Verirrt von CaptainCalvinCat ================================================================================ Kapitel 2: Interessantes Erwachen --------------------------------- Kapitel 2 Colorado Springs / Bundesstaat Colorado / USA 28. Februar 2004 Das grelle Licht war das Erste, was er wahrnahm, als er aufwachte. Teufel auch, war das Licht grell. Wobei – eigentlich gar nicht mal so, er hatte nur das Gefühl das Licht schmerze seinen Augen und seinem Kopf. Zusammen mit dem trockenen Mund, den ohnehin hämmernden Kopfschmerzen und der leichten Übelkeit war ihm klar, in was für einem Zustand er sich befand. Entweder litt Jack O’Neill unter der Grippe – oder aber an einem mittelstark ausgewachsenen Kater. „Aw, God!“, machte er und versuchte, die Ereignisse des Abends, die in diesem schmerzhaften Erwachen kulminierten, zu rekapitulieren. Gerade in dem Moment merkte er, das ihm kalt war – das jedoch nur einseitig – und das die Bettwäsche auf nackter Haut ein leicht-kitzliges Gefühl verursachte. Dann bemerkte er die Wärme einer weiteren Person neben sich – nicht nur die Wärme sondern auch die nackte Haut. Und als er sich umdrehte, sah er kurze, leicht strubblige, braune Haare, deren dazugehöriger Kopf auf seiner rechten Schulter ruhten. Aber dieser Kopf war nicht die Wärmequelle – die fand er, als er den Kopf noch weiter drehte und an dem schlafenden Daniel Jackson vorbei zu Sam Carter schaute, die, mit seeligem Lächeln auf den Lippen, neben ihm ruhte. Gott, was war an dem Abend passiert? Er erinnerte sich nur daran, das Cal aufs Klo gegangen war und dann nicht wiederkam. Normalerweise hätte es ihn besorgt, das ein Mitglied seines Teams, darüber hinaus noch ein Mensch aus der Zukunft, einfach so verschwand, aber – der Rotwein, den die Pizzaria ausschenkte, pflanzte ihm wohl andere Sorgen in den Kopf. Spätestens, als Sam anfing, zu giggeln und Witze zu erzählen, die einem gestandenen Seebären die Schamesröte ins Gesicht hätten treiben können, war der Captain der Dragonfly vergessen. Denn zu diesem Moment ging Sams Fuß auf Wanderschaft und lag nach ein paar Minuten in seinem Schoß. Und ab da verließen sie ihn. Jack erwachte am nächsten Morgen mit einem höllischen Kater. Doch er war nicht der Einzige, dem es so ging. Als Daniel die Augen öffnete, empfand er das Licht als ungewöhnlich störend hell. Der Anthropologe blinzelte mehrmals und vergrub sein Gesicht in die beiden Kissen, auf denen er seine Schulter ruhen ließ. Kurz öffnete er seine Augen, sah den verschlafen dreinblickenden Jack und machte sich dann wieder daran, seinen Kopf auf Sams Brüsten zu platzieren. Mit einem seeligen Lächeln sank er wieder in Morpheus Arme… Er lag neben Jack. Auf Sam. Auf der nackten Sam. Und bettete seinen Kopf auf den Brüsten der Majorin. Hmmm – ja. Schön bequem war es. Ihr Körper war drahtig, wie man es von einer Majorin erwartete. Und gerade, als er dabei war, wirklich einzuschlafen, tropfte der Sirup der Erkenntnis in sein Gedächtnis. Sekunde mal – er lag auf Sam? „WHOA!“, machte er, fuhr auf und schaute auf den nackten Körper der Blonden unter ihm. „Himmelmariaundjosef!“, entfuhr es ihm und er schluckte, als er einen Blick zu Jack warf, der ihn verblüfft anblickte. „Jack?“ „Daniel?“ „Was tust Du hier?“ „Ich könnte dich wohl eher fragen, was Du hier tust?“ „Na, was machst Du in meinem Bett?