Time´s Eyelashes von Tsutsumi ("Maou") ================================================================================ Kapitel 1: Wie ein Wimpernschlag der Zeit ----------------------------------------- Autor: Tsutsumi Disclaimer: Maou mitsamt seinen Charakteren und seiner Storyline gehört nicht mir und ich mache keinerlei Profit mit meiner Schreiberei. Warnung: Darkfic, Spoiler zum Ende Time´s Eyelashes Er blinzelte in die Morgensonne. Das gleißende Sommerlicht blendete hinter der Schuluhr hervor, spiegelte sich am Wetterhahn, ganz golden. Nakanishi versuchte, die Augen auf das Licht fokussiert zu halten, konzentriert auf das Leuchten hinter dem Schulgebäude, welches hinter der Sonne dalag wie ein kalter, schwarzer Stein. Er seufzte. Kurata kam angehetzt. „Chief, wir sind soweit. Die Leute von der Gerichtsmedizin sind da.“ „Haben sich ja Zeit gelassen. Wie geht es Shiori-san?“ Nakanishi musste blinzeln. Weiße Flecken blitzten vor seinen Augen. Sein Untergebener starrte bedauernd auf die Spitze seines Schuhs, mit dem er in der Schulhoferde scharrte. „Sie ist wohl endlich etwas eingeschlafen, aber...“ „Schon gut. Vergiss es.“ Es war das erste Mal seit langen Jahren, dass Nakanishi ein flaues Gefühl in der Magengegend hatte, nachdem er zu einem Tatort gefahren war. Mord am Schuppen der Mittelschule. Und Shiori-san hatte mit sich überschlagener Stimme angerufen und war völlig aufgelöst gewesen. Nakanishi hatte sich eine Kopfschmerztablette einwerfen müssen, einfach, um sich irgendwie zu beruhigen. Es war, als habe er das Ergebnis einer nicht mehr zu verhindernden Kettenreaktion gesehen. Er hatte nach den Geschehnissen der letzten Tage einfach gewusst, dass Serizawa nicht mehr lange leben würde. So oder so, dieser Anwalt hatte ihm das letzte bisschen Verstand geraubt. Die letzten Versuche, irgendwie zu Serizawa durchzudringen, waren horrend gescheitert. Er war völlig gefangen gewesen in dem Terror jeden Moment eine andere geliebte Person zu verlieren, nicht mehr ansprechbar, nicht mehr aufhaltbar. Nakanishi trat hinzu, als die beiden Gerichtsmediziner neben den beiden Leichen hockten und deren Taschen nach Informationen durchsuchten. „Es stellt sich die Frage, woher die Stichwunde bei dem Mann im Anzug kommt...“, murmelte die Frau während sie in Serizawas Taschen kramte. „Keiner von beiden scheint ein Messer bei sich gehabt zu haben.“ Nakanishi trat von einem Fuß auf den anderen; „Was ist mit der Schusswunde.“ „Ziemlich unwahrscheinlich, dass er sich selbst erschossen hat. Bei der Eintrittsstelle der Kugel wäre das ein ziemlich unnatürlicher Winkel.“ „Also doch.“ Er stand still da und betrachtete die Arbeit der Frau und des Mannes. Sie machten Fotos der Leichen, notierten sich vielerlei Dinge, untersuchten die beiden Männer. Für einen Augenblick drehte sich die Erde ein bisschen vor den Augen. Es mochte wahrscheinlich von der Schmerztablette kommen. „Aber eigentlich...“, murmelte Kurata, der plötzlich neben Nakanishi stand. „...eigentlich kann ich mir gar nicht vorstellen, dass Narusa-san Serizawa erschossen hat. Vielleicht ein Unfall?“ „Ein Unfall?“ Takazuka, mit rotgeweinten Augen und einer Tasse schwarzem, starken Kaffee, war hinzugekommen und sah aus, als würde sie Kurata jeden Moment in eine dritte Leiche am Tatort verwandeln. „Naja...“, machte Kurata leise. „...schauen Sie doch mal, wie sie dasitzen. Es sieht so friedlich aus. Als hätten sie sich gegenseitig verziehen.“ Dann kratzte er sich schüchtern am Kopf als hätte er etwas Dummes gesagt. Takazuka biss sich für einen kurzen Moment auf die Unterlippe. Aber es entsprach vielleicht der Wahrheit. Die beiden Jungen sahen friedlich aus; ein wenig wie zu sich selbst zurückgekehrt. „Es hat ihn einfach aufgefressen.“, flüsterte Takazuka und kaute verstohlen am Rand des Pappbechers. Letztendlich hatte es für Naruse nur noch Serizawa gegeben, wie es für Serizawa nur noch Naruse gegeben hatte. Vielleicht, so sinnierte Nakanishi an diesem Morgen, gab es wirklich Menschen, die nur für den eigenen Niedergang existierten. Ein Leben, das, kaum dass es begonnen hatte, schon wieder zuende war. Wie ein Wimpernschlag der Zeit. Wenigstens waren sie nicht allein gewesen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)