Umzugsfreuden oder wie man seinen Leader fertig macht von abgemeldet (kleine lustige und nicht zu ernst nehmende Geschichte über einen Umzug) ================================================================================ Kapitel 1: Wir ziehen um ! -------------------------- „Leute ich hab’s!“ Kais Stimme schallte in einer für ihn untypischen Lautstärke durch den Flur der Gazetto-WG. „Kommt mal alle her!“ Es dauerte auch nicht lange, da wurde die ein oder andere Tür geöffnet und die fehlenden Mitglieder trafen sich im Flur. Aoi war gerade dabei gewesen, seine langen schwarzen Haare zu flechten, welche ihm nun halb fertig und wenig attraktiv vom Kopf abstanden. Ruki, trotz später Stunde (kurz nach zwölfen), steckte immer noch in seiner Pyjamahose und konnte seine Griffel nicht von den Zöpfen Aois lassen. „Au! Du kleines Erdferkel, nimm deine Pfoten aus meinen Haaren!“ Wie eine Furie drehte sich der größere Gitarrist zu dem Sänger um und war kurz davor ihn in die Nase zu kneifen, als er von Reita Richtung Küche, sprich dem Aufenthaltsort Kais, geschupst wurde. „Ruhe… ihr seid ja so was von uncool…“ „Aber du, oder wie?“ Der Sänger giftete aufgebracht zurück. „Du hast noch Reste von deinem Frühstückskakao im Gesicht!“ Entsetzt sprang der Bassist zum nächstbesten Spiegel, der schief an der Flurwand hing, und musste feststellen, dass Ruki eindeutig Recht hatte. „Mist!“ So eine Schande musste schnellstens beseitigt werden und so hechtete er zur Badtür, nur um verzweifelt an der Klinke zu rütteln, die altersschwache Geräusche von sich gab und bedenklich wackelte. „Uruha, bist du etwa immer noch im Bad?! Lass mich rein! Es ist wichtig!“ Entnervtes Stöhnen drang durch die Tür und kurz darauf drehte sich der Schlüssel. Uruha, nur mit einem Handtuch bekleidet, tapste schlecht gelaunt auf den Gang hinaus. „Nicht mal in Ruhe entspannen kann man hier… Geh rein. Umsonst bin ich nicht aus der Wanne gekrochen.“ Das ließ sich Reita natürlich kein zweites Mal sagen und war im nu damit beschäftigt sein Haut vom Gesicht zu schrubben. „Was war vorhin eigentlich los? Hatte Kai nicht irgendwas gerufen?“ Fragend legte Uruha den Kopf schief und betrachtete den zweiten Gitarristen und ihren Sänger dabei, wie sie versuchten das Leben aus dem jeweils anderen herauszukitzeln. Aoi blickte auf, Rukis Kopf im Schwitzkasten, und zog die Stirn kraus. „Ja, wir sollten in die Küche kommen…. Na dann wollen wir Mutti mal nicht warten lassen. Komm Reirei.“ Und somit schlurften die Vier zur Küche. „Schön, dass ihr endlich mal kommt!“ Ungetrübt strahlte ihnen Kai entgegen. Die Vier hatten schon längst aufgegeben zu hinterfragen, wie ihr Drummer es nur schaffen konnte, jeden Tag so extrem gute Laune zu haben. Reita war ja insgeheim immer noch der Meinung, an Kai wurden Experimente durchgeführt und man hatte ihm einen winzigen Atomreaktor hinter die Schädeldecke gesetzt… „Setzt euch, setzt euch… Und jetzt spitzt die Ohren, meine lieben Leute!“ Stolz hielt er eine halb zerflederte Zeitung vor seine Nase und begann zu lesen: „Sechs- Zimmer- Wohnung, perfekte Lage in der Nähe des Tokyotowers, große Küche, Bad, Dusche, zwei Toiletten, Balkon und geräumige Einbauküche! Frisch renoviert mit Klimaanlage. Klingt das nicht gut?“ Kais Scheinwerferstrahlen ging einmal die Reihe um. „Zwei Toiletten… das ist toll! Da kann Reirei ja in aller Ruhe seine Bücher lesen, ohne das Bad zu blockieren.“ Aoi strahlte, wurde aber im selben Moment von Reita in die Seite gepiekt. „Sei ruhig! Dein Haarspray stinkt doch auch wie die Pest…“ „Also ich finde den Balkon toll. Da stinkern unsere zwei Kettenraucher nicht immer die Küche voll.“ Ruki nickte bestätigend zu Kais Aussage, während Uruha über den Fakt sinnierte, dass die Wohnung frisch renoviert war. Wenn man ihre jetzige Wohnung so ansah konnte auch ein Blinder feststellen, dass sie unter aller Sau war. Die Türen knarrten und hingen mehr schlecht als recht in den Angeln, die Tapete war, wenn überhaupt vorhanden, vergilbt und bemalt, der Fußboden war so versaut, dass nicht einmal Kai es schaffte, ihn wieder sauber zu bekommen (und das will was heißen). Uruha musste etwas dagegen unternehmen, bevor er sich noch ins nächste Leben ekeln würde. „Wenn ich einen eigenen Schrank im Bad bekommen, ziehe ich um.“ Entschlossen blickte er die Anderen am Tisch an und verschränkte die Arme vor dem zierlichen Körper. „Ich will eine Pandatapete…“kam es aus Aois Richtung und dieser grinste beschämt mit hochrotem Kopf. „Die sind halt so süß und so…“ Reita lachte und klopfte seinem Sitznachbarn auf die Schulter. „Solange du nicht zu einem wirst ist doch niedlich, Kleiner.“ Aoi wurde nur noch röter und schmollte die nächsten zehn Minuten, während er sich eine gebührende Strafe für Reirei überlegte. „Oh, oh! Ich will meine Wände selber bemahlen! Und können wir ein Trampolin ins Wohnzimmer stellen? Biiiitteeeeee!!“ Ruki versuchte seinen besten Dackelblick und hüpfte flummiartig auf seinem Stuhl auf und nieder. „Mal sehen…“ Kai konnte Ruki in diesem Zustand einfach kein simples Nein an den Kopf klatschen und versuchte, sich anderweitig aus der Affäre zu ziehen. Also sprang er von seinem Stuhl auf und stellte jedem der Gazette- Members eine Schale vor die Nase, die von allen als suspekt eingestuft wurde. „Ich finde wir sollten erst mal was essen!“ Und schon häufte Kai jedem einen großen Berg Obstsalat in die Schüssel. „Och neee…“ „Nicht schon wieder…“ „Haben wir keine Schokolade mehr..?“ Nur Uruha beteiligte sich nicht daran, im Chor mitzujammern. „Ich weiß nicht, Kai… Macht Obst nicht dick?“ „Genau, Uru-chan! Obst hat so viele Kalorien wie einer von Rukis Schokoriegeln. Du solltest aufpassen, dass du nicht zu dick für die Bühnenoutfits wirst!“ Belustigt beobachtete Reita, wie die Augen Uruhas immer größer wurden, während seine Haut an Farbe verlor. „Das stimmt so nicht, Uru-chan! Reita übertreibt nur maßlos!