“, fragte Daniel. „DEINEM Bett?“, echote Jack, „Das ist ja wohl mein Bett?!“ „Ich könnte Sie beide fragen“, murmelte eine verschlafene Samantha Carter, während sie mit einem Arm versuchte, ihre Brüste zu bedecken und mit der Hand des anderen Armes, ihre Scham, „was Sie beide in MEINEM Bett machen?“ Die erste Reaktion Daniels bestand darin, zuflucht in den Kissen zu suchen, auf denen er gerade eben noch gelegen hatte. Sam blickte ihn ein wenig sparsam an, als er seinen Kopf zwischen ihren Busen presste. „Ich glaube nicht, das DIESES Verhalten die Situation lindern wird.“, kommentierte sie und schüttelte den Kopf. Teils amüsiert, teils verlegen, teils wütend. Amüsiert wegen Daniels schuljungenhaften – oder eher schulmädchenhaften – Verhaltens, verlegen, weil sie ohne jegliche Erinnerung WIE dies passiert ist, nackt mit zwei ihrer besten Freunde in einem Bett aufwachte, beziehungsweise mit einem ihrer Besten Freunde, und dem Mann, für den sie mehr empfand als nur freundschaft, und nicht zuletzt Wut auf sich selbst, weil sie es sich offenbar gestattet hatte, sich dermaßen gehen zu lassen, das eine solche Situation überhaupt entstehen konnte. Ausserdem war sie wütend auf die beiden Männer, schließlich hätten sie ja auch versuchen können, abhaltend zu intervenieren. Ausserdem hätten Teal’c und Cal dies ebenfalls versuchen können. Jack rollte sich seitwärts aus dem Bett und versuchte, in einem Kleiderhaufen, der am Boden lag, seine Kleidung zu finden und anzuziehen. „Ich glaube, die Unterwäsche gehört Ihnen, Carter.“, sagte er und warf ihr BH und Höschen zu. „Danke, Sir. Daniel, wenn Sie mal bitte…“ „Natürlich.“, lächelte Daniel und rappelte sich hoch, nur um sich das Oberbett zu schnappen und… „Daniel, was tust du da. Wir sind Erwachsen.“ Daniel nickte: „Stimmt schon – ich fühl mich nur plötzlich so… peinlich berührt.“ Jack grinste: „Ich kann rausgehen, wenn du willst.“ „Nein, das muss nicht sein, Jack. Schließlich – wie Sie ja so schön ausformulierten, sind wir drei erwachsen.“, murmelte der Anthropologe und versuchte, nach seinerUnterhose zu greifen – immernoch mit der Bettedecke um seinen Körper gewickelt, versteht sich. Der Colonel lächelte: „Jedem so, wie es ihm beliebt.“ Nach ein paar Minuten standen Sam, Jack und Daniel angezogen im Zimmer, beziehungsweise saßen auf Stühlen und rätselten darüber, was passiert war. Man konnte sich an nicht wirklich viel erinnern – weswegen man beschloss, die Sache als „Unschön, aber passiert“ ad acta zu legen. Wobei – insgeheim dachte wahrscheinlich jeder, dass es so wirklich „unschön“ nicht war, auch wenn die effektiven Erinnerungen an die letzte Nacht fehlten, dass es so unschön war, das es vergessenswert gewesen wäre, wollte keiner wirklich glauben. Sam schnupperte. „Riechen Sie das auch, Sir?“ „Carter, wir haben miteinander geschlafen – zumindest schlafend die Nacht miteinander verbracht. Ich glaube, hier wäre mindestens ein ‚Jack` fällig, wenn auch nur ausser Dienst.“, schoss es dem Colonel durch den Kopf, aber er sagte nichts. Eventuell mit dieser Frau Sex gehabt zu haben – das war ja etwas, was ihn freute… aber diese unangenehme Spannung, die sich gerade aufbaute, das war etwas, was ganz und gar nicht nach Jacks Gusto war. Wie eigentlich immer, wenn unangenehme Spannungen in der Luft lagen. „Ja – Kocht unser Zukunftsjunge wieder?