Sunset von abgemeldet (Fortsetzung von 'Sydney Recovery Story') ================================================================================ Kapitel 15: Kapitel 15 ---------------------- Hallo alle miteinander! Hier ist das letzte Kapitel von ‚Sunset’!!! Ich muss zugeben, ich bin echt erleichtert, dass ich bin zum, Schluss durchgehalten habe. Ich hatte nämlich öfter durchaus Lust, die Flinte ins Korn zu werfen und aufzuhören, aber ich hab es doch noch geschafft. Hurra! Ich hätte echt nicht gedacht, dass die Story so lang wird. Das war nicht unbedingt geplant, aber ich glaube, ihr seid wohl die Letzten, die sich darüber beschweren, was? *lach* Also dann, viel Spaß beim Finale: 15. Kapitel „Oh hallo! Ich freue mich, sie wieder zu sehen! Ich nehme an, sie wollen wieder zu ihm?“ Leicht nickte Kai. Die Schwester an der Anmeldung blätterte kurz in ihren Unterlagen. Diese Zeit nutzte Kai, sich in dem Hospital umzusehen. Obwohl er inzwischen eigentlich oft genug hier war. Er kannte die Einrichtung fast schon auswendig. Das Meiste war in weiß gehalten, im Foyer standen gemütlich Sessel und Sofas um kleine Tische herum, in denen Patienten und Besucher saßen und Kaffee aus der Cafeteria tranken, Zeitung lasen, sich unterhielten oder einfach nur die Menschen um sich herum beobachteten. Ärzte und Schwestern eilten vorbei, Pfleger halfen Patienten in ihren Rollstühlen oder mit ihren Gehhilfen. Es war alles in allem ein munteres Treiben. „Ah ja, sie können jetzt sofort zu ihm. Die Untersuchung heute wurde bereits abgeschlossen“, riss die junge Schwester Kai aus seinen Gedanken. Stumm nickte er erneut und wandte sich zur Treppe, als ihn jemand an der Schulter griff. „Warte doch auf mich“, beschwerte Tala sich grummelnd. „Ich habe nun mal nicht so schnell einen Parkplatz gefunden.“ Leicht lächelnd beugte sich der Rothaarige zu seinem Freund hinüber und küsste ihn zur Begrüßung leicht auf die Wange. Hinter ihnen konnten die Beiden die Schwester leise kichern hören. „Sorry“, nuschelte Kai nur. Leicht seufzte Tala. „Schon gut, ich weiß ja, dass du es eilig hast.“ Schweigend gingen die beiden Russen die Treppe hoch und durchquerten die offenen, hellen Gänge. Fast jeden Tag waren sie hier, seit nun fast zwei Monaten. Damals, bei der Razzia, war alles ein pures Chaos gewesen. Tala wurde ohne zu zögern in ein Krankenhaus eingeliefert und nach ein paar Tagen kam er wieder zu sich. In dieser Zeit hatte man ihm auch ein Gegenmittel zu ‚Control 2’ gegeben, sodass er Biovolts Einfluss endgültig entkommen war. Auch Kai hatte man ‚Control 1’ aus dem Körper entfernt. Ray und Bryan wurde, nachdem man sie gefunden hatte, ebenfalls ins Krankenhaus gebracht. Noch gut erinnerte Tala sich daran, wie aufgelöst sein Freund gewesen war, als er endlich wieder erwachte. Kai hatte sich förmlich an ihn gekrallt und ihm alles erzählt. Hatte ihm erzählt, dass Ray erst nicht aufwachen wollte, dass er in ein Koma gefallen war, das scheinbar rein psychisch bedingt war. Es hatte den Rothaarigen eine ganze Zeit gebraucht, Kai wieder zu beruhigen. Boris dagegen hatte man verhaftet. Diesem sollte der Prozess gemacht werden, doch vor ein paar Tagen hatten sie einen Anruf bekommen. Der Lilahaarige hätte sich wohl in seiner Zelle erhängt. Trotz all ihrer Probleme oder gerade deswegen – um sich abzulenken -, hatten die Blitzkriegboys