“ „Nein…Kai, ich weiß es doch selber… Ich bin zu dick, nicht? Ich hab in der letzten Woche zu viel gegessen. Ich wusste es!“ Verzweifelt sprang der Leadgitarrist vom Tisch auf und stürmte zurück in sein Zimmer. Kai verleierte die Augen und gab Reita, der schadenfroh vor sich hinkicherte, einen derben Klaps auf den Hinterkopf. „Baka! Wenn wir ihn Ende der Woche notfüttern müssen, übernimmst du das! Und wenn ihr nicht augenblicklich aufesst, könnt ihr selber kochen!“ Entsetzt begannen alle, den Früchteberg mehr schlecht als recht in sich hineinzustopfen, während Kai einem Oberaufseher gleich hinter ihnen patrouilierte. „Ruki, hör auf Reita dein Obst reinzuschaufeln, wenn du denkst ich sehs nicht. Und Aoi, der Mülleimer neben dir ist nicht dein Mund.“ Seufzend schoben sie ihre leeren Schüsseln zur Tischmitte, was von Kai mit wohlwollenden Blicken gelobt wurde. „Also seh ich das jetzt richtig und alle sind für umziehen?“ Fragend blickte er in die Gesichter der drei Musiker, während er die Schalen in der Spüle einweichte. Alle drei nickten mit vollen Mündern, denn sie weigerten sich geschlossen, dieses Teufelszeug runterzuschlucken. „Gut! Dann ist das beschlossene Sache! Wir ziehen um!!!“ Kapitel 2: Von Mehlwürmern und Zivilisation ------------------------------------------- „Wow… Die ist ja bestimmt doppelt so groß wie unsere alte Wohnung!“ Begeistert drehte sich Aoi im Kreis. „Ja, aber genauso dreckig…“ Uruha hielt seine Gliedmaßen so eng wie möglich am Körper, damit er auch ja nichts von seiner Umgebung berühren könnte. Eeeeklig… „Guck mal, Blondi!“ Reita, der außerhalb Uruhas Sichtweite stand, schien von irgendetwas irre begeistert zu sein. Der Angesprochene drehte sich zu seinem eigentlich besten Freund um und bekam den Schreck seines Lebens. Direkt vor seiner Nase schwebte eine untertassengroße, schwarze, dickleibige Spinne, die bedächtig mit den Beinen wackelte. „Woah, Reita. Guck dir Uruha mal an. Der sieht aus wie ein Mehlwurm.“ Erfreut kicherte der Schlechtwetterzwerg neben dem langbeinigen Gitarristen, der sämtliche Gesichtsfarbe verloren hatte. „Hast du denn nie als Kind mit Spinnen gespielt?“ Neugierig reckte sich der Kleinste zu dem braunhaarigen „ Blondi“ hinauf, der nur apathisch den Kopf schüttelte. „Was?! Nicht mal Frösche aufgeblasen? Was zum Henker hattest du für eine Kindheit?“ „Eine ganz Hervorragende!“ Kai packte aufgebracht das Ohr von Ruki und das des Bassisten in einem Eisengriff, der beide wie verwundete Hirsche aufheulen ließ. „Uruha ist zivilisiert. Ganz im Gegensatz zu euch. Und nimm die Spinne aus deiner Hosentasche, Reita! Die nimmst du nur über meine Leiche mit nach Hause.“ Alle wussten, dass Kai nie freiwillig den Löffel abgeben würde(soll heißen sterben), also ließ Reita, wie ein ganz braver Junge es tun würde, die Spinne am Fenster frei. „Also… ich würd mal sagen, wir müssen hier erst mal klar Schiff machen. Wir brauchen Tapete, Farbe, Fußbodenbelag und Fliesen fürs Bad.“ Alle stimmten uneingeschränkt der Feststellung von Kai zu. „Jeder ist für sein Zimmer bei der Auswahl selbst verantwortlich und bei den Allgemeinräumen entscheidet die Mehrheit. Fangen wir mit dem Bad an…“ Sofort entstand ein Tumult, den sonst nur Italiener veranstalten können. „Gelb!“ „Nein, Schwarz mit Ornament!“ „So ein Rotz! Rot! Blutrot!“ „Ich bin für Poster…“ Der Bandleader stand etwas außerhalb des sich streitenden Zirkels und wunderte sich, wann der Erste zuschlagen würde… „Ok Jungs, Ruhe!“ Mit ein paar gezielten Klapsern auf Hinterteil und Kopf verschaffte sich Kai gehör. Er war ja nicht umsonst das Gehirn der Organisation. „Dieses Bad hat vier Wände, richtig?“ Ruki machte schon den Mund auf, um dem zu widersprechen, aber Reitas Hand verhinderte dies, in dem er ihm die Luftwege zustopfte. „Also nimmt sich jeder von euch eine Wand vor. Ihr wisst, wie schwer es ist, neue Mitglieder anzuwerben. Darauf habe ich nämlich keine Lust und Beerdigungen sollen ja auch ungesund sein.“ „Echt? Ich war mal auf einer, die war total lustig…“ Spätestens als alle Aoi entsetzt und verstört ansahen, wusste er, das irgend etwas falsch gelaufen war. „W-Was..? Hey, Leute…“ „Ach sei ruhig.“ Ruki blickte den armen Aoi griesgrämig an. „Wenn sie nicht wissen wollen, was ich zu sagen habe, wollen sie garantiert nicht wissen, was du zu sagen hast. Alles Ignoranten.“ So blieb Aoi belämmert in der Küche stehen, als sich alle anderen aufmachten, ihr Revier abzustecken. „Äh, Kai? Kann ich das Zimmer da drüben haben?“ Schüchtern zupfte Uruha am Ärmel von Kais Jacke. „Das ist nämlich das Einzige, das genug Platz für meinen Kronleuchter hat.“ Der Drummer sah ihn verwundert an. „Aber du hast doch gar keinen Kronleuchter….“ „Naja, noch nicht.“ Der große Gitarrist strahlte wie ein Kind an Weihnachten. „Weißt du, er soll ganz viele Ketten haben, mit Steinen die Lila funkeln! Und er hat fünf Arme und..!“ Uruha wurde in seiner vor Begeisterung strotzenden Rede gestoppt, als sich Reita schwer auf ihn warf. „Und dann hängen wir eine rote Laterne in dein Fenster, du Mädchen! Immer wenn die Verehrer weg sind, machen wir sie wieder an.“ Der Bassist brüllte fast vor Lachen, als sein bester Freund den ultimativen Schmollmund zog und beleidigt zu ihm runter schielte. „Nur weil ich Geschmack für uns beide haben muss. Sonst würden dich die Leute immer noch für einen aus dem Zoo geflüchteten Affen halten, wie damals in der Grundschule, als du in den Blätterberg gefallen bist.“ Es war wahrlich erstaunlich, wie ein Mensch doch an seinem eigenen Lachen würgen konnte. „Ha.“ Und mit hoch erhobenem Haupt löste sich der Gitarrist aus den erschlafften Fängen Reitas und stolzierte an ihm vorbei aus der Tür. Betretene Stille. „Nun, da Uruha schon vorgegangen ist, sollten wir die Streiterein endlich vertagen und ihm zum Baumarkt folgen, denkt ihr nicht? Gut!