Eternal Darkness von DaddysNightmare ================================================================================ Kapitel 4: Chap 4: Sail away ---------------------------- Name: Eternal Darkness Autor: DaddysNightmare Kapitel:4/? Warnung: keine Song: The Rasmus – Sail away http://de.youtube.com/watch?v=-nvsutehw4M ~*~ Once upon a time We used to burn candles We had a place to call a home The dream that we lived Was better than divine Every day was like a gift ~*~ Chap 4: Sail away Gustav hatte sich derweil ein für ihn annehmbares Hotel gesucht und dort eingecheckt. Seufzend schmiss er seine Tasche achtlos auf den Boden und ließ sich längs auf das große Doppelbett fallen. Das war es nun also gewesen. Aus. Schluss. Vorbei. Und wenn er ehrlich zu sich selbst war, hatte er schon geahnt, dass das irgendwann einmal passieren würde. Nur dass es so schnell ging, hätte auch er sich nicht träumen lassen. „Na, besser ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende“, sagte er mehr zu sich, als dass es jemand hören konnte. Wie es nun für ihn weiterging, wusste er noch nicht genau. Vorerst würde er in diesem Hotel bleiben, bis er eine kleine Wohnung für sich gefunden hatte. Zwar gab es davon so einige in Berlin, jedoch die passende zu finden, die Gustav auch finanzieren konnte, würde durchaus schwieriger werden. Sein Kopf puckerte bereits von all den wirren Gedanken, die sich dort breit gemacht hatten und er erkannte, dass er diese, wenn auch vorerst nur für diesen Abend, ausschalten musste. Wie, das wusste der Blonde noch nicht genau. Zunächst tigerte er unruhig im Hotelzimmer hin und her, bevor er beschloss, sich erst einmal unten an die hoteleigene Bar zu setzen. Dort angekommen, fackelte er auch nicht lange und bestellte sich direkt einen Kurzen und ein Pils. Doch bei diesen beiden Getränken sollte es nicht bleiben und ehe er sich versah, hatte Gustav auch schon eine beachtliche Menge an Strichen auf seinem Deckel gesammelt. Kritisch wurde er vom Barkeeper beäugt. Nachdem Gustav noch zwei weitere Wodka pur geleert hatte und noch einen dritten bestellen wollte, bekam er aber anstelle des gewünschten Alkohols nur ein Glas Wasser hingestellt. „Ich denke, du hast genug. Zwar ist es nicht meine Aufgabe, die Kunden vom Trinken abzuhalten, aber ich hab so etwas wie Verantwortungsgefühl.“ Gustav lachte nur gekünstelt auf und schüttelte nur den Kopf, nahm dann aber doch dankbar das Wasser und trank es in einem Zug leer. „Sag mal, hat der ach so edle Ritter auch einen Namen? Und wo wir gerade dabei sind: Wo ist denn dein weißes Ross?“ Doch der Barkeeper hatte nur ein Lächeln für den frustrierten jungen Mann übrig. „Der edle Ritter heißt Elijah (1*) und das weiße Ross steht in Form eines Opel Astras OPC(2*) auf dem Angestelltenparkplatz. Warum dieser Zynismus? Wer oder was ist dir über die Leber gelaufen?“ Kritisch beäugte Gustav sein Gegenüber und dachte kurz nach, ob er sich einfach mal Luft machen sollte. Doch dank des ziemlich angestiegenen Alkoholpegels warf er die kurzzeitig auftretenden Bedenken über Bord, zog seine Brieftasche hervor, öffnete sie und zeigte Elijah ein Bild von Georg. Kurz besah dieser es sich. „Verstehe. Pass auf; ich hab nun gleich Feierabend. Dann setzen wir uns in eine andere Bar und du kotzt dich einfach mal bei mir aus, okay?“ Gustav nickte zustimmend, bezahlte seinen Deckel und folgte Elijah kurze Zeit später in ein kleineres, gemütliches Lokal, das an einen englischen Pub erinnerte. Nachdem sie sich eine ruhige Ecke gesucht und bei der Bedienung ihre Bestellung aufgegeben hatten, schaute Elijah Gustav erwartungsvoll an. Doch der Blonde dachte gar nicht daran, ihm irgendetwas zu erzählen. Vielmehr war er damit beschäftigt, den Barkeeper zu mustern. Ihm gefielen die kurzen schwarzen Haare, die dunklen Augen und die große, schlanke Statur. Das blieb Elijah natürlich nicht verborgen und er musste sich ein Grinsen doch sehr verkneifen. „Alles okay? Nimm dir dein Handy und mach 'n Foto, wenn du so fasziniert bist. Starre es später von mir aus an. Aber jetzt wollten wir doch reden, oder?