Unsterbliche Liebe von Ricadu (Wiedergeborener Hass) ================================================================================ Kapitel 10: Unerwartete Wendungen --------------------------------- Mal wieder etwas in gewohnter Länge. *hüstel* Könnte sein, dass ein paar Unstimmigkeiten auftreten, liegt aber daran, dass dieses Kapitel in unterschiedlichen Abschnitten geschrieben wurde. Circa die ersten 600 - 1000 Wörter zeitgleich mit dem letzten Kapitel, der Rest an unterschiedlichen Tagen danach, und ihr kennt mich ja, zu faul zum nochmaligem Durchlesen... böötsch... erhängt mich nicht, ja? Achja: mehr Murtagh! =D Verwundert, aber auch gespannt zugleich sah Eragon sich um, in der Hoffnung, zu erkennen, wann es weiter ging und vielleicht auch schon einen Blick auf die nächste Erinnerung werfen zu können. Doch Lionel seufzte nur leise und schüttelte den Kopf, woraufhin er wieder die volle Aufmerksamkeit des Jüngeren hatte. Mit leeren Augen, ausdrucksloser Miene und kraftlos hängenden Schultern sah Lionel wie durch Eragon hindurch, während sich um sie herum erneut ein Raum zu bilden begann. Eragon konnte förmlich beobachten, wie sich der dunkle Raum, wenn auch mit weißen Fliesen versehen, zusammen setzte. Er sah, wie sich aus schwarzem Rauch einige Gestalten bildeten, die auf den inzwischen wieder hergerichteten, aber denkbar blassen und ausgemergelten Lionel zuschritten. An ihrer Spitze materialisierte sich Galbatorix, dessen Kleidung anscheinend durch die getrübten Erinnerungen Lionels, die das ganze Umfeld schwarz-weiß färbten, sehr düster und bedrohlich wirkte; vielleicht war es auch so gewollt. Die Gestalten um ihn herum waren die dreizehn Abtrünnigen, von denen er ein paar noch aus seiner Zeit als Reiter kannte. Lionel zitterte, er schien nicht zu verstehen was vor sich ging, aber er hielt sich dennoch aufrecht und hielt den Blick starr auf den Anführer der Gruppierung gerichtet, die es geschafft hatte, in kürzester Zeit die Macht über Alagaësia an sich zu reißen. „Was soll das werden? Warum... warum hast du... sie alle...“ Er schüttelte den Kopf und seine Stimme wurde leise, brüchig, während er langsam rückwärts ging. „Du bist ein Mörder geworden... sie sagten mir, d-du... du seiest ein... ein Monster... ich dachte...“ Er schien kurz davor zu sein, in Tränen auszubrechen, bevor seine Emotionen in Wut umschwangen. „Und sie hatten Recht! Du hast sie alle ermordet! Und ich habe geschwiegen, verdammt, ich habe ihnen kein Wort verraten! Du weißt, wie gut ich dich kenne, und sie wussten das auch! Jeder Mensch hat Schwächen, und ich habe deine geheim gehalten! Und wofür? Du hast uns alle vernichtet!“ Ein schiefes Lächeln trat auf Galbatorix Lippen, als er die 13 mit einer Handbewegung zurückhielt und langsam auf seinen Geliebten zuschritt. „Warum sprichst du von ‚uns’? Du weißt von uns allen am besten, was sie dir angetan haben... warum zählst du dich zu ihnen?“ „Es war deine Schuld! Du bist durchgetickt und hast alle umgebracht!“ „Aber doch aus gutem Grund... wer würde das besser verstehen als du, der du auch unter ihnen gelitten hast?“ Dabei wanderte der Blick aus den graublauen Augen von dem Jüngling hinüber zu seiner Drachin, dem violetten Biest, von all den Jahren der Gefangenschaft genauso gezeichnet wie sein Reiter, das leise knurrend die Stimme erhob. ~Du bist ein Narr, Galbatorix! Du wirst deine Missetaten noch bereuen! Niemand legt sich ohne Konsequenzen mit den Drachen an!~ Er lachte nur leise, ihn schien diese Drohung nicht wirklich zu beeindrucken, obwohl er wusste, was die Drachen eben jenen Artgenossen der Abtrünnigen bereits angetan hatten. „Oh, die Drachen... nun, meine Liebe, davon sind jetzt nur noch herzlich wenige übrig. Aber was ist mit dir? Möchtest du dich eben diesen letzten Drachen nicht anschließen und überleben?