“ Ohne eine Reaktion seiner Bandmitglieder abzuwarten, stürmte Kai seinem Kollegen hinterher. Wer weiß schon, was ein aufgebrachter Uruha alles anstellen konnte? Vom Selbstmord bis zu Stripteas war alles möglich… „So… Eins, zwei, drei… Aoi! Hör auf Reitas Schnürsenkel zusammen zu knoten. Wenn wir einen Unfall haben, kann er so weniger schnell aus dem Auto. Ruki, hast du dich auch angeschnallt? Gut. Alles da, wie es scheint.“ Erleichtert atmete Kai aus und klemmte sich hinter das Steuer ihres altersschwachen Toyotas um endlich Richtung Baumarkt fahren zu können. „Als ob Reita die Schnürsenkel bei einem Crash retten könnten… nicht bei dem Fahrstil,“flüsterte Aoi Uruha ins Ohr. Dieser krallte seine Finger nur noch mehr in die Knie von Reita und Aoi und schluckte schwer. Wie er es doch hasste hinten im engen Auto eingequetscht zu sitzen… Keine Beinfreiheit, keine Fluchtmöglichkeit… Warum konnte er nicht einfach laufen? „Weil du uns sonst wieder verloren gehst, Uruha, deshalb.“ Ups… hatte er etwa laut gedacht? „Ja, hast du,“ Kam nur die trockene Antwort von Kai. „Können wir jetzt los?“ Keiner wagte auch nur einen Pieps von sich zu geben. Nur das Rascheln von Rukis Besänftigungsschokoriegel war zu hören. „Gut, dann starten wir.“ Heulend erwachte der altersschwache Motor zum Leben und das ganze Auto begann zu vibrieren. Ohne Vorwarnung trat Kai das Gaspedal durch und der Wagen schoss mit unglaublicher Geschwindigkeit aus der Parklücke. „Aaah!“ Knapp verfehlten sie einen Briefträger, schlitterten auf die Hauptverkehrsstraße. Auto, Auto, AutoAutoAutoAuto, Auto! Gekonnt wich Kai einem Laster aus, der sich bis vor kurzem noch genau auf sie zu bewegt hatte. Links über die Ampel und Gas geben. Einige Zeit später… „Uruha..?“ Vorsichtig legte Reita eine Hand auf die zitternde Schulter seines Freundes. „Uruha, rede mit mir. Wir sind angekommen. Siehst du, wir bewegen uns nicht mehr.“ Mit einiger Mühe drückte er die verkrampften Finger so weit auseinander, dass er sein Knie befreien konnte. Uruha starrte immer noch mit entsetztem Gesicht gerade aus und zitterte wie Espenlaub. „Oh mann, Kai. Ich glaube diesmal hast du es wirklich übertrieben.“ Vorwurfsvoll sah der Bassist aus dem Autofenster ihren Leader an, der nervös von einem Bein aufs andere trat. „Aber er müsste es doch nun endlich mal gewohnt sein…“ „Raus! Raus!“ Plötzlich war der Gitarrist zum Leben erwacht und schubste hysterisch Reita aus dem Auto auf den Boden, nur um auf schnellstem Weg zu den Büschen zu kommen, die die Parkplätze voneinander trennten. Geräuschvoll übergab er sich dort. Ruki und Aoi hatten indes beschlossen mit einem der Einkaufswagen des Baumarktes eine Achterbahn nachzustellen. Aoi stand vorne auf dem Gerät, während der kleine Schlechtwetterzwerg alle Kraft in seine Beine steckte und wie ein Irrer begann zu rennen, den Korb immer vor sich herschiebend. „Ich bin ein Vogel! Nein, ein Flugzeug! Ich bin Super-Aoi! Waaah!“ Ruki hatte just in diesem Moment beschlossen, die Flugfähigkeit ihres zweiten Gitarristen auszutesten und hatte scharf mit seinen Fersen gebremst. Dies hatte sich nicht unbedingt als eine seiner besten Ideen herausgestellt. Aoi stürzte wie ein Brötchen direkt vor den Wagen und bremste diesen somit schlimmer ab, als es der Sänger vorhergesehen hatte. Schmerzhaft wickelte er sich um den Haltegriff des Wagens. „Ugh..! Aua…“ „He he… du bist dümmer als gedacht. Somit hab ich die Wette gewonnen und krieg drei Schokoriegel… aua…“ Aoi, motiviert von seinem zukünftigen Preis, versuchte sich von unter dem Wagen hervor zu arbeiten. „Und wo bitte soll ich die Dinger auftreiben? Kai hat mir ja alle weggenommen… Wer hat ihm eigentlich damals das vegetarische Kochbuch geschenkt?“ Geschlagen trotteten die zwei Helden zurück zu dem Rest der Band. „Das war Reita. Er wollte nur was, wo keine Nudeln involviert waren… aber in das doofe Buch reingeguckt hat er auch nicht, der Idiot.“ „So, meinen lieben Leute. Da Uruha endlich aufgehört hat sich zu übergeben, können wir jetzt reingehen. Jeder schnappt sich so einen schicken Wagen.“ Sogleich stürzte sich die Meute auf die Wägelchen. „Meiner!“ „Finger weg, du Sau!“ „Aua!“ Wie wild schupsten und zogen drei Gazettos an einem Wagen, während sich in der Schlange daneben Uruha und Kai wie gesittete Erdenbürger einer nach dem Anderen einen Wagen ausliehen. „Wer hat damals noch gecastet..? Die müssen taub und blind gewesen sein…“ Und friedfertig dackelten die Beiden nebeneinander her, in die heiligen Hallen des Baumarktes, während draußen, vor den Toren, noch immer ein Krieg tobte. Kapitel 3: Schlicht oder Pompös - das ist hier die Frage -------------------------------------------------------- Disclaimer: Für diese FF wurden die erwähnten Tiere weder psychisch noch physisch geschädigt. Für Menschen übernehme ich keine Verantwortung. Es war wie ein Wunder. Es war passiert! Unglaublich, Unvorhersehbar! Die drei Gazettos hatten es geschafft, Waffenstillstand zu schließen. Stolz, wie drei Cowboys zogen sie in einer genau festgelegten Formation durch das Tor des Baumarktes, jeder mit einem eigenen Einkaufswagen und stolz präsentierten Schlachtwunden. Ruki hatte ein blaues Auge vorzuweisen, Aoi mindestens zwei geprellte Rippen und eine blutende Lippe und Reita einen verstauchten Knöchel. Wem die drei Helden gewahr wurden, konnte förmlich die Trommeln und Trompeten hören, den Sonnenuntergang hinter ihnen sehen… „Hey, Sie! Penner bleiben draußen!“ Ein kleines Omchen, gekleidet in die firmeneigene Uniform, die knöchernen Fäuste in die Hüften gestemmt, stellte sich Ruki, Reita und Aoi verachtend in den Weg. „A-aber…“ „Moment! Kennen Sie uns nicht? Wir sind berühmt! Wir müssen hier rein!