Und ich wart` nicht... von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 3: Teil 3 ----------------- UND ICH WART` NICHT… Teil 3 - - - Ich schrieb die letzten Zeilen an einem Tisch eines Nudelstands, zu dem mein Hunger mich zur Mittagszeit getrieben hatte. Den Mund voller Nudeln beendete ich meinen Roman, und überflog kritisch die letzten Zeilen. Zugegeben... Die Handlung war nicht die originellste. Über den Stil ließ sich streiten. Und viele der Szenen waren eindeutig nicht jugendfrei. Höchstwahrscheinlich hätte ich einen solchen Groschenroman niemals freiwillig zur Hand genommen. Aber... Ich hatte etwas zu Ende gebracht. Nur darum ging es. Ich weiß nicht ob es Zufall war oder ob das Schicksal an jenem Tag sein Spiel mit mir trieb – Gerade an jenem Mittag wartete am Tisch neben mir ein gelangweilter Redakteur des bekannten Verlags Kyotos auf sein Essen. Er musste mich bereits eine geraume Zeit lang beobachtet haben, denn gerade als ich mich fertig machte zu gehen, sprach er mich an. Was ich denn da geschrieben hätte, wollte er wissen, und da ich sowieso nicht wusste, was ich sonst hätte machen sollen, ließ ich mich auf seine Frage ein. Ich erzählte ihm von Art und Inhalt meines Werkes, davon ausgehend, der junge Mann würde schnell sein Interesse an mir verlieren. Doch wider Erwarten nickte dieser eifrig, und fragte mich gar, ob ich ihm meinen Roman nicht leihen könne. „Ich bin immer auf der Suche nach neuen Geschichten, die sich gut vermarkten lassen!“ erklärte er. „Wer weiß, vielleicht ist deine ja eine davon!“ Ich nahm sein Angebot an. Einfach weil ich mir dachte, es könne ja nichts schaden, sich eine Meinung über das Buch einzuholen. Ich gab dem jungen Mann mein Buch und erklärte ihm, in welchem Gasthaus ich zur Zeit wohnte. Er versprach, das Buch zu lesen und mir im Laufe des nächsten Morgens eine Nachricht zukommen zu lassen. Ganz zufrieden mit mir und der Welt trat ich den Rückweg zu meiner Unterkunft an, als mir einfiel, dass heute der große Markt in der Stadt abgehalten wurde. Rückblickend kann ich mir nicht erklären, aus welchem Grund ich auf einmal das Bedürfnis hatte, ihn zu besuchen, hatte mich der Gedanke daran doch zuvor nie gereizt. Meine Füße jedenfalls trugen mich an jenem frühen Nachmittag zuverlässig durch die Straßen und Gassen Kyotos bis hin zu dem großen gepflasterten Platz, auf welchem der Trubel bereits in vollem Gange war. Menschen tummelten sich in dem viel zu engen Raum zwischen den einzelnen Ständen, und der hohe Lärmpegel verhinderte jede Art von normaler Konversation. Ich schlenderte durch die Menschenmassen hindurch, und ließ mich von den unzähligen Sinneseindrücken benebeln, die sich mir boten. Da vorne wurde um einen Ochsen gefeilscht. Hier pries eine stämmige, alte Verkäuferin die Qualität ihrer Mangos an. Dort stritten sich zwei junge Frauen um die letzte Portion frischen Fisches. In Konoha war es genauso gewesen. Und wahrscheinlich war es auf allen anderen Märkten auf diesem Teil der Welt dasselbe. Das ungeschriebene Gesetz, nach welchem es auf jedem Marktplatz gleichermaßen zuging. In Konoha, damals, war der Markttag der Lichtblick meiner Woche gewesen. Damals, als ich noch jung war. Später dann schickte ich andere Leute, um meine Besorgungen zu erledigen. Ich konzentrierte mich auf die wesentlichen Dinge, statt mich mit Nebensächlichkeiten aufzuhalten. Ich trainierte den ganzen Tag lang. Das war meine Priorität. Und ich war ehrgeizig und diszipliniert wie kaum jemand. Das war in meiner Jugend. Als ich schließlich so alt war, dass sie mich abends in die Tavernen ließen, ging es mit meiner Disziplin ein