Die Chronik der anderen Welt von DhalaElenaAngel ================================================================================ Kapitel 12: Schwarz und weiß ---------------------------- Serena saß mit Thea an ihrem Kaffeetisch, eine Tasse vor jeder von ihnen. Die Heilerin war immer noch recht bleich und etwas sagte ihr, dass sie sich wohl an diesen Zustand würde gewöhnen dürfen. Sie mochte den grünäugigen Jungen, den sie im wachen Zustand bisher nur ein Mal gesehen hatte, aber er war auch sehr anstrengend. Harry schien das Unglück magisch anzuziehen, ohne es auch nur im Geringsten zu wollen, er geriet in Situationen, die jeder Beschreibung spotteten, meist ohne jegliche Schuld an der Sache. Noch immer steckte ihr der Schreck in den Knochen, denn sie hätte ihren jungen Patienten ein weiteres Mal um ein Haar verloren. „Und die leben tatsächlich noch, “ erzählte Serena gerade. „Gut, einer von Beiden wird nie wieder laufen, da Sev das Rückrad mehr als gründlich zertrümmert hat und der Andere wird sein Lebtag nichts mehr in die rechte Hand nehmen können, aber ich war trotzdem beeindruckt. Früher hätte er nicht gezögert, sie umzubringen..“ „Sein Gefährte tut ihm gut, “ gab Thea nur zurück. „Er hat Severus endlich ruhiger werden lassen, die Rastlosigkeit aus seinen Augen ist endlich verschwunden. Er hat gefunden, was ihm wichtig ist...“ „Und es um ein Haar wieder verloren. Dabei ist Harry so ein guter Junge. Ich verstehe diese Eifersucht einfach nicht!“, ereiferte Serena sich. „Er hatte Spaß am Fliegen, er war gut! Und das hat ihnen als Grund gereicht! Talent!“ Thea nickte traurig. „Ja, leider, “ gab sie zurück. „Und sie hätten um ein Haar ihr Ziel erreicht, “ fügte sie an. „Und damit wäre es gleichgültig geworden, ob nun Theodore oder Severus auf dem Thron säßen – wir wären verloren gewesen..:“ „Ja, “ nickte Serena traurig. Sie spielte mit ihrem Gebäck, lächelte aber dann ermutigend. „Harry ist stark, er weiß, was an ihm hängt, er wird nicht einfach so sterben. Er liebt Sev. Du hättest mal seine Blicke sehen können! Trotz allem, was geschehen ist, sucht er dauernd Sevvies Nähe! Neulich ist er sogar im Rat aufgetaucht!“ „Davon habe ich gehört, “ grinste Thea belustigt. „Die müssen alle aus der Wäsche gesehen haben wie ein Haufen Idioten, sie haben es bis dahin nicht geglaubt!“ „Ihre Schuld, “ gab Serena nur zurück. „Ich werde auf jeden Fall immer auf den Kleinen achten! Er ist einfach zu drollig! Man muss ihn einfach gern haben!“ Thea lächelte. „Und ich werde mein Möglichstes tun, ihn am Leben zu erhalten, “ gelobte sie. „Ich hoffe, dass das die letzte Messerspitzenaktion gewesen ist, “ fügte sie an. „Das zehrt wirklich an den Kräften!“ Serena hob nur eine Augenbraue: „Etwas sagt mir aber, dass das wahrlich nicht alles gewesen ist. Glaub mir, das wird noch öfter geschehen...“ „Das ist es, was ich fürchte, “ gestand Thea. Der nächste Morgen kam früh für Severus, da Harry während eines Alptraums wieder begann, um sich zu schlagen. Er brauchte auch eine ganze Weile, um sich zu beruhigen. Vermutlich hatte der dumme Streit mit dem sturen Rotschopf wieder Erinnerungen in seinem Gefährten geweckt, denn normalerweise hatte er eben keine Alpträume, wenn er in Severus’ Armen schlief. Der Tränkemeister brauchte eine ganze Weile, bis er den Jüngeren wieder beruhigt hatte, der in einen ruhigen Schlaf zurückgefallen war, nun mit dem Kopf auf dem Brustkorb des Älteren, wodurch der sich vorerst nicht wirklich aus dem Bett verdrücken konnte. Aber das hatte er auch nicht wirklich vor. Er strich leicht über Harrys Schopf und lächelte etwas. Der Jüngere war am Abend wirklich, wie er es sich gedacht hatte, nur noch mal kurz aufgewacht, hatte etwas gegessen