Dobe's & Teme's Affairs von GOTTHEIT ([wird überarbeitet]) ================================================================================ Kapitel 1: INSEPARABLE ---------------------- I N S E P A R A B L E „Auu! Teme, nicht so hart!“, schallte es durch die gesamte zweite Etage der Shodaime-Hokage-Highschool. „Aaah, shit! Sei doch mal ein bisschen sanfter!“ Die Stimme gehörte eindeutig einem jungen Mann und besaß zudem eine gewisse Note der Stimmbruch-Heiserkeit, die darauf schließen ließ, dass er wohl niemals aus der Pubertät ausbrechen würde. „Stell‘ dich nicht so an, Dobe“, antwortete eine etwas tiefere und gelassenere Stimme mit unzufriedenem und leicht arrogant klingendem Ton. „Massieren hilft später gegen die Schwellung“ Die Quelle der lauten Stimmen war eines der geräumigen Klassenzimmer, an dem die Schüler mit einigen sehr schmutzigen Gedanken hinsichtlich der leicht zu erkennenden Zimmerinsassen vorbeigingen. Manchmal kicherten ein paar Mädels, manchmal verdrehten ein paar vorbeigehende Jungs ihre Augen, weil die Zweideutigkeit einfach nicht zu überhören war. Die peinliche Berührtheit schwebte unverkennbar in Form von leichter Nervosität in den Fluren der Schule. Manche Schüler erröteten sogar, da sie sich die Unruhestifter – denn diese waren mehr oder minder an der Schule berüchtigt – viel zu genau vorstellten. Und zwar in Posen, für die man höchstens einen ekelerregenden Würgelaut übrig hatte. In jenem Moment wünschten sie sich nämlich die Zeiten herbei, wo sie unschuldige Unwissende waren, die noch nie etwas von homosexuellem Geschlechtsverkehr gehört hatten. Die ganze, obszön klingende Szene blieb einem Aufsichtslehrer natürlich nicht erspart. Mit offensichtlich rot angelaufenen Wangen verließ er seinen momentanen Aufenthaltsort, von dem er Jugendliche für die Hofpause nach draußen scheuchte, und marschierte in Richtung des Geräuschpegels. Seine Wangen hatten jedoch viel eher aus Zornes Gründen diese Farbe angenommen, denn nun musste er sich potentiellerweise um die beiden Problemkinder kümmern, die weiß Gott was im Raum anstellten. Natürlich folgten dem Lehrer auch große, peinliche Erwartungen auf Schritt und Tritt, die er mit eben dem Zorn zu überspielen versuchte, auch wenn der Gedanke allein – die beiden dort bei irgendetwas Verwerflichem zu ertappen – so unlogisch war, dass man sich eigentlich nur resigniert an den Kopf fassen konnte. Mit knackenden Knöcheln der in eine Faust geballten Hand stürmte der Lehrer in den Klassenraum und blieb ziemlich verdattert hinter den Zimmerinsassen stehen. Beschämt wegen der unanständigen Gedanken, die ihm durch den Kopf geflogen waren, richtete er mit einer unauffälligen Bewegung seine dunkle Sonnenbrille zurecht und setzte zum Sprechen an: „Uzumaki, Uchiha – was soll diese Lautstärke? Und was macht ihr da überhaupt?!“, fragte der Lehrer streng, während sein musternder Blick sich auf die beiden angesprochenen Jungen richtete. Einer saß auf dem Lehrerstuhl mit einem gequälten Gesicht, während der andere vor ihm hockte und irgendetwas machte, das nicht genau zu sehen war, da er es praktisch hinter seinem Haupt versteckte. „Wonach sieht es denn aus, hä?“, fragte der Junge mit dem geplagten Gesichtsausdruck. Seine blonden, strubbligen Haare standen in alle Richtungen auseinander und seine meerblauen Augen verengten sich ab und zu, wenn die Taten seines Gegenübers etwas schmerzhafter auszufallen schienen. Ein genervtes Seufzen war zu hören, ehe der andere junge Mann zum Sprechen ansetzte. „Hier ist alles in Ordnung, Ebisu Sensei. Dieser wehleidige Vollidiot hier hat sich nur den Fuß verstaucht und ich versuch' gerade nachzuschauen, ob es ernst ist oder nicht“, murrte der Hockende mit dem nachtschwarzen Haar und lässiger Körperhaltung. „Oh...“ Ebisu-sensei räusperte sich verlegen. „Ja... nun... nutzt doch bitte in Zukunft etwas andere Ausdrucksweisen für eure Konversationen!“, sagte der Lehrer dann mit erhobenem Finger. „Aaaauuu!!! Sasukeeee! Das tut verdammt noch mal weeeeh!“, bekam Ebisu-sensei lediglich als Antwort zu hören. „Mann, halt doch mal still, Naruto!“ Ach ja, die Jugend von heute, dachte sich der Lehrer währenddessen. Arrogant und ignorant wie eh und je! Dann beschloss er, es dabei zu belassen, und drehte sich zur Tür um, wo sich inzwischen mehrere neugierig dreinschauende Gesichter angesammelt hatten und durch die Tür lugten. „Was euch angeht - ab nach draußen, es ist Hofpause und ihr wisst genau was das heißt. Husch, husch!“, mahnte der Lehrer streng die Schaulustigen. „Die da drin sind heute eine Ausnahme “, fügte er noch hinzu, ehe er den Raum verließ und die beiden Jungs alleine blieben. Ein mürrisches „Ist der weg, Dobe?“ erklang leicht hallend im Raum und durchbrach die Stille, die nach dem Abgang des Lehrers entstanden war. „Jepp, jetzt hast du deine heißgeliebte Ruhe!“ Während der blonde Junge anfing zu lachen, erhob sich der andere aus der Hocke und lehnte sich an den Lehrerpult neben seinen lachenden Kumpel. „War nicht schlecht gerade. Könntest nächstes Mal aber besser sein!“, meinte derjenige, mit dem Namen Naruto grinsend. „Bisschen dramatischer oder so.“ „Vielen Dank, Vollidiot“, murmelte der Andere ironisch und Augen verdrehend. „Wenn jetzt auch noch du abhauen würdest, hätte ich vielleicht tatsächlich mal meine Ruhe.“ „Chill mal!“, erwiderte der Blondschopf etwas eingeschnappt darauf und lehnte sich lässig im Lehrerstuhl zurück. Das Aufstellen der Füße auf den Tisch folgte und ein wohliger Seufzer entfloh den Lippen des Blonden, welcher kaum so aussah, als würde er Ruhe gebrauchen. Viel eher konnte man meinen, er würde im nächsten Moment vom Energiestau unbekannter Herkunft explodieren. Uchiha Sasuke machte sich indes gemächlich auf den Weg zum Fenster, das einen großzügigen Blick auf den Schulhof bot, öffnete es und holte eine Packung Zigaretten aus seiner Hosentasche raus. Nach einem kurzen Schütteln machte sich auch schon der bescheiden kleine Inhalt hörbar, den Sasuke nun mit prüfendem Auge besah. Schon wieder fast leer... „Hey, hab ich dir nicht gesagt, dass du mit dem Scheiß aufhören sollst?“, empörte sich Naruto und sprang vom Lehrersessel auf, um die Tür zum Klassenraum zu schließen - sie sollten ja schließlich nicht erwischt werden, da sonst mächtiges Unheil drohte. „Meinst du etwa die letzten hundertachtunddreißigtausend Mal, die ich dir nicht zugehört habe?“, war die genervt klingende Antwort darauf. Sasuke zündete sich seine Zigarette mit einem ebenso wie die Oberfläche der Zigarettenschachtel verwahrlosten Zippo an und sog das Gift tief in seine Lungen, während seine Augen sich dabei vor sachtem Genuss verengten. Naruto war in der Zeit zur Tür getapst und ging seinem Vorhaben nach diese zu schließen. Doch ehe das Schloss den berühmten Klicklaut von sich geben konnte, hörte man einen dumpfen Aufschlag auf das Holz von der anderen Seite. Jemand hatte ganz abrupt die Tür angehalten und wollte ungebeten reinkommen. Sei es ein Lehrer, oder eine Petze – beides war nicht erwünscht und schon gar nicht Ruhe-fördernd, was Sasuke für die Pause eigentlich vorgesehen hatte. Vor lautem Schreck machte Naruto einen Satz nach hinten, während die Tür aufflog. Hustend schmiss Sasuke seine angefangene Zigarette aus dem Fenster ins Freie und schlug es so schnell er konnte zu. „Scheiße, Nara, erschreck uns doch nicht so!“, schrie Naruto aufgebracht und stierte mit bösem Blick den sich im Türrahmen aufhaltenden Ankömmling mit einem abstehenden Zopf an. Hinter dem jungen Kerl befand sich ein weiterer, braunhaariger, ziemlich aufgeblähter Bursche, der mit einer Packung Chips knisterte, als seine Hand in das Innere der Tüte vordrang. „Hah“, seufzte der Angesprochene, „halt die Fresse, Uzumaki.“ Mit gelangweiltem Gesichtsausdruck schritt er an Naruto vorbei, ihm eine Hand hinhaltend. Ohne zu zögern, klatschte der Blonde diese zwar ab, wonach er bei dem dicken Jungen dasselbe machte, setzte aber eine nicht minder verärgerte Grimasse auf, die deutlich darauf hinwies, dass die ganze Aktion ihm einen wahrhaftig unnötigen Schock eingejagt hatte. Sasuke grummelte etwas Unverständliches, drehte sich wieder zum Fenster und zündete die nächste Zigarette an. Und noch eine weniger, dachte er innerlich zähneknirschend - er fand in letzter Zeit einfach kaum Gelegenheiten, sich neue Packungen zu kaufen. „Hey, Uchiha, immer noch ganz der heimliche Raucher?“, begrüßte der Junge mit dem Zopf Sasuke und schritt – Hände in den Hosentaschen – auf ihn zu. „Zeig dich mal von deiner spendablen Seite.“ Ohne zu antworten suchte Sasuke nach seiner Zigarettenpackung in der mit irgendwelchem unnützen Zeug vollgestopften Jackentasche, wo er das teils schon zerknüllte Behältnis vorhin hingetan hatte, während auch er die Hand des Ankömmlings mit seiner Freien abcheckte. Tja, so war das mit der Ruhe: irgendwer kam immer zwischen ihn und seine einzige „Geliebte“, dachte sich Sasuke still. Und tatsächlich: Naruto unterhielt sich bereits angeregt mit dem dicken Akimichi Choji über irgendeinen Unsinn und Nara Shikamaru bettelte nach Kippen – wie konnte die große Pause noch versüßt werden? Natürlich war sich Sasuke dessen schon bewusst, dass er seine vorletzte Zigarette an einen komischen und immer von allem genervten Kauz verschwendete, allerdings ersparte ihm dies eine Menge blöder Sprüche, Erklärungen oder gar Ausreden – denn wenn der Nara schon mal so motiviert war, ihn nach Kippen überhaupt zu fragen, dann ließ sich nichts Gutes erahnen. Nicht, dass Sasuke sich in irgendeinem Maße unterlegen fühlte – er hatte lediglich keine Lust auf Stress, so wie immer. Das war wohl eine kleine Gemeinsamkeit zwischen ihm und Shikamaru. „Wie habt ihr den notgeilen Ebisu verarscht?“, interessierte sich Naruto grinsend für die Tricks seiner Kameraden. „Öhm, na ja“, begann Choji, „Das war nix Besonderes. Wir haben uns halt wie immer auf’m Männerklo versteckt.“ „Tss, sehr einfallsreich“, gab Sasuke spöttisch seinen Senf zum Thema ab. „Fast wie bei Weibern, die sich die gesamte Pause über auf‘m Klo schminken.“ Naruto drehte seinen Kopf in Richtung des Raucherfensters, zog die Augenbrauen zusammen und spitzte die Lippen, sodass er am Ende gespielt tadelnd drein schaute. „Sei doch nicht so mürrisch Teme!“ „Tja, und dann haben wir den Gestank eben nicht mehr ausgehalten – Standard halt“, setzte der Dicke seine Erzählung fort und brachte Naruto, der seine Aufmerksamkeit wieder dem Erzähler zugewandt hatte, zu einem breiten Grinsen. In der anderen Hälfte des Raumes ging es jedoch ziemlich leise zu, da keiner von den beiden Jungen sehr gesprächig war. Nara Shikamaru stand einfach nur da und qualmte vor sich hin, während Sasuke ab und zu, jedoch eher selten ein Wort mit den anderen beiden Labertaschen wechselte. Und so verflog langsam aber sicher die schöne Pausenzeit. Der Schwarzhaarige drückte seine Kippe am Fensterbrett aus und ging in die Mitte des Raumes, um sich zu den anderen zu gesellen, die sich scheinbar über so manch ein Mädel unterhielten und über Sachen wie Brüste oder Mädchenunterwäsche plauderten. Alles in allem langweilte sich Sasuke ziemlich und kippelte auf seinem Stuhl. Irgendwann war auch Shikamaru fertig und ging schon mal zu seinem Platz ganz hinten, um seine Sachen aus der Schultasche zu packen. Nächste Stunde Mathe, dachte Sasuke angewidert, es jedoch nach außen nicht zeigend, und schloss die Augen, um an etwas Angenehmeres zu denken. Nichts, was er nicht konnte, aber nichts desto trotz öde. „Hey, hört mal, hört mal: Letztes Wochenende auf der Party von Oshimizu Karin hab ich mit Sakura-chan geknutscht, die war krass dicht!“, berichtete Naruto laut. Der Satz war an mindestens sieben Stellen durch ein hämisches Kichern unterbrochen, das Naruto von sich gegeben hatte. „Was?“, meldete sich plötzlich Shikamaru wieder zu leicht spöttischem Wort. „Du? Mit Sakura?“ „Jepp!“, bestätigte Naruto mit einem selbstbewussten Nicken. „Stand die nicht neulich noch auf Sasuke? Na ja, ist mir eh Wurst, wer auf wen steht.“ „Tja, Teme, ich kann halt auch mal unwiderstehlich sein!“, säuselte Naruto und beugte sich zu seinem besten Kumpel vor, auf dessen Tisch er inzwischen mit den Beinen baumelnd saß. „Ja und? Was geht mich das an?“ fragte der Uchiha teilnahmslos und verdrehte die Augen. „Wer braucht schon so ein bescheuertes Fangirl wie die?“ „Wer?“ Das Grinsen auf Narutos Gesicht zog sich noch mehr in die Breite. „Jemand, der vögeln will, vielleicht?“ „Die Weiber liegen ihm zu Füßen, damit wirst du unseren Mister ‚Hotshot’ nicht ärgern können“, bemerkte der Nara genervt aufstöhnend. „Und weshalb geht unser Mister ‚Hotshot’ dann nicht mehr ordentlich mal-“ Sasuke lachte auf und unterbrach Naruto somit, der eine entsprechend eindeutige Geste mit seinen Fingern machte und ein Kichern Seitens Choji erntete. „Hast du sie dir alle überhaupt mal angeschaut, Dobe? Entweder flach wie ’n Brett, oder hässlich, wie ’ne Sau, was selbstverständlich mit einer dicken Schicht an Makeup zu vertuschen versucht wird. Und nicht zu vergessen: sie sind nervig!“ „Meine Rede“, stimmte Shikamaru mit ein. „Pft! Ihr versteht einfach nix von Weibern! Sakura ist echt toll!“, konterte der Uzumaki schmollend und verschränkte trotzig die Arme vor der Brust. Alle lachten mehr oder weniger einstimmig. „Sagt die Jungfrau im Bunde“, murmelte Sasuke lediglich und rundete das Ganze mit seinem gewohnten 'Tss' ab. „Ey, das war unfair!“, verteidigte sich der Blondschopf schnell. „Ich seh' nirgendwo Regeln aufgelistet!“, erwiderte Sasuke und schickte Naruto ein aufforderndes Grinsen mit auf den Weg. „Ach, dann sollte ich vielleicht allen von deinem tollen Hobby erzählen, Bastard!“, entgegnete Naruto und legte den Kopf schief die Aufforderung annehmend. „Wenn du davon noch profitieren willst, dann lautet die Antwort wohl 'nein'.“ Provokativ streckte Naruto daraufhin die Zunge raus und hustete unverständlich ein „Pah, ich verzichte!“ „Ich nehme dich beim Wort, Usuratonkachi!“ „Nee, lieber von hinten, Schwuchtel!“ Eine Sekunde später bemerkte Naruto, was er da gerade genau gesagt hatte, selbst wenn das durchaus schlagfertig war, wären wohl die meisten Menschen des männlichen Geschlechtes, die ganz genau über Naruto wussten, dass dieser definitiv nicht schwul war, in einem grandiosen Lachanfall ausgebrochen, wie sie das auch in diesem Falle taten. „Das nennt man wohl Eigentor!“, presste Shikamaru aus sich heraus, während er sich den Bauch festhielt, der ihm vom Lachen schmerzte. Sasuke hingegen hatte sich anfangs an dem Wasser, das er dabei war zu trinken, verschluckt und versprühte es nun direkten Weges aus seinem Mund in einem unkontrollierten Lacher neben sich auf den Boden. „Ist nicht dein Ernst, oder?“, fragte er sicherheitshalber Naruto, nachdem er sich den Mund mit dem Handrücken abgetrocknet hatte. Der Blonde schaute etwas verwirrt von Kumpel zu Kumpel und wusste nicht, wie er sich aus dieser Misere rausreden konnte. „Äh... das hab‘ ich nicht so gemeint, okay?!“, versuchte sich Naruto zu verteidigen, zog wieder eine Schnute und verschränkte die Arme vor der Brust. Choji schüttelte daraufhin nur grinsend seinen Kopf, entschied sich dann jedoch wie immer nett zu sein und dem kleinen, blonden Chaoten aus der Patsche zu helfen, indem er kurzerhand das Thema wechselte. „Du und Sasuke seid echt unzertrennlich, kann das sein?“, fragte Choji Naruto lieb grinsend und reichte ihm ausnahmsweise mal die Chipstüte, an deren Inhalt der Blondschopf sich sofort bediente. „Sind wir das, Teme?“ „Nerv nicht, Dobe.“ „Ja ja, ich mag dich auch!“ Naruto grinste und wuschelte dem Uchiha durch die Haare. „Alter, geht's noch?!“, bekam er die Antwort sofort entgegen geschleudert. Natürlich hasste Sasuke es, wenn man sein Äußeres so respektlos behandelte, wie Naruto es gerade getan hatte. Manch anderem waren schon als Folge dessen einige Knochen gebrochen worden. Selbst wenn Sasuke nicht unbedingt viel an sich rumfeilte - hassen tat er es trotzdem, wenn man ihn aus einem unwichtigen Grund heraus betatschte. Nur bei Naruto war das schon irgendwie in Ordnung. „Siehst du, Choji, er mag mich auch – ist halt seine Art, mir seine Zuneigung zu zeigen!“, wandte Naruto sich wieder erklärend an den Akimichi, wurde jedoch seitens Sasukes vom Tisch geschubst. „Ey, Mann!“ empörte sich der Blonde und unternahm wieder den Versuch, dem Uchiha durch das Haar zu wuscheln, scheiterte jedoch kläglich und fiel wieder vom Tisch, auf den er sich davor wieder hingesetzt hatte. Sasuke war einfach ausgewichen und sah dem Fall Narutos mit einem hämischen Blick zu. „Tja, Rache ist süß, Dobe!“ Eine kleine Freundschaftsrangelei entstand, doch dann ertönte die Schulglocke mit einem ohrenbetäubenden Echo. „Oh... Na dann. Ich sollte wohl langsam“, bemerkte Choji, nachdem er noch mal prüfend auf die Wanduhr geschaut hatte. „Ich hab ja jetzt kein Mathe im Gegensatz zu euch. Viel Spaß euch noch.“ Bereits einige Sekunden, nachdem Choji den Raum verlassen hatte, begann sich auch schon der Unterricht zu füllen. Leute kamen an, setzten sich auf ihre Plätze, wühlten in ihren Taschen nach Mathezeug. Auch Naruto setzte sich auf seinen Platz neben Sasuke und tippte ungeduldig mit den Fingern auf der Tischoberfläche. Die Stunde hatte noch nicht einmal begonnen und schon wartete Naruto darauf, dass sie vorbei war. Aber das war bei seiner Motivation für Mathe nicht verwunderlich. Er strengte sich weder da an, noch in einem anderen Schulfach, außer in Sport. Letzteres war nämlich sein Heiligtum. Meist versuchte er die Stunden einfach so an sich vorbeiziehen zu lassen, wurde aber wegen seiner unübersehbaren Auffälligkeit oft ertappt. Am Ende war es ihm zwar Schnuppe, da er wusste, dass er sich auf die sorgfältigen und ordentlichen Notizen Sasukes verlassen konnte, wenn dieser nicht gerade ganz unauffällig im Unterricht schlief, aber dennoch war der Moment des Ertappens doch irgendwie etwas peinlich. Die Sekunden zogen sich hin. Naruto hätte schwören können, dass sie es absichtlich taten. Natürlich war die Zeit immer ein Erzfeind Narutos gewesen. Wenn er etwas Spannendes machte, dann flitzten die Sekunden, Minuten und Stunden oder sogar ganze Tage nur so dahin. Wenn er aber gerade Mathe hatte, dann glich die Zeit einem Kaugummi, der sich ewig in die Länge ziehen lassen konnte. Doch diesmal passierte etwas Interessantes, was den Uzumaki sofort aufleben ließ. Ein Paar grüner Augen richtete sich kurz auf ihn. Sein Blick traf den von Haruno Sakura und umgekehrt. Schnell jedoch verging der Moment wieder und Naruto fixierte etwas beschämt seinen vollgekritzelten Schreibblock, den er vor sich auf dem Tisch liegen hatte. Beschämt – das sollte er doch eigentlich nicht sein, oder? Er doch nicht! Nicht er – Uzumaki Naruto! Es war doch nur harmloses Knutschen damals auf der Party, oder? Aber hey, vielleicht könnte ja auch mehr daraus werden, dachte sich der Blonde etwas aufgeregt – wieso sollte denn Sakura auch sonst zu ihm rüberschauen? Und dann auch noch mit diesem verdächtigen Rotschimmer auf den Wangen – mysteriös! Ein begeistertes Lächeln schlich entlang Narutos Lippen und vor lauter Aufregung begann er mit den Beinen zu wackeln. „Hey, Dobe. Sag mal... schaut Sakura-chan etwa ständig zu mir rüber?“, traute sich Naruto letztendlich eine Frage an seinen Sitznachbarn zu stellen. Sasuke reagierte nur mit einem Murren auf Narutos Flüstern hin, was so viel hieß wie „Woher soll ich das denn wissen, Dobe?“. „Nee, im Ernst jetzt, guck doch mal bitte... Komm schon, büttööö!“ „Alter, kann man denn hier nicht mal in Ruhe schlafen?“, knurrte der Schwarzhaarige. „Du wirst doch wohl nicht blind sein. Finde es selber heraus, sei mal ein Mann, Vollidiot!“ „Was'n mit dir los?“ Der Blonde kam nicht umhin nach dieser seiner Meinung nach ziemlich übertriebenen Äußerung von Sasuke, eine Augenbraue zu heben. War der Uchiha etwa heute mit dem falschen Bein aufgestanden? Oder hatte er zur Abwechslung mal am Vortag eine Abfuhr von einem Mädchen bekommen? „Nichts, verschone mich einfach mit deinem Weiberkram, okay?“ Naruto dachte einen Moment lang nach und man hörte förmlich die kleinen Zahnrädchen in seinem Kopf rotieren, die dafür zuständig waren, dass Naruto sich eine kleine Gemeinheit einfallen ließ. „Eifersüchtig?“, fragte er Sasuke schließlich und grinste schadenfroh. „Nicht im Geringsten.“ „Ooooh, Sasuke ist nicht eifersüchtig, sondern neidisch!“ „Worauf denn, wenn ich fragen darf?“ „Dass ich Sakura-chan rumgekriegt hab‘!“ „Mal davon abgesehen, dass du’s noch nicht hast, eigentlich nein. Und jetzt lass mich schlafen.“ Die Arroganz war dem Uchiha schon angeboren und er hatte auch noch nie das Ziel, diese in irgendeiner Weise zu unterdrücken, es sei denn es wäre von Vorteil. Während des Gespräches achteten die Jungs weder auf den Unterricht, noch darauf, dass Haruno Sakura auch tatsächlich mit erröteten Wangen zu Naruto rübersah. Dann fing sie den richtigen Moment und schmiss ein Papierzettelchen, das direkt auf Narutos Haar haften blieb. Zwei Augenpaare blickten nun auf – ein blaues und ein dunkelgraues – ergatterten jedoch lediglich eine Sicht auf Sakuras Rücken. „Was war das denn?“ Sasuke schnalzte theatralisch mit der Zunge auf die hirnlose Frage seines Kumpels hin. „Sie hat dir ’nen Zettel zugeworfen.“ „Hä? Wer, wie, was?!“ Wieder einmal verdrehte Sasuke die Augen und fasste kurzerhand in Narutos blonde Mähne, um das gefaltete Stück Papier grob daraus zu fischen“. „Da, nimm‘s und lass mich in Ruhe, Dobe.“ Naruto lehnte sich wieder grinsend zu Sasuke rüber und ließ seine Augenbrauen leicht auf und ab schwanken. „Neidisch?“, grunzte er höhnisch. „Ja, sicher!“, murrte dieser nur ironisch. Naruto lachte, sich seine rechte Hand vor den Mund haltend, und fühlte sich als Sieger, auch wenn er genau wusste, dass Sasuke es nicht ernst gemeint hatte. Dann, hielt er sich das Zettelchen, das Sakura-chan ihm zugeworfen hatte, vor das neugierig dreinschauende Gesicht und entfaltete es. heute in der 2. großen Pause auf dem Schuldach H.S. „Khihihi, schau mal was ich hab, was du nicht hast!“, begann Naruto den Uchiha wieder zu provozieren. „Ja, ja, Mann. Sieh bloß zu, dass du keinen Steifen kriegst“, murmelte Sasuke darauf und legte seine Stirn wieder auf die vor ihm ausgebreiteten Arme. „Besser einen jetzt, als später allein zu Hause, wie es ja momentan bei dir der Fall sein muss!“, ließ der Blondschopf weiterhin nicht locker. Da wendete sich Sasuke nun vollends Naruto zu und zog die Luft in einem knappen Seufzer durch die Lunge. „Sag mal, Naruto, was zur Hölle willst du eigentlich, hm?“ „Mann, ist das so unoffensichtlich, Teme? Ich will, dass du auch ein Mädchen hast – das wär’ doch voll geil, verstehst du nicht? Ich und Sakura, du und Miss Fragezeichen: zusammen im Vergnügungspark! Voll romantisch! Und anschließend noch das Hauptvergnügen – du mit deinem Mädchen, ich mit meinem. Voll traumhaft, echt jetzt!“ „Kein Interesse“, schnitt Sasuke jedoch gelangweilt ab und drehte sich wieder von Naruto weg, um das Kinn auf seinen auf dem Tisch liegenden Unterarm abzulegen. „Jetzt sei doch mal nicht so, Teme!“ „Mann, die Weiber gehen mir auf die Nerven und wenn man sich einmal mit denen eingelassen hat, dann kleben die für den Rest deines Lebens an dir.“ „Jetzt übertreib doch mal nicht, dafür kann man mit denen schön die Sau rauslassen und ordentlich-“ Doch Naruto wurde abrupt von einer tiefen, tadelnden Männerstimme unterbrochen: „Meine Herrschaften!“, rief der Lehrer durch den Raum, „eure Konversation scheint so wichtig zu sein, dass ihr meinem Unterricht nicht folgt, also los, wir hören zu und setzten fort, nachdem ihr alles geklärt habt.“ Die Klasse lachte auf. „Ja... äh... Teme... wo waren wir stehen geblieben? Ach ja: ordentlich… du weißt schon.” Und wieder lachten die Leute, während Sasuke nur den Kopf schüttelte. Irgendwann erhaschte er einen Blick auf Sakuras knallrotes Gesicht. Tse, Weiber... Ja, so waren die beiden Freunde – irgendwie Rivalen-mäßig und gleichzeitig die besten Kumpel. Das war schon immer so gewesen, seit die beiden auf diese Schule gekommen waren. Am Anfang waren sie die größten Feinde, die es nur geben konnte, bis es eines Tages zur einer beiderseits geplanten Prügelei kam. Diese endete in einem heftigen Blutvergießen, aber einem gleichzeitigen, lauten und lang andauernden Lachanfall. Tja, seitdem waren sie irgendwie unzertrennlich. Wie Tag und Nacht, aber unzertrennlich. Wie Ebbe und Flut, aber unzertrennlich. Wie Yin und Yang, aber unzertrennlich. Absolut unzertrennlich eben. Die Zeit rann dahin. Die zweite Pause verbrachte Sasuke auf dem Pausenhof und in aller Ruhe, da Shikamarus Anwesenheit wie immer nicht sonderlich anstrengend war. Aber andererseits langweilte sich der Uchiha. So war es immer, wenn sein bester Kumpel mit anderen Leuten abhing. Aber selber hatte Sasuke kein Interesse daran, sich mit jemandem tiefer anzufreunden. Meist kamen mit den neuen Freundschaften die Mädchenfluten und diese waren höchst nervig mit ihrem Gekreische, Gegacker und Gezicke. Sasuke blieb also nichts anderes übrig, als die Zeit abzusitzen und darauf zu warten, dass entweder Naruto wieder kam, oder alle verstummten, damit der ohrenbetäubende Lärm der Ruhe Platz machte. Irgendwann war jedoch die Zeit, in der man junge Leute quälte, vorbei und der Uchiha packte gemächlich seine Sachen in die Tasche ein. Unten holte er noch sein restliches Zeug aus dem Spind und begab sich nach draußen, wo er die letzte Zigarette rauchend auf Naruto wartete. Sie hatten nicht alle Stunden zusammen, sodass manche dieser Folterzeiten um einiges langweiliger ausfielen, als diejenigen, in denen Naruto den Klassenclown spielte. „Hey Teme, schmeiß das Zeug weg!“, hörte Sasuke auch schon seinen Kumpel, der aus dem Schulgebäude herausgestürmt kam. „Chill mal, Dobe.“ „Na ja, let’s go! Deine Sache, wenn du deine Lunge fickst.” Der Uchiha zuckte mit den Schultern und setzte seine Züge fort – der letzten Zigarette sollte nämlich ein ehrenwerter Tod bereitet werden. „Du weißt schon, dass heute Freitag ist und wir die ganze nächste Woche Ferien haben?“, durchbrach Naruto wie immer die Stille zwischen Sasuke und ihm selbst, während die beiden die Straßen entlanggingen. „Nein, ganz zufällig hast du mich schon die ganze letzte Woche auf diesen Tag vorbereitet, Trottel.“ Außer dem letzten Wort klang der Satz aus Sasukes Mund ziemlich monoton. „Heute ist nämlich wieder `ne Party. Diesmal bei Sabakuno Temari – die hat das Zeug zum Feiern, echt jetzt!“ „Lass mich raten, da willst du deine Affäre mit Sakura vertiefen.“ „Ey, woher weißt du das, Teme?“ „Tse, ich bin ja nicht so dumm wie du.“ „Ach, halt die Fresse, Blödmann“, kommentierte Naruto und setzte gleich fort: „Na ja, jedenfalls geh‘ ich natürlich dahin, und du-“ Er deutete mit dem Zeigefinger direkt auf Sasuke, „-kommst mit, damit das klar ist!“ „War ja nicht anders zu erwarten“, sagte Sasuke wieder Schultern zuckend. „Und da werden wir ein passendes Mädel für dich raussuchen, mit dem du dann schön den Rest des Abends verbringst!“ „Ja, Puffmutti’“, brummte Sasuke genervt und verdrehte die Augen wie gewöhnlich. „Wir müssen doch mal wieder deinen Ruf füttern, der geht nämlich den Bach runter, wenn du so weiter machst.“ „Ist mir egal. Dann hängen an mir wenigstens keine kreischenden Fangirls mehr.“ „Blöder Sturkopf, ey!“, blaffte Naruto seinen Kumpel an, „Ich sag dir was – man muss Frauen schätzen, dann hat man guten Sex!“ „Na du scheinst dich ja auszukennen, Mr. Casanova.“ Ein Skepsis erfüllter Blick traf Naruto von der Seite und ein smartes Grinsen zupfte an Sasukes Mundwinkeln. „Na jedenfalls besser als du, wie mir scheint!“ „Ich bin schon lange keine Jungfrau mehr, du schon, um dich noch mal dran zu erinnern, da du es hin und wieder gern zu vergessen scheinst.“ „Pah, heute wird‘ ich nicht mehr hinter dir zurückstehen! Spätestens, wenn ich mit Sakura in der Kiste gelandet bin!“ „Tss, Dobe“, murmelte Sasuke vor sich hin und schüttelte knapp den Kopf. „Tsss, Temeee!“, äffte Naruto seinen Wegnachbarn mit einem übertrieben hohen Ton nach. „Immer das Gleiche mit dir, also dann, bis nachher“, verabschiedete sich Sasuke, während seine Hand kurz in der Luft verweilte, als er um die Ecke zu seinem Hauseingang bog. „Ah, geh doch ficken, Arschloch!“, rief der Blondschopf ihm noch verärgert nach. Tja, dann war Sasuke wohl gezwungen, doch auf diese verdammte, mit unzähligen rummachenden Pärchen gefüllte Party zu gehen und sich dort ebenfalls ein Mädchen für die Nacht auszusuchen, sonst würde sein blonder Kumpel wahrscheinlich nicht locker lassen. Aber zuerst galt es, sich zu Hause auszuruhen und sich dann mit Naruto in Kontakt setzen, um zu erfahren, wo und vor allem wann die Party stattfinden würde. Mit diesem Plan, kam Sasuke bei sich zu Hause an. Gähnende Leere begrüßte ihn als er endlich in die Wohnung trat. Und er wiederum begrüßte die gähnende Leere mit stillem Schweigen, das ab und zu durch weit entferntes Gelächter unterbrochen wurde. Obwohl seine Mutter und einige ihrer Freundinnen anwesend waren und anscheinend wieder mal ihre fröhliche „Bastelrunde“ durchzogen, erschien dem Uchiha die Wohnung ziemlich verlassen. Aber wahrscheinlich lag das eher daran, dass er wieder allein unter Leuten war, mit denen er absolut nichts zu tun haben wollte. Ab und zu besuchte sein Bruder Itachi mal seine Mutter, dann wurde alles sogar noch schlimmer. Dieser eingebildete Schnösel wurde Sasuke immer zum Vorbild gehalten. Das war extrem nervig, selbst wenn Uchiha Itachi wohl kaum was dafür konnte, dass seine Eltern so begeistert von ihm waren. Mit niemandem verstand sich Sasuke so gut wie mit seinem besten Kumpel. Es war einfach so, als ob Naruto ihn verstehen würde, auch ohne gelingende Kommunikation. Sasuke könnte Naruto so oft Trottel oder Vollidiot nennen, wie er wollte, der Blondschopf nahm es ihm niemals übel und lachte nur darüber. Schlimmstenfalls tat er beleidigt, aber das ging nach einer kleinen Rangelei wieder in Ordnung. Sie hielten sich nicht an sinnlosen Streitereien fest, hatten keine Geheimnisse, die nur Sasuke und Naruto wissen durften. Und sie konnten tun und lassen, was sie wollten, ohne irgendwie auf den jeweils anderen neidisch zu sein. Ja, deshalb mochte Sasuke die Frauen wohl nicht besonders. Sie waren, wie Naruto es immer so schön andeutete, gut zum Vögeln, aber mehr auch nicht. Er hatte auch nie darüber nachgedacht, weshalb er eine solche Abneigung gegen das feine Geschlecht hatte - es war einfach so und basta. Im Grunde war er nämlich vollkommen zufrieden damit, wie es gerade lief: Er war frei, hatte einen guten Freund an seiner Seite und jede Menge Kohle für Kippen und Alkohol, den er öfters seinen Kumpels ausgab, wenn sie mal wieder kräftig an seinen Nerven zerrten. Die Schultasche landete irgendwo in der Ecke seines Zimmers, als Sasuke dort ankam und sich auf sein Bett schmiss. Dann entschloss er sich jedoch, vorerst seine langweilige Schuluniform abzulegen und irgendwas Lässiges anzuziehen. Ein schwarzes Shirt und eine Jeans erfüllten den erwünschten Effekt, wonach sich der Uchiha in die Küche begab, um sich etwas zu Essen zu holen. Unglücklicherweise traf er dort auf seine Mutter, die ihren Gästen Tee zu servieren schien. „Oh, hallo Sasuke! Wieder zurück?“, begrüßte ihn seine Mutter fröhlichen Gemüts. „Nein, ich tu nur so.“ Die Frau lachte, ohne dahinter zu kommen, dass es eigentlich eine Unhöflichkeit ihr gegenüber war und nicht bloß ein harmloser Witz. Sasuke hielt nichts mehr von seiner Mutter, seit er aus der Pubertät raus war (was er zumindest glaubte). Eigentlich wollte er bald ausziehen, aber das erwies sich momentan als unvorteilhaft. Nach dem Schulabschluss würden sich noch genügend Möglichkeiten bieten. „Wenn du willst, kannst du dich zu uns gesellen, wir sticken heute!“ Aber sicher würde er das, er liebte doch das Sticken – vergleichbar mit seiner Vorliebe für Exkremente… „Ich geh‘ heut‘ Abend noch weg“, gab Sasuke kurz seiner Mutter Bescheid, die die Teetassen auf ein Tablett raufstellte. „Alles klar, aber du weißt ja: Keine Drogen und keine Mädchen! In meinem Haus schon gar nicht!“ Wenn du wüsstest, dachte sich Sasuke dabei und grinste sich einen ab. Innerlich versteht sich. Seine Mutter dachte immer noch, er wäre ein unschuldiges Küken, das auf die sorgenvolle Mama hörte, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Mit einigen Zutaten bewaffnet zauberte sich Sasuke schließlich etwas Essbares und ging damit wieder in sein Zimmer zurück, wo das Gelächter und der nervige Tratsch sein Ohr nicht erreichen würde. Nun ja, natürlich war der Uchiha ein Mann, wenn auch ein junger, aber kochen tat er trotzdem gerne und das war eines der Dinge, die ihn mit Naruto mehr oder weniger verbanden, denn Naruto war ein unheimlich riesiger Fan des Essens. Und so revanchierte sich Sasuke für Narutos Freundschaft gelegentlich mit einem guten Essen. Na ja, wie man „gut“ in diesem Falle definieren mochte. Man konnte Sasuke schon als geschickt im Umgang mit wenigen Zutaten bezeichnen. Das rettete ihn auch selbst vorm Verhungern, denn wie seine Mutter kochte, gefiel ihm schon lange nicht mehr. Sie merkte das nicht einmal, was wohl eher recht als schlecht war. Sasuke akzeptierte es unter anderem gerade deshalb, von seinen Eltern nicht besonders beachtet zu werden - es gab keinen Stress in der Familie, keine Streitereien oder Ähnliches, und für eine tägliche Dosis Beachtung hatte er ja seine Kumpels. Insbesondere den Dobe. Wie es ohne ihn ging, konnte sich Sasuke erst gar nicht vorstellen und unternahm auch keine Versuche dies zu tun. Denn sein bester Freund war für ihn selbstverständlich, genauso wie zeitweise Geschlechtsverkehr mit irgendwelchen Mädchen, von denen er glaubte es sich selbst besser besorgen zu können, außerdem gelegentliche Ausgänge auf Partys, und nicht zu vergessen das Hobby, von dem Naruto profitierte, wenn dieser wieder einmal Heißhunger bekam. „Ich bin daheim!“, rief Naruto, als er heiteren Gemüts in seine bescheidene Wohnung stolzierte, welche er mit seiner Adoptivfamilie teilte. Niemand antwortete. Alle waren noch auf Arbeit, oder sonst irgendwo, aber dem Blonden war das vollkommen egal. Er schmiss seine Jacke und seine Tasche im Flur auf den Boden, wonach seine Schuhe tollpatschig folgten und irgendwie aufkamen, nur nicht so, wie Naruto es eigentlich wollte. Dem kleinen Chaoten war es sowieso nicht mehr wichtig. Er stürzte sich bereits auf das Essen, das ihm von seiner Stiefmutter im Kühlschrank hinterlassen worden war und verschlang es hungrig in großen Happen. Dann schaltete er seinen Computer an, ließ den Fernseher laufen und haute sich für eine Stunde aufs Ohr. Ja, er konnte aus irgendeinem undefinierbaren Grund nur bei angeschalteter Glotze einen Mittagsschlaf halten, es machte ihn schläfrig, da er eigentlich immer ein sehr aktiver Typ war. Meist hing er mit seinem besten Freund fürs Leben irgendwo ab, oder versuchte sich an irgendein Mädel ranzumachen, was jedoch fast immer scheiterte. Naruto gab trotzdem nie auf und versuchte es immer wieder – so war seine Natur. Immer sonnig, gut gelaunt und optimistisch. Manchmal verbrachte er seine Zeit damit, irgendetwas zu veranstalten, oder seinen Freundeskreis auszufragen, wo was abging, und dann war da noch das Skaten, das er über alles liebte. An diesem Tag kreisten Narutos Gedanken jedoch nur um ein einziges Thema, das er gerne grob als „Ficken“ bezeichnete. Endlich! Heute würde es soweit sein: sein erstes Mal und das mit einem ziemlich hübschen Mädchen! Sogar einem der hübschesten aus der Schule, wie er fand! Sie hatte zwar keine so große Oberweite – okay, da hatte Sasuke ausnahmsweise mal Recht – aber ihre Figur war insgesamt nicht ohne. Und außerdem galt ja viel eher, wie sie im Bett war, als der Fakt nicht allzu großer Brüste. Der Uzumaki grinste wohlig und seine Augen fielen ihm zu, als er an Sakura Haruno zurück dachte, deren Rock auf dem Dach der Schule vom Wind einmal kräftig nach oben befördert worden war, sodass Naruto einen wunderbaren Blick auf das Höschen des rosahaarigen Mädchens ergattern konnte. Wenn sie auch heute Abend so sexy sein würde, wäre ja der ganze Tag längst als vollkommen gelungen anzusehen. Naruto hätte jubeln können, was er letztendlich auch gemacht hatte, als er Sakura am Dach der Schule mit erröteten Wangen vorgefunden hatte. Sie war echt süß, als sie ihm verlegen versuchte zu erklären, dass er sich nach dem vergangenen Abend auf der Party ja gar nichts einbilden sollte. Natürlich war die Neuigkeit an sich nicht besonders erfreulich, aber der Kuss, den er am Ende des kleinen Gespräches auf die Wange gedrückt bekam, neutralisierte alles, wonach dann auch noch die Sache mit dem „flatternden Rock“ hinzu kam. Seltsam, dass Sasuke die Haruno nicht wirklich mochte. Sie war doch ganz niedlich und sooo dolle Fangirl-mäßig war sie ja auch nicht. Da waren Yamanaka Ino und Oshimizu Karin nun wirklich schlimmer – jedenfalls derzeit. In der Vergangenheit mochte es wohl anders gewesen sein, aber Sakura hatte sich verändert und lief Sasuke nicht mehr nach. Na ja, was soll’s schon? War halt die Sache des Uchihas, auf wen er stand und auf wen nicht, aber der Meinung Narutos nach passten die beiden eigentlich mehr zusammen, als er selbst und Sakura. Tja, wer zuerst kommt, mahlt bekanntlich zuerst, oder wie das Sprichwort noch mal ging. Der Blondschopf war kein großer Redner. Wozu auch, Sasuke verstand ihn auch so und das reichte ihm vollkommen aus. Sie waren eben unzertrennlich... Ich (Statusnachricht: Nerv nicht) schrieb: ~ hey dobe Sasuke saß vor dem Monitor seines Computers. Sein bester Kumpel war wie nahezu immer auf „online“ geschaltet. Wahrscheinlich pennte dieser zwar, so wie Sasuke ihn kannte, aber das war dem Uchiha nun auch egal, denn er brauchte die Information zur Party, um seinen restlichen Tagesverlauf zu planen. Den Nicknamen 'Ich' hatte Sasuke aus dem Desinteresse heraus gewählt, irgendwie besonders zu klingen. Hauptsache der Name tarnte ihn vor seinen Fanclubs und fiel nicht besonders auf. Und wenn Sasuke so recht darüber nachdachte, dann brauchte er den Messenger nur, um seltenerweise etwas mit Naruto zu klären. Sich zu unterhalten war schließlich alles andere als Sasukes Hobby. Es dauerte nicht lange, da meldete sich auch schon der vertraute Ton des Messengers. Naruto antwortete. Ramenfreak (Statusnachricht: Warum bin ich so fröhlich, so fröhlich, so fröhlich? so ausgesprochen fröhlich! Das wüsstet ihr wohl gern! :P) schrieb: ~ yo teme Ich schrieb: ~ na, schon wach? Ramenfreak schrieb: ~ nope, von dir geweckt Ich schrieb: ~ wann geht’n die party? Ramenfreak schrieb: ~ öhm... weiß ich nicht ^^° Ich schrieb: ~ volltrottel Ramenfreak schrieb: ~ halt’s maul Ich schrieb: ~ tu ich, schnauz meine finger an Ramenfreak schrieb: ~ ich brech sie dir gleich ab uû Dieser alte Dummkopf, dachte Sasuke sich und grinste den Monitor an, während er seine Nachricht in den Messenger eintippte. Ich schrieb: ~ versuch’s doch Ramenfreak schrieb: ~ ok... ich verschiebe es auf später >.>... Ich schrieb: ~ warum wohl? Ramenfreak schrieb: ~ rat doch xDDD Ramenfreak schrieb: ~ tsss, alter querkopf Der Uchiha zog eine Zigarette aus seiner auf dem Weg im Kiosk schnellgekauften Packung und zündete sie an, dann kam er zum weiteren Tippen. Ich schrieb: ~ na dann informier dich mal bei sabakuno-sempai, die wird’s am besten wissen Ramenfreak schrieb: ~ jepp mach ich ^^ ~ Ich schrieb: ~ ich bin dann am chillen, also stör nicht unnötig, klar? Ramenfreak schrieb: ~ ja ja, teme, du alter dampfer. ~ gib das rauchen doch endlich auf! Ist ja widerlich, in der wohnung, ey! Ich schrieb: ~ ach fick dich doch und lass mich in ruhe Ramenfreak schrieb: ~ nur um’s mal wieder anzumerken... Jetzt fängt das schon wieder an, knurrte Sasuke in Gedanken und seufzte am Ende. Ramenfreak schrieb: ~ ... ab heute werde ich das nicht mehr tun brauchen, wer weiß, ob ich vielleicht mit sakura-chan zusammenkomme! Ich schrieb: ~ ja ja, geht mir am arsch vorbei Ramenfreak schrieb: ~ ach immer diese eifersucht, tz tz tz Ramenfreak schrieb: ~ ok ok, ich hör ja schon auf Da hatte Sasuke es: Naruto wusste, wo die Grenze war und er überschritt sie nie. Solche Freunde hatte man selten. Ramenfreak schrieb: ~ teme? 8D Ich schrieb: ~ ja? Ramenfreak schrieb: ~ die party findet um 19 uhr statt. schnapp dir die straßenbahn nr 10 und fahr bis zum volkspark, da wart ich dann auf dich, klar? Ich schrieb: ~ ok, bis dann Ramenfreak schrieb: ~ ^^ bye, gehe dann man off, muss ja noch einen haufen sachen erledigen Ich schrieb: ~ klar, klamotten raussuchen, sich zurechtmachen usw. du erinnerst mich schon langsam an ein mädel Ramenfreak schrieb: ~ ey, ich muss dich ja wohl nicht an dein dummes hobby erinnern. welcher mann kocht schon? xDDDD Ich schrieb: ~ und ich darf dich wohl noch mal dran erinnern, wer immer so begeistert davon ist Ramenfreak schrieb: ~ ach halt doch die schnauze grrrrr!!! Ich schrieb: ~ erstens tu ich das schon die ganze Zeit und zweitens heiße ich nicht 'grrrrr' Ich schrieb: ~ wir sehn uns später (Ich ist offline gegangen) Ach, immer wieder diese amüsanten Gespräche mit dem Trottel. Sasuke lehnte sich zurück und starrte auf die Decke, dann glitt sein Blick zur Uhr, die an einer kahlen, weißen Wand hing. 17:30 Uhr... Oh, vielleicht war es an der Zeit, sich zu beeilen. Die Planung des Tages war also in null-Komma-nichts getan. Nach einigen Minuten war Sasuke auch schon fertig. Er brauchte nie lange, um sich zum Aufbruch vorzubereiten. Das schwarze, enge T-Shirt, das er gleich nach der Heimkehr angezogen hatte, passte ganz gut zu der dunklen, aber schön ausgewaschenen Jeans und zu der Lederjacke, die der Uchiha meistens trug. Dazu die Packung Kippen, die Hausschlüssel, das Portemonnaie, der Perso und ab ging es. Ohne sich von seiner Mutter zu verabschieden, verließ er die Wohnung und machte sich zur Haltestelle auf. Na hoffentlich hatte sich Naruto, der Vollidiot nicht mit der Haltestelle vertan. Das machte er nämlich gerne hin und wieder mal, und dann stand Sasuke irgendwo im abgelegensten Viertel der Stadt, von wo er sich dann selbst zurecht finden musste. Nicht, dass Sasuke es nicht konnte, aber das war dann schon ziemlich ärgerlich. Beinahe wollte er Naruto zu den Weibern zählen, die über keinerlei Orientierungssinn verfügten, stutzte dann und grinste in sich hinein. Eben das war das Gute an Naruto: er war irgendwie dumm wie Stroh (also wie eine Frau), und gleichzeitig geil drauf, wie ein Mann halt. Über das Wort ‚geil’ stolperte Sasuke dann jedoch. Geil? Geil bedeutete etwas anderes, also war es wohl das falsche Wort, um Naruto zu charakterisieren, oder? Sasuke stieg an der vereinbarten Haltestelle aus. Es war ganz schön kalt geworden und sein Atem nahm Gestalt an der frischen Luft an. Herbst... Aber dann sah der Uchiha auch schon Naruto ihm zuwinken. „Hey, Teme!” „Hey, Dobe.“ Die beiden Jungs begrüßten sich heute zum zweiten Male mit ihrem stamm-Check. „Na dann auf geht’s, was?“, schlug Naruto fröhlich vor. „Ich kann’s kaum erwarten!“ „Tsss, Idiot“, murmelte Sasuke nur, ehe er dem Uzumaki folgte. Ob der Abend was werden würde? tbc... Kapitel 2: LET'S PARTY ---------------------- L E T ' S P A R T Y Es war schwül, stickig und die Luft war mit dem Geruch von Schweiß, Rauch und Alkohol verseucht. Kein Wunder, wenn man bedachte, dass wohl niemand daran interessiert war, die Fenster zu öffnen und eine frische, frostige Winterbriese in das Innere des Hauses hineinzulassen. Sasuke saß stark gelangweilt auf einem Sofa inmitten dieser Widerlichkeiten und versuchte seit geschlagenen zwei Stunden betrunken zu werden, um wenigstens verdrängen zu können, dass er hier eigentlich nichts zu suchen hatte. Es kam ihm allerdings so vor, als würde er von Mal zu Mal immer resistenter gegen Alkohol werden, denn es hatte sich vom Zustand her bei ihm noch fast gar nichts getan, obwohl er schon so Einiges die Kehle hinuntergespült hatte. Seinen besten Freund und dessen kleine, nervige Affäre hatte Sasuke schon länger aus den Augen verloren und hatte daher nichts besseres zu tun, als an seinem Plastikbecher zu nippen, worin sich ein Gemisch aus 10 Prozent Tonic und mindestens 90 Prozent Gin befand. Vor dem Uchiha erstreckte sich die von feierbedürftigen Arschkrampen nur so wimmelnde Tanzfläche, während die Musik aus allen Richtungen dröhnte. Hierhin hatte es Sasuke eigentlich auch nur verschlagen, weil sonst nirgendwo ein freier Platz vorzufinden und dieser hier kurzfristig geräumt worden war. Die Bude war nämlich so rappelvoll, dass einige Leute sich bereits auf sämtlichen Möbeln niedergelassen hatten, die eigentlich nicht dafür geeignet waren. Jemand nach Weib Aussehendes versuchte sich schwankend an einem ungeschickten Poledance mit dem Schaft einer Stehleuchte, während aus einem Nebenraum Geräusche ertönten, die bestenfalls in einen Zoo gehörten. Rechts neben Sasuke saß dann noch ein rumknutschendes Pärchen und zur Linken befanden sich zwei Mädchen, die angeregt tuschelten und hin und wieder zu dem jungen Mann rechts neben ihnen schauten. Pah – dachten sie etwa, er würde es nicht merken? Lächerlich – beste Gelegenheit, sich die Zeit zu vertreiben also. Und was eignete sich da besser, als ein paar Mädchen, die sich geehrt fühlen würden, wenn er sie ansprach, zu verarschen? Richtig – nichts. Lässig lehnte sich Sasuke also zurück und legte seinen linken Arm auf die Sofalehne um eines der beiden jungen Frauen herum, sodass diese sich dann errötet und etwas erschreckt zu dem Schwarzhaarigen umdrehen musste. Der Blick ihrer Freundin traf mit einem Funken Aufregung Sasuke, der eine passende Aufreißer-Miene über seine Gesichtszüge gestülpt hatte. „Na, Mädels? Was geht?“, fragte er in die entstandene Dreier-Runde und ließ sich zu einem Grinsen herab. Sasuke kannte die beiden nicht und das war auch gut so. Wenigstens bestand dadurch eine geringe Chance, dass sie von irgendwo weit, weit weg kamen und nicht für den Rest dieses Abends an ihm drankleben würden. Aber nach dem, was Sasuke zu tun plante, würden ihre zarten Mädchenherzen demnächst eh glasscherbenhaft auf dem Boden herumliegen. „Wie wär’s mit ‘nem ‚Hi, Sasuke, uns ist langweilig und wir wollen unterhalten werden‘ – oder habe ich euch gerade etwa eingeschüchtert?“ „Äh... nein, nein...“, traute sich eines der Mädchen endlich zu Wort. „Na ja, also wir-“ Sie wurde von ihrer Freundin sogleich unterbrochen. „-Wir hatten eh vor dich anzusprechen!“, setzte das zweite Mädchen fort. Sasuke grinste in sich hinein. Er sah förmlich wie die beiden Freundinnen zu ewigen Rivalinen mutierten und das nur seinetwegen. Sie würden sich heute Abend sicherlich noch die Haare vom Kopf reißen und einander die Augen auskratzen. Und zwar in einem Streit darüber, mit wem Sasuke ein Wort mehr gewechselt hatte. Dabei ging er lediglich seinem Hobby nach, Leute zu verarschen, ohne dass sie es merkten, ehe ihr Ego bereits zertrümmert war. Als ob er – Sasuke Uchiha – sich jemals an diese Luschen ranmachen würde! Er war manchmal eben einfach nur ein Arschloch aus Leidenschaft. „Na dann, ich bin ganz Ohr“, sagte Sasuke mit einer scheinbar offenen Handgeste, die den beiden zeigte, dass sie fortfahren durften. Die Bühne war ganz für sie geräumt und der Vorhang ging auf. Der Uchiha musste bei den beiden nicht einmal ein Drittel seines angeborenen Charmes aufbringen. So wie die da aussahen, wurden sie schon allein von seinen Worten feucht. Also keinerlei Herausforderung und damit keinerlei Spaß. Den Spaß bereitete sich Sasuke daher selbst. „Ich bin Mari“, stellte sich eines der Mädchen vor. „Und ich Su“, unterbrach die eine ihre noch-Freundin und reichte dem Uchiha die Hand, die er auf eine lässige Art knapp schüttelte. „Uchiha Sasuke, richtig?“ „Wir haben schon viel von dir gehört!“ „Nun, bei meinem Ruf ist das kein seltenes Phänomen“, erwiderte er gelassen darauf, während die Mädels verstohlene Blicke austauschten. Sie zeigten offensichtlich reges Interesse an ihm, denn anscheinend hatten sie sich bereits schon vorher über ihn informiert. „Wir sind die Austauschschülerinnen, weißt du?“ „Aha...“ Sehr interessant – einfach zum Gähnen, hätte Sasuke hinzufügen können. „Und du lebst hier, in der Stadt?“ „Nein, ich komme frisch aus der Hölle“, gab er ironisch von sich. Die Mädchen kicherten, obwohl das eigentlich überhaupt nicht witzig war. Aber bei Sasuke waren auch Sachen witzig, die sich bei niemandem sonst witzig anhörten. Das lag ganz einfach daran, dass er mit seiner Ausstrahlung keine andere Wahl ließ, als ihn cool zu finden. „Sag mal, Sasuke, hast du Lust zu tanzen?“ Zu dritt? Nee, nicht so sein Ding – er konzentrierte sich beim Tanzen normalerweise eher auf ein einziges Mädchen. Und zwar auf eines, das er rumkriegen wollte, was bei keinem der beiden Mädchen der Fall war. Die eine hatte eine komische Nase, der anderen fehlte offenbar der Vorteil langer Wimpern, da sie mindestens fünf Schichten Mascara übereinander trug. „Ja, klar, warum nicht?“, begann Sasuke, „Aber eigentlich hatte ich jetzt vor, ’ne heiße Braut zu suchen und sie so ordentlich – ihr wisst schon. Also macht’s gut.“ Mit diesen Worten, mit denen keines der beiden Mädchen gerechnet hatte, zog Sasuke seinen Arm wieder zurück und stand auf. Dann sprang er über die Lehne der Couch und ließ die beiden neben dem sehr ins Knutschen vertiefte Pärchen sitzen. Jetzt fühlte er sich schon gleich viel besser! Er schaute nicht zurück und beging somit den ersten Fehler am heutigen Abend, denn hätte er zurückgesehen, hätte er die beiden Blicke der zurückgelassenen Mädchen bemerkt. Und diese verrieten jede Menge ihrer mit dieser Situation nur gestiegener Interesse. „Ou Mann, Uchiha, die tun mir echt Leid, hatten sich wahrscheinlich schon Hoffnungen gemacht“, quatschte eine Stimme Sasuke von der Seite an. „Aber du bist eiskalt wie immer, was?“ Kiba – der Junge, der es furchtbar geil gefunden hatte, sich zwei rote Reißzähne direkt auf die Wangen tätowieren zu lassen. Wie kam man überhaupt auf so eine hirnrissige Idee? Seinen Hund, Akamaru hatte er heute jedoch glücklicherweise zu Hause gelassen. Sasuke nickte lediglich zum Gruß. „Und? Hast du schon wen im Visier?“ Der braunhaarige Junge zeigte mit seinem Daumen durch eine offene Tür. „Da hinten sitzen nämlich ein paar aus unserer Schule, falls es dich interessiert.“ Sasuke lehnte sich zurück, um einen Blick in das Zimmer zu werfen und zog nur die Augenbrauen zusammen. „Dein Ernst? Diese langweiligen Schnallen sind nicht mein Kaliber“, sagte er mit gehobener Augenbraue, als er sich wieder aufrecht stellte. „Eingebildet und herablassend wie immer – typische Uchiha-Handschrift“, kommentierte Kiba und zuckte mit den Schultern. „Ich hab’s eben nicht nötig, den Netten zu spielen. Zumindest nicht immer.“ „Tja, das Leben ist definitiv unfair. Weiber scheinen eher auf Arschlöcher mit ‘nem Mädchengesicht zu stehen.“ Sasukes darauffolgender Blick verriet, dass er nicht besonders angetan von dieser Äußerung war. Und zwar in einem Maße, dass Kiba sich sogar knapp entschuldigend und verabschiedend wieder verzog. Verblödeter Flachwichser, dachte Sasuke bei sich und verfolgte Kiba noch etwas mit seinem finsteren Todesblick. So einen Mist durfte nicht einmal Dobe von sich geben, wenn er noch lange leben wollte. Sasuke seufzte gereizt, blieb kurz an Ort und Stelle stehen und sah sich nach dem nächsten Opfer des Tages um. In dem bis an den Rand mit jungen Leuten vollgestopften Zimmer war das jedoch eine schwierige Angelegenheit. Aber siehe da, wie durch Zufall allein, saß in einem Minirock, mit langen Beinen, umhüllt von sexy Netzstrumpfhosen und einem knappen Top, Sabakuno Temari und sah so ziemlich mürrisch aus. Sie saß auf einem hohen Thekenstuhl in der Küche und hatte eine endende Zigarette zwischen ihren langen und gepflegten Fingern geklemmt. Neben ihr auf dem Tisch, auf dem sie ihre Ellenbogen aufgestellt hatte, standen vier leere Wodkagläschen. Perfekt! Ein Mädchen für den Rest der Nacht gefunden, denn Temari hatte definitiv genug Stil, um auf Sasukes Liste der potentiellen Bettgesellinnen zu landen. Somit schlug er sogleich den Weg zu ihr ein. Er war sich bereits fast sicher, warum Temari so alleine da saß und warum ihr Gesicht aussah, als würde sie demnächst einen Mord begehen. Er sollte recht behalten. „Denk ja nicht dran!“, ertönte eine ernste und erzürnte Stimme von hinten. Jemand war ganz schön unhöflich und begrabschte Sasukes Schulter, um besagten im nächsten Moment herumzudrehen. Dieser ließ es vorerst geschehen und spielte innerlich mit seiner kleinen Vorahnung bezüglich der jungen Dame an der Küchentheke. Bingo – da stand ausgerechnet der Typ, der Temari immer wieder dazu brachte ihre eigenen Geburtstagsparties zu hassen. Es war nämlich Temaris älterer Bruder, der sich selbst die Aufgabe auferlegt hatte, die nicht mehr existierende Jungfräulichkeit seiner Schwester zu hüten. „Lass los und verzieh dich, Kankurou!