Eternal Darkness von DaddysNightmare ================================================================================ Kapitel 2: Chap 2: Four damned years were one big lie ------------------------------------------------------ Name: Eternal Darkness Autor: DaddysNightmare Kapitel:2/? Warnung: keine Song: Livin´in a world without you – The Rasmus http://de.youtube.com/watch?v=ycOaLIX3Z7o ~*~ You told me my darling Without me you’re nothing You taught me to look in your eyes And fed me your sweet lies ~*~ Chap 2: Four damned years were one big lie Nachdem Bill die Wohnung der Beiden verlassen hatte, begann Georg damit, wortlos die benutzten Tassen in die Küche zu bringen und abzuspülen. Gustav blieb natürlich nicht verborgen, dass sein Liebster sichtlich angepisst war. „Kannst du mir mal verraten, warum du immer so einen Aufriss machen musst? Gustav, ich hatte die Situation unter Kontrolle und…“ Gustav aber ließ seinen Freund nicht ausreden, schnitt ihm das Wort ab. „´Nen Scheißdreck hattest du! Was wäre denn gewesen, wenn dieser Bill und sein Bruder nicht aufgetaucht wären? Es ist überhaupt schon ein Wunder, dass die Beiden so viel Zivilcourage besitzen und nicht einfach mit verschlossenen Augen an dir vorbei gegangen sind! Ich hab‘s doch geahnt. Das geht nicht, Georg. Ich kann dich beim besten Willen nicht mehr allein losziehen lassen! Stell dir vor, das passiert wieder. Noch mal so viel Glück wirst du wohl kaum haben.“ Das war der Punkt, an dem Georg die Beherrschung verlor. Wütend schmetterte er eine Tasse, die er gerade abgespült hatte, dicht am Kopf seines Freundes vorbei, direkt an die Wand. „Es reicht! Mein Gott ja, ich bin blind. Ja, ich sehe nicht, was um mich herum passiert! Na und? Aber ich spüre es! Ich merke schneller als jeder sehende Mensch, wenn etwas nicht stimmt! Also hör auf mich wie ein kleines, dummes Kind zu behandeln! Du musst mich nicht vor allem angeblich Bösem in dieser fucking Welt beschützen! Gustav, ich muss allein auf die Schnauze fallen und auch allein wieder aufstehen! Und stell dir vor, das kann ich sogar! Also hör auf, mich zu bemuttern! Ich bin ein eigenständiger Mensch! Also LASS MICH ENDLICH! Warum tust du mir das immer wieder an? Du kennst mich doch inzwischen und weißt, dass ich sehr gut allein zu Recht komme!“ Jetzt war Gustav derjenige, dem der Kragen platzte. Nicht, dass er das Temperament seines Freundes nicht kannte, aber was zu viel war, war eindeutig zu viel. Wer war er, dass er es sich gefallen lassen musste, mit Tassen beworfen zu werden? „Dir ist schon klar, dass du mich beinahe getroffen hättest, oder? Ich glaub ja wohl, dass es dir nicht mehr gut geht! Verdammt Georg, das ist es doch! Du kommst eben alleine definitiv nicht klar in dieser Welt! Deswegen bin ich doch da! Ich helfe dir wo ich nur kann und so dankst du es mir? Indem du versuchst, mir eine TASSE an den Kopf zu werfen? Indem du mich beschimpfst? Komm mal klar im Oberstübchen! Wo wärst du denn ohne mich heute? Richtig, im betreuten Wohnen. Da hättest du ständig jemanden an deinem süßen Arsch kleben, der dich bevormundet! Georg, ich will doch nur, dass es dir gut geht. Versteh mich doch auch einmal!“ Georg brauchte einen Moment, um das Gesagte sacken zu lassen. Man sah ihm förmlich an, wie es in seinem Kopf arbeitete. Einen kurzen Moment lang herrschte eisiges Schweigen zwischen ihnen. „Liebst du mich?