und sofort weiter geschlafen. Der Nachmittag war für ihn eben doch sehr anstrengend gewesen. Er wusste, wie sehr Harry an seinen Freunden hing und diese scheinbare Ablehnung, nein, die offensichtliche Ablehnung und die Inakzeptanz des Anderen, ihre Beziehung zu tolerieren, hatte ihn wirklich mitgenommen. Gerade Aloja waren sehr auf ihre Gefährten geprägt und bei Harry war es noch auffallender, eben weil er auf jede nur erdenkliche Art misshandelt worden war. Harry würde nicht überlegen, für wen er sich entscheiden würde, auf so etwas würde er gar nicht kommen, aber es würde ihm sehr, sehr weh tun, denn trotz und alledem war dieser unerträgliche Idiot mit den roten Haaren sein erster Freund gewesen. Und der Grünäugige hatte dem Anderen das erste Mal in seinem Leben geschlagen. Um Severus zu verteidigen. Der Andere machte sich wenig Illusionen über das, was nun geschehen würde. Ron würde sich weigern, auch nur eine Unze von seiner Meinung abzuweichen, er würde das Thema zwar nicht mehr wirklich ansprechen, sollten sie wieder miteinander sprechen, aber es würde immer Seitenhiebe geben, was dazu führen würde, dass Ron nicht mehr kommen würde, weswegen auch Miss Granger auch nicht mehr oft da sein würde und so hatte Harry im Grunde dann gleich zwei Freunde verloren und bleiben würde wohl nur Draco. Das war dem Jüngeren gegenüber alles anders als fair, aber wohl nichts, als eine realistische Einschätzung der Situation. Aber Draco würde Harry wohl immer bleiben und er würde auch andere Freunde finden, hier. Er war sich auch sicher, dass die Zwillinge Harry wohl erhalten bleiben würden. Und er war ja schließlich auch noch da. Er konnte seinen jungen Gefährten leicht beschäftigen und er musste ihn ja auch noch unterrichten. Aber das hatte Zeit, denn erst in ein paar Tagen würde der Jüngere ohnehin wieder auf den Beinen sein. Er hatte gestern bewiesen, wie schlecht er immer noch beieinander war. Er blieb noch eine Weile liegen, dann aber legte er Harry vorsichtig auf die Kissen zurück. Er küsste den Jüngeren sanft, deckte ihn zu und trat ins Bad, machte sich fertig. Ob er wollte, oder nicht, er musste später wieder in den Rat, denn dummerweise hatte sich herum gesprochen, dass er wieder da war und dass er einen Gefährten hatte. Aber wenigstens hatte er nun wirklich eine gute Ausrede, warum er den Jüngeren nicht den vielen Blicken aussetzen musste. Harry war wirklich krank und ihm dann diesem Stress auszusetzen, wäre eine Frechheit. Als er fertig war, setzte er sich wieder zu Harry, der sich, wie immer, wenn er allein war, eng in sich selbst zusammen gerollt hatte. Neben ihm hatte es sich, wohl in dem Moment, als er selbst das Bett verlassen hatte, Sitara gemütlich gemacht. Sie blickte ihn fast schon herausfordernd an. „Freches Vieh, “ murrte er und strich kurz über ihr Fell. In den letzten Wochen hatte er sich wohl oder übel an die ständige Begleiterin seines Gefährten gewöhnt. Aber er musste sagen, dass sie sich nicht schlecht machte. Sie war ein magisches Geschöpf, das seinen Herrn auch verteidigen konnte und sie war absolut treu, nicht launisch und wechselhaft wie ein Mensch – zumindest nicht Harry gegenüber. Bei ihm war das dann schon was Anderes, aber er war ja auch ein ernst zu nehmender Konkurrent um die Aufmerksamkeit des Grünäugigen. „Mach es dir hier nicht zu bequem, “ knurrte er halbherzig. „Ich dulde keine ausgewachsene Wildkatze in meinem Bett...“ Sitara starrte ihn nur an, legte ihren Kopf dann frech auf das Kissen des Tränkemeisters. Wenn sie ins Bett wollte, würde sie schon rein kommen, da war sie sich sicher, auch, wenn sie ganz ausgewachsen sein würde. Severus seufzte, er konnte regelrecht sehen, was das Vieh dachte und das Schlimmste war, er wusste, es hatte Recht. Dieses Ding würde ihm wohl eine Weile erhalten bleiben. Aber was nahm er nicht alles in Kauf... „Harry....