“, sagte Sasuke kühl. „Pfoten weg von meiner Schwester“, zischte der Andere nur darauf. Kankurou war einen Kopf größer als Sasuke und glich vom Körperbau dem typischen Idioten, der den ganzen Tag im Fitnessstudio verbrachte. Seine Muskeln waren daher nur aufgepumpte Ballons, die Angst einjagen sollten, es aber insbesondere bei Sasuke nicht taten, weil er wusste, wie diese nutzlosen Teile entstanden waren. Mit Denen würde die Ausdauer nicht einmal dazu ausreichen sich fünf Minuten lang einen runterzuholen. „Ich denk‘ nicht dran“, spuckte er daher Kankurou verbal ins Gesicht. Sein unbeeindruckter Blick galt den braunen Augen seines Gegenübers und obwohl er kleiner war als Kankurou, wirkte er absolut selbstsicher und souverän. „Weißt du was, Uchiha-“ „-Nein, will’s auch gar nicht wissen“, schnitt Sasuke sofort ab. „Du kriegst gleich auf die Fresse, Alter!“ „Geh zuerst deiner Mutti petzen.“ „Halt die Fresse, Bastard!“ Der Sabakuno schien auf die Provokation gut anzuspringen – bald bereit für die vernichtende Niederlage, die ihn in die Knie vor Sasukes geballtem Ego zwingen würde. Aber dazu nutzte der Uchiha gerne ein seinerseits eingeplantes Teamwork mit Temari. Es würde nicht mehr lange dauern, bis der Blondine der Kragen platzte. Es entstand eine kleine Rumschieberei, in der Sasuke es schaffte sich aus dem Griff seines Gegenübers zu winden. Kankurou bekam jedoch Sasukes Hemdkragen zu fassen und behielt ihn vor sich. „Rechne mit ernsthaften Konsequenzen, Uchiha!“, knurrte er zornig. „Ja, Konsequenzen.“ Sasukes Mundwinkeln bogen sich leicht nach oben und es zeigte sich ein schadenfrohes Grinsen. „Ich stelle sie mir recht geil vor.“ Er legte seinen Kopf leicht schief und zog Kankurou an dessen Oberteil ruckartig etwas zu sich runter, um ihm den Rest halb ins Ohr zu raunen „Die werden nämlich sein, dass du dich verziehst und ich mir von deiner Sis‘ heute noch ‘nen blasen lasse.“ Geschockt von dieser vollkommen unverschämten Aussage und den sich bildenden Vorstellungen, musste Kankurou erst einmal zurücktaumeln. Der Schock saß zu tief und stand ihm ins Gesicht geschrieben. Sasuke nutzte solange diesen kurzfristigen Zustand aus, um sich von dem Griff des Sabakunos zu befreien und seinen Weg zu Temari wieder in Angriff zu nehmen. Dieser bestand aus einigen Schritten und dem zurückziehen des Hockers, auf dem sich Sasuke schließlich niederlassen würde. Sein neuer, schwacher Feind erwachte jedoch vorher aus seiner Schreckstarre und sah gar nicht mehr aus, als würde er die Situation friedlich lösen wollen. „Verdammter Wichser!“, schrie er durch den Raum, doch ehe er Sasuke erreichen konnte, drehte sich Temari genervt um und durchbohrte ihren Bruder mit einem solch verbissen tödlichen Blick, dass ihm nichts anderes übrig blieb, als sich mit dem Titel des Verlierers abzufinden. Richtig so – den Zorn einer frustrierten, untervögelten Frau durfte man nicht unterschätzen, wenn man nicht gerade Sasuke Uchiha hieß. Kankurou setzte sich unweit der Theke und warf seinem Feind, ab und an böse Blicke zu, welche von Sasuke jedoch gekonnt ignoriert wurden. Er brauchte doch Schwächlinge, Langweiler und Feiglinge keines Blickes zu würdigen – wo käme er denn dahin? „Warum so deprimiert?“, begann Sasuke seine indirekte Attacke auf Temari, neben der er nun saß. „Hör mir bloß auf! Mein dämlicher Bruder lässt einfach nicht locker“, fing sie sofort mit dem Auskotzen an. „Er ist der Meinung meinen Beschützer spielen zu müssen. Blöder, halbstarker Vollidiot. Hat ganze drei heiße Kerle bislang von mir fernhalten können, weil sie klüger als er waren und keinen Stress wollten.“ Die Sabakuno verdrehte ihre Augen und seufzte genervt auf. „Dann bin ich also eine Ausnahme?“ „Soll das ’ne billige Anmache sein, Uchiha?“ „Billig ist anders.“ „Vergiss es, du bist nicht mein Typ!“ „Hach, immer diese Weiber, die gleich nur an das Eine denken“, stieß Sasuke gespielt enttäuscht aus, worauf Temari ihren Kopf kichernd schüttelte. „Du weißt schon, dass ich die Gastgeberin bin und dich jederzeit rausschmeißen kann?“ „Du kannst es natürlich versuchen, indem du deinen halbstarken Bruder auf mich loslässt und schaust, was passiert, aber ohne mich wäre die Party leider mit zu vielen Hackfressen gefüllt.“ Mit einem Kopfnicken in Richtung des Bruders mit Schwesterkomplex war auch schon klar, wer gerade gemeint war. Dann kramte Sasuke seine Zigarettenpackung raus und sah wie die Augen der neben ihm sitzenden Schönheit immer größer und begeisterter wurden. Der Uchiha steckte sich eine Zigarette zwischen die Lippen und reichte wie selbstverständlich eine an Temari weiter. „Bin ich deine Rettung, oder bin ich deine Rettung?“ Die Kippe wurde ihm förmlich aus der Hand gerissen. „Gib schon her!“ Als die Tabakware auch zwischen ihren Lippen steckte, reichte Sasuke ihr sein Feuerzeug. „Danke, Mann!“, stieß Temari zusammen mit einer Rauchwolke aus, die sie gerade eben noch in ihrer Lunge nach dem Anzünden verwahrt hatte. „Tja, jetzt schuldest du mir ’nen Tanz.“ Temari lachte gelassen, gar etwas spöttisch auf und musterte Sasuke schließlich mit einem abschätzenden Blick. „Wie ging der Spruch noch gleich?“, warf sie etwas misstrauisch, aber mit einem verdächtig angetrunkenen Schmunzeln ein. „Welcher?“ „Na der Spruch, den jedes Mädchen der Schule auswendig kann.“ „Du kannst dich gerne selbst davon überzeugen, dass ich definitiv kein Mädchen bin und es somit nicht wissen kann.“ Sasukes Stimme trug einen Hauch des Schnurrens in sich und er beobachtete zufrieden, wie Temaris Blick an seinem Körper herabglitt. Der Alkohol schien ihrer charakteristischen Sturheit nicht gerade gut zu tun, weshalb sie im Anschluss wieder auflachte, diesmal aber um einiges verschmitzter. „Ich hab’s“, verkündete sie plötzlich. „‚Lass dich nicht auf den Uchiha ein, er nutzt dich aus, legt dich flach und außerdem gehört er schon mir!‘ – so ging er.“ Es entlockte Sasuke ein durchaus anerkennendes, aber überlegendes Befeuchten der Lippen. Die Anerkennung galt jedoch eher sich selbst, als irgendwem sonst. „Na dann bist du ja vorbereitet, hm?“, fragte er rhetorisch und drückte seine Zigarette in einem der leeren Wodkagläser aus. Temaris verführerischer und von der Wirkung des Alkohols etwas verschleierter Blick traf Sasukes Gesicht. „Nun... ich muss gestehen...“, schnurrte sie ihm schließlich entgegen, „dass dieser Spruch leider keine abschreckende Wirkung zu haben scheint. Komm mit, Uchiha – ich schuld‘ dir schließlich noch was.“ Damit zog Temari ihre selbsternannte Begleitung am Handgelenk zur Tanzfläche. Passend zum neu gebildeten Pärchen ertönte ein langsamer Song, sodass sich Sasuke und die Sabakuno eng umschlungen mit dem Rhythmus des Liedes bewegen konnten. Natürlich nahm es bei dem Tanz mit der Zeit an Erotik zu, sodass für die beiden Tanzpartner schon längst klar war, wie der Abend für sie enden würde, auch wenn anfangs das Gegenteil behauptet worden war. Irgendwann zwischendurch war Naruto mit Sakura vorbeigekommen, warf über beide Ohren grinsend einen Blick zu Sasuke und verschwand dann wieder mit seinem Mädchen irgendwohin, wo sie allein waren. Alles war also vollkommen perfekt... Kämen da nicht unerwartete und unerwünschte Wendungen ins Spielchen. Nur kurz schaute Sasuke auf, um die beiden Mädchen zu bemerken, die immer noch auf dem Sofa saßen. Und dann tat er etwas, was sich als das Dümmste herausstellte, was er in diesem Falle tun konnte: Er zwinkerte ihnen zu... Eher um die beiden mit der Tatsache zu ärgern, dass es hätte eine von ihnen sein konnte, um deren Taille jetzt sein Arm geschlungen wäre, jedoch wohl keine von beiden dazu taugte. Die Wirkung des Alkohols hatte sich also auch bei Sasuke endlich gezeigt. Aber es war ja nichts Neues mehr, dass man unter Alkohol die Lage nicht so einschätzen konnte, wie man sie vielleicht einschätzen sollte. Die Mädchen tuschelten wieder eifrig, was Sasuke einfach entging, da es ihm eigentlich völlig am Hintern vorbeispazierte und ihn deswegen nicht länger dazu veranlasste, seine Aufmerksamkeit irgendwelchen Statisten zu schenken. Ein gegenseitiges Zunickten der beiden jungen Damen besiegelte ihre rasche Entscheidung und schon standen sie vom Sofa auf, um zum tanzenden Pärchen zu gehen. Der Uchiha merkte erst, dass etwas nicht stimmte, als er auch schon am Oberarm ergriffen und von der Tanzfläche gezerrt wurde. „Äh... hey...Moment mal... was soll das?“, entfloh ihm nur überrascht, während sein Körper nicht schnell genug gegenreagieren konnte und sich deswegen dem Ziehen ergab. Zurück blieb eine verdatterte Temari, die ihm hinterher sah. Ein letzter Blick in ihre wunderschönen, grünblauen Augen und schon fand er sich hinter mehreren Türen draußen auf dem Hinterhof wieder, wo keine Menschenseele sonst hinzugehen schien. Der beißende Frost schlug ihm entgegen, aber noch fieser war die Ziegelwand, an der er nun mit dem Rücken lehnte. „Also? Krieg‘ ich jetzt ‘ne Antwort?“, fragte er nun etwas verstimmt in die Runde. Was hatten die jetzt für Probleme im Hirn? Hatte er sich etwa nicht deutlich genug ausgedrückt? Er hatte sie verarscht, mehr nicht! „Na ja, du hast uns neugierig gemacht“, sagte, wie hieß sie noch gleich... Mari? „Ja, wir finden dich nämlich ganz heiß...“, fügte Su hinzu und beide Mädchen grinsten plötzlich übers ganze Gesicht. Und wie sie grinsten! Das Wort, das es am nächsten beschreiben würde, wäre wohl „beängstigend“. „Äh, da muss ich euch enttäuschen“, erklang Sasukes eitle Stimme abweisend, “Ich habe nämlich weder Zeit noch Lust, mich weiterhin mit euch zu beschäftigen.“ „Tja, das hättest du dir früher überlegen sollen“, erwiderte Su jedoch frech, ohne sich von Sasukes Art einschüchtern zu lassen. „Ja, ganz genau, Uchiha“, pflichtete Mari vielsagend schmunzelnd ihrer Verbündeten bei. „Es ist nicht unser Problem, dass du uns unterschätzt hast.“ „Und da wir ungern einfach sitzen gelassen werden, holen wir uns zurück, was sich uns diesen Abend angeboten hat, hihihi“, schloss Su kichernd ab und beide machten nun einen Schritt auf ihr Opfer zu... Sasuke blickte mit einer erhobenen Augenbraue von einem Mädel zum Anderen. Das war jetzt nicht deren Ernst, oder? „Hey, habt ihr mich nicht richtig verstanden oder wa-“ Sasuke konnte nicht zu Ende sprechen, denn Su hatte sich erdreistet urplötzlich seine Lippen mit den Ihren zu versiegeln, während Mari die Sekunde seiner Überraschung ausnutzte, um Sasukes Arme viel zu geschickt aus der Verschränkung zu lösen. Er weitete seine Augen schlagartig und musste sich gar etwas pikiert eingestehen, dass er die beiden wirklich unterschätzt hatte. Es waren in seinen Augen definitiv keine Anfänger mehr, sondern Weiber, die es faustdick hinter den Ohren hatten! Shit! schoss es dem Schwarzhaarigen durch den Kopf, als Su begann sein T-Shirt hochzuschieben. Sie hockte sich hin und machte sich mit ihren dezent pink bemalten Lippen an Sasukes Bauch zu schaffen, während ihre Freundin ihre unverschämt kühlen Hände ganz unter seinem Shirt auf Erkundungsreise über den definierten Oberkörper schickte. Ja, okay, sie waren auch alles andere als Luschen, gestand Sasuke sich jetzt ebenfalls ein, aber mussten sie es ihm ausgerechnet hier draußen in der Kälte beweisen? Er zuckte ein wenig zusammen, als Mari bereits an seinem Gürtel herumzupfte. Irgendwann löste Su den Kuss und schob ihr Oberteil soweit hoch, dass ihre Unterwäsche sichtbar wurde. Fuck – Geschmack hatten die beiden wohl auch, was nicht gerade förderlich für Sasukes Versuche das Ganze abzubrechen war. Sich lasziv an Sasuke schmiegend, streifte Sue ihren BH soweit runter, bis ihre bloßen Brüste gegen seinen Oberkörper drückten. So langsam wurde das also tatsächlich ernst... „Hey, Leute... ist gut jetzt...“, wollte der Uchiha nun die vernünftige Tour mit seiner inzwischen ernsten Stimme schieben. „Findest du? Dann mach ich weiter!“, drehte Mari die Worte in seinem Mund um und entwaffnete Sasuke wieder einmal, dem nach und nach klar wurde, dass er gerade mächtig dagegen abstank, seine sonst so präsente Autorität aufrechtzuerhalten. Denn wenn er es sich so recht überlegte, machte ihm die beißende Kälte hier draußen immer weniger aus. Mit jeder weiteren Sekunde wurde ihm dank Maris und Sus eifrigem Engagement immer wärmer (und ganz besonders unter der Gürtellinie). Sasuke hatte bereits Probleme, sich im Zaum zu halten. An sich wollte er es eigentlich nicht mit den beiden treiben, er wollte Temari – jedenfalls für die heutige Nacht – aber er war wahrscheinlich der Letzte, der gefragt werden würde. Sein eigener Körper verweigerte ihm auch den Dienst des erfolgreichen Widerstandes und hinterging ihn heimtückisch, indem er begann auf das Tun der beiden willig zu reagieren. Sein Handgelenk wurde ergriffen und nach wenigen Sekunden befand sich die dazugehörige Hand auf Sus Busen. „Du bist ja richtig schüchtern“, flüsterte sie ihm dreckig ins Ohr und verursachte bei Sasuke ein knappes herunterschlucken dieser normalerweise unzutreffenden Aussage. In dem Moment wäre jegliche Gegenwehr, sei es physisch oder verbal, tödlich. So fühlte es sich für Sasuke zumindest an, der hier zwei fremden Mädchen erlaubte, ihn halb zu vergewaltigen. Dann küsste Su seine Halsbeuge entlang, übersprang das angehobene T-Shirt und leckte über Sasukes Brust. Der Frost setzte eiskalt an der feuchten Spur an und verpasste dem Uchiha einen gemeinen Schauer über den Rücken. „Leute... wir werden uns ernsthaft erkälten, wenn ihr so weitermacht!“ „Halt‘ die Klappe, Uchiha!“, zischte Mari, „Wenn du noch ein Wort laberst, stehst du mit deiner Beule in der Hose gleich alleine da“. Man könnte meinen, das wäre Sasukes Rettung, doch Mari setzte noch eins drauf, indem sie ihre Hand ungeniert gegen seinen Schritt drückte. Sasuke musste sofort ein Geräusch von sich geben, das sich stark nach Behagen anhörte. Im Kopf breitete sich bei ihm jedoch zunehmend etwas aus, mit dem er nie wirklich gerechnet hatte. Nein, Sasuke hatte keine Angst vor Kankurou, oder vor sonst irgendeiner Schlägerei, aber das hier bereitete ihm ernsthafte Sorgen: nicht ER legte jemanden flach, sondern er WURDE hier gerade regelrecht von zwei lüsternen Mädchen flachgelegt! Ok, Memo an später: Die Weiber waren nicht dumm wie Stroh, sondern hinterlistige kleine Biester, die manchmal den Nymphomanen raushingen ließen! Gar nicht gut... Armer Sasuke, nun war er gezwungen mit den beiden hier zu schlafen – bei den Graden! Seine Hose wurde nun ein Stück weit nach unten gezogen und die Hände von Su, die inzwischen mit Mari Plätze getauscht hatte, wanderten unter Sasukes Shorts. „Mmmh, was haben wir denn da?“ Fragte das untere Mädchen rhetorisch. Ja, er war inzwischen so ziemlich erregt, angesichts der Lage in der er sich befand, aber er wäre es gerne bei jemand anderem gewesen. Allerdings hatte es keinen Sinn mehr, darüber nachzudenken, sodass er sich gezwungenermaßen einfach diesen wilden Knutschereien ergab, die da vonstattengingen. Sie pusteten ihm förmlich die Gedanken aus dem Kopf. Einige Zeit später stand Sasuke immer noch mit dem Rücken an die eiskalte Hauswand gelehnt, mit heruntergezogener Hose, fremden Händen und Lippen an seinem besten Stück, Maris Brust in der einen Hand und mit der Anderen unter ihren Slip gleitend, während sie ihm hingebungsvoll an der feinen Haut am Hals saugte mit der Absicht eine kleine Hinterlassenschaft entstehen zu lassen. Und dann... ...dann fing es an zu schneien. Sasuke schaute unwillkürlich zum dunklen, bewölkten Himmel. Große weiße Flocken wirbelten von oben herab und vermehrten sich zunehmend, sodass die Umgebung schnell mit einem weißen Tuch überzogen wurde. Der erste Herbsttag, an dem es schneite. Der erste Herbsttag, an dem es schneite war auch damals, als Naruto und Sasuke ihre Freundschaft mit einem festen Handdruck besiegelt hatten. Naruto... „Hey, was ist? Du bist gar nicht mehr bei der Sache...“, fragte Su und riss Sasuke somit aus seiner kleinen Träumerei. Sie versuchte mit dem Uchiha einen Blickkontakt herzustellen, brachte es jedoch nicht zu Stande, da Sasuke sein Gesicht weiterhin gen Himmel gewandt behielt. „Ihr Mädchen versteht das eh nicht...“, murmelte er eher zu sich selbst, als zu den beiden. Das war echt ein seltsamer Zustand, in dem er sich da befand. Was war heute bitte los mit ihm? Er war eigentlich weder so sentimental, noch erlaubte er einen solchen Umgang mit sich. Wenn er keinen Bock hatte mit jemandem zu schlafen, dann hatte derjenige sich damit abzufinden und basta. Da gab es kein Wenn und Aber, geschweige denn eine zweite Chance. Bis heute jedenfalls. Was war denn also nur los? Warum ließ er sich heute so vieles gefallen? Ach ja, richtig – Naruto hatte ihn dazu überredet. Sasukes Mundwinkel mussten prompt in die Höhe zucken und leiteten ein fast unsichtbar warmes Lächeln ein. Es war so gar nicht seine Art. Ein Moment der sonderbaren Ruhe umhüllte ihn und irgendwie schien die Umgebung für ein paar Augenblicke gar nicht mehr zu existieren. Nur hielt das nicht lange an. Die außergewöhnliche Regung seiner Lippen verschwand sofort wieder, als Sasuke aus dem Augenwinkel etwas registrierte und daraufhin geradeaus schaute. „Finger weg, Su. Ich hau hier ab und an eurer Stelle würde ich das auch tun“, kam trocken aus seinem Mund. Die ‚Warnung’ kam jedoch bereits zu spät. Nicht einmal ein blauäugiges „warum?“ passte in den Zeitraum, den ein hartgepresster Schneeball brauchte, um Maris entblößten Nacken zu erreichen. Das getroffene Mädchen kreischte grell auf. Dem folgte ein weiterer schriller Schrei, als Su ähnliches Leid erlitt. Sasuke zog in der Zeit seine Hose wieder zurecht und sah mit an, wie jemand, der um das Haus gebogen war – und das waren Mehrere – sich bückte und weitere Schneebälle formte. „Ihr verdammten Schlampen! Was fällt euch ein, euch an Uchiha ranzumachen, hä?!“, schrie ein blondes Mädchen mit unüberhörbarem Zorn in der hohen Stimme. Zickenalarm, schoss es Sasuke durch den Kopf. Nichts wie weg! Gekonnt wich er einem Schneeball aus, der eigentlich für Mari bestimmt war und legte bereits eine Hand auf die Türklinke, als die beiden Mädels davonliefen und die Blondine mit ihrem Gefolge dem Uchiha näher kam. „Hi, Sasuke!“, entkam es fröhlich, stolz und etwas angetrunken den gepflegten Lippen der jungen Frau, die ihn jetzt strahlend anlächelte. „Hey, Yamanaka...“, grüßte er ein kleinwenig ertappt zurück. „Ach wie oft denn noch? – du kannst mich Ino nennen, Süßer!“ „Hey, Ino...“ Unsicherheit lag auf seinen Gesichtszügen und er musterte das grinsende Mädchen mit den langen Haaren von Kopf bis Fuß. Auch diese hatte sich rausgeputzt, keine Frage! Ihr vielsagendes Lächeln war genauso groß wie ihr Ausschnitt – nämlich überdimensional – und ihr weißes Oberteil war netterweise durchsichtig genug, um einen Hauch ihrer schwarzen Spitzenunterwäsche preiszugeben. „Wir kamen wohl gerade noch rechtzeitig, was?“ „Na ja, so könnte man es theoretisch sehen, ja...“ „Und wie hast du vor, dich bei uns zu revanchieren?“ „Äh... gar nicht?“ „Gar nicht gibt’s nicht!“, gab ein anderes Mädchen von sich und schmunzelte hinterhältig. „Ok... kommt drauf an, was ihr von mir wollt...“ Ein Kichern ging durch die Runde aus jungen Frauen und in zahlreichen, ihm zugewandten Blicken flackerte ein ganz besonderes Funkeln auf. Lüsternes Gesindel... „Was glaubst du denn, was Frauen von dir wollen könnten?“, stimmte ein drittes Mädchen mit ein. Sasuke kratzte sich am Hinterkopf, in Gedanken schon einige Fluchtwege durchgehend, während er zögernd antwortete: „Meinen Körper?“ „Bingo!“ hörte Sasuke das vierte Mädchen vorfreudig sagen. „Kommt schon, Leute... das ist nicht mehr witzig.“, gab er entrüstet von sich. „Wer macht denn hier Witze, huh?“, fragte wiederum Ino. Na toll: aus einem Weib wurden zwei, aus zweien wurden vier. Dürften es vielleicht noch mehr werden? Abrupt ging die Hintertür auf und Temari kam torkelnd heraus. „Hey, Mädels, ich schließe mich euch an!“, meldete sie sich grinsend zu Wort. Ja, es ging scheinbar noch mehr und somit noch schlimmer... Was für ein wunderbarer, unvergesslicher Abend. Ok, Zeit schinden... „Leute...“, versuchte es Sasuke nun auf die vernünftige Logiktour, „alles nacheinander... ich kann schließlich nicht mit euch allen zugleich!“ „Stimmt...Und nun?!“, fragte irgendwer Weibliches mit äußerst panisch klingender Enttäuschung. Grummeln und „logische“ Grübeleien von betrunkenen Mädchenhirnen schwirrten plötzlich in der Luft. „Na ja... stellt euch doch erst mal in eine Reihe hintereinander auf, oder so.“ Weiteres Grummeln war zu hören, aber die Mädchen gehorchten Sasuke tatsächlich und begannen sich entgegen jeglicher Erwartung zu formieren. Irgendwie schafften sie es sogar sich dabei abzusprechen, auch wenn Flüche, Beleidigungen und Rumschubserei in den zu klärenden Formalitäten dominierten. In dem Moment dankte der Uchiha dem Satan dafür, dass dieser geschmacklich vorteilhafte Nervengifte wie Alkohol erfunden hatte. Es bedurfte nur noch des richtigen Momentes, in dem der eigentliche Sinn dieser Angelegenheit langsam den Köpfen der Mädchen entschwand. Diesen würde Sasuke in Kürze zu seinem Fluchtvorteil nutzen. Doch es sollte anders kommen. „So, Bitches!“, rief plötzlich eine andere Stimme jenseits der sich bildenden Schlange. Oh nein – wenn die Situation bis vor einigen Momenten noch schlimm war, dann war sie soeben katastrophal geworden! Mit einem Gefolge aus zwei Weibern kündigte nun ein weiteres Mädchen den Krieg an. Und das war niemand geringeres als Karin Oshimitsu – Eine, von der man sich nicht so gerne den Krieg ansagen ließ. Die Drei hatten offenbar Lunte gerochen, als sie Mari und Su um die Hausecke hatten laufen sehen. Jedenfalls standen die beiden Mädchen neben Karin und ihren Leuten und grinsten hämisch. Ok, jetzt waren es insgesamt zehn Weiber, die es auf Sasukes Körper abgesehen hatten. „Wir wollen auch was von Sasuke haben, also verzieht euch!“, rief eine von Karins treuen Gefolgsfrauen. Zickenalarm war gestern, das hier war reiner Zickenterror! Beide Mädchenparteien stürzten sich in eine mittelalterreife Schlacht aus Schneebällen und- Augenblick... war das gerade ein Ziegelstein?! Wie verflucht tief konnte man denn eigentlich noch sinken?! Jedenfalls hatte sich der Zickenterror in einen tödlichen Zickenkampf verwandelt und da war er – der richtige Moment! Es wurde keine weitere Sekunde ins verständnislose Zuschauen mehr investiert und Sasuke nahm seine Beine in die Hand. „Hey, Mädels, schaut mal! Er haut ab!“, brachte jedoch irgendwer zwischen Bücken und Ausweichen röchelnd heraus. Alle Blicke der Anwesenden richteten sich abrupt auf Sasuke, der gerade dabei war, die Hintertür aufzureißen. Jetzt bloß keine Zeit verlieren, hieß es nun und der ertappte Sasuke blickte nicht mehr zurück, während er atemlos ins Innere des Hauses stürzte. Die Armeen der irregewordenen Mädchen rafften sich auf und stürmten hinterher, ohne auch nur einen weiteren Gedanken an ihren ausgerufenen Krieg zu verlieren. „FUCK!“, schrie Sasuke seine Verzweiflung laut aus. In dieser Situation würde wohl sogar Chuck Norris verzweifeln und das sollte schon was heißen! Denn nichts schien gerade schlimmer zu sein, als eine ganze Horde nymphomanischer Weiber. Sasuke rannte quer durch das ganze Haus dicht gefolgt von den Furien, wobei die Meute an immer mehr Zuwachs zu gewinnen schien. Die Partei der neutralen Menschen, die es nicht auf Sasuke abgesehen hatten, wich sogar ehrfürchtig aus, um bloß nicht in die Quere zu kommen und sich dadurch einiges an potentiellen Fleischwunden zu ersparen. Aber fünf Minuten später gab es keinen Ausweg mehr für den Uchiha. Die Mädchenfluten hatten ihn umzingelt. Da war nur die Treppe zum oberen Geschoss, hinter dem Schwarzhaarigen. Aber wie sollte er denn da bitte aus dem Haus fliehen können? – Egal, er würde schon nicht kaputt gehen, wenn er vom ersten Stock aus dem Fenster sprang, schließlich war er ja ein Kerl. Also nichts wie hin! Hastig nahm Sasuke die Treppe nach oben, wo er gleich nach der ersten Türklinke griff, die er zwischen die Finger bekam. Er riss die Tür auf und stürmte in das Zimmer hinein, seinen Blick schon nach dem nächstbesten Fenster suchen lassend, doch das Timing war dermaßen unglücklich, dass sich sogleich herausstellte, dass das Zimmer schon besetzt war. Darin befanden sich nämlich Naruto und Sakura, die sich wohl diesen Ort hier zum Rummachen ausgesucht hatten. Und nun wurde Sasuke Zeuge davon, wie Naruto da stand, Sakura halb nackt vor ihm auf einem Tisch saß, und wie er – nicht gerade viel verhüllter – das Mädchen am Hals liebkoste, während seine rechte Hand sich zwischen Sakuras Beinen verirrte. Sasuke fiel die Kinnlade fast ab. Nicht, dass das Bild abstoßend war, oder so... aber irgendwie hätte Sasuke sich bei seinem Kumpel sowas ganz anders vorgestellt. Oder besser gesagt gar nicht. Denn er hatte bislang nie das Bedürfnis gehabt, über so etwas nachzudenken und weigerte sich daher gerade zu realisieren, dass es sich vor seinen Augen abspielte. Der Uchiha musste sich allerdings notgedrungen wieder fassen und knallte schnellstmöglich die Tür hinter sich zu, damit seine Verfolger nicht hinein gelangen konnten. Und als das laute Geräusch im Raum erhallte, schreckten Naruto und Sakura aus ihrer wilden Knutscherei auf. Während die Haruno reflexartig irgendein Kleidungsstück gegen ihre eh zu kleine Brust drückte, drehte sich Naruto mit einer pochenden Ader auf der Schläfe um und durchbohrte den Ankömmling mit einem solch stechenden Blick, dass das schon fast beängstigend war. „Verdammt, Teme, was zur Hölle hast du hier zu suchen?!“, knurrte der Blondschopf wutentbrannt und Sasuke hatte das ungute Gefühl, dass die Mädchen da draußen weniger gefährlich waren, als sein bester Freund in dieser Sekunde. „Ich werde verfolgt, ich kann nichts dafür!“, entgegnete Sasuke hastig und ein Stück weit verzweifelt. „Verfolgt?! Scheiße – ich kill‘ dich gleich!“ „Dobe! Da draußen steht ’ne Horde Mädels, die mich buchstäblich totficken will, und du hast nichts Besseres zu tun, als mich killen zu wollen?!“ Und wie auf Kommando hämmerte jemand mit den Worten „Sasuke, komm raus, wir wissen, dass du da drin bist!“ gegen die Tür, die Gemeinter schnell verriegelte, indem er den im Schloss steckenden Schlüssel einmal herumdrehte. Der Zorn wich aus Narutos Gesicht zwar nicht, aber er schien zumindest zu verstehen, dass dies gerade nicht einfach nur ein schlechter Witz gewesen war. „Da hast du’s, Dobe!“, kommentierte Sasuke und Naruto sah seinen irgendwie ziemlich aufgelöst wirkenden Kumpel nun entnervt den Kopf schüttelnd an. „Was soll ich deiner Meinung nach machen, hä? Die Weiber mit meiner Latte umhauen?“, fragte der Uzumaki vorwurfsvoll. Es entstand eine kleine wortlose Pause, in der Sasukes Blick nach unten wanderte und dort die unübersehbare Beule unterhalb von Narutos Hosenbund entdeckte. „Ist ja gut! Ja, ich hab ‘nen Harten! Jetzt glotz nicht so blöd!“, zischte Naruto peinlich berührt. Ein hölzernes Hämmern durchbrach gleich darauf jedoch wieder die Stille und Sasuke schaute schnell über seine Schulter rüber, als wolle er sichergehen, dass die Tür auch wirklich zu war. „Naruto, du musst mir Rückendeckung geben!“ „Rückendeckung am Arsch, Idiot! Bin ich dein Bodyguard, oder was?!“ Sasuke schnalzte mit der Zunge und warf Naruto einen vorwurfsvollen „Nein, aber ich dachte, du bist mein bester Freund‘-Bick zu, der jedoch gleich einen entsetzten Funken bekam, als an der Tür plötzlich wild herumgerüttelt wurde. „Verdammt, Dobe, tu doch was!“, entglitt es dann beinah flehentlich aus seinem Mund. „Was denn bitte?!“ „Ist egal, tu’s einfach!!“ „Tu selber was! Da ist ‘nen Fenster. Spring halt raus!“ Dumpfe, schnelle Schritte ratterten hinter der Tür wieder die Treppe runter als die Mädchen auf den Bluff reinfielen und auf den Hof rannten, um Sasuke dort abzufangen – frauliche Dummheit in ihrer Essenz. „Schnell, verschwinde jetzt!“, flüsterte Naruto anschließend. „Und wenn sie mich doch noch erwischen?“, erwiderte Sasuke mit sachter Panik im Unterton, während seine Hand vorsichtig zum Schloss glitt und er die Tür aufsperrte. Sein prüfender Blick stahl sich durch den Spalt zwischen Tür und Rahmen, als würde er wie ein professioneller Polizist im Einsatz nachzählen wollen, wie viele von den imaginären Halunken dort draußen schwer bewaffnet waren. „Okay, okay, ist ja gut! Dann komm‘ ich halt mit“, brummte Naruto genervt, mit seinen Händen schon die Schnalle seines Gürtels zumachend und anschließend sein Shirt überziehend. Erst dann fiel ihm aber ein, dass da noch die vor Schreck erstarrte Sakura saß, die er drauf und dran war, hier einfach so sitzenzulassen. Er kratzte sich verlegen am Hinterkopf, als er demütig zu ihr schaute. „Sorry, Sakura-chan, wie du siehst, muss ich der Retter in Not sein. Ich mach’s wieder gut, okay?“, gab er kleinlaut von sich und zog dann noch das orangene Oberteil am Saum zurecht, um sich dann an Sasuke zu wenden. „Mach hinne“, sagte er leise, während er zu seinem Freund ging, die Tür etwas weiter aufzog und mit einer Hand an Sasukes Schulter die Lage selbst überprüfte, „sonst checken die, dass du nicht mehr springen willst, Teme.“ Schließlich verließen sie schleichend das Zimmer wie zwei kleine Jungs, die irgendetwas verbrochen hatten und ließen die arme, halbnackte Sakura einfach alleine auf dem Tisch zurück. Man hätte meinen können, dass aus den beiden gar nicht mal so üble Ninjas geworden wären, aber leider war deren Schleichaktion noch nicht perfektioniert. „Shit, die hab‘s mitgekriegt!“, konstatierte Naruto aufgeregt, während die beiden versuchten, die Lehne einer Couch als tarnende Kriegsmauer zu missbrauchen. Ironischerweise die Lehne genau der Couch, mit der das ganze Übel erst angefangen hatte. „Lass uns unter die Menge mischen, so sehen die uns nicht gleich!“ Naruto, erhob sich, schnappte nach Sasukes Handgelenk und zerrte ihn kurzerhand durch die feiernde Menge hinter sich her. In der Richtung wurden sie bereits erwartet, also kehrten sie so schnell wie möglich um, nahmen den Weg zurück, stießen dabei einige Pärchen nach dem Bowlingprinzip um und legten sich beinahe selbst auf die Fresse. Doch das Glück war diesmal auf ihrer Seite und beförderte sie mit einem metaphorisch harten Arschtritt aus dem Haus nach draußen, wo sie nur noch eilends in eine x-beliebige Richtung sprinteten, wie die letzten Überlebenden einer Zombieapokalypse. Nur mit dem feinen Unterschied, dass ihnen keine entstellten, untoten Kreaturen nachjagten, sondern verflucht rollige Mädchen. Welch Glück, dass Sasuke und Naruto den Vorteil ihres Geschlechts hatten und somit schneller waren als das fleischgewordene Böse in Gestalt attraktiver Frauen. Selbstverständlich hatte Naruto Sasukes Handgelenk schon wieder losgelassen, damit sie einander beim Rennen nicht behinderten. Der Wind blies ihnen um die Ohren, die Schneeflocken peitschten ihnen gegen die rot gewordenen Gesichter. Sie rannten und rannten rast- und gedankenlos auch nachdem die Schritte hinter ihnen verblasst waren, bis Naruto stolperte, vorwärts flog und sich gerade noch so an Sasukes Ärmel hielt, um nicht hinzuknallen. Da fiel der Sprint in sich zusammen und beide jungen Männer blieben außer Atem stehen. „Abgehängt?“, fragte Naruto nahezu röchelnd. „Ich... ich glaube schon ...“, erwiderte Sasuke darauf, dessen Puls sich in seinen Ohren anhörte wie ein Granatenhagel. „Und ... und was genau ... habe ich jetzt dazu beigetragen?“, keuchte sein bester Freund heiser. „Ansporn ... oder so? Seelische... Unterstützung? Solidarität?“ Sasuke stützte sich mit den Händen an seinen Oberschenkeln ab. „Soli-was?“ „Vergiss es einfach ...“, winkte der Uchiha ab, als Naruto eh nicht weiter an dem Fremdwort interessiert zu sein schien. Tief atmeten die beiden durch, ließen kleine Dampfwolken ihren Lippen entweichen. Mit einer Hand fuhr sich Sasuke übers Gesicht. „Verstehst du jetzt, warum ich Weiber nicht leiden kann?“ Naruto rieb sich mit der Hand über die Gegend des angespannten Bauches, als er den Blick hob und zu dem Schwarzhaarigen sah. „Schon mal dran gedacht, dass das hier eben deswegen passiert ist?“ Sasukes Blick suchte den Narutos auf. „Nein, Mann“, gab er müde von sich. „Das hier, war-“ Er stutzte, „... war ...“, überlegte, „… ich hab‘ keine Ahnung, was es war ...“, ergab er sich schließlich. Der Blonde ließ einen Lacher verlauten, den er offenbar bereute, weil sein Bauch vom Sprinten noch schmerzte, stimmte aber nickend seinem besten Freund zu. „Ich auch nicht.“ Sein Nicken Richtung Heimweg brachte die strohblonden Haare zum sachten Schwingen. „Los, lass uns nach Hause gehen.“ Nur ein Blick aus Sasukes Augen war nötig, um Naruto in Kenntnis zu setzen, dass er protestlos einverstanden war. Sie machten sich auf den Weg, gingen still und vor sich hin schmunzelnd nebeneinander her, nachdem sich ihre schwere Atmung etwas beruhigt hatte und sie nicht mehr das Gefühl verspürten gleich Blut kotzen zu müssen. Eine vorbeifahrende Straßenbahn ließ ihr Licht aus den Fenstern idyllisch auf dem pulvrigen Weiß des Gehwegs tanzen. In der einkehrenden Stille waren nur noch das Knirschen der Schritte und das leise Rieseln des Schnees zu hören. Tiefe Nacht hüllte die Stadt in ihren Schlaf. Keine Worte wurden mehr gebraucht, während diese Zweisamkeit sich anfühlte, als wäre sie das Natürlichste auf der ganzen, weiten Welt. Ein wie verzauberter Moment. Doch er verflog so schnell wie er gekommen war, als sich plötzlich zwei zierliche Arme um Narutos Oberkörper schlangen und ihn dazu brachten, stehenzubleiben. Verdutzt hob er den Kopf. „Haa?“, gab er fragend von sich, als würde der entgegenkommende Wind ihm die Antwort darauf geben „Wer hängt sich da an mich dran?“ Sasuke schaute derweil über seine Schulter zur Quelle der Störung. „Ich bin’s, Baka!“, erklang eine nur allzu bekannte, Mädchenstimme. „Haruno?“, kam es ebenfalls überrascht von Sasuke, der damit weniger als nicht gerechnet hatte, „Was machst du denn hier?“ „Ich bin an euch gerade mit der Bahn vorbeigefahren“, erklärte die Angekommene mit einem fröhlichen Lächeln, während sie sich von Narutos Torso endlich löste und vorwärts eilte, um mit ihnen schrittzuhalten. Ihr Arm hakte sich bei Naruto unter, weil ihr leicht kühl zu sein schien. „Zum Glück saß ich am Fenster und konnte euch noch gerade so bemerken.“ Man merkte Sakura deutlich an, dass sie ebenfalls nicht gerade nüchterner war als der Rest der Mädchen von der Party. Aber das spielte den beiden in diesem Moment eher zu, denn sonst hätte sie Naruto wohl eher dafür verprügelt, dass er sie sitzengelassen hatte. Offenbar war ihr der kleine Zwischenfall von vorhin zwar peinlich, aber sie entschied sich keinen Elefanten aus einer Mücke zu machen (dafür würde eh noch genug Zeit vorhanden sein, wenn sie ihren Rausch ausgeschlafen hatte). „Da dachte ich, ich könnte ja noch ein bisschen mit euch rumhängen und bin ausgestiegen...“, murmelte sie noch leicht verlegen. Sasuke richtete seinen Blick unbeteiligt in die Ferne und bevorzugte, kein weiteres Wort zu sagen. Unzufriedenheit war in ihm ausgebrochen und irgendwie passte es ihm so gar nicht in den Kram, dass Sakura sich die Freiheit genommen hatte, sich ungebeten dazwischenzuschieben. „Echt?“, fragte Naruto mit eindeutiger Freude in der Stimme. „Cool! Dann muss ich nicht den ganzen Abend nur mit Teme verbringen“. Natürlich war das nur Spaß, aber in den Oberarm bekam er dann doch noch eine geboxt. Mehr Protest kam vorübergehend von Sasukes Seite, aber in Anwesenheit Anderer war er eh meistens nicht besonders gesprächig. „Hattet ihr beiden noch was vor, oder wolltet ihr nach Hause?“ Sakura löste sich wieder von Narutos Arm und landete nach ein paar Schritten rückwärts schreitend vor den beiden Freunden, die ihren Gang dadurch leicht drosseln mussten. „Nope – Ich glaube, ich habe echt genug gefeiert. Jetzt will ich erst mal chillen. Du, Teme?“, wandte sich Naruto an den Uchiha, der seine Hände in den Hosentaschen vergraben hatte, ein wenig angespannt wirkte und auf die Frage mit einem knappen, irgendwie nichtssagenden „Hn“ antwortete. „Wollen wir alle einfach ‘bisschen rumschlendern?“, schlug Naruto daraufhin vor. „Mir egal.“ „Komm schon, Teme! Mit Sakura wird das sicher lustig!“, versuchte sich Naruto daran, seinen Vorschlag zu verteidigen, aber Sasuke wand den Kopf bloß ab und nuschelte missmutig ein abweisendes „Für heute habe ich genug von Weibern“. Doch Naruto dachte nicht daran, sich einfach so geschlagen zu geben. Das war nämlich nicht sein Stil und ganz besonders nicht, wenn er merkte, dass das Mädchen, das er mochte, mit anderen Schlampen über einen Kamm geschert wurde. „Das kann man auch ‘bisschen netter formulieren“, tadelte er Sasuke deswegen wichtigtuerisch und mit gestraffter Brust. „Seit wann bist du denn bitte so gesittet?“, wunderte sich Sakura jedoch lachend, als wolle sie die Stimmung wieder auflockern. Ob sie es persönlich genommen hatte, dass Sasuke ziemlich dagegen war, sie mitkommen zu lassen, merkte man ihr nicht besonders an. Stattdessen schwang sie ihren zierlichen Körper wieder an Narutos Seite, um ihn mit dem Ellenbogen neckend anzustupsen. Der Blonde grinste sie daraufhin nur breit an und legte seinen Arm um ihre Taille, an der er sie zu sich zog. „Ich muss doch einen guten Eindruck bei einem so tollen Mädchen hinterlassen, oder nicht?“ machte er ihr einen Kompliment, während Sasuke von so viel Schleimerei seine Augen verdrehen musste. War ja fast schon abartig, was Naruto da raushängen ließ, dachte sich der Uchiha und beschloss einen Zahn zuzulegen. Schnell erarbeitete er sich dadurch einen kleinen Vorsprung und das kleine Turtelpärchen fiel ein wenig zurück. „Oho! Große Worte!“, lobte die Haruno Naruto ironisch. „Bist du dir überhaupt dessen bewusst, dass du mir gerade schmeichelst, Baka?“ „Schmeicheln?“ der Blonde ließ einen Lacher verlauten. „Kannst du mal sehen, was für ‘nen Einfluss du auf mich hast!“ Und so stürzten sich die beiden ins absolut langweilige Flirten. Es war ja schon beinah peinlich, wie sie sich aufführten. Wie zwei Augentumor erweckende Paradiesvögel, die umeinander einen Paarungstanz aufführten. Selbst wenn Sakura es nicht zugab – alles deutete darauf, dass sie eigentlich schon längst auch von Naruto so viel wollte wie er von ihr. Nicht, dass es Sasuke störte, dass die beiden Interesse an einander hatten, aber sie mussten mit ihrer ätzenden Pärchenatmosphäre nicht die ganze Gegend hier verpesten. Zumindest dann nicht, wenn Sasuke mit dabei war und kaum zwei Meter von ihnen entfernt die Straße entlang ging. „Hey, Sasuke“, wandte sich Sakura nun direkt an den Uchiha, während sie sich von Naruto spontan huckepack nehmen ließ. „Ist es nun ok, wenn ich mitkomme? Ehrlich – ich gehe euch auch nicht auf die Nerven, versprochen!“ Als ob sie nicht bereits eh schon auf die Nerven ging, dachte Sasuke sich still. Sie sollten sich ein Zimmer nehmen, oder sich gleich einen Priester suchen, der sie vermählte. „Mir egal“, murmelte er also abermals unzufrieden aber mit einer Stimme, als ginge es ihm auch tatsächlich am Allerwertesten vorbei. Naruto schien das alles dagegen hervorragend zu genießen und nährte sich von diesem liebevollen Zauber, der mit dem Flirten einherging. Alle wussten, dass es schon immer sein größter Traum war, eine Freundin zu haben, mit der er so liebevoll umgehen konnte, wie er das gerade tat. Niemand traute es ihm zwar so richtig zu, aber Sasuke hatte genau gewusst, dass Naruto genau so in einer Beziehung sein würde, obgleich sie vielleicht noch nicht richtig besiegelt war, aber eindeutig auf dem besten Wege in diese Richtung. „Achte nicht auf ihn“, sagte der Blonde zum Spaß, gab ein Lachen von sich und schnaubte anschließend, weil ihm von der Hitze, die er verspüren musste, wohl die Nase anfing zu laufen. „Er ist immer so mürrisch. Und gerade jetzt muss es wohl das Trauma sein“, stichelte er ein wenig spitzbübisch in Sasukes Richtung. „Du weißt schon... ist sicher nicht spaßig daran permanent daran erinnert zu werden, dass man von Frauen fast vergewaltigt worden war.“ Jetzt lachte sie beide. Schön, dass dieser dämliche Witz so gut ankam und toll, dass man sich auf Sasukes Kosten prächtig zu amüsieren schien, aber ehrlich gesagt, hatte er keine Lust, weiterhin eine Witzfigur in dieser Geschichte zu spielen. Die kleine Verfolgungsjagt auf der Party war genug Blamage für den Rest seines Lebens, sodass er von Sakuras Glucksen nur noch genervter und schlecht gelaunter wurde. Auch wenn ihr Lachen schön klang und melodisch, und auch wenn Sakura an sich ganz nett zu sein schien, irgendwie war Sasuke trotzdem immer mieser drauf. Es war, als ob sie sich zwischen ihm und seinen Kumpel gedrängelt hatte und nun nicht einmal den Anstand aufwies, den verliebten Blondschopf ein wenig daran zu erinnern, dass da noch eine Person anwesend war, die gar nicht in ihr Privatleben involviert werden wollte und gut darauf verzichten konnte, diese Turtelei mitanzusehen. „Hey, hörst du wohl auf deinen besten Freund schlecht zu machen, Baka? Das macht man nicht!“ Selbst dieser Spruch aus ihrem Mund machte es nicht mehr besser. „Ihr Wunsch ist mir Befehl, Haruno-sama!“, sagte Naruto und stellte sich stramm und gerade wie ein Soldat hin wovon Sakura abrupt hinten abzurutschen begann, weil sie sich nicht mehr um Narutos Körper von alleine halten konnte. „Hey!“, rief sie lachend, versuchte noch vergebens hochzuklettern und sprang schließlich gänzlich runter, um Naruto anderweitig zu bestrafen. Sie nahm beide Hände voll flauschigen, aber eiskalten Pulverschnees und schmuggelte ihn Narutos Kragen zu seinem baren Nacken. Das blonde Opfer dieses Attentates zuckte sogleich zusammen und begann sich hastig die weißen Flocken aus dem Nacken mit der Hand zu wischen. „Aaah, Sakura-chaaan! Das ist unfair!“ Aber die Rosahaarige hörte nicht und stürzte sich kurzerhand einfach wieder auf ihn. Schwer hielt er sich auf den Beinen, schaffte es jedoch, nicht umzukippen. „Nimm das, Baka!“ rief sie siegreich aus, während sie die Arme von hinten um seinen Hals schlang. Sie rangelten ein kleinwenig. Schallendes Gelächter und jede Menge Spaß waren die Folge der nächsten Aktionen und irgendwie fühlte sich Sasuke wie das dritte Rad am Wagen. Die beiden turtelten da miteinander rum, und waren vollkommen aufeinander fixiert. Kein wunder, dass man sich irgendwie nicht dazugehörig fühlte. Nicht, dass sich Sasuke zu dieser kitschigen Situation dahinten dazugehörig fühlen wollte, aber irgendwie war das, was die beiden abzogen, unter aller Sau. Denn auch wenn sein Name des Öfteren fiel, Sasuke als Person wurde hier und jetzt nicht mehr gebraucht. Und das zeigte man ihm zwar unbewusst, aber absolut eindeutig. „Sasuke! Mach‘ doch was! Das Mädchen tötet mich sonst noch!“, kam es aufgeregt aus Narutos Richtung. „Ich bin sicher, ihr kommt auch alleine zurecht“, erwiderte der Uchiha darauf nur noch dumpf und das, was er sagte, wurde nicht mehr wirklich wahrgenommen. „Ja, ja! immer den Schutz seiner Kumpels suchen. Ich bin doch nur ein Mädchen! Schäm dich, Naruto!“ „Aber was für eins! Du bist nicht gerade eine Feder!“ „Was willst du damit sagen, hm, hmm?! Das war doch nicht etwa Kritik an meinem Gewicht, oder?“ „Also… nein! Um Gottes Willen! Ich will eigentlich nur sagen…“ Auch als Sasuke sich mit einem gelangweilt gemurmelten „Bin weg“ umdrehte und davon ging, wurde er nicht mehr wirklich beachtet. „Jaa! Ich höre? Und sag jetzt bloß nichts Falsches!“ „Also... ich... ich finde dich so wie du bist schön!“, presste Naruto leicht panisch aus sich raus, „aber ich finde du könntest noch etwas...“ Es folgte eine kleine Künstlerpause. „Ich finde, du könntest noch etwas Schnee vertragen!“, fügte er lachend hinzu und duckte sich, um einen weichen Schneeball zu formen und ihn nach der Rosahaarigen zu werfen, die inzwischen auf geringer Distanz neben ihm herging. „Gemeinheit!“, rief die Getroffene und stürzte sich wieder auf den Uzumaki. Irgendwann fielen die beiden doch noch in den Schnee, als Naruto rückwärts stolperte. Sakura war wesentlich weicher gelandet und lag glucksend auf Narutos Brust. „Sag das noch mal...“, hauchte sie ihm sanft zu. „Was genau?“ „Das von vorhin...“ „Dass ich dich schön finde, so wie du bist?“ Statt einem „Ja“, bekam der Blondschopf einen Kuss auf die Lippen. Wirklich romantisch. So romantisch, dass selbst Naruto es als romantisch bezeichnet hätte. Und wenn man genau hinsah, war er eigentlich genau hierfür geschaffen. Auch diese sanfte Seite gab es an ihm und nur wenige schienen sie zu kennen. Sachte schloss er die Arme um die Taille des wunderschönen Mädchens, das ihm diesen Moment schenkte, und fiel diesem Kuss endgültig zum Opfer. Erst einige Momente nachdem sie es zum Luftholen gelöst hatte, machte er seine Augen einen Spalt breit auf, sah sie verliebt an und sagte benebelt: „Hey… Teme… sag doch etwas, das dieses Mädchen davon abbringt mir den Kopf zu verdrehen...“ Sakura blinzelte verlegen und drückte sich sanft von Naruto weg, der einfach so liegen blieb, in diesem kribbelnden und zuckersüßen Gefühl vollkommen aufgelöst. Erst einige Augenblicke später, als er von Sasuke keinerlei Antwort oder Statement bekam, drehte er seinen Kopf zu der Stelle, an der der Schwarzhaarige vorhin gestanden hatte. Verwirrt blinzelte er einige Male, als er niemanden dort entdeckte. „Sasuke? Wo bist du hin?“ Sakura sah sich ein wenig um und entdeckte die Fußspuren im Schnee, die deutlich von dem Platz wegführten, wo sie Sasuke zuletzt noch gesehen hatten. Dann biss sie sich auf die Unterlippe und wandte den Blick abwärts. Erst jetzt verstand sie wohl, was geschehen sein musste. „Verdammt, ich glaube…“, murmelte Sakura bedrückt. „Was?“ Naruto hievte sich endlich zum stehen und klopfte sich den Schnee von der Kleidung, während er sich selbstnach Sasuke umsah. „Ich glaube, wir haben ihn mit unserem… Verhalten… doch ziemlich genervt. Der Abschied war wohl ernst gemeint“, gab sie schuldbewusst von sich, aber Naruto verdrehte nur die Augen. „Ou Mann, der muss wieder mal übertreiben, ey. So sehr waren wir mit uns auch nicht beschäftigt und außerdem kann er sich mal für mich freuen, der Idiot“, zischte Naruto nun, der überhaupt nicht einsehen wollte, dass sie doch schon ein wenig den Bogen überspannt hatten. „Nachdem ich dich heute für ihn sitzengelassen habe sowieso“, fügte er leicht schmollend hinzu. „Na ja, jetzt ist eh nichts mehr zu machen, also machen wir halt einfach was zu zweit – nur du und ich – ist doch auch cool, oder? Wie wäre es mit meiner warmen Wohnung und heißem Kakao?“ Man hätte meinen können, dass Naruto das jetzt ausnutzen wollte, weil er sich inzwischen wieder breit grinsend freute, vollkommen von der Ärgernis erholt, die Sasuke gegolten hatte, und Sakura einen Arm zum einhaken anbot. Nun – ein bisschen war das vielleicht auch so, aber Naruto war auch keiner von denen, die bei so was übertrieben. Wenn seiner Jungfräulichkeit heute Abhilfe geschaffen würde, dann wäre es perfekt, aber wenn nicht, hoffte er, dass er wenigstens super gut bei Sakura ankommen würde und sie sich das mit ihrer Aussage auf dem Schuldach nochmal anders überlegen würde. „Mum schläft schon längst und Dad hat Spätdienst. Wenn du deinen Kakao also nicht mit dem Geräuschpegel eines Traktors schlürfst, wird das schon gehen.“ Ein wenig zögerte Sakura noch, aber der Witz hatte die in ihr aufkommenden Zweifel so gut wie gänzlich abgetötet, sodass sie sich bei ihm wieder einhakte und ein „Einverstanden“ murmelte, während sie ihr Erröten damit zu verstecken versuchte, dass sie den Kopf sacht neigte. Naruto balancierte das Tablett mit den gefüllten Kakaotassen in sein chaotisches Zimmer auf eine fast schon süße Art und Weise. Als er angekommen war, stellte er es auf dem kleinen Tisch ab und setzte sich zu Sakura auf die Couch, die auch als Bett fungierte. „Puuh, bin ich fertig!“, seufzte er darbietend und warf seinen Rücken schlaff gegen die Lehne. Sakura beugte sich währenddessen vor und nahm sich eine der Tassen, die sie dann mit beiden Händen einrahmte, um diese an der Hitze des Getränkes aufzuwärmen. Es breitete sich seltsame ernüchternde Stille aus, die zwar nicht unangenehm war, weil sie nicht daher kam, dass beide nichts zu sagen hatten, sondern schon auf dem Weg zu viel gequatscht hatten und jetzt eigentlich Taten folgen sollten; es war allerdings so, als wäre auf dem Weg nach Hause die Stimmung einfach verflogen. Naruto wurde immer nachdenklicher und jetzt saß er da und starrte zur Decke mit dem Kopf vollkommen wo anders. „Komisch...“ murmelte er leise. „Sasuke war irgendwie schon den ganzen Abend seltsam drauf“, meinte er dann mehr zu sich selbst als zu Sakura, die ihren Blick auf ihn lenkte und darauf ein leises „hmm“ verlauten ließ. Sie machte sich schon einen kleinen Vorwurf, dass der Abend so ausklingen musste, denn das war nichts, was sie beabsichtigt hatte. Diese Flirtstimmung ist einfach über sie beide hinweggerollt und jetzt machten sie sich beide einen Kopf darüber, wie es wohl Sasuke jetzt ging. „Wie ist er denn sonst so drauf? Ich meine, ich kenne ihn ja nicht so richtig und kann es daher nicht so gut einschätzen wie du.“ „Na ja, sagen wir es mal so…“, startete Naruto einen Erklärungsversuch. „Normalerweise wäre es erst gar nicht zum Vorfall mit den Mädels gekommen, verstehst du? Teme ist keiner, der so etwas nicht alleine klären kann und ganz besonders, wenn es darum geht, mit wem er ins Bett steigen will und mit wem nicht.“ „Unterschätze nicht die Macht von Menschenmassen, Baka. Und vor allem nicht von Menschenmassen, die aus Mädchen bestehen“, erwiderte Sakura leicht tadelnd. „Aber abgesehen davon“, setzte sie jedoch gleich wieder fort, „ist er doch auch nur ein Mensch und hat vielleicht verschiedene Launen, wenn der Tag lang ist.“ „Sakura-chan, glaub mir. Es gibt Dinge, die einfach mal Fakt sind. Und eines davon ist, dass Sasuke so etwas nie, nie, nie und nochmals nie mit sich machen lassen würde. Das ist wie als würde ich plötzlich ein Genie in Mathe sein.“ Da war wohl etwas dran, dachte sich Sakura und nahm einen vorsichtigen Schluck aus ihrer Tasse. Sasuke war bekannt dafür, cool zu sein, während diese Aktion irgendwie weniger cool war, wenn man so recht darüber nachdachte. „Vermutlich würde er sogar ignorant mit den Schultern zucken und sich eine Zigarette anstecken, wenn er erfahren würde, dass er morgen an Lungenkrebs draufgehen würde. So ist Sasuke eben. Aber heute? Ich weiß nicht ...“ Etwas Besorgnis hatte sich auf Narutos Gesicht ausgebreitet. Dieses Thema beschäftigte ihn inzwischen ziemlich und wollte gar nicht mehr aus seinem Kopf gehen. „Vielleicht fehlt ihm was“, überlegte Sakura laut, „oder er hat irgendein Problem, von dem du noch nichts weißt. Und das äußert sich dann eben in solchen Verhaltensweisen.“ „Keine Ahnung“, seufzte Naruto wieder. „In seinem Kopf müsste man mal echt wühlen. Er spricht nämlich nie über seine Probleme von selbst.“ „Aber, dass du dir Sorgen machst ist ja völlig in Ordnung!“, sagte Sakura tröstend, stellte die Tasse wieder ab und legte Naruto ihre aufgewärmte Hand auf die Schulter. „Morgen könntest du doch einfach nachfragen“, schlug sie dann vor, nur um im nächsten Moment lieb zu lächeln. „Dir würde er es am wahrscheinlichsten erzählen, weil du ja sein Freund bist, also mach dir nicht so viele Sorgen, okay?“ „Nee, der Idiot tut das eher mit einem ‚vergiss es einfach‘ ab, oder so. Ich kenne ihn ja. Dafür könnte man ihn echt manchmal erwürgen.“ Naruto pausierte kurz, während sich seine Augenbrauen zusammenzogen, „Und dann auch noch diese Aktion mit dem Verschwinden... Normalerweise hätte er schon auf sich aufmerksam gemacht, aber so richtig, meine ich. Wir haben da unsere Rituale, wenn du verstehst...“ „Ja, klar… eure ‚High-Fife’-Rituale. Ich weiß bescheid“, meinte Sakura schmunzelnd aber mit einer leicht skeptischen Stimmlage und einer gehobenen Augenbraue. „Hey! So machen das coole Jungs eben. Kritik unerwünscht!“ „Du meinst eher, wenn coole Jungs aussehen wollen wie Poser, hm?“ „Nein, so zeigen wir uns auf männliche Art und Weise die Zuneigung, verstehst du? Ihr Mädels umarmt euch und knutscht euch halb ab, und wir machen das eben so – schau mal“ Damit nahm er Sakuras Hand zur Hilfe, räusperte sich belehrend und führte einen ausgedehnten Check mit ihr aus, der zwar hinten und vorne nicht stimmte, weil Sakura davon rein gar keine Ahnung hatte, aber es sorgte für eine witzige Atmosphäre und ließ die Haruno kichern. Als wäre das Gespräch von eben schon wieder vergessen und Naruto wieder bei bester Laune. Allerdings war das nur der Schein. Auch wenn jeder dachte, dass Naruto absolut hohl war und sich für das Wohlergehen anderer nicht interessierte, so war das alles andere als die Wahrheit. Innerlich gingen Narutos Grübeleien weiter. Nur, dass er es locker überspielen konnte. Erst als Sakura sich kurz auf die Toilette verabschiedete, lehnte sich Naruto wieder mit leicht zusammengezogenen Augenbrauen wieder zurück. „Was ist bloß los mit dir, Teme?“, murmelte er und machte die Augen zu, um sich seinen Kumpel besser vorstellen zu können. „Du bist echt nicht du selbst in letzter Zeit...