Sitting, writing, wishing von Chimi-mimi (Feder und Stift) ================================================================================ Kapitel 8: Übung VIII --------------------- Atemlos Immer wenn ich diesen Traum habe, schnürt es mir die Luft ab, obwohl es doch alles, nur keine Realität ist und dennoch schrecke ich auf, huste, keuche, bete darum, endlich Luft zu kriegen, denn zu sehr erinnert es mich an das, was einmal war und was ich niemals wieder erfahren will. Dabei fing alles so harmlos an, ein Pferd, ich sehe es, ich renne hin, denn ich liebe Pferde. Ich will es streicheln, will mich auf es schwingen, will es reiten. Anfangs spüre ich es nicht, dann diesen leichten Druck, der mir das Atmen erschwert. Ich ignoriere es, schiebe es auf das schnelle Laufen, mangelnde Kondition, doch es wird immer stärker, ich werde langsamer. Es fängt an zu schmerzen, meine Brust wird immer enger, sie wird zu einem engen Panzer, schnürt mich ein. Das Pferd ist zum Greifen nah, ich strecke die Hand aus, doch ich schaffe es nicht, es zu berühren, es zu streicheln, mein Atem geht schneller, immer schneller und trotzdem kriege ich keine Luft, Panik ergreift mich. Langsam sinke ich auf Knie, stütze mich auf, spüre das Gras zwischen meinen Fingern, feucht, kühl, zu real im Angesicht meines Kampfes. Husten schüttelt mich, hin und her, ich spüre es, wie er meine Brust fast zum Springen bringt. Ich keuche, kralle mich fest, ringe nach Luft, doch es geht nicht. Um mich herum wird alles schwarz, meine Augen, mein Gesicht, heiß, angeschwollen, es erschwert mir das Atmen. Obwohl ich so kämpfe, höre ich, was um mich herum geschieht, höre das Wiehern, die Hufe, die langsam weg traben, spüre den kühlen, erfrischenden Wind auf meinen Wangen. Eine eigentümliche Ruhe erfasst meinen Geist, während mein Körper noch kämpft, ich höre mich keuchen, praktisch aus dem letzten Loch pfeifen, schleimigen Husten, der meinen Körper schüttelt. Weiße Pünktchen erhellen das Schwarze vor meinen Augen, die brennen und schmerzen. Es ist als würde meine Lunge mit aller Macht versuchen die Fesseln, den Panzer zu sprengen, doch es geht einfach nicht. Die Schmerzen werden immer stärker, immer unerträglicher, ich kann einfach nicht mehr und dennoch atme ich keuchend weiter, obwohl ich trotzdem keine Luft bekomme, es schmerzt, es schmerzt so sehr. Und dann… … dann wache ich aus diesem Traum auf, meine Lunge pfeift, mir ist schwindelig, alles dreht sich. Suchend taste ich nach der Rettung in der Not, dem kleinen Asthmaspray, das immer bereit liegt, für diesen Fall. Mit zittrigen Händen schaffe ich es, atme so tief ein, wie es die Faust, die immer noch meine Lunge umfasst hält, zulässt. Schließlich kommt sie, die Erlösung, langsam aber stetig. Der Druck lässt etwas nach, die Schmerzen werden zwar stärker, durch die Anspannung, die abfällt, aber ich merke, wie die Luft wieder ihren Weg findet. Das Pfeifen lässt nach, nur noch ein schwacher Hustenreiz bleibt übrig, zusammen mit den Schmerzen. Ich lasse mich zurückfallen auf mein Kissen und sehe nach oben, obwohl ich doch nichts sehe. Mein Herz pocht schnell und unregelmäßig, mein Hals kratzt, ich atme tief und bewusst ein, versuche mir vorzustellen, wie die Luft ihren Weg findet. Ich habe Angst wieder einzuschlafen, habe Angst, dass ich irgendwann mitten in der Nacht, in meinen Träumen ersticke, und nicht mehr rechtzeitig zurückkehre. _______________________________________________________________________ Kleine Anmerkung: Ich bin tatsächlich gegen Pferde allergisch und habe diese Atemnot schon erleben müssen. Als ich das Ganze geschrieben habe, habe ich die Schmerzen gefühlt und schlechter Luft bekommen >.< Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)