Silent Scream von Chimi-mimi (Denn es gibt keinen Ausweg) ================================================================================ Kapitel 3: I - Nicole --------------------- Nicole Plötzlich hielt die Prostituierte inne. Sie hätte schwören können, dass sie Schritte gehört hatte. Ruckartig drehte sie sich um. Fast schon zu ruckartig. Stolpernd schaffte sie es, nicht an der Fassade runterzufallen. Wenn Nicole schon fallen wollte, dann richtig und bewusst. „Ist da wer?“, fragte sie, noch bevor sie sich richtig umgedreht hatte. Da entdeckte die Schwarzhaarige den Mann. Er war groß und stattlich gebaut. Sein schwarzes Haar umrahmte sein Gesicht und seine Augen hatten einen stechenden Ausdruck. Man könnte schon sagen, dass er wirklich attraktiv war. „Wer sind Sie? Und was machen Sie hier?“, doch Nicole bekam keine Antwort. Der Fremde stand einfach nur da, und musterte sie. „Hey, ich rede mit Ihnen! Wohnen Sie hier? Wollten Sie einfach in der Nacht mal ein bisschen frische Luft schnappen?“ Wieder bekam die Prostituierte keine Antwort. Sie merkte, dass reden in dem Falle keinen Sinn hatte, und seufzte. Dann begann sie auch damit, ihr Gegenüber noch genauer zu mustern. Plötzlich bemerkte die zweifache Mutter den weißen Kittel des Mannes. „Bist du Arzt?“ „Ja, ich bin Arzt.“ Nicole fielen fast die Augen aus dem Kopf, als der Kerl einfach so zu reden begann. „Wow, und stumm bist du auch nicht“, bemerkte die Prostituierte sarkastisch. „Aber nein, ich wohne nicht hier“, knüpfte der Arzt an ihre frühere Frage an. „Was machen Sie denn hier?“, hakte die Schwarzhaarige nach. „Höchstwahrscheinlich das Selbe wie Sie.“ Der Fremde lächelte traurig. „Sie haben doch keine Ahnung, was ich hier mache!“, empörte sich Nicole. „Wohnen Sie denn hier?“ „Nein“, gab die Prostituierte zu, und ließ sich auf das kalte Betondach nieder. Der Mann setzte sich auch hin. Plötzlich begann er ungefragt zu reden. „Ich habe gerade meinen Job verloren. Ich habe keinen Ort, an den ich gehen könnte und kein Geld, mit dem ich mir Essen kaufen könnte. Was hat dieses Leben noch für einen Sinn?“ Er schien fast schon vor sich hinzusinnieren, und die Mutter war sich nicht sicher, ob er überhaupt noch registrierte, dass sie da war. „Haben Sie Familie,…?“ Nicole schien offensichtlich nach seinem Namen zu suchen. „Alec. Alec Winston. Und nein, sozusagen habe ich keine Familie.“ Nicole nickte ihm zu. „Nicole Nickerson. Hören Sie mir mal gut zu, Alec. Sie glauben, Sie hätten Probleme, aber das stimmt nicht. Sehen Sie sich doch mal mich an! Ich bin eine Prostituierte mit zwei Töchtern. Ich kann mir keine richtige Ausbildung für mein älteres Kind leisten, und wir sind in eine viel zu kleine Wohnung in einem Drecksquartier eingequetscht. Wir haben nie genug Geld für Essen. Wer hat jetzt den richtigen Grund, sich umzubringen?“ „Und das würden Sie schaffen? Ihre beiden Töchter einfach so ohne Mutter in dieser Welt zurück zu lassen?“ Alec sah sie nun ernsthaft interessiert an. Doch Nicole wandte ihren Blick bloss zu Boden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)