubern versteckt und es gibt weltweit nur wenige Stellen, um sie zu betreten, dummerweise hat Voldemort einen der Zugänge entdeckt, das war es, was uns zum Handeln gezwungen hat, darum bin ich von hier weggegangen, für gute zwanzig Jahre, etwas länger sogar.“ „Das… verstehe ich nicht,“ murmelte Harry, der sich wieder mal richtig dumm vorkam. Severus lächelte nur und legte einen Arm um dessen Taille. „Es ist auch kompliziert, “ gab der Tränkemeister zurück. „Wesentlich komplizierter, als die Schilde um Hogwarts oder die Winkelgasse, auf eine gewisse Weise ist es wirklich wie eine eigene Welt. Viele magische Wesen haben das im Laufe der Zeit getan, um sich zu schützen. Veela zum Beispiel gibt es mehr, als die Meisten denken, aber sie leben in abgeschiedenen Kolonien, so, wie Fae auch. Aloja leben sogar noch extremer, so, wie wir. Darum wundert es mich, wie du zu diesem Erbe gekommen bist, aber das finden wir auch noch raus. Und jetzt komm, sonst war die Mühe der Hauselfen umsonst.“ Harry blickte zu dem Anderen. Er verstand sehr wohl, dass sie sich versteckten, das war es ja, was er auch selbst getan hatte. Er nickte und ließ sich zu der Bank bringen, die aufgestellt worden war. Und der Tisch schien sich zu biegen unter all den Köstlichkeiten. Viele davon hatte Harry noch nie gesehen, vor allem die Früchte. Der Ältere lächelte, als er den Blick sah: „Na los, probier dich durch.“ Er goss etwas in einen Becher, gab ihn an Harry weiter. „Heiße Schokolade. Das ist besser, als das Kabapulver.“ Der Jüngere lächelte dankbar und nippte daran. Hmmmm, war das lecker! Danach griff er, wenn auch etwas zögerlich, nach all den Sachen, die ihm neu waren, auch, wenn er nie viel nahm. Granatäpfel, Passionsfrucht, andere Dinge. Es war wirklich lecker. Als er schließlich satt war, hielt er nur noch seine Tasse fest und lehnte sich wieder an den Älteren. Es war schön hier draußen an der frischen Luft, denn die roch hier ganz anders, als er es gewohnt war. Vollkommen frei von Abgasen und anderen Dingen, als wäre die Zeit lange vor dem Mittelalter stehen geblieben. „Es gefällt dir also draußen, “ lächelte Severus, während er weiter aß und Harrys Nacken etwas kraulte. Er aß meistens draußen, wenn das Wetter es zuließ. Dafür hatte er ja seine Terrasse. „Es ist ganz anders hier! Nicht mal Hogwarts ist so toll!“ „Hogwarts, “ wiederholte Severus nur abfällig. „Was ist Hogwarts schon? Du hättest sehen sollen, wie es früher war, “ fügte er an. „Morgen können wir durch den Park, wenn du dich fit genug fühlst, heute kannst du ja mal die Zimmer erforschen, “ schlug Severus vor. „Oder eine Weile draußen bleiben.“ Er lächelte und deutete auf die Sitzschaukel, die an der Decke verankert war. Seine Schwester hatte darauf bestanden, er hatte sie nie benutzt, er sah keinen Sinn darin, sich in ein Stoffstück zu setzen und dann hin und her zu schaukeln. Harry sah kurz auf und lächelte etwas, er beobachtete, wie seine Kleine gerade auch auf die Terrasse stolperte. „Wie soll ich sie nennen?“, fragte Harry dann, als sie zu ihm kam und auf seinen Schoß sprang, sich vom Tisch aber auch ein Stück Speck erbeutete. „Nervtöter?“, fragte Severus ohne zu zögern. „Pest?“ Er ließ sich seine Verwunderung über die Erkenntnis, dass das Tier gar keinen Namen hatte, erst einmal nicht anmerken. Es zeigte ihm nur zu deutlich, dass Harry sein Leben aufgegeben hatte. Und ja, er hatte doch irgendwo ein schlechtes Gewissen, nicht gleich nach Harry gesehen zu haben. Harry kicherte. „Sei doch nicht so gemein zu ihr! Sie ist doch noch ein Baby!“, rügte er den Anderen, hob die Kleine hoch und streichelte sie. „Wie wäre es mit Blacky? Oder... Aurora wegen ihrer Augen? Oder vielleicht doch Sitara?“ „Sitara ist gut, “ lächelte Severus. „Und es ist ein Name, den nicht Jeder hat.“ „Dann heißt du jetzt Sitara!“, bestimmte Harry und lachte, als die Kleine seine Wange ableckte, setzte sie dann wieder nach unten und ließ sie schnüffeln. Was sie auch sofort ausgiebigst tat. Severus beobachtete, wie Harry mit der kleinen Pantherdame umging. Der Junge musste die Kleine wirklich lieben, aber er hatte schon immer alle Tiere gern gehabt. Er lächelte einfach nur und kraulte den Jüngeren. „Hast... du denn nichts zu tun?“, fragte der Jüngere nach einer ganzen Weile verwirrt. „Ich... will dich nicht aufhalten...“ „Tust du nicht,“ gab Severus zurück. „Meine Schwester kümmert sich um alles Wichtige, “ fügte er an. Er sagte nicht, dass er wieder arbeiten würde, wenn Harry schlief. „Außerdem hab ich mir nach fünfundzwanzig Jahren purem Stress auch etwas Ruhe verdient...“ „Ich... du bist anders,“ stellte Harry leise fest. „In der Schule...“ „Musste ich zwei Trottel in die Irre führen, “ gab er nur zurück. „Ich konnte mich schlecht so geben, wie ich wirklich bin. Ich konnte mir weder Schwächen noch Gefühle erlauben. Aber ich habe sie trotzdem gezeigt, glaub mir, außer Draco und dir war niemand je in meinen Quartieren, nicht mal der Direktor, ich habe ihn immer in meinem Büro empfangen.“ Er strich leicht über Harrys Handfläche. „Ich mag kein Romantiker sein, aber ich bin nicht so gefühllos, wie alle immer denken wollten. Ich war hart, aber ich hatte meine Gründe, viele der Trankzutaten sind hochgefährlich. Durch den Druck wollte ich verhindern, dass ihr Fehler macht, zumindest so gravierende, dass Schlimmeres passiert.“ Harry sah den Anderen an und lächelte etwas: „Ich... mag dich so lieber, “ gab er leise zurück. „Gut für dich, “ gab der Tränkemeister amüsiert zurück. Er strich etwas über Harrys Handfläche und genoss die noch milde Morgensonne, sah dann zu seinem Gefährten, der seinen kleinen Panther beobachtete. Es herrschte Stille, aber es war keine Unangenehme. Severus war vor allem überrascht darüber, das Harry so ruhig blieb, aber er wusste auch, dass das eigentlich typisch für Aloja war. Der Gefährte konnte sie vollkommen beruhigen. Gerade, wenn sie noch so jung waren. „Kann... Draco mal zu Besuch kommen?“, fragte Harry auf ein Mal. „Und Mine und Ron und die Zwillinge...“ „Sicher, warum nicht. Hier sollte genug Platz sein, dass ich den Weasleys nicht notgedrungen begegnen muss, “ meiner Severus, aber er grinste dabei. Ja, die rothaarige Familie war nervig, aber er hatte wahrlich schon Schlimmeres erlebt und er würde auch fast alles tun, um seinen Gefährten glücklich zu machen. Der hatte so schon genug mitgemacht. Apropos mitgemacht. Er sah in Harrys Gesicht, er wusste, sie sollten noch über dessen Kindheit reden, über das, was Thea festgestellt hatte, aber gerade jetzt brachte er es einfach nicht über sich. Nicht, wo Harry gerade so glücklich aussah. Er wollte dem Jüngeren noch etwas Zeit geben, zumindest bis die Umwandlung ganz um sein würde. Harry lächelte begeistert. „Ich muss Dray bescheid sagen, wo ich bin, damit er sich keine Sorgen macht...“ Automatisch strich er sich über die Schwurnarbe. „Dann bist du zu spät dran, Draco hat sich schon Sorgen gemacht, ich hab ihm schon eine Nachricht geschickt.“ „Oh...“ Der Ältere lachte nur leise. „Du bist immerhin schon vier Tage hier und Draco hat schon an deinem Geburtstag Alarm geschlagen, “ erklärte er, während er mit zusammengekniffenen Augen beobachtete, wie der schwarze Alptraum sich in der Sitzschaukel breit machte, gähnte und in Ruhe einschlief. Freches Vieh! „Er wollte doch erst... später kommen...“ „Das nennt sich Überraschung, “ gab Severus nur trocken zurück. Er sah nicht mal auf, als das Essen zu verschwinden begann und stattdessen einige kristallene und silberne Karaffen, feines Porzellan, Kelche und eine Schüssel mit Gebäck auftauchte. Er sah nur auf den Jungen, dessen Kopf irgendwie im Verlauf des Gesprächs auf seinem Schoß gelandet war. „Ich... mag keine Überraschungen... sie bringen selten was Gutes.“ Harry hatte alle Mühe, ein Schaudern zu unterdrücken, als er an die letzten ‚Überraschungen’ dachte, die seine geliebte Verwandtschaft ihm hatte angedeihen lassen. Severus runzelte die Stirn, legte seine Hand auf Harrys Brust, der wieder etwas zuckte, dann aber ganz ruhig wurde, sich entspannte. Seltsame Reaktion, beschloss er. „Nicht alle müssen schlecht sein;“ gab er nur zurück, sah dem Jüngeren in die tiefgrünen Augen, die nun nicht mehr von einem Gestell bedeckt waren. „Oder... war es so schlimm, rauszufinden, dass ich nicht tot bin?“ „Sag... sag so was nicht! Ich... ich war so froh, als ich dich gesehen hab!“, sofort hatte Harry sich aufgerichtet, seine Arme um den Hals des Älteren geschlungen. Der Tränkemeister lächelte etwas, umarmte Harry ebenfalls fest. „Siehst du?“, fragte er leise. „Nicht alle Überraschungen sind von Grund auf schlecht.“ Er trennte sich etwas von dem Jüngeren, sah ihn eine Weile lang an, bevor er sich vor beugte und Harry einfach küsste, auf die Lippen, sanft, zärtlich. Er lächelte, als er den Anderen dann ansah. „Keine Sorge, hier ist es anders, als in England...“ Im ersten Augenblick war Harry von dem Kuss vollkommen überrascht und kurz versteifte er sich, bevor er vollkommen gegen den Anderen schmolz. Diese Berührung war nur so kurz und doch so sanft, sie machte ihm keine Angst, sie war nicht brutal. Im Gegenteil, er war enttäuscht, als die Berührung endete. Severus lächelte etwas, als er das erkannte und strich eines der nun wesentlich längeren Haare zurück, die nun aber auch wirkten, als könne man sie auch zähmen. „Ich achte darauf, dass es so wenig unschöne Überraschungen wie möglich gibt, “ versprach er leise. „Und selbst wenn, bist du sicher nicht alleine.“ Er drückte den Jüngeren sanft an sich. Allein die Vorstellung, jemanden haben zu können, war für Harry etwas vollkommen Neues, er kannte so etwas nicht. Und er wusste, wenn er sich auf jemanden verlassen konnte, dann auf den Tränkemeister. Das hatte er immer wieder bewiesen. Denn auch, wenn es sogar in seinen eigenen Ohren lächerlich klang, er konnte sich nicht mehr vorstellen, ohne den Anderen irgendwo zu sein. Und dabei war er sich der Anwesenheit des Älteren gerade mal zwei Tage wirklich bewusst. Andererseits wusste er nur zu gut, wie er gelitten hatte, als er dachte, dass der Tränkemeister tot war. Severus beobachtete wie der Jüngere sich an ihn kuschelte, er schien verwirrt, aber ihn aber nicht wirklich wunderte. Er merkte auch, wie Harry dösiger wurde. Nach dem Mittagessen würde er wohl wieder etwas schlafen, dann konnte er die Akten durchgehen. „Willst du nicht etwas nach Drinnen, um dein neues Reich zu erforschen?“, fragte Severus sanft. Harry blickte auf und nickte dann. Er war gern draußen, aber er wollte auch sehen, wie es sonst aussah und was sich alles hinter den Türen verbarg. „Dann komm, “ lächelte Severus und stand auf, so, dass auch der Andere hoch kam. Er griff nach der dünnen Hand des Jüngeren, brachte ihn wieder in das Schlafzimmer, das eine Hauselfe schon aufgeräumt hatte. „Meine... meine Sachen!“, rief Harry auf ein Mal. „Meine Klamotten...!“ „Das ist nicht dein Ernst, oder?“, fragte Severus nur. „Denkst du, ich lasse dich in diesen Lumpen rumrennen? Du bist so dürr, du würdest durch den Halsausschnitt der meisten Oberteile durchrutschen!“ Er strich über Harrys Handrücken. „Ich habe mehrere Sachen für dich anfertigen lassen und wenn du auf einem normalen Gewicht bist, kann ich eine Garderobe in Auftrag geben.“ „Aber...!“ Der Ältere lächelte und hob Harrys Kinn. „Glaub mir, ich kann es mir leisten, “ meinte er nur. „Wenn du dir wieder mal um solche Lächerlichkeiten Gedanken machst.“ Er küsste Harry sanft, deutete dann auf eine der Türen, die Harry noch gar nicht gesehen hatte, sie war direkt neben dem Bett, versteckt mit einer darüber drapierten Stoffbahn. Dahinter war ein vollkommen leerer Raum mit Holzfußboden, Schränken und einem wirklich großen Spiegel, eingefasst in einen wunderschönen, silbernen Rahmen. „Das Ankleidezimmer, “ erklärte Severus und deutete auf die linke Seite. „Da werden deine Sachen untergebracht. Bisher sind nur im ersten Schrank ein paar Kleinigkeiten, aber das werden wir schon noch korrigieren...“ Überrascht starrte Harry den Anderen an doch der warnende Blick des Älteren hielt ihn davon ab, zu versuchen, abzulehnen. Er wusste, es würde sinnlos sein. Also schloss er den Mund wieder. „Danke, “ lächelte er schüchtern. Der Ältere küsste Harry auf die Wange. „Dafür nicht, “ gab er leise zurück. Sie verließen das Zimmer wieder und Severus trat in eine weitere, versteckte Tür, die sie nun in sein Arbeitszimmer führte, in das er aber bereits einen weiteren Tisch hatte bringen lassen. „Hier sind viele Bücher, “ erklärte er und deutete auf einige Regale. „Und nein, nicht nur Tränkebücher, “ grinste er. „Aber auch nichts so Interessantes für dich, fürchte ich. Viele Gesetzestexte, Geschichtsbücher – oh, und deine Schulbücher.“ „Schulbücher?“, fragte Harry nun. „Ich will nicht..:!“ „Niemand sagt etwas von Hogwarts, “ gab der Tränkemeister zurück. „Aber du kannst nicht einfach so abbrechen. Keine Sorge, ich bringe dir das Wichtigste bei, vor allem die Kontrolle über deine neuen Kräfte, bei Bedarf wird sich sicher auch ein Tutor finden.“ „Aber... ich hab nicht mal mehr einen Zauberstab, er... ist explodiert...“ Harry wusste nicht, was er davon halten sollte, wirklich nicht. Er war geflüchtet, um sich vor diesen Dingen zu drücken und nun... musste er doch wieder lernen. Der Ältere lachte nur leise. „Erst mal wirst du den kaum noch brauchen und dann hab ich hier Spezialisten, die dir einen anfertigen können, mach dir keine Sorgen. Außerdem habe ich auch nicht gesagt, dass du gleich wieder lernen musst. Erst mal brauchst du Zeit, um dich an all das Neue zu gewöhnen, “ erklärte er, er hatte die Gefühle, die über Harrys Gesicht gerutscht waren, schnell erkannt. „Du hast erst mal genug zu verarbeiten...“ Erleichtert atmete Harry auf, er hätte es nicht gepackt, sofort wieder in eine Art Schulalltag aufzunehmen. „Was... ist hinter der Tür da?“ Severus blickte in die Richtung, in die Harry zeigte. Es war eine Tür zwischen zwei Regalen. „Oh, das ist mein persönlicher Zugang zur Bücherei. Zu der Großen.“ „Noch mehr Bücher?“, fragte Harry überrascht. „Viel mehr, “ gab der Tränkemeister amüsiert zurück. „Viel, viel mehr. Es ist ein Stockwerk voller Schriftstücke, etwa achtmal so groß, wie Hogwarts mit unzähligen Werken mehr, wir haben auch noch viele, die die Meisten schon lange verloren haben. Sowie das Wissen darin, wozu auch der Wolfsbann gehört...“ „Können... können wir mal hoch?“, fragte Harry hoffnungsvoll. Er mochte nicht Hermine sein, aber auch er las gern, nur hatte er ja nie Bücher bekommen und in Hogwarts hatte man ihn nicht in der Bibliothek erwartet! Er hatte Quiddich zu spielen und Unsinn zu machen, nur durchschnittliche Leistungen zu erbringen. Er hatte sich einfach angepasst. Severus hob überrascht die Augenbraue, nickte aber dann. „Sicher, “ gab er zurück. „Es steht dir frei, überall hin zu gehen.“ Er lächelte und öffnete die Tür, die zu einer Treppe führte. „Einfach hoch laufen, “ erklärte er. Er war wirklich positiv überrascht. Nun, vielleicht konnten sie ja nachher noch vorsichtig mit einigen Gesprächen beginnen. Aufgeregt lief Harry nach oben und schob eine weitere Tür zur Seite. Ja, er war in Hermines Paradies angekommen. Reihe um Reihe voller Regale mit unzähligen Büchern und Pergamentrollen. „Wow!“ Und hier sollte er sich überall, ohne Einschränkung, bewegen können? Es war ein Traum! Ohne groß darüber nachzudenken und vergessend, dass er ja gar nicht allein war, begann er, durch die Reihen zu laufen, er fand in einer Reihe ganz unten sogar etwas Besonderes. Einen uralten Band voller Märchen und Legenden, den er vorsichtig hervorzog. Severus beobachtete das, überrascht, dass Harry sich im Grunde für ein Kinderbuch entschied, vollständig, sogar mit bewegten Bildern. „Märchen?“, fragte er. „Bist du nicht zu alt dafür?“ „Ich... ich kenne keine, “ flüsterte Harry. „Mir... hat man sie nie vorgelesen...“ Jetzt war eine so gute Zeit, wie jede Andere. Die Bücherei war leer. Severus setzte sich zu Harry, zog ihn an sich. „Willst du damit sagen, deine Verwandten haben dir nie Märchen erzählt?“ Der Jüngere sackte regelrecht in sich zusammen, nickte aber dann. „Warum nicht?“, fragte der Tränkemeister leise. Er legte seine Hand um Harrys Taille, zog ihn an sich und schloss den Buchdeckel. „Jedem Kind werden die alten Märchen erzählt...“ „Ich...“, Harry stockte etwas. Er wollte nicht darüber reden, aber er spürte, dass der Ältere nicht nachgeben würde. „Sie... haben mich nie als... Kind gesehen, nur... als überflüssigen Ballast, der... zu Nichts gut ist... schon gar nicht dazu, dass man... ihm etwas vorliest oder sich mit ihm beschäftigt... Ich... war nur der elternlose, anormale Freak, der... Dudley den Platz... weggenommen hat..:“ Sanft strich Severus dem Jüngeren über die Arme, es war klar, dass der nicht gern darüber reden wollte, doch Harry musste sich damit auseinander setzen, sonst würde er sein Leben lang damit kämpfen. Dafür war Severus da, er konnte mit Harry kämpfen, dass er endlich verarbeiten konnte, was er durchgemacht hatte, denn Harrys Zustand hatte gezeigt, dass er mehr verbarg, als er in ihren Stunden Legethimetik und Okklumetik je erfahren hatte. „Ich hoffe, du weißt, dass das nicht stimmt, “ sprach Severus sanft. Harry zuckte mit den Schultern: „Ich weiß, dass... sie sich falsch verhalten haben, “ gab er zurück. „Aber....“ „Aber was?“, bohrte Severus weiter. Er strich über dessen Seiten um ihm zu zeigen, dass er da war und auch nicht vorhatte, Harry loszulassen. „Bitte...“ Sanft küsste Severus den Jüngeren in den Nacken. „Was?“, bohrte er weiter. „Du kannst es nicht ewig in dich rein fressen...“ Harry wandte sich etwas um, sah den Anderen mit großen, feuchten Augen an. „Manchmal... hab ich... gedacht, dass... dass... dass sie doch nicht alle Unrecht haben können... und Dumbledore hat... gesagt, dass... ich nicht… zu erwarten brauche, einen Irren zu...besiegen, wenn ich nicht mal... mit so was fertig...“ „Dumbledore wusste davon?“, fragte Severus entsetzt. Harry nickte dumpf. Kurz glitt regelrechter Hass über das Gesicht des Tränkemeisters, doch er ließ es Harry nicht merken, er drückte den Jüngeren fest an sich. „Wann haben sie begonnen, dich zu schlagen?“ „Was....?! Das hab ich nie..!“ „Harry, ich weiß, welche Verletzungen du während deiner Schulzeit hattest und du hattest nicht so viele Brüche, wie meine Heilerin bei dir festgestellt hat. Ich habe mich an das erinnert, was ich bei unseren Legethimetikstunden gesehen habe, die Schlussfolgerung war nicht schwer.“ Severus tat sich wirklich schwer, ruhig zu bleiben. „Wann haben sie angefangen, dich zu verletzen?“ „Ich... weiß nicht, ich... kann mich nicht erinnern, dass sie es mal nicht getan haben, “ gab Harry zu, wobei man nun merkte, dass er offensichtlich zu weinen begonnen hatte. Sanft strich Severus über Harrys Haare, vor allem entsetzt, dass Thea in allen Einzelheiten Recht gehabt hatte. Er drückte den Kopf des Jüngeren sanft an seine Brust, wischte dessen Tränen ab. Er küsste den Jüngeren sanft auf die Stirn. „Dumbledore ist nicht der Krieger für das Licht, für das ihn alle halten, glaub mir, das habe ich am eigenen Leib erfahren. Und ganz sicher hat er nicht immer Recht, im Grunde hat er fast nie Recht, wenn man es sich so überlegt. Er hat immer nur von Anderen profitiert. Wusstest du zum Beispiel, dass er Grindelwald früher unterstützt und sich erst später gegen ihn gewandt hat, um den Ruhm einzustreichen?“ Er strich weiter durch Harrys Haare, ließ ihn einfach weinen. Er wusste, für heute sollte er nicht weiter bohren. Sonst würde es zu viel werden. Er wollte auf keinen Fall, dass Harry begann, sich bei ihm nicht wohl zu fühlen. Er wartete, bis sein Gefährte begann, wieder etwas ruhiger zu werden, bevor er ihn und das schwere Buch aufnahm, zurück in sein Schlafzimmer ging. Dort setzte er sich auf das Bett und schlug das Buch auf. Ohne etwas zu sagen, suchte er eines der alten, schönen Märchen und begann, es vorzulesen. Es war höchste Zeit, das mal zu tun. Er lächelte, als er sah, wie Harry sich wieder entspannte und beruhigte und schließlich auch einschlief. Severus ließ ihn, er weckte ihn nicht, das Mittagessen war nicht so wichtig, immerhin bekam der Jüngere den Nährtrank. Da tat es dann auch das Abendessen. Er beobachtete den schlafenden Teenager eine ganze Weile, bevor er nach seiner ersten Akte griff, ohne Harry loszulassen. Kapitel 7: Entdeckungen ----------------------- Albus Dumbledore starrte wütend auf den Mann, der vor ihm stand – erfolglos und allein. Ohne Potter, der wie vom Erdboden verschwunden schien und niemand konnte ihm etwas sagen. Die Malfoys redeten nicht mit ihm und er würde sich sicher nicht dazu herablassen, bei seinem Ruf mit diesem Dreck zu kommunizieren. Und die Weasleys wussten nichts, was noch viel enttäuschender war. Keiner wusste, wo Potter lebte und sich versteckt hielt, so, dass er gezwungen war, auf den Beginn des Schuljahres zu warten, bevor er offiziell die Auroren einschalten konnte, um ihn zu suchen. Denn dummerweise war es bekannt, dass der Bengel volljährig war und noch dümmer war, dass Potter durch seinen Sieg an Sympathie noch ein Mal extrem zugenommen hatte und er in der Öffentlichkeit vorsichtig sein musste, sehr vorsichtig. Nur Wenige hatte er davon überzeugen können, dass Potter auf dem besten Wege war, selbst zu einem dunklen Lord zu werden, den es zu beseitigen galt. Was es ihm verdammt schwer machen würde, aber er hatte nicht vor, seine Chancen auf dessen Geld einfach aufzugeben. Er wollte, dass alle Ihn verehrten, nicht den Bengel, den er geformt hatte und der nicht mal den Anstand gehabt hatte, zu verrecken, als seine Zeit gekommen war! Er hatte ihn so sorgfältig brechen lassen, hatte dann so getan, als würde er ihn mögen und das Alles für Nichts? Ohhhh nein! Nicht mit ihm! Ihm hatte schon die letzte ‚Überraschung’ gereicht, als sich herausgestellt hatte, dass er keine Möglichkeit hatte, an die Sachen von Snape zu kommen. Ihn für tot zu erklären, war kein Problem gewesen, aber seine Leiche war nicht aufgetaucht, nirgends. Etwas, das er allen verschwiegen hatte. Niemand wusste, dass das Grab seines Spions leer war. Er hatte sich wirklich überlegt, ob der Mann es schon wieder geschafft hatte, zu entkommen, aber das war bei dem Gift einer magischen Schlange nicht möglich. Was ihn noch mehr ärgerte, denn er wusste, er würde nie wieder einen fähigeren Tränkemeister finden, was ihn doch vor Probleme stellte, vor Ziemliche, denn seit er den Trank nicht mehr bekam, merkte er sein Alter immer mehr und er hatte noch lange nicht alles erreicht. „Wie kann Ihnen ein sechzehnjähriger Bengel entgehen?!“ Der Mann schluckte schwer. „Ich... habe seine Spur bei Sumerset einfach... verloren, als habe er sich in Luft aufgelöst, vollkommen.“ „Suchen Sie weiter!“, zischte Albus aufgebracht, entließ ihn dann mit einer abrupten Handbewegung. Erst, als er wieder allein war, ließ er sich schwer in seinen Sessel fallen. Er brauchte einen neuen, fähigen Tränkemeister. Dringend.... Der Abend kam schnell. Severus hatte die Pläne des Rates ein weiteres Mal überarbeitet und drei weitere Schwachpunkte ausgesondert, um sicher zu stellen, dass der elendige Krieg dann endlich mal sein Ende fand. Er wollte Harry nicht in einen zweiten Krieg dieser Art hinein ziehen, das hatte der Junge nach Allem was er bereits durchgemacht hatte, nicht auch noch verdient. Prophezeiungen hin oder her, er war nicht länger bereit, sich von ihnen sein Leben diktieren zu lassen, da es auch Harrys gefährden könnte und der Junge hatte genug für zehn Leben gekämpft. Kurz war seine Schwester auch da gewesen, doch Severus hatte sie heraus komplementiert, da sie mal wieder versucht hatte, ihn über Harry auszufragen und er würde nichts erzählen, was der Jüngere vielleicht nicht wollte. Immerhin wusste er selbst noch nicht alles, all die Einzelheiten, die seinen Gefährten belasten mussten, er hatte heute nur etwas an der Oberfläche gekratzt und das, was er herausgefunden hatte, war alles Andere als schön. Er war sich sicher, die wirklichen Bomben würden erst noch kommen. Severus blickte auf das Märchenbuch, das nun auf seinem Nachttisch stand. Es fing mit Kleinigkeiten an und es würden sicher noch ganz andere Sachen ans Licht kommen. Er strich über Harrys Haare. Er würde dem Anderen wenn es sein musste, jedes einzelne der vielen Märchen vorlesen, ob es nun die der Muggel, die der Magier oder die seiner Welt waren. Er würde dem Anderen ein richtiges Leben bieten, Severus war sich nun vollkommen sicher, dass Harry bisher nur vor sich hin vegetiert hatte. Sanft kraulte Severus seinen Gefährten im Nacken. „Harry... komm, du hast lange genug geschlafen, es ist fast fünf Uhr, in einer Stunde gibt es Abendessen.“ Nur ungern tauchte Harry aus der angenehmen Schwärze seiner Träume wieder auf, doch die Stimme über ihm war unerbittlich. Und immerhin – aufwachen mit Sev war gar nicht so schlimm. Er wurde nicht aus dem Bett geworfen, um das Essen Anderer zu machen oder zu einem unbarmherzigen Training in die Wildnis verschleppt zu werden, er konnte auch einfach liegen bleiben und die Wärme des Tränkemeisters genießen. Harry hatte mal von Gefährten gelesen, er wusste, was das war. Er hatte sich seit dem Tag vor vier Jahren so etwas Gewünscht, Jemanden, der immer bedingungslos für ihn da sein würde, wie Sirius eine Weile gewesen war und auch Remus. Jemand, der ihn nie verlassen und ihn so annehmen würde, wie er war, ohne, dass er sich verstellen musste. Das war immer sein größter Wunsch gewesen. Nun konnte er es kaum fassen, dass ausgerechnet er so etwas auch wirklich bekommen hatte, einen Gefährten. Es war schlicht unglaublich. Wie ein Traum, aus dem zu erwachen er wirklich Angst hatte. Vor Allem, weil es Severus war, dessen Gefährte er sein sollte, der Mann, den er schon immer zutiefst bewundert hatte. „Wieder wach?“, fragte Severus, als er sah, wie die Augen sich langsam öffneten und die tiefgrünen Pupillen wieder sichtbar waren. „Ich glaube schon, “ murmelte Harry, kuschelte sich an die Hand, die über sein Gesicht strich. Er genoss die Berührung einfach nur dankbar. Der Ältere lachte leise. „Dann ist gut, du hast immerhin fünf Stunden geschlafen.“ Er half Harry, sich aufzurichten, küsste ihn sanft. „Willst du noch etwas auf die Terrasse? Wir werden ohnehin da essen und es ist noch angenehm warm. Du kannst ja diesen komischen Stuhl ausprobieren, dann werde ich kurz die Akten weiter bearbeiten.“ Harry lächelte und nickte, er stand auf, gab so auch dem Anderen den Platz, aufzustehen. Severus packte seine Akte, eine Feder und folgte dem Jüngeren auf die Terrasse. Der Jüngere lächelte und setzte sich tatsächlich in diese Schaukel – und er wusste in dem Moment, dass er seinen Lieblingsplatz gefunden hatte. Diese Stoffschaukel schloss sich um ihn, wie ein Kokon, bis auf den Punkt, wo er hinein gekrochen war. Er lächelte und genoss, wie der Wind sie bewegte, kuschelte sich hinein. Severus beobachtete das Ganze und lächelte. Er musste Serena wohl doch noch mal danken. Seinem Gefährten schien dieses Ding wirklich zu gefallen. Er selbst fühlte sich darin immer eingeengt, aber für den Jüngeren war das wohl eher ein Gefühl absoluter Sicherheit. Er selbst setzte sich an den Tisch und las die neuesten Berichte. Die Stunde verging schnell und durch die Nähe zu seinem Gefährten hatte er auch keine Schmerzen, er genoss einfach die noch strahlende Sonne, bis das Essen auftauchte und Sitara auf seinen Schoß sprang. Dann stand er auf und setzte sich zu Severus, der seine Sachen bereits zur Seite gelegt hatte. Er bekam wieder einen Trank, dann einen Teller mit verschiedenen Köstlichkeiten, von denen er trotzdem nicht allzu viel schaffte. Der Abend verlief ruhig und angenehm. Severus blieb noch lange mit dem Jüngeren draußen, er sprach ihn nicht mehr auf das Geschehene an. Stattdessen erzählte Severus etwas über diese Welt, wie sie aufgebaut war und was sie so besonders machte. Er erzählte die alten Legenden, wie diese Welt in der Welt entstanden war und warum die Menschen sie nicht entdecken konnten, er berichtete sogar von alten Aloja- Legenden. Irgendwann schlief Harry ein und er trug ihn einfach in ihr Bett als er mit der Arbeit fertig war, so hatte er die Zeit, Harry morgen die Parkanlage zu zeigen, er hatte bereits ein Picknick geordert, das sie am See zu sich nehmen konnten. Auch ein Pferd würde auf sie warten. Severus wusste, Harry würde noch keinen so langen Marsch durchhalten und wozu hatte er die Stallungen, wenn nicht dafür? Er wusste auch, dass Harry nicht reiten konnte, so, dass er es ihm beibringen wollte. Er hatte ein zweites Tier in Auftrag gegeben, das er mitführen würde. Dann konnte er es Harry auch beibringen, er würde es lernen müssen, denn in dieser Welt waren Pferde das Haupttransportmittel da es als extrem unhöflich galt, einfach Tore zu öffnen und vor der Tür zu stehen. Der Tränkemeister zog Harry an sich, er lächelte, als er sah, wie Harry sich gegen ihn kuschelte, küsste ihn und schlief ebenfalls ein. Lucius runzelte die Stirn, während er still zuhörte. In nicht mal einem Monat würde die Schule wieder beginnen und langsam wurde der Alte sichtlich unruhig, er wollte, dass Alle ihm halfen, Potter wieder zu finden und zurück zu bringen, der Junge sei ohne ein wachsames Auge gefährlich, zu leicht wäre es, sich von seiner eigenen Macht verführen zu lassen und zu schnell hätte man einen neuen dunklen Lord. Zu dumm nur, dass der neue Minister für Magie nicht wirklich überzeugt war. Kingsley Shacklebolt kannte den stillen Jungen, von dem die Rede war, schließlich ebenfalls und er sagte immer wieder, dass Harry das nie tun würde, weil er nicht den Charakter dazu habe, er sei anders, als Voldemort und auch nie so gewesen, er sei in den Mittelpunkt gedrängt worden, ohne da je sein zu wollen. Ein Argument, dem Dumbledore absolut unzugänglich war. Im Gegenteil, diese Worte schienen es nur noch zu verschlimmern, Niemand, absolut Niemand ging von so etwas aus, schon gar nicht Arthur Weasley, der ebenfalls einen Sitz im Schulrat hatte und der Harry vermutlich besser kannte, als die Meisten. Er nahm den Jungen, der für ihn wie ein weiteres Kind war, rigoros in Schutz vor all den Anfeindungen des Mannes, der ihn doch eigentlich hätte schützen sollen. Was dem Alten sichtlich wenig schmeckte. Im Gegenteil, er tobte, er schrie, er erinnerte Lucius irgendwie an den dreijährigen Draco, der seinen Willen nicht bekam. Kein schöner Anblick. Vor Allem wurden die Vorwürfe immer lächerlicher. Harry würde schon beginnen, Gefolgsleute zu rekrutieren. Wie das? In dem Loch, in dem er sich laut Draco vor Allem und Jedem versteckt hatte, vielleicht? Oder die Geschichte, dass Harry sicher schon die ersten Straftaten begangen habe, da er ja auch in Hogwarts jede nur erdenkliche Schulregel gebrochen habe. Diese letzte Aussage war es, die Lucius bewog, sich zu erheben. Alle sahen ihn überrascht an, doch das interessierte ihn nicht. Er hatte Potter nie wirklich gemocht, aber der Bengel hatte seinen Sohn davor bewahrt, seine Fehler zu wiederholen und zu sterben und er war der Gefährte seines besten Freundes. „Das ist lächerlich, “ rief er daher in die Runde. „Harry Potter hat die Regeln nie gebrochen, weil er wollte, sondern weil er dazu getrieben wurde! Durch die Erwartung Anderer, die ihr Schicksal auf die schmalen Schultern eines überlasteten und überforderten Kindes gelegt haben! Sie selbst haben ihn dazu angestiftet! Denn welcher normale Mann gibt einem Kind von elf Jahren einen Tarnmantel?! Sie selbst haben Potter doch dahin getrieben!“ Dann wandte Lucius sich mit verschlossenem Gesicht um: „So, wie Sie alle, “ fügte er eisig an. „Sie haben nicht auf Ihre Stärken vertraut, sondern darauf gehofft, dass ein Kind, ein Teenager, bei Merlin, Ihnen die Drecksarbeit abnimmt! Das hat er getan und es ist sein gutes Recht, dass er jetzt in Ruhe gelassen wird! Der Einzige, für den er eine Gefahr darstellt, ist er selbst! Immerhin musste er mit ansehen, wie auch die Letzten gestorben sind, die für ihn zu seiner Familie gehörten! Black, dem keiner von Ihnen einen Prozess gewährt hat, obwohl er unschuldig war und Lupin, den Sie alle verdammt haben, weil er ein Werwolf war!“ Nachdem Lucius das gesagt hatte, setzte er sich, ohne noch etwas anzufügen. Er beobachtete all die ungläubigen Gesichter, dass er, ausgerechnet er, Potter in Schutz nahm und einige sehr unangenehme Wahrheiten an die Köpfe der Anwesenden warf. Ausgerechnet er, der immer noch als Bösewicht galt. „Wie... können, Sie, ausgerechnet Sie mir so etwas unterstellen?“, brüllte Dumbledore aufgebracht. Lucius hob nur eine seiner Augenbrauen, bevor er antwortete: „Weil ich im Gegensatz zu einigen Anderen hier Augen im Kopf habe und sie benutze, alter Mann;“ gab er nur zurück. „Ich werfe meine Bauern nach der Schlacht nicht in die Löwengrube, um Beweise zu vernichten. Aber vor Allem lasse ich kein Kind meine Kämpfe austragen, das aussieht, als wäre es kurz vor dem Verhungern!“ Mit den Worten zog Lucius einen Briefumschlag aus seiner Umhangtasche: „Das hier ist der erste Hogwartsbrief eures Helden!“, rief er. „Und wisst ihr, wie er Adressiert ist? An den Schrank unter der Treppe! Denn da haben seine Verwandten Potter untergebracht, in einen ein Meter breiten, zwei Meter langen Schrank, in den Andere ihre Putzsachen stellen! Dieser Brief zeigt, dass der Alte von Anfang an wusste, dass man Potter schlecht behandelt, doch er hat nie etwas dagegen unternommen und Sie Alle haben nie hingesehen oder auf die Zeichen geachtet! Es gibt so viele Photos, immer war er dürr und sah kränklich aus! Keiner hat nachgeforscht, warum! Sollte Potter sich gegen uns wenden, hätte er jeden Grund dafür, nicht wahr, Mister Dumbledore!? Das ist doch Ihre Angst, dass Potter zu Verstand kommen und sich an Ihnen rächen könnte, denn Sie waren es, der Black als Erster verdammt und einen Prozess für unnötig erklärt hat! Sie haben nur Schiss um Ihre eigene Haut! Nun, ich kann Sie beruhigen, Potter interessiert sich nicht für solch niedere Gelüste wie Rache, wie Sie es tun! Oder haben Sie auch vergessen zu erwähnen, wie Sie Grindelwald besiegt haben?!“ Nun herrschte absolute Stille im gesamten Saal, alle waren entsetzt, Niemand traute sich auch nur zu atmen, so, wie es aussah. Alle Blicke hefteten sich an Dumbledore, der während seiner Rede erst empört nach Luft gejapst hatte, nun aber sehr, sehr still war und stattdessen immer tiefer in seinem Sitz zu verschwinden schien. „Albus Dumbledore war selbst Anhänger Grindelwalds! Sogar ein hoch Angesehener und dessen Berater! Er hat sich erst von ihm abgewandt, weil der einen Anderen zu seiner rechten Hand gemacht hat! Jemanden, der stärker war! Darum hat er sich gegen seinen ehemaligen Meister gewandt! Das ist nichts als billiger Verrat gewesen und er wurde dafür noch mit einem Merlinorden ausgezeichnet! Das Einzige, was Potter will, ist seine Ruhe und nichts mehr mit der magischen Welt zu tun haben! Er hat die Nase einfach nur voll, er will ein normales Leben! Also lassen Sie ihn in Ruhe! Nach Allem, was er durchgemacht, und für Sie alle getan hat, können Sie ihn da nicht wenigstens in Ruhe lassen?!“ Kurz breitete sich eine vollkommene Stille aus, dann erhob sich der Vorsitzende des Schulausschusses. „Der Antrag wird abgelehnt, “ rief er in die Versammlung. „Harry Potter, der nun ohnehin siebzehn ist, wird in Ruhe gelassen! Des Weiteren werde ich eine Anklage ausfüllen und beim Wizgamont einreichen!“ Das traf zu Dumbledores Entsetzten, auf absolute Zustimmung, die Leute klatschten oder buhten ihn aus, während sie Potter auch noch hochleben ließen. Das war wirklich eine Pleite auf ganzer Linie gewesen! Er konnte sich wirklich keinen Prozess leisten – und das ließ ihm nur eine Möglichkeit – er musste Potter finden und ihn dazu bringen, alles zu gestehen. Wer wusste, vielleicht versteckte er sich ja in den Betten der Malfoys und darum diese flammende Rede. Er wollte nicht mehr Dumbledore sein, wenn er sein Ziel nicht erreichen würde!! Als Harry am Morgen erwachte, fühlte er sich richtig gut, wirklich wach und in der Lage, einen Tag auch mal zu überstehen, ohne irgendwann einfach einzuschlafen. Er kuschelte sich trotzdem noch mal zurecht, als er merkte, wo er lag. In den Armen des Älteren, der sonst doch immer schon wach war. „Na, auch endlich mal wach?“, fragte Severus amüsiert. Er war heute liegen geblieben, statt schon mit der Arbeit zu beginnen, einfach auch aus dem Grund, dass er im Moment gar keine hatte. Er hatte alles gestern fertig bekommen und sich die letzte Stunde damit vertrieben, Harry zu beobachten. Er liebte es, das zu tun. Der Jüngere mochte es nicht wissen oder glauben, aber er war, in Severus’ Augen, wunderschön. Er hatte ein feines Gesicht, um das ihn sicher auch Frauen beneiden würden, aber ohne dabei wirklich weiblich zu wirken. Die gut schulterlangen Haare glichen auch nicht mehr einem Wischmob, den man fest getackert hatte. Na ja, Harry war noch extrem dürr, aber das war nur eine Frage der Zeit, er hatte schon in der Woche, dank der Tränke, gute Fortschritte gemacht. Noch immer standen seine Knochen hervor, doch immerhin nicht mehr so stark, wie zuvor. Einige Monate und Harry würde wieder vollkommen normal sein. „Wie ... spät ist es denn?“; nuschelte Harry. „Kurz nach Neun, “ gab der Ältere zurück und küsste seinen Gefährten sanft. „Na los, ab ins Bad mit dir, es liegen schon Kleider bereit, wir wollen gleich aufbrechen, als Frühstück gibt es nur einen Trank und ein paar Sandwiches.“ Langsam richtete Harry sich auf, nickte aber dann. Langsam tapste er aus der warmen Höhle der Decken los ins Bad, wo er sich nur kurz wusch, um dann mit den Sachen wieder ins Zimmer zu gehen, da seine Brust wieder zog. Im Zimmer zog er sich dann an, sah anschließend auf – und staunte. Auch Severus hatte sich in der Zwischenzeit angezogen, er trug eine enge, schwarze Hose und eine Art Rollkragenpullover und darüber eine komische, an beiden Seiten bis zur Hüfte geschlitzte, ärmellose dunkelrote Robe, die mit einem dunklen Gürtel festgebunden war. „Was?“, fragte Severus amüsiert, während er sich die Haare zurückband und einen einfachen Stirnreif umlegte. „Was sind denn das für Sachen?“, fragte Harry überrascht. Er selbst trug eine feine, enge Hose, hohe Stiefel und eine kurzärmlige Tunika in derselben Farbe wie die Robe des Älteren. Der Andere wirkte auf ein Mal... erhaben. Ja, das war das richtige Wort dafür. Severus lächelte nur und griff nach dem anderen Reif, der neben seinem gelegen hatte und legte ihn Harry um, nachdem er dessen Haare etwas zurückgebunden hatte. „Alltagskleidung, “ gab er nur vage zurück, dann deutete er auf das kleine Tablett, auf dem ein Teller belegter Brote, eine Trankphiole und zwei Tassen standen. „Also, essen wir und dann geht es los. Willst du dein Untier mitnehmen?“ Harry nickte und hob den Kleinen nach dem Essen auf den Arm. „Gehen wir?“ Severus lachte. Da war wohl Jemand aufgeregt. Er nickte und erhob sich ebenfalls, nahm Harrys Hand und lief mit ihm nach draußen, wo sich seine Bodyguards ihm anschlossen, sowie zwei weitere, keine Frage, das hatte er Serena zu verdanken. Auch das noch! „Sev, warum... verfolgen die uns?“, fragte Harry leise und sah sich immer wieder zu den Vieren um, die in einem geringen Abstand hinter ihnen liefen. Sie machten ihn nervös. Sehr. Immerhin hatte er schon zu viel Krieg mitgemacht. Der Ältere wandte sich erst mal um, dann lächelte er. „Sie sind da, um uns zu schützen, “ gab Severus nur zurück, drückte kurz Harrys Hand. „Beachte sie einfach so weit nicht, sie werden dir sicher nichts tun.“ „Warum? Sind wir hier in Gefahr? Weil... weil ich hier bin?“ „Nein, natürlich nicht. Sagen wir, sie sind ein Standzeichen. Sie zeigen den Rang einzelner Personen. Komm, denk nicht dran, wir wollten doch den Tag genießen.“ Er führte den immer noch irritierten Jungen zum Stall, wo bereits ein weiterer Elf wartete, mit hellen Haaren und dunkler Haut, zwei wunderschöne aufgesattelte Tiere an den Zügeln. „Hoheit, “ verbeugte der Stallmeister sich. Hoheit?? Was ging hier vor? Was hatte Harry nun schon wieder nicht mitbekommen? „Sev? Was... meint er? Wovon redet er da? Warum nennt er dich so?!“ „Oh, hat mein Bruder wieder mal unbedeutende Kleinigkeiten verschwiegen?“ meldete sich eine amüsierte, weibliche Stimme zu Wort und eine Frau mit nachtschwarzen Haaren trat zu ihnen, umarmte den Tränkemeister. Erst dann wandte sie sich an Harry, den sie das erste Mal wach sah. Der Junge sah um Längen besser aus, als das erste Mal, er sah sie reichlich misstrauisch aus strahlend grünen Augen an „Hi, ich bin Serena und seine Schwester, “ lächelte sie, hielt Harry die Hand hin. „Und was mein Brüderlein zu vergessen erwähnt hat, ist, dass er der König Naphthallas ist, darum die Bodyguards.“ „K...K...König?“, stotterte Harry, starrte auf den älteren Mann, der schon immer eine ungewöhnliche Haltung an den Tag gelegt hatte. Er konnte es nicht fassen, sah von den Pferden, deren Zügel nun in Severus’ Hand lagen, zu den Bodyguards, von denen einer sichtlich Mühe hatte, sich das Lachen zu verkneifen und dann zu der Frau, die ihn amüsiert angrinste, bevor er wieder zu seinem Gefährten sah. Severus knurrte seine Schwester unglücklich an, er drückte ihr die Zügel in die Hand, zog Harry an sich und küsste ihn. „Ja, König, “ gab er dann zurück, strich sanft durch Harrys Haare. „Ich bin der Unglückliche, der diese ganzen Irren regieren soll, “ versuchte er, die Stimmung wieder etwas zu lockern, während einer der vier Männer los ging, vermutlich, um ihnen auch Pferde zu organisieren. „Aber...! Aber ich...!“ Der Ältere hob Harrys Kopf an, strich über seine Wange: „Es spielt keine Rolle, “ gab er sanft zurück. „Ränge sind unbedeutend, also denk nicht mal daran, etwas zu sagen, vergiss es einfach, “ bat er, küsste Harry. „Lass uns einfach den Tag genießen...“ Er lächelte. „Kannst du reiten, oder willst du erst mal bei mir sitzen? Ich zeig es dir nachher...“ Immer noch schockiert von den neuen Enthüllungen drückte er Severus’ Hand. Nun verstand er den Älteren gar nicht mehr. Severus war ein König, was wollte er dann von ihm? Harry war hässlich, er war dürr, er fand Ärger, wo nie welcher gewesen war! Das Schicksal musste dem Tränkemeister übel mitgespielt haben, ihn mit ihm zu strafen. Severus aber ging darauf erst einmal nicht ein, er packte Harry nur und hob ihn auf sein Tier, bevor er sich selbst elegant auf dessen Rücken schwang und einen Arm um die Mitte des Jüngeren legte. „Serena, wir beide sprechen uns vermutlich heut Abend, “ sprach er noch, dann brachte er sein Tier dazu, sich in Bewegung zu setzen, das Andere folgte brav. „Das hier ist Nachtwind, “ erklärte er Harry sanft, strich über dessen Seite. „Neben dir ist Sternenfeuer. Sie ist friedlich wenn sie Jemanden mag, auf ihr wirst du sicher gut lernen können....“ „Es... stört es dich nicht?“, fragte Harry leise. „Du... bist an mich gefesselt und ich... Du... bist ein König und ich nicht mehr, als... ein Waisenjunge, der allen... immer nur Unglück bringt...“ Sekundenlang sagte Severus erst mal gar nichts, er drückte Harry nur fester an sich. „Denk so was nicht mal, “ sprach er schließlich, als er sich sicher war, nicht das Schreien zu beginnen. Denn das würde es nur schlimmer machen. Sein Gefährte konnte nichts dafür, es war ihm offensichtlich sein Leben lang eingeredet und gezeigt worden, dass er absolut wertlos war. „Ich liebe dich, Harry, es ist mir egal, was vorher war. Jetzt bist du hier...“ Er küsste ihn sanft, strich über dessen Seite. Der Jüngere schluckte schwer, doch er sagte nichts, er lehnte sich an die Brust des Älteren, genoss die Streicheleinheiten. Er fürchtete, dass ihm die Bedeutung dieser letzten Entdeckung auch noch gar nicht wirklich bewusst war. Der Ältere küsste Harry erneut. „Genieß den Tag, “ bat er sanft. „Er ist zu schade, um ihn mit Grübeln zu verbringen. Sieh dich um. Der Park ist wunderschön...“ Das brachte Harry tatsächlich dazu, seinen Blick wieder zu heben. Und Severus hatte Recht. Dieser Park war ein Märchen, aus der Nähe noch schöner, als von der Terrasse. Sitara beobachtete das alles von dem Beutel heraus, in dem sie saß. Sie ritten einen Kiesweg entlang, vorbei an makellosen Rasenflächen und Blumenrabatten, abgeschirmt von hohen, sicher sehr alten Bäumen und sie passierten mehrere Säulen, Statuen und wunderschöne Brunnen. „Es ist... wie ein Märchen, “ flüsterte Harry, zutiefst beeindruck, als sie nach einer kleinen Ewigkeit zum Stehen kamen, mitten auf einer Wiese, vor einer bereits ausgebreiteten Decke, die umgeben war von mehreren weichen Kissen. Um die Decke herum waren drei hohe Bäume, die Schatten spendeten. Der Tränkemeister lächelte nur, schwang sich vom Pferd und half auch Harry herunter. „Der Park wird auch gut gepflegt.“ Er führte Harry zu Sternenfeuer, einer jungen, durchaus aufbrausenden Stute, die ihren eigenen Kopf hatte, aber so ziemlich das einzige Tier, das seinem Gefährten wohl würdig war. Sie war eine Schönheit mit einem pechschwarzen Körper aber schneeweißer, fast silberner Mähne. „Das ist Sternenfeuer, ich habe sie für dich ausgesucht, sie gehört dir, “ erklärte Severus, legte Harrys Hand auf deren Nüstern. „Mir..?!“ Severus lachte leise. „Ja, natürlich. Hier sind die Wege einfach zum Laufen zu weit und es gilt als extrem unfreundlich, einfach durch Tore aufzutauchen. Bist du schon mal geritten? Richtig geritten?“ „Auf Thestralen, “ gab Harry leise zurück. „Aber... ich war damals nur damit beschäftigt, mich festzukrallen, na ja, und ein Mal auf einem Gryffin...“ Severus strich dem Jüngeren sanft über die Arme, hob ihn dann entschlossen in den Sattel und gab ihm die silberbeschlagenen Zügel in die Hand. „Das ist ein Pferd, “ lächelte Severus. „Und du musst dich nicht verzweifelt an ihm festklammern. Bleib ganz ruhig, atme durch, sie lässt dich sicher nicht fallen, sie mag dich, im Gegensatz zu den Stallburschen hat sie dich nicht gebissen...“ Langsam entspannte Harry sich etwas im Sattel, er strich der Stute, die immer noch ganz ruhig stand, über den Hals, was die mit einem Wiehern quittierte. Sitara schien dem Ganzen auch noch amüsiert zuzusehen, sie war aus dem Beutel gekrochen und saß nun auf einem der Kissen. „Was jetzt?“, fragte Harry nach einer Weile, als er sich einigermaßen sicher fühlte, es war das erste Mal, dass er ohne Druck auf einem Tier saß, ohne gedrängt worden zu sein und ohne sich einer Gefahr stellen zu müssen. „Ein Pferd wird mit den Fersen und den Zügeln dirigiert, wenn du nach Links willst, ziehst du die Zügel nach links und gibst dem Tier einen Druck mit der linken Ferse, dasselbe, wenn du nach rechts willst. Es ist wichtig, dass du locker im Sattel bleibst und dich mit dem Pferd bewegst.“ Harry nickte und nahm die Zügel etwas fester. „Aber... wie bekomm ich sie dazu, loszulaufen?“ „Mit beiden Beinen gleichzeitig leicht drücken, “ gab Severus zurück. Er nickte, als der Jüngere das tat und Sternenfeuer sich in Bewegung setzte. Allerdings lief er die gesamte Zeit neben seinem Gefährten her, der aber sichtlich mit jeder Minute sicherer wurde. Er war eben ein Naturtalent im Umgang mit Tieren aller Art. „Na los, versuch es!“, lächelte er. „Reite ein Mal um die Wiese!“ Harry lächelte und nickte. Er fühlte sich so sicher auf dem Rücken des geduldigen Tieres. Zumindest ihm gegenüber, er konnte sich gar nicht vorstellen, dass sie irgendwen gebissen hatte. Es fiel ihm leicht, sie zu lenken und zu Severus zurück zu kommen. Er merkte selbst nicht, wie er strahlte. Aber es machte ihm Spaß. Severus lächelte einfach nur, als er sah, wie der Jüngere sich vollkommen auf das Tier einließ, sich entspannte und zu vergessen schien. Alles um sich herum. Er griff nach Sternenfeuers Zügel, als die Stute schließlich hielt und half seinem Gefährten wieder auf den Boden. „Ich sehe, es macht Spaß?“ „Und wie!“, lachte Harry nun. „Es ist toll, zu reiten! Ganz anders, als bei den Thestralen! Sternenfeuer ist toll! Und... sie gehört wirklich mir? Du willst mir so etwas Wertvolles wirklich überlassen?“, fragte er dann unsicher. Severus seufzte nur leise, umarmte seinen Gefährten, küsste ihn sanft. „Und noch viel, viel mehr, “ gab er nur zurück. Er strich über Harrys Haare, brachte ihn zu der Decke, wo inzwischen auch Essen aufgetaucht war. Sie hatten Beide nicht bemerkt, wie schnell die Zeit vergangen war. Harry lächelte den Anderen an, sichtlich überrascht über diese Antwort. Er setzte sich zu dem Älteren, kuschelte sich an ihn und ließ sich nur zu gern mit einigen Bissen füttern. Der genoss die leichten, einfachen Berührungen, die Küsse zwischendurch. Es gab Harry ein nie gekanntes Gefühl von Sicherheit und er fühlte sich zum ersten Mal wirklich willkommen, nicht wie ein Störfaktor. Er war versorgt, geliebt. Nicht nur geduldet und er musste dem Anderen nichts, aber wirklich gar nichts geben. Severus schien schon zu strahlen, wenn er nur lächelte. Severus beobachtete, wie Harry sich entspannte, schließlich etwas mit Sitara kuschelte, aber immer mit dem Kopf auf seinem Schoß blieb, die Nähe sichtlich genoss, auch, wenn sie für ihn eindeutig vollkommen ungewohnt war. Er hatte den Jüngeren in der Schule oft beobachtet, wie unangenehm ihm die freundschaftlichen Umarmungen gewesen waren, die er nicht kannte. Hier war er ganz anders, nach diesen wenigen Tagen. Der Tränkemeister machte sich keine Illusionen, er wusste, die Tiefs würden kommen, eben weil Harry nie Gelegenheit gehabt hatte, zu verarbeiten, was geschehen was, aber allein diese kleinen Fortschritte waren für ihn ein großer Schritt in die richtige Richtung. Es war so einfach, Harry zufrieden zu stellen, er wollte nur so wenig. Wie hatte er den Jungen nur je für verwöhnt und arrogant halten können? Auch er hatte sich, wie Alle, erst mal von einem Namen blenden lassen. Aber das hatte sein Ende... „Wollen wir noch etwas reiten?“, fragte Severus nach einer Weile, die sie nur damit verbracht hatten, da zu liegen, sich von Zeit zu Zeit zu küssen und einige Früchte zu essen. „Der Park ist noch größer und wenn dir das Reiten Spaß macht...“ „Ja!“, rief Harry sofort begeistert. Sofort sammelte er Sitara wieder ein und steckte sie in seinen Beutel, richtete sich auf. Der Tränkemeister lachte leise, erhob sich aber auch und half dem Jüngeren auf seine eigene Stute, bevor er sich mit einer edlen Bewegung auf sein Tier schwang. Er ritt voran, zeigte Harry die Grenzen des Parks, die fließend in einen Wald übergingen. Er lächelte immer wieder, es war so schön, zu sehen, wie gut sein Gefährte sich zu fühlen schien, wie er von Minute zu Minute sicherer im Sattel saß und sich neugierig umsah. Erst am späten Nachmittag nach einer weiteren, kleinen Pause ritten sie zurück, wobei Severus dem Jüngeren zeigte, wie man auch zwischen Gangarten wechseln konnte, so, dass der Jüngere nun im Galopp an ihm vorbei preschte und erst beim Stall wieder hielt, dabei fröhlich lachte. Sein Gesicht war leicht gerötet. Severus zügelte seinen Hengst ebenfalls, stieg ab und warf dem wartenden Stallburschen die Zügel zu, half Harry vom Rücken der Stute und küsste ihn. „Nun?“, fragte er dann. „War dieser kleine Ausflug zu deiner Zufriedenheit?“ Harry fiel dem Anderen regelrecht um den Hals. „Es war toll!“, lachte er. „Ich wusste nicht, dass Reiten so viel Spaß machen kann! Sternenfeuer ist so ein liebes Pferd!“ Severus konnte sehen, wie das Gesicht des Stallknechtes bei der Aussage fiel, was ihn nur noch mehr zum Grinsen animierte. „Es freut mich, “ gab er daher leise zurück. Er nahm Harrys Hand in seine und führte ihn sicher durch den Irrgarten der vielen Gänge, zurück zu ihrer Zimmerflucht. „Hattest... du denn wirklich auch die Zeit dazu?“, fragte Harry dann leise. „Hattest du nicht auch was Besseres zu Tun?“ „Nein, hatte ich nicht, “ gab Severus zurück, küsste seinen Gefährten erneut. „Los, marsch, ausziehen, wir gehen baden!“, befahl er dann in amüsiertem Ton. „Das Wasser ist schon eingelassen und wir können es wohl Beide gebrauchen.“ Ohne weiter zu warten, legte er seinen Reif ab und zog sich die Kleidung aus, wobei er grinste, als er sah, wie Harry mit jeder fallenden Schicht etwas röter zu werden begann. Harry starrte den Anderen mit großen Augen an, wie der ein Teil nach dem Anderen fallen ließ. Und was für ein Körper darunter hervor kam! Von wegen hässlich, wie alle in Hogwarts immer gedacht hatten! Der Mann sah aus, wie jemand, der professionell Quiddich spielte, durchtrainiert, mit Sixpack und allem, was dazu gehörte! Was natürlich dazu führte, dass Harry sich gleich noch schlechter vorkam, mit seinem dürren, in seinen eigenen Augen unterentwickelten Körper. Severus sah zu Harry, der gerade erst seinen Reif abgelegt hatte und dessen Hand noch immer auf dem Gürtel lag. Er dagegen hatte sogar schon seine Unterwäsche beseitigt und stieg in die große, in den Boden eingelassene, dampfende Wanne. „Na los!“, lächelte er. „Oder willst du angezogen baden?“ Harry wurde noch röter, stieg aber dann aus den Stiefeln und seiner Hose, sah erschämt auf seine dürren Beine, bevor er auch die Tunika auszog. Es dauerte nicht lange, bis Severus klar wurde, was durch Harrys Kopf zu schießen schien. Er richtete sich wieder auf, packte Harry und küsste ihn. „Was denkst du, wer dich gewaschen hat, als du bewusstlos warst?“, fragte er sanft. „Da ist nichts, was ich nicht schon gesehen hätte...“ Er half Harry aus den letzten Kleidungsstücken, der aber auf ein Mal zu zittern begann. Severus’ Augen wurden noch dunkler, als sie so schon waren. Sanft zog er Harry zu sich in die Wanne, strich über seine Seite. Er erkannte Panik, wenn er sie sah, er merkte, wie die grünen Augen kurz davor waren, wieder leblos zu werden. „Wer?“, fragte der Tränkemeister leise. „Wer hat dich vergewaltigt?“ Er hatte gewusst, er hatte noch lange nicht das wahre Ausmaß von Harrys Misshandlungen herausgefunden, aber damit hatte er nicht gerechnet. Nicht beim besten Willen. Er wusste, er hatte Recht, er hatte diese Reaktionen mehr als ein Mal gesehen. Harry erstarrte, er wusste selbst nicht, warum. Severus hatte ihm nie, nie wirklich etwas getan, er hatte ihn versorgt, ihn in dessen Bett schlafen lassen, er hatte ihn immer wieder sanft geküsst und gestreichelt, aber als seine Kleidung auf ein Mal weg gewesen war, stiegen wieder diese Erinnerungen in ihm auf, ohne, das er etwas dagegen tun konnte. Er war ihnen hilflos ausgeliefert, er merkte selbst nicht mal, wie er zitterte und als der Ältere das Wort auch noch aussprach, wurde es sicher nicht besser. Severus zog Harry an sich, strich ihm sanft über die Seiten. „Harry, du bist hier sicher, “ sprach er leise, küsste den Jüngeren sanft auf die Stirn. „Ich werde nichts tun, was du nicht auch willst, ich werde dir nie, niemals mit Absicht wehtun, das könnte ich gar nicht... Du bist hier vollkommen sicher.“ Er wartete, bis das Zittern nachließ und sich überraschenderweise Arme um seinen Hals legten, während Harry zu weinen begann, vielleicht das erste Mal, seit ihm das zugestoßen war. Der Ältere zog ihn auf seinen Schoß, hielt Harry einfach nur fest, flüsterte sanfte Worte in dessen Ohr und wiegte ihn hin und her, bis die Tränen langsam versiegten. Harry wusste nicht, was er da tat, er spürte nur, wie ein Knoten, der so lange seine Brust zugeschnürt hatte, sich langsam löste, während er sich an den Älteren klammerte, der ihn immer noch nicht verstieß, obwohl er dreckig war. Der ihn einfach nur hielt. Er versuchte, zu verdrängen, doch nun war Alles wieder da. Die letzten Ferien, die er bei seinen Verwandten verbracht hatte. Der Tränkemeister strich sanft über Harrys Haare. Er hielt den Jüngeren, bis der sich sichtlich wieder einbekommen hatte. „War es dein Onkel?“, fragte er schließlich leise, ohne seinen Griff zu lockern. Er war so unendlich wütend auf diese Widerlinge. Diese Drecksäcke! Verdammt noch mal, Harry war doch ein Kind! Und er war es sicher gewesen, als er das letzte Mal bei diesen Irren gewesen war! Er hatte so viel durchgemacht, warum nun auch noch das?! Harry schluchzte trocken auf, bevor er schwach nickte, froh, sich weiter in den Armen des Älteren vergraben zu können. Er störte sich nicht mal mehr daran, dass sie eigentlich Beide nackt waren. „Wann?“, fragte Severus weiter. Er wollte das hier nur ein einziges Mal durchmachen, dann nie, nie wieder. So schrecklich es war, es musste ein Mal gesagt werden. Wenigstens das. Sonst würde es auch immer zwischen ihnen stehen und das würde er nicht zulassen. „Und wie oft?“ Langsam setzte das Zittern wieder ein. Harry wollte nicht antworten, aber er tat es. „Vor... vor drei Jahren.. das.. das erste Mal, er... war besoffen..., “ brachte er irgendwie heraus. „Und... als... Siri... gestorben ist...“ „Wie oft?“, fragte Severus erneut, weiterhin sanft und ruhig. „Sieben, vielleicht... zehn Mal und... jedes Mal...war er besoffen. Er...er hat mich danach geschlagen und... behauptet, ich... hätte ihn gezwungen... das... zu tun! Aber... ich... ich..:!“ „Schhhh, “ Flüsterte Severus nur. „Es war nie deine Schuld, dieser Abartige hat nur nach einer Ausrede gesucht. Niemand darf einem Kind oder Jugendlichen so etwas antun! Das war falsch und sicher nicht deine Schuld! Ich werde dafür sorgen, dass nie wieder jemand dir weh tut, ich schütze dich, “ versprach er leise. „Und wenn du so weit bist, werde ich dir auch zeigen, dass Sex etwas Schönes sein kann...“ Er küsste Harry sanft, bevor er einen weichen Schwamm nahm und begann, den Jüngeren zu waschen. Doch in seinem Inneren tobte es. Oh, er wollte nur noch töten. Diese Schweine, die einem Kind solche Dinge angetan hatten und er würde sich rächen! Für Harry, für sich selbst. Er wollte nicht, dass auch nur ein anderes Kind je so leiden würde! Harry beruhigte sich langsam wieder unter den sanften Berührungen und umgeben von dem immer noch heißen Wasser. Er traute sich aber noch immer nicht, die Augen wieder zu öffnen. Er konnte ohnehin nicht fassen, dass er immer noch da war. So hatte er sich seinen Tag ohnehin nicht vorgestellt, er war doch so schön gewesen, doch nun glich er eher einer Katastrophe. Severus hörte erst auf, als er sich sicher war, dass Harry sich wieder vollständig entspannt hatte und ruhig atmend an seiner Brust lag. Er schlief nicht und sein Herz klopfte immer noch wie wild. Warum war ihm nur zu klar. Sein Gefährte hatte panische Angst, verlassen zu werden, gerade nun, da man ihn als ‚unrein’ sehen konnte. Sanft hob er Harry aus der Wanne, stieg selbst aus, schlüpfte in eine der Roben und legte ein Handtuch um den Jüngeren, hob ihn dann hoch, drückte ihn an sich und begann, ihn vorsichtig abzutrocknen, half ihm in die Unterwäsche und eines seiner eigenen Hemden. Dann brachte er seinen Kleinen ins Bett, zog sich selbst eine Unterhose und Schlafhose an, legte sich dann zu seinem Gefährten. „Ich verlasse dich nicht, “ versprach er leise, strich über Harrys Haare und half ihm, den letzten Trank für diesen Tag zu trinken, hielt ihn dann, bis er eingeschlafen war. Die gesamte Zeit über strich Severus beruhigend über die Arme des Jüngeren, über seinen Rücken, zeigte ihm so, dass er weiterhin da war und war wieder mal froh, um sein Wissen über Tränke, er hatte dem Anderen zu dem Nährtrank ein leichtes Schlafmittel verabreicht, um sicher sein zu können, dass er weiter schlafen würde, auch, wenn es gleich etwas lauter werden würde. Er wartete noch zehn Minuten, erst dann beschwor er seinen Patronus, schickte ihn mit klaren Befehlen zu seiner Schwester. Es dauerte auch nicht lange, bevor die Tür sich leise öffnete und Serena zusammen mit Beon und Ferada eintrat. „Bruder?“, fragte Serena leise. Sie hatte ihn noch nie so unendlich sauer gesehen. Seine Augen schienen Feuer zu speien, sein Gesicht wies rote Flecken auf und sein Oberkörper war vollkommen starr. Doch seine Hand glitt weiterhin sanft nur über Harrys Haare. Der Jüngere dagegen lag, sichtlich erschöpft, in den Kissen. Seine Augen waren vom Weinen geschwollen und seine gesamte Haltung wirkte irgendwie verkrampft. Obwohl er eindeutig schlief. „Ich will, dass ihr zu einer bestimmten Adresse geht und einen Mann hierher in die Verliese bringt, “ zischte er aufgebracht. „Ich will ihn heute Abend noch hier haben!“ „Severus?“ „Rena, dieses Schwein hat ihn vergewaltigt!“, presste Severus heraus, sah seine Schwester an. „Das erste Mal vor drei Jahren und ich habe keine Ahnung, wie oft! Dieser Widerling hat Harry vergewaltigt, als der um seinen Patenonkel getrauert hat! Und ihn dann geschlagen und behauptet, es wäre Harrys Schuld gewesen!“ Die drei Anwesenden wurden bleich, die Blicke wanderten zu dem dürren Jugendlichen, der sich, als würde er sie bemerken, noch weiter in sich zusammen rollte. Vor allem Serena war entsetzt, Sie konnte sich nicht vorstellen, wie ein Mensch zu so etwas fähig sein konnte, sie betrachtete den Jugendlichen, den sie am Morgen das erste Mal wach gesehen hatte, er war schüchtern aber freundlich gewesen, er hatte gelächelt und doch so etwas mit sich herumgeschleppt. Automatisch drückte sie die Hand ihres Gefährten. „Wo sollen wir den Mann holen, Herr?“, fragte Beon ruhig, doch auch er war entsetzt. Kinder waren ihm und allen unter dem Volk der Elfen heilig, es wurden nie viele geboren, weil sie ein so langlebiges Volk waren. Niemand würde ein Kind schänden und dazu noch einen Aloja, sie galten selbst hier als heilige Kreaturen, selten und machtvoll. Sie hatten schon viele erlebt, die auch böse geworden waren, weil sie solche Dinge erlebt hatten. „Private Drive 4, Little Whining, Surrey, “ knurrte Severus. “Ein Mann namens Vernon Dursley! Er wird eine extreme Ähnlichkeit mit einem gestrandeten Wal aufweisen! Im selben Haus lebt der Rest seiner erbärmlichen Familie! Ich will sie Alle, Alle, hier haben! In getrennten Verliesen! Um den Rest werde ich mich selbst kümmern! Morgen Nacht! Die Gefangenen werden nichts bekommen, außer Wasser und trocken Brot und ich will, dass ihr das Haus auseinander nehmt! Ich will jeden Beweis, der etwas mit Harrys Leben zu tun hat! Jede noch so kleine Kleinigkeit!!“ Die drei Anwesenden nickten. „Wir werden es jetzt noch erledigen, Bruder, “ versprach Serena hart. Sie selbst liebte Kinder und sie konnte rechnen. Der fragile Junge konnte kaum vierzehn gewesen sein, bevor ihm das widerfahren war. „Nehmt noch ein paar Andere mit, ich will, dass das gesamte Haus auf Spuren von Zaubern abgesucht wird, “ wies er Ferada an. „Angeblich war er da geschützt, durch Blutbarrieren und andere Dinge! Ich will eine Auflistung aller Zauber!“ Ferada, die auch im Heer für Schutzzauber verantwortlich war, nickte knapp und lief nach draußen, um dort zu warten, sie kam sich so schon vor wie ein Voyeur. Sie hatte sich, wie alle, gefreut, als sie erfahren hatte, dass ihr König seinen Gefährten gefunden hatte, aber auch sie hatte gehört, dass er nicht gesund war, nur mit so etwas hatte sie wahrlich nicht gerechnet... Serena blickte auf ihren Bruder. „Ich werde noch Neo und Zeon mitnehmen, sowie drei weitere Soldaten, dann geht es schneller...“ „Kein Tratsch! Das, was ich euch erzählt habe, wird nicht, unter gar keinen Umständen, die Runde machen!“ Serena nickte. Sie verstand den Anderen vollkommen. Es war so schon zu viel für den jüngern Gefährten ihres Bruders, sie brauchte nicht auch noch mehr Mitleid. „Ich bringe diese Drecksäcke hierher, “ versprach sie leise, dann ging auch sie, dicht gefolgt von ihrem Gefährten. Erst, als er das erledigt hatte, ließ Severus sich tiefer in die Kissen gleiten. Er wäre selbst gegangen, aber wichtiger war für Harry, dass er da war. Das leichte Schlafmittel würde nicht lange wirken, vielleicht noch zwei, drei Stunden und er wollte auf keinen Fall, dass Harry, wenn er einen Alptraum haben würde, allein aufwachte. Wer wusste schon, was der Junge sich dann einreden oder noch schlimmer, tun würde. Er befand sich immer noch in der letzten Phase seiner Umwandlung und da konnte es zu extremen Kurzschlussreaktionen kommen. Er wollte, nein, er musste da bleiben. Sanft schob er einen Arm unter den Jüngeren, zog ihn zu sich. Er küsste Harry auf die Stirn, wartete, bis der sich etwas entrollte. „Ich achte auf dich, “ versprach er leise. „Ich werde da sein, immer, ich achte auf dich. Hier bist du sicher...“ Er selbst konnte nicht schlafen. Severus war zu zerrüttelt über das, was er erfahren hatte, er hielt einfach nur seinen Gefährten, der wieder etwas ruhiger schlief, während er ihn streichelte. Harrys Gesicht entspannte sich ebenfalls langsam. Erst dann fiel er in einen leichten Dösschlaf. Kapitel 8: Wintergarten ----------------------- Lucius saß wieder zu Hause, er hatte irgendwie generell ein schlechtes Gefühl, er wusste, Dumbledore würde seine Rede nicht ungestraft lassen, er würde irgendwie reagieren und es würde sicher nicht angenehm sein. Aber er war vorbereitet. Sein Anwesen war abgesichert, Draco war im Ausland bei seiner Verlobten für den letzten Monat vor der Schule, wobei er das letzte Jahr vermutlich bei ihr machen würde, es schien ihm sicherer. Er selbst hatte keine Lust, seine Karriere hier aufzugeben und Narcissa war bereit, mit dem Risiko zu leben. Er wusste sich zu wehren und er würde nicht davor zurückscheuen, nach jedem noch so grausigen Mittel zu greifen, um sich und seine Familie zu verteidigen. Er wusste, ein kleiner Hilferuf und er würde mehr Krieger hier haben, als Hauselfen und was hatten Auroren schon einem voll ausgebildeten Elfenkrieger entgegen zusetzen. Aber er musste aufpassen und vorsichtig vorgehen. Die Politik war gerade jetzt ein sehr, sehr dünnes Pflaster, nun, wo wieder Wahlen anstanden, an denen Dumbledore sich eigentlich hatte nominieren wollen, was nun, wo er in Verruf geriet, wohl erst mal in den Hintergrund rücken würde. Er selbst hatte überlegt, zu kandidieren, doch stattdessen förderte er einen Anderen, er war einfach lieber die graue Eminenz im Hintergrund, das gab ihm weit mehr Macht als der eigentliche Titel, denn der war vergänglich, er war aufwendig und zeitraubend. Aber wenn er blieb, wo er war, konnte er seine Macht mehren. Er förderte niemand Anderen, als Arthur Weasley. Seine alte Familienfehde hatte er begraben, als er von der Freundschaft zwischen Draco und dem Helden der Zauberwelt erfahren hatte. Arthur hatte sich als vernünftiger Mann erwiesen, der nur das Beste wollte, vor allem für den Jungen, den er als sein achtes Kind sah. Sie hatten sich friedlich geeinigt und Lucius war zu dem Schluss gekommen, dass Arthur eine gute Wahl zum Minister der Magie sein würde, denn der Mann würde nicht versuchen Macht zu sammeln, sondern wieder aufzubauen, was weitaus wichtiger schien. Das gesamte Land lag immer noch in Trümmern, die Winkelgasse war wie ausgestorben, in Hogsmeade stand kaum noch ein Stein auf dem Anderen. Das Ministerium selbst war schwer beschädigt und selbst Hogwarts hatte seinen Teil abbekommen. Wenige der magischen Villen, so wie seine, waren unbeschädigt geblieben. Aber Dumbledore dachte nicht an das Wiederaufbauen, er wollte, dass England seinen Einfluss ausbaute. Wie denn? Das war so unendlich dumm. Er hoffte, dass ein Mal die Presse zu etwas nützlich sein würde. Nun konnten sie etwas tun. Sie konnten einen Irren aufhalten. Lucius hatte ihnen wahrlich genug Brocken vor die Füße geworfen. Mehr hatte er nicht tun können, aber er war sich sicher, dass es reichen würde, immerhin hatte er auch Lovegood dort gesehen. Lunas Vater. Der Mann stürzte sich immer auf solche Nachrichten. Der Mann mochte Potter, er würde der Sache auf den Grund gehen. Tja, er würde trotzdem zu gern wissen, was Severus gerade mit seinem Unglücksvogel machte. Oder... vielleicht doch lieber nicht? Die Nacht war schnell vorüber, zumindest für Severus. Er war sofort hellwach, als er merkte, wie Harry unruhiger wurde. Automatisch hielt er seinen Gefährten fester, er wartete, bis der sich wieder beruhigt hatte, während seine Wut von neuem hell aufloderte. Harry – sein Gefährte – war vergewaltigt worden und das sicher nicht nur zwei oder drei Mal. Er selbst hatte ihn gezwungen, sich zu erinnern. Aber er wusste, die Schuldigen waren bereits in die Kerker seines Schlosses gebracht worden. Er war ein rachsüchtiger Mann. Er würde sie bezahlen lassen, teuer. Niemand tat einem so reinen Wesen so etwas an! Und sicher würde man damit nicht davon kommen! Erst, als Harry wieder ruhiger wurde, richtete er selbst sich etwas auf und rieb sich mit einer Hand seine Augen. Es tat ihm weh, sich vorzustellen, was der Jüngere durchgemacht hatte und vor allem, dass niemand es bemerkt und ihm geholfen hatte. Er war wohl der Erste, der Harry einfach nur in die Arme nahm. Na ja, vielleicht auch der Zweite, immerhin hatte auch Black wirklich versucht, seinem Patenkind zu helfen und auch Lupin hatte es versucht. Aber keiner von ihnen war lang genug da gewesen. Auch dank Dumbledore. Das würde sich ändern. Er wollte für Harry da sein, immer. Dafür nahm er sogar in Kauf, dass eine Rotschopfarmee sein Schloss stürmen würde. Zumindest irgendwann. Erst mal sollte Harry sich an ihn, seine Nähe und die gesamte Situation gewöhnen. Sonst würde es doch nur zu viel werden. In ein paar Wochen vielleicht, ja, das war gut. Sanft küsste er den Jüngeren auf die Stirn und glitt aus den Laken, legte seinen Gefährten auf die Kissen zurück und verschwand kurz ins Bad, um sich zu waschen. Als er zurück war, hatte Harry sich schon wieder zusammengerollt, aber er schlief relativ ruhig, so, dass er sich in aller Ruhe anziehen konnte, in ganz ähnliche Kleidung wie am Tag zuvor. Als er fertig war, setzte er sich wieder an das Bett, kurz überlegte er sich, nach einem Buch zu greifen, aber Severus wusste, dass er sich nicht würde konzentrieren können. Stattdessen vertrieb er sich die Zeit damit, durch Harrys Haare zu streicheln und seine Züge zu beobachten. Einige Zeit später tauchte auch schon ein Frühstück auf der Terrasse auf, das von den Hauselfen auf seine Bitte hin unter einen Stasiszauber gesetzt wurde. Er wollte Harry ohnehin dann langsam wecken und den Tag vielleicht damit verbringen, ihm das Schloss zu zeigen. Den Wintergarten, der voller verschiedener Vögel war, die da frei herum flatterten. Die magische Menagerie auf der Seite des Parks, auf der sie gestern nicht gewesen waren, die Galerie und einige andere Dinge, nicht, dass Harry sich in seinem neuen Zuhause verlaufen würde. „Harry...“, sanft strich er über die Wange des Jüngeren. „Harry, wach auf, das Frühstück ist schon da.“ Nur ungern öffnete Harry die Augen, als er die Stimme hörte. Er fühlte sich immer noch irgendwie erschlagen und er erinnerte sich dunkel, dass Severus heraus bekommen hatte, was sein Onkel getan hatte. Seine größte Angst war es gewesen, dass der Ältere verschwinden würde, aber er war noch da. Wenigstens etwas... „Na?“, fragte Severus leise. „Einigermaßen wach?“ „Geht so, “ nuschelte der Jüngere, kuschelte sich an den Anderen, erleichtert, als er dessen Hand spürte, die sanft über seine Wange glitt. Er war nicht so wirklich ausgeschlafen, erinnerte sich auch daran, mindestens einen Alptraum gehabt zu haben. Sanft hob Severus das Kinn des Jüngeren an und küsste ihn. „Ich hab dir schon Anziehsachen zurecht gelegt, “ erklärte er. „Sie sind im Bad. Und nach dem Frühstück werden wir das Schloss etwas erkunden...“ Harry lächelte etwas und richtete sich auf. Der Andere behandelte ihn nicht anders, als die letzten Tage auch. Langsam kroch er aus der Decke und tapste ins Bad. Severus blickte seinem Gefährten hinterher, er wusste, Harry war nun noch unsicherer, als zuvor und er würde versuchen, zu verdrängen. Es lag an ihm, das zu verhindern. Verdrängung war das Schlimmste, was Harry tun konnte, es würde ihn alles nur wieder einholen. Er musste es verarbeiten und er war ja nicht allein. Er erhob sich selbst von der Matratze und stellte Sitara, die er inzwischen einfach stillschweigend tolerierte, frisches Futter hin. Als Harry fertig war, lief er direkt auf die Terrasse, wo Severus bereits die Teller füllte. Er setzte sich und nahm den Trank, der schon auf ihn wartete, lehnte sich an Severus, dessen Arm sich sofort um ihn legte. Er aß nicht sonderlich viel, aber er aß. Schon allein, weil er nicht wollte, dass der sich Sorgen machte. Severus aß in Ruhe auf, er hatte nicht erwartet, dass Harry viel essen würde, er war schon froh, dass er überhaupt was zu sich genommen hatte. Er strich dem Jüngeren immer wieder über die Haare, als auf ein Mal ein Rabe bei ihm landete und ihm recht ungeduldig sein Bein hinhielt. Er seufzte und trennte den Brief ab, wenig überrascht, als das freche Tier sich einfach auf dem Tisch niederließ und sich am Speck vergriff. Harry hatte überrascht aufgesehen und kicherte, er streckte dem Tier seine Hand entgegen, zu Severus’ Überraschung hüpfte es tatsächlich auf die Hand seines Gefährten und ließ sich streicheln und weiter füttern. So hatte Harry schnell auch noch Sitara auf dem Schoß, die ihr Maß an Aufmerksamkeit forderte und er kümmerte sich um beide Tiere. In der Zeit brach Severus das Siegel. Sein Gesicht wurde kurz dunkel, bevor er die Augen schloss und kurz durchatmete. Er wollte nicht, dass Harry etwas mitbekam. Weder von den Problemen in England noch von dem Krieg hier, der gerade zu einem Stillstand gekommen war, zumindest im Augenblick, da sein Onkel bei seinem letzten Versuch herbe Verluste eingesteckt hatte. „Ist... alles in Ordnung?“, fragte Harry nach einer Weile, in der er beobachtete, wie eine Feder über das gerufene Stück Papier glitt. Severus lächelte nur und küsste den Anderen: „Mach dir keine Sorgen, “ bat er sanft. „Es ist nichts Schlimmes, Luc hält mich nur über das auf dem Laufenden, was sich in England abspielt...“ „Ist... es was Schlimmes? Ist mit Dray und den Weasleys alles in Ordnung?“ „Es geht allen gut, “ gab Severus zurück. „Arthur Weasley kandidiert für das Amt als Minister für Magie und Luc unterstützt ihn, “ erklärte er. „Und ich werde da auch etwas mitdrehen, “ fügte er an. „Besser ein Weasley, als Dumbledore. Er hat sich – durch einen Auftritt vor dem Wizgamont – bis auf die Knochen blamiert und kandidiert trotzdem. Luc will ihn bremsen und ich werde ihm helfen.“ „Oh, “ lächelte Harry. „Mister Weasley kandidiert? Das ist sicher toll! Er wäre ein guter Minister! Kannst du Mister Malfoy bitten, ihn von mir zu grüßen?“ Severus lächelte, küsste den Anderen erneut und rief mehr Schreibzeug. „Mach es doch selbst, da der dumme Rabe sich schon mit dir angefreundet hat, wird er sicher auch deinen Brief mitnehmen.“ Der Andere nickte und griff nach der Feder, setzte einige Zeilen auf das Papier, und die definitiv an Draco und nicht an dessen Vater gerichtet waren. Daran, ihm einen Brief zu schicken, hätte er wirklich eher denken können, Sev würde sicher wissen, wie sie auch ankommen würden. Severus war froh, den Jüngeren abgelenkt zu haben, während er Lucius Ratschläge gab und ihm Hilfe zusicherte. Er würde gleich auch einige seiner Männer zu seinem Freund schicken, ein paar ausgesuchte Krieger um ihn zu schützen. Das konnte er gleich mit einem seiner Bodyguards absprechen, der konnte zu Serena gehen und ihr sagen, was zu tun war. Als er fertig war, faltete und versiegelte er den Brief, schrieb mit seiner eleganten Schrift noch dessen Namen auf den Umschlag und stellte fest, dass auch Harry fertig war. Er rollte beide Briefe, band sie zusammen und dem unwilligen Vogel um die Beine, der sich noch ein Stück Speck geben ließ, bevor er sich, mit einem meckernden Krächzen, wieder in die Lüfte schwang. „Wollen wir los?“, fragte Severus anschließend seinen Gefährten, der gerade seine Pantherdame streichelte. Harry nickte. Ja, er wollte den Rest dieses Palastes sehen, den er bisher praktisch nur von Außen hatte bewundern können. Es war so anders, als Hogwarts, kein Trutzbau, der massiv und unzugänglich auf Felsen ruhte, sondern ein leicht wirkender Palast mit kleinen, verspielten Türmchen und Zinnen, umgeben von diesem prachtvollen, schier endlosen Park. Und doch wusste Harry, dass diese Anlage absolut sicher sein musste, er wusste nicht, woher diese Sicherheit kam, aber er spürte es. Nur zu gern folgte er Severus vor die Tür, wo der kurz mit einem der vier Männer redete, die Anderen folgten ihnen, wie schon am Vortag. Das machte Harry immer noch nervös, aber gleichzeitig spürte er die Hand des Älteren, die ihn ablenkte. Er wusste, er musste sich an seine neuen Schatten gewöhnen, aber das war nicht so einfach. So wenig, wie die neue Stellung, die er nun haben würde. Er, das ungeliebte Kind, der Waisenjunge, die Schachfigur, der Retter der Zauberwelt, der Mörder, der neue dunkle Lord, er sollte nun an der Seite eines Königs stehen. Das konnte er kaum fassen. Er wusste nicht, was das bedeutete, aber er würde sich wohl wieder mal ändern müssen. Der einzige Unterschied war, dass er es dieses Mal durchaus gern tat. Für den Mann, der ihn liebte, trotz allem, was er tat und wofür er stand. Trotz der Tatsache, dass er das Kind seines Schulfeindes war, trotz ihrer anfänglichen Streitigkeiten und Probleme. Er war für ihn da, selbst in dem Moment, als er erfahren hatte, dass Harry dreckig war... Severus beobachtete den Jüngeren, er sah, dass der sich schon wieder Gedanken machte, die ihm sicher nicht gefallen würden, aber er sagte erst mal nichts. Er drückte nur dessen Hand etwas fester und schritt mit seinem Gefährten die Gänge entlang. Jedes Mal wenn sie ein besonderes Gemälde passierten, blieb er stehen und erklärte Harry, was es bedeutete. Denn hier hingen nur wenige Portraits, mehr waren uralte Zeichen und Gegenstände. Schließlich erreichten sie die gläsernen Türen des riesigen Wintergartens. Severus öffnete sie und lächelte, als er Harry wieder wie ein kleines Kind zu Weihnachten staunen sah. Es wunderte ihn nicht wirklich. Generationen von Königen hatten hier ihre Hand im Spiel gehabt, die Glashalle war extrem hoch, einige Bäume reichten fast bis an die Decke. Und hier gab es nicht nur Vögel. Papageien, Kakadus, die ein oder andere eigentlich schon ausgestorbene Eulenarten, Eichhörnchen, Biber, Schmetterlinge, Bienen, Wild. Das hier war ein eigenes, kleines Ökosystem. Und allein der Blick des Jüngeren sagte ihm, dass sie hier den Rest des Tages verbringen würden. Harry sah sich einfach nur sprachlos um. Alles hier war perfekt. Es war ein Märchenwald, hier herrschte absoluter Friede, keines der Tiere schien ein Anderes anzugreifen und er hatte bereits mehrere Futterstellen gefunden. „Sie... greifen sich gar nicht an...