“ Ein sorgenvoller Blick traf anschließend das Bild vor Narutos innerem Auge, denn wenn er sich recht entsann, hatte das nicht erst heute bei Sasuke angefangen. Aber als Naruto plötzlich warme Lippen auf den Seinen spürte, war die Sorge vorerst vorbei und machte einem angenehmen Gefühl Platz, das der zarte Kuss mit sich brachte. Sakura war wieder da, hatte sich wieder neben ihn gesetzt, die Hand sanft auf seine Brust gelegt und sich zu ihm gelehnt. Vielleicht sollte er wirklich mal nicht so viel grübeln, dachte sich Naruto und erwiderte genießend den Kuss, indem er seine Hand auf Sakuras Wange legte und begann seine eigene Initiative zu zeigen. Sasuke schmiss sich in sein Bett. Sein nach der Party stinkendes T-Shirt lag auf dem Boden herum, sein Hosenstall war offen und der Hosenbund nach unten verrutscht sodass das Bild etwas obszön wirkte, indem es eine großzügige Sicht auf Sasukes Unterwäsche preisgab. Irgendwie fühlte er sich bedrückt, wenn nicht geradezu gekränkt. Was für ein scheußlicher Tag und dabei hatte Sasuke es nicht einmal gewollt, zu der Party zu gehen. Jetzt kotzte ihn das Ganze einfach nur an. Sasuke drückte sich die Handfläche gegen die Stirn, als ein aufsteigender Kopfschmerz ihn heimsuchte. Die Gedanken daran, dass er sich wirklich daneben benommen beschlich ihn. Und nun wurmte ihn auch noch tierisch der Fakt, dass Naruto und Sakura jetzt höchstwahrscheinlich viel Spaß miteinander hatten, während er hier vor sich hin schmollte. Nicht dass er es seinem besten Freund nicht gönnte, wie gesagt. Es war ja wirklich mal an der Zeit, dass auch Naruto etwas Glück bei Frauen hatte. Aber verdammt – Naruto sollte dadurch bitte nicht vergessen, dass es Sasuke auch noch gab. Und dass so ein blödes Weibsstück nicht wichtiger war, als sein bester Freund. Darüber hinaus hatte sich Sakura ihnen förmlich aufgezwängt. Sowohl Naruto als auch die Haruno waren trotz Sasukes Äußerung einfach dabei verblieben, dass sie mitkommen durfte. Warum hatte sie also überhaupt gefragt, wenn sie es schließlich doch einfach missachtete? Sie hatte sich ungebeten dazugesellt, hatte mit ihrem Geschwafel die ganze angenehme Stille versaut. Und damit schließlich komplett den Moment zerstört, in dem Sasuke sich unglaublich wohl gefühlt hatte. Einfach so mit Naruto nach Hause zu gehen, ohne groß zu reden, ohne irgendetwas anderes zu machen, als die Beine zu bewegen und den Tag innerlich jeder für sich selbst revuepassieren zu lassen. Einfach nur in diesem simplen Moment, in der jede dritte Person überflüssig war, weil sie niemanden mehr gebraucht hatten als einfach nur einander. Ein genervtes Seufzen entkam Sasukes Lippen. Konnte es sein, dass er wirklich eifersüchtig war? Immerhin war hatte er ja schon ein unangenehmes Gefühl dabei, wenn er daran dachte, dass das ab jetzt die ganze Zeit so sein würde, sollten Sakura und Naruto tatsächlich zusammenkommen. Unsinn! Es war nicht seine Art, eifersüchtig zu sein. Das wäre doch kindisch und bescheuert und höchstens unter Mädels verbreitet, die immer befürchtete, dass ein anderes Mädel ihnen ihre beste Freundin ausspannte. Also war es Neid? Neid, dass Naruto endlich sein Glück mit einem Mädchen fand und daher keinen besten Kumpel mehr brauchte? Um Gottes Willen – keineswegs! Das war ja noch kindischer, bescheuerter und weibischer, als Eifersucht, die ja wenigstens noch begründet wäre. Wenn Naruto also einer von denen war, die sich komplett auf ihr Loveinterest konzentrierten und zu jeder Tageszeit nur kuschelig mit seiner Freundin zusammen sein wollte anstatt auch mal mit seinem besten Kumpel abzuhängen, ohne pausenlos davon zu reden, wie super toll seine Freundin sei, dann kam Sasuke jetzt schon was hoch. Und zwar nicht davon, dass er einiges getrunken hatte (denn von der Wirkung des Alkohols war nun wirklich nicht mehr viel übrig), sondern allein vom Gedanken daran, dass er Naruto, wie er ihn mochte und respektierte, sobald dieser mit Sakura zusammenkam, verlieren würde. Er würde ihn teilen müssen. Mit einem Mädchen, das er nicht einmal leiden konnte. Sasuke massierte sich hart die Schläfen mit Daumen und Zeigefinger, dass sich die Haut verzog. Als er die Hand wieder vom Gesicht wegzog, wurde sein unzufriedener Gesichtsausdruck enthüllt. Er sah mit den zusammengezogenen Augenbrauen schon beinah frustriert aus und das war nicht gerade der Gesichtsausdruck, den man oft bei ihm sehen konnte. Die Maske der Coolness war wie weggefegt und als er den Kopf zur Seite drehte, um irgendeinen unwichtigen Gegenstand mit seinem Blick zu fixieren, biss er sich hart auf die Unterlippe. Unfair... Aber so war es nun mal. Naruto war sein Kumpel aber nicht sein Eigentum. Sie waren Kumpel, aber keiner konnte dem Anderen vorschreiben, was er zu tun und zu lassen hatte, auch wenn Sasuke liebend gern dem Uzumaki verboten hätte, sich mit diesem Mädchen abzugeben. Aber egal, welches Mädchen noch kommen würde – alle waren sie früher oder später einfach im Weg. Waren ein Hindernis für diese lockere Freundschaft zwischen Naruto und Sasuke, wie sie bislang ausgelebt wurde. Echt Unfair… Dabei war doch Naruto irgendwie der einzige, mit dem sich Sasuke abgeben wollte, auch wenn er es niemals offiziell sagen würde. Selbst Naruto würde es wohl nie zu hören bekommen, wusste es aber vermutlich eh auch so schon. Und trotzdem war er wohl nicht fähig Rücksicht darauf zu nehmen, wenn es darum ging, dass er mit einem Mädchen zusammenkommen konnte. Sasuke tastete mit der Hand nach seiner Zigarettenschachtel, und steckte sich die Regeln seiner Mutter missachtend einfach eine in seinem Zimmer an. Den Rauch blies er geräuschvoll gen Decke und scherte sich nicht darum, dass die Asche einfach so auf den Parkettboden niederbröselte. Der Nikotinschub fraß sich durch Sasukes Kopf, betäubte die aufmuckende Sehnsucht in seiner Brust und ließ ihn wieder seinen neutralen Gesichtsausdruck wiederfinden. Naruto war also nicht sein Eigentum? Dumm gelaufen. So ziemlich dumm... Tbc... Kapitel 3: BASTARD (wird überarbeitet) -------------------------------------- B A S T A R D Irgendetwas klingelte. Ein Handy vielleicht; vielleicht aber auch ein Wecker; jedenfalls verstummte er-sie-es nicht ehe Sasuke davon wach wurde. Verschlafen öffnete er seine Augen und musste sich anfangs erst wieder orientieren, denn alles schien fremd. Wo war er eigentlich? Und wie war er noch gleich hierher gekommen? Sein Kopf dröhnte und es roch überall intensiv nach Parfüm und teuerem Alkohol. Martini, vielleicht; vielleicht aber auch Wein des besten Jahrgangs, oder doch Champagner? Wahrscheinlich eher alles zusammen... Es war aber nun wirklich nicht relevant in diesem Moment. Der Schwarzhaarige legte sich die Hand auf die Stirn und fing an, alles zu rekapitulieren, was gestern mit ihm passiert war, aber das wollte ihm nicht so recht gelingen. Erst einmal eine Morgenkippe, dann würde es schon irgendwann gehen, dachte sich Sasuke und seine Hand glitt gewohnt zur Seite, wo sie nach der Zigarettenschachtel tastete, die in seinem Bett des Öfteren ein Kuscheltier ersetzte. Aber ihm fiel spätestens dann wieder ein, dass er nicht in seinem eigenen Bett lag, als sich jemand murrend neben ihm bewegte, den er, anstatt einen eher leeren Platz vorzufinden, unbeabsichtigt anfasste. Sasuke drehte seinen Kopf einmal zur einen und dann zur anderen Seite und stellte fest, dass ihm vergangene Nacht wohl andere Kuscheltiere Gesellschaft geleistet hatten. Da lagen doch tatsächlich zwei ‚Miezen’ links und rechts von Sasuke und schliefen gemütlich an ihn gekuschelt. Vorsichtig setzte sich der junge Mann auf, sodass der zierliche Arm einer der beiden fremden Mädchen von seinem Oberkörper glitt und irgendwo unter Sasukes Bauchnabel zur Ruhe kam. Es veranlasste ihn dazu, an sich herab zu schauen. Erstens war er splitternackt, zweitens zierten seinen ganzen Körper abwechselnd verschmierte und intakte Lippenstiftalbdrücke, und drittens sah er weit und breit keine Zigarettenschachtel, als er sich umschaute. Zu sich kommend, kratzte sich Sasuke am Hinterkopf und benutzte die selbige Hand, um den fremden Arm von sich runter zu legen. Oh…! was war denn das auf seinem Handrücken? Alles mit kleiner Schrift vollgekritzelt samt den Fingeransetzen! Strange...! Ou, auch die andere Hand...! Was hatte es denn damit nun wieder auf sich? Nur entfernt konnte sich Sasuke daran erinnern, dass er seine Hände auf jeden Fall selbst so terrorisiert hatte. Nun denn, es war höchste Zeit, sich die Worte mal näher anzuschauen. Aber schon der erste Stichpunkt auf seiner Hand, brachte den Uchiha dazu, sich mit der Flachen Hand auf die Stirn zu klatschen. Mit einem Mal hatte ihm die Muse, die ihn gestern Nacht besucht hatte, einen Erinnerungsluftkuss gesandt. - 29.11.2008 4:56 Uhr – Sasuke, du bist ein anderer Mensch. Aber das war noch harmlos im Vergleich zu den Unterpunkten, die unter anderem auch auf die Fingeransätze unterhalb seiner Faustknochen geschrieben worden waren. 1. du bist ein unabhängiger Einzelgänger 2. du bist aktiv 3. Probleme anderer gehen dich nichts an 4. du bist unberechenbar 5. du bist frei 6. alles tanzt nach deiner Pfeife 7. du lässt dir von niemandem etwas sagen 8. nichts und niemand ist deiner Ernsthaftigkeit würdig 9. du tust, was du willst 10. du bist unwiderstehlich 11. du hast für niemanden Gefühle übrig 12. gut überlegtes Risiko ist gut für dein Ego 13. du gewinnst immer 14. du lässt dir nichts entgehen 15. du bist perfekt 16. du bist ab jetzt Nichtraucher 17. Frauen sind Sport „Bitte... WAS?! Das darf doch nicht wahr sein!“ stieß Sasuke laut hervor. „mmmmhhhmmmm... sei doch leiseee...“, stöhnte es zu seiner Linken. Verdammte Scheiße! Fluchte Sasuke über dieses Geschreibsel nun innerlich. Das hat er nicht geschrieben, das konnte er einfach nicht geschrieben haben! Auf das Mädchen achtete er nicht mehr und starrte lediglich mit weit aufgerissenen Augen auf seinen Handrücken und alles, was dazu gehörte. Abgesehen davon, dass einige der Punkte eh schon zutrafen, konnte er doch nicht von sich selbst verlangen, sich irgendwie zu ändern! Und vor allem nicht im Bereich des Nichtraucherpunktes! So ein Blödsinn! Sasukes Ego hatte sich von den gestrigen Ereignissen und Zuständen bereits wieder erholt und er verstand nicht, weshalb er sich mit so etwas kindischem die ganzen Hände vollgesaut hatte. War er gestern etwa so sehr in Selbstmitleid versunken? Ok, Punkt Nummer 18: kein Selbstmitleid mehr! Mit diesem Gedanken schlich sich ein Grinsen auf seine Lippen. Diese kleinen Änderungen hatten ja doch was! So eine Liste könnte durchaus was nützen! Und dann fiel ihm gleich ein, weshalb er sich eigentlich ändern wollte, wobei Punkt eins da die größte Rolle spielte. Abstand von Naruto gewinnen. Warum? Weil Sasuke zu sehr an seinem Kumpel hing und deshalb hatte der gestrige Tag auch so ziemlich mies und unangenehm mit ihm geendet. Vielleicht zeigte Sasuke seine Abhängigkeit vom Uzumaki nicht so offen, aber er wusste, dass sie da war und dass sie ihm scheinbar nicht mehr gut tat, seit Naruto jemanden für sich gefunden hatte... Die beiden Stichpunkte gleich dazu schreiben, um sie nicht zu vergessen, dachte sich Sasuke. Abstand von Naruto gewinnen... Kein Selbstmitleid... Aber da war noch eine ungelöste Frage. Was machte er eigentlich hier in einem fremden Haus, einem fremden Zimmer und einem fremden Bett, mit zwei fremden Mädchen, mit denen er es vergangene Nacht höchstwahrscheinlich getrieben hatte? „Urgh... Morgenkippe...!“, stöhnte Sasuke und verdrehte die Augen, während er sich den Morgensand aus den Augenwinkeln rieb. „Ach Mist, bin ja Nichtraucher... Fuck!... Verflucht!…Holy Shit!…Damn!...“ Und mit jedem weiteren Fluch, wurde sich Sasuke der Tatsache, seines Rauchaufgebens bewusster, bis er dann mit einem lauten „Ach du Scheiße!“ vom Bett aufsprang, und begann, nach seinen Klamotten zu suchen, die über das ganze Zimmer verstreut lagen. ~ du bist Nichtraucher ~ Ein Film der Erinnerungen strömte durch das nach der gewohnten Portion an Nikotin gierende Gehirn des Schwarzhaarigen, der keinerlei Lust auf einen Smalltalk mit den aufwachenden Mädels von der vergangenen Nacht hatte. Und erst Recht wollte Sasuke nicht, dass diese beiden ‚Kleinen’, ihm den Rest seines Lebens nachliefen, also nichts wie weg, denn die eine rieb sich schon die Augen, während die andere herzhaft gähnte. „War nett mit euch, Mädels. Auf nimmer Wiedersehen!“ Mit diesen Worten fiel auch schon die Tür des gigantischen Zimmers ins Schloss... ~ du bist frei ~ Sasuke musste gestehen, dass er doch einige Schwierigkeiten hatte, sich in der stark untertrieben großen Villa zurecht zu finden und Erwähnenswerterweise keiner Menschenseele über den Weg zu laufen, denn im Haus spazierten irgendwelche Diener rum, die die Reste einer stattgefundenen Party wegräumten. Zusätzlich wanderten noch irgendwelche halbnackten und schrägen Gestalten herum. Nach einem kurzen, unbemerkten Abstecher zum Bad, wo sich der Schwarzhaarige notgedrungen mit einer fremden Elektrozahnbürste die Zähne geputzt und sich halbwegs frisch gemacht hatte, schlich Sasuke schließlich zur Hintertür, jedoch nicht ohne einen amüsierten Blick in ein paar Zimmer zu werfen, an denen er vorbeiging. Ou Mann, das sah vielleicht nach einer vergangenen Orgie aus... Aber wenn sich Sasuke so recht erinnerte, sah es gestern noch ganz anders aus... „Mädels? Hatte er uns gerade Mädels genannt?“, fragte eine der jungen Frauen verwundert die andere. „Ich wurde schon lange nicht mehr so genannt...“ „Du hörst dich ja an, wie eine Greisin!“ Die Angesprochene lachte auf. „Nun ja, mit 26 ist man nicht gerade die jüngste! Jedenfalls meinte ich damit eigentlich, dass es sich in unserer Gesellschaft nicht wirklich schickt, so genannt zu werden, wo haben wir den Burschen eigentlich aufgegabelt?“ „Hmmm... wenn ich mich recht entsinne, dann an einer Kreuzung in der Innenstatt.“ „Tatsächlich? Waren wir nicht eigentlich spät dran? Ich kann mich ehrlich gesagt an gar nichts mehr erinnern...“ „Ich kenne auch den Grund dafür.“ „Ach ja und welcher wäre es?“ „Wir waren wirklich sehr betrunken... Und als Inoichi an der Ampel das Auto gestoppt hatte, haben wir den jungen Mann gesichtet... Ja und dann... kam es, dass wir ihm vorgeschlagen haben, mit uns zu kommen.“ ~ du lässt dir nichts entgehen ~ „Auf die Nobelparty?“, fragte die eine furchtbar verwundert, woraufhin die andere bejahend nickte. „Auf unsere Nobelparty! ... Auf die Nobelparty?!“ Es schien, als habe sich die zweite besonnen und realisiert, was der Sinn einer Nobelparty war, auf welche sie mit ihrer Freundin einen absolut fremden Kerl verschleppt hatten. „Ja, auf die Nobelparty, bei dir zu Hause...“, bestätigte die erste, nachdem sie scharf nachgedacht hatte. „Und dann?“, fragte die Hausbesitzerin. „Kamen wir dann nicht durch den Hintereingang geschlichen?“ Ihre Freundin kratzte sich weiterhin nachdenkend am Kinn. „Ja genau... und dann unbemerkt an den Gästen vorbei in den Keller...“ „In den Keller? Was haben wir denn da gemacht?!“ „Äh... Spaß gehabt... also... Irgendwie haben wir den Strom ausgeschaltet, oder so... Dabei hatte uns der Typ geholfen... ~ nichts und niemand ist deiner Ernsthaftigkeit würdig ~ „Und dann?“ „Dann haben wir die panischen Gäste geärgert, die umhergerannt sind, als wäre Feuer ausgebrochen... Eine ganze Menge hat das Haus dann sofort verlassen, während die kleinere Hälfte sich dann prächtig amüsiert hatte...“ „Ach ja, jetzt erinnere ich mich auch... Und dann sind wir zu dritt nach oben gegangen und haben uns im Bad mit Wasser bespritzt... Das war aber deine Idee, du Ferkel!“ „Ich muss gestehen, dass ich nie für möglich gehalten habe, dass es solchen Spaß machen kann, sich mit Wasser voll zu spritzen...“ „Ja, da kann ich nichts anderes Machen, als dir zu zustimmen… Jedenfalls waren wir dann ganz nass...“ „...Und sind dann zu dir ins Schlafzimmer...“ „Wo wir uns auch jetzt befinden...“ „Folglich haben wir nach der Wasserschlacht was gemacht?“ „Ja, WAS eigentlich?“ Es entstand eine absolute Redepause, in der man eine Feder auf dem Boden hätte aufkommen hören können. Beide junge Frauen starrten sich tief in die Augen und versuchten sich zu erinnern. Leider dauerte der Moment des Schweigens, in dem sich die beiden jungen Frauen bewusst wurden, was ‚dann’ passiert war, lange, denn sie wollten es scheinbar nicht wahr haben. Sie starrten sich gegenseitig an, ließen dann die Blicke über der jeweils anderen Körper gleiten und stellten fest, dass sie nackt, so wie die Natur sie geschaffen hatte, waren, während der Punkt immer näher rückte, in dem die beiden gleichzeitig, wie von einem Skorpion gestochen, anfingen laut und schrill zu KREISCHEN... ~ Frauen sind Sport ~ Sasuke, indes, befand sich schon längst einige Meter, vor der hinter ihm zuknallenden Tür des Hauseinganges. Sein Blick schweifte mit einem kühlen Ausdruck über die sich vor ihm ausbreitende Landschaft auf der Suche nach äußerlichen Merkmalen, die einen Hauch von Orientierung in Sasukes verschlafenen Zustand bringen würden. Glücklicherweise wich der Zustand langsam und die Erkenntnis, dass sich der Schwarzhaarige in dem Reichenviertel befand, kam rasch angeflogen. Puh, langer Nachhauseweg stand dem Uchiha also bevor. Mädchen, Frauen, Omas oder gar Elefanten – wer auch immer diese beiden Weibchen von ‚vorgestern’ waren – dem Uchiha war es nun absolut Schnurz. Er hielt angestrengt Ausschau nach einer Bus- oder U-Bahnstation. Aber anscheinend war der einzige Ausweg aus diesem Schnöselviertel, einen Porsche, Ferrari oder Jaguar zu stehlen, denn außer diesen Autos und hin und wieder einigen Mercedes–Limousinen gab es anscheinend keinerlei andere Fortbewegungsmittel in dieser Gegend. Nicht einmal ein Taxi setzte auf die unmittelbaren Straßen sein Rad. Reichenviertel eben... Aber Sasuke entschloss sich letztendlich für Plan Betta: seine guten alten Füße zu benutzen und heute den ganzen Tag auf den Beinen zu verbringen. Es war mal wieder an der Zeit, die Stadt unsicher zu machen und seine verschollenen Kontakte wiederherzustellen. Dabei würde er bestimmt noch einen Weg finden, über die Runden zu kommen, denn bei einer gründlichen Geldsuche in jeder einzelnen Jacken- oder Hosentasche, kam heraus, dass er über keinerlei Münzen, oder Scheine verfügte. Auf diese erfreuliche Nachricht hin, meldete sich Sasukes Magen mit einem fröhlichen Knurren. Also nichts wie in die Stadt und irgendwelche alten Kumpel aufsuchen, um sie ein paar Brötchen armer zu machen – und das schnell, wenn’s ging! Ein Sprint würde jetzt gut tun und darüber hinaus die nötige Wärme spenden, die Sasuke seitens seines Hemdes garantiert nicht spendiert bekam. Es war verdammt noch Mal fast DEZEMBER! Gedacht – getan! Nach einer kurzen Streckaktion schnappte Sasuke seine Füße und rannte Richtung Downtown. Bergabwärts ging das ganz gut und schon bald strömte die Energie des Uchihas frisch erweckt durch seinen Körper. ~ du bist aktiv ~ „Urgh...“ Es war nicht so, dass Sasuke unsportlich war, aper der leichte Kater zerrte doch an seiner Ausdauer. Schwer atmend stützte sich der Schwarzhaarige mit der rechten Hand an einem Baum ab und stand in gebeugter Haltung da, während ihm einige Schweißperlen von der Schläfe glitten. Jetzt eine Zigarette... äh... natürlich nicht! Aber ein Glas Wasser wäre nicht schlecht mit einer großen Portion Kopfschmerztabletten. Inzwischen hatte sich die Umgebung etwas, aber auch nur etwas, verändert. Die Straßen waren belebter und da fuhren ab und zu Fahrradfahrer an dem Uchiha vorbei. „Ist alles okay mit Ihnen?“, sprach eine besorgte Stimme Sasuke von der Seite an und eine Handfläche legte sich mit sanftem Druck auf seine Schulter. Der Angesprochene schaute nach links und entdeckte eine junge, braunhaarige Frau, die ihn mit sorgenvollem Blick anschaute. Opfer Nummer eins des heutigen Tages, dachte Sasuke und grinste das weibliche Wesen charmant an. „Keine Sorge, ich halt’ was aus.“ Die Wangen der Frau verfärbten sich langsam in ein blasses Rosa. Sie versuchte zwar ihre Zuneigung zu dem gutaussehenden Uchiha zu verbergen, während er sie so ansah, aber ganz schaffte sie es nicht, denn sie wollte ihm ja helfen... „Brauchen Sie vielleicht Hilfe? Wollen Sie irgendwohin? Sie scheinen es ja sehr eilig zu haben...“ „In der Tat, ich muss schnell Downtown... Hab mich hier aber leicht verirrt...“ Gespielt schaute sich Sasuke um und imitierte Hastigkeit. „Ich kann Sie fahren, wenn Sie wollen! Mein Auto steht gleich da drüben. Es ist ja nicht mit anzusehen, wie Sie allein mit einem Hemd da stehen – es ist doch so kalt!“ „Machen Sie sich keine Umstände Miss...“ „Stella Browns, aber nennen Sie mich ruhig einfach Stella. Es macht mir wirklich nichts aus, ich muss sowieso zur Arbeit, kommen Sie, wohin genau wollen Sie?“ „Ein Freund von mir wohnt in der Parkstraße, das war so mein Ziel.“ „Gut, ich denke, dass es kein Problem sein wird Sie dort abzuliefern...“ Die Frau entriegelte ihr silbernes Auto und stieg ein, darauf wartend, dass der fremde Schönling dies auch tat. Sasuke zögerte nicht und bediente sich des verlockenden Angebotes, das er mit seinem Verhalten praktisch erzwungen hatte. Dabei hatte er nicht viel gemacht, nur knappe Antworten gegeben, eine schöne Figur gemacht und seinen Charme spielen gelassen. Der Aufwand war nun wirklich minimal. Vielleicht würde er es sogar schaffen, sich von Miss Stella Browns, auf ein Essen einladen zu lassen! Wäre nicht schlecht, denn dann wären schon ganze zwei Sachen geklärt. „Wie heißen Sie eigentlich?“, fragte die junge Frau während der Fahrt. „Sasuke.“ „So wie ich Sie verstanden habe wohnen Sie hier aber nicht, was machen Sie hier, wenn ich fragen darf, Sasuke?“ „Soll ich lügen, oder ehrlich sein?“ Die Browns stutzte. Was war das denn für eine Frage? Sasuke lächelte smart und schaute aus dem Fenster zu seiner Rechten. „Nun... also wenn Sie schon so fragen, denke ich, dass es davon abhängt, ob die Wahrheit schlimm ist, oder nicht...“ Der schwarzhaarige schenkte der Lady neben ihm einen amüsierten Blick und ein Schmunzeln. „Hmmm, die Wahrheit ist ziemlich intim...“ „Oh, Entschuldigung, ich wollte nicht-“ „Schon gut, ich habe kein Problem damit, dass Sie es wissen. Die Frage ist, ob Sie es wissen wollen, und da ich Sie nicht gut genug kenne, bin ich lieber höflich, als unanständig.“ Er sah wie die Frau schluckte. Das war die Grenze, dreister würde Sasuke nicht werden... obwohl...? – Am Ende vielleicht! Verraten, dass er hier nur war, weil er zwei ältere Frauen, als er selbst flachgelegt hatte, würde er sicherlich nicht, jedenfalls noch nicht jetzt. „Also gut...“, begann der Schwarzhaarige und legte eine poetische Pause ein, „es ist eigentlich ziemlich privat und deshalb könnte es für Sie womöglich uninteressant sein, aber ich war noch nie ein großer Freund von Geheimnissen.“ Die nötige Spannung war nun aufgebaut, nur noch einige Vorbereitungen und Schliffe, dann war Sasukes Frühstück schon so gut wie gesichert! „Es ist so... seit gestern bin ich ein anderer Mensch.“ Jackpot! Die junge Frau schaute ihn verwundert an. Neugier sprudelte aus ihren treuen, braunen Rehaugen und zeigte Sasuke, dass seine Falle zugeschnappt hatte. Er würde der jungen Frau einiges erzählen müssen, aber dafür würde er einen vollen Magen haben und nicht verhungern. „Ein anderer Mensch?“ „Ja, wie neugeboren, könnte man sagen...“ Das Übertreiben klappte wie am Schnürchen. „Sie... Sie müssen es mir nicht erzählen, wenn Sie nicht wollen... Ich möchte wirklich nicht unhöflich rüberkommen...“ „Es macht mir nichts aus, ehrlich. Wollen Sie es wissen?“ Ein Nicken ließ den Uchiha abermals schmunzeln. „Ich war stark von jemandem abhängig, stur und arrogant, hatte es realisiert und beschlossen, mich zu ändern, weil es so nicht weiter gehen durfte. Ich hatte gemerkt, wie die Menschen um mich herum darunter litten...“ Die beste Grundlage für eine dramatische Seifenoper war erfolgreich errichtet. „Oh! Wirklich? Es ist sehr aufmerksam von Ihnen...“, sagte Stella bewundernd. „Ich wünschte, ich könnte Ihnen zustimmen, aber leider wäre es dann nach meinen alten, über Bord geworfenen Prinzipien...“ Was mochte wohl gerade durch den Kopf der Brünetten gehen? Dass rechts neben ihr ein attraktiver, charmanter, netter, gebildeter, intelligenter, junger Mann saß, der, wie es aussah, ein romantischer Frauenversteher war? Himmlisch! Sasuke war eigentlich kein Gedankenleser, und war auch sonst nicht zu Telepathie fähig, aber das hier stand nun wirklich auf dem Gesicht der Frau geschrieben. Opfer gekrallt! „Jedenfalls, war ich gestern absolut aufgelöst, habe meine Wohnung verlassen, ohne irgendetwas mit zu nehmen, habe alles liegengelassen, sogar mein Schlüssel, mein Geldbeutel und meine Papiere, und bin gegangen, wohin meine Füße mich trugen. Ich weiß nicht, was mit mir los war, kann mich nur noch gut genug daran erinnern, dass ich die Zigarettenschachtel, die sich noch in meiner Hosentasche befand in den Müll geschmissen habe und dann einfach nur noch gerannt bin, bis ich ungefähr im selben Zustand verweilte, in dem Sie mich vorgefunden hatten. Es war späte Nacht und irgendwann war ich dann in der Innenstadt angekommen, wo ich an einer Ampel angesprochen wurde. Man hat mich hierher gebracht, ich glaube es waren zwei Frauen... ja, zwei Frauen... Sie hatten mich mitgenommen und zu sich nach Hause gebracht. Haben mich versorgt, mich praktisch vorm Erkälten gerettet. Ich bin ihnen sehr dankbar dafür. Dann hatte ich einen Raum zur Verfügung bekommen und habe dort übernachtet... Als ich aufgewacht bin, wollte ich die Hausbesitzerin nicht wecken lassen, also bin ich einfach gegangen. Und nun versuche ich nach Hause zu kommen. Das ist alles... Danke, dass auch Sie mir so reizend helfen...“ So ungefähr hatte es sich auch tatsächlich zugetragen, aber doch mit kleinen Abweichungen, die Sasuke nicht erwähnen würde, um sein Frühstück nicht ausfallen zu lassen. Das war bestimmt der längste Monolog, den Sasuke je in seinem Leben gehalten hatte und er war nicht gewillt, ihn unnötig in de Länge zu ziehen. Sein Opfer hatte er eh schon längst unter Kontrolle. Er sah Stellas anerkennenden Blick – sie war ihm samt Verstand und Seele verfallen. „Und... und Sie haben nichts mit? Ich meine, Sie müssen doch bestimmt sehr hungrig sein, oder etwa nicht?“ „Ja, ich werde meinen Freund um den Gefallen bitten, mir etwas Geld zu leihen, damit ich mir den Schlosser leisten kann, habe mich ja praktisch ausgesperrt...“ „Ach lassen sie es, ich lade Sie zum Frühstück ein, mein Chef wird sicher Verständnis für dieses einmalige Zuspätkommen zeigen!“ „Ehrlich, Sie sollten nicht so gutherzig sein, Stella...“ „Nichts da, ich lade Sie ein, Sasuke! Keine Widerrede!“ Wer sprach von Widerrede? Sasuke sicherlich nicht, denn er rieb sich bereits innerlich die Hände. ~ alles tanzt nach deiner Pfeife ~ Es war einige Zeit vergangen. Sasuke und Stella saßen sich in einem netten Café in der Innenstadt gegenüber und frühstückten. Ganz nach den alten Sitten trocknete sich Sasuke seine attraktiven Lippen mit einer Serviette ab. Ach, tat das gut wieder einmal was im Magen zu haben! „Sagen Sie, Sasuke... Wie haben Sie es geschafft? Ich meine... sich zu ändern...?“ die Augen von Sasukes Gegenüber waren mit Bewunderung gefüllt, die allein dem Uchiha galt, welcher zufrieden an seinem Kaffee nippte. Er räusperte sich und fing an ihr auf die Art wie es im Buche steht zu erklären, wie er diese ‚Änderung’ durchgeführt hatte. „Eigentlich ist es nicht schwierig, man muss es nur fest wollen, und dann...“ Ein intensiver Augenkontakt wurde hergestellt. „...Boom: es passiert wie von selbst!“, sagte Sasuke, wessen Stimme mysteriös und unwiderstehlich klang, und begleitete diesen Satz mit einer Geste, die eine Explosion verbildlichte, ohne den Augenkontakt zu unterbrechen. Diese Frau war wie verzaubert und kaufte ihrem Prinzen auf dem weißen Ross, der ja eigentlich ein Wolf im Schafspelz war, alles ab. Tsss, kleines Naivchen. Im weiteren Smalltalk erfuhr Sasuke schließlich, dass Stella als Illustratorin bei einem großen Verlag arbeitete und sich erst vor kurzem von ihrem Mann getrennt hatte. Alles Sachen, die den Uchiha gar nicht interessierten, aber er hörte geduldig zu, auch wenn nur mit dem Unterbewusstsein. Das Einzige, was ihn aufhorchen ließ war, dass die Frau 28 Jahre alt war. Sie war sich sicherlich im Klaren, dass er jünger war, als sie selbst, doch sie hatte hundertprozentig keine Ahnung, dass Sasuke ‚erst’ 18 war. Zehn Jahre Altersdifferenz! Sasuke kümmerte das weiterhin jedoch wenig. Er übte sich erfolgreich im Bescheißen und nach Strich und Fanden Ausnutzen. Die Frau jedoch, auch wenn ihr Alter es ihr eigentlich ermöglichen sollte, kam nicht dahinter und war hin und weg von ihm. Solange er einen Kopf größer war als sie und sie ihn als vollständigen Mann durch ihre rosarote Brille ansah, war schließlich alles perfekt. ~ du bist unwiderstehlich ~ Inzwischen musste es gegen 17 Uhr sein und Sasuke fing an, sich mächtig zu langweilen, schließlich wollte er noch so einiges schaffen heute. „Hören Sie, Stella...“, begann er und fing sich ihre ganze Aufmerksamkeit. „Ich möchte nicht, dass Sie meinetwegen Ärger bei der Arbeit bekommen, ich glaube, Sie haben schon genug Zeit für mich geopfert und wenn man bedenkt, dass ich doch eigentlich ein Fremder bin...“ „Ach lassen Sie nur, ich bringe Sie noch nach Hause und hab dann noch genug Zeit, um mich mit meinem Chef zu streiten.“ Die Brünette lächelte und rief die Kellnerin herbei, um zu bezahlen. Sasuke schüttelte nur gespielt resigniert den Kopf und ließ dabei einen Seufzer seiner Kehle entweichen. Nach Hause bringen? Er würde ihr doch nie im Leben verraten, wo er wohnte, das war nämlich bei dieser Art von anhänglichen Menschen ziemlich gefährlich. Irgendwann nach einiger Zeit standen sie dann endlich auf und verließen das Lokal. Auf der Fahrt zu Sasuke nach ‚Hause’ waren beide eher still in sich gekehrt. Ab und zu linste Sasuke zu Stella rüber und versuchte ihren Gesichtsausdruck zu deuten. Es war nicht gerade einfach, als Mann, denn im Vergleich zu den vergangenen Malen hatte die junge Frau eine irgendwie undurchschaubare Maske aufgesetzt. Etwas Bedrücktheit spiegelte sich in ihren Zügen wieder, aber Sasuke war sich nicht sicher, weswegen, schließlich war er ja nicht der Frauenkenner, für den er sich ausgab, was auch die schmerzhafte Erinnerung an den Abend zuvor bezeugte, wo er auf der Party beinah von einer Mädchenhorde vergewaltigt wurde... Diese Undurchschaubarkeit war ein wirklich nützliches Ding, wie Sasuke fand. Er war ein Meister darin, aber es regte ihn schon auf, wenn er die Menschen nicht durchschauen konnte. So war er nicht fähig seine miesen Tricks mit ihnen durchzuführen. „Ähm... halten Sie bitte dort drüben an. Ab hier schaffe ich es alleine, ich Danke Ihnen für alles“, durchbrach Sasuke schließlich die Stille. Stella tat, wie er sie darum gebeten hatte. Das Auto stand nun neben einem Park in einer Straße, die Sasuke nur vom Hören kannte. „Sa-sasuke...?“, fragte Stella in die Stille hinein, nachdem das Auto zum Stillstand kam und von ihr ausgestellt wurde. „Hm?“ Zeit wieder kaltblütig zu werden! „Ich habe noch nie einen Menschen wie Sie kennen gelernt...“ „Hmm.“ „Sasuke?“ Mit einem kleinen Ruck drehte er den Kopf zu der jungen Frau und schaute ihr in die erröteten, wässrigen Augen, die ihn mit einem sehnsüchtigen Blick anstarrten. Was machte sie denn nun schon wieder für ein Drama aus dem Abschied? Tss, Frauen wieder mal... „Sasuke... küss mich!“ Besagter blinzelte einmal leicht, vom roten Faden abgekommen. Er sollte sie küssen? Was hatte sie vor? Doch nicht etwa...? Wobei... einen ‚kleinen’ Nachtisch könnte er gut vertragen... Wortlos lehnte er sich zu der Brünetten vor und legte seine Lippen auf die ihren, begleitet von der Hand, die er auf einer ihrer Wangen positionierte, um sanft darüber zu streicheln. Sofort schloss Stella ihre Augen und krallte sich mit ihren Händen in Sasukes Hemdkragen, um ihn so näher an sich heran zu ziehen. Uh... sie hatte es aber eilig! – Wohl lang keinen Mann mehr gehabt... Es dauerte nicht lange, da waren die beiden mitten im Liebesakt verwickelt, auch wenn es im Auto nun wirklich unbequem war. Dafür aber konnte es als eine nette Abwechselung betrachtet werden ... Der Standort des Autos war gut, nichts sprach also gegen ein kleines Schäferstündchen. Im turbulenten Getue der beiden flogen die ersten Kleidungsstücke irgendwohin, wo man sie nachher nur schwer finden würde. Aus Versehen kam Stella mit ihrem Ellenbogen gegen das Autoradio, und während die Musik anfing aus den Boxen zu dröhnen (es war scheinbar nicht ganz ihr Auto, dem Musikgeschmack nach zu urteilen), schaffte Sasuke es irgendwie an dem Rädchen zu drehen, das dafür zuständig war, die Lehne des vorderen Sitzes nach hinten zu kippen. Mehr Platz – mehr Bequemlichkeit! Die laute Metallmusik störte nicht im Geringsten, sodass sich Sasuke eher entspannen konnte und damit vorfahren, was hier und jetzt begonnen hatte: das Nachtisch-Verschlingen. ~ Du tust, was du willst ~ ... Naruto ging unruhig in seinem Zimmer auf und ab. Der Telefonhörer in seiner rechten Hand war schon ganz erhitzt und feucht, so fest drückte der Blondschopf zu. Man konnte schon beinah das seltsame Knistern des Handyinnenlebens hören, das auf der Schwelle zum Kaputtgehen stand. Seit gezählten zwei Stunden hatte Naruto versucht Sasuke zu erreichen. Und das ging mit sichtlicher Sicherheit über einen Rekord hinaus. Noch nie brauchte Naruto so lange, um seinen besten Freund zu erreichen. Meistens dauerte es maximal zehn Minuten, sodass sich der Blondschopf ständig wachsende Sorgen machte. Sasuke war wie vom Erdboden verschluckt worden... Naruto hatte schon mindestens 20 Mal versucht, Sasuke auf dem Handy zu erreichen, aber selbst bei dem Uchiha zu Hause nahm keiner den Hörer ab, was darauf hinwies, dass Mikoto Uchiha – die Mutter Sasukes – entweder keine Lust hatte den Hörer abzuheben, oder einfach nicht zu Hause anwesend war. Sein bester Freund war verschollen. Einfach so, über Nacht! Naruto raufte sich die goldenen Haare. Wo könnte der Uchiha nur ohne sein Handy stecken? „Sakura... ich gehe ihn suchen! Er kann doch nicht einfach so weg sein!“ „Naruto, jetzt beruhige dich doch mal! Sasuke ist ein großer Junge, er kommt schon alleine zurecht!“ „Ja, aber was soll das? Warum kann ich ihn nicht erreichen? Das ist doch krank! Ich meine, er nimmt doch immer sein Handy mit und auch sonst war es nie so, dass ich nicht wusste, wo er stecken könnte! Und wenn schon auf der vergangenen Party niemand sagen kann, wo er steckt, dann habe ich einfach keine Ahnung!“ „Jetzt hör mal gut zu, Naruto, du Baka!“ Sakura stand nun vom Sofa auf, wo sie vorher saß und dem Blonden dabei zugesehen hatte, wie er Pfade in den Teppichboden lief. Schnell überwand sie den kleinen Abstand, um sich vor Naruto zu stellen und ihn somit zu zwingen, stehen zu bleiben, sonst würde er sie ja noch wahnsinnig mit seiner Aufregung machen! „Du hörst dich, verdammt noch mal, an, als wärst du Sasukes Mutter! Quatsch, nicht mal Mütter sind heut zu Tagen so verrückt, wenn ihr Sohn mal zwei Stunden nicht da ist! Lass deinem Kumpel doch etwas Freiheit und Privatsphäre! Und außerdem sprichst du schon besagte zwei Stunden pausenlos nur von ihm, das ist echt anstrengend! Meinst du nicht, dass du maßlos übertreibst mit deiner Sorge?! Ich glaube kaum, dass er einfach so verschwunden ist. Vielleicht hat er einfach sein Handy mal vergessen und ist zu einem Kumpel feiern gegangen!“ „Nein, Sakura, das kann nicht sein! So ist er nicht! Mann, du verstehst das nicht – ich kenne ihn schon ewig und drei Tage – ich weiß wie er tickt! Normalerweise, jedenfalls... Wenn er nach Hause geht, dann geht er nach Hause und vor allem, wenn er so müde ist, wie er es gestern war! Ich weiß das doch, verstehst du? Und wenn er so plötzlich auf nichts reagiert...? Ich habe ihn angerufen, ich habe bei ihm zu Hause angerufen und ich habe bei der Sabakuno angerufen! „Na gut, wie du meinst, ich gehe dann, da du ja eh von nichts anderem sprichst“, sagte Sakura nach einem resignierten Seufzer. Dann schnappte sie sich ihre Tasche und ging an Naruto vorbei zur Tür. „Hey, hey, Sakura, jetzt sei doch nicht gleich beleidigt! Ich kann doch nicht einfach so meinen besten Freund seinem Schicksal überlassen! Vielleicht liegt er irgendwo sterbend in ’ner Ecke!“ „Ja, ja, schon klar.“ Die Rosahaarige seufzte wieder. „Hör zu Naruto, ich kann es verstehen und finde mich jetzt einfach damit ab, dass du unbedingt so übertreiben musst, also Ciao.“ „Sakura, warte! Bitte sei mir nicht böse, ich rufe dich dann an, nachdem ich mich beruhigt habe, okay? Dann gehen wir aus, oder so, ja?“ „Naruto, Baka, du bist mir doch nichts schuldig! Wir sind doch schließlich nicht einmal zusammen, oder so, also-“ Aber im nächsten Moment bemerkte Sakura auch schon, dass sich Narutos Züge vollkommen verändert hatten. Er war sichtbar negativ überrascht und geschockt darüber, was sie gesagt hatte. Nicht zusammen? Was sollte das heißen? „Und... und was sind wir dann?“ Ein leichter Rotschimmer verschleierte Sakuras blasse Wangen. „Na ja... also... vielleicht haben wir so etwas wie eine offene Beziehung...“ „A-aber...“ Naruto verstand nicht, was er falsch gemacht haben könnte, dass Sakura ihn so gut wie abservierte. Betreten senkte er seinen Kopf. Sakura hatte es nicht ernst gemeint, genauso wie all die anderen Mädchen... „N-naruto? Ich, ich wollte dich nicht verletzen... Ehrlich... Ich bin der Meinung, dass alles seine Zeit braucht, weißt du? Hey, vielleicht wird noch mehr aus unserer Beziehung... Ich meine... es muss sich doch erst entwickeln!“ Da war es wieder das Lächeln, das Naruto schon so oft aufgesetzt hatte. Ihm war nach Schreien, aber er grinste und schaute Sakura entgegen. „Schon klar, ich verstehe, Sakura-chan!“ Ein Lächeln, als ob nichts wäre... „Du bist mir auch keine Erklärung schuldig, wenn es so ist, wie du sagst, also brauchst du nichts weiter zu sagen, ich werde es verkraften!“ „Oh, Naruto!“, Sakura fühlte sich wirklich schlecht und das Mitleid für den Uzumaki war da nicht gerade hilfreich, um reines Gewissens nach draußen zu spazieren. Sie hatte nicht gewusst, dass Naruto sich mehr erhofft hatte. Schnellen Schrittes ging sie auf Naruto zu und als sie schließlich vor dem lächelnden Blondschopf stehen geblieben war, legte sie ihm eine Hand auf die Wange. „Ich... wusste nicht...“ „Hey, schon gut, ich bin selbst Schuld, wenn ich mir Hoffnungen mache...“ „Aber... Naruto... also... ich finde dich toll und nett und süß... aber Liebe ist es noch nicht. Ich meine, ich war gestern total glücklich, als du mir Komplimente gemacht hast und so... Da war schon so was wie Pärchenatmosphäre, aber ich will mir ganz sicher sein, bevor ich mit jemandem zusammenkomme. Es soll nichts heißen, Naruto! Aber bislang ist das nur eine Affäre für mich, so Leid es mir jetzt tut, das zu sagen...“ Vom fröhlichen Grinsen, das Naruto aufgesetzt hatte blieb nur der Ansatz davon, während er Sakuras Worten geduldig zuhörte. „Sakura, du musst mir nichts erklären, ich habe es schon verstanden, so dumm bin ich nun auch wieder nicht.“ Nach außen wirkte der Blondschopf wolkenlos und es schien, als hätte er sich damit abgefunden, doch innerlich war er am Boden zerstört. Warum hatte er bloß kein Glück bei Mädchen? Der zarte Kuss auf die Lippen, den Sakura ihm, sich auf die Zehenspitzen stellend, gab, spendete da auch nicht viel Trost. „Na los, Baka, erobere mich schon!“, hauchte die Rosahaarige dann und lächelte schelmisch, verabschiedete sich dann jedoch mit einem zweiten, etwas festeren Kuss, huschte durch die Zimmertür in den Flur und von dort aus der Wohnung... Die fröhlichen Züge Narutos blieben, bis er die Tür zugehen hörte, dann wurden sie ernst und mit einer Prise Trauer versehen. Eine kurze Weile musste er dann zu sich kommen und entdeckte dann den schnurlosen Telefonhörer, den er immer noch in seiner Hand hielt. Der Uzumaki schnaubte knapp, strich sich mit der freien, flachen Hand übers Gesicht und drückte dann auf Wahlwiederholung. Keiner hob auf der anderen Seite der Verbindung ab... ~ Probleme anderer gehen dich nichts an ~ ... Es war späte Nacht, als der Uchiha endlich den Weg nach Hause ansteuerte. Sasuke schritt innerlich gutgelaunt aber müde über die Straßen. Erst einmal eine entspannende und reinigende Dusche nach diesem langen Tag und danach eine Zigar... Korrektur: und danach KEINE Zigarette! Es dauerte eine Ewigkeit, bis er seinen Bezirk erreichte, von einer bösen Erkältung auf Schritt und Tritt verfolgt. Sasuke hatte nicht vor, sich von ihr einholen zu lassen, also beschleunigte er sein Schritttempo. Die Straßen waren trotz der späten Stunde immer noch ziemlich belebt und hin und wieder ging Sasuke an verschiedenen jungen Leuten, die sich nach ihm umschauten, oder auch nicht, vorbei. „Hey, hey, du da!“ Der Uchiha ignorierte das an ihn gerichtete Appell gelassen und ging weiter, doch die weibliche Stimme ertönte nach einigen Sekunden hinter seinem Rücken und eine Hand hatte sich auf seine Schulter gelegt. Nach dieser Aktion drehte sich Sasuke um und sah in ein junges, feminines Gesicht. „Hast du vielleicht eine Kippe für mich?“, fragte das Mädchen mit flehendem Blick. Der Uchiha konnte sich ein Zähneknirschen nicht verkneifen. „Hey, Süße, warum fragst du denn nicht uns?“, rief irgendjemand Unrelevantes von der Seite. Wahrscheinlich ein notgeiler Typ, der das Mädchen Sasuke nicht überlassen wollte. Und tatsächlich entdeckte der Uchiha eine Jungentraube zu seiner Rechten. „Urgh, Hopper...“, gab das Mädchen angewidert von sich. „Verzieht euch, ihr Loser!“, rief Sasuke selbstsicher. Ihm gingen die bösen und neidischen Fratzen der besagten Loser am Arsch vorbei und er legte noch eins drauf, indem er der Truppe ab sofort völlige Ignoranz schenkte: „Also, Kleine. Wo waren wir stehen geblieben?“ Die Aufmerksamkeit galt nun der jungen Frau die ihn anlächelte. „Also... ich wollte dich um eine Zigarette bitten.“ Opfer Nummer 5 des heutigen Tages, das flirtend mit den Wimpern klimperte. „Seh ich so aus, als wäre ich ein Raucher?“ „Also... na ja...“ „Ich muss dich leider enttäuschen, aber vielleicht kann ich dir etwas anderes anbieten, etwas viel Besseres, Gesünderes und es hält fitter, als das Rauchen es je tun könnte!“ Das Mädchen wurde sofort rot ums Näschen und schmunzelte verschmitzt. „Zu mir oder zu dir?“, fragte sie dann und versuchte so erotisch wie möglich zu klingen, angesichts der passiven Erotik, die Sasuke ständig ausstrahlte. Der Uchiha lachte sich indes innerlich einen ab. Nach Außen hin jedoch hob er lediglich eine Augenbraue und kramte kurz aus der Hosentasche eine kleine Packung aus, um zu prüfen, ob sie noch genug Inhalt besaß. „Hmm, für ein Mal sollte es noch genügen“, begann der Schwarzhaarige, „aber ich wüsste nicht, was ein zuckerfreies Kaugummi mit Sex zu tun hat.“ Tja, verarscht, Kleine, dachte sich Sasuke und holte aus der Kaugummipackung den letzten Inhalt raus. „Also, willst du?“ „Bastard!“, rief das Mädchen bissig, drehte sich auf dem Absatz um und stolzierte davon. Ja, verarscht zu werden war nicht sehr angenehm. Aber wer sich mit Sasuke einließ, der musste damit rechnen entweder flachgelegt zu werden, oder eben als der letzte Verlierer zu enden. Die einzige Ausnahme waren männliche Wesen, die es gut mit Sasuke meinten, da hatte er einfach keinen Grund den bösen Buben zu spielen. Trotzdem konnte niemand wissen, wie der Uchiha reagieren würde und das hatte er nun auch zu einem seiner Prinzipien gemacht. ~ du bist unberechenbar ~ Lässig zuckte Sasuke mit den Schultern. Wenn das Mädchen das Kaugummi nicht wollte, dann konnte er es ja als Zigarettenersatz benutzen, wie er das nun schon seit mehr als zehn Stunden machte. Die Packung hatte Sasuke erst heute gekauft und schon war sie leer. Nachdem das Papier von dem Produkt bei Seite genommen wurde, befand sich das Kaugummi auch schon in Sasukes Mund. Mit Daumen und Zeigefinger rollte er das Papier zu einem Kügelchen, planlos, wo der nächste Mülleimer vorzufinden war (Ein Umweltverschmutzer war ja Sasuke aufgrund seiner Erziehung nicht), und entdeckte dann den Typen von vorhin, der das Mädchen anbaggerte, das von Sasuke gerade noch eben abserviert worden war. Mülleimersuche erfolgreich abgeschlossen! Ein gezielter Wurf, nach einer guten Figur beim Ausholen, und schon flog das Papierkügelchen Richtung Hopper, der von seiner Meute einige Schritte entfernt stand und der jungen Frau eine Zigarette anbot, seine Chance gewittert. Und siehe da, das Kügelchen landete direkt in seiner mordsmäßig übergelten Frisur, die eher nach Stein aussah, als dass man sie Frisur schimpfen konnte. Deswegen war es auch kein Wunder, dass der Typ es nicht gemerkt hatte und weiterhin mit dem Mädchen flirtete, die mürrisch seine Zigarette annahm. Seine Freunde hatten es dagegen gemerkt und ihre Blicke verfinsterten sich. Gut, höchste Zeit diesem ganzen, niveaulosen Pack den Rücken zu zukehren und nach Hause zu gehen – zu der warmen Dusche und der verstaubten Gitarre die weder mal ihren eigentlichen Zweck erfüllen könnte. Und so war diese kleine Aktion mit dem Verarschen des Mädchens und dem Papierkügelchen im steinernen Haar auch schon schnell aus Sasukes Kopf verbannt, wo sich gerade ganz behagliche Gedanken einquartiert hatten. Ganz zu schweigen von jener Stella Browns, die schon längst vergessen war. Der Abschied von ihr fiel dem Uchiha ganz und gar nicht schwer, während sie noch versucht hatte seine Telefonnummer herauszubekommen, um weiterhin mit ihm in Kontakt zu bleiben. „Hören Sie, Stella“, hatte er zu der Brünetten gesagt, als er angezogen neben dem Auto stand und Stella mit einem Kugelschreiber bewaffnet vor ihm, „ich bin nicht der, für den Sie mich halten, also lassen Sie das mit dem Kontakt sein.“ „Wie meinst du das?“, hatte sie ihn daraufhin verwirrt gefragt. „Wie ich das meine? Ganz einfach: Ich habe Sie nur ausgenutzt, damit Sie mich in die Innenstadt fahren und mir ein Frühstück spendieren. Ok, mit dem Sex habe ich nicht gerechnet, aber vielleicht liegt es daran, dass ich zehn Jahre Jünger bin, als Sie. Ich wünsche Ihnen noch ein wunderschönes Leben, Stella. Auf nimmer Wiedersehen!“ Und damit trabte Sasuke los und verschwand auch schon um die nächste Ecke. Stella stand wie versteinert da und erst als ihr Kugelschreiber ihr aus den Fingern auf den Boden glitt, kam sie zu sich und realisierte, dass das eben nicht etwa ein Alptraum, sondern die harte Realität gewesen war! Ihre Hand hatte sich zu einer Faust geballt und wütend rannte sie um die Ecke, um welche Sasuke gebogen war, doch dieser war dann schon über alle Berge der Welt, ohne jegliche Reue im Gewissen. Ja, das war die ‚kleine’ Gemeinheit, die er geplant und letzten Endes auch vollzogen hatte... ~ du hast für niemanden Gefühle übrig ~ „Na, wen haben wir denn da?“, ertönte eine gehässige Stimme vor Sasuke. Das perfekte Billigthrillerbild, wie der Uchiha fand, als er aufsah. Er befand sich in einer Verhältnisweise kleinen Gasse, während vor ihm im Gegenlicht der Laternen sechs schemenhafte Gestalten standen und einen auf Schlägertypen machten. „Sasuke Uchiha, sehr unerfreut“, antwortete Angesprochener keck auf die rhetorische Frage eines der Typen, „und mit wem habe ich das Unvergnügen?“ „An deiner Stelle würde ich das Maul nicht so weit aufreißen, du Pisser!“, bellte daraufhin einer der Typen. Wahrscheinlich der Anführer oder Ähnliches... „Hmm, wenn DU an meiner Stelle wärest, würde ich das auch verstehen! Wie dem auch sei – was wollt ihr?“ Statt einer mehr oder weniger gesitteten Antwort bekam Sasuke etwas vor die Füße geworfen. „Ah, mein alter Kumpel. Wo habt ihr den denn aufgegabelt?“, sagte der Uchiha frech schmunzelnd, als er sah, dass es das Papierkügelchen war, das er vorhin in den „Mülleimer“ geschmissen hatte. „Was sagt ihr, Jungs, helfen wir seinem Gehirn mal auf die Sprünge?“ Die Gestalten vor Sasuke lachten auf, wobei es sich eher wie heiseres Knurren anhörte, und kamen dann langsam auf den Frechling zu. Keine Panik, bloß keine Panik. Man sammle doch einfach mal all die Punkte, die dafür sprachen, dass Sasuke hier und jetzt NICHT verkloppt werden würde. Erstens: Vor ihm standen sechs absolut hirnlose Idioten, Zweitens: Vor ihm standen sechs absolut hirnlose Idioten und Drittens: Vor ihm standen sechs absolut hirnlose Idioten. Drei sehr überzeugende Argumente also... „OK, ich seh’ schon, ihr versteht keinerlei Spaß, aber ist euer Kumpel, der mir als treuer Mülleimer gedient hatte dermaßen feige, dass er fünf weitere Personen braucht, um einen einzelnen anzugreifen? Schämt euch!“ „Halt die Fresse, Arschloch!“ „Tja, die Wahrheit ist hart, nicht jeder kann sie verkraften. Also, was ist? – von Mann zu Mann, oder von sechs Feiglingen zu einem Mann? „Haltet euch zurück, ich schaff diesen Loser locker alleine!“ „Mach ihn fertig, Zaku!“, riefen die anderen mit den Zähnen knirschend und mit den Handknochen knackend. Opfer Nummer sechs des heutigen Tages kaute nun fröhlich auf dem Köder rum. Jetzt musste nur noch der geeignete Plan her, wie Sasuke, nachdem er als Gewinner aus diesem Kampf davonkam, sich den Rest der Clique vom Leib schaffen könnte. Das dürfte schwer werden und so wie es aussah war Erpressung das Einzige, was dem Uchiha noch helfen konnte. Kaum einige Sekunden später stürmte der Angreifer auch schon auf Sasuke zu, rannte ihn mit geballter Kraft um und beide fielen auf den Boden, wo der Kampf ‚endlich’ anfing. Es war nicht gerade einfach gegen diesen Zaku zu kämpfen, denn der hatte ein paar ziemlich gute Griffe und Schläge parat. Aber Sasuke war auch nicht zu unterschätzen. Jedoch musste der Schwarzhaarige einige harte und schmerzhafte Schläge und Tritte ebenfalls einstecken. Einmal traf ihn sein Angreifer in den Magen, wonach Sasuke sich erst einmal vor Schmerz krümmte. Bevor allerdings der nächste Schlag ihn erreichen konnte, schaffte er es, sich von dem Schläger wegzurollen. Dann griff Sasuke selbst an und traf seinen Kampfpartner, welcher dabei war sich auf ihn zu stürzen, mit der Faust im Gesicht, das sich zu einer ekelerregenden Fratze verzog. Irgendwann rollten sich die beiden Jungs nur noch auf dem dreckigen Boden herum und versuchten sich gegenseitig zu treffen, was nicht so einfach war, denn beide hatten mindestens einen Arm des anderen irgendwie fangen, oder abblocken können. So ging das weiter, bis Sasukes Kragen, an dem der Angreifer ihn gehalten hatte, riss. Zaku verlor dadurch seine stabile Haltung und wurde von Sasukes Knie weggestoßen. Ohne eine weitere Sekunde zu verschwänden, sprang der Uchiha auf, trat einmal kräftig gegen die Seite, des Angreifers und griff nach seinen Armen, um den am Boden Liegenden mit einem gezielten Handgriff unbeweglich zu machen. Am Ende hatte Sasuke beide Arme Zakus nach hinten gedreht, stand selbst hinter ihm und hielt das Knie gegen Zakus rücken. Wenn dieser jetzt gerne beide Arme gebrochen haben wollte, brauchte er sich nur zu bewegen. Schwer atmend schaute Sasuke auf und durchbohrte nacheinander jeden wütenden Blick aus der Meute, die ihn umzingelt hatte, mit seinem eigenen Blick der Erleichterung. „So, ihr Vollidioten, verschwindet, oder euer Freund hier hat gleich zwei so ziemlich kaputte Schultern!“ Einer der Typen, wollte gerade, in seinem Unglauben schwelgend, auf Sasuke zu rennen und ihm ordentlich eine runterhauen, aber er ließ es, nachdem die leicht bebende Stimme von Zaku ertönte: „Lass es Dosu! Scheiße, lass es, klar?!“ Dosu nickte und trat wieder einen Schritt zurück. „Gut so, Zaku, oder wie du heißt... Gebrochene Arme sind nämlich nicht sehr angenehm, musst du wissen!“, mahnte Sasuke den Verlierer des Kampfes und zog noch etwas kräftiger an dessen Armen. „Urgh!! Verdammte Scheiße, was steht ihr noch da?! Verschwindet! Ich komme nach!“ Die Augen hatte Zaku zu schlitzen verengt, was nicht verwunderlich war, so viel Schmerz er nämlich gerade aushalten musste. „Du Mistkerl!“, rief einer aus der Meute Sasuke zu. „Na, na, na, wollt ihr so gerne das Geräusch der brechenden Knochen hören? Also los, tut, was eure Mama hier euch gesagt hat und haut ab!“ Mit wütenden Gesichtsausdrücken und eher zögerlich entfernten sich die Schläger schließlich. „Und dass ihr mir ja nicht hinter der nächsten Ecke lauert! Ich finde schon einen Weg, um das zu überprüfen und dann geht es eurem Freundchen hier an den Kragen, klar?!“ „Verpisst euch zu unserem Treffpunkt, aber ein bisschen plötzlich! Und du lass mich endlich los, Arschloch!“ „Ich kann mich nicht entsinnen, dass du in der Position bist, mir Befehle zu erteilen. Vielleicht sollte ich mich für meine aufgeplatzte Lippe rächen und einen deiner Arme doch etwas weiter nach hinten ziehen?“ „Nicht! Nein, Mann, mach das nicht!“ „Das Zauberwort?“ „B-bitte...“ „Brav! Jetzt warten wir nur noch fünf Minuten, bis deine Freunde abgehauen sind und dann überlege ich mir, ob ich dich so ungestraft davon flitzen lasse!“ „Scheiße, wer bist du eigentlich?“ „Niemand, den man unterschätzen sollte!“ „Hör zu, Mann... Wenn du meine Arme heil lässt, dann... dann kannst du der Anführer unserer Gang werden!