entschieden, an der Weltmeisterschaft weiter teilzunehmen. Ihr erstes Match fand nicht statt, da auf Grund des Fehlens der Hurricanes eine Mannschaft weniger im Finale stand. Das nächste Match bestritten sie gegen die Majestics, die ihnen nichts entgegensetzen konnten. Im Halbfinale standen sie dem Team Destruction gegenüber. Kai hatte seine ganze aufgestaute Wut und sein Hass bei diesem Kampf entladen - von dem Team war absolut nichts übrig geblieben. Obwohl Tala ja mutmaßte, dass das Team ohne die Unterstützung Biovolts, die wahrscheinlich auch aus Dopingmitteln bestand, eh wesentlich schwächer gewesen war. Im Finale waren überraschender Weise die White Tigers ihre Gegner, die zuvor die Bladebreakers in einem nervenaufreibenden, hitzigen Kampf knapp geschlagen hatten. Doch weder Lee noch Kevin waren den beiden Russen gewachsen gewesen und mussten sich mit einem 0:2 geschlagen geben. Aber das schönste an diesem Tag war für den Graublauhaarigen vermutlich nicht die gewonnene Weltmeisterschaft gewesen, sondern die Nachricht aus dem Krankenhaus, dass Ray endlich aufgewacht wäre… Die beiden Russen blieben vor einer der vielen weißen Türen des Hospitals stehen. An der Wand daneben hing ein kleines Schild mit der Aufschrift: Einzelzimmer – Raymond Kon. Seufzend betrachtete Tala das Schild. Ray mochte aufgewacht sein, doch seitdem befand er sich in einem andauernden Zustand der Apathie. Er reagierte auf nichts und niemanden, starrte nur trübsinnig vor sich hin. Er aß wenn man es ihm sagte und er schlief, wenn man es ihm sagte, doch mehr tat er auch nicht. Im Krankenhaus konnte er nicht bleiben, aber allein wollte Kai ihn auch nicht lassen. Da aber weder Kai noch Tala mit dem Zustand umgehen konnte, in dem sich der Langhaarige befand, brachten sie ihn in einem privaten Hospital auf dem Lande unter. Es bafand sich in Russland, ganz in der Nähe Moskaus und damit auch von Kais und Talas Wohnsitz. Früher war dies ein kleines Schloss gewesen. Es hatte einen großen Park mit einem kleinen See und viel Pflegepersonal. Ray hatte einen Psychiater zugeteilt bekommen, der sich ihm annahm, doch bisher hatte dieser keinen Erfolg gehabt. Leise klopfte Kai an die Tür, obwohl er wusste, dass niemand antworten würde. Es antwortete seit sechs Wochen niemand und heute würde es nicht anders sein. Langsam öffnete er die Tür und sah vorsichtig in das Zimmer. Schließlich trat er ein, dicht gefolgt von Tala. Sie begrüßte das gleiche Bild wie immer. Ray saß auf seinem Bett am Fenster, angelehnt an ein dickes, weiches Kissen. Seine Haut hatte die gleiche Farbe, wie die weiße Bettwäsche und seine schwarzen Haare hoben sich stark davon ab. Mit trüben Augen sah der Chinese aus dem einen Spalt breit geöffneten Fenster – weiter ging das Fenster nicht auf, um eventuellem Selbstmord vorzubeugen -, doch seine Puppillen waren unfokussiert. Oder seine Pupille, denn inzwischen war die Halbblindheit Rays ein offenes Geheimnis, doch Kai hatte nie die Chance, deswegen sauer auf den Anderen zu sein. Viel zu sehr sorgte er sich momentan um ihn. Der Schwarzhaarige hatte beim Eintreten der Russen nicht aufgesehen und Tala bezweifelte, dass er sie überhaupt bemerkt hatte. Wenn, dann zeigte er es jedenfalls nicht. Auf dem Nachttisch neben dem Bett stand eine weiße Plastikblumenvase – alles, was zu scharfkantigen Scherben werden