Der letzte Tag von DaddysNightmare ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Titel: Der letzte Tag Autor: SlashAngels (DaddysNightmare & squizzi) Spoiler: Song „Der letzte Tag“ ist von TH und nicht unseres Rating: PG 16 Slash Kategorie: Drama; Songfic Disclaimer: Die Personen der Band Tokio Hotel gehören sich selbst und leider nicht uns. Deshalb haben wir sie mir für diese FanFiction nur ausgeborgt, andere vorkommende Personen sind gänzlich unserer Fantasie entsprungen und Parallelen bezüglich gewisser Vornamen und Personen sind rein zufällig^^ Ich will hiermit niemandem schaden und auch nicht irgendwelche Gerüchte etc. in die Welt setzen; alles reine Fantasie, fiktiv eben Claimer: Die Idee ist unsere und auch alles andere Unbekannte an Personen sind meiner Fantasie entsprungen. Zusammenfassung: Was machst du, wenn das Todesurteil Leukämie heißt? Der letzte Tag ~*~ Jetzt sind wir wieder hier Bei dir oben auf'm Dach Die ganze Welt da unten kann von mir aus Untergehen heute Nacht ~*~ POV Georg: Wie in Trance verlasse ich die Arztpraxis. Dass meine Mutter mir noch hinterher ruft, dass mein Vater mir hinterher rennt, nehme ich nicht wirklich wahr. Ich will einfach nur noch weg hier. Zu dir. Aber wie soll ich es dir sagen? Wie soll ich dir sagen, dass mir nicht mehr viel Zeit bleibt? Wie soll ich dir nur beibringen, dass genau das eingetreten ist, wieder zurückgekehrt ist, wovor ich mich seit meiner Kindheit gefürchtet habe? Wovor wir uns gefürchtet haben? Sicher hatte man meiner Mutter damals versichert, dass die Chancen gut stehen, dass ich es für immer überstanden habe. Nun, die letzten 14 Jahre sah es auch ganz so aus. Ich habe den Blutkrebs überstanden. Flashback: ~~vor 14 Jahren~~ Mir geht’s richtig schlecht. Eigentlich haben wir heute einen Ausflug mit der Klasse ins Freiwildgehege. Und ich hab mich doch so darauf gefreut. Aber Mama meint, dass wir doch besser zum Arzt fahren, weil ich auch die ganze Nacht so gut wie nicht geschlafen hab. Immer wieder musste ich spucken. Irgendwie ist mir schon ne ganze Weile immer schlecht. Oma hat zu Mama gesagt, dass Kinder in meinem Alter wohl öfter krank sind. Dass es normal ist, dass mir die Knochen ab und an wehtun. Schließlich wachse ich ja noch. Komisch, die anderen aus der Klasse sind nie so oft krank wie ich. Selbst Gustav, der sonst immer alles Mögliche hat, ist nicht so oft krank wie ich es die letzten Wochen war. Gestern wollte er mich zum Spielen abholen aber ich konnte nicht. Mir war wieder so schwindelig, und schlecht war mir auch die ganze Zeit. Und wirklich laufen konnte ich auch nicht. Meine Beine taten so weh. Dabei wollten wir doch den Damm am Bach fertig bauen. Ich hab noch gehört, wie Mama ihn weggeschickt hat. Er wollte eigentlich rein kommen aber sie hat ihn nicht gelassen, meinte, ich bräuchte viel Ruhe. Ich hab geweint, weil ich es nicht verstanden habe und außerdem hatte ich auch Angst. Wieder wollte sie mit mir zum Doktor. Dabei war ich so oft in letzter Zeit dort. Und immer wieder hat er mir Blut abgenommen und mir Spritzen gegeben. „Vitamine“…meinte er. Ich wollte das alles nicht. Es tat einfach nur noch weh. Heute sind wir dann wieder zu ihm gefahren. Ich brauchte dieses Mal nicht mit rein und durfte in Ruhe mein Bild zu Ende malen. Komisch eigentlich, aber es war mir ganz recht. So kann er mir wenigstens heute keine Nadel in mein Ärmchen stechen. Es hat verdammt lange gedauert, bis Mama wieder kam. Sie hat geweint. Ich hab alles stehen und liegen gelassen und bin direkt zu ihr gelaufen, habe sie umarmt. „Mama, so weh tun die Spritzen doch gar nicht. Oder hast du mehr bekommen, als ich?