A dream beyond words von Chimi-mimi (Assoziatives Schreiben) ================================================================================ Kapitel 1: Assoziation 01 - Closed door, open door -------------------------------------------------- Es gab weder Klingel noch Türklopfer, so klopfte Shikamaru zögernd an der Tür. Er fühlte sich unwohl dabei und sicherte sich noch einmal ab, dass ihm niemand gefolgt war. Dann lauschte er, konnte aber keine Schritte vernehmen, also pochte er noch einmal mit seinen Knöcheln gegen die Tür. Er fragte sich, was Tsunade von dem Hausbewohner wohl wollte und betrachtete nachdenklich die versiegelte Schriftrolle in seiner Hand. Warum hatte sie wohl so betont, dass niemand von seinem Auftrag erfahren durfte? Oberste Geheimhaltung, absolutes Stillschweigen. Das war wohl wirklich eine besondere Mission. Wie nervig. Warum musste ausgerechnet er das machen? Shikamaru klopfte ein weiteres Mal laut an der Tür. Ihm reichte es, vor allem, weil er jetzt auch noch im Regen stand. „Hallo?“, rief er zu einem der hohen, verschmutzten Glasfenster hinauf und fragte sich erneut, warum er noch nie etwas von diesem Haus gehört hatte. Dabei fiel es definitiv auf. Selbst in der Halbdämmerung, bei den grauen Regenwolken und dem Efeu, der es verdeckte, konnte man die Pracht des Baues erkennen. Shikamarus Meinung nach glich das Haus eher einer verwunschenen Burg mitten im Wald. Die mächtigen Steinmauern, die hohen, fein ausgearbeiteten Fensterbögen, das verwitterte Holztor, das Tsunade als Tür bezeichnet hatte… “Shizune, lass uns bitte allein.“, bat die Hokage ungewohnt ernst und sah ihre Assistentin bittend an. Kurze Zeit später waren sie alleine in dem großen Büro. „Shikamaru, ich habe einen besonderen Auftrag für dich. Er ist ungewöhnlich und unterliegt der Geheimhaltung.“ Der Shinobi nickte nur schweigend, wartete lieber die weiteren Ausführungen ab. „Es geht um diese Schriftrolle hier.“, Tsunade legte ihre Hand auf eine versiegelte Rolle, „Du sollst sie überbringen.“ „Wohin?“ „Im Wald nördlich von Konoha liegt ein verstecktes Haus. Hier ist eine Wegbeschreibung, präge sie dir bitte gut ein und zerstöre sie dann.“, Shikamaru betrachtete die Zeichnung genau, merkte sich den Weg und nutzte dann ein Jutsu, um das Papier aufzulösen. „Sehr gut. Jetzt nimmt die Schriftrolle an dich und mache dich auf den Weg.“, Tsunade sah ihn ernst an, „Sprich mit niemanden über deinen Auftrag, das Haus oder dem Bewohner. Erzähle ihnen, ich habe dir einen Tag freigegeben und dich gezwungen, auszuspannen, erzähle deinen Freunden irgendetwas, nur sag ihnen nicht die Wahrheit!“ Was gab es hier schon groß zu erzählen? Ein zugegeben schönes Haus mitten im Wald. Was sollte daran besonders sein? Vielleicht ja das Innere, aber Shikamaru glaubte nicht daran, das Haus heute noch zu betreten. Nach weiteren fünf nasskalten Minuten beschloss er heimzugehen und am nächsten Tag noch einmal zurückzukehren. Als er ein paar Schritte gelaufen war, knarrte plötzlich hinter ihm die Tür. Shikamaru drehte sich um und sah gerade noch, wie sie ohne menschliche Hilfe aufschwang. Unruhig sah er sich um und überprüfte die Umgebung, doch er konnte kein feindliches Chakra ausmachen, also musterte er unschlüssig die Tür. Sollte er reingehen? Das Ganze erinnerte Shikamaru an diese Gruselromane, die seine Mutter so gerne las. Eine Tür ohne Klopfer und Klingel, die sich auch noch von ganz allein aufschwang, ein altes verkommenes Haus mitten im Wald… Allerdings glaubte er weder an Geister noch an solche gruseligen Geschichten, daher betrat Shikamaru ohne große Sorge das Haus. „Hallo? Ist hier jemand?