konnte, war untersagt – und darin stand ein wunderschöner, bunter Blumenstrauß, den Kai am gestrigen Tage mitgebracht hatte, um, wie er sagte, etwas Farbe in diesen sterilen Raum zu bringen. Es wäre ja kein Wunder, wenn man hier wahnsinnig werden würde. Kai hatte das zwar nur im Scherz gesagt, doch Tala wusste, dass sein Geliebter fürchtete, dass Ray seinen Verstand verlieren könnte. Laut der Ärzte wäre es gut vorstellbar, wenn der Chinese nicht endlich über den Verlust seines Geliebten hinwegkommen würde. Das weiße Holzregal an der Wand enthielt lediglich ein paar Kleidungsstücke aus dem Hotelzimmer Rays und Bryans, sonst allerdings keine persönlichen Dinge. „Hallo Ray“, sagte Kai, so wie immer, wenn er hereinkam. Der Chinese sah weiter aus dem Fenster, so wie immer, wenn jemand das Zimmer betrat. Leise zog Kai sich einen Stuhl heran und setzte sich neben das Bett. Dann begann er zu erzählen. Das würde helfen, hatte der Psychiater gesagt. Also erzählte der Graublauhaarige. Er erzählte von dem, was er an diesem Tag schon getan hatte, was in der Zeitung stand, was er von Tyson und den Anderen gehört hatte und das sie sich Sorgen um ihn machten. Eigentlich erzählte Kai inzwischen jeden Tag das Gleiche, wie Tala feststellte. Er beobachtete das ganze von der Tür aus. Er hatte sie geschlossen und lehnte nun daran, während er seinen Geliebten beobachtete. Dem Rothaarigen gefiel Kais Verhalten nicht. Es war verständlich, dass dieser sich Sorgen um seinen Freund machte, das machten sie alle. Doch Tala hatte Angst, dass Kai zu viel Kraft in Ray investierte, Kraft, die ihm dann im Leben fehlen würde. Er hatte Angst, dass Kai alles Andere vergessen würde. Schon die Tatsache, dass der Rotäugige jeden Tag hier her kam. Da musste man ja depressiv werden! Nicht einmal Tala begleitete den Anderen täglich. Und das nur, weil Kai sich die Schuld an dem Ganzen gab, dabei konnte er nun wirklich als Letztes etwas für den Zustand des Chinesen. Tala machte sich Sorgen um seinen Schatz. Begriff dieser nicht, dass er Ray nicht helfen konnte? Nicht er war es, den Ray brauchte, Ray brauchte jemand anders. Ray brauchte Bryan. Das konnte man schon allein daran erkennen, dass der Chinese jedes Mal, wenn der Name des silberhaarigen Russen fiel, leicht zusammenzuckte. Die einzige Reaktion, die er je von sich gab. Dennoch hatte Kai es sich in den Kopf gesetzt, als Rays bester Freund, diesen aus seiner Apathie zu holen. Auch die White Tigers hatten lange ihr Glück versucht. Doch vor einer Woche mussten sie schließlich doch zurück nach China, da man sie dort brauchte. Nun war Kai der Einzige, der Ray noch helfen konnte, so glaubte er, und strengte sich noch mehr an. Manchmal hasste Tala Ray. Schon wieder nahm dieser ihm seinen Geliebten weg. Der Rothaarige war nicht dumm und er wusste, dass ihn die Eifersucht langsam aber sicher auffraß. Er fühlte sich hinten angestellt. Vernachlässigt. Neidisch auf einen geistig Kranken. Manchmal war das Schicksal schon hart. Plötzlich klingelte Talas Handy. Aus seinen Gedanken gerissen zuckte er erschrocken zusammen. „Tal!“, zischte Kai ihn wütend an, weil er sich in seinem ‚Gespräch’ gestört fühlte. Der Rothaarige warf dem Sitzenden einen entschuldigenden Blick zu und schlüpfte eilig aus dem Zimmer. „Ivanov“, meldete er sich leise. „Ah ja, das ist korrekt. Aha…“ Angespannt lauschte er seinem Gesprächspartner. Eine tiefe Falte grub sich auf seiner Stirn ein, dann glättete sie sich jedoch in er lächelte breit. „Das ist ja wunderbar! Ich komme so schnell ich kann.