“ „Sie haben keinen Grund dazu, “ erklärte Severus. „Die Tiere hier werden gefüttert. Von den Eulen bis zu den Kaninchen. Sie müssen sich nicht gegenseitig jagen.“ Er deutete auf ein kleines Kaninchen, das ohne Angst da hockte, während ein Greifvogel keine zwei Meter entfernt saß, ohne Anstalten zu machen, anzugreifen. „Außerdem liegt auf dem Raum ein Zauber, der verhindert, dass die Tiere sich gegenseitig als Futter sehen. Und sie sind nicht gefangen, im Dach ist eine Luke, die sich öffnet, wenn sie wirklich raus wollen würden und dasselbe gilt für eines der Fenster auf dem Boden.“ „Aber... wenn sie draußen sind, greifen sie sich dann nicht doch an?“ „Nein, der Zauber spannt sich auch über weite Gebiete des Parks. Hier leben zurzeit auch fünf Bären, irgendwo da hinten. Der Wintergarten ist fast so groß, wie die Hälfte des Palastes.“ „Das ist Wahnsinn... aber...warum habt ihr das hier gemacht? Es ist toll, aber...“ „Wir haben es genossen, im Palast eine Art Ruhepol zu haben und außerdem konnte man hier auch Kräuterzutaten bekommen. Haare und Federn von Tieren, ohne sie umzubringen. Seltene Kräuter wuchern hier wie Unkraut.“ „Wow,“ wiederholte Harry nur beeindruckt. Er ging auf die Knie und streichelte das Kitz, das neugierig auf ihn zugestakst kam, zusammen mit seiner Mutter, die dieselbe Behandlung von ihm verlangte. Severus lächelte, als er das sah, wieder einmal überrascht über Harrys instinktive Verbundenheit mit der Natur. Diese Tiere waren sehr zutraulich, aber nicht so, wie sie es in der Anwesenheit seines Gefährten waren, sie spürten dessen Reinheit, die er sich bewahrt hatte, trotz all der Dinge, die ihm zugestoßen waren. Denn es war ein allgemeiner Irrglaube, dass Reinheit etwas mit Jungfräulichkeit zu tun hatte, Reinheit war eine Einstellung der Seele. Des Charakters. „Es ist toll hier, wie im Park,“ stellte Harry fest, als er sich wieder aufrichtete und Sitara aus dem Beutel erlöste, ihr so erlaubte, das neue Gebiet zu erforschen, er wusste einfach, sie würde auch wieder zu ihm kommen. Severus lächelte nur, zog den Jüngeren wieder an sich und küsste ihn im Nacken. „Es freut mich, dass du so denkst, “ gab er leise zurück: „Dann kannst du es hier also aushalten?“, fügte er an. „Das hier als deine Heimat annehmen?“ Langsam wandte Harry sich zu dem Älteren um. „Ich... willst du mich denn?“, fragte er dann unsicher. „Willst du wirklich, dass... dass ich immer da bin? Hast du keine Angst, dass ich dir irgendwann wieder auf die Nerven gehen werde?“ Severus seufzte und hob den Kopf des Jüngeren an. „Glaubst du im Ernst, ich hätte dich auch nur hierher gelassen, wenn ich mir nicht sicher wäre?“, fragte er sanft, strich eine von Harrys Strähnen zurück. „Und denkst du, ich würde dich in meinem Bett schlafen lassen oder dich in meinen Quartieren wohnen lassen, wäre ich mir nicht sicher?“ „Das... das war, bevor du... herausgefunden hast, dass...“ Noch bevor Harry diesen Satz beenden konnte, küsste er den Jüngeren. „Das ändert absolut gar nichts, “ gab Severus zurück. „Das, was dir passiert ist, war ein Verbrechen, du konntest nichts, gar nichts dafür. Und es ändert nichts. Natürlich will ich dich da haben.“ Er strich über die Wangen des Jüngeren. „Dein Name war das Erste, was ich gesagt habe, als ich nach der Schlacht wieder zu mir gekommen bin, “ fügte er an. Das brachte Harry dazu, seine Arme um den Hals des Anderen zu schlingen, während er schniefte. „Ich... ich will immer bei dir bleiben, “ flüsterte er. „Egal... wo du bist. Und... wenn es nur eine... Bruchbude wäre...“ Er konnte nicht fassen, dass dem Anderen wirklich egal war, was geschehen war, dass der ihn immer noch haben wollte. Die Erleichterung war atemberaubend. Der Tränkemeister lachte leise, umarmte den Anderen ebenfalls fest. „Keine Sorge, ich denke nicht, dass es je so weit kommt, dass wir in einer Bruchbude enden werden, “ meinte er nur. „Ich bilde mir ein, genug Geldmittel zu besitzen, um das zu verhindern...“ Er küsste Harry erneut, lächelte dann und strich dem Anderen über den Nacken. „Ich habe nicht vor, dich je wieder gehen zu lassen, “ flüsterte er noch. Es war eigentlich vollkommen gegen Severus’ Natur, so etwas zu sagen, aber es ging hier ja nicht um Irgendwen und Harry konnte diese verbale Zuneigung gerade wirklich gebrauchen. Harry kuschelte sich in die Umarmung des Älteren und schloss die Augen, er bereute es fast, als die Arme um ihn herum sich lösten, doch da griff Severus schon nach seiner Hand. Sie liefen weiter in dieses Paradies, vorbei an einem künstlichen Bachlauf. Auf dem Wasser tummelten sich alle möglichen Enten, die dem Verlauf folgten und so zu einem See kamen, auf dem Rosen wuchsen und Lotuspflanzen. Sie liefen weiter, bis zu einem Tisch, der umgeben war von vier Stühlen, unter einer Trauerweide versteckt. Harry hätte ihn übersehen, hätte Severus nicht die herabhängenden Äste hochgehoben und ihn darauf aufmerksam gemacht. Es wunderte den Jüngeren nicht wirklich, dass der Tisch mit Köstlichkeiten gedeckt war. Zu seiner großen Überraschung Pizza mit verschiedenen Belägen und Crepes mit unterschiedlichen süßen Soßen und exotischen Früchten. „Serena kommt auch gleich, “ erklärte Severus. „Mein Schwesterchen will mit uns essen.“ Er setzte sich auf den breiteren der vier Stühle, zog Harry mit sich und küsste ihn weiter. Sanft und zärtlich. So fand Serena die Beiden, als sie schließlich in den Wintergarten kam. Sie lächelte und beobachtete die Szene einfach. Ihr Bruder mit vollkommen entspanntem Gesicht, der seinen Gefährten immer wieder sanft küsste. Etwas, eine Sanftheit, lag über seinen Zügen, die sie noch nie zuvor gesehen hatte. Und der Junge... der sah mehr als glücklich über die Situation aus, er kuschelte sich an den Älteren, die Augen halb geschlossen und er war, im Gegensatz zum vergangenen Abend, war sein Gesicht vollkommen entspannt. Egal, was ihr Bruder getan hatte, er hatte es geschafft, Harry zu beruhigen. Sie hätte nie gedacht, dass irgendwer diesen Mann zu einem Romantiker umpolen konnte. Aber dieses Bild war für sie Beweis genug. Schon allein, weil Severus selten hier gewesen war, wenn es nicht gerade darum ging, irgendeinem Vogel seiner Federn zu berauben. „Willst du da noch lange stehen, Rena?“, fragte Severus, ohne aufzusehen. Er hatte seine Schwester schon vor einer Weile bemerkt, aber erst mal nichts gesagt. Allerdings zuckte Harry bei den Worten herum – und nahm eine goldig-rote Gesichtsfarbe an. Serena lächelte. „Ihr beide habt einfach zu süß ausgesehen, “ verteidigte sie sich. „Das wollte ich genießen!“ Nun aber, wo sie ohnehin entdeckt worden war, setzte sie sich gegenüber den Beiden und lächelte Harry an. „So, und nun noch mal richtig und nicht zwischen Pferden und Schloss: Hi, ich bin Serena und die Schwester von dem Grummel hinter dir, die Ältere, möchte ich betonen, sollte er dir je weh tun, komm zu mir und ich mach ihm Knoten in seine Spitzohren!“ Harry sah die junge Frau an und lächelte schüchtern, hielt ihr die Hand Entgegen. „Harry...“ „Und meine Ohren knotet niemand, Schwesterchen!“, knurrte Severus. „Sonst verknote ich deinem Gefährten ein paar ganz andere Organe!“ Er schloss Harry fester in die Arme und funkelte die Ältere böse an. Serena grinste nur und füllte sich ihren Teller, sah aber die Pizza etwas misstrauisch an: „Was genau ist das?“, fragte sie dann. „Es kommt ja selten vor, aber so was hab ich noch nicht gesehen.“ „Pizza!“, grinste Harry und biss in sein Stück, schloss genießerisch die Augen: Es war auch seine Erste, denn bisher hatte er ja nur zusehen dürfen, wie seine Familie sei gegessen hatte. Er strahlte Severus an: „Die schmeckt toll!“ Der Ältere lächelte nur und drückte kurz das Knie des Jüngeren. Die Pizza war eines der Dinge, die er in den Stunden mit seinem Gefährten gesehen hatte. Er hatte gedacht, dass das eine gute Idee war und allein der Anblick des Genusses in den Augen Harrys war ihm Dank genug. Auch er biss von dem Stück ab und nickte zufrieden. Ja, das Zeug war durchaus essbar, stellte er für sich fest. Nicht sein Lieblingsessen, aber durchaus erträglich. Auch vom Nachtisch war Harry schwer begeistert. Er verdrückte gleich zwei Crepes mir Schokosoße und Früchten, am Ende fühlte er sich so schrecklich voll, dass er sich nicht mal sicher war, ob er sich überhaupt noch bewegen konnte, er fürchtete, er würde wohl eher zurück rollen. Was ihn aber nicht daran hinderte, noch eine Schüssel herrlich süßer Schokoladensoße mit den Fingern auszulecken. Den Trank bekam er anschließend kaum mehr herunter. Severus lächelte, als er das beobachtete. Das war das Meiste, das sein Gefährte hier je gegessen hatte. Harry lehnte sich an ihn, steckte seinem Panther immer mal wieder eine Kleinigkeit zu, der Junge wirkte einfach nur glücklich, ruhiger, als zu Beginn. Er strich durch Harrys Haare. „Satt?“ „Voll...“ Serena grinste und schnappte sich noch einen Crepe, den sie genüsslich verspeiste, während sie die Beiden beobachtete. Das war besser, als jedes Theaterstück. Das ihr Bruder doch noch eine so weiche Seite zeigen würde, war für sie eine Sensation. Auch die Elfen im Rat konnten kaum glauben, dass ihr König seinem Gefährten so verfallen war, dass er sich nun schon seit über einer Woche nicht mehr selbst im Rat hatte blicken lassen. Kein Wunder, sie waren so ein Verhalten von ihm wahrlich nicht gewohnt. Noch dazu hatte niemand bisher diesen Gefährten zu sehen bekommen, auch heute hatte Severus dafür gesorgt, dass erst mal niemand hierher kommen würde, damit Harry sich ungestört umsehen konnte. Einfach, weil der Junge vermutlich wirklich überfordert sein würde, wenn Andere, die viel älter waren als er, sich vor ihm verbeugten. Harry war nicht klar, dass er automatisch denselben Rang hatte, wie Severus. Der Junge würde noch viel lernen müssen, aber so, wie es aussah, musste sie sich keine Sorgen machen, Severus würde ihm alles beibringen. Sie bezweifelte sogar, dass er das einem Anderen überlassen würde. Ihr Bruder wirkte das erste Mal, seit sie ihn kannte, einfach nur zufrieden und schon allein dafür würde sie Harry immer dankbar sein. „So, Leute, ich habe einen Gefährten der an den Fingernägeln knabbert, meine Minderheit verabschiedet sich.“ Severus hob nur eine Augenbraue. „Dann knabbert ihr jetzt zu zweit an den Nägeln?“ „Das mein Brüderlein, geht dich gar nichts an!“, lachte Serena nur und wuschelte erst Severus und dann Harry durch die Haare, amüsiert, als Beide exakt auf dieselbe Weise reagierten. „Ihr wisst, wo ihr mich findet, wenn was ist.“ Severus gab ein Geräusch von sich, das eine Mischung aus einem Rümpfen und einem Knurren war, während er über Harrys Haare fuhr, der seiner Schwester knapp zuwinkte, bevor er sich in seinem Schoß zurecht kuschelte. Der Tränkemeister lachte leise und küsste Harry sanft. „Und was willst du jetzt machen?“, fragte er den Jüngeren. Harry runzelte die Stirn. „Erzähl mir was von dir, “ bat er leise, denn ihm war nur zu klar, dass er nicht wirklich wusste, wer der Ältere war. Er kannte ihn ja fast nur aus der Schule und da hatte er nicht gewusst, wie sanft der Andere sein konnte. Er wusste auch erst seit Kurzem, dass selbiger keinen geringeren Stand als König hatte. Er wollte verstehen, was das bedeutete, auch für ihn selbst. Er wollte begreifen, was in seiner neuen Heimat vor sich ging und vor allem, wie er dem Älteren würde helfen können. Er wollte nicht nur schmarotzen und sich versorgen lassen. Severus spielte mit den Strähnchen des Jüngeren, er ahnte, was in dem Anderen vorging, zu lange hatte man seinem Gefährten gesagt, dass er keinerlei Rechte habe, vor allem dann nicht, wenn er noch nicht mal etwas tat. Langsam begann er, zu erzählen. Wie alt er wirklich war, warum er nach England gekommen war, von dem Trank, der ihn zu einem Jungen gemacht hatte und etwas über seine Stellung, mehr Geschichten über Naphthalla. Erst eine ganze Weile später hörte Severus auf, zu reden. Er strich über die Wangen des Jüngeren und beobachtete, wie die Augen sich wieder auf ihn richteten. Er lächelte einfach nur, küsste den Jüngeren erneut. „Wollen wir noch etwas laufen?“, fragte er. „In zwei Stunden sollten wir ohnehin zu unseren Gemächern zurück, dann gibt es Essen.“ Er wollte wirklich nicht, dass Harry mehr Mahlzeiten verpasste, als nötig. Der Jüngere lächelte und richtete sich wieder auf, streckte sich anschließend wie eine Katze. Er hatte einiges erfahren, auch, dass man vermutlich ihm ziemlichen Respekt entgegen bringen würde. Das machte ihm etwas Angst, aber noch war es unwirklich genug, um es verdrängen zu können, noch war ihm niemand begegnet, außer den Bodyguards, die sich meist hinter ihnen aufhielten. Apropos – wo waren die eigentlich geblieben? Na, ihm konnte es egal sein, er war ganz froh, dass die nicht auch noch rum standen. Auch Severus erhob sich, umarmte den Jüngeren, drückte ihn an sich und küsste ihn in den Nacken. Er war nie ein Kuscheltyp gewesen, bei keiner seiner Affären aber hier liebte er es, seinen Gefährten gegen sich zu fühlen. Er hatte Schwierigkeiten, sich zurückzuhalten oder die Finger von Harry zu lassen. Was ihn eigentlich ritt, wusste er nicht. Natürlich hatte der Jüngere ihn einmal genervt, aber das war ins Gegenteil umgeschlagen. Er wusste, er würde durchdrehen, wenn er Harry nicht bei sich wusste. Sein Aloja, seiner ganz allein! Woher diese Einstellung kam, wusste er nicht. Aber er hatte sie in der letzten Woche immer ausgeprägter. Er würde Harry mit in den Rat nehmen, denn in drei, vier Tagen würde er sich wohl wieder sehen lassen müssen. „Hier ist es so schön und friedlich...“, stellte Harry leise fest, während er einen kleinen Kanarienvogel auf seinem Finger bestaunte. Er lehnte gegen die Brust des Älteren, genoss dessen Arme um seine Taille. „Das täuscht, “ gab der Ältere traurig zurück. „Was meinst du?“ „Leider herrscht auch hier Krieg, “ rückte er mit der Sprache heraus. Er wusste, irgendwann musste er es Harry sagen. Dann lieber gleich, wo sich die Gelegenheit bot. „Aber... man merkt davon nichts, “ stellte Harry vorsichtig fest. Er sah die Trauer in Severus’ Augen. „Warum?“, fragte er daher. „Man merkt nichts, weil ich nicht zulasse, dass er bis hierher vordringt, “ erklärte Severus. „Und warum er herrscht... mein eigener Onkel ist der Urheber. Er denkt, ihm stünde der Thron zu. Er war der Ältere, mein Vater, den er getötet hat, der Jüngere.“ „Wie kam es dazu?“ fragte Harry leise. Er hatte sich umgedreht, strich vorsichtig über die Wange des Älteren. Er sah, wie das den Anderen schmerzte. Familie, die gegeneinander Krieg führte, war sicher schrecklich. „Ursprünglich war mein Onkel Thronfolger meines Großvaters, aber... er war anders, sein Geist war getrübt. Er hat eines der Dienstmädchen vergewaltigt, aber noch nicht mal das war der ausschlaggebende Grund dafür, dass er verstoßen wurde. Das Mädchen wurde auch noch schwanger und hat das Kind zur Welt gebracht. Hier gibt man den Kindern nicht die Schuld für das, was ihre Eltern getan haben, also hat das Mädchen sich um ihr Baby gekümmert, sie hat meinen Großvater um Unterstützung gebeten. Das war Alles. Er wollte zusagen, aber mein Onkel ist zu ihr gegangen, hat das Kind genommen und mit voller Wucht auf den Boden geworfen, es war sofort tot. Das Einzige, was er gesagt hat, war, dass das hier ein gelöstes Problem sei.“ Severus strich sanft über Harrys Seiten. „Es gibt bei uns nichts Schlimmeres, als Verbrechen gegen Kinder, unsere Rassen sind sehr langlebig, darum bekommen wir nur wenige. Nach diesem Mord wurde Theodore bestraft, in der Öffentlichkeit ausgepeitscht und anschließend verbannt, weil mein Großvater es nicht über sich brachte, seinen eigenen Sohn zu töten.“ Harry lehnte sich an den Anderen: „Und weil er nicht tot war, versucht er jetzt, den Thron wieder zu bekommen?“ Severus nickte. „Allerdings, “ gab er zurück. „Ich würde ihn ihm sogar geben, “ meinte er. „Aber ich kann meinem Volk keinem Mörder aussetzen. In der Verbannung ist es noch schlimmer geworden, er hat getötet, Frauen, Kinder. Leute, die ihm nie etwas getan haben. Warum er immer noch Anhänger hat, ist mir einfach ein Rätsel. Ich behalte den Thron, um die Anderen vor Schlimmerem zu bewahren. Denn überall, wo Theodore auftritt, hinterlässt er eine Spur der Verwüstung...“ Harry sagte nichts, er legte nur seine Arme um den Anderen und drückte sich an ihn. „Dann müssen wir verhindert, dass er das macht, oder?“, fragte er leise. „Ich... ich helfe dir auch dabei.“ Für Harry stand das außer Frage. So konnte er sich auch bei dem Anderen bedanken, für alles, was der schon für ihn getan hatte und mit Krieg kannte er sich ja nun inzwischen wirklich aus. Severus lächelte nur und küsste den Anderen sanft. „Ich hoffe, dass dieser Krieg bald vorbei ist, “ gab er leise zurück. „Momentan befindet er sich ohnehin in einer Pause.“ Er strich über Harrys Haare. „Ich wollte nur nicht, dass du dir Sorgen machst, “ fügte er leise an. „Ich will, dass du erst mal heil durch die Umwandlung kommst...“ Der Grünäugige lächelte und zum ersten Mal küsste er den Älteren von sich aus auf den Mund. „Mach dir um mich keine Sorgen... Es ist nicht so, als wäre ich einen Krieg nicht gewöhnt...Ich kann dir helfen.“ Der Tränkemeister lächelte nur und drückte seinen Gefährten an sich. „Mach dir nicht zu viele Gedanken, “ bat er. „Ich habe einen ganzen Stab, der an der Lösung dieses Krieges arbeitet. Ich kann sie dir vorstellen,“ fügte er an. „Irgendwo muss ich ja anfangen, dich vorzustellen, “ fügte er amüsiert hinzu. Harry kuschelte sich an den Älteren. Er sagte nichts, beschloss aber, dem Anderen zu helfen, ob der das nun wollte, oder nicht. Hatte Sev nicht selbst gesagt, dass er als Aloja die Elemente beherrschen konnte? Vielleicht wurde es Zeit, das auch zu lernen. Er lächelte, als Sitara wieder in ihre Tasche sprang und nach dem Herumtoben offensichtlich beschloss, sich das Recht verdient zuhaben, getragen zu werden. „Sev?“ Der Ältere blickte zu seinem Gefährten. „Ja?“ „Kannst... kannst du mir beibringen, wie... ich diese Naturkräfte in den Griff bekomme? Wenn ich sie denn habe?“ „Dass du sie hast steht außer Frage, “ gab Severus nur zurück. „Jeder Aloja hat sie, “ fügte er erklärend an. „Und ich denke, ich kann versuchen, dir beizubringen, wie du Zugriff auf sie bekommst. Aber damit sollten wir noch zumindest eine Woche warten, bis deine Kräfte sich gesetzt haben und dein Körper sich erholt hat, “ fügte er an. „Du bist noch viel zu mager und ich will nicht, dass du dich überanstrengst, damit kannst du dir nachhaltig schaden.“ Er hielt an, drehte Harry so, dass der ihn direkt ansehen musste. „Versprich mir, dass du nichts ohne mich versuchst...“ Harry sah dem Anderen offen in die Augen und nickte dann:“ Ich verspreche es;“ gab er leise zurück. Severus nickte zufrieden, er küsste den Jüngeren erneut, nahm wieder dessen Hand und lief weiter. „Gut, “ gab er zurück. „Dann werden wir mit dem Training beginnen, sobald Thea grünes Licht gibt, sie wird dich morgen noch mal untersuchen.“ „Sie ist Heilerin?“ „Ja, “ der Ältere lächelte. „Sie hat sich um deine Verletzungen gekümmert, du hast nur jedes Mal schon geschlafen, als sie da war und ich habe keinen Sinn darin gesehen, dich zu wecken.“ „Ah...“ Kapitel 9: Der Rat ------------------ Es war später Abend und Harry schlief schon, als Severus sich schließlich erhob. Er küsste den Jüngeren noch mal und setzte Sitara zu ihm. „Achte auf ihn, “ bat er das Tier und lief los, in Richtung Kerker, wo seine Schwester bereits auf ihn wartete, schneeweiß und mit einem dicken Stapel Papier in der Hand. „Was hast du?“ Serena war immer noch schlecht. „Ich habe den alten Fettsack befragt, “ gab sie leise zurück. „Seit dem Mittagessen und ganz ehrlich, ich wäre froh gewesen, hätte ich nichts zu mir genommen, mir war danach abgrundtief schlecht...“ „Warum?“, fragte der Jüngere, wobei sein Gesicht sich schlagartig verhärtete. „Severus, der Kleine wurde öfter vergewaltigt, als er sich erinnert... und das erste Mal war er neun... Der Alte hat ihn unter Drogen gesetzt, darum hat er, vielleicht auch zu seinem eigenen Glück, keine Erinnerung daran...“ „Was?!“, Severus’ Stimme hallte im Kerker unheimlich nach, während er seiner Schwester die Akten entriss und sei selbst durchlas, dabei immer bleicher wurde. „Verbrenn das, “ zischte er aufgebracht. „Das darf Harry nie zu Gesicht bekommen!“ Serena nickte und ließ die Dokumente mit einem einzigen Blick in Flammen aufgehen. Die Asche glitt durch ihre Finger, ihr war immer noch schlecht und sie war mehr als froh, dass außer ihr bei der Befragung nur Thea und Beon dabei gewesen waren, beide würden kein Wort darüber verlieren, das wusste sie. „Ich habe auch die Frau und den Jungen befragt...“ Langsam, sehr langsam wandte er sich wieder zu seiner Schwester um, nahm einen weiteren Stapel Pergamente, der dieses Mal aber auch entschieden kleiner war, an sich: „Und?“ „Die Frau hat Harry einfach nur abgrundtief gehasst, sie hat Angst vor Magie und sie hat ihre Schwester gehasst, weil sei etwas Besonderes war, so, wie ihr Neffe. Ihrer Schwester konnte sie nie etwas tun, dem Jungen schon. Und sie hat es weidlich ausgenutzt, sie hat ihn geschlagen und vernachlässigt, sie hat alle Augen zugedrückt, sie scheint geahnt zu haben, was ihr Mann tut, aber es war ihr egal, solang er es nicht mit ihrem Kind getan hat. Und noch etwas, sowohl Vernon als auch Sie hatten klare Angaben von Albus Dumbledore, den Jungen vollkommen zu brechen. Sie sollten ihn nur am Leben lassen, das war die einzige Voraussetzung...“ „Dieses... dieses Schwein!“; zischte Severus aufgebracht, er zerriss die Dokumente in der Luft, ohne sich um seine Bodyguards zu kümmern, die ängstlich um mehrere Schritte zurück wichen, als sie ihren Herrn so toben sahen – das erste Mal überhaupt. Serena nickte ruhig. „Was er getan hat, ist unverantwortlich, “ stimmte sie zu. „Es ist schrecklich und es ist ein Alptraum. Aber die Verbrechen ausgeführt haben sie!“ „Was war mit den Zaubern um das Haus?“ „Sieben Stück, keines davon ein Schutzzauber, einer, der die Aggressionen noch schlimmer gemacht und gegen Harry geleitet hat, einer, der verhindert hat, das Harry auf eigene Faust entkommen konnte, einer, der all seine Wunden vor Jedem versteckt hat, einer, der überwacht hat, dass er überlebt, ein weiterer, der alles in einen Spiegel geleitet hat, vermutlich, ein Spionzauber. Zwei weitere, die sichergestellt haben, dass seine Forderungen erfüllt werden und ein Letzter, der einen Alarm gegeben hat, wenn jemand mit schwarzem Umhang und weißer Maske in der Nähe war.“ „Das darf Harry niemals erfahren, “ stellte Severus wieder fest. „Die Erinnerungen, mit denen er sich herumschlägt, sind schon schlimm genug, er muss nicht wissen, wann man ihn das erste Mal vergewaltigt hat, wenn der Drecksack ihn wenigstens vorher soweit betäubt hat, dass er es von sich aus nicht mehr weiß...“ Serena nickte. „Ich stimme dir zu, “ gab sie ernst zurück. „Was willst du nun tun? Der Bengel, der kleine Fettsack, ist auf dem besten Weg ein bösartiger Mensch zu werden, aber er hat noch nichts getan, was sich mit den Taten seiner Eltern vergleichen ließe.“ Severus durchblätterte die Entsprechende Akte. „St. Brutus,“ stellte er dabei fest. „Das klingt doch nach einem angebrachten Ort für ihn. Belegt ihn vorher mit einem Zauber, der ihn Alpträume haben lässt, so lange, bis sein Charakter sich geändert hat, und setzt ihn ab. Die Erwachsenen...“, die Augen des Angesprochenen verdunkelten sich. „Um die werde ich mich persönlich kümmern...“ „Ron? Ron, wo bist du? Du glaubst ja gar nicht, was Harry geschrieben hat!“ Der Rotschopf runzelte die Stirn und tauchte aus dem Bad auf. „Was denn?“, er hatte nicht vor in einigen Tagen mit einem weiteren Brief gerechnet. „Er schreibt, dass Professor Snape noch lebt, aber dass wir es auf gar keinen Fall irgendwem erzählen dürfen! Und es geht noch weiter! Snape war nie ein Spion für Voldemort! Er sagt, er erzählt uns Alles ganz genau, wenn wir ihn besuchen kommen! Wir sollen vor Schulbeginn mal vorbei kommen, Ende August, er schickt uns die Portschlüssel!“ „Snape... Snape soll leben? Wie hätte das denn gehen sollen? Bist du dir sicher, dass er nicht einfach nur... durchdreht?“ Hermine grinste: „Ich bin mir sicher, dass Professor Snape lebt, “ gab sie zurück. „Der ganze Brief klingt anders, als die Letzten, er ist ehrlicher und außerdem hat er gesagt, wir sollen einfach mal vorbei kommen, dann werden wir es doch sehen...“ „Hmhmm, ich bin mir auch sicher, dass er dann mit uns zurück fährt, “ grinste der Rotschopf. „Dieses Jahr wird sicher toll! Ich mein, kein Voldi mehr, kein Snape mehr, wir können so viel Mist bauen! Er ist der Junge – der – die – Zauberwelt – zwei – Mal – rettete! Niemand wird ihm das Leben schwer machen!“ „Ron!“, tadelte Hermine. „Wir mögen unseren Teil zu dem Krieg beigetragen haben, aber das gibt dir sicher nicht das Recht, das so auszunutzen! Regeln sind da, um sich daran zu halten! Bisher haben wir sie aus purer Notwendigkeit übergangen! Das wird aber jetzt ein Ende haben!“ Ron verdrehte nur die Augen: „Spaßverderberin!“ Die Andere grinste nur und küsste ihren Freund. „Wir sollten uns lieber überlegen, mit wem wir Harry verkuppeln. Die Ausrede, dass er sich wegen dem Krieg keinen Freund oder keine Freundin leisten kann, zieht ja nun nicht mehr und ganz ehrlich, ich würde mich echt schlecht fühlen, wenn wir glücklich sind und er allein ist. Das hat er nicht verdient.“ Ron runzelte die Stirn, nickte aber dann: „Wer kommt denn in Frage?“, überlegte er laut. „Ginny sicher nicht, die macht ihm bestenfalls Angst mit ihrer Aufdringlichkeit...“ „Ron! Das ist doch wohl nicht dein Ernst, “ schalt Hermine. „Der Hauptgrund, warum das nicht klappt, ist einfach, dass deine Schwester nicht treu sein kann und sie liebt nicht Harry, sondern den Jungen der lebt. Das, was sie sehen will!“ Der Rotschopf seufzte. „Ich wollte nicht so gemein sein...“ „Nein, Ginny nicht, niemand in unserem Alter. Harry braucht jemanden, der älter ist...“ „Ich weiß, dass Charlie schwul ist!“, grinste Ron, er vermutete schon seit einer Weile, dass sein bester Freund eher auf sein eigenes Geschlecht stand. „Ron, warum versuchst du krampfhaft, ihn mit jemandem aus deiner Familie zu verkuppeln?“ „Ich habe keine Ahnung, “ gab der zurück: „ich fände es nur cool, wenn er mein richtiger Bruder wird.“ „Nein, ich denke nicht, dass das gut gehen würde, “ wandte Hermine nur erneut ein. Sie blickte wieder auf den Brief, als ihr ein unglaublicher Verdacht kam. Sie war während der Schlacht bei ihrem besten Freund gewesen, sie hatte seine Tränen gesehen, die schon geflossen waren, bevor Remus gefallen war. „Meinst du, er ist in Snape verliebt? Ich meine, vor der Schlacht war er doch so oft bei ihm...“ „Was?? Nu mach aber mal nen Punkt! Er war da, weil Dumbledore gesagt hat, Snape soll ihn ausbilden! Den kann man gar nicht lieben, diesen missgelaunten, hakennasigen Todesser mit seinen schmierigen Haaren!“ „Ron! Sei nicht so gemein! Snape hat viele geschützt! Und vielen geholfen! Also rede nicht so über ihn!“ Der Angesprochene stöhnte auf, gab aber nach, er wollte schließlich auch noch den Rest der Ferien genießen! Und der Rest würde sich sicher noch klären, wenn sie bei Harry waren, er war schon gespannt zu sehen, wo der seine Ferien verbracht hatte. Na ja gut, vermutlich würde auch Malfoy da sein, aber nach einer Runde Schach, die er wieder haushoch gewinnen würde, würde er sich auch gleich besser fühlen... Erst weit nach Mitternacht war Severus zurück in seinen Gemächern, froh zu sehen, dass Harry nur unruhiger schlief, aber noch nicht aufgewacht war. Er verschwand sofort erst mal ins Bad, wo er sich das Blut vom Körper wusch. Er hatte sich ausgetobt, stundenlang. Dementsprechend sahen seine Klamotten aus. Sie verschwanden, kaum, dass sie auf den Boden fielen, bevor er unter der Dusche verschwand. Er fühlte sich schon um Längen besser, denn er wusste, zumindest gab es nun endlich drei Leute weniger, die seinem Gefährten wehtun konnten. Oh, sie lebten alle noch, der Jüngste sogar körperlich relativ unversehrt, was man von dessen Eltern nicht mehr sagen konnte. Der eklige Fettsack hing an eisernen Ketten an der Wand, mit unzähligen Striemen über den gesamten Körper, er war mehrfach fast bewusstlos geworden, doch er hatte den Mann mit Zaubern immer wieder gezwungen, alles mitzuerleben. Er hatte den Mann mental vergewaltigt, dessen Kopf durchgeboxt und Schlaf würde der Fettsack sicher nicht finden. Im Gegenteil, selbst im Schlaf würde er leiden und Stück für Stück seinen kranken Verstand verlieren. Severus hatte vor, ihn noch eine Weile am Leben zu erhalten und ihn zu quälen, er hatte jedes Recht dazu! Niemand vergriff sich an einem Kind und ganz sicher vergriff sich niemand an seinem Gefährten! Frisch geduscht trat er zu seinem Bett, wo Harry in dem Moment auch noch aufwachte, mit Tränen in den Augen. „Ein Alptraum?“, fragte Severus sanft, während er unter die Laken glitt und den Grünäugigen in die Arme schloss. „Wo... wo warst du?“, fragte Harry zitternd. Er verkroch sich regelrecht in den Armen des Älteren, ihm war kalt, seine Brust schmerzte etwas und ja, er hatte einen Alptraum gehabt, einen Schrecklichen. Er hatte Severus schon wieder sterben sehen... „Im Bad, “ gab der Tränkemeister sofort zurück, er küsste Harry sanft. „Komm, schlaf weiter, “ bat er nur. „Du bist sicher noch vollkommen müde. Ich bleibe da.“ Harry sah den Anderen an, er spürte, dass da mehr war, denn nur um ins Bad zu gehen, war Sev wohl recht lange weg gewesen. Aber das war egal, nun war er wieder da und die starken Arme lagen um seine Taille. Ihm wurde wieder warm und der Schmerz war auch verschwunden. Also schloss er einfach die Augen und schlief wieder ein. Severus beobachtete, wie sein Gefährte wieder einschlief und lächelte etwas. Seine Hand fuhr kurz über die Zeichnung um dessen Nabel:“ Ich schütze dich, “ versicherte er dem Schlafenden ein weiteres Mal. „Es wird wirklich Zeit, dass das mal Jemand tut... und ich werde auch Dumbledore noch fangen und bestrafen! Er wird nicht ungeschoren davon kommen! Ich werde ihn mit seinem eigenen, lächerlichen, gesplissen Bart strangulieren und seine Reste den Gryffins zum Fraß vorwerfen!“ Nicht nur, dass dieser senile Opa ihn in eine unabschätzbare Gefahr gejagt hatte, jedes Mal wieder, nicht nur, dass er ein Kind als Schachfigur benutzt hatte, er hatte auch noch Missbrauch gebilligt und gefördert! Da Harry Aloja war, gab es auch noch die besondere Schwere der Tat, nicht mal das Wizgamont würde dem Dreckskerl helfen können! Automatisch verhärtete sich sein Griff um den Jüngeren. Der grummelte etwas und kuschelte sich so zurecht, dass dessen Kopf an seinem Hals lag. „Draco!!“ Der Blonde sah sich um, er starrte Hermine an, wartete, bis sie da war: „Was macht ihr denn schon wieder hier? Wolltet ihr nicht bis Ende der Ferien in eurem Liebesnest bleiben und an lauter kleinen Wieseln arbeiten?“ Die Brünette schlug dem Anderen spielerisch auf den Arm. „Sei nicht so gemein! Wir sind eher zurückgekommen! Es ist fast Ende August und Harry wollte uns bald zu sich holen, “ erklärte sie. „Darum sind wir hier! Wir dachten, wir sammeln dich auch gleich ein!“ „Der holt uns sicher nicht vor in drei, vier Tagen, “ gab Draco zurück. „Ende August heißt Ende August und ich bezweifle, dass Onkel Sev euch länger, als zwei, drei Tage um sich erträgt!“ „Sag mir nicht, dass der wirklich überlebt hat, “ stöhnte Ron. „Dann muss ich ja doch wieder in Tränken arbeiten!“ „Er hat überlebt, “ bestätigte Draco: „Aber keine Angst, er hat keinerlei Ambitionen, zurück nach Hogwarts zu gehen. Ich hoffe, ihr habt nicht rum erzählt, dass...“ „Nein, zu niemandem, “ gab Hermine zurück. „Auch, weil wir uns nicht sicher waren, ob... das mehr, als Harrys Wunschdenken war.“ „Es war kein Wunschdenken, Onkel Sev lebt und er kümmert sich um Harry, es geht ihm gut, er ist versorgt, er lebt endlich in etwas, das man als ein vernünftiges Haus nennen kann und er hat seinen Spaß. Aber ich sag euch gleich eines, weder er noch ich werden nach Hogwarts zurückkehren.“ „Was?! Aber... du kannst doch nicht einfach deine Ausbildung...!“ „Ich breche meine Ausbildung nicht ab, ich setzte sie in Griechenland fort, bei meiner Verlobten.“ „Aber.. Harry!“ „Man, seid ihr blauäugig! Wenn Potter dumm genug wäre, zurück zu gehen, würde er seine Ausbildung nie fertig stellen können, weil euer heiliger Direktor ihn vorher killen würde! Denkt ihr immer noch, dass Dumbledore der Führer der weißen Seite ist? Nach Allem, was er behauptet hat?!“ Beide ließen ihre Köpfe hängen: „So schlimm kann es doch gar nicht sein, oder?“ „Nein, Granger, gaaaaaaaaaaar nicht. Er will Potter verhätscheln und vertätscheln, wie er es vorher auch getan hat, ihn wieder bei seinen Verwandten unterbringen! Meine Güte, seid ihr gutgläubig! Und denkt ihr, Sev wird ihn wieder dahin gehen lassen?!“ „Was? Hält der Drecksack ihn etwa gefangen?!“ „Gefangen?“, knurrte Draco. „Seid ihr bekloppt? Warum sollte er das tun? Sev kümmert sich endlich mal um ihn! Das hat er verdammt nötig gehabt! Ihr habt keine Ahnung, wie es ihm gegangen ist! Ihr wart zu beschäftigt mit euch selbst!“ „Was?! Das stimmt nicht! Wir wissen, dass es ihm gut geht!“ „Ihr wisst, dass er gesagt hat, dass es ihm gut geht, “ korrigierte Draco ungerührt. „Glaubt mir, ihr wisst absolut gar nichts. Ich hab ihn gesehen, er sah schrecklich aus, hatte extremes Untergewicht und war kaum noch in der Lage, irgendwas zu machen, er hat sich in einer Bruchbude versteckt, ohne vor die Tür zu gehen!“ „Ich wusste doch, dass irgendwas nicht stimmt, “ flüsterte Hermine, sah ihren Freund dann an: „Ich hab es dir gesagt!“ Ron starrte den Blonden an. „Wie geht es ihm jetzt?“ „Er wird gut versorgt, “ gab der nur zurück. „Aber ich gebe euch ein paar Tipps: erstens, keine plötzlichen Bewegungen neben Harry, wenn Sev dabei ist, zweitens, beleidigt Harry nicht, auch nicht zum Spaß, drittens...“ „Was soll denn das bitte?“ „Sag mal, Wiesel, wie blöd bist du eigentlich? Nein, ich sag nichts, das solltest du selbst sehen, das will ich genießen!“ Er blickte zu Hermine, in deren Zügen sich Überraschung und Erkenntnis spiegelten. Aber auch sie klärte Ron nicht auf. Sie schien ihm entweder nicht zu glauben, oder sie wollte ihn auch sehen, wenn es Wiesel klar wurde. Severus stöhnte leise und blätterte durch die Akten. Harry war nun seit fast vier Wochen bei ihm, in den nächsten Tagen würden dessen Freunde hierher kommen und heute war er das erste Mal wieder im Rat. Sein Gefährte war mit seinen Bodyguards im Garten, vermutlich ritt er gerade etwas. Er selbst hatte sich erst dummen Fragen und Blicken stellen müssen, als der Rat versucht hatte, ihn über seinen Gefährten auszufragen, den die meisten immer noch nicht zu Gesicht bekommen hatten. Aber das war ihm gleich, Harry war keine Statue, die sie anglotzen konnten, sie würden ihn sehen, wenn der Jüngere dazu bereit war. Was ihn im Moment so nervte war, dass sein Onkel wieder aktiver wurde. Denn der Mann glaubte den Gerüchten nicht, dass sein Gefährte da war und somit die Prophezeiung in Kraft trat, die besagte, dass er nun nicht mehr gewinnen konnte. Er ging davon aus, dass Severus ihn verarschen wollte und bereitete seinen wohl heftigsten Angriff vor. Er wusste, die Armee würde bald ausrücken müssen und das gefiel ihm gar nicht. Aber er würde reagieren. Auch, wenn Theodore den Angriff durchziehen wollte, würde er noch eine ganze Weile dauern, um sein Heer wieder in Form zu bringen. Zeit, die er eigentlich nutzen sollte, um die Bindung zu vervollständigen. Aber wie sollte er das tun? Harry war mehrfach vergewaltigt worden, mit so einem Gefährten konnte man nicht einfach mal eben so zwischen den Laken turnen! Er musste es vorsichtig angehen und ihm Zeit lassen! Ja, Harry ließ Küsse zu, ja, sie teilten sich ein Bett, ja, sie badeten zusammen. Aber zu mehr war es nie wirklich gekommen und nun würden sie alle ihn drängen, das zu beenden, vor allem, da es dem Grünäugigen wieder relativ gut ging. Er hatte mehrere Kilo zugelegt, er war körperlich geheilt. Wütend schob Severus diese Gedanken beiseite, starrte auf die Karte, wo seine Ratgeber Steinchen hin und her schoben, um die beste Taktik zu finden. So entging ihm, wie die Tür sich öffnete und sein Gefährte lautlos in den Raum glitt. Acht Stunden. Harry war acht Stunden allein gewesen. Sev hatte ihm ja am Abend zuvor gesagt, dass er heute in den Rat müsse, aber auch, dass Harry nicht zu kommen brauche, wenn er nicht bereit wäre. Also war er erst mal in den Park gegangen und war geritten, er hatte sogar einen seiner Bodyguards dazu platt getreten, ihn im Kämpfen zu unterweisen, mit der Hand, dem Dolch, dem Schwert und dem Bogen. Der hatte sich erst nicht wirklich darauf einlassen wollen, schließlich war ihnen nicht entgangen, wie ihr König seinen Gefährten beschützte, aber er hatte seinen Kopf doch durchgesetzt, so, dass sie sich dazu bereit erklärt hatten, ihn zu unterrichten, eben weil immer noch Krieg herrschte. Aber seit er vor drei Stunden zu Mittag gegessen hatte, auch wesentlich lustloser und weniger, als die letzten Tage, hatte er nur noch zu seinem Gefährten gewollt, was eigentlich wirklich albern war. Er würde abends so oder so wieder da sein. Also hatte er eine Weile gelesen, aber er hatte sich nicht konzentrieren können, er hatte sich an die Sitzungen des Ordens erinnert und wie wütend der Ältere da immer ausgesehen hatte, mit pochender Ader auf der Stirn, weil die Leute allen möglichen Unsinn empfohlen hatten. Und war er nicht auch da, um Sev zu helfen? Der Ältere kümmerte sich so viel um ihn und er hatte Angst vor ein paar Blicken? Himmelherrgott, es wären doch beileibe nicht die Ersten, die ihn dumm ansehen würden und die würden es wenigstens nicht wegen einer Tat seiner Mutter tun! Mit den Gedanken war er schließlich durch das Schloss gestampft, in den Trakt, den er noch nicht erforscht hatte, nahe des großen Thronsaales, wo auch die Feste immer stattfanden. Er hatte nicht lang gebraucht, um den richtigen Raum zu finden, er hatte Stimmen schon von weitem streiten hören. Lautlos öffnete er die Tür, vor der auch Sevs Bodyguards standen und abrupt Haltung annahmen, als sie ihn erkannten. Harry lächelte die Beiden freundlich an, strich sich noch mal über das goldene Stirnband, glitt dann unbemerkt in den Raum, wo Erwachsene scheinbar kurz davor waren, sich gegenseitig mit Steinchen zu bewerfen, die wohl die Armee darstellten. Drachenreiter, magischer Trupp und Bögen hörte er auch immer wieder heraus. Leise trat er zu Sev, der in etwa so genervt aussah, wie bei den Ordenstreffen, er hatte also richtig geraten. Lautlos und überrascht, immer noch nicht bemerkt zu werden, trat er neben seinen Gefährten, der gerade seine Augen mit der Hand bedeckte und hörte zu. Langsam aber sicher begriff er sogar, worum die sich alle prügelten. Leicht strich er über die Haare des Tränkemeisters, der erst nun in die Höhe schoss und sein Handgelenk packte, aber auch sofort wieder losließ, ihn stattdessen auf den Schoß zog. „Was machst du denn hier?“, fragte Severus überrascht, küsste seinen Gefährten sanft. Er war wirklich froh, dass der aufgetaucht war. Sonst hätte er vermutlich spätestens jetzt zu schreien begonnen. Aber die pure Anwesenheit des Jüngeren wirkte beruhigend, wie nichts Anderes. Allerdings hätte er nie erwartet, dass Harry freiwillig hierher kommen würde. „Ich hab dich vermisst, “ gab Harry zu. „Ich wollte zu dir – und ich dachte, ich kann dir vielleicht helfen, “ fügte er an. Der Ältere lachte leise und drückte seinen Gefährten nur noch enger an sich: „Du hast mir auch gefehlt, du bist definitiv ein angenehmerer Zeitgenosse, als diese Irren hier...“ „Worum geht es eigentlich in dem Chaos?“ „Einige der Boten wurden gefangen genommen und umgebracht, “ erklärte Severus mit trauriger Mine. „Und nun geht es darum, wie wir reagieren sollen. Sie wollen angreifen, aber das ist das Dümmste, was geschehen kann, “ machte er Harry begreiflich. „Wir müssten bekanntes Terrain verlassen und ich bin mir sicher, dass wir dann in eine vorbereitete Falle tappen würden. Das kann und will ich nicht verantworten, das wird dem Krieg sicher nicht helfen oder eine Entscheidung erzwingen, er wird nur noch länger dauern und es werden unnötig Elfen sterben...“ „Wozu braucht ihr diese Boten?“ „Um zu wissen, wann die sich von sich aus rühren und auf unser Terrain übergehen... denn dann haben wir einen guten Plan...“ „Und ihr habt Drachen?“ „Die sind etwas auffällig, meinst du nicht?“ Harry kicherte. Das war so typisch Erwachsene! Die dachten immer rum zehn Ecken! Er trat zur Karte und schnappte sich, noch bevor die anderen Anwesenden reagieren konnten, einige der Steine. Was die erst mal dazu brachte, überrascht aufzusehen und ihn anzustarren, wie einen Poker spielenden Hund. „Kuck, “ erklärte er seinem Gefährten. „Du kannst wohl Drachen einsetzen, ich hab gehört, du hast ein ganzes Korps mit Leuten, die auf Schutzschilde spezialisiert sind! Es gibt Zauber, die funktionieren, wie mein Tarnmantel! Setz doch einfach zu jedem Reiter ein oder zwei von den Zauberern! Dann sind die Drachen getarnt und können alles von oben beobachten! Mit einem weiteren Zauber könnt ihr dann doch sogar deren Pläne belauschen! Und sollten die die Drachen bemerken, sind die doch sicher schnell genug, um abzuhauen, bevor die Anderen sie vom Himmel holen können, oder?“ Überrascht blickte Severus seinen Gefährten an, zusammen mit den Anderen. Er beobachtete, wie Harry die Steine auf der Karte neu anordnete, zog den Jüngeren dann wieder zu sich. Ja, auch er hatte den Grünäugigen offensichtlich vollkommen unterschätzt. Und das obwohl er gesehen hatte, wie oft der Junge bei seinem Kampf gegen Voldemort mit genial einfachen Einfällen aufgewartet war. „Du hast Recht, “ brachte er heraus, starrte seine Ratgeber und Heerführer an: „Gibt es einen Grund, warum niemand auf so etwas einfaches gekommen ist?“ „..:“ die anderen Anwesenden starrten nur ihren König an, der den fremden Jungen auf seinen Schoß zog und ihn in den Nacken küsste. So hatten sie ihn wahrlich noch nie erlebt oder gesehen! Nicht zu vergessen, dass dieser Naseweis ihnen gerade gesagt hatte, was sie zu tun hatten! Dumm nur, dass der Vorschlag auch noch vollkommen vernünftig war. Aber allein die Tatsache, dass der Junge sich erlauben konnte, was er tat, ließ nur einen Schluss zu – Serena hatte ihnen nicht nur zur Beruhigung erzählt, dass der König seinen Gefährten gefunden hatte, er war wirklich da. Irgendwie hatten sie das bezweifelt, da sie ihn nie zu Gesicht bekommen hatten, doch nun war er da. Er war sehr dünn, doch die grünen Augen strahlten wach und aufmerksam. Schulterlange, schwarze Haare umrahmten das wache Gesicht. „Sev?“ Der Ältere blickte seinen Gefährten an. „Was gibt es?“ „Warum starren die so? Hab ich was im Gesicht...?“, fragte Harry leise. Der Ältere sah auf und runzelte die Stirn, während sein Griff um Harry sich verstärkte. „Was?“, baffte er ungnädig. „Hat er was im Gesicht oder was starrt ihr ihn so an? Ist er ein Affe im Zoo?!“ „Herr, ist das Euer... Gefährte?“, fragte schließlich Mereos. „Sonst würde er wohl kaum hier sein, “ gab Severus nur knapp zurück. „Ihr habt ihn gehört, rüstet zehn Drachen auf und macht einen Zeitplan, so, dass die Anderen rund um die Uhr überwacht sind!“ Sergas nickte, erhob sich und verbeugte sich in Richtung seines Königs, erleichtert, dass die Gerüchte stimmten. Das würde allen Mut machen. Der Junge sah etwas mickrig aus, aber allein die Tatsache, dass der ihnen gerade einen so guten Plan gegeben hatte, ohne sich wirklich anzustrengen sagte ihm, dass man den Jungen trotzdem besser nicht unterschätzen sollte. „Sev, kann ich die Drachen mal sehen?“, fragte Harry dann mit strahlenden Augen. Er hatte bisher nur den Hornschwanz beim Turnier aus der Nähe gesehen, noch nie zahme Tiere, die man tatsächlich reiten konnte. „Sicher, “ lächelte der Ältere. „Wir können morgen sicher mal an den Ställen vorbei gehen, dann kann ich dir auch mal die Truppen zeigen. Was meinst du?“ Harry nickte, kuschelte sich dann wieder an den Älteren. „Gute Idee... bist du dann für heute fertig?“, fragte er hoffnungsvoll. Der Ältere lachte leise, wuschelte dem Anderen liebevoll durch die Haare. „Ich denke, dieses Trauerspiel kann ich für heute wohl beenden, “ stimmte er zu. „Ganz ehrlich hab ich für heut auch genug davon...“ „Gut!“, freute Harry sich, küsste den Anderen auf die Nase. „Ich hab dich vermisst... morgen geh ich gleich mit dir hierher, dann brauchst du auch nicht mehr so lange...“ Severus schloss den Jüngeren fest in die Arme. „Das ist vielleicht nicht mal die schlechteste Idee...“, stellte er fest. Er wusste, manchmal war eine einfache Meinung das Beste überhaupt. Gerade, wenn derjenige nur wenig mit dem Krieg zu tun hatte. „Und was wollen wir dann jetzt machen?“, fragte er dann. Der Jüngere zuckte nur mit den Schultern. „Es ist eh schon ziemlich spät, “ gab er zurück. „Wir können ins Zimmer zurück und uns einen schönen Abend machen, meinst du nicht auch? Wir... könnten zusammen baden, “ fügte er an. Etwas, das sie schon seit einer Weile nicht mehr gemacht hatten. „Das hört sich hervorragend an!“, stimmte Severus zu und erhob sich. Was die anderen Anwesenden auch sofort machten. Sie verbeugten sich und der Ältere wusste, in dem Moment, wo die Tür sich hinter ihnen schließen würde, würden die Anderen mit heftigen Diskussionen über Harry beginnen. Doch das war ihm gleich, Severus war einfach stolz darauf, dass Harry seine Abneigung gegen die vielen Blicke für ihn überwunden hatte, das war für den Anderen eine große Leistung, er wusste schließlich nur zu gut, wie sehr solche Blicke stressen konnten. Zusammen liefen sie zurück in ihre Räume. „Was hast du denn heute gemacht?“, fragte er, als er sah, dass Sitara offensichtlich im Zimmer geblieben war, statt wie sonst seinem Gefährten wie ein Schatten zu folgen. „Ich bin geritten, “ antwortete Harry. „Aber... es war nicht so schön ohne dich, “ gab er dann zu. „Ich hab dich vermisst, darum wollte ich zu dir, war das in Ordnung?“ „Natürlich, “ lächelte Severus. „Ich war selbst mehrfach kurz davor, diese Dummköpfe zum Teufel zu jagen und dich zu suchen. Ach ja, ich habe außerdem die Portschlüssel losgeschickt, deine gesamte Rotte wird in zwei Tagen hierher transportiert werden. Zimmer sind gerichtet, einen Stock unter unseren.“ „Danke!“ Severus lächelte nur und küsste den Jüngeren. „Für dich immer, Kleiner, “ meinte er nur, bevor er auf die Uhr sah. Fünf. Ja, es war wirklich relativ spät geworden, das hatte er gar nicht bemerkt. Aber das war Severus relativ egal. Dafür waren sie wenigstens zu einem Ergebnis gekommen, was ihm selbst noch wie ein Wunder erschien, er hatte schon weit schlimmere Sitzungen mitgemacht. Harry wartete, bis der Ältere sich gesetzt hatte, dann stellte er sich hinter ihn und begann, Severus’ Schultern zu massieren. Er konnte sich vorstellen, dass der immer noch sauer war, so lange in dem Raum gesessen zuhaben und er fand es lustig, wie der Ältere sich unter seinen Händen vollkommen zu entspannen begann. Überrascht sah Severus zu dem Anderen, doch der machte einfach weiter, so, dass er sich wieder bequem hinsetzte und die Augen genießerisch schloss. Das hier war keine professionelle Massage, wie er sie häufig genoss, das hier war etwas Anderes und für ihn noch entspannender. Nach einer Weile zog er Harry aber dann zu sich, küsste ihn und hielt ihn einfach nur fest. Etwas, das er nach dem Tag wirklich brauchte und genoss. Aber er war wohl nicht der Einzige, denn sein Gefährte kuschelte sich augenblicklich an ihn Es war wirklich noch zu früh für so lange Trennungen, das setzte Harry unnötig unter Stress. Und ihn auch, davon mal abgesehen. Da verlor er nur noch schneller die Beherrschung, als er es schon früher immer getan hatte. Er wollte Harry immer im Auge behalten können, besonders da er wusste, wie weit die Misshandlungen gegangen waren. Es war ein natürliches Bedürfnis. Erst, als das Essen kam, rappelten sich beide wieder auf. Harry hatte am Ende auf dem Älteren gelegen und einfach nur dessen Herzschlag gelauscht. Er hatte sich vollkommen ruhig gefühlt und diese halbe Stunde Ruhe mehr als genossen, der Stress im Rat war vergessen und im Gegensatz zum Mittagessen konnte er das hier auch wieder genießen. Es schmeckte besser, auch, wenn das sicher nur Einbildung war. „Musst du morgen wieder in den Rat?“, fragte Harry schließlich. „Nicht unbedingt, ich denke, das, was noch zu besprechen ist, kann erledigt werden, während wir zu den Drachen gehen, wenn du willst.“ Harry nickte eifrig. „Ja!“; lachte er. „Ich wollte schon immer mal zahme Drachen sehen!“ „Zahm ist ein relativer Begriff, “ gab der Tränkemeister trocken zurück. „Aber ich habe ja gesagt, dass wir hingehen...“ „Darauf freu ich mich auch schon...“ „Wollen wir dann baden?“, fragte Severus nur. „Wir können ja schön lang drin bleiben.“ Er grinste. Es war noch früh am Abend, aber Harry schlief immer noch recht viel, er hatte seinem Körper einfach selbst auch sehr viel angetan und der musste sich eben noch erholen, so, dass der Jüngere meist gegen acht im Bett verschwand. Aber immerhin sah Harry schon wesentlich besser aus, er war nicht mal mehr ansatzweise so dürr wie zu Beginn und seine Augen strahlten, als wäre ihm nie etwas geschehen. Nur selten legte sich ein Schatten über sie, meist, wenn er sich erinnerte. Harry nickte sofort. Es war für ihn immer noch ungewohnt, mit dem Anderen zu baden, ohne Klamotten, nackt. Es machte ihn doch noch jedes Mal nervös, aber ganz ehrlich – inzwischen machte es ihn auch an. Denn Severus’ Körper war ein Traum und er hatte begonnen, seine Angst abzulegen, denn der Ältere fasste ihn nicht an, wenn er merkte, dass Harry unruhiger oder sogar ängstlich wurde. Er wusste einfach, er konnte Severus vertrauen. Für ihn eine vollkommen neue Erfahrung. Severus lächelte nur und erhob sich, lief voran, wie immer und ließ das heiße Wasser ein, allerdings legte er auch ein Brett über das Becken, auf das er eine Karaffe Saft und eine Schüssel Früchte mit Schokoladenüberzug stellte. Er wusste, langsam musste er beginnen, die Bindung zu beenden. Sie zu vervollständigen. Und er hatte einen Plan. Er wollte Harry zeigen, dass nicht jede sexuelle Handlung gleich Schmerz bedeutete oder Angst rechtfertigte. Denn er wollte nicht, dass es am Ende Andere waren, die Harry unter Druck setzten, seine dummen, hirnlosen Berater oder sonst wer. Erst, als er alles gerichtet hatte, zog Severus sich aus und stieg ins Wasser. Er musste nicht lange warten, bis Harry kam und sich seiner Garderobe entledigte, ebenfalls in das Wasser stieg, auf dem dieses Mal noch Blütenblätter schwammen. Harry war überrascht, als er den Tisch sah, doch er dachte sich nicht viel dabei. Im Gegenteil, er liebte mit Schokolade überzogene Früchte, vor allem Erdbeeren, Ananas und diese elfischen Früchte, die er hier das erste Mal gesehen hatte. Er war auch wenig überrascht, als der Andere begann, ihn mit den kleinen Köstlichkeiten zu füttern. „Darum gab es wohl noch keinen Nachtisch, “ grinste er dann. Severus lächelte einfach nur und begann, mit seinen Fingern leicht über Harrys Seite zu fahren, er hatte gemerkt, dass das bei dem Jüngeren schnell Gänsehaut auslöste. Nur hörte er eben dieses Mal nicht auf, als er das merkte. Er machte einfach weiter. Harry biss sich auf die Lippe, als er merkte, wie der Ältere scheinbar vollkommen selbstvergessen, über seine Seiten fuhr. Er kannte diese Gefühle einfach nicht, dieses Kribbeln, das die Berührungen auslösten. Es war nichts Schlechtes, so weit war er inzwischen gekommen, es war angenehm, so, wie beim Küssen. Es war ein ähnliches Kribbeln, manchmal sogar noch um einiges intensiver. Vor allem, als Severus auf ein Mal begann, seine Schulter zu küssen, während eine der Hände begann, über seine neuen Zeichnungen zu gleiten. Es schien, als würde das seinen Körper noch weiter verrückt spielen lassen und es geschah etwas, das ihm vorher auch noch nicht passiert war. Sein Glied begann, steif zu werden. „Sev...! Was...!?“ „Schhh, “ flüsterte der Ältere, zog Harry nun ganz auf seinen Schoß. „Schließ die Augen, lehn dich gegen mich und genieß, was passiert, ich verspreche, es tut nicht weh... du weißt, ich werde dir nicht wehtun, nicht wahr?“ Harry nickte. Der Andere hatte ihm nie etwas getan, also würde er ihm vertrauen. Er lehnte sich gegen die Brust des Älteren, schloss die Augen, während die Hände wieder begannen, über seine Zeichnung zu fahren, dann tiefer wanderten, zu seinen Schenkeln. Erst hier stieg langsam die alte Panik in ihm auf. Hier, wo sein Onkel seine fetten Grabscher immer gehabt hatte. Er versuchte, sich zu entziehen, doch sofort verstärkte sich der Griff des Älteren und Severus begann, ihm sanft ins Ohr zu flüstern, das ihm nichts geschehen würde, das er sich nur beruhigen müsse, das er sicher sei. Der Jüngere brauchte eine ganze Weile, doch dann begann er tatsächlich, sich wieder zu entspannen, das hier war Severus, nicht sein Onkel. Sev, der ihn nachts hielt, wenn er wieder heulend aus seinen Alpträumen hochschreckte, der ihm ein Pferd geschenkt hatte, der immer wieder seinen Bitten nachgab... Erst, als Severus spürte, wie Harry sich wieder gegen ihn legte, bewegte er seine Hand erneut, die zwischen den Beinen des Jüngeren eingeklemmt war, begann erneut, ihn dort zu streicheln, langsam und vorsichtig, während er den Jüngeren wieder küsste, ihn gleichzeitig mit einem Arm sicher hielt. „Ruhig, “ hauchte er immer wieder. „Entspann dich..., ich verspreche dir, es wird dir gefallen...“ Harry nickte, wenn auch zögernd, er schloss seine Augen wieder und dieses Mal verspannte er sich nicht, er ließ zu, dass der Ältere nach einer Weile seine Beine auseinander zog, über die Innenschenkel fuhr, während sein Glied sich wieder verhärtete. Dieses Mal biss er sich auch nicht auf die Lippen, sondern stöhnte tatsächlich auf, streckte sich den forschenden Händen entgegen. Severus grinste zufrieden, als er das hörte, ja, genauso wollte er das. Langsam kroch seine Hand näher an ihr eigentliches Ziel, während die Andere weiterhin über die Zeichen fuhr, er hatte viel nachgelesen und so erfahren, dass gerade diese Male extrem empfindlich waren, wenn der Gefährte sie berührte, darauf hatte er auch gebaut. Er saugte sich regelrecht an Harrys Hals fest, als seine Hand sich schließlich um dessen Glied legte. Nun erst hob er seine zweite Hand, drehte Harrys Kopf ein wenig und küsste ihn heiß, bevor er wieder weiter machte, er genoss die Geräusche seines Gefährten dabei mehr, als er es früher mit Sex gemacht hatte, sein gesamter Körper reagierte, aber erst mal ging es hier nicht um ihn. Harry wusste nicht, was gerade mit ihm geschah, das war noch nie passiert! Er wollte mehr, ohne zu wissen, was. Er begann, sich dem Anderen entgegen zu strecken holte teilweise kaum noch Luft, während er in die Hand des Älteren stieß. Severus strich schneller über das Glied seines Gefährten, er wusste, der Jüngere würde nicht mehr lange durchhalten. „Komm, “ hauchte er, strich noch mal über die Eichel und dann geschah es auch schon. Das Lustigste aber war, dass er selbst ebenfalls kam, nur, weil er hörte, wie sein Gefährte Erlösung fand. Danach hielt er Harry einfach nur, bis der Junge sich langsam wieder zu rühren begann. Er lächelte, küsste den Grünäugigen. „Was... was war das?“ fragte Harry verwirrt. Er hatte noch nie so gefühlt, so gut, so intensiv. Das war für ihn etwas vollkommen Neues gewesen. Diese Gefühle, er hatte immer noch das Gefühl, dass er, würde er versuchen, aufzustehen, einfach umknicken würde. „Was...?“, verdattert blickte Severus den Jüngeren an. Bitte? Harry hatte noch nie...? So sehr hatte sein Onkel ihn verstört?! „Das... war ein Orgasmus, “ erklärte Severus sanft. „Das ist der Grund, warum Sex und das Drum herum so beliebt sind, “ sprach er dann, fütterte Harry mit einer weiteren Frucht. Harry wurde dunkelrot. Das war also ein Orgasmus gewesen? Kein Wunder, dass Ron und Hermine bei jeder sich bietenden Gelegenheit in irgendwelchen Ecken verschwanden. „Es... war ganz anders, als...“, er stockte dann aber doch. Diesen Satz wollte er nicht beenden. „Weil ich nicht nur auf mein eigenes Vergnügen aus war, “ gab Severus nur zurück. „Sex ist etwas, das eigentlich beide Seiten befriedigen soll.“ Er strich sanft über die immer noch geröteten Wangen. „Ich wollte dir nur zeigen, dass es Dinge gibt, die man durchaus genießen kann, das auch Sex schön sein kann.“ Harry vergrub sein Gesicht einfach nur an der Brust des Älteren. Er konnte es nicht fassen. So sollte Sex sein können? Diese Gefühle konnte man dabei haben? Das war wirklich Wahnsinn. Er war wirklich froh, dass Sev so geduldig mit ihm war, denn auch, wenn das hier schön gewesen war, er war einfach noch nicht bereit für mehr. Noch nicht... Severus lächelte nur, küsste den Jüngeren immer mal wieder und hielt ihn, ließ Harry wieder zur Ruhe kommen. Er wusste, das hier war schon ein Schritt nach vorn gewesen. Sein Gefährte verlor seine Panik vor Nähe und vor intimen Berührungen, das war immerhin die Hauptvoraussetzung, um die Bindung zu beenden. Erst nach einer ganzen Weile und als die Früchte restlos verputzt waren, erhob Severus sich, half auch Harry aus der Wanne. Dieses Mal gab er dem Jüngeren auch nur ein Paar Boxer für die Nacht, wie er selbst sie trug, brachte ihn dann ins Bett. Harry war wirklich vollkommen geschafft. Er zog den Jüngeren in seine Arme, küsste ihn erneut. „Schlaf, Kleiner, “ flüsterte er. Kapitel 10: Drachen und andere Probleme --------------------------------------- Albus starrte wütend auf die Zeitung, die vor ihm ausgebreitet lag. Noch eine, die seinen guten Ruf weiter in den Schmutz zerrte, zugunsten eines dummen, kleinen Bengels, dessen einziges Talent es zu sein schien, mit Dolchen auf Leute los zu gehen, statt sich wie ein Zauberer zu verhalten! Niemand war bereit, die Augen zu öffnen und zu sehen, wie falsch der Bengel war! Potter war nichts, als sein Werkzeug und doch wagten die Menschen es, ihn zu verehren, statt den Mann der es verdient hatte! Wo wären diese Dummköpfe denn alle ohne ihn?? Unter Grindelwald! Aber das würde sich rächen! Er würde diese verlogene Gesellschaft zahlen lassen! Teuer! So ließ er sich nicht behandeln! Und schon gar nicht von den Weasleys! Wie konnte Arthur es wagen, gegen ihn zu kandidieren? Der Mann weigerte sich sogar, mit ihm zu reden! Sie alle wagten es, ihn anzuzweifeln! Aber das würde er schon noch wieder in den Griff bekommen! Er ließ sich nicht einfach so in eine Ecke stellen! Seine Rache würde kommen, denn noch hatte er treue Mitarbeiter... „Hier ist es, “ erklärte Severus und deutete auf ein abgezäuntes Gebiet ein ganzes Stück außerhalb des Parks, während er seinen Hengst zügelte. Harry sah auf und betrachtete den Zaun, der sehr hoch war und hinter dem man viele seltsame Geräusche hörte, die überlagert wurden von geschrieenen Befehlen. Er zügelte auch Sternenfeuer und fasste in seine Tasche, um Sitara zu streicheln. Ja, Harry war etwas nervös, immerhin war sein erstes Zusammentreffen mit Drachen weniger schön gewesen. Er folgte dem Älteren, der durch ein Tor ritt, dass sich regelrecht vor ihren Augen aus dem Nichts zu öffnen schien. Erst hinter dem Tor schwang Severus sich vom Sattel. Er war von den Reitern begeistert, aber das war Nichts für ihn, er wusste, er hatte nicht die Fähigkeit, einen Drachen zu fliegen oder gar zu befehlen, er war ja schon froh, wenn die verdammten Pferde taten, was er wollte. Er trat zu dem Jüngeren, hob ihn vom Sattel. Nicht, weil der es nicht allein geschafft hätte, sondern, weil er es tun wollte. Ihre Pferde wurden von einem Rekruten mitgenommen und versorgt, während Sergas, Kommandant der Drachenreiter, auf sie zueilte und sich vor ihnen verneigte. „Mylords.“ Severus’ Gesicht blieb vollkommen ausdruckslos, während er einen Arm um Harrys Taille schlang. „Sergas. Sind die Drachen in der Luft?“ „Wie gestern besprochen, “ gab der sofort zurück. „Euer Gefährte ist genial, es klappt, die ersten Berichte liegen mir vor, wir sollten tatsächlich in eine Falle gelockt werden, sie sind auf dem Boden überall, sie haben den Boden mit Spionen so gespickt, dass jeder weitere Waldläufer sofort umgekommen wäre.“ Severus lächelte stolz, drückte seinen Gefährten an sich: „Gut zu wissen, “ gab er nur zurück. „Dann haben wir das Problem zumindest nun im Griff. Harry würde gern einen der Drachen sehen. Vielleicht einen ohne Reiter, damit wir nicht beim Training stören, das geht vor.“ „Natürlich,“ lächelte der Sonnenelf und machte eine einladende Geste, während er voran ging, einen ziemlich langen Weg entlang, hin zu einer Reihe überdimensionaler Ställe, die auch nicht aus Holz, sondern aus Stein waren. „Im Moment haben wir nur sieben Drachen ohne Reiter, sechs haben ihre erst vor kurzem verloren, der Siebte ist... eigen. Er hatte noch nie einen Reiter, aber er ist unser bester Zuchtdrache, auch wenn er immer wieder seinen Wärter ankokelt.“ Severus hob eine Augenbraue, doch er sagte nichts weiter. Er wusste, einige dieser Tiere würden sich niemals zähmen lassen, nicht jeder Drache war zu Gebrauchen, aber auch die Zucht war wichtig. Und in der waren die Elfen weit besser, als die Menschen. Nur wenige Auserwählte durften manchmal, für einige Jahre bei ihnen lernen, im Moment stand sogar Charlie Weasley zur Diskussion. „Zeig sie Harry einfach, er liebt alles, was atmen kann, Spinnen, Schlangen und zu groß geratene Katzen...“ Der Jüngere kicherte nur und streichelte Sitara, die sich, als habe sie es verstanden, beschwerte. „Gehen wir zu den Drachen!“ „Das war eine klare Ansage, “ lächelte Severus und deutete Sergas, weiter zu gehen. Sie kamen zu einem großen Freigehege, wo tatsächlich vier Drachen standen. Einer etwas abseits, mit schillernden Schuppen, die sich nicht entscheiden konnten, ob sie nun violett oder doch lieber dunkelrot sein wollten. Er wurde von den Anderen offensichtlich eher gemieden, vielleicht aus Angst, vielleicht weil der Violette selbst nicht wollte. Die anderen Drei waren grünlich bis grau, kleiner, wohl auch schneller in der Luft. Einer lag auf dem Rasen, ein Anderer saß an dessen Seite und der Dritte behielt den Vierten im Auge. Harry beobachtete die Vier einfach nur, zumindest, bis er hinter sich ein Keuchen hörte und herum zuckte. Ein Mann, der sofort auf die Knie fiel, da er offensichtlich nicht seinen König hier erwartet hatte. „Was gibt es?“, fragte Severus den Boten, der sich erst dann wieder erhob. „Lord...“ „Ein Angriff?“, fragte Sergas knapp zurück. „Nein, eine... Drohung, gegen Euch, Hoheit...“ Severus runzelte die Stirn. „Was ist daran neu?“, aber er nickte und küsste Harry sanft auf den Nacken. „Ich bin gleich wieder da, tu mir einen Gefallen und richte keine Katastrophe an, ja?“ Harry nickte und beobachtete, wie die Drei verschwanden, bevor er sich den Drachen wieder zuwandte und sie weiter studierte. Am meisten fesselte ihn der, der da so einsam vor sich hin stand und mit einer seiner Krallen einen Holzstamm auskratzte, was für Harry ein eindeutiges Zeichen absoluter Langeweile war. Er lief den Zaun entlang, bis hin zu dem Drachen, der schließlich seine Augen hob und seinen Bewegungen folgte. Nach kurzer Überlegung schlüpfte Harry zwischen den breiten Zaunstücken hindurch. Immerhin waren das hier trainierte Drachen. Ob er, nach einem zweiten Überlegen dasselbe noch mal machen würde, bezweifelte Harry wirklich, aber ihm tat der Drache einfach nur leid, der aus Langeweile Bäume aushöhlte und der von seiner eigenen Art offensichtlich gemieden wurde. Ein Außenseiter und Einzelgänger, wie er selbst es so lange gewesen war. „Hi du, “ lächelte er vom Zaun aus. Er wollte, dass das Tier zu ihm kam. „Bist du ganz allein? Komm her, “ schlug er sanft vor. Zu seiner Überraschung ließ der Drache tatsächlich von seinem Holzstück ab, rappelte sich auf und trat auf ihn zu. Langsam senkte sich der große, längliche Kopf und die Nase begann, an ihm zu schnüffeln. „Hahaha! Das kitzelt!“, beschwerte er sich, schob mit einer Hand die Nase etwas weg, streichelte das Tier aber zeitgleich. Was den Drachen aber nicht davon abhielt, seine Nase wieder in Harrys Bauch zu rammen und weiter zu schnüffeln. „Du bist schrecklich!“, grinste der aber nur. Er mochte das friedliche Tier auf Anhieb, es war ganz anders, als der aggressive Hornschwanz, dem er auf dem Turnier gegenüber gestanden war. „Wie du wohl heißt?“ Er strich über Schnauze, die ganz weich war, wie bei einem Pferd. Aber dann bemerkte Harry eine Bewegung aus den Augenwinkeln und sah sich um. Die anderen Drachen waren auf ihn aufmerksam geworden und kamen auf ihn zu. Harry spürte, er war in Sicherheit, aber sie würden versuchen, den Großen anzugreifen – und er hatte keinen Zauberstab. Überrascht war er allerdings, als der violette Drache sich auf ein Mal aufrichtete, ihn zwischen die Vorderbeine nahm und ein mehr als bedrohliches Geräusch von sich gab. Kurz erstarrten die Drei, doch dann liefen sie weiter. „Es reicht! Ihr Drei, was soll das werden? Drei gegen einen, wo ist das denn fair?! Schert euch! Ab! Marsch! Macht, dass ihr zurück in den Stall kommt und schämt euch! Schämt euch in Grund und Boden!“ Was über Harry gekommen war, wusste er nicht, er selbst sah den Luftwirbel nicht, der ihn auf ein Mal umgab, er wusste nur, dass das, was er gerade tat, das Richtige war. Was Harry nicht gesehen hatte, waren die Männer, die zurück gekommen waren und am Zaun standen, während mehrere damit beschäftigt waren, Severus davon abzuhalten, zu ihm zu rennen, Leute wurden zusammen getrieben, um die Situation zu entschärfen und Harry zu retten, der sich nie auch nur in Gefahr fühlte. Denn das hatten die alle noch nie gesehen. Vier Drachen, die sich um einen neuen Reiter prügeln wollten und ein Reiter, der so viel wilde Magie verströmte, dass die drei Riesen tatsächlich ihre Köpfe hängen ließen, ihre Schwänze zwischen die Beine klemmten und von dannen zogen, wie geprügelte Hunde. „So was aber auch, “ murrte Harry, als er ihnen hinterher sah, während er über die Schuppen des hinter ihm stehenden Drachen strich. „Was ist das denn für ein Benehmen? Sind die denn nie erzogen worden?!“ Der Drache über ihm schnaufte eine kleine Stichflamme, wobei er sicher ging, dass er den Jungen nicht aus Versehen verletzte. „Harry!!!“ Überrascht sah er sich um und sah, wie aufgebracht Severus aussah. Rasch lief er zurück zum Zaun, dicht gefolgt von seinem neuen, riesigen Schoßhund. „Sev, was hast du denn?“ Der Ältere schlüpfte selbst hastig durch die Latten und riss den Jungen in seine Arme: „Merlin, Harry! Wolltest du dich oder mich umbringen, mit der Aktion? Du... kannst doch nicht einfach ohne Aufsicht zu Drachen ins Gehege! Die hätten..:!“ „Aber sie wollten mir gar nichts tun, “ verteidigte Harry sich schwach, legte selbst die Arme um seinen Gefährten. „Er hätte mich beschützt... und die Anderen.. hatten nur kein Benehmen. Hast du nicht gesehen, wie sie weggetrottet sind?“ Der Ältere drückte Harry nur noch fester an sich, er hatte wirklich Panik bekommen. Das war so typisch für den Jüngeren. Erst handeln, dann denken. Harry hatte gar keine Ahnung, in welche Gefahren er sich begeben hatte! Ihm war nicht klar, wie gefährlich diese Drachen sein konnten, auch, wenn sei von Menschen aufgezogen worden waren. Wie schnell sich deren Launen drehen konnten. Selbst ihre Reiter mussten immer sehr, sehr vorsichtig sein, im Umgang mir diesen eigensinnigen Giganten. Harry strich dem Anderen vorsichtig durch die Haare. „Mach dir keine Sorgen, “ bat er leise. „Es ist doch nichts passiert. Und kuck mal, wie brav der da ist.... . Ich hab ihn gern und er ist lieb, er will mir nichts tun. Ich weiß doch, wie weit ich gehen kann.“ Nur langsam konnte Severus den Jüngeren wieder loslassen. Er starrte auf das riesige Vieh: „Das kommt nicht mit aufs Zimmer, “ sprach er sofort streng. „Dein Fellklotz ist das einzig Lebende, das ich da dulde.“ Harry lachte erleichtert und küsste den Älteren. „Ich glaub, dafür ist er zu groß...“, dann wandte er sich zu Sergas: „Wie heißt er?“, fragte er dann, deutete auf den Drachen, der sich wie ein Hund hingesetzt hatte und definitiv auf weitere Streicheleinheiten aus war. Der Grünäugige wunderte sich nur, warum die Alle ihn ansahen, wie einen Idioten, als habe er ein drittes Auge auf der Stirn. „Du, Sev... ich glaub, ich brauch wirklich noch einen neuen Zauberstab...“ Der Tränkemeister drückte Harry als Antwort einfach nur noch mal an sich, starrte dann den Drachen an. „Ich schwöre dir, verletz ihn und du wirst mein Mittagessen!“ Der Angesprochene machte eine Bewegung, die extrem an ein Schmollen erinnerte, was Severus als ein Zeichen wertete, dass das Vieh ihn verstanden hatte. „Dren,“ gab Sergas zurück, als er seine Stimme endlich wiedergefunden hatte. Er glaubte es immer noch nicht. Noch nie hatte dieses Tier einen Reiter akzeptiert, egal, wie stark, egal, wie gut. Dieses Tier war der Anführer des gesamten Drachenrudels, er hätte auch ohne Harrys Einmischung die anderen Drachen ausgeschaltet, nur wären die dann tot gewesen. Drachen, die sich um einen Reiter prügeln wollten – das war auch ein erstes Mal. „Wisst Ihr... was das bedeutet?“, fragte Sergas Harry. „Das er Euch so an sich heran lässt?“ „Das er mich mag?“, kam es prompt zurück. Severus blickte auf seinen Gefährten, lächelte dann und strich über dessen Haare. „Du hast dich soeben selbst zum Drachenreiter gemacht.“ „Ich..? Drachenreiter?“ Severus nickte. „Allerdings... er würde dich reiten lassen und er will dich als Reiter, “ stimmte er zu, küsste den Jüngeren. Es gefiel ihm nicht, Harry einer weiteren militärischen Ausbildung zu unterziehen, absolut gar nicht sogar. Aber Reiter wurden auch als Transporttiere genutzt. Das war schon eher etwas, das er Harry machen lassen würde. Harry blinzelte, dann lächelte er, trat zu seinem neuesten Schoßtierchen und umarmte dessen Schnauze. „Ich? Dein Reiter?“, fragte er ungläubig, aber spätestens das angedeutete nicken überzeugte ihn. Er sah zu dem Älteren. „Was muss ich denn dann machen?“ „Ihr werdet lernen, auf ihm zu reiten und mit ihm zu kämpfen, “ gab Sergas sofort zurück. „Gerade dieser Drache ist überraschend stark und...“ „Ich werde nicht dulden, dass Harry aktiv an irgendeinem verdammten Angriff Teilnimmt! Er hat lange genug gekämpft! Wenn er Verletzte transportiert oder andere Dinge, gut, aber....!“ Harry schüttelte entschieden den kopf, legte einen Finger auf die Lippen seines Gefährten. „Ich hab es dir schon mal gesagt, “ gab er nur leise zurück. „Ich werde mit dir kämpfen. Ich will dir helfen und ich kann etwas tun... schau dir Dren an, er ist stark, er wird mich schützen...“ Severus war mit dieser Antwort, im Gegenteil zu seinem General, überhaupt nicht glücklich. Er wollte nicht, dass Harry weiter kämpfen musste, aber er wusste, ihn aufzuhalten wäre unmöglich, es hatte ihn ja auch niemand aufgehalten, als er in den Drachenlauf gegangen war. „Ich verspreche, ich werde vorsichtig sein, “ flüsterte Harry dem Älteren ins Ohr. Seine Arme legten sich wieder um den Hals der Älteren. „Ich will dir nur helfen und so kann ich das tun...“ Der Tränkemeister seufzte leise. „Du weißt, dass die Ausbildung hart ist?“, fragte er dann. „Und dann komm ich zu dir und du massierst mich?“, fragte Harry mit großem Augenaufschlag. Der Ältere lachte leise und küsste seinen Geliebten. „Ich denke, darüber kann man verhandeln, “ meinte er nur, sah dann zu Sergas. „Harry ist noch nicht wieder ganz fit, er hat in derselben Schlacht gekämpft, wie ich und man hat nicht erkannt, was er ist, weswegen seine Umwandlung extrem schmerzhaft war, er wird auf keinen Fall länger, als drei Stunden am Tag trainieren.“ Der Drachentrainer musterte den Gefährten seines Königs. Ja, das, was der da sagte, machte durchaus Sinn. „Natürlich, “ stimmte er sofort zu. „Ab wann?“ Severus blickte zu Harry. „Es ist deine Entscheidung.“ „Von mir aus ab morgen, “ gab Harry zurück. Er wusste ja, wie wichtig Übung war und den Blicken der Anderen nach hatte auch Dren nie viel davon gehabt. „Dann hab ich was zu tun, während du in deinem Rat hockst, “ lächelte Harry. „Und dann kannst du mich doch abholen kommen, oder?“ Severus strich sanft über Harrys Haare und nickte. „Sicher, “ gab er zurück. Er blickte noch ein Mal warnend zu dem neuen Riesenschoßhund seines Gefährten. „Verabschiede dich von deinem neuen Kuscheltier, “ schlug er vor. „Dann gehen wir für heut zurück, mein armes, gestresstes Herz braucht eine Pause, vor allem, wenn übermorgen deine zweifelhaften Freunde hier einfallen.“ Harry lachte und trat zu Dren. „Ich verlass mich auf dich, “ lächelte er und streichelte dessen Schnauze. „Morgen Früh komm ich zu dir, dann werden wir einen kleinen Ausflug in die Luft machen... Versprichst du mir, dich zu benehmen?“ Zu aller erstaunen nickte das riesige Tier. „Gut, dann bring ich dir auch ein Leckerli mit...“ Die anderen anwesenden Drachenreiter konnten den Neuen nur kopfschüttelnd betrachten. Das, was sie da gerade erlebten, war für sie schlicht und einfach unglaublich. Noch nie hatte jemand ihn, den sie alle heimlich König der Drachen nannte, geritten, oder auch nur so ruhig erlebt. Sie kannten nur die Warnungen der Ausbilder, ihm bloß fern zu halten und da kam der Junge und missbrauchte das Tier als Teddy, aber der Hammer war, dass das sich das offensichtlich nur zu gern auch noch gefallen ließ! Sie wussten, neben der Tatsache, dass dieses Bürschchen offensichtlich der Gefährte ihres Königs war, wurde er etwas Besonderes sein, denn nur so ließ sich erklären, dass das Vieh irgendwen als Herrn anerkannte.... Aber sie würden den Neuling schon testen, so, wie sie es mit Jedem taten, dann würden sie ja sehen, wie gut der Kümmerling wirklich war. Am nächsten Tag erwachte Harry früh, er lächelte, als er sah, dass das erste Mal Severus nicht vor ihm wach war. Kein Wunder, Harry war aufgeregt, er freute sich schon seit dem gestrigen Vormittag darauf, wieder zu Dren zu kommen, er mochte den Drachen jetzt schon viel zu sehr, hatte Sev ihn aufgezogen. Den Rest des gestrigen Tages hatte sein Gefährte ihm erzählt, wie hoch der Stand der Drachenreiter war und was diese Stellung alles beinhaltete. Was der Tränkemeister ihm auch erzählt hatte, war die Geschichte von Dren, der als launisch und aggressiv galt, so sehr, dass er ausschließlich zu Zuchtzwecken genutzt worden war, aber keines seiner Kinder war je auch nur annähernd an den Vater heran gekommen. Allein das Wissen darum, was für ein besonderer Drache Dren war, ließ ihn nur noch aufgeregter sein. Er freute sich schon darauf, wieder bei seinem sanften Riesen zu sein und ihn zu streicheln, ihm die Zuwendung zu geben, die der wie er selbst wohl so lange nicht gekannt hatte. Harry hatte Sev gefunden, der ihn verwöhnte, mit ihm kuschelte und... der Jüngere wurde feuerrot... inzwischen auch einige andere dinge mit ihm machte und bisher hatte ihm noch alles gefallen. Harry hatte noch nicht mal gewusst, wie gut man sich fühlen konnte und jedes Mal, wenn sie etwas taten, lernte er mehr. „Warum bist du denn schon wach?“; murrte Severus leise, als er die dünnen Finger spürte, die über seine Züge glitten. Es war das erste Mal, dass Harry so früh wach war. Oh, und das erste Mal, dass es ihm so schwer gefallen war, einzuschlafen. Was der Tränkemeister wohl definitiv dem neuesten Schoßhund seines Gefährten zu verdanken hatte. Er zog den Jüngeren an sich und schloss die Augen noch einen Moment. Da Harry erst so spät eingeschlafen war, war er erst recht spät in die Kerker gekommen, doch er hatte sich austoben müssen. Nur dank der Tatsache, dass diese beiden Schwachsinnigen seinem Gefährten eingeprügelt hatten, nichts wert zu sein, war Harry vermutlich auf die Idee gekommen, ins Drachengehege zu gehen und so wäre er fast in einer Prügelei unter Riesenmonstern zerdrückt worden! Also hatte er noch gute drei Stunden seine Nägel an dem Fettsack und seiner pferdegesichtigen Frau geschärft. Er hatte den Kerl gezwungen, sein eigenes, bestes Stück zu essen – roh... nachdem er es ihm abgeschnitten hatte, ohne jegliche Art von Betäubung verstand sich. Natürlich hatte sich die Wunde entzündet, aber er ließ nicht zu, dass das seinen Gefangenen umbrachte. Mit dem war er noch lange nicht fertig. Harry kicherte leise und küsste den Älteren auf den Mund. „Du bist doch sonst immer so früh wach...“ „Ich bin wach, nur noch nicht bereit, aus meinem schönen, weichen Bett zu kriechen, “ gab Severus daher zurück, drückte den Jüngeren an sich und küsste ihn nun ausführlich. „Schon gar nicht, wo meine Wärmflasche noch da ist...“ Der Grünäugige lächelte und kuschelte sich ebenfalls noch ein Mal an die Brust des Älteren: „Meinst du, ich werde ein guter Reiter sein?“, fragte er dann. „So, wie du mit deinem Besen umgehen kannst, würde ich davon ausgehen, “ gab der Tränkemeister zurück. „Aber bitte versprich mir, vorsichtig zu sein. Ich würde lieber zukucken, aber... ich muss leider etwas erledigen...“ Der Jüngere lächelte nur. „Ich werd schon nichts anstellen, “ versprach er. „Das hast du schon gestern gesagt und auf ein Mal warst du im Drachengatter...“ „Ich wusste doch nicht, dass das gefährlich sein kann! Und das war es doch auch nicht..!“ Der Ältere schüttelte seufzend den Kopf. „Du hast keinerlei Gefühl für Gefahren, ich hoffe, dass dir das klar ist...“ „Ich werd mich bemühen, das zu ändern, “ versprach der Grünäugige und kuschelte sich an den Tränkemeister. „Du, aber ich... brauch einen Zauberstab, meiner... ist bei der letzten Schlacht explodiert...“ „Ach ja, da war ja was, “ murmelte Severus, bevor er sich aufsetzte und unter das Bett griff, da eine längliche Schatulle hervor zog und sie Harry gab. „Was ist das? Wie konntest du so schnell...?!