Endless Love – Without A Future? (無盡的愛) von Lina_Kudo (Eine verbotene Liebe im alten China (Goku&Chichi)) ================================================================================ Kapitel 1: 重拳 - Schwere Schicksalsschläge ----------------------------------------- ****Rückblick**** Ich dagegen blieb ganz ruhig und gleichgültig in der Menge stehen, zumal ich kaum etwas sah wegen meiner Größe. Doch mein Vater bemerkte das schnell, trug mich mit einem Lächeln hoch und setzte mich auf seine rechte Schulter ab. „Ausgezeichnet, so sehe ich alles!“, rief ich freudig und ein erster Blick galt der kleinen Prinzessin, und wenn ich mich nicht irrte, sah auch sie mit ihren neugierigen schwarzen Kulleraugen direkt in meine. War das etwa nur Zufall, dass sich unsere Blicke trafen? Ein angenehm warmes Gefühl durchflutete mich, doch ich wusste nicht, was das war. Das war unsere allererste Begegnung, die ich niemals vergessen würde ... ****Rückblick**** KAPITEL 1: 重拳 Schwere Schicksalsschläge »Aber solange du bei mir bist, kann ich alles ertragen!« Die Zeit nach ihrer Geburt verging wie im Flug. Die Ereignisse überschlugen sich fast, denn es passierte sehr viel, was für mein Leben weitreichende Folgen hatte und ihre Spuren hinterließ. Zum Beispiel freundete ich mich sehr eng mit der Prinzessin Chichi an. Keine Ahnung, wie das zu Stande kam, aber es ergab sich irgendwie ganz automatisch. Okay, ganz von selbst kam das natürlich nicht. Ich musste gestehen, dass ich derjenige war, der immer unbewusst nach ihrer Nähe suchte. Ich fühlte mich bei ihr einfach … wohl. Richtig wohl. Selbst, wenn ich sie für einen ganzen Tag lang nicht sah, spürte ich, wie mir etwas fehlte. Ich fühlte mich nicht vollständig. Erst wenn sie bei mir war, fühlte ich mich erst … ganz. So komisch das auch klang. Ich kapierte es ja selbst kaum. Doch eines wusste ich: Ich mochte Chichi. Sehr sogar. Ich brauchte nur in ihre großen, schwarzen Augen zu sehen, um alles Schlechte um mich herum zu vergessen und einfach glücklich zu sein. Ihr strahlendes Gesicht reichte aus, damit die ganze Welt für mich in Ordnung war. Und mit der Zeit schlich sich in mir ein Drang ein, den ich anfangs kaum wahrnahm. Den Drang, sie vor allem und jedem zu beschützen. Nicht, weil es meine Mission war, sondern weil ich es selber mehr als alles Andere wollte. Der Gedanke, dass ihr etwas zustoßen könnte, war für mich unvorstellbar grausam. Das wäre mit Abstand das Schlimmste, was mir passieren könnte. Es war verrück, was sie für eine starke Anziehungskraft sie schon auf mich auswirkte, selbst als sie noch ein Baby war und gar nicht mit mir sprechen konnte. Alleine mit ihrem Blick zog sie mich komplett in ihren Bann. Ihr war ich hoffnungslos ausgeliefert. Ich achtete immer gut darauf, dass ihr nichts passierte oder sie sich nicht wehtat in der Zeit, als sie gerade das Krabbeln und Gehen erlernte. Immer wieder sah sie mich mit ihren neugierigen dunklen Augen an, in denen ich mich jederzeit verlieren konnte. Häufig brauchte sie Trost, wenn sie wirklich mal stolperte und hinfiel, und jedes Mal hörte sie schlagartig auf zu weinen, wenn ich sie in meine Arme schloss. Wäre es nach mir gegangen, hätte ich sie niemals fallen gelassen. Doch der Kaiser hatte mich darum gebeten, sie selbstständig üben und auch mal stürzen zu lassen, denn nur durch Fehler lernte man erst richtig. Das galt auch für das Gehen. Beim ersten Mal, als ihr beginnender Heulkrampf in meinen Armen ein sofortiges Ende fand, hatten wir uns alle noch schwer darüber gewundert, da es bisher einzig und allein der Kaiserin gelungen war, sie zu beruhigen. Nicht einmal der Kaiser, ihr eigener Vater, war dazu fähig. Und ich, ein einfacher, dahergelaufener Junge schaffte es mühelos. DAS glich natürlich fast einer Sensation. Es dauerte nicht lange, bis sie ihre ersten Worte vor sich hinbrabbelte. Auch in diese Entwicklungsstufe stand ich ihr immer mit Rat und Tat zur Seite, doch dies war fast schon unabsichtlich und brachte für mich einen willkommenen Nebeneffekt, weil ich mich ja auch mal richtig unterhalten wollte statt eher Selbstgespräche zu