“ Langsam erwachte Harry, er war immer noch etwas dösig, doch die Stimme des Anderen war für ihn Grund genug, seine Augen zu öffnen. Er wandte sich um, lächelte, als er seinen Gefährten sah. „Guten Morgen...“ „Guten Morgen, Langschläfer, “ gab er zurück, küsste den Anderen sanft. „Wie geht es dir?“ „Besser, “ gab der Jüngere zurück, ohne zu zögern. „Etwas schwindlig, aber sonst toll, ganz normal...“ „So lange, bis du wieder auf deinen Beinen stehst, “ gab Severus nur trocken zurück. Er strich dem Anderen einige Strähnen aus dem Gesicht. „Ich helfe dir ins Bad, dann können wir noch zusammen frühstücken, aber ich fürchte, ich muss danach auch schon in den Rat...“ Kurz zog Harry einen Flunsch, doch dann lächelte er und ließ sich nur zu gern aus dem Bett helfen, denn Severus hatte Recht behalten, er konnte sich noch nicht wirklich wieder auf den Beinen halten. Vielleicht ja nach dem Essen. Der Tränkemeister half Harry ins Bad, er blieb auch dabei, als der sich unter die Dusche stellen wollte, unbedingt und auf der Stelle. Das war auch besser so, denn als sein Gefährte heraus kam, strauchelte er und nur die Arme des Älteren bewahrten ihn vor Schlimmerem. Er sagte auch nichts mehr groß dazu, er wusste, das war verschwendete Liebesmüh. Stattdessen half er Harry, sich bequem anzuziehen. „Heute wirst du wohl noch mit der Wohnung Vorlieb nehmen müssen. So lasse ich dich nicht rumlaufen, nicht mal in Dracos Begleitung.“ „Aber...!“ Der Ältere hob Harrys Kinn. „Willst du dich schon wieder auf die Nase legen? Draco bleibt noch die gesamte Woche, so, wie die anderen Beiden auch. Wenn du es gleich wieder übertreibst, hast du gar nichts davon...“ Harry seufzte, da der Andere ja Recht hatte. Aber er hatte ein schlechtes Gewissen. Da waren seine Freunde da und nun das. Obwohl... Freunde? Er war sich nicht mehr so sicher, immerhin hatte er Ron eine gescheuert. Auch, wenn Hermine ihm nicht böse war, er kannte den Rotschopf, der würde es sein. Ron verstand viele Dinge einfach nicht, auch seine Freundschaft mit Draco. Wie würde er da je seine Beziehung zu dessen Hasslehrer akzeptieren? Severus merkte, wie die Stimmung des Anderen umschlug, er küsste ihn sanft. „Du grübelst ja schon wieder, “ rügte er nur und brachte Harry wieder nach draußen zum Tisch auf der Terrasse, wo die überfleißigen Hauselfen mal wieder den Tisch gedeckt hatten. „Essen wir erst mal, ich gehe dann wieder, wenn Draco da ist.“ „Meinst... meinst du, dass Ron noch mal mit... mir sprechen wird?“, fragte Harry schließlich leise. Er wusste, der Andere kannte den Rotschopf so gut, wie er selbst. Der Elf strich Harry sanft über die Haare. „Das wird er, Miss Granger wird ihn sicher dazu prügeln, wenn Mister Weasley vorhat, in nächster Zeit wo anders zu schlafen, als auf dem Sofa.“ „Aber... er wird nicht mehr so sein, wie...“ „Das war er seit Langem nicht mehr, nicht wahr?“, fragte Severus ruhig, während er Harrys Schüssel mit einem Müsli, Joghurt und Früchten füllte. „Du hast Draco, sieh Ron als guten Bekannten. Es ist schwer, aber es war abzusehen. Ron will nicht lernen, er verträgt keine Veränderungen. Er wird sich immer dagegen wehren.“ Harry kuschelte sich an den Anderen: „Ich weiß, aber... es ist schwer, “ flüsterte er ohne erst mal sein Essen zu beachten. „Was ist so schlimm an dir? Ich meine, er hasst dich, ohne auch nur mal nachzudenken, warum du so getan hast, als wärest du unausstehlich, er will noch nicht mal nachdenken...