Nervenzusammenbruch frei Haus von Ruha_Chan (Auch Leader brauchen Ruhe) ================================================================================ Kapitel 67: Doch nicht? ----------------------- Tja, hier gehört noch immer nichts mir. Aber wenn ihr mir statt Kommies einen der Jungs zum Geburtstag schenken wollt, lasst euch nicht aufhalten! Doch nicht? Unmotiviert lag Shou in seinem Tourbusbett. Die anderen der zwei Bands spielten weiter vorne Karten, aber er hatte aus verständlichen Gründen keine Lust dazu. Es reichte schon, dass sie in der Nacht fahren mussten und er so Tora nicht aus dem Weg gehen konnte. Da musste er nicht auch noch bei ihnen sitzen. Seit seinem Totalabsturz vor drei Tagen war die Stimmung mehr als angespannt. Am Morgen danach hatte Yuuto ihn mit Streicheleinheiten und Kaffee geweckt. Das Gesichtt des Jüngeren war besorgt gewesen, als er ihm gestanden hatte, dass ihm sein Geheimnis in Wut heraus gerutscht war. Mittlerweile war Shou alles egal gewesen. Sollte Tora es doch wissen. Darum hatte er nur seinen Kaffee getrunken und sich wieder auf die Seite gerollte. Er war wieder eingeschlafen, als Yuuto die Arme um ihn legte. Es ging ihm alles andere als gut. Nur am Vorabend, als sie auf der Bühne gestanden hatten, war alles wie immer gewesen. Im Scheinwerferlicht vergaß er seine Probleme, konnte sogar mit Tora umgehen wie es sich gehörte. Sein Strahlen auf der Bühne war echt gewesen. Aber als das Licht ausgegangen war, hatte er sich in sein Zimmer verkrochen, das er sich in dieser Nacht mit Saga geteilt hatte. Saga war zu ihm ins Bett gekrochen. Früher, bevor Saga vergeben gewesen war, hätten sie das genutzt. Diesmal war alles, was Shou tun konnte, sich in Sagas Umarmung zu schmiegen und die zärtlichen und freundschaftlichen Küsse zu genießen. Am Tisch lachten die anderen über Nao, der verloren hatte, weil er abgelenkt SMS getippt hatte. Irgendwo stellte Shou sich die Frage, wem Nao so häufig schrieb. Er beneidete Yuuto, der so unbeschwert mit Kazuki umgehen konnte, obwohl er doch laut seiner eigenen Aussage lange in ihn verliebt gewesen war. Gerade lachten sie sich an. Er schloss die Augen. Davon wollte er nichts sehen. „Wir müssen reden.“ Toras Stimme dicht neben seinem Gesicht riss ihn aus den Gedanken. „Nein.“ Er drehte sich weg, zur Wand. „Oh, doch.“ Tora kletterte zu ihm ins Bett und schloss den Vorhang davor. „Was wird das? Willst du mich jetzt doch? Es mal mit einem Mann probieren und da komme ich Schlampe dir gerade recht, treibe ich es doch mit jedem und bin auch noch unendlich dankbar, dass du dich herab lässt es mit mir zu tun, weil ich verliebt in dich bin?“ „Ich habe jedes Wort verdient, das du sagst,“ seufzte der Gitarrist und machte sich lang. „Aber ich habe mich entschuldigt für die Schlampe.“ „Und du meinst, damit wäre es wieder gut, oder wie?“ Wütend drehte Shou sich um. „Nein. Ich kann das nicht wieder gut machen. Aber ich will es dir erklären.“ „Geh weg.“ „Du hörst mir jetzt zu. Du kommst hier jetzt nicht weg und wenn ich durch den ganzen Bus brüllen muss, was ich dir zu sagen habe!“ Er schien wild entschlossen. „Ich höre.“ Was sollte Shou auch tun? Er konnte sich Tora anhören oder ein Drama abziehen. Und er hatte schon genug Drama veranstaltet. „Es ist mir echt unangenehm, was ich gesagt habe. Aber... ich hatte einfach Angst um die Band, verstehst du das? Weißt du, das mit dir und Saga, das war okay, weil ihr es beide wolltet und zwischen euch alles klar war. Aber dann hast du angefangen, mit anderen zu schlafen, mit Nao und dann hab ich dich mit Reno gesehen. Als ich dich dann mit Hiroto im Bett... ich dachte, du drehst durch. Ich meine, ich weiß, dass du seit du Saga nicht mehr hast, mit anderen geschlafen hast. Man sieht es dir an, wenn du die Nacht nicht allein verbracht hast. Und... ich dachte, wenn du mit Hiroto schläfst, macht dass alles kaputt. Erst zerbricht seine Liebe zu Miyavi, dann zerbrechen Alice Nine. Und diese Sache, Alice Nine, ist mir wichtiger als alles andere.