führen. Ein gewisser Anteil Eigennutz war also durchaus vorhanden. Doch ich hätte mich auch mit ihr beschäftigt, wenn für mich nichts dabei rausgesprungen wäre. Gar keine Frage. Rasant schnell wuchs sie auch aus dieser Phase heraus und entwickelte sich zu einem entzückenden kleinen süßen Mädchen. Es machte mir großen Spaß, dabei zusehen zu dürfen, wie sie sich weiterentwickelte und täglich dazulernte, um für das Leben gewappnet zu sein. Vor allem sie als Prinzessin würde es ja alles andere als leicht haben. Wir spielten und alberten zusammen herum und trainierten sogar ein bisschen. Natürlich hielt ich mich dabei immer ziemlich zurück. Alleine schon, weil sie ein Mädchen war. Mir wurde von meinem Vater schon seit ich denken konnte immer eingetrichtert, dass man niemals seine Hand gegen eine Frau erheben durfte – diese Regel hatte sich ganz tief in mir verwurzelt, sodass ich niemals ungehemmt gegen sie kämpfen könnte. Dennoch musste ich zugeben, dass sie ein wahres Naturtalent in der Hinsicht war. Für ein Mädchen hatte sie richtig viel Power. Leider waren uns solche gemeinsamen Aktivitäten eher selten möglich, denn sowohl sie als auch ich waren schwer beschäftigt und hatten kaum freie Zeit der Verfügung, obwohl wir beide noch so jung waren. Daher war eher die Regel, dass wir uns am Tag vielleicht wenige Minuten sehen und kurz ein paar Worte austauschen konnten. Viel mehr war in den meisten Fällen einfach nicht drin, was ich sehr schade fand. Ihr junger Alltag war geprägt von einem straffen Stundenplan, da sie als Prinzessin vieles beherrschen musste, wie zum Beispiel das Lesen und Schreiben. Aber auch Unterricht in die Teezeremonie, das Blumenstecken und natürlich die Manieren und weibliche Grazie und Eleganz waren aus ihrem Alltag nicht wegzudenken und gehörten dazu. Ich persönlich hatte jedoch den Eindruck, dass sie bereits mit so einer gewissen Zartheit und einer unbeschreiblichen Anmut geboren worden war, dass ihr vor allem die letzte Kategorie nicht besonders schwerfallen dürfte. Zwar konnte sie zu mir manchmal recht frech sein, doch trotzdem hatte sie selbst da noch etwas so Entzückendes an sich. Sie war einfach immer zuckersüß, egal was sie anstellte. Grund für ihren strengen Tagesplan war der, dass man einfach von einer Prinzessin erwartete, dass sie gebildet war. Die Leute damals sahen dies als selbstverständlich an. Mit den meisten genannten Fächern würde sie wohl erst ein paar Jahre später anfangen, doch Manieren und Lesen wurden ihr schon mit zarten vier Jahren beigebracht. So war ich doch recht froh, dass ich nicht in einer adligen Familie auf die Welt gekommen war und zumindest ansatzweise frei war. Ich bewunderte sie dafür, dass sie so gut damit gehen konnte, dass sie ihr ganzes Leben einem strengen Ablauf folgen musste. Das hieß aber nicht, dass ich in meiner ganzen Freizeit herumtrödelte und sie sich nur in Form von Schlafen, Essen und seltenen gemeinsamen Stunden mit Chichi zeigte. Mein Leben bestand aus ultraharten Trainingseinheiten im Shaolin-Tempel, sowohl für den Geist als auch für den Körper. Alles verlief in geregelten Zeiten ab, so wie auch wie lange geschlafen werden durfte, doch da ich eine ziemliche Schlafmütze war, verschlief ich leider auch des Öfteren und bekam immer saftige Strafen von unserem Meister, wenn ich mal wieder zu spät kam, doch zum Glück bügelte meine Disziplin im Training alles wieder aus. Ich tat das allerdings nicht aus Pflichtbewusstsein, sondern aus freiem Willen. Ich liebte das Kämpfen einfach, es war meine größte Leidenschaft, ohne die ich nicht konnte. Aber auch das war nicht weiterhin verwunderlich, da ich ja ein Saiyajin war, und Saiyajins lebten für den Kampf. Jedes Mal, wenn ich meine Kräfte mit einem starken Gegner messen durfte, geriet mein Blut total in Wallung. Es war wie ein Rausch, den man nicht missen wollte. Ich war auch außerordentlich begabt, und das trotz meines jungen Alters – selbst für einen Saiyajin. Mein Meister und mein Vater hatten mir schon vorhergesagt, dass aus mir bestimmt noch ein großer Krieger werden würde. Ich prägte mir neue Techniken besonders schnell ein, doch trotz aller Liebe zum Kämpfen berücksichtigte ich die Goldene Regel des Kung-Fus: »Kung-Fu dient nur zur Selbstverteidigung und zum Schutz Schwächerer!