“ Severus lächelte nur. Er verriet nicht, dass er den Stab da schon seit über einer Woche lagerte. Aber er hatte sich einfach sicher sein wollen, dass der Jüngere sich wirklich nicht mehr selbst verletzen würde. In der Schachtel befand sich auch der Dolch. „Sagen wir einfach, man kann Zauberstäbe auch anders finden, als Fertigprodukte auszuprobieren und dabei ganze Läden in Schutt und Asche zu legen.“ „Wie?“, fragte Harry, während er die Box öffnete, überrascht, als er das extrem helle Holz sah. Obwohl...war das auch Holz? Er war sich da gar nicht so sicher, es fühlte sich zu kühl an, um wirklich Holz zu sein... „Mit Blut, ein speziell ausgebildeter Stabmacher analysiert das Blut und fertigt einen Stab speziell an und ich muss sagen, er war von deinem beeindruckt, du bist der Einzige, seit mir, dessen Stab nicht aus Holz ist.“ „Was... ist es dann?“, fragte Harry sofort. „Achat,“ erklärte Severus. „Ein sehr heller Stein, das Innere besteht aus einer Drachenschuppe, die mich inzwischen nicht mehr wundert, Einhornblut und einer Pflanze, die es angeblich mal in Atlantis gab. Letztere befindet sich auch in meinem Stab.“ „Keine Phönixfeder?“, fragte Harry überrascht. „Die war doch in meinem alten Stab!“ Aber allein die Heftigkeit des Funkenregens, als er den Stab bewegte, zeigte Harry, dass er perfekt für ihn war, es war ein vollkommen anderes Gefühl, als mit seinem alten Zauberstab. „Keine Phönixfeder, der Stabmacher meinte, das würde deine Magie hemmen und auf Dauer verstümmeln, selbst mit dem Aloja-Erbe...“ „Aber... warum..?!“ „Weil Dumbledore verhindern wollte, dass du zu mächtig wirst, “ gab der Tränkemeister mit ausdruckslosem Gesicht zurück, bevor er sich zusammenriss und den Jüngeren küsste. „Na los, ich sehe doch, dass du es kaum noch aushältst, ich habe dir schon Kleidung zurecht gelegt, im Bad. Sie ist strapazierfähiger und vor allem feuerfest.“ Das war alles, was es brauchte, bevor Harry wie ein Blitz ins Bad schoss. „Und schon bin ich armer, alter Mann vergessen, “ seufzte Severus, sah die goldäugige Pantherdame an, die ihn musterte, als würde sie jedes Wort verstehen. „Hoffen wir, dass dein Herrchen es wenigstens einen Tag schafft, sich aus Katastrophen heraus zu halten...“ Mit den Worten rappelte Severus sich auf und schlich ebenfalls ins Bad, wo Harry bereits mit der Kleidung kämpfte. Die speziellen Anziehsachen waren mit zahlreichen Schutzzaubern verwoben, aber irgendwie hatte Severus trotzdem ein verdammt schlechtes Gefühl, denn im Gegensatz zu Harry hatte er die neidvollen Blicke der anderen Reiter durchaus wahrgenommen. Denn natürlich hatte sich sein Gefährte nicht irgendeinen Drachen gesucht, sondern den Mächtigsten unter ihnen. Nicht zu vergessen, dass nicht alle es gern sahen, dass ihr Herrscher gebunden war. Denn viele der höheren Familien hatten gehofft, dass er sich an einen der Ihren binden würde. „Fertig!“ Severus lächelte und strich über Harrys Haare, bevor er Selbige schnell bürstete und zusammenband, dann einen Goldreif um dessen Stirn legte. „Glaub mir, die Haare werden nur nerven...“ „Und...der Reif?“ Der Ältere küsste seinen Gefährten sanft. „Er ist Zeichen deines Standes und in ihn sind Schutzzauber gewebt, “ gab er zurück. „Keine Sorge, trag ihn, er wird dir nicht im Weg sein...“ „Na gut...“ Der Tränkemeister lächelte nur und küsste Harry. „Also los, marsch ab, das Frühstück ist sicher schon da.“ Und schon war Harry aus dem Bad, um zu essen, wohl wissend, dass der Ältere ihn sonst nicht gehen lassen würde. Er stopfte sich einige Sandwiches rein und packte sich noch Einige ein. „Was kann ich einem Drachen mitbringen? Mögen sie Zucker, so, wie Pferde?“ Der Ältere lächelte etwas, er stand auf und gab seinem Gefährten einen kleinen Beutel. „Dein neues Kuscheltier liebt Honiggebäck, “ gab er zurück. „Da drin sollte genug für euch Beide sein. Ich komme dann nachher, dich abholen und bitte, pass auf...“ Harry küsste den Anderen: „Ich verspreche es und ich hab ja nun auch wieder einen Zauberstab, “ fügte er an. „Heute steht doch gar nichts Großes an! Es kann nicht schlimmer sein, als Besen fliegen!“ „Dein Wort in Merlins Gehörgang, “ gab der Andere nur trocken zurück, er sah Harry hinterher und musste das dringende Bedürfnis niederkämpfen, hinter dem Jungen her zu rennen. Aber im Grunde passte es ihm ganz gut, dass der Jüngere nicht mitbekommen musste, was er heute im Rat zu besprechen hatte. Harry dagegen rannte hinunter zu dem Stall, wo Sternenfeuer schon auf ihn wartete. Er schwang sich schnell auf den Sattel und galoppierte fröhlich los. Das Tor würde geöffnet, als er kam, nur stieg er dieses Mal erst ab, als er am Gatter war – wo er sah, dass nicht nur er es kaum hatte erwarten können. Rasch sprang er ab, ließ Sitara laufen und schlüpfte durch die Zaunstäbe zu Dren, der sich sofort streicheln ließ und ihn anstieß, bis Harry sein Leckerli heraus gab. Zumindest kleine Stücke davon. Er redete mit dem Drachen, streichelte ihn, setzte sich auf dessen Vorderpranke und lehnte sich gegen ihn. „Ich sehe, Ihr seid schon da, Mylord...“ Erst, als Dren ihn anstieß, sah Harry tatsächlich auf, er hatte sich einfach nicht angesprochen gefühlt. Aber er lächelte den Ausbilder an: „Guten Morgen, Sir, “ lächelte er. Sergas war erstaunt über die Freundlichkeit des Jüngeren, der sich überhaupt nicht bewusst zu sein schien, welchen Rang er hatte. Die Leibwächter des jungen Gefährten des Königs standen dezent im Hintergrund. „Bereit für die ersten Stunden? Sie werden hart werden, “ warnte Sergas. „Ich werde Euch nicht anders behandeln, als jeden Anderen auch.“ Harry lächelte nur. „Darauf hoffe ich, “ gab er zurück. „Ich verlange keinerlei Vorzugsbehandlung, ich bin hartes Training gewöhnt...“ „Gut, “ gab Sergas zufrieden und erleichtert zurück. „Drachenreiter müssen ihre Tiere vollkommen im Griff haben, ein Drache muss die Parcours fliegen können, Ihr müsst ihn dabei anleiten, gleichzeitig müsst Ihr, zusammen mit Eurem Tier Ziele treffen und es schützen.“ „Welchen Parcours?“ „Diesen.“ Sergas deutete nach Oben, wo Harry in dem Moment beobachten konnte, wie große Kreise und kleinere Ringe auftauchten, in einem in Harrys Augen machbarem Schwierigkeitsgrad. „Aber erst mal solltet Ihr generell wissen, wie der Drache in der Luft reagiert. Steigt auf seinen Rücken und befehlt ihm, in die Luft zu steigen, hier ist Zaumzeug.“ Aber sofort schnaubte Dren und wandte sich empört vom Ausbilder ab, breitete aber einen Flügel aus, um Harry so zu ermöglichen, auf seinen Rücken zu klettern. „Ich brauch kein Zaumzeug, “ gab Harry bestimmt zurück. „Dren will es nicht, wir werden es auch so schaffen.“ „Und wie wollt Ihr Euch halten?!“ „Wie auf einem Besen auch!“, lachte Harry nur und kletterte so hoch, dass er an der Stelle saß, wo der Hals und der Körper sich trafen. Hier konnte er gut sitzen und sich an den aufgestellten Schuppen festhalten. Er lächelte Dren an, der sich zu ihm umwandte. „Also los!“, rief er fröhlich. „Nach oben, mein Lieber!“ Das ließ der sich nicht zwei Mal sagen und stieß sich mit seinen kräftigen Beinen vom Erdboden ab, breitete die großen Flügel aus. Und dann waren sie in der Luft. „Wow! Dren, du bist toll!“; rief der Grünäugige begeistert. „Los, flieg einen Salto! Lass die da unten was sehen!“ Der Drache stieß ein fröhliches Röhren aus und tat genau das. Und Harry hatte absolut kein Problem damit, sich auch zu halten. Es war wirklich für ihn kaum anders, als auf dem Besen. „Los, Dren! Sorgen wir dafür, dass ihnen die Augen ausfallen! Durch den Parcours!“ Überrascht beobachtete Sergas, wie der Junge und der Drache begannen, den Parcours zu fliegen. Damit hatte er nicht gerechnet, er hatte nicht mal damit gerechnet, dass die Beiden mehr schaffen würden, als einen einfachen Aufstieg. Mit so was hatte er nicht mal im Traum rechnen können. Aber er war begeistert. Ja, er verstand, warum sein König so angetan von dem Grünäugigen war. Noch nie hatte er so eine Einheit, so ein Vertrauen gesehen, schon gar nicht beim allerersten Flug! Die meisten Drachenreiter hatten über zehn Starts und Landungen gebraucht, um sich nur an die einfachen Parcours zu trauen und die Beiden machten sich nicht nur direkt an einen Mittleren, die machten Loopings, flogen kopfüber und schienen das tatsächlich nur als Spiel zu sehen! Um Sergas herum bildete sich eine Traube anderer Reiter und Lehrlinge, sie starrten neidisch, beeindruckt oder erbost in den Himmel. Sie wollten nicht glauben, dass ein Anfänger besser war, als mancher Reiter selbst. Es dauerte fast eine Stunde, bevor Harry und Dren wieder auf den Boden kamen, sie landeten vollkommen weich und ohne Probleme. Sofort griff der Grünäugige in den Beutel und holte ein weiteres Stück Honigkuchen hervor, lobte seinen Drachen und strich ihm über die Schnauze. „Nun?“, fragte er schließlich. „Wie war ich?“, das klang nicht eingebildet, sondern abwartend. „Waren wir gut?“ Sergas musste sich zwei Mal räuspern, bevor er sich sicher war, dass er normal sprechen konnte. „Das war schon nicht schlecht, “ stimmte er zu. „Noch einige Feinheiten, aber Ihr scheint schon ein gutes Team zu sein. Eine erstaunliche Leistung, dass ausgerechnet der da Befehle entgegen nimmt...“ Harry runzelte die Stirn. „Ich gebe keine Befehle, “ gab er nur zurück. „Ich bitte ihn. Dren tut es dann auch, aber er will sich nichts sagen lassen. Er ist älter, als die Meisten hier, sagt er.“ „Er... redet mit Euch?“ Harry grinste, es war ihm selbst erst in der Luft aufgefallen. „Drachen sprechen und verstehen Parsel, “ erklärte er. „Und ich kann es auch.“ „Oh..., “ brachte Serags gerade so heraus, doch dann riss er sich zusammen und mit einer schnellen Bewegung erschuf er einen wesentlich schwereren Parcours, deutete dann auf einen der Reiter, der sofort loslief: „Dann werden wir nun richtig üben, “ ordnete er an. „Geht in die Luft, gleich wird ein Gegner kommen, Ihr müsst Euren Drachen schützen und zeitgleich die kleinen Ringe sammeln, Ihr müsst mehr haben, als Euer Gegner.“ Harry nickte und bat Dren, erneut in die Luft zu gehen, was der auch prompt tat. Sie warteten, bis ein weiterer, kleinerer Drache in die Luft stieg. „Er ist wendiger, als wir, “ stellte Harry sofort ruhig fest, sah sich um und begann dann, eine Reihe Schutzschilder zu weben um Dren zu schützen. Er maß seinen Gegner, sah dessen verzerrtes Gesicht. Der Mann war auf absoluten Sieg aus. „Spielen wir Quiddich, “ stellte Harry leise fest, sah auf die Ringe, die es einzusammeln galt. „Los!“, erscholl von unten der Befehl. Und sofort flogen die ersten, scharfen Zauber, die aber wirkungslos abprallten, während Harry und Dren losrauschten und der Drache mit seinen Krallen die Ringe einsammelte. Es fiel dem Grünäugigen trotz der Wendigkeit des anderen Drachen leicht, auszuweichen. Doch womit er nicht rechnete, war der Zauber von unten. Der traf Harry mitten in den Rücken, obwohl der Gegner doch eigentlich vor ihm stand. Harry keuchte, als er spürte, wie sein Oberteil riss, er zuckte herum, während von unten etwas gebrüllt wurde, ein zweiter Zauber, dem er nur ausweichen konnte, indem Dren eine Rolle machen musste, doch der erste Zauber zeigte nun Wirkung – Harry konnte sich nicht halten und fiel, aus mehr als dreißig Metern Höhe. Harry schrie, vor allem, als auch noch sein Rücken von einem heftigen Schmerz durchzogen wurde – bis er merkte, dass er in der Luft hing und gar nicht mehr fiel, immer noch gute fünf Meter über dem Boden. Verwirrt sah er sich um – und stockte. Da... da waren Flügel! Und die führten... zu seinem Rücken! Was... was ging hier vor? Wo waren bitte die auf ein Mal her gekommen?! Aber in dem Moment kam auch schon Dren, flog unter ihn und ermöglichte es Harry, sich wieder auf den Drachen zu setzen. Nur die Flügel blieben und er hatte auch keine Ahnung, wie er die wieder loswerden sollte. Vorsichtig kam Dren schließlich wieder am Boden auf, wo sofort seine Leibwächter auf ihn zutraten und Harry von dem Drachen halfen, dem der Junge aber noch die restlichen Honigkuchen gab, bevor er sich aus dem Gehege helfen ließ. Er fühlte sich erschöpft und sein Rücken schmerzte höllisch, er war sich auch ziemlich sicher, dass er blutete, zumindest würde das das feuchte Gefühl auf seiner Haut erklären. Er wusste, er sollte versuchen, wach zu bleiben, also versuchte Harry, sich auf seine Umgebung zu konzentrieren. Er hörte Sergas brüllen, merkte dann, dass nur Zeon bei ihm war, weswegen ihm auch ziemlich klar war, wo Neo sich wohl befand. Aber er war froh darum, er wollte Sev bei sich haben, jetzt. Er verstand nicht, was geschehen war. Warum hatte man ihn von hinten angegriffen, zwei Mal? Und wer? Harry wusste nicht, wie viel Zeit verging, er merkte, wie Zeon auf ihn einredete, immer dann, wenn sein Kopf wieder einsackte und er spürte Drens warmen Atem. Außerdem das Gebrüll um ihn herum. Aber dann waren sie da, die langen, schlanken Finger, die seinen Kopf hoben, Zeons Stimme verschwand, dann wurde er vorsichtig hochgehoben und weggebracht. In ihr Zimmer, das erkannte Harry auch. Er wurde auf den Bauch gelegt, andere Hände waren da, er spürte einen Zauber, dann eine ganze Weile nichts. Erst einige Zeit später kam der Grünäugige wieder zu sich, er spürte, wie ein warmer Lappen über seinen Rücken strich, er wandte seinen Kopf: „Sev?“ Der Tränkemeister blickte erleichtert auf, strich dem Jüngeren durch die Haare. „Ich dachte, du wolltest dich nicht in Gefahr begeben, “ schalt er sanft, wohl wissend, dass es ja nicht Harrys Schuld gewesen war. Aber er musste etwas sagen, um sich selbst zu beruhigen. „Das war... keine Absicht, “ nuschelte Harry schwach. „Da... war ein Zauber, er... hat mich von hinten... getroffen. Sev, wie bekomm ich die Flügel los, woher sind die gekommen?!“ „Keine Panik, erinnerst du dich nicht? Ich habe dir gesagt, dass sie irgendwann kommen würden, das ist normal für Aloja. Die haben nun einmal Flügel... das ist nichts Schlimmes. Wenn du sie nicht willst oder brauchst, dann schließ die Augen und stell dir vor, wie du sie in deinen Rücken zurückziehst. So machen es die Fae.“ Harry schloss die Augen und er spürte nach einer Weile erleichtert, wie die Flügel tatsächlich verschwanden. Er richtete sich mit der Hilfe des Älteren auf. „Warum?“, fragte er traurig. „Warum haben die das gemacht? Ich hab doch niemandem was getan!“ „Eifersucht, “ gab Severus zurück, er hielt seinen Gefährten fest im Arm. Harry war noch mal glimpflich davon gekommen, Thea hatte den Zauber gelöst und die Blutung, das Gefährlichste, gestoppt. Der Zauber hatte ein regelrechtes Loch in Harrys Seite gebohrt. Aber sein Gefährte hatte es trotzdem geschafft, erst mal wieder im Bett bleiben zu müssen, mit hohem Blutverlust. Noch wütender war er auf diese Irren, die seinen Gefährten angegriffen hatten und nun ebenfalls Residenz in seinen Kerkern bezogen hatten. Er fasste es immer noch nicht, jemanden anzugreifen, weil der eine natürliche Begabung zu haben schien! Harry verkrallte sich regelrecht in der Überrobe seines Gefährten, während er vor sich hin weinte, er verstand das einfach nicht. Er war so stolz auf Dren gewesen. Es hatte Spaß gemacht und dann das. Nur, weil der Drache und er gut auskamen! So hatte er sich den Tag wahrlich nicht vorgestellt! „Schhh,“ murmelte Severus sanft, strich über den Rücken des Jüngeren. „Es ist in Ordnung, ich bin da, ich bin direkt bei dir. Versuch einfach, noch etwas zu schlafen. Dann geht es dir sicher wieder besser...“ „Du... du bleibst?“ „Natürlich, du Dummkopf, “ gab Severus nur zurück, strich weiter durch die wirren Haare. „Wo sollte ich denn sonst hin? Du bist schließlich in meinem Bett, “ zog er Harry liebevoll auf. „Versuch, etwas zu schlafen, ich wecke dich zum Abendessen...“ „Tut... mir leid, dass ich immer… so viele Probl...“ „Sag so was nicht!“, verlangte Severus ruhig. „Daran trifft dich absolut keine Schuld!“, er hielt seinen Gefährten fester. „Und jetzt schlaf einfach.“ Er lächelte beruhigend. „Ich bin da, die gesamte Zeit und dein Staubfänger auch...“ Kapitel 11: Besuch ------------------ „Wow! Was ist denn das?“ „Sag mal, wo sind wir hier?“, fragte auch Hermine, die sich staunend in dem großen Saal umsah, in den der Portschlüssel sie gebracht hatte. Draco schlug sich den imaginären Staub von seinem Umhang. Schon allein, um seine Sprachlosigkeit zu überspielen. Er war ja selbst Luxus gewohnt, aber das hier war selbst für ihn der Wahnsinn. Der Boden war mit teuerstem Marmor ausgelegt und die Wände wurden mit schier unbezahlbaren Gobbelins verziert. „Naphthalla, Eridan, Palast der Mitte, “ meldete sich eine ruhige Stimme zu Wort. Alle Drei wandten sich um, wo auf ein Mal Severus Snape, ihr Tränkemeister auftauchte, den sie um ein Haar nicht erkannt hätten. Wo waren die fettigen Haare abgeblieben?! „Sir?“, stotterte Hermine schließlich. „Sie leben ja wirklich!“, kam es von Ron. „Ach nein, Mister Weasley?“, frage Severus mit gehobener Braue: „Was für ein Beobachtungstalent...“ „Onkel Sev!“ Ohne zu überlegen, lief der Blonde auf seinen Paten zu und umarmte ihn. „Schön, dich zu sehen, Draco.“ Severus schob den Jüngeren von sich: „Du scheinst gut davon gekommen zu sein, “ stellte er fest. „Sicher, aber... was ist mit Harry, warum ist er nicht hier?“ Severus blickte auf die Uhr. „Er schläft noch und ich will ihn nicht wecken.“ „Er... du willst ihn nicht...? Was hat er nun schon wieder getan?!“, fragte Draco sofort. „Wie hat er sich dieses Mal fast umgebracht?“ Der Tränkemeister schüttelte nur den Kopf: „So selten ich dass sage, er konnte nichts dafür, er hätte sicher sein sollen, “ gab Severus bitter zurück. „Es gab ein paar dumme, eifersüchtige Trottel und sie haben ihn angefallen, er hatte sich auf etwas Anderes konzentriert und sie haben ihn in den Rücken geschossen...“ „Harry? Geht es ihm gut?!“, fragte Hermine sofort besorgt, vollkommen von der Tatsache abgelenkt, dass der Tränkemeister eigentlich um Jahre zu jung aussah und angezogen war, wie jemand, der sehr, sehr reich war, was nicht zum Bild ihres ehemaligen Professors passte, den sie eher... für mäßig bezahlt gehalten hatte und es war bekannt, dass dessen Vermögen auf Eis gelegt war... „Es geht ihm wieder ganz gut, “ beantwortete Severus die Frage. „Wenn er aufwacht, wird er wohl noch Kopfweh haben und Kreislaufprobleme, wegen des Blutverlustes, aber generell ist er wieder einigermaßen obenauf, morgen kann er auch wieder aus dem Zimmer.“ Er winkte knapp, woraufhin einer der beiden Männer hinter ihm nach vorn trat und seinen Kopf leicht neigte. „Das ist Theon, “ erklärte er den Anwesenden. „Er wird euch auf die vorbereiteten Gästezimmer bringen und später wird euch jemand holen, wenn Harry wach wird.“ Die drei nickten, Ron zu baff, um auch nur einen Ton raus zu bekommen, Hermine zu besorgt und Draco zu überrollt, um Einspruch zu erheben. „Gut, Onkel Sev, wir sehen uns dann nachher?“ „Das wird sich wohl kaum vermeiden lassen, “ gab der nur trocken zurück, lächelte aber auch etwas. „Gut, dann bis später.“ Ohne einen Blick zurück, lief Severus mit seinem zweiten Bodyguard los, er wollte da sein, wenn Harry wieder aufwachte und dessen Leute waren nun versorgt. Er hatte sie auch nur begrüßt, um sicher zu gehen, dass vor allem Weasley sich benehmen würde. Severus fühlte sich erst etwas besser, als die Tür hinter ihm sich wieder lautlos schloss. Er strich kurz seine eigenen Haare zurück, trat dann zu seinem Bett, in dem Harry noch immer schlief, er hatte sich in der Zeit, als er weg gewesen war, wieder eng in sich selbst zusammen gerollt und in der Nacht schon mehrere Alpträume gehabt. Jedes Mal war er schreiend aufgefahren, hatte sich an ihn geklammert und geheult, wie ein Schlosshund. Darum hatte er ihn auch schlafen lassen, obwohl es inzwischen zehn Uhr morgens war. Nach einem kurzen Blick auf den Aktenstapel, der auf ihn wartete, setzte Severus sich wieder an das Bett zu seinem Gefährten. Er war noch immer nicht im Kerker gewesen, er würde sich rächen, aber erst mal wollte er sicherstellen, dass es seinem Kleinen wieder einigermaßen ging. Er würde ihn einfach bei seinen Freunden lassen und sich dann an diesen eifersüchtigen Bestien austoben. Es dauerte noch weit über eine Stunde, bevor der Tränkemeister endlich sah, wie die Lider zu flattern begannen. Er beugte sich vor, küsste den Jüngeren sanft auf den Mund. „Na? Beschlossen, dass es doch langsam Zeit zum Aufwachen wird?“, neckte er sanft. „Hng,“ murrte Harry nur, kuschelte sich an den Älteren, aber der ließ ihm keine Chance. Sein Gefährte half ihm, sich aufzurichten. „Wie... spät ist es?“ „Kurz nach zwölf und sicher nicht mehr nachts...“ „Was??!“ Der Ältere lachte leise. „Ich dachte, nach der Nacht lasse ich dich etwas schlafen, aber du hast mich überrascht. Ich hätte nicht gedacht, dass du bis zum Mittagessen weiter pennst, du Faulpelz.“ „Oh...“ „Schon gut, du hattest etwas Schlaf nötig.“ „Ich... wollte heut nicht Dray kommen?!“ „Er und der Rest des goldenen Trios, “ nickte der Tränkemeister. „Ich habe sie empfangen und in ihre Zimmer verbannt, ich denke, Granger und Weasley probieren entweder das Bett oder die Wanne aus und Draco versucht, sich einen Reim auf alles zu machen.“ „Ich... muss zu ihnen!“ Doch Severus hielt den Jüngeren auf. „Du musst erst mal gar nichts, du kommst aus dem Bett und kippst aus den Socken, dein Kreislauf würde nicht mitmachen. Ich bringe dich gleich ins Bad und dann ins Bett zurück. Danach muss ich in den Rat, aber vorher lasse ich Neo deine Irren holen, dann könnt ihr da zusammen essen und du bist beschäftigt, bis ich wieder komme. Und glaub mir, nach zwei, drei Stunden wirst du so kaputt sein, dass du sofort weiter schlafen wirst...“ „Warum...?“ „Du hast sehr viel Blut verloren und selbst mit den nötigen Tränken braucht dein Körper nun einmal eine Weile, um sich zu erholen. Also, bleib bitte wenigstens heut noch im Bett, morgen kannst du ja dann mit allen in den Wintergarten.“ „Können... wir auf die Terrasse?“, bettelte Harry sofort, der nichts mehr hasste, als im Bett zu liegen, eben weil er schon so oft krank gewesen war. Er wäre nur geblieben, wäre Sev da. Und der musste sicher wieder zu seinem Pflichten. Es wunderte den Grünäugigen ohnehin, dass er nicht allein aufgewacht war. „Ich bringe dich gleich raus, “ versprach Severus. „Sobald du im Bad warst. Und solltest du müde werden, sag es deinen Terroristen. Sie sollen dich dann schlafen lassen. Du hast es nötig.“ „Wann... kann ich wieder trainieren? Ich will doch... schnell lernen...“ Der Elf schüttelte den Kopf: „Du hast nichts davon, wenn du vom Drachen fällst,“ gab der zu bedenken. „Nicht vor in einer Woche. Sergas hat ohnehin gesagt, dass deine Leistung besser war, als die einiger voll ausgebildeter Reiter, also mach dir keine Sorgen.“ „Meinst du?“ „Nein, das meint Sergas, ich habe dich zum Glück nicht fliegen sehen, “ scherzte Severus. „Wenn du auf diesem riesigen Ungetüm so reitest, wie auf deinem Besen, hätte ich vermutlich einen Herzinfarkt bekommen.“ Der Jüngere lächelte, kuschelte sich an den Tränkemeister, sog dessen vertrauten Geruch tief in sich auf. Eine ganze Weile saßen sie einfach nur da, dann aber richtete der Grünäugige sich auf. „Ich muss wirklich mal... ins Bad, “ nuschelte er, ein wenig rot um die Nase. Severus lächelte nur und hob seinen Gefährten aus dem Bett, brachte ihn ins Bad. „Ich hole dir bequeme Kleidung, “ erklärte er, küsste Harry sanft. „Versuch doch, dich nicht weiter zu verletzen, ja?“ Harry lächelte etwas und erledigte, was zu erledigen war, bevor er sich in die Dusche stellte. Er merkte, wie unsicher er stand, Sev hatte mal wieder Recht behalten. Aber das war egal, er hatte immer noch das Gefühl, blutig und verschwitzt zu sein. Er beeilte sich allerdings sehr. Als er fertig war, wurde ihm sofort ein Handtuch umgelegt und er wurde auf einen Stuhl gesetzt und ganz ehrlich – Harry war froh darum, er hatte nicht mehr gewusst, wie lange er sich halten konnte, was wohl auch der Tränkemeister gemerkt hatte, dem tadelnden Blick nach zu urteilen. „Du musst es aber auch immer übertreiben, “ schalt Severus sanft, während er Harry abtrocknete, ihm anschließend in frische Wäsche half, eine der hier üblichen, engen Hosen und eine dickere Tunika. Es mochte warm sein, aber durch einen derart extremen Blutverlust fror man nur zu leicht. Vor allem, da draußen ein leichter Wind wehte. Danach kämmte er durch Harrys Haare, trocknete sie mit einem Zauber. „Ich wollte doch nur... duschen!“ „Ich hätte dir geholfen, du hättest nur fünf Minuten länger warten müssen,“ gab Severus zurück, hob Harry auf seine Arme und brachte ihn, wie versprochen, auf die Terrasse, setzte ihn da auf eine der beiden gepolsterten Bänke, legte ihm noch eine Decke um. „Mir ist nicht kalt und es ist Sommer!“ Der Ältere strich dem Grünäugigen nur sanft über die Wangen. „Warte eine halbe Stunde ab, “ gab er nur zurück und hielt Harry einen Kelch hin, der weniger gut roch. Darin hatte er einen Blutnachbildungstrank und den Nährtrank gemischt, Harry trank ihn auch ohne ein weiteres Wort leer. „Deine Freunde sind sicher gleich da,“ fuhr Severus fort, während er beobachtete, wie Sitara, sehr zu seinem Widerwillen, auf die Bank neben Harry hüpfte, ihre Pfoten auf dessen Schoß legte und zu schnurren begann. Wie sollte das nur mal werden, wenn das Vieh ausgewachsen war?! Na ja, nicht so schlimm, als wenn Harry nonstop einen ausgewachsenen Drachen mit sich schleppen würde, urteilte er schließlich. „Die Hauselfen haben ein nettes Mittagessen vorbereitet, klopfe einfach auf den Tisch, dann erscheint es. Ich gehe in der Zeit zum Rat, bin aber so schnell wie möglich wieder da. Aber heute sind einige Abgeordnete aus anderen Teilen von Naphthalla gekommen und ich muss sie empfangen.“ Harry nickte verständnisvoll. „Das nächste Mal bin ich wieder dabei, “ versprach er. Aber für heute hatte er nicht die Geduld und die Nerven, sich anstarren zu lassen. Der Ältere lächelte und küsste seinen Gefährten, gerade, als der das Geräusch an der Tür hörte. „Dann bis später, Kleiner, “ versprach er und trat zur Tür, die er öffnete. Granger und Weasley und hinter ihnen, mit einem gewissen Sicherheitsabstand, Draco. „Er ist auf der Terrasse, “ knurrte Severus seine ehemaligen Schüler an, aber er hielt Draco auf, als er den Anderen folgen wollte. „Onkel?“ „Draco, ich verlasse mich eher auf dich, als auf diese wild gewordenen Trottel – es geht Harry nicht gut, auch, wenn er versuchen wird, das zu verstecken. Er darf auf keinen Fall einfach so rumrennen, dazu ist er zu schwach, also von mir aus verhex die Anderen, wenn die ihn dazu anstiften und wenn Harry müde wird, lasst ihn um Merlins Willen schlafen!“ Der Blonde runzelte seine Stirn, doch er nickte. „Sonst noch was?“, fragte er weiter. „Irgendwelche Tränke, die er zu nehmen hat?“ „Im Moment nicht, nein. Wenn er ins Bad muss, geh mit, und wenn es ihm noch so peinlich ist, das ist wichtig! Er würde auf halbem Wege zusammenklappen!“ Draco nickte entschlossen. „Du kannst dich auf mich verlassen, Onkel Sev, “ versprach er und wandte sich um, um den Anderen zu folgen. Severus beobachtete seinen Neffen verschwinden, er hörte lautes Gejohle. Nein, das musste er weder hören noch sehen oder sonst was. Im Gegenteil, er würde zusehen, dass er Land gewann, die Abgesandten abspeiste und dann zusah, dass er den Kerkern einen Besuch abstattete. Dann würde er weiter sehen. Draco runzelte die Stirn, lief aber dann schnell den Anderen hinterher, er sah sich kaum um, aber das, was er sah, war purer Wahnsinn. Und dann sah er Harry. Gut, der Dunkelhaarige war wirklich bleich, aber er sah nicht mal mehr halb so schlimm aus, wie zu seiner Zeit in Schweden. Nicht mehr so klapperdürr, nicht mehr so kränklich. „Ron! Mine!“, freute Harry sich, als er die Beiden sah. „Wie geht es euch?“ Er wollte noch mehr fragen, aber das war irgendwie echt schwer mit jemandem, der ihm die Luft zum Sprechen abdrückte. „Mine, hör auf, ihn zu ersticken, sonst wird er uns sicher nicht eine einzige Frage beantworten!“ Erst da lockerte die Brünette ihren Griff und sah ihren Freund an, der sich seit der Schlacht irgendwie verändert hatte. Und damit meinte sie nicht die nun längere Haare oder die komischen Klamotten. Da war noch mehr, sie konnte nur nicht ihren Finger darauf legen. „Harry, wie geht es dir? Was hast du die gesamte Zeit gemacht? Wie kommst du hierher? Seit wann wusstest du, dass Snape lebt?!“ „Ja, Kumpel!“, rief Ron aufgebracht. „Und was zum Henker tust du bei der schmierigen...?!“ „Ron!“, warnte Hermine, als sie sah, wie Harrys Gesicht sich verdunkelte. „Er sah ganz sicher nicht schmierig oder ungewaschen aus und du wusstest, dass er sich mit Snape angefreundet hat!“ Der Rotschopf grummelte, aber er beschloss, es erst mal auf sich beruhen zu lassen. „WO ist...? Dray!“ Der Blonde grinste und schob sich an Ron vorbei, nahm seinen kleinen Bruder in den Arm. „Na du? Was machst du nur für Sachen?“, fragte er. „Dich kann man echt nicht aus den Augen lassen, sobald man dir den Rücken zuwendet, passiert eine Katastrophe!“ „Das... sagt Sev auch immer, “ kicherte Harry nur, froh, dass Draco wieder mal da war, ihm war gar nicht aufgefallen, wie sehr er den Älteren vermisst hatte. Dann sah er auf. „Ich hoffe, ihr habt Hunger?“ „Allerdings!“, rief Ron sofort. „Und ich hab mir das Essen verdient! Sonst können wir ja heut Nacht gar nicht...!“ Rums. Das war Hermine gewesen, die dem Rotschopf einen Schlag auf den Hinterkopf gegeben hatte, sich dann aber zu ihm auf die zweite Bank setzte. „Essen ist gut!“, grinste sie. „Und dann musst du uns erzählen, wie du hierher gekommen bist – oh, und wo hier eigentlich ist, “ fügte sie an. „Und was mit dir passiert ist? Ich weiß nicht, was, aber irgendwas ist anders...“ Harry beschränkte sich darauf, rot zu werden, nickte aber und klopfte auf den Tisch, der sich sofort mit Pizza, Salaten, Antipasti und anderen Köstlichkeiten füllte. „Cool! Mine kuck mal!“ Die Brünette lächelte und füllte ihren Teller. „Iss einfach, “ schlug sie dann vor und beobachtete, wie Draco doch eher zögerlich einige der belegten und überbackenen Fladen auf den Teller legte. „Dray, Pizza beißt nicht und selbst Sev hat sie gegessen....“ „Sev? Du nennst Snape Sev??!“ „Ja, “ gab Harry einfach nur zurück, während er sich zwei weitere Artischocken angelte und ein Stück Pizza obenauf legte. „Wir sind schließlich nicht mehr in der Schule, er ist nicht mein Professor.“ Damit war für Harry das Thema über den Tisch und sie aßen erst mal alle, wobei es auch noch als Nachtisch einen Eisbecher gab, den sie sehr genossen. Jeder hatte einen Anderen. Harrys bestand aus Schokoeis, weißer Schokolade als Eis, Kirscheis, dazu Kirschsoße und darüber Raspel aus heller und dunkler Schokolade. „Boa, bin ich jetzt voll! Ich wusste gar nicht, dass es bei Snape so leckere Sachen gibt! Ich dachte schon, er füttert uns mit Wasser und Brot!“ „Dann hätte er euch kaum so gute Zimmer gegeben, oder?“, fragte Harry nur mit hochgezogenen Augenbrauen, amüsiert, als der Andere brav feuerrot wurde und Draco Mühe hatte, sich das Lachen zu verkneifen. „Sev ist nicht so, wie du ihn immer hinstellst und das sag ich dir inzwischen seit zwei Jahren!“ Ron starrte seinen besten Freund baff an. „Sag mal... warum verteidigst du ihn am laufenden Band? Und warum stellt er sich nicht, wie alle anderen Todesser dem Wizgamont? Warum weiß sonst niemand, dass er lebt?!“ Noch bevor Harry etwas sagen konnte, packte Draco den Rotschopf: „Sag mal, spinnst du?“, zischte er aufgebracht. „Lass Sev doch in Ruhe! Er weiß schon, was er tut! Er hat nicht mal das Mal! Er war kein Todesser, sondern ein verdammter Spion, so, wie mein Vater auch und das von Anfang an! Und warum sollte er irgendwen in England wissen lassen, dass er noch lebt? Nur um wieder zu einem Geächteten zu werden dem alle misstrauen, der aber gut genug ist, ihnen die Ärsche zu retten?!“ Ron starrte den Blonden böse an. Zwischen Draco und ihm hatte sich nie eine Freundschaft entwickelt, sie waren nur dazu übergegangen, sich zu tolerieren, da Harry nicht bereit gewesen war, zwischen ihnen zu wählen. „Ach ja? Was hat er denn zu verstecken, dass er sich nicht traut, vor das Wizgamont zu treten? Hä? Wenn er nicht zu den Bösen gehört?!“ Harry, der Streit immer noch hasste, sagte nur leise: „ Weil er nicht will, dass die Welt erfährt, wer er wirklich ist... Im Grunde wollte er nicht mal, dass ich es euch sage und ehrlich gesagt, weiß ich auch nicht mehr, ob es eine gute Idee wäre, Ron. Du benimmst dich immer noch wie ein Kleinkind.“ Alle drei sahen Harry vollkommen überrascht an. Mit solchen Worten hatte bei ihm niemand gerechnet, denn Ron und Hermine hatten die großen Veränderungen an ihrem Freund nach der Schlacht nicht wirklich registriert und Draco hätte nie erwartet, dass Harry sich mal gegen Ron zur Wehr setzen würde. „Was will er nicht, das alle wissen?“, fragte Hermine sanft. Sie strich ihrem Freund über die Hand, etwas überrascht, als der sie ihr entzog. „Du weißt, dass wir nichts sagen werden und ich werde auch sicherstellen, dass Ron seine laute Klappe hält – oder er kann den Rest seines Lebens auf dem Sofa oder Boden nächtigen.“ Harry sah die Beiden eine ganze Weile lang an, bevor er schließlich ansetzte: „Sev ist ein Mondelf, so hat er es, glaub ich, genannt, ihr befindet euch im Elfenreich Naphthalla, das von der Muggel und Zauberwelt strickt getrennt gehalten wird und Sev.. ist ihr König...“ „Was? Kumpel du verarschst uns! Das... kann doch gar nicht sein! Wenn es so wäre, warum hatte Snape dann als Tränkemeister arbeiten sollen?!“ „Weil er verhindern musste, dass Voldemort oder Dumbledore die Eingänge zu Naphthalla entdecken. Und der Professorenjob hat ihm eine gute Tarnung gegeben...“ „Ich glaub das nicht!“, stöhnte Ron. „Die schmierige Fledermaus ist ein K...K...König?!“ Harry knurrte und noch bevor er registrierte, was er tat, hatte er Ron geohrfeigt: „Hör auf! Hör auf, ihn so zu nennen! Er ist nicht schmierig, er ist nicht dreckig und er ist nicht gemein! Er ist sanft und lieb und er war, seit er mich gefunden hat, immer für mich da! Er hat mir sogar erlaubt, euch hierher einzuladen!! Er bewirtet euch, er hat euch gut untergebracht und du hast nichts Besseres zu tun, als ihn zu beleidigen?!“ „Sag mal...?!“ Nur Hermines schnelles Eingreifen hinderte Ron daran, sich auf seinen Freund zu stürzen. „Harry hat Recht, “ stellte sie ruhig fest. „Du benimmst dich, wie ein verzogener Bengel! Du und deine Vorurteile! Ron, reiß dich zusammen!“ „Nein!“, brüllte der Rotschopf aufgeregt. „Ich will wissen, warum er Snivvelus so verteidigt! Das hat er früher auch nicht getan!“ „Weil ich ihn liebe!“ Stille. Absolute Stille. Man hätte eine Nadel ins Gras fallen hören können, in diesem Moment. Bis Sitara warnend fauchte. „Was?!“, röhrte Ron aufgebracht. „Sag mal, spinnst du? Schön und gut, dass du auf Kerle stehst, aber was zum Henker willst du mit dem? Nimm Charlie! Nimm Viktor oder sonst wen! Aber doch nicht...!“ „Ron, halt den Mund!“, knurrte Hermine nun wirklich sauer, sie sah ihren Freund an, der kurz vor einem Tränenausbruch zu stehen schien, aber sich zurückhielt, wie immer. Sie blickte auf Harry. „Harry, du weißt, dass er als Elf auch sehr gut einen anderen Gefährten haben könnte und dass er den dann über dich stellen würde, weil...?“ „Mine, ihr versteht nicht! Ich BIN sein Gefährte!“ Draco zog den Jüngeren automatisch in seine Arme. Das war für ihn nichts Neues, im Gegenteil. Seinem Vater und ihm war das schon mit dem Brief klar geworden, den sein Onkel ihnen geschickt hatte, als sie nicht gewusst hatten, wo Harry sich befand. Es war nur das erste Mal, dass der Jüngere sich das auch so direkt einzugestehen schien. „Red doch keinen Scheiß! Kein Elf würde einen Sterblichen als Gefährte haben! Red dir keinen solchen Mist ein!“ Langsam, sehr langsam öffnete Harry seinen Gürtel, hob dann die Tunika an, so, dass seine Zeichnungen auf dem Bauch und um seinen Nabel sichtbar wurden. „Ich... bin nicht... wie du,“ brachte er mühsam heraus. „Was...?!“ Draco starrte seinen Freund verdattert an: „Weißt du, welches Glück du hast, überlebt zu haben?“, fragte er, während er die Tunika sanft wieder herunter zog und seinen Freund wieder in die Decke einwickelte. „Sev hat es mir gesagt...“ „Was...?!“ Hermine starrte den Anderen böse an. „Draco, ich gehe mit Ron in unser Zimmer und wasche ihm den Kopf, bleibst du bei Harry?“ Der Blonde nickte schließlich. Hermine erhob sich und drückte Harry an sich. „Las ihn brüllen, Ron wird sich auch wieder beruhigen, ich werd es ihm erklären...“ Damit verschwanden die Beiden. „Harry?“, fragte Draco besorgt. Er wusste, wie sehr sein dunkelhaariger Freund Streit jeglicher Art hasste. Der Angesprochene sah kurz auf. „Warum ist Ron nur immer so stur?“, fragte er tonlos. „Weil er nicht begreifen will, Ron hasst Veränderungen. Darum komm ich auch nicht mit ihm klar, “ fügte Draco an. Er strich Harry durch seine Haare. „Und?“, fragte er dann. „Wie ist mein Onkel so außerhalb von Hogwarts und als Liebhaber?“ „Sanft, “ lächelte Harry, wobei sein Gesicht wieder einen verträumten Zug annahm. „Liebevoll und geduldig. Etwas gluckenhaft, aber das bist du ja auch.“ „Das brauchst du auch, “ gab Draco sofort zurück. „Das beweist du jedes Mal aufs Neue...“ Er strich durch Harrys lange Haare. „Du bist also ein Aloja...“ „Hmhmmm...“, der Grünäugige nickte. Er fühlte sich immer noch schlecht, er hatte doch nicht mit Ron streiten wollen. Er hatte sich so auf das Wiedersehen gefreut und dann brach der Rotschopf schon wieder einen Streit vom Zaun und dieses Mal war er sich alles Andere als sicher, ob der Andere sich wieder einbekommen würde. „Mach dir nicht so viele Gedanken, der Hitzkopf wird sich schon wieder einbekommen. Du siehst müde aus, Kleiner.“ „Nicht so schlimm, “ gab Harry nur zurück. Ja, er war erschöpft, aber das war wirklich kaum der Rede wert. Draco runzelte die Stirn, sagte aber nichts zu diesem Thema, zu gut war er auch mit Harrys Sturheit vertraut. Stattdessen schlug er dem Jüngeren vor: „Erzähl mir etwas, Weasley mag ja kein Interesse daran haben, aber mich interessiert es sehr... ihr habt die Bindung noch nicht vollzogen, nicht wahr?“ Harry wurde feuerrot, doch er schüttelte den Kopf. „Ich... er hat gesagt, dass es Zeit hat und das er mich nicht drängen wird... aber... wir haben andere Dinge gemacht...“ Draco hob eine Augenbraue: „Du weißt aber, dass du... dass ihr... das bald ändern solltet?“ „Warum?“ Der Blonde seufzte leise. „Ganz einfach – weil Sev mit Sicherheit gedrängt wird, die Bindung zu vollenden, was er dir nie sagen würde. Die Bindung ist nicht nur für ihn, sondern auch für sein Land wichtig.“ „Warum?“, fragte Harry verwirrt. „Weil es Sevs Status fundiert, gebunden zu sein und er dadurch einen höheren Stand erhält, es stärkt seine Macht und die Rechtmäßigkeit seiner Regierung, wenn du so willst.“ „Warum... hat er mir das nie gesagt?!“ „Wie du gesagt hast, er will dich vermutlich nicht bedrängen...“ Der Grünäugige seufzte schwer, doch er nickte. Natürlich. Severus hatte ihn nie drängen wollen, erst Recht, seit er hinter das gekommen war, was sein Onkel getan hatte... Es würde wohl an ihm liegen, das zu ändern. Auch, wenn er Angst vor Sex hatte. Aber Sev würde ihm nicht wehtun, oder ihn verletzen, es würde anders sein, als mit Vernon, da war er sich sicher, denn wenn Sex nur wehtäte, würden es nicht so Viele tun. Draco lächelte: „Es wundert mich, dass ihr es noch nicht getan habt, “ gab er dann offen zu. „Als ich noch klein war, hatte Onkel Sev oft für ein oder zwei Tage einen Gespielen dabei und die wollten alle immer mehr, ich hab damals nicht verstanden, was sie gemeint haben, aber mann, muss Sev eine Bombe im Bett sein!“ Harry wurde nur noch röter. Er wusste ja, dass der Andere gut war, in dem was er tat. Jedes Mal, wenn Sev und er etwas getan hatten, war es großartig gewesen. Aber er verband mit Sex bisher einfach nur Schmerzen. Und Scham. Er wusste, er musste sich überwinden, vor allem, wenn andere seinen Gefährten sonst unter Druck setzen würden, das war etwas, das er gar nicht einsah. Draco grinste nur, als er das sah, beschloss aber, das Thema erst mal fallen zu lassen. „Du bist müde, Kleiner. Ich hab gehört, dass du wieder mal das Dummes getan hast, also würde ich sagen, legst du dich etwas hin, ich bleib ja nun länger und die rote Pest wird wohl eine Weile brauchen, bis sie sich beruhigt hat. Komm, ich bring dich ins Bett, Fliegengewicht.“ „Nein! Ich will nicht rein!“, protestierte der sofort. Draco stöhnte nur frustriert. „Du Dickkopf, du bist doch vollkommen am Ende....“ „Aber ich schlaf doch nicht einfach und überlass dich dir selbst!“ „Ich bin ein großer Junge, “ stellte Draco trocken richtig. „Ich kann mich auch mit einem Buch beschäftigen. Also... wo möchte der Prinz nun zu schlafen geruhen?“ „Du bist gemein, “ nuschelte Harry, aber er wusste, ab einem gewissen Punkt war es einfach nur noch sinnlos, mit dem Anderen zu diskutieren, das musste er sich von seinem Onkel abgeschaut haben. „Los, entscheide dich, sonst schlepp ich dich ins Bett!“ „Ich... na gut, “ gab er schließlich nach. „Hilfst du mir bitte in den Stuhl?“ er deutete auf seinen Stoffstuhl, den er in Beschlag genommen hatte. Sev selbst mochte ihn nicht sonderlich, aber er fühlte sich darin einfach nur eigenartig sicher. Draco folgte dem Blick und sah den Anderen ungläubig an: „In dem Ding willst du schlafen? Wie?!“ „Es ist bequem!“, verteidigte Harry sich, während er langsam aufstand – und erst mal wieder gegen seinen Schwindel ankämpfen musste. Aber Draco war sofort da, hob ihn hoch, als würde er immer noch nichts wiegen und brachte ihn zu seinem Stuhl. „Also, du bist etwas schwerer, als früher, aber immer noch zu dürr, Fliegengewicht!“, er half Harry, es sich gemütlich zu machen. Also, er könnte so nicht pennen, aber er war ja auch nicht der Andere, er wusste, dass Harry schon in anderen Lagen geschlafen hatte. Er gab dem Jüngeren noch die Decke und konnte tatsächlich zusehen, wie Harry einschlief und dabei seine Decke umklammerte. Der Dunkelhaarige sah einfach zu süß aus, wie er da so lag. Na ja, eigentlich ja eher saß, aber bitte... Er selbst holte ein Buch aus seiner Umhangtasche, vergrößerte es und machte es sich auf der Bank bequem, er grinste auch, als auf ein Mal ein Tablett mit Eistee und Süßigkeiten auftauchte, sowie mit einer Karaffe Limo, wohl eher Harrys Zeug. Ja, hier ließ es sich wohl eine Weile aushalten, denn der Andere war wohl für länger außer Gefecht, es wunderte ihn, dass Sev den Jüngeren überhaupt aus dem Bett gelassen hatte. Sein Onkel hatte sie geholt, als Harry aufgewacht war, es waren erst drei Stunden vergangen und schon befand sein keiner Freund sich wieder im Tiefschlaf. Draco bezweifelte, dass der Andere morgen wieder auf den Beinen sein oder vor in zwei Wochen wirklich wieder fit sein würde und es würde ihn wirklich wundern, würde Sev ihn vorher wieder raus lassen. Na ja, das würde er wohl nur per Brief erfahren. Denn er würde in ein paar Tagen trotzdem zurückgehen, immerhin wartete da seine Verlobte und die Schule. Na ja, wenigstens musste er nicht zurück nach Hogwarts. Er machte sich aber Sorgen um seine Eltern. Nur hatten die auch oft genug bewiesen, dass sie durchaus in der Lage waren, sich zu schützen. Aber Harry tat ihm Leid. Nun war Weasley wegen der Sache mit Severus ausgetickt, aber die würde er noch akzeptieren, er war in der magischen Welt groß geworden, er verstand, wie wichtig Gefährten waren, aber das Problem war, dass Sev den Jüngeren sicher nicht nach Hogwarts gehen lassen würde, selbst, wenn Harry zurück gehen wollte, was ja nicht der Fall war, wie Draco wusste. Aber er ahnte, dass das zu einem weiteren Streit führen würde. Denn Weasley erwartete ja, dass Harry mit ihm und Granger in diese infernale Schule zurückkehren würde. Erst noch zwei Stunden später spürte Draco eine Hand auf seiner Schulter. „Na, fertig, Onkel Sev?“ „Besonders mit den Nerven, “ knurrte der nur zurück. Der Rat hatte länger gedauert, als er gerechnet hatte und um dem noch die Haube aufzusetzen, hatten seine Gefangenen ihm gesagt, dass sein Onkel vermutlich der bessere König gewesen sei, weil der keinen Aufstand wegen so einer ‚Lappalie’ gemacht hätte. Was ihn zum Ausflippen gebracht hatte. Der einzige Grund, warum diese Bekloppten noch kein Sushi an der Wand waren, war, dass Severus wusste, dass Harry das nicht wollen würde. Leise trat Severus zu dem Stuhl, den sein Gefährte so liebte. Es wunderte ihn wenig, dass Harry darin schlief. Er strich über dessen angespanntes Gesicht, das auch leicht zuckte, bevor es sich gegen seine Hand lehnte. „Es hat Ärger gegeben, “ stellte er dann unbeeindruckt fest. Damit hatte Severus gerechnet, er wusste, dass er Alles, nur sicher nicht ein Liebling von Ronald Weasley war. „Woher....?!“ „Harrys Gesicht, es ist normalerweise nicht so angespannt, wenn er schläft, “ gab der Tränkemeister ruhig zurück. Vorsichtig hob er seinen Gefährten aus dem Stuhl und setzte sich auf die freie Bank, wo er den Jungen neu zudeckte. Harry kuschelte sich sofort in seinen Armen zurecht, ohne auch nur Anstalten zu machen, aufzuwachen. Aber ja, er war fit, unendlich fit... „Du kennst ihn wohl ziemlich gut...“ „Ich habe ihn jahrelang beobachtet und unterrichtet, “ gab der Elf mit einer gehobenen Augenbraue zurück. „Außerdem trägt er doch seine Gefühle immer im Gesicht.“ Sanft küsste er den Jüngeren auf die Stirn. „Was ist denn genau passiert?“, hakte Draco endlich nach. „Dazu sind wir nicht gekommen, Weasley hat beschlossen, durchzudrehen, als Harry erzählt hat, dass er dich liebt.“ Als Severus das hörte, musste er dann doch lächeln. Es war wohl das erste Mal, dass Harry das gesagt hatte, zu Anderen auf jeden Fall. Aber dann wurde sein Gesicht wieder hart. „Ich habe damit gerechnet, “ gab er zurück. „Granger ist eine Sache, aber ich denke, die Freundschaft zu Ron wird nur noch eine Oberflächliche bleiben, unter der die Risse immer größer werden. Du bist sein bester Freund, dich braucht er. Vielleicht noch Granger, aber auch das wird sich ändern, da dann auch immer Weasley dabei sein wird... und der wird nie verstehen. Weasley wollte immer Ruhm und im Mittelpunkt stehen, er versteht nicht, dass Harry nicht besonders sein will.“ Draco nickte. „Das hab ich mir auch schon gedacht, “ stimmte der Blonde zu. „Es tut mir leid für Harry, aber ich hab es schon gesehen, als Granger und Weasley weggefahren sind, um Ferien zu machen, ohne ihn mehr zu drängen, mitzukommen oder ihnen zu sagen, wo er lebt und die Ferien verbringt, ich mein, ich hab es doch auch raus bekommen. Man muss ihn nur genug nerven...“ Severus nickte. „Ja, aber die Entfremdung hat schon viel eher angefangen.“ „Wann denn dann?“ „Beim trimagischen Turnier...“ „Als er die Pins mit Potter stinkt überall verteilt hat?“ „Ja. Das hat Harry nie ganz überwunden, das hat sein Vertrauen in Weasley extrem erschüttert. Danach ist das nie wieder gekittet worden, nie ganz. Darum hattest du auch die Chance, dich mit Harry anzufreunden, weil der nicht mehr bereit war, Ron und dessen Vorurteilen rückhaltlos zu trauen.“ Draco nickte. „Also – erfahre ich, wo er sich wieder hat so zurichten lassen?“ „Harry war beim Üben auf dem Drachenparcours und...“ „Stop! Moment! Was? Drachen? Wie?!“ Severus seufzte. „Er ist Vollblutaloja, “ gab der Tränkemeister zu wissen. „Harry hat innerhalb kürzester Zeit sämtliche Tiere im Umkreis davon überzeugt, dass sie ihn zu lieben haben. Und damit meine ich nicht nur die kleine Pest, die es sogar wagt, mein Bett zu belagern, ich rede von den gesamten Stallungen, von den Vögeln, vom Wild, er kuschelt sogar mit Bären! Ja, und vor einigen Tagen... hat er beschlossen, dass ein Drache in seiner Sammlung leider noch fehlt.“ „Er... ist Drachenreiter geworden??!“ „Ja, “ gab der Elf zurück, strich durch die dunklen Haare seines Gefährten. „Er hat ein Training absolviert und seine Flugkünste haben Eifersucht ausgelöst – mit drastischen Angriffen auf ihn. Seine Flügel haben ihm das Leben gerettet, zusammen mit seinem Drachen. Einer seiner Bodyguards hat versucht, ihn zu versorgen, aber der Zauber hat verhindert, dass die Blutung stoppt. Er wäre um ein Haar verblutet, aber... wir haben scheinbar kompatibles Blut...“ „Und... du hast ihn aus dem Bett gelassen??!“ „Weil ich wusste, dass du da bist, “ gab Severus ernst zurück. „Mit Weasley hätte ich ihn sicher nicht allein gelassen. Außerdem weiß Harry selbst nicht, wie knapp es war. Ich wollte es ihm nicht sagen. Wir haben eine gute Stunde nicht gewusst, ob er es schafft.“ Draco lächelte, überrascht und geehrt über das Vertrauen des Älteren. Er sah zu dem Jungen, der für ihn wie ein kleiner Bruder war. „Er schafft es wirklich immer, in Schwierigkeiten zu geraten. Nun – zumindest wird dir nie langweilig werden.“ „Nein, “ lachte Severus leise. „Das sicher nicht. Ich bin zu beschäftigt, Herzinfarkte wegen ihm zu bekommen.“ „Was wirst du mit denen machen, die ihn angegriffen haben?“ Das Gesicht des Älteren wurde eiskalt. „Sie werden sich wünschen, nicht geboren worden zu sein, aber nein, ich habe nicht vor, die beiden umzubringen. Das würde Harry nicht wollen. Aber bevor mein Onkel nicht tot ist, werde ich sie auch sicher nicht frei lassen und wie viel dann noch von ihnen übrig sein wird, sei dahingestellt.“ Der Blonde nickte. „Recht hast du, “ gab er leise zurück. „Und... wie geht es weiter? Harry wollte auf gar keinen Fall je nach England zurück zu kehren, wegen all der Erinnerungen... wegen Remus, Sirius und... vor allem, weil er dachte, dass du da gestorben bist.“ „Er wird hier unterrichtet. Richtig unterrichtet. In den Dingen, die ihm liegen. Ihn zu zwingen, Tränke zu brauen, ist lächerlich. Oder Geistzauber. Er hat nicht den Charakter, so etwas zu erlernen, seine Abstammung schützt seinen Geist vor allen außer vor mir, ich will ihn nicht noch mal durch diese Hölle schicken. Hier wird er lernen, seine wahren Kräfte zu beherrschen, Dumbledore hat schon lang genug versucht, eben die zu verstümmeln. Er hat keine Ahnung vom Ausmaß seiner Kräfte, die sich gerade erst wieder erholen.“ „Was??!“ Severus nickte. „Man hat Harry einen Zauberstab mit Phönixfeder gegeben, sie seine Magie unterdrückt und sogar unkontrollierbar gemacht hat.“ Er strich leicht über Harrys Arm und beobachtete, wie der sich kurz bequemer zurecht kuschelte. „Außerdem hat Dumbledore jahrelang die Misshandlungen gedeckt...“ „Hab ich es doch gewusst!“ „Ja, allerdings...“, Severus nickte traurig. „Der Alte ist krank und er versucht immer noch, einen Weg in die abgeschotteten Kolonien zu finden, er erwartet vermutlich, dass wir uns entweder widerstandslos niedermetzeln lassen oder ihm horrende Summen als ‚Steuern’ zahlen.“ „Wow... Das ist ja... Wahnsinn! Spinnt er?!“ „Allerdings, “ gab Severus nur zurück. „Draco, ich würde sagen, du gehst in dein Zimmer oder in die Bücherei, sag Zeon oder Neo bescheid, sie zeigen sie dir. Ich lasse dich morgen wieder holen, wenn Harry wach ist. Ich bringe ihn ins Bett und selbst, wenn er heut Abend noch mal aufwacht, wird er wohl nur essen und wieder schlafen.“ Draco nickte. Er verstand seinen Onkel durchaus, besonders da er sah, dass der mit Harry allein sein wollte. „Ist gut, “ nickte er. „Aber lass Weasley etwas zappeln, ja? Der wäre fast auf Harry losgegangen.“ „Worauf du dich verlassen kannst, “ knurrte Severus nur und folgte, Harry auf dem Arm, dem Blonden zurück ins Zimmer, wo er seinen Gefährten in ihr Bett legte und erst mal ins Bad verschwand. Dort duschte er sich, zog sich um, so, dass er es bequemer hatte und setzte sich mit einem Buch ins Bett, wo Harry lag und sich wieder zusammen gerollt hatte. Er war immer noch bleich und zittrig. Nein, Harry würde noch mindestens einen Tag brauchen, bevor er längere Strecken ohne Hilfe gehen konnte. Sein kleiner Unglücksrabe eben... Kapitel 12: Schwarz und weiß ---------------------------- Serena saß mit Thea an ihrem Kaffeetisch, eine Tasse vor jeder von ihnen. Die Heilerin war immer noch recht bleich und etwas sagte ihr, dass sie sich wohl an diesen Zustand würde gewöhnen dürfen. Sie mochte den grünäugigen Jungen, den sie im wachen Zustand bisher nur ein Mal gesehen hatte, aber er war auch sehr anstrengend. Harry schien das Unglück magisch anzuziehen, ohne es auch nur im Geringsten zu wollen, er geriet in Situationen, die jeder Beschreibung spotteten, meist ohne jegliche Schuld an der Sache. Noch immer steckte ihr der Schreck in den Knochen, denn sie hätte ihren jungen Patienten ein weiteres Mal um ein Haar verloren. „Und die leben tatsächlich noch, “ erzählte Serena gerade. „Gut, einer von Beiden wird nie wieder laufen, da Sev das Rückrad mehr als gründlich zertrümmert hat und der Andere wird sein Lebtag nichts mehr in die rechte Hand nehmen können, aber ich war trotzdem beeindruckt. Früher hätte er nicht gezögert, sie umzubringen..“ „Sein Gefährte tut ihm gut, “ gab Thea nur zurück. „Er hat Severus endlich ruhiger werden lassen, die Rastlosigkeit aus seinen Augen ist endlich verschwunden. Er hat gefunden, was ihm wichtig ist...“ „Und es um ein Haar wieder verloren. Dabei ist Harry so ein guter Junge. Ich verstehe diese Eifersucht einfach nicht!“, ereiferte Serena sich. „Er hatte Spaß am Fliegen, er war gut! Und das hat ihnen als Grund gereicht! Talent!“ Thea nickte traurig. „Ja, leider, “ gab sie zurück. „Und sie hätten um ein Haar ihr Ziel erreicht, “ fügte sie an. „Und damit wäre es gleichgültig geworden, ob nun Theodore oder Severus auf dem Thron säßen – wir wären verloren gewesen..:“ „Ja, “ nickte Serena traurig. Sie spielte mit ihrem Gebäck, lächelte aber dann ermutigend. „Harry ist stark, er weiß, was an ihm hängt, er wird nicht einfach so sterben. Er liebt Sev. Du hättest mal seine Blicke sehen können! Trotz allem, was geschehen ist, sucht er dauernd Sevvies Nähe! Neulich ist er sogar im Rat aufgetaucht!“ „Davon habe ich gehört, “ grinste Thea belustigt. „Die müssen alle aus der Wäsche gesehen haben wie ein Haufen Idioten, sie haben es bis dahin nicht geglaubt!“ „Ihre Schuld, “ gab Serena nur zurück. „Ich werde auf jeden Fall immer auf den Kleinen achten! Er ist einfach zu drollig! Man muss ihn einfach gern haben!“ Thea lächelte. „Und ich werde mein Möglichstes tun, ihn am Leben zu erhalten, “ gelobte sie. „Ich hoffe, dass das die letzte Messerspitzenaktion gewesen ist, “ fügte sie an. „Das zehrt wirklich an den Kräften!“ Serena hob nur eine Augenbraue: „Etwas sagt mir aber, dass das wahrlich nicht alles gewesen ist. Glaub mir, das wird noch öfter geschehen...“ „Das ist es, was ich fürchte, “ gestand Thea. Der nächste Morgen kam früh für Severus, da Harry während eines Alptraums wieder begann, um sich zu schlagen. Er brauchte auch eine ganze Weile, um sich zu beruhigen. Vermutlich hatte der dumme Streit mit dem sturen Rotschopf wieder Erinnerungen in seinem Gefährten geweckt, denn normalerweise hatte er eben keine Alpträume, wenn er in Severus’ Armen schlief. Der Tränkemeister brauchte eine ganze Weile, bis er den Jüngeren wieder beruhigt hatte, der in einen ruhigen Schlaf zurückgefallen war, nun mit dem Kopf auf dem Brustkorb des Älteren, wodurch der sich vorerst nicht wirklich aus dem Bett verdrücken konnte. Aber das hatte er auch nicht wirklich vor. Er strich leicht über Harrys Schopf und lächelte etwas. Der Jüngere war am Abend wirklich, wie er es sich gedacht hatte, nur noch mal kurz aufgewacht, hatte etwas gegessen und sofort weiter geschlafen. Der Nachmittag war für ihn eben doch sehr anstrengend gewesen. Er wusste, wie sehr Harry an seinen Freunden hing und diese scheinbare Ablehnung, nein, die offensichtliche Ablehnung und die Inakzeptanz des Anderen, ihre Beziehung zu tolerieren, hatte ihn wirklich mitgenommen. Gerade Aloja waren sehr auf ihre Gefährten geprägt und bei Harry war es noch auffallender, eben weil er auf jede nur erdenkliche Art misshandelt worden war. Harry würde nicht überlegen, für wen er sich entscheiden würde, auf so etwas würde er gar nicht kommen, aber es würde ihm sehr, sehr weh tun, denn trotz und alledem war dieser unerträgliche Idiot mit den roten Haaren sein erster Freund gewesen. Und der Grünäugige hatte dem Anderen das erste Mal in seinem Leben geschlagen. Um Severus zu verteidigen. Der Andere machte sich wenig Illusionen über das, was nun geschehen würde. Ron würde sich weigern, auch nur eine Unze von seiner Meinung abzuweichen, er würde das Thema zwar nicht mehr wirklich ansprechen, sollten sie wieder miteinander sprechen, aber es würde immer Seitenhiebe geben, was dazu führen würde, dass Ron nicht mehr kommen würde, weswegen auch Miss Granger auch nicht mehr oft da sein würde und so hatte Harry im Grunde dann gleich zwei Freunde verloren und bleiben würde wohl nur Draco. Das war dem Jüngeren gegenüber alles anders als fair, aber wohl nichts, als eine realistische Einschätzung der Situation. Aber Draco würde Harry wohl immer bleiben und er würde auch andere Freunde finden, hier. Er war sich auch sicher, dass die Zwillinge Harry wohl erhalten bleiben würden. Und er war ja schließlich auch noch da. Er konnte seinen jungen Gefährten leicht beschäftigen und er musste ihn ja auch noch unterrichten. Aber das hatte Zeit, denn erst in ein paar Tagen würde der Jüngere ohnehin wieder auf den Beinen sein. Er hatte gestern bewiesen, wie schlecht er immer noch beieinander war. Er blieb noch eine Weile liegen, dann aber legte er Harry vorsichtig auf die Kissen zurück. Er küsste den Jüngeren sanft, deckte ihn zu und trat ins Bad, machte sich fertig. Ob er wollte, oder nicht, er musste später wieder in den Rat, denn dummerweise hatte sich herum gesprochen, dass er wieder da war und dass er einen Gefährten hatte. Aber wenigstens hatte er nun wirklich eine gute Ausrede, warum er den Jüngeren nicht den vielen Blicken aussetzen musste. Harry war wirklich krank und ihm dann diesem Stress auszusetzen, wäre eine Frechheit. Als er fertig war, setzte er sich wieder zu Harry, der sich, wie immer, wenn er allein war, eng in sich selbst zusammen gerollt hatte. Neben ihm hatte es sich, wohl in dem Moment, als er selbst das Bett verlassen hatte, Sitara gemütlich gemacht. Sie blickte ihn fast schon herausfordernd an. „Freches Vieh, “ murrte er und strich kurz über ihr Fell. In den letzten Wochen hatte er sich wohl oder übel an die ständige Begleiterin seines Gefährten gewöhnt. Aber er musste sagen, dass sie sich nicht schlecht machte. Sie war ein magisches Geschöpf, das seinen Herrn auch verteidigen konnte und sie war absolut treu, nicht launisch und wechselhaft wie ein Mensch – zumindest nicht Harry gegenüber. Bei ihm war das dann schon was Anderes, aber er war ja auch ein ernst zu nehmender Konkurrent um die Aufmerksamkeit des Grünäugigen. „Mach es dir hier nicht zu bequem, “ knurrte er halbherzig. „Ich dulde keine ausgewachsene Wildkatze in meinem Bett...“ Sitara starrte ihn nur an, legte ihren Kopf dann frech auf das Kissen des Tränkemeisters. Wenn sie ins Bett wollte, würde sie schon rein kommen, da war sie sich sicher, auch, wenn sie ganz ausgewachsen sein würde. Severus seufzte, er konnte regelrecht sehen, was das Vieh dachte und das Schlimmste war, er wusste, es hatte Recht. Dieses Ding würde ihm wohl eine Weile erhalten bleiben. Aber was nahm er nicht alles in Kauf... „Harry....“ Langsam erwachte Harry, er war immer noch etwas dösig, doch die Stimme des Anderen war für ihn Grund genug, seine Augen zu öffnen. Er wandte sich um, lächelte, als er seinen Gefährten sah. „Guten Morgen...“ „Guten Morgen, Langschläfer, “ gab er zurück, küsste den Anderen sanft. „Wie geht es dir?“ „Besser, “ gab der Jüngere zurück, ohne zu zögern. „Etwas schwindlig, aber sonst toll, ganz normal...“ „So lange, bis du wieder auf deinen Beinen stehst, “ gab Severus nur trocken zurück. Er strich dem Anderen einige Strähnen aus dem Gesicht. „Ich helfe dir ins Bad, dann können wir noch zusammen frühstücken, aber ich fürchte, ich muss danach auch schon in den Rat...“ Kurz zog Harry einen Flunsch, doch dann lächelte er und ließ sich nur zu gern aus dem Bett helfen, denn Severus hatte Recht behalten, er konnte sich noch nicht wirklich wieder auf den Beinen halten. Vielleicht ja nach dem Essen. Der Tränkemeister half Harry ins Bad, er blieb auch dabei, als der sich unter die Dusche stellen wollte, unbedingt und auf der Stelle. Das war auch besser so, denn als sein Gefährte heraus kam, strauchelte er und nur die Arme des Älteren bewahrten ihn vor Schlimmerem. Er sagte auch nichts mehr groß dazu, er wusste, das war verschwendete Liebesmüh. Stattdessen half er Harry, sich bequem anzuziehen. „Heute wirst du wohl noch mit der Wohnung Vorlieb nehmen müssen. So lasse ich dich nicht rumlaufen, nicht mal in Dracos Begleitung.“ „Aber...!“ Der Ältere hob Harrys Kinn. „Willst du dich schon wieder auf die Nase legen? Draco bleibt noch die gesamte Woche, so, wie die anderen Beiden auch. Wenn du es gleich wieder übertreibst, hast du gar nichts davon...“ Harry seufzte, da der Andere ja Recht hatte. Aber er hatte ein schlechtes Gewissen. Da waren seine Freunde da und nun das. Obwohl... Freunde? Er war sich nicht mehr so sicher, immerhin hatte er Ron eine gescheuert. Auch, wenn Hermine ihm nicht böse war, er kannte den Rotschopf, der würde es sein. Ron verstand viele Dinge einfach nicht, auch seine Freundschaft mit Draco. Wie würde er da je seine Beziehung zu dessen Hasslehrer akzeptieren? Severus merkte, wie die Stimmung des Anderen umschlug, er küsste ihn sanft. „Du grübelst ja schon wieder, “ rügte er nur und brachte Harry wieder nach draußen zum Tisch auf der Terrasse, wo die überfleißigen Hauselfen mal wieder den Tisch gedeckt hatten. „Essen wir erst mal, ich gehe dann wieder, wenn Draco da ist.“ „Meinst... meinst du, dass Ron noch mal mit... mir sprechen wird?“, fragte Harry schließlich leise. Er wusste, der Andere kannte den Rotschopf so gut, wie er selbst. Der Elf strich Harry sanft über die Haare. „Das wird er, Miss Granger wird ihn sicher dazu prügeln, wenn Mister Weasley vorhat, in nächster Zeit wo anders zu schlafen, als auf dem Sofa.“ „Aber... er wird nicht mehr so sein, wie...“ „Das war er seit Langem nicht mehr, nicht wahr?“, fragte Severus ruhig, während er Harrys Schüssel mit einem Müsli, Joghurt und Früchten füllte. „Du hast Draco, sieh Ron als guten Bekannten. Es ist schwer, aber es war abzusehen. Ron will nicht lernen, er verträgt keine Veränderungen. Er wird sich immer dagegen wehren.“ Harry kuschelte sich an den Anderen: „Ich weiß, aber... es ist schwer, “ flüsterte er ohne erst mal sein Essen zu beachten. „Was ist so schlimm an dir? Ich meine, er hasst dich, ohne auch nur mal nachzudenken, warum du so getan hast, als wärest du unausstehlich, er will noch nicht mal nachdenken...“ „Weil eine schwarz-weiße Weltsicht viel einfacher ist, als zu lernen, wie man die Grautöne auseinander hält. Du hast sehr schnell gelernt, dass die Welt grau ist, darum hast du dich auch leichter damit abfinden können. Und jetzt denk nicht so viel darüber nach, iss dein Frühstück und deine Tränke warten auch schon.“ Harry nickte. Er wusste, dass das, was der Andere sagte, wahr war. Er hatte früh gesehen, dass Böse nicht nur böse war und Gut bei weitem nicht immer gut. Er griff nach der Schale, die der Andere ihm gab und begann zu essen, trank dann seine Tränke und lehnte sich einfach nur an seinen Gefährten. Er lächelte etwas, als dessen Hand sich um ihn legte. Er war immer wieder erstaunt, wie der Ältere ihn beruhigte, allein dessen Nähe war etwas, dass ihn fast alle Sorgen vergessen ließ. Er war zwar etwas traurig, aber es nahm ihn nicht wirklich so mit, wie er es eigentlich erwartet hätte. Nicht, solange er wusste, dass er zu dem Älteren kriechen konnte. Draco hatte Recht, Harry hatte keinen Grund, Angst zu haben oder zu zögern, nicht, solange es um Sev ging. Der Andere würde ihm im Leben nicht wehtun, hatte der ihm doch gezeigt, dass es beim Sex auch Dinge gab, die Spaß machten. Mit dem Anderen war sicher auch der Sex nicht so schlimm. Bevor andere Severus unter Druck setzen würden. Das wollte er auf gar keinen Fall. Severus betrachtete das Gesicht des Jüngeren, der sich wieder beruhigte. Harry kuschelte sich an ihn und es tat dem Älteren fast weh, seinen Gefährten allein lassen zu müssen, aber er wusste, Draco würde auf seinen Pechvogel achten und er würde auch so schnell wie möglich wieder da sein. Zärtlich strich er über die Lippen des Anderen. Er wollte nicht in den großen Saal, er wollte sich um den Anderen kümmern, aber das ging wohl nicht. Nicht bis zum Nachmittag, wie er sein Glück kannte. „Ich muss los, “ seufzte Severus schließlich. Er sah auch nach oben, wo der Himmel sich verdunkelte, wohl zu einem Sommergewitter. „Ich bringe dich noch rein aufs Sofa, hier draußen wirst du nur klatschnass.“ Harry sah nun erst ebenfalls auf und er musste dem Anderen zustimmen. Der Himmel zog sich zu. Er hatte nichts dagegen, nass zu werden, aber er wusste, der Ältere würde sich nur unnötig Sorgen machen. Also ließ er sich von Severus wieder nach Drinnen tragen und auf das Sofa setzen. „Wann bist du wieder da?“, fragte er sofort, während er zusah, wie der Ältere eine prachtvollere Robe überzog und festgurtete. „So schnell es geht, “ versprach Severus und küsste den Jüngeren sanft. „Auf dem Weg sage ich Draco bescheid, er wird sicher schnell hier sein.“ Harry nickte und sah dem Älteren wenig begeistert hinterher, am liebsten wäre er seinem Gefährten selbst nachgelaufen, aber er wusste, dass das eine schlechte Idee sein würde. Er hatte schon in der Dusche Probleme gehabt, zu stehen. Also blieb er sitzen. Stattdessen streichelte er Sitara, die sich, wie immer, sofort zu ihm gesetzt hatte. Er überlegte, wie es wohl mit Ron und somit mit Hermine weitergehen würde. Er wusste, die Beiden liebten sich und er wollte nicht, dass sie ihr Glück wegen eines Streites mit ihm verloren. Ihm war klar, dass die Beiden wesentlich kürzer leben würden, als er, sie waren füreinander wichtiger, als das sie etwas für ihn aufgaben. Er hatte ja schon lange Probleme mit Ron gehabt, die waren nun eben noch gravierender geworden. Er musste das hinnehmen, schwer, wie es ihm fiel. Immerhin hatten die Beiden nicht mal gemerkt, wie es ihm wirklich ging, während Draco sich keine Sekunde lang hatte täuschen lassen. Hermine musste gegen Ende etwas gemerkt haben, aber Ron zum Beispiel gar nicht... „Morgen, Narbengesicht!“ Das riss Harry aus seinen trüben Gedanken, er sah zur Tür und strahlte, als er einen besten Freund sah. „Hi, Blondie!“ Draco lächelte und setzte sich zu dem Anderen, strich ihm kurz über das Gesicht. „Zumindest siehst du besser aus, als gestern, “ stellte er dann zufrieden fest. „Ich fühl mich auch besser, aber Sev sagt, er will nicht, dass ich heut schon aus der Wohnung geh..., “ schmollte er etwas. „Das dürfen wir nicht vor morgen.“ Dracos Augenbraue rutschte nach Oben. „Wie lange, bis du zusammengeklappt bist, als du versucht hast, selbst zu laufen?“ „Woher...?!“ „Ich kenne meinen Patenonkel, “ war die prompte Antwort. „Sev liebt dich, er würde dir fast alles erlauben, außer, es wäre nicht gut für dich. Also hatte er einen Grund, deinen Stubenarrest zu verlängern, “ stellte der Blonde fachmännisch fest. „Hab ich alle Punkte abgedeckt?“ „Rmpf...“ Draco lächelte nur nachsichtig: „Aber ich sag dir, du hättest gestern mal Weasley und Granger hören sollen! Ich wette, der Torfkopf durfte noch nicht mal auf dem Sofa schlafen, er hat bestenfalls noch den Boden bekommen! Granger hat ihn ja so was von runter gemacht wegen seiner Vorurteile! Er war so klein mit Hut und Stelzen! Der wird nachher zu dir gekrochen kommen!“ Harry lächelte nur traurig. „Aber... es wird nie wieder werden, wie früher...“ Der Blonde zuckte mit den Schultern: „Nein, das wohl nicht, aber er wird zumindest erst mal seinen Schnabel halten!“ „Hoffentlich, ich mag es nicht, wenn man Sev beleidigt...“ „Oh, oh! Da ist wirklich jemand verliebt!“, lachte Draco nur, wuschelte dem Anderen durch die Haare. „Aber du hast Recht, das, was Weasley immer ablässt ist wirklich nicht fair...“ Erst zwei Tage später konnte Harry seinen Geliebten davon überzeugen, dass er wieder in der Lage war, nach draußen zu gehen und dass seine Leibwächter ja nicht umsonst da waren, dass der Zwischenfall sich nicht wiederholen würde und der Tränkemeister ließ sich erweichen. Er wusste, er war verdammt. Wenn Harry wirklich etwas wollte und ihn mit diesen großen, grünen Augen ansehen würde, würde er wohl immer nachgeben. Oder so gut wie immer... Weasley stank ihm aber gewaltig. Es herrschte eine Art brüchiger Waffenstillstand zwischen ihnen, der Severus nicht wirklich gefiel. Der Rotschopf schoss die gesamte Zeit mit bösen Kommentaren um sich, während Harry seine verletzten Gefühle wieder hinter einem dummen Dauergrinsen versteckte. Aber nachts kam es dann doch jedes Mal raus. Weswegen er Weasley und Granger gebeten hatte, sie an diesem Morgen zu verlassen. Um Granger tat es ihm ja Leid, aber er war einfach nicht bereit, zuzusehen, wie Harry jede Nacht im Schlaf weinte und sich selbst Vorwürfe machte, weil er nicht in der Lage zu sein schien, eine Freundschaft zu halten. Sie waren erst seit einer Stunde weg, aber schon sah man, wie Harry sich entspannt hatte, Draco und er waren im Park, vermutlich auf dem Weg zu dem Schossdrachen seines Gefährten, er konnte die Beiden von seinem Konferenzraum aus beobachten. Was er auch tat, während einer seiner Generäle ihm sagte, dass sie, dank der Drachenpatroullie einen weiteren Einfall seines Onkels verhindert hatten. Der Krieg war also zu einigen kleinen Gemetzeln geworden. Im Moment. Aber Severus machte sich wenig Illusionen. Er wusste, es würden auch wieder schwerere Zeiten kommen. So war es immer. Darum rekrutierte er weiter und die Schmieden arbeiteten auf Hochtouren. Aber da war noch etwas. Er war nun schon zum wiederholten Male darauf angesprochen worden, warum die Bindung noch nicht vervollständigt worden sei. Diese Idioten! Die Bindung vollziehen? Wie denn? Ja, er begehrte Harry, er wollte mehr von ihm, aber er war nicht bereit, den Jüngeren weiter zu verschrecken, indem er ungeduldig wurde! Der Jüngere war sein halbes Leben lang vergewaltigt worden und er begann gerade erst, sich bei Berührungen wieder wohl zu fühlen! Er würde das mühsam errungene Vertrauen nicht wieder kaputt machen, indem er sich nicht besser benahm, als der inzwischen halb tote Fettsack in den Kerkern, der sich den Tod inzwischen wohl mit allem wünschte, was er noch hatte. Aber Severus war ein nachtragender Mann... Nein, es war ihm gleich, wenn man ihn drängte, es spielte einfach keine Rolle, er würde Harry nicht drängen, nicht, was so etwas anging. Sollten die sich doch alle aufspielen, was sie wollten. Er hatte seinen Gefährten, sein Gefährte war für alle sichtbar hier, er hatte getan, was verlangt worden war, aber er würde die Bindung nicht hetzen. Es würde so schon schwer genug werden. Harry brauchte eben, gerade was körperlichen Kontakt anging, viel Geduld. Was vollkommen verständlich war. „Herr...?“ Severus starrte den Mann einige Sekunden an, machte dann ein Zeichen, dass der sich setzen durfte. Seine Gedanken waren immer noch bei dem Grünäugigen, der ihm nun schon das zweite Mal fast unter den Fingern weggestorben war und der nun, ohne zu wissen, wie knapp es gewesen war, wieder über den Rasen im Park tollte. Er wusste, er würde Harrys Tod nicht verkraften. Er hatte eine neue Schwachstelle, auf die er aber auch nie wieder verzichten wollte, denn es war auch seine größte Stärke, denn Harry gab ihm viel: Ausgeglichenheit, Ruhe und Geduld. „War das alles?“ „Ja, Herr... fürs Erste sind die Angriffe wohl gestoppt, bis er herausfindet, woher wir davon wussten. Er wird vermutlich mal wieder seine Berater köpfen und uns dann wieder angreifen oder Boten mit Drohungen senden. Aber ich fürchte, lange könnt Ihr Euren Gefährten nicht vor ihm geheim halten und dann wird er ein Ziel sein, er kennt die Prophezeiung...“ Wieder wanderte Severus’ Blick auch dem Fenster, er erkannte nur noch einige kleine Punkte in der Ferne. Er wusste, dass Harry ein Ziel war – mal wieder. Und er wusste, leider war Theodore alles andere als dumm, der Mann wusste bereits von seinem Gefährten, da war er sich auch sicher. Vermutlich hatte er bereits Spione auf die Erde geschickt, um alles was ging über den Jungen herauszufinden. Und er würde dann eine Allianz mit Dumbledore schließen, daran hegte Severus auch wenig Zweifel. Darum hatte er zwei der besten Krieger als Leibwächter für Harry abgestellt und nur darum hatte er dem Wunsch des Jüngeren nach Training letztendlich nachgegeben. Er hatte nicht vor, Harry im Krieg oder in einer Schlacht einzusetzen, aber er wollte den größtmöglichen Schutz für den frisch erwachten Aloja, der noch keine Ahnung vom Ausmaß seiner Macht hatte. Harry hielt sich immer noch für einen Klotz am Bein, er sah seine eigene Kraft nicht, da man ihm zu lange erzählt hatte, dass er so etwas nicht besaß, dass er nur gut war, um geopfert zu werden. Severus seufzte leise. Da stand ihm wahrlich noch eine Sisyphusaufgabe bevor, dem Jungen wieder Selbstvertrauen zu geben. Genug, damit ihm klar war, welche neue Stellung er bekleidete, nicht als sein Gefährte, sondern als eines der seltensten magischen Wesen überhaupt. Nun, wenigstens hatte sein Onkel kaum eine Chance von dem Alojablut zu erfahren. Woher auch, nicht mal Harry selbst oder Dumbledore hatten davon gewusst, Himmel, er hätte es selbst um ein Haar zu spät erfahren! Das war ein kleiner Schutz, den der Junge noch hatte. Theodore würde ihn, wie alle Anderen, erst mal unterschätzen. „Herr...?!“ „Was?!“ „Der Botschafter der Lichtelfen ist hier, um Euch ein Geschenk zu überreichen.“ Der Dunkelhaarige seufzte, riss sich aber dann zusammen und setzte sich normal hin, zwang sich, seinen Blick wieder auf die Anwesenden zu richten. „Gut, lasst ihn herein...“ Kapitel 13: Gesetze ------------------- Harry lachte leise, als Dren ihn begeistert und doch so vorsichtig anstupste und ihn dann mit der riesigen Zunge ableckte. „Ich hab dich auch vermisst, mein Großer, “ lächelte der Grünäugige und bot seinem Drachen ein Stück Honiggebäck an, dass der ganz vorsichtig aus seinen Händen klaubte und mit geschlossenen Augen genoss. Draco beschränkte sich darauf, das Ganze aus sicherer Entfernung zu beobachten. Der Drache mochte in seinem Namen enthalten sein, aber er hatte viel zu viel Respekt vor diesen Kreaturen, um ihnen so nah auf den Pelz zu rücken. Er zog es vor, das Ganze aus sicherer Entfernung zu beobachten. Aber das tat er wirklich gern. Es war erstaunlich, wie die Tiere generell auf seinen besten Freund reagierten. Er hatte es ja schon öfter gesehen, in den Stunden zur magischen Tierpflege zum Beispiel. Aber das hier war noch mal ein ganz anderes Kalieber. Wie der Drache dem untergewichtigem Jungen wirklich aus der Hand fraß und ihn immer mal wieder vorsichtig anstupste. Was Harry aber entging, waren die anderen Blicke, die er erntete. Der Neid, die Eifersucht einiger anderer, wesentlich älterer Reiter, die aber die Leibwächter durchaus bemerkten. Deren warnende Blicke sagten alles. Niemand, der etwas Hirn hatte, würde sich wohl mit denen anlegen. Denn sie wirkten wirklich gefährlich. Draco hatte mal nachgefragt und erfahren, dass die Beiden ein spezielles Turnier gewonnen hatten, um in die Leibgarde zu kommen und das Turnier unterhalb dieser Männer und Frauen auch noch gewonnen hatten Darum waren sie nun für Harry verantwortlich. Und das nahmen sie ernst… zum Glück. Harry lächelte und streichelte über die große Schnauze: „In ein paar Tagen können wir wieder fliegen, “ versprach er. „Aber jetzt noch nicht, sonst dreht Sev durch und dann wirst du wirklich noch sein Mittagessen, es war schon schwer genug, ihn dazu zu bringen, mich heut hierher kommen zu lassen...“ Er sah kurz zu Draco, der ihn fasziniert zu beobachten schien, bevor er sich wieder zu Dren wandte: „Ron ist weg, “ flüsterte er dann. „Ich hab so gehofft, dass alles wieder in Ordnung kommt, aber dann hat er wieder angefangen, wie ich Sev nur lieben könne, nur, weil er sich jetzt häufiger die Haare waschen würde, er wäre immer noch ein ekliger Drecksack. Aber ich liebe ihn doch einfach nur, mir ist egal, wie er aussieht, ich bin schließlich auch nicht hübsch... aber Ron hat wieder rumgegeifert... so sehr, dass Sev ihn rausgeworfen und sein Gedächtnis über Naphthalla gelöscht hat. Und Mine war auch nicht glücklich, als ich gesagt hab, dass ich Hogwarts nicht beenden werde, sie hat am Ende sogar Ron zugestimmt, dass diese Beziehung vielleicht ein Fehler ist, wenn ich deswegen die Schule nicht beende... sie wollen einfach nicht verstehen... Warum? Draco tut es doch auch… “ Harry war wenig überrascht, als Dren ihn sanft anstieß und über seine Hand leckte. Es war wohl Drachenart zu sagen, dass alles schon wieder in Ordnung kommen würde. Der Grünäugige beschränkte sich darauf, traurig zu lächeln. Er hatte im Grunde schon seit einer Weile gewusst, dass es zwischen Ron und ihm nie wieder gut werden wurde, doch der Wahrheit wirklich ins Gesicht sehen zu müssen, war doch noch mal etwas anderes. Er stand eine ganze Weile da, während die alten Erinnerungen Harry umschwirrten. Die erste Fahrt nach Hogwarts, Rons lustige Geschichten von seinen Brüdern, die ersten Abenteuer, in die sie unfreiwillig geraten waren, das erste Quiddichspiel. Die Streitereien mit Draco, der Unterricht, die Punktabzüge von Sev. Er brachte eine Weile, bevor er sich wieder zum Lächeln zwingen konnte. Er wollte nicht, dass Draco sich Sorgen machte. Er strich dem Drachen über die Schnauze. „Ich geh dann mal für heute, “ erklärte er Dren. „Ich bin aber bald wieder da und dann fliegen wir wieder, “ versprach er. „Ich will nützlich für Sev sein, ich will nicht nur ein Klotz am Bein sein, wo er doch so viel mehr bräuchte,“ vertraute er dem Tier noch an, dann wandte er sich zu Draco um. „Wollen wir langsam wieder zurück?“, fragte er dann. „Es ist Mittag und wenn ich nichts esse, ist Sev wieder böse. Danach wollte ich zu ihm, die Leute im Rat machen ihn sicher wieder wahnsinnig!