“ Doch sie schüttelt nur den Kopf, hebt mich hoch und trägt mich zum Auto. Dabei kann ich doch selbst laufen. Ich bin doch schon groß. Ganze sieben Jahre. In 11 Monaten werde ich schon acht! ~*~ Sind wir zum letzten Mal zusamm' Es hat doch grad' erst angefangen ~*~ POV Mutter: Warum mein Kind? Er ist doch erst sieben! Warum muss er nun durch die Hölle gehen und warum kann mir keiner sagen, ob sich dieser Gang überhaupt lohnt? Was ist, wenn er das alles nicht übersteht? Was ist, wenn selbst die Knochenmarkspenden ihm nicht helfen, vom Finden eines geeigneten Spender mal abgesehen. Ich schicke Georg ins Wohnzimmer, er soll sich ruhig den Fernseher anmachen. Skeptisch schaut er mich an, fragt mich, ob es mir denn jetzt wieder besser geht. Ich versuche die Tränen, so gut es eben geht, zu unterdrücken und nicke nur. Spiele die Tapfere. Doch er war schon immer sehr feinfühlig und man sieht ihm an, dass er mir nicht wirklich glaubt. Dennoch geht er, so ganz untypisch für ihn, ohne Widerworte und setzt sich vor den Flimmerkasten. So ganz begreifen kann ich es noch nicht. Und wie soll ich das nur meinem Mann sagen? Wie soll ich es meinem KIND sagen? ‚Leukämie’. Immer wieder hallt dieses Wort durch meinen Kopf. Was kommt denn jetzt alles auf uns zu? Wie sollen wir das alles nur durchstehen? Wie soll Georg das alles nur durchstehen? Ich finde keine Antwort auf diese Fragen, rufe meinen Mann an, er soll sofort heim kommen. Kurz sage ich ihm, was die Untersuchungen ergeben haben. Er versteht mich kaum, so aufgelöst bin ich. Schnell ist er dann auch bei uns, nimmt mich fest in seine starken Arme. Jetzt kann ich die Tränen nicht mehr zurückhalten. Immer wieder frage ich nach dem ‚Wieso’. Natürlich kann auch er es mir nicht beantworten. Wie will er auch? Wir gehen in die Küche, damit unser Junge nicht alles sofort mitbekommt. Es wird noch schwer genug werden, ihm das alles zu erklären. „Wir müssen es ihm erklären. Ihm sagen, dass er eben krank ist und dass er jetzt öfter zum Arzt, sogar ins Krankenhaus muss. Dass es viele Untersuchungen geben wird und Medikamente und…“ Ich unterbreche seine Erklärungsversuche, frage nach dem ‚Wie’. Wie will man einem siebenjährigen Kind altersgerecht erklären, dass er schwer krank ist und viel über sich ergehen lassen muss? Doch viel erklären müssen wir ihm nicht, denn genau in diesem Moment entdecke ich den kleinen Mann, wie er durch die angelehnte Türe linst und sehe den Schrecken in seinen Augen. Das mit dem ‚wie sollen wir es ihm erklären?’ hat sich dann jetzt wohl erübrigt. Ich lächle ihn schwach an, gehe auf ihn zu und nehme mein Kind auf den Arm. „Muss ich jetzt sterben, Mama?“ Mit großen, tränengefüllten Kulleraugen schaut Georg abwechselnd meinen Mann und mich an. „Nein, nein mein Junge. Alles wird gut. Es ist nur…die Krankheit, die du hast, die kann man nicht so einfach wie einen Schnupfen heilen. Da braucht man viel Geduld, viel Medizin und auch leider ein Krankenhaus für. Dein Blut… das ist nicht gesund. Und wir müssen einen Spender finden, der dir Knochenmark spendet, das deinem Blut dann hilft, wieder gesund zu werden. Zusätzlich brauchst du auch Medizin. Aber du schaffst das, mein Kleiner. Du wirst sehen. Wir sind auch die ganze Zeit bei dir. Das versprechen wir dir.“ Ich glaube, wenn er genau wüsste, WAS da auf ihn zukommt, würde er sich in seinem Zimmer einschließen und gar nicht mehr heraus kommen. Sein dünnes Stimmchen reißt mich aus den Gedanken. „Und…ich werde dann auch wieder gesund? Kann ich dann auch wieder mit den anderen Kindern spielen und alles machen, was ich will?