“ Schon legte er auf und lugte noch einmal in Rays Zimmer. „Kai?“, flüsterte er leise. Dieser sah ihn abwartend an. „Ich muss noch einmal kurz weg. Geschäftlich. Ich weiß nicht, wie lange es dauert, also warte nicht auf mich.“ Kai nickte, um zu zeigen, dass er zugehört hatte und wandte sich erneut an Ray. Tala verließ eilig das Gebäude. Einige Tage später saß Kai wieder einmal an Rays Bett und betrachtete den Chinesen besorgt. Er hatte bereits alles erzählt, eigentlich das Gleicht wie immer, nur eine Neuigkeit hatte er gehabt. Ein gewisser Mister Jonathan Baker von der australischen Abteilung für Jugend und Sport wurde verhaftet, nachdem man festgestellt hatte, dass er wohl einige Gelder von Biovolt bezog und in ihrem Auftrag in seinem Land nach jungen Talenten suchte, die er dann an Biovolt empfahl, beinahe verkaufte. Er war es auch gewesen, der dafür gesorgt hatte, dass man das Team Hurricane zur Weltmeisterschaft schickte und damit direkt in die Falle Biovolts. Doch selbst auf diese Information reagierte Ray nicht. Er starrte stumm weiter aus dem Fenster. Kai hörte, wie leise die Tür hinter ihm geöffnet wurde. Er machte sich nicht die Mühe, sich umzudrehen, denn er wusste, dass Tala heute auch wieder kommen wollte. Als der Graublauhaarige jedoch noch ein zweites Paar Schritte hörte, war er doch verwundert. Hatte Tala einen Arzt oder einen Pfleger mitgebracht? Neugierig sah er sich um … und erstarrte. Mit weit aufgerissenen Augen blickte Kai zur Tür, seine Hände ballten sich wütend zu Fäusten. Tala jedoch führte den Zeigefinger zu seinen Lippen und bedeutete seinem Geliebten, leise zu sein. Still winkte er ihn aus dem Zimmer. Einen Augenblick zögerte Kai, warf Ray noch einen letzten besorgten Blick zu, doch dann folgte er Talas Aufforderung. Beim Verlassen des Raumes blitzen seine roten Rubine die dritte Person mörderisch an. Kaum trennte die geschlossene Tür Ray und den Fremden von den beiden Russen, fuhr Kai seinen Geliebten wütend an. „Was soll das?!“, fauchte er aufgebracht. „Wie ist das möglich? Er ist…“ „Schhhh…“, vorsichtig legten Tala dem Anderen die Hände auf die Schultern und zog ihn sanft aber bestimmt in seine Arme. „Beruhige dich. Wie du siehst, ist er nicht tot. Aber bis vor ein paar Tagen war er noch kurz davor. Er wurde gerade erst aus dem Krankenhaus entlassen.“ „Aber warum hast du niemandem etwas davon gesagt? Du selbst meintest, er wäre der Einzige, der Ray noch helfen könne!“ Leicht seufzte Tala. „Ich habe mich an den Rat des Psychologen gehalten. Es wäre einfacher über einen harten Verlust hinwegzukommen, als über eine zerstörte Hoffnung verbunden mit einem schweren Verlust.“ Leicht rauschte der Wind in den Bäumen. Das Rascheln der Blätter konnte man selbst in dem leeren Zimmer Rays hören. Trübsinnig starrte der Chinese aus dem geöffneten Fenster. Ein Vogel hatte sich auf das Fensterbrett gesetzt und versuchte nun, den Regenwurm herunterzuwürgen, den er in seinem Schnabel hatte. Vorsichtig trat die Person näher an das Bett. „Ray…“, flüsterte er leise. Erschrocken stob der Vogel flügelschlagend auf und flog davon. Der Regenwurm, der ihm dabei aus dem Schnabel gefallen war, kroch nun verwirrt auf dem weißen Fensterbrett herum, bis er die Kante erreichte und hinunter in ein Beet fiel, froh, noch einmal knapp dem Tode entronnen zu sein. Der Eindringling setzte sich auf den Rand des Bettes und strich dem Schwarzhaarigen sanft die Haare, die das linke Auge verdeckten, beiseite. „Ich dachte, du wolltest dein blindes Auge nicht mehr verstecken, wenn du es den Anderen gesagt hast?