“ „Weil eine schwarz-weiße Weltsicht viel einfacher ist, als zu lernen, wie man die Grautöne auseinander hält. Du hast sehr schnell gelernt, dass die Welt grau ist, darum hast du dich auch leichter damit abfinden können. Und jetzt denk nicht so viel darüber nach, iss dein Frühstück und deine Tränke warten auch schon.“ Harry nickte. Er wusste, dass das, was der Andere sagte, wahr war. Er hatte früh gesehen, dass Böse nicht nur böse war und Gut bei weitem nicht immer gut. Er griff nach der Schale, die der Andere ihm gab und begann zu essen, trank dann seine Tränke und lehnte sich einfach nur an seinen Gefährten. Er lächelte etwas, als dessen Hand sich um ihn legte. Er war immer wieder erstaunt, wie der Ältere ihn beruhigte, allein dessen Nähe war etwas, dass ihn fast alle Sorgen vergessen ließ. Er war zwar etwas traurig, aber es nahm ihn nicht wirklich so mit, wie er es eigentlich erwartet hätte. Nicht, solange er wusste, dass er zu dem Älteren kriechen konnte. Draco hatte Recht, Harry hatte keinen Grund, Angst zu haben oder zu zögern, nicht, solange es um Sev ging. Der Andere würde ihm im Leben nicht wehtun, hatte der ihm doch gezeigt, dass es beim Sex auch Dinge gab, die Spaß machten. Mit dem Anderen war sicher auch der Sex nicht so schlimm. Bevor andere Severus unter Druck setzen würden. Das wollte er auf gar keinen Fall. Severus betrachtete das Gesicht des Jüngeren, der sich wieder beruhigte. Harry kuschelte sich an ihn und es tat dem Älteren fast weh, seinen Gefährten allein lassen zu müssen, aber er wusste, Draco würde auf seinen Pechvogel achten und er würde auch so schnell wie möglich wieder da sein. Zärtlich strich er über die Lippen des Anderen. Er wollte nicht in den großen Saal, er wollte sich um den Anderen kümmern, aber das ging wohl nicht. Nicht bis zum Nachmittag, wie er sein Glück kannte. „Ich muss los, “ seufzte Severus schließlich. Er sah auch nach oben, wo der Himmel sich verdunkelte, wohl zu einem Sommergewitter. „Ich bringe dich noch rein aufs Sofa, hier draußen wirst du nur klatschnass.“ Harry sah nun erst ebenfalls auf und er musste dem Anderen zustimmen. Der Himmel zog sich zu. Er hatte nichts dagegen, nass zu werden, aber er wusste, der Ältere würde sich nur unnötig Sorgen machen. Also ließ er sich von Severus wieder nach Drinnen tragen und auf das Sofa setzen. „Wann bist du wieder da?“, fragte er sofort, während er zusah, wie der Ältere eine prachtvollere Robe überzog und festgurtete. „So schnell es geht, “ versprach Severus und küsste den Jüngeren sanft. „Auf dem Weg sage ich Draco bescheid, er wird sicher schnell hier sein.“ Harry nickte und sah dem Älteren wenig begeistert hinterher, am liebsten wäre er seinem Gefährten selbst nachgelaufen, aber er wusste, dass das eine schlechte Idee sein würde. Er hatte schon in der Dusche Probleme gehabt, zu stehen. Also blieb er sitzen. Stattdessen streichelte er Sitara, die sich, wie immer, sofort zu ihm gesetzt hatte. Er überlegte, wie es wohl mit Ron und somit mit Hermine weitergehen würde. Er wusste, die Beiden liebten sich und er wollte nicht, dass sie ihr Glück wegen eines Streites mit ihm verloren. Ihm war klar, dass die Beiden wesentlich kürzer leben würden, als er, sie waren füreinander wichtiger, als das sie etwas für ihn aufgaben. Er hatte ja schon lange Probleme mit Ron gehabt, die waren nun eben noch gravierender geworden. Er musste das hinnehmen, schwer, wie es ihm fiel. Immerhin hatten die Beiden nicht mal gemerkt, wie es ihm wirklich ging, während Draco sich keine Sekunde lang hatte täuschen lassen. Hermine musste gegen Ende etwas gemerkt haben, aber Ron zum Beispiel gar nicht... „Morgen, Narbengesicht!“ Das riss Harry aus seinen trüben Gedanken, er sah zur Tür und strahlte, als er einen besten Freund sah. „Hi, Blondie!