“ Ein schallendes Gelächter ertönte aus Sasukes Kehle. „Meinst du das ernst?“ „J-ja...“ „Als ob ich so etwas nötig hätte. Ich bin ein Einzelgänger und daran wird sich nichts ändern. Und mach dir mal nicht gleich in die Hose...“ ~ du bist ein unabhängiger Einzelgänger ~ Es war befreiend so über den Dingen zu stehen. Jetzt hieß es nur nicht übermütig zu werden. Eitelkeit wirkte wie eine Krankheit mit Blindheit als Produkt. Aber den Triumph konnte Sasuke nicht einfach so aus seinem Belohnungszentrum im Gehirn verbannen, sodass er sich einfach nur gut fühlte. „Hey du, ich glaube ich bin heute ausnahmsweise mal gütig!“ „D-dann kann ich jetzt gehen?“ „Können nicht, aber dürfen, ja. Und falls du jetzt daran denkst, mich gleich wieder anzugreifen, dann rate ich dir davon ab. Deine Arme müssen sich wieder an den Normalzustand gewöhnen, wenn du nicht wieder verlieren willst.“ Mit diesen Worten ließ Sasuke die Arme Zakus los und stieß ihn mit seinem Knie nach vorne. Im letzten Moment konnte sich dieser noch am Boden mit den Armen abstützen, die in ihren Reflexen von der Überdehnung etwas beeinträchtigt waren. Dann drückte sich der Besiegte hoch zum Stehen, warf einen letzten Blick zu Sasuke und sagte zum Abschied: „Wir werden dich noch kriegen, Uchiha Sasuke!“ Der Angesprochene winkte lediglich gelassen ab. „Der Knast erwartet euch dann schon mit ausgebreiteten Armen!“, sagte er und grinste frech. „Bastard!“, rief Zaku zum Schluss und lief die Gasse entlang, weg von Sasuke. ~ gut überlegtes Risiko wirkt Ego-aufbauend du gewinnst immer ~ Endlich stand nichts mehr zwischen Uchiha und seinen Gedanken von der warmen Dusche und der beruhigenden Zigar-... und den beruhigenden Gitarrenklängen. Ja, an diesem Punkt sollte Sasuke noch etwas feilen... Es musste jetzt gegen drei Uhr Nachts, beziehungsweise Morgens sein. Normalerweise war es nicht sonderlich spät für Sasuke, aber wenn man bedachte, was der Uchiha heute schon alles getan hatte, dann konnte man doch etwas Verständnis aufbringen, weshalb Sasuke so träge nach Hause ging. Er war wirklich müde, mehrere Stellen auf seinem Körper schmerzten höllisch und seine Unterlippe wollte nicht aufhören zu bluten, sodass er stets diesen metallenen Geschmack auf der Zunge hatte. Na lecker. Zum Glück trennten ihn nach einiger Zeit nur noch wenige Schritte von seiner Wohnung, wo es jetzt bestimmt warm war und er sich gleich entspannen könnte. Sasukes Mutter schlief sicherlich schon und sein Vater zählte inzwischen gar nicht mehr so richtig zur Familie, da er so oft auf den verschiedensten Geschäftsreisen verweilte, also konnte Sasuke in Ruhe relaxen und würde nicht von lästigen Gesprächen gestört werden. Wenn seine Mutter dagegen noch auf war, aus welchem Grund auch immer, dürfte das noch eine sehr lange Nacht werden, da sie ihn mit dem größten, besessensten Vergnügen ausfragen würde, wo er denn gewesen sei, was er den ganzen Tag gemacht habe und weshalb er so spät zuhause sei. Mikoto Uchiha war nicht etwa vor Sorge so interessiert, sondern aus unmittelbarer Neugierde, die schnell wieder verklang, Satan sei Dank! Im Grunde war Sasuke gerade deshalb auf eine gewisse Weise glücklich mit der Familie. Er konnte eigentlich tun und lassen, was er wollte, denn seine Mutter war zu naiv, als das sie etwas verstehen würde. Vielleicht war sie das beste Beispiel für eine standardisierte Frau, die nach dem Motto eines Blondinenwitzes agierte und reagierte. Trotzdem war es am besten, wenn er seine Mutter nicht wecken würde, denn dann hatte er auch seine Ruhe und würde nicht mit geweiteten Augen begutachtet werden. Man sollte ja hierbei noch beachten, dass sein Kragen gerissen war und seine Haut ein paar Wunden aufwies... Sasuke klingelte bei dem Bandsänger, den er zum Nachbarn hatte und kam problemlos ins Haus rein. Als er auf seiner Etage angekommen war und vor seiner Wohnungstür stand, fischte er unter dem Fußabtreter einen Ersatzschlüssel raus und schloss die Tür auf. Er verdrehte die Augen, als er die Wohnung betrat, und stieß einen leisen, genervten Seufzer hervor, da es nicht etwa dunkel war, so wie er es erwartet hatte. Es strömte Licht aus der Küche und aus seinem Zimmer. Dann knarrten die Holzdielen und im Türrahmen zu Sasukes Zimmer erschien eine ihm all zu bekannte Gestalt. Sasuke schaute nur kurz auf und begann dann schließlich unbekümmert seine Schuhe auszuziehen. „Was willst du hier, Naruto?“ Der Angesprochene lehnte mit der linken Hand am Holzrahmen der Tür und sah ziemlich müde aus. Er wirkte vollkommen ruhig und irgendwie bedrückt auf Sasuke. Aber was sollte es den Uchiha stören? ‚Abstand von Naruto’ hieß es, ‚Abstand von Naruto’. „Ich habe mir Sorgen gemacht...“ „Das beantwortet trotzdem nicht meine Frage.“ „Du warst den ganzen Tag lang nicht zu erreichen... Ich habe mir halt Sorgen gemacht...“ „Ja, und? Ich habe mein Handy liegen lassen, mehr nicht.“ „Warum hast du mir denn nicht Bescheid gesagt, dass du irgendwohin gehst?“ Sasuke ging an Naruto vorbei in sein Zimmer, ohne ihm weitere, tiefergehende Aufmerksamkeit zu schenken. „Bist du meine Mutter, oder was? Sei kein Kleinkind, Naruto, ich kann auf mich alleine aufpassen“, gab der Uchiha von sich und zog sich aus, um gleich nach dem Gespräch der Dusche einen Besuch abzustatten. Nun stand er da mit nacktem Oberkörper und suchte nach frischen Klamotten in seinem Schrank. „Ja, klar, sieht man an den blauen Flecken, dem zerrissenen Hemd und deiner geplatzten Lippe...“ „Naruto, nicht alles geht dich was an, klar?“ Der Blonde drückte ruckartig die Luft aus seinen Lungen, was sich dann als ein kleiner ironischer Lacher erwies. „Du hast mich bisher immer wissen lassen, was du vorhast...“ „Falsch. DU hast mich immer wissen lassen, was DU vorhast und nicht umgekehrt.“ Naruto protestierte erst gar nicht, sondern lächelte auf eine traurige Art und Weise. „Wie kommst du denn überhaupt hier rein?“ „Deine Mutter hat mich-“ „Aha. Sie hat doch hoffentlich nicht viel gefragt, oder?“ „Nein...“ Nun schaute Sasuke erstmals direkt zu Naruto, der immer noch am selben Platz in derselben Position stand, wie vorher. Der Schwarzhaarige seufzte resigniert. „Jetzt sag schon, was los ist, Naruto, ich habe nicht alle Zeit der Welt und wollte jetzt eigentlich duschen gehen.“ „Ach nichts, nichts, ich bin nur müde. Hab hier auf dich gewartet, nachdem ich alle möglichen Orte, wo du sein könntest abgecheckt habe. Und als dann ein Kumpel sagte, dass du vor Kurzem bei ihm warst, bin ich einfach hierher gegangen in der Hoffnung, dass du vielleicht zuhause bist... Was hast du überhaupt gemacht?“ „Lange Geschichte.“ Narutos Augen weiteten sich vor Vorfreude und er klatschte die Handflächen gegeneinander. „Au Ja! Du weißt, dass ich Geschichten liebe!“, sagte Naruto aufgeweckt, grinste gespannt und rieb sich die Hände. „Nicht heute Naruto, ich bin genauso müde wie du, wenn nicht dreifach so stark!“ „Hmmm, schade...“ „Ein anderes Mal vielleicht.“ Innerlich hätte Sasuke sich eine reinhauen können. Sein bester Kumpel hatte sich Sorgen um ihn gemacht und gerade jetzt war der Uchiha so distanziert und kalt zu ihm. Hart. Aber Sasuke entschloss sich, die Sache durchzuziehen, die er sich vorgenommen hatte. Abstand von Naruto, Abstand von Naruto... Abstand von... „Naruto, hör zu, ich bin einfach zu müde, okay? Lass uns wenigstens nach der Dusche diskutieren!“ „Ich habe nicht um eine Diskussion gebeten, Teme. Ich kann gehen, wenn du willst.“ Und wieder dieses Lächeln. Sasuke sollte nichts merken, denn er begrüßte Selbstmitleid ganz sicher mit einem grimmigen Blick. „Mach was DU willst, nicht, was ICH will. Ich gehe jetzt einfach duschen und nachher kannst du von mir aus mit mir reden.“ Wie ‚großzügig’, dachte Sasuke und schnaubte mit Abfälligkeit über sich selbst. Irgendwie schien ihm das ganze hier falsch zu sein. Falsch, verkehrt, nicht richtig... „Ich bin dann in circa zehn Minuten wieder draußen.“ Und damit verschwand der Uchiha im Bad. Die schmutzigen und zerrissenen Klamotten fielen auf die Fliesen und Sasuke betrat die Duschkabine. Das heiße Wasser tat gut... Gerade, als er anfing sich einzuseifen, hörte er die Wohnungstür zugehen... Hart... Er kniff die Augen zusammen, stieß einen Fluch aus und stürmte dann eilends aus der Duschkabine in den Wohnungsflur und daraus in den Hausflur. Sasuke wollte nicht, dass Naruto ging. „Dobe?! Dobe! Mann, warte doch mal!“ Keine Antwort. Sasuke lief die Treppe hinab, immer wieder über das Geländer schauend. Gerade ging die Haustür mit dem gewohnten und unverwechselbaren Geräusch zu. So was Dummes aber auch! Gut, dass Sasuke noch im Eifer der Rennerei ein Handtuch geschnappt hatte und es nun um seine Hüfte wickelte. Die Eingangstür wurde aufgerissen und Sasuke rannte barfuß auf de Straße. Rechts sah er Naruto noch rechtzeitig eine Straße überqueren. „Sag mal, bist du taub, oder was? Ich habe zufälligerweise DEINEN Namen gerufen!“ Naruto ließ sich nicht beirren und ging weiter. „Naruto? Bist du beleidigt, oder wie soll ich’s sehen?!“ Der Blonde blieb erst stehen, als er die Straße überquert hatte und auf der anderen Seite stand. Dann drehte er sich zu Sasuke um, der sich immer noch auf der anderen Straßenseite befand. „Nee, ich tu nur so, Vollidiot!“, rief der Blonde dann Sasuke zu. Der Uchiha verdrehte die Augen. „Ja, ich weiß, ich bin nervig, Sasuke! Dann renn mir nicht hinterher und verpiss dich wieder in deine Wohnung!“ „Verdammt Naruto, was ist denn los mit dir?!“ „Was mit mir los ist? Schau dich doch selber mal an! Du redest mit mir, als wäre ich irgendjemand!“ „Kein Grund die beleidigte Leberwurst zu spielen!“ „Ach ja? Und was wäre dann ein passender Grund, die beleidigte Leberwurst zu spielen für DICH, hä?!“ „Gar keiner!“ „Toll, dann geh dir ’ne Medaille abholen!“ „Mann, Naruto, jetzt benimm dich doch nicht so kindisch!“ Das war genug. Naruto ballte die Hände zu Fäusten und stolzierte über die Straße zu Sasuke. Seine Augen waren zu Schlitzen verengt und er schien wirklich in Rage geraten zu sein. „Jetzt hör mal gut zu, Sasuke! Du kannst mich erst dann als ‚kindisch’ beschimpfen, wenn du dir mal über dein eigenes Verhalten im Klaren bist!“ „Bin ich auch!“ „Ach ja? Dann erklär mir doch Mal, warum du plötzlich so distanziert bist, als wäre ich irgendeine Person, die dir am Arsch vorbei geht?!“ Sasuke schnalzte mit der Zunge, schaute sich kurz um, die Umwelt trotzdem überhaupt nicht wahrnehmend und richtete seinen Blick wieder in die feurigen Augen Narutos, die fordernd auf eine Antwort warteten. „Mann Naruto, ich habe mich verändert! Verstehst du nicht? Ich habe es satt vor mich hin zu gammeln!“ „Was heißt denn hier ‚gammeln’?“ „‚Gammeln’ eben.“ „Und was meinst du mit ‚verändert’?!“ „‚Verändert’ eben!“ „Wie ‚verändert’?!“ „So wie man sich halt ändert, verdammt!“ „Ich wusste nicht, dass man dann so abweisend zu seinem besten Kumpel ist!“ „Ich schlage vor, wir setzten das Gespräch wieder im Warmen fort!“ „Nein, das klären wir jetzt hier!“ Aber Sasuke hörte nicht auf Naruto, er ergriff den Blonden am Arm und zerrte ihn hinter sich her ins Haus und die Treppe hinauf. Irgendwann waren sie dann oben in der Wohnung angekommen. Sasuke schloss seine Zimmertür hinter sich zu und schubste Naruto auf sein Bett. Dieser knurrte nur einen Fluch und setzte sich kerzengerade auf. Sasuke dagegen stand vor ihm und schaute zu Naruto runter. „Ich habe keine Lust mehr, das Arme Würstchen zu sein, das von dir abhängt, klar?!“ „Wa-“ „Ja, du hast richtig gehört. Ich habe mich nun mal verändert, weil ich nicht mehr von dir abhängig sein will!“ „Ich-“ „Ich bin jetzt offiziell der Mistkerl und mir gehen die anderen am Arsch vorbei. Ich bin ein selbstsüchtiger, arroganter Einzelgänger, der die Leute entweder verarscht, ausnutzt oder sie abserviert! Ich lass’ mir nichts mehr gefallen, weder von anderen, noch von DIR, klar?!“ „W-was redest du denn da?“ „Soll ich’s wiederholen?“ „Nein Mann, ich will meinen Teme zurück, verdammte Scheiße!“ „Bist du bescheuert, oder tust du nur so? Ich bin es – Sasuke, schon vergessen?!“ „Aber du bist nicht mehr Der Teme!“ „Der werde ich auch nicht mehr sein!! Ich bin Sasuke Uchiha, jemand den man entweder so akzeptiert, wie er ist, oder man wird als Loser abgestempelt! Überhaupt, sollte das eine Freundschaftskündigung gewesen sein, oder was? Nimm mich doch so an, wie ich bin! Oder wie war der alte klugscheißerische Spruch?“ „Aber du bist gar nicht mehr, wie du bist! Nicht ICH kündige dir die Freundschaft, sondern DU MIR mit deinem Verhalten!“ In nur einem Tausendstel einer Sekunde kam Sasuke die undurchdachte Antwort in den Kopf, die er gleich darauf in den Raum hineinstieß: „Und wenn schon?“ Es war ein bitterer, beleidigender Fehler, den der Uchiha begangen hatte. „Wie war das...?“, fragte Naruto kleinlaut und sprang von Sasukes Bett auf. „Und wenn schon, habe ich gesagt! Würde das etwas ändern? An mir jedenfalls nicht mehr! Ich bin nicht mehr von dir abhängig, Naruto!“ Einmal gesagt, würde es nicht zurückgenommen werden... „S-sasuke... m-meinst du das ernst?“ Die Stimme Narutos hatte etwas Flehendes an sich. Der Blonde starrte seinen besten Freund mit weit aufgerissenen, Entsetzens offenbarenden Augen an und konnte nicht glauben, was da gerade aus dem Mund Sasukes gekommen ist. „Sag, dass du es nicht ernst meinst! Komm, das ist nicht witzig!“ „Doch, Naruto, ich meine es todernst!“ „A-aber Sasuke... Ich… sind wir jetzt-“ „Nein, sind wir nicht! Ich mein’ bloß nur, dass ich nicht mehr dran hänge.“ „Aber... es... also... H-hör zu: ich, ich war gestern nicht mehr für dich da, ich habe dich vernachlässigt in letzter Zeit, ja, ich habe zu viel über Mädchen nachgedacht, a-aber d-das ist doch kein Grund...! Es muss doch aber auch klar sein, dass du nicht der einzige auf dieser Welt bist, mit dem ich kommunizieren will!“ „Eben! Ich habe zu lange in dieser Illusion geschwebt! Ich war immer von dir Abhängig, auf dich angewiesen, wie auf eine Droge! Und dann hatte ich Entzugserscheinungen, als du Sakura gefunden hast.“ Narutos Augen weiteten sich noch ein Stück. „Ich bin mit ihr doch nicht einmal zusammen!“, protestierte er energisch und breitete die Hände vor sich aus, um zu versuchen, es irgendwie noch deutlicher durch diese Geste zu machen. „Mann, es hat doch nichts damit zu tun, ob du mit ihr zusammen bist, oder nicht. Fakt ist, dass ich dich mit ihr, oder sonst wem, teilen muss und um das zu ertragen, habe ich mich verändert!“ „Sasuke...ich...“ Naruto schaute bestürzt zu Boden. „Ich... ich wusste nicht... du sagst ja auch nie was... und jetzt so was...“ „Find dich damit ab, Mann.“ Sasuke schnaubte und sein Blick glitt zum Fenster in die Ferne. Er kam sich so dämlich vor. Wie ein kleines, bockiges Kind, das sich an seinem besten Kumpel für die Vernachlässigung rächen wollte. „Und die Freundschaftskündigung?“, murmelte Naruto und drückte anschließend die Zähne aufeinander, als erhoffe er sich somit das Gegenteil zu hören. „Was ist damit?“, hinterfragte Sasuke und schaute wieder zu dem Uzumaki. „Steht sie?“ „Natürlich nicht, du Vollidiot! Es sei denn, du willst sie.“ Sasuke sah wie Naruto einen kleinen Erleichterungsseufzer ausstieß. Seine Gesichtszüge blieben jedoch angespannt. „Aber ich bin auch nicht mehr der, der ständig für dich da ist, genauso wie du nicht mehr der bist, den ich ständig an meiner Seite haben kann“, fügte Sasuke jedoch schnell hinzu. Irgendwas änderte sich, als hätte jemand einen Schalter umgelegt. Naruto hob seinen Kopf und lächelte plötzlich wieder, als wäre nichts. „Ist schon klar, Sasuke... das hast du mir ja nun deutlich genug gezeigt.“ Ein skeptischer Blick traf den Blondschopf, der wieder ganz der alte zu sein schien. „Und tu jetzt bitte nicht beleidigt, okay?“ „Nein, nein, mache ich schon nicht... Ehrenwort!“ Sasuke nickte und grinste zurück. Irgendwas war hier ganz gewaltig faul... aber das war nur ein Nebengefühl, dem keine Beachtung geschenkt wurde. Jedenfalls nicht von Sasuke... Irgendwann, nach einer Weile Sprechpause schnaubte Sasuke wieder und kratzte sich an der Stirn. „Wenn du willst, kannst du bei mir übernachten...“, sagte er dann leicht verlegen, als er merkte, dass er immer noch fast nackt und mit einem seifigen Oberkörper vor Naruto stand. „Echt jetzt?“ „Nein, künstlich jetzt! Ich geh erst einmal zu Ende duschen...“ „Ok!“ „Fein...“ Sasuke schloss seine Zimmertür wieder auf und ging ins Bad, wo die ganze Seife und Kälte des Novembertages von ihm gewaschen wurden. Dann kehrte er zurück in sein Zimmer mit angezogener Sporthose und nacktem Oberkörper, der noch den Dampf des Wassers aus dem Bad mitbrachte und fand Naruto auf seinem Bett liegend und vor sich hin dösend. „Rutsch mal ein Stück!“, bat der Uchiha den Bondschopf und als dieser dann wortlos zur Wand rüberrutschte, legte sich Sasuke daneben. Seine Hand glitt unbemerkt zu dem Kopf des Uzumaki, wo sie sich bettete und kurz aber kräftig darüber hinwegwuschelte. „Au ja, Mann! Ist voll angenehm so!“, schwärmte Naruto und schloss genießerisch die Augen. Sasuke seufzte. „Na gut, als Wiedergutmachung des Streites, wuschle ich dich noch ein Bisschen.“ Doch der Uchiha stieß auf taube Ohren, denn Naruto war bereits eingeschlafen... Nachdenklich schaute Sasuke zur Decke, während er mit einigen goldenen Strähnen von Narutos Haar spielte. Es tat ihm wirklich Leid, was er gesagt hatte. Ehrlich und aufrichtig, doch er würde das ganz bestimmt nicht zugeben. Ja, an dem ‚Abstand von Naruto’ musste der Uchiha ebenfalls arbeiten. Er hatte diesen Stichpunkt noch gar nicht richtig verinnerlicht und würde es wohl noch lange nicht schaffen, denn Naruto stellte wohl den einzigen Menschen dar, der Sasuke wirklich wichtig war. Abstand von Naruto... Abstand von Naruto... Warum hatte de Blondschopf nur so weiches Haar? Abstand... Abstand... Was für ein dämliches Wort... Naruto... Das verdammt nochmal wichtigste Wort der Welt. „Ach, Dobe... ich bin ein Bastard und ich gebe es auch noch zu...“, murmelte Sasuke gedankenverloren und schloss die Augen. Es würde eine ruhige Nacht werden, aber ein Bastard würde Sasuke bleiben... ~ Abstand von Naruto? ~ ~ Kein Selbstmitleid? ~ ~ Du bist perfekt? ~ ~ Du bist ein Bastard! ~ tbc... ~~~~~~~~~~~~~~~~~~ *Anmerkung: Ich habe nichts gegen Emos. Man könnte mich durchaus selbst als Emo bezeichnen, aber was Sasuke hier in Gedanken meinte, ist das typische Cliché von einem Emo, nicht mehr und nicht minder. Wer nun also zum Clan der Emos gehört, sollte sich nicht davon persönlich angesprochen fühlen. *sich verbeug und verschwind* ~~~~~~~~~~~~~~~~~~ So, ich hoffe, dass euch das Kapi gefallen hat ^^' Tja, der Streit ist mir hoch hoffentlich gut gelungen und nicht zu mädchenhaft rübergebracht worden, bin ja selbst ein Mädel und kann mich demzufolge weniger in Männer versetzen xDDDD Jaja, Sasuke ist also ein phööööööser Junge. Und er wird auch phöööööse bleiben Mehr erfahrt ihr im nächsten Kapitel Kuss eure ! Kapitel 4: FAKED FEELINGS ------------------------- F A K E D F E E L I N G S „Ach, Dobe... ich bin ein Bastard und ich gebe es auch noch zu...“, murmelte Sasuke gedankenverloren und schloss die Augen. Es würde eine ruhige Nacht werden, aber ein Bastard würde Sasuke bleiben... Naruto war Ausnahmsweise mal der erste, der aus dem Land der Träume wieder in die Realität eintauchte. Er war schon irgendwie von Anfang an traurig gestimmt, da der gestrige Streit mit Sasuke ihn bis in seine Träume verfolgt hatte. Dem Uchiha war es also ab jetzt egal, ob Naruto mit ihm befreundet war, oder nicht... Bei diesem Gedanken wurde dem Uzumaki übel zumute und irgendwas in seiner Brust zog sich ganz schmerzhaft zusammen. Er hatte ihn also so gut wie verloren. Es war das Gleiche wie mit Sakura. Ja, sie würden Freunde sein, wie dümmlich das auch klingen mochte, aber diese Abhängigkeit, die eine absolut unzerbrechbare Freundschaft ausmachte, würde nicht mehr da sein, jedenfalls von Seiten des Uchihas. Es war nicht fair. Naruto wollte seinen alten Teme zurück – seinen besten Kumpel! Er wollte Sasuke... und nicht dieses kalte Arschloch. Mit diesem Gedankenfluss unternahm Naruto mit seiner Hand den Versuch, die Oberfläche der warmen Decke zusammenzuraffen. Erst als ein unzufriedenes Murren ertönte, realisierte der Uzumaki, dass es keinesfalls eine Decke, oder ein Kissen war, sondern die Haut Sasukes, die er da zusammenraffen wollte... Jedoch schien der Schwarzhaarige weiter zu schlafen. Naruto öffnete vorsichtig die Augen und verschluckte sich beinahe an seinem eigenen Speichel, als er feststellte, in welcher Position er lag. Aber er beruhigte sich schnell wieder. War ja nur Sasuke, weshalb ihm das ganze nicht besonders viel ausmachte. Naruto lag ganz entspannt auf dem Rücken, seine Beine mal außer Acht gelassen, die er über das ganze Bett ausgebreitet hatte, aber der Uchiha hatte in der Nacht scheinbar eine Decke vermisst, denn diese lag einige Meter entfernt auf dem Boden. Stattdessen hatte sich der Schwarzhaarige mit seinem Torso halb auf Naruto gelehnt und seinen Kopf in den Freiraum zwischen Narutos Halsbeuge und dessen Schulter gelegt. Der Arm Narutos schlängelte sich unter Sasukes Brust entlang, zur anderen Seite, wo er im Ellenbogen geknickt war und der Rest davon samt der Hand auf dem Rücken des Uchihas ruhte. Sasukes rechter Arm dagegen lag über des Blonden Brust, sie somit leicht wärmend. Die Hand ging über die Schulter hinaus und vergrub sich in das wuschelige Haar des Uzumaki. Nach einigen Minuten war diese seltsame Position auch schon als absolut normal abgestempelt worden und sogar als sehr angenehm empfunden, angesichts der Tatsache, dass die Decke nicht da war, wo sie sein sollte. Ein wenig Kuscheln eben, was war schon dabei? Naruto wollte Sasuke auf keinen Fall wecken und verhielt sich deshalb leise und unauffällig. Von dem Uchiha wegzukommen war allerdings unmöglich, ohne ihn zu wecken, denn schließlich waren sie sich so ziemlich nah und jede Bewegung würde schon als Wecker dienen. Naruto seufzte. Wahrscheinlich wäre es das Beste, wenn er noch etwas schlafen würde. Aber aus einem undefinierbaren Grund konnte er das nicht. Er fand das Ganze hier zwar sehr angenehm, aber irgendwas verspannte sich in ihm und er wusste nicht was. Naruto ertappte sich dabei, wie sein Herz bei jedem leisen Atemzug Sasukes einen immer schnelleren Rhythmus annahm. Die nackte, blasse Haut des Uchihas rieb aus demselben Grund an der rosigen des Uzumaki. Es war beinah unerträglich angenehm! Aber Naruto durfte sich nicht bewegen, da sonst der Schwarzhaarige aufwachen würde... Vielleicht war es doch besser, ihn zu wecken... Naruto hob die Hand an, die auf dem Rücken von Sasuke ruhte, und wollte ihn gerade damit antippen, als etwas in ihm sich förmlich dagegen sträubte, nachdem sich der Uchiha ganz plötzlich noch etwas mehr an Naruto drückte. Was sollte das? Naruto blinzelte verwundert und drehte seinen Kopf nach rechts, wo ihm das Haar Sasukes das Gesicht kitzelte. Gerade noch so hielt er einem gewaltigen Niesen stand, oder besser gesagt seine Hand, die sich blitzschnell auf seinen Mund gelegt hatte. Innerlich grummelnd drückte er sie wieder weg und schob mit selbiger die kitzelnden Strähnen Sasukes bei Seite. Nun schaute ihm das leicht blasse Gesicht des Uchihas entgegen. Sasuke schlief immer noch, hatte die Augen fest verschlossen und atmete regelmäßig. Der warme Luftzug streifte Narutos Halsbeuge. Genau in diesem Moment biss der Blondschopf die Zähne zusammen. Wieder dieses Behagen, das doch etwas zu weit ging... Vermisste Naruto seinen Teme denn schon so sehr, dass ihm Sasukes unabsichtliche Nähe einfach nur wieder diese Nostalgie aufzwängte? Wahrscheinlich... Der Uzumaki fing seine Unterlippe zwischen den Zähnen und musterte Sasuke weiter. Warum musste das alles so kommen? Warum bloß? Der Uchiha schien plötzlich so unerreichbar, obwohl er doch so nah war. Hier, direkt neben dem Blondschopf. Sasuke war im Gegensatz zu Naruto völlig gedankenlos und entspannt, was seine Gesichtszüge deutlich offenbarten. Diese entspannte Kälte, ja, die Kälte war greifbar, aber Sasuke selbst irgendwie nicht. Es hätte doch alles so gut laufen können – Naruto wäre mit Sakura zusammen und Sasuke hätte sich ebenfalls ein Mädchen suchen können. Das war doch bei seinem Aussehen gar kein Problem. Naruto wünschte sich nichts sehnlicher als solch ein Äußeres. Diese makellose, schöne Haut, diese gerade Nase, und diese bis auf das kleinste Härchen symmetrischen Augenbrauen. Genauso wie die mit den genannten Organen perfekt harmonisierenden Konturen des Gesichtes. Sasukes Antlitz war maskulin und sanft zugleich. Wahrscheinlich mochten ihn deshalb alle Mädchen der Welt. Oder vielleicht standen sie so sehr auf die gesund rosigen, schmalen Lippen, die gerade leicht voneinander getrennt lagen und einen mikroskopisch kleinen Mundspalt bildeten. Diese Lippen waren so verflucht anziehend und wäre Naruto selbst ein Mädchen, dachte er, würde er diesen Blödmann sofort küssen, ohne darüber nachzudenken, was es für Konsequenten nach sich ziehen würde. Aber Naruto war kein Mädchen. Einerseits war er glücklich, dass es nicht so war, weil er die einzigartige Chance hatte, Sasuke nah zu sein, indem er ein Junge war, denn der Uchiha mochte Mädchen ja nicht sonderlich. Und andererseits war er Sasuke jetzt genauso unwichtig wie jeder andere. Da machte es keinen Unterschied mehr, ob er selbst ein Junge war, oder nicht – Naruto konnte Sasuke doch eh nicht mehr so nah sein wie vorher, oder? Was für eine verdammte Situation! Der Uzumaki spürte plötzlich wie seine Augen immer feuchter wurden. Das durfte doch nicht wahr sein, oder?! Schnell drehte er seinen Kopf wieder so, dass sein Gesicht zur Decke zeigte und schloss seine Augen. Sasukes Gesicht tauchte jedoch wieder vor seinem geistigen Auge auf. Es hatte sich in Narutos Kopf eingebrannt und er konnte an nichts anderes mehr denken. So ein Elend! Er war doch wahrlich eine Heulsuse... Lächeln, er musste wieder lächeln, dann würde alles wieder okay sein. Lächeln, nur mal eben lächeln... Sein Unterarm glitt zu seiner Augenpartie und verschloss sie mit seiner Präsenz. Nach einer kurzen Weile ging es Naruto dann besser, als sich Sasuke neben ihm anfing zu bewegen... Naruto hatte einen wahren Schreck bekommen, schaute zu dem sich rührenden Gesicht Sasukes und sah zu, wie dieser nach und nach aufwachte. Gerade noch rechtzeitig als Sasukes Augen sich anfingen zu öffnen, schloss Naruto die Seinen. Nur nichts anmerken lassen, Naruto, du schläfst einfach... du schläfst und träumst von Ramen – mmmh – Ramen, lecker! Versuchte sich der Uzumaki innerlich zu beruhigen und es klappte ausnahmsweise! Er schaffte es, ruhig liegen zu bleiben und regelmäßig zu atmen, während Sasuke nun seine Augen ganz öffnete und in das Gesicht Narutos sah. Von dieser erstaunlichen Nähe war er nämlich erst vollkommen überrumpelt und konnte nichts anderes machen, als da zu liegen und Naruto in die geschlossenen Augen zu starren. Was war das denn hier? Was sollte das hier bitteschön werden? Er hatte nun realisiert, dass er sich an den Uzumaki förmlich angekuschelt hatte. Das Wort, das in Sasukes Vokabular die Häufigkeit einer Nadel im Heuhaufen besaß. Was zur Hölle also, sollte das denn, verdammt noch mal, hier werden?! Mit einem kräftigen Stoß, drückte sich Sasuke von Naruto weg und sprang schon beinah aus dem Bett. Seine Augen fixierten den „schlafenden“ Naruto und musterten ihn der Länge nach. Der Blondschopf war jedoch ganz und gar nicht schuld an dieser Lage, sondern – und das verstand Sasuke nun – er selbst! Er selbst hatte diese Nähe zu Naruto gesucht, verdammt, er selbst war daran schuld, dass er sich nun schlecht fühlte, weil er wieder seine neuen Prinzipien missachtete. Er wollte doch Abstand von Naruto! Abstand, nicht Nähe! Das waren zwei reine Gegensätze! Verstimmt begann Sasuke sich anzuziehen und nach einer gewohnten Packung Zigaretten zu suchen. Ach ja... verfluchter Nichtraucherstichpunkt! Wütend knüllte Sasuke sein Hemd zusammen, das er gerade anziehen wollte, und warf es in das andere Ende des Zimmers. Dann eben essen! Was für ein scheiß Tagesbeginn! Stürmisch verließ der Uchiha sein Zimmer und gerade als die Tür ins Schloss fiel, riss Naruto seine Augen auf. Was war denn das eben? Er spürte höchste Unruhe in sich aufsteigen. Sasuke war eindeutig wütend – aber doch nicht etwa auf ihn, oder? Doch, scheinbar schon! Das hieß nichts Gutes. Nein, absolut nichts Gutes... Vielleicht sollte der Uzumaki heute eher Abstand von Sasuke halten. Nicht, dass dieser es sich doch noch mal anders überlegte und die Freundschaft gänzlich kündigte, die an einem seidenen Faden zu hingen schien! Langsam und ziemlich angespannt stand Naruto auf, hob die Decke vom Boden und zog sich seine Sachen an, oder das, was er davon fand. Und gefunden hatte er nur seine Hose. Warum hatte er nur so ein schlechtes Gefühl bei der Sache? Vielleicht ahnte er, dass Sasuke ihn anschreien könnte, er solle sich verpissen? Vielleicht, aber er war zu unruhig und aufgeregt, um daran bewusst zu denken. Leise öffnete er die Tür und lugte raus in den Flur. Es war still bis auf ein paar Geräusche aus der Küche, die an einen Wutausbruch erinnerten. Seit wann geriet Sasuke so außer sich? Gehörte das etwa ebenfalls zu seinen neuen Veränderungskriterien, oder was? Aber nichtsdestotrotz schien das Geschirr noch so ziemlich heil zu bleiben. Mit scheuen Schritten ging Naruto an der Wand entlang in die Küche. Irgendwie musste er den Uchiha beruhigen, so konnte das doch nicht weitergehen! Aber der Blondschopf musste sich eingestehen, dass er zu viel Angst hatte, als dass er noch den letzen Mut zusammenkratzen konnte. Wahrscheinlich wog seine Angst, Sasuke nun ganz zu verlieren, viel schwerer, als der Drang, den Schwarzhaarigen zu beruhigen, also ging er einfach leise in die Küche und setzte sich auf den Stuhl, während Sasuke irgendwas am Tresen vorbereitete. Einige blaue Flecke und Kratzer von Gestern zierten noch den porzellanblassen Rücken, während der Uchiha darauf nicht achtete und seine Taten fortsetzte. Seine Rückenmuskulatur schien ziemlich verspannt zu sein, aber die unter der Haut versteckten Muskeln arbeiteten trotzdem einwandfrei. Er gab ein ganz heißes Bild ab – so wie immer eigentlich. Naruto seufzte lautlos. „Hast du Hunger?“, zischte Sasuke plötzlich. „Ich... äh...“ „Wir haben nur Toastbrot da, alles andere muss eingekauft werden.“ „Schon gut... ich habe keinen Hunger...“ „Hahaha, der war gut. Is’ irgendwas? Bist du krank? Bist du vielleicht gar nicht Naruto?“ „Na ja... ich dachte wenn du dich veränderst... dann... dann kann ich mich ja auch verändern...“ Sasukes Blick schnellte über seine Schulter und anschließend drehte er sich ganz zu dem Uzumaki. „Warum?“, fragte er diesmal mit einer leicht verwirrter Stimme. „Wenn ich dich schon verliere... dann brauche ich ja wenigstens auch so was wie Ersatz, denke ich...“ „Du hast doch Sakura.“ Sasuke schien sich plötzlich beruhigt zu haben. „Bullshit, ich hab von ihr ’ne Abfuhr bekommen...“ „Ou“, murmelte der Uchiha eher zu sich, als zu Naruto. „Na ja, wenn sie mich nicht liebt... Aber hey... das ist doch jetzt voll unwichtig!“, versuchte der Blonde das Thema zu wechseln und lächelte fröhlich. Sasuke seufzte nur. „Dich kann aber auch rein gar nichts aus der Laune bringen.“ Das meinte er eher ironisch, denn eigentlich war ihm schon die ganze Zeit aufgefallen, dass Naruto ziemlich angefressen war. „Jepp, es gibt ja noch ne Chance! Sie hat gesagt, ich soll sie erobern! Wie macht man so was eigentlich?“ „Hmm...“ „Nee, jetzt im Ernst – du kennst dich doch damit aus, oder? Bring mir doch mal was bei!“ „Das soll wohl ein Witz sein!“ „Nein, echt jetzt!“ „Frag die Mädels, was sie an mir finden – ich mach so gut wie gar nichts.” „Aber du hast doch bestimmt irgendwelche coolen Sprüche drauf, oder irgendwas, was die Mädels sofort um den Verstand bringt. Ich meine, du hast Temari rumgekriegt!“ „Fast rumgekriegt... Die fallen mir spontan ein, die Sprüche... hmmm... aber, was du machen kannst ist... lass mich nachdenken... Na zum Beispiel nicht so offen zu sein. Wenn du alles über dich sofort preisgibst, wirst du nach einer Weile langweilig.“ „Bin ich... findest du mich... langweilig?“, stotterte Naruto plötzlich ganz unsicher. Sasuke seufzte, lehnte sich mit seinem Rücken gegen die Kühlschranktür und fuhr sich mit beiden Händen über das noch etwas verschlafene Gesicht, was mit einem Fahren durch die Haare endete. Er – Sasuke – war doch nicht mit irgendeiner dahergelaufenen oberflächlichen Tussi zu vergleichen, die immer nur danach urteilte, was sie sah und hörte... Für ihn war eh jeder ein Vollidiot. „Ok, pass auf: Ich bin jetzt mal ein heißes Mädchen, klar?“, schnitt Sasuke ab. Naruto nickte und machte sich für’s Zuhören bereit, auch wenn er die plötzliche Bemerkung ziemlich amüsant fand. Sasuke – ein heißes Mädchen. Aber vielleicht bekam er ja gleich hilfreiche Tipps, vielleicht war das mit Sakura ja am Ende dann doch nicht verloren und da Sasuke sich bereiterklärte, ihm etwas auf die Sprünge zu helfen, musste er ja doch nicht so sauer gewesen sein, wie es Anfangs schien... „So... Ich steh hier also und hab nichts zu tun. Ok, in Reallife würde das heiße Mädchen schon von zig Kerlen umzingelt sein, aber das lassen wir mal jetzt außer Acht, verstanden? Hier steh ich also und mir ist langweilig, was würdest du tun?“ Von dieser unerwarteten Frage schaute Naruto erst mal perplex drein. „Ich ich, oder ich du?“ „Du du, natürlich, Mann. Denk nicht so kompliziert, steht dir nicht.“ „Ich... ich würde irgendwie ihre Aufmerksamkeit auf mich ziehen!“ „Falsch. Die meisten Mädchen, auch wenn sie es nie zugeben würden, stehen auf machohafte Kerle. Nicht zu viel aber auch nicht zu wenig, klar? Du hüpfst da also nicht rum und schreist irgendwas, wobei das Mädel denkt, du bist ein irrer Angeber, sondern du kommst ganz gemächlich zu ihr rüber. Dann mal los.“ „Äh... soll ich jetzt wirklich, oder was?“ „Nein, du sollst mir jetzt ’nen Kuchen backen! Klar sollst du jetzt, was sonst?“ Verwundert stand Naruto auf. „Moooment, Moooment – was ist das für ein Gesichtsausdruck, hm?“, unterbrach Sasuke Narutos Handeln. „Sieh mich an, als wäre ich nichts besonders... aber zeig mir, dass du trotzdem Interesse an mir hast, okay? Wenn du einem Mädchen sofort zeigst, dass du sie total großartig findest, dann stempelt sie dich als Lusche ab.“ „Okay... Mann, ist das kompliziert...“ Naruto machte wieder einen unsicheren Schritt zurück und atmete tief durch, ehe er einen ziemlich gelungenen Blick aufsetzte und auf Sasuke zuging. „So, bleib genau hier stehen, nicht zu nah, nicht zu weit weg. Zu nah bedeutet, dass du nur an ihrem Körper interessiert bist und sie schamlos angraben willst. Das haben Mädchen nicht gern. Ich glaub sie sehnen sich nach Wertschätzung, aber das hast du ja schon ganz gut drauf, denk ich...“ „Hä? Woher willst du das denn wissen“ Sasuke hob seinen Zeigefinger in die Luft und belehrte sein Gegenüber ermahnend: „Dumme Reaktion auf Feststellung, beziehungsweise Kompliment – stell die Frage nochmal, aber... versuch dabei cooler zu wirken.“ „Wie soll ich das denn schon wieder machen?“ „Stell‘ deine Stimme dabei ruhig tiefer, nicht zu tief, und versuche gelassen zu sein, lässig halt. Sag doch so was wie ‚Tatsächlich?“, oder ‚Du scheinst mich ja richtig gut zu kennen!’. Das ist so was wie eine indirekte Aufforderung sich rauszureden und das veranlasst die Leute dann dazu, dir zu erklären, was Sache ist. Also...?“ „... Also sag ich jetzt ‚Hmm, du scheinst mich ja richtig gut zu kennen!’.“ „Und ich antworte dir – klar, hab dich ja auch mit Sakura umgehen sehen. Okay, Prinzip erkannt?“ „J-ja...“ „Gut, weiter im Text: Wenn du von dem Mädchen zu weit entfernt stehst, denkt sie bestimmt, du traust dich nicht ganz sie anzusprechen“, setzte Sasuke fort und gestikulierte erklärend mit seinen Händen. „Aha...“ „Also bleibst du genau hier stehen. So ist ungefähr der Abstand, aber es gibt ja auch schüchterne Mädchen oder, andersrum - extrovertierte. Du musst es halt immer etwas abschätzen.“ „Okay...“ „Und wie würdest du mich jetzt ansprechen?“ „Ähm... Ich würde sagen... ‚hey, Lust auf ’nen Drink?’.“ „Klingt gut, ist aber doch etwas zu simpel... Ich würde schon hier zeigen, dass ich kein einfacher Volltrottel bin, dem nichts außer das mit der Drinkeinladung einfällt, sondern ein Kerl mit Köpfchen. Also eher „Lust auf etwas Gesellschaft?““ Kurz dachte der Uchiha nach. „Hmm... nein... das wäre zu offensichtlich. Ich würde eher den hier nehmen: „Du scheinst dich ganz schön zu langweilen“... Ja, siehst du? Damit zeigst du ihr, dass du ihre Freizeit durchaus versüßen könntest, klar?“ „Äh... ja... und dann?“ Naruto akzeptierte erst einmal die Tatsache, dass Sasuke ihn, wie gewohnt beleidigt hatte, wenn auch nur indirekt. „Dann führst du mit ihr am besten ein Smalltalk. Machst ihr einerseits einige verpackte Komplimente und zeigst ihr andererseits, dass du clever im Hirn bist. Das mit der Drinkeinladung sollte so selbstverständlich sein wie möglich. Dann gehst du mit ihr tanzen, verführst sie dann zusätzlich mit deinem Körper und legst sie anschließend flach. Das war’s eigentlich“, beendete Sasuke. „W-wart mal, wart mal... nicht so schnell! Tanzen?“ „Sag jetzt bloß, du kannst nicht tanzen! Wer schleppt mich denn hier immer auf Partys mit? Du musst doch längst ein Profi drin sein!“ „Mann, das habe ich nicht gemeint. Ich meine – ich kann doch jetzt nicht wissen, wie weit ich gehen soll und was für ein Tanz. Welche Art und so...“ Sasuke seufzte und stieß sich von der Kühlschranktür ab, um gerade zu stehen. „Also: Du musst auf den Willen des Mädchens eingehen. Wenn sie sich zu dir mit’m Hintern dreht, dann tanzt ihr eben so, wenn sie ihre Arme um deinen Hals legt, dann tanzt ihr eben Auge in Auge. Natürlich sollte es ein möglichst langsamer Tanz sein, sonst werdet ihr nicht wirklich beieinander sein, sondern für euch selbst abrocken. Und wenn du sie ins Bett kriegen willst, dann ist das kontraproduktiv.“ Naruto nickte darauf und sah zu, wie Sasuke die letzte Distanz zwischen ihnen überwand. „Ok, gehen wir zuerst das letztere durch: Wichtig dabei ist, dass du der Mann bist und sie führst, klar? Das geht am besten, wenn du ihre Hüfte mit deiner Hand bewegen kannst. Also legst du deine Hand auf ihr Kreuzbein. Das ist ungefähr hier...“ sagte Sasuke und legte seine linke Hand auf Narutos Kreuzbein. Der Uzumaki spürte sofort die Wärme auf seiner Haut, denn seine Hose war, wie es bei coolen Jungs sein sollte, ansatzweise lasziv, leicht nach unten gezogen. Sasukes Fingerkuppen ertasteten den Saum von Narutos Hose. „Bei Weibern ist der Arsch etwas praller, und du kannst die Hand locker auf diese Wölbung hier legen. Höher, oder tiefer kommt auf das jeweilige Mädchen an.“ Der Uchiha fuhr langsam mit seiner Hand entlang Narutos Wirbelsäule im Bereich der Hüfte. „Diese Stellung hat folgende Vorteile: Du kannst ihre Hüfte mit minimalem Druck an dich ziehen und hast sie sozusagen im Griff, kannst sie leicht Bewegen und mit dem Bewegen deiner eigenen Hüfte kannst du dann zusätzlich den Rhythmus des Tanzes anführen.“ Einige Hüftbewegungen seitens des Uchihas folgten und der Uzumaki wurde erfolgreich mitbewegt. Irgendwie war das ungewöhnlich... angenehm... „Gleichzeitig kannst du dann mit dieser Hand weiter gehen, wenn das Mädel irgendwie willig sein sollte und wenn nicht, dann halt nicht. Aber fass ihr nicht gleich an den Arsch, das wäre etwas zu dreist... So, du hast aber auch noch deine andere Hand. Die kannst du Anfangs neben deinem Körper hängen lassen, oder wenn du merkst, dass das Mädchen dir eh verfallen ist, kannst du die Hand dafür benutzen, ihr über den Rücken zu streicheln, oder über ihren Arm, oder sonst was...“, erklärte Sasuke und begleitete sein Gerede mit einigen praktischen Beispielen. So fuhr er zum Beispiel kurz mit seiner rechten Hand über Narutos Rücken, nahm des Blonden linken Arm, legte ihn sich über die Schulter und glitt mit den Fingerkuppen dessen Oberfläche nach zur Schulter hinunter. Naruto war innerlich ziemlich nervös und überrascht, dass Sasuke so etwas machte, dass er plötzlich so offen und gesprächig schien. Nach außen versuchte Naruto nur einen leicht erstaunten Gesichtsausdruck zu zeigen. Er starrte Sasuke förmlich ins Gesicht und hin und wieder zu seiner aktiven Hand, die jedoch nicht mehr zu sehen war, da sie des Uzumaki Nacken erreicht hatte. Sasukes Blick war dagegen lehrerhaft konzentriert und er begleitete seine Taten damit. „Probier du mal“, riss er den Blondschopf aus seiner unsicheren Verzauberung. „Ich... was?“ „Na das, was ich vormache selbstverständlich“, antwortete der Schwarzhaarige und nahm seine Hände abrupt von dem Uzumaki weg, sodass sie nun an seinen eigenen Seiten mehr oder weniger hingen. „W-was – ich soll’s jetzt mit DIR machen?“ Sasuke rollte mit den Augäpfeln und schlug knapp mit seinen Handflächen gegen seine Oberschenkel. „Ja, Mann.“ „Jetzt im Ernst?“ „Habe ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt, oder was?“ „O-okay...“ Etwas zögerlich legte Naruto seine linke Hand auf Sasukes Kreuzbein, sah dabei auf die Brust seines Gegenübers, während er konzentriert die richtige Stelle ertastete. „Hier?“, fragte er vorsichtshalber nach. Sasuke nickte und legte seinen Arm indes auf Narutos Schulter, um zu imitieren wie es ein Mädchen vielleicht machen würde. Allerdings klappte das natürlich nicht auf eine weibliche Weise, sondern kam ziemlich männlich daher. Sasuke war ja auch keine Frau! Wieder berührten sich die Bäuche der beiden Jungs und Naruto erspürte diesmal nicht nur die Wärme von Sasukes Hand, sondern die warme Ausstrahlung von Sasukes ganzem, nacktem Oberkörper. Fühlte sich unleugbar gut an... Etwas scheu versuchte er Sasukes Hüfte zu bewegen. Erstaunlicherweise war es nicht so schwer, wie Naruto es sich Anfangs vorgestellt hatte. Sasuke war scheinbar ziemlich flexibel, beherrschte jedoch keine so überzeugende Frauenrolle. Der Blondschopf ertappte sich dabei, wie ihm aber eben diese Unweiblichkeit des Uchihas gefiel... Es war anders. Langsam wurde Naruto etwas mutiger, probierte einiges aus, wurde aber wieder aus der Mutschwelle herausgerissen, als Sasuke sich nach vorne lehnte und sein Kinn auf Narutos Schulter nahe des halses legte. Die beiden Jungs waren in etwa gleich groß, aber Naruto merkte, dass der Schwarzhaarige ein kleines bisschen kleiner war, als er selbst. „Hey, du bist ja ziemlich gewachsen, was?“, unterbrach der Uchiha die Stille. Sofort spannte sich Narutos Hals an. Dieser warme Atemhauch, den er da auf seiner Haut spürte war diesmal ziemlich krass... angenehm... Sasuke hatte es also auch gemerkt – mit dem Wachstum – aber ihm selbst fiel plötzlich ein, wie zweideutig diese Feststellung sein konnte. Den sexbezogenen Gedanken verdrängte der Uzumaki jedoch schnell wieder. „Wie auch immer. Jedenfalls ist sie dir jetzt verfallen, was tust du als nächstes?“ Statt einer Antwort wurde Sasuke Unerwartetherweise an die Kühlschranktür hinter ihm gedrückt. Die Überraschung ließ er sich gekonnt nicht anmerken und beobachtete Narutos Handlungen. Das kalte Metall raubte dem Uchiha sofort eine Menge Wärme, doch diese wurde ihm von dem warmen Körper seines Gegenübers großzügig spendiert. Angenehm... „Gute... Wahl...“, hauchte Sasuke lautlos, „und dann?“ Nun war er durch die verdammte Anlehnung an die Oberfläche hinter ihm noch kleiner. Naruto erschien plötzlich so viel männlicher und stärker. Trotz der wieder hergestellten Distanz zwischen den Oberkörpern und den Hüften war der Uzumaki immer noch zu nah. Er stemmte die linke Hand seitlich über Sasukes Kopf auf die Kühlschranktür und hatte diesen seltsamen Blick drauf. Sasuke hatte den Verdacht, dass Naruto auf diese Weise ein Mädchen anschauen würde... Da war dieses große Stück Leidenschaft enthalten, ganz gegensätzlich zu dem kühlen Blick des Uchihas. Sasuke musste sich ziemlich zusammenreißen, um sich nicht zu tief in die Flirtrolle zu versetzen. „Soll ich dich etwa küssen, oder was?“, fragte Naruto und starrte Sasuke direkt in die Augen. Woher nahm dieser Chaot denn plötzlich diesen Mut für den Blickkontakt? „Nein, das ginge zu schnell, ich denke Spannungsaufbau wäre ganz gut...“, murmelte Sasuke. „Und was soll ich dann tun...?“ „Hauche ihr etwas Verführerisches ins Ohr... beginne langsam... über ihren Körper mit der Hand zu streicheln...“ Das zu sagen war wohl ein kleiner Fehler, denn sofort spürte Sasuke Narutos Hand an seiner nackten Seite entlang gleiten. Der Blonde hatte sich zu ihm gebeugt und seine Wange berührte nun die des Uchihas. Seine Lippen spalteten sich voneinander und er flüsterte hauchend: „Ich... will dich...“ Gut, dass der Uzumaki nicht sah, dass Sasukes Mund sich leicht öffnete. Der Uchiha hatte Gänsehaut von diesem Satz bekommen. Er versetzte sich zu sehr in diese eine ganz bestimmte Lage... „Und jetzt...?“ „Jetzt kannst du sie küssen...“ „Okay.“ Naruto nickte und es entstand eine kleine Pause, in der keiner der beiden Anwesenden auch nur zu atmen wagte. Irgendwie war da diese seltsame Spannung. „Gut gemacht...“, durchbrach Sasuke jedoch wieder die Stille und nahm seinen Arm langsam runter von Narutos Schulter. „Danke...“ „Okay... hast du... hast du jetzt Hunger?” „J-ja...“ „Ich habe nur Toastbrot...“ „Das hast du schon gesagt...“ „Ich weiß...“ „Na dann...“ „Na dann!“ Naruto machte einen Schritt zurück und ließ Sasuke wieder „frei“. „Willst du das Brot jetzt nun, oder nicht?“ „Nein...“ „Willst du mit mir einkaufen gehen?“ „Nein...“ „Dann musst du bei dir zu Hause frühstücken“ „Ja...“ „Okay...“ „Sehen wir uns heute auf der Party von Kabuto Yakushi?“ „Vielleicht... Kommt Haruno auch?“ „Ich weiß nicht...“ „Was willst du denn ohne sie da machen?“ „Hmm... deine Tipps ausprobieren...?“ Naruto versuchte zu grinsen, was ziemlich unsicher aussah. „Verstehe...“ „Vielleicht kannst du mir noch was beibringen... Na ja, wenn du willst halt... Übrigens komme ich heute ziemlich spät. Meine Eltern feiern ihr Fünfjähriges. Es wäre also besser, wenn du alleine hingehst und wir uns dort treffen, ja?“ „Hmm.. vielleicht...“ Wieder diese peinliche Stille, dann aber drehte sich Sasuke um, und steckte eine Brotscheibe in den Toaster. Beilagen würde es nicht geben, und als die Scheibe aus dem Gerät wieder rausgeworfen wurde, fing Sasuke an einfach so auf dem Toast rumzukauen. „Bist du sauer auf mich?“, fragte Naruto plötzlich. „Nein, wie kommst du darauf?“ „Du warst komisch, als du aufgestanden bist...“ „Ach das. Sorry, bin jetzt Nichtraucher.“ „Was, echt?!“ „Ja, hab aufgehört.“ Sasuke verschwieg die eigentliche Wahrheit, denn er wollte seinen Kumpel nicht weiter verletzen. Verletzen? – Verdammt, er dachte wieder daran! – es sollte ihm egal sein, ob er seinen Kumpel verletzte, oder nicht! Egal! Aber nein, Sasuke dachte sorgenvoll daran und wollte diesem Verletzen sogar vorbeugen! Was war er denn für ein Weichei?! „Das ist ja geil!“, sagte Naruto erfreut, dann sah er jedoch abrupt zur Seite. „Sag mal... glaubst du, ich habe bei Sakura-chan noch ne Chance?“ „Ich weiß es nicht“, antwortete Sasuke leicht abwesend. „Ach na ja, bestimmt!“, ertönte wieder Narutos fröhliche Stimme. „Wir sehen uns also heute Nacht und ich geh solange Heim, um mich fertig zu machen!“ „Ja... tu das.“ Naruto stand mit einem zufriedenen Grinsen auf und verließ die Küche, um in Sasukes Zimmer zu gehen. Einige Geräusche des ZUsammenpackens erhallten im Flur und dann war der Uzumaki schon verschwunden. Er war einfach so gegangen. Hatte seine Sachen genommen und ist nach Hause abgehauen. Sasuke fühlte sich plötzlich ganz leer und alleingelassen. Super, Uchiha – du bist ein Bastard – ganz wie du es sein wolltest! Toll gemacht! Einfach nur perfekt, wie du da gerade gezeigt hast, dass du doch noch an Naruto hängst! „Verdammt, ich hatte doch vor, nicht mehr mit Naruto abzuhängen!“, knurrte Sasuke zu sich, schmiss das Toastbrot in den Mülleimer und schlenderte verärgert ins Bad. Dort wusch er sich, machte sich frisch und ging wieder in sein Zimmer, wo ihn sein Handy mit einem einzigen Klingelton empfing. Sasuke hob das kleine Gerät vom Boden und schaute nach, wer ihm eine SMS geschrieben hat. „Naruto...“, murmelte der Schwarzhaarige und öffnete die SMS, um zu lesen, während er zum Fenster ging und es sperrangelweit aufriss, um zu lüften. die party fängt um 7 an ich bin dann gegen 12 da, gehe mal neue klamotten kaufen xDD und dann noch die feier von meinen eltern... wenn du früher da bist und sakura siehst, kannst du ihr ausrichten, dass sie auf mich warten soll? Ich schick ihr noch eine SMS, aber sie liest sie immer erst so spät... danke im voraus, teme. Urplötzlich ergriff den Uchiha wieder diese schreckliche Wut... Seine Hand zerdrückte das Handy mit voller Wucht und da ihm dies noch nicht reichte, holte er aus und schmiss es vor Zorn ruckartig aus dem Fenster. „Ich hab kein Bock auf Sakura! Kein Bock!“, rief er. „Ich hab kein Bock auf dich, Naruto! Verschwinde, verdammt! Und lass mich doch einfach in Ruhe!“ Was zur Hölle geschah hier bitte mit dem sonst so gelassenen und coolen Sasuke? Er drehte völlig am Rad und erst als unten auf der Straße jemand ein lautes „Au“ von sich gab, besann sich der Uchiha, seine Aufregung unterdrückend. Er schaute aus dem Fenster und erblickte wie eine junge Frau ihren Kopf rieb. Das Handy lag zerbrochen neben ihr... Als das Mädchen weiter gehen wollte, taumelte sie nach vorne und fiel auf die Knie. Das Handy war vielleicht aus Plastik, oder halb aus leichtem Metall, aber es hatte scheinbar denselben Effekt wie ein Stein, wenn er aus dieser Höhe geworfen wurde. Wunderbarer Zeitvertreib und von Naruto würde das auch ablenken – einfach perfekt! Sasuke rannte aus dem Zimmer, die Treppe nach unten, aus dem Haus, und fand sich auf der Straße wieder, wo das Mädchen immer noch da saß und förmlich Sterne über dem Kopf zu kreisen hatte. „Verdammt, Sorry... mir ist das Handy aus der Hand gerutscht, als ich am Fenster stand... Alles okay?“, fragte Sasuke, hockte sich vor der jungen Blondine hin und legte ihr eine Hand auf die Schulter. „A-aaah... mein Kopf...“, stöhnte das Mädchen. „Komm, ich bring dich zu mir, dann kühlen wir das.“ „A-aber ich bin zu meinem Freund unterwegs...“, sagte das Mädchen nebenbei. „Mit Blut am Kopf lass ich dich doch nicht weiterlaufen!“, empörte sich Sasuke leicht gespielt und half dem Mädchen auf die Beine. „Du legst dich bei mir ein paar Minuten hin, klingelst deinen Freund an und alles ist fein.“ „O-okay...“ Kaum fünf Minuten später lag das Mädchen auch schon auf Sasukes Bett und hatte einen Beutel Eiswürfels aus dem Kühlschrank auf ihrem Kopf. „Geht’s wieder?“, fragte Sasuke nach. „Na ja... noch nicht so...“ „Darf ich mal nachschauen?“ „A-ach was... das ist doch nichts…” „Willst du mal ’nen Spiegel? Das sieht von hier verdammt heftig aus...“ „Echt...? Na dann mach mal...“ Irgendein erwähnter Freund hin oder her – Sasuke würde sich jetzt mit diesem Mädchen die Zeit vertreiben und sich auf andere Gedanken bringen. Auf Gedanken eines Bastards und nicht auf die eines psychisch labilen Weicheis. Der Schwarzhaarige setzte sich auf die Bettkante, beugte sich zu dem Mädchen runter und betrachtete dessen Kopf. Etwas Blut klebte zwischen den Haaren und Sasuke fasste leicht hin, um zu prüfen, ob es schon geronnen war. Noch nicht ganz, aber es war auch nicht viel. Als er sich wieder aufrecht hinsetzte, bemerkte er die leichte Röte in dem Gesicht der jungen Frau und schaute anschließend an sich runter. Oh, welch Überraschung! Sein Oberkörper war ja noch nackt! „Sorry, ich zieh mir gleich was über...“ „Mach dir keine Umstände!“, lachte sie darauf nur. „Aber hey, was krieg ich als Entschädigung für die abgefuckte Beule?!“, fragte die Blondine. „Ich weiß nicht, ich meine... ich hab nichts – willst du Geld, oder so?“ „Quatsch! Mach dir doch nicht in die Hose, ich klag dich schon nicht an.“ „Puh, ich dacht schon! Also? Was willst du? Was zu Essen, oder so, hab ich leider nicht da, ich kann aber noch mal nachschauen, wenn du willst. Oder ich lade dich auf ‘nen Kaffee irgendwo ein.“ Sasuke stand auf und ging zum Fenster, um es wieder zu schließen. Seine Haut bekam einein leichten Schauer rübergejagt und die feinen Härchen am Nacken stellten sich auf. „Ach nein, nein, lass mal... aber was ist jetzt mit meinem Kopf?“ „Na ja, da ist noch etwas geronnenes Blut dran, aber es scheint nicht so schlimm zu sein wie es von Weitem aussieht.“ „Okay... Wie heißt du denn eigentlich?“ „Sasuke.“ „Isomu...“ „Hi, Isomu“, begrüßte Sasuke die Blonde mit einem smarten Lächeln, als hätte er sie erst jetzt gesehen. „Hi, Sasuke.“ Angesprochener setzte sich wieder auf die Bettkante und schaute zu dem Mädchen, das noch vollständig winterangezogen auf seinem Bett lag. Dann setzte sie sich aufrecht hin und tat die Eiswürfel beiseite. „Verdammt... jetzt ist mein Styling ruiniert! Wie soll ich jetzt bloß meinem Freund unter die Augen treten?“, murmelte sie und tastete ihr Haar ab. „Achtet er so sehr auf Äußerlichkeiten?