Eistränen von Kimiko_Grey ================================================================================ Kapitel 26: Das Attentat ------------------------ Dass nun überall Kameras hingen machte mich beim Training, bei Schauläufen und auch bei allem was ich in der Eishalle zu erledigen hatte sicherer. Ich wusste, dass ich vor Haku keine Angst mehr haben musste. Das beruhigte mich ungemein, ich spürte, wie ich mit jedem Tag ausgelassener, ja fast fröhlicher wurde. Ich hatte wieder Spaß mir die Schlittschuhe anzuziehen und über das kalte Eis zu sausen. Ich genoss es wieder. So freute ich mich auch darauf, als Haku kam und uns mitteilte, dass bald die Qualifikationen für die Olympischen Winterspiele im Januar stattfinden würden. Ich war fest entschlossen mindestens eine Bronzemedaille zu gewinnen, denn ich hatte mit Haku ein Abkommen getroffen: Er versprach mir, mich in Ruhe zu lassen, wenn ich siegen würde. Auch wenn ich wusste, dass diese Vereinbarung im Prinzip sinnlos war, da er genau wusste, dass er mich auch nicht anrühren durfte, wenn ich verlor, stachelte das meinen Ehrgeiz noch mehr an und ich trainierte wie eine bescheuerte. Ich hatte ja nun meinen Job auf dem Eis, das hieß auch, dass ich keine Schule mehr hatte, auf die ich mich hätte konzentrieren müssen. Wenn ich wollte und es für nötig hielt, konnte ich von morgens acht, bis Abends 20Uhr laufen. Das tat ich auch, zuhause war ja ohnehin niemand der auf mich wartete. Ich lief stundenlang, machte zwischendurch einige Pausen um zu essen und zu trinken. Meistens war ich allein in der Halle und ich genoss es. Allerdings änderte sich das am achten Dezember. Ich lief wie immer, hatte alles um mich vergessen und so merkte ich nicht, dass ich diesmal nicht allein in der Halle war. Ich hatte keine Ahnung wie lange sie da stand und mich anstarrte, aber während einer Pirouette, die ich drehte, sah ich Maya Todaji dastehen. Ich kannte sie schon von anderen Anlässen bei denen wir uns begegneten. Wir waren Konkurrentinnen, sie lief für das Team von Shinjuku. Ich brach meine Pirouette ab und glitt zu ihr. „Hallo Maya, was machst du denn hier? Willst du meine Kür ausspionieren?“ sagte ich lachend, ich meinte das im Scherz. Ihre Augen waren kalt, ihre Miene schien zu Stein gemeißelt und doch umspielte ihre Lippen ein kleines Lächeln, das nicht zum Rest ihres Ausdrucks passte, aber ich wurde nicht argwöhnisch. „Nein“ sagte sie lächelnd. „Im Gegenteil. Ich hab gehört, dass du jeden Tag hier allein bist, wenn die reguläre Trainingszeit beendet ist. Und da es schon dunkel ist und ich gerade in der Nähe war, dachte ich, ich begleite dich einfach. Wir haben ja denselben Weg.“ Ich schaute sie erstaunt an, ich hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit. „Ähm ok, dann geh ich mich eben umziehen.“ Maya lächelte. „Ist gut.“ Ich verließ das Eis und zog mir die Schlittschuhe aus. Auf Socken lief ich zu den Umkleidekabinen, die Schlittschuhe band ich im Laufen zusammen und hängte sie mir um die Schultern. Ich betrat die Kabine und schloss die Tür hinter mir und als ich mich auf die Holzbank setzte, hörte ich ein leises Kichern. Ich wand meinen Kopf den Toiletten zu, die in der Umkleidekabine vorhanden waren. Aber dann hörte ich nichts mehr, also beschäftigte ich mich wieder mit mir selbst. Wieder Kichern. Es war wie in diesem Horrorfilm: „The Grudge“ und als ich aufsah, stand Maya vor mir und neben ihr zwei ihrer Freundinnen, wie ich annahm. „Du lieber Himmel, hast du mich erschreckt.“ Sie lächelte. „Entschuldige bitte.“ „Macht ja nichts, warst du nicht eben noch allein?“ Nun veränderte sich ihr Ausdruck. „Nein, DU bist allein!“ Sie schnippte und ihre Freundinnen packten rechts und links einen Arm. „Was soll das?“ fragte ich irritiert. „Nun sagen wir es mal so…wir werden dir ein wenig beim Training helfen.