“ Draco betrachtete seinen Freund eine Weile lang nachdenklich: „Bist du sicher, dass du dahin willst?“, hakte er nach. „Sev ist nicht einfach im Rat, er empfängt heute Adelige und andere Bürger seines Reiches. Die Alle würden dich die gesamte Zeit angaffen...“ Kurz legte sich ein Schatten über Harrys Gesicht, dann zuckte er mit den Schultern: „Ich muss zu ihm, “ gab er leise zu. „Ich brauche ihn. Nicht böse sein, Dray, heut Abend essen wir wieder alle zusammen, aber ich muss zu Sev. Ich merke, wie er unruhiger wird und... ich werde es auch. Ich weiß nicht, warum, aber ich will, nein, ich muss bei ihm sein...“ Draco seufzte. „Das nennt sich Bindung, “ gab er zurück. „Das ist normal. Ihr werdet voneinander angezogen, das wird die ersten Jahre so bleiben, ihr werdet eine Trennung nur schlecht tolerieren können und wie ich dich kenne, wirst du das nie gut verkraften.“ Harry lächelte etwas schief. Diese ‚Kleinigkeit’ hatte Sev wohl vergessen zu erwähnen, aber gut, er würde ihn später danach fragen. „Hilfst du mir, irgendwas zu finden, in dem ich Sev dann nicht lächerlich mache?“, fragte er etwas hilflos. „Ich weiß, er hat mir ein paar Sachen besorgt, aber bei meinem Glück finde ich das Einzige, was absolut ungeeignet ist, um bei seiner Sitzung oder was auch immer aufzutauchen...“ Der Blonde lachte nur amüsiert: „Da hast du allerdings Recht, “ stellte er nur fest. „Ja, ich helfe dir, ich kann schlecht zulassen, dass du dich zum Gespött machst.“ „Danke... Dray, sag mal, du musst doch in ein paar Tagen in deine neue Schule, wann... kannst du denn wieder hierher kommen?“ Der Blonde grinste etwas. Er wusste ja, wie anhänglich Harry war. „Ich bin nicht mehr in einem Internat. Ich wohne bei Nara und ihren Eltern, es ist schon alles organisiert, unser Schulweg sind keine fünf Minuten. Ich kann also jederzeit mal am Wochenende vorbei kommen.“ Harry lachte und umarmte den Anderen, sichtlich erleichtert. „Ich habe was für dich...“ „Muss sich jetzt Angst haben?“, fragte Draco sofort. Der Grünäugige grinste. „Einen Ara, er gehört in diese Welt, er kann Briefe hierher bringen, wie der Rabe, den Sev deinem Dad gegeben hat. Dann können wir uns jederzeit schreiben ohne, dass du deinen Vater um den Vogel bitten musst.“ „Das ist doch mal eine nette Idee, “ stimmte Draco nur zu, während sie zurück zum Palast ritten, wie immer dicht gefolgt von den Leibwachen, die vor allem Harry dauernd im Auge behielten. In dessen Zimmer wartete bereits ein zum Glück nur leichtes Essen, denn es schmeckte Harry kaum, wie immer, wenn er ohne Sev essen sollte, so blieb es bei einigen Bissen und dem Nährtrank, bevor er in den Ankleideraum rannte und ratlos all die Sachen begutachtete, die da hingen, er nahm einige Sachen heraus, aber er wusste wirklich nicht, was er tragen sollte. Für ihn sahen alle Sachen zu gut aus, um ohne ein Fest getragen zu werden. Draco aß erst mal in Ruhe auf, bevor er Harry folgte, er kannte dessen Geschichte und dessen alte Garderobe, niemand hatte ihm je beigebracht, was ihm stand oder wie er bestimmen konnte, was gut aussah. Geschweige denn, dass er wusste, was zu welchem Anlass getragen werden konnte. Schnell überflog er all die Dinge, die der Jüngere aus dem Schrank gezerrt hatte und seufzte, öffnete die Türen erneut und angelte erst mal nach einer einfachen, aber edlen, schwarzen, eng anliegenden Hose, an deren einer Seite eine einzelne Silberranke an der Außenseite des rechten Beines entlang glitt. Nichts Übertriebenes, keine Edelsteine, wie auf den beiden Hosen, die der Jüngere selbst herausgezogen hatte und die er ratlos musterte. Nach kurzen Nachforschungen fand er auch ein passendes Oberteil im selben grün wie Harrys Augen. Eine Halbrobe, die im Gegensatz zu denen von Sev nur bis zu den Knien gehen würde, so, dass Harry es nicht schaffen konnte, über sie zu fallen. Auf ihr war ebenfalls eine einfache, silberne Ranke, die sich von der linken Schulter bis zur Taille zog und den Halsausschnitt umrahmte. „Hier, zieh das an, “ forderte er seinen besten Freund auf. „Das ist in Ordnung. Na los, hopp, hopp! Ich suche in der Zeit noch Schuhe, Gürtel und Reif raus!” Harry sah erleichtert auf die Sachen, die der Andere herausgesucht hat und zog sie sich an, die Hose, darunter das weiße, weiter Hemd und dann darüber die Robe, die ihn an die Sachen erinnerte, die Sev auch immer trug. Ein Blick in den Spiegel zeigte ihm, dass gerade das Hemd mit den weiten Ärmeln seine Dürre etwas zu kaschieren vermochte. Draco hatte eben doch ein gutes Auge. Nur – war das nicht fast etwas zu viel des Guten? Das Outfit kam ihm vor, wie etwas, dass er zum Weihnachtsball in Hogwarts tragen würde. Aber gut, der Blonde würde es – hoffentlich – besser wissen. Draco grinste, als Harry wieder aus dem Bad trat. „Na, wer sagt’s denn?“, stellte er zufrieden fest und schlang den schmalen Silbergürtel um dessen Taille. „So, das sieht doch schon ganz ansehnlich aus! Und jetzt die Schuhe!“ „Meinst du nicht, dass das etwas zu viel des Guten ist?“, fragte Harry vorsichtig, in Erinnerung an seinen ersten Auftritt mit der Tunika im kleinen Rat. Aber er schlüpfte trotzdem in die schwarzen, hohen Stiefel, auf denen ebenfalls, an den Seiten, eine Silberranke zu sehen war. „Sicher nicht. Da sind keine Edelsteine, keine Ketten oder sonst was dran! Das hier sind Sachen, die du eigentlich im Alltag tragen solltest! Kuck mich nicht so an, Narbengesicht! Es mag dir entfallen sein, aber du bist ein PRINZ, du Dummchen!“ Harry seufzte und sah in den Spiegel, während Draco seine Haare kämmte und mit einem zur Robe passenden grünen Band seine Haare zusammenband, bevor er ihm einen einfachen Silberreif auf die Stirn drückte. Der Blonde hatte Recht. Sev war hier König, wenn er den Anderen nicht lächerlich machen wollte, musste er sich entsprechend anziehen. Er spielte nervös mit dem Stoff des Oberteils, der an den Seiten geschlitzt war, wie die Robe des Älteren ebenfalls. „Mach dich nicht verrückt, “ lächelte Draco schließlich beruhigend. „Du siehst so ganz akzeptabel aus und Sev wird sich freuen, dass du dich zu ihm traust, trotz all der Leute, du musst ja nichts machen, du bist ranghöher, als alle, die kommen könnten, die bist der Gefährte des Königs und ein Aloja. Richte dich einfach daran, wie Sev sich benimmt. Oh, und lern, mit offenen Augen zu schlafen,“ fügte Draco mit einem Augenzwinkern hinzu, schubste den Jüngeren dann aus der Tür der Quartiere auf den Flur, wo dessen Leibwächter sofort wieder Haltung annahmen, aber gleichzeitig verwirrt auf ihren Schützling sahen. Sie hatten ihn in solcher Kleidung auch noch nicht gesehen. Harry lächelte etwas unsicher. „Und du? Was machst du bis heut Abend?“ „Die Bücherei plündern und das Tränkelabor in Schutt und Asche legen, “ erwiderte Draco, ohne auch nur eine Sekunde lang zu zögern, grinsend. Dann wandte er sich an Neo: „Bringt ihn in den großen Saal, er will zum König.“ Die Bodyguards tauschten einen überraschten Blick, nickten aber dann. Neo trat vor Harry und lief los, um seinem Herrn den Weg zu zeigen, Zeon lief hinter ihm, um ihm so abzusichern. Erst, als sie aus seinem Sichtfeld verschwunden waren, wandte Draco sich lächelnd um. Er kannte Harry, er wusste, der Andere würde die Bindung bald festigen, auch, wenn er sich, aus irgendeinem Grund, zu fürchten schien. Er würde es einfach schon für seinen Gefährten tun. Mit dieser Erkenntnis machte er sich auf den Weg in das kleine Labor, das sein Onkel ihm gezeigt hatte. Harry hingegen folgte Neo nervös scheinbar endlose Gänge entlang. Mehr als ein Mal musste er sich zusammenreißen, um nicht damit anzufangen, an seinen Nägeln zu knabbern, aber er schaffte es irgendwie. Würde Sev wohl sauer sein, wenn er so einfach in eine öffentliche Sitzung platzte? Er hoffte nicht, denn er musste den Anderen einfach sehen. Schließlich blieb Neo stehen, vor einer kleinen, unscheinbaren Tür, die auch Harry um ein Haar entgangen wäre. „Bereit, Herr?“, fragte der Leibwächter ruhig. Harry nickte nervös, strich die Robe noch ein Mal glatt, dann würde die Tür geöffnet und er schlüpfte hindurch. Erleichtert merkte er, dass er auf der Rückwand des Saales sein musste, denn vor ihm befand sich wohl eine Art Sofa, das der Thron sein sollte. Er konnte allerdings einige Leute sehen. Sie waren edel gekleidet, einige waren blond mit sonnengebräunter Haut, einige waren blond und hellhäutig, wie Zeon, auch Dunkelhaarige und Andere waren da, gemeinsam hatten sie aber die spitzen Ohren. Noch ein Mal atmete Harry tief durch, bevor er um das Sofa herum trat oder um den breiten Thron, wie auch immer man es sehen wollte. Raban, einer von Sevs beiden Leibwächtern, hatte ihn bereits bemerkt und lächelte kurz erleichtert, trat zur Seite, um dem Jüngeren Platz zu machen. Er hatte gehofft, dass der vielleicht kommen würde, denn sein Herr wurde langsam wirklich ungemütlich. Kein Wunder bei den teilweise haarsträubenden Bitten. Zwei Leute hatten schon wieder bezweifelt, dass der König seinen Gefährten wirklich gefunden hatte, da die Bindung nicht vollendet war und einer war so dreist gewesen, ihm seine Tochter anzubieten. Unsicher trat Harry nun aus den Schatten, er hörte die Stimme eines Mannes, der irgendetwas erzählte, aber er hätte bei bestem Willen nicht sagen können, um was es ging. Er war nur froh, dass der Redner ihn, im Gegenteil zu all den Anderen, die ihn nun anstarrten, noch nicht entdeckt hatte. Und Sev auch nicht, der sah aber aus, als würde er gleich Morde begehen. Ohne weiter darüber nachzudenken, setzte er sich neben den Anderen, lehnte sich an ihn – und das brachte ihm nun wirklich die Aufmerksamkeit von Jedem, in diesem Saal. Severus tobte innerlich. Er debattierte sogar schon mit sich, ob er nicht doch Theon schicken sollte, um Harry her zu holen, aber das wollte er seinem Gefährten nicht zumuten. Diese Leute waren schlimmer, als Rita Skeeter. Schon wieder versuchte jemand, ihm seine Kinder als Gefährten aufzudrängen, da Seiner ja gerade nicht hier war. Die Entschuldigung, dass er krank sei, wollten sie nicht hinnehmen. Dabei war Harry wirklich noch nicht wieder so gut beieinander, wie Severus es gern hätte. Er erschrak allerdings, als er etwas an seiner Seite spürte. Niemand, absolut niemand traute sich, sich einfach auf diesen Thron neben ihn zu setzen, nicht mal Serena. Die machte vorher auf sich aufmerksam und hatte außerdem ihren eigenen Stuhl etwas weiter hinter seinem. Er riss seinen Kopf herum – und musste doch lächeln. Damit hatte er wahrlich nicht gerechnet. Sanft strich er Harry über die Arme, küsste ihn ausgiebig. „Dich hätte ich nicht hier erwartet...“, stellte er leise fest. Dass die Anderen sie anstarrten, wie Muggel die Winkelgasse, war ihm vollkommen gleich. „Ich... du warst so genervt, “ gab Harry im selben Tonfall zurück. „Ich wollte...sehen, was los ist...“ Der Ältere lächelte, spielte etwas mit der Schleife im Haar des Anderen. Der hatte sich sogar umgezogen. Er trug nur einfache Kleidung eines Adeligen, aber sie sah großartig an ihm aus. Wie lange hatte Draco wohl gebraucht, ihn davon zu überzeugen? Denn dass Harry sich selbst so angezogen hätte, wagte er zu bezweifeln. Er drückte seinen Gefährten näher an sich, merkte, wie seine Wut und sein Stress sich legten: „Einige Leute treiben einen eben zum Wahnsinn, “ meinte er nur. Er wunderte sich allerdings, dass er seinen Geist offensichtlich so schlecht abgeschirmt hatte, dass er Harry damit nervös gemacht hatte. Dann sah er wieder zu den gaffenden Anwesenden, die Harry ansahen, als habe er zwei Köpfe. Vor Allem der Mann, der ihm gerade eines seiner Kinder unterjubeln wollte und der schon seit fast einer halben Stunde darüber redete, starrte seinen Gefährten an, als wolle er selbst ein Stück von dem fragil aussehenden Jungen mit den großen Augen. Automatisch drückte Severus seinen Gefährten fester an sich, verwob die Finger ihrer Hände miteinander: „Sind Sie nun fertig, Ihre Kinder anzupreisen, wie auf dem Viehmarkt?“, fragte er mit spöttischem Unterton, strich mit dem Daumen über Harrys Handfläche. Der Junge hatte die Augen geschlossen, als könne er die Blicke so aussperren, die ihm sichtlich unangenehm waren. Und doch hatte sein Aloja sie in Kauf genommen, als er seinen Stimmungsumschwung bemerkt hatte. Allein dafür liebte er den Jüngeren nur noch mehr, eben weil er wusste, wie sehr der diese Art Aufmerksamkeit hasste. Feuerrot sah der Mann auf und erhob sich hastig, legte sich dabei fast auf die Nase, bevor er aus dem Raum taumelte. „Den seh ich mit etwas Glück nie, nie wieder, “ murmelte Severus erleichtert, sah dann auf: „Der Nächste.“ Seine Stimme war nun wieder vollkommen ruhig, nicht mehr entnervt oder voller unterdrückter Wut. Immer noch waren die meisten Augen auf Harry gerichtet, er spürte es selbst, weswegen er seine auch erst mal geschlossen ließ, sein Kopf lag an Severus’ Seite, er fühlte sich endlich wieder etwas besser. Und wenn die jetzt endlich aufhören würden, zu starren... als die Stimme des nächsten Elfs erklang, wandte sich ein Teil der Aufmerksamkeit endlich wieder der eigentlichen Hauptperson, dem König zu. Genug, um Harry dazu zu bewegen, seine Augen wieder zu öffnen und den Anderen zu mustern, der der knienden Frau auf dem Boden ruhig zuhörte. Sie käme aus dem kriegsdurchrüttelten Grenzgebiet und habe schon ein Kind verloren, sie wolle ihn um Arbeit und Unterkunft bitten, bis es dort wieder sicher sei, sie habe Angst. Severus hörte sich das an. Hatte nicht jemand geklagt, dass nicht genug Wäscherinnen vorhanden seien? Das schien ihm eine gute Unterbringung. Doch dann spürte er, wie Harry an seine Robe zupfte. Er sah zu dem Jüngeren. „Was ist?“, fragte er leise. „Sie... sie lügt, “ druckste Harry. „Sie... hat kein Kind, sie ... ist nicht, wer sie vorgibt zu sein...“ Er wusste nicht, woher er es spürte, aber da war noch viel mehr. Er spürte die Bedrohung der Frau. Sie mochte arm, verlassen und wie ein Opfer wirken, aber er wusste sofort, dass sie Severus bei der ersten sich bietenden Gelegenheit schrecklich verletzen würde, ohne auch nur darüber nachzudenken. Überrascht sah Severus seinen Gefährten an, zog die Augen zu Schlitzen zusammen und musterte die Frau, die weiterhin vor sich hinweinte. Doch er zog Harrys Aussage nicht in Zweifel. Aloja waren bekannt dafür, Lügen fast schon als körperliche Schmerzen zu spüren, vor allem, wenn es gegen Jemanden ging, der ihnen nahe stand und ihm wurde auf ein Mal eines klar. Diese Frau war der neue Spion seines Onkels. Sie sollte die Gerüchte bezüglich seines Gefährten bestätigen oder dementieren und... ihm nehmen, was ihm am meisten bedeutete. Automatisch verstärkte sich sein Griff um den Jüngeren, er machte den Wachen ein schnelles, kaum sichtbares Zeichen: „Ich mag keine Spione in meinem Palast, “ sprach er ruhig. „Eine eindrucksvolle Geschichte, die fast jedes Herz erweichen würde, aber so leicht bin ich nicht zu manipulieren!“ Von wegen... aber gut, er war ja nicht allein. Er würde Harry bitten, künftig immer mit ihm zu diesen Anlässen zu gehen. Vielleicht konnte er sich so endlich mal etwas Ärger sparen. Denn er hätte sich fast eine Spionin in den Palast gesetzt und auch noch in die Palastwäscherei, wo wirklich jedes Gerücht auflief und da gab es Genug, die die Wahrheit kannten. Er beobachtete, wie der Kopf der Frau nach oben zuckte, ihre eben noch von Wasser getrübten Augen wurden eisig und hart, eine Hand verschwand in ihrer Kleiderschürze. Und dann ging alles ganz schnell. Die Frau, offensichtlich eine voll ausgebildete Kriegerin, sprang, unter den Griffen der Wachen hinweg auf, hielt, mit einem seltsam glänzenden Dolch auf Severus zu. Der Tränkemeister sprang selbst auf, doch noch bevor er sein Schild rufen konnte, spürte er eine weitere Macht im Raum, ein wunderschönes Schimmern umgab den gesamten Thronbereich, während Harry vor ihm stand, seine Hände von sich gestreckt. Harry wusste nicht, was er tat, er handelte instinktiv, er wusste, er konnte diesen Instinkten vertrauen, dieselben, die ihn vor der Frau gewarnt hatten, er wusste, Sev würde es nicht schaffen, rechtzeitig einen Schutz zu beschwören. Er stand einfach nur da, spürte, wie die Magie durch seinen Körper floss. Seine Lippen bewegten sich nicht, aber er sah das Schimmern, das sich um seinen Gefährten und ihn schloss. Die Frau schrie entsetzt und überrascht auf, als sie gegen diesen Schild prallte, wie gegen eine Betonmauer. Höllische Schmerzen schienen durch ihren Körper zu zucken, als sie an dem Schild entlang herunter sackte. Ihre Waffe schlug auf dem Marmor des Bodens auf, bevor sie es tat. Severus hatte das Gefühl, sein Herz in der Brust weigere sich, weiter zu schlagen, als er sah, wie knapp vor Harrys schlankem Körper die Frau auf dem Schild aufkam, von dem er nicht wusste, wie stabil es war. Doch dann, nach einer scheinbaren Unendlichkeit, sah er, wie die Klinge an dem Schild barst, als bestünde sie nur aus Eis oder Glas. Die Splitter und das Heft fielen, wie die Angreiferin, zu Boden. Dieses Mal reagierten zumindest seine Wachen und seine Leibwächter. Obwohl, Letztere hatten wenigstens auf den Sprung reagiert, er sah, wie Rabans Klinge vorgeschnellt war, um einen Angriff auf seinen Gefährten abzufangen und auch Theons Speer tanzte vor seiner Nase. Severus musste mehrfach tief durchatmen, bevor er sich wieder im Griff hatte. Er schob beide Waffen beiseite, beobachtete, wie die Wachen die Frau nun überwältigten, aber das schien keine Arbeit mehr zu sein, was auch immer an Magie in diesem Schild war, es schien der Besten nicht sonderlich gut getan zu haben. Sanft zog er Harry gegen seine Brust, küsste ihn und brachte ihn dazu, die Magie langsam abklingen zu lassen, er sah, wie sein Kleiner zitterte, setzte sich wieder, hob den Jüngeren auf seinen Schoß und hielt ihn einfach nur an sich gedrückt, beruhigt, dessen Herz schlagen zu hören. Es dauerte auch nicht lange, bis dessen dünne Arme sich um seinen Nacken legten und er spürte, wie es an seinem Hals etwas feucht wurde. Himmel! Das nannte man wohl Schock. „Ich bin in Ordnung, “ versicherte er seinem Gefährten leise, drückte ihn nur noch enger an sich. „Bringt die Spionin in den Kerker, “ befahl er dann mit einer Stimme, die nicht im Geringsten zeigte, wie aufgebracht, erschrocken und entsetzt er wirklich über das Geschehen war. Er war der König, er durfte nicht schwach wirken. Niemand durfte ihn für verletzlich halten. Und Harrys Stunt hatte seinen Ruf soeben um ein Tausendfaches gestärkt. Ihm war klar, dass sein Geliebter nicht wusste, was er getan hatte, aber es war ein Alojazauber gewesen. Harry hatte sich vor den Augen der Anderen als würdiger Gefährte eines Königs bewiesen. „Ich will, dass sie mit Zaubern belegt wird, ich möchte doch nicht, dass unser Gast verfrüht und durch eigenes Zutun aus dem Leben scheidet. Ren Dan, Ihr werdet die Beste verhören.“ Der Führer der Kavallerie, der, wie der Rest des Rates, das gesamte Geschehen entsetzt beobachtet hatte, ohne eine Chance zu haben, einzugreifen, nickte. „Sehr wohl, mein Herr.“ Er erhob sich und folgte den Wächtern in den Kerker. Harry klammerte sich verzweifelt an den Älteren, erst jetzt, wo die Gefahr vorbei war, war ihm klar, dass er den Tränkemeister um ein Haar wirklich verloren hätte. Er wusste nicht, warum, aber er wusste, hätte die Klinge ihn berührt, nur ganz leicht, wäre Sev tot gewesen. Als diese Erkenntnis über ihn herein brach, konnte er nicht mehr, er begann, lautlos zu weinen. Sein Griff um den Anderen verhärtete sich und es war ihm egal, dass alle Anderen ihn vermutlich wieder anstarrten, als habe er den Verstand verloren. Er hatte immer noch panische Angst. Er fürchtete, dass er in dem friedlichen Palast, erst jetzt begriffen hatte, dass auch hier Krieg herrschte. Severus hielt seinen Gefährten einfach nur fest, während er die Leute in dem Saal beobachtete, die entweder immer noch schockiert zu ihm und Harry starrten oder erbost miteinander diskutierten. Die Ersten schienen auch schon verdattert über die Macht des Grünäugigen zu diskutieren. An reguläre Arbeit war wohl nicht mehr zu denken. „Das war es für heute, “ stellte er nur ruhig fest und deutete auf Mereos: „Löst die Sitzung auf, schickt die Leute weg und kümmert euch um die verdammte Spionin. Ich... muss meinen Gefährten beruhigen, das war definitiv zu viel für ihn.“ Er sagte das leise, nur so laut, damit nur die Mitglieder der kleinen Rates ihn hörten. Niemand musste wissen, dass Harry gerade einen Zusammenbruch hatte. Beon nickte nur, er sah, wie der Jüngere sich an seinen König klammerte, er sah, wie dessen Schultern bebten, auch, wenn er keinen Laut von sich gab. So war es nicht schwer zu erraten, was der Jüngere da gerade tat. „Geht, Herr. Niemand kann erwarten, dass Ihr bleibt.“ Severus nickte nur: „Das habe ich vor – untersucht die gesplitterte Klinge, “ ordnete er noch an, stand auf, ohne Harry loszulassen. „Ich denke, sie war giftig oder so, ich will wissen, ob mein Gefühl mich trügt oder nicht.“ „Natürlich, Herr.“ Severus nickte und trat zu der kleinen Tür hinter dem Thron, die sofort von Raban geöffnet wurde, so, dass er ohne Probleme nach draußen konnte, hinter ihm vier immer noch schockierte Leibwächter. Zeon öffnete schließlich die Tür zu seinen Quartieren, so, dass Severus einfach nur durchgehen musste. Als die Tür sich hinter ihm schloss, setzte der er sich, mit dem Jüngeren auf dem Schoß auf das Sofa. „Harry, es ist gut, ich bin am Leben, ich bin da, ich habe dank dir nicht einen einzigen Kratzer.“ Ihm war klar, dass der Jüngere eine panische Angst hatte, ihn loszulassen, als könnte er dann verschwinden. Wie nach der Schlacht, als Harry gedacht hatte, dass er tot sei. Er hielt seinen Gefährten. Es dauerte, trotz der versichernden Worte, fast eine Stunde, bis der panische Griff in seinem Nacken sich endlich etwas lockerte. Harry schniefte leise, er spürte, dass da keine Blicke mehr waren, nur die starken Arme, die ihn hielten. Sev war da, er lebte, er, Harry, hatte ein Mal rechtzeitig reagiert. Wenigstens dieses Mal war er schnell genug gewesen. „Hat... sie das gemacht, weil... ich gekommen bin?“, fragte er leise und mit sichtlich viel Schuld in der Stimme. „Das ist Unsinn, “ gab Severus zurück. „Mein Onkel hat mir einen Spion geschickt, von dem er wusste, dass ich nicht misstrauisch werde, hättest du mir nicht gesteckt, dass die Frau lügt, ich hätte ihr geglaubt und sie hätte so oder so versucht, mich anzugreifen, nur, da du sie enttarnt hattest, musste sie es direkt versuchen – sie hätte es geschafft, hättest du nicht reagiert.“ Harry lächelte unter seinen Tränen: „Dann...war ich ja mal für irgendwas gut, “ murmelte er. „Sag so was nicht!“, begehrte Severus auf. „Rede dir so was gar nicht erst ein!“ Er strich sanft über Harrys Haare, löste schließlich die Schleife. „Aber Draco hat dich gut beraten...“ Harry lächelte etwas. „Ja, nicht wahr?“, ging er auf diese Ablenkung ein, kuschelte sich an den Anderen. „Ich... kann ich morgen mit, wenn du wieder arbeitest?“, fragte er vorsichtig. „Ich werd dich auch nicht stören, ich...!“ Überrascht sah Severus zu seinem Gefährten, lächelte dann. „Natürlich, “ gab er sanft zurück. „Du musst nicht fragen. Du hast sogar ein Recht, mitzugehen, “ fügte er an. Er küsste Harry sanft. Er hatte nicht gedacht, dass der immer noch solche Trennungsprobleme hatte – obwohl – vermutlich hatte er nun einfach wieder Verlustangst. Aber er würde auch das wieder in den Griff bekommen. Harry war stark, stärker, als er es sich selbst zutraute. „Ich nehme dich morgen einfach mit, “ versprach er, während er Harry einfach weiter hielt. „Und... Draco? Meinst du, er ist sauer?“ „Ich denke, ich werde Draco sagen, dass er morgen schon heim gehen sollte, “ gab Severus ruhig zurück. „Schau nicht so, er wird es verstehen!“, versprach Severus. „Außerdem vermisst er seine Gefährtin auch. Er darf sich ein paar meiner Bücher ausleihen, dann hat es sich.“ „Meinst du?“, fragte Harry vorsichtig. Er hatte ein schlechtes Gewissen, aber er wusste, er würde Draco einfach nur in den Wahnsinn treiben. Noch schlimmer, als heute schon. Der Blonde musste wohl wieder kommen, wenn er sich selbst wieder beruhigt hatte. „Ich meine, “ gab er nur zurück und strich über Harrys Haare. Er streifte erst sich dann dem Jüngeren die Stiefel ab, legte sich auf das Sofa, zog seinen Gefährten auf sich, so, dass sie bequem liegen konnten, dann beseitigte er den Rest der Tränenspuren. Erst jetzt fiel auch seine eigene Anspannung von ihm ab, er küsste den Jüngeren immer wieder, streichelte ihn und beobachtete, wie der sich auch endlich beruhigte – zumindest, bis er fast an die Decke ging, weil mit einem Schlag die Tür aufrumste. Ihm war sofort klar, wer das war – seine und Harrys Leibwächter hätten kaum jeden rein gelassen. „Serena! Hast du noch nie was von Klopfen gehört?!“ „Anklopfen? Sag mal, geht es noch? Anklopfen? Du wärest um ein Haar drauf gegangen! Der Dolch war mit einem hochgradigen Gift versetzt, das vor allem Elfengene angreift! Ist dir das überhaupt klar?!“, japste die Angesprochene, entsetzt darüber, wie leicht ihr Bruder das alles mal wieder nahm. Severus verdrehte die Augen und zeigte entnervt auf Harry, der sich wieder vollkommen verspannt hatte. „Es ist nichts passiert, Harry hat schnell reagiert und ich weigere mich, mich von jeder Kleinigkeit aus der Bahn werfen zu lassen!“ Nun erst verstand Serena die scheinbare Ruhe ihres Bruders. Natürlich – es ging nicht mehr nur um ihn. Severus musste schon allein ruhiger bleiben, als es seine Art war, um seinen jungen Gefährten nicht noch mehr zu verängstigen. Beon hatte ihr ja gesagt, wie Harry überreagiert hatte – nachdem die Gefahr vorbei gewesen war. Also riss sie sich zusammen, atmete tief durch. „Ihr seid Beide in Ordnung?“, hakte sie noch mal nach. „Ja, Rena, offensichtlich. Keiner von uns blutet, Thea ist auch nicht hier. Sonst noch was?“ Die Andere seufzte, schüttelte dann aber den Kopf. Sie sah, dass Harry ihren Bruder brauchte. Denn nun, wo er sah, wer ihren Frieden gestört hatte, hatte er sich wieder etwas entspannt, noch immer sah er vorsichtig zur Tür, aber er hatte seinen Kopf wieder auf Severus’ Brust gelegt. „Dann lasse ich euch erst mal wieder allein, Sevvie, ich will morgen Früh mit dir reden.“ Der Ältere verdrehte seine Augen, nickte aber dann ergeben. „Du weißt, wo mein Zimmer ist, “ gab er nur zurück. „Und leider scheinst du den Weg ja hervorragend zu kennen.“ Serena lächelte über den Versuch des Anderen, die Stimmung wieder zu beruhigen. Denn es wirkte. Harry schien die schroffe Art ihres Bruders zu kennen, denn sie konnte zusehen, wie er wieder ruhiger wurde. „Dann sehen wir uns morgen Früh.“ Sie lächelte und wuschelte Beiden – sehr zu deren Frust – durch die Haare. „Ich befürchte es, “ gab Severus nur zurück, während er seinen Arm wieder um Harrys Taille legte. Harry lächelte nur etwas unsicher, kuschelte sich zurecht, als die Tür sich wieder schloss, froh wieder allein mit seinem Gefährten zu sein. Er brauchte einfach etwas Nähe und Ruhe, einfach, weil er sich noch immer mit dem Schreck herumschlug. Er hatte schon ein Mal gedacht, den Tränkemeister verloren zu haben. Gerade ein zweites Mal würde er das nicht verkraften. Er konnte, er wollte Severus nicht verlieren! Nicht durch eines dieser Attentate, nicht... weil irgendwer versuchte, sie zu trennen, um Sev mit einer anderen Person zu verkuppeln. Nun verstand er auch Draco und seine Kommentare. „Harry?“, fragte Severus ruhig, er kannte den Jüngeren gut genug, um zu sehen, wie es in dessen Kopf arbeitete. „Was ist los?“ Er fuhr mit seinen Fingern durch die Haare. Der Jüngere sah seinen Gefährten lange an, ohne etwas zu sagen, bevor er sich zusammenriss. „Sie... können uns noch trennen, oder?“, fragte er dann. „Trennen? Was...? Wie kommst du denn darauf?“, fragte Severus verwirrt. „Meinst du diesen Idioten, der versucht hat, mir eines seiner Kinder zuzuschanzen?“ Harry nickte. „Sie... wollen dich doch… zwingen, ...“ Severus seufzte leise. Es stimmte, so einfach war es, schon seit Jahren versuchte man, ihn zum Heiraten zu bewegen. Bisher hatte ihn eigentlich nur sein Spionagejob vor so etwas bewahrt. Zwar wussten alle, dass er einen Gefährten hatte, aber schon viele hatten sich den dann als eine Art Konkubine gehalten. Tatsächlich versuchten einige Parteien unter den Adeligen sogar eine Annäherung mit seinem Onkel, indem er eine Frau aus seinem Lager ehelichen sollte. Die einzige Möglichkeit, das zu unterbinden wäre, die Bindung zwischen Harry und ihm zu beenden, bevor diese Idioten sich auf irgendwelche alten Gesetze berufen und ihn zu einer dieser Bindungen zwingen konnten. Er wusste von zwei seiner Spione, dass einige der Leute auch schon dabei waren, so etwas einzufädeln. „Niemand darf dich von mir fern halten, “ gab er zurück. Er hatte darauf gesetzt, den letzten Joker auszuspielen, bevor irgendwer etwas tun konnte, doch das beinhaltete leider auch, Harrys Geheimnis über seine Gene zu verraten und seinem Onkel somit eine Waffe gegen seinen Gefährten in die Hand zu geben. „Mich nicht von dir trennen, “ wiederholte Harry dumpf. „Aber dich zwingen, eine Frau zu heiraten, oder?“, bohrte er nach, wobei sich alles in ihm zusammenzog. Seine Arme schlossen sich automatisch fester um den Hals des Anderen. Er war nicht dumm, er wusste, was das bedeuten würde, er würde Severus teilen müssen. Es mochte selbstsüchtig sein, das nicht zu wollen, vor allem, da er als Mann sicher keine Kinder zur Welt bringen und somit die Familie des Anderen fortführen konnte, aber er wusste, er würde das nicht schaffen. Er konnte Niemanden neben dem Älteren sehen oder ertragen. Severus drückte den Jüngeren an sich: „Das wird nicht geschehen, “ versuchte er, Harry zu beruhigen. Er wusste, wie schwer sich der Junge mit so einem Gedanken tat. Denn einem Aloja wiederstrebte es, er hatte oft sogar Schmerzen, wenn sein Gefährte ihn betrog, er selbst würde ihn nie hintergehen können. „Im Notfall werde ich ihnen sagen, dass du ein Aloja bist, dann dürfen sie mich nicht mit einer Anderen verheiraten.“ „Das...gesamte Problem würde sich doch ganz einfach lösen, wenn wir...“ Er wusste, Sev wollte nicht, dass jemand erfuhr, dass Harry Aloja war. Es gab genug andere Rassen mit Flügeln und so hatte Sev im Krieg noch einen Überraschungseffekt. Überrascht richtete Severus sich etwas auf. „Harry?“, fragte er leise, strich dem Jüngeren über die Wange. Hatte der gerade gesagt, was er dachte, das er tat? Der Jüngere schluckte: „Ich will, dass... dass wir die Bindung beenden, “ brachte Harry schließlich heraus. „Ich will nicht, dass jemand versucht, uns zu trennen, nur, wegen irgendwelchen politischen Sachen, ich... würde das nicht aushalten... Bitte...“ Sanft küsste der Ältere seinen Gefährten. „Das wird nicht geschehen, “ wiederholte er. „Hörst du? Ich lasse das nicht zu, Niemand wird sich zwischen uns drängen. Sieh mich an. Dazu musst du dich nicht zu etwas zwingen, wovor du dich fürchtest!“ Entschieden schüttelte Harry den Kopf: „Bitte, “ wiederholte er nur, während er sich an dem Anderen festklammerte. „Ich... habe keine Angst mehr, nicht vor dir...“ Nun, das stimmte vielleicht nicht, Harry hatte immer noch Angst vor dem Schmerz beim Sex, aber noch viel mehr Angst hatte er, dass man ihm Severus wegnehmen würde, er wusste einfach, so würde es am Ende ausgehen. Gefährte hin oder her. Nach dem Krieg würde man ihn irgendwie loswerden wollen, um die Frau an Severus’ Seite zu fördern. Er fühlte es einfach. Er wusste ja nicht, was dann auch mit dem Mann geschehen würde, wenn er nicht mehr da wäre. Aber er kannte Menschen und ihren Hunger nach Macht, er hatte ihn schon so oft erlebt. Severus sah den Jüngeren lange an, bevor er ihn sanft küsste. „Bist du dir sicher?“, fragte er erneut. „Wir haben noch genug Zeit, du musst dich nicht hetzen, nicht wegen dieser Idioten. Ich verspreche dir, sie werden mich zu nichts zwingen können. Nicht von heute auf morgen und dann haben wir immer noch genug Zeit, du bist doch immer noch nicht wieder ganz auf der Höhe...“ Harry schüttelte den Kopf: „Ich bin mir sicher, “ gab er zurück. „Ich will wissen, dass… niemand uns noch mal trennen kann, “ fügte er leise an. „Bitte... wenn... wenn du es auch willst, “ brachte er schließlich hervor. Vielleicht war es dem Anderen mit ihm ja doch zu viel geworden und er wollte jemanden, der unkomplizierter war? Severus lächelte leicht, er küsste seinen Gefährten. Es war nicht die Situation, die er sich erhofft hatte, er wusste, der größte Anstoß für Harry war seine Angst, die er heute bekommen hatte, ,als er gesehen hatte, wie auch in diesem Land einige Leute versuchten, etwas zu ihrem Vorteil zu biegen, so, wie schon in England. Aber auch in ihm schrie schon lange alles danach, diese Bindung zu beenden, nicht, weil er Angst hatte, dass Jemand versuchen könnte, sie zu trennen. Vielleicht konnte man alte Gesetze hervorkramen, aber allein Harrys Alojablut schützte ihn doch eigentlich. Also nickte Severus, er küsste Harry erneut, stand auf, hob seinen Gefährten auf und brachte ihn in ihr Schlafzimmer, legte den Jungen auf das Bett: „Denk nie, dass ich dich nicht will, “ flüsterte er sanft, küsste ihn und legte seine Hand auf dessen Bauch. „Du bist mein Gefährte, ich liebe dich, es gibt nichts Wichtigeres mehr für mich...“ Harry lächelte, als er das hörte, es beruhigte ihn, das hatte er hören müssen. Er hob seine Hand, strich über Severus’ Wange. Er wusste, was noch kommen würde, doch gerade im Moment hatte er wirklich keine Angst davor. Er war nur froh, dass er wusste, dass man sie Beide ab diesem Abend wirklich nicht mehr würde trennen können. Und dass er nicht fürchten musste, dass noch Irgendwer in diese Beziehung kommen würde. Der Ältere legte seine Hand über die des Anderen, er saß neben dem Jüngeren, sah ihm in die Augen, während seine andere Hand langsam zum Gürtel der Robe glitt und diesen geschickt öffnete. Nichts, was sie nicht schon getan hätten. Ihm war klar, dass das Wichtigste war, dass er langsam vorgehen musste. Aber sie hatten Zeit. Er wollte das hier trotz und alledem so besonders wie nur eben möglich machen. Harry genoss die Hand, die sein Gesicht entlang fuhr. Er kuschelte sich gegen sie, schloss die Augen, während er die Hand spürte, die langsam unter Robe und Hemd glitt. Es war dasselbe, schöne Gefühl wie immer. Draco hatte Recht, es gab keinen Grund, Angst zu haben, nicht vor dem Mann, der ihn so sehr liebte, dass er diese Geduld an den Tag legte. Die sanften, zarten Küsse, die der Ältere über sein Gesicht verteilte. Langsam ließ er den Anderen los, wo er sich bis eben noch an seinen Gefährten gekrallt hatte, er wusste, Severus würde nicht einfach gehen. Severus lächelte, als er merkte, wie der Jüngere sich endlich entspannte und dessen Griff, den der bis jetzt nicht gelockert hatte, nachließ. Er nutzte diese Gelegenheit, um den Jüngeren von Hemd und Robe zu befreien, küsste ihn dann wieder innig. Seine Finger glitten sanft über Harrys Brust, er wusste ja, wo dessen empfindliche Stellen waren, die hatte er inzwischen gefunden. Er strich leicht über die linke Brustwarze, während er seinen eigenen Gürtel löste. Harry keuchte leise, er streckte sich den schlanken Fingern entgegen, die so genau wussten, was sie taten. Er liebte die Küsse, die sie immer wieder zwischendurch austauschten. Er wurde nicht mal unruhig, als er spürte, wie seine Hose vorsichtig geöffnet und von seinen Hüften gezogen wurde. Im Gegenteil, er half dem Anderen, ihn von dem Stoff zu befreien. Severus nutzte einen einfachen, stablosen Zauber, um sich von seiner eigenen Kleidung zu befreien, während seine Finger weiter über den Körper des Jüngeren glitten, der endlich etwas Fett auf die Rippen bekommen hatte. Severus wusste nicht, wie jemand nicht in den Jüngeren verliebt sein konnte, Harry war in seinen Augen einfach nur perfekt. Schlank und wunderschön, mit einem feinen Gesicht und wunderschönen Augen. Wie man ihm etwas antun wollen könnte, war ihm unverständlich. Nein, er war trotzdem froh, dass Harry die Bindung heute beenden wollte, er wollte sich, wie Harry auch, sicher sein können, dass er immer für den Grünäugigen da sein konnte. Er wollte die Bestätigung, dass der nur ihm gehören würde. Er küsste Harry besitzergreifend, während seine Hand langsam an dessen Hüfte herab glitt, dann den Oberschenkel streichelte. Kurz versteifte sein junger Gefährte sich etwas, er entspannte sich aber recht schnell wieder, nach wenigen Minuten glitten seine Beine auch von selbst etwas auseinander. Severus lächelte, als er das sah. Seine Finger umfassten Harrys inzwischen steifes Glied, während seine Zunge mit einer der Brustwarzen spielte. Es war Musik in seinen Ohren, als er das Stöhnen des Jüngeren hörte, das immer weiter anstieg und auch ihn erregte. Aber er hielt sich zurück, denn dieses Mal... sollte ja etwas anderes geschehen. Harry keuchte, als er spürte, wie der Mund begann, tiefer zu wandern. Es war unglaublich, wie jedes Mal und doch anders, als sonst, weil er wusste, dass dieses Mal mehr geschehen würde, als die letzten Wochen. Kurz flackerte Angst in ihm auf, aber die sanften Berührungen des Anderen verdrängten dieses Gefühl. „Sev...“, keuchte er, er wollte mehr, doch der Andere schien nur zu lächeln, die agile Zunge tauchte in seinen Bauchnabel, erregte ihn noch mehr, aber die Hand um sein Glied erhöhte ihr Tempo dieses Mal nicht. Severus lächelte, als er das hörte, er würde Harry seine Angst vergessen lassen, ihm zu zeigen, wie viel Spaß Sex machen konnte und er hatte nicht vor, eine schnelle Nummer daraus zu machen. Vorsichtig küsste er sich das Mal um den Bachnabel entlang, er grinste, als er merkte, dass der Andere ihm immer schneller entgegen kam, so, dass er die Hüfte seines Gefährten schließlich mit einer Hand nach unten drückte. Mit einem weiteren, kurzen Zauber rief Severus eine kleine, edle Dose, ohne aber von seinem Tun groß aufzublicken. Er reizte den Jüngeren weiter, während er mit einer Hand die kleine Dose öffnete, einen einzelnen Finger in sie tauchte. Er küsste Harry, dann glitt er tiefer, leckte schließlich mit seiner Zunge über dessen Glied und grinste zufrieden, als der ihm sofort stöhnend entgegen kam. Er ließ Harry noch eine ganze Weile zappeln, leckte und knabberte geschickt an der Eichel, bevor er Diese ganz in den Mund nahm, mit einer Hand aber weiterhin die Hüfte auf der Matratze hielt, im selben Moment drang er mit einem Finger in den Jüngeren ein. Harry stöhnte, er glaubte das nicht, als Severus ihn in den Mund nahm, es war ein unglaubliches Gefühl, wie ein Traum, so intensiv und erregend, aber dann war es da, kurz tat es weh, aber es war kein schlimmer Schmerz, eher ein kurzes Ziehen, das er schließlich verdrängte. Stattdessen entspannte er sich, als der Andere begann, ihn zu verwöhnen. Nicht mal, als der Finger sich in ihm bewegte, konnte das seine Erregung dämpfen, denn der Andere war vorsichtig. Nicht grob und hastig oder etwas Anderes, sondern wirklich sanft, vorsichtig und zärtlich. Und dann geschah es, Harry wusste nicht, was das war, aber dieses Gefühl war um vieles intensiver, als alles bisherige. Dieses Mal schrie er fast auf, doch nicht vor Schmerzen. Severus grinste um das Glied in seinem Mund, als er das hörte. Gefunden. Vorsichtig drückte er erneut auf die kleine Erhebung, ohne aufzuhören, den Anderen zu verwöhnen. Er wollte, dass Harry vollkommen entspannt war, bevor es wirklich ans Eingemachte ging. Merlin! Wie sollte er das denn aushalten? Harry stöhnte, er rief den Namen des Anderen, wollte ihn warnen, doch er brachte einfach keinen vernünftigen Laut mehr heraus. Er wollte sich zurückhalten, er versuchte es wirklich, doch es war hoffnungslos. Er kam, heftiger, als zuvor. Severus grinste zufrieden, als der Jüngere kam, er nutzte diese Gelegenheit, um einen weiteren Finger einzuführen, während er wie immer fasziniert beobachtete, wie der Jüngere langsam von seinem Hoch wieder herunter kam. „Ich... das... ich wollte nicht... es tut...!“ Severus lächelte nur, kam hoch und küsste den Anderen heiß. „Hör auf, dich zu entschuldigen, “ hauchte er. „Ich wollte, dass du kommst, glaub mir, wir sind noch lange nicht fertig...“, versprach er mit dunkler, erregter Stimme, während er mit seinen Fingern wieder gegen die Prostata des Jüngeren drückte, mit dem erhofften Ergebnis. Fast augenblicklich sackte sein junger Gefährte wieder auf die Kissen zurück. Harry keuchte auf, als er spürte, wie die Finger in ihm sich wieder bewegten und gegen diesen einen Punkt drückten, der ihn wieder dazu brachte, Sterne zu sehen, obwohl er gerade erst gekommen war und obwohl etwas in ihm war, bewegte er sich, ohne es verhindern zu können, dem Älteren entgegen. Er merkte, wie ein weiterer Finger folgte, doch er spürte absolut gar keine Schmerzen, dazu war er viel zu erregt. Severus musste grinsen, als er sah, wie schnell sein Gefährte wieder erregbar war, es brauchte nur ein wenig Stimulierung. Der Vorteil der Jugend...Er küsste Harry erneut, weitete ihn vorsichtig noch etwas, entzog ihm aber dann die Finger. Enttäuscht stöhnte Harry auf, als die Finger verschwanden, doch dann sah er das lustverhangene Gesicht des Älteren, er spürte, wie der sich zwischen seine Beine schob, ihm intensiv in die Augen sah. „Bist du sicher?“, fragte er Harry erneut, denn egal, wie erregt er war, er würde den Jüngeren nie verletzen wollen. „Mach, “ hauchte der Angesprochene nur, er wusste, was kommen würde, schloss die Augen und wartete ab, erwartete den in seinen Augen unvermeidlichen Schmerz. Severus nickte, er küsste den Jüngeren, positionierte sich und begann, langsam in seinen Gefährten einzudringen. Er beobachtete Harry genau, er war vorsichtig und als er in dem Anderen war, blieb er erst mal vollkommen ruhig, ließ ihm Zeit, sich zu gewöhnen. Harry war überrascht, er hatte denselben stechenden Schmerz erwartet, den er schon kannte, das Gefühl, von innen heraus zerrissen zu werden, doch so war es nicht. Es stach kurz, es fühlte sich voll an, aber... es waren nicht diese schrecklichen Schmerzen. Langsam traute er sich sogar, die Augen wieder zu öffnen, begegnete dem leicht belustigten, erregten Blick des Älteren, der ihn sofort hart und heftig küsste. Severus war wirklich amüsiert zu sehen, wie das verspannte Gesicht des Jüngeren zu einer Maske des Erstaunens wurde. Seine Hände strichen sanft über die Seiten seines Gefährten, bevor sie zu dessen Hüften wanderten und diese festhielten. Vorsichtig zog er sich etwas zurück, drang wieder in den Jüngeren ein und allein dessen Aufstöhnen sagte ihm, dass er dessen Prostata wieder gestreift hatte. Besonders begeistert war der Ältere, als sich Harrys Beine auf ein Mal um seine Hüften legten, ihn drängten, schneller zu machen. Merlin, der Jüngere war so erregend, eng und heiß, dessen Innenwände massierten sein Glied auf eine Weise, wie noch nie Jemand vor ihm das getan hatte. Er wusste lange würde er nicht mehr durchhalten, zu erregend war diese unglaubliche Nähe zu seinem Gefährten, die er sich schon lange gewünscht hatte. Harry stöhnte, als der Andere schneller wurde, er glaubte einfach nicht, wie gut sich das anfühlte, er bewegte sich schon seit einer Weile gegen den Älteren, er hörte sich selbst dessen Namen rufen, immer und immer wieder, aber wie sollte er aufhören, wenn er nicht mal merkte, wie er rief? Hatte er eben gedacht, den Orgasmus seines Lebens gehabt zu haben? Von wegen, er wusste, das hier würde weit mehr werden. Er merkte kaum, wie er sich immer fester an den Älteren klammerte, bevor die Sterne hinter seinen Lidern zu platzen begannen und er mit einem weitern Schrei ein zweites Mal an diesem Tag kam, weit heftiger, als je zuvor. Severus stöhnte auf, als der Jüngere um ihn noch enger wurde, ihn massierte. Er kam, kaum dass Harry ebenfalls gekommen war. Er schaffte es noch irgendwie, sich zurückzuziehen, bevor er neben dem Grünäugigen zusammensackte, ihn aber sofort in die Arme zog. Keiner der Beiden registrierte das richtig blendende Licht, dass die Beiden, als sie gerade wieder Luft holten, umschloss wie ein Kokon. Severus brauchte eine ganze Weile, bis er wieder richtig bei sich war, er lächelte, blickte auf den Jungen in seinen Armen, der immer noch etwas dösig zu sein schien. Er strich nachdenklich über dessen Zeichnungen, die nun noch etwas ausgeprägter zu sein schienen, küsste dessen Nacken, wo nun sein Familienzeichen prangte, die Flamme aus seinem Wappen und er wusste, er hatte nun dieselbe an der gleichen Stelle. Er beobachtete, wie Harry langsam wieder zu sich kam und die grünen Augen sich wieder auf ihn fixierten. „Alles in Ordnung?“ Harry lächelte, als er den Anderen sah. „Das war... unglaublich, “ flüsterte er, fragte sich dabei, warum er sich eigentlich so lange dagegen gesträubt hatte. Er kuschelte sich an den Älteren, zu faul, sich auch nur einen Millimeter zu bewegen. „Das freut mich, “ gab Severus sanft zurück, strich dem Jüngeren eine der Strähnen aus dem Gesicht, küsste ihn zärtlich. „Jetzt... kann niemand dich mehr... zu irgendwas zwingen, oder?“, fragte Harry immer noch etwas ängstlich. „Nein, “ gab Severus sofort zurück. „Ich bin ab jetzt fest gebunden, an dich. Niemand kann mich zwingen, eine andere Frau oder einen Mann zu nehmen. Da bist und bleibst nur du.“ „Gut, “ nuschelte Harry, nun beruhigt und angenehm dösig. Er genoss die Arme um sich, die ihn hielten, er fühlte sich so sicher in den Armen seines ehemaligen Professors. Zu Hause. Vielleicht das erste Mal in seinem Leben. Er gehörte zu Jemandem, der alles für ihn tun würde. Severus lächelte nur, küsste seinen Gefährten. „Schlaf ruhig, “ bot er an. „Ich wecke dich zum Abendessen...“ Er beobachtete, wie schon die letzten Nächte, wie der Jüngere wirklich wegdöste. Sanft legte er ihn bequemer auf die Kissen, sprach einen kurzen Reinigungszauber und deckte Harry zu. Eine ganze Weile beobachtete er den Grünäugigen, dann zog er sich eine Robe über, sprach einen Reinigungszauber auf sich selbst und trat in sein Wohnzimmer, wo ihn, oh Überraschung, seine Schwester erwartete, mit einem nicht wirklich definierbaren Gesichtsausdruck. „Was gibt es, Rena?“, fragte er, relativ ausdruckslos. „Was gibt es?! Das ist nicht dein Ernst, oder? Der gesamte, verdammte Palast ist überrollt worden!“ „Was?“, verwirrt blickte der Tränkemeister sich um: „Von was, bitte? Ich habe noch nicht mal Kanonen gehört..:“ „Du Dummkopf, von eurer Macht!“ „Was?“ „Geh ins Schlafzimmer und hol dein Hirn, Bruder!“, knurrte die Langhaarige, sah den Jüngeren dann an. „Als ihr die Bindung beendet habt, gab es einen Magiestoß, wie ihn noch nie jemand von uns erlebt hat. Und das will was heißen. Deine Macht ist gewachsen und die von dem Jungen... ich kann nur sagen, dass ich keinerlei Wert darauf lege, irgendwann am falschen Ende seines Zauberstabes zu stehen... wirklich nicht, entschuldige, aber dagegen bist du fast schon harmlos.“ „Oh?“, fragte Severus überrascht. „Nett...“ Es interessierte ihn nicht, um es auf den Punkt zu bringen. Gut, es war beruhigend zu wissen, dass Harry sich würde verteidigen können, aber was Andere dachten, hätte ihm gleichgültiger nicht sein können. Er setzte sich, sah seine Schwester an. „Und was treibt dich jetzt hierher, das nicht bis in... drei Stunden hätte warten können?“ „Eigentlich wollte ich euch dazu drängen, die Bindung zu beenden, “ gab sie zu. „Warum?“ „Lord Arane und die Liga der Mer’deren wollen ein altes Gesetz in Kraft rufen, das besagt, wenn du dich nicht bis in drei Tagen mit Harry gebunden hättest, du dich nicht mehr mit ihm hättest binden dürfen. Dann hättest du das Alter überschritten, in dem du frei wählen darfst.“ Severus’ Augenbraue wanderte noch ein Stück in die Höhe. „Wo haben sie denn das gefunden?“ „Keine Ahnung, aber du hättest keine Zeit mehr gehabt, das Gesetz zu negieren. Nicht mal, nachdem ich es dir jetzt gesagt habe. Dazu hättest du ein ganzes Jahr gebraucht...“ Kurz ballte Severus die Faust, sah in Richtung Schlafzimmer. „Die sollen sich ihr Gesetz in den Arsch schieben, “ gab er brüsk zurück. „Das können sie ja jetzt auch, “ gab Serena, sichtlich beruhigt, zurück. „Aber vielleicht sollten wir das geheim halten, bis zu dem Tag, an dem sie dich zwingen wollen, ihn zu verlassen. Also in... drei oder vier Tagen. Lassen wir ihnen ihren großen Auftritt und machen sie anschließend lächerlich! Wie wäre es mit einem großen Ball, wo Harry an deiner Seite sitzt, mit deinem Wappen auf der Robe aber erst mal tragt ihr Beide hohe Kragen und wenn die dann kommen und ihn wegnehmen wollen, macht ihr sie ab und du kannst sie alle, aufgrund von Beleidigung deinem Gefährten gegenüber in die Kerker werfen lassen! Sie sind dir doch ohnehin schon lang ein Dorn im Auge, sie unterstützen Theodore und bisher hast du sie deswegen nie gekriegt!“ „Und ich habe mich für fies gehalten, “ stellte Severus amüsiert fest, nickte aber dann. „Organisier das – und wenn du mir noch einen richtigen Gefallen tun willst, sag doch bitte Draco, dass er wohl zu seiner Gefährtin zurück kann, ich kann und werde Harry die nächsten Wochen nicht von meiner Seite lassen und ich wäre den Rest des Tages und morgen auf jeden Fall gern mit ihm allein. Schieb es auf das dumme Attentat... Oh, und gib Draco bitte den Ara, den Harry ausgebildet hat, er ist noch im Park, er kommt, wenn du ihn Len rufst. Es ist der neue Botenvogel, damit Draco nicht immer den Raben seines Vaters braucht.“ Serena nickte. „Ich kümmere mich um alles und ich bereite den Ball vor. Soll ich einen Schneider zu euch schicken, morgen Nachmittag? Dann könnt ihr einheitliche Roben tragen.“ „Ja, mach das, schick den Schneider, aber tu es morgens. Gegen Zehn.“ „Du bist der Boss, “ gab Serena nur zurück. „Ich bin dann wieder bei Beon und versuche, Schadensbegrenzung zu betreiben und die Leute am Klatschen zu hindern.“ Der Tränkemeister nickte und stand wieder auf. „Bis später, “ gab er nur vage zurück und trat zurück ins Schlafzimmer, legte sich, nachdem er sich der Robe wieder entledigt hatte, neben den Jüngeren, der sich sofort wieder an ihn kuschelte. Severus tat nichts Anderes, als ihn zu beobachten und allein das reichte ihm aus, er war vollkommen zufrieden und das war wirklich ungewöhnlich... Kapitel 14: Zeremonie --------------------- Am nächsten Morgen saßen die Beiden auf dem Sofa, Harry nur in einer engen Boxer, Severus selbst trug über seiner noch einen Morgenmantel. Vor ihnen stand ihr Frühstück, aber sie beachteten es kaum, im Gegenteil. Severus küsste seinen Gefährten weiterhin, der sich an ihn kuschelte und manchmal leise giggelte. Er hatte Harry letztendlich doch einen leichten Schmerz und Heiltrank geben müssen, da sie es am Abend dann doch gehörig übertrieben hatten, er verstand selbst nicht, was ihn geritten hatte, den Jungen noch drei Mal zu nehmen, aber er hatte es getan, nach dem Essen, im Bad und noch ein Mal mitten in der Nacht. Aber er hatte auch immer einen mehr als willigen Partner gehabt. Harry schien seine Angst überwunden zu haben. Er küsste den Jüngeren erneut, schob ihm eine Frucht zwischen die Lippen, die der auch annahm. Er war gebunden. Ein seltsamer Gedanke für Severus. Irgendwie war es richtig unwirklich, einfach, weil für ihn eine Bindung früher ein Joch bedeutet hatte, Ballast, den er nicht wollte, er hatte nie damit gerechnet, sich an seinen Gefährten binden zu können, er war davon ausgegangen, dass der wohl nur sein ‚bester Freund’ bleiben würde, doch dann war sein Vater früh gestorben, bevor er eine politische Hochzeit hatte arrangieren können. Und nun hatte er Harry. Der Grünäugige war für ihn keine Last, auch, wenn er sich selbst leider noch oft genug als solche sah. Der Jüngere war für ihn ein schier unglaublicher Schatz, nicht aufzuwiegen mit all seinen wirklich zahlreichen Besitztümern. Im Gegenteil, Severus fühlte sich erleichtert, dass Niemand sich mehr dazwischen drängen konnte. Auch, weil er wusste, dass Harry das nicht verkraften würde. Das würde kein Aloja. Und er hatte noch nicht mal den letzten Trumpf ausspielen müssen. Er wusste von Serena, was die Gerüchteküche dachte – dass sein Kleiner ein Fae war, aufgrund der wunderschönen, schwarzen, blau schimmernden Flügel. Er hatte nicht vor, diesen Irrtum in irgendeiner Weise zu korrigieren. „Harry...“ Der Angesprochene sah auf. „Hmmm?“, fragte er seinen Gefährten faul, während immer noch ein seltenes und ehrliches Dauerlächeln auf seinem Gesicht lag. Diese Nacht kam ihm immer noch wie ein Traum vor, wäre da nicht das Gefühl, das er seither hatte. Er hatte Severus ja schon seit einer Weile spüren können, aber gerade im Moment war er sich sicher, dass da noch mehr war, dass er, wenn er wollte, sogar in Gedanken mit dem Älteren würde sprechen können. Die Präsenz war viel, viel stärker als vorher. Er spürte, wie der Andere ihn liebte. Es war, wie eine weiche, warme Decke, die um ihn herum lag. Nun konnte er sich wirklich sicher sein, wie der Andere fühlte. „In ein paar Tagen findet ein Ball statt, “ erklärte der Ältere nun, ohne auf weitere Einzelheiten einzugehen. „Sie wollen feiern, dass ich wieder hier bin. Ich möchte, dass du mit mir da hin gehst, “ bat er leise. „Ich weiß, du magst keine Massen, aber es sind immerhin keine Reporter.“ Kurz versteifte Harry sich auf seinem Platz auf dem Schoß des Älteren, dann aber ließ er sich gegen ihn sacken. Er hatte doch immer gewusst, dass er sich nicht auf Dauer verstecken konnte. Er hatte sich schon mehrfach gezeigt, Sev würde da sein und noch viel Wichtiger: Alle würden sehen, dass sein Geliebter nicht mehr zu haben war, unwiederbringlich. Keine weiteren Versuche, ihn mit irgendwelchen anderen zu verkuppeln. „Ist gut, “ gab er daher zurück. Severus lächelte, als er das hörte. Sieh einer an. Er hätte nicht gedacht, dass das so einfach und ohne einen Kampf vonstatten gehen würde. „Das freut mich, “ gab er sanft zurück, küsste Harry erneut sanft. „Nachher kommt mein Schneider, um die entsprechenden Maße für feierliche Roben zu nehmen, “ erklärte er. „Und Serena bringt eine Hohepriesterin, die die Bindung bestätigt und segnen wird.“ „Roben? Noch mehr Roben, aber ich..!“ Severus lächelte nur etwas und küsste seinen Gefährten. „Eine feierliche Robe, “ erinnerte er ihn sanft. „Da muss schon mal was anderes her, als die Sachen, die du hast, außerdem will ich, dass die Sachen zusammen passen. „Und... eine Hohepriesterin?“ Der Ältere nickte. „Es ist nicht notwendig, aber ich denke, du wirst es mögen, “ fügte Severus an. „Sie wird einige Zauber sprechen, die die Tiefe der Bindung analysiert und sie segnen. Wie gesagt, es ist nicht notwendig, aber ich denke einfach, du wirst dich dann sicherer fühlen.“ Dass das auf ihn genauso zutraf, kehrte Severus aber großzügig unter den Teppich. „Serena wird mit Beon, Ren, Mereos und Ferada als Zeugen ebenfalls dabei sein.“ Er küsste seinen Geliebten auf die Stirn, während er sich vorstellte, wie vielen Leuten er mit dieser Zeremonie und seiner vorhergegangenen Bindung die Pläne und den Rest ihres Lebens versaute. Er wusste, auf was diese Trottel sich berufen wollten, er hatte sich die entsprechenden Texte am frühen Morgen bringen lassen. Es mochte ihn nicht mehr betreffen, aber abschießen wollte er es auf jeden Fall. Nicht auszudenken, was geschah, wenn mal seine Kinder betroffen sein würden, oder die seiner Schwester. Lieber solche Schandflecken gleich beseitigen. „Wie... eine Hochzeitszeremonie?“ „So etwas in der Art, “ lächelte Severus zustimmend. „Eine Hochzeit ist in dem Sinne nicht nötig, unsere Seelen müssen nicht künstlich zusammengebunden werden, wir sind Gefährten. Aber es ist immer nett, eine kleine Zeremonie zu haben, “ erklärte er, strich über die Flamme an Harrys Hals. Er war nicht der Profi hier, aber er hatte schon andere Male gesehen und keines war so dunkel gewesen und damit so tief gegangen. Harry lächelte einfach nur, er hatte weder seine noch die Flamme des Anderen wirklich wahrgenommen. Er freute sich aber auf eine kleine Zeremonie, für ihn gehörte sie einfach dazu. Er war nun einmal bei Muggeln groß geworden und da lief ohne Zeremonie gar nichts. Es war eine gewisse Sicherheit für Harry, dass der Andere die Hohepriesterin noch zusätzlich geholt hatte. Severus strich dem Jüngeren sanft weiter über die Haare, das Mal und die Zeichnungen auf seiner Brust. „Komm, iss dein Frühstück, “ schlug der Ältere vor. „In einer halben Stunde kommt der Schneider und in einer die Priesterin und dich denke, bis dahin möchtest du wohl angezogen sein.“ Automatisch wurde Harry etwas rot um die Nase und sah an sich herab. „Wäre besser, “ nuschelte er, vor allem, als er all die kleinen, blauen Flecken an seinem Oberkörper entdeckte. Er war sich ziemlich sicher, dass sein Hals noch schlimmer aussah. Severus lachte nur leise und gab dem Jüngeren seine Schale mit Müsli, während er selbst ein Stück Kuchen verdrückte. Nachdem sie satt waren, nahm er Harry mit ins Ankleidezimmer, ging erst mal dessen Schrank durch und gab ihm einfache, dunkelgrüne Hosen, zusammen mit einem eisblauen Hemd, auf dem kleine Muster eingestickt waren und darüber wieder eine knielange Robe in demselben Ton wie die Hose. Für sich selbst wählte Severus wieder eine schwarze Robe, ein enges, schwarzes Oberteil, aber dann eine eisblaue, lange Überrobe mit silbernen Applikationen, die mit einem breiten, silbernen Gurt gehalten wurde. Allerdings verriet ein Blick in dem Spiegel ihm schnell, dass helle Farben eher etwas für seinen Gefährten waren. Aber für heute würde es das tun. Rasch richtete er noch seine Haare, wählte einen silbernen Reif für die Stirn, wandte sich um – und musste sich das Lachen verbeißen, als er sah, wie Harry mit seinem Gurtband kämpfte. Rasch trat er hinter den Jüngeren und zeigte ihm, wie man es richtig band, küsste ihn dabei weiter. Harry lächelte, als der Andere ihm half, sah zu ihm und küsste ihn etwas schüchtern, schlüpfte dann in die farblich passenden, dunkelgrünen Schuhe. Es wunderte ihn immer wieder, wann Sev seine Garderobe so gefüllt hatte. Kaum waren sie fertig, hörte Severus das Klopfen, aber sofort flog auch die Tür auf. Also war der Schneider nicht allein. „Komm, lassen wir meine unmögliche Schwester nicht warten, wer weiß, was sie sonst anstellt.“ Harry nickte, folgte dem Älteren zurück ins Wohnzimmer, wo Serena tatsächlich mit einem Fremden auf sie wartete. Automatisch drückte der Grünäugige sich etwas enger an den Anderen, der seine Hand beruhigend drückte und ermutigend lächelte. „Nun, Schwester? Was genau hast du nun vor, uns anzutun?“ Serena grinste zufrieden und stellte sich zu ihrem Bruder. „Hier, “ lächelte sie, zeigte ihm zwei Zeichnungen. „Ich dachte an dunkles Violett, das könnt ihr Beide tragen, “ fügte sie an. „Als Farbe für die Überrobe, dann da macht sich dann die Silberflamme auch besonders gut.“ Sie betrachtete Harry, der gerade richtig süß aussah, als er von ihrem Bruder auf den Schoß gezogen wurde, während der sich selbst setzte und die Zeichnungen studierte. „Du bekommst natürlich deine geliebten, engen, schwarzen Oberteile, allerdings ohne ihren üblichen Kragen. Du wirst den Abend mit einem Tarnzauber auf dem Mal beginnen und ihn dann fallen lassen können, Harrys Sachen bekommen eh keine Stehkrägen. Die Überroben werden mit einem Silberband gesäumt, auf das Diamanten gesetzt werden, an Harrys Hals setzen wir Smaragde ein bei dir stattdessen schwarze Perlen. Die Gürtel sind ebenfalls mit Edelsteinen beschlagen und jeder bekommt einen Dolch – hast du noch einen mit einem Familienwappen für Harry, oder muss ich einen anfertigen?“ „Dolch?“, fragte Harry vorsichtig, sah dann zu seinem Gefährten: „Sev, ich... Siris Dolch, kann ich...?“ Severus lächelte, strich über Harrys Haare und nickte: „Er hat einen Dolch, ich habe ihn in einem seiner Schränke, den Dolch seines verstorbenen Patenonkels, du musst keinen Anderen anfertigen.“ Er hatte ihn Harry noch nicht zurückgegeben, einfach, weil er es vergessen hatte. Aber er hatte ihn sicher verwahrt. „Danke...“ Severus lächelte nur und küsste den Jüngeren. „Dafür nicht.“ Dann wandte er sich wieder den Zeichnungen zu. „Harry bekommt ein weites, helles Hemd, verstehe ich das richtig?“ „Ja, aus Tarantulaseide, die glänzt so schön, “ grinste Serena sofort. „Und man kann noch einige Stickereien hinein arbeiten. Er wird unwiderstehlich aussehen!“, versicherte sie. „Er bekommt auch im Gegensatz zu dir nur knöchelhohe Schuhe statt der Stiefel, auf die du immer bestehst. Im selben Violett, wie das Oberteil und natürlich mit Silberflammen auf den nach Außen gerichteten Seiten. Und eine Schleife im Haar, das muss gestern toll ausgesehen haben, “ fügte sie an. „Beon hat davon geschwärmt...“ „Muss ich mir Sorgen machen?“, zog Severus seine Schwester amüsiert auf, die ihm sofort einen bösen Blick schenkte, aber nicht weiter auf die Stichelei einging. Sie schien einfach nur froh, dass er wieder normal stichelte. „Nun?“, fragte sie stattdessen. „Ist das akzeptabel, Brüderlein?“ Severus warf einen letzten Blick auf die Zeichnungen, dann auf seinen Geleibten, der ihn fragend ansah. „Mir gefällt es...“ „Ist... das nicht etwas sehr teuer?“, warf Harry vorsichtig ein, der vor allem die Sache mit den Edelsteinen mitbekommen hatte. Beide Geschwister sahen sich nur ein Mal kurz an, bevor Severus den Anderen küsste. „Ist es nicht, “ gab er zurück. „Es ist sogar noch zu billig, “ fügte er an, sah dann zum Schneider. Der Ball ist in zwei Tagen, wenn ich mich nicht irre, “ gab er bekannt, das heißt bis übermorgen Mittag muss alles fertig sein, ist das möglich?“ „Das ist kein Problem, “ gab der nur zurück. „Ich werde übermorgen gegen Mittag mit den Gewändern kommen und die letzten Änderungen vornehmen, dann sind sie bereit zum Tragen.“ Er musterte den jungen Gefährten seines Königs, er gehörte zu den wenigen, die wirklich wussten, was geschehen war. Denn aus irgendeinem Grund galt im gesamten Palast, dass die Gefährtengeschichte nur gespielt sein konnte, da dieser Kümmerling ihres Königs nicht würdig sein durfte. Die Welle der Magie am letzten Abend erklärten sie mit der Wut über die Attentäterin, vor allem, da die Magie um dieses Quartier sie ohnehin schon gedämpft hatte. Er hatte sie noch gespürt und sie war stark gewesen, er hatte nicht mal daran gedacht, dass es Wut hätte sein können. Er hielt den Jungen auch nicht für einen Kümmerling. Er hatte dessen Augen gesehen. In ihnen lagen schlechte Erfahrungen, Ängste, aber auch eine wilde Kraft und Entschlossenheit. Er wusste, die Beiden waren perfekt füreinander. Harry glich den Älteren endlich aus, machte ihn nicht mehr ganz so unberechenbar, gab ihm die dringend benötigte Ruhe und von ihm ging eine starke, magische Kraft aus, die jegliche Behauptungen über seine Schwäche eigentlich wiederlegten. Aber einigen Fraktionen war Alles recht, um Bekannte und Verwandte oder sich selbst mit Allen Mitteln auf den Thron zu bekommen. Warum nicht über einen jungen Mann herziehen, der sich nicht wehren konnte? Das war es zumindest, was sie dachten. Nun, er würde dem Ball schon allein beiwohnen, um sich über die dummen Gesichter totzulachen, hatte er beschlossen. Von einer Loge aus, mit Knabbersachen auf dem Schoß, um die Show genießen zu können. Severus nickte zufrieden. Er strich Harry sanft über den Rücken und redete etwas mit einem Schneider. Mit dem Mann hatte er sich schon immer recht gut verstanden. Erst, als es erneut klopfte, sah er wieder auf. Seine und Harrys Leibwächter traten dieses Mal ein, sie flankierten eine ältere Dame, die ganz in Weiß gekleidet war. Sanft brachte Severus seinen Gefährten dazu, aufzustehen, trat zu der Frau und lächelte, nahm ihre Hand und küsste sie galant: „Lange nicht gesehen, Lady.“ Die Frau lächelte. „Ich hatte schon die Befürchtung, dass ich diesen Tag nicht mehr erlebe, “ scherzte sie zurück. „Den Tag, an dem Ihr Euch freiwillig bindet. Aber dann habe ich gestern die Energie gespürt, ich muss sagen, ich war schwer beeindruckt.“ Sie lächelte, wandte sich zu dem Jüngeren um, der sichtlich unsicher neben dem König stand. Kaum zu glauben, dass in diesem kleinen Körper eine solch mächtige Energie wohnen sollte. Aber sie irrte sich nicht und sie spürte diese magische Energie auch jetzt noch. „Dann sollten wir die Zeremonie durchführen, bevor Ihr wieder mal Eure Meinung ändert...“ Severus lachte nur leicht und drückte Harry an sich: „Sehe ich aus, als hätte ich das vor?“ „Erstaunlicherweise nicht, “ gab Sena zurück, führte die Beiden auf die Terrasse, wo die Hauselfen bereits einen kleinen Pavillon über einem Altar errichtet hatten, den der junge Gefährte ihres Herrn gerade bewunderte. Severus lächelte, als er das Erstaunen des Jüngeren über den Altar sah. Er strich dem Grünäugigen sanft über die Wange, trat vor den Altar, während die Anderen um sie herum Stellung bezogen und Sena hinter den Altar trat. Die Hohepriesterin lächelte ihn an, hob dann ihre Hände und schloss die Augen, bevor sie begann, das Ritual in uraltem Elfisch herunter zu rasseln. Severus leitete den Jüngeren durch das Ritual, bis die Priesterin ihnen schließlich die Hände mit einem weichen Band zusammenknotete. Ein unglaublich helles Licht ging auf ein Mal von ihnen aus und es dauerte lange, bis es erlosch. Erst dann wurde das Band abgenommen und mit wunderschönen Armreifen ersetzt. Sie waren einfach, silbern und mit einer ungewöhnlichen Gravur. In jedem saßen mehrere Diamanten, ein Smaragd und zwei schwarze Perlen. Nachdem auch das erledigt war, hob Severus den Kopf des Jüngeren sanft an, küsste ihn ausgiebig und blickte danach zu der Priesterin. „Nun?“, fragte er. „Wie tief ist die Bindung?“ Sena musste mehrfach ansetzen, um auch nur ein einziges Wort heraus zu bekommen. Sie war wirklich schon alt, aber so etwas hatte sie in all den Jahren noch nicht mal in Geschichten gehört. Sie sah zu den Zeugen, die sichtlich alle Probleme hatten, nach dem gleißenden Licht wieder zu sehen. „Ich habe noch keine Bindung erlebt, die tiefer gegangen wäre, “ gab sie, nach zwei vergeblichen Sprechversuchen zurück. „Nichts und Niemand wird sich je zwischen Euch und Euren Gefährten drängen können.“ Severus nickte zufrieden mit dieser Prognose, er drückte Harry an sich. „Gut, “ gab er zurück. „Ich denke, Ihr werdet auch zu dem Ball kommen?“ „Natürlich, “ gab die Hohepriesterin ohne zu zögern zurück. Sie wollte sehen, wie Severus den Jungen wirklich in den Hof einführte, sie spürte, dass da etwas an ihm war, das man ihr nicht gesagt hatte, aber sie bohrte nicht nach. „Wir werden euch wieder allein lassen, “ lächelte sie dann. „Wir sehen uns spätestens zum Ball...“ Albus starrte fassungslos auf die neuesten Berichte. Er war, bei der Wahl zum neuen Minister, weit abgeschlagen, niemand wollte ihn haben, er hatte vor einigen Tagen auch noch seinen Posten als Direktor verloren, aber noch hatte der den Orden des Phönix, wenn auch leider nur noch in dezimierter Fassung, aber immer noch genug Leute, um diesen Drecksäcken so richtig einzuheizen! Die wollten einen Heckenkampf? Die wollten ihm den Platz verwehren, den er sich verdient hatte?! Bitte! Das konnten sie haben! Aber da war immer noch sein anderes Problem: Potter. Der Bengel war wie vom Erdboden verschluckt, seine Konten unzugänglich und mit Blutzoll gesichert. Er konnte nicht mehr in sein ehemaliges Hauptquartier, seine Geldquelle war endgültig versiegt. Es war so ärgerlich! Sein Lebenswerk, seine jahrzehntelange Arbeit, all die Arbeit, im Hintergrund die Fäden zu ziehen, all das sollte umsonst gewesen sein, weil Potter nicht tat, was er wollte? Ja, von wegen! So nicht! Nicht mit ihm! Er würde Potter schon zu fassen bekommen und dann würde er mit dem Bengel tun, was er schon längst hatte tun sollen! Er würde den Bengel aus seinem Versteck scheuchen, ihn foltern, ihn zwingen, ihm sein Vermögen zu überschreiben und ihn dann grausam umbringen, vielleicht seine Jugend auf sich übertragen lassen, irgend so etwas. Er würde seinen neuen Kampf gegen die Gesellschaft beginnen und da sie nicht bereit gewesen waren, es auf die sanfte Weise zu tun und sich unter ihm zu fügen, würde er eben zu anderen, altbewährten Mitteln greifen! Schon bei Grindelwald hatte er bewiesen, dass er den Heckenkampf und die Angstmache wie nichts anderes beherrschte. Dann würde seine Weste eben vor Blut triefen, wenn es das war, was die Gesellschaft wollte, bitte! Und er würde damit beginnen, die untreuen Anhänger, die ihn verlassen hatten, auszumerzen, beginnend mit Arthur Weasley, der es wagte, den Platz einzunehmen, für den er selbst so hart gearbeitet hatte! Aber sie würden büßen! Alle! Auch Malfoy, der es gewagt hatte, seinen Ruf derart nachhaltig zu ruinieren, nur um selbst in einem besseren Licht zu stehen und die Anderen vergessen zu lassen, dass er ein Todesser gewesen war! Aber er hatte bereits einen Plan und Hilfe von einer vollkommen unerwarteten Seite. Erneut hob er den Brief. Ein Weg in die Elfenwelt, die doch sonst immer so sauber abgeschirmt war. Abgaben in unglaublicher Höhe, Macht und Rohstoffe. Eine Krone, die noch keinem Menschen angeboten war. Gegen eine absolut lächerliche Gegenleistung – und eine Möglichkeit zur Rache. Erst hatte er es weder fassen noch glauben können, dass er so hintergangen und auf gut englisch verarscht worden war. Von Severus Snape, seinem Tränkemeister, der angeblich nicht nur am Leben, sondern auch noch ein Nachtelf war, der die Frechheit besessen hatte, ihn auszunutzen! Als eine beschissene Tarnung! Da hatte er einen hochrangigen Elf unter seiner Nase gehabt und statt ihn kidnappen zu können, hatte er sich vereiern lassen! Aber wie! Einen verdammten König hatte er angeblich unter seiner Nase gehabt! Aber er hatte nicht genug aufgepasst, dabei war er doch schon paranoid, aber offensichtlich nicht paranoid genug! Nun, schön, dass auch die Elfen ihre Probleme untereinander hatte. Er würde einem von ihnen helfen und eine gute Stellung kassieren, genug Opfer, um sein Leben ohne Probleme verlängern zu können und die Reserven, jeden zu jagen und zu töten, der ihm stank. Bei Potter angefangen... Kapitel 15: Der Ball -------------------- Langsam strich Harry die leichte Oberrobe glatt, spielte dann an den langen Ärmeln seines weiß glänzenden Hemdes. Er konnte nicht fassen, dass das da im Spiegel wirklich er sein sollte. Diese Kleidung war das Edelste, was er je getragen hatte und er hatte fast etwas Angst, sich zu bewegen und sie dann kaputt zu machen. Die eher dunkelgraue Hose, die violette Robe über dem weißen Hemd, dass ihn an Bilder aus dem Mittelalter der Muggel erinnerte, die ledernen Schuhe und all die Steine, die in die Gewänder eingearbeitet waren. Seine Haare waren ordentlich zurückgebunden und mit einem Band zusammengehalten, selbst der Stirnreif war aufwendiger, als sonst. Langsam griff Harry nach dem Dolch, der bereits auf dem kleinen Tisch auf ihn wartete. Sev hatte ihn aus der Wohnung mitgenommen, als er ihn hierher gebracht hatte, und in ein kleines Fach im Schrank gesteckt, ihn dann, bis vor zwei Tagen einfach da vergessen. Nun hatte der Grünäugige die Waffe seines geliebten Patenonkels aber wieder, sie lag vertraut in seiner Hand. Vorsichtig steckte er den Dolch durch die kleine Schlaufe an seinem edelsteinbesetzten Silbergürtel, blickte sich aber abrupt um, als die Tür aufging. „Sev...“ Der Ältere lächelte, trat zu seinem Gefährten, zog ihn an sich und küsste ihn. Er war ebenfalls schon umgezogen, kein Wunder, sie mussten ja auch jede Sekunde los. „Du siehst toll aus, “ stellte er mehr als zufrieden fest, drückte den Jüngeren an sich. Sie hatten die Zeit bis zum Mittag von dem Tag an zusammen verbracht, als Sena nach der Zeremonie gegangen war. Sie hatten sich in der Zeit auch nicht wirklich die Mühe gemacht, sich anzuziehen, sie hätten die Kleidung doch nur in absehbarer Zeit verloren. „Du aber auch,“ nuschelte Harry. Er selbst fand gar nicht dass er gut aussah, aber Severus tat es. Er wirkte wirklich wie ein König, allein durch seine Haltung, die er schon in Hogwarts immer so bewundert hatte. „Mach dir keine Sorgen, “ bat der Ältere leise. „Du weißt, dass sie uns nichts tun können, sie werden es versuchen, aber es wird vollkommen in die Hose gehen. Und ich bin immer da.“ Harry kuschelte sich in die sicheren Arme des Anderen: „Ich weiß, “ gab er leise zurück. Aber das war auch nur die halbe Miete. Er wusste, sie würden in einer riesigen, vollen Halle sein, wo alle ihn anstarren würden. Severus lächelte, er wusste ja von Harrys Menschenmassenphobie, aber er musste sich wohl oder übel an diese gewöhnen. Er wusste, das würde der Jüngere auch tun wenn er mal sah, dass nicht jede Menge bösartig sein würde. Und diese hier würde ihn zumindest nicht für etwas verehren, das seine Mutter getan hatte. Fast schon widerwillig strich er mit den Fingern über Harrys Mal am Hals, ließ es, wie sein eigenes, unter einer magischen Rüstung verschwinden. Er wollte seine Feinde richtig lächerlich machen. „Dann komm, “ forderte er seinen Geliebten auf, nahm dessen Hand und verschränkte ihre Finger miteinander. „Und denk dran, egal, was passiert, ich bin da.“ Harry lächelte, drückte die Hand des Älteren und folgte ihm. Ihre Bodyguards schlossen sich ihnen in dem üblichen Abstand an Es ging hinunter, den Gang entlang. Als sie den Saal erreichten, konnten sie schon die Musik und die vielen Stimmen hören. Harry merkte gar nicht, wie er immer langsamer wurde, bis er den sanften Druck spürte, der ihn weiter drängte. Vor der großen Doppeltür stand ein Mann, der sich vor seinem Herrn verneigte, Severus nickte ihm zu, eine halbe Minute später ertönte ein doppelter Klopflaut und die großen Flügeltüren öffneten sich. Die Menschen hatten einen breiten Gang gebildet, den Severus ruhig und selbstbewusst entlang schritt, den Kopf erhoben und Harry fest an der Hand. Ein kurzer Blick zeigte ihm, wie auch sein Gefährte sich aufgerichtet hatte und mit erhobenem Kopf mitging. Er strich sanft mit dem Daumen über Harrys Handfläche, führte ihn zu dem breiten Thron, setzte sich und zog Harry an sich, machte ein Zeichen, so, dass die Musik weiter ging und die ersten Paare sich nach einigen Momenten des Starrens wieder zu drehen begannen. Überrascht sah Harry sich um, alles glänzte und glitzerte, die Elfen waren in kostbare Gewänder gehüllt, einige waren aber so mit Schmuck behängt, dass sie nur lächerlich aussahen. Diener mit Tabletts liefen herum, auf ihnen lauter kleine, künstlich aussehende Häppchen oder Gläser, deren Inhalt alle Regenbogenfarben und noch ein paar mehr zu haben schienen. Zwei dieser Diener traten zu ihrem König, Severus deutete auf einen kleinen Beistelltisch, wo die Tabletts abgestellt wurden, nahm dann zwei der Häppchen, bot seinem Gefährten eines an, dass der auch langsam anknabberte. Er lächelte, legte den Arm um den Kleineren, drückte ihn an sich und ließ seinen Blick über die Gäste schweifen. Er kniff die Augen sofort zusammen, als er die kleine Gruppe sah, die immer wieder zu ihnen blickte, dann die Köpfe wieder zusammensteckte und heftig diskutierte. Lord Arane. Welch Überraschung… aber der würde heute sein blaues Wunder erleben! „Sev?“, Harry sah den Anderen an, von dem er auf ein Mal wirklich puren Hass empfing. „Was ist los..?“ Der Ältere sah in die etwas verschreckten Augen, zog den Jüngeren an sich und küsste ihn. „Ich habe gerade Jemanden entdeckt, der hier eigentlich nichts zu suchen hat und der mit Sicherheit gleich eine Menge Unruhe bringen wird. Sobald wir seinen Auftritt hinter uns haben, können wir den Abend genießen.“ Harry blickte in die Richtung, in die der Andere mit dem Kopf gedeutet hatte, er konnte ein Schaudern kaum unterdrücken, als er diese Leute sah, es waren vielleicht zehn oder elf Männer und zwei Frauen, die da standen und mehr als einer von ihnen sah den Grünäugigen wirklich an, wie ein Hindernis. Er atmete tief durch, riss sich aber dann zusammen, spürte die Magie in sich. Er konnte und er würde sich und den Anderen verteidigen, er hatte gesehen, dass er es konnte! Severus lehnte sich zurück, er gab den Anschein, einfach die Musik zu genießen, in Wirklichkeit aber war er voll auf diese kleine Gruppe konzentriert, während er Harrys Hand streichelte. Der Jüngere hatte sich etwas gegen ihn gelehnt und knabberte an einem weiteren Stückchen, das er diesem gegeben hatte. Lange musste Severus auch nicht warten, als auf ein Mal der Zeremonienmeister klopfte und Lord Arane, flankiert von zwei anderen Edelmännern, gefolgt vom Rest seiner Rotte, auf ihn zutrat, in der Hand eine Pergamentrolle, die vermutlich sein unsinniges Gesetz enthielt. „Mein Lord und König, “ säuselte der Mann mit hämischem Unterton, während er sich kurz verbeugte, so, als habe er das eigentlich gar nicht nötig. Harry schenkte der Mann nur einen regelrecht tödlichen Blick. „Was?“, fragte Severus kühl zurück, während er sich aufrichtete und den Mann kalt ansah. „Ich muss Euch bitten, uns den Jungen an Eurer Seite auszuhändigen, von diesem Tag an habt Ihr kein Recht mehr, bei ihm zu sein, wir werden ihn... beseitigen, denn Ihr müsst nach einem alten Gesetz die Bindung mit einer Frau oder einem Mann eingehen, die wir, der Rat der Völker, für den Richtigen halten, es muss und es wird eine politische Angelegenheit sein, mit der man sich auch Eurem Onkel annähern kann.“ Er nickte einigen seiner Leute zu. „Holt ihn.“ „Fasst ihn nicht an, “ knurrte Severus seine einzige Warnung. „Hier wird niemand beseitigt!“ „Das ist nicht mehr Eure Wahl, “ lächelte der Lord eisig. „Ihr hattet, so er wirklich Euer Gefährte ist, doch genug Zeit, die Bindung zu beenden, was Ihr aber offensichtlich nicht getan habt. Wir wünschen nicht, dass er an Eurer Seite verbleibt, es wäre nicht fair einem anderen Partner gegenüber, “ fügte er an. Harry sah die vier Mann, die nach ihm griffen, er stieß ein tiefes Grollen ein und zog, ohne nachzudenken, seinen Dolch, verletzte einen der Männer, wich einem zweiten aus und biss einen dritten, während der vierte von Severus quer durch die Halle beworfen wurde. „Da seht ihr es!“, rief Arane, nun an die gesamte Halle gewandt. „Dieser Schwächling, dieser Kümmerling muss beseitigt werden! Er kann nicht neben einem König stehen! Ich werde uns von ihm befrei...!