“, sagte er, seine Stimme ruhig, aber leicht vorwurfsvoll. Langsam kam Bewegung in den Patienten. Leicht drehte Ray den Kopf. Seine Hände begannen zu zittern und krallten sich krampfhaft in die dünne Decke. Seine Augen waren leicht aufgerissen. Stumm bewegten sich seine lippen, doch kein Ton entkam ihnen. Merkwürdig musterte ihn der Andere, wusste nicht, was mit dem Chinesen los war. Doch als dieser hilflos nach Luft schnappte, packte der Fremde ihn an den Schultern und schüttelte ihn leicht, etwas panisch. „Ganz ruhig, Ray! Atmen, hörst du? Atmen! Es ist alles in Ordnung! Bitte Ray…“, redete er auf den Langhaarigen ein. Plötzlich griff Ray nach dem Arm des anderen und hielt ihn erstaunlich fest. „Bryan…“, brachte er stockend hervor. „Ja…“, flüsterte der Silberhaarige und zog Ray nun, da dieser sich wieder halbwegs beruhigt hatte, in eine sanfte Umarmung. „Ja, ich bin’s.“ „Aber, wie…? Ich verstehe nicht…“ Wie ein Ertrinkender klammerte Ray sich an den Russen, schon wieder rannen Tränen seine blassen Wangen hinunter. „Du bist tot“, hauchte er leise. Bestimmt schüttelte Bryan den Kopf. „Nein! Nein, das bin ich nicht. Aber, es tut mir so Leid!“ Plötzlich schob er Ray von sich und stand schnell auf. Er trat einige Schritte vom Bett weg, sein Gesichtsausdruck war unergründlich. „Es tut mir Leid. Ich wollte dir nicht so nahe kommen“, sagte er leise. Ray hatte Mühe, ihn zu verstehen. Fragend blickten seine großen, goldenen Augen zu dem Silberhaarigen auf. „Ich verstehe nicht ganz…?“ Beschämt sah Bryan auf den Boden, etwas, was Ray noch nie bei den stolzen Russen gesehen hatte. Es passte auch nicht zu ihm. „Ich… ich habe dich verletzt … und …“, verlor er sich mitten im Satz, als ihm die Stimme versagte. Doch Ray verstand. Vorsichtig schob der Chinese die Decke weg und schwang die Beine aus dem Bett. Leicht zittrig stand er auf. Es war eine ungewohnte Belastung, meist hatten die Pfleger ihn in einem Rollstuhl gefahren. Lange war er nicht mehr selbstständig gelaufen. Nicht, weil er nicht konnte, sondern einfach, weil er nicht wollte. Keinen Sinn darin sah. Er machte ein paar unsichere Schritte auf Bryan zu, der ihn jetzt angespannt beobachtete, unsicher, ob er noch weitrer zurückgehen sollte oder ihm entgegen kommen. Plötzlich knickte Rays eines Bein unter ihm weg und erschrocken schrie er leise auf. Doch bevor er auf dem harten Boden aufkommen konnte, landete er in den starken Armen Bryans. „Danke“, keuchte er, noch etwas erschrocken. „Warum tust du auch etwas derart Dummes? Du weißt doch, dass du erst noch mit einem Physiotherapeuten etwas üben musst, weil du so lange im Bett lagst.“ „Entschuldige“, murmelte Ray leise, „aber ich dachte, du wolltest gehen. Und das darfst du nicht! Nicht nach allem, was passiert ist, das würde ich nicht verkraften!“ Unverständnis spiegelte sich in Bryans Saphiren. Ray war erleichtert, endlich wieder etwas in ihnen erkennen zu können. „Weshalb willst du noch etwas mit mir zu tun haben? Nach allem, was passiert ist? Ich verstehe dich nicht.