“ „Wir sind keine Penner! Ehrlich…“ Wild gestikulierten die drei Musiker wie kleine Buben vor dem Mütterchen, das scheinbar keine Einsicht haben wollte. „Sie sehen aus wie Penner, also sind sie Penner und Penner bleiben draußen.“ „Entschuldigung, Madam?“ „Ja, bitte junger Mann? Wie kann ich Ihnen helfen?“ Gutmütig lächelnd hatte sich die alte Frau zu Kai herumgedreht, der das Leid seiner Kollegen nicht länger ertragen konnte. „Ich weiß, Sie tun nur Ihre Pflicht und das sehr gut… aber die Drei da gehören zu mir. Sie hatten vorhin einen Verkehrsunfall, wissen Sie…“ Den drei Gazettos blieb die Spucke weg. Seit wann konnte ihr Kai denn lügen ohne rot zu werden..? „Na gut… Sie können durch. Hop hop!“ Widerwillig winkte die Alte die Musiker durch und verzog sich wieder in ihr Reich hinter dem Tresen. Endlich waren sie drin… Die Mysterien des Baumarktes warteten nur darauf, entdeckt zu werden. Schon schwärmten die Musiker aus, jeder in seine eigene Richtung. Aoi steuerte zum Beispiel zu erst die Tapetenabteilung an. „Hey, Meister! Haben Sie Tapeten mit Pandas drauf?“ Strahlend blickte er den Facharbeiter an. Dieser drehte sich sofort geschäftsmäßig zu einem großen Regal. „Welche besonderen Wünsche hat denn Ihre Tochter?“ Aoi stockte und blickte ziemlich dumm aus der Wäsche. Tochter...? „Äh…“ „Naja, gezeichnete Bären, Fototapete, Hintergrund? Sie muss Ihnen doch irgendetwas gesagt haben? Für Sie selbst wird so eine lächerliche Tapete doch wohl nicht sein… Oder ist Ihr Sohn etwa schwul?“ Abschätzend blickte der bärtige Arbeiter auf den nervös zuckenden Aoi herab. „N-naja… also es… es ist schon für meine Tochter… Aber es soll eine Überraschung werden! Ja, genau! Überraschung!“ Zufrieden mit seiner Antwort grinste er den Mann vor ihm an. Dieser verleierte die Augen. „Ich bedien keine Schwucken. Hol dir deine Tapete selber raus.“ Und so ließ er Aoi zusammen mit einer sehr, sehr hohen Leiter und einem roten Gesicht vor dem Regal mit Tapeten stehen. „… bin nicht schwul… Idiot.“ Also blieb dem armen Gitarristen nichts anderes übrig, als sich Schritt für Schritt das Regal hinauf zu arbeiten, die Rollen weit genug zu entwickeln, bis er den Druck erkennen konnte und diese danach wieder ordentlich zu verstauen. Währenddessen war Reita bei den Fliesen unterwegs. Was er auch sah, es gefiel ihm einfach nicht. Das eine war bäuerlich, das andere kitschig oder einfach nur hässlich… Nichts passte zu dem erlesenen Stil, den Reita sein eigen nannte. „Ey, du da drüben! Habt ihr Fliesen mit Guns and Roses drauf?“ Der Junge, der am Infopoint wache schob, blickte den Punk verwirrt und leicht verängstigt an. „E-entschuldigen Sie, Sir… aber was sind Gumps and Rosses?“ Der Bassist glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. „Du weißt nicht, wer Guns and Roses sind?! Du armes Schwein! Kein bisschen Kultur… Komm her, ich zeigs dir!“ Und mit festem Hinkeschritt bewegte sich Reita auf das arme Würstchen zu und griff in seine innere Westentasche. Der Junge hielt es nicht länger aus. Zitternd warf er sich auf den Boden und war den Tränen nahe. „Bitte! Bitte schlagen Sie mich nicht! Ich kann doch nichts dafür…“ Da hockte Reita auch schon neben ihm und hielt ihm seinen Mp3-Player vor die Nase. „Junge, ich errette dich von Unwissenheit. Da, Stöpsel rein und Lauscher auf.“ Zwei Gänge weiter musste Uruha seinen ganzen Charm ausspielen. „Entschuldigen Sie bitte…? Ich komm da nicht ran. Können Sie mir bitte helfen..?“ Gehaucht verließen diese Worte den Mund des Leadgitarristen, seine Haltung demütig, die Augen beschämt zu Boden gerichtet. „Natürlich, Lady! Dazu bin ich doch da!“ Stolz und gönnerisch trat ein Angestellter auf das zierliche „Mädchen“ zu. „Was möchten Sie denn? Den Silbernen? Oder den Schwarzen?“ „Ich möchte bitte den lilanen Kronleuchter, da ganz oben…“ Hoffnungsvoll leuchteten die Augen Uruhas. Der Angestellte schluckte nur. Da oben..? Das Ding hing praktisch vier Meter über dem Boden und er musste da jetzt rauf? Warum zum Henker? Sein Blick wanderte zu dem braunhaarigen Wesen neben ihm und er wusste wieder warum! Nein, es waren nicht NUR die Bambiaugen, es war die Aussicht auf eine Telefonnummer und ein Date. Mindestens! Sonst würde sich die Anstrengung gar nicht lohnen. „Einen Moment, Miss, ich bin gleich wieder da!“ Und im Eilschritt verschwand der so schändliche getäuschte Mitarbeiter um eine Leiter zu organisieren (die einzige Leiter die groß genug war, trug zu diesem Zeitpunkt Aoi…). Ruki hatte es bis jetzt nur in die Haustierabteilung verschlagen. Wer seine Wände selbst bemalen wollte brauchte ja schließlich keine Tapete, oder Fliesen…und Trampoline hatten die hier ja sowieso nicht. Mit großen Augen drückte er seine Nase an der Glasscheibe einer kleinen Schlange platt. Sah cool aus… und pflegeleicht. Er sprang einen Schritt zur Seite und klebte nun am Becken für die Schildkröten. Nee… wozu ne Schildkröte kaufen, wenn man ein Reita in der Wohnung hatte? War doch der gleiche Unterhaltungsfaktor. Aber da! Ruki reckte seinen kurzen Körper so weit wie möglich nach oben. Springmäuse! Oh wie er die kleinen flauschigen Dinger liebte. Man konnte sie in der Kapuze mit sich herumtragen, Uruhas und Aois erschrecken, mit ihnen spielen, kuscheln…Perfekt! Die wollte er. Gedacht getan, Ruki drehte sich wie wild im Kreis. Wo wo wo..? Da. Dort hinten stand eine Leiter. Schon hatte er sie unter den Kasten gezerrt und stand nun Auge in Auge mit den Mäusileins. Aber da war noch immer eine Scheibe… Der Sänger rüttelte und zog an den Gitterstäben bis er ein wohltuendes Quietschen hörte. Er hatte es tatsächlich geschafft die Gitterstäbe aufzubiegen. Jetzt kam aber der schwierigste Teil… Wie zum Henker sollte er denn so eine blöde Maus fangen, während sie aus dem Loch sprang?! Wie wild grapschte Ruki nach den armen Wesen, die an ihm vorbei gen Boden fielen. Und tatsächlich bekam er zwei zu fassen. Eine stopfte er in seine Hosentasche während er die zweite drehte und wendete. „Wo steht denn hier der Preis..? Und n Barcode haben die wohl auch nicht?