Détours d'amour von PlanTeaWolf (Umwege der Liebe (ItaSasu)) ================================================================================ Chapter 15 - Damals... ---------------------- Weder Sakura, Tsunade noch Naruto waren ihm gefolgt. Kakashi war vermutlich noch zu geschwächt. Oder sollte strikte Bettruhe einhalten. Jedenfalls lag Sasuke nun wieder in seinem Bett, bis auf Bauchnabelhöhe zugedeckt, die Hände auf den Bauch gelegt und die weiße Zimmerdecke anstarrend. Er war erschöpft. Und er hatte diesen Raum langsam leid. Er wollte hier endlich weg. Auch wenn er nicht wusste wohin. Schließlich wollte er immer noch weg aus Konoha. Zurück zu seinem Aniki. Aber er wusste selbst nicht, ob er den Weg zum Hauptquartier der Akatsuki finden würde. Und selbst wenn: Was sollte er machen, wenn sein Bruder ihn wieder wegschicken würde? Ihn partout nicht bei sich haben wollte? Dann würde er wirklich keinen Ort mehr haben, an den er zurückkehren konnte. Er musste sich also etwas einfallen lassen… Am besten wäre es ja, wenn er eine Mission annehmen würde, die ihn weiter weg von Konoha führen würde. Aber dafür wäre eine Einzelmission erforderlich. Und die würde ihm Tsunade bestimmt nicht zuteilen. Vielleicht nicht unbedingt, weil sie sich dachte, dass er wieder verschwinden würde. Wohl eher, weil Orochimaru auftauchen könnte, um sich sein ‚Spielzeug’ wiederzuholen. Oder weil die Hokage der Annahme war, dass Sasuke dazu noch nicht wieder bereit war. Also würde er sich was einfallen lassen, wie er sich von seinem Team trennen konnte, ohne dass es verdächtig wirken würde. Aber im Moment war das noch nicht so wichtig. Noch hatte er sowieso nicht die Kraft für sein Vorhaben. Er würde sich erst mal vollkommen auskurieren müssen. Und das tat er nun auch. Langsam schloss er die schweren Lider um kurz darauf einzuschlafen. Nicht in den flachen Schlaf wie all die Nächte zuvor, sondern nach langem mal wieder in tiefen. Als er die Augen wieder aufschlug, saß er kerzengerade und schweißgebadet im Bett. Heftiges Zittern schüttelte seinen Körper, die Hände waren krampfhaft in die Bettdecke gekrallt und seine Atmung ging so flach und unregelmäßig, als wäre er zig Kilometer ohne Pause gerannt. Panisch sah er sich im Zimmer um. Die weißen Vorhänge waren zugezogen, es musste also bereits Nacht sein. Jedoch brannte das Licht. Und er war nicht alleine. Über ihn gebeugt stand Kakashi, der sonst schläfrige Blick war einem besorgten gewichen und die Hände des grauhaarigen Mannes lagen auf den schmalen Schultern Sasukes. Der Schwester, die daneben stand, schenkte keiner der beiden Beachtung. „Alles in Ordnung bei dir, Sasuke?“, fragte der Jo-Nin so ruhig wie möglich. Eigentlich eine überflüssige Frage, so wie der Angesprochene zitterte und bei der schieren Angst, die in seinen Augen geschrieben stand. „Passt schon. Ich habe nur geträumt.“, gab der Jüngere wahrheitsgemäß aber mit einem deutlich hörbaren Zittern in der Stimme zurück. „Erzähl ihn mir, danach wird es dir bestimmt besser gehen.“ Verneinend schüttelte Sasuke den Kopf. Er hatte bei seinem letzten Albtraum im Quartier von Akatsuki auch nichts gesagt, also würde er es jetzt auch nicht machen. Doch Kakashi ließ sich nicht so leicht abwimmeln wie Itachi damals. „Vertrau mir, es wird funktionieren.“ Einen Moment schaute Sasuke wortlos in das schwarze rechte Auge des Älteren, dessen Blick Überzeugung aussprach. Resignierend seufzte der Jüngere. Kakashi hatte genug Lebenserfahrung gesammelt um zu wissen, wovon er sprach. Und da er zu stur war, um sich abwimmeln zu lassen blieb dem jungen Uchiha nichts weiter übrig als doch mit der Sprache rauszurücken. Der Grauhaarige hörte ohne auch nur einmal zu unterbrechen zu. „Eigentlich war es nicht einfach nur ein Traum, viel mehr war es wie ein Rückblick. Alles ist wirklich passiert; genauso. Es war eine der ersten Nächte, in denen Orochimaru sich an mir vergangen hat. Ich kauerte auf meinem Bett. Oder vielmehr meiner Pritsche, dann letztendlich war es nichts weiter als ein Holzbrett mit Metallgestell, mit einem kaum erwähnenswerten Futon und einem blutbesudeltem Laken. Mit meinem Blut besudelt. Ich war fix und fertig, ich hatte noch nicht wirklich realisiert was los war. Schließlich war mir sowas zuvor noch nie passiert.