“, doch die Worte bleiben ihm im Halse stecken, denn gerade, als sein Degen zur Kehle des Jungen wanderte, fiel seine magische Rüstung und an dem schmalen Hals des hässlichen Jungen erschien es, tiefschwarz und unverwechselbar. Das Bindungsmal der königlichen Familie. Was?! Wann hatte des geschehen können? All seine Quellen hatten ihm mehrfach glaubhaft versichert, dass der Bengel sich entweder nicht anfassen ließ, oder einen auf krank machte! All seine Bemühungen waren sinnlos, wo die Bindung bereits vollendet war! Und... die Spitze seines Degens hing am Hals eines hochrangigen Mitglieds der königlichen Familie... Harry zuckte zurück, als er die Spitze spürte, sah aber dann, wie Zeon und Raban vortraten, den Mann blitzschnell überwältigten. Nur löste das bei den Anderen wohl einen Fluchtreflex aus. Ohne nachzudenken, ließ Harry sich auf den Boden sacken, legte eine Hand darauf und schloss die Augen. Er spürte, wie seine Magie reagierte, dann hörte er Schreie und Ausrufe des vollkommenen Erstaunens. Als er selbst aufsah, erkannte er auch, warum die so erstaunt waren. Alle Mitglieder des Zirkels waren fest verschnürt – mit Ranken, die aus dem teuren Marmor geschossen waren. Ratlos blickte er auf seinen Gefährten: „Ich... wollte die Halle nicht kaputt machen, “ flüsterte er kläglich. Als Severus den ersten Schock überwunden hatte, zog er Harry einfach nur zu sich, hielt ihn erleichtert fest, er wusste, wie schnell Lord Arane mit seinem Degen war. Und dass der Marmor in Mitleidenschaft gezogen war, hätte ihm gleichgültiger wirklich nicht sein können! Denn sein Kleiner hatte mal wieder schneller reagiert, als alle Anderen, indem er die restlichen Mitglieder der Verschwörung festgesetzt hatte. „Der Marmor ist mit einem Zauber wieder in Ordnung,“ gab er nur leise zurück, küsste den Jüngeren und betrachtete den blutigen Strich an dessen Hals, wo der Degen gesessen hatte, der nun vor ihrem Thron auf dem Boden lag. In seinen Augen schimmerte pure Wut, während er mit einem Daumen das Blut wegwischte. „Bringt diese widerlichen Verräter in die Kerker!“, befahl Severus wütend, während er den Jüngeren heftiger an sich drückte. Langsam begann sein Kerker an akuter Überfüllung zu leiden. „Ich denke, die Anklage muss ich nicht erst erwähnen! Dieser Wahnsinnige wollte meinen Gefährten umbringen!“ Mehrere Wachen mussten mit ihren Schwertern die Baumwurzeln durchhacken und schleppten die sich wehrenden Männer, die etwas von Verrat und Unverschämtheit, sowie Untergang vor sich hin schrieen, in die unteren Gefilde des riesigen Palastes. Harry war erleichtert, als die Arme sich um ihn schlossen, ihn, wenigstens für kurze Zeit vor den Blicken des Anderen schützten. Wenigstens war Severus nicht sauer, obwohl er den wohl teuren Marmor kaputt gemacht hatte. Er sollte wirklich lernen, seine Kräfte bewusst einzusetzen, wer wusste, was er sonst in die Luft jagen würde. Severus brauchte einige Sekunden, um sich selbst wieder zu beruhigen, er machte seinem Zeremonienmeister ein knappes Zeichen, der schlug mehrfach mit dem Stab auf den Boden. Als Ruhe einkehrte, wandte Severus sich an den Rest des Saales. „Das hier wollte ich eigentlich erst mitten während des Balles bekannt geben, aber gut, nun, wo schon jeder schreit, können wir das auch gleich klären. Ja, die Gerüchte stimmen, ja, ich habe meinen Gefährten, ja, ich habe mich an ihn gebunden, die anschließende Zeremonie hatte auch genug Zeugen, unter Anderem mehrere Mitglieder meines persönlichen Rates, Sena hat sie durchgeführt.“ Er drückte Harry kurz, schob ihn dann etwas von sich und wandte ihn so um, dass er in die Halle sah. „Das ist Harry, mein Gefährte. Und weder ist er schwach, noch jämmerlich, wie er eindrucksvoll bewiesen hat! Wer gegen ihn geht, geht gegen mich!“ Unfreiwillig blickte Harry in die Halle, doch er tat es mit erhobenem Kopf, er wollte seinen Geliebten nicht enttäuschen, allein schon als er sagte, dass er Harry nicht für jämmerlich hielt, kam er sich vor, als würde er etwas wachsen. Er sah, wie die Elfen ihn musterten, dann ging Bewegung durch die große Halle, indem alle, eine Person nach der Anderen, zu Boden sank und ihn so zu grüßen schien, Severus so zeigte, dass seine Wahl respektiert wurde. Severus nickte zufrieden und schwang kurz seinen Zauberstab, woraufhin der lädierte Marmor sich wieder ineinander fügte und glättete. Genauere Ausbesserungen konnten immer noch in den nächsten Tagen vorgenommen werden. „Nun denn, “ rief er ruhig in die Menge. „Wir sind hier, um zu feiern, tun wir genau das! Ich bin nicht bereit, mir heute die Stimmung versauen zu lassen!“ Die Menschen erhoben sich, alle mit einem sichtlich erleichterten Gesicht, sie kannten ihren König, er hatte schon wegen geringerer Dinge als der Bedrohung seines Gefährten durchgedreht. Es hätte auch in einer Katastrophe enden können, doch stattdessen setzte die Musik wieder ein. Severus zog seinen Gefährten erst mal zu sich auf den Thron, sah sich dessen kleine Wunde an. „Ist Alles in Ordnung?“, fragte er dann leise, hob dessen Kopf und küsste ihn. „Ich bin stolz auf dich.“ Harry lächelte, erwiderte den Kuss und legte seine Arme um den Anderen: „Alles in Ordnung,“ bestätigte er und lehnte sich gegen den Anderen, genoss dessen Nähe eine Weile, wohl wissend, dass nun wohl niemand mehr versuchen würde, sie zu trennen. Das war für ihn das Wichtigste. Severus flüsterte einem seiner Leibwächter etwas zu, der brachte ihm eine kleine Phiole. Er ließ sich einige Tropfen auf die Finger fallen, verteilte sie dann auf dem Kratzer an Harrys Hals, der sich wieder schloss. Er hatte wirklich Glück. Dank seines Gefährten waren alle seine Gegner im eigenen Palast gut untergebracht, jeder in seiner eigenen Zelle, weit voneinander entfernt und da Keiner entkommen war, konnte sein Onkel wieder mal nicht wirklich viel über Harry erfahren. Er küsste den Jüngeren erneut und eigentlich hätte er ihn am liebsten über seine Schulter geworfen und wäre in ihre Quartiere zurück gestürmt. Er musste grinsen, als der Jüngere, gerade, als er das dachte, feuerrot wurde. Es sah aus, als wäre auch ihre geistige Bindung um einiges tiefer, als es bisher je gehört worden war. Er hob Harrys Kopf wieder auf seine Höhe: „Ich fürchte, das müssen wir auf später verschieben...“ Harry wurde nur um noch einige Nuancen dunkler, vergrub seinen Kopf an der Brust des Älteren, während er versuchte, die Bilder zu verdrängen, aber wenigstens kamen jetzt keine Neuen mehr nach. Er brauchte eine ganze Weile, bis er sich traute, wieder aufzusehen: „Wieso... sehe ich, was du denkst...?“ Severus fuhr das Mal am Hals des Jüngeren nach, er hatte seine Okklumetikschilde gehoben, um seine dreckige Fantasie erst mal für sich zu behalten. „Es sieht so aus, als wäre unsere Verbindung tiefer, als es üblich ist, “ gab er nur zurück. Er küsste den Jüngeren zart. „Wollen wir tanzen?“ „Ich... kann nicht tanzen, “ gab Harry schwach zurück. Er erinnerte sich mit Grauen an den Ball zum trimagischen Turnier und den einen Pflichttanz, den er hatte absolvieren müssen. „Aber ich kann es, “ entgegnete Severus nur und erhob sich, zog Harry einfach mit sich auf die Tanzfläche, wo sich sofort ein Kreis um sie Beide bildete. „Lass dich einfach von mir führen, schließ die Augen und hör auf die Musik, alles Andere mache ich.“ Es war nicht so, als habe Harry in der Sekunde die Wahl gehabt, als die Musik zu einem neuen Stück ansetzte und zu spielen begann. Er tat, was der Andere vorgeschlagen hatte. Mit geschlossenen Augen folgte er den Bewegungen des Älteren, überrascht, dass er wirklich nicht über seine eigenen Füße stolperte. Er spürte, wie er noch enger an den inzwischen so vertrauten Körper gezogen wurde. Er legte seinen Kopf an Severus’ Brust und genoss den Tanz. Er hatte nicht mal gewusst, dass das Spaß machen konnte, doch nun tat es das wirklich. Er merkte kaum, wie die Zeit verflog, sie tanzten mehrere Lieder lang, bevor Severus sie zurück zu ihrem Platz brachte und ihn küsste. „Und?“, fragte der Ältere amüsiert. „War das tanzen nun so schrecklich?“ „Mit dir nicht...“ „Freut mich,“ gab Severus nur zurück, machte es sich auf dem Sitz bequem und zog seinen Gefährten wieder auf den Schoß, sah dann zu den Leuten, die den Zwischenfall schon vollkommen verdrängt zu haben schienen, sie tanzten wieder, sie redeten aufgeregt und viele konnten ihre Augen kaum von Harry lösen, der gerade jetzt mit seinen leicht geröteten Wangen und dem kleinen Lächeln auf den Lippen unwiderstehlich aussah. Und er besaß dieses Wunderwerk. Er würde Harry wirklich am liebsten über seine Schulter werfen und ihn hochschleppen, aber er beherrschte sich, zumindest noch eine Weile. Es wäre unverschämt von ihm, zu früh abzuhauen. Aber gut, er hatte ja Beschäftigung direkt in seinen Armen. Er küsste den Jüngeren erneut, gab ihm dann eines der Gläser, die ein Diener ihm reichte. Lächelnd saß Serena im Kerker auf einer Bank, die Beine überschlagen, während sie sich die Nägel feilte. Neben ihr ließ Beon gerade erneut die Peitsche auf den Rücken des Mannes krachen, der versucht hatte, Harrys Kehle zu durchbohren, nur um ihren Bruder mit einer der Beraterinnen von Theodore zu verkuppeln, zu warten, bis sie schwanger wurde und ein Kind hatte und dann auch Severus umzubringen, während Theodore als Vormund eingesetzt werden sollte. Dann hätten sie vermutlich auch Severus’ Kind umgebracht, sobald er es gewagt hätte, so etwas wie Eigenständigkeit an den Tag zu legen. Und das war etwas, dass ihr wirklich übel aufstieß. Immerhin hatten Beide so schon genug durchgemacht. Harry mit seiner gewaltgeprägten Vergangenheit und Severus, der schon so lange die Last der Erwartungen Anderer mit sich herumgetragen hatte. Harry war für sie wie ein weiterer, kleiner Bruder, den sie schützen wollte. Er hatte selbst hier schon mehrere unangenehme Begegnungen gehabt, da mussten wirklich nicht noch so Dinge wie diese dummen Spione dazu kommen, die alles versuchten, um Severus und dieses Reich zu zerstören, damit es genauso zerrüttelt werden würde, wie in der Welt der Menschen. Erst seit Theodore sich so benahm und die Elfen und die königliche Familie so entehrte, kam es zu Situationen wie dieser. Zu diesen verschlagenen Aktionen. Als sie den jämmerlichen Schrei des angeblichen Kriegers hörte, hätte sie fast gelacht. Harry fiel von seinem Drachen, verblutete fast und machte sich Gedanken um seine kaputte Kleidung und der hier hielt nicht mal ein paar Peitschenhiebe aus, ohne sich selbst voll zu pinkeln und um Gnade zu betteln. Der hatte die Waldläuferausbildung auch nur bestanden, weil sein Ausbilder sich hatte bezahlen lassen! „Also noch mal, “ lächelte sie dann, rutschte vom Tisch und trat zu dem Anderen, wedelte mit ihrer Feile unter dessen Nase herum. „Theodore hat Euch bezahlt, um meinen Bruder zu verletzen, seinen Gefährten umzubringen und dessen künftigen Sohn als Schachfigur zu benutzen. Dafür habt ihr einen Menschen eingeschaltet. Ein Mensch, der sich in die Angelegenheit der Elfen einmischen soll?! Er hat euch allen in den Schädel geschissen?!“ „Er...er...er. hätte den... Mensch umgebracht, aber... er kennt die... Schwächen des Königs...! Und... er hat Menschen... die kämpfen, “ jammerte der Lord, der wusste, dass sein Leben verwirkt war. Eigentlich hätte er nichts sagen dürfen, er hätte aushalten müssen, ohne etwas zu sagen, aber er hatte Schmerzen noch nie tolerieren können, dazu war auch nie ein Grund vorgelegen, solche Sachen hatte er seinen Dienern überlassen. Aber nun hatten sie ihn erwischt und auch noch bei dem Versuch, sich auf die Seite des falschen Königs zu stellen. Er wusste, er würde das Tageslicht nicht mehr sehen, aber vielleicht konnte er sich so Zeit erkaufen? Er wollte nicht sterben! Er war ein Lord! „Ihr seid wirklich allesamt wahnsinnig! Allein der Vorschlag einem Menschen freien Zugang zu gewähren! Warum brennt ihr nicht einfach so alles nieder!? Dann werden auch bei uns die seltenen, magischen Wesen sterben wie die Fliegen!“ „Aber...er...er...er..! Er ist der... rechtmäßige König...!“ „Ein Mörder?! Ein Mörder soll diese Reiche regieren?! Damit alles in die Brüche geht?! Und ich dachte, nur die Menschen können so strohdumm sein! Beon, mach irgendwas!“ Der Mann hob eine Augenbraue, ließ aber die Peitsche noch einige Male auf den Mann niedersausen, der sich anstellte, als würde er bei lebendigem Leibe gehäutet. Was ihm vielleicht auch durchaus bevorstand. Nicht nur, dass der Idiot versucht hatte, Severus’ Jungen umzubringen, an dem er ja auch gar nicht hing, er hatte auch noch das gesamte Reich verraten und verkauft. Der Mann würde hingerichtet werden, die Frage war nur noch, wie. Ein einfacher Tod stand außer Frage. Der Strang, ein Pfeil oder ein schneller Zauber waren hier nicht mehr akzeptabel. Und so wie er das sah, kannte Severus, sobald es um seinen Gefährten ging, ohnehin weder Gnade noch Pardon. Und das hieß, dass dem Mann und seinen Mitverschwörern so Einiges bevorstehen würde. Vom Vierteilen über das Pfählen, rädern oder sonst was. Und auch seine eigene Gefährtin und Severus’ Schwester war, was ihre Familie anging, extrem rachsüchtig. Sie hatte den Jungen wohl vom ersten Moment an in ihr Herz geschlossen und das hieß, dass die Racheaktion extrem schmerzhaft werden würde. Kapitel 16: Rückkehr -------------------- Severus war alles andere als begeistert, als er die Protokolle durchging. Um es sehr, sehr freundlich auszudrücken, zumindest. Sein Onkel hatte Menschen in Elfenangelegenheiten hineingezogen. Und nicht irgendwen, sondern Albus Dumbledore, als wäre der nicht schon so größenwahnsinnig genug! Nicht auszudenken, was der allein in England für ein Chaos anrichten konnte, mit einem guten, elfischen Geistmagier! Die Wahl zum Minister gewinnen, obwohl niemand ihn gewählt hatte, war nur einer der Punkte! Er kannte Theodore und dessen kranke Art zu denken inzwischen gut. Darum war es in den letzten Wochen auch so still gewesen. Sein Onkel kümmerte sich darum, in der Menschenwelt an Kanonenfutter zu kommen, um anschließend hier ein Gemetzel zu veranstalten, seine Leute aber mit Sterblichen abschirmen zu können. Vermutlich würde er sich auch noch mit Dumbledore anfreunden, nur, weil der genauso durchgeknallt war. Wer wusste, was er tun würde, um den Alten am Leben zu erhalten! Der Elf schauderte. Es gab eine uralte Zeremonie, die die Lebenskraft einer auf eine andere Person übertragen konnte. Und oft auch die Magie. Sollten die Beiden erfolgreich sein, würde es ein Leichtes sein, für Dumbledore auf den Straßen Kriegswaisen mit magischem Kern einzusammeln und ihre Leben zu beenden, um ihre Energie auf Dumbledore zu übertragen. Und Theodore würde, ohne Frage, ihren magischen Kern in sich aufnehmen. Wenn die Beiden so weit gehen würden, was würden sie dann erst tun, wenn sie von einem lebenden Aloja hören würden? Dazu noch von einem, der so stark war? Er sah in Richtung Schlafzimmer, wo Harry immer noch lag, friedlich schlafend, ohne eine Ahnung, wie sich hier gerade alles zugespitzt hatte. Severus versteckte kurz seine Augen hinter seiner Hand, lehnte sich in seinem Sessel zurück. Diese Beiden würden Harry entführen, nur weil es Harry war – gut Theodores Hintergrund würde wohl eher die Gefährtensache sein, aber sie würden ihn haben wollen, um jeden gottverfluchten Preis. Harry erwachte, als er etwas durch ihre Bindung fühlte, die in den letzten beiden Wochen noch intensiver geworden war, es war schwer, etwas vor dem Älteren geheim zu halten und selbst Sev hatte, trotz all seiner Fähigkeiten in Mentalmagie manchmal Probleme, ihm etwas zu verheimlichen oder etwas kam einfach durch ihren Bund, wenn er eine Sekunde lang seine Schilde vernachlässigte, weil er abgelenkt war. Harry selbst hatte es einfach aufgegeben, zu versuchen, etwas zu blockieren, denn Severus hatte meist den Anstand, nicht nachzubohren, außer es war etwas, das ihn beunruhigte, wie eine Trainingswunde oder ein blauer Fleck. Wie der Andere sich über solche unbedeutenden Kleinigkeiten aufregen konnte, war Harry allerdings ein Rätsel. Ja, er hatte seinen Unterricht wieder aufgenommen und er lernte schnell. Vor allem beim Fliegen mit Dren. Er kam inzwischen mit drei Angreifern gleichzeitig klar und sammelte immer noch die meisten Ringe. Na ja, im Kampftraining mit Boden und Schwert sah es nicht ganz so toll aus und meist brauchte er dann am Abend eine liebevolle Massage von seinem Geliebten, aber sonst... Nun aber spürte Harry etwas durch ihre Bindung. Es hatte ihn sogar geweckt, obwohl er vom gestrigen Training so erschöpft gewesen war. Es war eine tiefe Beunruhigung und heftige Sorge, die er spürte. Etwas musste geschehen sein. Nackt wie er war glitt Harry aus den Laken und tapste, noch halb schlafend, ins Nebenzimmer, wo sein Geliebter saß, schon voll angezogen, mit mehreren Heftern vor sich, einem in der Hand und seinem Kaffee. Er setzte sich auf dessen Schoß, küsste ihn sanft. „Was ist los?“, nuschelte er, bevor er ein Sakrileg beging – etwas, wofür Severus im Normalfall vermutlich sogar seine Schwester geohrfeigt hatte. Er erbeutete sich die Tasse des Anderen und trank einige Schlucke. Severus war überrascht, als er auf ein Mal das Gewicht auf sich spürte, er blickte seinen Gefährten an, ließ sogar zu, dass der seinen Kaffee trank. Abrupt ließ er die Akte fallen, drückte ihn nur an sich. „Sev?“, fragte Harry, nun wirklich schwerst beunruhigt. „Was ist denn los, was steht da drin?“ Seine Müdigkeit war schlagartig verflogen und dass sicher nicht wegen des bisschen Koffeins. Der Ältere musste sich beherrschen, um Harry nicht mehr ganz so fest an sich zu drücken. Ihm war nicht mal klar gewesen, dass er – mal wieder – den Halt über seine Schilde verloren und den Jüngeren so vermutlich geweckt hatte. Und das an seinem heiß erwarteten, endlich freien Tag, an dem er hätte ausschlafen können. „Mein Onkel... ist wieder auf einen neuen Wahnsinn gekommen...“ Das brachte Harry entgültig in die Realität. „Was?“, fragte er ruhig. Wenn Sev so reagierte, könnte dieser Plan sogar noch Erfolg haben. „Dumbledore. Er will eine Allianz mit Menschen schließen, um mehr Kanonenfutter zu bekommen...“ „Was sind die Bedingungen?“, fragte Harry weiter. Er kannte den Alten gut genug, um zu wissen, dass er seine Bauern nur opferte, wenn er darin eine Möglichkeit für sich selbst sah, weiter zu kommen. „Was soll er dafür bekommen?“ „Das ewige Leben auf Kosten Anderer, “ gab Severus dumpf zurück „Einfluss im Elfenreich, Reichtum, den Königstitel über das magische England.“ „Wie soll das gehen? England hat doch...“ „Um das Ministerium und die Auroren auszurotten, braucht es kaum hundert trainierte Elfen, “ gab Severus zurück. „Zehn Elfen als dauernden Schutz vor menschlichen Attentätern und niemand kommt an ihn heran. Er könnte tun, was er will und wenn er sich König nennen will, dann...“ „Dray! Was... was würde er dann mit Dracos Familie machen?! Und mit den Weasleys?! Die haben sich ihm immerhin in den Weg gestellt!“ „Mal dir deine schlimmste Fantasie aus und steigere sie ins unermessliche...“ Es dauerte lange, bevor Harry seinen Blick hob, in seinen grünen Augen glomm wilde Entschlossenheit. „Wir müssen ihn aufhalten, auch, wenn wir dafür wieder nach England müssen, “ stellte er ruhig fest. „So weit kann und darf es nicht kommen.“ „Wir?“, fragte Severus mit erhobener Augenbraue. Er war stolz auf seinen Gefährten, dass der erkannt hatte, was zu tun war, aber das gefiel ihm gar nicht, dieses Wir. Er wollte Harry nicht mit in eine solche Gefahr schleppen. „Du wirst gehen, “ gab Harry ruhig zurück. „Ich kenne dich, ich weiß, dass du es tun wirst. Also komme ich mit.“ „Meinst du nicht, dass du hier sicherer wärest?“, warf der Ältere vorsichtig ein. „Du bist erst am Anfang deines Trainings und...“ „Entweder du nimmst mich so mit oder ich folge dir heimlich, “ konterte der Grünäugige, funkelte den Anderen entschlossen an. „Bitte, “ bettelte er schließlich: „Du weißt, dass ich mich verteidigen kann und du bist doch auch da! Ich... ich will hier nicht alleine ohne dich bleiben! Ich meine, hier werd ich doch genauso angegriffen! Zusammen haben wir viel bessere Chancen!“ Er klammerte sich am Oberteil des Älteren fest, sah ihn bettelnd an. Er wusste, er brauchte die Nähe zu dem Anderen, ohne zu verstehen, warum. Severus seufzte, er blickte den Jüngeren an, schloss ihn in die Arme und küsste ihn. Er wusste, Harry hatte Recht, er hatte immer wieder bewiesen, dass er außergewöhnlich war, was auch seine Lehrer immer wieder betonten. Zwar machte er beim Schwertkampf und im Umgang mit dem Bogen langsamer Fortschritte, als mit seinem neuesten Schoßtier, aber auch da lernte er schneller und besser, als die Meisten. Und da war noch etwas – Harry hier zu lassen, wäre für diesen pure Folter, etwas, dass er in der Eile mal wieder verdrängt hatte. Aloja brauchten auch noch einer vollendeten Bindung noch Nähe, mehrmals am Tag. Bis die Bindung sich setzte, konnten unter Umständen Jahre vergehen und ihm war klar, dass Harry auf jeden Fall, allein wegen seiner Vergangenheit, länger brauchen würde. Er hatte im Grunde gar keine Wahl. „Also gut, “ gab er daher zurück. „Ich nehme dich mit, auch, wenn es mir nicht sonderlich gefällt...“ Harry kicherte, er rannte, nackt wie er war, zu einem Korb, in dem sich Sitara niedergelassen hatte, holte etwas heraus und brachte es zu ihm. „Ich hab eine Trumpfkarte, “ gab er stolz zurück. Severus runzelte die Stirn, sah auf Harrys Hand – und schluckte: „Ist das, wer ich denke, dass es ist?“, fragte er lauernd. „Öhm...,“ Harry wurde rot. „Na ja, er war so allein im Stall und da hat er mir gezeigt, dass er gar nicht so viel Platz wegnehmen würde und Sitara mag ihn, da… hab ich ihn mitgenommen, er hat auch beim Schwerttraining schon in meiner Umhangtasche gesessen, er ist ganz ungefährlich und er würde nie was tun, was ich ihm nicht erlaube!“ Severus glaubte das gerade nicht. In der Hand seines Gefährten saß dessen geschrumpfter Drache. Nicht viele Tiere hatten diese Fähigkeit, besser gesagt, selbst wenn sie sie hatten, zeigten sie es nicht und die Kinder dieses Monsters hatten nie eine Begabung dazu gezeigt. Aber der hier konnte es, sah ihn nun mit großen, vollkommen unschuldigen Augen an, legte seinen Kopf schief. „Dazu äußere ich mich nicht mal, “ brachte der Ältere schließlich heraus. Harry hatte seinen Drachen tatsächlich in der Wohnung untergebracht!! „Bist... bist du sehr sauer?“, fragte Harry getroffen. „Dren war da draußen doch immer so allein und die anderen Reiter haben ihn auch immer mit irgendwas beworfen, ich...!“ Severus zog den Jüngeren zu sich, küsste ihn sanft: „Sag das nächste Mal einfach gleich bescheid, “ bat er nur. „Und ich hoffe, er ist stubenrein!“ Sofort stieg eine schwarze Rauchwolke aus der Nase des geschrumpften Tieres, das sich auch noch beleidigt abzuwenden schien. „Ist er, “ lächelte Harry erleichtert. „Ich werd ihn und Sitara auch immer dabei haben und wenn mir was passiert, kann Dren aus der Tasche krabbeln, seine richtige Größe annehmen und mich verteidigen!“ „Wir werden sehen, “ nickte Severus, aber er wusste, dass der Andere so eine recht wirkungsvolle Verteidigung hatte. Er strich dem Jüngeren über die Seiten. „Marsch, ab ins Bad mit dir und lass dein Monster bei dem anderen Fellterror, ich sage dem Rat und Rena bescheid, dass sie in einer Stunde hier sein sollen und hole uns dann andere Kleidung.“ „Badest du mit mir?“, fragte Harry hoffnungsvoll und beobachtete, wie ein Lächeln über die heute so ernste Mine glitt. „Ich denke, das klingt verführerisch, “ stimmte Severus zu, jagte seinen Gefährten erst mal ins Bad. Also würde er heute wohl wieder nach England gehen. Er hoffte nur, dass das gut gehen würde, auch um Harrys Willen. Allein, dass der Junge sich nur für ihn dazu überwand, dorthin zurückzukehren, sagte eigentlich alles. Er starrte auf den kleinen Drachen, der gerade zurück zu Sitara ins Körbchen krabbelte und sich wieder bequem hinlegte. Er brauchte Zaubererkleidung, vielleicht sogar Muggelsachen. Rasch ging er in sein Ankleidezimmer und ging die Schränke durch, die er eigentlich gehofft hatte, so bald nicht öffnen zu müssen. Na ja, auch gut. Er konnte sich sicher erst mal bei Lucius einquartieren. Außerdem musste er zwei neue Identitäten auf die Beine stellen, die weder mit Harry noch mit ihm zu tun hatten. Aber das würde Ferada bis in einer Stunde erledigt haben. Mit zwei Stapeln Wäsche trat Severus schließlich ins Bad, wo Harry bereits in der Wanne saß und ihn lächelnd beobachtete, während er die Sachen ablegte, dann begann, sich von seiner Kleidung zu befreien. Severus fühlte sich allerdings sofort besser, als er selbst in das herrlich heiße Wasser glitt. Er zog den Jüngeren sofort zu sich, küsste ihn, glitt dessen nassen Körper herab: „Ich hoffe, du weißt, dass das kein Spiel werden wird...“ Harry kuschelte sich gegen die breite Brust hinter ihm. „Ich weiß, “ gab er zurück. „Aber ich denke, ich weiß, wo wir ansetzen können...“ „Jetzt bin ich gespannt!“ „Ich... ich will auf keinen Fall nach Hogwarts zurück und du kannst es nicht, selbst, wenn du so gehst, ist die Ähnlichkeit einfach zu groß und Dumbledore wird dir sicher an die Kehle wollen, das will ich nicht. Außerdem hast du gesagt, dass der Alte nicht mehr Direktor ist. Aber er wird irgendwo in der Nähe bleiben, weil er da immer noch die meisten Anhänger haben wird. Wir müssten uns in Hogsmaede niederlassen, in irgendeiner kleinen Wohnung und um Kontakt zu bekommen, können wir einfach bei den Zwillingen arbeiten, in ihrem Scherzartikelgeschäft...“ „Bei... den Weasley- Plagen?!“ Harry lachte amüsiert. „Überleg mal, du kannst hinten Papierkram erledigen, dich muss niemand sehen, aber mit einem magischen Spiegel kannst du das gesamte Dorf im Auge behalten und ich arbeite im Laden! Überleg mal! Wer würde mich schon wiedererkennen, ohne meine dumme Narbe und mit den neuen, langen Haaren! Ohne die Brille und die Schuluniform! Wenn wir mal rumfahren können wir das als Ideensuche verkaufen! Ich weiß, dass Fred und George auch einen Laden in der Winkelgasse haben, wo wir auch helfen werden können!“ Der Tränkemeister seufzte leise, musste aber zugeben, dass diese Idee etwas hatte. Nein, sie war einfach perfekt. Da er nicht vorhatte, sich von seinen Alpträumen bezahlen zu lassen, waren sie frei, jederzeit zu tun, was sie wollten und ja, wenn sie sowohl die Winkelgasse als auch Hogsmeade überwachen konnten, war es mehr als wahrscheinlich, dass sie den Alten erwischen würden und versuchen konnten, ihn und seine Leute auszuschalten, um Theodore das Wasser abzugraben. „Wer sagt uns, dass die Beiden da mitspielen?“ „Überlass das mir!“, bat Harry, froh, endlich auch mal was konstruktives zu dem Problem beitragen zu können. Severus nickte, griff nach dem Schwamm und begann, den Jüngeren zu waschen... Erst fünf Minuten, nachdem die Anderen sich bereits in ihrem Wohnzimmer versammelt hatten, trat Severus in das Zimmer, wobei Harry hektisch hinter ihm herstolperte. Sie hatten sich doch nicht zurückhalten können. Severus selbst trug wieder feine, schwarze Stoffhosen und darüber ein so dunkelrotes Hemd, dass es fast schwarz wirkte, während Harry eine Jeans und ein weißes Hemd mit langen Ärmeln trug. „Bruder?“, fragte Serena ruhig, als sei das sah. Sie ahnte, was das und die drei gepackten Koffer bedeuteten. Nicht, dass es ihr irgendwie gefiel. Severus setzte sich auf seinen Sessel, zog Harry auf seinen Schoß und küsste ihn kurz. „Ihr habt zweifelsohne mitbekommen, was hier abgeht, “ gab er zurück. „Ihr habt die Protokolle gelesen, wie ich es auch getan habe. Ich werde dem ein Stop setzen, bevor es ausartet, ich wünsche nicht, dass in Naphthalla Menschen herum rennen und unser Land so kaputt machen, wie ihr eigenes.“ Sergas nickte. „Es muss wirklich etwas geschehen. Aber warum wollt Ihr selbst gehen?“ „Weil ich mich bereits in den Verhältnissen auskenne, “ gab Severus ohne zu zögern zurück. „Ich weiß, wo ich ansetzen kann, Serena kennt die Geschäfte hier und sie wird mich auf dem Laufenden halten, während Harry und ich in England sind.“ „Harry?!! Du willst Harry mitnehmen?!“ Harry schlang seine Arme um den Anderen: „Ich will mit ihm mit und ich werde mit ihm mit!“ Die Augenbrauen aller anwesenden Elfen rutschten nach oben. So etwas hatten sie auch noch nicht erlebt, vor allem, dass ihr Herr dem nichts zufügte und sich so reinreden ließ. Denn auch, wenn Severus seinen Arm um den Jüngeren legte, war er sichtlich wenig begeistert von der Idee, seinen Gefährten mit in die Gefahr zu nehmen. Severus strich dem Jüngeren über den Rücken. „Ich kann ihn nicht hier lassen;“ gab er ruhig zurück. „Die Bindung hat sich noch nicht beruhigt. Ich kann ihn kaum hier lassen, oder jeden Abend zurückkommen, ohne extreme Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen.“ „Aber...“ Severus schüttelte den Kopf: „Harry ist nicht schutzlos, er hat uns immer wieder bewiesen, dass er sich verteidigen kann, außerdem will ich Raban und Zeon mitnehmen, so, dass noch jemand da ist.“ Harry sah die Anderen an, er war überrascht, als Severus sagte, dass noch zwei der Leibwächter mitsollten, aber er nahm es hin. Er sah die Anderen regelrecht herausfordernd an, ohne irgendeine Intention, von seinem Vorhaben abzurücken. „Ihr müsst es wissen, “ gab Serena zurück, doch sie wusste, die Beiden hatten Recht. „Wann geht ihr los?“ „Jetzt gleich. Wir müssen zusehen, dass wir schnell eine angemessene Wohnung bekommen und unsere Identitäten ausbauen. Hast du alle Papiere fertig?“ Serena nickte Ferada zu. Die Frau übergab ihrem König eine Mappe. „Für Beide, “ gab sie zurück. „Als ein verheiratetes Paar, da ich mir nicht dachte, dass Hoheit und Euer Gefährte als Brüder durchgehen würden. Ihr habt entgegen des Willens Eurer russischen, beziehungsweise bulgarischen Familien eine Zeremonie gehabt und Euch deswegen entschieden, in England zu verbleiben, wo Ihr Eure Namen geändert habt, um Eure Familien auf eine falsche Fährte zu setzen.“ „Eine gute Geschichte, “ stimmte Severus zu. „Wir werden ein Mal pro Woche hierher kommen, für einen Tag, dann kann ich im Rat auftreten. Wir werden hier noch mehr Spione haben. Das Letzte, was ich gebrauchen kann, ist, dass die den Anderen erzählen, dass wir dabei sind, Theodores Pläne zu vereiteln.“ Serena nickte erleichtert. Gut, wenigstens etwas. Sie musste nicht mehr monatelang ausharren, um zu sehen, ob ihr Bruder am Leben und wohlauf war. „In Ordnung, wir kümmern uns um den Rest. Ich wünsche euch Beiden viel Erfolg – und Harry, bitte, keine weiteren gefährlichen Verletzungen?“ Harry lächelte etwas. „Ich werde mich bemühen, “ versprach er, stand dann auf und nahm den kleinen Koffer, der seine Sachen beinhaltete. Er hatte ohnehin nicht viel, da er die wichtigen Dinge hier ließ, er brauchte sein Album nicht, oder seinen Besen oder andere Dinge. In dem Koffer waren vermutlich nur Kleidungsstücke, die Severus hatte anfertigen lassen. In einer Qualität, die ihn immer wieder überraschte. Auch Severus erhob sich, schrumpfte die anderen beiden Koffer, einer mit normaler Kleidung, einer mit Waffen und Rüstungen, steckte sie in die Tasche des Umhangs, den er sich umlegte, und nickte den Anderen zu, während er ein Tor öffnete, dass sie erst mal zu Lucius führen würde. Wenn Jemand mehr wusste, dann der Aristokrat. „Bis bald, “ lächelte Harry noch, bevor er durch das Tor trat, dicht gefolgt von Zeon und Raban. Er griff nach Severus’ Hand, blickte sich dann um. „Wo sind wir?“, fragte er dann, nach einer Weile. „Das sieht so aus, wie... die Beschreibung die Draco mir von seinem Zuhause gegeben hat.“ Der Ältere lächelte und drückte Harrys Hand. „Das ist Malfoy Manor, “ stimmte er zu und brachte Harry durch ein weiteres seiner Tore in einen kleinen Salon. Er blickte auf die beiden Leibwächter, deutete ihnen ein Sofa am Ende des Raumes. Er selbst setzte sich mit Harry zu dem Kamin. Sie mussten nicht lange warten, bevor Lucius tatsächlich in den Raum trat. „Severus! Verdammt noch mal! Wann lernst du es eigentlich, den verdammten Vordereingang zu nehmen und zu klingeln? Du hast gerade drei meiner Hauselfen zu Tode geängstigt!“ Severus hob nur amüsiert eine Augenbraue: „Luc, ich wollte nicht ewig da draußen stehen.“ Dann wurde er ernst. „Wie groß sind die Veränderungen? Hat Dumbledore wieder an Boden gewonnen?“ „Woher...? Streich die Frage, du hast auch deine Spione hier, oder?“ „Nicht ganz, ich habe Spione im eigenen Palast, die aufgeflogen sind. Hat er sich rehabilitieren können?“ „Zu meinem Entsetzen ja, zumindest bei der Zivilbevölkerung. Nicht in der Politik oder im Wizgamont, eher im Gegenteil. Die hassen ihn nur noch mehr. Aber seine allgemeine Unterstützung wird wieder größer. Ich habe keine Möglichkeit, herauszufinden, wo sein Versteck ist. Bist du etwa deswegen da? Und... Harry? Bist das du?!“ Der Jüngere lächelte etwas und nickte. „Hallo, Mister Malfoy, “ gab er nur zurück. „Ja, wir sind hier, um Dumbles abzugraben.“ „Wir?“ Severus zuckte etwas hilflos mit den Schultern: „Sagen wir, ich habe gelernt, dass Harry inzwischen sehr überzeugend Argumente bringen kann...“ „Ich sehe es, “ stellte Lucius amüsiert fest, während er sich in seinen Sessel setzte. Er war überrascht, seinen Freund so zu sehen. Severus schien wirklich glücklich mit dem Jungen zu sein, der ihn einmal so genervt hatte. Und der Grünäugige sah auch wesentlich besser aus, als nach Dracos Beschreibung. Er war nicht mehr klapperdürr, sondern schlank, er wirkte auch durchtrainiert. Und... besitzergreifend, wie er da so auf Severus’ Schoß saß, aber der schien nicht wirklich etwas dagegen einzuwenden haben. Lucius erinnerte sich noch an den ein oder anderen Lover, den sein Freund hierher mitgebracht hatte. Wehe, der war irgendwo außerhalb des Bettes zudringlich geworden! Oder hatte gar ein Zeichen von Zuneigung erwartet! Und hier... es war, als säße ein anderer Mensch vor ihm. Immer mal wieder strich Severus über den Arm des Jüngeren, der mit seinem Kopf an dessen Brust gekuschelt saß. Es schien für die Beiden selbstverständlich sein, so da zu sitzen. Ja, Draco hatte so was mal erwähnt, aber glauben können hatte er es nicht. Aber nun sah er es. Severus lächelte etwas, er konnte die Gedanken des Anderen regelrecht hören. Er konnte dem Anderen die Verwunderung wirklich nicht verdenken. Er küsste Harry in den Nacken, strich über dessen Arme: „Ich verstehe endlich, was du gemeint hast,“ gab er zurück. Der Andere würde wissen, auf was er anspielte. Kurz nach ihrem Abschluss in Hogwarts hatte Lucius ständig mit Narcissa herumgehangen und er hatte es lächerlich gefunden. Nun dachte er darüber doch etwas anders. Allerdings wurde er dann doch ernst. „Hast du sonst noch Informationen?“ „Dass es keine gute Idee ist, den Namen Potter in einigen Kreisen zu erwähnen. Dumbledore hat den Hass gegen ihn kolossal geschürt, als Harry nicht in die Schule zurückgekommen ist und die Kreise, die ihn unterstützen... sind seiner Idee, deinen Gefährten zu bestrafen alles Andere als abgeneigt. Severus’ Augen zogen sich zu Schlitzen zusammen, sein Griff um Harrys Taille wurde stärker: „Ich habe nicht vor, ihn aus den Augen zu lassen, einer seiner Leibwächter ist auch dabei, sollte ich tatsächlich mal in die andere Richtung sehen. Aber jetzt müssen wir los, wir brauchen eine Wohnung in Hogsmeade, um...“ „Hogsmeade?“ „Ja.“ Lucius grinste etwas, rief einen Hauself und flüsterte ihm etwas zu, ein Schlüssel tauchte in der Hand des Anderen auf. „Es ist keine Wohnung, sondern ein kleines Häuschen mit Garten, das gibt euch etwas mehr Bewegungsfreiheit, aber ist nicht zu extravagant. Das erspart euch vermutlich Einiges.“ Severus lächelte und nahm den Schlüssel: „Einiges, “ gab er ehrlich zurück. Er küsste Harry sanft: „Wollen wir los?“, fragte er dann. Der Jüngere nickte und erhob sich, gab so auch dem Anderen die Möglichkeit, aufzustehen. „Wir werden uns erst mal sicher öfter seinen, Mister Malfoy, “ verabschiedete er sich höflich. Auch Severus erhob sich, er umarmte seinen Freund: „Du weißt ja am Besten, wo wir wohnen,“ stellte er nur fest. „Sobald du in Probleme kommst – komm zu uns. Ich denke, wir können dann helfen.“ Lucius lächelte: „Ich werde vermutlich darauf zurückkommen.“ Severus öffnete einfach ein weiteres Tor, während die Leibwächter sich zu ihnen gesellten, dieses Mal gingen sie voran. Harry hüpfte schnell hinterher, sah sich neugierig um. Es gefiel ihm, soweit er dass sehen konnte. Es war eine Art Einfamilienhaus, sie standen in einem ländlich anmutenden Wohnzimmer, mit Kamin und bequemen Möbeln. Hier stellte Harry seinen Koffer ab und auch Sitara nahm sofort einen der Sessel für sich in Anspruch. Süß war, dass sie sich diesen Platz bereitwillig mit Dren teilte. „Komm, Sev! Gehen wir gleich los! Fred und George sind sicher in ihrem Geschäft!“ Severus stöhnte leise, gab aber nach. Er strich seine Haare etwas zurück, zog die Kapuze über den Kopf und hielt Harry ebenfalls einen Umhang hin, den der sich aber nur locker umband. Dann packte er die Hand des Älteren, zog Diesen erbarmungslos hinterher. Severus stöhnte auf, aber zu seiner eigenen Verwunderung ließ er sich ziehen. Aus dem Haus, die Straße entlang bis zum Dorfkern und da bis hin in den Scherzartikelladen der Zwillinge, in dem zurzeit keine Kunden waren. Es war ja auch kurz vor Ladenschluss und noch nicht mal an einem Hogwartswochenende, sondern mitten unter der Woche. „George!“ Der Rotschopf, der gerade an dem Tresen gesessen hatte, ließ vor Schreck sein Projekt los, woraufhin zu seinem Entsetzen die kleine Kugel, die fatal an einen Snitch erinnerte, auf die Hereintretenden losging, von denen zumindest Einer zu seiner Verwunderung den richtigen Namen gesagt hatte. „Ich bin nicht...!“ „Versuch es gar nicht erst,“ lachte Harry nur, der sich hastig duckte, während Raban blitzschnell herumfuhr und das Ding mit den Fingern fing, sich aber im Nachhinein vermutlich wünschte, es nicht getan zu haben. Denn sofort begann seine Hand, sich zitronengelb zu verfärben, was Severus nur den Kopf schüttelte. Er wusste, warum er nichts anfasste, was auch nur vielleicht von diesen beiden Wirrköpfen kommen konnte. „Was...? Der Einzige, der uns auseinander halten kann...!“, George betrachtete den Jungen vor sich, er war schlank, hatte lange, schwarze Haare – und tiefgrüne Augen. „Harry? Harry, bist das wirklich du?!“ „Ja, “ lachte Harry nur und ließ sich von dem Zwilling umarmen. „Ich bins.“ „Wie?! Ron hat gemeint, du wärest vollkommen durchgetickt! Und du würdest keinen Schritt ohne Snivvelus machen!“ „Nenn ihn nicht so, oder ich dreh mich um und gehe!“ „Sag nicht, das stimmt!“ Severus stöhnte leise und zog seine Kapuze herunter, trat zu seinem Gefährten und blickte den Rotschopf an: „Mister Weasley, ich wäre Ihnen verbunden, wenn Sie Harry nicht noch mehr aufregen. Denn sonst sehe ich mich gezwungen, Ihre Tranknote nachträglich herunter zu setzen, denn ich WEISS, dass Ihr Bruder zwei Examen geschrieben hat...“ George starrte den Mann an, wie ein Fisch auf dem Wasser. Der Kerl hatte eine frappante Ähnlichkeit mit dem ehemaligen Tränkeprofessor, doch er war jünger, die Haare nicht so eklig, die Nase zwar weiterhin gebogen, aber nicht mehr derart lächerlich. Oh, und der harte Blick war immer noch Derselbe. „Woher...?“ „Nicht nur Harry kann euch auseinander halten, “ gab Severus trocken zurück. „Harry und ich möchten mit Ihnen und Ihrem Ebenbild reden, allein, im Hinterzimmer, ohne Zeugen.“ Ohne etwas zu sagen und sichtlich verstört lief George voran ins Hinterzimmer, wo tatsächlich der Zweite saß, während Raban den Laden blockierte. „George? Was...? Wen hast du denn da... ist... ist das... Harry??!“ Der Grünäugige lächelte und nickte, ließ sich auch von dem anderen Zwilling umarmen. „Ich hoffe du weißt, dass Ma dich erst erdrücken und dann grillen wird?! Wo warst du? Und warum erzählt unser Brüderlein so einen Müll?!“ Harry lächelte und deutete auf seinen Gefährten. „Fred, du kennst Severus ja, ich weiß, er sieht etwas... ungewohnt aus, aber dazu komme ich sofort.“ „Pro...fessor?!“ „Und ich dachte, es war Ihr jüngster Bruder, der die Sprachstörung hätte...“ „Eindeutig Snape, “ steuerte George schließlich bei, nachdem er sich von seinem Schock erholt hatte. „Und eindeutig mit unseren Harry zusammen...“ „Ihr Harry, meine Herren?! Das wage ich, zu bezweifeln! Noch gehört er mir! Allein mir und ich bin eifersüchtig!“ Zonk. Harry lachte leise und lehnte sich gegen den Anderen. Er beobachtete, wie die Zwillinge nach Luft schnappten, deutete aber dann auf das Sofa. „Vielleicht sollten wir uns unterhalten?“ Das Gespräch zog sich über Stunden hin, bis die Zwillinge wirklich verstanden, was gerade geschah, wer Severus war und dass der nun offensichtlich mit Harry zusammen war. Immer wieder bekamen die Beiden riesige Augen, aber sie waren sofort bereit, den Beiden zu helfen. Sie wollten ihrer Familie helfen, wohl wissend, dass ihr Vater vielleicht in große Probleme kommen konnte und je mehr sie Severus und ihren kleinen Freund beobachteten, umso weniger konnten sie ihren Bruder und sein Geschrei verstehen. Sie sahen, wie der Ältere sich um den Jüngeren kümmerte. „Wir helfen euch, es ist kein Problem, euch in unserem Laden zu beschäftigen, Harry, du bekommst von uns einen Trank, der die Farbe deiner Augen verschleiert und…“ „Moment! Was ist das für ein Trank?!“ Fred lachte leise und schob einige Phiolen zu dem Anderen herüber. „Das ist wirklich harmlos. Ein Trank, der seinen auffälligen Augen eine andere Farbe gibt.“ „Welche? Rot vielleicht?“ „Öh...“ Severus schüttelte nur den Kopf: „Kommt gar nicht in Frage. Wir werden einen Zauber...“ „Ich hab eine bessere Idee!“, grinste Harry. „Muggelkontaktlinsen. Die kann man mit Magie nicht feststellen und ich kann welche nehmen, die meine Augen braun machen, dann ist auch unsere Geschichte glaubwürdiger... In Bulgarien und Russland sind helle Augen eher selten.“ Severus nickte. „Bessere Idee, “ stimmte er ihm zu, sah dann die Zwillinge an: „Wir sehen uns dann wohl... Himmel, ich muss wahnsinnig geworden sein... morgen...“ Die Zwillinge lachten amüsiert. „Dann bis morgen, ihr Turteltäubchen!“ „Vergesst nur nicht, dass niemand erfahren darf, dass wir hier sind...“ Kapitel 17: Kleiner Drache ganz groß ------------------------------------ „Dann empfehle ich das hier, “ lächelte Harry und schob dem Mädchen einige Tüten mit Bonbons zu. „Fieberdrops, wirken garantiert und es sind die Neuen, die man noch nicht kennt, also wird die Schulkrankenschwester es nicht sofort merken.“ Das Mädchen nickte, bezahlte und lief eilig aus dem Laden. Sie erinnerte ihn an die Schüler, die er selbst früher immer beobachtet hatte und wie die er nie hatte sein können. Leider. Es war immer noch schwer zu sehen, was man ihm genommen hatte. Allerdings – hätte er auf andere Weise vielleicht Sev nie so kennenlernen können... vielleicht hatte das einfach mit dazu gehört... „He! Schlafmütze!“ Verwirrt sah Harry auf, lächelte Fred dann aber zu: „Was gibt es? Es ist doch niemand da, den ich vergessen haben könnte.“ Der Rotschopf lachte: „Darum geht es nicht, seit du hier arbeitest, sind die Umsätze wieder mal rasant gestiegen, weil die Mädchen – und ein paar Jungs – dich wohl ansabbern.“ „Was? Tun sie das?“ Der Ältere lachte. „Du merkst noch nicht mal, wie sie mit dir flirten!“ „Sollte ich?“ „Vielleicht besser nicht, “ grinste der Rotschopf. „Am Ende bekommt es dein Kerkerwächter mit und wir haben hier ein Blutbad.“ „So schlimm ist Sev nicht!“, verteidigte Harry den Anderen sofort. „Er ist nur immer da, wenn ich ihn brauche!“ „Du hast nur noch nie die Blicke gesehen, die er denen zuwirft, die dich anflirten!“, gab Fred trocken zurück. Tatsächlich hatten er und sein Bruder zwei mal befürchtet, dass der Elf auf einen der Kunden losgehen würde, aber es war dabei gewesen, dass er Harry vor allen Augen abgeknutscht hatte. Was aber als Nebeneffekt gebracht hatte, dass einige der Mädchen seufzend und sabbernd BEIDE angegeiert hatten. Harry zuckte nur mit den Schultern. „Sev weiß, dass Andere mich nicht interessieren. Er vertraut mir.“ „Dir...“ „Warum bist du denn hier, wenn ich nicht was schrecklich vermasselt habe?“, fragte Harry schließlich. „Nicht, dass es nicht toll ist, mit dir zu reden, aber...“ „Dein Schreihals will mit dir reden, “ erklärte Fred. „Er hat gesagt, ich soll dich holen. Irgendwas, das er nur mit dir besprechen will. Ich übernehme solange.“ „Ist gut, ich bin gleich wieder da.“ „Das hoffe ich, “ grinste Fred. „Und bevor ich es vergesse, wenn er sich nicht zurückhalten kann, benutzt Schweigezauber – sabbernde Teeniemädchen sind zwar schön und gut, aber wir geben keine Gratis Peepshows...“ „Freeeeeeeeeeeeeeeeed!!“ Der Angesprochene grinste, wich dem Schlag aus. „Nicht aufregen, “ zog er den Jungen auf. „Und jetzt geh hinter.“ Harry nickte und lief in das kleine, abgeschirmte Büro in dem der Spiegel stand, mit dem sein Gefährte Alles beobachten konnte. „Sev?“ Arme legten sich von hinten um ihn. „Was ist denn?” „Das sollte ich wohl dich fragen...“ „Was meinst du?“ „Eben, als das Mädchen da war, was hast du gedacht? Du warst auf ein Mal so...“ „Oh, das....ich... hab sie gesehen und mich gefragt, ob ich auch so gewesen wäre, wenn ich bei meinen Eltern aufgewachsen wäre,“ gab er leise zurück. Er wusste, der Ältere würde ohnehin nicht nachgeben, bis er wusste, was los war. Severus drückte den Jüngeren nur fester an sich. Er wusste, er konnte Harry seine Kindheit nicht zurückgeben, so gern er es auch täte. „Das ist vorbei, “ versprach er leise. „Ab jetzt wird es besser werden.“ Er hob Harrys Kinn, küsste ihn sanft. Es dauerte eine Weile, bis der Jüngere wieder aufsah. „Hast du etwas entdeckt?“, fragte er wieder ruhig. „Ja, “ gab Severus zurück. Er deutete auf einen der Spiegel, wo Moody gerade eine kleine Seitengasse in der Nokturnallee entlang schlich und sich immer wieder umsah, bevor er in eine der schäbigen Kneipen eintrat. „Du denkst, da treffen sie sich?“ „Davon geh ich aus.“ „Wie... willst du es rausfinden?“ „Ich habe meine Möglichkeiten.“ „Nicht ohne mich!“ Harry, das... ist zu gefährlich! Bitte, bleib zu Hause, tu mir den Gefallen, dieses Mal. Du hast keine Ahnung, was da für Leute sind und wie du dich verhalten musst, ohne aufzufallen und um deine Informationen zu erhalten. Bleib dieses eine Mal hier, ich bin auch so schnell wie möglich wieder hier.“ Harry kuschelte sich an den Anderen, er wusste, es war so, wie er es sagte. In dem Fall würde er Sev das Leben nur schwer machen. „Ist gut, ich bleibe daheim – wann gehst du?“ „Jetzt gleich.“ Harry schluckte, nickte aber dann. „Dann... bis heut Abend?“ Der Ältere nickte. „Geh mit Zeon und esst schon mal was.“ „Dann bis später.“ Severus küsste den Anderen sanft und warf den Umhang über, zog die Kapuze über sein Gesicht und war dann einfach weg. Harry sah seinem Gefährten mit einem flauen Gefühl im Magen hinterher, schüttelte dann aber den Kopf. Das war Schwachsinn. Sev hatte jahrelang als Spion gearbeitet. Allerdings hatte der Jüngere Bedenken und nicht mehr den Nerv, nach vorn zu gehen. Stattdessen meldete er sich bei den Brüdern ab und ging mit Zeon heim, setzte sich da ins Wohnzimmer und wartete. Erst Stunden später kam sein Gefährte zurück, mit ruhigem Gesicht und allen Körperteilen, aber mit tierischem Ärger in den Augen, der sich erst legte, als er sah, wie Harry auf ihn gewartet hatte. „Was machst du denn noch hier?“, fragte er sanft. „Es ist nach Mitternacht.“ „Ich wollte auf dich warten, “ gab Harry müde zurück. „Ich hab mir Sorgen gemacht, ich hab die Zwillinge so in den Wahnsinn getrieben, dass sie mich heim gejagt haben.“ Was Harry aber verschwieg war das seltsame Gefühl, dass er gehabt hatte. Das, beobachtet zu werden. Von Jemandem, der ihm sicher nichts Gutes gewollt hatte und auch Dren in seiner Umhangtasche war unruhig geworden. Zeon allerdings schien nichts bemerkt zu haben. Also war es wohl nur Einbildung gewesen. Severus zog den Jüngeren zu sich, küsste ihn sanft. Er spürte, dass Harry besorgt um ihn gewesen war und immer noch unruhig war. „Es geht mir gut, ich bin unverletzt, ich bin nur höllisch genervt.“ „Das merke ich, “ lächelte Harry etwas. „Hast du was rausgefunden?“ „Sie treffen sich in dem Kabuff, ja. Regelmäßig und es werden, laut Wirt, jeden Tag mehr. Sie brüten etwas aus und der Wirt hat öfter gehört, dass sie darüber geredet haben, Elfen zu verdreschen und auszunehmen, wie Fische.“ „Das... klingt nicht gut...“ „Ja, aber es sieht nicht so aus, als haben sie bisher feste Anhaltspunkte. Beunruhigen tut mich, dass es Fänger gibt, Leute, die magische Wesen suchen, deren Lebensenergie man dem Alten zuführen kann.“ „Das... klingt nicht gut.“ „Ist es auch nicht. Das hat mich so wütend gemacht.“ „Kommst du mit mir ins Bett?“, fragte Harry leise. „Ja...“ Es war schon wieder geschehen. Ein weiteres Kind war auf offener Straße verschwunden und die Familie war bekannt für ihre Veelagene gewesen. Doch auch in dem Fall waren die Ermittlungen der Auroren mehr als schlampig, denn das Kind war nach dem Krieg allein auf sich gestellt gewesen. Es hatte vermutlich sogar auf der Straße gelebt, wie viele, auch die, die das Schicksal des Mädchens bisher geteilt hatten. Harry wusste, in zwei Tagen würde man die Leiche finden, irgendwo, ohne, dass man sich die Mühe gemacht hatte, sie zu verstecken. Der magische Kern würde verschwunden sein und das Gesicht würde nicht erkennbar sein. So alt würde es wirken. Erneut stieg die Übelkeit in Harry auf, die in den letzten zwei Monaten sein konstanter Begleiter geworden war. Er wusste nicht, warum oder wieso, aber sie war nun fast immer präsent und mit jedem dieser Berichte schien sie schlimmer zu werden. Er erinnerte sich noch an das erste, entführte Kind und das Foto vom Fundort, dass bei einer Besprechung mit den Zwillingen, Sev und einigen Anderen herumgegangen war. Sie waren inzwischen ein regelrechter, kleiner Untergrund, der sich gegen den Einfluss stemmte, den Dumbledore langsam wieder gewann. Sie hätten das vermutlich sogar in aller Öffentlichkeit tun können, doch Harry wollte nicht, dass die magische Welt erfuhr, dass er wieder da war, dann wäre es mit ihrer Ruhe schnell vorbei und das war es ihm nicht wert. Auf jeden Fall war an dem Tag dieses Bild herum gegangen. Harry war schon seit dem Frühstück etwas anders gewesen, nicht schlimm, ein leichter Druck auf seinem Magen, aber dann hatte er das Bild gesehen – und es um ein Haar nicht mal mehr rechtzeitig ins Bad geschafft. Er wusste nicht, was ihn an dieser Leiche so getroffen hatte, nur, dass sie seinen Magen entgültig zum Rebellieren gebracht hatte. Sev war überbesorgt gewesen, er hatte seine Haare gehalten, ihm geholfen, ihn im Arm gehalten und er hatte sich nur knapp vor einem Besuch bei der Heilerin drücken können. Er verstand wirklich nicht, was ihn an diesen Bildern noch mehr mitnahm, als an denen, die er den gesamten Krieg über mit Voldemort zu sehen bekommen hatte. Und da hatte er sogar noch life miterleben dürfen, wie die Opfer zu Tode gefoltert worden waren, dank seiner verdammten Visionen. Was also hatte sich geändert, dass er nun so heftig reagierte? Denn auch, wenn mal ein Morgen ohne die Meldung verging, dass ein weiteres Kind vermisst wurde oder aufgefunden worden war, war ihm meist schlecht und er erbrach sich. Was er aber wohl wissentlich vor seinem Gefährten verheimlichte. Sonst würde Sev ihn sicher zurück nach Naphthalla schicken und das wollte er noch viel weniger. Zwar hatten alle gesagt, ihre Bindung würde sich beruhigen, aber in seinen Augen war sie bestenfalls schlimmer geworden. Auch, wenn er es sich nicht anmerken ließ, bedeutete es für ihn jedes Mal eine kleine Hölle, wenn der Ältere nicht da war, weil er versuchte, den Alten zu finden, der nie selbst in der Spelunke auftauchte, in der seine Gefolgsleute sich trafen. Jedes Mal, wenn Sev ging, wurden seine Schmerzen stärker, sein Magen tat ihm weh, er hatte Krämpfe, er erbrach sich. Aber bisher hatte er das verstecken können – zum Glück. Er vermutete, dass George einen Verdacht hatte und auch Hermines Blick hatte ihm nicht gefallen, aber noch hatte es wenigstens niemand seinem Geliebten gesteckt. Harry lehnte sich mit dem Kopf gegen die eiserne Kette der Kinderschaukel, die in dem kleinen Muggelpark angebracht war. Es war Vormittag an einem gewöhnlichen Wochentag, also war er allein. Na ja, fast. Zeon stand mit Sicherheit irgendwo im Schatten zwischen den Bäumen, die den Spielplatz umrahmten und fragte sich was zum Henker mit ihm los war, aber was sollte er schon tun? Er konnte es dem Anderen kaum sagen, es war so schon schwer genug, seinem Leibwächter die Kotzattacken zu verheimlichen. Von Sev mal ganz zu schweigen. Unter anderen Umständen wäre der Ältere vermutlich sogar stolz auf ihn, so gut, wie er seine Gedanken inzwischen verschleiern konnte. Denn hätte Sev etwas von seiner Übelkeit mitbekommen, wäre er schon lange nicht mehr hier. Nicht, dass er sich hier so wohl fühlen würde, aber wie gesagt, sein Gefährte war hier und seine Instinkte befahlen ihm, in dessen Nähe zu bleiben, also tat er genau das, wann immer es ging. Meist ließen Übelkeit und Krämpfe dann auch sehr schnell nach. Weswegen Harry nicht zu einem Heiler wollte. Es hing nur mit der Bindung zusammen. Was Severus sehr gut gefiel, war, dass er auch endlich nicht mehr so schrecklich mager war. Im Gegenteil, Harry selbst fand sich teilweise regelrecht aufgequollen und fett, was aber vermutlich einfach daran lag, dass er seinen Anblick mit etwas, das annähernd an Normalgewicht ging, nicht gewohnt war. Wobei er aber nicht verstand, warum er bei seinem vielen Gekotze nicht auch schon längst wieder abgenommen hatte, denn er bekam schon seit einer Weile keine zusätzlichen Nährtränke mehr. Kurz blickte Harry sich um, sah seinen Leibwächter tatsächlich im Schatten eines alten Baumes stehen, stieß sich dann mit den Füßen etwas im Sand ab und schaukelte vor sich hin. Er wusste, es konnte noch eine Weile dauern, bis Sev zurück war. Das kleine, leere Haus ertrug er um sich herum gerade gar nicht. Da dachte er noch eher an all die Toten, als er es so schon wieder tat. In dem leichten Schaukelwind schloss Harry die Augen, während er sein Hirn mal wieder nach einer Lösung durchwrang. Verdammt noch mal! Etwas musste es doch geben! Irgendwas! Eine Kleinigkeit, die sie übersehen hatten. Eine Möglichkeit, diesen Wahnsinn endlich zu stoppen! Dumbledore auszuschalten, ihn umzubringen! Ja, Harry würde den Alten mit seinen eigenen Händen erwürgen, wenn er könnte. Was machte schon etwas mehr Blut auf seinen ohnehin schon blutbesudelten Händen? Merlin, wenn doch nur diese verdammte Übelkeit aufhören könnte! Er wusste nicht, wie lange er sie noch vor Severus verheimlichen konnte, der Andere schien nämlich langsam zu merken, dass er ihm etwas verheimlichte. Er ließ es sich nicht anmerken, aber Harry spürte es, an der Art, wie der Andere ihn ansah. Daran, wie der die Stirn runzelte, wenn er merkte, dass Harry einen Teil seiner Gedanken abschottete. Er wollte Sev wirklich nicht weh tun, aber er wollte auch um nichts in der Welt, dass der Andere merkte, dass etwas nicht stimmte, Sev konnte diese Mission nicht einfach abbrechen und zurück in den Palast gehen und Harry konnte nicht ohne den Anderen bleiben, das war ihm mindestens genauso klar. Und was machte da schon ein flatternder Magen oder die Schmerzen? Er hatte so lange viel Schlimmeres ausgehalten! Ein weiteres Mal wandte Harry sich zu Zeon um, er wusste, es wurde allmählich ohnehin Zeit, zu den Zwillingen zu gehen, heute in den Laden in der Winkelgasse. Immerhin hatte er keine Lust, dass die Beiden ihn am Ende enttarnten. Vielleicht lag sein Magen auch nicht an der Bindung, sondern an einem Virus? Oder einem Geschwür? Er hatte mal gelesen, dass das bei Stress durchaus geschehen konnte! Ja, das war es! Er würde sich bei der nächsten Gelegenheit zu einem Heiler schleichen. Ja, das war gut... „Hö?“ War Zeon nicht gerade noch da gewesen? Wo war er denn nun hin? Automatisch stand Harry auf, drehte sich ein Mal um sich selbst. Gerade war sein Leibwächter noch da gewesen, er hatte ihn doch gesehen! Also wo schlich er nun schon wieder....?! In der Sekunde spürte er einen harten Schlag auf den Kopf, automatisch schlang er seine Hände um den Bauch, dann wurde alles um ihn herum pechschwarz. Der letzte Gedanke, den er hatte, war, dass er das Gefühl, verfolgt zu werden, vielleicht doch ernster hätte nehmen sollen... Severus spürte den Schmerz in demselben Moment, als wäre es sein eigener. Er war gerade erst aus dem Versteck, als er zu schwanken begann, und die Hände gegen seinen Kopf presste. Das Einzige, was ihn vor einer unangenehmen Bruchlandung bewahrte, war Raban, der geistesgegenwärtig nach ihm gegriffen hatte. „Herr?!“, fragte Raban sofort besorgt. Er kannte den König, er wusste, dass der nicht auf einmal von einem Zauber erwischt worden war, er sah aber auch, dass der Mann auf ein Mal heftige Schmerzen zu haben schien. „Scheiße!“, kaum, dass der Schmerz vollkommen verklungen war, wusste der Elf, was geschehen sein musste – und es gefiel ihm ganz und gar nicht, nein, das war eine Untertreibung, er war so unendlich stinksauer, wie noch nie zuvor in seinem Leben. Er wollte Morde begehen! Jetzt, sofort! „Herr!“ „Harry... Jemand hat Harry niedergeschlagen! Und ich wette, entführt gleich noch mit dazu! Wo ist Zeon?!“ Der Leibwächter wurde schneeweiß. Er kannte Zeon schon lange, er wusste, niemand hätte seinen Schützling erreichen können, hätte man den Anderen vorher nicht irgendwie ausgeschaltet. „Ich... weiß nicht, aber er hat gesagt, bevor Harry zum Laden geht, geht er immer gern an einem kleinen Kinderspielplatz in der Nähe vorbei und sitzt auf der Schaukel, er will da allein sein, er bleibt immer bei den Bäumen und...“, weiter kam er gar nicht, als sein Herr ihn packte und durch das Tor stieß, dass der gerufen hatte – mitten an einer stark befahrenen Straße. Kinderspielplatz, der Platz wo Harry wohl immer brütete, sobald er ihn mal aus den Augen ließ. Er wusste, dass es so etwas in der Art sein musste. Severus merkte es daran, dass der Andere seine Gedanken dann vor ihm versteckte. Etwas, das ihm gar nicht passte und ihm zeigte, dass etwas nicht in Ordnung sein konnte. Er hatte mit Harry darüber reden wollen, schon in der letzten Woche, doch es war immer etwas dazwischen gekommen, eine unerwartete Bewegung seiner Gegner, eine dringende Sitzung im Elfenreich, weil die Aktivitäten an der Grenze wieder zunahmen oder sonst etwas. Jedes Mal, kaum, dass er sich mit Harry auf dem Schoß hingesetzt hatte, um dieses verdammte, überfällige Gespräch zu führen. Harry hatte sich so gut gemacht, als sie in Naphthalla gewesen waren, aber seit sie wieder in England waren, war dieser Erfolg wie weggeblasen. Erneut zog sich das künstliche Grinsen über Harrys Gesicht, während seine Augen dumpf blieben – sofern man sie durch diese gefärbten Plastikscheiben überhaupt sehen konnte. Hier erinnerte den Jungen alles an die Vergangenheit, an Jemanden, den er verloren hatte oder an die Kindheit die man ihm verwehrt hatte. Hastig sah er sich auf dem Spielplatz um, deutete Raban, seinen Kollegen zu suchen, während er selbst nach Harrys Spuren suchte. Er lief zu dem Schaukelgestell, wo die Schaukel trotz der Windstille noch vor sich hinschwankte, sie war nicht mal ganz zum Stillstand gekommen. Vor der Schaukel, im Sand, war ein langer Abdruck, der die Form eines Körpers hatte. Hier hatte Jemand es gewagt, seinen Gefährten niederzuschlagen. Sanft strich er über den Abdruck des Körpers, während auf seinem Gesicht harte Züge standen. Ein Muggelverbrecher? Nein, wie auch? Den hätte Zeon doch bemerken müssen! Also ein Zauberer, aber wie und warum? Bisher waren nur Kinder entführt worden! Niemand, der so vermisst werden würde, dass man vertiefte Nachforschungen anstellen würde! „Herr! Herr! Zeon ist hier!!“ Langsam richtete Severus sich auf, während seine Fäuste sich ballten, dann aber lief er auf die Stimme zu, die aus dem Schatten der halbkahlen Bäume kam. Da kniete Raban, er hatte gerade einen Haufen Blätter abgetragen, deutete dann auf den bewusstlosen Krieger, der offensichtlich so überrascht worden war, dass er es nicht mal geschafft hatte, irgendeine Waffe zu ziehen. „Lebt er?“ „Ja, er verliert aber sehr viel Blut. Er muss aus nächster Nähe halb erschlagen worden sein, “ gab der Andere zurück, der gerade einen Stasiszauber auf Zeon sprach. „Er muss sofort zu Thea...“ Nachlässig öffnete Severus ein Tor: „Ich will, dass du ihn zu ihr bringst, sie soll ihn versorgen und sich selbst bereit machen! Bilde zwei kleine Elitegruppen, ich erwarte euch noch heute Abend in unserem kleinen Haus! Ich trommle die Anderen zusammen!“ Raban hob seinen Kollegen vorsichtig auf, nickte und trat durch das Tor, das sich, dem Geschrei nach, direkt in Theas Praxis gebildet haben musste. „Ich werde so schnell wie möglich wieder da sein.“ Als der Andere verschwunden war, legte Severus seine Hand über die Augen, auch, damit niemand die Träne sah, die aus einem davon rollte. Er machte sich schreckliche Sorgen. Was war nur geschehen? Wer hatte einen Elitekrieger wie Zeon so überrumpeln können, wer wollte etwas von Harry, selbst, wo sie doch nicht mal wussten, wer er wirklich war?! Wer hatte es gewagt, seinem Geliebten derartige Schmerzen zuzufügen?! Ihm war klar, dass er Harry schnell finden musste, aber das würde ihm nur gelingen, wenn sein Geliebter zu sich kommen würde, erst dann konnte er mit ihm in Verbindung treten und ein Tor zu ihm öffnen. Was hatte er auch gerade heute seine Schoßkatze mal nicht dabei gehabt, die doch sonst schon für ihr Alter so aggressiv war? Sie hätte den Angreifer sicher gerochen! Und Dren? Was war mit Dren? Hatte Harry vielleicht seinen Drachen bei sich? So würde er wenigstens die Chance haben, zu entkommen! Dann konnte dieses Taschenmonster wenigstens beweisen, dass es zu irgendwas nütze war! „Bitte, Harry... sei in Ordnung, ich verspreche, ich mache es wieder gut...“ Warum musste immer alles Harry passieren? War der Junge nicht so schon gestraft genug? Er hatte ständig Probleme gehabt, mit allem Möglichen. Mit ihren, wenn auch nur kurzfristigen Trennungen. Er war nicht blind und es war ihm schwer gefallen so zu tun, als habe er nicht gemerkt, um wie viel mehr die Anhänglichkeit seines Gefährten in der Zeit hier in England gestiegen war. Nur zu genau hatte er gemerkt, wie der Jüngere sich jedes Mal verkrampft hatte, wenn er allein hatte gehen müssen. Zu Orten, wo er Harry nicht hatte mitnehmen wollen, da sie zu gefährlich waren. Aber vermutlich wäre ihm da nichts geschehen... Ja, Harry hatte wieder mal bewiesen, dass er Ärger magisch anzog, ob er es nun wollte oder nicht, es schien ihm einfach immer wieder zu passieren. Und es war seine Schuld! Es hätte doch wirklich gereicht, einige Elfen nach England zu schicken, die Informationen hätten sammeln können! In Naphthalla wäre all das nicht geschehen! Da war Harry immer glücklich gewesen und auf jeden Fall sicherer, als hier, in einem Land wo die eine Hälfte der Menschen ihn tot sehen wollte und die Andere ihn mit dem Wunsch ihm nahe zu sein, über einen Abgrund treiben würde. Harry, der immer lächelte, auch, und vor Allem, wenn es ihm schlecht ging. Sein Gefährte, der immer versuchte, ihm zu helfen, um keine Last zu sein. Der nicht verstand, dass er ihn nie als Last sehen könnte. War seinem Gefährten nicht so schon genug geschehen? Musste nun noch mehr passieren? Konnte das verdammte Schicksal ihn nicht ein Mal, ein einziges Mal in Ruhe lassen?! Severus merkte kaum, wie er ein weiteres Tor öffnete, somit zurück in das Haus kam, das Lucius ihnen zur Verfügung gestellt hatte. Sitara hob ihren Kopf von dem Sessel auf dem Sie saß, sie schien ihn anzublitzen, als wisse sie bereits, was geschehen war. Wen er aber nicht sah, war Dren. Gut, vielleicht war nicht alles verloren, stellte Severus erleichtert fest. Dann setzte er sich in die Mitte des Raumes, schloss die Augen. Er konnte nichts tun, als zu warten, bis Harry wieder bei Bewusstsein war und seine Truppen kommen würden. Er konnte Harry nur orten, wenn er wach war und viel wichtiger, er konnte auch nicht allein losstürmen, wer wusste, wo er rein geraten würde... Severus strich sich über sein Mal, während er an die großen, grünen Augen des Jüngeren denken musste, den er doch einfach nur im Arm halten wollte. Wie sollte es nach dieser Aktion weiter gehen? Konnte er es wirklich riskieren, Harry hier zu lassen? Andererseits – durfte er den Jüngeren im Palast mehr oder weniger einsperren? Andererseits wollte er nicht riskieren, dass Harry noch mehr zustieß und es war schwerer, mehr Wachen zu überlisten, als einen einzelnen Bodyguard. Er würde mit Harry über die Möglichkeiten reden, denn ihm war klar, dass er, egal, wie sie entscheiden würden, bei Harry bleiben musste. Harry wusste nicht, wie lange er dieses Mal bewusstlos gewesen war, er merkte aber, dass ihm alles wehtat. Beim ersten Mal hatte er sich in einem Kerker befunden, er war getreten worden, in die Seite, gegen seine Arme, die er um seinen Bauch geschlungen hatte, bis er wieder bewusstlos geworden war. Aber dieses Mal war etwas anders. Er war nicht mehr im Kerker, er lag flach auf dem Rücken, Arme und Beine waren festgebunden, nur wusste Harry nicht, wie. Nur, dass jede Bewegung höllisch schmerzte. Und das er seinen Bauch nicht schützen konnte, was bei ihm eine regelrechte Panikattacke auslöste. Seine Augen bekam er dieses Mal überhaupt nicht mehr auf, die Kontaktlinsen waren zu lange drin gewesen, also sah er noch nicht mal etwas! Verzweifelt versuchte er, sich gegen die Fesseln zu wehren, aber das Einzige, was er hörte, war ein hämisches Lachen. „Na, na! Nicht bewegen! Dann schneiden die Fesseln auch nicht so, “ erklang die Stimme, die eine unheimliche Ähnlichkeit mit der von Severus hatte. Mühsam riss Harry seine Augen auf. Er sah nur stark verschwommen, aber der Blick bestätigte die Ähnlichkeit nur noch. Theodore. Was wollte der Mann von ihm? Erneut versuchte Harry schwach, sich zu befreien, doch er schaffte es nicht. Am Rande seines Bewusstseins spürte er seinen Geliebten, der auf ein Mal immer heftiger aufzuregen schien, aber Harry drängte die Präsenz wieder in den Hintergrund. Er war sich ohnehin nicht sicher, ob er nur träumte. „Was... wollen Sie von mir?“; fragte er schwach. Wieder ertönte ein hämisches lachen. „Nicht, dass das Wissen dir irgendwie nutzen wird, “ säuselte der Mann. „Aber ich habe vor, meinem Verbündeten zu zeigen, wie ich den Gefährten meines lieben Neffen auszuschalten gedenke! Fühle dich geehrt, du unwürdiges Halbblut! Du darfst seinen Tod austesten! Ich hoffe, du hast noch genug Kraft, ordentlich zu schreien!“ Oh toll, so etwas konnte nur ihm passieren! „Beginnen wir, “ schaltete eine weitere, hörbar aufgeregte Stimme sich ein, die Harry schaudern ließ und die ihm nur zu bekannt war. Albus Dumbledore. Nein, sie wussten sicher nicht, wer er war, aber trotzdem wollten sei ihn töten! Einfach nur so! „Natürlich, mein Bester. Ihr Beide! Entkleidet ihn! Von mir aus könnt ihr noch euren Spaß haben, bevor wir anfangen...“ Nein! Nein! Verzweifelt versuchte Harry, den Händen auszuweichen, aber er hatte keine Chance. Bis ihm etwas einfiel, weil seine Jacke anfing, verrückt zu spielen. „Dren! Du bist frei!“ Er hielt den Drachen immer lieber gesichert in der Tasche, nicht dass der einfach auf irgendwen losging, denn er hatte schnell gemerkt, dass Dren sehr, sehr eigen war. Sofort fühlte er, wie sein stabloser Zauber sich löste, etwas grabbelte auf seine Brust, das allgemeine Erheiterung auslöste, dann spürte er, wie Dren sprang und das Aufschreien sagte ihm, dass die Belustigung mit Sicherheit vorbei war. Aber wenigstens waren die Hände endlich weg, die seinem Bauch gefährlich nahe gekommen waren. Harry hörte Schreie, er hörte Flüche, es war ihm erst mal gleich, er konnte sich nicht regen, alles tat ihm weh – und sein Gefährte war nicht bei ihm. Er merkte gar nicht, wie er begann zu weinen, er sah die Tore nicht, die sich auf ein Mal wie aus dem Nichts öffneten, er bekam es erst mit, als die ohnehin schon panischen Schreie noch heftiger wurden. Erst da wandte er seinen ebenfalls gesicherten Kopf etwas zur Seite. Das Erste, was er sah, war Dumbledore – mit brennendem Bart und lodernden Haaren. nur war der Bart nicht mehr weiß, sondern schien da, wo die Flammen noch nicht gewütet hatten, braun zu sein. Als er sich vorsichtig zur anderen Seite drehte, sah er den Mann, der Severus äußerlich so ähnlich war, der gerade verzweifelt mehrere Flüche abwehrte, selbst schrie und versuchte, den Drachen irgendwie zu fesseln, bis er aufstampfte und einfach verschwand. „Dren...?“ Es dauerte nicht lange, bis der Drache sich in sein Sichtfeld schob. „Dren, kannst... du mich los machen?“, flüsterte Harry schwach. Er spürte, wie dessen lange, scharfe Krallen sich vorsichtig in die Fesseln schoben, dann gab es mehrere schnappende Geräusche und Harry konnte die Hände bewegen. Nun erst schaffte er es, seinen Hals zu befreien, setzte sich auf, schlang die Arme wieder um seinen Bauch, kämpfte gegen die wieder aufkommende Übelkeit. „Harry!“ Im ersten Moment wollte der Jüngere um sich schlagen, aber dann spürte er, wer da hinter ihm war, lehnte sich etwas an den Älteren: „Tut... tut mir... leid, ich...“ Severus schüttelte nur den Kopf, während er hastig mit einigen aggressiven Zaubern und der Hilfe des Drachen die letzten Fesseln löste, die seinen Gefährten auf diesem blutbesudelten Opferaltar festhielten. Überall hatten diese Drahtschlingen, geladen mit Magie, tiefe, blutige Schnitte hinterlassen. „Alles ist gut,“ murmelte er, hob seinen sichtlich verstörten Gefährten, der die Arme um sich selbst geschlungen hatte und sich hin und her wiegte, in seine Arme, drückte ihn an sich. „Rena, ich bin im Palast! Harry muss sofort versorgt werden! Bring das Ungetüm mit!“ Serena, in voller Rüstung, sah ihren Bruder verschwinden, blickte dann zu Dren. „Und, wie bitte, stellt er sich das vor?“, fragte sie ungläubig, aber sie hielt ihren Bruder nicht auf, nicht, nachdem sie dessen blutüberströmten Gefährten gesehen hatte. Stattdessen übernahm sie das Kommando: „Sammelt ein, was noch lebt!“, rief sie deutlich. Das waren ohnehin, dank des Drachen, nicht allzu viele. Mehrere Körper, die hier herum lagen, waren sauber in zwei Teile gebissen, einzelne Arme und Beine lagen herum. Es war ziemlich sicher zu sagen, dass der Drache die Verletzung seines Reiters auch nicht gut hingenommen hatte. Sie wusste, ihr Onkel war entkommen, aber Dumbledore nicht, der hing zitternd an eine Wand gedrängt, mit schweren Verbrennungen im Gesicht und mehreren Speeren auf der Brust. Nun – der Alte konnte sich jetzt Severus’ Wut stellen und Rena wusste, die war riesig. Die letzten vier Tage hatte der Ältere immer wieder mitbekommen, wie Harry zwischen Bewusstsein und Bewusstlosigkeit hin und her gependelt war, jedes Mal unter starken Schmerzen und Angriffen. Man hatte dem Jungen so übel mitgespielt, dass der Severus blockiert hatte, da er nicht mehr zwischen Freund und Feind hatte unterscheiden können. Sie selbst war stinksauer. Sauer genug, um selbst in voller Montur mitzulaufen. Sie lief an den anderen Kriegern vorbei, direkt zu Dumbledore, schlug ihm ins Gesicht, mitten auf die Brandwunden. „Den da in eine Einzelzelle zu Vernon Dursley! Damit er weiß, was ihn erwartet! Obwohl ich bezweifle, dass Sev ihm auch nur eine Unze Mitleid geben wird, indem er ihn sterben lässt, wie den alten, fetten Sack! Schafft ihn mir aus den Augen, bevor ich meinem Bruder die Arbeit abnehme!“ Sie öffnete mehrere Tore, zurück in den Palast, sah aber dann Neo und Raban an. Zeon war noch nicht wieder ganz auf der Höhe, er hatte nicht mitgedurft, obwohl er gewollt hatte. „Ihr beide, sammelt die Sachen der Beiden ein, Raban, sag den wichtigsten Leuten bescheid, du warst Sevs Schatten, du wirst wissen, wer das ist.“ Dann wandte sie sich zu dem Drachen. „Ich hab keine Ahnung, wie ich dich mit zurück... oh...“ Das erklärte auch, wie Dren seinen Herrn hatte finden und verteidigen können. Denn der schrumpfte auf ein Mal vor Serenas Augen – bis er nicht größer war, als ein Spielzeug. Serena packte ihn und trat selbst durch das Tor, brachte den Drachen in den Palast, der immer noch mit ungehemmter Wut auf einem abgerissenen Finger herumbiss. Am liebsten wäre sie zu ihrem Bruder, aber sie wusste, zwischen Thea und Sev würde sie eh nicht an Harry heran kommen und der Junge brauchte nun vor allem seinen Gefährten, nicht seine Schwägerin. Also ließ sie nur den Drachen leise durch die Tür, der von Harrys Panther begrüßt wurde, schloss die Tür dann leise wieder hinter sich und machte sich auf den Weg in ihren eigenen Flügel. Sie hatte Gefangene auszufragen und zu foltern. Damit konnte sie ihrer Wut vielleicht wenigstens etwas Herr werden. Kapitel 18: Vom Regen in die Traufe ----------------------------------- Sanft setzte Severus den Jüngeren auf ihr gemeinsames Bett, ließ ihn aber nicht los. Harry war in einem schauerlichen Zustand, er zitterte, hatte aber merklich Fieber, seine Augen bekam er kaum auf, er schien auch nicht zu realisieren, dass er in Sicherheit war. Er blickte zu Thea, die ihm seit einigen Gängen nur stumm gefolgt war. „Harry, Thea ist hier, sie wird dich untersuchen“, sprach er sanft und vor allem leise auf seinen Gefährten ein. „Du bist in Sicherheit, ich passe auf, dass nichts passiert, hörst du?“ Harry bekam kaum noch etwas mit, nur, dass sein Gefährte da war. Er kuschelte sich einfach nur gegen den Anderen, zitterte aber immer noch und als der Ältere etwas abrutschen wollte, rutschte er regelrecht hinterher. Er wimmerte sogar leise und noch immer traute er sich nicht, seine Arme vom Bauch zu nehmen. „Nicht.. nicht gehen...“ Automatisch festigte sich Severus’ Griff. „Keine Sorge", murmelte er. „Ich bin da. Harry, du musst dich untersuchen lassen. Thea ist hier. Ich bin da, du musst keine Angst haben, hörst du? Du bist in Sicherheit.“ Sanft strich er über dessen Arme, brachte ihn dann endlich auch dazu, aufzuhören, seinen Bauch zu umklammern. Erst dann nickte er Thea zu – mit fatalen folgen. Sofort begann Harry erneut, um sich zu schlagen, sich zusammenzurollen und wieder seinen Bauch zu umklammern. „Herr, so wird es nichts, er verletzt sich am Ende nur selbst. So kann ich ihn nicht untersuchen.“ Thea hatte das Verhalten beobachtet und ein Verdacht keimte langsam in ihr. Einer, der nicht gut war, nicht für Harrys Zustand. Und etwas, das erklärte, wie der Jüngere reagierte. Vollkommen instinktiv, immer noch mit der dauernden Angst, dass die Gefahr doch nicht vorbei war. Severus verstärkte seinen Griff um Harry, bis der sich wieder etwas beruhigte, beim Klang seiner Stimme und durch seine Berührungen. „Was soll ich denn tun?“, fragte er. Auch er sah, dass Harry nicht in der Lage war, Irgendwas aufzunehmen. „Ich kann nichts tun, bevor er nicht schläft, Herr. Es würde ihn viel zu sehr aufregen.“ „Was soll ich tun?“, wiederholte Severus frustriert. „Ich komme in drei Stunden wieder, beruhigt ihn, wascht ihn, zieht ihm etwas über, das nach Euch riecht und verhindert auf jeden Fall, dass er sich weiter aufregt.“ Severus nickte, er wusste, das war erst mal die beste Lösung. Harry von dem Dreck und den zerrissenen Klamotten zu befreien, dann würden sie auch mehr Übersicht über die Verletzungen bekommen. Sanft hob er ihn wieder hoch, brachte ihn ins Bad: „Harry, ich ziehe dich aus", stellte er leise fest. „Keine Sorge, wir sind alleine, es ist niemand da.“ Hektisch blickte Harry sich um, aber er sah wirklich niemanden sonst, nur das inzwischen vertraute Bad und seinen Gefährten. Also ließ er zu, dass Severus ihn langsam aus den bestialisch stinkenden Sachen schälte, er hörte sogar auf, seinen Magen zu umklammern. Stattdessen klammerte er sich an den Anderen und begann, zu weinen. Endlich, jetzt. Severus sagte nichts, er hielt seinen Gefährten nur im Arm, gab ihm Zeit, sich wieder zu beruhigen, froh, dass der ihn nach der Begegnung mit Theodore überhaupt direkt an sich ran ließ. Erst einige Minuten später setzte er Harry in die inzwischen mit dampfend heißem Wasser vollgelaufene Wanne. Sofort schien sein Gefährte sich aber wieder zu verkrampfen, Hände griffen halb blind durch die Luft. Hastig befreite Severus sich von seiner Rüstung und seiner Kleidung, glitt dann hinter Harry in das warme Wasser. „Ich bin da", wiederholte er nur leise. Er wandte Harrys Kopf zu sich, als ihm etwas einfiel: „Mach bitte die Augen auf", bat er ruhig, wartete, bis Harry zu verarbeitet haben schien, was von ihm gewollt wurde und seiner Bitte nachkam. „Accio Kontaktlinsen.“ Harry war erleichtert, als ein Teil des Drucks von seinen Augen verschwand, froh, dass Sev begriffen zu haben schien, warum er seine Augen nicht aufbekommen hatte. Er sackte wieder in die Arme des Älteren, rollte sich etwas zusammen, während er merkte, wie die Schmerzen langsam wenigstens etwas nachzulassen begannen. Severus stellte auch erst mal keine Frage, sondern strich nur sanft über seine Arme und ein oder zwei Mal über seinen Bauch. Erst mit den Händen, dann mit dem Schwamm. Harry fühlte regelrecht, wie der Schmutz endlich von ihm herunter kam und er roch, wie der eklige Gestank endlich verschwand. Severus beobachtete, wie Harry sichtlich aufnahmefähiger wurde, aber weiterhin nicht bereit war, von ihm abzurücken. Er reinigte zwei Mal das Wasser, verschaffte sich dabei Übersicht über Harrys Verletzungen. Neben den blutigen Fesselmalen, die aber schnell geheilt sein würden, machten ihm die Rippen viel mehr Sorgen und die Hand, bei der mindestens zwei Finger gebrochen zu sein schienen. Und wer wusste, was da noch an inneren Verletzungen wartete, so, wie Harry die gesamte Zeit seinen Magen umklammerte. Er hatte auch beim Waschen gemeint, etwas gefühlt zu haben, aber er war sich nicht ganz sicher. „Wie geht es dir?“, fragte Severus nach einer Weile vorsichtig, als er sich sicher war, dass Harry wieder ruhig war und aufnahmefähig zu sein schien. „Ich... ich wollte nicht... noch mehr Ärger machen, ich... bin nicht heimlich weg, um... um was tu tun, bitte... bitte nicht böse sein?