wenig bergab. Statt mit dem ersten Sonnenstrahl aufzustehen und auf die Trainingsplätze zu gehen, blieb ich bis mittags im Bett liegen, um meinen Rausch vom Vorabend auszuschlafen. Auch Tsunade verfiel der Versuchung des Alkohols. Und nicht nur das. Der Spielsucht verfiel sie schon in jungen Jahren. Wir trainierten noch immer. Wir wurden immer noch stärker. Wir waren die besten unseres Jahrgangs, denn wir hatten den besten Lehrmeister von allen gehabt. Wir hatten nur irgendwann begriffen, dass das Leben auch aus anderen Dingen bestehen musste als nur dem Kampf. Zu großer Ehrgeiz kann zu dem Wunsch führen, zu große Macht zu erlangen. Und das um jeden Preis, und ohne Rücksicht auf Verluste. Es war so einfach, abzurutschen. So einfach, zu fallen. Und wir wussten es. Wir wussten es und versuchten, unser Leben zu genießen so gut es ging. Orochimaru war da anders. Er lachte nicht. Er ging nicht mit uns weg. Er schüttelte den Kopf angesichts der sinnlosen Zeitverschwendung, der wir uns so oft in diesen Tagen widmeten. Sinnlose Zeitverschwendung. Das waren seine Worte. Er verwendete all seine Zeit und Energie darauf, stärker zu werden. Und nicht nur das. Doch obwohl ich die Zeichen sah, blieb ich untätig. Ich blieb blind für die Gefahr, welche von meinem ehemaligen Teammitglied ausging. Einfach weil… Weil… „Jiraiya!“ Trotz des Lärms war die Stimme deutlich für mich hörbar. Ich hob meinen Blick, und sah SIE auf mich zulaufen. Sie winkte mir zu, und ich konnte nichts anderes tun, als sie verblüfft anzuschauen. Hatte mein Verstand mir einen Streich gespielt? Hatte ich den Marktplatz unbewusst aufgesucht, um SIE wiederzusehen? „Jiraiya!“ rief Tysha erneut, als sie bei mir ankam, ganz außer Atem. Sie trug ein Kleid aus blauer Baumwolle und braune Sandalen. Ihre langen Haare waren in einem Pferdeschwanz nach hinten gebunden. Sie sah so hübsch aus – Ich konnte mir nicht erklären, aus welchem Grund ich seit unserer ersten Begegnung nicht mehr an sie gedacht hatte. „Du bist es wirklich!“ fuhr sie fort, und strahlte mich an. „Ich habe schon beinahe die Hoffnung aufgegeben, dich hier mal zu sehen! Ich dachte, du wärst schon längst weitergezogen!“ „Nein, ich… Ich bin noch hier. Diese Stadt ist wirklich schön!“ hörte ich mich selbst sagen, und Tyshas Lächeln verbreiterte sich noch. „Oh ja.“ stimmte sie zu. „Kyoto ist wirklich toll!“ Sie zögerte kurz, bevor sie weitersprach. „Ich muss jetzt wieder zur Arbeit… Hättest du vielleicht Lust, dich heute Abend mit mir zu treffen? Wir könnten zusammen etwas trinken gehen…“ Hoffnungsvoll blickte sie mich an. Und wer wäre ich gewesen, ihr diesen Vorschlag auszuschlagen! Tysha war alles, was mein Tag noch gebraucht hatte, um perfekt zu werden. Ich schlug also vor, dass wir uns ja gegen acht Uhr diesen Abends in der Schankstube des Gasthauses treffen könnten, in welchem ich zurzeit wohnte – Und ich kam mir richtig schäbig vor angesichts des Hintergedankens, den ich dabei hegte. Aber konnte man es mir verübeln? Der Gedanke an eine Nacht mit einem solch hübschen und unverbrauchten Mädchen wirkt nun einmal sehr verlockend auf einen einsamen Wanderer wie ich einer war. Und Tysha nahm mein Angebot an. Sie freue sich sehr darauf, ein wenig Zeit mit mir zu verbringen. Sie zwinkerte mir zu, bevor sie sich umwandte und in der Menge verschwand. Das zeigte mir, dass sich ihre Vorstellungen für den Verlauf des Abends in dieselbe Richtung bewegen mussten wie meine eigenen. Da es erst früher Nachmittag war, und ich nicht wusste, was ich bis acht Uhr abends mit meiner Zeit anfangen sollte – Mein Buch hatte ich ja bereits beendet, und es konnte