“, für einen Moment hielt der Jüngere inne, kämpfte gegen die zu lebhaft aufflammende Erinnerung. Die mit ihr verbundene Last. Dann sprach er weiter: „ Mein Schwert und meine anderen Waffen waren zwar im Zimmer, aber außerhalb meiner Reichweite, da Orochimaru mich jedes Mal, wenn er mich morgens wieder alleine ließ, mit schweren Ketten an das Bettgestell kettete. Wirklich geschlafen hatte ich die letzten Nächte nicht. Ich muss fürchterlich ausgesehen haben. Eine Dusche war zwar in der Kammer, aber die funktionierte nicht und Orochimaru hatte mich die vergangenen Tage nicht rausgehen lassen. Die einzige Möglichkeit, die ich zum Waschen hatte war ein kleines Waschbecken mit verrostetem Hahn aus dem nur rostiges Wasser floss. Und die Toilette war auch nicht besser. Seit Ewigkeiten nicht mehr geputzt. Einfach widerlich. Aber noch immer humaner als meine Kammer in dem letzten Versteck, in dem ich es aushalten musste. Bevor ich ihm entkommen bin. Jedenfalls hat es nicht mehr allzu lange gedauert, bis Orochimaru zu mir kam. Und wie jedes Mal hatte er dieses widerwärtige Grinsen auf den Lippen. Dieses sadistische, hungrige Grinsen. Jedes Mal wenn ich es gesehen hab, ist es mir eiskalt den Rücken runter gelaufen, mein Magen hat sich mir umgedreht und ich hatte einfach nur noch Angst. „Was ist mit dir?“, hat er mich dann gefragt, als er meinen Blick gesehen hatte. Ich war jedoch unfähig zu antworten. Meine Panik hatte mir die Kehle zugeschnürt, mir den Atem genommen. Von jetzt auf gleich war mir eiskalt. Allein wegen seiner Stimme. Seinem Grinsen. Seinen Augen und deren brutalen Funkeln.“ Abermals stockte der Kurzhaarige. Vor seinem inneren Auge sah er wieder die grausamen Züge des San-Nin. Es dauerte auch einige Augenblicke, bis er sich wieder halbwegs gefangen hatte, bis er wieder halbwegs in der Lage war, weiterzuerzählen. „Ohne zu zögern kam er dann zu mir, setzte sich neben mich auf die Pritsche und legte mir eine seiner kalten, weißen Hände auf die Wange. So als wollte er mich trösten. Um mich in falscher Sicherheit zu wiegen, um mich danach auf ein Neues zu zerbrechen. Mir schossen die Tränen in die Augen, als er wieder so dicht bei mir war. Orochimaru wischte sie mir grob mit dem Daumen von der Wange. Auch wenn ich mir ziemlich sicher bin, dass es ihn angemacht hat, mich so fertig zu sehen. Schließlich hatte er sich vorher mit der Zunge über die bleichen Lippen geleckt. Meine Panik stieg immer weiter. Ich wusste, dass es nichts bringen würde, mich zu wehren, es würde alles nur noch schlimmer machen. Diese Lektion hatte ich bereits lernen müssen. Und doch sträubte ich mich gegen ihn. Gegen seinen Versuch, mich auf die unbequeme Pritsche zu drücken. Wie zuvor half es herzlich wenig. Ich war – und bin – ihm kräftemäßig einfach unterlegen, egal wie sehr ich mich anstrenge. Letztendlich lag ich also doch und er nahm mir die Ketten ab; seinen Worten zur Folge störten sie ihn mit ihrem Geklimper und Gerassel. Und mir war es auch recht, denn meine Hand- und Fußgelenke waren von den engen Fesseln schon ganz wund gescheuert. Doch entkommen konnte ich trotzdem nicht, denn er hielt mich ununterbrochen fest. Und selbst wenn dies nicht der Fall gewesen wäre hatte er noch immer seine Schlangen. Besonders in den ersten Nächten musste ich Bekanntschaft mit ihnen machen. Mit ihnen und ihren dolchartigen Zähnen. Und dem betäubendem Gift, das sie über diese injizierten. Kaum dass die schweren Ketten schließlich klirrend zu Boden gefallen waren, drückte er auch schon meine Beine auseinander. Ich verkrampfte mich, wehrte mich gegen seine Hand. „Bleib locker und entspann dich, dann wird es dir auch nicht weh tun, Sasuke-Kun.