“ Ein zartes Nicken meinerseits und auch von meinem Mann lässt unseren Kleinen ein wenig lächeln. Er ist einfach noch zu klein, um genau zu verstehen, was da alles noch auf ihn zukommt. Vielleicht ist es auch gut so. Flashback Ende ~*~ Wenn dieser Tag der Letzte ist Bitte sag es mir noch nicht Wenn dass das Ende für uns ist Sags nicht Noch nicht ~*~ POV Gustav: Warum du nicht wolltest, dass ich dich mit zum Arzt begleite, kann ich absolut nicht nachvollziehen. Ich dachte wir lieben uns. Du liebst mich, ich dich. Also hätte ich auch mitgehen können. Ein ziemlich ungutes Gefühl macht sich in mir breit. Normal machen wir ALLES zusammen. Aber du bist in letzter Zeit sowieso anders als sonst. Ich weiß nicht genau wie, kanns nicht wirklich beschreiben, aber eben halt anders. Ruhiger, in dich gekehrter, scheinst unsere gemeinsamen Momente einfach mehr zu genießen als vorher. Und genau das macht mir furchtbare Angst. Sicher, du bist seit über 14 Jahren geheilt, aber der Schreck, die Angst das alles noch einmal durchleben zu müssen, sitzt immer noch tief in unseren Knochen. Auch wenn wir damals noch sehr klein waren, so sind es doch Ereignisse, Erlebnisse und unschöne Dinge die sich in unseren Köpfen fest gebrannt haben. Wir waren schon als Kinder unzertrennlich. Dann kam die Pubertät, die ersten Gefühle füreinander, die man anfangs nicht wahrhaben wollte. Flashback ~~vor 5 Jahren~~ Langsam lösen wir uns aus dem Kuss, ich lächele und du….hast mich einfach nur schockiert angestarrt. „Und…und wieso hast du mich jetzt geküsst?“ Ich muss grinsen. „Einfach nur so. Ein Experiment, mehr nicht.“ Schockiert schaust du mich durch deine grünen Augen an. „Und Lydia? Ich meine du und sie und überhaupt…Gustav! Wir sind zwei Kerle! Das geht nicht.“ Lydia…wer ist schon Lydia? Ein Mädchen aus unserer Klasse, was sich zur Lebensaufgabe gemacht hat, sich mir ans Bein zu heften und mir mein Leben somit zur Hölle zu machen. „Jetzt stell dich nicht so an. Mensch Georg. Es war nen Versuch, nichts weiter. Mal’ doch nicht direkt den Teufel an die Wand. Oder hat dich das jetzt so von den Socken gehauen?“ Dann ist es kurze Zeit still zwischen uns. Zu still, mehr als nur unangenehm. Keiner weiß, was er nun sagen soll, geschweige denn, was zu tun ist. „Georg… es war doch nur ein Kuss. Es hat noch nicht mal gekribbelt. Zumindest bei mir nicht.“ „Aber bei mir…“ Und ehe ich reagieren kann, hast du auch schon das Weite gesucht und mich mit meiner Verwirrtheit allein gelassen. Zwei ganze Wochen haben wir nicht mehr miteinander gesprochen. In diesen zwei Wochen habe ich schmerzlich erkennen müssen, dass du mir fehlst. Egal ob ich anrief oder gar vor deiner Türe stand, immer wieder hattest du dich verleugnen lassen oder mich angebrüllt, ich solle verschwinden. Keiner kann sich vorstellen, wie sehr das schmerzt. Beim Handball Training dann habe ich es geschafft, dich abzupassen. „Georg, rede mit mir. Verdammt!“ Doch anstatt zu sprechen, zu sagen was dich seit dem Kuss so quälte, laufen dir die Tränen über die Wangen. Im Grunde muss auch nichts mehr gesagt werden. Mit einem Mal ist alles so klar. Ich könnte mich für meine eigene Dummheit in diesem Moment selbst schlagen. Sachte lege ich eine Hand auf deine Wange, wische die Tränen weg, komme deinen Lippen mit den meinen immer näher… Unruhig tigere ich in unserer gemeinsamen Wohnung hin und her. Warum dauert das alles so lang? Warum hast du nicht schon längst angerufen? Ob wirklich etwas wieder nicht in Ordnung war, trotz dass es so lange schon her ist? All diese Fragen schwirren in meinem Kopf herum und machen mich fast wahnsinnig. Ich beschließe, in die Küche zu gehen und mir einen Tee zu kochen. Gerade, als ich den Wasserkocher befülle, höre ich, wie du die Wohnung betrittst und sofort macht sich ein ganz komisches, undefinierbares Gefühl in mir breit. Sofort lasse ich Wasserkocher eben Wasserkocher sein und komme dir im Flur entgegen. Sekundenlang schauen wir uns einfach nur stumm an, verstehen uns ohne Worte. Deine Augen verraten dich, sagen mir, dass das Befürchtete wieder eingetroffen ist. Immer noch schweigend komme ich auf dich zu, nehme dich in den Arm. ~*~ Ist das etwa schon der Tag danach Wo alle Uhren still stehen Wo’s am Horizont zu Ende ist Und alle Träume schlafen gehen’ Sind wir zum letzten Mal zusamm’ Es hat doch grad erst angefangen ~*~ „Ich kann das nicht Gustav. Nicht alles noch einmal. Keine Untersuchungen mehr. Keine Medikamente mehr. Das stehe ich nicht noch einmal durch.