“ „Wie wollt ihr mir denn helfen?“ Sie bückte sich und war aber blitzschnell wieder da. Sie hob den Arm und in ihrer Hand hatte sie eine der Hanteln mit denen wir trainierten. So wie ich das erkennen konnte, war das einer der 5kg Hanteln. Ich sah sie immer noch an, meine Augen waren geweitet und obwohl ich nicht genau wusste, was sie mit der Hantel nun vorhatte, hatte mein auf Gefahren geschulter Instinkt Alarm geschlagen. „Du gehst mir so dermaßen auf die Nerven Kimiko Kudo. Du mit deiner elfengleichen Gestalt, deinem Puppengesicht und deiner Perfektion. Ich hasse dich! Ich wünschte du hättest nie mit dem Eiskunstlaufen angefangen! Wenn du nicht wärst, würden an MEINEN Wänden Medaillen hängen!“ „Ah ich verstehe du bist neidisch!“ Ein verachtendes Schnauben folgte auf meine Feststellung. „Ich werde dafür sorgen, dass du nicht an den Qualifikationsläufen teilnehmen kannst.“ „Und wie willst du das anstellen? Willst du mich an die Hantel binden?“ Ich wünschte ich hätte meinen vorlauten Mund gehalten. Ich war trotz des langen Zeitraumes der seit Hakus Verhaftung vergangen war immer noch größenwahnsinnig und wie ich leider auch gestehen muss, sehr arrogant geworden. Der Triumph über meinen Peiniger hatte mich verändert. Offensichtlich zum negativen, jedenfalls in dieser Situation, denn ich wusste, dass alle drei, die mir gegenüberstanden wie ich auch Sportlerinnen waren und entsprechend stand ich der dreifachen Kraft meiner eigenen entgegen. Ich spürte wie eines der Mädchen mir einen Stoffballen in den Mund stopfte und dann hob Maya die Hand mit der Hantel über meinen Kopf. Ich hatte die Augen weit aufgerissen, nicht fähig mich zu bewegen, geschweige denn zu schreien, ich dachte //Jetzt schlägt sie dir mit der Hantel den Schädel ein!// und mein Leben flog an mir vorbei, wie in einem Film im Schnellvorlauf. Ich sah nur noch, wie die schwere Hantel herabschnellte und ich schrie einen qualvollen und zugleich überraschten Schmerzenslaut, der durch den Stoff in meinem Mund gedämpft wurde. Ich hörte es nur noch entsetzlich laut krachen, spürte den unbeschreiblich entsetzlichen Schmerz dann verlor ich das Bewusstsein. Als ich wieder zu mir kam war ich allein. Ich lag auf dem Boden in der Umkleidekabine. Das Licht von der Decke reflektierte in meinen Kufen, die auf der Bank lagen und blendete mich. Ich fasste mir reflexartig an den Kopf und war überrascht, dass ich kein Blut an der Hand hatte, als ich sie zurückzog. Langsam versuchte ich mich zu erinnern, was passiert war, aber es war, als hätte ich einen Filmriss. Langsam richtete ich mich auf und sah, dass an meinen weißen Schlittschuhen Blut klebte. Mein Blut. Mein Blick suchte nach der Wunde, aus der das Blut kam und als ich meinen Fuß sah, dachte ich, ich müsste mich übergeben. Nicht nur, dass mein Fuß blutüberströmt war, er sah auch unnatürlich verdreht aus und aus der roten Stelle ragte etwas weißes, wie ein Schiff auf dem Meer, das man nur weit am Horizont sehen kann. Es dauerte einen Moment, bis mich der Schmerz wieder einholte und ich begriff, dass dieses weiße Etwas, das aus meinen Fuß herausragte mein Knochen war. Mit einem Schlag war ich voll da. Maya hatte nicht vorgehabt mir mit der Hantel den Schädel einzuschlagen, sie hatte damit meinen Fuß zertrümmert. Nun fiel mir auch wieder ein, dass sie sagte, dass ich nicht bei den Qualifikationen dabei sein würde. Ich weiß nicht, wie ich es schaffte zu meinem Handy zu kommen und einen Krankenwagen zu alarmieren. Aber kurz nachdem ich meinen zerschmetterten Fuß bemerkt hatte, kamen schon Sanitäter, die meinen Fuß schienten, und mich auf eine Trage legten. Ich schaute an die Decke, mir war übel und alles drehte sich, dann wurde es um mich herum schwarz. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)