“ „Hach... leider ja...“ Opfer Nummer eins des heutigen Tages irrte gerade dem verlockenden Köder Sasukes nach... „Dabei bist du doch auch ohne Styling hübsch“, bemerkte Sasuke und kratzte sich am Hinterkopf. Wieder machte er aus sich jemanden, den er in Wahrheit gar nicht darstellte. „Findest du wirklich?“, fragte Opfer Nummer eins und bekam abermals diese verräterische Röte auf den Wangen. „Finde ich wirklich. Es kommt nicht immer darauf an, wie man aussieht. Die Ausstrah-“ Er konnte zwar nicht zu Ende sprechen, bekam aber genau die Antwort, mit der Er gerechnet hatte. „Hey, ich hab einen Freund – nix mit flirten!“ „Das nennst du Freund? Welcher Freund würde seine Freundin wegen einer Verletzung am Kopf kritisieren, hm? Ein Arschloch ist das und kein Freund!“ „Pass... pass auf, was du sagst!“, erwiderte Isomu stutzend und inzwischen leicht verwirrt. „Ich sage die Wahrheit – solche Typen regen mich echt auf. Wahrscheinlich wird er dich auch noch anschnauzen, weil du später gekommen bist, als er es verlangt hatte.“ Männertypen kannte Sasuke gut, deshalb durchschaute er diesen ‚Freund’ ohne jegliche Verzögerung anhand der wenigen, ihm gegebenen Fakten. Solche Mädchen wie Isomu waren einfach der Innbegriff für Freundinnen von Prolls. „Dahinter steckt ein psychologisches Phänomen, musst du wissen. Dein Freund hat einfach einen kleinen Schwanz und denkt, du könntest, wenn du mit anderen Typen abhängst, schneller weg sein, als er deinen Namen aussprechen kann. Ein Grund für Eifersucht und das Benehmen eines Teenagers. Deshalb will er die Kontrolle über dich behalten. Tja, so einfach ist das.“ Plötzlich kicherte das Mädchen. „Hey, woher willst du wissen, dass er einen kleinen Schwanz hat?“ „Hat er nicht?“ Wieder ein Kichern. „D-doch...!“ Und nun ein Lachen, das die Fülle von Sasukes Schauspieltalent gut präsentierte. „Na siehst du, ich habe nicht nur recht, ich bin auch noch klar im Vorteil!“ Ja, mit solchen Witzen würde er dieses Mädchen offensichtlich ruckzuck rumkriegen. „Angeber!“, lachte sie und piekte ihn sanft in die Seite. „Und außerdem lügst du doch eh!“ „Prüf doch nach, wenn du mir nicht glaubst!“ „Spinnst du?“ Sie wollte ihn wieder lachend in die Seite pieksen, aber er fing ihre Hand ab. „Na?“ Er hob eine Augenbraue. „Oder traust du dich nicht?“, provozierte er sie spielerisch. „Natürlich traue ich mich!“ „Ach ja?“ „Klar“ „Sicher?“ „Ja!“ „Sicher, sicher?“ „Jaha!“ „Na dann? Worauf wartest du?“ „Vergiss es!“ „Angsthase!“ „Gar nicht!“ „Das bezweifele ich allerdings.“ „Undich bezweifle, dass...“ Isomu stockte und wurde wieder rot. „Was?“ Er hob eine Augenbraue. „Ich habe doch einen Freund...“ „Den kannst du auch nachher haben!“ „Nachher? Wonach?“ „Hiernach.“ Mit diesen Worten beugte sich Sasuke zu Isomu vor und küsste sie direkt auf die Lippen. „Du spielst doch nur mit mir!“ „Ich würde es lassen, wenn du es nicht genießen würdest.“ Ein weiterer Kuss folgte. „S-sasuke... das... das ist nicht richtig...“ „Ist es richtig, sich von seinem männlichkeitslosen Freund unterdrücken zu lasen?“ Sie schluckte – ja, das war ein starkes Argument... „Außerdem bin ich dir doch noch was schuldig“, raunte er ihr Grinsend gegen die Lippen nur, um im sie im nächsten Moment wieder zu küssen. Sie schloss die Augen, und gewährte ihm einen Zungenkuss. Geschmeidig verwandelte sich das Ganze schließlich in ein erotisches Spielchen und endlich, endlich schwebten Sasuke keine Gedanken über Naruto mehr im Kopf... Wem musste er es alles noch mal besorgen? Temari, Ino, Karin ... Heute konnte er es ja mal angehen … Sasuke Uchiha verließ gerade die Straßenbahn, als ihn jemand von hinten antippte. Er drehte sich um und sein Atem verließ in Form einer kleinen Dampfwolke seinen Mund. „Was willst du, Haruno?“, fragte er vollkommen kühl. „Wie wäre es mit einem ‚Hallo’ zuerst?“ Gehst du auch zu der Party?“, fragte Sakura und ließ ihre Fröhlichkeit nicht von dem Mürrischsein des Uchihas unterkriegen. „Nein, ich bin nur zufällig am Arsch der Welt, weil ich spazieren gehen wollte.“ Die Rosahaarige lachte. „Na dann können wir ja zusammen ‚zufällig am Arsch der Welt spazieren gehen’, oder?“ Sasuke zuckte nur mit den Schultern. Ihm war es egal, da er sich abreagiert hatte, aber die Abneigung gegen dieses Mädchen blieb natürlich trotzdem, weswegen er auch so abweisend zu Sakura war. Zusammen setzten sie sich in Bewegung und gingen nebeneinander her die Straße entlang. Die Schule von Kauto, wo er seinen Geburtstag feierte und einige Räume dort für diese Nacht lieh, war ziemlich weit weg. „Kommt Naruto nicht?“ „Doch, er kommt später.“ „Ach so... und warum?“ „Was weiß ich?“ „Sasuke-kun... warum bist du eigentlich so abweisend zu mir? Ich habe dir doch nichts getan. Ich bin ein ganz normales Mädchen, will dich überhaupt nicht bedrängen, wie Ino oder Karin, und trotzdem bist du die ganze Zeit gemein zu mir. Kann es sein, dass du mich nicht ausstehen kannst?“ „Ja.“ „Aber warum denn nicht?“ „Weil du dumme Fragen stellst.“ Sakura seufzte. Das waren doch keine dummen Fragen! „Lass mich raten, ich nehme dir Naruto weg, oder?“ Sie seufzte nach dieser als Feststellung formulierten Frage. Bei diesem Satz musste Sasuke doch noch etwas staunen. Irgendwie hatte sie gerade voll ins Schwarze getroffen. Ruckartig hatte er seinen Kopf von ihr weggedreht. „Willst du mir damit jetzt die Stimmung versauen?“ „Nein, ich will nur Frieden, Sasuke-kun. Ich will dir Naruto doch gar nicht wegnehmen-“ „Stimmt, er verbringt so wenig Zeit mit mir, weil du rein zufällig vorbeigekommen bist, du Unschuld in Person. Und jetzt bist du auch noch unglücklicherweise Zeugin meiner grundlosen Eifersucht!“, gab er ihr ironisch recht. „Jetzt sei doch mal nicht so!“ „Es geht dich nichts an, wie ich zu sein oder nicht zu sein habe.“ Sakura seufzte schon wieder. Das war ja nicht auszuhalten, was Sasuke hier abzog! Selbst er merkte, dass er sich irgendwie in eine Zicke verwandelt zu haben schien. Aber er kannte auch den genauen Grund: Rauchaufgabe. Der Nikotinentzug zerrte an Sasukes Nerven und knabberte an seinem Selbstbeherrschungsgerüst, sodass ihn fast schon jede Kleinigkeit auf hundertachzig bringen konnte. „Aber ich habe nicht gedacht, dass du dich ausgerechnet mir so öffnest. Danke wenigstens für deine Ehrlichkeit.“, murmelte Sakura leicht bedrückt. „Tss.“ „Sag mal, Sasuke-kun, was hast du eigentlich auf der Party vor, du kommst ziemlich früh, weißt du? Und ohne Naruto...?“ Versuchte sich Sakura jedoch nach einer kleinen, stillen Pause daran, weiter mit dem abweisenden Sasuke zu kommunizieren. Der Weg war noch etwas weit, um ihn in Langeweile zu verbringen. „Warum fragst du?“ „Nur so.“ Der Schnee knirschte unter den Füßen der beiden. Es war still und Sasuke hatte nicht vor, weiter auf ihre Frage einzugehen. „Magst du dir nicht endlich mal ein Mädchen suchen?“ „Ich brauche nicht zu suchen brauche, sie liegen mir wie Asphalt zu Füßen.“ Sakura musste kichern und Sasuke grinste leicht. „Ich meine jetzt ein Mädchen für eine Längere Zeit, keinen Onenightstand.“ Einerseits war Sakura ja ganz sympathisch, Sasuke wurmte nur, dass sie das Herz seines besten Freundes gestohlen hatte. Verdammte Scheiße, jetzt dachte er wieder an den Querkopf. Aber der Haruno schien viel daran zu liegen, dass Sasuke auch sie mochte und sie gab einfach nicht auf. „Jetzt mal ernsthaft: statt dir so viele Gedanken um Naruto zu machen, könntest du dir doch auch ein Mädchen anschaffen, wie ihr Typen das wohl sagen würdet. Ich glaube wohl kaum, dass es schwierig werden würde...“ „Warum kümmert dich das überhaupt?“ „Ich habe es nicht gerne, wenn jemand leidet... Und du scheinst zu leiden, weil dein bester Freund nur noch von irgendwem anderes redet und wenig Zeit für dich hat.“ „Na gut, meinetwegen, ich sag’s dir“, zischte Sasuke darauf. „Ich habe keinen Bock auf oberflächliche Beziehungen, die nur darauf aufgebaut werden, dass ich gut aussehe und man mich als Trophäe im Bett haben will. Ich beschränke mich deshalb auf Sex und lasse das mit den Beziehungen ganz.“ „Aber es wird sich doch bestimmt ein Mädchen finden lassen, das nicht so ist. Ich bin zum Beispiel auch nicht so.“ „Hast du Naruto deshalb ’nen Korb gegeben?“ „Na ja... so kann man es nicht ganz sagen...“ „Und wie kann man es dann sagen?“ „Also... ich... ich bin mir nicht sicher, ob das, was ich für ihn empfinde, Liebe ist...“ „Ja, und? Kann sich doch währenddessen entwickeln.“ „Ehrlich gesagt habe ich Angst, dass es sich nicht entwickeln kann... Ich will ihm nicht das Herz brechen...“ „Hast du aber schon getan.“ „Was? So schlimm ist das schon bei ihm?“ „Warum schlimm? Er liebt dich scheinbar – das soll ja angeblich was Gutes sein.“ Sakura seufzte tief und schloss die Augen. „Ich mag ihn wirklich sehr... aber ich habe das Gefühl, dass es eher freundschaftlich ist.“ „Das hat aber ausgereicht, um mit ihm zu schlafen?“ „W-waaas?! Wir... wir haben doch gar nicht zusammen... ich meine... wir hatten noch keinen...“ „Sex.“ „...Ja...“ „Warum nicht? Hattest du noch keinen, oder was?“ Sasuke war direkt und das wusste er, aber irgendwie war es ganz nett mit diesen belanglosen Gesprächen die Zeit totzuschlagen. Sakura errötete und schaute abwärts, während die beiden ihren Weg fortsetzten. „Ich... ich hatte schon mal... äh... schon öfters...“ „Sex.“ „...Ja...“ „Und warum dann?“ „Aus dem selben Grund... Ich hatte zwar bei Naruto-kun übernachtet... aber da war nichts gelaufen... wir haben nur etwas geknutscht und ich dachte, dass es sich ja eben entwickeln kann, aber irgendwie...“ Sasuke musste grinsen. Dann war Naruto also immer noch Jungfrau. Diese Tatsache amüsierte ihn ungemein und er lachte auf. „Was?“, fragte Sakura irritiert und schaute den Schwarzhaarigen zu ihrer Linken mit überraschten, leicht verschüchterten Augen. Sasuke rieb sich die Nase und sah dann zu dem Mädchen neben ihm. „Nichts.“ „Saaag schooon!“, quengelte Sakura und rüttelte Sasuke an seinem Arm. „Nein!“ „Lachst du mich etwa aus?“ „Klar!“ „Heeey, das ist unfair – hör auf!“ „Warum, man trifft nicht oft auf Menschen, bei denen eine Kindersicherung bei dem Wort ‚Sex’ eingestellt ist!“ „Baka, das stimmt doch gar nicht!!“, rief Sakura empört und rüttelte abermals an Sasukes Arm. „Na dann sag doch einfach ‚Sex’.“ Die Rosahaarige wurde um ein paar tiefere Rottöne bereichert. „S...“, versuchte sie sich an dem Wort. „S...“ „Sex“, unterbrach sie Sasuke sie schadenfroh grinsend, „Soll ich dir das Wort aufschreiben?“ „Nein! Ich weiß wie es geschrieben wird!“ „Wie denn?“ „Es, E, Iks!“, buchstabierte Sakura schnell. „Eseiks? Was soll das sein? Kannst du das nicht richtig aussprechen, oder was? Was ist denn so schwer daran?“ „Nicht so laut!“ „SEX!“ „Nicht doch! Sei leise!“ „SEEEX!“ Die Passanten schauten komisch auf die beiden und dachten sich ihren eigenen Part, aber Sasuke hörte erst auf, als Sakura ihn einmal kräftig schubste und mit hochrotem Kopf davonlief. Tja, so konnte man Sakura also verjagen. Aber die kleine war witzig – Sasuke schmunzelte gemein. Wenn sie schon allein von dem Wort so Angst hatte – was würde sie denn sagen, wenn er völlig nackt vor ihr stünde? Irgendwie versprach der Abend ganz amüsant zu werden. Sicherlich war Sakura vorgerannt und er würde sie auf der Party wieder treffen... So war das auch, als er ankam und sich in den ziemlich großen Räumlichkeiten umgesehen hatte. Viele Leute waren schon anwesend. Einige kannte er, die anderen weniger und wiederum andere hatte er noch nie im Leben gesehen. Wunderbar! Das Licht war gedämmt worden und überall standen irgendwelche Leuchtkörper, die Lustiges Zeug an die Wände projizierten. Der DJ war scheinbar erst in der Aufwärmphase, dafür standen aber schon überall leere Flaschen oder Plastikbecher rum. Die Atmosphäre würde sich sicherlich noch verbessern, dachte sich der Uchiha. Und da war auch schon das Objekt, das er heute des Öfteren ärgern würde. Sakura unterhielt sich mit einigen Mädchen und war scheinbar immer noch nicht ganz bei sich von der Rennerei, aber ihr Outfit war nicht ohne, musste Sasuke sich zugeben. Der kurze hellgrüne Faltenrock und das schulterfreie weiße Oberteil standen ihr ausgezeichnet. Sasuke selbst hatte sich diesmal eher schlicht gekleidet: ein weißes Hemd, dessen obere drei Knöpfe selbstverständlich aufgeknöpft waren, und eine schwarze Hose, die ihm wie angegossen passte. Sofort hatte er einige Blicke von den Mädchen geerntet, die alles auf einmal aussagten. Nein, heute hatte er seine Auserwählten im Auge, denen er etwas schuldete. Wie praktisch, dass Ino und Temari schon mal beieinander standen und sich mit Sakura unterhielten. Da hinten saß wiederum Karin mit ihrem Gefolge. Die kam nächstes Mal dran, wenn Sasuke Lust hatte. Heute war er aber nicht ganz in Quietscheentchenstimmung, deshalb kam Temari in jedem Fall an die erste Stelle, wenn diesmal alles glatt laufen würde. Weit und breit war Kankurou nirgendwo zu erkennen und das hieß schon mal, dass es mit Temari heute komplizierter werden würde. Sie war ja bekanntlich die Sturheit in Person und es gab keinen, der sie vor Männern schützte, sodass sie aus Männerentzug leichter zu haben war, als sonst. Zielsicher ging er auf die kleine Gruppe zu, wo sich Kiba schon hinzugesellt hatte und begrüßte alle Anwesenden, wobei er Sakura nur ein Nicken schenkte. Temari schien ihm schon mal zweideutige Blicke zu zuwerfen. Vielleicht würde es ja doch ganz einfach werden. Mal schauen... Sasuke sah auf die Uhr. Es war gerade mal halb zehn und er langweilte sich bereits. Die Stimmung war heute einfach nicht gut, aber wann fand er es auf Partys schon gut? Eigentlich so gut wie nie. Meistens ging er ja nur wegen Naruto hin, oder, um eine gewisse Art von ‚Sport’ zu betreiben... Sein Blick suchte Sakura, die sich aus der Labergruppe entfernt hatte. Seinetwegen? Er grinste und fand sie gleichzeitig am Tresen bei einem Jungen, der sie brutal anzugraben schien. Es gefiel ihr nicht, aber sie blieb noch scheinbar wegen etwas anderem da sitzen. Vielleicht wartete sie ja auf einen Drink. Sollte, oder sollte er nicht? Sollte, oder sollte Sasuke nicht? Sollte er den Helden des Tages spielen? Oder sollte er es lassen? Er entschied sich für Ersteres. Heute war er halt in dieser Stimmung. Fein. Schnurstracks verließ er die Gruppe, von Temari mit Adlerblick beobachtet, und steuerte auf Sakura zu. „Hey, Penner, Finger weg von meinem Mädchen!“, knurrte er, als er bei dem Typen angekommen war, der Sakuras Oberschenkel gerade mit seiner Hand erforschen wollte. Sofort verzog sich der Kerl und Sasuke nahm seinen Platz ein. „Nun... wollen wir das Gespräch von vorhin wieder fortsetzen?“ „NEIN!“, platzte es aus Sakura heraus und ließ Sasuke grinsen. „Warum nicht? Sex ist doch was Schönes!“ „Halt den Mund, Uchiha!“, zischte Sakura und verschloss Sasuke die Lippen mit ihrer Hand. „Mfffhhhmmmff?!“ „Ich kann dich nicht hööören!“ „Und jetzt?“ Sasuke hatte seinen Kopf versetzt, sodass Sakuras Hand sich nicht mehr auf seinem Mund befand. „Bitte hör auf, Sasuke-kun, das find ich nicht mehr witzig!“ „Ich aber!“ „Sasuke, BITTE!“ „Ok, ich mach eine Pause. Wie wär’s mit Tanzen, oder hast du noch zu wenig getrunken?“ „Sag mal, flirtest du gerade mit mir?“ „Nein, ich plane nur den Verlauf meines Abends und muss wissen, wann und wo ich dich antreffe, um dich weiter zu ärgern!“ Sakura seufzte. „Warum willst du das tun?“ „Weil es Spaß macht und alle Kerle es ziemlich süß finden würden, wenn du errötest.“ „Baka! Ich steig nicht mit dir ins Bett! Nur damit das klar ist!“ Sasuke hielt die Handflächen verteidigend vor Sakura in der Luft. „Wow, wow, wow, Sakura, seit wann ist denn davon die Rede?“ „Seit jetzt!“ „Ich dachte du willst über Sex nicht reden!“ „Halt die Schnauze, Uchiha!“ „Gut, ist ja gut, ganz ruhig. Hey Kellner, ich will gerne einmal, falls vorhanden – ‚Sex on the Beach’.“ Sasuke hatte fast schon pervers gute Laune bekommen und lachte drauf los, als er Sakuras bösen Gesichtsausdruck sah. „Bastard!“, schimpfte diese dann nur, stand auf und verließ den Tresen mit ihrem Cocktail. Sasuke lachte dagegen zu Ende, nahm seinen fertiggestellten Drink in die Hand, bezahlte und ging in eine ganz andere Richtung. Und so verging die Zeit. Schleppend langsam, aber sie verging immerhin. Zwischendurch hatte der Schwarzhaarige Sakura weiter geärgert. Zum Beispiel kam er einmal von hinten an, legte die Arme um ihren Torso, neigte den Kopf zu ihrem Ohr hinunter und flüsterte ganz leise ‚Sex’, woraufhin Sakura rot anlief und sich erst einmal von ihm losriss. Einige hatten ihn gefragt, ob er sie anbaggerte, aber er verneinte wahrheitsgetreu und wenn er das tat, dachten die anderen, es müsse stimmen, da er sonst eigentlich immer direkt sagte, was Sache war. Aber eigentlich wusste er selbst nicht, was er da tat. Er war ja nicht der Typ, der Leute ärgerte, oder so ausschweifend und über so eine lange Zeit flirtete, aber irgendwie hatte er an Sakra einen sonderbaren Narren gefressen, vor allem in Bezug auf das Wörtchen ‚Sex’. Sasuke schob es auf den brutalen Nikotinentzug... „Sasuke-kun?“, sprach den Uchiha jemand von der Seite an. „Hey, Kabuto – Glückwunsch!“, begrüßte Sasuke den Grauhaarigen und schlug in die vor ihm schwebende Hand Kabutos, um den Gruß zu besiegeln. „Danke, danke. Was machst du denn hier ohne Naruto? Habt ihr euch zerstritten?“ „Ha, du bringst die Sache wieder einmal auf den Punkt! – Nee, er kommt später.“ „Ach so, klar. Und, heute schon ein neues Opfer ausgesucht? Ich hab ja so einiges von dir gehört – erzählt sich schnell rum in hohen Kreisen.“ „In hohen Kreisen?“ „Na ja – meine Mutter hat da ihre Bekanntschaften und als von einem schwarzhaarigen, gutaussehenden Typen die Rede war, der zwei Kusinen ihrer jüngeren Schwester flach gelegt hatte... Da musste ich irgendwie an dich denken. Na ja... da kamen natürlich auch noch genauere Details. „Haha, nicht schlecht – das Lauffeuer. Ich feile gerade wieder etwas an meinem Image. Hatte es ja beinah verworfen.“ „Scheinst ja an Haruno interessiert zu sein, was?“ „Nein, um Gottes Willen – ich ärgere sie nur, weil sie Angst davon hat, wenn ich das Wort ‚Sex’ ausspreche.“ „Aha, danke für die Info – wird dann nach den Ferien in der Schülerzeitung stehen.“ „Nichts zu danken, ich helfe dem Geburtstagserwachsenen doch gerne!“ Doch dann mischte sich eine dritte Stimme von der Seite ein. „Höre ich da etwa Geheimnisverrat aus deinem Munde, Mister Uchiha? Du weißt, dass du und Kabuto jetzt eines grausamen Todes sterben werdet, weil ihr Zeugen seid, die ich aus dem Weg räumen muss?“ „Hallo, Haruno-senpai“, begrüßte Kabuto die Rosahaarige, die Sasuke brutal in die Seite kniff. „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag übrigens!“ „Danke, danke. Aber sagt mal, habt ihr grad was zu tun?“ Sasuke dachte nach und schüttelte daraufhin den Kopf. „Nein, ich eigentlich auch nichts besonderes, warum?“, fragte Sakura. „In dem Physik-Vorbereitungsraum haben wir noch Alk gelagert und mir fehlen gerade die Leute, um es zur Theke zu tragen. Könnt ihr das machen?“ „Äh... ich weiß nicht...“, sagte Sakura zögerlich. „Uchiha und ich... ich glaube das ist keine so gute Idee...“ „Ja, klar machen wir das!“, stimmte der Schwarzhaarige dagegen zu. „Sollen wir noch die leeren Kisten mitnehmen?“ „Oh, ja, das wäre schön.“ „Äh... ich hab da auch ein Wörtchen mitzu-“, wollte Sakura protestieren, wurde aber von Sasuke gleich unterbrochen. „Ok, dann machen wir’s, komm, Haruno.“ Und damit zog der Uchiha das rosahaarige Mädchen hinter sich her an der Hand. Der Flur war dunkel und lang, und Sakura schaute sich leicht panisch um, während sie eine leere Kiste in ihren Armen trug. Neben ihr erhallten die Schritte des Uchihas, der sich scheinbar beruhigt hatte. Seit sie außerhalb des Feierraums waren, hatte er nicht mehr mit ihr geredet und Sakura konnte sich nicht erklären, weshalb er mit ihr unbedingt diese Kisten schleppen wollte, aber viel schlimmer war noch, dass er es selber nicht wusste. Jedenfalls nicht genau. „Saskue-kun... Du hast mir eigentlich immer noch nicht geantwortet, warum du dir kein Mädchen suchst...“, erhob Sakura letzten Endes doch noch das Wort, um diese bedrückende Stille zu unterbrechen und wartete auf Sasukes Stimme. „Doch, habe ich. Ich wiederhole mich ungern.“ „Wie gesagt, es gibt ja auch Mädchen, die nicht nur auf Äußerlichkeit achten!“ „So wie du, richtig?“ „... Äh... ja, zum Beispiel.“ „Worauf willst du hinaus, Sakura?“ „Wie meinst du das?“ „Willst dudich mir etwa anbieten?“ „Was? N-nein!“, leugnete sie sofort. „Warum bringst du dann ausgerechnet dich als Beispiel? Das ist nicht gerade unauffällig.“ „Ich... ehrlich... es war nicht meine Absicht!“ Plötzlich blieb Sasuke stehen und hielt Sakura am Oberarm fest, um sie zu sich zu drehen. Er hatte die leere Kiste mit nur einer Hand getragen und hatte somit die andere frei. „Das hat sich aber verdammt so angehört.“, widersprach Sasuke und durchbohrte Sakura mit seinem stechenden Blick aus dunklen Augen, die in der Dunkelheit gar schwarz aussahen. Sakura zuckte zusammen und umklammerte die Kiste mit ihren Händen, sodass die Pappe leicht knisterte. „Sag mir eins, Sakura – stehst du auf mich, oder nicht?“, fragte Sasuke mit einer tiefen, leisen Stimme, bei der beinah die Luft vibrierte. Es war ihm scheinbar ernst. Von dieser Frage absolut empört zuckte Sakura ein weiteres Mal zusammen und riss die Augen auf. „Sa-sasuke-kun, ich...“ „Ja, oder nein?“, hakte der Angesprochene ruhig nach und wand seinen Blick nicht eine Sekunde lang von Sakuras Augen ab. Sie traute sich nicht, ihn anzuschauen. „Ich... ich kann nicht leugnen, dass... dass du gut aussiehst... aber...“ „Aber du stehst nicht auf mich, oder?“ „Also... ich-“ „Was?“ „Was willst du verdammt noch mal hören? Was willst DU eigentlich von mir, hä?“, rief die Rosahaarige aus ihrer Frustration von Sasukes Tyrannei heraus. „Ich?“, fragte Sasuke mit weiterhin ruhiger Stimme. Nun wurde sie doch etwas zu ruhig für den allgemeinen Geschmack. Was hatte der Uchiha nur vor, fragte sich Sakura innerlich und unsicher. In ihren Augenwinkeln glitzerten einige Tränen und die Pappe der Kiste wurde von ihrer festen Umarmung unsanft zusammengedrückt. Sasuke hob gemächlich die Hand und ergriff die Kiste an einer Seite. Dann zerrte er sie aus Sakuras Armen heraus und schmiss sie mit samt seiner eigenen, leeren Kiste einfach so auf den Boden. „Was ich von dir will, fragst du?“ Nun gab es keine Barriere zwischen ihm und Sakura mehr und er kam ihr Zentimeter für Zentimeter näher. Sie wich zurück und als sie an der Flurwand mit dem Rücken aufkam, wusste sie, dass sie nicht weiter fliehen konnte. Der Uchiha legte seine Hand unweit von Sakuras Kopf auf die Wand hinter ihr und beugte sich zu ihr hinunter. „Was ich will, willst du wissen?“, hauchte Sasuke der Rosahaarigen ins Ohr und strich dabei mit seiner Wange unwillkürlich über die ihre. „Ich... will dich...“ Sakura verschlug es den Atem, ihr Herz erlebte einen kurzen Stillstand und ihre Beine gaben nach. Rechtzeitig fing Sasuke das Mädchen auf und verzögerte ihren Fall, sodass sie sich am Ende an Sasuke festhaltend, langsam zu Boden sank. Der Uchiha selbst ging vor ihr in die Hocke und schaute sie mit unermüdlichem und unergründlichem Blick an. „M-meinst du das ernst?“, fragte sie ihn kaum hörbar, er konnte es jedoch gerade noch so verstehen. Aber er antwortete nicht. Er antwortete nicht, sondern streckte sich nach vorne zu Sakura und küsste sie, was ihr den nächsten Herzstillstand für einige Sekunden brachte. Diese roten Lippen, diese wunderschöne, samtige Haut, dieser zarte Duft nach Pflegeshampoo, der von den rosa Strähnen ausging – das alles nahm Sasuke wahr. Aber gleichzeitig war nicht dieser Fakt das Wichtigste für ihn, sondern jener Fakt, der besagte, dass Naruto all diese Eigenschaften ebenfalls wahrgenommen haben musste. Er hatte diese roten Lippen mit den seinen berührt. Er hatte diese Samtige Haut gestreichelt. ER – Naruto Uzumaki – hatte den zarten Duft des Haares von Sakura gerochen. Unwillkürlich genoss der Uchiha den Vorgang gleich viel mehr. Seine Hand glitt langsam zu Sakuras Hüfte und strich gemächlich über ihre Seite. Sakura selbst war dem unwiderstehlichen Kuss dermaßen verfallen, dass sie es nur später merkte. Später, als Sasuke ihren Top leicht anhob und mit der Hand darunter glitt. Etwas erschrocken machte sie ihre vorher geschlossenen Augen auf und löste den Kuss. Sasukes Blick war so undefinierbar, als sie versuchte daraus irgendeine Emotionsregung herauszulesen. Es machte ihr etwas Angst, aber Sasuke war so attraktiv, dass sie seinem Willen einfach nicht wiederstehen konnte. Ihr blieb nur die Entspannung und sie ließ ihren Körper zögernd lockerer werden, während sie ihre Hände etwas scheu auf Sasukes Brust legte und ihn an seinem Hemdkragen wieder zu sich runter zog. Er gehorchte und solange sie sein Hemd weiter aufknöpfte liebkoste er ihre Wange, dann ihre Halsbeuge und kam schließlich wieder bei ihrer Wange an, von wo er wieder ihre Lippen ansteuerte. Sie küssten sich wieder und Sakura verfiel immer weiter ihrer steigenden Lust. Sie spürte seine Hand auf ihrem Oberschenkel, dann unter ihrem Rock, dann auf ihrem Slip und dann darunter. Sie hatte währenddessen schon Sasukes Hemd ganz aufgeknöpft und küsste über seine Brust, seine Schlüsselbeine und seine leicht angedeuteten Brustmuskeln. Bislang ließ er keinen Ton seiner Kehle entweichen, genoss es innerlich. Er hatte nicht Sakura in seinem Kopf. Nein nur ganz bestimmte Stellen ihres Körpers. Unbewusst imitierte er Narutos Bewegungen, die er heute Morgen bei der Lehrstunde mitbekommen hatte. Er tat es nicht, weil er dem Uzumaki etwas stehlen wollte, nein, viel eher hatte er das seltsame Bedürfnis es dem Mädchen vor ihm zu geben. Oder sogar diesen bestimmten Stellen. Den Stellen, die Naruto auch berührt haben musste... Sakura stöhnte, als Sasuke mit seinem Mittelfinger in sie eindrang und lehnte sich zurück an die Wand. „Komm mit, Sakura – Physikraum...“, hauchte der Schwarzhaarige erregt in ihr Ohr. Sie nickte nur und ließ sich von ihm mitziehen. Dort angekommen ging alles ganz schnell: Er hob die Rosahaarige an den Oberschenkeln und trug sie zu einem Tisch, wo er die Sachen kurzerhand mit einem Handwisch zur Seite schob. Nun hatte er es besonders eilig. Sie küssten sich wild und sie hatte sich in seine pechschwarzen Haare am Hinterkopf gekrallt, als er ihre Brüste liebkoste. Seine routinierte Hand hatte sofort den BH-Verschluss ertastet und Sakuras Oberteil lag schon längst irgendwo auf dem Boden zusammen mit ihrem Slip. Sasukes Hosenstahl war offen und Sakuras rechte Hand glitt unter den Stoff von Sasukes Pants. Mit dieser Hand hatte sie auch Naruto... Sasuke stöhnte rau bei dieser Vorstellung und zog seine Hose weiter nach unten, sodass Sakura besser ran kam, wo sie mit ihrer Hand hin wollte. Ein weiteres dumpfes Stöhnen folgte, als sie endlich seine Erektion erreichte. Sakura sprang von dem Tisch wieder runter, um ihren Rock auszuziehen. Dann kniete sie sich hinunter und zog Sasukes Hose gänzlich runter. Er spürte ihre Lippen und ihre Zunge an seiner Männlichkeit und öffnete dem Mund, um einige erregte Seufzer seiner Kehle entweichen zu lassen. Seine linke Hand legte sich auf Sakuras Kopf, während er sich mit der anderen an der Tischkante abstützte. Hatte sie das bei Naruto auch gemacht? Shit, war das geil! Diese Lippen und diese Zunge hatten, verfluch nochmal mit denen Narutos gespielt! Aber es war auch schon vorbei, als Sakura wieder seinen Bauch entlang nach oben leckte. Irgendwann stand sie wieder direkt vor ihm und schaute ihn mit einem auffordernden Blick an. Sakura bot ihm wieder einen ihrer Oberschenkel an und er verstand sofort, hob sie hoch und schaute sich nach einer bequemen Liegegelegenheit um. Da stand auch schon eine alte Lehrercouch. Es war ja der Vorbereitungsraum, wo sich die Lehrer manches Mal ausruhten und Kaffee tranken. Nicht all zu sanft legte er Sakura dort ab und neigte sich über sie, legte sich über den zierlichen Körper und seine Lippen wieder auf die ihren. Da war dieses Bild von Naruto in seinem Kopf, der mit nacktem Oberkörper vor ihm gestanden hatte und ihm mit diesem leidenschaftlichen Blick tief in die Augen schaute. Diese Fantasien schlichen sich Fetzenweise in Sasukes Kopf und es war so, als würde er danach dürsten. Genau nach diesen Fantasiefetzen. Schließlich setzten sie auf der Couch ihr Vorhaben fort, liebten sich leidenschaftlich, doch unbewusst fehlte dem Uchiha etwas. Etwas Entscheidendes... Die wirkliche Körpernähe seines besten Freundes. Mit lautem Stöhnen war Sakura einige Male gekommen und hatte auf Sasukes Rückenhaut zahlreiche Kratzer mit ihren Nägeln hinterlassen. Beim letzten Mal kniff er die Augen leicht zusammen und gab ein langgezogenes ‚hnn’ von sich. Der Letzte Erinnerungsfetzen des heutigen Tages kam ihm in den Sinn. „Ich... will dich...“, flüsterte Naruto ihm innerlich ins Ohr. Und im selben Moment löste sich die Spannung Sasukes in einem himmlischen Höhepunkt auf. Er stöhnte rau und seine Augenbrauen zogen sich während dieses Zustandes zusammen. Die Zeit war für einen kurzen Augenblick stehensgeblieben. Aber nur für einen Augenblick... Dann entspannte sich alles in ihm. Er legte sich auf Sakura und atmete schwer ein und aus. „Fuck... wir haben nicht verhütet...“, fiel dem Uchiha sofort ein, als er wieder in der Realität ankam. Seine Fantasien waren sofort verdrängt. „Ich... ich nehme zwar die Pille... aber...“ Sasuke atmete erleichtert aus. Es entstand eine lange Pause. Zwischendrin tauschten Sasuke und Sakura Plätze, sodass sie am Ende auf ihm lag und fast schon rührend über seine Brust kraulte. Er lag nur da und starrte auf die Decke. Er hatte es mit Sakura getrieben... Mit Sakura, verflucht! Er hatte Verrat begangen. Verrat an seinem besten Freund. Er war doch durch und durch ein Bastard. War es nicht das, was er wollte? Aber warum quälte ihn dann dieses schrecklich schlechte Gewissen?! Er war doch ein Bastard. Ein Bastard! Wie er es sich vorgenommen hatte... „Sasuke-kun?“, riss ihn eine Stimme aus den Gedanken. „Hmm?“ „Warum sind auf deinem Körper überall diese Verletzungen? Bist du etwa die Treppe runtergefallen?“ Die leise Stimme formte ein Kichern. „Schlägerei...“ Sasukes Hand ruhte auf Sakuras Rücken, aber er nahm es nicht so wahr wie Sakura, die diese Nähe vollkommen auskostete. „Verstehe... Darf ich... vielleicht den Grund erfahren?“ „Lange Geschichte.“ „Haben wir nicht Zeit?“ „Wie man’s nimmt.“ „Und wie nehmen wir es?“ „Sakura, Naruto kommt bald.“ „Mhm... Ich würde am Liebsten noch hundert Jahre so liegen bleiben!“ Die Rosahaarige kuschelte sich noch etwas mehr an Sasuke, dessen Atmung sich langsam beruhigte. Der Uchiha durchbohrte die Decke weiterhin mit einem starren Blick. Warum hatte er sich noch gleich entschieden ein Bastard zu sein? „Sasuke-kun...“ „Hmm?“ „Ich habe jetzt eine Antwort auf deine Frage gefunden...“ „Auf welche?“ Die Rosahaarige lächelte sanft und schaute zu dem Uchiha empor. „Warum ich mit Naruto nicht zusammenkommen konnte...“ „Mhm?“ „Ich habe auf den Richtigen gewartet... und... ich habe festgestellt... heute... jetzt... dass ich mich in dich verliebt habe, Sasuke.“ Der Uchiha riss die Augen auf. Meinte die Haruno das etwa ernst?! „So Leid mir das mit Naruto auch tut... Ich kann nicht wirklich was dafür, dass sich mein Herz dich ausgesucht hat. Um ehrlich zu sein habe ich dich früher schon mal geliebt... Aber ich merkte schnell, dass ich keine Chance bei dir haben würde und gab es auf. Aber wahrscheinlich ist dieses Verlangen immer noch in meinem Herzen geblieben...“ Sasuke sagte nichts, aber sein Körper hatte sich verspannt. Er schluckte hart. Das würde Naruto nicht verkraften. Er könnte es einfach nicht und das wusste der Uchiha genau. Und dann kam noch die Tatsache dazu, dass Sakura Sasuke vollkommen egal war. Wenn sie ihm etwas bedeutet hätte, dann wäre Naruto zwar verletzt, aber er hätte es verstanden. Das wusste Sasuke auch, aber nun hatte er mit Sakura, deren Gefühle er quasi ausgenutzt hatte, geschlafen. Hatte mit ihr gespielt. Einfach so. Grundlos... Ruckartig nahm Sasuke seine Hand von Sakuras Rücken. „Weißt du was, Sakura?“, fragte er rhetorisch mit kalter Stimme. „Was?“, ertönte Sakuras warme Stimme daraufhin. „Du nervst.“ Die Rosahaarige zog scharf die Luft ein und richtete sich auf, um Sasuke in Gesicht zu schauen. „I-ich... nerve?”, fragte sie verzweifelt noch einmal nach – vielleicht hatte sie sich ja verhört! „Ja, du bist nervig.“ Nun richtete sich Sasuke auch auf, schob das rosahaarige Mädchen von sich, stand auf und ging zu seinen am Boden liegenden Sachen, um sich anzuziehen. „Nervig und verlogen“, fügte er hinzu. „Du hast mir gesagt, du wärst nicht wie andere Mädchen. Ich hatte dir fast geglaubt. Aber du bist genauso wie die anderen. Nicht ein Bisschen besser. Du suchst den Richtigen? Tss, ich bin es ganz sicher nicht, denn ich sage es dir ganz klipp und klar: Ich bin ein Mistkerl und habe dich die letzte halbe Stunde ausgenutzt, aber wenigstens stehe ich dazu, ganz im Gegensatz zu dir. Du denkst du hast den Richtigen gefunden? Na, hattest du dir schon Pläne im Kopf geschmiedet, wie du mit mir Händchenhaltend durch die Schule gehen würdest und alle dich beneidend anschauen würden? Daraus wird nichts.“ Am Ende seiner Rede war Sasuke vollständig angezogen und schaute sich nach den Kisten mit Alkohol um. „Zieh dich an, Haruno“, befahl er ihr kalt und trocken zum Schluss. Völlig überrumpelt saß das Mädchen auf dem Sofa und zitterte leicht von der Kälte, die Sasuke ihr entgegenstrahlte. „Sa-sauke-kun... w-warum… warum bist du plötzlich so gemein zu mir? Ich habe nicht gelogen! Ich bin wirklich anders! Wirklich, ehrlich!“ „Nein, bist du nicht, sonst hättest du dich nicht von mir vögeln lassen.“ Vielleicht war es eine Art Rache für Narutos gebrochenes Herz, vielleicht aber auch einfach nur das Frustablassen, jedenfalls wusste Sasuke genau, dass er Sakura diese ganzen Sachen grundlos unterstellte. Er hatte einfach genug bösartige Argumente parat und Sakura war zu schwach, um sich davor mit Gegenargumenten zu schützen, was Sasuke schamlos ausnutzte. Nach und nach kamen immer mehr Antworten auf sein seltsames, gemeines Verhalten. Ja, einerseits hatte er nach seinen neuen Prinzipien gehandelt, andererseits hatte er Sakura dazu gebracht vollkommen von Naruto abzulassen, dann war da noch die gleichzeitige Rache an Naruto, der ihn vernachlässigt hatte, und schließlich Rache an Sakura, weil sie ihm Naruto weggenommen hatte... Er war so kindisch. So idiotisch. So undurchdacht hatte er gehandelt. Er hatte alle um ihn herum verletzt, veranstaltete unsinnige Aufstände und spielte den Racheengel. Dabei war er einfach nur ein verdammter Egoist. Er hatte sich verändert? Was für ein Unsinn – er war schon immer ein Bastard! Und das erkannte Sasuke nun. Ein egozentrisches Arschloch. Er schaute auf seine Armbanduhr, die er nicht abgenommen hatte, doch die Zahlen wollten ihm nicht so recht klar werden. Nicht einmal Sakuras Schluchzen vernahm er – Naruto müsste bald da sein... Dann schnappte er sich zwei volle Kisten mit Alkoholflaschen und verließ den Raum. Die aufgelöste Sakura hatte er einfach allein gelassen. Sie konnte doch eigentlich nichts dafür. Sie würde nicht nur damit zu kämpfen haben, dass sie Naruto das Herz gebrochen hatte, sondern auch noch damit, dass sie unglücklich verliebt in einen Mistkerl war, der sich einfach nur ihren Körper genommen hatte. Sasuke selbst war indes hin- und hergerissen. Sollte er weiter machen, so wie vorher und alle weiterhin verletzen, wofür er ja scheinbar eine hohe Begabung hatte? Oder sollte er versuchen alles wieder gut zu machen, was Naruto anging? Aber bei dem Gedanken, es Naruto überhaupt zu sagen, überkam den Uchiha ein Übelkeitsgefühl. Er konnte es nicht... Er würde es ihm nicht sagen können. Aber er wusste, dass es irgendwann von alleine rauskommen würde. Und dann war es vorbei. Dann würde er Naruto für immer verlieren. Sollte es ihm nicht egal sein? Nein, diese Vorstellung zerfraß ihm die Innereien und ätzte die Lungen weg. Für eine Weile musste sich Sasuke mit dem Rücken an die Flurwand lehnen. Sein Kopf wanderte in den Nacken und Sasuke kniff die Augen zusammen. Nein, nein, nein – er durfte Naruto nicht verlieren! Er durfte nicht! Durfte nicht! Nein! Auf keinen Fall! Sasuke rutschte an der Wand runter, bis er am Boden ankam. Er hatte das Gefühl, dass ihn innerlich jemand würgte. Sein Hals war von unsichtbaren Seilen umwickelt und er konnte nicht schlucken, während seine Augen schmerzten. Was war das? Als ob etwas aus ihm hinaus wollte. Aber er kämpfte dagegen an mit allen Mitteln, die ihm noch unterlagen. Die Musik dröhnte und ließ die Wände vibrieren. Ihm war übel und seine Hand glitt auf seinen Bauch unter das Hemd. Er krallte sich in die weiche Haut, aber es half nicht. Es half nichts, denn das alles war nicht mehr rückgängig zu machen... Wenigstens nur den Rest der Zeit wollte er mit Naruto genießen. Aber dieser war nicht da. Wo war Naruto, warum war er noch nicht hier? Dieses plötzliche Verlangen und diese starke Sehnsucht! Sasuke hatte nie im Leben gedacht, dass er so etwas empfinden könnte. Und dann noch für seinen besten Kumpel. Aber angesichts der Tatsache, dass er ihn bald verlieren würde, war das keine Besonderheit mehr. Ein lautes Lachen erhallte im Flur. Sasuke hatte seine Hände auf das Gesicht gelegt und lachte mit einem leicht hysterischen Unterton, der nur schwer rauszuhören war. Er hatte sich selbst das Ganze eingebrockt. Heute Morgen hätte sich noch alles zum Guten wenden können, aber nein – er musste ja immer auf etwas beharren. Sasuke stand wankend auf und ging mit den Kisten zurück zur Party. Er würde weitermachen wie vorhin, denn ihm blieb kein anderer Ausweg mehr, als der des kranken Egozentrikers. Als das sich ständig wechselnde Licht endlich Sasukes Züge bestrahlte, sah man gar nichts mehr von seinem kleinen Nervenzusammenbruch. Er riss sich zusammen, um nicht jemanden nach einer Zigarette zu fragen – es war nicht leicht so nach acht Jahren einfach nicht mehr zu rauchen und das schon seit zwei Tagen. Sasuke vergrub in sich den Schmerz, den er durchlitten hatte und ging auf die provisorische Theke zu, um dort den Alkohol abzustellen. Danach schaute er sich um. Naruto war immer noch nicht da... Dafür aber ging die Tür auf und Sakura trat in den großen Feierraum. Sie schien ziemlich bedrückt zu sein, doch als sie jemand daraufhin ansprach, lächelte sie nur lieb und winkte ab. Gut so – sie sollte ihren Mund halten. Am besten wäre es sogar, wenn sie nach Hause gehen würde... Aber Sasuke wusste nicht wie er sie verjagen sollte. Wie fies das auch war – Sakura durfte heute nicht mit Naruto in Kontakt treten. Heute nicht und solange das nur ging! „Hey, Uchiha... was hast du denn mit Sakura gemacht? Sie ist ja grad echt komisch gewesen!“, fragte Kiba Inuzuka, der geradewegs neben Sasuke aufgetaucht war. „Ich weiß nicht, kann sein, dass sie ne Schraube locker hat...“ „Aha...?“ Irgendwas empfand hier Kiba als verdächtig. „Kein Ahnung, Mann – wir haben die Alkkisten aus dem Raum getragen und neue gebracht, sonst nichts.“ Der Inuzuka hob skeptisch eine Augenbraue und beobachtete Sakura. Diese merkte es dann, als sie einen Blick zu Sasuke warf und auf ihrem Gesicht erschien etwas Besorgtes. „Hey, Sakura!“, Temari tippte die Rosahaarige von der Seite an. „Hi, was gibt’s?“ „Sag mal... was hast du denn mit Uchiha getrieben? Habt ihr etwa...?“ „Wir... ähm... also...“ „Ihr habt’s getan?!“ „Pssst, Temari, nicht so laut...! Bitte...“ Die Blondine hielt ihren Mund, aber ein vielsagender Blick traf Sasuke. Sie war ihm ziemlich böse, wie es schien. Sakura wusste, dass Temari keine war, die das rumerzählen würde, aber dennoch war wohl die beste Entscheidung, einfach zu gehen, ehe noch jemand darauf kommen könnte. Ach Scheiß auf die ganze Situation, dachte sich der Uchiha Sasuke blickte zu den noch nicht in die Theke integrierten Alkoholboxen, bückte sich hinunter und schnappte sich eine volle Flache Gin. Scheiß auf die Situation, Scheiß auf die Mädchen, Scheiß auf Naruto. Die Kappe der Flasche flog davon und Sasuke kippte sich mehrere Schlucke der klaren, brennenden Flüssigkeit die Kehle runter. „Sasuke? Alles klar mit dir?“, fragte Kiba ihn. „Mir geht’s bestens!“ Dem wollte der Inuzuka nicht so recht glauben, aber er beließ es einfach dabei. „Kiba, was ist denn mit Sasuke?“ „Alter, Ino – woher soll ich denn das wissen, hm? Er hat scheinbar beschlossen, sich zu besaufen – hättest du aber auch selber drauf kommen können.“ „hihihi, das klingt guuut!“ Ino grinste vielsagend und rutschte an den Schwarzhaarigen ran. Kiba dagegen blickte bei Inos Vorhaben durch und empfand es als lebensverlängernder, einfach abzuhauen. Käme man Ino in die Quere, konnte man sein blaues Wunder erleben. Sasuke hatte das Gespräch nicht wirklich mitverfolgt, trank einfach immer weiter und achtete nicht auf die Umwelt. Aber dann schlangen sich zwei Arme um seinen Oberkörper und jemand – natürlich war es Ino – drückte pralle Brüste auf Sasukes Rücken. „Was meinst du, Sasuke-kun, sollen wir zusammen etwas Spaß haben?“ „Warum nicht?“ Der Angesprochene zuckte mit den Schultern und nahm einen weiteren Schluck. „Dann hör auf zu trinken und komm mit, ja?“ „Meinetwegen...“ Die Yamanaka zog den Uchiha hinter sich her nach draußen auf den dunklen Flur, wo sie, nachdem sie ein paar Schlucke Gin gemeinsam getrunken hatten, mit Inos Ziel in einer dunklen Nische fortfuhren... tbc... Viel Spaß beim nächsten Kapitel :] Kapitel 5: MISSING YOU ---------------------- M I S S I N G Y O U Ino zupfte ihre Bluse zurecht und richtete ihren Rock wieder auf eine gerade Position, sodass alles wieder am rechten Fleck saß. Dann glitt ihr Blick zu Sasuke, der an die Wand gelehnt vor ihr stand und seine Schläfen mit Daumen und Mittelfinger der rechten Hand massierte. Der Sex mit Ino war ziemlich gewöhnlich, nichts Besonderes und auch er selbst hatte sich kaum großartige Mühe gegeben, das Ganze toll zu gestalten. Jedenfalls kam es ihm selbst so vor. Ino kramte kurz in ihrer Tasche, um ihr Schminkzeug zu finden und sich wieder, wie sie es sagen würde, partytauglich zu machen, aber im Großen und Ganzen schien sie mit dem, was passiert war, zufrieden zu sein. Wahrscheinlich aber eher weil sie stolz darauf war, dass sie Sasuke höchst persönlich rum gekriegt hatte, und das auf solch eine einfache Art und Weise – sie musste diesmal nicht einmal darum mit anderen Mädels kämpfen. Ein einziges Angebot hatte gereicht! Aber man sollte wohl anmerken, dass diese Unkompliziertheit nicht etwa damit zusammenhing, dass Ino irgendwie besonders attraktiv für den Uchiha war und bei ihm gelandet ist, sondern weil er sonst keine Ahnung hatte, was er tun sollte. Daher: diese ganzen Mädels, die sich um Sasukes Körper blau und blutig schlugen, sollten heute ausnahmsweise mal bekommen, was sie wollten. Eigentlich war das eher ein strategischer Plan, um diese Fangirls wenigstens für einen Zeitraum, auch wenn er kurz war, zufrieden zu stellen, damit sie ihn nicht störten. Und es klappte scheinbar prächtig und glanzvoll. Ino, genauso wie auch alle anderen Angehörigen des Sasuke-Fanclubs, hatten nicht vor, mit dem Uchiha zusammen zu kommen. Das war wohl das stille Abkommen, das sie zum Wohle des Clubs getroffen hatten, damit auch ja kein Mitglied es besonders gut hatte. Tja, diese verrückten Mädchen, was sollte man noch dazu sagen? Aber Sasuke musste ja sowieso irgendwie die Zeit tot schlagen bis Naruto kam, und nichts eignete sich besser, als Befriedigung des Fanclubs, damit dieser ihn in Ruhe ließ. Besonders heiß darauf war er zwar nicht, aber wenn es irgendwas brachte, dann war es wenigstens etwas Nützliches für seine Zukunft. So langsam hatte der Schwarzhaarige aber auch wortwörtlich keine Lust mehr. Natürlich konnte er als ein fitter, junger Bursche vielmals pro Tag ficken, vulgär gesagt, aber irgendwo war natürlich auch nicht nur die psychologische, sondern auch physische Grenze des Spaßes. Sasukes Gedanken drifteten ab. Wie viel Zeit war eigentlich vergangen? War Naruto vielleicht schon da? Ob die Gerüchte schon ihren Lauf genommen haben und jeder wusste, dass Sasuke es mit Sakura getan hatte? Wäre es vielleicht sogar besser, wenn Naruto heute erst gar nicht käme? Aber nein, Sasuke musste den Blondschopf heute einfach sehen. Er hatte das Bedürfnis, alles irgendwie wieder rückgängig zu machen, aber die Zeit konnte man bekanntlich nicht zurück drehen… Bedrückt schaute der junge Mann auf den Boden und kämpfte wieder mit den leicht aufwallenden Gewissensbissen. Seit wann hatte er eigentlich überhaupt ein Gewissen? Theoretisch müsste es nach Dem Wendepunkt vollkommen abgetötet worden sein, aber nein – jetzt bestand es noch stärker als zuvor! „Sasuke... ist alles okay? Du siehst irgendwie nicht gut aus...“, hörte der Angesprochene Inos leicht besorgte Stimme. „Alles bestens“, gab er knapp, aber matt zurück. „Sicher?“ „Ja.“ „Okay, ich gehe dann wieder zur Party – ich hoffe, dass das hier nicht das letzte Mal mit uns war.“ Sie gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange, lächelte und überprüfte noch einmal, ob alles an ihr dran war, was dran sein sollte. Dann verschwand die Blondine auch schon jubelnd hinter der nächsten Ecke. Bestimmt freute sie sich sehr, allen zu erzählen, dass sie mit Sasuke geschlafen hatte. Also blieb er wieder allein im dämmrigen Licht des Flures zurück. Er rutschte mit dem Rücken die Wand hinunter und landete mit dem vielbegehrten Hintern auf dem Flurboden. Lässig nahm er die Wodkaflasche zur Hand, um ein paar Schlucke daraus zu trinken. Vielleicht war es sogar sinnvoll, sich doch noch zu besaufen, dann hatte er wenigstens eine Ausrede parat, wenn er keinen mehr hoch kriegen würde. Und nun? Was sollte er jetzt machen? Hier hocken und auf Naruto warten? Einfach so saufen und warten? Wie dämlich war das denn?! Aber die Fragen erledigten sich von selbst, als eine Gestalt vor dem Uchiha auftauchte. Sie kam entlang des Flures auf Sasuke zu und stellte sich als Temari Sabakuno heraus. „Es ist ganz schön hart, was du da abziehst!“, begann Temari mit vorwurfsvoller und strenger Stimme. „Steigst mit jedem Mädchen in die Kiste. Was ist denn los mit dir? Wo bleibt der Stolz?“ „Musst du gerade sagen. Mit deinem ‚Hey Mädels, ich schließe mich euch an’“, verteidigte sich Sasuke mit einem durchaus schlagfertigen Argument (siehe Kapitel 2) und bot Temari ein Schluck Wodka an, indem er die Flasche mit der klaren Flüssigkeit dem mürrischen Mädchen entgegen streckte. Die Sabakuno willigte ein, setzte sich auf den Boden neben Sasuke und schon rannte die brennende Flüssigkeit ihre Kehle hinunter. „Ich muss schon zugeben – eifersüchtig bin ich schon irgendwie...“, kam es, nach dem Schluck aus der Flasche, von Temari, deren Miene sich kurz verzerrte, als der Geschmack des Getränkes ihr zu unangenehm wurde. Die Sabakuno gehörte, anders als Ino, nicht dem Fanclub an. Bis vor Kurzem hatte sie ja nicht einmal einen einzigen Anspruch auf Sasuke erhoben, aber nun wurmte sie die Vorstellung, Sasuke nicht bekommen zu haben. „Nur um es Mal anzumerken: Ich gehöre dir nicht!“, wies sie Besagter jedoch auf die Regeln hin. „Ja, nee, ist klar. Ich habe schon darüber gegrübelt, warum du mir so untreu bist! Habe schon Ringe schmieden lassen“, sinnierte Temari theatralisch und laut vor sich hin und schüttelte ihren Kopf zur Untermalung ihrer Einstellungen gegenüber der Situation. „Ich gehöre niemandem...“, sagte Sasuke leicht geistesabwesend und unverwandt geradeaus starrend. Temari besah sich Sasuke indes mit einem kritischen Blick von der Seite. „Ja, ja, hat man an der Aktion mit Haruno und Yamanaka schon ganz deutlich gemerkt.“ „Ich wüsste nicht, was dich das angeht“, umhüllte sich Sasuke mit seinen üblichen Geheimnissen und dachte nicht daran, sich irgendwie für das, was er getan hatte, zu rechtfertigen. Temari seufzte auf diesen Satz hin nur verärgerter. Er hatte ja recht – es ging sie nichts an. Aber die ganze Sache brachte sie trotzdem so ziemlich auf die Palme. „Temari, was willst du eigentlich von mir?“, hörte das Mädchen Sasuke wieder das Wort ergreifen, nachdem fünf Minuten des Stillschweigens vergangen waren. „Ich weiß es nicht...“ Sie zuckte mit den Schultern und starrte nun ihrerseits geradeaus. „Willst du Sex? Dann los – jetzt ist die einzigartige Gelegenheit“, schlug Sasuke vor, ohne jedoch seinen Blick von dem Nichts abzuwenden. Temari ließ einen hoffnungslos zynischen Lacher zwischen ihren Lippen hervor schlüpfen. „Ha-ha-ha, jetzt, wo es so langweilig einfach ist, macht es keinen Spaß mehr. Das gewisse Etwas fehlt einfach, aber um das zu verstehen müsstest du mal wieder deinen Stolz anschalten.“ „Du meinst, ich soll wieder den Charmanten Kerl von damals spielen, der zufälligerweise genau das hat, was du brauchst? Eine Packung Kippen und ’nen steifen Schwanz?“, hörte sie die monotone Stimme Sasukes im Flur wiederhallen. Er war da, keine Frage, aber irgendwie war er auch absolut abwesend. „Vielleicht...“, murmelte sie als Antwort darauf. Nun war es an Sasuke kurz und spöttisch aufzulachen. „Ja, das wollen sie alle.“ „Sag mal... bist du irgendwie frustriert? Du hörst dich so niedergeschlagen an...“ „Hn, vielleicht...“, gab Sasuke von sich. Temari fing an mit dem Etikett der Flasche zu spielen und riss diesen nach und nach ab, sodass er in kleinen Flocken irgendwann auf dem Flurboden zum Liegen kam. „Ich hatte heute eigentlich mit viel Spaß gerechnet, aber raus kamen dann nur Eifersuchtsbisse, ich weiß auch nicht, was ich für einen Narren an dir gefressen habe – eigentlich bist du überhaupt nicht mein Typ.“ „Du klingst nicht gerade fröhlicher“, bemerkte Sasuke. „Ich würde sogar sagen, dass du genauso frustriert bist, wie ich.“ „Bin ich auch!“, stimmte Temari kess zu. „Meinetwegen?“, fragte Sasuke mit einer Stimme, die besagte, dass er sich für die Antwort eigentlich nicht interessierte. Die Sabakuno seufzte genervt auf. „Ich weiß es nicht, okay?!“ „Mhhh... soll ich die werte Sabakuno etwa trösten?“, hauchte Sasuke dann ganz plötzlich in einem lässigen, verführerischen Ton in den Raum hinein. Gleich darauf setzte er sich kurzerhand vor Temari und schaute ihr direkt ins Gesicht. Temari erwiderte seinen Blick ernst. Sie war sich unsicher, ob sie darauf jetzt eingehen wollte und der Alkohol schien ihre Sturheit noch nicht beseitigt zu haben. „Du brauchst selbst Trost!“, sagte sie, nachdem sie sich ein schelmisches Lächeln auf die Lippen jagte. Ein Spielchen war ja wohl noch drin. „Stimmt... Dann wäre aber die naheliegendste Variante, sich gegenseitig Trost zu spenden, oder etwa nicht?“ Sasuke stieß sich vom Boden ab und beugte sich zu Temari vor, um den Versuch zu unternehmen, sie zu küssen. „Hey, lass das! So einfach werden ich es dir nicht machen, klar?“ Und prompt stemmten sich zwei Hände gegen Sasukes Brust, was ihn davon abbrachte, seine Lippen auf die der Sabakuno zu legen. Mit sanfter Gewalt drückte die Blondine ihr Gegenüber von sich und als er sich dann auch noch weder dagegen wehrte, noch irgendeinen Gegendruck leistete, konnte sie es ganz einfach schaffen, ihn gänzlich nach hinten zu drücken, sodass dieser nach und nach mit dem Rücken auf dem Boden aufkam. „Uh...“, entfloh es Sasukes Mund, als er von Temari spielerisch in den Bauch geboxt wurde. „Unfair, Sabakuno! Ich bin doch kein Sandsack!“ „Pech gehabt!“, erwiderte Temari nur darauf und fuhr mit ihrem Tun fort. Für eine Zeit lang war der Frust der beiden nun wie vergessen. Temari war ein Mensch von Sasukes Niveau, wie er zu denken pflegte. Sie war außergewöhnlich selbstbewusst und stur. Keine Schwäche zwang sie dazu, sich einfach manipulieren zu lassen, oder sich irgendwem zu unterwerfen und genau das war das Interessante an ihr. Sie war eben nicht so gewöhnlich, naiv und dumm wie andere Mädchen, mit denen Sasuke zu tun hatte. Außer sie war betrunken, natürlich. Aber trotzdem war Temari ein Mädchen und Mädchen waren sowieso blöd, wie kindisch das auch klingen mochte. Sasuke verbrachte zwar gerne Zeit mit ihr – sie hatte Stil – und er dachte auch oft und ernsthaft daran, dass sie theoretisch gesehen wie für ihn geschaffen war, aber irgendwas sträubte sich in ihm förmlich dagegen. Es kam ihm so unrichtig vor, eine Beziehung anzufangen. Sei es nur eine Affäre, oder eine richtige Partnerschaft. Jemand anderes als Mädchen kam selbstverständlich nicht in Frage, aber Mädchen, oder besser gesagt junge Frauen, waren keine Wesen, mit denen sich Sasuke eine Beziehung vorstellen konnte. Auch wenn alles dafür sprach, erschien es Sasuke vollkommen verkehrt, als hätte er sich auf diesem Wege etwas unterzuordnen, dem er sich nicht unterordnen wollte, angesichts der Tatsache, dass das Unterordnen an sich schon ein Wort der Unmöglichkeit für ihn darstellte. Natürlich brauchte er den gelegentlichen Sex, aber eine Beziehung, oder Affäre? - Das ging zu weit. Vielleicht passten die beiden vom Niveau her zusammen, aber Sasuke sehnte sich nach etwas anderem und er selbst wusste nicht, wonach... „Erst gehen wir tanzen, klar? Also komm!