Détours d'amour von PlanTeaWolf (Umwege der Liebe (ItaSasu)) ================================================================================ Chapter 17 - Unverhofft kommt oft --------------------------------- Der Tag hatte harmlos begonnen. Sakura war wieder zu ihm gekommen, hatte ihm freudig berichtet, dass er heute entlassen wurde. Er hatte sie bei dieser Gelegenheit gefragt, ob sie ihn begleiten würde. Zum Uchihaanwesen, um der dubiosen Nachricht zu folgen. Von welcher er ihr allerdings nichts erzählte. Sie würde ihn vermutlich aufhalten wollen. Es wäre zu riskant. Sie hätte recht gehabt, es war durchaus riskant. Aber irgendwo interessierte es Sasuke schon, wieso er dorthin zurückkehren sollte. Und außerdem hatte er sowieso keinen anderen Ort, an den er hätte gehen können. Jedenfalls wusste er von nichts. Itachi und Kisame hatten zwar davon geredet, alles zu organisieren, aber weiter aufgeklärt hatten sie den Jungen nicht. Doch so gesehen konnte es auch sehr gut sein, dass sie sein altes Heim wieder auf Vordermann gebracht hatten. Gemächlich schlenderten Sasuke und Sakura nun durch Konohas Inneres. Vorbei an diversen Imbissständen. Vorbei an den Läden. Vorbei an den Einwohnern. Ohne beachtet zu werden. Dem Kurzhaarigen solle es nur Recht sein. Auf Getuschel, heraufbeschworen durch seine Rückkehr, konnte er verzichten. Er wollte seine Ruhe, weiter nichts. Versuchen sein ihm neugegebenes Leben wenigstens in dessen Ansätzen zu genießen. Teilweise gelang es ihm auch schon. So war die inzwischen schon angenehm warme Frühlingssonne eine wirkliche Wohltat auf seiner blassen Haut. Er war fast verleitet die Lider über seine anthrazitfarbenen Iriden zu senken, doch das verkniff er sich. Nicht, dass er am Ende noch gegen einen Laternenpfahl oder einen der unzähligen Passanten lief. Schweigend gingen sie die breite Straße entlang. Bis Sakura jäh stehen blieb. Ein fragender Blick seitens des Uchiha. „Sasuke-Kun, lass uns doch eine kleine Pause machen und eine Tasse Tee trinken. Das neue Teehaus hier soll ausgezeichnet sein.“, frohlockte die Rosahaarige. „Du kannst ja. Ich möchte nicht.“, seufzte der Schwarzhaarige. Eigentlich hätte er nichts gegen eine Tasse Tee gehabt. Aber ohne Geld ließ sich das schlecht einrichten. Und er würde seine ehemalige Teampartnerin bestimmt nicht bitten, ihm etwas zu leihen. Das gestattete sein Stolz, der sich während seines Krankenhausaufenthaltes ebenso wie sein Körper weitestgehend regeneriert hatte, nicht. Doch Sakura interessierte das herzlichst wenig. Noch bevor Sasuke auch nur erahnen konnte, wie ihm geschah saß er auch schon auf einer der gemütlichen Bänke des Teehauses. Eine Tasse Macha vor der Nase. Ein Teller Mitarashi Dango daneben. Und das, wo er keine Süßigkeiten mochte. „Probier doch wenigstens mal, Sasuke-Kun. Die sind wirklich lecker!“ Einen Moment lang schaute er die gelblichen Klößchen an. Dann griff er doch zu. Nicht wirklich, weil er Sakura den Gefallen tun wollte; viel eher interessierte ihn, was sein Bruder eigentlich immer so lecker an diesen Klebreisklößchen fand. Auch früher hatte er sie nie wirklich probieren wollen, seine Passion für Süßes war ihm schnell vergangen. Er hatte lieber Onigiri gegessen. Oder Tomaten. Argwöhnisch beäugte Sasuke die aufgespießten Klößchen, drehte den Spieß, auf dem sie sich befanden, zwischen den Fingerspitzen, ehe er den obersten Kloß anknabberte. Erste Impression: Süß! Für den Kurzhaarigen zu süß. Ablehnend wanderte das Dango wieder auf dem Teller. Stattdessen fand der heiße Tee seinen Weg zu den Lippen des Uchiha. Leise aber wohlig seufzend stellte Sasuke das Tongefäß zurück auf den Tisch. Der Tee schmeckte wirklich ausgezeichnet! Und auch wenn es ihm widerstrebte sich einladen zu lassen, so war er Sakura insgeheim doch dankbar, dass sie ihn im wahrsten Sinne des Wortes