yaadein ya bhawishya...? von elfogadunk ================================================================================ Kapitel 15: ------------ „Hey, ich bin’s. Ich hoffe, ich störe nicht.“, meldete sich Vijay am anderen Ende der Leitung, als Radha das Telefon abgenommen hatte. „Nein, natürlich nicht. Wieso solltest du stören?“, meinte sie und versuchte, das Beben ihrer Stimme mit fröhlicher Gelassenheit zu übertünchen. Ihr Herz hämmerte unaufhörlich gegen ihre Brust und ihre Gedanken wirbelten durcheinander. Hätte Vijay nicht angerufen, hätten sie und Sunder sich geküsst. War das etwa ein Zeichen? Sie wusste einfach nicht, was sie denken sollte. Als ihr plötzlich bewusst wurde, dass sie noch immer am Telefon war und Vijay mit ihr redete, zwang sie sich, ihre Gedanken beiseite zu schieben und ihm zuzuhören. „... und die Party wird dann um 20 Uhr beginnen.“, bekam sie nur noch mit und fragte vorsichtig nach: „Entschuldige, ich war gerade abgelenkt, könntest du die Adresse noch einmal wiederholen?“ Vijay nannte sie ihr noch einmal und wollte sich gerade verabschieden, als Radha einwarf: „Vijay, ich... Danke für deinen Anruf...“ „Ähm... Kein Problem...“, entgegnete er etwas verwirrt ob ihres leicht flehenden Tonfalls und legte dann auf. Radha lehnte sich an das kleine Telefonschränkchen, schloss die Augen und atmete tief durch. Was hatte sie denn da gerade bloß geritten? Sie liebte Vijay, wieso also war sie gerade drauf und dran gewesen, Sunder zu küssen? Dass sie ihn mittlerweile sehr gern hatte, konnte sie nicht abstreiten, doch wie hatte sie es so weit gehen lassen können? Sie fühlte sich schuldig und ihre Vorfreude auf das Geschäftsessen war nun wie weggeblasen. Außerdem wusste sie nicht, wie sie nun Sunder gegenüber auftreten sollte. Er hatte nun sicher falsche Vorstellungen von ihr durch ihr unüberlegtes Handeln. Im Auto auf dem Weg ins Restaurant herrschte ein gespanntes Schweigen zwischen ihr und Sunder. Sie saß angespannt in ihrem Sitz und starrte stur aus dem Fenster während sie an ihrem Sari herumnestelte. Sunder warf ihr ab und zu einen Blick zu. Sie hatten, seit sie die Wohnung verlassen hatten, kein Wort mehr miteinander gewechselt und er beschloss, die Sache erste einmal ruhen zu lassen. Der Vorfall schien Radha sehr durcheinander gebracht zu haben und Sunder hatte die Befürchtung, dass er sie verschrecken würde, wenn er weiter darauf einging. Am Restaurant angekommen, half Sunder Radha aus dem Wagen und hielt ihr seinen Arm hin. Mit gesenktem Blick hakte sie sich bei ihm ein und so betraten sie gemeinsam das Restaurant, wo Sunders beide Geschäftspartner bereits auf sie warteten. Es folgte eine herzliche Begrüßung mit einigen Komplimenten an Radha, die sich daraufhin lächelnd bedankte. Der weitere Abend verlief angenehm. Die drei Männer sprachen bis zum Hauptgang über das Geschäft und ließen das Gespräch dann privater werden. Radha amüsierte sich gut und verstand sich prächtig mit den beiden Partnern. Sunder registrierte dies erleichtert und hoffte, dass sie das genug ablenken würde, damit sie den kleinen Zwischenfall vorhin vergessen würde. Ihm selbst fiel das allerdings nicht so leicht. Er war noch immer betört von ihrer Nähe und der Nähe ihrer Lippen. Dass er sich nach ihnen sehnte, musste er sich eingestehen. Er wollte wissen, wie sie sich anfühlten, wie sie schmeckten... Als er bemerkte, dass seine Gedanken abdrifteten und wie sein Blick an Radha hing, die das zu seiner Erleichterung nicht bemerkt hatte, zwang er sich, sich wieder auf das Gespräch zu konzentrieren. Nachdem das Essen beendet war und Radha und Sunder wieder zu Hause angekommen waren, herrschte wieder eine etwas unangenehme Stille zwischen ihnen, die Sunder versichte zu lockern. „Meine Kollegen waren begeistert von dir. Vielen Dank nochmal, dass du mitgekommen bist.”, meinte er zu ihr und lächelte sie an, als sie im Schlafzimmer waren und er seinen Schlips löste, während sie ihren Schmuck ablegte. „Das freut mich. Ich fand die beiden auch sehr sympathisch muss ich sagen.”, erwiderte sie und verschwand dann im Badezimmer, um sich ihre Schlafsachen anzuziehen. Sie betrachtete sich im Spiegel und atmete tief durch, denn sie war froh, dass Sunder sie nicht noch einmal wegen des Kusses angesprochen hatte, denn sie wusste nicht, was sie darauf hätte sagen sollen. Als sie das Bad wieder verließ, lag