“, sagte Temari trotzig lächelnd. „Gut... aber ich habe eine entfernte Ahnung, dass du von mir runter gehen solltest, damit ich aufstehen kann.“ bemerkte Sasuke und schaute an sich herab. „Also echt, du Memme – wie willst du deine zukünftige Braut auf den Händen tragen, wenn du schon mich nicht hoch heben kannst?“, ärgerte Temari den Uchiha weiter. „Ganz einfach - ich habe nicht vor, zu heiraten“, verkündete er daraufhin. „Ja, ja, das sagen sie alle – und dann sind sie doch schwanger!“ Klugscheißerisch schloss die Sabakuno die Augen und hob einen Zeigefinger in die Höhe. „Sag mal... höre ich da etwa Spott aus deinem Munde? Machst du dich lustig über mich, hm, hm?“, fragte Sasuke mit auffordernder Stimme während seine Augenbraue sich in die Höhe begab. „Neeeiiin, ich doch nicht!“, meinte sie ironisch und schüttelte grinsend den Kopf. Spielend begannen die beiden wieder zu streiten und leicht miteinander zu ringen. In einem günstigen Moment schaffte es Sasuke, sich über Temari zu rollen, wonach der kleine Kampf fortgeführt wurde. Im nächsten Moment flog jedoch die Tür auf und irgendein kranker Irrer verkündete lauthals den ganzen Leuten im Raum: „Hahaha, Sasuke und Temari machen ruuuhuuum!“ Die beiden Erwähnten schüttelten nur genervt die Köpfe und standen dann schnell vom Boden auf. „Tanzen also?“, fragte Sasuke dumpf. „Jepp.“ Temari nickte knapp darauf. Das war eine schnelle Entscheidung gewesen und prompt schritten die beiden durch die Tür, aus der neugierige Gesichter in den Flur aus dem Partyraum hinaus lugten. Die Feier, wie die beiden feststellen mussten, war schon richtig in Fahrt gekommen. Es war voll und überall tanzten die Leute, oder knutschten wild rum. Manche besoffen sich einfach nur und andere wiederum waren in angeregte Gespräche vertieft, die ganz danach aussahen, als lägen ihnen diverse psychedelische Substanzen zu Grunde. Sasuke nahm Temari an der Hand und führte sie ganz Gentleman-mäßig durch die Menschenmasse, bis sie irgendwann auf der Tanzfläche angekommen waren. Nach einem weiteren Schluck aus der Wodkaflasche, die daraufhin in dritten Besitz wanderte, stürzen sich der Uchiha und die Sabakuno ins Tanzen. Und irgendwann wurden sie zum Mittelpunkt der meisten Aufmerksamkeit, denn sie schienen in dem Moment wirklich wie für einander geschaffen worden zu sein, so viel Spaß sie miteinander hatten. Sie kümmerten sich weder um die neidischen und bösen Blicke, noch waren sie stolz auf sich, weil sie die Aufmerksamkeit auf sich zogen. Sie hatten einfach nur ihren Spaß und waren völlig in einander vertieft. So merkte Sasuke auch nicht, wie eine gewisse Haruno weinend von der Party verschwand. Sie meinte es doch ernst mit ihm. Sie meinte es wirklich ernst mit Sasuke. Ernster ging es nicht, wie sie an dieser schrecklichen Erfahrung erkennen musste. Tatsächlich, sie hatte Naruto nur deshalb abgelehnt, weil sie die wirkliche Liebe kennen lernen wollte, aber jetzt, wo sie diese in sich spürte war ihr Herz gebrochen worden. Es schmerzte höllisch in ihrer Brust. Am liebsten wäre sie auf die Tanzfläche gegangen, hätte Temari weggeschubst und Sasuke vor all den Leuten geküsst, wie keine andere ihn küssen würde, aber Sakura wusste, dass es sinnlos war. Sie hatte keine Chance bei Sasuke. Aber sie würde ihm trotzdem so lange treu sein, bis diese einseitige Liebe endlich verklingen würde. Das schwor sie sich... Es war gegen zwei Uhr morgens, als Naruto endlich auf der Party ankam. Es schien ja ziemlich spaßig zu sein, so wie die Menge tobte, die die Partyräumlichkeiten füllte, doch Sasuke war auf den ersten Blick nirgendwo zu erkennen. Wie dem auch sei – Hauptsache Naruto fand ihn irgendwann zwischendurch, aber erst würde er sich ins Vergnügen stürzen und gleich mal Sasukes Tipps von „gestern“ Morgen ausprobieren. Sollte er vielleicht versuchen, Sakura wieder näher zu kommen? Oder sollte er vielleicht doch lieber Abstand halten und sie eifersüchtig machen? Vielleicht wäre es auch mal wieder ganz cool einfach nur mit Sasuke rumzuhängen. Das hatte Naruto schon lange nicht mehr gemacht und es fehlte ihm ziemlich. Aber nach den Vorfällen letztens und nach Sasukes Verhalten war sich Naruto nicht mehr ganz so sicher, wie er zu dem Uchiha stand. Waren sie nun wieder ganz normale Freunde, oder doch nicht? Oder waren sie vielleicht einfach nur zerstrittene Freunde, die bald wieder ganz normal werden würden, nachdem sie sich vollends vertragen hatten? Während dieser etwas traurigen Gedankengänge marschierte Naruto auf die Theke zu, wo er Kabuto gesichtet hatte. Schließlich musste er dem Geburtstagskind, wenn man so sagen durfte, doch gratulieren. „Heeey Kabuto, altes Haus! Mein Beileid zum Erwachsenwerden!“, rief Naruto schon von Weitem. Sofort war so einiges an Blicken auf ihn gerichtet. Ein paar Leute streckten dem Blonden ihre Hände entgegen, damit er diese abklatschen konnte. Der Uzumaki war schon ziemlich bekannt in der Partyszene, so viel wie er immer unterwegs war. „So spät erst da?“, fragte Kabuto mit einem wie immer zurückhaltenden Grinsen. „Ach ja, du weißt doch – wenn die Eltern noch unbedingt beaufsichtigt werden wollen, dann muss man das nun mal machen. Vor allem an ihrem fünfjährigen Jubiläum! Aber dafür bin ich schon ordentlich mit Alk versorgt!“ Kabuto lachte und schob seine Brille zurecht. „Gut, gut, dann schlage ich vor, dass du dich hier einfach wie zu Hause fühlst und die Party genießt.“ „Oh ja, das werde ich sicherlich. Sag mal... hast du irgendwo Sasuke gesehen?“ „Ach den... Nö, ehrlich gesagt treibt er sich ständig in Ecken rum, von denen ich nichts weiß. Du weißt ja – Er und die Mädels.“ „Boah ey, dieser alte Schürzenjäger – hat nie genug!“, seufzte Naruto und schüttelte resignierend den Kopf. „Tja, viel Glück bei der Suche.“ „Och, die spare ich mir jetzt. Aber noch eine letzte Frage: ist Haruno hier irgendwo?“ „Haruno Sakura? Nein, sie ist schon längst gegangen.“ Narutos Miene wurde schlagartig ernst. Sie hatte auf ihn nicht gewartet? „Echt? Warum?“, fragte er dann vorsichtig „Keine Ahnung... Sah traurig aus“, erzählte Kabuto Schultern zuckend. Naruto winkte beiläufig den provisorischen Kellner zu sich, der seine knappe Bestellung entgegennahm. Die Augenbrauen des Blonden zogen sich zusammen. „Aha... Seltsam... Gab’s irgendwelche Vorfälle?“ „Nichts Besonderes. Und wenn, dann habe ich sie wieder vergessen. Ich hab heute mit wirklich vielen Leuten zu tun, wie du siehst, und Vorfälle ereignen sich hier in Massen.“ „Schon klar, Kabuto!“, sagte der Uzumaki wieder grinsend, nahm sein Getränk und verließ, nachdem er Kabuto kurz zum Abschied zugewinkt hatte, die Thekenregion, um eine Erkundungsreise zu starten. Von Sasuke keine Spur, aber dafür Grübeleien im Kopf. Warum war Sakura bloß traurig gewesen? Hoffentlich wurde sie von keinem dumm angemacht, aber selbst wenn, dann würde derjenige früher oder später im Krankenhaus landen, wenn nicht direkt unterm Grabstein. – Beim Beschützen kannte Naruto keine Gnade... Wieder war eine Menge Zeit verstrichen. Sasuke lag auf dem Rücken auf dem ihm schon bekannten Sofa und schwelgte im Dasein als Passivraucher. Aber er tröstete sich damit, dass auf seiner sich auf- und abhebenden Brust zwei pralle, nackte Brüste ruhten, welche niemand geringerem gehörten als Sabakuno Temari, die genüsslich an ihrer Zigarette zog. „Und du bist jetzt wirklich Nichtraucher?“ „Ja... Na ja...“, murmelte Sasuke, seine Kiefer nicht bewegend. „Willst du mal ziehen?“ Welch verführerisch delikates Angebot es doch war, das Temari mit einem diabolisch gehässigen Grinsen vollführte. Sie glich ein bisschen der Schlange aus der Bibel, die der unschuldigen Eva den Apfel entgegenstreckte. „Nein, danke...“, konnte sich Sasuke jedoch zurückhaltend dagegen entscheiden. „Hmm, deine Sache“, war die gleichgültige Erwiderung darauf. Eine Weile lagen sie still da und dachten über jeweils was anderes nach, bis Temari wieder das Wort erhob: „So, ich denke, dass ich mich jetzt nach Hause aufmache. Es ist ja schon ziemlich spät. Willst du mich vielleicht hin bringen? So ganz Gentleman-like?“ „Schon vergessen, dass ich ein Arschloch bin?“, leistete Sasuke Verzicht. „Ach verdammt!“, fluchte Temari ironisch und stemmte sich hoch. Sasukes Blick glitt über ihren schönen Körper. Temari war sportlich und hübsch und alles saß am richtigen Fleck, sogar das Charakter-Niveau, wie bereits erwähnt, aber dennoch war irgendwas falsch an der ganzen Situation. Und zum zigtausendsten Male wurde es Sasuke bewusst. „Hey, wir könnten so was durchaus mal wiederholen, Uchiha“, raunte Temari in den Raum hinein, während sie sich ganz entspannt anzog. „Hmmm... Mal schauen“, antwortete Sasuke tonlos und sah ihr zu, wie sie die Ärmel über ihre Arme stülpte. „Da ist sich einer aber ganz schön unsicher heute!“, bemerkte Temari skeptisch. „Tja.“ „Na ja... wie auch immer. Ich verschwinde dann.“ Nach einer knappen Distanzüberwindung zierte ein weiterer, aber diesmal unsichtbarer Lippenstiftabdruck Sasukes Wange, dann war Temari auch schon aus dem Raum gegangen. Die Party, wenn man es noch so nennen konnte, ging also weiter. Ob Naruto schon da war? Sasuke erhob sich vom Sofa und sah sich zum zweiten Mal heute in diesem Raum nach seinen Klamotten um. Es war ziemlich bewundernswert, dass der Boden darauf noch nicht all seine Spuren hinterlassen hatte. Im schummrigen Mondlicht, das durch die schmutzigen Schulfensterscheiben hindurch leuchtete, war es nicht gerade einfach die Sachen zu finden und Sasuke stand ratlos und splitternackt inmitten irgendwelcher Physikunterrichtsinstrumente. Dann hielt er inne und besah sich selbst. Was war aus ihm eigentlich nur geworden? Selbst wenn sein Körper noch so perfekt und seine Haut noch so makellos waren, beschmutzt war er trotzdem und zwar nicht nur von oberflächlichen Lippenstiftabdrücken und Kratzern, sondern viel tiefgehender – er war, so zu sagen, zu einer männlichen Schlampe geworden. Ekel wallte in ihm auf. Ekel vor sich selbst... Ein leises, ausdrucksloses Seufzen erfüllte den Raum und dunkle Iriden besahen sich starr den farblosen Boden. Aber der Zustand wurde abrupt unterbrochen, als die Tür mit einem Krächzen aufging und jemand in den Raum eintrat. Sasuke – nackt wie er war – schaute über die Schulter und entdeckte... „Karin?“, murmelte er unverständlich in den Raum hinein, worauf er ein schweigsames Nicken bekam. „Was machst du denn hier?“, fragte er leicht verstimmt. „Hmmm... Physik war schon immer mein Lieblingsfach!“, sagte das Mädchen mit einem Lächeln und strich nebenbei mit den Fingern über ein paar verstaubte Physikutensilien, die links neben ihr auf einem Tisch lagen. „Danke für die nutzlose Information“, entgegnete Sasuke mürrisch. „Okay, ehrlich gesagt...“, begann Karin wieder von Neuem und ging auf den vollkommen entblößten Uchiha zu, „dachte ich da an eine ganz bestimmte Aussicht, die ich jetzt auch Dank meiner Neugierde ergattert habe!“ Sie versuchte ihre Stimme erotisch klingen zu lassen, was ihr auch durchaus gelang. Doch Sasuke war nicht mehr in Stimmung Fangirls zu befriedigen. Seit dem letzten Geschlechtsverkehr war immerhin gerade erst eine halbe Stunde vergangen… „Schön für dich“, zischte er nur. „Ja, sehr sogar...“, flötete Karin mit ihrer melodischen Stimme. Sasuke drehte sich wieder um und sein Blick durchstreifte den Boden nach seinen Klamotten. Nebenbei gab er ein 'Tss' von sich und besah sich Karin nicht weiter. „Aber eilig scheinst du es auch nicht zu haben, wie es aussieht“, sagte diese. Sie schien noch lange nicht fertig zu sein, während vom Aufgeben nicht einmal die Rede sein konnte. Sie spazierte gemächlich zu Sasuke rüber und blieb dicht hinter ihm stehen. „Ich finde, du solltest so bleiben, wie du bist...“, flüsterte sie leise und meinte dabei ganz deutlich die Nacktheit. Für Sasuke hatte das Gesagte jedoch urplötzlich eine ganz andere Bedeutung angenommen. Nicht umsonst war er heute die ganze Nacht nach dem... Vorfall mit Sakura... ziemlich nachdenklich gewesen. Er war ja hin- und hergerissen zwischen zwei divergierenden Seiten von sich selbst. Dazwischen lag die undefinierbar tiefe Schlucht, in der er sich gerade befand. Doch nun kam auch noch dieses ‚Du solltest bleiben, wie du bist’ hinzu. Und es löste in Sasuke ein seltsames Vertrauensgefühl aus. Es waren keine großen Worte und doch wirkten sie wie eine kleine Akzeptanzstütze, selbst wenn sie anders gemeint waren, als Sasuke sie verinnerlicht hatte. Er drehte sich zu Karin um, sein Ego hatte wieder diese erstaunliche Wandlung durchgemacht, die es an diesem Tag schon mehrfach vollführt hatte, und nun war er wieder ganz da. Wieder ganz bei der Sache. Wieder ganz bei sich, wohl wissend, aber nicht daran denkend, dass diese Phase bald wieder verstreichen würde. Es war beinah lächerlich, nein, sogar erschreckend, wie leicht er sich doch eigentlich manipulieren ließ. Von mickrigen Worten und hoffnungsvollen Blicken. Karin stand ihm gegenüber und schaute zu ihm empor. Die Brille hatte sie in einem unscheinbaren Moment abgenommen. Sasuke schaute kühl und geheimnisvoll zurück. Sie streckte ihre Arme aus, schlang sie um Sasukes Nacken und stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihre Lippen auf die seinen legen zu können. Er ließ es geschehen... Narutos passive wie auch die aktive Suche nach Sasuke war erfolglos. Und nach einiger Zeit hatte er einfach beschlossen, sich zu amüsieren. Da kam ihm ein auf einer provisorischen Sitzgelegenheit alleinsitzendes Mädchen ganz gelegen. Höchste Zeit, Sasukes Tipps auszuprobieren, doch ehe sich Naruto auf weniger als ein Meter näheren konnte, kam auch schon jemand zuvor und bot der jungen Dame einen Drink an. Der erste Versuch war wohl fehlgeschlagen, oder? Das war wohl das, was Sasuke meinte – ein hübsches Mädchen würde nicht lange allein sitzen bleiben... Dann musste Naruto wieder an Sakura und die Abfuhr denken. Manche hübsche Mädchen waren da anscheinend anders gesinnt – sie wollten ja geradezu allein gelassen werden. Oder wollten sie insbesondere von Naruto allein gelassen werden? Hmm – eine diskutable These. Dem Uzumaki, jedenfalls, war nun klar geworden, warum in der Nacht vom Ferienanfang nichts gelaufen ist. Sakura wollte sich einfach nicht an ihn binden... Aber er würde ihr schon zeigen, dass er so leicht nicht aufgab. Trotzdem galt es, Erfahrungen zu sammeln, denn Sakura sollte ja nur das Beste vom Besten und das Feinste vom Feinsten bekommen, statt einen unsicheren Naruto, der sich in den Sachen Frau nicht auskannte. Also würde er es heute endlich hinter sich bringen! Das Mädchen, das nun auch noch von einem zweiten Jungen angesprochen wurde, nicht aus den Augen lassend stellte sich Naruto vorerst zu einem kleinen Jungenkreis dazu. Die junge Rothaarige, währenddessen, schien nicht sonderlich angetan davon zu sein, dass sie nun von jeder Seite angesprochen wurde. Naruto schlussfolgerte daraus, dass sie hier wohl bereits eine Begleitung hatte. Seine Strategie, sie einfach so anzusprechen, wäre also eh in Luft aufgelöst worden. Aber was wäre nun eine Alternativstrategie? Das war immer noch ein Rätsel für Naruto, der noch nie einen guten Strategen abgab. Dann wäre Abwarten also wohl vorerst das Beste. Und tatsächlich, irgendwann erhob sich das Mädchen genervt, verteilte den Jungs um sie herum Körbe und stolzierte Richtung Tür in ein anderes Zimmer, in der Hoffnung ihre angebliche Begleitung irgendwo zu finden. Nun gab es also kein Hindernis zwischen ihr und Naruto mehr – jedenfalls keines aus Fleisch und Blut... Dafür merkte Naruto aber nun, dass die junge Frau wohl kaum auf billige Anmachen reagieren würde. Das hieß – sie würde natürlich schon, aber in einer Art und Weise, die Narutos Pläne durchkreuzte. Sasuke hätte mit dem Mädel sicherlich keine große Mühe, dachte sich der Blondschopf etwas niedergeschlagen, aber dennoch würde er selbst nichts unversucht lassen. Unangefangener Gespräche verließ er wieder die kleine Gruppe aus Jungs und merkte nicht, wie Nara Shikamaru ihm Skepsis erfüllt hinterher sah. Noch eine ganze Zeit lang verfolgte Naruto das Mädchen nur mit seinen Blicken. Irgendwie fühlte er sich ein bisschen wie ein Stalker, so wie er der Rothaarigen da nachlief, und versuchte gerade deshalb auch so gut wie möglich unbemerkt zu bleiben. Doch dann geschah etwas Unerwartetes und mehr oder minder Positives: Irgendein Idiot, und ausnahmsweise mal nicht Naruto, stolperte rückwärts über eine am Boden liegende Flasche, fiel nach hinten und riss einige Leute mit sich. Gerade stand Naruto am Türrahmen und lugte hindurch, während das Mädchen, das vor einigen Sekunden eben diese Türschwelle überquert hatte, einige Schritte in den Raum hinein machte, als die Flasche, die den einen Jungen zum Sturz brachte, direkt unter den angehobenen Fuß des Mädchens rollte. Sie trat herauf, rutschte aus und fiel nach hinten mit dem Rücken durch den Türrahmen, an dem Naruto immer noch verweilte. Im sonst so chaotischen Uzumaki wachte unerwarteterweise der Beschützerinstinkt auf, welcher ihm den nötigen Ruck zur Rettung des rothaarigen Mädchens gab. Schnell streckte Naruto seinen Arm aus und fing das Mädchen auf, ehe es den Boden erreichen konnte. Gerade noch rechtzeitig bremste Naruto die Geschwindigkeit ab, allerdings zog ihn das unschwere Gewicht der jungen Frau in seinen Armen doch etwas mit. Am Ende befanden sich die Gesichter der beiden so nah, wie es in all den herkömmlichen Kitschgeschichten des Öfteren beschrieben wird: Mit weit aufgerissenen Augen starrte die Fremde Naruto an, klammerte sich dabei unbewusst in sein weißes Hemd und versuchte höchstwahrscheinlich ihren enorm angestiegenen Puls zu bändigen, während Naruto sie auf ganz maskuline Art und Weise weiterhin in den Armen hielt und nun langsam wieder gerade stellte. Er selbst war erstaunt, dass er so schnell reagiert hatte. Ein Bisschen, oder eher sogar so ziemlich, war er schon stolz auf sich selbst. „Hey, pass auf dich auf – Flaschen sind gefährlich!“, sagte Naruto und schaute statt zur Flasche, zu dem umgekippten Menschenknäuel. Na ja, Glasflaschen waren ja auch nicht so gefährlich, wie die Menschlichen ohne Hirn. Das Mädchen atmete erleichtert aus und fasste sich an die Brust. Sie war auf eine nicht gerade witzige Art ziemlich erschreckt und verarbeitete vorerst noch den Schock. Als sie es hinter sich hatte, schaute sie Naruto an, der übrigens sein strahlendstes Grinsen aufgesetzt hatte, und bedankte sich bei ihm. „Puuh, das war knapp – danke!“, sagte sie. „Naruto“, warf der Held sofort ein und streckte dem Mädchen seine Hand entgegen. „Ja... danke, Naruto...“ Sie errötete leicht und drückte seine Hand anschließend. „Na dann, achte mal besser auf den Boden – die Teile“ Er nickte zu der Flasche, „liegen hier überall rum!“ „Oh... ja, ähm... duhu...? Hast du vielleicht meine beste Freundin hier irgendwo gesehen? Sie ist ungefähr genauso groß wie ich und hat kurzes, braunes Haar.“ „Hmmm... nein, nicht, dass ich mich erinnere... Aber was für ein Zufall, auch ich suche jemanden – nämlich meinen besten Kumpel, echt jetzt!“ „Wie sieht er denn aus?“ „Na ja, um mal das Wort ‚gutaussehend’ zu vermeiden: schwarzes Haar, etwas kleiner als ich und baggert ohne mit der Wimper zu zucken ständig Mädchen an!“ Natürlich übertrieb Naruto maßlos, als er ‚etwas kleiner als ich’ sagte, denn es war höchstens ein Zentimeter. Den Rest machte schon immer die abstehende Frisur Narutos aus. „Du meinst aber sicherlich nicht Uchiha Sasuke, oder?“ „Doch, genau den meine ich!“ „Also heute habe ich ihn schon mehrmals gesehen... Aber etwa vor einer Stunde, oder so. Keine Ahnung, wo er jetzt ist.“ „Ach egal, danke trotzdem, hübsche Unbekannte!“ Und so kamen die beiden ins Gespräch. Wirklich ein tolles Ereignis und kaum zu glauben, dass leere Flaschen zu etwas anderem als Pfand nützlich sein konnten! Einige Minuten später saßen Naruto und das Mädchen, dessen Name Marion war, an einem ruhigen Plätzchen am Fenster im Flur. Marion war fast ständig am Lachen, da Naruto so prächtig gute Anekdoten erzählte, die sein Dasein, als allgemeiner Aufheiterungsclown betrafen. Selbiger erzählte diese witzigen Geschichten mit dem größten Enthusiasmus, den es gab, aber so langsam lenkte er das Thema doch noch in eine ganz bestimmte Richtung, denn umsonst gab es von seinem zur Abwechslung mal guten Humor, den er selten aus der verstaubten Kiste seines Unterbewusstseins herausholte, nichts. Sonst machte er nur Quatsch und stellte sich dumm an. „Du bist schon ein witziger Kauz!“, kicherte Marion. „Schön zu wissen, aber ich hoffe nicht, dass es an der Menge Alkohol liegt die du getrunken hast!“ „Oh, ganz sicher nicht – ich habe schon lange nicht mehr so ausgelassen gelacht!“ Naruto grinste mit einem charmanten Nebeneffekt. Eine kurze Stille legte sich zwischen die beiden Gegenübersitzenden. Marion wusste nicht, was sie sagen sollte, war leicht peinlich berührt, während Naruto sie aus den Augenwinkeln beobachtete, denn seinen eigentlichen Blick hatte er aus dem Fenster gerichtet. „Warum hat dich deine Freundin eigentlich alleine gelassen?“ „Sie wollte einen Drink holen... Aber… dann ist sie irgendwie nicht wiedergekommen...“ „Hmm… Ist ja seltsam. Passiert sowas oft?“ „Ja, eigentlich so ziemlich... Warum fragst du?“ „Nur so – hübsche Mädchen sollten nun mal nicht alleine gelassen werden!“ Sofort wurde Marion rot. „Na ja, jetzt bist ja du bei mir!“ Sie lachte beschämt auf – hah, sie war also gerne bei Naruto. Punkt eins abgehackt. „Stimmt! Wenn dich jemand dumm von der Seite anmacht, sag einfach mir Bescheid – der wird dann sein wortwörtlich blaues Wunder erleben!“ Und dann wieder eine Pause... „Sag mal, Naruto...“ „hm?“ „Macht es dir wirklich nichts aus, jetzt hier mit mir zu sitzen? Ich meine, wartet da keiner auf der Party auf dich, deine Freundin, oder so...“ Sogar Naruto fiel in dem Moment die „Billigkeit“ dieses Satzes auf. Natürlich, das Mädchen wollte wissen, ob der Uzumaki nicht zufälligerweise schon vergeben war und versuchte die Frage so indirekt wie nur möglich zu stellen. Leider war der Flirtversuch aber viel zu offensichtlich gewesen, nur dass es Naruto nicht störte, im Gegenteil – sie gab ihm nun die Möglichkeiten all seine Trümpfe der Höhe nach von der Hand zu legen und schön viele Augen zu sammeln, oder sollte man besser sagen „Augenblicke“? „Ach nein, ich wollte eigentlich mit meinem Kumpel einen drauf machen, aber der ist ja nicht aufzufinden. Warum dann also nicht neue Bekanntschaften schließen? Und selbst, wenn er jetzt angekrochen kommt, ich hab schon jemanden anderen, mit dem ich Spaß haben kann!“ Als Abrundung des Satzes grinste Naruto wieder. „Huch, jetzt habe ich ja nix von meinem Bier getrunken... Sag Bescheid, wenn ich zu viel labere!“ „Oh, nein, nein, ich amüsiere mich prächtig!“ „Gut, dann bin ich ja beruhigt, oder hättest du mich lieber draufgängerischer?“ Dem Mädchen entgleisten die Züge für einen kurzen Moment, als Naruto auch noch anfing zu lachen und die typische Denkergeste mit der Hand an seinem Kinn machte. „Nein, jetzt im Ernst – ich bin offen für alles!“ Das Gesagte verbesserte die Lage insofern, dass es statt weiterer entgleister Züge nur noch das Deutlichwerden einer bestimmten Farbe auf dem Gesicht Marions gab. „Oh, jetzt hab ich dich wohl etwas eingeschüchtert, sorry!“, murmelte Naruto mit einem lässigen Grinsen auf den Lippen, streckte den Arm aus, und fuhr mit seiner Hand durch Marions langes offenes Haar. So mutig hatte sich nicht mal er selbst eingeschätzt. Wäre das jetzt zu viel gewesen, dann würde er auch verstehen, wenn das Mädchen abhauen wollen würde. Allerdings: Wer nicht wagte, der nicht gewann... Als Marion sich nicht bewegte und nur abwärts auf das Fensterbrett starrte, beschloss Naruto, sich einfach vorzubeugen und nach einem kleinen Mustern von Marions Gesicht, diese einfach zu küssen. Als er das tat, erwiderte sie es sogar, zwar zögerlich und schüchtern aber dass sie es tat, ließ Naruto gute Hoffnungen schöpfen. Sanft drückte er mit seiner rechten Hand Marions Kopf gegen den seinen, sodass der Kuss intensiviert wurde. Eine ganze Weile saßen sie so da, wobei ein langsames Näherrücken natürlich nicht ausgelassen wurde. Irgendwann lehnte Marion kniend mit ihrer Vorderseite an Naruto, welcher beide Arme um ihre Taille geschlungen hatte und sie so an sich drückte. Langsam begann er ihren Körper zu erkunden, ganz behutsam... Wie hatte Sasuke es ihm beigebracht? Vorsichtig, und fließend, keine ruckartigen Bewegungen, genauso wie er es bei Sasuke gemacht hatte. Sasukes Worte waren doch, Naruto habe es gut gemacht. Dann hieß es ja, dass es ihm also gefallen hatte, oder? Sasuke... Das war wohl so etwas wie die Fortsetzung der Lehrstunde. Heute Morgen waren sich Sasuke und Naruto genauso nah wie Marion zu dem Uzumaki jetzt. Narutos Augen waren locker geschlossen und er genoss diesen ausgedehnten Kuss immer mehr. Naruto hatte nicht erwartet, sich so ruhig zu verhalten und war von sich selbst positiv überrascht. Es war so, als wäre Sasuke immer noch da und als wäre das Ganze nichts weiter, als eine lockere, lehrsame Angelegenheit. Marion drückte Naruto rückwärts und brachte ihn dazu, sich auf die Wand anzulehnen, sodass sie die Initiative ergriff. Ihre Hände strichen Narutos Brust entlang, öffneten geschickt die Knöpfe seines weißen, kurzärmligen Hemdes, fuhren darunter und strichen über die entspannten Bauchmuskeln. Aber nun begann sich Naruto doch irgendwie unsicher zu fühlen, als er feststellte, dass dies hier ganz und gar nicht eine Lehrstunde war, sondern purer Ernst. Das Mädchen wurde zwar stürmischer, übernahm immer mehr Initiative, schien ihn – Naruto – zu wollen. Aber war es denn richtig? Es fühlte sich so an, ja, aber er hatte auch das Gefühl ständig irgendetwas zu übersehen. Nein, eher hatte er Angst davor, womit auch dieses Unsicherheitsgefühl gekoppelt war. Was sollte er als nächstes machen, um Marion nicht zu verschrecken, beziehungsweise nicht zu enttäuschen? Worauf standen die Mädchen denn so? Und worauf stand dieser Fall hier, der selber immer mehr Unsicherheit anzusammeln begann, weil Naruto nicht mehr ganz so entspannt wirkte, wie zuvor. Aber Naruto konnte auch nichts dagegen tun. Es gab jetzt niemanden, der ihm die richtigen Tipps geben konnte. Und bitter musste der Uzumaki feststellen, dass er auf Sasukes Rat gerade irgendwie angewiesen war. Er brauchte Sasuke hier und jetzt. Eigentlich sogar mehr als dieses Mädchen, das sich auf ihm breit gemacht hatte. Er brauchte seinen Kumpel, um sich sicher zu fühlen. Seinen besten Freund brauchte er. Seinen Teme. Mehr aus dem Bedürfnis, nicht tatenlos rum zu sitzen strich Naruto mit seiner Hand Marions Rücken nach unten entlang. Die Fingerkuppen passierten den Gürtelsaum ihres Rockes und kamen am unteren Saum an, wo sie diesen nach oben schoben, um Marions Hintern vom Rock frei zu legen. Sie seufzte erregt, als er unter ihren Slip fuhr. So anfängerisch war er ja auch nicht mehr... Dank Sasuke? – Möglich... Sasuke... „Hey, Marion, lass uns irgendwo hin gehen, wo es gemütlicher ist...“, hauchte Naruto in den Kuss hinein. Im Mondlicht sah er nur, wie Marion zögernd nickte und wieder rot wurde. Einerseits hätte Naruto heulen können – endlich hatte er ein Mädchen gekrallt, ohne sich besonders große Mühe zu machen. Endlich würde er keine Jungfrau mehr sein und endlich würde er nicht mehr hinter Sasuke zurück stehen, was schon ein paar Jährchen der Fall war. Doch andererseits machte es ihn traurig, dass dies hier nicht Sakura war. Und auf der dritten Seite lag noch diese Unsicherheit. Er hätte Sasuke mehr ausfragen, hätte mehr Tipps herauslocken sollen. Aber so war er ganz auf sich alleine gestellt. Mit einem Satz: er übertrieb es maßlos mit den Sorgen. Gerade wollte Naruto zusammen mit Marion aufstehen und irgendwo anders hin gehen, da ertönte urplötzlich eine weibliche Stimme hallend im Flur: „Marion? Maaaaarioooon?! Bist du hier irgendwoooo?! Maaaariiiiiooon!!“ Die Gerufene schreckte sofort auf, drehte ihren Kopf in die Richtung, aus der die Stimme kam und starrte in die Dunkelheit. Naruto dagegen war noch immer von der vorherigen Situation betört und fühlte sich etwas hibbelig. Zwar auch etwas sehnsüchtig, aber dennoch zum größten Teil zufrieden. „Das ist deine beste Freundin, stimmt's?“, fragte er mit leiser Stimme. „J-ja, sie ist bestimmt gleich um die Ecke und sieht uns... aber was soll's?“ Naruto nickte auf diesen Satz hin mit einem sanften Lächeln auf den Lippen. Es passierte genau so, wie Marion vorhergesagt hatte. Das Mädchen, der die Stimme gehörte, kam auch schon um die Ecke geschlichen und blieb einige Meter vor dem Fenster, auf dessen Fensterbrett Naruto und Marion saßen, stehen. „Hey, Kitsu, was gibt’s?“, fragte Marion ihre beste Freundin. Diese machte den Mund auf, um etwas zu sagen, verengte dann jedoch ihre Augen, um besser erkennen zu können, wer sich da noch außer Marion befand, und erstarrte in allen ihren Bewegungen. „Marion – bist du irgendwie...?!“ „Was denn?“ „Sag mal, machst du da gerade mit Naruto rum?“ „Äh... j-ja... warum fragst du?“ Naruto kannte das Mädchen nicht, das über ihn scheinbar eindeutig Bescheid wusste. Er sah und hörte nur, wie das Mädchen namens Kitsu plötzlich anfing zu lachen. Aus Verwunderung hob er eine Augenbraue in die Höhe, während Kitsu ihre Freundin zu sich winkte. „Komm mit Marion, das hier ist nichts für dich!“, sagte das Mädchen. „A-aber...“, wollte Marion protestieren, wurde jedoch unterbrochen. „Komm schon, ich erklär‘s dir einfach später! Mach hinne, los.“ „Was soll das, Kitsu, oder wie du heißt? Du kannst doch nicht einfach so ankommen, wann du willst, und entscheiden, was jetzt passieren soll!“, mischte sich Naruto ein, schließlich war es sein gutes Recht. „Von dir brauche ich mir nichts sagen zu lassen, Naruto!“, erwiderte Kitsu sofort und machte keine Anstalten weiter auf den Blonden einzugehen. „Komm Marion! Oder ich gehe mit Kiba und Masao jetzt alleine nach Hause!“ Auch wenn das nun ein sich widersprechender Satz war, den Kitsu da von sich gegeben hatte, so mangelte es keineswegs an Wirkung bei Marion. Diese war hin- und hergerissen, wurde aber offensichtlich von Kitsus Befehl mehr angezogen, als vom Drang, zu bleiben. Schnell stand sie auf, drehte sich kurz noch mal zu Naruto, um ihm ein leises „Sorry“ zu zu murmeln und gleich darauf schnellen Schrittes hinter Kitsu her zu rennen, die bereits wieder um die Ecke gebogen war. Verdattert saß Naruto da und starrte auf die Ecke des Schulflures, hinter der die beiden Mädels verschwunden waren. Enttäuschung... Einfach so... Aber das war noch nicht einmal genug... „Sag mal, spinnst du?“, hörte er die entfernte Stimme von Kitsu hinter der Ecke. „Warum denn, was habe ich denn falsch gemacht?“, vernahm Naruto nun Marion. „Du hast mit Naruto rumgeknutscht!“ „Ja und?“ Kitsu schnalzte laut und theatralisch mit der Zunge. „Aber doch nicht mit NARUTO!“ „Aber ich dachte-“ „Er ist einfach mal der Clown – überhaupt nicht cool und absolut strohdumm!“ „W-wirklich?“ „Ja, er ist ein Vollidiot – ich kann nicht verstehen, wie Uchiha-kun sich mit ihm abgeben kann – Naruto ist eine absolute Null, und meine beste Freundin gebe ich einer solchen Null nicht her, klar?!“ Ein direkter Schlag ins Gesicht. Nein, in den Magen. Nein, gar unter die Gürtellinie. Wie eine unbewegliche Puppe saß Naruto auf dem Fensterbrett. Die sich entfernenden Schritte hörte er nicht mehr. Das Einzige, was ihm durch den Kopf ging, waren die Worte von Kitsu. Clown. Nicht cool. Strohdumm. Vollidiot. Absolute Null. Unfair, das war einfach nur unfair! Naruto neigte seinen Kopf, presste die Zähne aufeinander, ballte die Hände zu Fäusten. Aber doch nicht mit NARUTO! Natürlich – er war ein immer gutgelaunter Clown, Witzbold, eine nervige Labertasche. Mit so einem gaben sich die Mädchen nicht ab. Natürlich! Selbstverständlich! Und dennoch unfair. Ungerecht. Aber was sollte es schon? Er selbst hatte dieses Bild von sich erschaffen. Er selbst hatte sich so verhalten. Er selbst war daran schuld, dass man so von ihm dachte. Er selbst war schuld daran, dass die Mädchen kein Interesse an ihm zeigten. Und er selbst wiederum war auch schuld, dass Sasuke ihn nun abwies. Nun brauchte er ihn so sehr wie noch nie zuvor. Naruto wollte, dass Sasuke einfach nur da war, einfach bei ihm, ihn einfach unterstützte. Ihm irgendetwas sagte, das ihn einfach aufmunterte. Oder einfach nur da saß und nichts tat. Bloße Anwesenheit hätte ja schon gereicht. Aber Naruto war schuld daran, dass Sasuke nun nicht da war. Naruto hatte seinen besten Kumpel verletzt, ihn wegen einem Mädchen vernachlässigt, hatte ihn vergessen, hatte ihn zur Veränderung gezwungen. Und nun war Sasuke nicht da. Niemand war da. Alle waren weg, nur drei Sachen nicht: Schuld, Einsamkeit, und Schmerz. Aber da Naruto sich nun selbst die Schuld aufgehalst hatte und sich damit abfand, blieb ihm nichts anderes übrig, als diese Schuld zu verarbeiten. Dann war es also eine Art Schicksal, mit dem er fertig werden musste. Das würde er schon irgendwie, dessen war er sich absolut sicher, aber eine Zeit lang würde die Traurigkeit ihn wohl noch begleiten. Trotzdem war es immer noch Zeit für die Party. Naruto musste wieder fröhlich sein – gut gelaunt, wie immer. Er musste seiner Rolle entsprechen. Er musste es einfach. Lächeln, einfach lächeln, dann war alles wieder bestens. Aber Naruto konnte jetzt nicht lächeln. Auch wenn er schuld war und auf niemanden beleidigt sein konnte. Auch wenn es Partyzeit war und er ganz sicher noch eine Chance hatte, mit einem anderen Mädchen zu flirten. Auch wenn jeder im Grunde auf sich alleine gestellt war. Trotzdem. Zu verlassen fühlte sich Naruto. So musste sich bestimmt auch Sasuke gefühlt haben. Einsam, verlassen... Aber hey, was dachte er sich da? Das war doch total übertrieben! Im Gegensatz zu dem, was er Sasuke angetan hatte, war das hier doch bestimmt noch gar nichts! Er musste das alles wieder gut machen, dann würde Sasuke bestimmt wieder sein bester Kumpel werden. Dann würde Naruto nicht mehr allein sein. Und zu denken, dass kein Mädchen ihn mochte war auch sinnlos und bestimmt absolut ungerechtfertigt. Er sollte eben aufhören, sich ständig mit seinem besten Kumpel zu vergleichen. Solche Gutaussehende gab es immerhin selten auf der Welt. Naruto seufzte nun etwas erleichterter. Die Gedanken heiterten ihn auf. So etwas konnte er gut: sich selber etwas einreden, sich künstlich wieder zu guter Laune zu zwingen, ein frohes Grinsen aufzusetzen... Er tat das mit dem Drang kämpfend, auf seinem Gesicht wieder die Trauer einziehen zu lassen. Erst sah sein Lächeln gestellt aus, künstlich und fremd. Aber nach und nach lebte es sich auf seinen Lippen ein. Keine Spur von seinem inneren Zustand war mehr zu sehen. Und die Sache mit Sakura sollte er auch nicht so zu Herzen nehmen. Natürlich war sie sich unsicher. Das war doch verständlich, schließlich lief sie auch Gefahr, sich mit seiner Blödheit anzustecken. Verdammt, wieder ein Stich ins Herz. Versuch gescheitert. Aber Naruto gab nicht auf, seine Laune wiederherzustellen. Er arbeitete sich mühsam voran, überwand das Zittern der Lippen und damit das bröckelnde Lächeln. Es ist doch noch gar nichts verloren! Er würde sich um Sakura weiter bemühen und dann würde sie endlich sehen, dass er der Richtige für sie war. Ja, aber natürlich würde sie das! Ganz bestimmt! Ganz sicher! Lächeln, nur weiter lächeln musste man, dann würde alles wieder normal werden... Mit einem erlösenden Seufzer wurde die Trauer fürs Erste aus Naruto verdrängt. Er würde es schon auf die Reihe bekommen, alles wieder gerade hinbiegen. Dass Sasuke das eigentliche Arschloch war, kam ihm nicht einmal im Entferntesten in den Sinn... Kurz strich Naruto mit der Handinnenfläche über sein Gesicht und sah wieder wie immer munter aus. Zuerst einmal brauchte er Alkohol, oh ja! Er sah einmal nach rechts, dann nach links und stellte fest, dass die Party sich inzwischen in verschiedene Räumlichkeiten verlagert hatte. Rechts um die Ecke dröhnte immer noch gedämpft die Musik aus dem Hauptpartyraum. Dagegen wanderten im großen Flur irgendwelche betrunkenen Gestalten. Da war deutlich weniger los, aber dafür war das womöglich viel interessanter, gemütlicher und vor allem informativer. Schließlich galt es ja jetzt, Sasuke zu finden. Vielleicht haben die Mädchen den Armen wieder irgendwo in eine Ecke getrieben, von wo er jetzt nicht mehr weg kam. Aber die kleinen, im Flur verteilten Mädchenanhäufungen zeugten davon, dass dem wohl nicht so war. Naruto trottete zu einem kleinen Mädchenkreis, der, wie es aussah, Wettsaufen veranstaltete und fragte von vorne herein, ob sie wüssten, wo sich Sasuke befand. Ein Schulterzucken ging durch die Runde. Verdattert blickte Naruto von einem Mädchen zum anderen. Wenn diese Wesen nicht wussten wo Sasuke war, dann konnte es nichts Gutes bedeuten, denn sonst war es ja immer der Fall. Aber vielleicht hatte ihnen der Alk nur ordentlich die Birne zugenagelt. Wie auch immer, weiter suchen stand an. Weiter ging's. Nächste Station waren zwei Typen, die auf dem Boden saßen und gerade kifften. Naruto, der es geschafft hatte, den Mädels eine Flasche Gin zu klauen, lief zu den beiden qualmenden Jungs rüber und fragte sie das Gleiche. „Soweit ich gehört habe ist er in nem Raum sitzt“, sagte einer der beiden, worauf der andere erst einmal über die absolut verkehrte Satzstruktur des anderen lachte. Toller Tipp: in einem Raum, in dieser Schule hier. Sollte Naruto jetzt alle 400 Räume durchsuchen? Dass er nicht lachte! „Könnt ihr nicht etwas konkreter werden?“, fragte er dann vorwurfsvoll und räusperte sich nachträglich, um wieder im Zentrum der vernebelten Aufmerksamkeit der beiden Kiffer zu landen. „Hahahahaha 'konkreter', hahahahaha. Du bist echt lustig, Naruto!“ Okay, die beiden waren wohl nicht mehr ansprechbar. Nach einem Schluck aus der Gin-Flasche trottete Naruto deshalb einfach weiter durch den Gang. „Was echt?“, vernahm der Uzumaki dann die interessierte, aber leicht verschüchterte Stimme eines Mädchens. „Ja doch, im Physik Vorbereitungsraum!“, kicherte ein anderes Mädchen und als Naruto nah genug dran war, sah er, dass die beiden Mädchen rot angelaufen waren und sichtlich peinlich berührt. „Was ist denn da, im Vorbereitungsraum?“, fragte Naruto mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht. Eines der Mädchen erschrak und versteckte sich hinter dem anderen. „Hinata, das ist doch bloß Naruto!“, versuchte das andere Mädchen ihre Freundin zu beruhigen. Diese war allerdings sehr verstört und schaute Naruto mit ihren großen, schüchternen Augen an. Der Blondschopf war anfangs ziemlich irritiert, lenkte jedoch seine Aufmerksamkeit auf die Antwort des näher zu ihm stehenden Mädchens. „Verraten wir nicht!“, sagte die junge Frau und verschränkte die Hände frech vor der Brust, während sie anfing zu lachen. „S-sei d-doch nicht so ge-gemein, Tenten...“, murmelte Hinata verlegen und wurde noch röter ums Näschen. „Ach komm schon, der muss sich schon etwas anstrengen, wenn er die Antwort haben will, sonst macht’s doch keinen Spaß!“, kicherte Tenten, aber als sie wieder zu Naruto schauen wollte, entdeckte sie nur einen leeren Platz vor sich. Der Gute war schon längst unterwegs zum Physik Vorbereitungsraum, denn seine Neugierde war ins Unermessliche gestiegen. Da konnte er doch nicht auf eine Antwort warten, die er sich auch noch erkämpfen sollte, also wirklich! Natürlich waren ihm deshalb auch die verstohlenen Blicke von Hinata nicht aufgefallen... Aber Mister Uzumaki hätte es wohl besser durchdenken sollen, denn als er bei dem Raum angekommen war und die Tür ruckartig aufzog, hörte man sofort ein weibliches Stöhnen aus dem Raum dringen. Gleich darauf folgte ein abrupter Laut des Schreckens. „Waaaaaaaaaah, verschwinde hier!“, schrie jemand mit einer unverkennbaren Stimme. „Karin?!“, brachte Naruto entsetzt heraus, als er ihre Stimme identifizierte. Na super, er dachte, dass es da was Interessantes zu sehen gäbe, aber dabei war es nur Karin, die mit jemandem poppte. Wunderbar! Naruto seufzte gereizt. „Sorry sorry, ich verpiss mich ja schon...“, sagte er, aber ehe er das Gesagte in die Tat umsetzen konnte hielt ihn eine andere Stimme zurück. „Naruto?!“, ertönte diese Stimme, die der eines gewissen Uchihas zum Verwechseln ähnlich war und ein ungewohntes Anzeichen einer Schrecksekunde in sich trug. Narutos Augen weiteten sich und wurden am Ende so groß, dass sie beinahe nicht mehr auf das Gesicht passten. „S-sasuke...?!“, stotterte Naruto mit einem vollkommenen Schock. „Verpiss dich endlich!!“, kreischte Karin irgendwann zwischendurch. „S-sasuke... d-das bist doch nicht wirklich du, oder?“ rief Naruto und tat das Falscheste, was er je in diesem Moment hätte machen können – er tastete nach dem Lichtschalter und machte das Licht an... Karin kreischte unheimlich laut und grell während Naruto damit kämpfte, seinen Kieferknochen unter Kontrolle zu behalten und nicht auf den Boden knallen zu lassen. Sasuke – nackt wie der Himmel ihn geschaffen hatte – lag mehr oder weniger auf Oshimizu Karin drauf, beide Hände an ihren Seiten vorbei auf der Oberfläche einer Couch abstützend uns sich auf diese Weise von besagter Sitzgelegenheit wegstemmend. Seinen Körper zierten zahlreiche Kratzer, Lippenstiftalbdrücke und Knutschflecke, die entlang seiner Brust und seines Rückens nach unten hin wanderten. Und dann noch dieser erschrockene Blick. Nein, erschrocken war für Sasuke Uchiha nicht das richtige Wort. Er schaute einfach nur mit geweiteten Augen drein und dieser kleine Schock ließ auf seinem Gesicht die Züge eines Unschuldigen weiden. „N-naruto...!“, wiederholte er atemlos. Angesprochener konnte nicht realisieren, was er da gerade sah, oder besser gesagt realisierte er es sehr wohl und schaute gerade deshalb absolut ungläubig drein. Lange genug starrten sie sich so in die Augen. Sasuke unterdrückte den allseits bekannten und auf der Zunge liegenden Satz „Es ist nicht das, wonach es aussieht!“, stieß sich von der Couch weg, riss ungeschickterweise Karin mit sich, die mit ihren Beinen immer noch seine Hüfte umschlungen hatte, und gemeinsam fielen sie zu Boden, wo Sasuke es schaffte irgendwie abzurollen und nach irgendeinem Kleidungsstück zu greifen, um sich, nachdem er sich von Karin wegstieß, zu bedecken. Schließlich blickte er schnell wieder zu Naruto, welcher immer noch im Türrahmen stand und das ganze bewegungslos anstarrte. Nicht, dass es Sasuke peinlich war, dass Naruto ihn nackt sah – um Gottes Willen – aber die ganze Situation war einfach nur unmöglich schlimm. Warum musste der Uzumaki gerade jetzt auftauchen? Jetzt, wo er mit Karin drauf und dran war, zu vögeln! „N-naruto!“, presste Sasuke nochmals den Namen seines Kumpels aus sich heraus. „Oh. Mein. Gott. Sasuke – d-du hast w-wirklich mit Karin geschlafen?!“ brachte Naruto nur zustande und zeigte abwechselnd mit seinem Zeigefinger auf die Oshimizu und den Uchiha, die beide nicht ganz wussten, was sie nun tun sollten. „Ich... Naruto... Ich...“ Dem sonst so gelassenen Uchiha fehlten schlicht und ergreifend nicht nur die Worte der Verteidigung an sich, sondern auch die Position, denn in Bruchteilen von Sekunden verstand er, was Naruto damit meinte. „Spinnst du?! Bist du noch ganz bei Trost?! Dass du mit Temari schlafen wolltest, ging ja noch, aber jetzt auch noch dein oller Fanclub?! Bist du krank?!“, fing Naruto plötzlich an zu schreien. „In fünf Minuten aufm Männerklo im oberen Stock. Und wehe, du kommst nicht, Mistkerl!“ Mit diesen Worten stürmte Naruto aus dem Raum. Wie konnte Sasuke nur auf solch ein niedriges Niveau sinken? Wie konnte er nur?! Naruto hatte nichts gegen Karin persönlich, aber er wusste sehr wohl, dass Sasuke etwas gegen sie hatte! Wie konnte der Uchiha seinen knackigen Körper an so eine – wie Sasuke sagen würde – Bitch vergeben und dabei keinen Funken Stolz zu haben, es nicht zu tun?! Oshimizu veranstaltete zwar ganz coole Partys, aber ihre Einstellung zu Sasuke war genauso schlimm wie die Inos. Genau das, was der Uchiha so hasste. Doch scheinbar warf er all seine Prinzipien einfach so über Bord, dieser Bastard! Stolz und wütend marschierte Naruto durch den Korridor zur Treppe, stieg diese empor zur nächsten Etage, riss die Tür zur Männertoilette auf, machte dort das Licht an und verschanzte sich hinter den Spülbecken. Das mit Sasuke durfte doch einfach nicht wahr sein! Aber warum hatte Mister Uzumaki denn eigentlich so überreagiert? Das war doch bloß Sasuke mit seinen eigenen Angelegenheiten. Da hatte sich Naruto einfach nicht einzumischen. Und doch fiel es ihm ziemlich schwer, es nicht zu tun, oder gar daran zu denken, es nicht getan zu haben. Auf dem Fliesenboden sitzend, die Beine angezogen und die Unterarme darauf gelegt, verweilte Naruto einige Zeit lang. Er seufzte und ging im Kopf noch mal die Szene durch. Dieser, ja, man konnte schon sagen ‚missbrauchte’ Körper Sasukes konnte der Uzumaki einfach nicht aus seinem Kopf schmeißen. Nicht, dass Naruto es hässlich fand, oder so, aber es beschmutzte den Uchiha irgendwie einfach. Was hatte dieser sich nur dabei gedacht? Wie konnte er nur Karin in den Physik Vorbereitungsraum schleppen und sie dort flach legen? Sie lagen noch nicht einmal in irgendeiner überaus interessanten Stellung, sondern ganz normal eben. Sasuke mit seinem nackten Knackarsch oben und Karin mit ihrem ‚Nuttenkörper‘ unten... Das Naruto solche beleidigenden Begriffe für Oshimizu einfallen würden, hätte er selbst gar nicht geahnt. Und dass ihm das ganze so unter die Haut ging, das hätte er von sich selbst nicht einmal ansatzweise gewusst. Er verdeckte mit beiden Händen sein Gesicht, rieb es und kniff währenddessen die überdeckten Augen zusammen. Dieser ertappte, unschuldig wirkende Blick Sasukes raubte Naruto die letzte Selbstbeherrschung. Die Erinnerungen an die Situation und an Sasuke, wie er in diesem Moment seinem Tun nachging, konnte ihm einfach nicht mehr entfliehen. Insbesondere haftete Sasukes Körper in der Endlosschleife der Gedanken. Dieser Körper, dieser perfekte Körper – einfach nur grausam, was mit ihm gemacht wurde. Und gleichzeitig war es das, was Naruto, aus welchem Grund auch immer, am meisten bei der ganzen Sache gefiel. Es sah einfach nur heiß aus. Unglaublich, dass man das als solches bezeichnen konnte, aber so war es nun mal. Diese ganzen Knutschflecke und so, sie machten aus Sasuke doch noch einen Menschen, irgendwie... kein göttlich perfektes Wesen, wie der Uchiha sonst immer zu sein schien. Nautos Augen weiteten sich und er starrte eine Fliese an, aber dann spürte er etwas ganz Seltsames, Feuchtes und unangenehm Riechendes seine Oberlippe entlang gleiten. Mit den Fingerspitzen der linken Hand fasste er umgehend dort hin und als das feuchte Gut auch daran kleben blieb, besah er es sich. Es war Purpur-rot, und roch verdächtig metallisch. Das konnte einfach nichts anderes sein als: „Blut?!“, stieß Naruto in einem einzigen Schrei aus. Verständnislos begutachtete der Blondschopf die Flüssigkeit auf seinen Fingern. Was hatte Blut da zu suchen?! Sofort fuhr Naruto hoch, sprang mit einem Satz zum Waschbecken und besah sein Gesicht im Spiegel. Nasenbluten?! Warum hatte er Nasenbluten?! Warum, zur Hölle, hatte er verficktes Nasenbluten?! Schnell wischte er sich die dunkelrote Flüssigkeit mit dem Handrücken von der unteren Region der Nase und der Oberlippe. Unglaublich – bei dem Gedanken an Sasukes perfekten, aber ‚misshandelten’ Körper bekam er Nasenbluten! Von diesem vollkommen bescheuerten Gedanken bekam Naruto, verdammt noch mal, Nasenbluten! Er bekam NASENBLUTEN, OKAY?! Nein! Ganz und gar nicht ‚OKAY‘! Hastig schaltete er das Wasser an und wusch sich das Restblut ab, sodass davon keine Spur mehr zu sehen war. Was für einen Schwachsinn erlaubte sich da nur Narutos Nase?! Natürlich hatte er schon mal Nasenbluten gehabt als er das erste Mal ein Pornomagazin zwischen die Finger bekam, zum Beispiel, aber was hatte denn sein Nasenbluten mit Sasukes Sexualleben zu tun?! Eigentlich doch gar nichts, oder? Die Tür flog auf und Sasuke höchst persönlich erschien abgehetzt im Türrahmen. Und das keine Sekunde zu früh, denn Naruto war davor noch dabei, sich das gewaschene Gesicht abzutrocknen. „Naruto!“, rief der Schwarzhaarige schwerer Stimme. „Wer sonst, Sasuke...?“, murmelte Naruto missgelaunt zurück. „Naruto... wo warst du denn so lange?“ „Ach, hast du deshalb alles flachgelegt, was dir heute schöne Augen gemacht hat?!“ „Ich...“, wollte Sasuke sich rausreden, fand aber wieder keine Worte. Naruto stand mit dem Rücken zu ihm gekehrt und stützte sich mit beiden Händen am Spülbecken ab, während er den Uchiha durch den Spiegel finster musterte. „Boah, das habe ich von dir echt nicht erwartet, Teme!“ „Mann, das sind meine Angelegenheiten, ich fick jeden, den ich will, klar?!“ brummte Sasuke, den Narutos Laune langsam zu nerven begann. „Ja, klar! Deinen Stolz scheinbar auch, du Schürzenjäger!“ „Tss, musst du gerade sagen, Jungfrau Maria!“, kam Sasukes Verteidigung wie aus einer Pistole geschossen. „Wie bitte, du Feigling?“ „Du hast mich schon verstanden, Loser!“ „Bastard!“ „Vollidiot!“ „Notgeiles Arschloch!“ „Tss, kleine Null!“ „Selber ‚Null’!“ „Im Gegensatz zu dir, nicht!“ Naruto machte den Mund auf, um etwas zu sagen, verstummte aber ehe ein weiterer Ton seinen Mund verlassen konnte. Gegen Sasuke kam er ja doch eh nicht an. „Woher weißt du, dass ich noch Jungfrau bin?“, fragte er daraufhin leicht frustriert, aber mit einer wieder ruhigen Stimme, um das Thema zu wechseln. Sasuke, der mit geballten Fäusten am selben Fleck wie vorher stand, riss die Augen noch weiter auf, als sie es sowieso für seine Verhältnisse schon waren. Ein plötzlicher Schwall an Panik überkam ihn, er fasste sich jedoch wieder, schaute schräg nach links und antwortete nuschelnd: „War geraten...“ Er konnte ja schlecht sagen, dass er mit Sakura darüber ausgiebig geredet hatte. „Verstehe...“, meinte Naruto im selben Ton. „Ist mir wohl anzusehen, was? Vergessen wir einfach das Ganze, du Blödmann.“ „Okay...“, seufzte Sasuke erleichtert. „Gut...“ „Fein...“ Eine Pause entstand, in der keiner von beiden den jeweils anderen anschauen wollte. „Wie lange wartest du schon auf mich?“, erhob Naruto schließlich das Wort. Sasuke zählte innerlich die Mädchen, die er heute hatte, an den Fingern ab. „Zu lange...“, war das Ergebnis seiner Überlegungen. „Und wer musste schon alles dran glauben?“ Die Neugierde des Blondschopfes war selbst durch das mürrische Gesicht noch zu sehen. „Mmh... auch Temari...“ Naruto grinste und ein leises Kichern ertönte dann, als er seinen Kopf neigte sodass man sein Gesicht nicht mehr sah. Erleichtert musste Sasuke feststellen, dass Naruto nicht mehr ganz so wütend war. Leise lachte dann auch er auf, wonach er zu Naruto ging, der sich inzwischen einfach auf den Boden gesetzt hatte, und sich rechts neben ihm niederließ. Die Atmosphäre entspannte sich ein bisschen. „Ou Mann... Immer wenn ich ein Mädchen aufgable, kommt irgendwas dazwischen...“, gab Naruto irgendwann mit einem Ironie-des-Schicksals-erkennenden Blick von sich. Sasuke fand darauf kein cooles Wort und schwieg deshalb nur. Innerlich wütete in ihm ein Orkan an verschiedenen Gefühlslagen. Einerseits war er froh, dass Naruto endlich da war, in etwa so, wie sich ein fünfjähriges Kind auf Zuckerwatte freute. Aber gleichzeitig war da ständig diese Spannung, dass alles rauskommen könnte. Und dann noch dieses seltsame Aufgeregtsein, weil Naruto ihn auf diese Weise ‚ertappt’ hatte. Er wusste selbst nicht warum, aber er hatte ganz gewaltig was dagegen. Vielleicht weil er nicht wusste, was Naruto jetzt noch davon hielt und wie es nun weiter mit der schon eh wackeligen Freundschaft gehen würde. Dabei störte ihn nicht der Fakt, dass der Akt unterbrochen wurde, sondern viel eher, dass Naruto so seltsam enttäuscht von ihm war. Jetzt bereute er es, mit Karin was angefangen zu haben, und verstand sehr wohl was Naruto damit meinte, wenn er sagte, Sasuke habe keinen Stolz mehr. Peinlich war das. Der Uchiha war an diesem Tag eben zu einer männlichen Schlampe mutiert und das störte ihn nun selbst wahrscheinlich mehr als inzwischen Naruto. Der Uzumaki hatte ihm nur den Anstoß dazu gegeben aber nun war dieses Unbehagen ins Unermessliche gestiegen, ganz zu schweigen davon, dass sich Sasuke nun einen Kopf darüber machte, weshalb er überhaupt mit all den Mädchen geschlafen hatte. Das Ganze war irgendwie vollkommen ausgeartet... Klar, er hatte Beschäftigung gesucht, er wollte sich den Fanclub für einige Zeit vom Hals schaffen und so weiter, aber Fakt war, dass er dafür eine sehr ungünstige Lösung ausgesucht hatte. Eine sehr, sehr niveaulose Lösung vor allem. Und nun fand er nicht einmal eine Rechtfertigung vor sich selbst! „Hey, aber immerhin hattest du ein Mädchen abgeschleppt und kein Korb gekriegt, oder?