“ ~Eher sterbe ich!~ Die Intensität ihrer Worte verblüffte den König nicht im geringsten. „Schade nur, dass dein Reiter auch noch etwas zu bestimmen hat, nicht wahr?“ Lionel hatte während ihrer Worte zu ihr aufgesehen und eine Hand auf ihr inzwischen nur noch mattes Schuppenkleid gelegt, den Blick aus den matten, braunen Augen auf sie gerichtet. Doch als Galbatorix wieder auf ihn zurückkam, richtete er den leeren Blick auf den König. „Monster.“ Nur dieses eine Wort verließ die Lippen des Mannes, ehe er sich abwand und auf seinen Drachen stieg, fort flog, weiter als je zuvor... Wärme, eine schier erdrückende Wärme erfüllte diese Höhle im Sandstein, die mit dem gewaltigen Drachen und seinem Reiter schon fast vollständig ausgefüllt war. Fünf Kerzen an fünf Spitzen des Sternes, ein Kreis, der die Spitzen verband, Runen, um die Magie zu leiten... und Tränen auf den Wangen des Mannes, der sein Schicksal besiegelte... „Den Verräter zu vernichten, der alle getäuscht, Das Monster zu verjagen, das alle verstreut, Den Mörder zu töten, der alles ermordet, Den Liebsten zu verletzen, der nur Schmerz gesät... Ein Zauber, diese Macht zu Eigen, rufe ich an, In ewiger Unendlichkeit zu wirken, Solang der Verräter noch waltet, Solang das Monster noch reißt, Solang der Mörder noch meuchelt, Solang der Liebste noch weilt. Solang möchte ich auf Erden wandeln, Ihn zu jagen, den Tyrannen, Zu erlösen die Lämmer aus den Fängen des Wolfes!“ So rief er die Dämonen an, die ihm eine ewige Existenz ermöglichten, bot ihnen alles an, was er zu geben in der Lage war, und auch das, was er sich zu holen wünschte; er wollte ihnen im Gegenzug für einen neuen Körper zwei Seelen schenken, die eigene und die des Tyrannen, den er so verachtete... Blutsold ward’ gezahlt, als der Dolch hinabsauste, das schwache, verletzte Herz zu durchbohren, seinen kostbaren Saft auf den Runenkreis, das Pentagramm, zu verteilen und damit den Pakt zu besiegeln. Ein Leben für das Andere... Als er das Messer sah, griff Eragon sich an die Brust und sackte auf die Knie, alles um ihn herum wurde schwarz und er spürte den stechenden Schmerz als wäre es sein eigener, spürte, wie die brennenden Tränen sich ihren Weg über seine Wangen bahnten. Eine Weile versank er in diesem Elend, bis er sich plötzlich so fühlte, als würde von allen Seiten etwas auf ihn eindrücken. Er versuchte, sich zu befreien und fand schließlich eine Art Schlupfloch direkt über seinem Kopf. Anschließend befand er sich wieder schwebend, körperlos, in einem Raum, aber... diesen Raum kannte er doch... als er den Blick schweifen ließ fiel dieser auf einen verwirrten und leicht betreten wirkenden Mann, der eindeutig sein Onkel Garrow war... wenn auch jünger, als er ihn in Erinnerung hatte, viel jünger... und dort stand, direkt neben ihm, ein kleiner Junge, sicher Roran... und dort lag, auf einem Bett mit zusätzlichen Laken und zwei Frauen um sie herum, eine dritte Frau, die gerade stolz ihr kleines Baby in Empfang nahm. Das war dann also... „Selena.“ Leise nur hauchte Eragon diesen Namen, ehe ihm erneut die Tränen kamen. Dennoch beobachtete er das Schauspiel, bis es sich in schwarzes Nichts auflöste. „Verstehst du jetzt, Eragon?“ Verschreckt sprang dieser herum, um Lionel zu entdecken. Mit einem Schlag waren sie wieder im Garten und Lionel sah eindringlich zu seinem jüngeren Ich, das sich schnell die Tränen vom Gesicht wischte, ehe er zu Lionel ging. „Du hast also einen Zauber gewirkt, der es dir ermöglicht hat, wieder geboren zu werden...? Und wie kommt es dann, dass ich...