“, fragte er daher, um die Sache ein wenig aufzulockern. Sams Augen wurden groß: „Um Himmels Willen, ich hoffe nicht.“ Die Erinnerungen an Cals letzten `Kochversuch` waren noch recht frisch. Der Captain hatte sich bedanken wollen, das er bei Sam einziehen durfte und hatte ‚getönt`: „Ich werde euch ein Mahl hinstellen, das Ihr NIE vergessen werdet.“ Wie recht er doch hatte, merkte er erst, als die Feuerwehr anrückte und die Pfanne, in der er gerade brutzelte, bis zum Anschlag unter Löschschaum stellte. Das war der erste Kochversuch, der zweite war auch nicht wesentlich besser. Damals hatte er sich mit Coq au Vin versucht und offenbar zu wenig Coq und viel zu viel Vin verwendet. Der Abend endete ungefähr genauso feuchtfröhlich, wie die letzte Nacht, wenngleich auch nicht so unangenehm – zumindest nicht für ihn. Damals waren es Cal und Sam gewesen, die sich anschwiegen, bis sie für einander beschlossen „Es ist nichts passiert.“ Was beide auch hofften, schließlich … naja, schließlich war er ein Captain aus der Zukunft. Und eigentlich auch gar nicht Sams Typ, das hatte sie ihm damals auf den Kopf zugesagt. „Oh, das Freut mich.“, hatte er gelächelt, „Denn – naja, romantische Beziehungen zu diesem Team sind mir sowieso verboten. Oberste Temporaldirektive – wir verstehen uns?“ Aus diesem Grunde hoffte Sam, das Cal unten nicht wieder die Küche abfackelte und öffnete die Tür, um so schnell wie der Blitz in die Küche zu rennen. Doch es war nicht Cal, der die Pfannen schwang. Den ungewöhnliche Anblick Teal`Cs mit einer „Kiss the Cook“-Schürze und einer „Cookmaster“-Kochhaube zu sehen, zauberte ein Lächeln auf die Gesichter Sams, Daniels und Colonel Jack O`Neills. „Teal`C.“, lächelte Sam, „Du kochst?“ „In der Tat, Major Carter.“, sagte der Ausserirdische und schwang seinen Kochlöffel, „Ich versuche mich in der äußerst schwierigen Kunst der Zubereitung von „Murrays“.“ „Muffins“, stellte Jack lächelnd fest, „Die heißen Muffins. Und ich hoffe, sie sind nicht zu trocken.“ „Ich richte mich strikt nach Rezept.“, entgegnete der Ausserirdische mit gewohnt-stoischem Gesichtsausdruck, „Sie werden, wie es der Doktor mit dem Namen Oetker sagt, ‚schön fluffig`.“ „Der Doktor namens Oetker“ sollte recht behalten, denn die Muffins wurden wirklich weich und fluffig. Schnell kam man am Frühstückstisch zusammen, Kunststück, es befanden sich ja alle in der Küche. Naja, alle, bis auf einen, von dem Sam, Daniel und Jack sicher waren, das er ebenfalls im Haus weilte. „Ca-hal! FRÜHSTÜCK!“, schrie Sam eine Spur lauter, als es die Gehörgänge der drei Katergeschädigten vertrugen. „Gaah! Carter!“, schrie Jack und presste sich die Hände auf die Ohren. „Sir?“, fragte Sam und Daniel räusperte sich: „zu laut – viel zu laut, Sam.“ Die Majorin nickte: „Ja – ich weiß. Tut mir leid.“ Damit schüttelte sie den Kopf, räusperte sich und legte nach: „CAL! FRÜHSTÜCK!“ „Verdammt Carter! Müssen Sie so brüllen?“ „Sir, anders bekommt er es nicht mit.“ „Dann hat er Pech gehabt.“, murmelte Jack und wandte sich seinem Muffin zu, um ihn zu verspeisen, „Lecker, T! Du solltest Koch werden.“ Sprachs und machte sich an den nächsten Muffin. Sam runzelte die Stirn, biss in ihren Muffin und schaute zu Daniel. „Hat er bei Dir schonmal eine Mahlzeit ausgeschlagen?