in dieses Teehaus gezerrt hatte. Diese tat es ihm derweil gleich und genehmigte sich auch einen Schluck des grünlichen Getränkes. Und genoss, im Revers zu Sasuke, auch die Dango, die sie bestellt hatte. Erst eine halbe Stunde später verließen sie den gemütlichen Laden wieder und setzten ihren Weg zum ehemaligen Anwesen des Uchiha-Clans fort. Je näher sie ihm kamen, umso weniger Leute waren auf der Straße unterwegs. Natürlich. Dort gab es schließlich nichts Sehenswertes. Außer verlassene Häuser. Sasuke hüllte sich in tiefes, fast andächtiges Schweigen. Er erinnerte sich noch genau daran, wie er damals weinend, schreiend, durch diese Straßen rannte. Umgeben von den toten, blutüberströmten Körpern seiner Verwandten. Damals, in dieser vom Vollmond erhellten und doch düsteren Nacht war seine Welt zum ersten Mal zusammengebrochen. Damals hatte sein Herz, seine Seele, den ersten tiefen Sprung erleiden müssen. Jahre später dieselben Affekte von Orochimaru verschuldet. Er wusste kaum noch, wie es war wirklich glücklich zu sein. Er war es so verdammt lange nicht mehr gewesen. Acht Jahre. Er schüttelte den Kopf. Das war nicht der Richtige Zeitpunkt, so sentimental zu werden. Das grenzte ja schon fast an Selbstmitleid! Und darauf konnte er, genau wie auf das Mitleid dritter, rigoros verzichten! Auf den fragenden Blick von Sakura reagierte er nicht. Gab ihr damit aber auf seine Art zu verstehen, dass es ihm gut ging. Sie quittierte mit einem Nicken, das sie verstanden hatte. Trotzdem blieb es still. Sasuke spannte seine Muskeln an, lauerte auf etwas, das nicht ins Ambiente passte, doch hier war nichts, was sonderlich auffiel. Nur ein schwarzer Rabe flatterte laut mit den Flügeln schlagend in den hellblauen Himmel. Trotzdem blieb er aufmerksam, während er sein Elternhaus ansteuerte. Weiterhin gefolgt von der rosahaarigen Kunoichi. Sein Herz hämmerte heftig gegen seinen Thorax, fast als wolle es daraus hervorbrechen, als er die Hand auf den Griff der Eingangstür legte. Dann riss er sie auf… Nichts. Was hatte er auch erwartet? Dass jemand hier war? Auf ihn wartete? Ihn willkommen hieß? Es wäre durchaus schön gewesen, aber Sasuke war bewusst, wie irreal solche Gedanken, solche Wünsche, waren. Trotzdem betrat er den Eingangsbereich. Zentimeterdick lag der Staub auf dem einst hellen und gut gepflegten Laminat. Jahrelang schon. Ohne sich die Schuhe auszuziehen nahm er die kleine Stufe die zum Flur führte und ging diesen ohne auf seine Begleitung zu warten entlang. Staub. Überall wo man hinsah Staub. Teile der Einrichtung fehlten oder waren demoliert. Ebenso die Papierschiebetüren, die auf die Terrasse führten. Alles war runtergekommen, nichts mehr so, wie es einst war. Es schmerzte, das einst so schöne Haus, in dem Sasuke eine eigentlich schöne Kindheit gehabt hatte, so zu sehen. Und in allen Räumen war es derselbe Anblick. Auch in Itachis Zimmer. Ebenso in seinem eigenen. Aber ein Gegenstand war noch da, wo er ihn in Erinnerung hatte. Exakt so, wie er ihn zurückgelassen hatte. Auf seinem Nachttisch. Langsam streckte er seine Hand aus, nahm den Bilderrahmen, der mit der Bildseite auf dem hellen Holz lag und schaute auf das Foto. Es zeigte ihn, im zarten Alter von fünf Jahren. Auf Itachis Schultern. Das Glas war zersplittert. Nach dem Massaker damals hatte er das Foto mit solcher Wucht auf den kleinen Tisch gedonnert, dass das Glas nicht mehr standgehalten hatte. Doch das Bild selbst war unbeschädigt. Vorsichtig zupfte er das glänzende Papier heraus, lies es dann in seiner Tasche verschwinden. Zwar hatte er noch das alte Familienfoto, das kurz vor dem Tod seiner Familie aufgenommen wurde, doch hatte er zumindest Itachis Kopf da herausgeschnitten. Kaum dass das Foto sicher verstaut war machte er auf dem Absatz kehrt. Und erstarrte jäh. „Schön, dass du meiner Nachricht gefolgt bist.