“ Gustav, der sich inzwischen wieder ein bisschen beruhigt hatte, schaute von seiner Zeitung auf. „Bitte was?“ „Ob du mich liebst. Gustav, das ist ne einfache Frage.“ Sichtlich irritiert schaute er seinen Lebensgefährten an. „Was soll die Frage jetzt, Georg? Was wird das? Ein erneuter Versuch, mir ein noch schlechteres Gewissen zu machen, als ich es eh schon habe?“ Georg traute seinen Ohren nicht. Traurig verließ er die Küche, pfiff nach seinem Hund und zog sich Schuhe und Jacke an. „Also hat mich mein Gefühl nicht getäuscht. Du bist nur noch aus Mitleid und Pflichtgefühl, von mir aus auch wegen deinem schlechten Gewissen, mit mir zusammen. Weißt du, wie weh das tut? Ich werde… ich brauche frische Luft. Ich… pack einfach deine Sachen und leg den Schlüssel auf den Küchentisch. Jemanden, der nur wegen seinem Gewissen mit mir zusammen ist, muss ich nicht um mich haben. Auch wenn du es nicht glaubst, ich komme auch sehr gut ohne dich klar. Ciao.“ Und ehe Gustav überhaupt weiter reagieren konnte, hatte Georg die Wohnung verlassen. Wütend, enttäuscht und auch traurig ob der Tatsache, dass sein Freund, den er so liebte, nur noch aus Mitleid und Schuldgefühl mit ihm zusammen war, flüchtete er sich mit dem Bus wieder in die Berliner Innenstadt. „Was denkt dieser Trottel sich eigentlich? Klar, und ich Vollidiot fall auch noch drauf rein und bemerke es noch nicht mal!“ Einzelne Tränen liefen über sein Gesicht, während er Churchill über den Kopf strich. „Komm, wir zwei gehen jetzt erst einmal irgendwo hin. In ein Café oder was weiß ich.“ Vorsichtig führte der Labrador seinen Herrn durch die dichte Menschenmasse der Innenstadt. Doch Georg war einfach zu aufgewühlt, um großartig Acht auf die Menschen um ihn herum zu geben. Trotz dass Churchill sich alle Mühe gab, ihn unbeschadet durch die Menge zu führen, rempelte der Braunhaarige doch mehrere Male einige Leute an. Oftmals fielen dumme Bemerkungen von wegen „Pass doch auf!“ oder „Volltrottel!“ Doch das interessierte Georg nicht wirklich. Er nahm es kaum wahr. Erst als er sanft, aber dennoch bestimmend am Arm gepackt wurde, erwachte er aus seinen Gedanken und drehte sich ruckartig in die Richtung, in der er diese Person vermutete. „Na? Startest du gerade einen zweiten Versuch zum Bürokomplex zu gelangen?“ Doch Georg antwortete ihm nicht, schniefte ein paar Mal. „Ah. Ich sehe schon, du hast geweint. Und ich kann mir auch schon denken, wieso. Pass auf. Wir gehen jetzt in mein Stamm-Café und wenn du magst, dann erzählst du mir, was los ist. Und wenn du nichts sagen willst, auch gut. Dann genießt du einfach den Kaffee und vergisst deinen Stress für ein paar Minuten.“ Resignierend seufzte Georg. Was sollte er auch schon großartig entgegnen? Innerlich war er froh über Bills Angebot, auch wenn er es ihm nicht offensichtlich zeigte. Bill führte ihn zu dem Café, brachte ihn an seinen Stammtisch und gab auch direkt die Bestellung auf. Dann herrschte einen Moment lang betretenes Schweigen. Seitens Bill, weil er ihn nicht bedrängen wollte, ihm irgendetwas erzählen zu müssen und seitens Georg, weil er nicht wusste, ob er sein Gegenüber mit den eigenen Problemen belasten sollte. Churchill lag brav unter dem Tisch und ließ sich nur zu gern von Bill über den Kopf streicheln. Immer, wenn dieser mit seinen Streicheleinheiten aufhörte, grummelte der Labrador leise und stupste Bills Hand mit seiner Schnauze fordernd an. Dies blieb Georg nicht verborgen, er schmunzelte. „Ich hatte dich vorhin gewarnt, dass er nicht aufhören würde, wenn du einmal damit anfängst.