“, fragte sie und nickte nach Oben in Richtung Gästezimmer. Dazu muss gesagt sein, das man eine sehr eigenwillige Regel gefunden hatte, dem Sternenflottencaptain Asyl zu gewähren. Zunächst wurde er, wie es bei allen anderen ausserirdischen Besuchern des Stargatecenters üblich war, im Cheyenne Mountain Complex untergrebracht – so verbrachte Cal das erste Jahr dort. Spätestens nach drei Monaten war er kurz davor gewesen, durchzudrehen, da ihn jedes Mal, kaum, das er sanft eingeschlafen war, ein dussliger Alarm, eine komplett unwichtige Durchsage oder sonst irgendwas weckte – ganz zu schweigen davon, dass die Feldbetten komplett unbequem, und die Feldbettdecken viel zu dünn waren. Doch schon das erste Jahr als Beobachter brachte seine spannenden Momente mit sich. Da war zunächst mal die Situation mit den Za’tarc, die er nur am Rande mitbekam, da man ihm noch nicht genug traute wurde er ruhig gestellt, sprich betäubt. Die Sache mit der Zeitschleife nahm er relativ humorvoll. Als man ihm erklärte, was passiert sei, hatte er nur geschmunzelt: „Das passiert jeder Mission irgendwann mal – ich hab meinen Groundhog Day schon hinter mir. War ’ne lustige Sache.“ Problematischer lief es da, als Jack und Teal`C mit einem umgebauten Todesgleiter in die unendlichen Weiten des Weltalls herausgetrieben wurden. Sam hatte versucht, ihm zu erklären, warum sie Angst habe, doch Cal hatte sie angelächelt, ihr die Hand auf die Schulter gelegt und gesagt „Das packst Du schon.“ Das war überhaupt seine Standardantwort auf alle Katastrophen, die ihnen im Laufe der Jahre über den Weg liefen. „Ihr findet den Weg schon.“, alternativ auch „Das müsst ihr selbst herausfinden.“ Als Sam ihm eines Tages, das war, als er während seines zweiten Jahres auf der Erde des 21. Jahrhunderts, ein kompliziertes Problem mit nach Hause brachte, hatte Cal sie angelächelt und gesagt „Du wirst den Weg selbst finden. Ich weiß das.“. Sam hatte mit den Augen gerollt und eine zufällig anwesende Cassandra Fraiser hatte gelacht: „Dein Captain aus der Zukunft klingt gerade verdächtig nach einem Wächter des Lichts.“ Der Captain hatte die Stirn gerunzelt: „Einem was des Was?“ „Kommt gerade im Fernsehn – schau es Dir selbst an.“ Neugierig war Cal der jungen Ausserirdischen ins Wohnzimmer gefolgt, wo sie sich, zusammen mit ihrer Mutter Janet, eine Folge Charmed anschaute. Als Leo Wyatt, der Wächter des Lichts, einen guten Tipp gab, hatte sich der Captain echauffiert: „So rede ich doch gar nicht, Cassandra!“ Cassie hatte ihm die Zunge rausgestreckt und Janet hatte zu ihm herübergeblickt und lakonisch gemeint: „Also – eigentlich doch.“ Das Zusammenleben mit einem Starfleetcaptain gestaltete sich sowieso für die entsprechenden Partizipanten, also die Teilnehmer, unterschiedlich schwierig. Daniel hatte es im ersten Jahr nach der Ankunft des Sternenflottenoffiziers im 21. Jahrhunderts noch mit Engelsgeduld versucht , ihn an die hiesigen Umgangsformen zu gewöhnen, was beispielsweise so kleine Dienste, wie Müll runterbringen, Kühlschrank nachfüllen und anderen Späßen beinhaltete. „Männerwirtschaft.“, nannte es Jack, „Du, Daniel, bist Felix Unger, Cal ist Oscar Madison.