Détours d'amour von PlanTeaWolf (Umwege der Liebe (ItaSasu)) ================================================================================ Chapter 10 - Aufbruch --------------------- Es mussten Wochen vergangen sein, als Sasuke es endlich schaffte aus eigener Kraft aufzustehen und weiter als bloß unter die Dusche und zurück zu gehen. Seine Glieder schmerzten so gut wie gar nicht mehr, der Großteil seiner Wunden war für die spartanische Versorgung ganz gut verheilt. Nur die Schnittwunden an seinen Unterarmen wollten nicht so wie sie sollten. Die Haut um die Schnitte war stark gerötet, schmerzte selbst bei leichten Berührungen und der eine oder andere Schnitt eiterte sogar. Er sollte wirklich bald zu einem ausgebildeten Sanitäter, sonst könnte er seinen Arm wohl in den Wind schreiben. Eigentlich war ihm das egal, so wie ihm momentan alles egal war. Sein Herz, seine Seele, war noch immer ein Scherbenhaufen; tausende rasiermesserscharfe Splitter. Unruhig starrte er den langen Flur vor dem Zimmer seines Bruders und dessen Partner auf und ab. Er wollte hier weg, daran hatte sich nichts geändert. Aber der fast immerzu herrschenden Stille wollte er nicht trauen. KONNTE er nicht trauen. Nicht solange er nicht genau wusste, wie sich die Bewohner des Höhlenverstecks verhielten. Nicht solange er nich wusste ob und wo Fallen versteckt waren. Ein leiser Seufzer entwich seiner Kehle. Vom Regen in die Traufe und immer wieder zurück, so kam ihm sein Leben vor. Zum kotzen! Aber was sollte er machen? Außer Abwarten und Tee trinken nichts. Und das tat er wirklich. Nur im Zimmer hocken und den Tee, den sein Bruder ihm vorsetzte trinken. Essen wollte er noch immer nichts. Es grenzte eigentlich schon an ein Wunder, dass er trank, den selbst von einem kleinen Schluck des heißen Getränkes wurde ihm schon schlecht. Irgendwo tief in ihm glomm wohl doch noch ein winziger Funken Überlebenswille. Verborgen unter all dem Kummer, dem Frust und der Panik die in ihm herrschten. Seine Welt war schwarz. Schwarz, schwarz und nochmals schwarz. Ausweglos. Sinnlos. Langsam ging er auf den Flur raus. Abhauen konnte er eigentlich nicht, so sehr er dies auch wollte. Denn Itachi hatte ihm seine Sachen noch nicht wieder ausgehändigt. Garantiert wusste er, dass der jüngere Uchiha dann sofort flüchten würde. Aber was erwartete man auch anderes von einem Genie? Wieder seufzte der junge Uchiha; wieso konnte nicht einfach alles so laufen wie ER es wollte? Oder… wieso konnte er nicht einfach sterben? Er konnte einfach nicht mehr, der Schmerz seiner zerbarsten Seele machte ihn wahnsinnig. Es war, als würde sein Herz in Flammen gehüllt sein, in eisigen Flammen. Als wäre sein Herz eingeschnürt und mit Nadeln, Dolchen, Schwertern, Lanzen und dergleichen durchbohrt. Und nichts konnte ihn von diesem Schmerz befreien. Nichts. Niemand. Ob die Zeit wirklich ALLE Wunden heilen kann? Sasuke bezweifelte das. Kleine Wunden vielleicht. Aber zerstörte Herzen und Seelen? Nie im Leben. Er würde sich diesem Schmerz, diesem Leid hingeben müssen, bis der letzte Atemzug getan ist. Oder bis ein Wunder geschah. Aber gab es ‚Wunder‘ überhaupt? Sollte es wirklich möglich sein, dass dieser unerträgliche Schmerz von ihm genommen, oder zumindest reduziert werden könnte? Sasuke wusste es nicht, woher auch? Und Hoffnungen wollte er sich keine machen. Hoffnung führt zu Enttäuschung. Enttäuschung zu neuem Schmerz. Neuer Schmerz zu größerem Seelenleid. Darauf konnte er verzichten, er litt schon genug. „Sasuke-Kun, dir scheint es besser zu gehen?