Vollmond von Kasperkind ================================================================================ Kapitel 2: Alltagsgeschichten ----------------------------- „Nicht DIESES, Potter....“ Severus Snape knurrte gereizt. Hatte dieser unfähige Kerl doch schon wieder die Alraunen vor den Eidechsenschwänzen in seinen Trank geworfen, sodass das Gebräu, welches nun in dem Kessel vor ihnen blubberte nur noch eine nutzlose Pampe war. „Sie werden ihre Prüfungen niemals schaffen, das wissen Sie so gut, wie ich.“, zischte der Tränkemeister dann und linste angeekelt auf die kochende, grau-gelbliche Brühe vor sich. „Entsorgen Sie das, Potter- und zwar SOFORT!“ Anschließend setzte er seine Kontrolle der Versuchsanordnungen fort, nickte hier und da zustimmend, während er an anderen Stellen lediglich resignierend den Kopf schütteln konnte. Ganz so genau konnte er es heute jedoch nicht nehmen, denn seine Gedanken waren bereits den ganzen Morgen schon an einem völlig anderen Ort... Warum nur war Remus heute morgen so seltsam gewesen? Er hatte fast geweint und war wie im Fieber, als er aufgewacht war. Und dann dieses fluchtartige Verlassen des Raumes... Der Andere verschwieg ihm doch irgendetwas, dessen war sich Severus ganz sicher! Aber weshalb? Was war so schrecklich, dass Remus es ihm nicht sagen konnte? Oder wollte? Warum war Lupin heute morgen vor ihm davongerannt? Ob es tatsächlich an dem Traum lag, den der Andere heute morgen gehabt hatte...? Oder war es doch etwas anderes? Sie waren noch nicht lange zusammengekommen, Remus und er. Etwa zwei Monate. Ob der Andere die Nase bereits wieder voll von ihm hatte? Vielleicht hatte er ja festgestellt, dass er in Wirklichkeit doch nichts für ewig miesgelaunte Riesenfledermäuse übrig hatte. Vielleicht war alles auch nur ein bösartiges Spiel, mit dem er – Nein! Niemals! Soetwas würde Remus niemals tun. Oder doch...? „Nein, verdammt! Was zum Henker soll das werden, Longbottom?!“, fauchte Snape den jungen Longbottom an, welcher gerade dabei war, Akelei und Fingerhut unter seinen Trank zu mischen. Schnell unterband der Tränkemeister dies jedoch, indem er dem anderen einfach das Kraut aus den ungeschickten Händen riss. „Wollen Sie jemanden mit diesem Trank verhexen, Longbottom, oder ihn damit UMBRINGEN?“ Er schenkte dem Jungen einen vernichtenden Blick, woraufhin dieser prompt ins Stammeln geriet. „Nein, äh... Ich, äh... E-Entschuldigung, Sir...“, murmelte Longbottom und fing vor Angst beinahe an zu weinen. Zumindest hatte es den Anschein, denn die Stimme des Jungen war nicht viel mehr, als ein kleinlautes, weinerliches Quietschen. „Machen Sie das nochmal.“, sagte der Tränkemeister dann kühl und hexte mit einem Zauberstabstreich Longbottoms Kessel leer, „ Und diesmal verwenden Sie dafür gefälligst Ajuga Reptans und Weißdorn, ehe ich Sie dazu zwinge, das Ganze an sich selber auszuprobieren!“ Mit diesen Worten machte er sich wieder auf den Weg nach vorn zu seinem Schreibtisch, ließ sich dort auf seinem Stuhl nieder und begann irgendetwas auf ein Stück Pergament zu kritzeln, welches dort vor ihm lag. Unterdessen erläuterte Remus Lupin den diesjährigen Siebtklässlern gerade den Unterschied zwischen Nebelschleichern und Gespenstern. Nicht ganz ungefährlich, doch die Schüler schienen seine Anweisungen sehr gut verstanden zu haben, und erledigten ihre Aufgaben nahezu problemlos. Einzig ihr Lehrer schien heute etwas sehr zerstreut zu sein, wie einem der Schüler sofort auffiel. „Alles in Ordnung, Professor Lupin?