“ „…Was…? Wo… wo ist Sakura?!“ Ein breites Grinsen zuckte über die schmalen Lippen seines Gegenübers, ehe er antwortete: „Deine ehemalige Teamkollegin ist draußen. Und regelrecht gefesselt von den Umständen.“ Zwielichtig lachend kam der Ältere näher. Sasuke machte einen Schritt zurück, stieß aber sogleich an sein altes Bett. Die alte Schlange näherte sich weiter. Seine Angst mit aller Macht unterdrückend und den Blick auf Orochimaru gerichtet rutschte er langsam auf das Bett, versuchte Abstand zu gewinnen. Sasuke konnte nicht leugnen, dass er tierische Panik hatte, aber noch war der Gedanke, nicht wieder in seinen Fängen landen zu wollen mächtiger. Auch wenn es eigentlich wider seiner Natur war, den Schwanz einzuziehen und das Weite zu suchen. Momentan konnte er einfach nichts anderes machen. Er wusste, dass er dem San-Nin unterlegen war. „Ach Sasuke-Kun… Was haben wir denn? Ich tu dir doch nichts…“, raunte der Ältere unheilverkündend. Sasuke antwortete nicht, auf jeden Schritt des Langhaarigen konzentriert rutschte er über die Schlafstätte, lies sich auf der anderen Seite wieder von dieser gleiten. Bewegte sich langsam auf das verdreckte Fenster zu. Das Grinsen seines ehemaligen Sensei wurde breiter, nahm belustigte Züge an, ehe er sich über die Lippen leckte. Lasziv. Verrucht. Widerwärtig. Der Atem des Kurzhaarigen wurde immer flacher, hektischer, unregelmäßiger. „Los mein kleiner… Zeig mir deine Angst, lass ihr freien Lauf! Lass mich deine Tränen sehen, verliere dich in deiner Ohnmacht!“, zischelte der Schlangenfürst immer bedrohlicher, ein Hauch Manie in der Stimme. Riesige, weiße Schlangen schlängelten sich durch die sperrangelweit offenstehende Tür in Richtung des jungen Uchiha, nicht weniger unheilvoll zischelnd. Und dann passierte alles wie in Zeitlupe: Die Scheiben hinter Sasuke zerbarsten, prasselten auf den verstaubten Boden. Die Luft erhitzte sich schlagartig, scharlachrote Flammen fauchten an ihm vorbei, versengten die Reptilien absolut und hätten auch ihren Herren erwischt, wenn er nicht noch ausgewichen wäre, erloschen aber, noch ehe sie das gealterte Holz hätten entflammen können. Verwirrt drehte der Jüngste sich um. „…A-Aniki…?!“ Itachi reagierte nicht. Mörderisch, wider seines eigentlichen Wesens, funkelte er das ehemalige Akatsuki-Mitglied an. Blutrote Rubine bohrten sich tief in goldene Bernsteine. Orochimaru schien ernüchtert, denn der überlegene, sadistische Ausdruck war aus seinen Augen und aus seinem Gesicht gewichen. Der ältere Uchiha bebte regelrecht vor Zorn, hatte die Hände zu Fäusten geballt, sodass die Knöchel weiß hervortraten. Seine Kiefermuskulatur war so extrem angespannt, wie Sasuke es noch nie bei einem Menschen gesehen hatte. Und auch noch bei keinem anderen Lebewesen. So hatte er seinen Bruder noch nie erlebt. Nicht mal ansatzweise. Uchiha Itachi, das sonst so ruhige Genie, ein Meister im Verbergen seiner Emotionen, zeigte nun eine fast schon animalische Seite seines Wesens. „Ich werde dich das Leid spüren lassen, welches du Sasuke beigebracht hast… Ich werde dir die volle Macht Tsukuyomis präsentieren… Ich werde dir als Vorspeise servieren, was du Sasuke als Hauptgericht serviert hast…“, sagte er dabei mit so einer abnormalen Ruhe in der Stimme, dass seine Worte einen langfristigeren Eindruck hinterließen, als die selben Worte in geschriener Form. Für wenige Sekunden wirkte der Älteste wirklich eingeschüchtert, doch dann zuckten seine Mundwinkel abermals, bildeten wieder sein gehässiges Grinsen. „Itachi… Woher willst du wissen, dass dein ach so süßer und lieber Bruder es nicht gewollt hat? Dass er nicht doch mitgemacht hat? Von sich aus?“ Sasuke weitete die Augen, dass hatte er nicht wirklich…? „Wieso sollte er das machen?“ „Vielleicht… weil es ihm insgeheim gefällt?