“ Leicht verwirrt blickte er auf die Maus in seiner Hand. „Naja, die an der Kasse werden es schon wissen, oder?“ Und unbekümmert steckte er auch diese Springmaus zu ihrem Kollegen in die Hosentasche. Kai, im Gegensatz zu allen Anderen, arbeitete sich auf seinem Einkaufszettel ganz nach Plan durch. Er hatte die Fliesen für die Küche, Tapete, sämtliches Handwerkszeug, ein paar Lampen und war nun mit dem Punkt DEKORATION beschäftigt. Und wo geht man da als vorbildlicher Bandleader hin? Genau. In die Posterabteilung, wo die halbnackten Jungfrauen zu kaufen sind. Und wo war unser Kai? Bei den Zimmerpflanzen… „Kokosnuss oder lieber Bananenstaude..? Bananen haben mehr Vitamine als so eine Kokosnuss, also nehmen wir die da. Wo stehen eigentlich die Tomatenpflanzen? Wenn wir schon einen Balkon haben…“ Vorsichtig schob der Drummer seinen Korb in die Gemüseabteilung. „Ah da.“ Vorsichtig hob er eine Pflanze hoch, die ihm jedoch offensichtlich nicht zu gefallen schien, denn er packte sich eine zweite. Und ließ sie wieder fallen. Tomatenpflanzen sollten sich nämlich nicht fellig anfühlen und auch nicht quieken, wenn sie auf den Boden aufschlagen. „Eine Maus…“ Völlig verwirrt starrte er dem armen Tierlein (welches durch Ruki der Freiheit übergeben wurde) nach. „Wenn es hier Mäuse gibt… dann sind die Pflanzen sicher schon infiziert! Oh mein Gott! Ich habe die Pflanze angefasst!“ Wie wild drehte sich der Bandleader im Kreis und suchte fieberhaft nach Desinfektionstüchern in seiner Tasche. Ungeziefer! Wie er es hasste. Tief seufzend wischte er seine Hände ab. So, er hatte jetzt genug von dem Baumarkt. Zeit, seine Kollegen einzusammeln. Und so machte sicher Drummer auf den Weg, nichts ahnend, welch Chaos mittlerweile den Baumarkt beherrschte. ~.~.~ wow ich bin begeistert... es lesen wohl tatsächlich Leute meine FF... ich würd ja jetzt gerne den Schwarzlesern mit etwas tollem drohen, aber dann komm ich mir wie ein Nachahmer vor... ...*gut links und rechts* wer kein Kommi schreibt hat schlechten Sex bis er 30 ist! *die Hände in die Hüften stemmt und fies lacht*nachahmer ist* Kapitel 4: Auf die Plätze, fertig, LOS! --------------------------------------- Warum existierte er? Wo war er und was war mit der Welt um ihn herum geschehen..? Gab es überhaupt intelligentes Leben? Nein, dies ist nicht der Ethikunterricht, es waren die Gedanken, die sich durch Kais Köpfchen schlichen, als er sich vollständig herumgedreht hatte und von der Gärtnerabteilung zurück in den Baumarkt kam. Links von ihm hing ein zappelnder Aoi an dem obersten Regalbrett und versuchte sich selbst vom Fallen abzuhalten, während ein Baumarktangestellter mit einer sehr großen Leiter von dem Unglücksort auf dem Weg zur Lampenabteilung über einen Ruki fiel, der versuchte sich und seine Mäuse vor einem weiteren Angestellten zu beschützen. Weiter zur Rechten bedrohte Reita einen heulenden Jungen mit seinem iPod, wobei der Junge seine Hand hilflos in Richtung Poster streckte. Nicht weiter hilfreich war, dass sich Uruha in besagter Lampenabteilung in allen möglichen Posen von ein paar pubertierenden Hirnlosen fotografieren ließ. Ein schwaches Seufzen entwich Kai. Hier war ein starker Mann gefragt. Einer mit Organisationstalent und einer Peitsche… Einer wie er! „Ruki! Gib die Mäuse den Angestellten, oder ICH werde dein Zimmer einrichten! Nimm die Leiter und hilf Aoi da runter!“ Ohne abzuwarten, ob Ruki auch tatsächlich seinem Befehl folge leisten würde, schritt der Bandleader hinüber zu Reita. „Mein lieber Freund…“zischte er diesem gefährlich ins Ohr, dass er auch sogleich packte und hart daran zog. „Was hab ich dir über deine kommunikativen Fähigkeiten erzählt? Nur weil Uruha nicht schreiend wegrennt, heißt das nicht, dass du mit allen so umgehen kannst!“ Den wimmernden Reita ignorierend marschierte er mit seiner Geisel in Richtung Uruha. Dieser sah das Übel auf zwei Beinen glücklicherweise kommen. „So meine Herren, die Happy Hour ist vorbei!“ Und mit einem freundlich-panischen Lächeln hüllte sich der erste Gitarrist wieder in seinen Mantel. „Dein Glück, Uruha… Sonst hätte es für dich die nächste Woche nur Pizza gegeben.“ Sauer schnaufte der Leader, während sein anderes Opfer angesichts der Bleiche Uruhas gehässig kicherte. Dies wurde gleich mit einem kräftigen Zug an dem so schon malträtierten Ohr bestraft. „Wenn der Herr sich so darüber freuen kann, wird er auch die nächste Woche Küchendienst schieben.“ Reita konnte nur japsen. „Was?! Aber..! Ich bin doch keine Hausfrau! Seh ich aus wie eine Hausfrau?!“ „Naja, mit Schürze vielleicht…“ Jetzt war es an Uruha glücklich in die Welt zu strahlen. „Oh, ich glaube Aoi hat wieder festen Boden unter den Füßen.“ Der Leader nickte zustimmend. „Gut, dann schnappt sich jetzt jeder seinen Einkaufswagen und wir gehen geschlossen zur Kasse. Wer aus der Gruppe ausbricht, macht die nächsten drei Wochen Mülldienst.“ Da keiner der Jungs wirklich scharf darauf war, die Unmengen an Müll herumzutragen, marschierten auch alle brav zur Kasse und aus dem Baumarkt hinaus. Hier stellte sich ihnen jedoch ein weiteres Problem in den Weg. Wie bekam man den Inhalt von fünf vollen Einkaufswagen zusammen mit einer Band in einen altersschwachen Toyota? „Äh…“ Kai blickte den Wagen etwas verzweifelt an, bevor er sich zu seinen Kollegen herumdrehte. „Wer von euch hat alles einen Führerschein?“ Unbekümmert drehte der Kleinste seine Maus in den Händen. „Ich nicht. Hatte noch keine Lust dazu.“ „Ich auch nicht.“ Schloss sich Aoi an. „Hat sich nie gelohnt und irgendwie sind mir die Straßen hier sehr unheimlich.