“, fragte der Junge besorgt. „Wie? Oh! Oh, ja... Natürlich, Mister Weasley.“ Remus zwang sich zu einem freundlichen Lächeln, wenngleich ihm im Moment auch kaum der Sinn danach stand. Bei Merlin! Er hatte ihn tatsächlich angelogen, hatte zu Severus gesagt, dass alles in Ordnung sei... Dabei war nichts in Ordnung! - Überhaupt gar nichts!! Remus schalt sich im Stillen einen Narren. Er hätte es ihm sagen sollen. Severus hatte mit Sicherheit bemerkt, dass etwas nicht stimmte, und machte sich nun vermutlich seinetwegen Gedanken, was es sein könnte, schließlich war der Tränkemeister ja nicht dumm. Im Gegenteil. Remus bewunderte Severus Snape für seine Intelligenz und seine geistige Stärke, die er trotz der Quälereien durch James und Sirius niemals verloren zu haben schien. Schon seit ihrer gemeinsamen Schulzeit fragte Lupin sich, wie der Slytherin dies schaffte. Wäre er selbst damals an seiner Stelle gewesen, wäre er jetzt vermutlich nicht hier, sondern säße neben irgendwelchen geistigen Versuchskaninchen in St. Mungos... „Professor Lupin!“ Loreana Kasps Stimme riss ihn unsanft aus seinen Gedanken. Das Mädchen stand mit verschränkten Armen vor ihm und musterte ihn mit skeptischem Blick. Scheinbar musste auch sie das innere Gefühlschaos des Professors bemerkt haben, denn kaum hatte sie seine ganze Aufmerksamkeit, fing sie auch schon an, ihm ziemlich den Kopf zu waschen. „Ist wirklich alles in Ordnung mit Ihnen, Professor?“, fragte sie und fixierte Lupin mit ihren stahlblauen Augen. „Sie sind schon den ganzen Morgen so merkwürdig. -Sagen Sie, Professor: Geht es ihnen nicht gut? Haben Sie vielleicht schlecht geschlafen? - Oder ist es doch etwas ganz anderes? Haben Sie sich etwa mit Professor Snape gestritten?“, fragte sie dann mit gesenkter Stimme, sodass nur sie beide es hören konnten. Die Gryffindor war eine der wenigen eingeweihten Personen hier in Hogwarts, die von Lupins und Snapes Zusammensein wussten. Sie und ein paar andere hatten es durch Zufall erfahren, als sie allesamt bei Snape Nachsitzen mussten, und Remus diesem seltsamer Weise dabei geholfen hatte, den anstehenden Papierkram zu erledigen... Selbstverständlich hatte der finstere Professor ersteinmal einen riesen Aufstand gemacht, und den Jugendlichen gedroht, dass er ihnen alle Hauspunkte auf einmal abzog und sie durch die nächsten zwanzig Prüfungen würde fallen lassen, wenn sie irgendjemandem etwas davon verrieten, doch nachdem Remus ihm klargemacht hatte, dass dies auch nichts daran ändern würde, dass sie es wussten, waren sie alle schließlich doch noch zu einer friedlichen Lösung gekommen. Die Schüler hatten überraschend selbstlos versprochen, es für sich zu behalten, und Remus hatte ihnen im Gegenzug Hilfe bei anstehenden Problemen versprochen, während Severus nur weiter schlechtgelaunt vor sich hin geschmollt hatte. „Es ist nur eine kleinere Unstimmigkeit,keine Sorge, Miss Kasp.“, antwortete Lupin ebenso leise und lächelte erneut, um das Mädchen nicht zu beunruhigen. „Ich habe heute morgen nur vergessen, ihm etwas Wichtiges zu sagen, das ist alles.“ Ja, schön, wenn das tatsächlich alles wäre... Remus hatte zwar nicht gelogen, als er sagte, er habe dem Anderen etwas Wichtiges nicht gesagt, doch, dass dieses Wichtige eigentlich keinen Aufschub mehr duldete, davon hatte er nichts erwähnt, und würde es auch nicht. Sie wusste genug. Mehr, als genug. „Dann sollten Sie es ihm nach dem Unterricht heute am besten schleunigst mitteilen, Professor.