“ Endlich hatte Sasuke zu Worten gefunden und versuchte das Thema über sich selbst in den Hintergrund zu rücken. „Ja, schon... Sie war auch ganz süß... Ich hatte dann echt ein sicheres Gefühl bei ihr, aber dafür bin ich jetzt umso unsicherer.“ Aus den Augenwinkeln sah Naruto Sasukes fragenden Blick und antwortete deshalb rasch: „Ich glaub, ich war einfach zu schnell und zu draufgängerisch... Sie war etwas eingeschüchtert, weißt du?“ „Unsinn – die hat bestimmt drauf gestanden.“ „Na wenn du’s sagst, Mister „Ich-leg-alle-flach“. Du kannst leicht reden bei deinem Aussehen.“ „Ja, du bist so hässlich Naruto – wahrscheinlich wirst du nie eine abkriegen!“, spottete Sasuke ironisch, während er die Augen verdrehte. „Das meinte ich doch gar nicht! Sag mal, was denkst du da nur von mir?! Ich verlange doch kein Mitleid!“ „Hat sich aber grad so angehört! „Darf man hier nicht realistisch sein?“ „Du und realistisch? O-okay…?“ Sasukes Augenbrauen wanderten bei diesem Satz in die Höhe. „Was ich meine, ist einfach, dass es bisher immer so war: Du bekommst jede die du willst und ich krieg nichts auf die Reihe. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich alles richtig gemacht habe, weil ich einfach zu wenig Erfahrungen habe, aber alles, was du für mich übrig hast sind taube Ohren!“, beschuldigte Naruto seinen besten Freund, der nicht ganz wusste, was er eigentlich hätte machen müssen. „Was soll ich bitteschön tun, Mann?“ „Na ja, keine Ahnung mir beistehen, Tipps geben – so wie gute Kumpel das eigentlich machen. Wie heute Morgen zum Beispiel!“ Naruto gestikulierte mit seinen Händen und versuchte sich klar auszudrücken, aber scheinbar verlangte er zu viel von sich selbst. Zu klug nur, dass Sasuke glücklicherweise auch zwischen den Zeilen bei dem Uzumaki lesen konnte. „Dann musst du aber schon genau sagen, was du wissen willst, oder denkst du ich bin ein Hellseher?“ „Ach vergiss es!“, Naruto winkte ab. „Nee, so geht das nicht, Freundchen! Erst Aufstand veranstalten und jetzt so’n Gezicke? Da hab ich keinen Bock drauf und das weißt du!“ „Tja, Pech gehabt...“ Sasuke legte die Stirn in Falten und strich sich durch das Haar mit der Hand. „Los, mach schon, was willst du wissen?“ „Keine Ahnung, Mann!“ „Ob du alles richtig gemacht hast, oder was?“ Als Antwort bekam Sasuke nur ein Gesicht zu sehen, das sich von ihm mit einem schmollenden Ausdruck wegdrehte. Naruto starrte, schräg nach links unten und fixierte eine schmutzige Bodenfliese, die er vorhin schon irgendwann mal angestarrt hatte. „Na dann erzähl mir doch erst mal, WAS du überhaupt gemacht hast, okay Mann? Wie soll ich denn dein Verhalten kritisieren, wenn ich keine Ahnung habe, was da überhaupt lief, hm?“ Schweigen. „Hey, schau mich wenigstens an, wenn ich mit dir rede, verdammt nochmal!“, zischte Sasuke, streckte seine linke Hand aus, schnappte Narutos Kinn und drehte dessen Kopf zu sich. Die Blicke trafen sich. Einen Moment herrschte Totenstille. Aber nur Einen… Denn plötzlich, aus heiterem Himmel, ganz unerwartet und ungeahnt – zwei zu unterdrückende Lachanfälle brachen zwischen je beiden Lippen der Jungs aus. „Ou Mann, dein Gesicht – zu komisch!“ quiekte Naruto auf eine nasale Weise während er versuchte sein Feixen unter Kontrolle zu bekommen. „Schau erst mal Deins an!“, presste Sasuke heraus unter größter Bemühung, das nicht gerade kleine Grinsen auf seinem Gesicht zu verbergen. Er neigte seinen Kopf und das Unterdrückte stürzte aus seinen Lungen heraus. So herzhaft hatte er schon lange nicht mehr gelacht. So, dass es ihn schon im Bauch kitzelte. Narutos Lachen indes drückte sich durch seine Hand, die er auf seinen Mund gelegt hatte hindurch, schaffte jedoch letzten Endes die Mauer ganz zu durchbrechen und so richtig die Meinung über die ganze Situation zu verkünden. Unendlich witzig, so witzig – zum Lachen, einfach nur zum Lachen! Herrlich! Langsam und sich hinziehend verklang das schallende Gelächter beiderseits. Die beiden Jungs hielten sich die schmerzenden Bäuche und kämpften gegen die Krämpfe in ihren Mundwinkeln an. Weshalb hatten sie überhaupt gelacht? Das wussten sie selbst nicht einmal mehr. „So, wo waren wir stehen geblieben?“, fragte Sasuke und wischte sich mit dem Zeigefinger die Lachtränen aus den Augen. „Äh... ist jetzt egal...“, murrte Naruto, dem das Grinsen plötzlich wieder vergangen war. „Nein, ist es nicht“, ging Sasuke darauf ein. „Du bist heute ziemlich gesprächig weißt du das?“ „Lenk nicht vom Thema ab.“ Mist, Versuch gescheitert, dachte sich Naruto. Er schaute wieder einmal zum gefliesten Boden und schnaubte leise. „Hey, ich will dich damit jetzt nicht nerven... okay?“, murmelte er. Sasuke seufzte genervt, wie er es immer tat, wenn ihm Narutos Getue zum Halse heraus hing. „Vollidiot. Was du gerade abziehst, nervt mich, nicht das Andere – dafür sollten Freunde doch… eigentlich… da sein, oder etwa nicht?“ Naruto schaute auf. Ihm brannte es auf der Zunge, zu sagen, wie sehr er Sasuke für diese seltenen Worte dankbar war. Wie sehr es ihm leid tat, dass er ihn vernachlässigt hatte, wie stark er sich freute, dass Sasuke die Freundschaft immer noch vollkommen unterstützte. Die Lippen zitterten ihm sogar leicht, so sehr wollte es aus ihm hinaus, aber Sasuke redete viel schneller weiter, als Naruto Zeit hätte, all diese Gedanken auszusprechen. „Okay“, seufzte Sasuke und rieb sich die Stirn mit den Fingerkuppen der rechten Hand, „dann fangen wir eben damit an, wofür ich dir keine Tipps geben kann“, sagte der Uchiha, um die Sache endlich einzugrenzen. Das Tänzchen um den heißen Brei stand ihm nämlich schon gehörig bis zum Halse und er wollte endlich die Sache aufklären. „Es gibt eigentlich nur zwei Sachen, okay? Erstens kann ich dir keine Tipps zum Küssen geben und zweitens kannst du alles vergessen, was mit Sex zu tun hat.“ Das Gesagte ließ Naruto mehrmals blinzeln und den Kopf schief legen. „Was? Warum denn nicht?“, fragte er verständnislos und spitzte die Ohren, um Sasukes Erklärung darauf gut verstehen zu können. Ein finsterer Blick mit der Aussagte, dass es wohl eine sehr dumme Frage gewesen sein musste, traf ihn. „Sag mal – wurde dein Kopf heute mit Stroh ausgestopft, oder was? Das sind einfach mal Sachen, die jeder auf seine eigene Weise macht, folglich musst du deine Weise selbst herausfinden, klar? Und jetzt sag bitte nicht, dass du das nicht verstehst!“ „Ich versteh das nicht“, schoss es aus Naruto sofort heraus und Sasukes Kopf schlug beinah auf dem Fliesenboden auf, so unfassbar fand er Narutos Moral. „Das sind doch nur Tipps. Tipps, nichts weiter!“, erklärte Naruto seinen Standpunkt, wonach Sasuke laut mit der Zunge schnalzen musste, um sein Missfallen zu signalisieren. „Du verstehst das wirklich nicht, oder? Wie dumm von mir, dich für klüger zu halten“, sinnierte Sasuke laut und spöttisch vor sich hin, wobei er einen bösen Blick seitens des Uzumaki erntete. Darauf achtete er jedoch herzlich wenig und hielt es für wesentlich wichtiger, Naruto endlich aufzuklären. „Dazu müsste ich erst wissen, WIE du es machst. Du müsstest mir dein bisheriges Können also zeigen, Dobe! Aber glaubst du im Ernst, ich lasse dich weniger als fünf Zentimeter an mich ran?“ „Wie, an dich ran?“, wollt Naruto naiverweise wissen. Sasuke, der so viel Dummheit auf einmal offensichtlich nicht vertrug, musste wieder genervt seufzen und sich zusammenreißen, nicht auszurasten. „Ganz einfach: Ich habe weder vor dich zu küssen, noch mit dir zu schlafen, damit ich rausbekomme, was du so für ‚Techniken‘ benutzt, okay? Hast du‘s jetzt kapiert?“ Ja, erst jetzt kam es bei Naruto an, der sofort nach dem Realisieren anfing, mit den Händen zu fuchteln und nicht zuletzt rot anzulaufen. „I-ich hab das doch nicht s-so gemeint… Ist doch klar, dass das nie passieren wird! Wir sind doch schließlich beide Kerle… Das geht also sowieso nicht!“, fing der Uzumaki an wild darauf los zu stottern. „I-ich meine… außerdem wäre es mir zu p-peinlich!“ Sasuke verfolgte Narutos Stotterei nur mit einem Ohr aufmerksam. Das andere befand sich nämlich auf der gegenüberliegenden Seite des Kopfes und bekam wesentlich weniger Gestotter ab. Naruto schien jedoch gar nicht mehr aufhören zu können. Er redete nun mehr zu sich selbst als zu seinem neben ihm sitzenden Kumpel. „A-also peinlich nicht vor dir… okay, ich meine doch, schon... aber a-aus einem a-anderen Grund… a-also nicht weil ich nen Kumpel küssen würde… das wär ja voll… voll okay… die Mädels machen das ja auch immer zur Übung und so… Also nicht deshalb… ähm… eher, na ja… weil… ähm… du küsst bestimmt voll gut… und also… dann würdest du ja wissen wie ich das mache… und… und ich mache es bestimmt viel s-schlechter als du… und so. Na ja… ähm… Dann denkst du von mir womöglich auch tatsächlich… ähm… dass ich ein Loser bin… und du wirst das mit der Freundschaft doch noch mal überdenken, oder so… Also… das wäre schrecklich und so… Ich trau mich das nicht, weißt du? A-aber das Küssen an sich würde mir… ähm… echt nicht viel ausmachen… das ist ja nur zu Zwecken der Lehre… wenn du verstehst…“ Und bla, bla, bla. Das Aufhören stand nicht einmal auf der Gästeliste. Mit jedem weiteren Satzteil konnte sich Sasuke immer weniger beherrschen, dem Uzumaki nicht sofort den Kiefer zu brechen. Der Uchiha senkte immer weiter seinen Kopf und seine Finger krallten sich zunehmend fester in den Ansatz seiner schwarzen Haare vorne an der Stirn. Auch das Knirschen mit den Zähnen fiel nicht aus. Im Gegenteil – Sasuke gab sogar ein leises Knurren von sich, als das Geschwafel Narutos ihm zu Kopfe stieg. Das war ja schlimmer als im Unterricht neben Ino zu sitzen, die einem die Ohren volllaberte! Naruto dagegen war ganz in seine gestotterten Worte vertieft. Es hörte sich an, als wäre bei ihm die Schallplatte an einigen Stellen ordentlich zerkratzt worden, sodass das Hörspiel, was darauf geschrieben war, ständig von einer auf eine ganz andere Stelle sprang. Roter Fanden war gestern! Und Sasuke war derjenige, der darunter zu leiden hatte, da besonders er kein großer Freund vom Labern war. „Na ja… und ähm… außerdem würdest du mich ja… also ähm… eh nie küssen, weil… also… du denkst ja sowieso-“ „ES REICHT!!“, platzte es aus Sasuke raus. Er sah inzwischen beinahe aus, als hätte er sich in ein steinernes Monstrum verwandelt. Sein ganzer Rücken war so angespannt, als trage er gerade ein fünf Tonnen Gewicht auf sich. Seine Hände, mit den Handflächen zu ihm gedreht, schienen links und rechts von ihm nach etwas Unsichtbarem in der Luft zu greifen. Und nicht zu vergessen, pochten mindestens 20 Zornesadern auf seinem Kopf. Blitzschnell und raubtierartig drehte er seinen Kopf zu Naruto, der ihn mit großen Augen anstarrte und nicht wusste, wie er die Situation besänftigen sollte. „S-sorry…“, piepste er und schaute schnell von Sasuke weg. Allerdings nicht mehr lange, denn das Raubtier von Sasuke schnappte sich wieder das Kinn des Uzumaki, wirbelte somit den ganzen Kopf wieder zurück in seine Richtung und verschlang, oder besser gesagt verwickelte Narutos Lippen in einen atemberaubenden Kuss. Atemberaubend nicht etwa weil es so wunderbar war (was ja eh keiner von beiden je zugeben würde, selbst, wenn es dem möglicherweise so wäre), sondern viel eher, weil Sasuke dem Uzumaki keine Chance gelassen hatte vorher noch einmal Luft zu holen. Das Ganze sah außerdem in etwa so aus: Naruto nach hinten gelehnt und sich gerade noch so mit den Händen abstützend, um von der Verblüffung nicht gänzlich auf den Boden zu knallen; und Sasuke dem Blondschopf auf die Pelle rückend, beinahe schon auf ihn drauf gelehnt und des Anderen Kinn fest mit der rechten Hand haltend, sodass die Haut an den Stellen leicht verzerrt wurde. Mit der linken Hand stützte sich Sasuke letzten Endes dann noch am Boden neben seinem Kumpel ab, um Sein Gewicht nicht ganz auf Naruto zu verlagern. Kaum zu glauben, dass die beiden bei dieser ganzen Aktion noch problemlos die Augen schließen konnten, wobei man anmerken müsste, dass Naruto vorerst doch noch ganz schöne Probleme damit hatte. Immerhin war er erst einmal absolut geschockt. Der Versuch, irgendetwas zu sagen ging den Bach runter. Sasuke hatte Narutos Lippen derart unter Kontrolle, dass es Einem richtige Angst bereiten konnte. Er, der seinerseits nun ganz vertieft in den Kuss war, hatte etwas anderes geplant. Gerade deshalb war er ja auch so konzentriert. Als sich Naruto nach und nach entspannte und ganz gelassen den Kuss erwidern konnte, löste Sasuke seine Hand von Narutos Kinn, um diese sofort auf die Wange des Uzumaki zu legen. Baka zuckte nicht einmal mit der Wimper. Er hatte nämlich bereits etwas ganz seltsames bemerkt und überprüfte es gerade wortwörtlich mit seiner Zunge. Und zwar war das nicht etwa irgendeine seltsam vorkommende Form innerhalb Sasukes Mund, nein – viel eher die Art, WIE der Schwarzhaarige es machte. Es beschäftigte Naruto so sehr, dass er vergaß, dass das, was hier und jetzt geschah absolut unnormal war. Die Zeit verstrich interessanterweise eher langsam. Aus einer halben Minute wurde eine ganze und aus einer Ganzen wurden ganze zwei, wonach der Kuss allerdings stoppte. Ganz unerwartet, ganz ruckartig. Sasuke hatte sich von dem Blondschopf weggestemmt, weggedreht und atmete stoßweise ein und aus, um seine Aufregung zu verarbeiten. Naruto dagegen machte seine Augen ganz langsam auf und betrachtete den Uchiha, welcher vollkommen außer sich war, als sei er gerade Achterbahn gefahren. Wahrscheinlich dachte er darüber nach, wie bereuenswert diese Aktion gerade war. „E-etwas weniger Spucke wäre cool…“, meinte Sasuke dann beim nächsten Ausatmen und blinzelte kurz, um seine Augen wieder ganz gewöhnlich auf etwas fixieren zu können, während er seinen Mund mit dem Handrücken abwischte. „Schwindelerregend…“, fügte er hinzu… „Schwindelerregend?“, hinterfragte Naruto, der von Sasukes Getue ganz amüsiert war und über das ganze Gesicht grinste. „Schwindelerregend“, wiederholte der Gefragte. „Äh… ja… Und? Was sagst du? Wie… bin ich so? “, hakte Naruto dann nach, wobei er darauf verzichtet hatte der Tatsache auf den Grund zu gehen ob ‚schwindelerregend‘ nun gut, oder schlecht war. „Also… Das… Ich…Es“, versuchte sich Sasuke an sämtlichen Satzanfängen. „Ehrlich gesagt… ich weiß nicht, was du hast!“ „Puuh, ich dachte, du sagst gerade ‚du weißt es nicht‘.“ „Nein, Mann. Ich sage, ich weiß nicht, was du hast – du bist doch… ganz gut soweit“, presste Sasuke schon beinah aus sich heraus. Die Worte wollten einfach in seinem Munde bleiben und nicht herauskommen. Sie hatten sich an allem fest gehalten, was sie in Sasukes Mundhöhle gefunden hatten, aber ihre Griffelchen waren wohl zu schwach, sodass Sasuke sie doch noch in einer ordentlichen Meinung über Narutos Kussweise heraussprechen konnte. „Echt? Hey komm – ich kann Kritik schon vertragen, Sasuke!“ „Wie ich bereits sagte… und bitte… BITTE, lass es mich nicht wiederholen!“, flehte Sasuke schon fast. „Ein bisschen weniger Spucke – das ist das Einzige, was ich zu kritisieren habe…“ „Im Ernst?“ „Ja doch!“ „Wieeerkliiich?!“ „Jaha!“ „Ganz doll, sicher, hyper, mega ernst?“ „Darauf antworte ich jetzt nicht“, vernahm der überaus glückliche Naruto von seinem Kumpel, der wieder er selbst war und nur ein Schmunzeln für Narutos Fragerei übrig hatte. „Hey – willst du nicht wissen, wie ich es fand?“, stichelte Naruto dann schelmisch und piekte Sasuke in die Seite. „Nein, will ich nicht“, antwortete der Schwarzhaarige wohlwissend, dass Naruto sich einen Dreck um die negative Antwort scheren und seine Meinung einfach lauthals verkünden würde, was im Folgenden natürlich auch geschah. „Deine Kussart erinnert mich an eine andere. Aber ich bin noch nicht ganz darauf gekommen, an wessen…“, sagte Naruto mit einem nachdenklichen Blick. Sasuke blinzelte ein paar Mal verwundert. Dass Naruto es doch tatsächlich gemerkt hatte, konnte er vorerst noch nicht ganz glauben. Natürlich war das ja theoretisch gesehen Sasukes Plan, während er nebenbei versucht hatte, Narutos Kussweise zu analysieren. Aber nun spitzte er die Ohren. War Narutos Kopf heute doch nicht mit Stroh ausgestopft? „Ehrlich, ich komm irgendwie nicht drauf…“, wiederholte Naruto und machte eine nachdenkliche Grimasse, während sein Blick ins Nichts die Decke inspizierte und sein Zeigefinger leicht an seiner Wange kratzte. „Jetzt tu mal nicht so, als hättest du dich schon durch die halbe Welt geknutscht“, schnaubte Sasuke gespielt verächtlich. „Und wenn schon! Ich komm eben nicht drauf, okay?“ „Wie wäre es mal damit: du benutzt zur Abwechslung mal deinen Kopf.“ „Da ist jemand aber ziemlich scharf darauf, zu erfahren, wem seine Kussart ähnelt!“ „Stell dir vor, Dobe.“ „Dann sei doch mal still und lass mich nachdenken!“ Sasuke fuhr sich während Narutos Denkprozesses durchs Haar und schaute sich um. Dann hörte er das Geräusch einer Faust, die auf einer Handfläche aufkam und drehte sich wieder zu seinem Kumpel, von wo das typische Geräusch gekommen war. „Ich hab’s!“, sagte der Blondschopf. „Und?“ „Sakura!“ Sasuke versuchte überrascht zu tun. In Wirklichkeit war er stolz darauf, Sakuras Kussweise so gut imitiert zu haben. Damit wollte er eigentlich bezwecken, dass Naruto sich dadurch mehr entspannte, was scheinbar auch sehr gut funktioniert zu haben schien. „Oh nee, ey! Gerade die muss es sein…“, gab er das alles tarnende Kommentar ab. „Was?! Du solltest dich geehrt fühlen, Teme! Sakura küsst toll, okay? Und überhaupt – sie IST toll!“ „Ja, ja“, entgegnete Sasuke, Augen verdrehend und mit einem gelangweilten Ton. Naruto reagierte speziell darauf jedoch nicht mehr. „Aber weißt du wahas?“, sagte er dann enthusiastisch. Sein Sitznachbar hörte ihm wieder nur mit dem linken Ohr zu, denn er hatte seinen Blick wieder von Naruto abgewandt. „Ich hab eine super Übungsidee für mich!“, verkündete er hoch erfreut. Gerade wollte Sasuke nachfragen, was es denn für eine Idee wäre, da erlebte er bereits schon deren direkte Umsetzung in die Tat. Diesmal wurde sein Kopf am Kinn herum gedreht und diesmal waren es die Lippen des Uzumaki, die sich auf die von Sasuke legten… Besagter weitete schlagartig die Augen von dem plötzlichen Wendepunkt. Das war etwas, was er nicht erwartet hatte, obwohl er das praktisch provoziert haben musste. Es blieb ihm daher nichts anderes übrig, als es geschehen zu lassen. Um dies besser tun zu können, schloss er die Augen und versuchte aus seinem Kopf die Tatsache zu bekommen, dass es Naruto war, von dem er da gerade geküsst wurde(!). Dieser vertiefte sich ebenfalls ernsthaft in den Kuss, den Sasuke ihm einfach mal zur Übung gönnte. Naruto versuchte sich vorzustellen, Sakura säße vor ihm und er beglücke sie mit seinen Fähigkeiten, aber er musste erstaunt feststellen, dass diesmal alles anders war… Sasuke vermochte diesmal ganz anders zu küssen, als beim ersten Mal. Irgendwie besser, sinnlicher, aber eben anders – nicht mehr wie Sakura. Diese Art zu küssen passte charakterlich viel besser zu Sasuke, nein - sie passte wir angegossen! Naruto fand unbewusst Gefallen daran. Er, seinerseits, versuchte das Beste aus sich heraus zu holen, achtete diesmal auf Sasukes Tipp, gab sich Mühe. Aber je mehr Sekunden verflogen, desto einfacher fiel ihm das. Es war nun viel eher eine Sache des Behagens, als eine Sache der Übung – es war plötzlich ganz simpel, kam von alleine, geschah hier und jetzt ungezwungen, passierte einfach. Unerträglich angenehm, ja – das war es. Eine seltsame Spannung lag in der Luft. Keine aggressive Spannung, keine, feindliche, sondern viel eher eine, Art Anziehungskraft… Es endete diesmal gemächlich, als hätten die Teilnehmer beide den richtigen Moment gespürt. Der Kuss wurde immer langsamer und schließlich zogen sich die Zungen zurück. Nur noch einige Lippenbewegungen wurden vollbracht, dann begannen sich auch die Münder voneinander zu entfernen. Die Augen öffneten sich ohne jegliche Eile, sahen leicht verschlafen, wenn nicht geradezu verträumt auf beiden Fronten aus. Schließlich trafen sich die Blicke. Ruhe schwirrte zwischen den beiden Gesichtern hin und her, keines von ihnen zeigte Züge der Aufregung, oder Ekel, keiner hatte es besonders eilig, sich von dem anderen zu entfernen. Irgendwie bestand sogar das scheue Bedürfnis, sich einfach weiter zu küssen… Naruto war der erste, der wieder bewusst zu denken begann. Seine Wangen färbten sich langsam rot, aber er konnte sich aus irgendeinem Grund nicht bewegen. Als hielt ihn Sasukes Nähe gefangen. Der Uchiha musterte Narutos Gesicht mit einigen flüchtigen Blickwanderungen, ohne seine Sitzposition, in der er während des Kusses verharrte, zu verändern. der Blick überflog Narutos Gesicht von oben nach unten und schweifte dann ab, als Sasuke seinen Kopf langsam aber bestimmt von Narutos Gesicht wieder nach vorne weg drehte. Er räusperte sich taktvoll. Der Uzumaki war jedoch immer noch erstarrt. Er sah mit erröteten Wangen auf das Profil seines besten Freundes und wusste nicht, wie er aus diesem schrecklichen Zustand wieder heraus irren sollte. „Sprachlos?“, fragte Sasuke Naruto, ohne ihn anzuschauen. „W-was soll ich denn… sagen?“, murmelte Naruto atemlos. „Ich weiß nicht… du bist doch sonst so gesprächig.“ „Sasuke du-“ Er unterbrach seinen angefangenen Satz, als Angesprochener zu ihm aufsah. Er musste unwillkürlich die Lippen des Uchihas anvisieren. „Du… hast diesmal-“ „Ich lege Wert auf Abwechslung…“, unterbrach ihn diesmal Sasuke, der sofort verstanden hatte, was Naruto sagen wollte. Wahnsinn, diese Lippen hatten ihn gerade geküsst, schoss es dem Blonden durch den Kopf, als er Sasukes Worten lauschte. Er beobachtete die immer noch anwesende Feuchtigkeit auf Sasukes Mund von dem Kuss. „Abwechslung…“, wiederholte Naruto wie ein Hypnotisierter. „Ich wollte doch eigentlich-“ „Mich als Übungsobjekt für Sakura benutzen, ich weiß“, beendete Sasuke den Satz. „Warum hast du dann-“ „Ich mag es nicht, wenn man mich mit jemandem vergleicht.“ „Es war doch nur-„ „Eine Feststellung? Ich küsse verschieden, okay? Kommt eben auch auf den Partner an. Mit der Zeit findet man eben den geeigneten Rhythmus heraus, daher verändert sich das eben… würde ich sagen.“ Naruto konnte dem Gesagten nicht mehr ganz folgen. Er versuchte sich zwar dazu zu zwingen, aber sein Verstand war irgendwie nur zu einem kleinen Teil anwesend. Und dieser Teil läutete bereits die Allarmglocken. Sasuke hatte sich selbst widersprochen, dass er Naruto nie küssen würde – wiedersprach er sich dann auch im zweiten Punkt?! „A-aber du w-wirst mit mir jetzt doch nicht-“, fragte der Uzumaki vorsichtig und sehr leise. Sasuke protestierte sofort: „NEIN! Natürlich nicht! Ich habe nicht vor, dich zu ficken, du Volltrottel“, stieß er aus. „Hoffentlich hab ich dich jetzt genug abgeschreckt, damit du nicht weiter um Rat bettelst“, fügte er dann hinzu, um das Ganze graziös mit einer teilweise gelogenen Ausrede abzurunden. „Ich hab nicht gebettelt! Du hast doch selber-“, fing Naruto wieder einen Satz an, sprach ihn aber nicht zu Ende, weil Sasuke ihn abermals unterbrach. „Ja, ja, ja. Nach diesen mitleiderregenden Nötigungen hätte dich sogar ein Zombie geküsst. Wenn du nicht willst, dass sowas nochmal passiert, dann solltest du weniger jammern, klar?“ Naruto nickte heftig, um Missverständnisse zu vermeiden. Dann ließ seine Starre auch schon wieder nach. Er strich sich sogar schnell mit der Hand über den Mund, als Sasuke nicht hin sah. Naruto war sogar bereit, nicht näher darauf einzugehen, dass es ihn kaum abgeschreckt hat, sondern, wie man an dem zweiten Kuss deutlich sah, viel eher zur Übung motiviert hatte. Er konnte ja auch nicht ahnen, dass Sasuke Sakuras Kussweise nur imitierte. Aber er konnte auch genauso wenig geahnt haben, dass ihm Sasukes eigene Kussweise sogar mehr gefallen würde, als die der Haruno. Natürlich stand die Erinnerung daran jedoch vollkommen außer Frage, daher war das Einzige, worüber Naruto jetzt dachte, die Tatsache, dass er solche Provokationen ab sofort besser vermeiden sollte. Trotzdem freute es ihn, dass er nun seine Übung bekommen hatte, weshalb sich wieder sein fröhliches Grinsen zeigte. „Boah, Mann – du knutschst ja richtig gut, dafür, dass du mit einem Mann geknutscht hast!“ Er klopfte, was eher ans Schlagen erinnerte, Sasuke auf die Schulter und lachte drauf los. „Bist du vielleicht schwul?“, scherzte Naruto weiter. „Ich möchte dezent anmerken, noch keinen Mann geknutscht zu haben“, entgegnete Sasuke mit einem giftigen Schmunzeln. „Maaahaaan! Wie oft willst du darauf noch rumhaken?!“, fragte Naruto entrüstet. „Na ja, solange du noch Jungfrau bist.“ „Pah, Idiot!“ Gespielt schmollend drehte sich Naruto von Sasuke weg und verschränkte die Arme vor der Brust. Das dauerte aber nicht lange, weil der Uzumaki nämlich keine Lust hatte, hier auf dem Männerklo noch weiter abzuhängen. „Hey… Teme… lass uns von hier verschwinden. Die Party hatte ihren Höhepunkt bereits und ich will eigentlich nicht unbedingt weiter machen…“, murmelte er in der Hoffnung, dass Sasuke zustimmen würde. „Ja… ich habe auch genug hiervon“, willigte der Angesprochene ein und stand auch schon gleich von seinem Platz auf, was auf dem Gesicht Narutos einen positiv überraschten Ausdruck zauberte. Auf den Fluren herrschte wirres Chaos. Man konnte sich an den dort rum lungernden, bizarren Gestalten kaum ungestolpert vorbei schleichen. Trotzdem fand Sasuke einen mehr oder minder sicheren Weg durch die Masse. Wie wollte Kabuto die ganze Unordnung hier eigentlich wieder weg räumen? Dieses Gebäude war ja keineswegs sein Eigentum, sondern eben eine Schule, die während der Ferien eigentlich geschlossen war. Nur durch Bekannte hatte Kabuto eben die Erlaubnis bekommen, hier eine Party zu feiern und das ohne Aufsicht von irgendwelchen Hausmeistern. Anscheinend hatte der Junge mit dem ascheblonden Haar so seine eigenen Tricks auf Lager. Sicherlich hatte er schon fürs Aufräumen gesorgt, weshalb Sasuke auch nicht weiter darüber nachdachte. Einige Minuten später hatten die beiden Freunde auch schon den Weg aus dem Gebäude hinter sich und befanden sich auf der leeren Straße. Große Schneeflocken schwebten geräuschlos vom dunklen Himmel herab und verfingen sich in Narutos Löwenzahnmähne. Wortlos schlenderten die beiden Jungs die Straße entlang nebeneinander her. Irgendwie genossen sie die Stille, die wie auf Samtpfoten zwischen ihnen tapste. Ab und zu fuhr ein Auto vorbei und die schneebedeckte Landschaft erstrahlte kurzfristig im leicht gelblichen Licht, aber weder Sasuke noch Naruto ließen sich dadurch von der Stille ablenken. Erst als ungefähr zehn Minuten vergangen waren, bat Naruto durch ein leises Räuspern um Sasukes Aufmerksamkeit. „Danke…“, murmelte er verlegen und grub seine Hände tief in die Taschen seiner großen orangenen Jacke. „hm?“, machte Sasuke fragend. „Ich meine… Danke dafür, dass du für mich da bist… Und danke, dass dir die Freundschaft doch noch wichtig ist…“, erläuterte Naruto stockend. Es fiel ihm schwer, so offen etwas zu zugeben, was eigentlich absolut offensichtlich war. Es war ihm beinah peinlich. „Ehrlich gesagt… ich weiß nicht so recht… was ich ohne dich machen würde. Gäbe es diese Freundschaft nicht, würde sie mir unendlich fehlen… Sasuke… bitte...“ stammelte Naruto, blieb dann entschlossen stehen und setzte ernst fort: „Bitte, sag nie wieder, dass dir die Freundschaft egal ist… okay? Diese Abhängigkeit… die hattest doch nicht nur du…!“ Sasuke war einige Schritte weiter gegangen, ohne seinen Kumpel anzusehen. Dann drehte er sich allerdings um und auf seinem Gesicht erschien sein wärmstes Lächeln. Nur sehr selten konnte man es sehen. So selten, dass man es schon zu Legenden zählen konnte. Aber in diesem Lächeln verbarg sich auch eine große und schwere Traurigkeit. Sasuke bereute es, nicht so offen zu Naruto sein zu können, wie er es gerne hätte. Er wusste, dass er etwas Falsches und nicht wieder gut zu Machendes getan hatte und, dass die Tage dieser Freundschaft schon gezählt waren. „Hey…“, sagte Sasuke und breitete seine Arme an seinen Seiten aus, „auch ein Sasuke Uchiha macht Fehler!“ Nun musste auch Naruto herzlich lächeln. In einigen Schritten überquerte er die Distanz zu Sasuke und ging fröhlich grinsend an ihm vorbei. „Und seit wann gibt ein Sasuke Uchiha sowas zu?“, fragte er neckisch. „Seit er nicht mehr an Nekotinentzug leiden will“, erwiderte Sasuke Teilnahmslosigkeit vorspielend, überholte Naruto und bog zu einem Spätkaufladen ein, wo er sich zufrieden eine Packung Zigaretten zulegte. Warum, sich quälen, wenn man doch die verbliebene Zeit genießen konnte? Als er den Laden wieder verließ, begrüßte ihn Naruto mit einer wundervollen, weichen, wuscheligen und eiskalten Ladung Schnee… tbc Kapitel 6: BREAKING FRIENDSHIP ------------------------------ B R E A K I N G F R I E N D S H I P Die Ferien gingen wie immer schneller vorüber, als die Allgemeinheit es gerne gehabt hätte. Gewöhnlicherweise hörte man laute Nörgeleien der Schüler, die man eben genau daran erkannte, dass sie ständig nur damit beschäftigt waren, darüber zu sprechen, was sie alles noch in den Ferien schaffen wollten. Nur der ein oder andere redete von Vorbereitungen für den Unterricht. Man sah ihnen allerdings auch an, dass sie diese verbliebene Zeit wirklich sinnvoll nutzen wollten. Wie man ‚sinnvoll‘ genau definierte kam dann natürlich auf den jeweiligen Menschen an, der es sich vornahm. Aber es war definitiv mehr los, als sonst. Man sah und hörte die vielen Grundschüler mit ihren Schlitten durch die Gegend toben (denn der Schnee taute seit einer Woche nicht mehr richtig auf), viel mehr Partys fanden statt und überhaupt waren irgendwie alle auf seltsamem Zack. Naruto gehörte zu den Schülern, die sich in den letzten Tagen gerne verausgabten, um am ersten Schultag mit riesigen Augenringen in das Schulgebäude zu schlurfen, sich auf seinen Platz zu setzen und dort zu schlafen, anstatt, wie es sich eigentlich gehörte, zu Hause. Naruto brauchte viel eher Erholung von den Ferien, als von der Schule, in der er sich kaum Mühe gab. Im Unterricht haute er sich dann viel lieber aufs Ohr nach mehreren Tagen durchgehender Daueraction, war dann dementsprechend auch schön ruhig und ausgeglichen in den darauffolgenden Tagen, weil er beträchtlich ausgepowert war und seine Hyperaktivität sich nicht bei jeder freien Gelegenheit ankündigte. Eine solche Gelegenheit bot sich eben nur am Ende der Ferien, weil es am Anfang immer so vorkam, als würde man nun für ewig und drei Tage Freizeit haben. Sasuke dagegen gehörte eher zu der Minderheit an Schülern, die plötzlich feststellen mussten „Oh, ich mag die Schulzeit ja eigentlich!“. Bei ihm waren die Gründe jedoch von der Priorität her anders verteilt. Die Schule füllte irgendwo seinen unbrauchbaren Alltag mit etwas Ballast aus, der zwar unverdaulich war, aber schön viel Platz von der Langeweile weg nahm. Auch wenn die Schule insgesamt nervig sein mochte, weil hier und da ein paar Leute der Meinung waren, Sasuke ständig auf das Königspodest schieben und vor ihm auf die Knie in einem ehrfürchtigen Gebet fallen zu müssen (nein, er übertrieb nicht, so etwas war sogar schon vorgekommen. In einer leicht abgeschwächten Variante, versteht sich). Oder ihm ständig hinterher zu rennen und so tun, als wäre man mit ihm befreundet, oder was sonst noch alles passierte, aber es ergab sich halt eine Art Routine aus diesem Ablauf des Tages. Später kam Sasuke dann immer nach Hause, schmiss sich irgendwas Essbares rein, wenn er gerade keine Lust hatte, sich etwas zu kochen und wog ab, ob er ein paar Hausaufgaben machen, oder sich mit jemandem treffen sollte, oder vielleicht einfach nur irgendwas machte, was den Rest des Tages ausfüllte, sei es die geordnete Unordnung in seinem Zimmer zu ignorieren, oder einfach nur im Internet zu surfen. Es war viel eher an Naruto, ungeplanter Dinge bei Sasuke zu erscheinen und ihn irgendwohin mitzuschleifen, wo etwas vor sich ging. Spontan war der Uchiha zwar auch, aber er ließ die vielen Gelegenheiten einfach vor seinem geistigen Auge in einer Art Filmstreifen ablaufen und entschied sich schließlich für das, was am unanstrengendsten war. Naruto dagegen war ständig auf den Beinen, und ließ den besagten Filmstreifen viel eher vor seinem realen Auge ablaufen, indem er all die Gelegenheiten auf einmal nutzte. Der Hitzkopf konnte das eben – vielleicht das Einzige, was man ihm durchaus lassen konnte. Es gab keine freie Stunde, in der der Blondschopf in den letzten beiden Ferientagen nichts zu tun hatte. Ständig war er unterwegs und ließ somit auch seinem besten Kumpel keine Ruhe. Telefonate im 30-Minuten-Takt waren deshalb des Öfteren die Folge oder ein ganz plötzliches Auftauchen vor Sasukes Haustür mit der Aufforderung, mit zu kommen. Der Schwarzhaarige ließ sich in drei Viertel der Fälle einfach mitziehen, obwohl er nicht unbedingt wollte. Es war ja auch nicht so, dass Sasuke ein Stubenhocker war. Aber es zählte schon zur Wahrheit, dass er eben viel lieber seine Ruhe hatte. Die andere Hälfte der Wahrheit war, dass er auf Herausforderungen aus war. Aber so was in der Art kam zum größten Teil einfach nur spontan und selten, klopfte höflich an und trat in Sasuke ein. Doch wenn das erst einmal geschehen war, dann konnte man den Uchiha mit einem wilden Tier vergleichen. Einem wilden Raubtier, das irgendeiner Beute hinterher jagte. Gab es jedoch keine Herausforderungen, so gehörte Sasuke zu der Sorte Mensch, die wie Nara Shikamaru einfach so vor sich hin vegetierten, ohne der Vergangenheit oder Zukunft besondere Beachtung zu schenken. Nur hatte Shikamaru nicht so einen hyperaktiven Freund, gleichfalls aber auch keinen so guten, mit dem sogar Sprache manchmal ein unnötiges Phänomen war. Es war, als würden sie sich in allem ergänzen, aber gleichzeitig auf derselben Wellenlängen leben, die in einer seltsamen Resonanz zu einander fanden. Alle anderen Freundschaften waren vielleicht genauso stark, aber eben anders. Womöglich waren sie auch so dermaßen einmalig in ihrer charakterlichen Differenz, dass keiner zuvor irgendeine ähnliche Verbindung gesehen hatte. Wenn man Naruto anschaute, dann dachte man sofort an Sasuke. Und wenn man Sasuke anschaute, dann dachte man mit einem leicht zerstreuten Lächeln an Naruto. Die beiden waren einfach nicht mehr voneinander wegzudenken, auch wenn böse Zungen etwas anderes behaupteten. In Wirklichkeit waren es aber nur behinderte Körperteile von Leuten, die einfach nicht nachvollziehen konnten, was der Sinn von Freundschaft wirklich war, oder wie sich so was überhaupt anfühlte, aufgrund von Mangel an Erfahrungen in dieser Region. Mit guten Freunden konnte sich eben nicht jeder schmücken. Andere waren neidisch, oder fixierten sich zu sehr darauf, wie verschieden doch die beiden jungen Männer eigentlich waren und wie unpassend das doch von außen aussah. Gut nur, dass Naruto und Sasuke sich nicht davon stören ließen. Jedenfalls Sasuke nicht. Naruto hatte seit der Sache auf Kabutos Party leichte Zweifel bekommen. Zweifel in Form von Minderwertigkeitskomplexen, welche er niemandem zeigte. Nicht einmal mehr Sasuke selbst, denn diese bestanden eben dem gegenüber. Ja, Naruto hatte eingesehen, dass Sasuke irgendwie in allem glänzte, was er tat und in allem anscheinend besser war, als er selbst. Er war der bestaussehendste und erfolgreichste Typ, den Naruto je zu Gesicht bekommen hatte und das konnte man nicht bestreiten. Was außergewöhnlich war, war die Tatsache, dass Sasuke nicht viel dafür tun brauchte. Es kam alles von ganz allein zu ihm und breitete sich willig vor seinen Füßen aus. Und sein Charakter gab dem Rest den Rest. Narutos Gemüt wurde oft eher als zu infantil bezeichnet. „Der wird nie erwachsen“, sagte man dem Blondschopf nach. Meist meinte man es eigentlich lieb und die Aussage wurde in harmloses Licht getaucht, aber manchmal wurde die Aussage zur Beleidigung. Früher war es dem Uzumaki egal gewesen – er war er selbst und basta, aber nachdem er herausgefunden hatte, dass genau das seine ganzen Beziehungsprobleme mit Mädchen auszulösen schien, war er sich nicht mehr so sicher, ob sein Charakter ihm nicht einfach nur schadete. Diese Gedankengänge behielt er jedoch nur für sich. Auch Sasuke sollte es nicht erfahren. Wie Naruto es auch drehte und wendete – er konnte sich nur vorstellen, dass er damit bei seinem besten Kumpel lediglich auf Unverständnis traf. Und das war der Beginn des bröckelnden Fundamentes… Aber Naruto ahnte nicht, dass Sasuke gerade jetzt so verständnisvoll wie noch nie sein konnte. Der Uchiha würde nicht nur einen guten Zuhörer abgeben, nein, er ließ sich auch ziemlich viel gefallen in letzter Zeit. Besonders in diesen Ferien und speziell in den letzten beiden Tagen davon. Es war kein Einschleimen und auch kein aufgequollener Gefühlsrausch (oder vielleicht doch?), es kam nur deshalb, weil Sasuke in ständiger Befürchtung (um das direkte Wort Angst mal zu vermeiden) lebte, dass die Freundschaft jeden Tag zu Bruch gehen könnte. Die ihm sehr wichtige Freundschaft, wohl gemerkt! Jede Minute könnte die Sache mit Sakura herauskommen, also genoss der Schwarzhaarige einfach nur die gemeinsame Zeit mit seinem besten Freund in der Versuchung, den Verrat zu vertuschen, obwohl er wusste, dass es nicht von ihm abhing, sondern vielleicht sogar davon, wie die Sterne gerade am Himmel standen. Er fing an diesen Unsinn sogar beinahe zu glauben, nachdem seine Mutter voller Euphorie in sein Zimmer eintrat und ihm hoch erfreut sein Monatshoroskop vorlas. Dort drin hatte gestanden, er würde etwas ganz schrecklich vermasseln, aber dann noch eine Chance bekommen. Pessimistisch wie er war, hatte er dann doch nicht an die Chance geglaubt und tat es auch jetzt nicht. Seit wann waren Sterne denn dafür bestimmt, über unrealistisches Zeug zu entscheiden? Als ob so ein schwerwiegender Fehler jemals auch nur ansatzweise besänftigt werden konnte. Sasuke verdrängte viel lieber die Erinnerung daran und versuchte jede verbrachte Sekunde mit seinem kleinen Chaoten zu genießen, versuchte aber auch nichtsdestotrotz oberflächlich ganz der alte zu sein. Ganz der ganz alte, der ohne Zigaretten noch nicht leben konnte. „Hey! Ich rede mit dir, Teme!“ Sasuke hob den Kopf und schenkte dem Blondschopf neben ihm endlich seine volle Aufmerksamkeit. „Hast du mir zugehört?!“, fragte dieser entrüstet und der berüchtigte Schmollmund erschien anstelle eines Grinsens. „Offensichtlich nicht“, gab Sasuke offen und trocken zu. „Dann tu es jetzt, verdammt nochmal!“, forderte Naruto ihn daher auf und kramte in seiner Manteltasche nach seinem Handy, das er schließlich auch fand. „Heute ist der letzte Ferientag, wie du sicherlich weißt. Und es gibt natürlich eine mordsmäßige Party, zu der wir beide gehen werden. Okay…“, Naruto unterbrach sich mitten im Satz und schien nach einer geeigneteren Erklärung zu suchen, während er seine Nachrichten checkte, „...es gibt mehrere mordsmäßige Partys, aber wir gehen natürlich dahin, wo auch Sakura-chan hin geht. Heute habe ich nämlich, du weißt schon was vor!“ In Sasuke krampfte sich etwas nach diesem Satz zusammen. Schlechte Vorahnungen keimten in ihm auf, vermischten sich mit dem bereits vorhandenen, schlechten Gefühl. Ein Stich, den er außerdem nicht einordnen konnte erfüllte plötzlich seine Brust. Warum gab Naruto nicht endlich auf, sich Sakura zu nähern? Warum denn gerade sie? Warum nicht irgendein anderes hormongesteuertes Mädchen – es gab genug in dieser Welt! Als die beiden auf ihrem Weg durch die Stadt um die Ecke bogen und ein Café ansteuerten, ließ sich Sasuke auf eine Antwort herab: „Ich wüsste nicht, warum ich dir hierbei zuhören sollte“, kommentierte er kühl, um keinen Verdacht bei seinem Kumpel zu wecken, dass er eigentlich wieder einmal von Unsicherheit geplagt wurde. „Schnauze! Lass mich ausreden, Teme!“ Naruto drohte dem Uchiha mit dem Zeigefinger und seiner seriösen Miene, bei der seine blonden Augenbrauen sich an der Nasenwurzel fast trafen. „Freu dich lieber für mich, Idiot!“ „Na gut, du darfst dir meinetwegen einbilden, dass ich mich für dich freue.“ „Hör zu, Spaß bei Seite – du musst mir helfen, okay?“ Mit leichter aber unbestreitbar sichtbarer Neugierde erfüllt, konnte sich Sasuke gegen die Frage „Wobei denn?“ einfach nicht wehren und sprach sie aus. „Na, du weißt schon… bei… Anmachen von Sakura und so… Ich meine Tipps, wie ich am besten an sie rangehen sollte...“ Man sah eindeutig, dass es dem Blonden wiedermal etwas peinlich war, bei Sasuke Rat zu suchen. Nicht zuletzt daran, dass er leicht rot ums helle, von winzig kleinen Sommersprossen umhüllte Näschen wurde. „Jetzt hör du mir mal zu“, begann der Schwarzhaarige und schloss seufzend die Augen. „Irgendwann reicht es, okay? Es gibt Grenzen, Naruto. Ich kann dir nicht alles beibringen – irgendwas musst du auch selbst herausfinden, oder willst du ein billiger Abklatsch von mir werden?“ Dann schaute er nach rechts zu seinem blonden Kumpel, der etwas grimmig und gleichzeitig verzweifelt dreinschaute. Naruto schwieg und als sie ihren Zielort erreichten, ging er wortlos ins Café hinein, dicht gefolgt von Sasuke, der das Gefühl nicht los wurde, irgendetwas Falsches gesagt zu haben. Aber das stimmte doch eigentlich, oder? Würde er Naruto all sein intuitives Wissen anvertrauen, würde dieser niemals sein eigenes intuitives Wissen entwickeln. Der Uchiha wusste aber nicht, dass er mit diesem Satz genau den aktuell wunden Punkt bei Naruto getroffen hatte. Natürlich verstand der Uzumaki das Anliegen Sasukes, aber er wollte irgendwie aus seinen festgefahrenen und von allen erwarteten Verhaltensweisen herausfinden, nicht mehr der Clown sein, der er immer war. Von allen endlich mal ernst genommen und anders angesehen werden wollte er. Da war ihm auch das Mittel recht, etwas Sasuke zu mimen, wenn dieser schon so erfolgreich war. Insgeheim war er doch neidisch auf seinen besten Freund – da konnte er sich selbst nichts vormachen. Es war erstaunlich, wie einfach Sasuke das bekam, was er wollte, wie viel ihm einfach in die Hände fiel, ohne dass er einen Finger rührte, ohne dass er sich anstrengen musste. So wollte Naruto auch sein, so wollte er auch leben können. Dass sein bester Freund allerdings eher abgeneigt von diesem Lebensstil war, wusste Naruto ebenfalls. Eigentlich wollte der Uchiha bloß seine Ruhe, keine nervenden Fangirls, keine unwillkürliche Berühmtheit. Sasuke war eben ein Minimalist. Er brauchte wenig, um sich gut zu fühlen, aber umso mehr Anforderungen setzte er an das Wenige, was er hatte. Und konnten diese nicht mehr erfüllt werden, drehte er fast durch, wie Naruto am eigenen Leib hatte erfahren müssen. Daher war sein Plan zwar mit Sakura zusammen zu kommen, aber sie auf gar keinen Fall über seinen besten Freund zu stellen. Nach einigen Schweigeminuten, in denen den beiden ihre Stammgetränke gebracht wurden, kehrte aber auch wieder die übliche Atmosphäre zwischen ihnen ein. Naruto fing an, irgendwas zu erzählen, Witze zu reißen und sein gewöhnliches Grinsen auf den Lippen hausen zu lassen. Sasuke nippte indes an seinem schwarzen Kaffee und schaute ab und zu aus dem Fenster hinaus. Der Tag war ungewöhnlich neblig und kalt... Es war lächerlich – sie waren die besten Freunde und doch verheimlichten sie sich in letzter Zeit so viel ihrer wahren Gefühlszustände. Wollten dem jeweils anderen auf keinen Fall zugeben, dass sie eigentlich schwach waren, dass sie eigentlich Hilfe brauchten, dass sie Fehler machten, oder dass sie sich trotz Anwesenheit des anderen manchmal einsam fühlten. Kleine, verlogene Idioten... Sakuras Fingerkuppen strichen hastig eine rosa Haarsträhne hinter die zierliche Ohrmuschel und flitzten dann schnell wieder in das kleine Täschchen, dass sie zwischen Waschbecken und Hüfte eingeklemmt hatte. Sie suchten dort eifrig nach dem Make-up, das Sakura brauchte, um ihre gerötete Gesichtshaut zu bedecken. Normalerweise schminkte sie sich ja nicht, aber diesmal hatte sie es einfach nötig, als sie erfuhr, dass Sasuke auch auf die Party kommen würde, weil Naruto ihn wie immer mitschleppte. Sie wollte den Schwarzhaarigen zwar unbedingt wiedersehen, wusste aber genauso, dass er sie nicht wiedersehen wollte, was unmittelbar zum wiederaufreißen der Wunde in ihrem Herzen führte. Sie war eben nervig für ihn. Diese Tatsache brachte sie immer noch des Öfteren zum stillen, einsamen Weinen. Und dies war wieder passiert, als sie kurz auf die Toilette gegangen war, während Ino auf der Tanzfläche bereits irgendwelche Typen anbaggerte. Ihre beste Freundin hatte ihr euphorisch von Sasuke erzählt und Sakura wurde schließlich von den starken Gefühlen in ihr überwältigt. Etwas panisch überdeckte sie die roten Stellen, die die Tränen hinterlassen hatten, mit dem Make-up und hoffte, dass ihr die Heulattacke nicht mehr anzusehen war, aber sicher konnte sich Sakura nun mal auch nicht sein. Sie schaute also zum letzten Mal prüfend in den Spiegel, holte tief Luft und verließ wieder die Damentoilette. Ino war bereits mit einem heißen Flirt beschäftigt und das heiterte die Rosahaarige wieder etwas auf, weil sie wie immer kopfschüttelnd feststellen musste, wie locker Ino mit solchen Sachen eigentlich umging – im Gegensatz zu ihr selbst. Ursprünglich wollte sie ja nicht auf diese Party gehen, aber ihre beste Freundin bestand darauf, weil es angeblich gut werden sollte. Klar, es war richtig viel los und die Atmosphäre war genial, bloß brachte es nichts, wenn man nicht in der Laune dazu war, weil man von schrecklichen Gefühlen der einseitigen Liebe geplagt wurde. Sie entschloss sich deshalb noch etwas zu trinken und dann einfach drauf los zu tanzen, um irgendwie den Frust zu verarbeiten. Allerdings stand es schon von vorne herein fest, dass sie keinen einzigen Typen an sich ranlassen würde. Sakura hatte es sich geschworen. Resigniert bestellte sie sich also einen Longdrink und trank ihn, wie es sich gehört langsam, während sie die Gegend neugierig erkundete. Manche Leute sprachen sie an, sie unterhielten sich kurz, dann ging es weiter. Manch ein bereits bekanntes Gesicht begrüßte Sakura mit einem breiten Lächeln und manchmal blieb die Haruno sogar länger bei jemandem stehen, um etwas zu quatschen. Irgendwann wurden aus einem Drink zwei und schließlich sollte noch ein dritter dazu kommen, weshalb Sakura die Bar wieder aufsuchte und schon auf dem Weg dorthin nach ihrem Geldbeutel in dem Täschchen kramte. Angetrunken war sie schon ein bisschen, aber um diesmal aus sich so richtig rausgehen zu können brauchte sie eben noch etwas mehr. Um zu... vergessen... Da stand sie also etwas seitlich vom Gang und suchte konzentriert, als sich ganz plötzlich zwei große, warme Hände um ihr Gesicht legten und ihr sanft die Augen verdeckten. Sakura schnappte erschrocken nach Luft und riss den Kopf hoch, nebenbei aber bemerkend, dass dies hier nichts Bedrohliches in sich trug. Sie musste lächeln und tastete die Finger nach, die auf ihrem Gesicht ruhten. „Hmmm... wer könnte das wohl sein?“, fragte sie rhetorisch, aber ehrlich nicht wissend, wer sich da in Rätsel hüllte. Erstaunlich schnell wichen die Hände und zwei spürbar kraftvolle Arme fingen die Haruno samt Oberarme ein. Die Umarmung umhüllte ihren gesamten Torso und ein Kinn legte sich auf ihre Schulter. Sakura hatte die Augen absichtlich nicht geöffnet. Sie verfiel plötzlich dem Traum, es könne Sasuke sein... Und sofort wurde ihr Lächeln warmherziger und süßer. Das war leider die andere Seite des Alkohols. Man vergaß vielleicht den Schmerz, aber man fühlte sich, als könnte man dieser Welt mit Leichtigkeit entkommen und in eine andere, bessere eintauchen. Es war in dem Moment egal, ob dies hier die Realität war, oder nicht. „Nun“, schnurrte sie leise und schmiegte sich mit dem Rücken an den Oberkörper hinter ihr „wer ist also mein kleiner Stalker?“ „Hmmm, ich weiß nicht“, schnurrte es zurück. „wen hättest du denn gerne?“ Das war der Moment, in dem sie wieder auf den Boden der Tatsachen gerissen wurde. Nein. Es war nicht Sasuke. Natürlich war es nicht Sasuke... Sie machte ihre Augen auf und drehte sich innerhalb ihres kleinen Gefängnisses zu ihrem Hintermann, den sie sofort fest umarmte. „Hallo, Naruto!“, sprach sie den Gruß aus und versuchte fröhlich zu klingen. „Hallo, Sakura“, grüßte der Uzumaki zurück. Erstaunlicherweise war er überhaupt nicht aufgeregt, Sakura getroffen zu haben, war sogar ruhiger als sonst und einen Tick charmant, wie die Rosahaarige fand. Es war so, als hätte sich seine Ausstrahlung etwas verändert. Er wirkte plötzlich männlicher mit seinem smarten Lächeln und seiner Gelassenheit, die Sakura sah, als die gegenseitige Umarmung gelöst wurde. „Und? Was war hier bislang so los?“, fragte Naruto und steckte seine Hände in die Hosentaschen. „Mhhh... nicht viel. Aber die Atmosphäre ist echt cool, muss ich sagen. Seit wann bist du denn hier?“ „Bin gerade erst angekommen.“ Der Blondschopf zeigte mit dem Daumen über seine Schulter zum Eingang des Raums. Sakura nickte. „Ich wollte mir gerade noch was zu trinken holen, kommst du mit?“, wollte sie wissen und lächelte ihm freundlich zu. Da war es an ihm zu nicken. Er schritt durch die Menge der Leute voran zur Bar und zerschnitt dadurch die Masse, die sich auf dem Gang tummelte, damit Sakura einen entspanteren Weg hatte. Sie folgte ihm lächelnd und er führte sie lächelnd voran. Und es dauerte nicht lange, bis sie an der Theke angekommen waren. Sie plauderten über Belangloses, er gab ihr das Getränk aus, sie lächelte viel, er lächelte viel zurück... Das alles wurde von einem unruhigen Blick verfolgt, den Sasuke nicht wieder los wurde. Er schalt sich dafür selbst, dass er sich nicht beherrschen konnte. Aber als Naruto und er reingekommen waren und die Augen des Blonden beim Anblick der Haruno so groß und rund und vorfreudig geworden waren, dass man sofort verstand, was sich ab da nur noch in seinem Kopf drehte, konnte man einfach nichts Anderes machen, als ihm auf die Schulter zu klopfen und zu sagen: „Na los, geh schon“. Und Sasuke hatte eben genau das getan, obwohl sich alles in ihm dagegen auflehnte. Der Uchiha durchstreifte den großen, gut gefüllten Raum, machte sich mit dem Ort vertraut, versuchte sich abzulenken, doch ständig erspähten seine Augen wieder prüfend das Pärchen, dem es prächtig zu gehen schien. Immer wieder musste sich Sasuke vergewissern, wo sich Naruto und Sakura befanden und was sie taten. Und immer wieder bekam er eine kleine Panikattacke, wenn er die beiden aus den Augen verlor. Doch genauso oft fand er sie in der Menge wieder. Sie schienen Spaß zu haben: plauderten, gesellten sich zu anderen, tranken etwas, tanzten, neckten sich. Sasuke dagegen war eher ein Passivanwesender. Er trank auch, ja, aber nur, weil ihm jemand was zu trinken in die Hand drückte. Er gesellte sich zu anderen, ja, aber nur, um eine bessere Sicht auf Naruto und Sakura zu bekommen. Er tanzte vielleicht, aber er tat es nicht mit vollem Einsatz. Seine Aufmerksamkeit galt immer nur den zwei Personen. „Uchiha, hörst du mir zu?“ Eine Hand winkte direkt vor Sasukes Gesicht, als er wieder einmal nicht aufpasste. Der Schwarzhaarige drehte den Kopf abrupt wieder zu dem Sprecher, den er für einige Minuten völlig ausgeblendet hatte, als er mit seinem Blick wieder Narutos unverkennbaren Haarschopf aufsuchte. „Hm?“, fragte er leicht verwirrt. „Ist wer im Haus? Du scheinst ja grad ganz schön weit weg zu sein – was ist los?“, verdeutlichte Inuzuka Kiba sein Anliegen. Mehrere Augenpaare richteten sich wartend und neugierig auf Sasuke, der erst nicht ganz wusste, was er darauf antworten sollte. „Ja, so kenn ich dich ja gar nicht – bist irgendwie voll in deiner Welt irgendwo gefangen. Starrst immer geradeaus, redest nicht. Is‘ irgendwas?“, fragte jemand anderes. „Nein, ich...