“, hatte er mir daraufhin ins Ohr gezischt; und mir danach über die Ohrmuschel geleckt. Aber das war leichter gesagt als getan. Schließlich wollte ich das nicht! Und das Geräusch von dem Reißverschluss seiner Hose… war alles andere als beruhigend. Meine Atmung ging mindestens so schnell wie die eines gehetzten Kaninchens, doch alle meine Versuche ihn von mir zu stoßen oder von ihm weg zukommen schlugen fehl. Also verkrampfte ich mich zunehmend. Doch das brachte natürlich auch nichts… Und noch ehe ich nur versuchen konnte, mich auf andere Weise gegen ihn zu wehren… spürte ich wieder… diesen stechenden Schmerz in meinem Unterleib… und das warme Blut… und hörte das grausame Lachen Orochimarus…“, Sasuke stockte. Seine Stimme war gegen Ende immer leiser geworden, brüchiger. Er Zitterte stärker, klammerte sich fester an die helle Bettdecke. Kakashi hatte sich während seiner Erzählung neben ihn aufs Bett gesetzt, drückte ihn nun fest an sich. Auch die Schwester, die die ganze Zeit über im Zimmer geblieben war schaute betroffen, hatte sogar schon Tränen in den Augen. „Diese… zweieinhalb Jahre… waren das schlimmste, was mir je passiert ist… Selbst das Massaker, das Itachi damals verübt hatte, ist nichts dagegen…“, hauchte der Kurzhaarige erschöpft. Kakashi nickte mitfühlend, streichelte dem Jungen beruhigend über den Rücken. Doch es half nicht so, wie es helfen sollte. Nicht, weil Sasuke sich schon wieder zu sehr in seine Panik rein gesteigert hatte. Vielmehr weil Kakashi einfach nicht der Mensch war, dem Sasuke sich inzwischen voll und ganz anvertraute. Anvertrauen wollte. Anvertrauen konnte. Wieder merkte der Kurzhaarige, wie sehr ihm sein Bruder fehlte. Wie sehr ihn dessen bloße Präsens schon beruhigt hatte. Wiewohl er sich bei ihm fühlte. „… Sasuke? Tsunade-Sama hat erzählt, dass dich zwei Männer zurückgebracht haben. Wer waren diese Männer?“, flüsterte der Ältere vorsichtig. „…Hm?... Woher soll ich das wissen? Ich kannte sie nicht…“, schwindelte der Angesprochene leicht verunsichert. „Du brauchst mir nichts vorzumachen. Ich erkenne, wenn jemand versucht mir was vorzuschwindeln. Also: Wer waren die beiden?“ „Ich… weiß es wirklich nicht. Und außerdem würde ich jetzt gerne wieder schlafen. Ich bin ziemlich müde…“, versuchte der Jüngere es nochmal. Kakashi war sich mehr als nur sicher, dass der Schwarzhaarige sehr wohl wusste, wer ihn zurück nach Hause gebracht hatte, aber er sah auch ein, dass Sasuke der Schlaf gut tun würde, also resignierte er. Sasuke lächelte dankbar, wenn auch schwach. „Vielleicht möchtest du es ja morgen erzählen? Aber jetzt schlaf erst mal gut und erhol dich.“, meinte der Grauhaarige noch, bevor er, gefolgt von der Krankenschwester, das Licht löschte und den Raum verließ. Sasuke ließ sich langsam wieder in die weißen Laken sinken. Lange würde er nicht mehr alles verheimlichen können, dafür war gerade Kakashi zu scharfsinnig. Aber er wollte seinen Aniki einfach nicht verraten. Nicht nachdem er ihm so geholfen hatte. Ebenso Kisame. Ohne die beiden Nuke-Nin wäre er vermutlich schon lange wieder bei Orochimaru. Oder gestorben, weil er dann sicherlich noch immer nichts gegessen hätte. Er musste sich also etwas einfallen lassen. So schnell wie möglich. Wenn er die Wahrheit erzählen würde… konnte er Tsunade erzählen, dass er wusste, wie man zum Hauptquartier kam. Er könnte also die Konoha-Nin dort hin führen… Itachi würde er dann einfach eine Schlange mit den entsprechenden Informationen schicken. Kuchiyose hatte Orochimaru ihm schließlich noch gelehrt. Dann würden sein Aniki und Kisame Bescheid wissen und ihn vielleicht sogar ‚einsammeln’. Mit dieser Strategie würde Sasuke sogar zwei Fliegen mit einer Klatsche schlagen: Die Konoha-Nin würden ihn nicht weiter ausfragen und Itachi würde nichts passieren, würde ihn vielleicht wieder zu sich holen. Eigentlich ja perfekt! Zumindest in der Theorie. Jetzt musste die Praxis nur noch genauso gut klappen. Immerhin bestand ja noch die Gefahr, dass Tsunade sich nicht auf Sasukes Vorschlag einlassen würde. Oder Orochimaru wieder auf der Bildfläche erschien. Entweder weil er den jungen Uchiha sowieso suchte, oder weil er die Kuchiyose mitbekam. Aber diese Risiken würde Sasuke wohl oder übel in Kauf nehmen müssen. Und das würde er auch. Mit diesen Gedanken schloss er die Augen, ließ sich abermals vom Schlaf übermannen; diesmal aber von einem traumlosen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)