“ Kaltschnäuzig. Frech. Das musste Gustav ihm lassen und - es gefiel ihm. Und dank des hohen Alkoholpegels weckte genau das bei dem Blonden den Jagdtrieb. Die Gedanken und die Wut waren der Lust auf Neues, auf ein Abenteuer, gewichen. Scheinbar entspannt lehnte er sich zurück. „Viel zu reden gibt es da nicht. Mein Ex meinte, ich würde ihn aufgrund seiner Behinderung einfach zu sehr bemuttern, wollte nicht, dass ich ihm weiterhin helfend zur Seite stehe und behauptet eiskalt, dass ich nur aus Schuldgefühl oder Mitleid mit ihm zusammen war. Punkt.“ Elijah zog eine Augenbraue in die Höhe. Zwar konnte er sich denken, warum Gustav gerade so abgeklärt war, schließlich wollten sie beide im Grunde nur auf das Eine hinaus. Jedoch hatte er keine Lust darauf, danach einen gebrochenen Mann neben sich liegen zu haben, der bereute. „Eine Frage: War es so?“ Gustav überlegte kurz. Wie sollte er diese Frage nun ehrlich beantworten? War es denn so? „Nein, nicht immer. Ich… ich habe ihn geliebt. Vielleicht tue ich das ja immer noch. Ich weiß es nicht. Kann ich dir nicht verraten. Ich weiß nur, dass ich ihn irgendwie vermisse und…“ Das genügte dem jungen schwarzhaarigen Barkeeper als Antwort. Er wusste nun, dass Gustav Ablenkung suchte, einfach nur vergessen wollte und nicht nur aus heiterem Himmel einen anonymen Fick brauchte. „Okay, okay. Denk nicht weiter darüber nach. Du wolltest Ablenkung? Et voila, da bin ich.“ Und ehe Gustav überhaupt reagieren konnte, hatte sich Elijah schon rittlings auf seinen Schoß gesetzt, legte dem Blonden die Lippen auf und verwickelte ihn in einen heißen Kuss. Bill hatte Georg noch in der Nacht nach Haus gebracht und blieb, auf Wunsch des Braunhaarigen, auch die ganze Nacht dort. Gegen Morgen wurde Bill, für seine Verhältnisse, ungewöhnlich früh wach. Wirklich gut hatte er nicht geschlafen, denn Georg war in der Nacht ein paar Mal aufgestanden, weil er wohl keinen Schlaf gefunden hatte. Müde rieb Bill sich die Augen, richtete sich auf und streckte sich, versuchte seine Knochen zu sortieren. Auf der Couch zu schlafen war alles andere als gemütlich und vor allem alles andere als gut für seinen Rücken. Gerade als er sich, etwas umständlich, versuchte von der Couch zu erheben, hörte er wie die Wohnungstüre aufgeschlossen wurde. Ruckartig drehte er den Kopf und entdeckte zuerst Churchill der freudig schwanzwedelnd auf ihn zukam. „Wo kommst'n du auf einmal her, hm?“ Der Schwarzhaarige streichelte den Kopf des Hundes, der es ihm mit einem feuchten Handkuss à la Labradorrüden dankte. „Entschuldige, ich wollte dich nicht wecken. Aber Churchill musste raus, und da hab ich direkt frische Brötchen mitgebracht.“ Bill staunte nicht schlecht. War Georg doch gestern noch extrem niedergeschlagen, so war er an diesem Morgen alles andere als traurig oder gar schlecht gelaunt. Dementsprechend schaute er verwundert drein. Bills Schweigen ließ den Gastgeber kurz stutzen. Georg drehte sich in Richtung Couch. „Na? Morgens wohl noch nicht so gesprächig, hm? Kenn ich aber, ich bin normal auch ein Morgenmuffel. Wenn du duschen willst, dann nur zu. Ist alles im Badezimmer, Handtücher liegen dort im Regal.“ Dankend nahm Bill das Angebot an, begab sich unter die Dusche, während Georg, wenn auch etwas umständlich, begann, den Tisch zu decken. Immer wieder aufs Neue merkte er, wie viel er doch ‚verlernt’ hatte, bzw. wie viel er einfach hatte von Gustav erledigen lassen. Sei es nun aus Bequemlichkeit oder einfach, weil er es gewohnt war. Sicher, Georg wusste wie er mit der Kaffeemaschine umzugehen hatte und er wusste auch, wo alles stand; dennoch war es ungewohnt. Doch er wollte es ja nicht anders. Georg wollte nicht nur Gustav und allen anderen beweisen, dass er sehr gut allein für sich sorgen konnte, sondern in erster Linie wollte er es sich selbst beweisen. Sich selbst deutlich machen, dass er durchaus allein überlebensfähig war. Bill brauchte im Bad nicht wirklich lange, war nach gut zehn Minuten fertig und stand, bereits angezogen, lässig im Türrahmen der Küche gelehnt und beobachtete Georg, wie dieser die Sachen für das Frühstück auf dem Küchentisch platzierte. Kaum zwei Minuten später war der Tisch gedeckt, der Kaffee stand dampfend in zwei Tassen an den Plätzen. „Willst du da Wurzeln schlagen, oder doch lieber mit mir frühstücken?