“ „Ich bin keine Schlampe.“ „Ich weiß.“ Tora streckte die Hand nach ihm aus, aber Shou wich zurück. „Was willst du?“ „Dir sagen, zeigen, wie Leid es mir tut.“ Wirkte Tora wirklich verzweifelt, oder erhoffte Shou sich das nur? „Das ändert auch nichts mehr. Zwischen uns ist es nicht mehr wie früher.“ Er war verliebt in Tora und dieser hatte ihn mehr verletzt als jemals ein Mensch zuvor. „Kann ich es nicht zumindest versuchen? Bitte. Du bist mein Freund. Und wenn ich das hier nicht kitten kann, habe ich genau das getan, was ich verhindern wollte – Alice Nine zerstört.“ Er vergrub seine Hand in den dunklen Haaren. „Hast du nicht. Ich brauche nur Zeit.“ Shou atmete tief ein und aus. Es tat Tora Leid, er bereute wirklich, was er gesagt hatte. „Weißt du, Yuuto hat mir ganz schön den Kopf gewaschen. Ich habe echt nicht gemerkt, dass du mehr für mich fühlst.“ „Das solltest du auch nie wissen.“ Es war sowieso hoffnungslos. Tora war hetero. „Warum nicht? Ich werde mich nicht in dich verlieben, sorry. Ich steh nicht auf Männer, das weißt du.“ „Genau darum solltest du es nie wissen. Es macht alles komplizierter.“ „Aber ich habe dich lieb. Sehr lieb sogar. Nur halt nicht so. Und wenn du eine Frau wärst, hätte ich mich sicher in dich verliebt.“ „Bin ich aber nicht.“ „Nein. Ich liebe meine Freundin. Ich kann mich nicht in Männer verlieben. Damit stehe ich wohl ziemlich allein da, was?“ Ein schiefes Grinsen zierte Toras Lippen. „Ziemlich, ja.“ Shou versuchte auch ein Lächeln. Stille breitete sich zwischen ihnen aus. „Dann... meinst du, wir können noch Freunde sein,“ fragte Tora unsicher. „Ja.“ Er musste ein Schlussstrich unter seine Gefühle für Tora setzten. Jetzt. „Aber eine Bitte habe ich.“ „Jede. Wenn ich es igendwie wieder wie früher machen kann, ich mache es!“ „Einen Kuss. Mehr nicht. Nur einen einzigen, echten Kuss, damit ich weiß, dass du mich nicht liebst und weiß, wie du schmeckst. Kein Fan-Service-Kuss, einen nur für mich.“ Vielleicht würde Shou es bereuen. Vielleicht würde es schlimmer werden, wenn er Tora geküsst hatte. Vielleicht aber auch nicht. „Einen Kuss?“ „Ja.“ Er nickte, versuchte, sich fest zu geben. „Okay.“ Tora lehnte sich zu ihm hinüber, legte einen Arm um ihn und strich ihm über das Gesicht. „Du bist damit der erste und einzige Mann, den ich freiwillig küsse.“ Toras Lippen trafen sanft auf seine. Shou schloss die Augen und spürte den winzigen Muskelbewegungen nach. Sie waren unsicher, zögernd. Aber Tora öffnete nach wenigen Augenblicken den Mund und ließ seine Zunge über Shous Lippen gleiten. Es war angenehm, als Shou sie einließ, aber der Blitz, der einzige, den er mochte, das Prickeln, es fehlte. Da war nicht das Gefühl, dass er erwartet hatte, nicht der Rausch, nicht die Verzweiflung, das dies alles sein würde, was er von Tora bekommen konnte. Da war nur ein angenehmes, sanftes Gefühl. Das Herzklopfen, der Schweiß, das alles blieb aus. Er erwiderte den Kuss, wartete auf diese Gefühle, aber sie kamen nicht. Nach einer kurzen Weile lößte er sich von Tora, küsste ihn noch einmal abschließend auf die geschlossenen Lippen. „Danke, Tora.“ Etwas war von seiner Brust gefallen. Es fühlte sich leicht an. „Du... kannst echt toll küssen,“ stammelte Tora errötend. Shou lachte auf, zum ersten Mal ohne Bühne frei und locker. „Danke sehr! Ich denke, es ist alles wieder gut zwischen uns.“ Und noch etwas war anders als vor einer Stunde: Shou merkte, dass sein Herz doch nicht so schlimm an Tora hing, wie er gedacht hatte. Der Rest der Tour würde leichter werden. „Setz dich einfach hin, Aoi!“ Uruha betrachtete seinen runden Mann besorgt. Aoi war mittlerweile im achten Monat und sah aus, als wollte er in den nächsten Minuten ein Kind bekommen. „Bin dabei! Das dauert nur etwas,“ antwortete Aoi und ließ sich vorsichtig auf ihr Bett nieder. „Mir tut der Rücken ziemlich weh.“ „Soll ich Miyavi anrufen?“ „Warum?“ „Weil der dich massieren kann und es gelernt hat.