“ „Aber das warst doch nicht du! Kai hat mir alles erzählt, erklärt, was es mit Control 1 und Control 2 auf sich hat. Dich trifft keine Schuld. Aber ich verstehe nicht, wie du…“ Schmerz zuckte über Rays Gesichtszüge. Doch Bryan nahm seinen Satz auf. „…wie ich überleben konnte?“ Leicht nickte Ray. Bryan dagegen begann etwas zu grinsen. „Dachtest du wirklich, du wärst ein so guter Schütze? Noch dazu mit geschlossenen Augen? Nein… du hast mein Herz nicht getroffen.“ „Aber wie?! Du standest direkt vor mir, ich konnte es doch gar nicht verfehlen!“ Bryan biss sich auf die Unterlippe. „Zugegeben, es war knapp. Ein paar Millimeter neben dem Herz ist die Kugel im Körper stecken geblieben. Eine meiner Rippen hat den Schuss zwar nicht aufgefangen, aber doch gedämmt, dadurch konnte die Kugel die Lunge oder andere Organe nicht so schlimm beschädigen. Ich hatte wirklich Glück. Bis vor ein paar Tagen lag ich im Koma. Judy hat mein Blut außerdem von den Giften befreit. Eigentlich wollten die Ärzte mich noch dabehalten, aber gegen Tala und mich hatten sie keine Chance!“ „Tala?“ „Ja, er wusste es die ganze Zeit. Allerdings war er neben Judy und dem Krankenhauspersonal der Einzige, dem bekannt war, dass ich nicht gleich in der Abtei verstorben war. Es tut mir Leid, dass er dir nichts gesagt hat, aber…“ Leicht schuldig dreinblickend fuhr Bryan seinem Geliebten durch die Haare. Er hatte Ray während des Redens wieder auf das Bett gesetzt und kniete nun davor auf Augenhöhe mit dem Chinesen. Leicht lächelte Ray den Russen an, einfach nur überglücklich, dass er wieder da war. Sein Herz raste in seiner Brust, dass er das Gefühl hatte, es springe vor Freude fast heraus. „Schon okay. Ich bin ihm sogar dankbar. Hätte ich dich im Krankenhaus noch einmal sterben sehen, dann hätte ich mir wohl ohne zu zögern das Leben genommen.“ „NEIN!“ Wütend starrte Bryan Ray an. Dieser hatte ängstlich die Augen aufgerissen. Die Stimme des Russen war auf einmal so kalt gewesen, wie in der Abtei. Augenblicklich beruhigte sich der Silberhaarige, als er die Reaktion des Anderen sah. „Verzeih Ray, ich wollte dich nicht so anfahren. Aber bitte, verletz dich nicht meinetwegen, bitte! Das will ich nicht, versprich es mir also, ja?“ Leicht flehend klang Bryans Stimme. Ray wirkte auf einmal unheimlich müde. „So, wie ich dir versprechen musste, dass ich mich gegen jeden wehren würde, der mich verletzen wollte, auch gegen dich?“ Leicht zuckte Bryan bei der vorwurfsvollen Stimme zusammen. „Ja“, entgegnete er dennoch fest, „genauso.“ „Ich weiß nicht, ob ich das kann. Das Einhalten des letzten Versprechens hat mich schon so viel Kraft gekostet, ich weiß nicht, ob ich so etwas noch einmal auf mich nehmen kann.“ „Bitte, Ray!“ Schweigend starrte Ray über Bryans Schulter an die weiße Wand, tief in Gedanken versunken. „Okay, ich tue es.“ Er konnte aus dem Augenwinkel sehen, wie erleichtert Bryan bei diesen Worten war. „Aber nur, wenn du mir auch etwas versprichst“, fuhr Ray unbeirrt fort. Sofort horchte der Russe auf. „Was?“, fragte er vorsichtig. Nun sah Ray Bryan wieder tief in die Augen. „Versprich mir, dass du bei mir bleiben wirst. Für immer!“ „Aber Ray!“ „Nein! Versprich mir das, oder ich verspreche dir nichts!