“ Verwirrt blickte der Angesprochene sich um, hinter ihm stand Kisame. „…Lass… das ‚-Kun‘ weg, bitte…“, flüsterte er leise und mit gebrochener Stimme. Dieses Namenssuffix an sich war nicht weiter schlimm, er wurde früher oft so gerufen. Was den jungen Uchiha störte war einzig die Tatsache, dass der Mann den er fast schon mehr hasste, verabscheute, als seinen Aniki ihn immer so angesprochen hatte. Und diese Erinnerung wollte er vergessen. „Natürlich, entschuldige.“, kam es ruhig von dem Größeren zurück. Sasuke antwortete nur mit einem Nicken. „…Itachi-San meinte, dass wir aufbrechen wollen, wenn du wieder fit bist. Meinst du, du schaffst den Weg? Wir werden mindestens eine Woche unterwegs sein, bis wir in Konohagakure ankommen.“, fuhr der Blauhäutige fort. Sasuke brauchte einen Moment, ehe er antwortete: „Passt schon… Aber um ehrlich zu sein, ich will nicht wieder nach Konoha zurück.“ Kisame sah ihn überrascht an; zwar hatte er wohl irgendwie einen Hauch von Vertrauen zu dem Kleinen aufgebaut, aber dass er ihm so direkt sagen würde, dass ihm Itachis Vorhaben widerstrebte…? Damit hätte er nun wirklich nicht gerechnet. Schön und gut, man hatte bemerkt, dass das Sasuke alles andere als gefiel… Aber trotzdem hatte Kisame doch eher angenommen, das der Junge es – wie sein Bruder – einfach schweigend hinnehmen würde, selbst wenn es ihm gehörig gegen den Strich ging. So konnte man sich also täuschen… „Und wo willst du dann hin?“, fuhr der haiartige Mann im Gespräch fort. „Ich weiß nicht so genau… irgendwo anders hin.“ „Sasuke, wieso weigerst du dich zurück nach Konoha zu gehen? Da wird es dir besser gehen als sonst wo! Immerhin sind dort Leute, denen du etwas bedeutest, die sich um dich kümmern werden.“, auch Itachi war in Zwischenzeit auf der Bildfläche erschienen, stand einen knappen Meter hinter seinem Teampartner. „Ich… will eben einfach nicht…“ „Du musst doch einen Grund haben?“ „Der kann dir egal sein; ich will halt einfach nicht.“ „Kein Grund um gleich zickig zu werden, Otouto.“ „Ich werd gar nicht zickig, ich will nur einfach nicht drüber reden…“, protestierte Sasuke, den Kopf abwendend. Wenn er damit gerechnet hatte, dass Itachi sich damit zufrieden gab, hatte der Kurzhaarige sich geirrt. Und wenn er dachte, dass er vielleicht weiter nachfragen würde, dann auch. Stattdessen befand er sich auf einmal an dem breiten Brustkorb seines Aniki, der einen Arm um seine abgemagerte Taille, den anderen um seine schmalen Schultern gelegt hatte. Eine Hand ruhte in den blauschwarzen Haaren am Hinterkopf vergraben. Eigentlich hätte der kleinere sich wegdrücken, den Älteren wütend ankeifen wollen. Ihm passten Berührungen noch immer nicht wirklich, er wollte sie meiden; bloß keinen Körperkontakt. Doch diese Umarmung löste so gut wie kein Unbehagen in ihm aus –aus welchem Grund auch immer. Nach kurzem Zögern drückte er doch noch gegen den Brustkorb des Langhaarigen, wollte wieder Distanz schaffen. Itachi kooperierte, lies die Arme sinken und ging einen Schritt von seinem Otouto weg. Dieser sah schweigend zu Boden. „Du willst es wirklich nicht erzählen…?