“ Surren. Dann das Geräusch von Metall, das tief in Holz eindringt. Rote Tropfen bildeten sich auf der weißen Wange des San-Nin. Traten aus einem präzisen Schnitt aus. Eine eindeutige Warnung. „Gefallen? Ist dir jemals aufgefallen, wie ausgelaugt er war? Deinetwegen? Und da soll es ihm gefallen haben?!“, langsam machte sich die Wut auch in Itachis Stimme bemerkbar. Doch Orochimarus Grinsen blieb bestehen. Belustigt fuhr er seine Zunge aus, leckte sich den roten Lebenssaft von der Wange. „Frag ihn selbst, er wird es dir bestätigen.“ Sasuke schluckte hart. Es war wirklich so gewesen. Irgendwann hatte er angefangen von sich aus mitzumachen. Aber nicht weil ihm dieses Leiden gefiel. Viel mehr wollte er es dadurch lindern, hoffte, dass der Schlangenfürst dann weniger grob, weniger brutal sein würde. Itachi reagierte nicht auf den Kommentar seines ehemaligen Partners. Er kannte ihn, wusste, wie zwielichtig er war. Auch ihn wollte er damals für sich gewinnen. Doch er hatte das Sharingan des Uchihaerben gehörig unterschätzt. Und nach diesem Fehlschlag die Organisation verlassen. Und auch jetzt sollte er zum Scheitern verdammt sein. Die Tomoe in den blutroten Iriden des älteren Uchiha tanzten, ehe sie verliefen, neue Gestalt annahmen. Mangekyou Sharingan. Der Blick Itachis bohrte sich tiefer in den der Schlange, fesselten ihn, machten es ihm unmöglich sich zu bewegen. Fing ihn in seinem mächtigen Dou-Jutsu ein. Ohne auch nur den Hauch einer Chance. Tsukuyomi. Binnen weniger Augenblicke ging der Ältere zu Boden, blieb regungslos liegen. Auch Sasuke hatte einst seine Macht kennen lernen ‚dürfen‘. Damals hatte ihm Itachi das Massaker im Detail vor Augen gehalten. Es war grausam. Fühlte sich wie stundenlange Folter an, dabei waren es nur Sekunden. Und noch nicht mal Realität, sondern ein Gen-Jutsu. Langsam wandte sich Itachi, dessen Sharingan wieder die üblichen drei Tomoe offenbarte, seinem Otouto zu. Sein Blick war anders als sonst, etwas Undefinierbares lag darin. „Bist du eigentlich des Wahnsinns?“, auch in seiner Stimme lag etwas Schleierhaftes. „Alleine so einer Nachricht zu folgen?“ Moment. Woher wusste er von der Nachricht? Sasuke hatte doch niemandem davon erzählt? Doch ohne ihn auch nur zu Wort kommen zu lassen sprach der Ältere weiter. „Dir hätte weiß Gott was passieren können. Ich hätte nie gedacht, dass du so leichtsinnig bist!“ Sein Tonfall wandelte sich wieder. Wurde noch undurchsichtiger. Und im nächsten Augenblick fand sich der Jüngere auf den Armen seines Aniki wieder. Er hatte etwas sagen wollen, widersprechen. Er war kein kleines Kind, das man einfach so auf den Arm nehmen konnte. Doch er war nicht imstande Protestlaute von sich zu geben. Stattdessen klammerte er sich an den schwarzen Mantel, in den Itachi gehüllt war, während dieser zum Fenster ging und leichtfüßig auf die darunter entlangführende Straße sprang. Kisame wartete schon. Und neben ihm Sakura, ziemlich konsterniert wirkend. Doch dafür interessierte sich der junge Uchiha gerade herzlich wenig. Er krallte sich weiter an den schweren Stoff, vergrub sein Gesicht darin. Und verlor dann die Kontrolle. Sein Körber begann zu zittern. Bebte regelrecht. Heiße salzige Tränen traten in seine anthrazitfarbenen Iriden, brachen aus, rannen teils über seine Wangen, wurden teils vom Mantel seines Aniki aufgenommen. Der Langhaarige sagte nichts, hielt ihn nur fest im Arm, vergrub sein Kinn in dem seidenen blauschwarzen Haupthaar. Kisame beobachtete die Brüder schweigend, während Sakura immer konfuser dreinsah. *~*~* Sodalle, hier also endlich das 17te Kap ^^ 'Dank' technischer Probleme leider etwas später als geplant, denn eigentlich wollte ich es spätestens am 24ten hochladen, quasi als Weihnachtsgeschenk für meine treuen Leser ^^ Seht es trotzdem als ein nachträgliches an! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)