“ Geschlagen sackte Bryan zusammen. „Wie kannst du mich überhaupt noch in deiner Nähe ertragen? Ich verstehe dich nicht. Ich habe dir so viel angetan. Erst die Weltmeisterschaft in Russland, wo ich dich fast umgebracht habe, und dann jetzt in der Abtei. Ich habe dich gedemütigt, dich seelisch fertig gemacht und dich dann, als du bereits körperlich verletzt hast, noch einmal angegriffen. Physisch und Psychisch! Glaub nicht, dass ich irgendetwas von dem, was passiert ist, vergessen habe! Ich habe dich gequält, wollte dich erneut töten, aber diesmal wollte ich … scheiße, ich hätte dich, wenn du dich nicht gewehrt hättest, sogar … …. vergewaltigt.“ Das letzte Wort sprach Bryan mit so viel Selbsthass aus, dass es Ray selbst wehtat. „Das ist mir egal. Schließlich war es nicht dein eigener Wille. Also?“ Auffordernd starrte Ray Bryan an. Leicht lächelte dieser dann eines dieser Lächeln, die nur Ray als ein solches erkannte, weil er den Russen schon so lange kannte. Ein kleines Seufzen entwich Bryans Lippen. „Ich, Bryan Kutzenov, verspreche hiermit, Raymond Kon niemals zu verlassen, es sei denn, dieser will es ausdrücklich!“ Kurz verzog Ray bei der Nennung seines vollen Namens das Gesicht, doch er wusste, dass Bryan das auch nur Tat, um sich bei ihm für das Versprechen zu rächen, zu dem er erpresst wurde. Tja, der Russe vertrug es halt einfach nicht, wenn man ihn zu etwas gegen seinen Willen brachte. Leicht lachend fiel Ray dem Russen um den Hals. „Als ob ich dich jemals nicht mehr haben wollen würde!“ „Mmh. Danke. Jetzt du!“ „Also gut. Ich, Ray Kon, verspreche hiermit, mich nie selbst zu verletzen, obwohl ich jetzt wohl auch nie wieder einen Grund dafür haben werde!“ Sanft küsste Bryan den Chinesen auf die Stirn. „Danke“, flüsterte er noch einmal. Schelmisch blitzten Rays Augen auf. „Was denn, ist der große starke Bryan plötzlich schüchtern geworden, oder was? So macht man dass!“ Und damit wurde Bryan in einen tiefen Kuss hineingezogen, den er nach kurzem Zögern überglücklich erwiderte. Vor zwei Wochen hatte Bryan Ray aus seinem Apathischen Zustand geholt. Zwei Wochen voller Freude, Tränen, Selbstzweifel und Liebe. Schnell erholten sich die beiden Angeschlagenen auch von ihren letzten Verletzungen, unterstützt von Kai und Tala, bis sie schließlich von den Ärzten endgültig entlassen wurden. „Und du bist dir auch wirklich sicher, Koneko?“ „Zum x-ten Mal: Ja!“ Genervt verdrehte Ray die Augen und wandte sich von seinem Geliebten ab, der ihn noch immer kritisch ansah. Fröhlich lief der Chinese zu Kai und Tala. Der Rothaarige hatte den Arm um seinen Freund gelegt. „Na dann ihr Beiden, unser Flug geht gleich, wir müssen uns verabschieden.“ Sanft trennte sich Kai von Tala und trat zu Ray. Dann zog er ihn in eine tiefe Umarmung. „Und ihr wollt wirklich nicht bei uns bleiben?“, fragte er noch einmal nach. Der Schwarzhaarige konnte eine Spur Hoffnung in der Stimme hören. Bestimmt schüttelte er jedoch den Kopf. „Nein. Ihr habt euch jetzt entschieden hier in Russland zu bleiben, weil ihr die Abtei in einen vernünftigen Zustand bringen wollt. Außerdem ist das eure Heimat. Aber ich habe wirklich genug von Russland, dieses Land wird mich sonst eines Tages wirklich noch umbringen. Und Bryan geht es genauso. Auch er braucht erst einmal Abstand von all dem. Außerdem haben wir uns in Australien ein wirklich schönes Leben aufgebaut, mit einer Wohnung und ein paar Freunden. Mal abgesehen davon ist das Wetter in Sydney fiel besser als in Moskau“, fügte er noch grinsend hinzu. „Da muss ich Ray zustimmen“, meinte Tala. „Aber jetzt, wo wir ihre Adresse haben, können wir ihnen ja jederzeit einen Überraschungsbesuch abstatten, um zu sehen, ob sich die Beiden auch benehmen. Also los, lass Ray endlich los, sonst verpasst er wirklich noch sein Flugzeug, Kai!