“ „Miyavi bereitet alles für das Sternchen vor. Die kommen morgen wieder, schon vergessen?“ Die Zeit war schnell vergangen, sie ran Uruha geradezu durch die Finger. In vielleicht acht Wochen würden sie Eltern sein. „Mach du das einfach, okay? Ich spüre sowieso viel lieber deine Hände als seine.“ Aoi zog sich das weite Shirt über den Kopf. Seit ein paar Wochen war es schwer geworden, Kleidung für ihn zu finden und Uruha hatte seine alte Nähmaschine hervor geholt. Früher hatte er versucht aus Reitas schrecklichen Sachen etwas halbwegs annehmbares zu machen, jetzt nähte er sackförmige Kleidung für Aoi. Schwangerschaftsmode für Männer würde sich einfach nicht etablieren und die Übergrößen waren falsch geschnitten. „Das beruhigt mich ungemein.“ Uruha lächelte und ließ sich hinter Aoi nieder. Von hinten sah Aoi noch seltsamer aus als von vorn. Der Bauch war kugelrund, aber seine Taille war nicht deutlich breiter geworden. Allen Platz, den die Babys brauchten, hatte sie nach vorn eingenommen. „Wo tut es denn genau weh?“ „Hier.“ Aoi deutete auf den unteren Teil seines Rückens und Uruha legte seine Hände darauf. „Sie sind schwer, weißt du?“ „Ich glaube es dir.“ Er begann, die schmerzende Stelle zu massieren. „Wie fühlt es sich an, sie in sich zu haben?“ „Es ist seltsam. Fremd. Aber wunderbar. Ich kann jede ihrer Bewegungen spüren. Ich merke, wenn es ihnen nicht gut geht oder wenn sie glücklich sind. Aber was das auslöst kann ich nicht sagen. Ihr Gewicht belastet mich, sie sind schwer und mir tut der Rücken weh. Ich muss dauernd auf Klo und seit neustem wird es schlimmer mit meinem Druck, je größer und schwerer sie werden. Sie drücken auf die Prostata, sagt Addy und das glaube ich ihr auch. Ich würde sie gern im Arm halten, sie richtig sehen und nicht nur verschwommen auf dem Ultraschall. Aber ich will dieses Gefühl von ihnen in mir nicht hergeben, bis es soweit ist. Kannst du das verstehen?“ Fragend sah Aoi über seine Schulter. „Irgendwie schon. Es muss was unglaubliches sein für dich.“ „Das ist es. OOOOOOOOOOOOOOH!“ Aoi stöhnte genussvoll auf. „Was war das?“ Uruha lächelte. „Das ist genau richtig da. Es wird echt leichter, mach weiter so.“ Er folgte Aois Anweisung, massierte die Stelle mit kräfigem Druck weiter. Einige Minuten genoss Aoi schweigend. „Du hast Angst vor der Geburt, ich weiß das,“ sagte er dann unvermittelt. „Nicht nur davor,“ gab Uruha zu. Er wollte Aoi niemals anlügen, wollte offen sein. „Ja, ich habe Angst dich zu sehen wenn du Schmerzen hast. Ich habe auch Angst, dass etwas schief geht, auch wenn ich das nicht glaube. Aber nach der Geburt wird alles anders sein. Wir werden zu viert sein, Babys haben und unser ganzes Leben ändern müssen.“ „Nicht unser ganzes Leben.“ Aoi seufzte. „Wir werden weiterhin Aoi und Uruha von Gazette sein, weiterhin spielen und auftreten. Ich werde dich weiterhin lieben wie verrückt. Und wir werden Eltern sein. Das ist doch echt irre, oder?“ „Ist es.“ Uruha legte seine Arme um Aois Bauch, streichelte ihn. Die Haut war straff gespannt, aber zum Glück hatten sich keine Geweberisse gebildet. Nach der Schwangerschaft wäre Aoi bald wieder so schlank und schön wie zuvor. Auch jetzt fand Uruha ihn wunderschön. Er begann, seinen Nacken zu küssen. „Ich liebe dich und ich liebe es, wenn du das tust,“ lächelte Aoi und drehte den Kopf zu ihm. „Sag nicht, du willst schon wieder?“ Er musste lachen. Aoi stellte bald Takeru in den Schatten, der sich Kai in den Pausen gern mit einem eindeutigen Blick schnappte. Manchmal kam das Kleine auch in den Proberaum und orderte Kai mit einem dezenten „Los, ich brauch dich jetzt!“ ab. „Hast du nicht zugehört?“ Aoi grinste. „Sie drücken auf meine Prostata und du hast mich auch noch massiert. Da muss ich ja scharf werden. Und auch, wenn es jetzt etwas schwerer ist, mit dir zu schlafen, ich verzichte nicht darauf!“ Uruha beschloss, dass es die Mühe wert war. Fortsetzung folgt... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)