“ Draco lächelte und setzte sich zu dem Anderen, strich ihm kurz über das Gesicht. „Zumindest siehst du besser aus, als gestern, “ stellte er dann zufrieden fest. „Ich fühl mich auch besser, aber Sev sagt, er will nicht, dass ich heut schon aus der Wohnung geh..., “ schmollte er etwas. „Das dürfen wir nicht vor morgen.“ Dracos Augenbraue rutschte nach Oben. „Wie lange, bis du zusammengeklappt bist, als du versucht hast, selbst zu laufen?“ „Woher...?!“ „Ich kenne meinen Patenonkel, “ war die prompte Antwort. „Sev liebt dich, er würde dir fast alles erlauben, außer, es wäre nicht gut für dich. Also hatte er einen Grund, deinen Stubenarrest zu verlängern, “ stellte der Blonde fachmännisch fest. „Hab ich alle Punkte abgedeckt?“ „Rmpf...“ Draco lächelte nur nachsichtig: „Aber ich sag dir, du hättest gestern mal Weasley und Granger hören sollen! Ich wette, der Torfkopf durfte noch nicht mal auf dem Sofa schlafen, er hat bestenfalls noch den Boden bekommen! Granger hat ihn ja so was von runter gemacht wegen seiner Vorurteile! Er war so klein mit Hut und Stelzen! Der wird nachher zu dir gekrochen kommen!“ Harry lächelte nur traurig. „Aber... es wird nie wieder werden, wie früher...“ Der Blonde zuckte mit den Schultern: „Nein, das wohl nicht, aber er wird zumindest erst mal seinen Schnabel halten!“ „Hoffentlich, ich mag es nicht, wenn man Sev beleidigt...“ „Oh, oh! Da ist wirklich jemand verliebt!“, lachte Draco nur, wuschelte dem Anderen durch die Haare. „Aber du hast Recht, das, was Weasley immer ablässt ist wirklich nicht fair...“ Erst zwei Tage später konnte Harry seinen Geliebten davon überzeugen, dass er wieder in der Lage war, nach draußen zu gehen und dass seine Leibwächter ja nicht umsonst da waren, dass der Zwischenfall sich nicht wiederholen würde und der Tränkemeister ließ sich erweichen. Er wusste, er war verdammt. Wenn Harry wirklich etwas wollte und ihn mit diesen großen, grünen Augen ansehen würde, würde er wohl immer nachgeben. Oder so gut wie immer... Weasley stank ihm aber gewaltig. Es herrschte eine Art brüchiger Waffenstillstand zwischen ihnen, der Severus nicht wirklich gefiel. Der Rotschopf schoss die gesamte Zeit mit bösen Kommentaren um sich, während Harry seine verletzten Gefühle wieder hinter einem dummen Dauergrinsen versteckte. Aber nachts kam es dann doch jedes Mal raus. Weswegen er Weasley und Granger gebeten hatte, sie an diesem Morgen zu verlassen. Um Granger tat es ihm ja Leid, aber er war einfach nicht bereit, zuzusehen, wie Harry jede Nacht im Schlaf weinte und sich selbst Vorwürfe machte, weil er nicht in der Lage zu sein schien, eine Freundschaft zu halten. Sie waren erst seit einer Stunde weg, aber schon sah man, wie Harry sich entspannt hatte, Draco und er waren im Park, vermutlich auf dem Weg zu dem Schossdrachen seines Gefährten, er konnte die Beiden von seinem Konferenzraum aus beobachten. Was er auch tat, während einer seiner Generäle ihm sagte, dass sie, dank der Drachenpatroullie einen weiteren Einfall seines Onkels verhindert hatten. Der Krieg war also zu einigen kleinen Gemetzeln geworden. Im Moment. Aber Severus machte sich wenig Illusionen. Er wusste, es würden auch wieder schwerere Zeiten kommen. So war es immer. Darum rekrutierte er weiter und die Schmieden arbeiteten auf Hochtouren. Aber da war noch etwas. Er war nun schon zum wiederholten Male darauf angesprochen worden, warum die Bindung noch nicht vervollständigt worden sei. Diese Idioten! Die Bindung vollziehen? Wie denn? Ja, er begehrte Harry, er wollte mehr von ihm, aber er war nicht bereit, den Jüngeren weiter zu verschrecken, indem er ungeduldig wurde! Der Jüngere war sein halbes Leben lang vergewaltigt worden und er begann gerade erst, sich bei Berührungen