“ Doch Bill wiederholte nur, dass es ihm absolut nichts ausmachen würde. Georg schmunzelte, antwortete nicht darauf. Stattdessen verfiel er wieder ins Grübeln, was seinem Gegenüber natürlich nicht verborgen blieb. Er seufzte. „Hör zu Georg, es geht mich zwar nichts an, aber ich weiß eine Sache sicher: Grübeln bringt dir nicht wirklich etwas und…“ Doch der Braunhaarige ließ ihn nicht aussprechen. „Doch, mir schon. Wie kann man nur? Wie kann man nur aus ‚Mitleid’ mit jemandem zusammen bleiben? Hat er wirklich gedacht, ich merke das nicht irgendwann?“ Und ehe Bill sich versah, brach es nur so aus dem 20-Jährigen heraus. Georg schüttete ihm sein ganzes Herz aus, ließ keine Einzelheit unausgesprochen. Angefangen vom Unfall damals, über die schwierige Jugend und hinüber zu der Beziehung mit Gustav. Alles, was sich über die Jahre angestaut hatte, was ihn belastet hatte, sprach er aus. Und das nicht ohne die ein oder andere Träne zu vergießen. Bill hörte ihm einfach nur zu, unterbrach ihn nicht. „… ja, und eben hab ich ihn dann rausgeworfen. Ich kann das so nicht mehr. Das ist für mich keine Beziehung. Das war alles nur eine einzige Lüge. Mehr nicht.“ Bill dachte nach. Eigentlich war er nicht der Typ, der sich in Beziehungsstress Dritter einmischte, jedoch hatte er bei Georg das Gefühl, dass er seine Meinung hören wollte. „Ganz ehrlich, Georg? Kannst du, ganz offen und ehrlich gemeint, zu ihm sagen: ‚Ich liebe dich’? Oder belügst du dich inzwischen sogar selbst, weil du dich mit aller Macht an etwas klammerst, was gar nicht mehr da ist? Hör zu, ich sage dir das so, wie ich gerade darüber denke und das unverblümt. Ansonsten hättest du es mir nicht erzählt, oder?“ Jetzt war Georg es, der angestrengt nachdachte. Konnte er diese drei kleinen Worte zu Gustav sagen und es ernst meinen? „Wenn du so lang darüber nachdenken musst, hatte ich also Recht. Es ist besser, wenn ihr dann die Beziehung beendet. Nur tu dir und ihm einen Gefallen, und mach nen sauberen Abschluss. Lass das nicht alles so stehen.“ Eben Angesprochener nickte. Er wusste, dass Bill Recht mit dem hatte, was er sagte. „Aber ich kann das nicht. Jetzt noch nicht. Ich bin viel zu wütend und zu aufgebracht. Ich würde nachher nur verletzend werden und…“ Weiter kam er nicht, denn das Klingeln seines Handys, welches auf dem Tisch lag, unterbrach ihn und ließ ihn die Augen verdrehen. „Mein persönlicher Stalker, wetten? Geh du ran, bitte. Sag ihm, dass es mir gut geht und bla.“ Bill allerdings tat nichts dergleichen, zog nur eine Augenbraue in die Höhe. „Das machst du schön allein. Du bist blind und nicht stumm. Sag es ihm selbst.“ Und ehe Georg noch großartig weiter meckern konnte, hatte Bill schon den grünen Hörer gedrückt. „Einen Moment Gustav, ich reich dich weiter.“ Er drückte dem Braunhaarigen das Mobiltelefon in die Hand und Georg blieb nichts anderes, als mit seinem Exfreund zu reden. Sichtlich um Freundlichkeit bemüht, machte er Gustav klar, dass es besser sei, wenn er auszog und dass sie über all das aber noch einmal sprechen sollten, wenn ein wenig Zeit vergangen war. „Und du bist dir sicher, dass ich gehen soll? War‘s das jetzt? Georg, so kann‘s doch nicht zu Ende gehen… ich meine… ich… ich hab dich doch lieb.