“, schniefte Harry verzweifelt. Seine Schmerzen waren ihm relativ egal. Severus drückte den Jüngeren sanft an sich, wobei er aufpasste, um die Verletzungen nicht noch zu verschlimmern. „Ich bin dir nicht böse, ich weiß, dass du nicht weggerannt bist", gab er nur zurück und küsste seinen Gefährten in den Nacken. „Ich bin dir nicht böse", fügte er an. Er spürte Harrys Unsicherheit und Angst, als der Jüngere langsam seine Barrieren fallen ließ, weil er endlich begriffen zu haben schien, dass er nicht mehr bei seinen Peinigern war und ihn keine weitern Schmerzen erwarteten. „Draußen wartet Thea", setzte er erneut an. „Du musst dringend untersucht werden, mehrere deiner Finger sind gebrochen und nicht mehr richtig in Form, einige deiner Rippen sind nicht in Ordnung und ich habe die Befürchtung, dass du innere Verletzungen hast.“ Harry klammerte sich an dem Anderen fest, aber er nickte. Er spürte die Besorgnis des Anderen, also würde er sich wohl untersuchen lassen müssen. Er war schon froh, dass der ihn wieder hielt und er die Wärme wieder spüren konnte. „Danke,“ atmete Severus auf und erhob sich vorsichtig, warf sich nur schnell einen der Bademäntel über, hob dann Harry aus der Wanne, der gerade versuchte, sich selbst aufzurichten, was aber in die Hose zu gehen drohte. Einfach, weil Harry sichtlich schwach war, Schmerzen hatte und zitterte wie Espenlaub. Kaum hielt er seinen Gefährten wieder, spürte er, wie dessen Arme sich um ihn legten. So anhänglich hatte er den Jüngeren noch nicht mal zu Beginn erlebt, nicht, nachdem dessen Umwandlung vorbei gewesen war. Besorgt trug er Harry wieder zurück in ihr Schlafzimmer, legte ihn auf das Bett, trat vor die Tür und jagte Theon los, um die Heilerin wieder zu holen. Dann trat er wieder zu seinem Gefährten, strich ihm über die nassen, aber wieder sauberen Haare und begann, ihn sanft abzutrocknen. Er beobachtete Harry weiterhin sorgenvoll, aber der Jüngere war recht ruhig, er hielt die geröteten Augen geschlossen, genoss einfach nur die vorsichtigen Berührungen. Zumindest, bis es klopfte. Harry schoss regelrecht in die Höhe, als er die Tür aufgehen hörte, er merkte, ob er es wollte oder nicht, dass das Zittern wieder schlimmer wurde. Dabei wusste er doch eigentlich, dass er hier sicher war! Er war in Naphthalla und vermutlich hatte der Ältere, nur zur Sicherheit, mehrere Leute vor ihre Tür in Aufstellung gebracht. „Ruhig", bat Severus den Jüngeren sanft, der nervös nach oben geschnellt war, was aber wohl verständlich war, bedachte man, was gerade erst passiert war. „Es ist nur Thea, die Heilerin. Sie wird vor allem deine Hand richten und deine Wunden schließen. Ich habe es dir doch gesagt. Und ich bin die gesamte Zeit dabei, direkt neben dir.“ Unsicher nickte Harry und musterte die Frau, die er jetzt das erste Mal sah. Sonst war sie immer nur da gewesen, wenn er bewusstlos gewesen war. Sie sah nett aus und etwas mütterlich. So, wie auch Poppy. Thea sah ihren jungen Patienten an, der sie fast schon panisch musterte und nur der König schien ihn daran zu hindern, aus dem Bett zu springen und unter Selbiges zu verschwinden. Die Augen, die er vorher geschlossen hatte, waren nun weit aufgerissen, aber auch geschwollen und rot. Sie sah Severus fragend an, aber der nickte ruhig. „Harry, Thea untersucht dich jetzt", lächelte er beruhigend und nickte der Heilerin zu, die erst bei der Bestätigung zum Bett trat und ihre Tasche aufklappte, so, dass sie auch Salben und Tränke griffbereit hatte. Er beobachtete, wie die Heilerin erst mal begann, die Fesselwunden zu heilen. Erst dann begann sie, sich um die Hand zu kümmern, aber schon bei den Rippen begannen die Probleme – Harry wollte nicht, dass Thea ihn anfasste und es kostete Severus viele gute Worte, um den Jüngeren dazu zu bringen, sie die Rippen doch heilen zu können. Aber als Thea an seinen Bauch wollte, war es mit der Kooperation entgültig vorbei. Harry wusste selbst nicht, was geschah, aber als er merkte, wie die Hand der Heilerin in Richtung seines Bauches glitt, begann er, um sich zu schlagen. Nicht mal Severus konnte ihn davon abhalten, erst, als Thea einen Schritt zurückgetreten war und nur noch sein Gefährte ihn anfasste, beruhigte er sich langsam. „Harry, was hast du denn?“, fragte Severus besorgt. „Warum lässt du sie nicht an dich ran? Sie tut dir doch nichts!“ „Ich habe eine Vermutung", schaltete Thea sich ein, während sie beobachtete, wie Harry zitterte, aus Angst, wie sein Gefährte auf dieses Benehmen reagieren würde, eine Hand presste er aber immer noch gegen seinen Bauch. „Was?“, fragte Severus sofort, der Harry immer noch fest an sich gedrückt hielt. „Ich fürchte, Euer Gefährte ist schwanger.“ „Was?!“ Verwirrt blickte Harry auf seinen Gefährten, dann auf die Heilerin. „Ich bin ein Junge, ich kann keine Kinder bekommen!“, protestierte er schwach. „Ich hab gar nicht die nötigen Voraussetzungen dafür! Und.. hab ich schon erwähnt, dass ich ein Junge bin?!“ Severus und Thea tauschten entsetzte Blicke, während Severus sanft eine Hand auf den Bauch des Jüngeren legte. Es dauerte auch nicht wirklich lange, bis er wieder eine leichte Bewegung unter der Bauchdecke spürte. Ja, nun, wo die Heilerin es erwähnt hatte, war es ihm klar, auch Harrys gesamtes Verhalten, seine Überanhänglichkeit, seine Reaktion auf die Heilerin, gerade nach dem, was geschehen war. „Harry, es gibt keinen Zweifel, “ gab er leise zurück. Er nahm die Hand des Jüngeren, legte sie auf dessen eigenen Bauch. „Spürst du diese Bewegungen? Das ist ein Kind... Harry, gerade Aloja können schwanger werden, so, wie einige andere magische Wesen, Geschlecht hin oder her!“ „Ein… ein Baby?!“, fragte Harry verdattert. Er starrte auf seinen Gefährten, auf die Heilerin, auf seinen Bauch, dann wieder zu Severus. „Wie... wie soll das gegangen sein und wo... soll das Kind denn raus kommen?! Ich hab doch...!“ „Schhh....“, sanft strich Severus dem Jüngeren über die Seiten. „Beruhige dich erst mal, “ bat er leise, sah dann zu Thea: „Wie können wir untersuchen, ob er das Kind austragen kann?“, fragte er dann. „Ich werde sicher nicht Harrys Leben riskieren.“ „Nein!“, rief Harry aufgebracht dazwischen. „Ich... das… das ist unser Baby! Du... du kannst doch nicht das Baby... bitte! Nimm es mir nicht weg!“, nun rannen Tränen über sein Gesicht. „Bitte...“ Severus drückte den Jüngeren an sich: „Ich will es dir nicht wegnehmen, aber ich werde nicht dein Leben riskieren", gab er leise zurück. „Lass mich dich unter einen Zauber setzen, damit du schläfst. Thea muss den Fötus untersuchen. Wenn alles in Ordnung ist und für dich keine Gefahr besteht, würde ich es sicher nicht wegmachen lassen. Aber jetzt ist es noch wichtiger, dass Thea dich untersucht.“ Harry klammerte sich ängstlich an den Älteren, ja, er hatte bis jetzt nicht gewusst, dass er Kinder bekommen konnte, er verstand es nicht, er verstand nur, dass in ihm ein kleines Leben war und er hatte Angst, aufzuwachen und es würde weg sein. Severus legte seine Hand auf den Bauch des Jüngeren, er spürte die kleinen Bewegungen in dem Jüngeren. Sein Gefährte. Sein erstes Kind. Unerwartet und zu einem wirklich schlechten Zeitpunkt und doch... er küsste Harry sanft. „Wir tun, was wir können", versprach er leise, drang dann in Harrys Geist ein, schickte ihn schlafen und sah Thea an. „Bitte, sag mir nicht, dass ich ihm das Kind wegnehmen muss", bat er leise. „Harry würde mir das nie verzeihen, von sich selbst mal ganz zu schweigen.“ Thea sah den Anderen an, ging dann wieder zu Harry, der selbst im Schlaf versuchte, ihren Berührungen auszuweichen. Der König musste ihn festhalten, während sie begann, Harrys Bauch abzutasten. Überrascht sah sie dann auf, sprach einige weitere Zauber. Aber es war kein Zweifel möglich. „Wisst Ihr, wie weit Euer Gefährte bereits ist?“ Severus konnte nur den Kopf schütteln. „Ich habe nichts bemerkt", musste er gestehen. „Er ist bereits im fünften Monat, er war also schon mindestens zwei Wochen schwanger, als Ihr nach England gegangen seid, “ gab sie Auskunft. „Schafft er diese Schwangerschaft?“, wiederholte Severus seine dringendste Frage. Thea blickte auf den Jungen, der da zwischen ihnen lag und sich inzwischen wieder auf Severus’ Schoß zusammengerollt hatte, weg von ihr. „Er hatte leichtere, innere Verletzungen durch die Tritte, aber seine Magie hat das Kind geschützt und den Schaden in Grenzen gehalten, das Kind ist vollkommen gesund, nur etwas gestresst. Harry müsste mindestens drei Tage im Bett unter strenger Ruhe verbringen, von mir aus auch tagsüber auf der Terrasse, damit er sich selbst beruhigt, er ist auf Eure dauernde Anwesenheit angewiesen, Trennungen über den Zeitraum von einer Stunde heraus würden für ihn puren Stress bedeuten, auch dank seiner Entführung. Außerdem hat er im Grunde wieder katastrophal abgenommen, wir müssen ihm wieder Tränke geben, um ihn und das Baby gesund zu halten. Das Kind wird vermutlich etwas zu früh kommen, aber ich denke, er könnte es schaffen.“ Erleichtert atmete Severus auf, drückte den Jüngeren fester an sich und küsste ihn sanft, während eine Hand auf dessen Bauch glitt. Sein Kind. Er konnte es nicht fassen. An die Möglichkeit von Nachwuchs hatte er noch nie gedacht. Wie hatte er die Anzeichen nur übersehen können? Er hatte Harry selbst erlebt, wie er sich übergeben hatte! Ja, er hätte sich wirklich einfach nur mal die Zeit nehmen sollen, mit Harry zu reden, Spiegel und treffen hin oder her. Sanft drang er wieder in Harrys Geist ein, ließ ihn langsam wieder aufwachen. Im ersten Moment blinzelte Harry verwirrt, doch dann fiel ihm alles wieder ein. Ängstlich ließ er seine Hand zum Bauch gleiten, doch er spürte, dass das Baby immer noch da war, er sackte sofort zurück, schloss die Augen. „Geht es dem Baby gut?“, fragte er dann leise. Fast hatte er Angst vor der Antwort. „Wesentlich besser als dir", gab Severus sofort zurück. „Dir ist klar, dass du den Rest der Zeit keinerlei Training mehr machen kannst?“, fragte der Tränkemeister dann ernst. „Und dass ich dich mindestens eine Woche nicht aus dem Bett und aus den Augen lassen werde?“ Harry lächelte erleichtert, lehnte sich an den Anderen. „Alles, “ gab er leise zurück. „Wollt Ihr das Kind sehen?“, fragte Thea, als sie merkte, wie die Situation sich langsam entspannte. „Es ist schon weit genug, damit man es beobachten kann, so können wir auch gleich das Geschlecht bestimmen.“ Harry blickte zu dem Anderen, mit strahlenden Augen, was Severus dazu brachte, sanft zu lächeln. „Mach, Thea", forderte er die Heilerin nur auf. Diese schwang ihren Zauberstab und über Harrys Augen begann ein dreidimensionales Bild Form anzunehmen. Das Bild eines noch winzigen Geschöpfes, das sich, als wäre es sich der Aufmerksamkeit bewusst, so drehte, dass es seine Eltern praktisch genau ansah. „Sev, sieh mal", flüsterte Harry erstaunt und sprachlos. Er hob eine Hand, als könne er sein Kind so schon streicheln. Das Kind, das er bis dahin noch nicht mal wirklich wahrgenommen hatte. Und doch hatte er es wohl die gesamte Zeit auch geschützt, denn er hatte nicht, wie sonst, die Hände über sein Gesicht gehoben, um Schläge abzuwehren, sondern immer nur seinen Bauch umklammert. Der Ältere lächelte, er strich fasziniert über den wohl doch viel zu flachen Bauch, was dazu führte, dass das Kleine sich drehte – und so sein Geheimnis Preis gab. „Ein Junge", stellte er fest. Er konnte es kaum glauben. Ein Thronfolger. Hier drin war sein Sohn, sein Kind, sein Nachfolger. Harry lächelte etwas. Er hatte sich fast schon geschämt, bei ihrer Bindung, als er dem Anderen dann wohl doch die Chance auf einen Nachfolger genommen hatte. Nun aber sah er, dass Severus darauf nicht verzichten musste. Er konnte auch Kinder bekommen. Er blickte von dem Hologramm, das über seinem Bauch schwebte, zu seinem Gefährten, lächelte ihn müde an. „Ich kann Kinder bekommen", stellte er, immer noch ungläubig, fest. Severus lächelte nur, küsste den Jüngeren sanft und nickte Thea zu, woraufhin das Bild wieder erlosch. „Ich sehe morgen wieder nach Eurem Gefährten", meldete Thea sich in diesen doch eher sehr privaten Augenblick. „Harry, bitte bleibt im Bett, Euer Gefährte wird Euch versorgen, keinerlei Ausflüge irgendwohin, Ihr müsst im Bett bleiben. Sonst bringt Ihr nicht nur Euch, sondern vor allem das Kind in Gefahr. Stress ist absolutes Gift für Euren Körper!“ Harry sah die Frau misstrauisch an, nickte aber dann. Er war erleichtert, als die für ihn Fremde erst mal wieder weg war, kuschelte sich lieber an seinen Gefährten. Er fühlte sich immer noch nicht gut, aber allein die Nähe zu dem Älteren und das Wissen, dass er nicht mehr in Gefahr war, wirkten Wunder. Wen interessierte da schon etwas Kopfweh? Severus strich seinem Gefährten sanft durch die Haare, er sah, wie fertig der Junge war, auch, wenn er schon wieder zu versuchen schien, die Situation herunter zu spielen, obwohl, vermutlich begriff er auch gar nicht, wie ernst es war, mit der unbemerkt so weit fortgeschrittenen Schwangerschaft, seinem Stresslevel und den Verletzungen durch die Entführung. Was die Gefahren einer Fehlgeburt für einen Aloja waren. Aber woher sollte er das auch wissen? Immerhin hatte er nicht mal gewusst, dass er Kinder bekommen konnte und ganz ehrlich, damit hatte auch Severus nicht gerechnet, nicht jetzt schon. Er hatte nicht mal gedacht, dass ein Aloja so kurz nach der Umwandlung schon schwanger werden konnte, er kannte nur von den Elfen die Probleme, überhaupt schwanger zu werden. Seine Schwester wünschte sich schon seit Jahren ein Kind und es konnte noch dauern, bis es etwas wurde. Und da kam er mit Harry, kaum ein halbes Jahr gebunden und schon stand ihnen Nachwuchs ins Haus. „Sev?“, fragte Harry vorsichtig. „Was gibt es?“, fragte der Tränkemeister. Er erhob sich gerade, ging zu ihren Schränken und suchte einige Dinge heraus, kam dann zum Bett zurück. „Bist... bist du wirklich nicht böse?“, fragte er vorsichtig. Der Ältere seufzte leise, setzte sich zu Harry und küsste ihn. „Wir haben Zeon gefunden, ich weiß, dass du nicht einfach abgehauen bist. Ich hätte es auch so nicht gedacht. Ich bin böse, ich bin schrecklich sauer, aber wirklich nicht auf dich, das verspreche ich dir. Ich bin sauer auf die Leute, die dir das angetan haben..“ Er half Harry in eine Boxer und ein eines seiner eigenen Hemden, die waren für seinen Gefährten am Bequemsten, er hatte den Jüngeren in den letzten Monaten oft mit seinen Sachen auf ihrem Bett gefunden. Harry blickte den Anderen an, ein Ausdruck von fast schon lächerlicher Erleichterung glitt über seine Züge. Er beobachtete, wie auch Severus sich eine Boxer anzog, sich dann zu ihm setzte und ihn zu sich zog. „Schlaf, Harry", murmelte der Tränkemeister, er strich über die wirren Haare. „Du bist vollkommen erschöpft. Keine Sorge, ich bleibe bei dir.“ Er sah zu, wie die immer noch geröteten Augen zufielen und es dieses Mal auch blieben. Als Harry schlief, nahm er sich die Zeit, den Jüngeren wirklich anzusehen. Harrys Gesicht war angespannt, die Hand des Jüngeren hatte sich im Stoff des Hemdes verkrampft, er hatte sich zusammen gerollt, wie er es ganz zu Beginn getan hatte. Vorsichtig strich Severus über die Hand, bis sie sich langsam löste. Er legte seine Hand auf den Bauch des Jüngeren, fühlte, wie das Kleine sich von Zeit zu Zeit bewegte. „Mach deinem armen Daddy das Leben nicht zu schwer", lächelte er, küsste den Bauch, deckte Harry dann fest zu. Vorsichtig fuhr er dann seine Schilde hoch, bevor ein eisiger Ausdruck sein Gesicht beherrschte. Oh, er wollte in den Kerker, jetzt sofort und auf der Stelle. Er wollte den Alten an seinen Füßen von der Decke baumeln lassen! Ihn quälen, weit schlimmer, als er es mit Dursley getan hatte! Er hätte um ein Haar seinen Gefährten verloren und ihr Kind noch obendrein!! Aber er konnte den Jüngeren nicht allein lassen, nicht über längere Zeit. Aber er musste in den Kerker! Vielleicht konnte er Draco bitten, zu kommen, dass Jemand da war, dann konnte er sicher mal zwei Stunden verschwinden. Ja, das war gut. In zwei Tagen konnte er sich dann der lieben Leute annehmen. Und dann konnte er die erste Massenhinrichtung seit Beginn des Krieges bekannt geben. Harrys Schwangerschaft war für den Jungen die beste Ausrede, sich das nicht mit ansehen zu müssen, auch an dem Tag würde sein Patensohn den Jüngeren wohl beschäftigen müssen. Aber erst mal galt es – mal wieder – Harry auf seine Beine zu bringen. Er strich erneut über dessen Bauch, spürte, wie das Baby nach seiner Hand trat, als wolle es diese Worte bestätigen. „Keine Sorge, Kleiner. Ich achte auf deinen unmöglichen Daddy...“ Nur langsam konnte Severus sich beruhigen und seine Blockaden so weit herunter, dass Harry ihn spürte und sich nicht beunruhigen würde. Er hatte selbst seit der Entführung seines Gefährten nicht geschlafen, daher ließ Severus sich nun auch erst mal in die Kissen sinken, er wusste, spätestens in ein paar Stunden würde ohnehin Rena auf der Matte stehen. Er hoffte nur, dass Thea ihr noch nichts von dem Kind erzählt haben würde. Sonst würde Rena durchdrehen. Severus zog den Jüngeren an sich, eine Hand auf dessen Bauch, schlief dann ebenfalls erschöpft ein. Kapitel 19: Erneuter Besuch --------------------------- Allerdings war diese Erholung nur von kurzer Dauer. Severus zuckte im Halbschlaf herum, schirmte den Jüngeren automatisch ab – und wurde wach. Wütend knurrte er seine Schwester an, legte aber eine Hand auf Harrys Schulter, so, dass der nicht weiter aufwachte, sondern sich wieder zusammenrollte und weiter schlief. „Reden! Jetzt!“, zischte Rena aufgebracht. Severus verdrehte die Augen, nickte dann aber. Vorsichtig glitt er aus dem Bett, deckte Harry fest zu, küsste ihn und trat ins Wohnzimmer, wo er sich in einen der Sessel fallen ließ. „Was ist los?“, fragte er genervt. „Ich bin gerade Thea über den Weg gerannt! Und weißt du, was sie mir gesagt hat?!“ „Sollte ich?“ „Er ist schwanger?!“ „Schrei noch etwas mehr, dann wacht er mit Sicherheit auf, “ knurrte Severus. „Er ist so schon in einem erbärmlichen Zustand, ich will, dass er in Ruhe schläft.“ „Ist er schwanger?!“ „Ja, “ gab Severus ruhig zurück. „Offensichtlich, wenn Thea es behauptet – die Frau kann aber auch nie die Klappe halten...“ „Bei Merlin, Sev! Er ist schwanger! Hast du auch nur eine Ahnung, was das für ihn bedeutet?“ Severus begann, seinen Nasenrücken zu massieren. „Denkst du, ich wüsste nicht, was das bedeutet? Aber du weißt auch, was es bedeutet, einem Aloja das Kind wegzunehmen. Thea sagt, er kann es schaffen, wenn er sich schont und ich habe keine Bedenken, ihn ans Bett zu hexen, wenn es erforderlich sein wird.“ „Bei Merlin, er ist selbst fast noch ein Kind und er hat so viel durchgemacht... und nun auch noch das...“ „Harry schafft das, “ gab Severus nur ruhig zurück. „Wie du selbst so schön angesprochen hast, hat er nie eine Kindheit gehabt und das Baby bedeutet ihm jetzt schon so viel, er lässt außer mir niemanden an sich heran. Ich musste ihn in einen Tiefschlaf versetzen, damit Thea sich um seine eigenen, inneren Verletzungen kümmern konnte.“ Serena sah in Richtung Schlafzimmer. „Wie schlimm waren seine Verletzungen?“ „Gebrochene und geprellte Rippen, gebrochene Finger, eine ausgerenkte Schulter, innere Blutungen durch Tritte, mehrere Stauchungen – und... eine Blutung im Hirn, mit angeknackster Schädeldecke. Das hat Thea die größten Sorgen gemacht. Sein Kopf wird ihm wohl noch eine Weile wehtun, er darf einige Tage nicht aus dem Bett, oder aus seinem geliebten, abartigen Stoffhängestuhl oder was auch immer. Wobei Stuhl bei den Temperaturen wohl eher außer Frage steht. Also Wohnzimmer Sofa.“ Ich bewundere dich gerade um deine Ruhe...“ „Ruhe?! Du spinnst doch!“, knurrte er ungehalten, strich über sein Mal. „Ich will Harry nur nicht wecken, weil er dann denkt, ich wäre sauer auf ihn!“ „Oh...“ „Ja, oh, “ gab Severus nur zurück, zwang sich, mehrfach tief durchzuatmen. „Warst du schon unten?“ „Natürlich, “ gab Serena zurück, strich über ihr Kleid. „Ich habe auch schon geduscht und mich wieder anständig angezogen.“ Severus ballte kurz die Fäuste. „Hast du erfahren, warum sie ihn entführt haben? Sie wussten nicht, dass er Harry Potter oder mein Gefährte ist.“ Serena sah den Anderen eine Weile an, sie wusste es aber, er würde nicht nachgeben, bevor er es nicht erfuhr. „Sie haben ihn abgefangen, weil er definitiv die Spuren eines magischen Wesens gezeigt hat.“ „Was wollten sie mit ihm?“ „Ausprobieren, was sie für deinen Gefährten auf Lager haben, “ gab Serena zurück. „Sehen, ob die Folterflüche stark genug sind. Sie schlimmer machen.“ „Oh Merlin, “ flüsterte Severus entsetzt, sah zum Schlafzimmer. Die Tür war offen, er sah die kleine Kugel in der Mitte des Bettes. Serena nickte: „Und...“ „Was denn noch?!“ „Sie wollten ihn vergewaltigen...“ Klirr. Das Glas, das Severus gerade aufgenommen hatte, zersprang in seinen Händen. Das war der eine Punkt zu viel gewesen. Harry erwachte, als er die Welle unbändiger Wut spürte. Erschrocken setzte er sich auf, sah sich hektisch um, tastete im Bett herum. Was war los? Wo war Sev? Warum diese plötzliche Wut?! „Sev?!“, fragte Harry ängstlich, während seine Sicht sich nur langsam zu klären begann. „Sev, wo bist du?!“ Automatisch schlang er seinen einen Arm um den Bauch, während er sich daran erinnerte, dass da tatsächlich ein Kind drin wuchs. „Verdammt, “ murmelte Severus. „Nu ist er wach... Rena, ich muss zu ihm, bevor er auf die Idee kommt, aus dem Bett zu stolpern. Schick eine Hauselfe mit etwas Leichtem zu essen und ich brauche wieder die starken Nährtränke und Vitamintränke. Wir reden morgen weiter. Schick außerdem eine Hauselfe, ich muss einige Briefe verschicken.“ Serena nickte nur, sie wollte eigentlich noch mit ihrem Bruder reden, aber im Moment hatte Harry Vorrang. Vielleicht morgen in Ruhe. Erst mal galt es, zuzusehen, dass sie den Rest der Leute zusammen schaarte, um ihnen zu sagen, dass der Rat weiterhin auf Sev verzichten musste, aber ohne die Schwangerschaft zu erwähnen, denn sie war sich nicht wirklich sicher, ob der Kleine das schaffen würde. Mit einem letzten Blick zu den Beiden, wo ihr Bruder sich gerade aufs Bett setzte, lief sie aus dem Raum. Severus trat hastig zum Bett, küsste den Jüngeren. „Ist gut", murmelte er, zog Harry an sich. „Reg dich nicht auf, ich bin da.“ Er küsste den Jüngeren, strich über dessen Bauch, wo auch das Kleine wieder trat, scheinbar wenig begeistert, dass sein Daddy so unruhig geworden war. Vermutlich hatte es auch geschlafen. „Sev? Sev, was war los!? Du... du warst so wütend!“ Der Elf strich über Harrys Haare. „Nicht auf dich", gab er nur zurück, setzte sich bequemer hin. „Gleich kommt etwas zu essen. Und ein paar Tränke...“ „Wenn ich dann nicht wieder über der Kloschüssel hänge...“ Severus’ Stirn legte sich steile Falten. „Seit wann ging das so?“, fragte er ruhig. „Du bist viel zu dünn, ich hoffe, das ist dir klar. Du hättest mir etwas sagen müssen...“ „Ich... ich dachte, dass ich nur eine Magengeschichte hätte und du hattest doch wichtigeres zu...“ „Harry, es wird nie etwas Wichtigeres geben, als dich.“ Der Jüngere lächelte nur etwas, er kuschelte sich an dessen Brust. „Schon gut, so schlimm war es nicht...“ Severus verkniff sich einen bösen Kommentar, er küsste seinen Geliebten nur ein weiteres Mal. Es würde wohl wirklich noch dauern, bis Harry das verstand. Er legte seine Hand wieder auf dessen Bauch, wo das Kind sich offensichtlich beruhigt hatte. „Du isst jetzt was und dann schläfst du wieder... du hast ganz kleine Augen.“ „Musst du dann wieder gehen?“, fragte Harry leise. „Zurück nach England?“ Dass er wohl nicht mitkonnte, wusste der Jüngere ja, er hatte sich – mal wieder – Bettarrest eingehandelt. „Ich bleibe bei dir, Dummchen", gab Severus nur sanft zurück. „Dumbledore ist außer Gefecht, Theodore hat herbe Verluste eingesteckt, als dein Schoßdrache beschlossen hat, dass er unter seinen Leuten sein Abendessen suchen möchte und damit ist die Mission praktisch erfüllt. Ich lasse weder dich noch Junior allein", versprach er. „Außerdem bin ich auch müde, ich habe nicht geschlafen, die gesamte Zeit über.“ Harry sah den Anderen an: „Tut... tut mir leid, das wollte ich nicht...“ „Harry, du kannst nichts dafür", erinnerte Severus den Anderen nur, gerade, als das Essen auftauchte. Eine Terrine mit Suppe. Weißes, frisch gebackenes Brot, ein leichter Nachtisch. „Komm, Zeit Junior und dich zu füttern und Harry", er hob das Kinn des Jüngeren. „Wenn dir schlecht wird, dann sag mir bescheid, sollte ich schlafen, weck mich. Versprich mir das.“ Harry sah den Anderen überrascht an, nickte aber dann, als er sah, dass es dem Älteren offensichtlich ernst war. „Gut,“ nickte Severus, stellte dann das Tablett so, dass sie Beide an die Sachen kommen konnten, er gab Harry aber erst seine Tränke, unter Anderem einen, der Übelkeit eigentlich unterbinden sollte. Ob der etwas brachte, würde sich dann wohl zeigen. Er half Harry, etwas zu essen, aber er aß nicht viel, am Ende knabberte er nur noch an einem Stück Obst. Severus selbst aß entschieden mehr, bevor er das Tablett beiseite stellte. Er nahm Harry das zur genüge malträtierte Stück Orange ab, hob ihn auf und brachte ihn kurz ins Bad, brachte ihn dann wieder ins Bett und legte sich zu ihm, in der Hoffnung, jetzt bis zum nächsten Morgen durchschlafen zu können. Verdient hätte er es wirklich. Von Harry mal gar nicht zu reden. „Schlaf jetzt, “ bat Severus leise. „Deine Tage waren noch schlimmer, als meine.“ Harry kuschelte sich nur an den Älteren, sog dessen Geruch tief in sich auf. Ja, das hier war kein stinkiger Kerker mit fauligem Stroh und mit Algen überwachsenen Steinen. Er war sicher, Sev war ihm nicht böse, im Gegenteil, gerade jetzt empfing er von dem Älteren nichts als unendliche Erleichterung und ehrliche Freude. Diese Wärme wiegte Harry schließlich endlich wieder in den Schlaf. Severus strich dem Jüngren sanft über die Wangen, küsste ihn und deckte ihn erneut zu, hielt ihn einfach nur fest, schlief schließlich auch wieder ein. Den Brief würde er Draco wohl erst morgen schicken.... Draco, Potter hat mal wieder den Vogel abgeschossen, wobei er wieder mal nichts dafür konnte. Er wird mehrere Tage nicht aus dem Bett kommen und die nächsten vier Monate werde ich ihn auf gar keinen Fall auch nur annähernd irgendwo hin lassen, wo er sich anstrengen könnte. Ich kann ihn – mal wieder – nicht allein lassen, er ist ziemlich geschwächt und auch, wenn er sich ansatzweise mit Weasley sechs ausgesöhnt hat, wäre er zu viel Stress für Harry. Bleibst nur du für eine Weile, da ich Leute foltern will und das dauert länger, als eine Stunde. Dazu kommt, dass Harry schwanger ist. Ja, du hast richtig gelesen, ja, ich habe es lange übersehen, ja, er hat es auch nicht mitbekommen. Er hielt den Tanz des Kindes auf seiner Blase für eine akute Magengrippe – fünf Monate lang. Nimm deine Gefährtin ruhig mit, ich habe vor, dich länger hier zu behalten, eure Lehrer haben nichts dagegen, wenn ihr für zwei Monate hier bei mir lernt. Anbei der Portschlüssel – bewegt eure Hintern – damit ich in ein paar andere treten kann. Dein Patenonkel, Severus P.S.: Beeilung! Nara blickte ihren Gefährten an, der bereits eifrig seine Kleidung tanzen ließ, die gerade verkleinert in seinen Koffer sprang. „Sehr netter Ton, was bildet er sich eigentlich ein? Ich meine, klar gehen wir, um deinem Kumpel zu helfen, aber...“ „So ist Onkel Sev immer, wenn es um Harry geht, “ gab Draco nur zurück. „Ich weiß, ich hab vergessen, es zu erwähnen, aber Onkel Sev ist in Naphthalla nicht irgendwer, er ist der König, glaub mir, er kann auch viel unfreundlicher. Außerdem will ich Sev in den Arsch treten! Wie kommt er auf die Idee, Harry zu schwängern? Ich meine, jetzt? Er ist mitten in einem beschissenen Krieg und Grünauge immer noch nicht wieder wirklich auf den Beinen gewesen!“ Nara japste nach Luft, starrte den Blonden sprachlos an: „K...K...K..König?!“ „Ja, nun mach schon! Pack! Ich will gleich los! Wenn wir nicht in zehn Minuten da sind, schickt er uns wohlmöglich noch Jemanden hinterher!“ „Hat er schon...“ Verwirrt wandte Nara sich um – und sah auf einen der Männer, den sie schon häufiger beim Patenonkel ihres Gefährten gesehen hatte. Draco verdrehte die Augen. „ Ich hab den Brief erst vor fünf Minuten bekommen! Wie soll ich denn da schon gepackt haben?!“ „Sagen wir einfach, er ist wirklich, wirklich schlecht gelaunt, “ gab Neo nur leicht gequält zurück. „Und er will seine Wut im Kerker auslassen, muss sich aber krampfhaft zurückhalten, um Harry nicht noch mehr fertig zu machen...“ „Wie geht es ihm?“, fragte Draco, während er seinen Koffer schließlich zuschnappen ließ und dann zu Nara sah, die auch endlich zu packen begonnen hatte. „Na ja, er schläft wohl schlecht, hat Alpträume wegen seiner Entführung, aber sonst ist...“ „Halt, stopp! Kommando zurück! Entführung? Was ist zum Henker noch mal denn dieses Mal passiert? Ich dachte, die Beiden wären in England, um Infos zu sammeln und...!“ „Das waren sie, Seine Hoheit war auf Tour und Harry mit Zeon in einem kleinen Park, Zeon wurde niedergeschlagen und Harry war... fast eine Woche in den Händen seiner Entführer...“ „Oh, das ist soooo typisch, “ murmelte Draco halb verzweifelt. „Wie geht es ihm?“ „Nicht sonderlich, “ gab Neo nur zurück. „Auch, wenn ich denke, dass er das mal wieder versteckt...“ „Jemand, der fünf Monate lang nicht spannt, dass er nen blinden Passagier hat, dem trau ich Alles zu...“ Da musste Neo doch leicht grinsen, galant nahm er Nara ihren Koffer ab, schnappte sich auch den von Draco und schubste Beide durch das Tor, dass sich erst hinter ihm schloss. Die drei standen anschließend in dem Gästezimmer, dass Draco schon die letzten Male immer gehabt hatte. „Draco, wenn du bitte gleich mitkommen würdest,“ bat der Leibwächter ruhig, verbeugte sich etwas vor Nara: „Er wird sicher vor dem Abendessen zurück sein, wenn Madame sich beschäftigen möchte, wir haben eine riesige Bücherei und einen großen Wintergarten, draußen hat es geschneit, da ist es gerade recht ungemütlich...“ Draco verdrehte seine Augen, so ungeduldig kannte er seinen Onkel wahrlich nicht. Na ja, es ging mal wieder um Harry. Er küsste Nara kurz. „Bis später, ich komm dann wieder.“ Nara lächelte nur: „Ich kann mich hier gut beschäftigen, “ meinte sie nur. Draco nickte und hastete hinter Neo her, der mit seinem üblichen Tempo zurück zu dem Quartier seines Onkels hetzte, er klopfte zwei Mal, öffnete und ließ Draco herein, schloss hinter ihm die Tür wieder. „Onkel Sev?“ Severus wandte sich um, als er die Stimme hörte. Er war bereits angezogen, doch er würde nicht gehen, bevor er Harry bescheid gesagt hatte. Nicht, dass der wieder irgendetwas annahm. „Draco, wie lange zum Henker, brauchst du zum packen?!“ „He, Nara musste auch noch packen!“, verteidigte er sich. „Und außerdem hat dein Monstervogel mich geweckt! Und das nicht gerade sanft, will ich betonen!“ Der Dunkelhaarige knurrte kurz, nickte aber dann. „Gut, wie viel weißt du?“ „Dass du nie gelernt hast, zu verhüten?“ „Witzig, Draco, sehr, sehr witzig!“ Der Blonde zuckte mit den Schultern: „Dass Harry sich hat kidnappen lassen und wieder beschissen beieinander ist? Und dass du irgendwen killen willst, ihn aber nicht allein lassen kannst?“ „Das trifft es schon besser, “ gab Severus knapp zurück. Er deutete ins Schlafzimmer. „Er ist ziemlich schwach, er will es aber nicht zeigen, er hat Alpträume, wenn er schläft, obwohl ich bei ihm bin, er hat Angstattacken. Er vertraut hier niemandem vollkommen, na ja, Neo und Zeon, aber im Moment macht er sich viel zu viele Vorwürfe, dass Zeon wegen ihm verletzt ist, Rena ist ihm zu aufdringlich, wenn es ihm schlecht geht, meine Leibwächter schleichen gleich hinter mir her. Bleibst nur du.“ Draco zuckte mit den Schultern. „Es gibt Schlimmeres. Was muss sich tun?“ „Ich werde bleiben, bis Harry aufwacht, was aber wohl bald der Fall sein wird, ich gebe ihm den ersten Schwung Tränke, dann werde ich gehen, du musst zusehen, dass er etwas frühstückt, wenn ihm schlecht wird, lass mir bescheid sagen, dann wirkt der Trank gegen Morgenübelkeit nicht, wenn er ins Bad muss, geh mit, sonst sieh zu, dass er im Bett bleibt, du hast die Erlaubnis, wenn es nötig wird, dafür auch Magie zu verwenden, fass ihn nicht an, wenn er nicht damit rechnet, das löst Panik bei ihm aus und um Himmels Willen, fass nicht mal in Richtung seines Bauches, wenn er dich nicht lässt! Er darf sich nicht noch mehr aufregen, sonst gerät er in Gefahr, das Kind zu verlieren und das würde er nicht verkraften.“ Draco hob eine Augenbraue, nickte aber dann. Fragen würde er später stellen, einige vielleicht auch Harry selbst. „Ist gut, ich kümmere mich um ihn. Wo ist Sitara?“ „Bei ihm im Bett, zusammen mit seinem Drachen.“ „Öh... ist der nicht ETWAS groß für eure Quartiere?“ „Das war er, bis Harry rausgefunden hat, dass das verdammte Vieh sich selbst auf Taschengröße schrumpfen kann und beschlossen hat, hier ebenfalls einzuziehen... aber ich werde vorerst nichts dagegen sagen, er hat Harry geholfen... er hat sich gewisse Rechte verdient.“ „Oh. Cool.“ „Nicht, wenn er deinen Hintern verbrennt, weil du ihm nicht schnell genug sein Fleisch in den Rachen schiebst. Oder wenn du versuchst, ihm seine Beute abzunehmen, weil ich Harry nicht mit halben, angekauten Fingern in unseren Quartieren konfrontieren wollte...“ Nun konnte Draco sich ein Prusten doch nicht verkneifen. Allein die Vorstellung war einfach nur herrlich. Severus hob eine Augenbraue, sagte aber nichts weiter, sondern blickte in Richtung Schlafzimmer. „Ich rufe dich gleich, “ erklärte er knapp und verschwand durch die Tür, setzte sich zu Harry ans Bett und beobachtete, wie der, noch im Halbschlaf, das Bett und dann seinen Bauch abtastete. „Ich bin hier, “ sprach er leise, beugte sich vor und küsste Harry, strich über dessen Handfläche. Langsam wurde Harry ganz wach, er spürte endlich wieder die Wärme des Anderen, atmete erleichtert auf und öffnete seine Augen. „Hi,“ lächelte er den Älteren an, versuchte, seinen pochenden Kopf nach allen Regeln der Kunst zu verdrängen, was aber nach Hinten losgegangen zu sein schien, bedachte man, dass Sev seine Stirn runzelte und über seine Stirn fuhr, dann zu seiner Beule zu streichen schien, da, wo sie mal gewesen war, zumindest. Thea musste sie versorgt haben, da es nicht mehr so wehtat. „Guten Morgen, “ gab Severus nur zurück, half Harry, sich aufzusetzen. Dann begann er, dem Jüngeren seine Tränke zu reichen, die der, nach einem mitleiderregenden Blick, herunterwürgte. Aber kurz danach glitt eine unglaubliche Erleichterung über dessen Züge. Der Schmerztrank wirkte also. Wenigstens etwas. Harry lehnte sich gegen den Älteren, als er merkte, wie die Schmerzen nachließen, die Augen immer noch geschlossen. Er fühlte sich immer noch erschlagen, er wusste, dass er nachts mehrmals schreiend hochgefahren war, aber jedes Mal war Severus da gewesen, hatte leise auf ihn eingeredet, bis er wieder eingeschlafen war. Jedes Mal hatte er Angst gehabt, wieder im Kerker zu sein, dass seine Befreiung nur ein Traum gewesen war. Nun spürte er, wie die schlanken Finger durch seine Haare glitten. „Du musst weg, oder?“, fragte er leise. Er hatte gesehen, was der Andere an hatte. So etwas trug er nicht, wenn sie nur auf dem Zimmer blieben. „Nur zum Rat, “ gab Severus ruhig zurück. Was auch nicht zu sehr gelogen war, da der gesamte Rat der Befragung in den Kerkern beiwohnen würde. „In zwei, drei Stunden spätestens bin ich wieder da und du bist auch nicht alleine.“ Verwundert sah Harry auf. Er kannte seinen Gefährten gut genug, um zu wissen, dass er mit dem Statement weder Sitara noch Dren meinte. „Draco ist nebenan, “ erklärte Severus amüsiert. „Er wird dich etwas unterhalten, wenn ich dich ins Bad und wieder zurück gebracht habe.“ Er wurde wieder ernst: „Du weißt, was Thea gesagt hat, nicht wahr?“ hakte er nach. „Du musst im Bett bleiben. Zumindest den Rest dieser Woche. Deine Verletzungen ausheilen und deinen Körper beruhigen.“ Seine Hand legte sich auf den Bauch des Jüngeren, wo sich gerade nichts rührte. Junior schien zu schlafen. Nun, dessen Nacht war ja auch nicht gerade ruhig gewesen, dank der Alpträume seines Daddys. Harry sah den Anderen an, nickte aber dann, nur zu gut erinnerte er sich an die harten Worte des Älteren, der gefragt hatte, ob das Kind weg gemacht werden müsse, damit er überleben könne. Er würde nichts tun, dass seinen Kleinen irgendwie gefährden konnte. Niemals. Er kuschelte sich an den Älteren, als der ihn ins Bad trug, wo er sein Geschäft erledigte, sich etwas wusch und schon zurück gebracht wurde. „Ich gehe dann los, “ erklärte Severus sanft. „Ich schicke Draco zu dir, er wird mit dir essen und dann könnt ihr ja etwas spielen oder so und wenn du müde wirst, tu dir selbst den Gefallen und schlaf, ja? Du brauchst den Schlaf.“ Harry nickte erneut, hielt den Anderen aber auf, als der gerade gehen wollte. „Was gibt es?“, fragte Severus, trat zum Bett zurück. „Kann... ich das Baby noch mal sehen?“ Der Ältere lächelte sanft. „Heute Nachmittag, “ versprach er. „Ich bringe Thea mit, wenn ich wieder vom Rat zurück bin, sie will dich ohnehin noch mal untersuchen.“ Er küsste seinen Gefährten noch ein Mal, trat dann aus dem Zimmer und fuhr alle Blockaden hoch, um den Jüngeren vor dem zu schützen, was er nun tun würde – ausgiebig. Denn nur, weil er bei Harry sanft und geduldig war, hieß das bei Merlin nicht, dass das auch für seine Feinde galt! Im Gegenteil! Er tat nichts lieber, als ihnen Arschtritte der Extraklasse zu verpassen! Oh, er war so mörderisch gelaunt! Er winkte Draco nur zu und deutete auf die Schlafzimmertür, bevor er verschwand. Draco sah seinem Onkel hinterher. Nachdem er diesen Gesichtsausdruck gesehen hatte, hielt er es wirklich für sicherer, den Anderen nicht aufzuhalten. Stattdessen trat er in das Schlafzimmer. „Hi da, Narbengesicht!“ Harry lächelte, als er den Blonden sah, der sich zu ihm setzte. Er ließ sich auch von ihm umarmen. „Hi, Blondie, “ gab er nur zurück. Er war froh, nicht allein zu sein, während Sev nicht da war und dass der Andere Draco geholt hatte, aber... „Hast du nicht eigentlich Schule?“, fragte Harry verwirrt. Der Blonde zuckte nur desinteressiert die Schultern: „Ich hab einen besten Freund, der sich mal wieder fast hätte umbringen lassen, da bekommt man schon mal Sonderferien, wenn die Noten stimmen, “ zog er den Jüngeren auf, betrachtete ihn dann nachdenklich. „Du siehst mal wieder richtig beschissen aus, nur um es gesagt zu haben...“ Harry lachte leise über diese Aussage, legte eine Hand über seinen Bauch. „Das fürchte ich, stimmt sogar...“ Er ließ sich nicht anmerken, wie sehr es stimmte und wie sehr sein Aussehen dem glich, wie er sich fühlte. Durch den Fleischwolf gedreht und in falscher Reihenfolge wieder zusammengesetzt. „Allerdings stimmt es, “ gab Draco nur zurück, strich dem Anderen durch das Gesicht, das deutlich von Fieber gewärmt war. „Und du hast wirklich nicht mitbekommen, dass du fünf Monate lang einen blinden Passagier hattest?!“, fragte er neugierig. Harry wurde feuerrot, sah den Anderen an: „ich... hab noch nicht mal gewusst, dass ich ein Kind bekommen kann, “ verteidigte er sich schwach. „Hast du denn die Bücher nicht gelesen, die Sev dir rausgesucht hatte?“ „Öhm.... ich.. hab trainiert, “ verteidigte der Jüngere sich. „Ich bin kaum zum Lesen, geschweige denn zum Lernen gekommen!“ „Oh, Harry, wann lernst du eigentlich, dass es manchmal durchaus angebracht ist, Sachen zu lesen, auch, wenn draußen sein mehr Spaß macht?“ „Na ja, jetzt hab ich dann ja wohl genug Zeit, “ gab Harry doch erstaunlich kleinlaut zurück. „Jetzt ist es wohl schon etwas zu spät, “ gab Draco nur trocken zurück, sah dann auf den Bauch des Jüngeren. „Darf ich?“, fragte er dann neugierig. Er konnte sich kaum vorstellen, dass da ein Kind drin sein sollte. Ja, der Bauch stand etwas hervor und war nicht ganz so flach, wie früher, aber sonst sah man eigentlich gar nichts. Harry hob eine Augenbraue, nickte aber dann. „Sicher, “ gab er zurück. Das hier war immerhin nicht irgendwer, sondern sein bester Freund, er kannte Draco, ließ zu, dass dessen Hand sich vorsichtig auf seinen Bauch legte und als habe das Kind gemerkt, dass sein Auftritt gefragt war, begann es, sich zu bewegen. Nun, wo Harry wusste, was dieses Flattern in seinen Innereien war, musste er sich selbst eingestehen, dass es eigentlich unverwechselbar war. Und es fühlte sich wirklich seltsam an, etwas in sich zu haben, das seine Blase mit einem Kissen zu verwechseln schien. Draco grinste, als er die kleinen Bewegungen unter seiner Handfläche bemerkte: „Und jetzt erklär mir doch mal, wie man das nicht bemerken kann, Kleiner!“ „Ich... dachte, dass es ein Magengeschwür ist?“ „Und da gehst du nicht zu Sev und lässt dich untersuchen?!“, fragte Draco ungläubig. „Er... hatte doch die ganze Zeit zu tun und ich wollte ihm nicht auf die Nerven fallen, außerdem hatte ich nie irgendwas, wenn er da war und.. ich hab mich in seiner Anwesenheit auch nur ein Mal übergeben, als ich das Bild von einem toten Kind gesehen hab...“ „Moment, du dachtest, du bist nicht wichtig genug, dass Sev dich untersucht? Haben sie dir irgendwohin geschissen?! Vertraust du ihm denn so wenig?!“ Harry wurde nur noch röter: „Ich... ich dachte einfach...“ „Bist du dir sicher, dass du gedacht hast?!“ Harry rollte nur mit den Augen: „Sev war beschäftigt, es ging immerhin darum, sein Reich zu schützen, ich dachte, ich hätte einen Magenvirus! Ich... hab einfach nicht die Notwendigkeit gesehen...“ „Oh Harry, du hast noch viel zu lernen, “ stellte der Blonde nur fest. „So was wie die Tatsache, dass du Sev mit so was wirklich wahnsinnig machen kannst... er macht sich doch so schon ständig Sorgen um dich und da...!“ „Aber das ist doch der Grund! Ich wollte nicht, dass er sich noch mehr sorgt! Darum.. hab ich ja auch nichts gesagt, als ich gedacht hab, dass ich beobachtet werde, immerhin hat Zeon nie was gemerkt und...!“ Draco schlug sich nur selbst mit der Hand vor die Stirn. „Harry, du hast es gemerkt und nichts gesagt? Bist du wirklich von allen guten Geistern verlassen? Sev hätte das nie für Einbildung gehalten! Du hättest dir diesen ganzen Terror und den Bettarrest sparen können!“ „Hinterher ist man immer schlauer, “ schmollte Harry nur und sah auf seine Hände. „Versprich mir einfach, das nächste Mal sofort zu irgendwem zu gehen, ja?“, bat Draco inständig. „Ich verspreche es, “ gab Harry leise zurück. Er würde es tun, schon allein, weil das nächste Mal vielleicht nicht nur er in Gefahr sein würde, sondern auch das kleine Leben, dass sich nun deutlich in ihm bemerkbar machte. Noch im Kerker hatte er nicht gewusst, was in ihm vorging und nun konnte er kaum den Tag abwarten, an dem er seinen Kleinen das erste Mal im Arm halten würde, auch, wenn er immer noch nicht wusste, wo das Kind eigentlich raus kommen sollte... „Das ist immerhin schon mal etwas, “ stimmte Draco zu und sah seinen besten Freund eine Weile lang an. „Also, was haben sie mit dir gemacht?“, fragte er dann direkt. Er wusste, subtile Fragen waren der absolut falsche Weg mit Harry umzugehen. Das würde schlicht nichts werden. „Soweit ich das raus bekommen hab, hast du noch nicht mal Onkel Sev was erzählt.“ Einen Moment starrte Harry nur auf seine Finger, die immer noch etwas zitterten und leichte Blessuren aufwiesen. „Ich.. .hab nicht wirklich viel mitbekommen...“ „Dann erzähl mir, was du mitbekommen hast, “ bat der Blonde leise, er setzte sich zu dem Anderen, schloss ihn in die Arme. „Ich verstehe, dass du es Sev nicht sagen möchtest, aber du weißt, dass du es irgendwem sagen musst...“ nicht zu vergessen, dass sein Onkel jede noch so kleine Kleinigkeit aus den Anderen herausfoltern würde und vermutlich verrieten ihm Harrys Alpträume den Rest. Harry sah den Anderen kurz an, schloss dann die Augen. Er war so erschlagen, er wollte nur vergessen, doch er wusste, das konnte er nicht, so wenig, wie er seinen Onkel vergessen konnte. Erst durch seinen Gefährten hatte er begonnen, zu verarbeiten. „Harry?“, fragte Draco leise. „Ich hab einfach nur da gesessen und vor mich hin gebrütet, ich hab mich allein gefühlt, “ begann Harry stockend zu erzählen. „Ich wollte nicht, dass Sev schon wieder geht, ich hab ihn teilweise den ganzen Tag nicht gesehen, entweder er war unterwegs oder wir mussten beide arbeiten. Ich weiß, dass das lächerlich war, aber... ich hab mich so allein gefühlt, also hab ich da gesessen. Ich weiß noch, dass ich mich umgedreht hab, ich hatte ein komisches Gefühl, aber Zeon war ja da. Aber.. als ich das nächste Mal gekuckt habe, war er weg. Ich wollte nach ihm sehen, aber in dem Moment ist alles schwarz geworden...“ Draco sagte nichts, er strich nur über Harrys lange Haare und drückte die Hand, die sich nicht um dessen Bauch gekrampft war. Er wusste, wenn er etwas sagte, bestand die Gefahr, dass Harry nichts mehr erzählen würde. Es war so schon offensichtlich, dass Harry mit dieser Geschichte kämpfte. Harry brauchte eine ganze Weile, bis er endlich weiter sprach, leise und stockend. „Ich bin aufgewacht, auf einem Steinboden, alles hat... bestialisch gestunken, aber bevor ich auch nur irgendwas sagen konnte, haben die begonnen auf mich einzuschlagen und mich zu treten... ich bin irgendwann wieder bewusstlos geworden... das hat sich mehrfach wiederholt, bis zu dem Tag, wo sie… mich auf irgendwas gefesselt haben. Die Fesseln haben weh getan, aber viel schlimmer war, dass auf einmal... Dumbledore da war... sie haben gelacht und dann wollten sie mich ausziehen, aber da hab ich es dann geschafft, Dren aus seiner Tasche zu lassen und kurz danach waren die Anderen auch da...“ Draco strich dem Anderen sanft über das Gesicht. Es war also mal wieder kurz vor knapp gewesen. Er sah, dass Harry mal wieder was für sich behielt, aber er sagte nichts weiter dazu. Er konnte schon froh sein, so viel erfahren zu haben. Und über einige Punkte wollte er mit Sev auf jeden Fall noch mal reden. Die Sache mit dem allein gelassen fühlen zum Beispiel. Da schepperten bei dem Blonden einfach alle Alarmglocken. „Du bist schon ein Unglücksrabe, “ stellte er nur fest. „Aber ist dir eigentlich klar, wie froh du sein kannst, dass du noch am Leben bist? Und was für ein Glück es war, dass du nicht dein Baby verloren hast?“ Harry nickte, strich leicht über seinen ziemlich flachen Bauch. „Sev... er war sich nicht sicher, dass ich es behalten kann, er... ich glaube, er weiß es immer noch nicht, aber er hat gesagt, dass wir es versuchen können.“ Draco lächelte ermutigend: „Wenn er so ist, wie du, schafft er es, “ meinte der nur optimistisch, wurde dann aber ernst. „Zumindest, solange du dich an die Anweisungen von Sev und der Heilerin hältst. Und wenn es dir noch so wenig schmeckt.“ Der Grünäugige lächelte nur schief: „Ich werde mich daran halten, “ gab er zurück. „Ich will nicht, dass man mir den Kleinen wegnimmt, selbst, wenn man es nur tut um mein Leben zu retten... ich will das nicht...“ Der Blonde lächelte nur. „Dann bleib schön im Bettchen, “ gab er nur zurück. „Und wir beide werden jetzt ganz brav was essen, nicht, dass dein Kind sich noch seinen Weg aus deinem Bauch beißt, um einen Ausflug in die Küche zu machen, so, wie du es in Hogwarts immer gemacht hast.“ Das lockerte die Stimmung erheblich wieder auf und Harry richtete sich aus seiner Position wieder auf, rief leise eine der Hauselfen, die sich fast überschlug, als er etwas zu Essen bestellte, denn unter den Hauselfen hatte sich Harrys Zustand überraschend schnell herumgesprochen und wenn diese kleinen Hausgeister etwas liebten, dann Babys. Und werdende Mütter welchen Geschlechts auch immer. Nicht zu vergessen, dass die Hauselfen ja ohnehin einen gewissen weichen Punkt für den Grünäugigen hatten, der immer ein nettes Wort für sie übrig hatte. „Woher bitte wissen die das denn?“, fragte Harry verwirrt. „Bisher wissen es doch nur Sev und die Heilerin...“ „Wenn die Heilerin es weiß, weiß es mit Sicherheit auch noch mindestens Serena, was die weiß, weiß Beon auch.“ „Oh... Die Buschtrommeln röhren also schnell...“ Der Blonde schüttelte mit dem Kopf. „Nein, über diese Leute wird es nicht hinaus gehen, bevor es dir nicht wieder besser geht, “ gab Draco zurück. „Was die Hauselfen angeht – die sehen das, die spüren spätestens ab dem Ende des ersten Monats das neue Leben in dir. Schon allein, um den Betroffenen spezielles, nahrhaftes Essen zubereiten zu können.“ Kapitel 20: Da sein ------------------- Es dauerte fast vier Stunden, bis Severus zurück kam, er war über und über mit Blut besudelt, aber seine Verbindung zu Harry sagte ihm, das der Jüngere schlief, so, dass er erst mal ins Bad verschwinden konnte. Er hoffte eigentlich, dass auch Draco ihn nicht sah, aber da hörte sein Glück auch schon auf. „Onkel Sev... wie siehst du denn aus?“ „Ich habe die Beherrschung... etwas verloren.“ „Etwas?!“ Der Dunkelhaarige verdrehte nur seine Augen. „Ja, “ gab er zurück. Ich habe immerhin nur einen dieser Ärsche gekillt, “ gab er kühl zurück. „Und es war noch nicht mal der Alte.“ „Sieh zu, dass du dich wäschst...“ Der Ältere hob eine Augenbraue, trat aber ohne ein Wort erst mal ins Bad, wo die versaute Kleidung in dem Moment verschwand, wo sie den Boden berührte. Er duschte sich nur, zum Baden hatte er nicht den Nerv, er wollte zu Harry sehen, er spürte, wie unruhig der Jüngere war. Kein Wunder, er hatte zwei Stunden länger gebraucht, als er eigentlich eingeplant hatte und das trotz der Warnung. Aber er hatte weiter machen müssen, er hatte erfahren müssen, was diese Schweine mit Harry getan hatten. Sie hatten ihn gequält, selbst als er bewusstlos gewesen war, einfach nur, weil sie es eben gekonnt hatten. Weil es Spaß gemacht hatte, ihn weinen zu sehen. Als der Mann ihm das ins Gesicht geschrieen hatte, war bei ihm eine Leitung durchgebrannt. Er hatte jeden, wirklich jeden noch so kleinen Knochen im Körper dieses Monsters gebrochen, dann mit einem Schneidezauber dessen Herz aus der Brust geholt und es vor den Augen des Delinquenten zerdrückt – warum er auch so blutüberströmt gewesen war. Niemand hatte allerdings auch nur den Versuch unternommen, ihn zu bremsen, im Gegenteil, sie schienen enttäuscht gewesen zu sein, dass es vorbei gewesen war, schon allein, da die letzte Beleidigung des Mannes tatsächlich gewesen war, dass er es bereue, nicht schnell genug gewesen zu sein, um auszuprobieren, wie gut sich Harrys Arsch gemacht hätte. Bei den Worten hätte Serena ihm fast noch die Arbeit abgenommen. Weit schlimmer war das Verhör mit Dumbledore gewesen, sie hatten sich alle vorher darüber geeinigt, dass man den Mann öffentlich grausam hinrichten würde, schon um ein Exempel zu statuieren. Immer wieder hatten die Anderen verhindern müssen, dass Severus die Beherrschung verloren hatte, vor allem, da sich die Worte des Alten ziemlich mit denen seiner Anhänger gedeckt hatten und als er erfahren hatte, dass er Potter in seinen Klauen gehabt hatte, hatte er auch nur bereut, die Sache nicht schneller beendet zu haben, einfach nur, weil er vorher andere Dinge hatte erledigen müssen und sich erst zu dem Zeitpunkt seiner Befreiung um den Tod des Gefangenen hatte kümmern können. Von Reue keine Spur. Als man ihn auf die getöteten Kinder angesprochen hatte, hatte er allen Ernstes gemeint dass der Abschaum froh hätte sein müssen, ihm mit ihrem Leben dienen zu dürfen, statt zu schreien, wie am Spieß, woraufhin zum ersten Mal, seit Severus denken konnte, Thea und Ferada die Sicherungen durchgebrannt waren. Erstere hatte selbst ein halbwüchsiges Mädchen, Letztere schon einen ihrer drei Söhne im Krieg verloren. Als Severus sich wieder einigermaßen sauber fühlte, trat er aus der Duschkabine, trocknete sich ab, zog eine Boxer an und seinen Bademantel darüber. Er hatte nicht vor, heute noch mal das Quartier zu verlassen, nicht, wenn Harrys Gesundheit ohnehin so auf dem Spiel stand, mit dem, was er sich heute schon erlaubt hatte. Er war auch nur gegangen, weil Thea ihn getreten hatte, die Anderen waren immer noch da unten. Gleichberechtigung für alle Gefangenen – Jeder wurde etwas mitgefoltert. Severus war auch nur mäßig überrascht, als er Draco auf dem Sofa sitzen sah, eines der Beine unterschlagen, Sitaras Kopf auf seinem Oberschenkel und der stahlgraue Blick, der ihn aufzuspießen schien. „Was?“, fragte der Tränkemeister, der zu seinem Alkoholschrank ging und nach der offenen Flasche Feuerwhiskey griff, sie öffnete und sich ein Glas einschenkte. „Wo zum Henker warst du?!“ „Warum?“ „Ich habe zwei Mal nach dir geschickt! Denkst du, dass das Spaß war, verdammt?!“ Der Ältere runzelte die Stirn:“ Bei mir war Niemand, “ gab er nur zurück und trank einen Schluck. „WEIL DU DICH ABGESCHIRMT HATTEST!“ „Schrei nicht so! Es gibt keinen Grund, Harry zu wecken!“ „Keine Sorge, ich habe diesen Raum so versiegelt, dass kein Ton zu ihm kommt, “ biss Draco böse. „Verdammt noch mal, er hätte dich gebraucht!“ „Was war los, “ fragte der Ältere ruhig. Er machte sich so schon Vorwürfe genug. „Er war die ganze Zeit über unruhig, aber ich hab ihn dann doch dazu gebracht, zu schlafen, er ist aber nach kaum einer halben Stunde das erste Mal schreiend hochgeschossen! Da hab ich das erste Mal nach dir geschickt! Er war gar nicht mehr bei sich, er wusste nicht, wo er war und er hat die gesamte Zeit gebettelt, dass ich ihm das Kind nicht wegnehme! Ich hab eine halbe Stunde gebraucht, um ihn dazu zu bekommen, sich wieder hinzulegen! Und das zweite Mal war keine zehn Minuten später! Nur hat er da nach DIR gerufen! Ich habe ewig gebraucht, um ihn davon zu überzeugen, dass du ehrlich noch am Leben bist! Er hat dich nicht mehr gespürt! Er war panisch! Eine Hauselfe hat ihm dann irgendwas eingetrichtert! Erst seitdem schläft er!“ Severus blickte den Anderen eine Weile lang an, senkte dann kurz den Blick, bevor er seinen Patensohn ansah. „Ich wollte nicht, dass Harry mitbekommt, was ich tue, das hätte ihn viel zu sehr mitgenommen, aber du und ich, wir wissen, dass diese Dinge dazu gehören.“ „Warum heute? Einen Tag, nachdem er wieder frei ist?! Hätte es dich umgebracht, noch einen verdammten Tag zu warten?! Du warst derjenige, der gesagt hat, dass Harry nicht gestresst werden darf! Und dann machst du so was! Du hast keine Ahnung, wie fertig er nach alledem war!“ „Ich kümmere mich um ihn...“ „Dann mach das künftig besser!“ „Was meinst du?“ „Weißt du, was er in dem Park gemacht hat, aus dem er entführt worden ist?!“ „Ich weiß es nicht, aber er war fast jeden Tag da, ich habe mir nichts dabei gedacht.“ Draco packte eines der Bücher, die neben ihm lagen und klatschte es mit voll Karacho auf den Tisch. „Er hat gebrütet! Vermutlich darüber, dass er es nicht wert ist, an deiner Seite zu bleiben! Weißt du, warum er jetzt schon schwanger ist? Wo er noch nicht mal eine fruchtbare Saison hatte?! Weil er dachte, dass er minderwertig ist, da er ein Junge ist und dir keine Kinder schenken kann! Das ist so weit gegangen, dass sein Körper ihm diese viel zu verfrühte Schwangerschaft aufgedrückt hat! Ich dachte, gerade du kennst Harry und seine Minderwertigkeitskomplexe! Wo hattest du dein Hirn?! In deinem Arsch!?“ Überrascht über einen derartigen Ausbruch starrte Severus seinen Patensohn an, aber er wusste, der Andere hatte Recht, so weh diese Wahrheit auch tun machte. Er starrte auf die Bücher, dann auf sein Schlafzimmer, die Tür war nur angelehnt, im Spalt konnte er den Minidrachen sitzen sehen, der ihn mindestens so böse anfunkelte, wie Draco und Sitara es taten. Ja, er hätte wirklich mit Harry die Bücher durchgehen sollen, er wusste, dass der Jüngere sie nie ganz gelesen hatte und in einige noch nicht mal einen Blick geworfen hatte. Da er lieber trainiert hatte, um im Krieg keine unnütze Last zu werden, sondern ihm eine Hilfe zu sein. „Ich werde die nächsten beiden Tage bei ihm bleiben, “ versprach Severus leise. „Und einige längst überfällige Gespräche führen.“ Draco sah den Älteren an, rümpfte die Nase. Gespräche. Toll, Gespräche! Da konnte sein Onkel auch gegen eine Wand anreden! Hatte er das denn immer noch nicht kapiert?! Aber er wusste, er durfte den Bogen nicht überspannen. Er war aber knapp davor, es zu tun. Und wenn er nicht ging, würde er sich nicht zurückhalten können. „Ich bin bei Nara, sieh zu, wie du das wieder in Ordnung bekommst!“, schnauzte er nur, stampfte dann aus dem Raum, während Sitara ihm kühl die Zähne zeigte und Dren sogar ein kleines Flämmchen in seine Richtung schleuderte, das er aber einfach austrat. Er stieg über eben dieses Schoßtier, schubste es unsanft ins Wohnzimmer und schloss die Tür, sehr zum deutlichen Frust der beiden Tiere, fest hinter sich. Rasch setzte er sich auf das Bett, sah auf Harry, der bleich und still in der Mitte lag, fest in die Decken eingepackt. Auf dem Nachtschrank stand eine Flasche mit einem speziellen Präparat, dass Hauselfen nur im Notfall nutzten. Eine Mischung aus Beruhigungs- und Traumlostrank. Dem Geruch nach hoch dosiert. Harry musste eine wirklich heftige Panikattacke gehabt haben. Was bedeutete, er konnte den Link zwischen ihnen die erste Zeit auf keinen Fall erneut vollkommen blockieren. Thea würde ihn umbringen, das war ihm klar, aber er wusste auch, dass er es in dem Fall auch noch verdient hatte, was sicher nicht zum Abbau seiner ohnehin schon großen Schuldgefühle beitrug. Sanft strich Severus über die immer noch heißen Wangen. Diese Panik hatte wohl nicht zum Abbau des Fiebers beigetragen. Nein, ganz und gar nicht. Er rief eine der Hauselfen, fragte, wie lange die Tropfen wirken würden und schickte sie dann weg – und irgendwie war er nicht wirklich überrascht, als auf ein Mal wie aus heiterem Himmel ein Glas eisig kalten Wassers seinen Rücken traf – durch den Mantel hindurch. War ja klar gewesen, dass Harry die Hauselfen schon alle auf seiner Seite hatte. Der Ältere strich sanft über Harrys Haare, legte eine Hand auf dessen Bauch. Nach einer Weile zog er den Jüngeren an sich, machte es sich bequem und griff nach dem Märchenbuch, das auf seinem Nachttisch stand. Sein Gefährte hatte sich immer lächerlich gefreut, wenn er etwas vorgelesen hatte, einfach, weil er seine Stimme so liebte, wobei es ihm immer egal gewesen war, was der Ältere gelesen hatte. Es hätte vermutlich sogar ein Tränkebuch sein können. Die gesamte Zeit über in England hatte er diese eigentlich lieb gewonnene Gewohnheit nicht wieder aufgenommen, einfach, weil Harry oft schon geschlafen hatte, wenn er endlich heim gekommen war. Auch, wenn sein Gefährte schlief, er schlug trotzdem das Buch auf, suchte eines der Märchen heraus, die der Jüngere besonders liebte und begann, sie vorzulesen. Als Harry wieder zu sich kam, war sein erster Gedanke sein Gefährte. Er wusste, er hatte irgendwann gemerkt, die die Bindung praktisch verschwunden zu sein schien, er hatte Sev nicht mal mehr in seinem Kopf gespürt. Er wusste, er war in Panik geraten, vage erinnerte er sich an kleine Hände, die ihn mit erstaunlicher Kraft aufs Bett gedrückt hatten und an etwas, dass richtig eklig geschmeckt hatte: „Sev...!“ Der Ältere hatte gerade zu lesen aufgehört, um das Buch zu wechseln, als der Jüngere auf seinem Schoß auf ein Mal fast an die Decke ging. Sofort griff er nach Harrys Schultern, drückte ihn sanft, aber bestimmt zurück, strich über dessen Haare. „Ruhig, “ bat er leise. „Ganz ruhig, ich bin hier. Ich blockiere auch die Bindung nicht mehr, atme tief durch.“ Als Harry die Stimme über sich hörte, wurde er tatsächlich wesentlich ruhiger und als er sich beruhigte, spürte er auch, dass der Andere wieder da war, in seinem Kopf, er spürte, dass der Ältere besorgt war, aber nicht böse oder so. Er war einfach nur da, die langen Finger seines Gefährten strichen über Harrys Arme. „Wo... wo warst du? Was war los?!“ Severus strich dem Jüngeren sanft über die Arme. „Ich habe mich so aufgeregt, dass ich nicht nachgedacht und die gesamte Bindung blockiert habe, ich wollte dich nicht ängstigen, “ erklärte er. „Es tut mir leid, Harry. Wirklich.“ Er beugte sich vor, küsste den Jüngeren sanft. „Dafür bleibe ich die nächsten beiden Tage bei dir, “ versprach er. „Das...das musst du nicht, “ nuschelte der Jüngere. „Ich... will dich nicht vom Arbeiten abhalten, ich weiß, dass das wichtig ist...“ Harry spürte, wie müde er war und das, obwohl er doch eigentlich gerade erst aufgewacht war. „Ich wiederhole, nicht wichtiger, als du, “ gab Severus nur zurück und strich über Harrys Wangen. Er sah, dass der Jüngere nicht wirklich aufnahmebereit war, sondern müde, trotz des Schlafes. Er machte sich wirklich Sorgen um seinen Gefährten. Harry musste wieder ruhig werden, um sich zu fangen, sonst würde er das Kind verlieren und das würde der Junge nicht verkraften. Merlin, Severus wusste nicht mal, ob er das überstehen würde. Eher als Harry auf jeden Fall, aber gut sicher nicht. Harry lächelte schwach, bevor er die Stirn runzelte: „Wo ist Dray?“ „Mit seiner Gefährtin im Garten, “ lächelte Severus nur. „Er sagt, wenn es dir morgen nicht besser geht, sorgt er dafür, dass ich ab übermorgen Schlappohren habe.“ Das Bild allein brachte Harry dann doch zum Grinsen. Er konnte sich das Bild lebhaft vorstellen, er wusste Dray konnte, wenn es um ihn ging, handgreiflich werden. Und er wurde es immer mal wieder. Das hatte der Blonde vor allem in ihrem letzten gemeinsamen Jahr in Hogwarts gezeigt, da hatte er zwei Gryffindors und einen Slytherin auf die Krankenstation geflucht. „Schön, dass dich das amüsiert, “ zog Severus den Jüngeren auf, küsste ihn und strich über dessen Haare. „Willst du etwas essen?“, fragte er dann. „Was Süßes?“, fragte Harry hoffnungsvoll. Der Ältere lachte leise. „Na ja, eine kleine Kugel Eis und einige Früchte kann ich dir anbieten. Zu viel Süßes sollst du nicht essen, das ist nicht gut für Junior – wir wollen dem armen Jungen nicht jetzt schon die Geschmacksnerven verderben.“ „Eis?“, fragte Harry sofort hoffnungsvoll nach. Der Ältere lächelte etwas. „Was für Eines? Schokolade, Vanille, Zitrone, Johannisbeere?“ „Schoko?“ „Warum war mir das nur klar?“, fragte Severus amüsiert und bestellte zwei Kugeln Eis sowie frische Früchte und ein scharfes Messer. Die Sachen tauchten schnell vor dem Jüngeren auf und Severus gab das Becherchen an Harry weiter. Ja, es waren nur zwei Kugeln, aber was für welche – er sollte wirklich mal mit seinen Hauselfen reden! Hätte er eine Kugel bestellt, wäre die vermutlich noch größer gewesen. Er half dem Jüngeren, sich aufzurichten und beobachtete, wie der begann, genießerisch seine Süßigkeit zu essen. Severus selbst griff nach einem der Äpfel und begann, ihn zu schneiden, gab Harry immer wieder eine der Scheiben, die der gern nahm, den Älteren dabei immer dankbar ansehend, wenn er wieder einen der Schnitze bekam. Allerdings schaffte Harry nicht viel, nach nur einer Kugel Eis und einem halben Apfel war Schluss. Sicher nicht das gesündeste Mittagessen, aber darüber konnte Severus hinwegsehen, denn immerhin hatte diese Kleinigkeit endlich wieder ein ehrliches Lächeln auf dessen Gesicht gezaubert und Harry wirklich beruhigt. Wenn er nun etwas geschlafen haben würde, würde Severus vielleicht endlich mit dem Anderen reden können. Er half Harry, sich wieder bequem hinzulegen, begann, wieder eines der Märchen vorzulesen. Im ersten Moment versuchte Harry, sich gegen den Schlaf zu wehren, aus Angst, wieder aufzuwachen und Sev nicht zu finden, doch als der mit seiner angenehmen Stimme begann, etwas vorzulesen, zerkrümelte sein Widerstand, wie ein Keks, auf den man trat. Nur kurze Zeit später war Harry doch wieder eingeschlafen, den Kopf im Schoß des Älteren. Severus schlug das Buch erst zu, als er sicher war, dass Harry fest schlief. Er betrachtete den Jüngeren, legte schließlich seine Hand auf dessen Bauch. Dieses Mal spürte er zwei kurze Bewegungen, aber dann war auch da wieder Ruhe. Er küsste den Jüngeren, strich über dessen Gesicht. Er musste sich wirklich mehr um Harry kümmern. Er hatte von Anfang an gewusst, dass der Jüngere extreme Probleme mit seinem Selbstwertgefühl hatte und der Ausflug hatte alles Andere als gut getan, strategischer Sieg hin oder her. Ab heute würde sich das aber ändern. Er hatte vor, sich wirklich intensiver mit dem jungen Mann hinter dem ständigen Lächeln zu beschäftigen, ihm endlich mal aufzuzeigen, was Gefährten bedeuteten und ihm vor allem irgendwie aushämmern, dass der die gesamte Zeit dachte, dass alles wichtiger war, als er selbst. Vor allem Dracos Anschiss über Harrys Schwangerschaft hatte ihn schockiert und er wusste, der Blonde hatte Recht. Die wenigsten Aloja hatten auch nur ihre erste fruchtbare Saison, bevor sie nicht mindestens fünfzig Jahre alt waren und Harry war gerade mal siebzehn und ihr Kind würde noch vor seinem nächsten Geburtstag auf die Welt kommen. Weil der Jüngere gedacht hatte, dass er Severus jede Chance auf einen Erben genommen haben könnte, dadurch, dass er selbst auch darauf gedrängt hatte, die Bindung zu vollenden, aus Angst, ihn zu verlieren. Sanft strich Severus wieder über Harrys Bauch. Er wusste, er würde das Kind lieben, er liebte es ja jetzt schon, aber es hätte auch wirklich noch ein paar Jahre warten können. Selbst wenn sie nie Kinder gehabt hätten, es wäre Severus egal gewesen, Hauptsache, er würde Harry immer bei sich haben, aber dieses Konzept schien dem Jüngeren vollkommen fremd zu sein, dass Jemand ihn einfach nur liebte, ohne Forderungen zu stellen. „Ich weiß wirklich nicht, wie ich deinem Daddy diese Sachen klar machen soll, “ murmelte der Tränkemeister ratlos. „Wie soll ich jahrelangen Missbrauch ungeschehen machen? Wie bringe ich diesen Dickschädel dazu, zu begreifen?!“ Fast hätte der Elf gelacht, als er den Stoß gegen seine Handfläche spürte: „Schon gut, Kleiner, ich werde es weiter versuchen, auch, wenn dein Daddy außergewöhnlich stur ist...“ Die Nacht war nicht viel besser, als die Letzte, Harry fuhr wieder mehrfach aus Alpträumen auf und entweder hatte er Angst, dass sein Gefährte tot oder sein Baby weg war. Doch jedes Mal war Severus da, hielt den Jüngeren, sagte ihm, dass er sicher war und brachte ihn dazu, dass er wieder weiter schlief. Ein Mal begann Harry zu weinen, krümmte sich zusammen und bettelte irgendwen an, ihn nicht zu schlagen, nur wachte er dieses Mal nicht auf, er entspannte sich auch wieder, als Severus ihn streichelte und leise auf ihn ein sprach. Erst gegen Morgen fiel Harry dann in einen ruhigeren Schlaf. Severus selbst genoss ebenfalls noch zwei Stunden Ruhe, dann aber schälte er sich erst mal aus dem Bett, wobei er vorsichtig seinen Klammeraffen von sich lösen musste. Er küsste Harry, lief dann ins Wohnzimmer und trat von da auf die Terrasse. Es war ja inzwischen Februar und auch, wenn noch Schnee lag, merkte man, dass es wärmer wurde. Der Frühling war langsam aber sicher auf dem Vormarsch. Gerade hier in Naphthalla. Nach einigen kurzen Momenten in der kühlen Luft in der Dämmerung trat er zurück. Er wollte Harry nachher aufs Sofa bringen, er wollte nicht, dass es dann zu kühl hier sein würde. Mit einigen Griffen stapelte Severus ein paar Kissen auf dam Sofa und legte eine Decke bereit, bevor er Sitara und Dren fütterte, wobei er das dumpfe Gefühl hatte, dass die ihn noch immer komisch ansahen. Allerdings senkte der inzwischen fast ausgewachsene Panther dann wieder seinen Kopf auf die Lehne des in Beschlag genommenen Sessels, während Dren auf den frischen, rohen Fleischstückchen herum biss, wobei der Tränkemeister das Gefühl nicht loswurde, dass der auch nichts dagegen gehabt wäre, wenn es noch ein Finger oder so etwas wäre. Erst, als das soweit in Ordnung war, orderte Severus ein gutes, leichtes Frühstück und reihte die notwendigen Tränke auf und trat dann zurück ins Schlafzimmer, setzte sich dann wieder aufs Bett. Er strich einige der Strähnen aus dem Gesicht. Ja, die Idee mit dem anschließenden gemeinsamen Bad war definitiv verlockend, entschloss Severus sich. Da konnte Harry sich wieder vollkommen entspannen, der Junge liebte die langen Bäder und die kleinen Massagen, es stand auch schon eine Schüssel mit Schokolade überzogener Früchte bereit, die Harry liebte. Und sie waren ein annehmbarer Kompromiss, wenn man alle Augen zudrückte, der Grünäugige hatte sich wirklich etwas Gutes verdient. Er sah, wie Harry unruhig wurde und dessen Hände begannen, die Matratze abzusuchen. Sanft nahm er eine der Hände, beugte sich über seinen Gefährten und küsste ihn auf die Stirn. „Guten Morgen, “ lächelte er, als er sah, wie Harry sich beruhigte und seine Augen zu flattern begannen. „Sev, “ lächelte Harry, als er die Augen aufschlug und den Anderen sah. Er war da und was das Wichtigste für ihn war – er war nicht angezogen. Also würde er nicht gleich wieder verschwinden, wie am Tag davor. Er richtete sich langsam auf, streckte dem Anderen die Arme entgegen. Severus lächelte nur und küsste den Jüngeren, schloss ihn in die Arme und strich ihm über den Rücken. Harry wirkte nicht wirklich wach, aber das war nach der Nacht kein Wunder. Vielleicht würde es nach ein paar Gesprächen besser werden. Und nach einigen Tagen in Ruhe und Sicherheit, wenn auch in Harrys Unterbewusstsein eingesackt war, dass er absolut sicher war. „Ich hoffe, du hast Frühstückshunger, du wirst nämlich absolut nicht drum rum kommen.“ Der Grünäugige lächelte etwas. Eigentlich hatte er nicht wirklich Hunger, aber er wusste, der Andere würde nicht nachgeben. Also hielt er sich am Anderen fest, als der ihn hochhob und ins Wohnzimmer brachte, ihn da auf das Sofa setzte, wo er sich in die Kissen kuscheln konnte. Der Tisch war für die Verhältnisse des Anderen schon richtig romantisch gedeckt, mit der einzelnen Blume, die in der langhalsigen, wunderschönen Vase direkt vor ihm stand. Vor ihm stand ein Teller mit Rührei und Tomaten, Müsli und Früchten. Eine Tasse heiße Schokolade, ein Glas Saft und daneben die Phiolen mit den Tränken, die er wohl wieder herunterwürgen musste. Seine Hand legte sich kurz auf seinen Bauch. Aber er wusste ja, wofür er die Dinger trank. Severus setzte sich zu dem Jüngeren, der so lange herum ruckelte, bis er sich statt in die Kissen an ihn lehnen konnte, dann gab er Harry bestimmt seinen Teller, nahm seinen Eigenen und aß in Ruhe, gab seinem Gefährten zwischendurch seine Tränke. Harry aß wieder nicht sonderlich viel, aber doch mehr, als am Tag zuvor, wo er kaum etwas herunter gebracht hatte, dann schloss er seine Augen, döste etwas, während die langen Finger durch seine Haare strichen. Severus betrachtete seinen jungen Gefährten eine Weile, küsste ihn dann: „Wollen wir uns ins Bad setzen?“, schlug er sanft vor. „Ich habe es schon eingelassen.“ „Gute Idee, “ nuschelte Harry, aber das hätte er vermutlich zu Allem gesagt, solange der Ältere nur von sich aus bei ihm blieb. Der Elf lachte leise, hob seinen Gefährten wieder auf seine Arme und trug ihn ins Bad, half ihm, sich aus der Boxer zu befreien und setzte ihn in das angenehm heiße Wasser, bevor er sich der Hausrobe und seiner Hose entledigte, sich dazu setzte und Harry zwischen seine Beine zog. Er merkte sofort, wie der Jüngere sich regelrecht fallen ließ und sich entspannte. Sanft strich er über Harrys Bauch, spürte die leichten Tritte: „Ihm geht es definitiv besser als dir...“ „Mir geht es gut, “ murmelte Harry nur dösig. Severus sagte nichts dazu, diese Worte konnte man so oder so verstehen. Und Thea würde sie noch mal ganz anders verstehen. Er sah selbst, dass die Sache mit dem gut gehen ein Euphemismus der schlimmsten Sorte war. Er küsste den Jüngeren wieder sanft, dieses Mal in den Nacken, bevor er nach einer der Früchte griff und sie Harry hinhielt, der ihn sofort anlächelte. „Danke...“ Der Ältere lächelte nur und streichelte Harry. „Genieß es, mehr Schokolade gibt es heute sicher nicht mehr. Thea kommt nachher, du hast ja gestern Nachmittag geschlafen, dann kannst du unseren Junior nachher bewundern.“ „Sev?“ „Hm?“ „Ich... kann... können wir Dray zu seinem Patenonkel machen?“, bat Harry leise. „Bitte, er würde sicher immer für den Kleinen da sein.“ Der Ältere lachte leise: „Draco? Na ja, besser, als die Zwillinge, “ meinte er nur. „Aber wir müssen Rena auch zu einer Patin machen, ich stehe nicht so sehr auf Knoten, egal in welchem meiner Körperteile.“ Harry kicherte, als der Ältere das sagte, nickte dann aber: „Wann sagen wir es ihnen?“ „Ich kann Draco nachher rüber holen und ihn vor vollendete Tatsachen stellen, “ grinste Severus. „Und Rena gleich mit dazu – stell dich darauf ein, von ihr als Teddy missbraucht zu werden.“ „Ich... ich weiß nicht, ob ich will, dass sie... mich anfasst, “ flüsterte Harry nur. „Sie ist deine Schwester, sie ist lieb, ich weiß, aber...!“ „Du kennst sie erst seit Kurzem, sie wird es verstehen, “ gab er nur zurück. „Für sie ist es nur wichtig, das Kind mal zu sehen. Hauptsache, sie darf Tante sein und das arme Kind verwöhnen und verziehen.“ „Das wird Dray auch tun, “ gab Harry nur zurück, froh, dass Sev ihn nicht mal bat, seine Schwester an sich heran zu lassen. „Das Kind wird wenigstens immer geliebt werden, “ fügte er hinzu. Automatisch hielt Severus den Jüngeren fester. „Das Kind wird immer geliebt werden, “ stimmte er zu. „Und seine Eltern werden ihn erziehen, bis er erwachsen ist.“ Er konnte Harrys Angst regelrecht spüren und er wollte Harry diese Angst nehmen. „Wir werden ihn gut versorgen... mach dir keine Gedanken.“ Harry lächelte bei den Worten, er wusste, wie durchsichtig sein kleiner, halb verzweifelter Kommentar gewesen war, aber sein Geliebter hatte verstanden. Er rollte sich noch etwas weiter in sich zusammen, während die Finger begannen, seine Schultern zu massieren. Er hoffte wirklich, dass er es schaffen würde, das Kind auszutragen. Er würde den Verlust nicht verkraften. Er konnte so schon kaum etwas für Severus tun, außer in Schwierigkeiten zu geraten, selbst, wenn er bewacht war. Wenn er es dann trotz der offensichtlichen Möglichkeit nicht mal schaffte, ihm ein Kind zu schenken... wozu war er dann überhaupt hier? „Wie geht es Zeon?“, fragte er plötzlich. Severus küsste den Jüngeren, ohne seine Arbeit zu unterbrechen. „Wieder ganz gut, er will in zwei Tagen seinen Dienst wieder antreten, “ gab er zurück. Er fand es fast schon belustigend, wie groß die Vorwürfe waren, die der Leibwächter sich machte, weil er sich hatte einlullen und überlisten lassen. „Wirklich?“, fragte Harry, sichtlich erleichtert. „Wirklich. Er hat sich auch mehrfach nach dir erkundigt, er wollte mit, als wir dich befreit haben, Thea hat ihn mit einem Zauber im Bett gehalten. Er hat dich wirklich gern, so, wie Neo und die Anderen. Ich meine, du hast dir ja sogar schon die Hauselfen auf deine Seite gezogen...“ Der Jüngere kicherte wieder etwas, er lehnte sich an die breite Brust, schloss die Augen und lauschte nur dem gleichmäßigen Herzschlag seines Geliebten. Von Zeit zu Zeit bekam er etwas in den Mund gesteckt, dass er brav aß und irgendwann legte sich eine der Hände über seinen Bauch. Er wäre fast eingeschlafen, als er merkte, wie der Ältere sich schließlich bewegte und vorsichtig aufstand. „Musst... musst du dann zum Rat?“, fragte Harry, während er zusah, wie der Ältere sich abtrocknete und in eine frische Boxer stieg, sich einen frischen Hausmantel anzog. Severus lächelte nur, trat zu seinem Kleinen und hob ihn vorsichtig aus dem Wasser: „Ich bin heute den gesamten Tag hier, “ meinte er nur. „Aber wir sind schon über eine Stunde im Wasser und du wirst langsam schrumpelig, wie ein alter Apfel, “ erklärte er mit einem amüsierten Lächeln. „Außerdem kommt Thea sicher gleich und ich bin bis dahin gern zumindest zum Teil mit Stoff bedeckt...“ Der Jüngere lächelte begeistert, er konnte sein Glück kaum fassen. Es war so lange her, dass sie mal einen Tag für sich gehabt hatten. Dumm nur, dass er sich so kaputt fühlte, dass er wusste, dass er einschlafen würde. So sehr er sich auch zu wehren versuchte. Harry schlang seine Arme um den Nacken des Älteren, ließ sich zurück auf das Bett tragen und abtrocknen, zog sich dann seine engen Boxer an. Scheinbar gerade rechtzeitig, denn es klopfte. Und ob er wollte, oder nicht, im ersten Moment fuhr er heftig zusammen. „Das ist nur Thea, vermutlich schon in Begleitung von meiner Schwester, “ meinte Severus nur, küsste den Jüngeren. „Schlaf nicht ein, ich hole noch Draco, dann können wir uns Junior wieder genauer ansehen...“ Harry nickte, sah dem Anderen hinterher, der kurz durch die Tür verschwand, sie fast hinter sich zuzog. Er hörte leise Stimmen, kurz danach kam Sev zurück – mit der Heilerin. Automatisch wollte er sich unter die Decke verkriechen, doch der Ältere hielt ihn zurück, setzte sich wieder zu ihm und zog ihn bestimmt an sich. „Rena holt Blondie, “ erklärte er ihm dann. Severus küsste den Jüngeren sanft, strich kurz über dessen Seite. „Thea untersucht dich jetzt,“ erklärte er. „Bitte, lass sie.“ Er beobachtete, wie Harrys Augen sich verengten und seine Hände sich über seinem Bauch verkrampften, aber sein Gefährte nickte, wenn auch reichlich widerwillig. Thea betrachtete den jungen Mann, der nur sehr bedingt besser aussah, als die letzten beiden Tage, der einzig wirklich erwähnenswerte Fortschritt schien ihr, dass zumindest das Fieber fast weg war. Sonst gefiel ihr dessen Verfassung immer noch nicht, aber hier sagte sie erst mal nichts, sie würde mit Severus nebenan reden, entschloss sie sich. Noch viel weniger gefiel ihr, wie heftig Harry zusammenzuckte, als die Tür erneut aufgerissen wurde und Severus’ Schwester sowie dessen Freund einfielen. „Na los! Ich will meinen kleinen Neffen sehen!“ Harry beobachtete, wie Thea den Zauber sprach, kurz glühte sein Bauch, dann tanzte das Bild wieder darüber, es dauerte eine Weile, dann war es gestochen scharf. Er lächelte, sah zu Severus, der ihn kurz küsste, dann ebenfalls wie gebannt auf seinen Sohn sah, der ganz offensichtlich in sich zusammengerollt schlief, einen Finger im Mund, die noch halb durchsichtigen Augenlider geschlossen. Harry lächelte verträumt. Am liebsten hätte er den Kleinen jetzt sofort und auf der Stelle im Arm. Er wandte sich etwas seitwärts und sah zu Draco, der das Kind in der Luft fasziniert beobachtete. „Darf ich vorstellen?