“, auch das klang wie aus einem Roman, aber das interessierte ihn nicht sonderlich. Er war viel faszinierter von der riesigen Eingangshalle, die über und über mit Staub bedeckt war. Man konnte den Marmor noch erahnen, sich die edlen Skulpturen unter den Spinnweben vorstellen, den ursprünglichen Charme der Halle fühlen. Fasziniert betrachtete Shikamaru die geschwungene Treppe, doch ein Geräusch von einer der vielen Türen schreckte ihn auf. „Wer ist da?“, fragte er barsch, bekam jedoch keine Antwort. Doch er wusste, dass jemand hier sein musste, denn auf dem staubigen Fußboden hatte er frische Fußabdrücke entdeckt, denen er nun folgte. Nachdem er den langen Flur durchquert hatte, gelang er an eine angelehnte Tür, von der aus ein schwacher Lichtschein zu erkennen war. Vorsichtig und möglichst leise drückte Shikamaru die Tür auf und war überrascht. Er stand in einer sauberen gemütlichen Küche und wurde von einem strahlenden alten Mann begrüßt. „Herzlich Willkommen! Hat Tsunade dich geschickt?“, der Alte schien sich richtig zu freuen, „Endlich mal wieder Besuch! Möchtest du Kaffee, Tee, Sake? Ein Stück Kuchen? Eine Waffel?“ Verneinend schüttelte Shikamaru den Kopf, er brauchte einen Moment um sich wieder zu fangen. Vielleicht hatten ihn die Romane seiner Mutter doch zu sehr beeinflusst… „Ich soll Ihnen diese Schriftrolle übergeben.“, er hielt dem alten Mann die Rolle hin. „Nanu? Was will Tsunade wohl?“, fragte dieser verwundert und las die Nachricht, „Schon wieder Geld? Dieses Kind. Immer das Gleiche.“ Kind? Die Hokage? Sie sah zwar jung aus, aber Naruto hatte schon Recht, wenn er sie Oma nannte. „Ah, sie hat es dir garantiert nicht gesagt, oder?“, neugierig beugte sich der alte Mann vor, „Ich glaube nicht.“ „Was gesagt?“, fragte Shikamaru unwillkürlich zurück. „Ha! Wusste ich es. Du musst wissen, Tsunade ist meine Tochter.“, lächelnd richtete der Alte einen Teller voller Kekse, „Du fragst dich sicherlich, warum ich hier draußen wohne. Ohne Kontakt nach Konoha, ganz alleine im Wald. Nun… Ich wollte es so. Das Dorf ist mir zu groß geworden, zu viele Menschen. Ich liebe die Einsamkeit, ich liebe es den Vögeln zuzuhören, dem Rauschen des Windes in den Blättern.“ Er unterbrach sich kurz und schaute verlegen zu Shikamaru auf. „Ach, ich plappere schon wieder. Ich bin zwar gerne allein, aber jeder Mensch braucht mal Menschen, um mit ihnen zu reden.“ Da war noch vieles, das Shikamaru nicht verstand, aber er wollte nicht unhöflich sein und schwieg lieber. „Ja, ja, seit Tsunade Hokage ist, hat sie kaum noch Zeit.“, suchend kramte der alte Mann in einer Schublade und zog schließlich einen vollen Beutel hervor, „Aber für das Grab ihrer Mutter sorgt sie gut. Ah, hier ist es ja. Du musst wissen, jedes Jahr schickt sie einen verschwiegenen Shinobi vorbei, der das Geld für die Blumen abholt und der mich ein bisschen unterhält. Sie ist eine gute Tochter.“ Sanft lächelnd überreichte er Shikamaru das Geld. „Sie hat meinen Wunsch alleine zu leben nur sehr schwer akzeptiert. Und auch, dass niemand von meinem Leben hier erfahren soll. Du verrätst doch nichts, oder?“, bittend sah der alte Mann ihn an. „Nein. Das setzt mein Auftrag voraus.“, antwortete Shikamaru schlicht. „Es tut mir Leid, ich muss jetzt gehen.“ „Vielen Dank! Wenn du möchtest, kannst du jederzeit wieder vorbeikommen.“ Der Alte drückte ihm noch eine Tüte mit Keksen in die Hand. „Die Tür hier geht nicht so schwer auf, ich brauche immer Minuten, bis ich die Vordertür offen habe“, er wies auf eine kleine schlichte Holztür, „Pass auf dich auf! Und lass dir die Kekse schmecken.“ Shikamaru war völlig verblüfft. Der alte Mann, der auf ihn wie ein Wirbelsturm gewirkt hatte, stand in der Tür und winkte ihm hinterher. Tsunades Vater lebte in Konohas Wäldern. Er musste lächeln und hob dann die Hand um zurückzuwinken. Das war wirklich eine interessante Mission gewesen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)