“, versuchte Itachi es erneut. Langsam hob Sasuke den Blick, sah leer in das Sharingan des Älteren. Natürlich war es irgendwo leichtsinnig, ihm direkt in die Augen zu schauen, aber was kümmerte es Sasuke? Ihm wäre es nur recht, wenn ihm Itachi – oder irgendwer anders – einfach den Gar aus machen würde. „Ich… will nicht wieder zurück… weil ich mir ziemlich sicher bin… das mich dort eh keiner mehr haben will. Naruto vielleicht. Aber der versucht doch… zu jedem Freundschaftsbande zu knüpfen. Ich seh es doch jetzt schon, wie die anderen Dorfbewohner nur hinter meinem Rücken reden, mich einen Verräter schimpfen, darauf beharren dass ich alleine nichts auf die Reihe bekomme. Und da haben sie auch recht. Aber ich will nicht, dass mir immer wieder die Wahrheit unter die Nase gerieben wird! Und ich will auch niemanden erzählen müssen, wieso ich so plötzlich wieder in Konoha antanze, wieso ich nicht bei… Orochimaru… geblieben bin. Ich will nicht, dass ich am Ende bemitleidet werde. Und auch nicht, dass mich alle ansehen! Ich hab das damals schon ertragen müssen, als ich alleine dastand. Alle haben sie über das Massaker geredet, wie arm ich doch jetzt dran sei. Aber gekümmert hat sich kein Arsch darum wo ich unterkommen könnte. Und auch jetzt hätte ich doch keine Bleibe; meine damalige Wohnung habe ich aufgegeben, ‚unser‘ Viertel, ‚unser‘ Zuhause existiert in dieser Form nicht mehr, alles ist verrottet und runtergekommen! Ich habe keinen müden Ryo um mir was anzumieten. Und ich werde sicherlich nicht bei Naruto oder sonst wen, der sich mir vielleicht doch erbarmen würde um Asyl betteln!“, Sasukes Stimme ist mit jedem Satz zwar lauter geworden, dafür aber auch zittriger, brüchiger, fast schon etwas hysterisch. Kisame wirkte betroffen, Itachi nahezu gleichgültig, fast wie immer. Nur wenn man ganz genau hinschaute konnte man eine feine Sorgenfalte zwischen seinen Augenbrauen erkennen. „Außerdem… ist Konoha schuld daran, das ich meine Familie verloren habe.“, fügte der Jüngste noch hinzu. Die Falte zwischen den schwarzen Brauen des älteren Uchiha wurde tiefer. Er gab nicht mehr ihm die Schuld daran? Er machte nicht mehr einzig ihn dafür verantwortlich? „Otouto… ich wurde nicht von Konoha gezwungen so zu handeln, ich habe es freiwillig getan. Weil ich Konoha liebe, weil ich das Dorf schützen wollte.“ „Aber trotzdem ist dieses Dorf schuld an dem ganzen Unglück! Ohne es hätte der Clan nie solche Pläne geschmiedet! Und du hättest die Mission nicht annehmen müssen!“ „Ich MUSSTE sie nicht annehmen, ich WOLLTE sie annehmen. Außerdem hätten wir ohne Konohagakure nie eine Heimat gehabt.“ „Woher willst du das wissen? Der Clan hätte selbst ein Dorf aufbauen können, oder?“ „Das sagt sich so einfach. Hör auf Konoha die Schuld zu geben. Unsere Familie hat ihren Untergang selbst heraufbeschworen, Punkt.“ Sasuke wusste nichts weiter zu erwidern. Auch wenn es ihm physisch wieder besser ging, psychisch war er noch weit von Genesung entfernt. Und dementsprechend war er nicht in der Lage, eine sinnvolle Diskussion zu führen. Schweigend starrte er auf den Boden. „Lass dich von uns zurück nach Hause bringen. Wir werden uns um eine Bleibe für dich kümmern.