“ Leicht seufzte der Graublauhaarige. „Ja wahrscheinlich hast du Recht.“ Traurig lächelnd sah der Rotäugige das ungleiche Paar an. „Wisst ihr, ihr Beiden, ich werde euch wirklich vermissen. Immerhin habe ich euch gerade erst wieder gefunden.“ Bryan nickte. „Wir melden uns, versprochen.“ „Super!“ Freundschaftlich klopfte Tala dem Silberhaarige auf die Schulter. Ray, der das beobachtete, hoffte nur, dass der Rothaarige das bei ihm nicht auch machen würde, sonst können sie ihn bei der Kraft, die Tala hatte, gleich wieder ins Krankenhaus einliefern. „Pass gut auf dein Kätzchen auf, Bryan! Und das du mir clean bleibst!“, verkündete Tala laut. „Hey!“, beschwerte Ray sich, „Ich kann auf mich alleine aufpassen!“ Leicht lachen zog Bryan ihn an sich und drückte ihm einen Kuss auf den Haarschopf. „Das weiß ich doch, Kitten. Aber ich pass gerne auf dich auf, also lass mir das Vergnügen.“ „Auf Wiedersehen, ihr Beiden. Ich denke, ihr solltet jetzt wirklich gehen“, unterbrach sie da Kai. Seine Haltung war leicht steif geworden, man sah ihm an, dass ihm der Abschied schwer fiel, doch keiner sagte etwas dazu. Plötzlich rieb sich Ray leicht das Auge. „Ohhh! Muss klein-Ray etwa weinen?“, triezte Tala mit einem Grinsen im Gesicht und wuschelte dem Schwarzhaarigen zum Abschied noch einmal ordentlich durch die Haare. „Ja, vor Freude, dass ich deine dämlichen Kommentare nicht mehr hören muss!“, schniefte Ray. „Passt auf euch auf, ja?“ „Machen wir.“ Und damit wandten sich Ray und Bryan um, um das kalte und graue Russland endgültig hinter sich zu lassen und zurück in das warme und sonnige Sydney zu fliegen. „Ich glaube fast, Boris hat Recht gehabt. Ich bin wirklich weich geworden“, murmelte Kai leise, als seine zwei Freunde sein Blickfeld verließen. Eng drückte Tala ihn an sich. „Das mag vielleicht so sein, aber das ist egal. Ich liebe dich so wie du bist und ich will dich auch gar nicht anders haben.“ „Das kann ich nur zurückgeben.“ * * * ENDE * * * Ich hoffe, es hat euch gefallen! An dieser Stelle möchte ich mich natürlich noch für eure Unterstützung hauptsächlich in Form von Kommentaren bedanken: DANKE, DANKE, DANKE!!! (Besonders großes Danke an Amyrose88! *knuddel*) Ich freue mich, so gut wie keine negative Kritik bekommen zu haben (obwohl das manchmal auch recht hilfreich ist), denn das bedeutet, dass es euch gefallen hat und darüber freue ich mich natürlich. Was ich als nächstes schreibe weiß ich noch nicht, aber hier wird es wahrscheinlich keinen dritten Teil geben, falls jemand auf diesen Gedanken kommen sollte. Da bin ich momentan nämlich total Ideenlos. Ich werde einfach warten, bis eine Muse die Zeit findet vorbeizukommen und mich zu küssen, ne? ^^ Vielleicht lesen wir uns ja wieder (was ich sogar hoffe), vielleicht auch nicht, ich sage einfach: Auf Wiedersehen und viel Spaß beim weiteren Herumstöbern in den Fanfictions, eure achat Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)