“ Plötzlich wurde er blass und schluckte leise, den Blick entgeistert auf Lionel gerichtet. „Warte... du... bist nur hier, um...“ „...Galbatorix zu vernichten, ja.“ Eine Weile herrschte Schweigen zwischen den beiden, bis Eragon sich endlich traute, die entscheidende Frage zu stellen. „Was... was ist... danach? Wenn er... tot ist?“ Andächtig senkte Lionel den Kopf und erklärte mit ruhiger, melancholischer Stimme „Dann werde auch ich gehen.“ Es herrschte wieder kurz Schweigen, ehe Eragon wieder fragte, dieses mal kraftvoller. „Und was ist mit mir? Reißt du mich mit dir in den Tod?“ „Wahrscheinlich.“ „Und das ist dir egal?!“ „Ja.“ Diese knappe und aufrichtige Antwort schockierte Eragon zutiefst, und so war er es, der Kopf und Blick senkte. „Du...“ Er atmete einmal tief durch, ehe er wieder zu Lionel aufsah, Wut, Verzweiflung und Abscheu im Blick. „Um ein Monster zu vernichten wurdest du selbst eines. Das ist erbärmlich, Lionel!“ Mit diesen Worten wand er sich ab und erwachte... Einen tiefen Atemzug nehmend öffnete er wieder die Augen, als wäre er aus erstaunlich tiefen Gewässern aufgetaucht. Sobald er sich an das mangelhafte Licht gewöhnt hatte, erkannte er, dass er nicht mehr allein war; eine große, in eine schwarze Kutte gehüllte Gestalt hatte sich zu ihm gesellt. Eben jene Gestalt kniete sich nun vorsichtig neben ihm nieder und untersuchte ihn umsichtig, sodass Eragon direkt in die blauen Augen Murtaghs sehen konnte. „Murtagh...“ „Shh, schweig. Du siehst nicht gerade sehr gesund aus.“ Erst jetzt bemerkte Eragon, dass auch sein realer Körper erheblich schmerzte und er stieß einen entsprechenden Laut aus, ehe er träge die Augen schloss und sich gen Murtagh aus seiner sitzenden Position zu Boden sinken ließ. Überrascht fing der Ältere ihn auf, ehe er mit Magie die Fesseln löste und den Kleinen auf den Arm nahm. Vorsichtig trug er den Jüngeren heraus und bedeutete dem Wärter, die Tür wieder zu schließen. Dieser grummelte leicht, ließ den neuen Abtrünnigen aber passieren. Was hätte er auch sonst tun sollen? Es gefiel ihm nicht, einen Gefangenen gehen zu lassen, aber die Aussicht darauf, dass er in Galbatorix’ persönliche Gefangenschaft übergehen sollte ließ ihn bei diesem Wurm besonders breit grinsen. Unterwegs erwachte Eragon erneut und sah zu Murtagh auf. „Wohin bringst du mich?“ Seine Stimme klang leise und schwach, und während er sich umsah stellte er fest, dass er inzwischen in einer Kutsche saß. Der Kerker war doch recht weit entfernt vom Palast... er lag auf einer der Bänke, Murtaghs Schoß als Kopfkissen. „Zurück.“ War die einzige Antwort, die Murtagh, der stur geradeaus sah, zu geben bereit war. Leise seufzend schmiegte der Jüngere sich etwas enger an den Älteren, den Blick aber in die selbe Richtung gerichtet. „Murtagh...“ Der Ältere sah mit milder Neugier zu Eragon hinunter. „Was ist denn?“ „Was meintest du mit... Bruder?“ Nun machte sich Überraschung auf dem Gesicht des Älteren breit, ehe er mit einer Mischung aus Mitleid und Fürsorge in das ihm noch immer abgewandte Gesicht des jungen Reiters sah. „Was ich damit meinte? Nun... ich habe dir doch von meiner Mutter erzählt, nicht wahr?“ Er nickte leicht, so gut ihm das in dieser Position möglich war. „Nun... du hast mir nie von deiner erzählt, und dennoch kann ich dir alles sagen...“ Er schwieg, wartete eine Weile, um Eragon die Möglichkeit einer Reaktion zu geben, doch dieser wartete nur, sodass Murtagh leise fortfuhr zu sprechen. „Ihr Name war Selena... und sie verließ dich direkt nach deiner Geburt... um zurück zu kehren, zurück zu ihrem Mann und ihrem ersten Sohn... zurück zu kehren mit dem Wissen, wenigstens eines ihrer Kinder in Sicherheit gebracht zu haben...