“ Hoffnungsvoll blickte der Leader seinen Bassisten an. „Und du..? Bitte lass mich nicht auch noch im Stich.“ Reita grinste großkotzig. „Ich hab. Und der Blondi hier neben mir hat auch einen.“ „Echt?“ Sofort richteten sich acht Augen auf den ersten Gitarristen, der sich offensichtlich sehr unwohl in seiner Haut fühlte. „Sch-Schon, aber ich … ich will nicht. Hört mal, ich bin seit fünf Jahren nicht mehr gefahren. Ich weiß gar nicht mehr, wie das überhaupt geht!“ „Ist schon ok…“ Kai lächelte den verstörten Jungen aufmunternd an. „Ich besorge einen Lieferwagen und karre unser Zeug nach Hause und Reita bringt euch heim. Ok? Gut! Also bis dann!“ Und ohne eine Antwort abzuwarten stürmte der Drummer wieder zurück in den Baumarkt. Ruki und Aoi blickten sich vielsagend an. „Ich wette mit fünf Schokoriegeln, dass wir einen Unfall bauen.“ „Gut, ich halte mit 10 dagegen. Wir werden nicht mal vom Parkplatz kommen.“ Und somit kletterten die Beiden auf den Rücksitz und warteten auf die Dinge die noch kommen werden. Die beiden anderen Bandmitglieder hatten derweil ganz andere Probleme. „Uruha, du fährst.“ Dieser blickte den Bassisten an wie das 12. Weltwunder und regte sich nicht mehr. „Keine Widerrede, Ruha. Ich sagte, du fährst. Na los.“ Und somit schob der Teppichfetzenträger seinen besten Freund in Richtung Fahrertür. „A-Aber..!“ „Na na na… Ich helfe dir auch. Du musst wirklich wieder fahren, sonst verlernst du es doch ganz. Ich will nur das Beste für dich, glaub mir.“ Warum empfand es der erste Gitarrist sehr schwer, dieser Aufforderung nachzukommen..? Unsicher setzte er sich hinter das Lenkrad und starrte es wenig freundlich an, während sich sein Langzeitkumpel auf dem Beifahrersitz einnistete. „Ey, Moment! Ich dachte Reita fährt? Ich mag mein Leben, wisst ihr? Nichts gegen dich Ruha, aber…“ Mit einem giftigen Blick stoppte der Bassist den Redeschwall Rukis. „Kannst du mal die Klappe halten? Uruha ist kein schlechter Autofahrer.“ Das Gesprächsthema wusste nicht so genau ob er jetzt anfangen sollte zu heulen oder sich geschmeichelt zu fühlen. Also was hatte der Fahrlehrer damals gesagt..? Anschnallen, Spiegel ausrichten und Schlüssel ins Schloss. „Na geht doch, Bohnenstange.“ Reita grinste über beide Backen. „Dann fahr mal los.“ Vorsichtig legte Uruha den Rückwärtsgang ein begann, langsam aus der Parklücke zu fahren. „Ok, ich wette, wir kommen ende nächster Woche zu Hause an.“ Genervt legte Ruki den Kopf in den Nacken. „Kannst du nicht schneller fahren? Die Schnecke da drüben hat uns sicher gleich überholt…“ „Klappe, Ruki!“ zischte Uruha angespannt. „Solche wie du sind der Grund, warum ich keine Autos fahren will!“ Endlich waren sie aus der Parklücke raus und steuerten die Ausfahrt des Parkplatzes an. „Reita? Wo ist hier der Blinker?“ … „Reita?!“ Entsetzt musste der Gitarrist feststellen, dass seine angebliche Stütze eingeschlafen war. „Reita!!“ Heftig rüttelte Uruha an dem Arm des Bassisten, jedoch ohne Erfolg. „Scheiße! Hinter mir kommen sie und ich kann nicht anhalten! Argh!“ Verzweifelt drückte er sämtliche Knöpfe, erreichte jedoch nichts anderes, als die Scheibenwischer zu betätigen. Die Panik hatte mittlerweile auch die Rückbank ergriffen. Während Aoi verzweifelt versuchte Reita zu wecken, gab Ruki Hilfestellung. „Nein, nicht der Knopf! Versuch den drüber! Guck auf die Straße, da ist ein Busch!“ „Reita! Wach auuuuf!! Ich will nicht sterben! Reita!“ Jetzt gab es kein zurück mehr. Ob mit Blinker oder ohne, Uruha schloss einfach ganz fest die Augen und kurbelte am Lenkrad. „JA! Wir sind auf der Straße! Uruha..? Uruha!!! Augen auf, verdammt!“ „Aaaah!!“ ~:~:~ Oh ja, das hatte ihm gut getan. Genüsslich streckte sich der Bassist und gähnte herzhaft. „Sind wir schon da?“ Erfreut und gut gelaunt öffnete er die Augen und stellte fest, dass sie vor ihrem Haus in ihrer Stammlücke standen. „Na bitte! Ich sag doch, dass du fahren kannst, Ruha.“ Grinsend blickte er zur Seite. „Ruha..?“ Der angesprochene saß stocksteif auf dem Fahrersitz und klammerte sich ans Lenkrad, als würde sein Leben davon abhängen. Nun, das hatte es sicherlich, nicht all zu lang vorher. Leicht besorgt drehte der Bassist den Kopf zur Rückbank und musste feststellen, dass seine beiden anderen Kollegen auch noch im Wagen waren, jedoch anders, als er sie zuletzt sah, bevor er eingeschlafen war. Ruki hockte auf Aois Schoß und beide hatten die Arme so fest umeinander geschlungen, dass sie schon blau in den Gesichtern waren. Sie zitterten genau so stark, wie ihr Fahrer und hatten die Münder und Augen immer noch zu einem stummen Schrei weit aufgerissen. „Äh… Leute? Alles ok bei euch..?“ So schnell konnte der arme Reita gar nicht gucken, wie alle drei aus ihrer Starre erwachten und begannen mit den Fäusten auf ihn einzuschlagen. „Arschloch!“ „So viel zu, ich helfe dir!“ „Wegen dir sind wir fast gestorben!“ „Ekliger Schnarchsack!“ Das Geschimpfe war scheinbar endlos und während eines besonders heftigen Rippenstoßes seitens des ersten Gitarristen begann sich der Teppichfetzenträger zu fragen, ob das mit dem Auto fahren vielleicht doch keine so gute Idee war… Kapitel 5: Schokoriegel oder Wer hat die schmerzlindernde Salbe gesehen? ------------------------------------------------------------------------ Sorry, dass so lange nichts mehr kam, aber Uni is a bitch... _________________________________________________________________________.... „Hey, Schmalzlocke! Was macht dein Glitterspiegel in meinem Zimmer?!“ Wütend stapfte das Reirei aus seinem Zimmer, einen kleinen, mit bunten Perlen beklebten Handspiegel in einer Hand. „Ja?“, „Was?“ Aus zwei verschiedenen Zimmern blickten ihn die Gitaristen leicht verwirrt und genervt an. „Äh… Ich meine Blondi da drüben! Wenn du dich schon wie eine Epidemie im Bad ausgebreitet hast, musst du das nicht noch bei mir tun.