“ Frech grinste Georg. Er wusste genau, dass Bill in der Türe stand und ihn still und heimlich beobachtete. Und Bill wusste genau, dass Georg ihn schon länger bemerkt haben musste. „Wow. Siehst du, du kannst es doch.“ „Ich hatte auch nie daran gezweifelt. Bin halt nur ein bisschen, ja sagen wir, aus der Übung. Hau rein und lass es dir schmecken.“ Das ließ sich Georgs Gast natürlich nicht zweimal sagen. Doch Georg hingegen trank nur seinen Kaffee. Ein wenig wunderte es Bill schon, hatte sein Gastgeber doch einen Haufen Brötchen geholt. „Frühstückst du denn gar nicht?“ Zunächst reagierte Georg überhaupt nicht auf Bills Frage, da er mit den Gedanken woanders zu sein schien. Erst nachdem Bill ihn ein zweites und drittes Mal angesprochen und dann sogar leicht angestupst hatte, erschrak Georg sich kurz und entschuldigte sich. „Nee du, ich… keine Ahnung. Ich hab irgendwie keinen Hunger und…“ Doch die Ausrede ‚keinen Hunger’ kannte Bill von seinem Zwillingsbruder nur zu gut. Und er wusste, dass dieses ‚keinen Hunger’ nur mit Gustav und den dazugehörigen, wirren Gedankengängen, zu tun hatte. „Hör zu: Dass du grübelst, ist okay. Dass du das alles, die ganze Zeit, nicht so einfach vergessen kannst, ist auch vollkommen normal, das habe ich dir gestern Abend auch schon mehrfach gesagt. Ich würde mir Sorgen machen, wenn dem nicht so wäre. Aber deswegen in den Hungerstreik zu treten, ist absolut nicht okay. Und ich denke, egal was auch immer gewesen ist, dass es das nicht wert ist. Also sei so gut und iss etwas. Bitte.“ Seufzend resignierte Georg, nahm sich aus dem Brötchenkorb ein Brötchen heraus, schnitt es durch und legte die eine Hälfte wieder hinein. „Okay, dir zuliebe.“ Und das war genau das, was Bill so gar nicht hören wollte. „Für mich musst du nichts essen. Für mich musst du gar nichts tun. Du bist wichtig. Du an erster Stelle. Und das heißt auch, dass du auf dich achten musst. Oder glaubst du wirklich, dass ich nun immer bei dir hocke oder dich gar unter die Fittiche nehme? Wenn du Hilfe brauchst, bin ich für dich da. Keine Sache. Aber du musst in erster Linie nun endlich allein klar kommen. Das wolltest du doch immer. Selbstständigkeit. Jetzt hast du die Chance dazu. Nutz sie also. Und vor allem nutze sie sinnvoll. Wenn dein Arzt mitbekommt, dass du nun allein bist, wird er dir eine Betreuung auf den Hals hetzen. Und die sollen doch nicht den Eindruck bekommen, dass du allein nicht überlebensfähig wärst, oder?“ Georg schluckte. Sicher, Selbstständigkeit. Das war das, was er eigentlich immer gewollt hatte. Nun hatte er also das, was er so lange sehnlichst herbei gewünscht hatte. Aber war er jetzt wirklich zufrieden mit dem, was er bekam? Bill bemerkte Georgs innere Unsicherheit. Er ließ ihn noch einen Moment lang überlegen, bevor er nachfragte. „Was geht dir gerade durch den Kopf?“ „Was mir gerade durch den Kopf geht? Ja, vieles. Was nun alles auf mich zukommt. Was ich nicht vergessen darf, was wichtig ist und…“ Bill bemerkte schnell, dass Georg nun gar nicht wusste, wie er mit seiner neu errungenen Freiheit überhaupt umzugehen hatte. Es war also doch schwieriger, als er zu Beginn dachte. Er unterbrach Georg, indem er ihm die eigene Hand auf die seine legte und mit ruhiger Stimme zu ihm sprach. „Mach mal halblang. Das klingt alles momentan so viel und so unwahrscheinlich unmachbar. Wir sollten nach dem Frühstück mal in Ruhe überlegen, was du zuerst machen solltest. Ich hab dir gesagt und ich wiederhole mich gern, dass ich dir helfen werde. Okay?“ Da war er. Der von Georg gefürchtete große Berg. Die dicke Mauer, vor der er Angst hatte, sie nicht allein einreißen zu können. Auch wenn er Bill an seiner Seite wusste, so kam Georg sich mit einem Mal so klein und hilflos vor. Auch wenn er sonst immer nach außen hin ein starkes Selbstbewusstsein zeigte, so war er ganz tief im Inneren doch alles andere als von sich und seinem Können überzeugt. *1 (Anmerkung der Autorin: Tut mir einen Gefallen, und sprecht es englisch aus) *2 http://www.autoplenum.de/Bilder/P/pOPEL%2520OPC%2520Edition%2520N%25C3%25BCrburgring%2520%25282008%2529-611388/OPEL/OPEL-Astra-OPC-Edition-Nuerburgring--2008-.jpg Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)