“ Eragon schluckte leise, doch so sehr er sich auch wünschte, zu schlafen, so wusste er doch, dass im Schlaf das Monster auf ihn lauerte. „In Sicherheit...?“ fragte er also, um das Gespräch am Laufen zu halten. „Ja. Vor Morzan. Vor unserem... Vater. Ich habe dir die Narbe doch gezeigt...“ Murtagh kam ins Stocken und erst jetzt sah Eragon zu seinem älteren Bruder auf, sah, wie sehr sich dieser quälte. Mit einem schwachen Lächeln auf den aufgeplatzten Lippen nahm er des Älteren Hand in seine und umschloss sie, vorsichtig mit dem Daumen über die Handfläche streichelnd. „Und am Ende sind wir doch beide hier, hm?“ Leicht verstört sah Murtagh zu Eragon hinunter, ehe er wütend wurde. „Du bist noch frei! Du hast die Chance darauf, befreit zu werden, kein Schwur bindet dich jetzt!“ Ein leises Seufzen entwich dem Jüngeren, ehe er den traurigen Blick abwand. „Was weißt du von... Lionel...?“ Verwundert runzelte Murtagh die Stirn und sah wieder zu Eragon, diesem nun vorsichtig über die schweißnasse Stirn streichend, anfangs nur, um die Haare aus eben jener zu wischen, danach, weil es ihn in gewisser Weise selbst beruhigte. “Nicht viel... ich habe seinen Namen in alten Registern gelesen und weiß, dass er etwa zeitgleich mit Galbatorix unterrichtet wurde und wirkte. So weit ich weiß hat er als einer der letzten Reiter den Tod gefunden, nachdem er sich dem König nicht anschließen wollte... aus einigen Berichten geht hervor, dass unser König früher, als Drachenreiter, ein paar Aufträge gemeinsam mit einem Reiter namens Lionel ausübte, aber... ich habe ehrlich keine Ahnung, warum er jetzt von einem Reiter anfängt, der längst tot ist...“ Neugierig geworden richtete Eragon sich langsam auf, versuchte, aufrecht zu sitzen, musste sich nach einem besonders tiefen Schlagloch allerdings doch wieder an Murtagh lehnen, wenn diesmal aber auch nur an seine Schulter. „Es gibt noch schriftliche Berichte?“ Murtagh lachte rau, ehe er zerknirscht meinte „Ja, sehr wenige, alle im Besitz von Galbatorix...“ „Und du...“ „Ich darf sie lesen, weil ich jetzt zu ihnen gehöre...“ Erschrocken setzte Eragon sich wieder auf, ehe er nach Murtaghs rechter Hand griff. Dieser zeigte sie ihm bereitwillig, die Gedwëy Ignasia... mit vor Schock geweiteten Augen sah Eragon zu seinem älteren Bruder auf, ehe er betreten den Blick senkte. Sie waren also beide verdammt... beide waren sie so gut wie tot, und das nur, weil sich vor geraumer Zeit Dinge ereignet hatten, für die sie nichts konnten, nun aber bezahlen mussten... erschöpft lehnte Eragon sich nach hinten, die Augen geschlossen, das Gesicht seinem Bruder abgewandt. „Was denn, keine netten Kommentare? Kein Ausraster?“ Die Stimme des Älteren klang dermaßen bissig, dass der Jüngere sich wunderte, wo die weißen, blitzenden Fangzähne blieben. Den Blick aus den nur halb geöffneten Augen wieder auf den Älteren richtend, ohne dabei seine Haltung aufzugeben, fragte er nur leise „Wozu?“, ehe er die Augen wieder schloss und versuchte, einzuschlafen. Mutlos musste er nach einer Weile aber feststellen, dass es nichts gebracht hatte, sobald sie das Schloss erreicht hatten. War die Fahrt wirklich so kurz? Er hatte immerhin einen halben Tag für diese Strecke gebraucht... andererseits wusste er ja nicht, wie weit der Kerker, aus dem Murtagh ihn geholt hatte, von Galbatorix’ Residenz entfernt war, und da er nicht dazu in der Lage gewesen war, sich umzusehen, als Murtagh ihn in die Kutsche getragen hatte, wusste er wirklich nicht, von wo sie aufgebrochen waren, bis auf die Tatsache, dass es ein ekelhaft stinkender, feuchter Kerker war. Und in so einem Loch hatte Lionel Jahrelang ausharren müssen?! So langsam