“ Und in hohem Bogen flog der kleine süße Spiegel durch den Flur, genau auf die Kiste in Uruhas Hand zu. Dumm war nur, dass sich Ruki genau in der Flugbahn befand. „Au!!“ Entsetzt schrie der Kampfzwerg auf, als sich der Griff schmerzhaft in sein Ohr bohrte. „Reita! Warum?! Ich hab dir doch immer so tolle Bilder auf deinen Gips gemalt! Wie kannst du mir das antun? Ich dachte immer, du hast mich lieb!“ Links und eigentlich auch rechts von dem Schlechtwetterzwerg (er konnte rechts jetzt nichts mehr hören) erklang schadenfrohes Gekicher. „Uh, das klingt wie ein altes Ehepaar…“ Aoi konnte sich einen dummen Kommentar einfach nicht verkneifen, jetzt, wo Reita wieder in seinem Zimmer verschwand. „Ach?“ Wütend fuhr der Kleinste zu dem zweiten Gitarristen herum. „Und ihr zwei seid die Ausgeburt eines feuchten Teenietraums!“ Dieses Kommentar hatte nicht den durchschlagenden Erfolg, den es haben sollte, aber die Gitarristen so verwirren zu sehen war auch nicht sooo schlecht. „Und? Können wir dann alles runtertragen? Der Möbelwagen kommt in einer halben Stunde…“ Kais hochgezogene Mundwinkel schliefen ihm mitten im Satz ein. „Warum trägt Uruha noch die Lockenwickler und die Häschenpantoffel..? Und warum hat Ruki immer nur noch seine Boxershorts an..?“ Hilfesuchend drehte sich der Leader zu Aoi um. „Warum hast du Gurken im Gesicht?!“ Alles was man in dieser umwerfenden Stille hörte, war das Krachen und Fluchen aus Reitas Zimmer. Der Leader- Verzweiflungsschrei war noch in Timbuktu zu hören. „Ok, anders! Ruki, zieh dir was an! Sofort! Aoi! Wisch dir den Kram aus dem Gesicht und PACKE! Und du!“ Panisch schubste er den völlig verwirrten Uruha zurück in sein Zimmer. „Lass die Ordnung Ordnung sein und hau alles in die Kartons, ja? Gut“ Er wartete gar nicht auf eine Antwort, sondern düste in Reitas Zimmer. „Du…“ Kai blieb die Spucke im Hals stecken. „Reita..? Wo bist du?“ Alles was der Drummer vor sich sah, waren Trümmer. An einigen klebten noch Fetzen von den Lieblingsplakaten, die der Bassist so mühevoll und wenig ordentlich an seine alte Schrankwand geklebt hatte. … Moment. Schrankwand? „Oh mein Gott! Reita! Lebst du noch?! Gib ein Piep von dir!“ Und mit einem geübten Rettungsschwimmersprung warf sich der gute Kai auf den Trümmerhaufen und warf die Teile nur so um sich. „Kaiiii…“ Ein gepresster Laut entwich dem Opfer unter dem jungen Drummer. „Reita?! Soll ich einen Arzt holen?“ „Ja… denn du STEHST AUF MIR DRAUF!“ „Oh…“ Leicht beschämt kletterte der Hausmann von dem zerzausten Bassisten herunter. „Was hast du mit deinem Zimmer gemacht?“ „Na zusammengepackt. Was denn sonst?“ Sorgfältig klopfte er sich den Staub und die Holzsplitter von den Sachen. „Äh… gut. In einer halben Stunde müssen alle …Kartons… unten sein. Möbelwagen und so. Du weißt schon.“ Und erstaunlich normal nickte der Bassist und blickte seinen Vorgesetzten ernst an. „Hab schon verstanden. Bei den Weicheiern in dieser WG… Ich werde dann alles runter tragen.“ Gut, so war das auch wieder nicht gemeint gewesen, aber wenn sich der Supermann schon mal als Packesel anbot… „Aber übernimm dich nicht. Du bist ja nicht Herkules.“ Währenddessen waren die drei anderen Musikgötter tatsächlich mit Packen beschäftigt, jeder auf seine glorreiche Weise: Während Aoi seine ganzen wertvollen Porzellanpuppen sorgfältig in seine Socken einwickelte und sie wahlweise in zehn verschiedene Kartons zwischen Notenhefte und Schminke einbettete, hatte der Schlechtwetterzwerg die Ratschläge vom guten Kai in den völlig falschen Hals bekommen. Aber wie das so ist, man hört nur, was man auch hören will, ließ er die Ordnung Ordnung sein. Mit einer Hand hielt er den Karton zu seinen Füßen am Platz während er den geöffneten Schrank in den günstigsten Winkel verschob, damit alles ganz wunderbar und wie von alleine im Karton landete. Es war eine völlig neue und sehr zeitsparende Methode. Und Ruki war wirklich sehr stolz darauf. Jetzt noch etwas zurechtschütteln, ganz nach dem Kaffee in der Büchse- Prinzip und fertig. Klebeband drauf. Ganz toll. „Ich bin Weltklasse.“ Zufrieden nickte er sich im Spiegel im Flur zu. „Kai, ich bin fertig! Krieg ich jetzt einen Schokoriegel? Bittteeeeee!“ Der Leader kam gerade aus der Küche, auf den Kleinsten zugelaufen. „Das ist ja toll, Ruki. Ehrlich, find ich klasse. Aber die Schokoriegel hab ich leider schon eingepackt und ich weiß nicht mehr welche Kiste.“ Die großen Bambiaugen, die ihn daraufhin, gefüllt mit Tränen, anblickten, juckten ihn in keinster Weise. Das war er schon gewohnt. Genau wie hier und da etwas flunkern. Die Schokoriegel waren nämlich nicht im Karton gelandet, sondern im Mülleimer, der ganz unten auf dem Hof unter ihrem Küchenfenster stand. Was Kai doch nicht alles tat um das Leben seiner Freunde zu retten! Just in diesem Moment hörte unser Leader-sama den Möbelwagen hupen und somit war jetzt alles egal. „Leute!!! Kisten schnappen und runter damit! Das ist ein Befehl!“ „Aber ich bin doch noch gar nicht fertig…“ Besorgt blickte Uruha aus seiner Tür. „Ihr fahrt doch nicht ohne mich los, oder..?“ „Natürlich! Den letzten fressen die Hunde!“ Mit einem riesigen Grinsen im Gesicht bückte sich Reita um drei aufeinander gestapelte Kisten auf einmal hochzuheben. Leider blieb es nur bei dem Versuch. Wie ein Irrer zerrte er an den Griffen des untersten Kartons, das Gesicht feuerrot und vor Anstrengung verzerrt. Es war ein Kampf! Mann gegen Karton, David gegen Goliath! Und am Ende siegte doch tatsächlich der Reita. Mit einem Grunzen erhob er sich, mit den Kartons!, und bewegte sich schwankend auf den Teil der Wohnung zu, in dem er die Haustür vermutete. Sehen konnte er jetzt nämlich nix mehr. „Wo..?!!“ „Ja, genau! Immer gerade aus und nach drei Schritten rechts abbiegen, bitte.