“ Georg schloss die Augen, versuchte mit aller Kraft, die Tränen der Enttäuschung, Trauer und Wut aufzuhalten. Vergeblich. „Ja, und genau das ist es. Ein ‚Ich hab dich doch lieb’ ist kein ‚Ich liebe dich’. Und das weißt du auch genauso gut wie ich. Ich hab dich auch lieb, aber das reicht einfach nicht mehr für uns. Das geht so nicht mehr. Bitte, geh heim zu deinen Eltern, zu deiner Schwester. Wir brauchen beide jetzt ´nen bisschen Luft und Abstand. Bitte…“ Gustav merkte schnell, dass Georg es ernst meinte. Ein letztes „Okay“ seinerseits und er beendete das Telefonat, indem er den Hörer auflegte. „Es ist nie einfach, eine jahrelange Beziehung zu beenden, ich weiß.“ Bill war aufgestanden, hatte sich neben Georg gehockt und ihn in den Arm genommen. „Aber ihr beide werdet merken, dass das das einzig Richtige und vor allem auch Beste für euch beide war.“ Georg nickte jedoch nur, ließ seinen Gefühlen dann freien Lauf. „Pass auf, ich zeig dir was. Ich nehme Churchill und dich mit nach Hause zu meinen Eltern, wenn du möchtest. Dann kommst du ein wenig auf andere Gedanken. Okay?“ Wieder nur ein Nicken. Wohin sollte er auch? Die ganze Zeit über im Café sitzen, bis er sicher sein konnte, dass Gustav sein Zeug gepackt und die Wohnung verlassen hatte? „Okay, dann zahl ich jetzt und wir fahren.“ Gustav saß wie gelähmt auf der Couch, musste das, was Georg ihm eben gesagt hatte, erst einmal realisieren. Trennung. Er wollte es nicht wahrhaben, dass Georg das so einfach aussprach. Er solle zu seiner Familie gehen. Mit genau dieser hatte er doch für ihn gebrochen. Seine Mutter hatte ihn damals gewarnt. Hatte ihm gesagt, dass das nie gut gehen würde. Es wäre eine zu große Belastung. „Du bist nicht für ihn verantwortlich, Gustav. Er muss allein klar kommen. Sollen seine Eltern sich doch um ihn kümmern. Sie haben es sein ganzes Leben ignoriert, das sie für ihren Sohn da sein müssen. Und du sollst das nun ausbaden, dass sie ihn nicht richtig erzogen haben? Dass er nicht hören konnte und dich immer wieder in diese Bruchbude zum Spielen geschleppt hat? Gustav, werde vernünftig!“ Das waren ihre Worte kurz vor seinem Auszug. Er hatte es lange verheimlicht, dass er mit Georg zusammen war. Genau genommen hatte er es vier Jahre seines Lebens vor seinen Eltern geheim gehalten. Und das auch aus gutem Grund. Nicht nur, dass sie ihm versuchten auszureden mit Georg zusammen zu ziehen, nein. Nachdem Gustav dann endgültig der Kragen platzte, outete er sich. „Du bist schwul? Mein Sohn ist schwul?“ Mehr sagte sein Vater nicht. Er schüttelte nur den Kopf, ging in seine Garage und sprach danach nie wieder ein Wort mit seinem einzigen Sohn. Selbst seine, sonst so verständnisvolle, Schwester Franziska verstand ihren kleinen Bruder nicht. „Du liebst ihn doch gar nicht, Gustav. Nicht wirklich. Du hast einfach nur ein schlechtes Gewissen. Das ist alles.“ Hatte er das gehabt? Ein schlechtes Gewissen? Gustav wusste in diesem Moment gar nicht mehr, was er überhaupt noch denken oder fühlen sollte. Seufzend schaute er sich noch ein letztes Mal in dem gemeinsamen Schlafzimmer um, bevor er seine Tasche packte und die Wohnung verließ. Seine restlichen Sachen wollte er dann irgendwann abholen. Er würde vorerst in einem Hotel in der Innenstadt unterkommen, bis er sich eine neue Wohnung suchte. Immer noch wie in Trance ging Gustav zu seinem Auto, schmiss die Tasche auf den Beifahrersitz. Zu welchem Hotel er wollte, wusste er noch nicht genau. Er wusste gar nichts mehr, außer, dass er sich komisch leer fühlte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)