“, meinte die Dunkelhaarige daraufhin und schenkte ihm einen auffordernden Blick aus ihren blauen Augen. Anschließend begab sie sich wieder zu ihrer Gruppe, um ihnen zu helfen, den Nebelschleicher in Schach zu halten, welchen Lupin ihnen heute zur Übung mitgebracht hatte, und auch der Professor beschloss nun einfach für eine Weile die finsteren Gedanken beiseite zu schieben, bevor am Ende noch irgendetwas passierte, und er zu zerstreut war, um rechtzeitig eingreifen zu können. Als der Unterricht schließlich für heute beendet war, beeilten sich beide Professoren aus den Klassenzimmern, jeweils auf dem Weg zum Büro des anderen. Sie mussten sich aussprechen. Jetzt gleich. Schließlich trafen sie sich auf halbem Wege auf den Gängen. „Ich wollte gerade zu dir!“, meinten beide nahezu synchron auf die ebenfalls gleichzeitig gestellte Frage, was sie beide hier machten. Remus räusperte sich. „Ich muss mit Ihnen sprechen, Professor Snape.“, sagte er dann in förmlichem Tonfall, um ihrer beider Geheimnis zu wahren. „ Vielleicht sollten wir uns dazu an einen anderen Ort begeben...“ Er schenkte dem anderen einen vielsagenden Blick, welcher diesem mitteilte, dass die Korridore vielleicht nicht gerade der richtige Ort für derlei Gespräche waren. Severus nickte. Dann wandte sich der Slytherin-Professor schweigend um und machte sich prompt auf den Rückweg zu den Kerkern. Remus folgte ihm mit ein wenig Abstand, falls sie tatsächlich irgendjemand sah. Als sie dann endlich im Büro des Tränkemeisters angekommen waren, eilte selbiger noch ein paar Schritte weiter in den Raum voraus, um sich anschließend ruckartig zu seinem Begleiter umzuwenden. 'Er ist wütend.', dachte Remus, als sich Severus so ruckartig zu ihm umdrehte und ihn mit seinen dunklen Augen fixierte. „Ist alles in Ordnung?“, fragte Severus dann an Lupin gewandt, welcher gerade ein paar Schritte näher auf den finsteren Professor zu kam, damit sie sich nicht anschreien mussten beim Reden. Snape war besorgt, das hörte man seinen Worten deutlich an. Er machte auch keinerlei Hehl daraus. Der Schwarzhaarige trat nun ebenfalls einen Schritt auf Remus zu. Dabei hob er langsam die Hand und fasste Moony dann am geflickten Gewandärmel, wie, um sich an ihm festzuhalten. Er fixierte sein Gegenüber erneut mit durchdringendem Blick, und diesmal stand Angst in den sonst so kalten, dunklen Augen. „Du warst heute morgen so seltsam... Fast, als wärst du vor irgendetwas auf der Flucht... Als du aufgewacht bist, warst du wie im Fieber, glaubst du, ich hätte das nicht bemerkt?“ Der Blick der dunklen Augen bohrte sich tief in den Professor Lupins, als fände er dort alle Antworten auf seine Fragen. „Was verschweigst du mir, Remus?“ Der Angesprochene zögerte kurz. Er musste es ihm erzählen. - Nur wie? „Ich habe dir doch von meinem Traum heute morgen erzählt“, begann er dann, während er vorsichtig eine Hand auf jene an seinem Ärmel legte, „ Es ging dort um uns beide...“ Severus' Blick wurde fragend. „Und?“, meinte der hagere Slytherin ein wenig skeptisch, denn er verstand nicht ganz, was daran so schrecklich sein sollte. „Ich habe dich getötet, Severus...“, presste Remus dann leise hervor, den Blick seiner haselnussbraunen Augen gesenkt, damit er Severus' Reaktion nicht mitbekam. Ehe der Dunkelhaarige jedoch irgendetwas darauf erwidern konnte, setzte Lupin seine Erklärung bereits fort: „Wir hatten Vollmond und ich habe mich verwandelt... Du warst dort... -Ich weiß nicht, warum.- Du hast versucht, mich von irgendetwas abzuhalten, und dabei habe ich dich...