entwickelte er ein gewisses Verständnis für dessen seelische Schäden... und dennoch, was der Kerl ihm angetan hatte und was er Saphira antun würde... er würde ihm das niemals verzeihen... wie könnte er auch? Seine Lebensaufgabe war es, Galbatorix zu vernichten, und daraufhin würde er sterben... und da Saphira mit ihm sterben würde, hatte Lionel dafür gesorgt, dass die Drachen aussterben würden, nur weil Galbatorix ihn verletzt hatte. Eine derart egoistische Handlung, und mochte Lionel sie noch so oft schönreden, Eragon wusste, dass Lionel nur aus eigenem Interesse heraus gehandelt hatte, verdiente in seinen Augen keine Gnade... genauso gut könnte er Galbatorix seine Fehler vergeben... na klar. Leise seufzend folgte er Murtagh, ohne irgendwelche Faxen zu machen. Was hätte er auch anderes tun können...? Nur am Rande seines Bewusstseins bemerkte er, dass der Ältere ihn auf den großen Haupthof führte, und im Gegensatz zum letzten mal, bei dem er ihm gefolgt war, blieb er auf den geringsten Wink hin stehen, den Blick aber weiterhin gesenkt. ~Eragon...?~ Den Blick hebend offenbarte er dem Hof das bleiche, bisher von einer schwarzen Kapuze, die zu dem Mantel gehörte, den Murtagh ihm wohl während seiner Ohnmacht angezogen hatte, verdeckte Gesicht, die blutunterlaufenen, düster dreinblickenden Augen, die ansonsten ausdruckslose Mimik. Erschrocken wich diejenige, die ihn angesprochen hatte, etwas zurück. Ein leichter Nieselregen perlte von ihren blauen Schuppen ab, ihre dunkelblauen Augen blickten verschreckt, unsicher. Die braunen Augen des Reiters wanderten eine Weile über die blaue Gestalt vor ihm, ohne den geringsten Funken von Wiedererkennen, bis er auf die schweren Ketten fiel, die den Drachen zurückhielten. „Sa... phira...“ Er schüttelte leicht den Kopf und stützte sein Gesicht kurz gegen die Fingerspitzen, einen halben Schritt zurücktretend. Durch diese Gestik rutschte der Ärmel des Mantels etwas zurück und offenbarte tiefe, dunkelrote Striemen auf der fast weißen Haut, die von den Ketten kamen. Ein leises, tiefes Knurren ertönte auf einmal und alle richteten ihren Blick auf die nun sichtlich wütende Drachin, deren Aufmerksamkeit nun aber voll und ganz auf Eragon gerichtet war. ~Du...~ Nun trat ein Mann aus der Menge, dessen Gesicht dem Jungen inzwischen nur allzu vertraut war, trotz der extremen Leichenblässe. „Du...“ Nun war es Eragon, dessen Antlitz Furcht verbreitete, sodass sogar Murtagh etwas zurückwich. Erst nachdem Galbatorix selbst einen halben Schritt zurückgewichen war unter dem intensiven Blick des Jüngeren, richtete Eragon ihn, etwas abgemildert, auf Saphira. ~Ja, ich. Ich habe es wieder geschafft. Ich weiß! Erspar mir das. Bitte... wir haben nicht viel Zeit. Sobald wir ungestört sind erkläre ich dir alles, ja?~ Sie stimmte ihm nur stumm zu, ehe sie ihren verächtlichen Blick über die restliche Umgebung schweifen ließ. Eragon indes geriet leicht ins Wanken, woraufhin Murtagh angerannt kam und ihn auffing. „Er ist schwer verletzt mein König, vielleicht...“ Doch der Angesprochene unterbrach den älteren, besorgt klingenden Bruder mit einer simplen Handbewegung. „Bring ihn auf sein Zimmer.“ Mit dem letzten Rest an Kraft, der Eragon noch geblieben war, richtete er einen kalten, verachtenden Blick auf Galbatorix, ehe er sich halbwegs aufrichtete und Murtagh mit dem letzten zusammengekratzten Rest Würde folgte. Er hasste seine Situation, er hasste Lionel für das, was ihm noch bevor stand, er wusste, dass er bald sterben würde, aber er wollte all dies wenigstens mit der Würde eines Drachenreiters tragen. Das fehlte ja noch, dass er daran zerbrach... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)