“, mischte sich Kisame wieder in das Gespräch ein. Itachi stimmte ihm nickend zu, Sasuke hingegen schwieg eisern weiter. „Es ist das Beste für dich, Sasuke.“, versuchte Itachi ihn mit sanfter Stimme zu überzeugen. „…Mir bleibt keine andere Wahl, oder?“ Ihm blieb nichts anderes übrig als sich geschlagen zu geben. Er würde sich von den beiden Akatsuki zurück in sein Heimatdorf bringen lassen. Auch wenn er bedenken hatte, wie diese ins Dorf kommen wollten, ohne festgenommen zu werden. Schließlich handelte es sich bei den beiden um gesuchte Schwerverbrecher. Aber wenn sie meinten, dass auf die Reihe zu bekommen, dann wollte Sasuke ihnen nicht reinreden. Er hatte keine Kraft dazu. Resignierend seufzend hob er den Blick, sah von Itachi zu Kisame und wieder zurück. Beide wirkten zufrieden. „Deine Sachen liegen in meinem Schrank, mach dich fertig. Wir brechen dann sofort auf.“, kommentierte Itachi, ehe er sich umdrehte und den Gang entlang verschwand. Sasuke nickte noch, ehe er wieder ins Zimmer ging und seine Kleidung aus dem Schrank des Langhaarigen suchte. Während er sich anzog musste er feststellen, dass irgendwer sie wohl geflickt haben musste, denn sämtliche Risse, Schnitte und Löcher die in dem Stoff gewesen waren, waren verschwunden. Ihm sollte das nur recht sein. Wenigstens sah es jetzt nicht mehr so aus als würde er in Lumpen rumlaufen. Wenn er schon wieder nach Konoha zurück musste wollte er wenigstens nicht den Eindruck erwecken aus dem letzten Loch gekrochen zu sein. So würde er, dank dem noch immer liegenden Schnee, nur durchnässt und durchgefroren in seiner alten Heimat ankommen. Sich die Kordel um die Hüften knotend verließ er das Zimmer wieder. Vor der Tür warteten schon Kisame und Itachi; letzterer mit Kusanagi in den Händen. Der Anblick seiner Waffe beruhigte den jungen Uchiha irgendwie, erklären konnte er sich diese Wirkung aber nicht. Vielleicht weil er sich mit dem kalten Stahl stärker fühlte…? Obwohl er auch ohne dieses Schwert kein schlechter Kämpfer war. Aber es war durchaus praktisch, besonders in Kombination mit seinem Chidori. Vorsichtig streckte er die Hand nach der Hiebwaffe aus. Wider seines Denkens händigte Itachi es ihm aus. Seine Überraschung soweit es ging verbergend schob er es an den gewohnten Platz zwischen Kordel und Rücken. „Können wir?“, ergriff Kisame das Wort. „Ich denke schon. Wir haben Proviant, unsere Waffen und für alle Fälle Verbandsmaterial und der gleichen. Sasuke hatte ja nichts weiter als seine Kleidung und sein Schwert dabei, oder Otouto?“, kam es von Itachi zurück. Sasuke nickte bestätigend. Nachdem sich alle drei noch einmal vergewissert hatten alles dabei zu haben machten sie sich auf den Weg zum Eingang des Höhlenverstecks. Kisames Blick wanderte zu der massiven Holztür die zum Büro Pains führte. „Pain-Sama weiß schon bescheid, ich habe ihn vorhin informiert.“, meinte Itachi ruhig, als er den Blick seines Partners folgte. Der Blauhäutige nickte beruhigt, ehe er den anderen beiden voran das Hauptquartier verließ. Die Beiden Uchihas folgten ihm ohne noch ein Wort zu wechseln. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)