wieder wohl zu fühlen! Er würde das mühsam errungene Vertrauen nicht wieder kaputt machen, indem er sich nicht besser benahm, als der inzwischen halb tote Fettsack in den Kerkern, der sich den Tod inzwischen wohl mit allem wünschte, was er noch hatte. Aber Severus war ein nachtragender Mann... Nein, es war ihm gleich, wenn man ihn drängte, es spielte einfach keine Rolle, er würde Harry nicht drängen, nicht, was so etwas anging. Sollten die sich doch alle aufspielen, was sie wollten. Er hatte seinen Gefährten, sein Gefährte war für alle sichtbar hier, er hatte getan, was verlangt worden war, aber er würde die Bindung nicht hetzen. Es würde so schon schwer genug werden. Harry brauchte eben, gerade was körperlichen Kontakt anging, viel Geduld. Was vollkommen verständlich war. „Herr...?“ Severus starrte den Mann einige Sekunden an, machte dann ein Zeichen, dass der sich setzen durfte. Seine Gedanken waren immer noch bei dem Grünäugigen, der ihm nun schon das zweite Mal fast unter den Fingern weggestorben war und der nun, ohne zu wissen, wie knapp es gewesen war, wieder über den Rasen im Park tollte. Er wusste, er würde Harrys Tod nicht verkraften. Er hatte eine neue Schwachstelle, auf die er aber auch nie wieder verzichten wollte, denn es war auch seine größte Stärke, denn Harry gab ihm viel: Ausgeglichenheit, Ruhe und Geduld. „War das alles?“ „Ja, Herr... fürs Erste sind die Angriffe wohl gestoppt, bis er herausfindet, woher wir davon wussten. Er wird vermutlich mal wieder seine Berater köpfen und uns dann wieder angreifen oder Boten mit Drohungen senden. Aber ich fürchte, lange könnt Ihr Euren Gefährten nicht vor ihm geheim halten und dann wird er ein Ziel sein, er kennt die Prophezeiung...“ Wieder wanderte Severus’ Blick auch dem Fenster, er erkannte nur noch einige kleine Punkte in der Ferne. Er wusste, dass Harry ein Ziel war – mal wieder. Und er wusste, leider war Theodore alles andere als dumm, der Mann wusste bereits von seinem Gefährten, da war er sich auch sicher. Vermutlich hatte er bereits Spione auf die Erde geschickt, um alles was ging über den Jungen herauszufinden. Und er würde dann eine Allianz mit Dumbledore schließen, daran hegte Severus auch wenig Zweifel. Darum hatte er zwei der besten Krieger als Leibwächter für Harry abgestellt und nur darum hatte er dem Wunsch des Jüngeren nach Training letztendlich nachgegeben. Er hatte nicht vor, Harry im Krieg oder in einer Schlacht einzusetzen, aber er wollte den größtmöglichen Schutz für den frisch erwachten Aloja, der noch keine Ahnung vom Ausmaß seiner Macht hatte. Harry hielt sich immer noch für einen Klotz am Bein, er sah seine eigene Kraft nicht, da man ihm zu lange erzählt hatte, dass er so etwas nicht besaß, dass er nur gut war, um geopfert zu werden. Severus seufzte leise. Da stand ihm wahrlich noch eine Sisyphusaufgabe bevor, dem Jungen wieder Selbstvertrauen zu geben. Genug, damit ihm klar war, welche neue Stellung er bekleidete, nicht als sein Gefährte, sondern als eines der seltensten magischen Wesen überhaupt. Nun, wenigstens hatte sein Onkel kaum eine Chance von dem Alojablut zu erfahren. Woher auch, nicht mal Harry selbst oder Dumbledore hatten davon gewusst, Himmel, er hätte es selbst um ein Haar zu spät erfahren! Das war ein kleiner Schutz, den der Junge noch hatte. Theodore würde ihn, wie alle Anderen, erst mal unterschätzen. „Herr...?!“ „Was?!“ „Der Botschafter der Lichtelfen ist hier, um Euch ein Geschenk zu überreichen.“ Der Dunkelhaarige seufzte, riss sich aber dann zusammen und setzte sich normal hin, zwang sich, seinen Blick wieder auf die Anwesenden zu richten. „Gut, lasst ihn herein...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)