“ Wir liegen eng aneinander gekuschelt auf der Couch, versuchen irgendwie mit der Situation klar zu kommen. Doch als ich höre, dass du keinerlei Medikation, Untersuchungen mehr durchführen lassen willst, richte ich mich auf und schaue dich fragend und vor allem unverständnisvoll an. „Aber wieso…? Ich meine…“ Doch ausreden lässt du mich nicht. Stattdessen beugst du dich zu mir vor, drückst mir zärtlich deine Lippen auf meinen Mund, küsst mich. „Du weißt genau so gut wie ich, dass ich keine Chance hab, Gustav. 90% derjenigen, die als Kind an Leukämie erkrankt sind und das als Erwachsene erneut bekommen, sterben. Und selbst wenn ich es zulassen würde, hätte ich kaum eine Chance. Es ist einfach zu weit fortgeschritten.“ Deine Erklärung gleicht einem glatten Schuss mitten ins Herz. Das ist alles zuviel, selbst für mich. Schon fast fluchtartig löse ich mich aus deiner Umarmung, stehe auf, ziehe mir die Schuhe an und verlasse unsere Wohnung. Wohin mich der Weg führt, merke ich erst viel später, als ich wieder zu mir komme und mich an unserem Lieblingsplatz wieder finde. Auf dem Dach unseres Wohnhauses. Wie oft haben wir hier schon gemeinsam gesessen und in die Sterne geschaut? Wie oft haben wir hier oben unseren Träumen und Zukunftsplänen freien Lauf gelassen? Kein Mensch dieser Welt kann nachvollziehen, wie weh mir das alles gerade tut. Ich werde dich verlieren, für immer. Zwar nicht jetzt, aber doch sehr bald. Und verhindern kann ich es auch nicht. Schuld trägt auch niemand. Also kann man noch nicht einmal wütend auf irgendjemanden, auf irgendetwas sein. Haltlos laufen mir die Tränen über meine Wangen. Immer wieder schluchze ich laut auf und brülle schon fast, immer wieder gen Himmel, nach dem Warum. Ich habe nicht bemerkt, dass du mir gefolgt bist, dass du bereits hinter mir stehst. Erst als du deine Arme von hinten um mich legst, mir immer wieder beruhigende Dinge, trotz dass diese verschissene Situation, diese verschissene Krankheit eigentlich dein Todesurteil ist, ins Ohr flüsterst, hab ich dich registriert. Es dauert lange, bis ich mich wieder beruhigen kann und deine Entscheidung, dich keinerlei Quälerei durch die Ärzte auszusetzen, wenn auch nur schwer akzeptieren kann. ~*~ Wenn dieser Tag der Letzte ist Bitte sag es mir noch nicht Wenn dass das Ende für uns ist Sags nicht Noch nicht ~*~ Ich habe jegliches Zeitgefühl verloren und somit keinen Plan, wie lange wir hier oben schon einfach nur, eng umschlungen, da stehen. „Ich will nicht hier oder gar in einem Krankenhaus sterben. Lass uns irgendwo hin. Ans Meer. Wo ich in Ruhe und fern ab allem Gejammer und Geheule…“ Du brauchst den Satz nicht zu vollenden. Ich weiß genau, was du meinst, was du dir wünschst. „Okay…“ hauche ich in dein Ohr und küsse dich liebevoll. Ich werde mit dir gehen, bei dir bleiben, dir diesen einen sehnlichsten Wunsch gern erfüllen. Keiner weiß genau, wie lange du noch hast, ob du leiden wirst, oder einfach nur einschläfst. Ich weiß nur, dass ich bei dir bleiben werde, dich lieben werde…bis zum Ende. ~*~ Das ist der letzte Tag Das ist der letzte Tag Ist das der letzte Regen Bei dir oben auf'm Dach Ist das der letzte Segen Und uns're letzte Nacht Hat unser Ende angefangen Egal wir sind ja noch zusamm' Wenn dieser Tag der Letzte ist Bitte sag es mir noch nicht Wenn dass das Ende für uns ist Sags nicht ~*~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)