“, fragte er. „Draco, dein Patenkind...“ “Mein…”, der Blonde schluckte, sah seinen besten Freund, dann seinen Patenonkel an. „Ist das euer Ernst?!“ Severus hob eine Augenbraue: „Hat er gestottert?“, fragte er den Blonden, grinste dann seine Schwester an. „Und du, Schwesterlein, bist seine Patentante...“ Draco trat zu dem Jüngeren, umarmte ihn und sah dann wieder auf das Baby, dass ich gerade bewegte und aufzuwachen schien, als würde es merken, dass es im Zentrum der Aufmerksamkeit stand. Der Blonde konnte es nicht fassen, er sollte Patenonkel eines Königskindes werden... das war mehr als eine große Ehre und er freute sich wirklich darüber. Er beobachtete, wie der Kleine seinen Daumen aus dem Mund nahm und sich streckte, etwas, dass Severus, der seine Hand auf dem Bauch seines besten Freundes hatte, auch belustigt zu spüren schien. „Morgensport, “ diagnostizierte der Tränkemeister auch prompt amüsiert, als er den Kleinen spürte und beobachten konnte, wie der mehrfach um sich trat, wie um sich Platz zu verschaffen. „Auf meiner Blase,“ ergänzte Harry sofort, doch er lächelte, als er das sah, es dauerte eine Weile, bis der Kleine fertig zu sein schien und sich wieder zufrieden in zusammen rollte. Severus lächelte ebenfalls, küsste den Jüngeren. „Ich gehe kurz mit Thea nach nebenan, damit sie mir die neuen Tränke geben kann, “ erklärte er. „Danach bringe ich dich noch mal ins Bad, dann kannst du schlafen.“ Vorsichtig stand er auf, legte Harry in die Kissen, er wusste, sein Gefährte war durch ihr Kind gut abgelenkt, er stellte tatsächlich keine Fragen, als er mit Thea verschwand. „Nun?“, fragte er die Heilerin. „Wie geht es ihm?“ Thea seufzte leise und begann, ihre Tasche zu durchwühlen. „Nicht so, wie ich es eigentlich gehofft hätte, “ gab sie zurück. „Seine inneren Verletzungen sind nicht wieder aufgeplatzt, er hat keine weiteren Blutungen, sein Kopf schient auch gut zu heilen, aber...“ „Was denn?!“ „Sein Stresslevel ist viel zu hoch, “ gab sie zurück. „Gerade, als Ihr gegangen seid, ist er wieder abrupt angestiegen. Das hat mir gar nicht gefallen. Dem Kind geht es gut, aber er ist noch lange nicht wieder auf der Höhe, ob er es wahr haben will, oder nicht.“ „Wie bekommen wir den Level runter?“, fragte Severus besorgt. „Du weißt so gut, wie ich, dass ich nicht die nächsten vier Monate in meinen Quartieren bleiben, geschweige denn ihn da halten kann.“ Thea nickte nur. „Aber Ihr seid auf dem richtigen Weg, “ machte sie dem Anderen Mut. „Harrys Level sind schon etwas gefallen, sie sind nicht ganz so katastrophal wie gestern Nachmittag. Ich denke, er sollte morgen noch im Bett bleiben, aber ab dann kann er durchaus wieder für ein, zwei Stunden in den Wintergarten, zum Beispiel. Und Euch zum Rat begleiten. Weniger Trennung ist für ihn auf jeden Fall weniger Stress.“ „Das heißt, ich brauche Draco, um ihn in zwei Monaten einen halben Tag allein lassen zu können...“ „Warum sollte das erforderlich sein?“ „Ich bezweifle, dass es ihm, seiner Psyche oder seinem Körper gut tut, einer Hinrichtung beizuwohnen, “ gab Severus ruhig zurück. „Aber ich werde sie öffentlich hinrichten lassen! Sie haben meinen Gefährten fast umgebracht!“, zischte er, sorgsam darauf bedacht, dass er seine Wut und seinen Hass vor Harry versteckte. „Lasse ich sie nicht öffentlich hinrichten, würden alle denken, ich toleriere das!“ Thea sah den Anderen an. Sie wusste, er hatte Recht. Seit Theodores Auftritt war eine gewisse Verrohung in die Elfenwelt gekommen, man musste Grenzen nun sehr, sehr deutlich ziehen und in dem Fall war ein Exempel durchaus angemessen. Also nickte sie. „Ich denke, in zwei Monaten sollte es kein Problem mehr sein, ihn einen halben Tag allein zu lassen.“ So oder so, entweder sein geschwächter Körper hatte das Kind bis dahin abgestoßen oder Harry würde sich ansatzweise erholt haben. „Gut, dann gehe ich jetzt zu ihm zurück, ich fürchte, gerade im Moment fühlt er sich von Rena doch etwas bedroht...“ Die Heilerin nickte und trat hinter dem König wieder ein, beobachtete, wie der sich wieder zu seinem Gefährten setzte. Der Junge betrachtete immer noch fasziniert das Baby, das sich immer mal wieder bewegte, ein Mal sah es aus, als würde das Kleine winken. Sie lächelte und beendete den Zauber, was die Aufmerksamkeit wieder auf sie zog. „Ich gehe dann mal wieder, “ erklärte sie. „Bis morgen, junger Mann, Herr...“ Severus nickte nur, drückte Harry an sich und küsste ihn sanft, eine Hand auf dessen Bauch. Er bedachte alle Anwesenden mit einem eindeutigen Blick, der sie letztendlich auch aus seinem Schlafzimmer vertrieb – bis auf den unmöglichen Panther, der die Frechheit besaß, jetzt erst Recht auf die Matratze zu springen und sein Herrchen zu begrabschen. Aber da Harry sich sichtlich darüber freute, wartete er mit dem Wegscheuchen, bis er Harry ein weiteres Mal ins Bad brachte. Danach brachte er Harry wieder ins Bett, es dauerte nicht lange, bis der erschöpfte Junge wieder einschlief, eng an ihn gekuschelt und immer noch etwas angespannt, aber ruhiger, als am Abend davor. Severus legte sich so hin, dass sein Gefährte sich halb über ihn werfen konnte, wie er es meistens nach kurzer Zeit machte, wahrend er nach seinem Buch griff. Es dauerte auch nicht lange, bis Harry seine übliche Position auf ihm einnahm, in der klassischen Falschannahme, er, besser gesagt, sein Oberkörper, wäre ein Kissen. Aber er sagte nichts, im Gegenteil, er war froh um jeden Moment, den Harry ruhig schlief. Sanft strich er über dessen Haare, küsste seine Stirn. Er beobachtete den Jüngeren eine ganze Weile, bevor er schließlich sein Buch aufklappte. Kapitel 21: Remiel ------------------ Zögerlich strich Harry über seinen stark geschwollenen Bauch, in dem der Kleine gerade wieder Stepptanz zu üben schien. Er kam gerade vom Klo und kuschelte sich wieder in das Bett, hinein in die vielen Kissen. Er wusste nicht, was mit ihrem Junior los war, nur, dass er seit heute mitten in der Nacht, begonnen hatte, ihn regelrecht zu quälen. Sein ganzer Bauch zog und sein Rücken gleich mit dazu. Kurz sah er durch die offene Tür ins Wohnzimmer, wo sein Gefährte direkt in seinem Blickfeld saß, neben sich seine Schwester, vor ihnen ein Stapel Akten, die sie gerade bearbeiteten. Nein, beschloss Harry, er konnte noch etwas warten, er hatte wirklich schon schlimmere Schmerzen gehabt und es war ohnehin schon wieder so, dass der Ältere für ihn hier in ihrem Quartier blieb, weil Harry einfach nicht mehr vor die Tür gehen mochte. Warum, wusste er nicht, aber etwas hinderte ihn jedes Mal daran, obwohl er es wirklich vorhatte. Vielleicht die dauernden Blicke auf seinen unförmigen Körper. Und das ewige Gefrage, die Hände, die nach ihm grabschen wollten, sobald die Leute ihn sahen. Er war schon seit einem Monat ohne Sev nirgends mehr hin, aber nun nahm das Ganze trotzdem Überhand, bildete er sich zumindest ein. So falsch lag er vermutlich nicht, bedachte man, dass der Tränkemeister ihn ja gewähren ließ und ebenfalls mit in ihren Quartieren blieb, seit Harry, unabsichtlich und obwohl er es versucht hatte, zu kontrollieren, einen Heulkrampf bekommen hatte, als der Ältere hatte ohne ihn zum Rat gehen wollen. Also war er geblieben, hatte Harry im Arm gehalten, ruhig und ohne Fragen zu stellen, bis er sich wieder beruhigen konnte. Danach waren sie einfach hier geblieben. Nein, Harry konnte sich wirklich nicht beschweren, nicht über seinen Gefährten. Also würde er sich noch ein Stündchen beherrschen, beschloss der Grünäugige. Dann würde er Sev aber um einen Trank bitten, der dem Kleinen nicht schaden konnte. Er war so müde, er wollte nur etwas schlafen, aber die Turnübungen des Kleinen, die ihn bisher nur mäßig gestört hatten, waren so stark geworden, dass an Schlaf nicht mehr zu denken war. Er hätte auch einfach raus gehen können, aber etwas in ihm weigerte sich, auch nur seine kleine Kissenburg zu verlassen, in der er sich gerade wieder vollkommen vergrub. Hier war es so schön warm und weich und dunkel. Nicht so hell, wie draußen, wo die Sonne ungehindert durch die großen Fenster fiel. „Und?“, fragte Serena, als sie ihre Akten einsammelte. „Wie sieht es nun aus?“ Der Ältere massierte sich die Stirn: „Rena, wie oft noch, es kann jederzeit soweit sein, aber ich kann nichts Genaues sagen...“ Die Ältere betrachtete ihren Bruder, riskierte dann einen weiteren Blick in dessen Schlafzimmer, ein Anblick, der sie durchaus belustigte, denn da türmten sich mehr Kissen, als sie je in dessen gesamtem Quartier gesehen hatte. Laut ihrem Bruder hatte Harry alles gesammelt, dessen er habhaft werden konnte und in dem Bett zu schlafen sei ein Alptraum. Severus war sicher froh, wenn er wieder in seinem normalen Bett schlafen konnte, gleichzeitig waren sie natürlich auch für jeden weiteren Tag dankbar, den die Geburt dauerte, einfach, um dem Kind noch etwas Zeit zu geben. Die Hauselfen hatten dem Grünäugigen aber sicher noch hinter Severus’ Rücken das ein oder andere Kissen zugespielt, es sah aus, als hätte der Aloja sich auf dem Bett noch eine Burg erbaut, vor was auch immer die schützen sollte. „Warum kommt er denn nicht raus?“, fragte sie schließlich. Severus blickte zum Schlafzimmer, zuckte dann mit den Schultern. „Das wird er vermutlich, sobald du weg bist, “ diagnostizierte er. Denn dass Harry wach war, wusste er. Er hatte den Jüngeren in den drei Stunden, die seine Schwester da war, schon fünf Mal zum Klo schleichen hören. Nur war sein Gefährte nicht, wie sonst, danach zu ihm gestakst, sondern hatte sich unter seinen Kissen neu begraben. Weil etwas anders war und sie nicht, wie die letzten Tage, allein gewesen waren. Serena seufzte leise. Sie fand es traurig, dass der Kleine ihr immer noch nicht ganz zu vertrauen schien, aber es war kein Wunder nach der Vergangenheit. Sie sammelte die Akten gerade ein, bevor sie ihren Bruder bat: „ Sieh mal kurz nach ihm. Ich bereite die letzten Dokumente zur Unterschrift vor – die Urteile. Das heißt, dass du nun jederzeit auch die Hinrichtungen befehlen kannst...“ Kurz wurde Severus’ Gesicht dunkel. „Du und ich wissen, dass ich erst mal nichts tun kann und ich werde es sicher nicht in den nächsten zwei Wochen machen und die Geburt meines Kindes mit Blut besudeln.“ „Nein, aber du kannst alles für nächsten Monat arrangieren lassen. Bis dahin solltest du mal einen Vormittag verschwinden können, du musst dann nur Draco rechtzeitig sagen, wann er da sein soll.“ Severus nickte erneut, schloss kurz die Augen, verdrängte dieses Thema aber dann entschieden und lief ins Schlafzimmer, wo er versuchte, etwas Übersicht über die Kissen zu bekommen, ohne sie durch die Gegend zu werfen, was er eigentlich tun wollte. Das hatte er ein Mal gemacht und Harry so zum Weinen gebracht. Nein, auf eine Wiederholung dessen konnte er wahrlich verzichten. „Harry?“, fragte er sanft. Als Harry den Anderen hörte, kroch er aus mehreren Schichten Decke hervor, sah Severus fragend an. Er fühlte sich irgendwie beschissen... Severus runzelte die Stirn, als er den Jüngeren sah. Er sah vollkommen müde aus, obwohl er doch nichts anderes tat, als aufs Klo zu gehen und im Bett zu liegen und irgendwie lag ein gequälter Ausdruck in seinen Augen. Er setzte sich, streckte eine Hand aus, erleichtert, als der Jüngere tatsächlich zu ihm kroch und sich auf seinem Schoß zusammen rollte. „Was hast du?“, fragte er sanft. „Du siehst schrecklich aus.“ „Nichts,“ nuschelte Harry. „Junior ist nur unruhig, “ spielte er das Ganze herunter, schon allein, weil er merkte, dass sie noch nicht allein waren. Mit gerunzelter Stirn legte Severus eine Hand auf Harrys Bauch, den der immer noch unter einem weiten Oberteil verbarg – und wurde bleich. Ja, er spürte etwas, aber es waren nicht die kleinen Tritte und Stupser, die ihm vertraut waren, es war, als würde die Bauchdecke des Jüngeren immer wieder erzittern. Sanft legte er Harry auf die Matratze, hob dessen Oberteil – und stockte. „Sev? Sev, was ist los? Stimmt was nicht mit dem Baby?!“ Der Ältere riss sich nur mühsam zusammen, er beugte sich zu dem Jüngeren, küsste ihn sanft. „Harry, warum hast du mir nichts gesagt?“, fragte er dann. „Du musst schon seit Stunden Schmerzen haben.“ Sein Blick glitt wieder zu dem Geburtsschlitz, der nun vollständig ausgeprägt war und der in der Mitte sogar bereits begonnen hatte, sich zu öffnen. Es sah aus, als habe man Harry mit einem Packmesser in den Bauch geschnitten. Der Jüngere zuckte mit den Schultern: „Es... ist nicht so schlimm und du... musst dich doch mit deiner Schwester um die Sachen kümmern, “ verteidigte Harry sich. „Warum? Stimmt was nicht?!“ Severus drückte kurz Harrys Hand. „Rena!“, rief er dann entschlossen, bevor er antwortete. Serena hob eine Augenbraue, trat aber ins Sichtfeld ihres Bruders, sie wusste nicht, ob es eine gute Idee war, in das Schlafzimmer zu gehen. „Was ist?“ „Hol Thea, “ gab Severus den knappen Befehl und wandte sich sofort wieder ab. Er hörte einen seltsamen Laut von seiner Schwester, dann ihre Schuhe, als sie losrannte. „Sev?!“, fragte Harry erneut: „Ich... ich will nicht, dass sie hierher kommt!“ „Das wird sie nicht, “ gab Severus zurück. „Nicht, wenn alles glatt geht, “ versprach er weiter. „Sie wird nur nebenan sitzen, Harry, das, was du spürst, ist nicht Junior, das sind Wehen... das Baby kommt.“ Mit einem Schlag wurde Harry tödlich bleich. Das hatte er noch nicht mal in Betracht gezogen! Ängstlich schlang er einen Arm um seinen Bauch. „Aber... das ist doch zu früh! Er darf nicht raus! Sev, mach, dass er nicht kommt!“ „Schhh, “ sanft strich der Ältere über Harrys Gesicht. „Er ist etwas früh, ja, aber erinnerst du dich nicht? Thea hat gesagt, er ist alt genug, um es zu schaffen. Die Geburt ist schon viel zu weit fortgeschritten, um sie zu stoppen, “ fügte er an. Er hatte Harry nicht wirklich alles erzählt, was geschehen würde, wie zum Beispiel, dass sich im Endeffekt dessen Bauchdecke öffnen würde, der Junge hatte so schon genug Panik. „Aber...aber... wir haben doch noch nichts fertig!“, versuchte Harry, weitere Argumente gegen eine Geburt zu finden, als könne er sie so stoppen. „Unsinn, “ lächelte Severus, in dem verzweifelten Versuch, seinen Gefährten zu beruhigen. „Der Kleine hat schon sein eigenes Zimmer, wir haben genug Wäsche, Windeln und alles andere, “ gab er leise zurück und beförderte die geschrumpften Handtücher und Schüsseln zutage, er löste die Zauber, ließ das Wasser sich erhitzen. „Ich habe schon alles vorbereitet,“ Er setzte sich wieder zu Harry, zog ihm das Hemd ganz aus und die Boxer gleich mit dazu, manövrierte, wie Thea es ihm gesagt hatte, mehrere dicke Handtücher unter seinen aufgebrachten Gefährten. In Harrys Kopf begannen die Gedanken zu rasen. Er hatte Angst. Er wusste nicht, ob er das überstehen würde, er fürchtete sich davor, das Kind nicht lebend auf die Welt bringen zu können, es war immerhin einen Monat zu früh! Er merkte erst, dass er zu weinen begonnen hatte, als sein Gefährte ihm die Tränen abwischte. „Es wird alles gut;“ versprach Severus, der die Panik des Jüngeren schmerzhaft deutlich spürte. Ein einfacher Zauber und im gesamten Raum hörte man einen kleinen, schnellen Herzschlag. „Hörst du das? Das ist sein Herz, es geht ihm gut. Und heute Abend werden wir ihn vermutlich im Arm halten können...“ Daran hatte Severus keinen Zweifel. Er konnte regelrecht zusehen, wie der Schlitz aufglitt und auseinander klaffte. Die Bücher hatten gesagt, dass es ab dem Stadium nur noch eine Sache von ein bis zwei Stunden sein würde. Was bedeutete, dass Harry schon seit dem vorhergehenden Abend Schmerzen haben musste. Aber entweder hatte er sich mal wieder nicht für wichtig genug gehalten, oder, da es in dem Fall um das Baby ging, was Severus für wahrscheinlicher hielt, hatte er die Schmerzen nicht wirklich wahr genommen, da er schon bei Merlin Schlimmere gehabt hatte und durch seine Nähe waren sie vermutlich noch zusätzlich gedämpft worden. Nun hektisch atmend lauschte Harry den regelmäßigen, aber in seinen Ohren zu schnellen Herzschlägen, die ihn nicht wirklich beruhigen konnten, er hatte Angst, panische Angst und am Liebsten hätte er die Zeit angehalten, aber das ging wohl nicht. „Ahhhh!!“, auf ein Mal lief etwas warmes über seinen Bauch, an ihm herunter, er fühlte die Hände des Älteren, die beruhigend über seine Arme glitten, dann ein Handtuch, dass über seinen Bauch wischte. Severus wäre am liebsten selbst panisch geworden, aber er wusste, dass er sich das gerade wirklich nicht erlauben konnte. Auch nicht, als auf ein Mal das Wasser des Jüngeren brach und gemischt mit Blut aus dem immer breiter gewordenen Schlitz rann. Was Harry selbst vollkommen verängstigte. „Es ist alles gut, “ redete er sich ein. Wen er damit eigentlich wirklich beruhigen wollte, wusste er nicht. „Es ist bald vorbei, “ versprach er. „In ein paar Minuten gebe ich dir ein Zeichen, dann musst du pressen, dann ist der Kleine da, “ versprach er, froh, dass seine Stimme so ruhig klang. Gleichzeitig spürte Severus, dass Thea da war, er hatte schon vor einer Weile die Türen schlagen hören, mehrfach und die immer wieder auftauchenden, frischen Handtücher und Schüsseln mit heißem Wasser taten ihr übriges. Wenigstens etwas. Die pure Anwesenheit der besten Heilerin seines Reiches war für ihn schon beruhigend. Angespannt beobachtete Severus, wie der Geburtskanal vollständig aufglitt und den Blick auf den Körper seines Sohnes frei gab, auf seinen Kopf, um es genauer zu sagen. Er strich Harry sanft über die Haare. „Es geht los, “ erklärte er. „Wenn du die Schmerzen wieder spürst, musst du pressen. Ich helfe dir, “ fügte er an. „Du hast es schon fest geschafft. Gleich haben wir unseren Sohn...“ Harry wimmerte nur, nun bekam er wirklich Angst, er wusste selbst nicht, wieso, er hörte doch das regelmäßige Schlagen des Herzens, aber er fürchtete sich, er konnte nicht sehen, was geschah, er wusste, dass es eigentlich zu früh war und für ihn war das seine Schuld, weil sein Körper zu schwach war. Doch als die Schmerzen nach einer kurzen Pause wieder einsetzten, tat er, was der Ältere ihm sagte. Nun tat es allerdings so weh, dass ihm immer wieder schwarz vor Augen wurde, nur die Stimme des Älteren hielt ihn davon ab, abzugleiten. Trotz des Gefühls, von innen heraus zerrissen zu werden, folgte er den Anweisungen. Und dann, auf ein Mal, nach einer schier unendlichen Ewigkeit, schien es endlich vorbei zu sein, die Schmerzen ließen langsam nach und ein empörtes Schreien füllte den Raum, eines, dass sehr nach ‚schiebt mich gefälligst sofort dahin zurück, wo es so schön warm und dunkel war’ klang. Er streckte bittend seine Hände aus. „Sofort, “ gab Severus leise zurück. „Ich gebe dir den Kleinen sofort, lass mich nur das Blut abwaschen und ihn in ein Handtuch wickeln, “ gab Severus zurück. Er trat zu einer der Schüsseln, die etwas abgekühlt war, wusch das Baby vorsichtig, bevor er es sanft in eine Decke einschlug. Er konnte es nicht fassen, er hatte einen Sohn. Aber dann schob er das von sich. Er legte das Kind seinem anderen Vater in die Arme und begann dann, das Blut und die Reste der Fruchtblase abzuwischen, die sich gerade löste und auf eines der Handtücher glitt. Er wartete, bis der Schlitz sich wieder zu schließen begann, wie Thea es gesagt hatte. Scheinbar hatte es keine Komplikationen gegeben, denn hätte Harry innere Verletzungen, würde er sich nicht schließen. Er hatte gemerkt, dass sein Gefährte mehrfach fast das Bewusstsein verloren hatte, doch erst mal hatte er nichts tun können, als ihm die gesamte Zeit gut zuzureden. Harry war froh, als er endlich den kleinen Körper in die Arme bekam, er hielt das kleine Bündel Leben an sich gedrückt, während er weinte. Warum, wusste er selbst nicht. Vielleicht, weil endlich mal was gut gegangen war. Er konnte sehen, wie das Baby sich durch seine Nähe langsam beruhigte und nach einigen Minuten richteten sich die großen, kindlichen Augen auf ihn. Schwarz, stellte Harry müde fest. Schwarz, wie die Augen seines Geliebten. Wie er es sich gewünscht hatte. Er spürte, wie Severus über seinen Bauch strich, ihn vermutlich säuberte, auch mehrere Zauber waren da, dann wurde eine Decke über ihn gelegt. Erst, als Severus sich sicher war, dass Harry so gut wie möglich versorgt war, sah er zu seinem Gefährten, der ihr Kind fest in den Armen hielt. Auch das Schreien hatte aufgehört. Sanft lächelnd strich Severus dem Jüngeren über die Haare, sah dann auf ihr Baby, dass nun seinen Kopf wandte, ihn ansah und zu versuchen schien, sich einen Reim darauf zu machen, wer nun er war. „Er ist wunderschön, “ stellte er gerührt fest, küsste erst das Babyköpfchen, dann seinen Gefährten. Harry lächelte nur, nickte und legte den Kleinen neben sich auf die Matratze, nicht bereit, ihn aus seiner direkten Nähe zu lassen. Noch nicht. Langsam zog er die Decke beiseite, musterte den kleinen Körper. Vorsichtig nahm er dem Baby die kleine Faust aus dem Mund, betrachtete die winzigen Fingerchen, dann die Füße. Fünf Finger, fünf Zehen. Ein echtes Baby... und es war aus ihm gekommen... Severus lächelte ebenfalls, während sein Blick den kleinen Körper absuchte, aber auch er fand keine offensichtlichen Anzeichen einer Krankheit oder eines Defekts. Aber er wollte eine Bestätigung dafür, dass Beide in Ordnung waren. Severus wusste, Harry würde noch mehrere Tage mit dem Kind im Bett verbringen und es nicht aus den Augen lassen. Darum hatte er ihre Schlafstatt ja auch in ein regelrechtes Nest verwandelt. Er musste warten, bis Harry schlafen würde, dann konnte er Thea herein rufen. Und wenn sie geschlafen hatten, würde er seinen Gefährten mitnehmen, damit der mit ihm baden konnte. Das Kleine konnte so lange in einer kleinen Wiege neben der Wanne stehen, so, dass Harry es sehen konnte. Oh, und vermutlich war noch ein Name fällig. „Wie wollen wir ihn nennen?“, fragte er daher. Harrys Blick löste sich kurz von dem kleinen Körper, den er wieder in das Handtuch eingeschlagen hatte. „Schlag was vor, “ bat Harry leise. „Erst du, “ drängte Severus seinen Geliebten bestimmt. „Ich weiß nicht... Remiel vielleicht?“, schlug Harry unsicher vor. Er mochte den Namen und er schien zu dem Kleinen hier zu passen. Überrascht hob Severus erst eine Augenbraue, dann lachte er leise. „Weißt du, was der Name bedeutet?“ Harry schüttelte den Kopf: „Aber... ich glaube, er passt zu ihm...“ „Remiel bedeutet Geber des Wissens....“ „Magst... magst du den Namen?“, fragte Harry vorsichtig. Sanft nahm Severus den kleinen Jungen hoch, strich über dessen dunklen Haarflaum. Es war vermutlich zu früh, etwas zu sagen, aber die dunklen Strähnen standen verdächtig wüst in alle Richtungen ab. Es würde wohl eine Weile dauern, mit dessen Wischmob klar zu kommen. „Der Name gefällt mir sogar sehr, “ gab er leise zurück, küsste den Kleinen. „Und er ist phantasievoller, als meiner... Remiel Sereon Dracon, was hältst du davon?“, fragte Severus sanft. „Die beiden anderen Namen für je einen der Paten...“ Harry lächelte, er hatte sich, trotz der Schmerzen, etwas aufgerichtet, lehnte sich gegen den Älteren und sah zu, wie der ihr Kind hielt. „Er gefällt mir, “ stimmte er ohne zu zögern zu, hielt dem Kleinen seinen Finger hin, den der sich sofort schnappte und in seinen Mund steckte, um daran zu nuckeln. Allerdings verzog er dann auf ein Mal das Gesicht und fing an herzzerreißend zu weinen. „Sev! Was... was hat er? Tut ihm was weh?!“ Der Ältere lachte leise, küsste seinen Geliebten und gab ihm den Kleinen in den Arm, half dem Baby zu den doch etwas geschwollenen Brustwarzen. „Hunger hat er;“ gab der Tränkemeister zurück, er hoffte, dass Harrys Körper wirklich genug Milch produzieren konnte, aber als der Kleine das Schmatzen anfing, sah er, dass dem wohl so sein musste, das Greinen verstummte. Fasziniert beobachtete Harry den Kleinen, der sich an seiner Brustwarze festgesaugt hatte, es war ein seltsames Gefühl und es zog etwas, aber er merkte, dass wirklich was herauskommen musste. Noch so eine Sache, die er überlesen zu haben schien. Als Remiel satt war, kuschelte er sich an seinen Daddy, schlief dann einfach ein. Sein Tag war ja auch wirklich anstrengend gewesen. Und auch Harrys Augen fielen immer häufiger und schneller zu. „Schlaf, Harry, “ bat Severus leise. „Ich bin da, es wird Nichts geschehen. Du musst nicht aufpassen, ihr seid sicher hier...“ Harry nickte. „Sicher, “ nuschelte er noch, rollte sich um das bereits schlafende Kind zusammen und fiel selbst in einen hoffentlich erholsamen Schlaf. Erst dann erhob Severus sich, trat nach draußen. Es schien hell zu sein, auch, wenn seine innere Uhr ihm sagte, dass er recht lange wach gewesen sein musste. Oh, nicht zu vergessen, dass auf seinem Sofa Serena und ihr Gefährte, auf seinem Sessel Thea und auf dem Boden Draco campierte. Wann war der denn gekommen? Und wie hatte er von dem erfahren, was bevorstand? Leise trat er zu Thea, berührte sie leicht an der Schulter. Mehr brauchte es nicht, um die Heilerin zu wecken, die ihn sofort fragend musterte. „Es ist da, “ erklärte Severus leise. „Harry schläft, wenn er sich untersuchen lässt, dann wohl am ehesten jetzt...“ Thea lächelte, als sie das glückliche, aber reichlich müde wirkende Gesicht des Königs sah. Sie stand auf und folgte ihm ins Schlafzimmer, wo die Hauselfen bereits die benutzten Tücher, die Schüsseln und alles andere beseitigt zu haben schienen, sie trat zum Bett, so, dass sie zwischen all den Kissen und Decken die ihr inzwischen vertraute Figur ihres Dauerpatienten ausfindig machen konnte. Neben ihr, in ein Handtuch gewickelt, das Neugeborene. Ohne einen der Beiden anzufassen, wohl wissend, dass das den Aloja geweckt hätte, sprach sie einige Zauber, dann ein paar mehr, die Harrys Körper halfen, sich schneller zu regenerieren. Mit einigen weiteren Worten war das Kleine auch angezogen und gewickelt. Das war wärmer, als nur ein Handtuch. „Und?“, fragte Severus nervös. „Wie geht es den Beiden?“ Die Heilerin musste wirklich lachen, egal, welche Stellung ein Mann bekleidete, in dieser Situation waren sie doch alle gleich nervös. „Eurem Gefährten geht es ganz gut, sein Körper wird ein, zwei Tage brauchen, um sich an die Umstellungen zu gewöhnen, aber er hat es überstanden und Euer Sohn... er ist erstaunlich kräftig, das hätte ich nicht erwartet. Er ist vollkommen gesund und es wird mit ihm keine Probleme geben, “ versprach sie. Erleichtert atmete Severus auf. Wenigstens etwas. „Wie lange hat es gedauert?“, fragte er schließlich. „Ich bin hundemüde, aber es ist immer noch hell...“ Erneut lachte Thea leise. „Schon wieder, Hoheit, schon wieder. Es ist morgens, ich nehme an, die Anderen werden bald aufwachen und nach Euch und den anderen Beiden fragen. Legt Euch doch noch ein, zwei Stunden hin, Ihr habt es verdient.“ „Es hat so lange gedauert?!“ „Eine Geburt dauert immer ihre Zeit, “ erinnerte Thea ruhig. „Merlin, kein Wunder, dass er fast das Bewusstsein verloren hätte, “ murmelte Severus, während er, ohne darauf zu achten, dass ja noch jemand im Raum war, seine Kleidung von sich warf. Thea hob eine Augenbraue, sie sah zu Harry, schwieg aber über diese Entdeckung. „Hat er einen Namen?“, fragte sie dann. „Ich würde den Kleinen gern gleich im Stammbaum eintragen.“ „Remiel Sereon Dracon, “ gab Severus zurück, während er, nun nur noch mit seinen Boxern bekleidet, neben Harry unter die Decken glitt, nachdem er die Kissenberge überwunden hatte. Er zog seinen Gefährten an sich, strich seinem Sohn noch mal über die Wangen. Der Kleine konnte nicht aus dem Bett fallen, er war umgeben von einer Kissenwand und mehreren Decken, eine davon zog er vorsichtig über das Kind. Thea lächelte nur und nickte, bevor sie das Zimmer verließ und es sich, nach kurzem Überlegen, wieder im Sessel bequem machte. Besser, sie war da, wenn alle aufwachen würden, um sie davon abzuhalten, das Schlafzimmer zu stürmen. Sie rief eine der Hauselfen und erklärte ihr, um welchen Namen der königliche Stammbaum erweitert werden sollte. Die kleine Elfe strahlte über das gesamte Gesicht. Kein Zweifel, die wussten schon, dass das Kind auf der Welt war. In ein paar Stunden würde sie es dann offiziell bekannt geben, im gesamten Palast, den Rest würde dann der Klatsch für sie erledigen. Und die Garde, die das Kind mit einem magischen Feuerwerk begrüßen und so das Umland in Kenntnis setzen würden. Immerhin war die Geburt eines gesunden Kindes ein Großereignis. Was? Verwirrt tastete Harry herum, bis ihm einfiel, was fehlte. Wie ein Sprungteufel zuckte der Grünäugige in die Höhe, die Augen weit aufgerissen und ohne auf die Schmerzen der zu schnellen Bewegung zu reagieren. „Wo....?!“ Severus war seit etwa einer Stunde wieder wach, der Kleine hatte ihn mit seinem Wimmern geweckt und dank des infernalen Geruchs war ihm auch klar geworden, warum sein Sohn wimmerte. Er wickelte den Kleinen gerade, den er dafür auf eine extra Unterlage gelegt hatte, als er merkte wie Harry in die Höhe schoss. „Alles in Ordnung, “ redete er leise auf den Jüngeren ein, ohne das Baby aus den Augen zu verlieren. „Remiel ist hier, ich wickle ihn gerade, ich gebe ihn dir gleich, leg dich wieder hin.“ Erst, als Harry sich davon überzeugt hatte, dass sein Sohn wirklich da war, ließ er sich zurück sacken, so dass er mehr oder weniger aufrecht saß. Alles in Ordnung, das Kind war in Sicherheit. Auch, wenn es jetzt zu greinen anfing. Aber schon wurde es ihm wieder in die Arme gelegt und dieses Mal wusste er, was der Kleine wollte, legte ihn an seine Brust, wo er sofort zu saugen begann. „Wie... lange hab ich geschlafen?“, fragte er schließlich, während Severus einige der Kissen so zur Seite schob, dass er sich zu ihnen auf die Matratze setzen konnte. Etwas, dass Harry nicht wirklich gefiel, aber der Andere würde die Kissen nachher sicher wieder zurück schieben. „Nicht lange, “ beruhigte Severus den Jüngeren, „Etwa vier Stunden. Du hast es gebraucht. Wie geht es dir?“, sein Blick glitt automatisch dahin, wo der Geburtskanal sich geöffnet hatte, aber da war nichts mehr zu sehen, nur eine hauchdünne, leicht gerötete Linie, die im Laufe dieses Tages noch vollständig verschwinden würde. „Was meinst du?“, fragte er dann lächelnd weiter, während er eine Decke um seinen nackten Gefährten legte. „Wollen wir die Anderen rein holen, Rena und Draco? Sie warten schon seit Stunden darauf, ihr Patenkind mal auf den Arm nehmen zu dürfen.“ Automatisch verstärkte Harry den Griff um seinen Sohn, er brauchte mehrere Atemzüge, bis er sich selbst klar machen konnte, dass Sev nicht vorhatte, ihm das Kind wegzunehmen, sondern dass es darum ging, dass die Anderen es mal sehen wollten, hier, in seiner Reichweite und in seinem Blickfeld. Also nickte er, wofür er mit einem tiefen, sanften Kuss belohnt wurde. Er beobachtete, wie der Ältere kurz zur Tür ging, sie öffnete und etwas sagte, dann lugte auch schon der blonde Haarschopf seines besten Freundes durch. „Hi, Blondie...“ „Auch hi, Narbenkopf, “ grinste Draco, der schon seit kurz nach Beginn der Wehen da war, zumindest, seit Serena es wusste, die ihn geholt hatte. Mitten aus dem Unterricht auch noch. Aber das war ihm gleich gewesen. Er wunderte sich etwas über die vielen Kissen, aber er sagte nichts, trat stattdessen dahin, wo keine lagen und wo er Harry wirklich sehen konnte. Er blickte auf seinen besten Freund, der immer noch recht bleich war, aber glücklich lächelte, in seinen Armen das Baby. Es war winzig, aber es sah sich mit wachen Augen um. „So, so. Du bist also mein Patenkind, “ grinste er und strich über die wirren Haare. „Ich glaub, das Erste, was du von mir lernst, ist, dass Haargel unverzichtbar ist.“ Harry grinste nur, als er das hörte, sah aber dann vorsichtig auf, als Serena sich zu ihnen stellte. Aber sie hielt sich zurück. „Darf ich ihn mal nehmen?“, bettelte Draco in dem Moment. „Er sieht einfach soooo knuffig aus!“ Etwas widerwillig legte Harry dem Blonden seinen Kleinen in den Arm, aber er sah ja, wie vorsichtig der mit dem Bündel umging. Trotzdem ließ er die Beiden keine Sekunde aus den Augen, während Draco sich den Kleinen ansah. „Er sieht richtig süß aus und dank dir ist er auch um Sevs Hakennase rumgekommen!“ „Das habe ich überhört, “ knurrte Genannter hinter ihnen, nahm Draco seinen Sohn aus den Armen und hielt ihn selbst einen Augenblick, bevor er ihn Serena gab, gleichzeitig eine Hand beruhigend auf Harrys Schulter legte. „Och, ist der goldig!“, rief auch Serena begeistert, knuddelte den Jungen durch. „Wie habt ihr ihn genannt?“ „Remiel Sereon Dracon,“ gab Severus die gewünschte Auskunft, bevor er Serena das Kind wieder abnahm, er spürte, dass Harry kurz vor einem Weinkrampf stand, er hatte Angst, das Kind nicht wieder zu bekommen. Also gab er es ihm zurück, woraufhin sein Geliebter sich schnell wieder beruhigte. „Und du, liebe Schwester, kannst es bekannt geben. Ich will mindestens noch bis zum Ende der Woche meine Ruhe und jetzt hab ich mir noch ein paar Stunden Schlaf verdient.“ Serena lächelte, sie hatte diesen eher weniger subtilen Hinweis deutlich verstanden. Harry ertrug noch nicht wieder so viel Nähe, er schien Angst zu haben, dass irgendwer dem Baby etwas tun könnte. Harry war erleichtert, als er sein Baby wieder in die Arme schließen konnte, so bald würde er Remiel vermutlich auch nicht mehr loslassen. Er beobachtete, wie die Beiden, Draco und Serena, das Zimmer verließen und Severus schließlich wieder zu ihm ins Bett stieg. Der Ältere richtete sogar wieder die Kissen, nahm ihn dann in die Arme. Severus hielt seinen Gefährten einfach nur eine Weile, er strich ihm über die Arme, beobachtete, wie sein kleiner Sohn wieder in einen ruhigen Schlaf glitt. „Du musst was essen, “ erinnerte er Harry sanft. „Irgendwelche Wünsche? Die Hauselfen tun ja ohnehin alles für dich.“ „Essen?“ „Harry, du hast mehr als vierundzwanzig Stunden nichts gegessen, “ erinnerte er den Jüngeren: „Wie und aus was soll dein Körper denn Milch für Remiel produzieren?“, spielte er seinen Joker aus. „Oh, “ murmelte Harry, dem das gerade erst gekommen war. Denn Hunger fühlte er nicht, aber vielleicht kam der ja beim Essen wieder. Severus lächelte und küsste seinen Gefährten, bevor er eine der Hauselfen rief und ein Frühstück bestellte. Es dauerte keine fünf Minuten, bis das Essen auftauchte, gut gefüllt mit Leckereien. Waffeln und Früchte, Spiegeleier und Speck, sogar ein kleiner Kuchen mit einer einzelnen Kerze stand da. Remiels erster Kuchen.... Sanft nahm Severus dem Jüngeren das Baby ab, formte schnell aus zwei Decken ein weiteres Nest und legte seinen Sohn dort hinein, so, dass Harry ihn sehen konnte. „Und jetzt iss, “ bat er. „Remiel ist satt, er ist zufrieden und er schläft.“ Harry blickte zu seinem Kleinen, der den Kopf etwas zur Seite legte und zufrieden schlief. Erst dann griff er nach den Eiern und etwas Brot, knabberte daran. Nein, Hunger wollte noch nicht wieder aufkommen, aber er aß etwas von allem, auch, damit Sev zufrieden war. Am Ende lehnte er, immer noch halb schlafend, an Severus’ Schulter, in der Hand eine halbe Tasse heiße Schokolade. Als sein Gefährte ihm die Tasse ebenfalls abnahm, er rollte sich wieder um das Baby zusammen, kurz danach schlief Harry einfach wieder ein, er merkte aber noch, wie sich eine Decke um sie Beide legte. Severus seufzte, als er sah, wie schnell Harry wieder einschlief. Nein, das Bad musste wohl noch etwas warten, aber es war in Ordnung. Der Jüngere war eben noch vollkommen erschöpft. Kein Wunder, nach den letzten Tagen und auch vorher war der Kleine ja schon sehr aktiv gewesen. Severus legte sich schließlich, als das Essen verschwunden war, selbst mit dazu, so, dass er den Beiden ins Gesicht sehen konnte, Harry, der ein glückliches Lächeln auf den Zügen zeigte und Remiel, der schlief und dabei so süß aussah. Sein Sohn. Er hatte wirklich ein Kind, das konnte Severus immer noch nicht fassen. Er hatte es irgendwie trotz allem nicht wirklich glauben können. Bis jetzt. Nun lag der Kleine da, in Harrys schützenden Armen, den winzigen Daumen im Mund, eingewickelt in seiner eigenen Decke. Eigentlich sollte er selbst noch etwas schlafen, das Neugeborene würde sicher bald nach einer weiteren Mahlzeit verlangen, aber er konnte sich selbst nicht dazu überwinden, die Augen zu schließen. Er hatte seine eigene Familie, einen Gefährten, den er nie zu bekommen geglaubt hatte und ein Kind, das es nun zu schützen und zu erziehen galt. Mehr Verantwortung, aber auch ein ungekanntes Glücksgefühl. Zwei Tage später fühlte Harry sich wieder einigermaßen fit, mal abgesehen vom Schlafmangel, denn pünktlich alle vier Stunden verlangte sein Kleiner Aufmerksamkeit, etwas zu Essen, jedes zweite Mal eine frische Windel und vor allem Streicheleinheiten, die Harry nur zu gern gab. Gerade eben legte der Grünäugige das Kind wieder zwischen die Decken und Kissen, die sich noch auf dem Bett türmten, auch, wenn es schon weniger waren, als in den letzten Tagen. Er selbst war gerade dabei, sie dahin zurück zu bringen, wo sie hingehörten, während er sich fragte, warum zum Henker er sie überhaupt alle in ihr Bett geholt hatte und warum Sev nichts dazu gesagt hatte. „Harry?“ „Hier, “ meldete der Jüngere sich, lächelte seinen Gefährten an, der auch nur seinen Hausmantel und eine leichte Hose trug, da er die letzten Tage hier geblieben war. „Was gibt es?“ Severus trat zu dem Bett, er registrierte, dass die aufgetürmten Kissen langsam – zu seiner unendlichen Erleichterung – verschwanden. Das, was übrig geblieben war, war ein kleiner Haufen und die Decken. Sonst ging es. Rasch schob der Tränkemeister einige Dinge beiseite, setzte sich und zog seinen Gefährten zu sich, der sich erstaunlich schnell und gut erholt hatte. Auch hatte Harry erstaunlicherweise kaum noch Alpträume oder so. Er war nur meistens müde, einfach, weil ihm Schlaf fehlte und weil das Baby alle paar Stunden nach Aufmerksamkeit verlangte. „Ich muss mich langsam wieder im Rat sehen lassen, “ gab der Dunkeläugige zu wissen. Harry nickte nur und küsste den Anderen: „Ich weiß, “ gab er leise zurück. „Tut... tut mir leid, dass du wegen mir bleiben musstest.“ „Schon gut, “ gab der Ältere nur zurück. „Ich bin gern geblieben. Und ich rede ja nicht von heute oder morgen, sondern von nächster Woche. Ich wollte nur wissen, ob du mitkommen willst.“ „Ich... aber Remiel...!“ „Der kommt natürlich auch mit, “ lächelte Severus. „Ich will nicht, dass dir zu langweilig wird, da du die ersten drei Monate sicher nicht trainieren wirst, Thea hat es verboten. Du könntest mir vormittags zur Hand gehen und dann könnten wir in den Wintergarten. Da bekommt deine faule Kuschelmannschaft, die mir meinen Sessel verbarrikadiert, endlich wieder Auslauf.“ Aber.. aber wenn er brüllt, würde er dich nicht stören?“, fragte Harry verwirrt. „Und das, während du arbeitest?“ Severus küsste den Jüngeren sanft. „Ganz sicher nicht, “ gab er bestimmt zurück. „Remiel würde mich im Gegensatz zu den Idioten, die tatsächlich kommen, oder zu den Anderen kaum stören.“ Der Grünäugige lächelte, als er das hörte, er nickte schließlich und schlang seine Arme um seinen Gefährten. „Der Kleine und ich kommen gern, “ versicherte er ernst. Severus nickte und küsste seinen Gefährten erneut, nein, er würde wohl nie genug von Harry bekommen, stellte er fest. Nun noch weniger, als ohnehin schon. Er liebte es, den Jüngeren mit ihrem Sohn zu sehen, wie seine Augen dann strahlten. Er hatte wirklich mehr Glück als Verstand gehabt. Kapitel 22: Der Beginn vom Ende ------------------------------- Das nächste halbe Jahr verging so schnell, dass sich Harry und Severus mehrfach fragten, wo es eigentlich geblieben war. Harry hatte Severus mit Remiel begleitet und da wieder angefangen, wo er aufgehört hatte, so, dass die meisten Sitzungen dann doch nicht ganz so lange gedauert hatten und kaum hatte Thea mehr oder weniger willig wieder grünes Licht gegeben, war Harry wieder auf dem Übungsplatz anzufinden. Wenn er Bogenschießen übte, stand die kleine, tragbare Wiege neben ihm, wenn er auf Dren saß, wickelte sich meist Sitara um ihn und Neo oder Zeon passten auf. Es dauerte nicht lange, bis Harry seine alte Form wieder hatte, die er danach konstant steigerte. Inzwischen fiel es ihm leicht, auch von Drens Rücken aus mit dem Bogen seine Ziele zu treffen und zeitgleich die Reifen einzusammeln. Das Einzige, was ihm wirklich Probleme machte, war der Umgang mit dem Schwert. Er war wesentlich schlechter, als seine Mitstreiter, die ihn deshalb mal mehr, mal weniger liebevoll aufzogen. Severus betonte immer wieder, dass das hauptsächlich am Altersunterschied lag und dass die Meisten schon von Kindesbeinen an trainiert hatten, aber das machte es für Harry nicht wirklich besser. Er fühlte sich, was das anging, vollkommen unfähig. Da konnte nicht mal ein leicht errungener Sieg über Draco etwas ändern. Der Blonde kam weiterhin zu Besuch, oft über ein Wochenende, wenn er nicht mit Nara bei seinen eigenen Eltern war, nun da in England eine Art Ruhe eingekehrt war. Arthur war zum Minister geworden, er tat sein Bestes, die Ordnung wiederherzustellen. Die Zwillinge waren auch schon drei Mal wieder hier gewesen und für ein Wochenende auch Hermine und Ron wobei der einfach riesige Probleme hatte, die Entscheidungen seines ehemaligen besten Freundes zu verstehen. So, dass Hermine auch oft mal alleine kam. Es machte Harry immer wieder traurig, aber er hatte gelernt, mit dieser Situation umzugehen – es gab für ihn Schlimmeres. Zum Beispiel das dunkle Gesicht seines Geliebten, wenn er von einer Ratssitzung zurückkam, die während seines Trainings stattgefunden hatte und er ihm dann erzählte, wie aktiv sein Onkel erneut geworden war. Immer wieder überfiel Theodore inzwischen kleinere Dörfer, immer wieder kamen Flüchtlinge hierher, die nichts hatten retten können, außer ihrem Leben und mit Glück auch das ihrer Kinder. Etwas, das auch Harry jedes Mal mitnahm, wenn er dann in Remiels kleines Gesichtchen sah. Harry wusste, die Schlacht stand kurz bevor. Erste Anzeichen waren, dass er auch seinen Gefährten von Zeit zu Zeit auf dem Übungsplatz antraf. Wenn das der Fall war, ließ er meist alles um sich herum stehen und liegen, nahm das Kind in den Arm und beobachtete Severus beim tödlichen Tanz mit der langen Klinge, die der führte. Präzise und schnell. Die besten des Heeres konnten ihn nicht besiegen. Einzig Mereos und Zeon hatten eine geringe Chance gegen den König. Oft wünschte Harry sich dann, genauso gut zu sein, aber es würde wohl immer genau das bleiben – ein Wunsch. Manchmal unterrichtete Severus ihn auch selbst im Schwertkampf, wenn die Zeit es zuließ. Diese Stunden liebte Harry besonders, auch, wenn er selbst absolut keine Fortschritte feststellen konnte. Er wusste, würde sein Gefährte sich nicht zurückhalten, würde er vermutlich keine fünf Minuten lang stehen, wenn überhaupt so lange. Und doch behauptete der Andere, dass Harry praktisch stündlich Fortschritte zu machen schien. Nur, dass er selbst beim besten Willen keine sah. Harry hatte Angst vor dem Krieg, der nun bald ausbrechen würde, offen, nicht mehr versteckt, wie bisher. Er erkannte die Zeichen, die Verstärkung aller Truppen, die langsam in Marschbereitschaft gesetzt wurden. Sev, der selbst trainierte, wie ein Wahnsinniger, die immer wieder neu ausgerufenen, großen Sitzungen. Es ließ sich nicht mehr leugnen. Aber es war nicht der Kampf, der ihm Angst machte, sondern, dass er Remiel zurücklassen musste, das wusste er. Natürlich hätte er auch mit Serena im Schloss bleiben können, aber das brachte Harry auch nicht zustande. Er wusste, eine Schlacht würde nicht länger, als drei oder vier Tage dauern, sie würden auch nicht lange unterwegs sein, da man Truppen durch Tore transportieren konnte. Hier ging es nicht mehr darum, höflich zu bleiben. Vielleicht würden sie in ein, zwei Wochen schon wieder da sein. Und doch... den Kleinen so lange zurück zu lassen, wo er ihn sonst nicht mal aus dem Sichtfeld ließ, schien ihm härter als alles andere, was er bisher getan hatte. Aber natürlich war ein Schlachtfeld kein Ort für ein Kind das noch nicht mal ein Jahr alt war und sein Platz war klar – an Severus’ Seite. Er wusste, er war der Beste der Drachenreiter. Er musste die Truppe in der Luft dirigieren, eine Aufgabe, die er bei den Übungen schon wie selbstverständlich übernommen hatte. Der einzige Grund, warum Sergas das Kommando behielt, war Harrys Alter und die Tatsache, dass er nach dem Krieg nicht vorhatte, weiterhin so viel zu trainieren. Er wusste selbst, er war kein Krieger, er tat, was nötig war, das war alles. Der Grünäugige hatte Angst, dass Remiel vielleicht sogar ohne sie aufwachsen musste, aber er wusste, selbst, wenn das geschehen würde, er würde immer geliebt werden, nicht wie er. Serena vergötterte ihren Neffen und Draco liebte den Kleinen ebenfalls, als wäre es sein eigenes Kind. Auch, wenn ihm diese Trennung schwer fiel und wenn sie für ihn alptraumhafte Züge hatte, er wusste, sein Kleiner würde es immer gut haben – solange sie diese Schlacht, auf die alles hinaus lief, gewinnen würden. Und genau das hatte Harry vor. Heimlich hatte er auch geübt, seine Kräfte in den Griff zu bekommen, um im Notfall einen ganz speziellen Zauber aussprechen zu können, der seinen Feind umbringen würde, ihn aber auch. Das war der Grund, warum er Sev nichts erzählt hatte – der Ältere hätte ihn vermutlich, hätte er etwas davon mitbekommen, über das Knie gelegt wie ein ungehorsames Kind. Aber das war Harry gleich. Er würde tun, was immer nötig war, damit Remiel in Frieden aufwachsen konnte. Er sah zu dem kleinen Jungen, der in seinem Körbchen schlief, friedlich, ohne zu begreifen, wie kurz seine Heimat vor einem brutalen Krieg stand. Seine kleinen Fäustchen ballten sich immer mal wieder, manchmal strampelte ein Bein aus der Decke hervor, er schien zu träumen und seinem Lächeln nach schien es ein wirklich schöner Traum zu sein. Sanft deckte Harry den Jungen wieder zu, strich über die weichen Wangen und sah dann auf das Schwert neben ihm, wie auf seinen persönlichen Feind. Vier Minuten hatte Neo beim üben gebraucht, um ihn zu entwaffnen, wobei seine Leibwächter auch immer darauf achteten, dass er sich ja nicht zu schlimm verletzte. Na ja, er hatte nicht vor, in der Infanterie mitzulaufen. Er würde mit Sev bei der Kavallerie bleiben, bis es zur Schlacht kam und dann zu den Drachenreitern stoßen. Dren würde so lange in einer der Satteltaschen mitreiten können. Er würde den Drachen auch nicht mehr in einer Tasche versiegeln. Das hatte er beim letzten Mal wirklich gelernt. „Du denkst zu viel...“ Überrascht wandte Harry sich um, sah, wie Severus sich neben ihm ins Gras setzte, spürte, wie die Arme sich um seine Taille legten und wie er an den anderen Körper gezogen wurde. „Willst du üben?“, fragte der Grünäugige, genoss den Kuss, der ihm zugedacht wurde. „Ich bin gerade damit fertig, “ gab der Ältere nur zurück und deutete auf das Schwert neben ihm auf dem Boden. Er hatte den gesamten Vormittag trainiert, zusammen mit der Infanterie, Schlachtzustände, wie es sich nannte. Am Leben bleiben, auch, wenn man von Feinden umzingelt war. Etwas, dass er Harry nicht mal zeigen wollte. Der Jüngere würde sich nur aufregen und noch mehr Angst entwickeln, als er ohnehin schon hatte. Nein, das wollte er nicht. Er hielt es geheim, so, wie er Harry auch am Tag der Hinrichtung seiner Feinde anderweitig beschäftigt hatte. An dem Tag hatte er Sergas befohlen, ein hartes Training abzuhalten. Niemand hatte sich, zum Glück, drei Monate nach der Geburt des Kindes gefragt, warum Harry nicht selbst anwesend war. Das war eben kein Ort für jemanden, der gerade niedergekommen war, von einem Baby mal ganz zu Schweigen. So hatte Severus seinem Gefährten das blutige Schauspiel erspart, auch, weil er wusste, dass der Jüngere das überhaupt nicht gewollt hätte. Nur war es dieses Mal nicht nur sein Wunsch, sondern auch nötig gewesen. Ein Zeichen für das, was geschah, wenn man sich am Gefährten des Königs vergriff und indirekt ja auch durchaus an dem Baby, dass dadurch zu früh auf die Welt gekommen war und dessen Leben auf dem Spiel gestanden hatte, bis zum Schluss. Sanft küsste Severus seinen Gefährten, er strich über dessen Bauch der wieder von Muskeln geprägt war durch das harte Training, auf das Harry bestand. Er ließ sich nicht überreden im Schloss zu bleiben, er wollte ihn begleiten, auch auf das Schlachtfeld. Der Ältere machte sich deswegen Sorgen, aber er verstand seinen Geliebten auch, er selbst würde nicht anders handeln, in derselben Situation. Er blickte auf ihr Kind, das langsam die ersten Zeichen des Erwachens zeigte. Serena würde Remiel schon gut versorgen. Harry genoss diese Kuscheleinheit mehr, als er zugeben wollte, denn diese Momente waren kurz und somit noch kostbarer geworden, seit sie nur noch auf Achse waren. Oft hatten sie bestenfalls abends mal eine Stunde für sich, bevor sie Beide hundemüde ins Bett fielen. Da war es wirklich ein Vorteil, dass Remiel schon seit einer Weile durchschlief. „Wann brechen die Truppen auf?“ fragte Harry schließlich leise. „Lange kann es nicht mehr dauern, nicht wahr?“ „Vermutlich Ende der Woche, also in vier Tagen, “ gab Severus zu, strich etwas über Harrys Arme. „Wir haben Gesprächsfetzen von den Drachen aus mitbekommen, das Theodore Anfang der nächsten Woche mit einer Großarmee einfallen will, mit allem, was er noch hat. Wir wollen dann schon da sein, um ihn zu stoppen.“ Automatisch sah Harry zu seinem Sohn. In vier Tagen also... „Du kannst hier bleiben, “ wiederholte Severus sanft. „Das weißt du. Niemand wird dich drängen und alle würden es verstehen. Du hast schon genug Schlachten geschlagen, niemand ist dir böse, wenn du diese hier auslässt...“ Der Grünäugige schüttelte nur entschieden mit dem Kopf. „Nein, “ gab er nur zurück. „Ich kann nicht hier bleiben. Mein Platz ist an deiner Seite, ich liebe Remiel, ich will für ihn da sein, aber wichtiger ist, dass ich bei dir bin...“ Er sah zu dem Älteren auf, zog dessen Kopf etwas zu sich herunter und küsste ihn. „Und ich weiß, dass dem Kleinen hier nichts passieren wird...“ Severus lächelte. Na ja, einen Versuch war es wert gewesen. Er sah, wie der Kleine nun endgültig die Augen öffnete, sie ansah und dann unzufrieden das Gesicht verzog. Der Kleine hasste es, wenn er nicht in den Armen von Irgendwem lag und bei Harry brauchte es nie mehr, als einen der herzerweichenden Blicke, bevor der nachgab und Remiel von seinem Körbchen befreite und ihn dann herumtrug. Das tat der Grünäugige nur zu gern und Severus sagte dazu nichts weiter. Er strich seinem Sohn, nun wo er in Harrys Armen lag, sanft über die Wange, hielt ihm den Finger hin, nach dem der Kleine sofort schnappte, um ihn sich in den Mund zu stecken und daran zu saugen. Mehrere Momente lang, bevor er zu greinen begann. Tja, es kam eben nicht überall auch Milch raus. Harry lächelte nur, öffnete seine Weste und sein Hemd und ließ den Kleinen trinken. Remiel tat auch genau das und als er satt war, strahlte er wieder, saß wie ein kleiner König auf den Beinen seines Daddys und kicherte zufrieden. Der Junge hatte vor kurzem bereits zu krabbeln begonnen und war erstaunlich flink für sein Alter, einmal hatte er Neo und Raban eine Stunde beschäftigt, bevor sie es geschafft hatten, das gemeingefährliche Baby wieder einzufangen. Es war wirklich ein Anblick für die Götter gewesen. Mit einer Hand hielt Harry sein Kind, dass seine Geburtsgröße längst ausgeglichen hatte und für sein Alter vollkommen normal entwickelt war, dann wandte er sich zu Severus um, er erkannte Missbilligung und Belustigung in dessen Augen. Der Jüngere wusste, das Severus sich Sorgen machte, dass er das Kind zu sehr verwöhnte und gleichzeitig tat er doch selbst nichts anderes. Außerdem achtete Harry auch darauf, es nicht zu weit zu treiben. Er hatte Thea gefragt und sie hatte ihm mehrfach versichert, dass körperliche Nähe Remiel nur fördern konnte, solang er eben nicht immer alles auf der Stelle bekam. Wobei sie damit seine Spielsachen meinte. Davon hatte er jetzt schon für ein Kind, dass kein Jahr alt war, entschieden zu viel, aber es waren auch viele Geschenke anderer Leute gewesen, Mitglieder des Rates, Vertreter der verschiedenen Elfenrassen und so weiter. Harry hatte rigoros ausgemistet. In dem kleinen Kinderzimmer waren nur ein paar Beißringe, Rasseln, ein kleines Farben und Formenspiel und Bauklötze. Auch einen Schnuller bekam Remiel nicht. Harry hatte nicht vor, zuzulassen, dass dessen Zähne mal genauso schlecht sein würden, wie die von seinem Cousin. Denn Dudley hatte schon, bevor er die Milchzähne verloren hatte, mehrere Füllungen gehabt. „Er wird mal groß und stark sein, “ lächelte Harry, strich dem Kleinen über die Haare, woraufhin dessen kleine Hand nach oben schnellte, um die Andere abzufangen. Severus küsste seinen Geliebten. „Ich weiß, “ gab er nur zurück. „Das wird er, daran habe ich keine Zweifel.“ Denn auch er hatte mehrfach mit Thea geredet und die hatte ihm gesagt, dass Remiel ein Beispiel an Gesundheit war und er normal wachsen würde. Sie hatte ihm sogar eine Vermutung bestätigt, nämlich, dass sein Sohn für sein Alter erstaunliche Reflexe zu haben schien. Harry lächelte, blickte auf seinen kleinen Sohn. Offensichtlich hatte er doch irgendwas richtig gemacht. Den Rest des Nachmittags beobachteten sie den Kleinen dabei, wie er durch das Gras krabbelte und seine Umwelt erforschte, wie ein kleiner Entdecker. Es war soweit. Der Tag, den Harry so fürchtete, war gekommen, unabänderlich. Es war noch früher Morgen, gerade fünf Uhr und doch würden sie gleich aufbrechen. Er trug bereits die neue Rüstung, die Severus extra für ihn hatte anfertigen lassen. Er spürte, dass in dem Metall unzählige Schutzzauber eingewebt waren, mehr, als in der Rüstung seines Geliebten. Über der engen Hose aus Drachenleder trug er Beinschienen und die weiten Ärmel des Hemdes wurden von Armschienen gerafft. Ein weiter Umhang fiel fast bis zum Boden, er war in leuchtendem Rot, der einzige Unterschied zu dem der Truppen war die aufgestickte Flamme, das Wappen, das auch auf Severus’ Umhang prangte. Um seine schlanke Taille zog sich ein Waffengurt, der zum Glück leichter war, als er aussah, an ihm hing ein neues Schwert, für ihn angefertigt, wie die gesamte Rüstung. Über seiner Schulter hingen Bogen und ein Köcher Pfeile, die zu ihrem Herrn zurückkommen würden. Das Einzige, was nicht ins Bild passen wollte, war der kleine, knatschige Junge auf seinem Arm, den Harry immer noch festhielt. Vielleicht das letzte Mal, auf jeden Fall für mindestens zehn Tage. Für ihn der persönliche Alptraum. Ihm war zum Heulen zumute, doch er ließ es sich nicht anmerken. Na ja, er spürte, dass sein Geliebter bescheid wusste, schon, weil dessen Hand sich auf seine Schulter legte. „Harry, du weißt, dass...“ „Das Thema hatten wir, “ gab der Grünäugige nur leise zurück. „Mein Platz ist an erster Stelle an deiner Seite, gerade jetzt...“ Er küsste seinen Sohn sanft, gab ihn dann Serena, die ihn anlächelte und Remiel fest in die Arme schloss, was den aber weniger zu begeistern schien, der kleine Junge versuchte, sich den Armen seiner Tante zu entwinden, streckte seine Arme nach seinem Daddy aus, der aber strich ihm nur über die Haare. „Pass gut auf ihn auf, Rena, “ bat er leise. „Und vergiss nicht, dass er keine Bananen mag, am liebsten....“ „Ich weiß, “ lächelte Serena, der das alles schon am Tag zuvor erklärt worden war – mehrfach, nebenbei bemerkt. Sie fragte sich nur, warum. Sie wurde das Gefühl nicht los, dass Harry etwas verschwieg, sie wusste nicht, warum, sie konnte den Finger nicht darauf legen und doch merkte sie es. „Ich werde auf Remiel achten, das weißt du, “ fügte sie an, küsste erst Harry, dann Severus auf die Stirn. „Und jetzt geht, das Heer wartet schon auf euch.“ Harry nickte, sah dann zu Severus, der seine Hand nahm, ihre Finger miteinander verwebte und voran schritt. Er lief ruhig, wie immer, gab dem Jüngeren so noch mal die Gelegenheit, sich umzuwenden, was der aber nicht tat, obwohl das Weinen hinter ihnen konstant lauter zu werden schien. Vermutlich wäre Harry sonst zurückgerannt. Und Severus konnte nicht sagen, dass ihm das Leid getan hätte. Im Gegenteil. Auch, wenn er selbstsüchtig genug war, zu sagen, dass er den Grünäugigen bei sich haben wollte, er wusste auch, dass es vielleicht nicht das Schlechteste gewesen wäre, Harry hier zu lassen. Es reichte, wenn er sich in Gefahr begab. Aber er hatte es erst in der letzten Nacht gesehen. Diesen unnachgiebigen, harten Blick, der ihm gezeigt hatte, dass sein Gefährte seine Entscheidung schon lange getroffen hatte. Heimlich wischte Harry sich eine Träne aus dem Gesicht, als das schreckliche Weinen endlich nicht mehr zu hören war. Es tat ihm von Herzen weh und ja, er wäre am liebsten zurück gerannt, aber er wusste, das konnte er nicht, nicht dieses Mal. Gerade, als er das dachte, traten sie auf den großen Vorhof. Er stand voller Soldaten in verschiedenen Aufstellungen. Ganz hinten standen, wie Harry wusste, die vierhundert Drachen, ihre Hälse sahen locker über die Kavallerie und die Infanterie sowie über die Versorgungswagen. Als die Anderen sie sahen, nahmen alle Haltung an, präsentierten ihre Waffen. Zu Allem entschlossene Gesichter blickten ihnen entgegen. Sie wussten, um was es ging, sie alle waren des Krieges überdrüssig und entschlossen, ihn endlich zu beenden. Automatisch fasste Harry sich an den kleinen Beutel an seinem Gürtel, aus dem Drens Kopf lugte, während er mit Sev zu den beiden Pferden trat, die ein Stallknecht für sie auf den Platz führte. Sternenfeuer und Nachtwind. Nur ungern ließ Harry die Hand des Älteren los, dann schwang er sich auf den Rücken seiner Stute, die, wie alle Pferde eine Rüstung trug und einen anderen Sattel als sonst, an den er auch den Bogen hängen konnte. Er sah zu Severus, der seine Hand hob, um Tore zu öffnen. Sie würden sie einen halben Tagesritt vor der Grenze absetzen, da, wo sie ihr Lager aufschlagen würden. An dem Punkt, wo die Armee einfallen wollte. Severus beobachtete, wie die Truppen ohne zu zögern durch die Tore schritten, wo bereits einige Leute aus einer der Versorgungseinheiten die Zelte aufgeschlagen hatten, während einige der Zauberer Schutzwälle aus Magie gewebt hatten. Erst, als auch die Drachen verschwunden waren, nickte er Harry zu und ritt mit ihm durch das Tor, was ihn daran erinnerte, dass er es tatsächlich bis jetzt versäumt hatte, dem Anderen zu zeigen, wie man diese Tore rief. Nur Mitglieder der königlichen Familie waren dazu in der Lage und Harry gehörte ja nun eindeutig dazu. Es war eine Waffe, die es ermöglichte, zu flüchten... Am anderen Ende wartete bereits die Armee, sie war bereits dazu übergegangen, das Lager einzurichten, einzelne Stoßtrupps, Waldläufer, zwei Drachen, einige Reiter, waren bereits losgezogen, um die Gegner auszuspähen und ihr Lager auszumachen. Sie wollten den Anderen den Überraschungsmoment nehmen, den sie noch dachten, zu haben. „Hier ist unser Zelt,“ wies Severus seinen Gefährten hin, er hob den Jüngeren vom Sattel, deutete dann auf das scheinbar sehr kleine Zelt, durch das man kaum schreiten konnte, es hob sich nur dadurch hervor, dass es nicht ganz erdfarben war, sondern silberne Flammen seinen Eingang zierten. Harry nickte, trat durch den Eingang und sah sich um. Vermutlich hätte er nach der Quiddich Weltmeisterschaft nicht mehr überrascht sein sollen, aber das, was er im Inneren vorfand, überwältigte ihn trotzdem. Purer Luxus. Etwas anderes fiel ihm dazu nicht ein. Weiche Teppiche, mehrere Zimmer, ein luxuriöser Diwan, zwei Kleiderpuppen für die Rüstungen. „Was...?!“ Severus lächelte etwas. „Alle Zelte sind gut ausgestattet. Nur eine ausgeruhte Truppe wird auch gut kämpfen, “ fügte er an. „Ich halte nichts davon, an den falschen Enden zu sparen, das ist alles.“ Er zog den Jüngeren an sich, küsste ihn kurz, strich ihm durch die streng zurückgebundenen Haare. Ihm war auch aufgefallen, wie Harry alles Weiche und Bequeme liebte, er sammelte die Kissen und Decken regelrecht, weil er sie früher nie gehabt hatte. Daher hatte er sein Zelt aufstocken lassen, denn ursprünglich war es wesentlich unbequemer gewesen. Na ja, für ihn hatte es immer gereicht, aber das war ihm nun nicht mehr genug. Er wollte, dass Harry sich hier einigermaßen wohl fühlen und sich entspannen konnte. Das war wichtig, gerade nach einer Schlacht. Dafür hatte er die alten Holzstühle und den Tisch verbannt. Stattdessen stand hier nun ein breiter Diwan und auf dem Boden lagen mehrere Sitzkissen. Auf einem kleinen Tischchen stand eine Karaffe mit zwei Kelchen. Ja, der Mann, der sich um sein Zelt gekümmert hatte, hatte gute Arbeit geleistet. Harry lächelte etwas. „Ja, es ist... ich hätte nicht erwartet, dass es so bequem sein kann.“ Der Tränkemeister nickte nur. „Wenn wir schon von Zuhause weg sind, “ meinte er ruhig. „Können wir es uns auch einigermaßen bequem machen.“ Er warf seinen Umhang etwas beiseite, legte dann einen Teil der Waffen ab. „Gehen wir, die ersten Späher werden gleich zurück sein, dann können wir zusehen, dass wir den Plan endgültig fertig bekommen.“ Harry nickte nur und folgte dem Älteren, ließ aber Pfeil und Bogen zurück. Sie mussten tatsächlich nicht zu lange warten, bevor die Anderen kamen, auf Stellen an der dreidimensionalen Landschaftskarte zeigten und Dinge erklärten. Der Grünäugige wusste, er sollte aufpassen, aber er brachte es nicht über sich. Er bekam mit, dass sich kaum etwas geändert zu haben schien, also schaltete er ab, er war in Gedanken bei Remiel, Er wusste ja, wie schwer es dem Kleinen fiel, ohne ihn einzuschlafen... Die Besprechung zog sich bis tief in die Nacht hinein, wie Severus feststellte, er hatte schon vor zwei Stunden gemerkt, dass Harry abgeschaltet zu haben schien, auch wenn es den Anderen entgangen war. Es war nicht schwer zu erraten, woran sein Gefährte dachte, er strich ihm immer wieder über die Hand und auch er war froh, als sie dann endlich die Versammlung schließen konnten, kurz vor Mitternacht. Und die nächsten Tage versprachen, nicht viel kürzer zu werden. Ja, nun würde der ‚Spaß’ erst mal losgehen... Harry erwachte aus purer Gewohnheit etwa um fünf Uhr morgens, dann, wenn Remiel das Weinen begann. Heute aber war es totenstill. Nein, nicht totenstill, aber sein vertrautes, jammerndes Betteln, das fehlte. Automatisch biss Harry sich auf die Lippen. Sein kleiner Sohn war ja auch nicht hier, er war im Schloss. In Sicherheit. Der Grünäugige wusste, nun würde es bald losgehen. Er spürte den Arm seines Gefährten, der um seiner Taille lag, ihn hielt. Ein beruhigendes, angenehmes Gewicht, das ihm, trotz der Situation ein irrwitziges Gefühl von Sicherheit zu geben schien. Langsam, um den Älteren nicht zu wecken, wandte er sich so um, dass er in Severus’ Gesicht sehen konnte. Noch immer war es für ihn ein kleines Wunder, wie sehr der Mann sich von dem unterschied, den er aus Hogwarts kannte. Er wirkte viel jünger, das Gesicht klarer geschnitten. Mit den Fingerkuppen strich er über die leicht nach oben gebogene, stark ausgeprägte Nase, die seinen Zügen immer diesen entschlossenen Ausdruck verliehen hatte. Severus runzelte kurz die Stirn, schlief aber dann weiter, so, dass Harry seine Finger weiter gleiten ließ, die Lippen entlang, den Hals herab bis hin zur nackten Brust. Sie hatten sich abends einfach nur bis zu den Boxern ausgezogen und dann hingelegt, da die Besprechungen so lange gedauert hatten und zu Hause machten sie es ja auch nicht anders. Sanft strich Harry über eine der Brustwarzen, die sich ihm nach kurzer Zeit entgegen streckten. Auch sein Gefährte seufzte hörbar wohlig auf. Das brachte den Jüngeren dazu, leise zu giggeln, denn es war auch eindeutig zu sehen, dass Severus eigentlich noch tief und fest schlief. Und auf ein Mal wusste Harry, wie er sich von Remiels Abwesenheit ablenken konnte. Er fuhr über die andere Brustwarze, reizte auch diese, bis sie hart war, küsste und biss den Anderen sanft. Nun erst fiel Harry noch etwas auf – sie hatten seit seiner Entführung nicht mehr miteinander geschlafen. Erst, weil sie Angst haben mussten, dann das Kind zu verlieren, dann, weil Remiel ihre gesamte Kraft und Aufmerksamkeit gefordert hatte und Harry sich geweigert hatte, sich von irgendwem helfen zu lassen und dann wegen den Kriegsvorbereitungen. Es wurde Zeit, das nachzuholen, beschloss der Grünäugige entschlossen. Vorsichtig richtete er sich auf, ohne aufzuhören, den Älteren zu küssen und über dessen Haut zu streichen, was der sichtlich genoss. Der Ältere streckte sich ihm immer weiter entgegen und auch dessen Glied begann, steif zu werden. Zwar fehlten Harry die Hände des Anderen etwas, aber er fand es auch toll, mal der Verantwortliche zu sein, derjenige, der den Älteren verwöhnte. Ohne, dass er etwas machen musste, legte Severus sich dann von der Seite auf den Rücken, so, dass er noch entschieden besseren Zugang erhielt. Vorsichtig setzte Harry sich auf die Beine des Älteren, küsste sich einen Pfad von dessen Bauchnabel nach unten. Kurz zögerte er, doch dann nickte er entschlossen und beschwor mit einem stablosen Zauber eine kleine Dose mit Severus’ Handcreme herauf, öffnete sie und stellte sie neben sich. Dann tauchte er einen Finger hinein, strich sich selbst über den Hintern und versenkte ihn dann in sich, während er sich vorbeugte, um das Glied vor sich, das sich nun interessiert aufgerichtet hatte, abzulecken. Allein das wohlige Schaudern des Älteren, der zu Harrys Überraschung tatsächlich immer noch schlief, sagte ihm, dass er etwas richtig machte. Begeistert leckte er über dessen Glied, ärgerte ihn etwas. Mit einer Hand hielt er Severus’ Hüfte fest, mit der Anderen weitete er sich selbst. Er merkte, wie er reagierte, wie sehr er den Älteren wieder in sich spüren wollte. Nein, entschloss er sich, länger mochte er nicht warten. Ohne einen weiteren Moment zu zögern, ließ er das Glied des Älteren wieder aus seinem Mund gleiten, positionierte sich und ließ sich langsam auf dessen bestes Stück sinken. Er spürte, wie dessen Eichel in ihn glitt, wie er endlich wieder gefüllt wurde. Severus stöhnte, als er aufwachte. Merlin, hatte er sich denn gar nicht mehr im Griff? Er fühlte sich, aufgrund seines wohl extrem feuchten Traumes, einfach nur schuldig. Duschen. Eiskalt, befahl ein Teil seines Gehirns, das Andere dagegen bestand darauf, seinen Gefährten zu packen und die Sache auf andere Weise zu beenden. Er öffnete die Augen – und stockte. Kein Traum! Das war kein Traum gewesen! Er spürte diese unglaubliche Enge um sein Glied, dass Gewicht das Jüngeren auf seiner Hüfte, die Hitze in seinen Lenden. Automatisch legte er seine Hand auf die Hüften des Grünäugigen, der ihn mit verschleiertem Blick lustvoll beobachtete und sich quälend langsam auf und ab bewegte. Trotz seiner Erregung musste Harry grinsen, als er das Gesicht des Älteren beim aufwachen sah. Er hatte wirklich gedacht, den Anderen wecken zu müssen. Er beugte sich zu ihm, sah ihn kurz an, küsste ihn dann heiß und genoss es, als Severus endlich reagierte. Die Hände des Älteren legten sich auf seine Hüften, begannen, ihn zu leiten und ihn dazu zu bewegen, schneller zu machen, bis Severus ihn auf ein Mal packte und sie abrupt herum rollten. Der Ältere mochte nicht mehr, Harry wollte ihn absichtlich quälen und das am frühen Morgen! Von wegen! Da hatte er aber auch noch ein Wort mitzureden! Kaum lagen sie so, dass er wieder die Kontrolle hatte, begann er, schneller zu stoßen, stöhnte genüsslich auf und lauschte den herrlichen Geräuschen des Jüngeren. Alles begann, vor Harrys Augen zu verschwimmen, als der Ältere immer tiefer in ihn stieß, wie von selbst klammerten seine Beine sich um dessen Taille, er kam den Stößen nur zu willig entgegen Und kurz darauf kam er auch schon, mit einem tiefen Stöhnen und dem Namen des Anderen auf den Lippen. Auch Severus hatte an diesem Morgen absolut keine Beherrschung, wie er feststellen musste, aber die hatte er ohnehin selten, wenn Harry involviert war, er stöhnte, als die so schon engen Wände um sein Glied ihn noch weiter einengten, stieß noch zwei mal in diese Hitze, bevor er selbst kam. Irgendwie schaffte er es noch, sich zurückzuziehen, bevor er, halb über seinem Geliebten, in sich zusammen sackte. Severus brauchte eine Weile, bis er wieder klar denken konnte, sah auf und rollte sich vorsichtig ganz von dem Jüngeren herunter, der einen Laut von sich gab, der doch verdächtig nach Protest klang. Severus lachte nur leise, richtete sich etwas auf und küsste den Jüngeren. „Guten Morgen, “ hauchte er sanft gegen dessen Lippen. „Nicht, dass es mir nicht gefallen hätte, aber wie kam ich zu Ehre?“ „Sexentzug...,“ nuschelte Harry nur und kuschelte sich wieder an den Anderen. Er war nicht mehr wirklich müde, aber er wollte sich auch noch nicht der Realität stellen. Nicht, wo es hier gerade so schön war. Wenigstens noch für ein paar Augenblicke. Der Ältere lachte nur leise, aber es stimmte, sie hatten in den letzten Wochen nicht einen Augenblick für sich gehabt. Er strich über Harrys Bauch, der keine Spuren mehr von der Entbindung oder Schwangerschaft zeigte, fuhr dessen Zeichnung nach. Eine Weile blieb er tatsächlich noch mit dem Grünäugigen in den Armen liegen, er wusste, wie wichtig kuscheln für seinen Geliebten war, doch dann richtete er sich etwas auf. „Komm, gehen wir baden, dann müssen wir raus...“ Ja, und schon war sie da, die unwillkommene Realität. Mit voller Wucht und ohne Rücksicht auf die Gefühle von irgendwem. Unwillig richtete auch Harry sich auf, nickte aber dann. „Kommen heute die ersten Angriffe?“ „Das ist zu erwarten, spätestens heute Nachmittag müssen die Anderen unser Lager entdecken, so dumm können nicht mal sie sein und sie wissen, sie können nur über diesen Pass ins Reich, da meinem Onkel die Fähigkeit genommen wurde, Tore zu öffnen.“ „Aber... wie konnte er dann verschwinden?!“ Als Harry entführt worden war, er erinnerte sich, der Andere hatte sich praktisch in Luft aufgelöst. „Aparation...“ „Oh...“ Severus küsste den Jüngeren nur. „Komm, gehen wir, “ schlug er leise vor. Dann helfe ich dir wieder in die Rüstung.“ Serena blickte aus dem Fenster, sah dann wieder auf den Brief in ihrer Hand. Sie war schockiert, um es milde auszudrücken und das Schlimmste war, dass sie festsaß, sie hatte ein absolutes Verbot von ihrem Bruder, Tore zu rufen oder zu öffnen, bevor diese Schlacht nicht um sein würde, sie konnte ihn nicht warnen. Harry und sie hatten in den letzten Wochen einige Zeit zusammen verbracht, sie hatte den Jungen noch lieber gewonnen, von ihrem Neffen gar nicht erst zu reden. Der lag gerade in seiner Wiege. Er hatte sich in den Schlaf geweint und die gesamte Zeit nach seinem ‚Da’ gerufen. Und nach ‚Pa’. Es war schwer gewesen, ihn überhaupt dazu zu bewegen, etwas auszuruhen, die letzten Nächte waren die Hölle gewesen und nun das hier. Harry hatte mal wieder den Vogel abgeschossen mit seiner Unvernunft und seiner Unfähigkeit, sich Anderen, inklusive Severus, anzuvertrauen. Die nahezu lächerliche Vorstellung, für alles verantwortlich zu sein. Den Beweis dafür hielt sie gerade in der Hand und versuchte, schlau aus diesem Jungen zu werden. Sie wusste von seinen Misshandlungen, zumindest einen Teil davon, aber selbst das reichte ihr eigentlich nicht als Erklärung! Dieser dumme Junge hatte wirklich ernsthaft vor, sich zu opfern, um diese Schlacht zu beenden, wenn er keine andere Möglichkeit mehr sehen würde! Und zwar, indem er seine gesamte Magie einsetzen würde! War er wahnsinnig geworden? Wusste er nicht, was dann geschehen würde?! Oh, wenn sie den Jungen in die Finger bekommen würde! Oder noch besser! Sie würde es einfach bei Gelegenheit Severus erzählen! Der würde seinem Gefährten den Kopf dann hoffentlich ordentlich waschen! Harry war wirklich wahnsinnig! Sich selbst opfern! Wegen Theodore und seiner idiotischen Mannen! Als wäre ihre Armee nicht groß und gut ausgebildet genug, um die Sache auch so in den Griff zu bekommen! Sie sah erneut zu dem kleinen Jungen, der mehr oder weniger friedlich schlief. Harry wusste wirklich nicht, was Familie bedeutete, noch nicht einmal jetzt. In dem Brief schrieb er, wie sehr er Severus und Remiel liebte und dass er tun würde was erforderlich sei, damit die Beiden ein schönes Leben leben konnten, aber er dachte nicht eine Sekunde daran dass Beide unglücklich sein würden, würde es beinhalten, dass er sterben würde. Harry hatte absolut keine Ahnung, was es für einen Elf bedeutete, wenn der Gefährte starb, besonders dann nicht, wenn die Verbindung zueinander so tief war, wie zwischen dem grünäugigen Sturkopf und ihrem Bruder. Der Jüngere verstand nicht, dass Severus das nicht überleben würde, nicht auf lange Sicht. Bevor sie gebunden gewesen waren, wäre es eine Sache gewesen, dann hätte er seinen Verstand verloren und hätte schlimmer gewütet, als Theodore, aber er hätte leben können, würde Harry jetzt sterben, würde auch Severus’ Leben extrem verkürzt werden, wenn er nicht im selben Moment umkippen würde, da er wusste, dass er sich um Remiel keine Sorgen würde machen müssen, da sie sich immer um den kleinen Jungen kümmern würde. Langsam legte sie den Brief in eines der Bücher, die kaum überhaupt je zur Kenntnis genommen wurden. Sie wollte nicht, dass jemand ihn fand und las. Nein, lieber nicht. Das hier wollte sie niemandem zeigen. Nur Harry, um ihn anschließend zu versohlen, bis er wieder klar denken konnte. Und ganz sicher nicht Severus. Wer wusste, wie ihr Bruder dann überreagieren würde, wo der sich ohnehin so viele Vorwürfe darum machte, dass er all die Dinge die vorgingen, nicht eher gemerkt hatte, weil er sich, getrieben durch das, was mit dem Vater des Jungen los gewesen war, hatte blenden lassen. Das hier würde Severus den Rest geben. Wie hatte Harry nur auf so etwas kommen können? Sein Leben zu opfern, nur damit andere es leichter haben würden! Ja, sie wusste von diesem ersten Krieg, Severus hatte ihr erklärt, wie man es dem Jüngeren eingeredet hatte. Aber falsch fand er es trotzdem! Kein Mensch hatte das Recht, einem Kind all diese Dinge einzureden! Sie wusste, Harry hielt sich wohl immer noch für eine Waffe, nun vielleicht noch mehr, als vorher, wo er erfahren hatte, was für Kräfte er in sich barg. Dabei hatte Severus sogar versucht, ihn ganz von diesem Krieg abzuschirmen... Sanft strich sie dem kleinen Jungen über die Wange. „Ich werde mich schon um deinen Daddy kümmern, “ murmelte er schließlich. Kapitel 23: Die Schlacht ------------------------ „Vorsicht! Hinter dir!“ Sofort zuckte Severus herum, ohne die plötzlich aufgetauchte Stimme in Frage zu stellen, rammte sein Schwert dem Angreifer in die Gurgel, drehte es und trennte den Kopf so sauber vom Körper. Nur den Bruchteil einer Sekunde später spürte er seinen Gefährten an seinem Rücken. „Was tust du hier?“, fragte der Ältere aufgebracht, während er mit einer grausam schnellen Bewegung die nächsten beiden Angreifer köpfte und auch vor Harry fielen einige Leute einfach hin, gefesselt mit um sie herum gewundenen Pflanzen. „Wo ist Dren?!“ „Über uns, ich hab nur den Mann hinter dir gesehen, “ keuchte Harry, er war erschöpft, er war müde, er hatte den Tod um sich herum und das Schlachtfeld gehörig satt. Sie waren schon neun Tage hier und es schien einfach kein Ende in Sicht. Immer mehr Gegner strömten auf das blutgetränkte Schlachtfeld. Von Gras war keine Spur mehr zu sehen, die ehemalige Weide war vollkommen zertrampelt und aufgeweicht von Blut und Regen. Aber das Schlimmste waren die Geräusche. Das Schreien derer, die tot umkippten, die gurgelnden Geräusche tödlich verwundeter Krieger auf beiden Seiten, das aufschreien der Kameraden, die die Anderen fallen sahen und nichts tun konnten, um ihnen zu helfen. Harry wusste nicht, wie lange sie da so kämpften, er funktionierte im Moment wie ein Autopilot, schoss mit mehr oder weniger harmlosen Sprüchen um sich und versuchte, Severus’ Rücken so zu decken, wie der Ältere ihn schützte. Der Schreck, den Angreifer auf seinen ahnungslosen Gefährten zustürmen zu sehen, saß immer noch tief, denn sowohl Theon als auch Raban waren damit beschäftigt, ihr eigenes Leben zu retten, man hatte sie erfolgreich vom König separiert und in mehr als einem Gesicht erkannte Harry den Frust der Angreifer, die feststellen mussten, dass der Andere nun wieder voll gedeckt wurde und das sie es nicht mal zu packen schienen, gegen so eine halbe Portion wie ihn anzukommen. Dann erklang es, das laute, aufdringliche Hornsignal, dass die Truppen Theodores zurückpfiff. Keine neuen Gegner, die auf sie zustürmten, wie eine Biene auf offenen Honig. Nur die, die sie gerade angriffen und mit denen Sev gerade ein gewaltiges Blutbad anzurichten schien, zumindest mit denen, die Harry nicht auf irgendeine Weise handgerecht verpackte und verschnürte. Dann, endlich, hatte es aufgehört. Keine neuen Angreifer. Sie standen da fast allein auf dem Platz mitten auf dem Hügel. Automatisch ließ Harry seine Hände sacken, er hörte wie aus weiter Entfernung, dass sein Schwert auf dem Boden aufschlug, während er seinen Zauberstab irgendwie noch in seinen Ärmel verschwinden ließ. „Herr! Ist... ist Alles in Ordnung? Es tut uns leid, wir sind abgedrängt worden!“ Severus blickte auf seinen Gefährten, dessen Schwert auf dem Boden in einer Blutlache aufgeschlagen war, direkt neben einer Hand, die er vermutlich irgendwem abgeschlagen hatte. Sanft nahm er die Hand des Jüngeren, antwortete Theon und Raban, ohne sich zu ihnen zu wenden. „Ich lebe.“ Dann beugte er sich herab und hob die Waffe seines Geliebten auf, warf sie Theon zu. „Reinige sie und gib sie ihm morgen früh wieder.“ Dann deutete er auf Raban. „Such Neo und Zeon und sag ihnen, dass es Harry gut geht. Wir sehen uns morgen früh wieder.“ Erst dann führte er Harry weg von dem Schlachtfeld und dem durchdringlichen Geruch nach geronnenem Blut. Kaum war die Plane ihres Zeltes allerdings hinter ihnen wieder zu gefallen, zog er den Jüngeren an sich, umarmte ihn fest. „Tu so was Gefährliches bei Merlins verfluchtem Bart nie, nie wieder! Du bist Drachenreiter! Bitte, Harry!