nicht schaden, sich die Meinung des Redakteurs anzuhören, bevor ich ein weiteres zu schreiben begann -, beschloss ich, dem Badehaus einen erneuten Besuch abzustatten. Es herrschte ein reger Betrieb in dem dampfenden Wasserbecken, doch der Geräuschpegel war bei weitem nicht so hoch wie der auf dem Marktplatz. Im Gegenteil halfen mir die gedämpften Stimmen dabei, zu entspannen. >…Und wenn das Wetter so gut bleibt, könnte die Ernte dieses Jahr eine der besten der letzten Jahrzehnte werden. Aber regnen sollte es dann und wann… Und…< >… die Geschäfte in diesem Jahr? …Oh, gut, gut. Es könnte kaum besser sein…< >…habe das Land bereist und dabei einige interessante Entdeckungen gemacht…< Das Land hatte ich zur Genüge bereist. Und was hatte es mir letztendlich gebracht? Schon früher war ich zu dem Ergebnis gekommen, dass meine lange Reise auf der Suche nach Antworten viel eher einer Flucht gleich kam. Einer Flucht vor den Erinnerungen, die mich immer dann einzuholen begannen, wenn ich länger als nötig an ein und demselben Ort verweilte. >Und der ansässige Feudallord hat angekündigt, die Steuern der Landadeligen künftig zu erhöhen. Das ist meiner Meinung nach mehr als berechtigt…< >Diese Kleine, mit der du neulich aus warst… Ist da eigentlich was draus geworden?“ Ich wusste gar nicht mehr, mit wie vielen Frauen ich in letzter Zeit etwas hatte. Von harmlosen Flirts bis hin zu mehrstündigen Bettgeschichten hatte ich alles zur Genüge erlebt, und irgendwann aufgehört zu zählen. Die Frauen waren alle gleich, auf eine gewisse Art und Weise. Lediglich die Gesichter wechselten sich ab, brannten sich für eine Weile tief in mein Gedächtnis, zusammen mit der Erinnerung an die Nacht, die ich mit dem jeweiligen Mädchen verbrachte. Doch schon nach kurzer Zeit begann die Erinnerung dann zu verblassen, wurde verdrängt durch die Frische neuer Erfahrungen und durch anstrengende Stunden auf der Straße. Und mit der Erinnerung verblassten auch die Gesichter. Bis ich allen Frauen, mit der ich in meiner Vergangenheit etwas hatte, ein und dasselbe Gesicht verlieh. Momentan war Tysha dieses Gesicht. Obwohl ich Tysha noch gar nicht hatte. Sie… >Ich weiß nicht. Mit den Frauen habe ich irgendwie kein Glück…< >Das kannst du doch gar nicht wissen – Das Leben hält noch so vieles für dich bereit! Du bist noch so jung und…< >Der Feudallord könnte doch selbst mal etwas von seinem Geld abdrücken, bevor er…< >Weißt du schon das Neuste – Orochimaru hat…< >...Einfach den armen Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen, das ist…< WAS?! >…, und Akatsuki scheint darüber gar nicht erfreut zu sein! Kein Wunder, immerhin geschieht es nicht alle Tage, dass ein Mitglied der Organisation den Rücken kehrt.< >Das ist doch unsere Chance! Sie werden sich nach neuen Mitgliedern umschauen-< >Nicht so laut, du Narr! Lass uns das an einem anderen Ort besprechen…< Was war das? Spielten meine Ohren mir einen Streich? Sollte ich nach all dieser langen Zeit endlich auf meine erste Spur gestoßen sein? Die beiden Männer, deren Gespräch ich verfolgt hatte - der eine noch jung, mit kurzen, schwarzen Haaren und der andere etwa in meinem Alter -, erhoben sich und wickelten sich Handtücher um ihre Hüften. Dann stiegen sie aus dem heißen Wasser, während ich noch immer wie erstarrt im Becken verweilte. Erst, als die beiden durch eine schmale Tür in das Innere des Badehauses verschwanden – höchstwahrscheinlich in Richtung der Umkleide -, schaffte ich es, mich aus meiner Starre zu lösen. Ich wusste nur eines – Ich musste schnell handeln! - - - Fortsetzung folgt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)