« Doch da die Gründer des Tempels nicht wollten, dass wir unser ganzes Leben lang geistig ungebildet blieben und ein Stück Allgemeinbildung einfach dazugehörte, wurden uns in regelmäßigen Abständen auch Lesen, Schreiben und Rechnen beigebracht, wovon ich wiederum nicht besonders angetan war. Da waren mir die chinesische Kampfkunst und natürlich auch die gemeinsame Zeit mit Chichi doch weitaus lieber. Ihre Nähe war für mich wie wohltuender Balsam auf der Seele. Doch damals war mir das noch gar nicht so bewusst, und selbst wenn es das gewesen wäre … Ich war noch nicht alt genug, solche Gefühle zu begreifen, geschweige denn sie logisch zuzuordnen. Eines Tages ereilte ganz Yuan eine schockierende Nachricht: Die Kaiserin, Chichis Mutter, war an einer schweren, rätselhaften Krankheit gestorben. Jeder trauerte um die Kaiserin, denn sie war immereine liebenswürdige, sanfte, bildhübsche, anmutige und warmherzige Frau gewesen. Ausnahmslos jeder hatte sie geliebt und verehrt, und nun war sie von uns gegangen. Für immer. Auch mich nahm das sehr mit, denn ich hatte sie ja auch sehr gut gekannt und hatte mich oft in ihrer Gegenwart aufgehalten. Ich war in ihrem Palast immer willkommen gewesen; sie hatte mich immer liebevoll aufgenommen und war für mich die Mutter gewesen, die auch ich sehr früh verloren hatte. Sie war diejenige gewesen, die mir die Liebe einer Mutter gegeben hatte. Und trotzdem bestanden keine Zweifel daran, dass es Chichi noch viel härter traf, weil sie schließlich ihre leibliche Tochter war. Zudem war sie doch gerade mal fünf Jahre alt. Bestimmt kein Alter, in der man den Verlust eines Elternteils leicht wegsteckte – das tat man in der Regel sowieso nie. Wie gerne würde ich jetzt sofort zu ihr rennen, doch ich durfte nicht und war von meinem Vater davon abgehalten worden, da er es für diesen Moment am besten hielt, sie im Kreise der Familie in Ruhe zu lassen. Im Kreise der Familie, die nun wohl nur noch aus Vater und Tochter bestand. Wenn ich schon so deprimiert seit Stunden vor unserem Haus saß – wie musste sich Chichi dann erst fühlen? Wie gerne würde ich jetzt sofort zu ihr rennen, doch ich durfte nicht. Ich wurde von meinem Vater aufgehalten, da er es für diesen Moment am besten hielt, sie im Kreise der Familie in Ruhe trauern zu lassen. Im Kreise der Familie, die nun nur noch aus Vater und Tochter bestand. Verdammt, gehörte ich denn nicht zu ihrer Familie? Ich war doch ihr bester Freund! War das denn gar nichts wert? Warum durfte ich nur hier herumsitzen und Däumchen drehen? »Ich werde noch wahnsinnig!«, stieß ich verärgert aus und fuhr nervös durch mein schwarzes Haar. Irgendwie musste ich ja versuchen, mich abzureagieren. Vielleicht sollte ich mich durch ein Training ablenken lassen, bevor ich hier irgendetwas kaputtmachen könnte. Von diesem Gedanken wurde ich abrupt abgehalten, als ich zügige, samtweiche Schritte hörte, die mir sehr vertraut waren. Als Saiyajin verfügte ich über übermenschlich ausgeprägte Sinne und besaß aus diesem Grund auch ein ziemlich gutes Gehör, sodass ich die Personen auch von weiter Ferne sogar an ihren Schritten unterscheiden konnte. Aufgeregt sprang ich gleich auf und rannte auf die laufende Person zu. Im nächsten Moment erreichte Chichi bereits mein Blickfeld. Ich rannte noch schneller, bis ich endlich bei ihr ankam und meine Arme fest um ihren schmächtigen Körper schlang. Völlig aufgelöst hatte sie sich in an meine Brust geworfen und weinte nun ohne Hemmungen. Ich streichelte sanft ihren Kopf und versuchte, sie zu beruhigen, indem ich ihr immer wieder zärtlich über den Rücken strich. Ich sagte nichts, denn ich wusste, wie schlimm es war, eine geliebte Person zu verlieren und kein Wort des Trostes auf der Welt reichte, um diesen Schmerz zu lindern. Zumindest nicht in dem Moment, wo sie noch so sehr von dem Schicksalsschlag erschüttert wurde. Unwillkürlich wanderten meine Gedanken zu meiner eigenen Mutter, die kurz