“ Der Jüngere seufzte leise, rückte nach einem kurzen Moment von seinem Gefährten ab und begann hastig, die Rüstung von diesem zu lösen. „Raban und Theon waren von dir getrennt und sonst war niemand in der Nähe, “ erinnerte er den Anderen sanft. „Und ich war die gesamte Zeit über wirklich vorsichtig. Ich würde mich nicht einfach so in eine Gefahr schmeißen, die ich nicht kontrollieren kann. Ich wollte doch nicht, dass er dich erwischt...“ „Ich weiß, “ gab Severus leise zurück, während auch er die Schnallen bei dem Anderen öffnete. „Ich weiß das sehr wohl, aber ich habe mich schrecklich erschrocken, als du auf ein Mal da gestanden bist...“ Er schloss den Jüngeren, der nun von seiner Rüstung befreit war, wieder fest in die Arme, küsste ihn kurz auf die immer noch verschwitzte Stirn und wischte mit seinem Daumen einen Blutspritzer beiseite, der aber definitiv nicht aus einer Wunde am Körper des Jüngeren zu stammen schien. Er war einfach nur froh, Harry wieder halten zu können und er spürte, wie der Jüngere sich nach kurzer Zeit gegen ihn fallen ließ. Harry nickte nur an der Brust des Anderen, lauschte dessen Herzschlag und versuchte, den Schreck zu verarbeiten, der ihm immer noch in allen Gliedern steckte, seit er gesehen hatte, wie man erst Raban und zu guten Schluss auch noch Theon vom Älteren weggetrieben hatte. Er wusste, so konnte es nicht weiter gehen. Die Kämpfe zogen sich schon über mehrere Tage hin und noch immer schien eine Lösung in weiter Ferne, ein Zeichen, dass sie es geschafft hatten. „Komm, “ schlug Severus nach einigen Minuten, die sie einfach nur so da gestanden hatten, vor. „Gehen wir baden. Ich will das ganze Blut loswerden und das solltest du auch tun.“ Er löste die Umarmung ein wenig, zog seinen Gefährten mit sich ins Bad, wo die Wanne bereits mit heißem Wasser gefüllt war, das mit einem Zauber belegt worden war, damit sie nicht auskühlte. Sanft half er Harry, der sichtlich müde zu sein schien aus seiner Kleidung, bevor er sich von seinen eigenen Sachen befreite und hinter dem Jüngeren in die Wanne stieg, Harry kuschelte sich sofort wieder gegen ihn, die grünen Augen halb geschlossen. „Bist du sehr erschöpft?“ „Es... es geht, “ gab Harry nur zurück, er lauschte den Herzschlägen des Älteren, während wesentlich düsterere Gedanken ihn beherrschten. Es war nicht nur die Müdigkeit, die ihn so mitnahm, es war der Entschluss, den er noch am Tag vor ihrem Aufbruch ins Lager gefasst hatte. Er hatte eine unbeobachtete Minute genutzt, um Serena einen kleinen Brief zu schreiben, den sie vermutlich inzwischen gefunden haben dürfte. Es war kein schöner Inhalt aber für ihn der Einzige, der noch Sinn machte. Er musste tun, was er darin angekündigt hatte, auch, um Sev weiteres Leid zu ersparen. Er wusste, wie sehr es den Älteren jedes Mal mitnahm, wenn die Kommandanten der einzelnen Einheiten dem König die Verlustmeldungen des vergangenen Tages gaben. So konnte und durfte es nicht weiter gehen. Dieses Mal nicht. Dumbledore hatte einmal von ihm verlangt, dass er sein Leben opferte, um Andere zu retten. Er hatte es nicht getan, weil er es nicht eingesehen hatte, dass er als Instrument für einen dummen Machtkampf missbraucht werden sollte. Hier war niemand auch nur auf die Idee gekommen, ihn so etwas zu fragen, doch er wusste, er würde es tun, weil er hier etwas gefunden hatte, von dem er nie gedacht hatte, es je erhalten zu dürfen. Vielleicht würde er es verlieren, nein, nicht vielleicht, es würde geschehen, dessen war er sich sicher, irgendwann im Laufe des nächsten Tages, aber er würde es tun, weil er es für richtig hielt, weil er mit seinem magischen Kern verhindern konnte, dass noch mehr Elfen getötet wurden. Heute erst hatte er aus der Luft zu seinem Entsetzen Jemanden erkannt. Jemanden, von dem Remus ihm immer verbittert erzählt hatte – Fenrir Greyback. Den Mann, wegen dem sein Ersatzpate jeden Monat seit seiner Kindheit so gelitten hatte und er war sich sicher, Greyback war nicht der einzige Werwolf da unten. Übermorgen war Vollmond. Nein, das würde er nicht zulassen. Niemals. Die vielen Opfer, die es dann geben würde... Und wer wusste, was für andere Kreaturen der Andere noch so unter sich zusammengeschart hatte? Ja, Harry begann zu begreifen, warum Severus’ Onkel so siegessicher gewesen war und es gefiel ihm absolut gar nicht. Aber er konnte ja tun, was er gelesen hatte, im Buch hatte gestanden, dass nur der Wille dazu da sein musste und den würde er haben. Für Sev, für seinen kleinen, süßen Sohn. Er würde seinen gesamten, magischen Kern sammeln und gegen deren Lager schleudern. Niemand würde das überleben. Niemand, der Sev feindlich gesinnt war. Er auch nicht. Denn ohne magischen Kern konnte er nicht überleben. Aber was machte das schon? Sein Gefährte würde sich sicher um ihren Sohn kümmern und Serena würde ihm über Harrys Tod sicher hinweghelfen. Wer wusste es schon – vielleicht gab das Schicksal Sev noch einen weiteren Gefährten. Einen, der zuverlässiger und stärker war, als er selbst, kein mentales, von Selbstzweifeln zerrütteltes Wrack. Auch, wenn Harry der Gedanke weh tat, dass der Ältere eine andere Person in die Arme schließen, mit ihr schlafen würde, ihm war alles recht, wenn die, die er liebte, glücklich werden würden und Sev würde nicht zulassen, dass diese Person seinem Kind etwas antat. Severus beobachtete Harry, der kurz vor dem Einschlafen zu stehen schien, wusch ihn sanft, küsste ihn von Zeit zu zeit und genoss einfach nur das Gefühl, den Anderen nach einem so anstrengenden Tag im Arm halten zu können, auch, wenn in ihm ein nur zu bekanntes, übles Gefühl aufstieg. Eines, das er aus Hogwarts kannte, immer wenn er wusste, dass das goldene Trio etwas ausgeheckt hatte. Was natürlich in dieser Situation vollkommener Schwachsinn war. Harry hatte sich längst von diesen Zeiten distanziert. Er war erwachsener geworden und nahm die Dinge um sich herum ernst. Er unterschätzte Gefahrensituationen nicht. Immerhin kämpften sei schon tagelang und der Jüngere hatte nicht einen Kratzer an seinem Körper. Harry leitete die Dracheneinheit in der Luft und das war die einzige Einheit die noch nicht einen Gefallenen oder auch nur schwer verletzten nachzuweisen hatte. Der Tränkemeister liebte das Gefühl, wenn Harry begann, sich unter seinen Fingern vollkommen zu entspannen. Das ließ ihn, für einen kurzen Moment, alles vergessen. Er beobachtete, wie der Jüngere schließlich ganz auf ihm einschlief. Das passierte fast jeden Abend, seit sie kämpften. Und er tat dasselbe wie immer. Vorsichtig nahm er den Jüngeren auf die Arme, trug ihn aus der Wanne zu ihrem Lager, trocknete ihn dann mit einem Handtuch ab, bevor er sich um sich selbst kümmerte, schlüpfte dann zu Harry unter die Decken. Dieses Mal aber, als er sie beide zudeckte, flatterten die müden, grünen Augen ein weiteres Mal auf. „Schlaf, “ bat Severus nur sanft. „Morgen wird nicht weniger anstrengend werden, als es heute war. Ich bin da.“ Über all den trüben Gedanken war Harry doch tatsächlich eingeschlafen und erst, als die Unterlage sich etwas bewegte und die weiche Decke sich über ihn legte, schreckte er wieder etwas auf, nur um in die beruhigend dunklen Augen des Älteren zu blicken. Er lächelte kurz etwas, verkroch sich in die Arme seines Gefährten und schloss die Lider wieder. Er war so müde, aber heute tat er sich mit dem Einschlafen schwer. Vielleicht, weil er wusste, dass es ein entgültiger Abschied sein würde, einer, den er bewusst gewählt hatte. Bald würde er Niemanden mehr haben, der mit ihm kuscheln würde, nur weil ihm gerade danach war. Er merkte, wie eine Träne seine Wange entlang rann, die der Ältere aber zum Glück zu übersehen schien. Sie floss ungesehen in die Decke... „Bei dem alten Herrn, das werden ja immer mehr, “ stellte Zeon frustriert fest, als er morgens zu seinem jungen Schützling trat. „Ich war heute Morgen an ihrem Lager, es scheinen einfach nicht weniger von ihnen zu werden! Wo zum Henker hat dieser Bekloppte all diese Leute her? Und was bitte bringt er Riesen hier an? Wie hat er bitte die Veela überzeugt?! Ich versteh das nicht!?“ Harry blickte den Anderen kurz an, während er sein Schwert an den Gürtel band. „Ich habe keine Ahnung, “ gab er leise zurück. Es war wie bei Voldemort, er hatte schon damals nicht begriffen, wie man so Jemandem folgen konnte. „Ich denke... wir können es trotzdem heute beenden, “ rutschte es dem Jüngeren heraus. Wobei er um ein Haar ‚ich’ gesagt hätte. Nein, es durfte niemand wissen, wer konnte schon sagen, was sie tun würden, um ihn aufzuhalten. Er sah zu Dren, strich ihm sanft über die weiche Schnauze. „Also machen wir uns auf...“ Zeon nickte und trat etwas zurück. „Viel Erfolg, junger Herr, “ lächelte er, bevor er ernst wurde und zu Neo zurückkehrte. Sie kämpften beide mit Raban und Theon, da sie nicht in der Lage waren, auf Drachen zu reiten und Harry da oben von Anderen geschützt wurde. „Heute fertig werden? Der Junge ist goldig, “ murmelte er. „Davon können wir auch nur träumen. Wer weiß, wie lang sich der Terror hin ziehen wird...“ Raban war es, der die Augenbraue hob: „Ist das nur Einbildung oder hat der Junge irgendwas vor?“ „Wie kommst du auf die Idee?“, fragte Neo vorsichtig, blickte nach oben, sah, wie die Drachen über ihnen kreisten, allen voran Dren, unverkennbar mit seiner strahlend silbernen Rüstung. Der Angesprochene folgte dem Blick. „Der König hat mal erwähnt, dass Harry es liebt in Probleme zu geraten.“ „Das hat er uns ja auch schon oft genug bewiesen, aber er würde nie mitten in der Schlacht etwas Unüberlegtes tun, “ verteidigte Zeon seinen Schützling. „Außerdem wäre es nicht so, dass er absichtlich in Probleme gestolpert wäre. Ich meine – nicht mal ich habe das kommen sehen, “ fügte er an, strich über den Hinterkopf, an der Stelle, wo er niedergeschlagen worden war. „Ich habe gehört, er kann auch anders – sich mit dem Kopf voran unüberlegt in Gefahren werfen zum Beispiel, “ trug Theon bei, der seinen Herrn ja oft genug hatte fluchen hören, wenn er mal in den Schulferien hier gewesen war, für ein, zwei Stunden. „Der König musste sich mehr als ein Mal in Gefahr begeben, um ihn aufzuhalten.“ „Malt nicht den Teufel an die Wand, er hat bisher nichts Schlimmes getan...“ Severus beobachtete die vier, die sich leise unterhielten und auf ihn warteten. Ein Blick in den Himmel sagte ihm, dass die Drachen bereit waren. Er nickte leicht nach oben, stellte sich dann zu den Vieren. Er hatte etwas länger gebraucht, um fertig zu werden, da er noch mit einem seiner Generäle etwas besprochen hatte. Nun war es soweit, Theodore war, was das anging, pünktlich wie ein Uhrwerk. In etwa zehn Minuten würden die Hörner erklingen und erst wieder tief in der Nacht zu schweigen beginnen und der König wusste, der Andere hatte noch irgendein Ass in seinen Ärmeln, er war noch bei Weitem zu selbstsicher. „Egal, was ist, ich will, dass ihr ein Auge auf Harry habt, Theodore plant etwas.“ Die Anderen wechselten schnelle Blicke, nickten aber dann. „Wir werden ihn im Auge behalten, Herr, “ antwortete dann Raban. Die vier schlossen sich ihrem König an, der sich auf sein Pferd schwang und seinen Leuten zunickte. Als das Horn erklang, stürmten sie los, Alle. Der nächste Tag, bestehend aus Blutvergießen, Schreien, Kreischen, herumfliegenden Körperteilen und anderen unangenehmen Überraschungen hatte soeben begonnen. Auch Harry hörte das Horn, gab den Drachenreitern eilig einige Zeichen, sah, wie die Anderen an ihm vorbei schossen, wieder hinein in einen Tag voller Blut. Und wieder würden einige von denen, die nun ihre Heimat verteidigten, am Abend nicht mehr da sein. Dann würde ihr Blut hier die Erde aufweichen und immer weiter abtragen. Nein, entschied Harry. Heute nicht. Er sah aus der Ferne das gegnerische Lager, er erkannte die kleinen, wieselnden Punkte – Werwölfe, ohne Zweifel und viele von Ihnen. „Ich tue es, “ flüsterte der Grünäugige, nun noch fester entschlossen, als an den Tagen zuvor. Er blickte unter sich, ließ Dren aber noch etwas höher steigen. Er brauchte.. ah! Da! Das könnte gehen! Da war ein recht alter Baum, der noch seine Blätter hatte. „Dren, “ sprach Harry leise. „Ich gebe dich frei. Du kannst gehen, wenn du willst, oder zum Stall zurückkehren. Ich weiß, was ich vorhabe, wird sie alle schockieren, aber es ist die einzige Möglichkeit. Ich hab nur eine Bitte... ich hab dir doch heute Morgen einen Beutel an die Kralle gebunden... gibst du den bitte Sev? Da ist ein Brief drin...“ Dren hatte seinem Reiter den Kopf zugewandt, sah ihn an, halb traurig, halb verstehend, bevor er tatsächlich sogar nickte. „Danke, “ flüsterte Harry. Noch ein Mal überblickte er das Schlachtfeld von dem Drachenrücken aus, er sah die immer weiter auf Sevs Leute zustürmenden Truppen. So viele, so schrecklich viele! Was machte da schon sein Leben, wenn das Leiden der Anderen dann endlich ein Ende hatte?! Nach einem letzten Streicheln über Drens Schnauze sprang Harry von dessen Rücken, auf die Kralle, die der Drache so ausgestreckt hatte, dass er bequem einen der dickeren Äste erreichen konnte. Da befreite er sich erst mal von seinem Harnisch, dann von den Arm und Beinschienen, er legte die sicher sündhaft teuren Einzelteile ordentlich zusammen über einen Ast. Erst dann stellte er sich auf, sah, wie Bewegung in einen Teil der Truppe gekommen war. Sev? Nein! Der Andere durfte ihn nicht aufhalten! Entschlossen schloss Harry die Augen, er atmete tief durch, zwang sich zur Ruhe, fühlte nach seinem magischen Kern, bis er ihn endlich wieder gefunden hatte, tief in sich, eine leuchtend weiße, pulsierende Kugel. Ohne weiter zu zögern und ohne Zweifel begann er, die Macht aus sich heraus zu zwingen, doch mitten drin, gerade, als er sich von ihr lösen wollte, spürte er etwas. Etwas, womit er nicht gerechnet hätte, etwas, das ihn zutiefst erschreckte. Und er wusste, sein Plan war soeben in die Hose gegangen. Er hatte keine Chance, ihn zu beenden, nicht, ohne jemanden umzubringen, der nichts dafür konnte. Während Tränen seine Wangen her rannen, ließ er zu, dass seine Magie sich wieder in ihn zurückzog, er merkte kaum, wie sein bis eben langsam durchsichtig werdender Körper wieder feste Umrisse annahm, er hatte ja auch nicht gemerkt, wie seine Linien zu verfließen begonnen hatten. Doch als er endlich die Augen wieder öffnete, konnte Harry nur noch schreien, er sah sie, drei Krieger, Sev, der mit einem Schrei und zu ihm ausgestreckten Arm langsam zu Boden sackte. Wie in Zeitlupe. „Neeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeein!“ Oh Merlin! Sev... Sev hatte ihn entdeckt und ihn aufhalten wollen und jetzt...! Nein! Der Andere durfte nicht sterben! Ohne zu denken, riss er das Schwert von dem Ast, stürmte los, beschwor zeitgleich ein starkes Schild. Er kämpfte, in dem Moment hatte er seine Kräfte vergessen, er schlug nur auf die Körper ein, die ihn von seinem Gefährten trennten, bis er diesen erreicht hatte und vor ihm in die Knie sackte. Kaum hielt er den Anderen, sah er Dren. Ohne nachzudenken, erweiterte er den Schild, er spürte nicht mal die Hitze, als die Stichflamme sich in zwei Bahnen um ihn herum aufteilte und alles in seiner Nähe verbrannte, bis nur noch Asche und geschmolzenes Metall zu Boden krachte. „Nein, “ flüsterte Harry verzweifelt, während der Mann, dessen Augen zugefallen waren, als er ihn erreicht hatte, in seinen Armen immer flacher zu atmen begann. Er merkte nicht, wie seine Magie begann, den Sterbeprozess des Anderen aufzuhalten und ihm half, die eigentlich fraglos tödliche Wunde zu heilen. Er sah nur das Blut auf dem Älteren. Das Blut um sich herum, auf dem Boden, wie aus weiter Entfernung hörte er die unheimlichen Schreie und Rufe. Als jemand ihn anfassen wollte, wurde Derjenige ein gutes Stück von ihm weggeschleudert. Nein, so durfte es nicht weitergehen. Severus hatte schon wieder versucht, ihn zu retten, nun starb er! Nein! Harry würde es nicht zulassen! Niemals! Der Andere hatte Frieden gewollt. Für sein Volk, für seine Familie für sein Kind und ihn. Er würde dessen Wunsch erfüllen, seine letzte Aufgabe beenden und dem Anderen dann folgen, er glaubte nicht, dass Severus überleben würde. Mit tränenüberströmtem Gesicht legte er den Älteren sanft auf die Erde, küsste ihn, legte seine Hand kurz auf dessen Brust, spürte, wie das Herz sich alle Mühe gab, weiter Blut durch den so schwer getroffenen Körper zu pumpen, dann erhob er sich. Das, was er nun vorhatte, war kaum weniger gefährlich, als sein eigentliches Vorhaben, nur war die Frage, ob er so etwas erreichen konnte. Aber er musste es einfach versuchen. Entweder er schaffte es, oder es würde egal sein, denn dann würde er eben gleich sterben. Aber er wollte wenigstens sicherstellen, dass sein Kind sicher aufwachsen konnte. Nicht, dass ihm etwas passierte, wie Harry selbst. Harry schloss seine Augen, er spürte, wie seine Flügel den Stoff des Hemdes, dass er trug, durchschlugen, er wusste, seine Feinde starrten ihn sprachlos an, denn nur der Drache hatte sie bisher aufgehalten, ihn umzubringen. Er erkannte Theodore als denjenigen, der Severus verletzt hatte, er war da, mit einem Gesicht, dass Spuren von Erkennen – und zum ersten Mal überhaupt – von Furcht zeigte. „Elemente!“, erscholl seine Stimme über den gesamten, nun totenstillen Platz. Jeder um ihn herum, ob Freund oder Feind senkte seine Waffe. Selbst die Werwölfe kamen, so weit hallte der Klang. ‚Bitte, ’ bettelte er im Stillen. ‚Bitte, helft mir! Nicht für mich, nicht für Macht oder Stolz! Ich will doch nur endlich nicht mehr kämpfen müssen, ich will keine Angst mehr haben! Bitte! Erhört mich! Nur dieses eine Mal! Es ist nicht für mich, es... es war doch Sevs Wunsch! Und... mein kleiner Junge! Bitte, wenn ihr mir nicht helft, dann wird er leiden, wie ich! Bitte, nur dieses eine Mal!!’ Der Grünäugige spürte, wie die Macht sich um ihn herum sammelte. „Feuer!“ Feuerrote Funken sprühten auf einmal aus Harrys Händen, gingen auf ihn nieder, wie ein sanfter, rotgoldener Regen, bevor scheinbar Hunderte kleine Kreaturen sich um ihn versammelten. „Wasser!“ Erneut kam es zu einer Explosion. Kurz wurden seine Flügel azurblau, bevor sie wieder ihre normale Farbe annahmen und weitere kleine Wesen gesellten sich zu den Ersten, bildeten eine Art Wall um den, der sie beschworen hatte. „Wind!“ Eine Böe fuhr um den Jungen, trug ihn ein ganzes Stück in die Luft empor, strich sanft über den Körper seines geschundenen Gefährten, schaffte auch diesem Erleichterung und gab ihm Kraft, durchzuhalten. „Erde!“ Unter den Füßen der Soldaten begann der schlammige Untergrund zu erzittern, sie alle erschraken, doch niemand brachte es über sich, seine Augen von dem Jungen in der Luft abzuwenden, dessen Flügel nun weit auseinander gespannt waren, er hing, wie von unsichtbaren Fäden gehalten, in der Luft, umgeben von scheinbar winzigen, verschiedenfarbigen Punkten, die ihn schützten, selbst, als ein oder zwei Leute es schafften, sich aus ihrer Starre zu lösen und auf ihn zu feuern. Die Sprüche wurden absorbiert, die Waffen verbrannten, noch bevor sei ihr Ziel erreicht hatten. Harry spürte den Wind, der ihn hielt, sanft und schützend. Fast, wie Severus es jede Nacht getan hatte. Er wusste, er war sicher. „Bitte, “ flüsterte er. „Bitte, beendet diesen Wahnsinn, tut, was gerecht ist... dieser Krieg, er soll enden, nicht noch mehr Blut auf diesem Feld, nicht noch mehr Leben, das... das von Sev... muss reichen. Das... und meines... bitte, ich weiß, ihr habt noch nie jemandem erhört und ich bin nicht mal unschuldig, aber bitte, helft mir...“ Dann hob er die Stimme wieder. „Lasst es enden!“ Und dann schien alles auf ein Mal zu passieren. Erneut begannen Schreie durch das Feld zu ziehen, vage erkannte Harry Flammensäulen, die sich ausbreiteten und mehrere der vielen kleinen Wesen hatten Theodore in der Mache, sie hoben ihn hoch über das Schlachtfeld, während sie ihn töteten, scheinbar musste er auch ihnen etwas getan haben, denn sie gingen absolut nicht zimperlich vor dabei, es war wie eine Folter, nein, teilweise sogar schlimmer. Und das so lange, bis nur noch Asche und Eisklümpchen von minimaler Größe auf die Erde rieselte. Harry wusste nicht, wie viel Zeit verging, er stand da, lieh den kleinen Wesen seine Kraft, ohne etwas davon zurück zu halten, er sah, wie das Feld sich leerte, wie einige der Gegner, auch viele der Werwölfe mit Lianen verschnürt, auf einem Haufen regelrecht gestapelt wurden, Windhosen fuhren über das Feld und die Soldaten von Severus begannen, sich hinter ihm zu sammeln, alle mit weit aufgerissenen Mündern, bei Severus kniete Raban, erkannte der Jüngere. Dann spürte er, wie er, so sanft, wie er hochgehoben worden war, wieder abgesetzt wurde. Doch sein Körper war nicht mehr in der Lage, sein Gewicht zu tragen. Er biss sich auf die Lippe, während er, ohne einen einzigen Laut, in sich zusammen sackte. ‚Danke’, flüsterte er in Gedanken. ‚Danke, für immer...’ Es war, als würden in seinem Kopf hunderte kleiner Stimmchen lachen und sich freuen, ihm sagen, dass alles wieder gut werden würde, dann waren sie verschwunden. Er merkte nicht, wie sein Körper aufhörte, zu glühen, oder wie Raban zur Seite trat und sich dann vor ihm, Harry, auf die Knie sinken ließ, gefolgt von all den anderen Kämpfern auf diesem Feld, nicht einer zögerte, sie alle erwiesen ihm Respekt. Aber er nahm es nicht mal wahr. Da war nur der so bleiche und praktisch leblose Körper vor ihm, mit dem blutüberströmten Gesicht. Harry legte eine Hand auf die Brust des Älteren. Er war Schuld! Schon wieder! Schon wieder war jemand wegen ihm gestorben! Wegen seines Dickkopfes und weil er gezögert hatte! „Was soll ich denn ohne dich?“, fragte er tonlos. „Warum...?“ Doch dann spürte er es, unter seiner Hand, das zögerliche, leise Pumpen. Oh Merlin! Severus lebte! Er streckte seine Hand aus: „Tor! Tor bitte! Ich... ich muss ihn retten! Bitte! Er muss zu Thea! Bitte öffne dich! Ich kann doch nicht apparieren! BITTE!“ Harry wusste nicht, wie oder warum es geschah, aber in dem Moment begann ein Tor, sich vor seiner Nase zu öffnen. Und nicht nur Eines. Rund um ihn herum öffneten sich Portale, nur gingen die an einen anderen Ort. Nur dieses Eine vor ihm führte direkt in ein Zimmer. In ihr Zimmer. Er dachte nicht nach, er riss Severus hoch. Woher er in dem Moment auch nur ansatzweise die Kraft nahm, wusste er nicht, er tat es, zerrte den Älteren mit sich, schaffte es sogar, ihn auf das Bett zu schaffen, bevor er in sich selbst zusammen sackte, aber die Hand des Anderen ließ er die gesamte Zeit nicht los. Er hörte wie aus weiter Ferne, wie Türen schlugen, dann war da die inzwischen vertraute Stimme der Heilern, jemand, der ihn zur Seite schieben wollte, aber er verkrallte sich nur noch fester in den Älteren:“ Bitte...“, flüsterte er. „Lasst... lasst ihn nicht sterben... er hat mir doch nur helfen wollen...“ Er hörte und sah aber eigentlich nichts. Nicht, wie Serena herein kam, um zu sehen, was hier los war, nicht ihr aufjapsen, nicht die hastig gesprochenen Zauber von Thea, nicht, wie Andere immer wieder versuchten, ihn dazu zu bewegen, doch die Hand des Älteren loszulassen oder sich selbst helfen zu lassen, er ließ sich nicht mal mehr anfassen, nur Sitara, die in das Zimmer geschossen war, durfte sich an ihn kuscheln, hatte begonnen, das Blut von ihm herunter zu lecken, wobei niemand wusste, ob es nun seines war oder nicht. Sein Körper, er war so schwer, gleichzeitig waren seine Sinne in Watte gepackt. „Harry, bitte!“, rief Serena inzwischen wirklich verzweifelt. „Du bist vollkommen zerrissen und blutig! Du musst auch versorgt werden! Komm schon!“ Es war Thea, die nur den Kopf schüttelte. „Lass ihn, “ ordnete sie knapp an, nachdem sie mehrere Diagnosezauber gesprochen hatte. „Er hat keinerlei schlimmere Verletzungen. Er ist nur vollkommen am Ende. Sieh lieber zu, ob du nicht von irgendwem sonst erfährst, was zum Henker geschehen ist! Versetz die Palastwache in Alarmbereitschaft! Das Letzte, was wir gebrauchen können, wäre Theodore hier...!“ „Unnötig, “ rief eine abgehetzte Stimme. „Beon! Beon da bist du ja endlich! Bei den Alten, ich hab mir solche Sorgen gemacht! Was ist passiert?! Was zum Henker geht hier vor?!“ „Theodore wird nie wieder irgendwem etwas tun, dafür hat Harry gesorgt und keiner seiner Anhänger ist vom Schlachtfeld entkommen – wie geht es Severus?“, fragte er schließlich leise, er sah, dass immer noch zwei Heiler am Bett beschäftigt waren und wie bleich Thea war. „Und Harry?“, fügte er nach einer Weile hinzu. Er war immer noch vollkommen überwältigt und überfordert von dem, was er beobachtet hatte. Er kannte die Rasse der Aloja und Harry war nicht der Erste gewesen, den er getroffen oder beim Umgang mit seinen Kräften beobachtet hatte. Und doch hatte er niemals etwas Ähnliches gesehen. „Tot?“, vergewisserte Serena sich noch ein Mal. „Mausetot, “ bestätigte Beon. „Und ich habe keine Ahnung, wie.... Er... er hat die Elemente angerufen und... Merlin, Rena, sie haben ihm geantwortet! Sie haben... Harry hat... diese Schlacht ist Vergangenheit...“ Thea schüttelte den Kopf: „Verschwindet! Beide! Seht zu, dass ihr Berichte bekommt, was genau passiert ist! Ich brauche mehr Informationen, als das! Severus ist von vergiftetem Stahl durchbohrt worden, der ihn hätte töten müssen! Aber er lebt immer noch! Nicht nur das! Sein Körper heilt und ich... Harry!“ „Thea?“, fragte Serena unsicher. Doch sie bekam keine Antwort, weswegen sie Beon losschickte, selbst aber blieb und ihre Freundin beobachtete, wie sie zu dem Jungen trat, der immer noch neben dem Bett zusammengekauert war und vor sich hin murmelte, ohne, das man ihn verstehen konnte. Nicht aus der Entfernung. Thea betrachtete Harry eine Weile, sie sah, wie der Grünäugige sich an die schlaffe Hand des Älteren klammerte, hörte entsetzt, wie er darum bettelte, dass jemand doch sein Leben gegen das des Anderen eintauschen solle, das Severus nicht sterben dürfe, das alles nur seine Schuld gewesen sei. Und sie spürte, wie die Kraft des Jungen stetig in den Körper des Königs floss, das Gift blockierte, es regelrecht herauszubrennen schien, um so eine Heilung zu ermöglichen. „Harry, “ sprach sie leise. „Harry, es ist gut, beruhige dich, “ bat sie, machte aber nicht den Fehler, ihn zu berühren. „Ich lasse dich auf das Bett schweben, “ fuhr sie fort. „Zu Severus, er lebt, es geht ihm etwas besser, er liegt in einem magischen Koma, aber im Moment ist er außer Lebensgefahr, du hast sein Leben gerettet.“ Erst, als die grünen Augen sich kurz hoffnungsvoll auf sie richteten, hob Thea ihren Stab, ließ den Jüngeren auf das Bett schweben. Der junge Aloja war so schon genug gestresst. Eine Hauselfe konnte den Beiden später, wenn sie schliefen, mit Magie Schlafanzüge anziehen und sie mit einigen Zaubern reinigen. Erst mal war es wichtig, sie nicht und unter gar keinen Umständen zu trennen. Sie beobachtete, wie Harry sich nach einigen Momenten zögerlich an Severus’ Seite schmiegte, den Kopf von ihnen allen abgewandt und noch immer hielt er die Hand umklammert, legte sie um sich selbst, die Flügel eng an seinen Körper gezogen, doch dann entfaltete er einen davon, legte ihn um seinen Gefährten. Thea wartete noch mehrere Minuten, bis sie sicher war, dass Beide schliefen, dann wandte sie sich zu Serena um, die, wenig überraschend, immer noch verwirrt, verdattert und sprachlos im Türrahmen stand. „Severus wird durchkommen, “ versicherte sie: „Auch, wenn ich nicht dafür garantieren kann, wann er aufwachen wird. Aber es wird schneller gehen, solange Harry ihn berührt... sie schlafen gerade Beide.“ Serena musste mehrfach ansetzen, bevor sie sich sicher war, wieder sprechen zu können. Erst, als die Andere sie in einen Sessel im Nebenraum gedrückt hatte, schaffte sie es, einen klaren Satz zu formulieren: „Wenn es Elfengift war, warum lebt er dann überhaupt noch?“ Aber es war noch eine Frage, die sie vollkommen überforderte. Wie kam es, dass auch Harry noch lebte? Offensichtlich hatte er Theodore beseitigt, wie er es im Brief angekündigt hatte, aber wenn er offensichtlich nicht seine gesamte Magie dafür verwendet hatte, was hatte er dann getan?! „Harrys Magie...“ „Was?!“ „Harry lässt immer noch unbewusst irgendeine Art von Magie in den Körper deines Bruders fließen, “ setzte Thea zu der Erklärung an, die sie selbst noch nicht so ganz verstand. Sie hatte noch nie gehört, dass irgendeine Form der Magie dieses aggressive Gift im Körper eines Elfen hätte stoppen können. Serena sah die Andere an, nickte dann aber, einfach nur froh, dass offensichtlich Beide noch lebten. „Ich werde versuchen, weitere Informationen zu erlangen.“ „Aber bring Remiel vorher hierher.“ „Du machst Witze! Wer soll sich denn hier um ihn kümmern? Er braucht...!“ „Serena, Ihr werdet jetzt erst mal keine Zeit haben! Irgendwer muss den Rat zusammen bekommen, herausfinden, was zum Henker passiert ist, dass sogar Beon das Sprechen verlernt hat und die restlichen Aufgaben leiten! Diese Nachricht der wundersamen Rettung wird sich wie ein Lauffeuer verbreiten und man wird versuchen, die Palastmauern einzurennen! Ein Hauself kann Remiel versorgen, bis Harry sich wieder dazu in der Lage fühlt und so ist der Kleine wenigstens bei seinen Eltern!“ Serena wusste, dass die Andere Recht hatte. Kurz legte sie ihre Hand über ihren eigenen Bauch. Erst vor drei Tagen hatte sie selbst herausgefunden, dass sie endlich ihr sehnlichst erwartetes, erstes Kind bekommen würde, sie wusste, sie würde es immer um sich haben wollen. Aber erst mal würde sie hier die Hölle auf Erden haben. Hauselfen waren verlässlich, gerade, wenn es um kleine Kinder ging, sie würden Remiel sicher gut versorgen. „Was machst du?“, fragte sie schließlich leise. „Hier bleiben;“ gab Thea ohne zu zögern zurück, während sie beobachtete, wie ihre vollkommen verausgabten Schützlinge das Quartier verließen und in Richtung ihrer eigenen Quartiere schwankten. „Harry kennt mich, ich denke, ich werde mit ihm reden können, sobald er wieder wach und aufnahmefähig ist, “ fügte sie an. Sie wollte nicht, dass irgendwer außer ihr vielleicht zu Ohren bekam, wie Harry panisch darum bettelte, dass man seinen Gefährten rettete. Auch, wenn es Serena war. „Das heißt, ich kann auch einen Blick auf Remiel haben, “ fügte sie an. „Und Harry? Was ist mit ihm? Er sah so fertig aus...“ „Das solltest du raus finden, “ erinnerte Thea die Andere mit sanftem Nachdruck. „Auf jeden Fall hat er sich vollkommen verausgabt und verständlicherweise panische Angst um das Leben seines Gefährten. Und ich denke, er gibt sich die alleinige Schuld an Severus’ Zustand.“ „Der Junge lernt es auch nicht mehr, “ murmelte Serena etwas frustriert. „Er braucht Zeit, er ist kaum zwei Jahre hier und die waren für ihn alles andere, als ruhig. Ich hoffe, dass Severus jetzt endlich die Zeit findet, sich richtig um ihn zu kümmern...“ Die Schwarzhaarige nickte und trat zur Türe. „Ich bin da, sobald ich Näheres weiß und... oh, “ erschrocken hob sie einen ihrer Füße als der Miniaturdrache an ihr vorbei schrammte und ins Zimmer stürzte. Thea, die nur noch wenig aus der Ruhe bringen konnte, musste glatt grinsen, nickte der Anderen zu. „Dann geh.“ „Schon weg.“ Kapitel 24: Den Kopf zurechtrücken ---------------------------------- „Daaaaa!“ Der protestierende Schrei seines Sohnes ließ Harry in die Höhe fahren. Was? Remiel? Auf dem Schlacht... oh nein! Sev! Sein Gefährte! Severus durfte nicht tot sein! Er riss seinen Kopf herum, atmete dann aber auf. Da lag er, bleich, aber die Brust hob und senkte sich – sichtbar. Und das Brüllen, dass langsam zu einem verzweifelten Weinen abschwoll, blieb. Sich selbst fragend, was geschehen war, torkelte Harry los, wobei er merkte, wie unsicher er selbst noch stand, er fand Remiel in seinem kleinen Kinderzimmer und bei ihm, den Kleinen auf dem Arm, eine sichtlich verzweifelte Hauselfe mit hängenden Ohren, die fast selbst weinte, weil sie das Kind nicht ruhig bekam. Sanft hob Harry seinen Sohn hoch, den noch mal zu sehen er nicht mal mehr zu hoffen gewagt hatte, tapste dann, immer noch dösig, und gefolgt von dem Elf mit der Trinkflasche und dem gestampften Obstbrei, zurück ins Schlafzimmer, er wollte auf keinen Fall von seinem Gefährten weg sein, er wollte nicht, dass etwas geschah, während er eine Minute nicht da war. Dort rollte er sich gegen dessen Körper zusammen und legte Remiel neben sich, der ihn mit verweinten Augen ansah, sich aber beruhigt hatte und nach ihm griff. Harry lächelte nur, küsste den Kleinen, studierte das gerötete Gesicht, wischte die feuchten Spuren ab. „Ich bin da, mein Kleiner, “ versprach er, immer noch mit erschlagener Stimme. „Herr?“, piepste das andere Stimmchen unsicher. „Schon gut, “ meinte Harry leise. „Ich weiß ja, wie Remiel sein kann, es muss hart gewesen sein, als wir nicht da waren...“ „Junger Prinz hat so viel geweint, “ bestätigte die Elfe mit hängenden Ohren. „Und nicht viel gegessen....“ Kurz kniff Harry die Augen zusammen, musterte seinen Sohn, der sich inzwischen auf seine Beine gestemmt hatte und die wenigen Millimeter näher an ihn heran rückte, bevor er sich aufsetzte und zufrieden „Da...,“ seufzte, sich dann an ihn kuschelte, aber auch nach der Flasche greifen wollte, die er noch aus der Entfernung sah. Harry nickte und nahm dem Elf die Flasche ab, gab sie dem Kleinen, der sofort gierig daran nuckelte „Ihr hab sicher euer bestes gegeben, “ gab er müde zurück, stellte dabei erst fest, das sowohl Severus als auch er in Schlafanzüge gekleidet waren. Na ja, er nur in eine Hose, da er, wie er merkte, immer noch seine Flügel draußen hatte, was ihm tatsächlich entgangen war. Und merken tat er es nur, weil sein Kleiner, nachdem er die Flasche im Rekordtempo geleert hatte, eben diese fasziniert studierte und an den Federn rupfte. Langsam, ganz langsam, fühlte Harry sich etwas wacher. Er hob Remiel von seinem neu gefundenen Spielzeug weg und ließ die Flügel erst mal verschwinden, sah dann die Hauselfe an, die immer noch brav da wartete. „Bringst du mir bitte etwas zu Essen?“, fragte er leise. „Und Remis Sachen, “ fügte er an. „Ich behalte ihn hier, ich brauche die tragbare Wiege, windeln und frische Kleidung. Und...“; er sah zu Severus, der sich immer noch nicht wieder rührte. „Kannst du Thea bitten, zu mir zu kommen?“ Das kleine Wesen strahlte. „Sofort, Master Harry, Sir!“ Oh, das klang ja mal wieder vielversprechend! Dabei hatte er doch gedacht, ihnen endlich beigebracht zu haben, ihn nur mit Harry anzureden... Rasch wandte er sich wieder zu Severus um, Remiel immer noch in einem Arm, so, dass er nichts anstellen konnte, aber der Kleine war ganz friedlich und zufrieden, wo er gerade war, er hatte einen Daumen im Mund und lehnte sich an seinen Daddy. Der Grünäugige strich über die Züge seines Gefährten, studierte das bleiche Gesicht. „Es tut mir leid, es tut mir so leid, dass das passiert ist, “ flüsterte er dann dumpf. „Ich würde es verstehen, wenn du mich nach dem Terror doch nicht mehr haben willst, “ murmelte er, legte seinen Kopf vorsichtig auf die Brust des Älteren und wünschte sich nichts mehr, als das dessen Finger beginnen würden, durch seine Haare zu streichen. Er wollte, dass die Arme sich um ihn schlossen und die warme, tiefe Stimme ihm bestätigte, dass alles wieder gut werden würde, aber er war sich nicht sicher, ob das je wieder geschehen würde. Selbst, wenn der Andere wieder aufwachen würde... „Er wird wieder gesund, “ merkte Thea an, die tatsächlich gerade diesen Tag genutzt hatte, um sich für längere Zeit zurückzuziehen. Sie sah, wie dem Jüngeren die Tränen über die Wangen rollten, während eine Hand auf Severus’ Wange war und der andere Arm das endlich mal wieder friedliche Kind hielt. „Er ist in einem magischen Koma, ich weiß nicht, wann er aufwacht, aber er wird überleben.“ Harry schluckte schwer, automatisch strich er Remiel über den Kopf, kurz dachte er an die andere Sache, dann nickte er dumpf. Auch, wenn Severus wieder wach sein würde, war das für ihn weder eine Garantie noch eine Gewissheit. Es nahm ihm auch jetzt seine Angst nicht. Sie verschlimmerte sie höchstens noch. Doch er riss sich zusammen, vor allem, als der Kleine ihn fragend ansah, wischte sich hastig die Tränen aus dem Gesicht. „Kann... ich ihm helfen?“ „Eure Nähe hilft ihm sehr, “ entgegnete Thea. „Seine körperlichen Wunden sind schon vollständig geheilt.“ „Oh...“, kurz drückte Harry das Kind: „Seit.... wann sind wir... wie lange?“ „Ihr habt fast eine Woche geschlafen, “ gab Thea zurück. „Ihr habt Eure Magie vollständig, nein, fast vollständig aufgebraucht, “ erklärte sie mit gerunzelter Stirn. Sie konnte die Geschichte, die alle ihr erzählten, immer noch nicht fassen, aber es waren zu viele, um von Halluzinationen auszugehen. Dieser schmächtige Junge hatte mal wieder Allen gezeigt, was eine Harke war und sie von der Gefahr erlöst, mit einem Aloja- Trick, den noch nie Jemand außer ihm überlebt hatte. Der Grünäugige schien es darauf anzulegen, Rekorde zu brechen. „Oh...“ So lange? Er hatte eine Woche geschlafen? Allerdings wusste Harry selbst, wie schwach er sich gefühlt hatte, als er zusammengebrochen war. „Gab... es viele Probleme mit Remi...?“ „Einige, “ gab Thea zu. „Er hat schlecht gegessen und geschlafen und immer nach Euch und Severus gerufen. So ruhig wie er gerade bei Euch ist, war er die gesamte Zeit nicht.“ Sie sah, wie eine Hauselfe auftauchte, einen Tisch zum Bett brachte und ein riesig anmutendes Tablett darauf ablegte. Ah, gut, der Junge verweigerte sich wenigstens kein Essen. „Warum das?“, fragte Harry irritiert, strich seinem Sohn über den Kopf und bedankte sich bei der Hauselfe, deren Gesicht von einem riesigen Grinsen geteilt wurde, bevor sie verschwand. Also, hier war wirklich der Wurm drin... „Weil er Euch so vermisst hat, er scheint ein sehr sensibles Kind zu sein, ein Zeichen, dass er einmal sehr mächtig werden wird,“ erklärte Thea ruhig, betrachtete den Jungen, der dazu übergegangen war, das Tablett in Augenschein zu nehmen, dann einen Yoghurt wählte und erst mal den Kleinen fütterte, dem es sichtlich schmeckte und der dazu überging, wieder über sein kleines Gesicht zu strahlen. Harry sagte daraufhin nichts, er nickte nur. Er wollte allein sein. Aber Thea schien nicht vorzuhaben, zu gehen. „Ist... noch was?“, fragte er leise. „Es geht um Euch, “ gab Thea sanft zurück. „Wie geht es Euch? Ich konnte nur einige Diagnosezauber sprechen, als Ihr angekommen seid und hier gelegen habt, sobald jemand versucht hat, näher zu kommen, seid Ihr in Euren Flügeln verschwunden.“ „Ich... mir geht es gut, ich... bin in Ordnung, “ wehrte Harry nur ab, gab Remiel den nächsten Löffel, den der begeistert annahm. Thea glaubte dem Ganzen nicht, sie spürte, da war mehr, aber sie wusste auch, sie würde es nicht erfahren. Harry versteckte etwas und vermutlich konnten sie dankbar sein, wenn Severus es herausfand, bevor es zu spät sein würde. Sie wusste ja, wie schwer der junge Gefährte ihres Königs sich damit tat, überhaupt Vertrauen zu fassen und auch, wenn er sie nicht mehr als direkte Bedrohung sah, eine Freundin war sie für ihn deswegen noch lange nicht. „Dann bin ich erst mal wieder weg, “ lächelte Thea. „Ich werde morgen Abend vorbei kommen und bei Severus nach dem Rechten sehen. Ich empfehle Euch ein kleines, entspannendes Bad, mit Eurem Sohn, er liebt Wasser.“ Harry nickte nur und wartete, bis die Heilerin außerhalb von seinem Sichtfeld war, bevor er Remiel weiter fütterte und ihn, als er fertig war, weiter auf dem Schoß behielt, während er selbst in den Nudeln stocherte, die für ihn da standen. Er hatte einfach absolut keinen Hunger, aber er zwang sich, den Teller zu leeren, auf Nachtisch und andere Dinge verzichtete er allerdings ganz. Stattdessen kuschelte er sich mit seinem Sohn gegen Severus, sah seinen Gefährten an, der immer noch keine Zeichen von einem baldigen Erwachen zeigte. „Bitte, “ flüsterte Harry verzweifelt. „Du musst doch aufwachen! Ich... ich weiß nicht, ob du mich dann noch haben willst, aber die Anderen hier, sie brauchen dich doch! Ich.. ich hab mal wieder alles vermasselt, es tut mir so... so leid!“ Er schlang seine Arme um den anderen, weinte leise vor sich hin, bis Remiel ihn doch eher rabiat an den Haaren zog, ihn dann ansah und fragte: „Da putt?“ Das brachte Harry fürs Erste in die Realität zurück. Hastig wischte er sich die Tränen vom Gesicht, küsste den Kleinen und hob ihn auf die Arme, er richtete die Decke um den Älteren, trat dann mit Remiel ins Bad, ließ heißes Wasser einlaufen und befreite sich von der Schlafhose, den Kleinen von seiner Kleidung. Ein Bad und sei es nur für den Kleinen. Warum sollte sein Sohn auch wegen seiner Dummheit leiden? Etwas war feucht, stellte Severus fest, irritiert, überhaupt zu merken dass etwas anders war. Er kannte Theodore und seine Vorliebe für vergiftete Klingen, er hatte gespürt, wie eine davon sich tief in seinen Rücken gegraben hatte und doch spürte er etwas. Noch konnte er den Kampf mit seinen Lidern nicht aufnehmen, er spürte Seide unter sich, also konnte er einen Kerker ausschließen, dazu roch es auch zu sauber. Also, noch mal – was zum Henker war geschehen? Er erinnerte sich daran, wie Harry auf ein Mal abgedreht und sich von den anderen Drachenreitern entfernt hatte. Von dem Moment an hatte er gewusst, dass der Jüngere etwas plante, was ihn vermutlich umbringen würde. Ohne auch nur nachzudenken, hatte er begonnen, sich seinen Weg mehr oder weniger frei zu hacken, immer dicht gefolgt von den vier Leibwächtern. Sie hatten es sogar geschafft, dem größten Schlachtgetümmel zu entkommen, mitten auf einen alten Baum zu, wo Harry gestanden hatte, nur halb von den Blättern abgeschirmt, mit geschlossenen Augen. Und dann hatte das unheilverkündende Leuchten eingesetzt. In dem Moment hatte Severus gewusst, was sein Gefährte vorhatte. Aber... warum? Warum wollte Harry sich selbst töten, um eine Schlacht zu beenden, die nicht die Seine war? Er hatte entsetzt feststellen müssen, wie die Umrisse seines Geliebten zu verfließen begannen, seine Beine trugen ihn einfach nicht schnell genug. Doch dann, auf ein Mal, hatte der Prozess aufgehört, die grünen Augen hatten sich entsetzt geweitet, der Schrei von Harry, die Verzweiflung und zeitgleich der Schmerz, als die Klinge sich in seinen Rücken gebohrt hatte. Er war nicht umsonst Tränkemeister, er hatte sofort gespürt, was geschah und er wusste, er würde sterben. Doch das war offensichtlich nicht geschehen. Für den Tod fühlte er sich zu schwer, mal seine Kopfschmerzen außen vor gelassen. Außerdem bezweifelte er, dass er wirklich irgendwo auf Seidenlaken gelandet wäre. Vorsichtig tastete Severus in seinem Geist nach der Verbindung zu seinem Gefährten und atmete erleichtert auf, als er sie fand – intakt. Harry lebte. Dann war das Ganze wenigstens nicht umsonst, stellte er erleichtert fest. Auch, wenn er wusste, dass er um ein ernstes Gespräch, was Harrys Tendenzen, sich selbst umzubringen, nicht herumkommen würde. Warum hatte der Junge sich überhaupt selbst opfern wollen, verdammt? Die Schlacht hatte doch ganz gut ausgesehen! Noch ein paar Tage und sie hätten das Lager von Theodore auch so überrennen können! „Da! Pa!“ Klatsch, landeten zwei kleine Hände in seinem Gesicht und kurz darauf wurde er vollgesabbert. Was sollte denn das? Spielte Remiel jetzt schon Flohsack und dachte, er müsse die Gewohnheiten eines streunenden Hundes annehmen oder was? Doch er musste dabei auch grinsen. Offensichtlich ging es seinem Sohn hervorragend. Aber warum schenkte Harry ihm keine Beachtung? „Pa!!“ Himmel, der kleine Bengel schien auch noch zu merken, dass er wach war! Langsam öffnete Severus seine Augen, fing die kleine Hand des Kindes mit seiner eigenen ab und drückte sie vorsichtig. „Hör auf, du unmögliches Kind, “ grummelte er. „Gib mir wenigstens die Chance, wach zu werden, bevor du mich vollsabberst und wo ist...?“ er wandte den Kopf, hob dann eine Augenbraue: „Okay, vergiss die Frage, “ murmelte er, als er Harry erkannte. Der Jüngere lag eng an ihn gedrückt, die Augen geschlossen, er schien zu schlafen, seine Wangen waren tränenüberströmt, was die Nässe an seinem Hals schlagartig erklären würde und er sah irgendwie... schrecklich aus. Was hatte Harry sich nun schon wieder selbst angetan?! Er konnte den Anderen wirklich keine Sekunde aus den Augen lassen, bevor er Mist baute. Vorsichtig befreite Severus seinen gefangen genommenen Arm und legte Harry ganz auf die Kissen, deckte ihn zu und setzte sich ganz auf, nahm Remiel auf den Schoß. Der Junge sah ihn mit seinen dunklen Augen an und kicherte, patschte ihm weiter im Gesicht herum. „Pa!“ „Ich fürchte, ich bin für dich verantwortlich, ja, “ murmelte Severus nur, küsste den Kleinen und fragte sich, wie Remiel es wagen konnte, so verboten wach zu sein. Obwohl – ein Blick zu den Fenstern zeigte ihm, dass es höchstens Nachmittag sein konnte. Langsam arbeitete Severus sich auf seine Beine, stellte fest, dass irgendwer ihn in einen Schlafanzug gesteckt hatte, obwohl er die Dinger hasste, was nur Thea als Schuldige zuließ. „Herr, Ihr seid endlich wieder wach!!“ Unwirsch wandte Severus sich um und machte eine abrupte Bewegung, deutete auf das Bett. „Er schläft, “ zischte er. „Und er sieht so aus, als braucht er das, also weck ihn nicht mit deinem Geschrei!“ Thea sah überrascht zum Bett, wo Harry kurz zusammenzuckte, sich dann tiefer unter der Decke vergrub. „Es ist, glaube ich, das erste Mal, dass er tatsächlich schläft, “ gab sie dann zu. Sie war oft hier gewesen, manchmal auch nachts und fast immer war Harry wach oder am Aufwachen gewesen. Der grünäugige versorgte entweder seinen Sohn oder seinen Gefährten, aber nie sich selbst und nur zu oft war er am Weinen gewesen, Beteuerungen hin oder her. Sie wusste, der Zustand des Königs konnte nicht der einzige Grund dafür gewesen sein. Severus runzelte die Stirn, er setzte seinen kleinen Sohn in den Laufstall, der seltsamerweise ebenfalls im Schlafzimmer Einzug gehalten hatte und sah die Heilerin an, verschränkte seine Arme vor der Brust: „Wie lange war ich ohne Bewusstsein?“ „Sieben Wochen, fast zwei Monate, Herr.“ Kurz wanderte Severus’ Blick zu Remiel, der aufrecht da saß und auf einem Ring herumbiss, dann konzentrierte er sich auf das Bett: „Wie kommt es, dass ich überhaupt noch lebe?“, fragte er ruhig. „Ich bin Tränkemeister, ich kenne die Wirkung von Elfengift und ich weiß, dass er mich damit regelrecht verseucht haben muss.“ Thea nickte nur hinüber zu dem Bett: „Euer Gefährte hat Euch gerettet, wie er es gemacht hat, weiß ich nicht, aber er hat es geschafft...“ „Der Krieg?“ „Er ist vorbei...“ „Da Remiel bei uns ist und du nicht von Wachen begleitet bist, kann ich annehmen, dass wir gewonnen haben?“ „Er hat die Schlacht geschlagen, “ gab Thea zurück, deutete ein weiteres Mal auf die Beule im Bett. „Was...?! Was bitte hat er getan? Was hat er sich selbst angetan?!“ „Er... ist der erste Aloja, der es überlebt hat, die vier Elemente um Hilfe zu bitten. Jeder redet immer noch davon, wie er es getan hat, Denkarien mit Bildern, die Soldaten gesehen haben, werden überall herum gereicht, sie verehren ihn, wie einen Helden, sie wollen ihn sehen, aber Harry hat sich hier mit Remiel und dir vollkommen verbarrikadiert.“ Erneut zuckte Severus’ Kopf herum, bevor er zu seinem Sohn sah, der das mitbekam, sich zu ihm umwandte und giggelte, ihm die Arme entgegen streckte. Der Elf trat zu dem Laufstall, fuhr dem Jungen kurz über den Kopf: „Kannst du ihn zu Rena bringen? Ich muss gewisse Köpfe auf gewissen Schultern wieder gerade rücken, “ murmelte er dunkel. Thea seufzte, hob das wenig begeisterte Kind hoch. „Bis morgen vielleicht, danach wirst du ihn wieder holen müssen, er hat schon eure erste Abwesenheit nur schwer akzeptiert.“ Severus nickte nur, trat zu seinem Medizinschrank und holte mehrere Fläschchen heraus, nahm endlich seinen Trank gegen die Kopfschmerzen, dicht gefolgt von einem Energietrank. Den Dritten gab er Thea: „Ein milder Schlaftrank, Rena soll Remiel vier Tropfen geben, gegen sechs, wenn er nicht schlafen will, dann sollte das Problem bis zum nächsten Morgen um acht geklärt sein, ich brauche Zeit. Ohne, dass Harry eine Ausrede hat, um abzuhauen...“ Thea seufzte, nickte aber dann Der Ältere hatte Recht, die Beiden hatten Dinge, die dringend geklärt werden mussten. Schon, um Harrys Gesundheit nicht noch weiter zu gefährden. „Dann bringe ich den Jungen morgen früh wieder hierher, “ gab sie sanft zurück, verließ dann den Raum. Severus seufzte nur leise, setzte sich dann ans Bett, zog Harry die Decke etwas weg und strich leicht durch dessen vollkommen verknoteten Haare. Na, da hatte er ja nachher was zu tun, stellte er nur fest, strich dann über das bleiche, ein wenig eingefallene Gesicht, auf dem noch immer die Tränenspuren deutlich sichtbar waren. Auch die Augenringe waren deutlich zu erkennen. Dummer Junge, er wollte eigentlich gar nicht so genau wissen, was er sich nun schon wieder einredete, aber er wusste, er musste es aus der Welt schaffen – am besten schon gestern. Rasch setzte er sich so auf das Bett, dass er sich an das Kopfstück lehnen konnte, hob seinen schlafenden und mal wieder erschreckend wenig wiegenden Gefährten auf seinen Schoß, wenig überrascht, dass der sich sofort an ihn kuschelte und sich in seinem dummen Oberteil verkrallte. Er küsste Harry sanft auf die Stirn. „Wach auf du sturer Dummkopf, “ bat er dann leise. „Ich weiß, du bist müde, aber ich habe ein paar Büschel Haare mit dir zu rupfen...“ Harry wusste nicht, was los war, nur, dass sich etwas verändert hatte. Er war so müde, aber er war froh, dass er aufgewacht war, bevor die Alpträume eingesetzt hatten. Sicher war das nur Remiel, der Hunger oder Durst hatte oder eine Windel brauchte. Das würde ihn geweckt haben. Er wollte sich aufrichten, doch in dem Moment würde er stocksteif. Nein! Das... das konnte nur ein Traum sein! Er wollte aufspringen und sich in einer Ecke verstecken, doch daraus wurde nichts, der Andere schien etwas geahnt zu haben, die Arme, die ihn bisher nur leicht gehalten hatten, wurden zu regelrechten Schraubstöcken, die ihn an Ort und Stelle hielten. Nicht, dass es dazu im Moment viel gebraucht hätte. Er konnte kaum noch aufrecht stehen, er war so müde, doch er erlaubte sich weder einen Traumlostrank noch etwas anderes, er hatte es verdient, sich so zu fühlen. Statt erneut einen sinnlosen Fluchtversuch zu starten, begann er zu heulen. Ja, er war ein Schwächling, ein Schrecklicher sogar. „ES... ich... es tut mir so leid, “ schluchzte er verzweifelt. „Nur... nur wegen mir... du... fast tot...! ich... ich bin schuld, wenn ich nicht... nicht versucht hätte, das zu machen, dann... dann hätte er dich nicht erwischt! Bitte... bitte, schick mich nicht weg! Ich wollte nicht...!“ Severus merkte, wie Harry langsam, sehr langsam wach wurde, er nahm seine Umgebung kaum wahr, zumindest, bis er stocksteif wurde. Im selben Moment festigte er seinen Griff. Keine Sekunde zu spät. Er schaffte es, seinen Gefährten auf seinem Schoß zu halten, der tatsächlich mal wieder versuchte, unangespitzt durch die Decke zu gehen oder so. Und dann setzte das halb zusammenhängende Gebrabbel ein, das zwischen den rapide steigenden Schluchzern kaum verständlich war. Ja, er war froh, Remiel schon mal woanders hin gebracht zu haben. Spätestens jetzt hätte der Junge vor Mitleid mitgeheult. Was Severus allerdings verstörte, war, dass der Junge Angst zu haben schien, dass er ihn vertreiben wollte. Da wurde wohl erst mal nichts aus der Gardinenpredigt. Stattdessen hielt er Harry fest an sich gedrückt, küsste ihn auf die Stirn und hielt eine seiner Hände fest, als er merkte, dass der Junge dazu übergegangen war, sich selbst mit seinen Fingernägeln zu verletzen. Er wartete, ließ den Jungen erst mal weiter schluchzen, es wäre sinnlos zu versuchen, nun etwas zu sagen, ohne weitere Weinkrämpfe auszulösen. Erst, als Harry merklich ruhiger wurde und nur noch still vor sich hinweinte, hob er dessen Kopf, so, dass Harry ihm in die Augen sehen musste. „Wie bitte kommst du auf die Idee, das ich dich wegschicke?“, fragte er ruhig. Harry wusste nicht, warum der Andere ihn nicht einfach aus dem Bett warf, aber er war dankbar dafür. Er bekam vom vielen Weinen immer noch schlecht Luft und kaum einen Ton heraus, sah Severus nur hilflos an, während seine Lungen versuchten, mehr Sauerstoff in seinen Körper zu pumpen. Als der Ältere sich bewegte, verkrallte er sich nur noch eine Spur heftiger in dessen Oberteil. Mehrfach versuchte er, zu einer Antwort anzusetzen, aber er brachte keinen Ton mehr heraus und er spürte, dass der Link zwischen ihnen irgendwie gedämpft zu sein schien. Severus sah eine Weile in die verzweifelten Augen, bevor die sich einfach schlossen und Harry wieder dazu überging, weiter zu weinen. Verdammt! Erneut überfiel ihn das dringende Bedürfnis, Harrys Verwandte zu foltern. Dumm nur, dass die schon eine Weile lang nur noch deformierte Skelette an einer moderigen Wand waren und dass Dumbledore in all seine Einzelteile zerstreut unter dem Richtplatz lag! Hätten sie Harry nicht eingeredet, wertlos zu sein, hätte er diese Probleme jetzt nicht! Stattdessen bekam sein Gefährte vor Angst keinen Ton heraus und bei jeder Bewegung schien er zumindest mit Schlägen zu rechnen! Sanft hob er Harrys Gesicht erneut etwas an, strich seine Tränen von den bleichen Wangen und öffnete die Verbindung zwischen ihnen wieder ganz, die immer noch blockiert war, etwas, das er immer vor dem Beginn der Schlacht getan hatte, um Harry nicht auch noch mit seinen eventuellen Verwundungen zu belasten. Er strich dem Jüngeren erneut über den Rücken, bevor er etwas seiner Magie nutzte, um in den Kopf seines Gefährten zu dringen. Er spürte, dass Harry das merkte, der Grünäugige zuckte sogar heftig zusammen, aber er wehrte sich nicht gegen sein Eindringen. Es war nicht so, als hätte Severus eine Wahl, Harry bekam vor Angst nicht einen zusammenhängenden Satz, geschweige denn ein Wort heraus und er wollte wissen, was zum Henker hier los war! Kaum war er mal kurz außer Gefecht, ging immer alles gleich den Bach runter! Was er fand, entsetzte Severus, die Angst, in die Harry sich konstant in den letzten Wochen reingesteigert hatte, das, was er vorgehabt hatte, das, was er getan hatte, sein Wille, sich zu opfern, um ihm, Severus, ein schönes Leben zu ermöglichen, in der Hoffnung, dass der einen würdigeren Gefährten fand! Verdammt! Dabei hatte er gedacht, Harry endlich eingehämmert zu haben, wie das mit Gefährten lief! Aber nein, es war ja klar gewesen, dass das zu einfach gewesen wäre... Harry spürte, wie der Andere ihre Verbindung nutzte, um in seine Gedanken einzudringen und kurz überlegte er, ob er sie blockieren sollte, aber ließ er Severus doch gewähren, weinte nur leise weiter. Das gab ihm vielleicht noch etwas mehr Zeit in den Armen des Mannes, den er so liebte. Es schien eine kleine Ewigkeit zu dauern, bis der Elf sich wieder zurückzog, unendlich vorsichtig. Nicht zu vergleichen mit der Zeit, wo der Tränkemeister versucht hatte, ihm das erste Mal Okklumetik beizubringen. In den ersten Sekunden sagte Severus gar nichts, er war zu mitgenommen von dem was er gesehen hatte, wie Harry über sich dachte und was der Jüngere getan hatte, um die Menschen zu schützen, die er liebte. Er verstand nur nicht, warum Harry letztendlich doch gezögert hatte, seinen magischen Kern frei zu setzen. Nicht, dass er nicht dankbar dafür war, im Gegenteil, aber er verstand es nicht. Nach einiger Zeit allerdings hatte Severus sich wieder einigermaßen im Griff. Er küsste seinen Gefährten auf die Stirn. „Nie, hörst du? Ich werde dich niemals gehen lassen! Du bist mein Gefährte, Harry! Ich liebe dich, verdammt noch mal! Bekomm das endlich in deinen Dickschädel! Du wirst mich nicht so leicht los, “ fügte er wesentlich sanfter an. Er strich mit einem Finger über Harrys Wange. „Und jetzt hör, bei Merlins Bart, auf zu weinen! Sonst überschwemmst du noch das gesamte Zimmer.“ Kurz streifte er mit seinen Lippen auch die seines Gefährten, auch, wenn kein Kuss daraus wurde, da Harry immer noch extreme Probleme zu haben schien, Luft zu bekommen. Er hob eine Hand, woraufhin zwei weitere Tränke und ein Lappen auf ihn zuflogen. Er öffnete einen davon, träufelte etwas davon auf den Stoff und legte ihn auf Harrys verquollene, gerötete Augen. Natürlich zuckte der Jüngere wieder zusammen, aber nach kurzer Zeit entspannte er sich, als er merkte, wie angenehm kühl der Lappen nun war. Es war ein einfacher Trank, der sich um die Schwellung und die offensichtlich vorher schon entzündete Netzhaut kümmerte. Harry musste die letzten beiden Monate ausschließlich mit Weinen zugebracht haben, um das zu schaffen. Bei den letzte Worten des Älteren musste Harry trotz allem sogar etwas lächeln, er zuckte, als er auf ein Mal etwas spürte, doch es folgte keine Bestrafung, nur eine angenehme, beruhigende Kühle auf seinen trockenen, gereizten Augen. Wie sie trocken sein konnten, war ihm ohnehin ein Rätsel und die Worte verstand er noch viel weniger. Warum durfte er bleiben? Er verstand es einfach nicht. Warum ergriff Sev die Gelegenheit nicht beim Schopfe und wurde ihn los? Und all den Ärger, der mit ihm kam? Doch im Grunde war es ihm egal, er klammerte sich nur weiter an den Älteren, während seine Tränen in den weichen Stoff rollten, doch auch sie wurden weniger. Er war so müde. Am Liebsten würde er einschlafen, aber jedes Mal, wenn er kurz davor war, es zu tun, spürte er, wie der Ältere sich bewegte, dann war er wieder wach, klammerte sich automatisch fester an seinen Gefährten. Severus wartete, bis er sich sicher war, dass das Weinen endlich aufgehört hatte. Erst dann entfernte er den Lappen, hob das Gesicht des Jüngeren wieder zu sich, sah, bei einem des Blinzler, dass die Rötung bereits etwas zurückgegangen war. „So ist es besser, “ lobte er Harry leise, der auch endlich wieder leichter Luft zu bekommen schien. „Ich mag es wirklich nicht, wenn du weinst, noch dazu, wenn es keinen Grund dazu gibt, “ fügte er an. „Ich bin vollkommen gesund und hier. Ich habe sicher nicht vor, dich gehen zu lassen, du bist mein Gefährte und ich dachte wirklich, ich hätte dir das endlich in deinen Dickschädel gehämmert. Ich bin verletzt worden, weil ich nicht aufgepasst habe, das war nicht, ich wiederhole, nicht deine Schuld.“ Er strich über die heißen Wangen. „Du hast fast überhaut nicht geschlafen, nicht wahr?“, fragte er leise. „Und noch weniger gegessen – mal wieder. Du hast dich nur um den Kleinen gekümmert...“ „Und... um dich, “ brachte Harry endlich irgendwie heraus, verbarg seinen Kopf an der Brust seines Gefährten. „Ich... es tut mir... so leid, aber... ich hab keine... andere Möglichkeit mehr... gesehen!“ „Warum? Harry, wir hatten diese Schlacht im Griff!“ Er wusste, worauf sein Gefährte hinaus wollte. „Aber... Werwölfe und eine Nacht später wäre Vollmond gewesen! Greyback! Ich hab... ihn doch gesehen! Und.... wir waren für... so was nicht.. gerüstet, es... es wäre ein riesiges Blutbad geworden und... und... es ist doch schon... so viel Blut geflossen!“ „Schhhhh, “ murmelte Severus leise, drückte seinen Gefährten an sich: „Nicht schon wieder weinen, “ bat er leise. Er war milde entsetzt über die Geschichte mit den Werwölfen, das konnte er schlecht leugnen und ja, die hätten das Ruder zu Theodores Gunsten herumreißen können, doch es war nicht geschehen. Zum Glück. Auch, wenn er mit Harrys erster Wahl, den Krieg zu beenden, nicht einverstanden war. „Nicht, dass ich mich beschweren will, “ setzte er dann leise an. „Ich bin heilfroh, dass du es nicht getan hast, aber was hat dich davon abgehalten, deinen magischen Kern frei zu setzen?“ Harry schniefte mehrere Male, sah den Anderen dann kurz unsicher an. Severus küsste den Jüngeren kurz sanft. „Bitte, “ setzte er nach. „Sag es mir. Ich kenne dich, ich weiß, wenn du ein Mal einen wahnwitzigen Entschluss gefasst hast, ziehst du ihn durch, also, was hat dich dieses Mal aufgehalten und vernünftig werden lassen?“ Der Grünäugige sah den Anderen an, dessen Augen keinerlei Zorn oder gar Hass beinhalteten. Nur milde Neugier und vor allem Liebe. Trotz der Tatsache, dass Severus fast wegen seiner Dummheit gestorben wäre. Langsam nahm er eine der Hände des Tränkemeisters, legte sie auf seinen Bauch. „Mich opfern war eine Sache, aber... da war nicht nur ich, “ fügte er leise an, in der Hoffnung, dass der Andere verstehen würde. Verwundert beobachtete Severus, was der Jüngere mit ihm tat, wie seine Hand auf den viel zu flachen Bauch des Anderen gelegt wurde. „Was?“ fragte er leise, starrte seinen Gefährten an, der ihn fragend musterte. „Nicht nur...? Du... du bist wieder schwanger?!“ Konnte das wirklich sein? Wie sollte das möglich sein? Es war schon ein Wunder, wenn Elfen zwei Mal in hundert Jahren ein Kind empfingen und dann zwei in zwei Jahren?! Harry nickte unsicher. „Ich... bist du sauer? Willst... willst du es nicht?“, fügte er traurig an. „Was?!“, sofort schloss der Andere seinen Gefährten wieder fester in die Arme: „Natürlich freue ich mich! Harry, ich bin einfach nur überrascht, wenn ein Elf ein mal in einem Jahrhundert ein Kind bekommt oder zeugt, ist das schon viel und du... hast mir zwei in zwei Jahren gegeben,“ fügte er leise an, küsste den Anderen sanft, begann dann, leise einen Zauber zu sprechen, der Harrys Worte bestätigte. Da war wirklich wieder ein Kind, nicht lange, vielleicht zwei Monate. Es war auf dem Schlachtfeld gezeugt worden... Lange saßen die Beiden einfach nur da, Severus hielt den Jüngeren fest an sich gedrückt. „Du bist zu dünn, “ meinte er dann leise. „Das kann nicht gesund sein, “ fügte er an. „Weder für dich noch für das Kind... Wann hast du das letzte Mal etwas gegessen?“ „Heute... Morgen, “ verteidigte Harry sich, ohne die Augen zu öffnen. Er war so müde. „Dann war es nicht genug – und von deinen neuen Schlafgewohnheiten brauchen wir, glaube ich, gar nicht erst anfangen.“ „Bringe Remi ins Bett, dann schlaf ich, “ nuschelte Harry nur. „Remiel ist bei Rena, “ gab Severus ruhig zurück. „Er wird versorgt, das verspreche ich dir und du wirst jetzt auch schlafen, “ bestimmte er bestimmt. „Und morgen Früh werden wir erst baden und dann wirst du etwas essen!“ Er gab Harry die inzwischen sicher vertraute Phiole, die den Nährtrank enthielt, der es für heute wohl tun würde. Harry blinzelte, sah den Älteren kurz fragend an: „Du… du bleibst?“ „Natürlich, “ gab Severus leise zurück und küsste seinen kleinen Gefährten sanft, rutschte dann selbst zurück in die Kissen, deckte sie Beide zu und zog den Jüngeren wieder in seine Arme. „Ich bin hier, ich bleibe, bis du wieder aufwachst und jetzt schlaf, Harry..“ Am nächsten Morgen erwachte Severus gewohnt früh und im Gegensatz zum Tag davor, wusste er, was geschehen war. Automatisch schloss er seine Arme fester um die fast schon fragil wirkende Gestalt, die kurz aufseufzte, aber sonst keine Zeichen des Erwachens zeigte. Im Gegenteil, Harry vergrub seinen Kopf nur tiefer in der Brust vor sich. „Wenigstens bilden sich deine schauerlichen Augenringe zurück, “ murmelte Severus nur und vertrieb sich die Zeit damit, mit den langen, ohnehin vollkommen wirren Haaren zu spielen. Er wusste wirklich nicht, was er noch tun sollte, um Harry klar zu machen, dass er nicht vorhatte, ihn gehen zu lassen, oder ihn rauszuwerfen, auch, wenn sie sich mal streiten würden. Dass das nun mal zu jeder Beziehung dazu gehörte. Er war nicht tief in Harrys Gedanken gegangen, auch, wenn es verführerisch gewesen wäre, jetzt herauszufinden, was wirklich alles geschehen war, er hatte es gestern nur getan, weil sein Geliebter nicht mehr in der Lage gewesen war, zu sprechen und weil er hatte wissen müssen, was geschehen war. Was ihn an etwas Anderes erinnerte. Ein zweites Kind. Er bekam noch ein Kind, innerhalb von zwei Jahren. Sanft küsste er Harrys Stirn, seine Nase, seine Augenlider. Er konnte es nicht fassen. Zwei Kinder, so schnell hintereinander. Was war dieses Mal der Grund gewesen? Vielleicht eine Schutzmaßnahme des Körpers, um sicher zu gehen, dass der leichtsinnige Trottel sich nicht leichtfertig umbringen würde, solange es andere Mittel gab. Sonst hätte Harry seinen magischen Kern abgestoßen... Na ja, nicht, dass das Anrufen der Elemente viel harmloser gewesen wäre, aber wenigstens hatte er da eine Chance gehabt, zu überleben. Die Elemente hatten ihn nicht nur gewähren lassen, sie waren offensichtlich seinen Befehlen gefolgt. Wer wusste schon, in wiefern Theodore sie angepisst hatte. Langsam erwachte Harry, er war überrascht, dass er sich wesentlich besser fühlte, als die letzte Zeit über und es war nicht mal ein Alptraum gewesen, der ihn geweckt hatte. Und das Beste war, dass er gehalten wurde, wie er es sich in den letzten Wochen so sehr gewünscht hatte. Sicher in den starken Armen, während die langen Finger durch seine Haare strichen. Er wollte die Augen nicht öffnen, einfach nur bleiben, wo er gerade war. Und es wurde ihm gewährt, für eine Weile. Severus lächelte und beobachtete Harry, der sich weigerte, die Augen zu öffnen, als fürchte er, dass er dann allein sein würde. „Komm,“ forderte er den Grünäugigen daher dann auf: „Es wird Zeit für ein Bad,“ fügte er an: „Jemand muss den Mob auf deinem Kopf schließlich auflösen... du siehst aus, als hättest du tagelang darauf verzichtet, deine Haare zu kämmen,“ merkte er noch an, setzte sich dann etwas auf, was zu einem leisen, aber eindeutigen Murren von Seiten seines Gefährten führte, der sich aber trotzdem langsam aufsetzte und seine Augen rieb, die schon wesentlich besser aussahen, als am Tag zuvor. „Baden?“, fragte Harry hoffnungsvoll. Baden mit Sev war immer gut. Und ja, sein eigenes letztes Bad war schon eine Weile her, er hatte sich darauf beschränkt, sich zu duschen oder zu waschen oder Remiel zu beaufsichtigen. „Baden,“ bestätigte Severus. „Und mich von dieser Tortur befreien, “ fügte er an, zupfte an dem Schlafanzugoberteil. „Dein Krähennest wieder in Haare verwandeln.“ Rasch stand er auf, hielt seinem Gefährten eine Hand hin, die der ergriff. Er lief voraus ins Bad, machte eine Handbewegung, woraufhin die im Boden eingelassene Wanne begann, sich selbst zu füllen, während Severus sich von dem Schlafanzug befreite. Er sah zu Harry, der schüchtern dasselbe tat und noch vor ihm in die erst halbvolle Wanne glitt. Severus grinste einfach nur, glitt hinter seinem Gefährten ins Wasser und schloss ihn wieder in die Arme, eine Hand auf dessen Bauch. „Ich möchte, dass Thea dich nach dem Frühstück untersucht, “ kündigte er sanft an. „Ich will wissen, dass mit euch Beiden alles in Ordnung ist...“ Kurz sah Harry zu dem Andere, nickte aber dann und lehnte sich wieder zurück, genoss, wie die schlanken Finger ihn verwöhnten, schließlich begannen, seine Haare zu entwirren und zu waschen. Fast wäre Harry sogar wieder eingeschlafen, aber das war der Moment, wo die Finger sich ganz von ihm entfernten. Halb ängstlich halb enttäuscht wandte er sich um, nur um in ein grinsendes Gesicht zu sehen und geküsst zu werden. Severus grinste etwas, küsste Harry, als der endlich wieder wacher zu werden schien und erhob sich dann, trocknete sich oberflächlich ab, zog sich seine enge Boxer an und schlüpfte in den Morgenmantel bevor er Harry aus der Wanne half und ihn in eines der großen Handtücher einwickelte, der inzwischen auch aus dem warmen Wasser gekrochen war. Er half dem immer noch nicht wirklich wachen Jungen in ein Paar Boxer und in dessen Morgenmantel, manövrierte ihn dann auf einen Stuhl und begann, die Haare wieder zu entwirren. Erst dann brachte er Harry wieder in ihr Schlafzimmer, wo inzwischen ein obszön großes Frühstück auf sie wartete. Er sah, wie Harry ihn entsetzt anblickte, küsste den Jüngeren. „Du musst was essen,“ erinnerte er seinen Gefährten mit gerunzelter Stirn, setzte sich und zog ihn wieder auf den Schoß, bereitete einen Teller zu und stellte ihn vor Harry, der seufzte, aber brav zu essen begann. Es war das erste Mal, seit sie wieder hier waren, dass Harry so viel aß, aber den Teller schaffte er trotzdem nicht, etwa nach Dreiviertel der Horrorportion gab er rundheraus auf, er sah kurz zu seinem Gefährten, der seufzte, sagte aber nichts, sondern drückte ihn nur kurz. Der Jüngere lächelte schwach, lehnte sich dann wieder an Severus. Er hätte direkt weiter schlafen können, stellte er fest, aber das ging nicht. Er musste Sitara und Dren versorgen und er wollte Remiel wieder bei sich haben. Severus küsste den Jüngeren sanft, als er selbst fertig war und schickte eine Hauselfe, um Thea zu holen. Seine Finger strichen immer noch ungläubig über Harrys flachen Bauch, in dem er doch so deutlich das Leben flackern spürte. Sie saßen einfach so da, bis das laute Schreien von Remiel auch die Heilerin ankündigte, die mit einem verzweifelten Gesichtsausdruck in den Raum stürmte und seinen Sohn Harry in die Hand drückte, als wäre er ein Stinktier oder etwas anderes Unangenehmes. „Ich schließe aus diesem Auftritt, dass mein Sohn dir das Leben schwer gemacht hat?“ „Das ist eine Untertreibung, “ knurrte Thea nur. „Ich bin am Ende meiner Nerven und ich hatte ihn nur für einen Abend! Wie Eure Schwester das zwei Wochen ausgehalten hat, geht über mein Verständnis hinaus – weit.“ Harry hielt seinen Kleinen nur, der praktisch sofort das Weinen aufhörte und sich überraschend schnell beruhigte, nach kaum einer Minute lächelte er seine Eltern sogar an. „Warum habt Ihr mich gerufen?“ „Ich will, dass du Harry untersuchst.“ Thea runzelte ihre Stirn und blickte zu dem jungen Mann, der immerhin schon besser wirkte, als seit Tagen, die Augenringe waren fast verschwunden und sein Gesicht wirkte ruhiger. „Harry?“ Severus nahm dem Jüngeren entschieden ihren Sohn ab und setzte ihn neben sich auf das Bett, rief eines der Stofftiere und gab es ihm zu spielen, brachte seinen Gefährten dann dazu, sich hinzulegen. „Er ist schwanger.“ „WAS?!“ Entsetzt und ungläubig sah Thea auf den gezwungen lächelnden Jungen, der angespannt wartend auf dem Bett lag. Ein Kind? Schon wieder?! Wie bei allen guten Göttern hatten die Beiden das fertig gebracht? Rena hatte dreihundert Jahre gekämpft, um überhaupt mal schwanger zu werden... „Schwanger, “ wiederholte Severus, nun um einige Grad kühler und mit warnendem Blick, seine Hand ruhte in einer fast schon schützenden Geste auf dem Bauch des Jüngeren. „Ich will wissen, ob die Beiden in Ordnung sind.“ „Pa?“ Severus lächelte und wuschelte seinem Sohn durch die Haare. „Alles in Ordnung, Kleiner, “ meinte er nur. „Es geht um dein Geschwisterchen...“ Nicht, dass das dem Jungen etwas sagte, aber er schien sich erst mal damit zufrieden zu geben und knabberte einfach weiter an den Ohren des Stoffhasen herum. Thea atmete ein Mal tief durch, nickte dann und trat zu den Beiden, begann, leise die üblichen Zauber zu rezitieren. Ja, da war wirklich ein Fötus, ein Gesunder obendrein. „Es ist alles in Ordnung, die Entwicklung läuft normal, Euer Gefährte ist in keinerlei Gefahr – solange er wieder ein vernünftiges Essverhalten an den Tag legt, zumindest. Er wird einige zusätzliche Vitamine brauchen, sonst nichts.“ Und das war in ihren Augen das wahre Wunder an der Sache. Sie kannte nur drei Elfen, die so kurz hintereinander schwanger geworden und alle drei Kinder hatten es nicht mal bis zum ersten Lebensjahr geschafft, zwei waren noch im Mutterleib gestorben, eines war, schrecklich deformiert, auf die Welt gekommen und nach zwei Monaten gestorben. Aber dass das bei Harry nicht geschehen würde, war vermutlich, weil der ja kein Elf, sondern Aloja war. Severus nickte, immer noch verkrampft darum bemüht, sich seine Erleichterung nicht anmerken zu lassen. „Dann ist ja gut,“ murmelte er: „Ich brauche dich dann erst mal nicht mehr,“ fügte er an, küsste seinen Gefährten dabei, zumindest so lange, bis Remiel sich bemerkbar machte, indem er ihnen beiden mit den Händen in die Gesichter patschte, um ihnen so deutlich zu machen, dass er unterhalten zu werden wünschte. Thea seufzte nur und ging. Ja, hier würde es, mit Harry, wohl wirklich nie langweilig werden. Das war nicht zu befürchten. Vielleicht sollte sie noch zwei feste Heiler anstellen? Für ihn und jedes der Kinder? Wenn die sein Talent erben würden, in die unmöglichsten Situationen zu schlittern? Ja, das war eine hervorragende Idee... Es dauerte eine Woche, bis Severus wieder bereit war, seinen ‚Job’ zu übernehmen, wobei er darauf bestand, dass Harry bei ihm blieb, der Jüngere entschuldigte sich immer noch in fast jedem zweiten Satz, aber es wurde trotzdem langsam besser. Was Harry aber sichtlich nicht verstand und was ihn am Anfang ängstigte und schockierte, war die Verehrung, die ihm auf ein Mal entgegengebracht wurde. Vorher war er einfach nur der Gefährte des Königs gewesen, aber nun galt er als eine Art Heiliger, der Held, der ihnen den Frieden gebracht hatte. Nur langsam beruhigte sich das Benehmen der anderen Elfen, als sie sahen, wie die Mitglieder des Rates mit Harry umgingen, zwar respektvoll, aber vor allem ruhig und ohne jegliche offen gezeigte Verehrung, die den Jungen jedes Mal ohnehin nur zum Ausflippen oder alternativ zum Flüchten brachten. Es dauerte etwa einen Monat, bis Harry und Severus wieder eine Routine fanden. Aufwachen, etwas kuscheln, Remiel holen, der um Aufmerksamkeit verlangte, zusammen als kleine Familie frühstücken, oft auch mit Rena und ihrem Gefährten, dann zu diversen Audienzen und Sitzungen gehen. Diese Routine tat dem Grünäugigen sichtbar gut, er wurde wieder ruhiger, klammerte auch nicht mehr so stark, er fühlte sich endlich wieder sicherer und neben seinem Verstand schien auch sein Herz endlich zu verstehen, dass sein Gefährte ihn nicht verlassen würde, was in einem Ende der dauernden Alpträume führte, die ihn manchmal auch zwei Mal die Nacht geplagt hatten. Als Harry den vierten Monat erreichte und Thea meinte, es wäre wirklich alles in Ordnung, wurde Harrys zweite Schwangerschaft auch bekannt gegeben, eine Nachricht, die sich wie ein Lauffeuer verbreitete und in einer weiteren Sintflut von Geschenken endete – und in Draco, der ernstlich versuchte, seinen Patenonkel impotent zu hexen oder zumindest doch einen Knoten in dessen bestes Stück zu machen, da der Harry das Ganze antat, kaum, dass der sich einigermaßen erholt zu haben schien. Kurz danach fand auch endlich Dracos und Naras Hochzeit statt, sowie die Geburt von Serenas erstem Kind, einem kleinen Mädchen mit dunklen Haaren und goldenen Augen, die sie von ihrem Vater bekommen haben musste. Ron und Hermine trennten sich schließlich doch, da Hermine die Engstirnigkeit des Rotschopfes nicht mehr ertrug, der nur noch am Meckern zu sein schien. Zu aller Überraschung blieb sie der Weasleyfamilie aber treu und nur kurze Zeit später war sie mit Charlie zusammen, den sie auch heiraten wollte. Sieben Monate nachdem Severus wieder zu sich gekommen war, brachte Harry auch sein zweites, gesundes Kind zur Welt, ein kleines Mädchen mit schwarzen Haaren und seinen grünen Augen, dass das Herz seiner Eltern und seines Bruders sofort erobert hatte. Selena. Diese Geburt ging schneller, als die erste und die Schwangerschaft machte keine außergewöhnlichen Probleme. Die Wogen hatten sich geglättet, sowohl in England, dass sich endlich vom Krieg erholte und begann, moderner und toleranter zu werden, als auch in Naphthalla, wo die Elfen einfach froh waren, dass die Zeiten, in denen sie in Angst hatten leben müssen, endlich ein Ende gefunden hatten. Kein Krieg mehr, keine Überfälle, ein guter König und dessen starker und doch so sanfter Gefährte, der half, wo immer er konnte und nur zu oft musste man ihn daran hindern, zu weit zu gehen und sich zu überanstrengen. Harry liebte es, seine Kinder aufwachsen zu sehen, oft konnte er sie, wenn sie im Park unter ihrer Terrasse spielten, stundenlang beobachten, vor allem, da auch Serenas Tochter meist bei ihnen war. Was er nicht für möglich gehalten hatte, war wahr geworden, er hatte eine Familie, die ihn liebte, wie er war und oft glaubte er, dass die Liebe zwischen dem Älteren und ihm immer noch wuchs. Manchmal saßen sie einfach nur da, Harry auf dem Schoß des Anderen, und sie beobachteten die Sterne. Sie brauchten sich schon lange nicht mehr laut unterhalten, das Band zwischen ihnen war so weit gewachsen, dass sie wussten, das der Andere gerade dachte oder sagen wollte, es zu blockieren war schon lange nicht mehr möglich. Aber keiner von Beiden wollte es. Dazu gab es keinen Grund mehr. Im Laufe der Jahre erholte Harry sich auch endlich von seiner Kindheit. Er war nicht mehr krankhaft dürr und Severus hielt ein Auge darauf, dass es auch so blieb. Der Grünäugige dachte auch nicht mehr, nichts wert zu sein, er musste nur in Severus’ Augen zu sehen, um zu wissen, dass dem nicht so war. Aufgrund dessen wurde Harry auch endlich Anderen gegenüber aufgeschlossener, er kam gut mit den Ratsmitgliedern aus und auch zu Serena und Thea verband ihn inzwischen eine tiefe Freundschaft. Tief genug, dass sie sich ein Mal zusammengesetzt hatten und Harry ihnen alles erzählt hatte, mit tonloser Stimme und auf dem Schoß seines Geliebten, aber er hatte es endlich getan. Niemand hatte die ersten Minuten auch nur ein Wort herausgebracht, Severus hatte den Jüngeren nur gehalten. Aber er war froh gewesen, dass Harry endlich einsah, dass man ihm das ungerechtfertigt angetan hatte. Manchmal wachte Severus nachts auf und betrachtete das Gesicht des jungen Mannes, den er so sehr liebte und mehrfach fast verloren hatte. Jedes Mal war er darüber erstaunt, wie viel Harry ihm bedeutete und er wusste, er würde alles tun, um immer für ihn da sein zu können. Er mochte König sein, aber seine Prioritäten waren klar, wenn es den Leuten nicht passte, bitte, sie konnten gern seine Schwester haben, aber die war da nicht viel anders. Ja, es war etwas eingetreten, an das er nie geglaubt hätte, als er damals vor über zwanzig Jahren in die Menschenwelt gegangen war, um zu spionieren und den Schaden zu begrenzen – er war glücklich geworden, er war Vater, er hatte einen Gefährten. Und er hoffte, dass es immer so bleiben würde.... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)