“ Strahlend blickte Aoi von seinem Stuhl im Flur herab, um Reita ein bisschen zu unterstützen, wenn er schon seine Plattensammlung durch die Gegend trug. Er selbst war gerade damit beschäftigt, den teuflischen Spiegel abzuhängen. Irgendwer, und er wusste wirklich nicht mehr wer von ihnen es gewesen war, hatte das Teil so dermaßen fest an die Wand gehängt, das es ein Wunder war, wenn er es noch in diesem Millennium schaffen sollte. „Und Reita, geh sorgfältig mit den Kisten um! Da ist dein Bass drin!“ Kichernd stellte er am Geräuschpegel fest, dass ihm der Bassist die Lüge wirklich abkaufte. Plötzlich war es nämlich totenstill im Treppenhaus. „Hey, Ruki. Ich wette mit dir, dass Reita über die Fahrräder im dritten Stock stürzt.“ Der Schlechtwetterzwerg strahlte herausfordernd zu Aoi hinauf. „Ich halte mit der Waschmaschine im Vierten dagegen! Drei Schokoriegel.“ Aoi grinste. „Top, die Wette gilt.“ Grinsend schlugen die beiden ein. „Den Mist könnt ihr vergessen. Ich hab alles letzte Woche wegräumen lassen. Und warum tragt ihr nix herunter?“ Mit den Fäusten in den Seiten blickte ihr Chef streng zu den beiden hinauf. „Äh…also… Warum? Soll es doch Reita machen. Der hat schließlich damit angegeben. Und wieso boykottierst du unsere Wette? Das ist echt gemein. Guck dir nur Ruki an. Der heult gleich.“ Anklagend deutete der schwarzhaarige Gitarrist auf den Kleinsten. „Ach sei ruhig, Ruki! Ich hab die letzte halbe Stunde damit verbracht Uruha glaubhaft zu versichern, dass wir ihn nicht hier allein lassen! Wer hat ihm eigentlich schon wieder so einen Mist erzählt? Ihr solltet euch was schämen!“ Mit schämen war nicht viel. Die beiden vor ihm rollten auf dem Boden vor Lachen. „Na…Na gut! Dann kann er halt in der Waschkammer schlafen!“ Und wieder brüllten die Beiden los vor lachen. Bei so viel Idiotismus konnte Kai nun auch wieder nix machen. Genervt seufzte er auf. Warum war er nicht auch so niveaulos? Dann hätte er wenigstens weniger Kopfschmerzen. „Selber Idioten!“ Mit erhobenem Haupt stolzierte Uruha, eine Kiste in der Hand, an dem Gazette-Haufen im Flur vorbei. Egal was sie sagten, er war immer noch der Schönste. „So, meine Herren.“ Entschlossen sah der Oberaufseher seine beiden verblieben Opfer vor sich an. „Weil ihr so liebenswert zu eurem Gitarristen wart, dürft ihr jetzt seine Kartons herunter tragen.“ „Was? Aber..!“ Kein Gemecker half da noch. Kai hatte seine Entscheidung getroffen. Entschlossen packte er Aoi an dem einen und Ruki an dem anderen Ohr und schleifte sie hinter sich her in Uruhas Zimmer. Dort traf sie alle der Schlag. Fast jeder Zentimeter war mit Kiste gefüllt! Bis unter die Decke stapelten sie sich. „Oh mein Gott…Was hat der denn alles für Sachen..?“ Aoi blieb der Mund offen stehen, bis ihn die Erkenntnis traf. Sie mussten zu Zweit diese Millionen von Vierecken sieben Etagen herunter tragen! Und irgendwie mussten sie ja auch wieder die Treppen hinauf! „Kaiiii!!!“ Beide heulten gepeinigt auf. „Das ist doch nicht dein Ernst!“ Und wie es sein Ernst war… Unter dem Mörderlaserblick griff Aoi nach der ersten Kiste und wäre fast hinten übergefallen. Er hatte so sehr damit gerechnet, dass er die Kiste kaum hochheben könnte und war von ihrer eigentlichen Leichtigkeit mehr als nur auf dem falschen Fuß erwischt worden. „Wa..?!“ Auch Ruki hatte diese Erfahrung gemacht, war allerdings wirklich hinten über gefallen. „Was hat der den bitte gepackt? Luft oder wie?!“ Beherzt riss Ruki seine Kiste auf. „… Nee oder? Der hat hier ein ganzes Paar Schuhe drin.“ Enttäuscht und anklagend hielt er die weißen Lederschuhe hoch. „Hat der etwa auch seine Unterhosen einzeln verpackt?“ Aoi war schon wieder am Brüllen vor lachen, wurde aber wenig liebevoll von ihrem Leader abgehalten. „Dann packt so schnell wie möglich alles aus den anderen Kisten in die hier und tragt runter! Oder ihr werdet es bereuen, mein Wort drauf…“ Verschüchtert starrten Ruki und Aoi ihrem Herren nach. So gruselig war der ja wirklich noch nie gewesen… Kai seufzte erleichtert. Endlich hatten sie die Kartons aus ihrer Wohnung vor der Haustür gestapelt, die dort von fleißigen Umzugsleuten in empfang genommen wurden. Wie sich herausgestellt hat, hatten genau sechs Kartons gereicht um alle Habseligkeiten Uruhas zu verstauen, was ihnen wohl und wahrscheinlich fünfzehn Leere beschert hatte. Jetzt, wo ihre Wohnung endlich leer war und die zwei Kindsköpfe Aoi und Ruki neben ihm auf dem Fußweg einen Kitzelmarathon gestartet hatten, hatte er selbst wieder genug Zeit und Muse sich mit anderen Dingen zu beschäftigen. Und das erste, was ihm auffiel war, dass er Uruha und Reita schon seit Stunden nicht mehr zu Gesicht bekommen hatte. „Ähm, Jungs? Hat einer von euch einen Typen mit nem Stofffezten im Gesicht gesehen? Oder einen jungen Mann der auch als Mädchen locker durchgehen könnte? Braune Haare?“ Hilfesuchend blickte Kai einen der Möbeltypen an. Dieser nickte. „Ja, die zwei sitzen da hinten in dem Auto auf dem Rücksitz und machen komische Sachen. Was weiß ich nicht, wollte nicht genauer hinschauen.“ Dieses Kommentar ließ Kai trocken schlucken. Ob aus Frust oder Unsicherheit, was die beiden da wirklich taten konnte er selbst nicht wirklich sagen. Vorsichtig ging er um den Möbelwagen herum und näherte sich ihrer alten Schrottvettel. Diese Ruckte seltsam und ab und zu konnte man ein Grunzen hören. Kai brach der kalte Schweiß aus! Taten die da drin wirklich das, wonach es aussah? War die Sandkastenfreundschaft der beiden doch mehr, so wie das Klatschblatt öfter behauptet hat?! Plötzlich ging eine der Türen auf und ein recht zerknittert aussehender Uruha kroch heraus. „Kai! Hast du zufällig die Wundsalbe irgendwo gesehen? Reita hat sich einen ganz schönen Hexenschuss gehoben…“ __________________________________________________________________________ wer schön kommentiert bekommt n keks. -^.^- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)