“ Übrigens auch Daniel verlor zwischendurch die Geduld, was meistens dann vorkam, wenn Cal einen wertvollen Stein nach der Untersuchung mit dem Tricorder nicht an den entsprechenden Ort zurückgelegt hatte, von wo er ihn genommen hatte. Aber eigentlich hatte Cal bei Daniel noch einen relativ einfachen Stand als Untermieter. Es hätte auch so weitergehen können – wenn da nicht der Zwischenfall mit den Kelownern gewesen wäre, der in einer radioaktiven Verstrahlung und einem zeitweisen Tod für den Anthropologen endete. Sam, Jack und Teal`C waren überrascht, das sich Cal – dem sonst eigentlich alles relativ schnell zu Herzen ging – von der Nachricht, das Daniel tot war, kaum bis wenig betroffen zeigte. Was die drei Mitglieder des SG 1 nicht wissen konnten, war, das Cal natürlich wusste, das Daniel aufgestiegen war, das der Wissenschaftler diese Form jedoch nicht länger als ein Jahr beibehalten würde konnen, da er sich immer noch seinen Freunden verpflichtet fühlte und versuchte, ihnen zu helfen, was in einem Kampf Daniel Versus Anubis gipfelte, wodurch Daniel wieder zum Menschen wurden. Im „Jahr ohne Daniel“, 2002/2003 also, wurde Cal zu Jack verlegt. Dies hatte sich auch ein wenig komplizierter gestaltet, denn Cal hatte es bevorzugt, des Colonels Lieblingssendung zu ignorieren. Regelmäßig wenn der Titelsong „The Simpsons“ im Fernsehn gelaufen war, war der Captain an der Fernbedienung gewesen und hatte zu seiner Lieblingssendung umgeschaltet, die er neu gefunden hatte. Jack war nun neugierig gewesen, welche Serie der Captain sich erdreistet hatte, statt seiner geliebten Simpsons zu schauen. Er war aus der Küche hervorgekommen und hatte dem Captain einen Schlag mit der flachen Hand auf den Hinterkopf verpasst. Das hatte diesen aber nicht zum empörten Aufjaulen oder „HEY!“ rufen gebracht – im Gegenteil. Cal hatte breit und frech gegrinst. „Das war ein Gibbs, was?“ „Ein WAS?“ Cal hatte auf den Fernseher gedeutet, wo der grauhaarige, bärbeißige Special Agent Leroy Jethro Gibbs gerade Antony DiNozzo einen Schlag mit der flachen Hand auf den Hinterkopf verpasst hatte. „Ein Gibbs.“, erklärte der Captain, „Das was Du gerade gemacht hast.“ „Sie.“ „Ich dachte, wir wären beim Du angelangt, Jack.“ „Ich dachte, wir wären beim Du angelangt, COLONEL!“ Und wieder hatte es eine Kopfnuss gehagelt.. Cals Stirn war in Falten gezogen worden: „Ich versteh es nicht – Jack ist doch okay. Ich meine, wir sind unter uns. Ist ja nicht so, als habest du den Vornamen Angus und müsstest ihn um jeden Preis…“ Und wieder war es eine Kopfnuss gewesen. Diesmal hatte Cal sogar den erhofften, protestierenden Laut von sich gegeben. „Geht doch“, grinste Jack und trank sein Bier, „Auch ’n Schluck?“, hatte er daraufhin gefragte und dem Captain die Flasche hingehalten. Dieser hatte ihn sparsam angeblickt: „Du weißt genau, das ich keinen Alkohol trinke.“ In diesem Jahr waren übrigens einige sehr unschöne Sachen passiert – man hatte Jack beschuldigt, er habe einen Mordanschlag auf Senator Kinsey verübt und JUST als Cal von Nutzen gewesen wäre, hatte die Sternenflotte ihn auf eine Missionsbesprechung geschickt, die natürlich – wie sollte es anders sein – in der Zukunft stattfand. Das hatte den Captain sehr gefreut, so war er wieder einmal mit seiner ersten Offizierin, Agatha Silverbird, dazu gekommen, ein wenig zu plaudern – aber Jack hatte er nicht helfen können. Hätte er sowieso nicht gedurft – Einmischung in die erste temporale Direktive. Doch in diesem Jahr waren auch andere Sachen passiert, es war ja nicht so gewesen, das NUR Katastrophen in 2003 passiert wären. Nein – die Erde bekam den Vorläufer aller Schiffe der Föderation. Die Prometheus, mit der Codenummer X-303. Nicht sonderlich einfallsreich, wie Jack fand, weswegen er, sehr zu Cals Freude, versuchte, das Schiff in „Enterprise“ umbenennen zu können. Und dann kam es Mitte 2003 zu DEM Ereignis, das Jacks Gefühlswelt erschütterte. Abydos wurde von Anubis zerstört – und mit ihm auch Ska’ara, der Junge, der ihm mehr als nur am Herzen lag. Nach aussen hin verpackte der Colonel die Tatsache, das die Abydonier nicht wirklich tot waren, sondern alle aufgestiegen, recht gut – doch, innerlich war er relativ am Ende. Doch das Auftauchen Daniels sollte die Sache ändern. Dies war auch der Moment gewesen, an dem Cal wieder umzog – diesmal zu Samantha Carter, die sich über den Neuzugang in ihrer Wohnung – naja… Freuen ist dann doch schon was anderes. Aber es war nicht so, das Cal komplett unwillkommen gewesen wäre – wenngleich Jack und Daniel ihr einige Schauergeschichten über den „Oscar Madison der Zukunft“ erzählt hatten. Doch Cal hatte aus seinen bisherigen WG-Abenteuern mit SG 1 gelernt und versuchte tatsächlich, sich so höflich und freundlich, wie es nur ging zu gebärden. Ob das damit zu tun hatte, das Sam nunmal eine Frau war? Oder ob es damit zu tun hatte, das sie Sam Carter war? Die Frau, von der Scotty Middlegate, sein Chefingenieur, ihn gebeten hatte, ihm ein Autogramm mit zu bringen? Ob es Daran lag? Das wusste die Majorin nicht und - wenn sie ehrlich war, wollte sie die Gründe über den merkwürdigen Charakterwandel Cals gar nicht so genau wissen. Sie wusste nur eines, sie wusste, das Cal, wenn er denn glaubwürdig einen jungen Mann darstellen wollte, der im 21. Jahrhundert lebte, viel zu – steif war. „Was soll ich denn machen?“, hatte Cal sie gefragt, die ihn an Cassandra verwiesen hatte, schließlich war sie eine Teenagerin und das sollte Cal ja nun verkörpern. So hatte Cassandra ihm einen Crashkurs in „Benimm als Teenie“ verpasst und gesagt, dass „nackte Wände“ ja gar nicht gingen. „Soll ich meine Wände anziehen?“, war Cals verständnislose Frage gewesen und Cassandra hatte mit den Augen gerollt: „Kauf dir ein Poster.“ „Ein … was?“ Cassandra hatte ihn an die Hand genommen, und – obwohl er sich extrem dämlich vorkam, mit 18 an der Hand einer 16 Jährigen durch die Innenstadt von Colorado Springs gezogen zu werden, ließ er dieses Prozedere über sich ergehen. Als Jack ihn am selben Tage besuchte, um den Rest von Cals „Krempel“ herzubringen und Sam Trost zuzusprechen, war er es, der nach einem Blick in Cals Zimmer mit einem „CARTER!!!“-Schrei in die Küche kam und ein wenig konstatiert dreinblickte. Cal kam hinterher: „Was ist denn? Warum schreist Du so, Jack?“ „Colonel!“, berichtigte Jack – man war im „Jahr ohne Daniel“ nicht über die „Colonel-und-Du“-Ebene hinausgekommen. „Was ich habe?“, fragte der Colonel daher, packte ihn und Sam bei jeweils einer Hand und zerrte sie in Cals Zimmer. „DAS!“, keuchte er und deutete auf das Objekt der Anklage. Auch Sam war ein wenig irritiert. „Cal, hast Du das gekauft?“, fragte sie und der Captain runzelte die Stirn: „Ja.“ „Weißt Du, was du da hast?“ „Wieso? Cassie meinte, es sei der letzte Schrei.“ Als sie das hörte, musste Sam lächeln: „Sagte sie das, ja?“ „Ja.