“ Remus stockte einen Moment. Er spürte, wie sich Severus' Hand ein wenig fester in seinen Gewandärmel krallte, merkte die Unsicherheit, die seine Worte bei dem anderen ausgelöst hatten. Als er aber auch darauf keine Antwort bekam, blickte er den Tränkemeister wieder ein wenig schüchtern an. „Tut mir leid, Severus“, nuschelte er dann betreten, als er das vorübergehende Entsetzen in den hageren Gesichtszügen des Anderen erkannte,“ Ich wollte dich nicht beunruhigen. Es ist nur... Ich habe solche Angst, dass dieser Traum einmal wahr werden könnte. Bald ist wieder Vollmond, und... Oh, Severus! Da war soviel Blut, und die Schreie... Deine Schreie. Es war alles so echt... So grausam... Ich will doch nicht, dass soetwas passiert...“ Nun war es Moony, der sich hilfesuchend an den schwarzen Stoff des Gewandes seines Gegenübers klammerte. Er schniefte leise, als die grässlichen Traumbilder wieder ungehemmt auf ihn einprasselten. Nein. Nein! Das durfte nicht passieren. Niemals! Er würde alles dafür tun, um DAS zu verhindern. Selbst sterben würde er, wenn er dadurch das Leben des Anderen retten konnte. Severus war ziemlich baff, als Remus ihm eben den Grund für sein Verhalten erklärt hatte. Das war es also... „Das wird es auch nicht.“, sagte er schnell und bestimmend und zog Remus ein Stück näher an sich. Dieser klammerte sich noch immer voller Verzweiflung an ihn und schniefte zunehmend lauter. Scheinbar hatte er wirklich große Angst. Severus konnte sich vorstellen, wie sehr Moony unter seinem 'Fluch' leiden musste, zumal Remus nicht gerade jemand war, der gerne alleine blieb. Er war zwar sehr scheu, doch hilfsbereit und mochte den Umgang mit anderen Menschen. Wie schwer musste es also für ihn sein mit der Tatsache zu leben, sich jeden Vollmond in eine menschenmordende Bestie zu verwandeln... „Hörst du, Remus? Du wirst einfach in die heulende Hütte gehen, wirst den Wolfsbanntrank trinken, den ich dir mache, und wartest dort, bis der nächste Tag anbricht. So, wie immer. Mach dir keine Sorgen. Es wird niemandem etwas passieren. Bisher hat es doch auch immer funktioniert.“ Wie um ihn vor irgendetwas zu beschützen legte er seinen Arm um Lupin und spürte, wie dieser sich an seine Brust drückte. „Es wird einfach nichts passieren.“, sagte er dann leise und vergrub mit einem kurzen Seufzen das Gesicht in Remus' struppigen Haaren. -------------------------------------------------------------- Ähm... *hüstel* *sich kurz umschaut* Hallo, zusammen. =/) Tut mir furchtbar leid, dass es so lange gedauert hat, aber endlich ist auch dieses Kapitel fertig geworden. Nunja, mittlerweile ist Remus auch klar, dass er Severus das Ganze nicht länger verheimlichen sollte. Immerhin weiß dieser jetzt, warum sich Lupin ihm gegenüber so seltsam verhält. Klar denkt er, dass es kein großes Problem geben wird. - Ob er wohl recht behält, der Gute? Wir werden sehen, was die Zukunft den beiden noch bringen wird, und ob die gute Miss Kasp je nochmal eine Rolle spielen wird, weiß ich auch noch nicht. Der Weasley-junge in diesem Kapitel ist übrigens kein Fake. Einer von denen ist um die Zeit tatsächlich in der Siebten. Ratet wer?^^ Ansonsten ist Kapitel 3 bereits in Planung, und wartet eigentlich nur noch auf seine Ausformulierung. Allerdings bin ich im Moment ziemlich ausgebucht... 'XD Seid mir also nicht böse, wenn es vermutlich erst im neuen Jahr wieder weiter geht. Bis dahin wünsche ich euch viel Spaß mit den beiden ersten Kapiteln und bedanke mich bei allen, die diese Fanfiction (weiterhin) lesen, oder noch lesen werden. Viele Grüße, eure Megane-chan^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)