Sunder bereits im Bett. Sie legte sich zu ihm und löschte das Licht. Kaum hatte sie sich hingelegt, beugte Sunder sich über sie und küsste sanft ihre Wange, wobei er beinahe ihren Mundwinkel berührte. Radha schloss die Augen und hielt die Luft während dieses kurzen Momentes. Ihre Gefühle spielten verrückt und wenn Sunder sie berührte oder so nahe war, schien es ihr, als ob die Welt einen Moment stehen blieb. „Auch wenn die Party hier gleich in der Nähe ist, sollten wir wirklich langsam los. Wir sind mittlerweile sowieso schon eine halbe Stunde zu spät.”, rief Radha und klopfte ungeduldig an die Badezimmertür. „Na, dann machen die fünf Minuten auch nichts mehr aus.”, meinte Sunder, nachdem er aus dem Badezimmer gekommen war. „Außerdem hast du schließlich vorhin so lange unter der Dusche gebraucht.”, fügte er hinzu als er sich seine Jacke schnappte, die auf dem Bett lag. „Du hättest doch in unser anderes Bad gehen können.”, erwiderte Radha, die sich keiner Schuld bewusst war. „Ach ja, wie denn, wenn mein ganzes Zeug in...?” Radha unterbrach Sunder, indem sie plötzlich lachte, woraufhin er sie irritiert anschaute. „Wir klingen wie ein altes Ehepaar.”, meinte sie schließlich kopfschüttelnd. Sunder grinste. „Dabei sind wir gerade mal knapp ein halbes Jahr verheiratet.”, bemerkte er und zog Radha zu sich heran, um ihr einen Kuss auf die Stirn zu drücken. Sie befreite sich schmunzelnd aus seinem Griff. „Jetzt müssen wir aber wirklich los! Chalo!” 50 Minuten zu spät klingelten sie schließlich an der Haustür der Gastgeberin, die auch wenige Augenblicke später öffnete, die beiden freundlich begrüßte und hereinbat. Kaum hatten sie das Wohnzimmer betreten, wo sich der größte Teil der Gäste aufzuhalten schien, kam ihnen auch schon Vijay entgegen, der sie mit einer herzlichen Umarmung begrüßte. „Ihr seid ja mal wieder überpünktlich, ihr beiden.”, bemerkte er scherzend während er sie zu einem Tisch führte, der als Bar fungierte, um ihnen etwas zu trinken anzubieten. Radha und Sunder ließen sich beide einen Wodka-Energy aufschwatzen und sahen sich dann in der Wohnung um. Radha wurde sofort von einer von Vijays Kommilitoninnen, die sie bei ihren Treffen im Café kennengelernt hatte, angesprochen und in ein Gespräch verwickelt. Sunder und Vijay setzten sich unterdessen mit ihren Drinks auf eine Bank auf der Terrasse. Nachdem sie sich eine Weile über dies und das unterhalten hatten, meinte Vijay etwas zögerlich: „...... Und mit Radha? Wie läuft es bei euch?” Sunder nahm einen Schluck aus seinem Glas. „Wir verstehen uns immer besser. Am Anfang hatten wir ein paar Probleme, aber die haben sich mittlerweile geklärt...” Nach einer kurzen Pause fügte er noch hinzu: „Und wenn ich ehrlich bin, denke ich, dass sie mich nicht ganz freiwillig geheiratet hat, Yaar.” Vijay schaute ihn fragend an. „Naja, am Anfang schien sie sich regelrecht gegen mich zu sperren. Sie hat kaum mit mir geredet und schien immer etwas geistesabwesend. Es hat lange gedauert bis ich sie aufgetaut hatte. Aber mittlerweile verstehen wir uns wirklich gut und ich denke, uns steht eine schöne gemeinsame Zukunft bevor.”, erklärte Sunder und ein Lächeln formte sich aus seine Lippen. Nach kurzem Zögern meinte Vijay: „Das freut mich wirklich für euch... Aber meinst du mit dem, dass sie dich nicht freiwillig geheiratet hat, dass ihre Eltern sie gezwungen haben?” „... Ich weiß es nicht. Ich habe sie nie darauf angesprochen, da es für sie unangenehm sein könnte... Und wie gesagt, was immer sie anfangs beschäftigte, scheint bewältigt zu sein. Ich will keine alten Wunden aufreißen, deswegen werde ich das Thema ruhen lassen, denke ich...” „.... Ja, das wird wohl das Beste sein...”, stellte Vijay fest und meinte dann während er Sunder auf die Schuler klopfte: „Du bist ein guter Ehemann, Yaar. Ich bin froh, dass Radha bei dir so gut aufgehoben ist.” Sunder drückte die Hand seines Freundes und lachte. Dann nahm er den letzten Schluck seines Drinks und stand auf. „Ich hol mir noch einen. Willst du auch?”, fragte er Vijay, doch dieser schwenkte nur sein Glas als Zeichen dafür, dass er noch genug hatte. Sunder nickte und verschwand im Haus. Vijay schaute ihm hinterher und seufzte. Er verstand nicht, was mit ihm los war, doch er wusste, dass das, was er im Moment fühlte, alles andere als richtig war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)