“, sagte Cal und schaute die Air Force Majorin verblüfft an: „Gut, ich wundere mich auch darüber, das sie einen halbnackten Mann an meiner Wand toll findet, aber – ich hab mir gedacht: „So sind die Teenies halt.“.“ Das hören und in einen Lachflash ausbrechen war für Sam eines, während Jack ein wenig mehr um Fassung bemüht war, sich aber ein leichtes Grinsen nicht verkneifen konnte: „Soso – und du glaubst nicht, das ihr dieses Bild so gut gefallen hat, weil sie ein Mädchen ist?“ Cal schaute kurz zu Boden: „Daran – hab ich irgendwie nicht gedacht. Die Teenies hier sind so völlig anders als in meiner Zeit.“ „Wie sind denn die Teenies in deiner Zeit. Ich nehme nicht an, das die alle Sternenflottenoffiziere sind.“ Der Captain schüttelte den Kopf, sodass seine braunen Haare nach links und rechts flogen. „Nein, himmel, gott bewahre – das war bei uns n Zufall. Also – selbstgemachter Zufall, wir hatten ja diese Idee mit dem Raumschiff im Eigenbau… aber die meisten Teenager, wenn sie nicht gerade irgendwelche Flausen im Kopf haben, träumen von der Karriere als Sternenflottenoffiziere.“, erklärte der Captain h.c. und legte die Hände in den Rücken, „Wenngleich – ich gestehen muss, das ich da doch nicht ganz“, er hüstelte, „repräsentativ bin – gelinde gesagt.“ „Sehr gelinde.“, fuhr ihm Jack dazwischen, was ihm einen kurzen Lächler von Carter und Cal einbrachte. „Ja – ich bin ein wenig… ich bin nicht mainstream. Daher – hab ich mich auch nie damit befasst, was jetzt andere Teenies in meinem Alter taten.“ Er lächelte schief und schaute dann zu dem halbnackten Mann an der Wand, beziehungsweise zum Poster des halbnackten Mannes. „Ich glaube – wir nehmen doch etwas, was auch Männer hängen haben dürfen.“, sagte Cal und schaute zu Jack: „Colonel?“ „Ja, Cal?“ „Bin knapp bei Kasse – würden Sie mich wohl freundlicherweise begleiten? Da können Sie mir auch gleich helfen.“ Es war eine entsetzlich lange und umständliche Shoppingtour gewesen, aber nach drei Stunden kam man mit Postern über Postern zurück. Ein Poster von Abby aus NCIS klebte man über den halbnackten Typen, ein Poster von Kate klebte man daneben. Und das Poster von zwei „Popsternchen“ mit denen sich Cal noch nie beschäftigt hatte und die ihn auch nicht interessierten, die dabei waren sich zu küssen, klebte Cal an die gegenüberliegende Wand. Als Sam DAS sah, war sie es, die hintenüber kippte. Und Cal durfte sich ein paar Takte zum Thema Feminismus anhören. Der Captain lächelte und überreichte ihr eine Posterrolle. „Was soll ich damit?“, fragte Sam und Cal grinste: „Habs für Dich gekauft. Aber lass es Jack nicht sehen.“ Stirnrunzelnd, aber lächelnd, rollte Sam das Poster auf und musste dann ihr typisches 1000-Watt-Carter-Lächeln lächeln. Ein Bild ihres Idoles lächelte ihr entgegen. „Ich wusste doch, das Du es mit MacGyver hast, Sam.“, grinste er und klopfte ihr auf die Schulter. „Nein, soweit ich weiß, hat er das noch nie.“, beantwortete Daniel Sams Frage und riss sie aus ihren Gedanken: „Was?“ „Du hattest mich gefragt, ob Cal je ein Frühstück versäumt hatte. Nein, hatte er nicht.“ Sam runzelte die Stirn. „Das ist merkwürdig.“, sagte sie dann, stand auf und bewegte sich auf Cals Jugendzimmer zu, die Worte Jacks „Der wird noch seinen Rausch ausschlafen, wenn er genau so viel getankt hatte, wie wir!