nach meiner Geburt gestorben war. Auch für mich war das die schmerzhafteste Erfahrung überhaupt gewesen, da ich meine Mutter nie kennenlernen und erfahren durfte, wie sie war. Auch wenn ich instinktiv spürte, dass sie auch eine ganz besondere Person gewesen sein musste. Nicht zuletzt von den seltenen Erzählungen meines Vaters über sie konnte ich mir zumindest ein grobes Bild von ihr ausmalen. Es war schlimmer als man sich vorstellen konnte, nie die Mutter kennenlernen zu dürfen und mit dem Wissen weiterzuleben, sie auch niemals kennenlernen zu dürfen – zumindest nicht im Diesseits. Es war ein Schmerz, den ich tief in meinem Herzen vergraben und zugesperrt hatte. Vor allem war ich schon für mein restliches Leben gestraft, mit der Gewissheit leben zu müssen, meine eigene Mutter auf dem Gewissen zu haben. Ich wusste, dass Chichi sehr an ihrer Mutter gehangen hatte. Sie hatte jeden Tag ihre grenzenlose Liebe, Fürsorglichkeit und Wärme als Geschenk bekommen. Und nun, von heute auf morgen, musste sie ohne sie weiterleben. Schlagartig hatte das Schicksal ihr ihre Mama weggenommen. Für ein so junges Mädchen mehr als nur eine Zumutung. Sie tat mir so unendlich leid. Ihr war ihr Fehlen mehr als bewusst, obwohl sie noch so jung war. Chichi hatte im Gegensatz zu mir die bewusste Erfahrung mit der Mutterliebe gemacht, und ich litt dagegen, weil ich meine Mutter nie kennenlernen durfte und mit dem Wissen leben musste, es auch nie zu dürfen. Diese Ungewissheit, diesen Schmerz hatte ich tief in meinem Herzen verborgen und zugesperrt. Trotz dieser Tragödie war ich trotzdem ein lebhafter, stets gut gelaunter Junge. Was war wohl schmerzhafter? Eine geliebte Person zu verlieren, die man gekannt hat und sich bewusst ist, was für eine Person man doch verloren hatte oder einen geliebten Menschen zu verlieren, den man nie kennenlernen durfte und für den Rest des Lebens in der Ungewissheit weiterleben zu müssen, was für ein Mensch diese Person gewesen war? Egal, auf welche Art man einen geliebten Menschen verliert: Es war immer mit einem unerträglichen Schmerz verbunden, der einem das Herz gewaltsam herausriss. Wir beide wurden schon im jungen Alter vom gnadenlosen Schicksal getroffen, mussten uns schon im Kindesalter mit der traurigsten Seite des Lebens auseinandersetzen, wurden davon keineswegs verschont. Doch ich war zuversichtlich. Egal, wie schwer es auch sein würde: Wir waren mit unserem Schmerz nicht allein. Wenigstens hatten wir noch uns. Gemeinsam würden wir alle Gemeinheiten, die das Schicksal noch für uns bereithielt, überstehen. »Nicht weinen Chichi … Deine Mutter ist jetzt bestimmt in einer anderen, viel besseren Welt und wird dir vom Himmel zusehen. Sie wird immer über dich wachen und auf dich aufpassen. Glaub mir: Sie lässt dich nicht im Stich. Sie wird dich nie alleine lassen.« Letztendlich hatte ich mich doch dazu entschlossen, sie mit Worten zu trösten und hoffte inständig, dass sie ihr gewünschtes Ziel auch erreichten. Mit verweinten Augen blickte sie zu schluchzend mir hoch. Ihre schmalen Schultern bebten nach wie vor. »W- Wirklich?«, fragte sie mit zittriger Stimme. Ich nickte ihr nur aufmunternd zu. »Ganz bestimmt!« In den nächsten Tagen versuchte ich so gut es ging, ihr beizustehen. Anfangs war sie oft ziemlich abwesend und war irgendwie in ihrer eigenen Gedankenwelt gefangen. Es war wirklich eine sehr harte Zeit für sie, und ich spürte, dass sie mich dringend brauchte. Das merkte ich ganz besonders dadurch, dass sie nur in meiner Anwesenheit sich wenigstens darum bemühte, wirklich weiterzuleben und nach vorne zu blicken in weite ungewisse Zukunft. Dass sie nur durch meine Hilfe der Herausforderung des Lebens ins Gesicht blicken konnte. Ich wollte zwar nichts zu überstürzt feststellen, doch in mir keimte die leise Hoffnung auf, dass Chichi schon bald über den Verlust ihrer Mutter hinweg sein würde. Dass sie sich nach und nach nach der Zeit der Trauer wieder öffnen und bereit sein würde, wieder ins Leben zurückzukehren. Zurück zu mir. Und meine stillen Gebete wurden erhört. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)