“ im Rücken. Sie öffnete die Tür – die züngelnde Britney Spears ignorierte sie wohlweißlich und schaute zum Bett, in dem jemand lag und ganze Wälder zersägte. Dieser jemand war bis oben hin zugedeckt, sodass eine genaue Identifizierung nicht möglich war. „Cal?“, fragte Sam auf Zimmerlautstärke, was dem Geschnarche keinen Abbruch tat. „Cal, wach auf!“, machte die Majorin dann, griff die Decke und zog sie zurück. Unter der Decke schlief, mit seeligem Lächeln auf den vollen Lippen, Cassandra Frasier. „Ich sage euch doch, ich weiß nicht wo er ist.“, sagte das inzwischen herangewachsene und sich zu einem schönen, jungen Mädchen entwickelte, Findelkind vom Planeten Hanka, „Ich habe keine Ahnung. Ich bin gestern hierher gekommen, weil ich mit euch ein wenig feiern wollte… Naja, ich hatte schon ein wenig gefeiert, bei den Colemans, und wollte nun noch mit euch ein wenig Party machen.“ Jack lächelte: „Weil wir ja auch solche Partypeople sind, wir ihr so schön sagt.“ „Ja gut – ich war besoffen. Ich wollte einfach nur pennen und da es bis zum Campus so weit ist, bin ich hierher und die Tür zu Cals Zimmer stand offen – es lag keiner drin und das Bett war so einladend weich…“, ratterte die Ausserirdische herunter und Sam schüttelte den Kopf: „Und da hast Du dich einfach ins Bett gelegt.“ „Ja.“ „Major Carter?“, erweckte in dem Moment Teal`c die Aufmerksamkeit der blonden Frau. „Was gibt es, Teal`C?“ „Nun, Captain Cat ist nicht mit uns zurückgekehrt.“ „Und das sagst Du erst jetzt, T?“, fragte Jack ungläubig. Sie waren im Auto unterwegs. Kein Geräusch, ausser dem Motor, der seine Arbeit tat, war zu hören. „Jack?“, versuchte Daniel die angespannte Stille zu brechen, doch Jack funkelte ihn an; „Ich will nichts hören.“ „Aber Jack!“ „Ruhe, Daniel.“, zischte der Colonel und konzentrierte sich wieder auf die Straße. ‚Dann sage ich Jack eben nicht, das er schon wieder dabei ist, sich zu verfahren. Das wird er dann ja merken, wenn wir in Eureka sind.’, dachte sich Daniel ein wenig schadenfroh. Dazu muss man sagen, dass des Colonels Orientierungssinn mit „Unterentwickelt“ noch euphemistisch umschrieben waren. Meistens verfuhr er sich in geschlossenen Ortschaften – oder zumindest tat er so. Dieser Tick hatte ihm von Cal einen Spitznamen eingebracht, wenngleich Jack mit dem Namen nichts anfangen konnte. Der Sternenflottencaptain nannte ihn Ryoga. Erst als Cassandra dies einmal mitbekommen hatte, war sie in schallendes Gelächter ausgebrochen und hatte Jack, nachdem dieser ihr seinen berühmten „Was ist?“-Blick zugeworfen hatte, erklärt, das Ryoga ein Charakter aus der Mangaserie „Ranma ½“ sei und einen sehr miesen Orientierungssinn hatte. Doch diesmal führte der Weg sie nicht nach Eureka, sie kamen – überraschender weise – alle wohlbehalten am Stargatecenter an. Vielleicht lag dies auch einfach nur daran, dass der Cheyenne Mountain so wunderbar einfach zu sehen war. Auf Ebene UG 28 machte sich Jack als Erstes auf den Weg zum Büro Major General George Hammonds, dem Kommandanten der Basis – einem Mann mit durchaus väterlicher Aura. Dieser war gerade dabei Akten durchzulesen, als Jack an die Tür klopfte. „Ah, Jack, kommen Sie rein.“, lächelte Hammond und bedeutete dem Colonel, Platz zu nehmen. „General Hammond, Sir“, sagte Jack und nahm Haltung an, „Ich muss Sie über ein Problem informieren.“ „Welcher Art ist das problem, Jack?“ „Wir haben … etwas… jemanden… verloren.“ Tbc. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)