“ Sasuke stutzte. „Uhm... es ist alles okay“, log er schnell, was jedoch nicht besonders überzeugend klang und nur skeptische Blicke verursachte. Aber ihn weiter auszufragen würden sich die anderen eh nicht trauen, wenn er schon klar und deutlich abschnitt und nicht gleich mit der Wahrheit herausrückte. Das Thema wurde schnell gewechselt und der Schwarzhaarige suchte sofort wieder nach den Personen, die er - so zu sagen - beschattete. Da waren sie wieder. Gerade noch verabschiedeten sie sich von ein paar Leuten, um weiter zu ziehen. Zurück zur Tanzfläche, weil ein Song ertönte, der der Haruno sehr zuzusagen schien. Sie lächelte glücklich und aufgeregt und zog Naruto an der Hand hinter sich her. Sasuke verengte seine Augen, als er sah, wie die beiden tanzten. Ein Teil in ihm ärgerte sich tierisch darüber, der andere schüttelte den ersten und tadelte ihn streng, er solle dem Blonden doch endlich Privatsphäre lassen und der dritte Teil hatte schreckliche Angst. Da packte der erste Teil den dritten und ermutigte ihn mit ihm zusammen auf die Tanzfläche zu gehen und diesem Horror ein Ende zu setzen. Aber der vierte Teil ertappte die beiden dabei und wies sie in die Schranken. Warum zur Hölle sollte das bitte Horror sein? – Sein bester Freund hatte endlich mal wieder etwas Spaß, hatte jemanden gefunden, den er mochte, lernte dazu, und Sasuke hatte nichts Besseres zu tun, als hier zu stehen und bereits Pläne zu schmieden, wie er das alles kaputt machen sollte. Es war doch alles lächerlich hier. „Tss“, zischte der Uchiha nach diesem Gedanken kaum hörbar und zog seine Augenbrauen leicht zusammen, sich über diese Idiotie innerlich aufregend. Seine Augen konnte er jedoch immer noch nicht von den beiden Tanzenden lassen, weshalb er sie eingehend musterte. Naruto und Sakura tanzten miteinander diesmal enger und vertrauter als beim letzten Mal. Ihre Körper berührten sich und auch wenn es einer dieser Spaßtänze war, die nicht viel mit Erotik am Hut hatten, konnte Sasuke spüren, dass es diesmal eine Art Grenztestung der beiden Fronten war. Mal machte Naruto einen kleinen Schritt Richtung Nähe, mal tastete sich Sakura etwas vorwärts und als dann der Song gewechselt wurde, brach die Distanz gänzlich. Die Melodie eines langsamen Liedes erfüllte den Raum und verführte viele Pärchen zu lieblichen Bewegungen. Die Massen strömten hin und begannen im Rhythmus der Musik ihren körperlichen Phantasien freien Lauf zu lassen, drängelten leicht, weil immer weniger Platz übrig blieb. Aber das alles interessierte das scharfe Auge Sasukes weniger, als die Tatsache, dass Sakura und Naruto in eine andere Art von Tanz übergegangen waren. Nun standen sie eng umschlungen und wegen der anderen Tanzenden aneinander gedrückt, fanden wieder zurück in den Modus, in dem sie bereits einst gewesen waren, schenkten sich nach und nach immer mehr dieser verführerischen Blicke und bewegten sich immer lockerer und entspannter. Sasuke konnte Narutos verliebten Blick, welcher Sakura galt, nicht ausstehen, aber er musste gerade ihn ständig ansehen, weil die Beobachteten bislang nur in diesem einen Winkel tanzten. In dem Uchiha wütete ein ungeahnter Zorn und sein ganzes Innenleben schien zu schreien: „Heb‘ deinen Blick, verdammt nochmal, Dobe!“ Heb deinen Blick, damit du siehst, wie beschissen ich das hier finde! Aber nichts von diesem innerlich geschrienen Wunsch ging in Erfüllung. Stattdessen geschah sogar das Gegenteil davon. Das Pärchen vollführte eine halbe Drehung und nun standen sie in der genau umgekehrten Position. Sasuke konnte nun statt Narutos Gesicht, seinen Hinterkopf sehen und statt Sakuras Hinterkopf ihr Gesicht. Er biss die Zähne aufeinander, sodass seine Kiefermuskeln sich sichtlich anspannten. Man konnte sein Verachten schon beinah schmecken, so voll war die unmittelbare Umgebung davon. Und weil noch offensichtlich ein kleiner, pikanter Augenblick fehlte, sah Sasuke plötzlich, wie Sakura ihre Seelenspiegel auf ihn richtete. Es war wie in all den beschissenen Hollywood-Filmen: Die Zeit verflog verlangsamt, die Geräusche waren in Watte getaucht und man bekam das Gefühl, als wäre eine Überdosis Kohlenstoffdioxid in der Luft, die auf einen von allen Seiten drückte. Sasuke sah fast alles verschwommen. Fast alles, außer Narutos Rücken und Sakuras Augen. Und in diesem Moment, in dem ihre Blicke sich trafen, räkelte sich dieses komische Gefühl in Sasukes Magengegend. Das Gefühl, sich übergeben zu müssen, weil sich sein Bauch so dermaßen verkrampfte, dass nichts anderes mehr gehen würde. Er konnte in ihren Augen lesen, wie in einem offenen Tagebuch, das vor ihm lag. Die Sätze aus ihren Gefühlen bestehend drangen in ihn ein, erfüllten sein Bewusstsein und sodann wusste er, was sie in diesem Moment dachte. Diese heranwachsende Sehnsucht in ihren Iriden, diese aufwallende Traurigkeit und die gigantische Welle an ungewollter Zuneigung, die auf Sasuke zurollte – es haute ihn fast um. Das war der Moment, indem der Schwarzhaarige sich endlich überwinden konnte, seinen Blick ihren Augen zu entreißen. Er drehte zuerst den Kopf weg, dann entschied sich sein Körper, die kleine Runde, in der er zur Tarnung stand zu durchschneiden und die Gesellschaft der anderen zu verlassen. Ohne zurück zu sehen durchquerte er den Raum und verschwand in einem anderen, um die Dinge, Dinge sein zu lassen. Um nicht mehr zu penetrieren und penetriert zu werden. Um sich dem Schicksal zu überlassen, das hinter seinem Rücken über ihn richten würde. Um zu... vergessen... Ihre Augen hafteten noch lange an dem Uchiha. Und auch noch lange nachdem er aus ihrem Blickfeld verschwunden war. Er hasst mich, war der einzige Gedanke, der ihren leergefegten Kopf erfüllte. Sie konnte nicht mehr tanzen, ließ von Naruto ab, fasste sich an die Stirn, stieg taumelnd von der Tanzfläche, wollte nur noch raus aus dem Getümmel... Der Uzumaki folgte ihr sprachlos und verwirrt. Sie verließ den Raum durch den Haupteingang, um frische Luft zu schnappen und endlich den verschleiernden Nebel los zu werden, der sie umgab und in einen fremdartigen Zustand brachte. Draußen standen sie einige Zeit nur schweigend da, bis Naruto schließlich besorgt eine Hand auf ihre Schulter legte. „Alles okay bei dir?“ Es war ein Leichtes für sie wieder so zu tun, als wäre nichts. Sie hatte es sich angewöhnt. „Ja“, antwortete Sakura schließlich mit einem Lächeln. „Der letzte Drink hat nur etwas zu fest reingehauen... ich hätte ihn wohl nicht trinken dürfen...“, redete sie sich heraus und er schien darauf reinzufallen, als er erleichtert zurück lächelte und seine Hand von ihr wieder weg zog. „Sag Bescheid, wenn du wieder rein willst. Aber lange sollten wir hier sowieso nicht bleiben, sonst erkältest du dich noch“, bemerkte Naruto dem die Gänsehaut auf den vom T-Shirt unbedeckten Armen deutlich anzusehen war. Er steckte die Hände wieder in die Hosentaschen und grinste liebenswürdig. „Ja, ja, sieh zu, dass du nicht selber krank wirst“, neckte Sakura ihn nur, um ihre Traurigkeit zu überspielen, zupfte dann mit ihren Fingern an seinem Unterarm und holte schließlich wieder die linke Hand des Uzumakis aus der Hosentasche hervor, um sie mit ihren Händen zu wärmen. „Siehst du? – Deine Hände sind schon ganz kalt!“ „Und deine sind nicht gerade wärmer!“, protestierte Naruto frech, woraufhin Sakura gespielt beleidigt eine Augenbraue anhob. „Tut mir schrecklich leid, dass ich als Heizung ungeeignet bin.“ „Na gut.“ Naruto seufzte theatralisch. „Dann kann der werte Herr seine Hand ja auch mal weg nehmen“, schnurrte sie mit einem wiedergekehrten Grinsen. „Mhm... da hat zwar die werte Dame schon recht... aber dafür ist das viel zu angenehm“, widersprach Naruto. Er nahm seine Hand trotzdem weg, doch nur, um sie im nächsten Moment auf Sakuras kühle Wange zu legen. Die Gesichtszüge der Haruno kippten ins Verständnislose und sie schaute ihm sofort mit naivem Blick in die Augen. Sie gab zu – sie hatte tatsächlich nicht erwartet, dass er seine Lippen auf die ihren legen würde. Die Tatsache, dass er es tat, überrumpelte sie vollkommen und Sakura wusste nicht, wie ihr geschah, als sie die Wärme seiner Umarmung spürte. Sie konnte nicht leugnen, dass es unheimlich angenehm war, in der Kälte so aneinandergedrückt zu stehen und sich gegenseitig zu wärmen. Die Bezahlung dafür war bloß noch ein Kuss, der zu Sakuras abermaliger Überraschung ziemlich kurz ausfiel. „Lass uns wieder rein gehen“, flüsterte Naruto ihr entgegen und nickte anschließend in Richtung Eingang. Sie blinzelte und spürte dann gleich das sanfte Ziehen an ihrem Handgelenk. Sofort wehrte sich etwas in ihr dagegen, dort nochmal rein zu spazieren. Sie wollte Sasuke nicht mehr begegnen, seinem hasserfüllten Blick nicht wieder ausgesetzt sein und sie wollte, dass Naruto es wusste, weil sie es für fair erachtete. Er sollte sich lieber keine Hoffnungen bei ihr machen. Zu viel hatte sie ihn nun schon verletzt. Sie blieb stehen, widersetzte sich Narutos Ziehen. „Ich... ich möchte noch nicht rein... Bitte, lass uns doch noch etwas hier bleiben. Da ist mir gerade echt viel zu wenig Sauerstoff.“ Er drehte seinen Kopf zu ihr und sah ihr flehendes Gesicht. „Dann setzen wir uns eben ins Treppenhaus da drüben rein. Da dürfte es warm genug sein, glaube ich, und genug Sauerstoff gibt’s da auch“, schlug Naruto vor. Sie nickte und schritt voran. Das Treppenhaus stellte sich als eine sehr gute Idee heraus. Es war genügend warm und gleichzeitig war es vollkommen leer. Der Teppichboden verlieh dem Ganzen noch zusätzlich ein schön verzierendes I-Tüpfelchen, sodass die beiden es sich dort bequem machen konnten, auch wenn die Wände mit zahlreichen Kritzeleien beschmiert waren und dieser Ort nicht gerade sehr ordentlich wirkte. Kein Wunder – wenn die Tür immer so offen stand – da war das einfach zu erwarten. Das Licht, das sie angemacht hatten, ging nach einigen Minuten des Stillschweigens wieder aus. Nur der Mond schien durch das Glas eines Fensters auf sie hinab. Als sich Naruto einen Platz gesucht hatte, ließ er sich fast schon fallend, quer auf eine Stufe nieder, während Sakura eher zögerlich Platz neben ihm einnahm. Unsicher spähte sie in die Dunkelheit hinein, an die ihre Augen sich noch gewöhnen mussten und während Naruto sich an die Wand hinter ihm lehnte, rutschte Sakura zu seiner Rechten etwas aufgeregt auf ihrer höher gelegenen Stufe hin und her. „Hör zu...“, begann die Rosahaarige und rieb sich das Gesicht mit ihrer linken Hand, um sich irgendwie wach zu kriegen und den roten Faden nicht zu verlieren. „Hmm?“, machte Naruto und zeigte ihr somit, dass er ihr gegenüber aufmerksam war. Im Zwielicht des Treppenhauses konnte Sakura ausmachen, dass der Uzumaki sie auch genau ansah. Sie könnte sogar schwören, er mustere sie mit diesem interessiert gespannten Blick und ließ auch nicht aus, einen kleinen Teil davon etwas verträumt wirken zu lassen. Aber es war nichts Neues, denn er mochte sie ja sehr, wie sie bereits seit langem wusste. Nein, er stand sogar auf sie und erträumte sich eine tiefergehende Beziehung. Sie hoffte bloß, dass er sie noch nicht wirklich liebte. Sie bettelte darum bereits auf Knien und betete zu allen Göttern dieser Welt, denn sie wollte bei weitem nicht, dass er dieselben Qualen erlitt, die sie wegen Sasuke hatte. „Ich... ich muss dir nämlich was sagen...“, murmelte sie dann verschüchtert. So leicht fiel ihr das auch nicht, es einfach so zu erzählen. Bislang hatte sie es noch keinem offen gestanden und besonders nicht jemandem, von dem sie wusste, dass er auf sie stand. Hätte sie das beispielsweise Ino erzählt, wüsste jetzt inzwischen die ganze Welt davon und alles wäre nach hinten los gegangen. Aber sie wusste, dass sie es unbedingt loswerden musste. Und zwar an keinen anderen so dringend, wie an Naruto selbst. Das war sie ihm nämlich definitiv schuldig. So zu tun, als wäre nichts gewesen, konnte sie jedenfalls nicht länger. Sie sah geradeaus zum Fenster und beobachtete den Himmel, um ihren beklommenen Blick nicht an den Narutos auszuliefern. Es fiel ihr schwer, sich auf das Bevorstehende zu konzentrieren, denn sie wusste, dass sie dem Uzumaki damit womöglich sehr stark weh tun würde. Aber es war besser, als ihm über einen langen Zeitraum immer wieder weh zu tun und ihn im Ungewissen zu lassen. Doch auf den Himmel zu sehen war wohl keine so gute Idee gewesen, wie Sakura feststellte, als ihre Augen eine große, saftige Sternschnuppe erblickten und sich in einem abrupten Unglauben weiteten. „Hast du das eben gesehen?! Hast du die Sternschnuppe gesehen?!“, stieß sie aus, nachdem ihre Lunge sie zum Aufjapsen gebracht hatte, und rüttelte an Narutos Arm. Angesprochener stemmte sich wieder von der Wand weg und schaute in die Richtung, in welche Sakura mit ihrem Finger hin fuchtelte. „Schnell! Wünsch dir was! Ich mach‘s auch!“, rief der Blondschopf, kniff die Augen zu und klatschte die Hände vor der Nase zusammen. Von der Motivation Narutos mitgerissen, tat sie es auch und gemeinsam verharrten sie einige Sekunden in ihren Beschwörungshaltungen. Naruto erhob zuerst das Wort, nachdem der Moment verflogen war. „Hey, hey, Sakura-chan! Willst du wissen, was ich mir gewünscht habe“, fragte er aufgeregt und ergriff sie an den Oberarmen, um sie zu sich zu drehen. Sakura blinzelte ihn nur an, ohne zu realisieren, dass sie ihm hätte eigentlich sofort den Mund mit der Hand zuhalten sollen, damit sein Wunsch auch in Erfüllung ging. Sternschnuppenwünsche gingen doch nicht in Erfüllung, wenn man sie laut ausplauderte. Aber die Rosahaarige war viel zu langsam in ihrem Denkprozess. „Ich... ich habe mir...“, fing Naruto an und man sah, wie sein Mut ihn dabei fröhlich verließ und an dessen Stelle Unsicherheit trat. „Ich habe mir dich gewünscht...“, murmelte er schließlich den Kopf neigend. Irritiert wie sie war konnte Sakura nur abermals blinzeln, da baute sich der Uzumaki bereits vor ihr auf. Sein Schatten verdeckte das Mondlicht, das auf Sakura vorher gefallen war und schließlich beugte er sich zu ihr hinunter, um sie zu küssen. Er machte es nicht schnell, eher zögernd. Streifte mit seinem Nasenrücken zuerst vorsichtig über ihre Wange mit mit Leidenschaft gefüllten Augen und fing ihre Lippen hauchzart mit den seinen, während er sein Gewicht auf beide Arme stützte, welche er links und rechts von Sakura auf der Treppenstufe abgelegt hatte. Wieder einmal völlig überrumpelt, ließ sie es mit sich machen. Gegen diese entflammte Leidenschaft war sie so gut wie machtlos, da nicht zuletzt der Alkohol immer noch hitzig durch ihre Adern floss. Es war nicht unangenehm, ganz im Gegenteil – war schön, vertraut, ließ ein Gefühl des Behagens durch den Körper pulsieren. Sie waren schon mal weiter gegangen, und da dies hier so zu sagen nichts Neues mehr war, bekam Sakura nicht sofort jenes Gefühl, das sie davon abhalten sollte, hierauf einzugehen. Sie schloss sogar die Augen, bewegte ihre Lippen und ihre Hände schwebten zu den Wangen des Uzumakis. Dieser aber löste bereits den Kuss auf, um seine Lippen sanft über ihre Wange zu ihrem Ohr wandern zu lassen, sein Gewicht auf seinen rechten Arm verlagernd, um mit der linken Hand Sakuras Seite zur Hüfte herab streicheln zu können. Auch das ließ die Haruno zu. Immer mehr wurde auch sie in die Leidenschaft des Momentes hineingezogen. „Verdammt, ich hatte so große Sehnsucht nach dir!“, raunte der Blonde leicht heiser in Sakuras Ohr und vergrub sein Gesicht in ihr wunderschön duftendes Haar, nur um im nächsten Moment ihren Hals zu liebkosen, mit der Hand bis zu ihrem dünnen Oberschenkel zu fahren und sie unter dem unteren Saum von Sakuras Rock verschwinden zu lassen. Es gefiel ihr, was er sagte. Es gefiel ihr so sehr, dass sie in diesem Moment merkte, wovon sie eigentlich träumte. Nicht von ihm wollte sie das alles hören, nicht von ihm wollte sie angefasst werden, nicht Naruto sollte hier und jetzt bei ihr sein! Da erwachte sie endlich aus ihren Träumen, begann sich vor dem entstandenen Behagen zu ekeln, verzog sogar das Gesicht. Gerade als Naruto ihr wieder einen Kuss auf die Lippen geben wollte, fing sie an, sich unter ihm zu winden, drehte das leicht verzogene Gesicht zur Seite und stemmte beide Hände gegen Narutos Brust. „N-nicht! L-lass das!“, stieß sie weinerlich aus. Naruto hielt sofort inne. „Ich... ich möchte das nicht!“, hörte er sie sagen und seine Gesichtszüge stürzten ins Perplexe. Hatte sie das bis zu diesem Moment nicht noch genossen? Warum wies sie ihn jetzt also plötzlich ab? „H-habe ich etwas Falsches gemacht?“, fragte er mit dem Ansatz von Panik in seiner Stimme. „Ging es zu schnell? Ich-“, „Nein, Naruto, das alles ist ein riesengroßer Fehler, okay?“, unterbrach sie ihn immer noch zur Seite schauend. „Ich hätte nicht darauf eingehen sollen, verdammt nochmal. Das ist meine Schuld.“ Der Druck gegen seine Brust verstärkte sich, als sie ihre Hände noch zielstrebiger gegen ihn richtete. Er war sprachlos. „Naruto, ich...“, begann sie von Neuem. „Naruto, ich kann das nicht mehr, okay? Es geht nicht. Aus uns kann nichts werden, egal, wie sehr du dich bemühst!“ „Was? Aber warum denn nicht? Hast du nicht selbst gesagt, ich soll dich erobern?“, platzte es aus ihm heraus. Seine Augen schauten sie groß an. Angst vermischt mit Enttäuschung und Verständnislosigkeit quoll aus seinem Blick. „Vergiss, was ich gesagt habe!“ Nun konnte sie ihn erfolgreich von sich schieben, sodass sein ihrer Ablehnung gehorchender Körper einfach zur Seite glitt und Naruto auf der Stufe neben ihr landete. Verwirrt, verstört, panisch. Sie stand auf, drehte sich zu ihm. „Ich möchte einfach nicht, dass du weiter leidest, verstehst du? Es geht einfach nicht, ich kann mich in dich nicht verlieben, oder sowas in der Art. Ich dachte, ich könnte es...“ Sie breitete ihre Arme in der Luft aus, um zu versuchen ihre Worte dadurch noch deutlicher erscheinen zu lassen, „aber ich habe mich einfach geirrt, Naruto! Ich kann mich einfach nicht doppelt verlieben, okay? Ich kann es nicht! Ich kann dich nicht lieben, weil ich schon jemanden anderes liebe. Verstehst du jetzt, warum es nicht geht?“ Er atmete schnell. Seine Lunge verlangte immer mehr Sauerstoff, aber alles, was er ihr geben konnte, war nur eine flache, schnelle Atmung. Sein ganzer Körper war von einem auf das andere Mal angespannt. Sie liebte schon jemanden? Warum wusste er nichts davon? Warum hatte er es nicht bemerkt? „Alles, was du tust, alles, was du mir geben willst – ich ersehne es von jemandem anderen, Naruto. Ich will das hier nicht mehr, weil ich dich nicht anlügen möchte! Ich mag dich wirklich, aber auf freundschaftlicher Ebene. Dagegen kann ich einfach nichts machen!“ Tränen standen in ihren Augen, als sie beendete. „Bitte verzeih mir... ich... ich werde jetzt besser gehen...“, murmelte sie schließlich noch und wendete sich dann von dem Blonden ab, der ihr fassungslos und völlig ungläubig hinterher schaute. Gerade wollte sie um die Kurve des Treppenhauses biegen, da stand er auf und wirbelte sie an dem Oberarm zu sich herum. „Wenn das so ist...“, begann er dumpf und vermied es, ihr ins Gesicht zu schauen. „Dann sag mir wenigstens, wen...“ Er musste abbrechen. „D-das ist jetzt wirklich unwichtig“, hauchte sie mit einem schlechten Gewissen. Aber sein Griff um ihren Oberarm verstärkte sich, als er ihr einen stechend unzufriedenen Blick zuwarf. „Wer? Und wie lange schon?“, hakte er eindringlich nach. Sakuras Blick huschte von einer Stelle des Ortes zum anderen. Sie versuchte ruhig zu bleiben, aber es klappte einfach nicht, denn zu sehr wurde sie von Narutos direkter Art eingeschüchtert. Sie konnte ihm aber auch nicht übel nehmen, dass er böse auf sie war. Schuldbewusst holte sie also Luft und blickte schräg nach unten, ehe sie zur Antwort ansetzte. „Es... es ist noch gar nicht lange her...“, begann sie zögerlich. „Genauergesagt, habe ich es auf Kabuto-sempais Party erkannt. Ich war noch in Gedanken darüber, warum ich mich auf dich nicht wirklich einlassen konnte... Ich weiß nicht... es ist ganz plötzlich passiert... Ich hatte mit ihm... geschlafen... und... da habe ich es plötzlich in mir gespürt… Aber vielleicht tröstet es dich ja... es ist nur einseitige Liebe.“ Sie schaute nicht auf, als sie zu Ende gesprochen hatte. Oh nein... Eine ungute Vorahnung schlich in Narutos erzürntes Gemüt. Seine Eingeweide machten beinahe eine Drehung in seinem Bauch. Der Kreis der Verdächtigen grenzte sich noch mehr ein, als er gehört hatte, an welchem Tag und vor allem wo alles begann. Aufgebracht durchbohrte er Sakuras Gesicht mit seinem Blick. Wenn es Kiba war, oder Kabuto selbst – wie konnte er denen dann je wieder ins Gesicht sehen? So viele Leute wussten ganz genau, dass er hinter Sakura her war. So viele gaben vor, nicht an ihr interessiert zu sein und so viele Leute konnten sich nun als Lügner oder Verräter herausstellen! Und genau das war es, wovor Naruto so Angst hatte in diesem Moment. Zu erkennen, was für ein Abschaum jemand, den er kannte doch eigentlich war, stellte für den Uzumaki die schwierigste Hürde dar. Er glaubte doch sonst immer an das Gute im Menschen – wie sollte er also einsehen, dass jemand, den er bisher als Freund betrachtet hatte, ihm ins Gesicht blicken konnte, ohne Reue dabei zu empfinden, ohne ehrlich zu sein, jegliche Gerechtigkeit einfach abgestreift zu haben? Naruto wollte nicht verachten, aber er wusste, dass er es tun würde, wenn er erfahren würde, wer so ein verlogener Bastard war. Er hoffte – nein – er flehte, dass es wenigstens keiner war, den er eng kannte. Fest presste er seine Kiefer aufeinander und zischte durch die Zähne hindurch: „WER?!“ Erschreckt zuckte Sakura zusammen, schaute auf, blinzelte und konnte nichts Anderes machen, als endlich die Frage zu beantworten: „SASUKE...kun!“, schrie sie durch die fließenden Tränen hindurch, die ihre Wangen entlang rannten. Dann legte sie den Kopf in den Nacken, stieß dabei leicht an die Wand und schluchzte so leise sie konnte gen Himmel. Sie sah nicht, wie Narutos Gesicht erstarrte. Sah nicht, wie sein Mund in dem Versuch Luft zum Atmen zu holen offen blieb. Spürte das Aussetzen seines Herzens nicht. Es war kein Schlag ins Gesicht... Es war kein Schlag in den Magen... Es war kein Schlag unter die Gürtellinie... Es war ein eiskalter Messerstich ins Herz. Direkt ins Herz. Er wusste, dass er sich nicht verhört hatte. Nein, er hatte jeden einzelnen Buchstaben deutlich herausgehört, jede einzelne Silbe, jeden einzelnen Laut. Der Name seines besten Freundes pochte in seinem Kopf, verursachte Kopfschmerzen, Übelkeit. Naruto ließ die bebenden Arme des nun absolut unwichtigen Mädchens los, taumelte einen Schritt zurück, stieß mit dem Rücken gegen die hinter ihm liegende Wand. Nebel umhüllte ihn. Nebel, durch den nichts zu Naruto vordringen konnte. Es war, als wäre er in ein tiefes, schwarzes Loch gestoßen worden. Und das letzte, was er gesehen hatte, war das selbstgefällige Grinsen Sasukes, ehe Naruto in das Höllenfeuer eintauchte. Alles klärte sich wieder, die Sicht wurde schärfer als sonst, Gerüche bannten sich deutlicher in Narutos Nase, Energie flutete seinen Körper. Jede Muskelfaser strotze davon, versprühte beinah Funken von der Energiegeladenheit. Es war, als hätte ein Blitz den Uzumaki getroffen und elektrisiert. Die Fäuste voller Wut, die Augen voller Hass, das Herz voller Schmerz. Naruto stieß sich von der Wand ab, griff nach dem Treppengeländer, um Schwung zu holen und gleich 5 Stufen auf einmal zu nehmen, und rannte blind los. Rannte blind, aber seine Intuition sah alles. Der grollende Zorn leitete ihn. Der Drang, sich zu rächen motivierte die Bewegungen seines Körpers, während er Sakura alleine in dem Treppenhaus zurückließ. Sie schaffte es nur noch um die Zukunft beängstigt, zum Geländer zu laufen, die Treppe nach unten zu schauen und die Frage „Naruto? Was willst du tun?!“ herauszurufen. Doch dies wurde eiskalt ignoriert. Sasuke klatschte sich eine Ladung kalten Wassers ins Gesicht und lehnte sich dann mit beiden Armen auf das Waschbecken. Das Wasser rauschte in seinen Ohren und überdeckte die lauten Geräusche der Party außerhalb der Männertoilette. Sein Blick traf durch den Spiegel sich selbst. Kalte, dunkle, unnahbare Augen schauten Sasuke entgegen, stachen tief in seine Seele, während die lauwarm gewordenen Tropfen seine Wangen herab glitten. Nach einer langwierigen Minute suchte seine Hand rechts nach dem Papiertuchbehälter, riss ein Blatt ab, rieb das blasse, attraktive, aber emotionsverbergende Gesicht des Schwarzhaarigen trocken und schmiss das durchnässte Papier in den Müll. Eine gewisse Spannung lag in der Luft. Als wäre ein Schalter irgendwo anders umgelegt worden. Sasuke wollte nicht wirklich darauf achten, wollte sich vergessen, endlich alle schlechten Gedanken aus seinem Kopf herausschmeißen, aber sie blieben und ließen ihn nicht in Ruhe. Krampfhaft versuchte er daran zu denken, was er als nächstes machen würde – ein Mädchen anmachen? Oder vielleicht einfach nur nach Hause gehen? Oder sich zu einer kleinen Gruppe Jungs gesellen, um neue Bekanntschaften zu knüpfen? Alles erschien irgendwie unpassend. Als würde das Schicksal schon händereibend wissen, was es mit dem Uchiha vorhatte. Sasuke stieß sich vom Waschbecken ab und verließ die Herrentoilette, um wieder zurück in die Aktivitäten der Party einzutauchen, die in dem Keller des Gebäudes stattfanden. Doch obwohl er sich gerade noch frisch gemacht hatte und die Kälte des Wassers ihn für einige Momente absolut wach hielt, fühlte er bereits den Schwindel in sich wieder wachsen und das seltsam flaue Gefühl in seiner Magengegend. Es war nicht besonders stark und auch nicht auf den Alkohol zurückzuführen, aber es stellte den Schwarzhaarigen hier in diesem Raum irgendwie merkwürdig deplatziert dar. Die Menschen um ihn herum schienen ihren Spaß zu haben, feierten ausgelassen, aber Sasuke konnte sich nicht mehr in solch einen Zustand hineinversetzen. Es war dem Gefühl ähnlich, im Klassenraum zu sitzen und keine Hausaufgaben gemacht zu haben. Man sitzt also da und versucht so unauffällig wie möglich zu sein, damit der Lehrer einen nicht aufruft und doch weiß man anhand eines gewissen Druckes ganz genau, dass der Lehrer einen jetzt gleich drannehmen wird. Wie eine Vorahnung des Unvermeidbaren. Dem war jenes Gefühl ähnlich: irgendetwas kam auf Sasuke zu, nur wusste er nicht, was genau es war. Jedenfalls nichts Gutes, wie seine Intuition ihm sagte. Einige Zeit stand er untätig mitten im Raum, umzingelt von ständig wechselnden Leuten, die ihn nicht wirklich beachteten, dann beschlossen seine Beine, ihn weiter zu tragen. Irgendwohin... Irgendwohin, bloß nicht stehenbleiben! Er ging durch die tobende, tosende Masse der Menschen, parierte unwillkürliche und unbeabsichtigte Stöße von Leuten, die sich irgendwie ungeschickt bewegten, vermied es instinktiv, irgendwohin zu treten, wo irgendwelcher feuchte Schmutz rum lag. Es musste von der Seite aussehen, als würde er nach jemandem suchen. Nach jemandem suchen, oder aber... vor jemandem weglaufen... „SASUKE!“ Es war und klang wie ein bedrohliches Donnergrollen. Der Schwarzhaarige drehte sich nicht um, blieb aber stehen. Wie angewurzelt. Sein scheinbar gleichgültiger Blick bohrte sich in die Luft vor ihm. Er sah verschwommen, aber er registrierte dennoch, wie einige Augenpaare sich auf denjenigen richteten, der seinen Namen schrie, als wäre es das letzte zu beseitigende Stück Dreck. Als wäre es das furchtbarste Wort der Welt. „SASUKE – BASTARD!“ Ein weiterer Donnerschlag von hinten. Es hallte in Sasukes Ohren wieder wie in einer unterirdischen Höhle, die von der Schuld und Unschuld der Welt abgeschottet im tiefsten Erdinneren lag. Das Geschrei war alles andere als fröhlich. Es war eher eine todernste Aufforderung auf der Stelle zu krepieren, die nur aus den Tiefen einer gebrochenen Seele stammen konnte. Stechend scharfer Ton. Heiser und brüchig wegen der Lautstärke, die nötig war, um die Musik und die Geräusche im Raum zu übertönen. Wütend. Verzweifelt. Rachsüchtig. Sasuke wusste sofort, dass er nun am Ende stand. Am Ende der Klippe, die er immer weiter nach oben geklettert ist, nur um jetzt von oben in das tiefe, finstere Loch zu starren, das vor ihm lag. Es gab keinen Weg mehr zurück – er sah seinem Verderben ins Gesicht. Der Blick – steif und leer wie der eines Insektes – glitt gen Boden, schwebte darüber hinweg zur Seite, bewegte seinen Kopf mit, bis Sasuke gezwungen war über seine Schulter zu schauen, halb gedreht das Geschehen anzuvisieren. Naruto stolperte die Treppe hinunter, drängte sich durch die Menschenmenge, schubste Leute beiseite, quetschte sich zwischen knutschenden Pärchen hindurch, ruderte mit den Armen, um Tänzer von seinem Weg zu schieben. Und alles mit den Gesichtszügen eines wütenden, feuerspeienden Dämonen, dessen sonst so aufgeweckt strahlenden Augen vor Zorn beinah rot glühten. Verletzt! Erniedrigt! Verschmäht! Abgewiesen! Verraten! Zerfressen! Entsetzt! Gebrochen! Ausgespuckt, wie ein Kotzbrocken, der früher einmal ein schmackhaftes Lebensmittel war und nun so überflüssig wie Gift. Diese schrecklichen Gefühle vermittelte der Blick aus jenen Augen. Naruto drängelte sich rasend durch den Raum zu dem Uchiha vor. Sasuke sah dem nur zu. Weder bewegte er sich, noch ließ er zu, dass sein Atem seine Lunge erfüllte. Überwältigt von jener unheilvollen Energie des Schmerzes, den er bei Naruto mit seinem vergangenen Verhalten erst jetzt verursacht zu haben schien. Sich dem Verlauf der Dinge nicht mehr widersetzend stand Sasuke nur da, wartete. Wartete darauf, von der Klippe in die Finsternis gestoßen zu werden. Er nahm es an, akzeptierte es. Wollte es! „BASTARD!“ Jemand unterlag dem harten Stoß von Narutos Hand eher dieser endlich zu Sasuke vordringen konnte und ihn gewaltsam am Kragen des schwarzen Hemdes packend, ruckartig an sich zog, um sofort wieder brutal von sich zu schubsen. „VERRÄTER!“ Er griff wieder nach dem Kragen, drückte sein Gegenüber grob von sich, schob ihn vor sich her, bis Sasuke mit dem Rücken willenlos gegen eine Wand knallte. Schlagartig wurde die restliche Luft aus seiner Lunge beim Aufprall gedrückt, entwich ihm lautlos durch die Nase. Er war durchdrungen von Narutos tödlichem Blick. Angespuckt von Narutos Speichel, welche beim Schreien unbeabsichtigt den Mund des Blonden verlassen hatte. Sasuke ließ sich quälen. Er ließ sich foltern. Würde sich zusammenschlagen lassen. Es geschah ihm nur recht. Und er wusste es genau. „ZUR HÖLLE, SASUKE! – WARUM?!“, schrie Naruto aus ganzer Kehle, obwohl Sasuke nur wenige Zentimeter von ihm entfernt stand. Er schubste den Schwarzhaarigen nochmals gegen die Wand, schnaubte seine Luft schwer wie ein Stier. „WARUM HAST DU DAS GETAN?! ANTWORTE! – WARUM?! DU VERLOGENER MISTKERL – ANTWORTE!“ Sein Gesicht näherte sich dem des Uchihas bedrohlich. Der Augenkontakt wurde immer intensiver und die Muskeln immer angespannter und bereiter. „Du verdammtes Arschloch!“, zischte Naruto diesmal etwas leiser. „Du wusstest ganz genau, dass ich auf sie stehe! Du hattest kein Interesse an ihr! Du erwiderst weder ihre Gefühle, noch stehst du auf ihren Körper. Alles, was du verdammt nochmal tust, ist zu wissen, dass sie mir wichtig war, dass sie gerade die einzige war!“, er ließ den Schwarzhaarigen los, um seine Hände in die blonden, zerzausten Strähnen zu krallen. „Warum?! Warum hast du sie nur flachlegen müssen?!“ Die Hände glitten von dem goldenen Haar zum Gesicht, verzerrten dessen Haut „Warum hast du sie mir weg genommen?!“ Ein Zittern überrollte seine Glieder, als er seine Wangen entlang kratzte. „Warum, verdammt, musst du mir auch das letzte nehmen, was mir bleibt?!“ Er ließ seine Haut los, klatschte die Hände links und rechts von Sasuke schwungvoll auf die Wand. Wiederholte den Aufschlag mit einem weiteren, gebrochenen „Warum?!“. „Was zur Hölle bin ich für dich, hä?! Hast du mich nur an deiner Seite, damit dein verfickter Glanz neben mir – einem Loser – besonders hell funkelt?!“ Wuchtig haute er seine Faust gegen dieselbe Wand, den Tränen nahe. Die Arme dann vor seinem Gegenüber ausbreitend blickte er Sasuke nun wieder direkt in die kalten, dunklen Augen. Flehend, Verwirrt, Verständnislos. „SASUKE, WAR UNSERE BESCHISSENE FREUNDSCHAFT ETWA NUR `NE BESCHISSENE LÜGE?“ Seine Stimme brach, kratzte seinen Hals empor. „Bin ich für dich solch ein nutzloser Niemand?!“ Er schüttelte seine steifen Arme in der Luft vor Sasuke. Er zitterte. „Ein Niemand, den du rumschubsen kannst wie du willst? Du behandelst mich wie Dreck! Du trittst mich mit Füßen, merkst du das?! MERKST DU DAS NOCH?! MERKST DU ÜBERHAUPT NOCH WAS?!“ Er kniff die Augen zusammen, um dem Schrei zu helfen, seiner Kehle zu entrinnen, fletschte die zusammengebissenen Zähne, ballte seine Hände wieder zu festen Fäusten in der Luft. „Ist es deine scheiß Absicht, mich zu quälen? Reicht es dir nicht einfach nur in allem besser zu sein? Musst du mich dem Boden gleich niedertrampeln?! Sag es mir, Sasuke!“ Er biss sich hart auf die Unterlippe, ehe er die Augen öffnete, um den Uchiha wieder eindringlich anzusehen. „Sag es mir – war ich in deinen Augen jemals ein Mensch? Warst du überhaupt mein Freund? Weißt du, was Freundschaft überhaupt bedeutet?“ Wenn ja... dann... warum... warum... WARUM?!“ Damit schlug er das letzte Mal mit seinen Fäusten gegen die Wand, an der Sasuke bewegungslos lehnte. Sein niederschmetternder, verzweifelter Blick grub sich tief in den des Uchihas. Stille. Er sah in das Paar nachtdunkler Augen, die ihn still und ruhig anschauten, ohne zu leugnen, ohne jegliche Rechtfertigungsabsichten. Wie ohne Herz. Herzlos. Emotionslos. Aufgegeben. Man sah ihm an, dass er alles wusste und nicht widersprechen würde. Es war nur noch das Schweigen, das ihm übrig blieb, so leer und ausgefressen wie er war. Er sah zu, wie ihm das letzte entglitt, das ihm je etwas wirklich bedeutete. Die Freundschaft trocknete aus in der sengenden Hitze des Höllenfeuers. Sasuke sah, wie unaufhaltsam es war, wie hoffnungslos. Wie sinnlos es wäre, zu versuchen noch irgendetwas wieder gut zu machen, was nicht wieder gut zu machen war. Es würde nichts so werden, wie früher. All das konnte Naruto nicht sehen. Was er sah, war ein emotionsloses Gesicht, dem es am Arsch vorbei zu gehen schien, wie schrecklich schmerzhaft Narutos Herz blutete. Das war der Moment, in dem sein Blick durch das Spiegeln des Entsetzens über Sasukes Reaktionslosigkeit der wütenden, aussichtslosen Rageäußerung verfiel. Das rachsüchtige Tier erwachte wieder, knurrte, zerrte an den Ketten die aus Narutos Verstand bestanden. Hass wurde wiedergeboren, schlängelte sich im Brustkorb seines Vaters, paarte sich mit dem Verachten, kroch aus den Augen Narutos direkt in die Sasukes. Der Blonde kam wieder einen Schritt näher. Wie in Zeitlupe geschah alles. Er hob seinen rechten Arm, legte ihn unerwartet und erstaunlich sanft auf die Wand schräg über Sasukes Kopf, beugte sich vor. Seine Kiefermuskeln waren angespannt auch ohne das Zusammenbeißen der Zähne. Missbilligend fixierte er mit seinen Iriden Sasukes Bild, das nun seine ganze Sicht eingenommen hatte, so nah waren sie sich. Die Haltung hatte gar etwas von einer kranken, irren, verzerrten, sadomasochistischen Erotik, die tödlich genug war, um zehn Stiere mit einem Stich zu schlachten. Sasuke vor ihm, an die beschlagene Wand gelehnt. Arme schlaff neben seinem Körper hängend. Atemlos. Mund leicht offen. Augen halb geschlossen. Trockene Mundhöhle. Gefrierendes Blut in den Adern. Naruto mit so viel körperlicher Nähe an diesem tranceartigen Zustand Sasukes genau das Gegenteil empfindend... Feurig pochte kochendes Blut durch die Gefäße des Blonden. Gerade noch so konnte er sein ausgeartetes Tier im Zaum halten. Angespannt. Der Brustkorb bewegte sich im Takt seiner tiefen Atemzüge. Augen – bohrend, wutverschleiert, mordend. „Du...“, hauchte Naruto mit brennend heißem Atem und benetzte mit seinen Zähnen und Oberlippe die Untere mit sachter Feuchtigkeit, „...wirst mir nicht antworten, stimmt’s, Mistkerl?“ Da schlich sich unerwartet ein minimales, monströs gehässiges Grinsen auf seine vor Anspannung etwas zitternden Lippen, das genauso schnell verschwand, wie seine linke Hand Sasukes untere Gesichtshälfte umfasste, um mit angehauchter Brutalität die blassen Wangen zu quetschen, sodass sich das monotone, attraktive Gesicht unterhalb der Nase hässlich verzerrte. Ruckartig. Sasukes Kopf schlug dabei hart auf die Hinterwand auf. „Weißt du, Arschloch? Ich glaube...“ Naruto machte eine spöttische Künstlerpause, „...wir sollten uns mal draußen etwas unterhalten.“ Er knetete die an der Stelle des festen Druckes rot anlaufenden Wangen des Uchihas, sodass sich der Kopf unwillkürlich mitbewegte. „Draußen, Uchiha. Wir klären das ein für alle Mal!“, zischte er ihm mit harter Stimme giftig ins Ohr, ehe er das Gesicht losließ, den Schwarzhaarigen mit einer Hand wieder am Kragen packte und gewaltsam mit sich zerrte. Sasuke wehrte sich nicht. Er würde sich auch später nicht wehren. Er ließ es zu. Er ließ sich quälen. Ja, so sollte es sein. So sollten Verräter behandelt werden. Er hatte Naruto dazu gebracht so zu werden, wie dieser niemals von alleine werden würde. Er hatte Narutos Verachten verdient. Naruto schleppte ihn an dem Kragen mit sich die Treppe hinauf ungeachtet der Leute, von denen sie penetrant angestarrt wurden, die untereinander tuschelten, oder mit den Fingern auf die beiden ‚Freunde‘ zeigten. Er schubste weiterhin Blitzmerker aus dem Weg, bahnte sich durch die stickige Luft hindurch, von einem Raum in den anderen. Irgendwo auf dem Weg ließ er Sasuke sogar los, weil er spüren konnte, dass dieser auch von alleine mitkommen würde. Sasuke tat es wirklich. Er ging dem Uzumaki hinterher wie von Geisterhand geleitet, war immer noch hypnotisiert von seiner tiefen, innerlichen Überzeugung, dass er es musste, dass er mitgehen musste, dass er sich stellen musste. Es war seine Pflicht, seine Strafe. Ja. Mehrere Leute folgten ihnen, belustigt und gespannt auf den Kampf. Manche waren scharf darauf zu sehen, wie die Freundschaft endgültig zerbrach. Einfach nur just for fun. Manche waren nur Mitläufer der sensationsgierigen Vollidioten. Manche waren so besoffen, dass sie nicht begriffen, was sich da gleich abspielen würde. Andere sahen einfach nur weg. Wiederum andere lachten darüber oder ignorierten die Unbekannten. Oberflächliche Schweine, die Naruto in diesem Moment weniger als interessierten. Und Sasuke? Sasuke nahm es war. Er nahm alles wahr. Alles. „Was für ein Arschloch! Er hat ihm seine Freundin ausgespannt!“ „Wie kann man seinem besten Freund nur so weh tun?“ „Hahaha, werden die sich jetzt prügeln? Echt?“ „Das will ich sehen!“ „Ich wette Sasuke verliert – der hat sich vorhin schon nicht gewehrt.“ „Nee, Naruto ist ein Loser – der wird das nicht schaffen Uchiha zu schlagen.“ „Ich verwette nen zwanziger, dass Naruto gewinnt.“ „Wie schrecklich, hört doch auf! Das ist alles nicht witzig!“ „Komm, lass uns von hier verschwinden. Hier wird’s mir zu krass ey.“ „Die sind echt Freunde?“ „Boah, was’n mit denen los?“ „Waaah! Sasuke gegen Naruto, wie endgeil!“ „Jaaa, Sasukeee! Gib’s ihm ordentlich auf die Fresse!“ „Wie kann man nur so dämlich sein?“ „Tss, Naruto hat eh keine Chance.“ „Ja, der ist voll nervig. Geschieht ihm recht.“ „Ich finde Sakura passt eh viel besser zu Sasuke. Die hatten bestimmt voll den geilen Abend ey. Ich will auch!“ „Uchiha ist eh voll die Schlampe“ „Und Uzumaki ist ‘ne Pussy!“ „Haha, der ist so’n Loser – Voll das Opfer, ernsthaft!“ Es hämmerte auf Sasuke ein. All diese nichtsahnenden Trottel, diese oberflächlichen Idioten – sie waren keine Aufregung wert und doch schmerzte es irgendwo tief in Sasuke, diese Sachen mitzubekommen. Auch wenn er bereits verloren hatte und es deshalb nichts mehr zu verlieren gab. Außer unwichtige Äußerlichkeiten, die Sasuke völlig egal waren, konnte der Uchiha nicht leugnen, dass das Ausgeliefertsein sich schrecklich anfühlte. Es war das allgemeine Ausgeliefertsein, das ihn am meisten quälte. Er fühlte sich wie ein Tauber in der Dunkelheit. Unfähig sich zu wehren, weil es richtig war, sich nicht zu wehren. Weil es eh nichts mehr bringen würde. Wozu sich also wehren? Sich zu wehren, wenn es doch keinen Sinn mehr gab, zu leben. Zu leben als Sieger über welchen Kampf? Nein, lieber sterben, weil man es verdient, als das Leben als unfairer Sieger zu beschreiten. Ein Sieger der am Ende ja doch nichts haben würde von seinem Sieg. Wozu sich also wehren? Er wollte kein Sieger sein. In diesem Moment nie wieder. Ekel vor sich selbst flutete seine Brust. Er wollte kämpfen. Wollte Kämpfen und verlieren. Offiziell verlieren, was er bereits verloren hat. Seine Muskeln begannen zu arbeiten, bereiteten sich darauf vor, sich selbst aufzugeben. Das einzukassieren, was er verdiente. Es gab keine Hoffnung, dass es dadurch so werden würde, wie früher. Nein, im Gegenteil. Sie würden durch Sasukes Niederlage keineswegs Quitt sein. Nichts würde wieder gut werden, denn die Freundschaft lag bereits in Trümmern, als Sasuke den Verrat beging. Er war sich dessen sicher. Wozu sich also wehren, wenn doch alles zerstört war, worum es sich zu kämpfen lohnte? Die Tür des Haupteinganges wurde mit einem lauten Fußtritt aufgeschlagen. Menschen schreckten auf, schauten mit kugelrunden Augen zu, wie Naruto und Sasuke das Gebäude verließen. Der Himmel war bewölkt. Schnee knisterte, als Naruto den Weg zu einer unter dem weißen, kalten Pulver sicherlich verborgenen Wiese einschlug, um abseits des allgemeinen Geschehens den Standort des Bruches festzulegen. Des Freundschaftsbruches. Sasuke folgte ihm weiterhin wort- und widerstandslos. Wind wehte nur leicht und rührte deshalb kaum eine Strähne der beiden an. Es war als wären sie beide in einem Vakuum gefangen. Beide konzentriert auf das Bevorstehende. Es fing an zu schneien. „Hm. Erinnerst du dich an damals?“, fragte Naruto plötzlich, als er stehen blieb. Sasukes Blick glitt über den zu ihm gekehrten Rücken des Gegenübers. Sein Mund gab wieder keine Antwort von sich. Die Schaulustigen versammelten sich allmählich um die beiden in einem großzügigen Kreis. „Damals hatte es auch geschneit“, murmelte der Blonde, während er die Rufe der Umherstehenden ausblendete. Gott, ja! Natürlich erinnerte sich Sasuke daran. Wie könnte er auch den Beginn der wichtigsten Beziehung in seinem gesamten Leben vergessen? Er musste traurig lächeln, während er den Kopf in den Nacken schwang, die großen, weißen Flocken auf seiner Gesichtshaut zergehen lassend. Damals hatten sie sich auch geprügelt. Wegen ihrer unkaputtbaren Rivalität. Wegen Neid auf den jeweils anderen. Wegen Kleinigkeiten. Sie hatten sich solange geprügelt, bis sie nichts anderes mehr konnten, als einfach nur auf dem Boden zu liegen und zu lachen. Zu lachen, weil sie sich durch den Kampf näher gekommen sind, als jede noch so tolle Möchtegernfreunde. Diese einzigartige Intimität war geboren worden. Jene, die Sasuke und Naruto bis jetzt zusammengehalten hatte. Nein – bis zum Punkt des Verrates. Es war ein verlassener Innenhof. Keiner hatte gestört, als sie ihre Kräfte maßen. Keiner hatte ihnen im Nachhinein geholfen. Keiner hatte mitbekommen, wie der verschneite Asphalt rot gesprenkelt wurde. Und keiner hatte mitbekommen, wie sich Sasuke und Naruto damals die Hand reichten, um die Freundschaft zu besiegeln. Es schneite, es rief, schrie und buhte aus allen Himmelsrichtungen, es wurde gänzlich windstill, und die erste Faust landete hart in Sasukes Magen. Er krümmte sich vornüber vor Schmerz, der seine Innereien innerhalb einiger Sekunden in einen einzigen Krampf verwandelte. Es wurde weiß, als hatte er direkt in einen Blitz gesehen. Seine Lunge war nicht im Stande Luft zu holen, obwohl er diese jetzt wie noch nie brauchte. „Na los! Verteidige dich, Uchiha!“, zischte Naruto verächtlich und nahm seinen Arm, auf dem Sasuke lehnte, gnadenlos weg, sodass der Schwarzhaarige einen Schritt nach vorne taumelte. Gerade noch so konnte er sich mit der rechten Hand an seinem Knie abstützen. „Nein“, würgte er mit viel Mühe hervor. Da kam bereits die nächste Faust auf ihn zugerast. Sie traf diesmal seinen Kiefer von der Seite, schmetterte den Kopf in selbige Richtung, ließ Sasuke auf seine Wange beißen. Der warme, metallene Geschmack von Blut breitete sich auf seiner Zunge aus. „Verteidige dich, ich warte!“, wiederholte der Uzumaki deutlich. „Nein“, beharrte Sasuke standhaft, während ein Blutrinnsal aus seinem Mundwinkel austrat und sein Kinn herab tröpfelte. Er wischte ihn sich mit dem Handrücken fort. „Ich sagte, du sollst dich verteidigen!“, fauchte Naruto und schubste sein Gegenüber ruckartig, sodass dieser nach hinten kippte. „Und ich sagte nein!“, presste Sasuke aus sich heraus, nachdem er sein Gleichgewicht wieder fand. Beide Hände Narutos ballten sich zu Fäusten. Seine Augen weiteten sich im Zorn und er machte aufgebracht einen Schritt auf Sasuke zu. „Verteidige dich, verdammt nochmal! Verteidige dich, Bastard!“, brüllte er laut, nachdem er den Hals des Uchihas mit einer Hand umschloss und kräftig daran rumrüttelte. „Ich will mich aber nicht verteidigen, klar?!“, schrie der Angegriffene plötzlich mit heiserer Stimme, die durch das Schütteln stoßweise heraus kam. „Na los! Ramm mir schon deine beschissene Faust ins Gesicht! Was ist, hast du Angst?“, zischte er provokant. „Oh ja, ich zeig dir, wie doll ich Angst habe. Siehst du das?“ Naruto hob die geballte Faust seiner freien Hand in die Luft, „Siehst du das hier?! Das wird deine verlogene Hackfresse ordentlich verstümmeln! Oh ja!“ „Dann soll sie doch! Los, Dobe, worauf wartest du noch, hä?!“ „Nenn mich nicht Dobe! Du hast kein Recht mehr dazu, feiges Arschloch!“ „Ich nenn dich, wie’s mir passt! Reiß mir doch die Zunge raus, wenn‘s dir nicht gefällt! wie einfallsreich du doch bist Dobe! Schlag mir die Zähne raus, demoliere meinen Kiefer – oder sind Worte das Einzige, wozu du fähig bist, Großmaul?!“ Schlag mich endlich, verdammt! Naruto konnte es nicht fassen. „Halt die Klappe! HALT VERDAMMT NOCHMAL DEINE BESCHISSENE FRESSE!“, schrie er mit überstrapazierter Stimme, die fast brach, als er sie benutzte. Die Provokation wirkte. Und Sasuke entschied sich noch eins oben drauf zu legen. Das Fass sollte endlich zum Überlaufen gebracht werden. „ODER WAS?!“ Er zwang sich ein Grinsen auf, aber der Satz allein hatte schon ausgereicht. Naruto stürzte sich auf Sasuke, warf ihn um, riss ihn zu Boden und als er auf dem Schwarzhaarigen oben drauf saß holte er mit seiner rechten, starken, festen Faust aus. Sie raste direkt auf Sasukes Gesicht zu. Direkt von vorne und er sah bereits seiner gebrochenen Nase entgegen. Das Zusammenkneifen der Augen erfolgte instinktiv. Es war aus mit ihm. Aus mit der Freundschaft. Es rauschte ein scharfer Luftzug an Sasukes Kopf vorbei. Ein Wunsch blieb unerfüllt. Der Kreis aus menschlichen, sensationsgeilen Affen protestierte, tobte, wütete und Sasuke blieb nichts anderes übrig, als langsam die Augen zu öffnen. Er erblickte ein kummervolles Gesicht. Zwei blaue, leuchtende Iriden, deren Feuer langsam abkühlte. Dann verbarg ein Paar Augenlider die beiden Ozeane und Spiegel des Leids. Naruto atmete unkontrolliert schwer. Seine Faust schmolz den Schnee neben Sasukes linkem Ohr und Steinchen, des darunterliegenden Asphaltes gruben sich tief in das Fleisch und die Knöchel der Hand. Es war doch keine Wiese gewesen, auf der sie ‚gekämpft‘ hatten. Die Luft zwischen den beiden Kontrahenten war gespannt und irgendwie aufgelöst zugleich. Der Uchiha hob den Kopf leicht an. Die stumme Frage verließ seinen Blick, die geflüsterte Antwort entwich dagegen Narutos Lippen. „Ich kann es nicht“, sagte er lautlos und neigte den Kopf. Seine goldenen, wuscheligen Haarsträhnen versperrten Sasukes Sicht auf die Augen seines ehemaligen Freundes. Aber er wusste, wie Narutos Gesicht wohl in diesem Moment auszusehen vermochte. Enttäuscht. Verzweifelt. Schmerzverzerrt. Sasuke ließ den Kopf zurück in den Schnee sinken. Die kristallinen Flocken schwebten friedlich den Himmel herab. „Schlag zu“, forderte er leise und ruhig auf, wohl wissend, dass dieser Aufforderung nicht nachgegangen werden würde. „Ich kann es nicht“, wiederholte Naruto. „Ich dachte, ich könnte es. Ich dachte, ich könnte deine beschissene Fresse wirklich in Stücke reißen. Aber ich kann es nicht. Nicht solange du dich nicht wenigstens wehrst.“ Er schnaubte. „Schlag zu, Naruto. Ich habe es verdient.“ „Halt’s Maul, Arschloch!“, entgegnete Naruto, während er zum Aufstehen ansetzte. „Ich dachte, wir wären Freunde. Die besten Freunde. Aber du bist nicht fähig, zu lieben, stimmt’s? Du liebst weder Sakura, noch mich, noch dich selbst. Alles, was du kannst, ist die Zerstörung. Das konntest du schon immer. Bloß äußerte es sich bislang nur in Beziehungen mit anderen Leuten. Mit Leuten, die mich nichts angehen. Aber dann reichte es dir wohl nicht mehr. Du musstest etwas Größeres, Wichtigeres zerstören.“ Naruto erhob sich und schaute abwertend zu Sasuke hinunter. „Herzlichen Glückwunsch, Sasuke. Du hast unsere Freundschaft erfolgreich zerstört.“ Mit diesen Worten wandte sich Naruto von dem Uchiha ab und drängelte sich durch den unzufriedenen Menschenkreis, der nicht das zu sehen bekommen hatte, was er eigentlich sehen wollte. Eine tränenübersäte Sakura reichte ihm seine Sachen, die er wortlos entgegennahm und unter seinen linken Arm klemmte. Seine Tasche zog er sich über die rechte Schulter. Dann ging er zügig weg, nahm die Straße, die von dem Ort des Verderbens weg führte. Seine Gestalt wurde immer kleiner, je näher er sich dem Horizont näherte. Noch lange lag Sasuke so da. Aufgelöst. Nicht wissend, was er nun machen sollte. Verwirrt. Eine unbeantwortete Frage schwebte immer noch in der Luft über ihm, genauso wie die Schneeflocken. Sie begruben ihn fast unter sich, als wäre er tot. Aber er war es nicht. Er war am Leben gelassen worden. Warum? Warum nur? Er wollte es nicht. Nun war er weder Sieger noch Verlierer. Aber wer war er dann? Sakura neben ihm hatte sich hingehockt und schluchzte leise. Langsam setzte er sich auf, besah sich blind die Umgebung. Da die Sensation nun vorbei war, waren alle vom Ort des Geschehens abgehauen, hatten bereits anderswo ihren Spaß. Jene, die noch draußen aber etwas abseits standen, tuschelten ab und zu angeregt, lästerten. Es war egal. Alles war egal. An dem darauffolgenden Tag erschien keiner von den dreien in der Schule. Es war irgendwo klar gewesen, dass es so kommen würde und keiner zweifelte daran, dass alle drei sich wegen der Sache vom Vortag in ihren Wohnungen verschanzten. Die Neuigkeit hatte sich wie Lauffeuer verbreitet. Überall wurde nur dieses eine Thema ausdiskutiert. Nichts anderes war eben so aktuell und interessant, wie dieses. Kein Wunder – ein erstklassiges Klischee: zwei beste Freunde zerstritten sich wegen eines Mädchens. Eine melodramatische Seifenoper, wie sie im Buche stand. Aber was alle nicht wussten, waren die tiefergreifenden Hintergründe der ganzen Geschichte. Niemand hatte von Sakuras Gefühlen gewusst, niemand hatte von Narutos Gefühlen gewusst und niemand wusste auch von Sasukes Gefühlen. Wer war eigentlich dieser Niemand, dass er das alles wusste? Gott? Das Schicksal? Nichts davon wäre verkehrt. tbc... Kapitel 7: FALLING DEEPER ------------------------- FALLING DEEPER Aussichtslos flog die ganze erste Schulwoche dahin, ohne dass Sasuke oder Naruto einen Fuß ins Schulgebäude gesetzt hatten. Die Zeit ging ohne sie weiter, während sie für jeden einzelnen von ihnen wie stehengeblieben war. Jeder Tag erschien wie ein qualvoller Monat voller Schmerz und Elend. Niemand hörte auch nur ein Wort darüber, was bei den beiden vor sich ging und genauso wenig wussten die Auseinandergegangenen etwas voneinander. Vielleicht, weil sie es auch nicht wissen wollten. Es war, als wäre die vergangene schöne Zeit, die Sasuke und Naruto gemeinsam erlebt hatten, einer verflogenen Traumfantasie entsprungen. Der Uchiha war trostlos sehnsüchtig nach etwas, das er niemals mehr bekommen würde, lebte in den Tag hinein, als hätte es Naruto nie wirklich in der Realität gegeben. Als wäre er nach einer sehr langen Nacht und einem schweren, im Gedächtnis lastenden Traum aufgewacht und musste nun den bitteren und kalten Geschmack der Wirklichkeit in sich hinein zwängen. Er dachte nicht mehr nach, war im Hier und Jetzt gefangen – in der nebligen Leere der Gegenwart, die ihn verschlungen hatte. Die meiste Zeit lag er auf seinem Bett, las irgendein Buch, dessen Zeilen keine zwei Sekunden in seinem Gedächtnis verblieben, um sich selbst erfolgreich zu vergessen und zu verlieren. Die trübe Stimmung belastete jedes einzelne Molekül der Luft, aber Sasuke gewöhnte sich schnell daran, nicht mehr das Leben zu atmen. Die Zeit verstrich spurlos – er bemerkte sie nicht, wurde zu einer Art abwesendem Zombie, der kaum etwas hörte oder sah. Er nahm nichts wahr, fühlte nichts, war nicht mehr lebendiger, menschlicher Natur. Hatte keinen Hunger und keine Motivation für gar nichts und selbst die einfachsten Dinge wie das Sprechen, fielen ihm in seinem Zustand schwer. Nicht weil er solche Sachen dann nicht mehr ausführen konnte, sondern viel eher, weil er sie einfach nie dann tat, wenn sie von Relevanz waren. Sogar Sasukes Mutter bemerkte, dass irgendetwas nicht stimmte, aber nach mehreren Versuchen, ihren Sohn mit Fragen auszuhorchen, gab sie es frustriert auf und überließ Sasuke seinem Dasein innerhalb der Gleichgültigkeit. Und er war vollkommen zufrieden damit. Er brauchte jetzt niemanden, mit dem er reden konnte und er hatte auch keinen, der ihm zuhören würde, weil er nie das Bedürfnis gehabt hatte, sich irgendjemandem anderes als Naruto zu öffnen. Aber abgesehen davon gab es nichts weiter zu bereden. Alles war klipp und klar, und brauchte nicht noch einmal ausgesprochen zu werden. Außerdem war Sasuke nie jemand gewesen, dem das Sprechen irgendetwas brachte – er war kein großer Redner, der dadurch etwas aufarbeiten konnte. Auf Anrufe und Nachrichten, bei denen er sich nicht einmal die Mühe gab, sie sich durchzulesen, antwortete er nicht. Sein neues Handy, das ihm seine Mutter wohl wortlos gekauft haben musste, nachdem sie die Trümmer zufällig entdeckt hatte, lag irgendwo in der hintersten Ecke seines Zimmers. Vollkommener Stillstand. Erst am Ende der Woche wachte Sasuke aus seinem Zustand auf. Seine Mutter hatte ihn beim stillen und eher erzwungenen Frühstück darauf angesprochen, dass er wieder zur Schule gehen musste. Warum er das die ganze Woche lang nicht getan hatte, ließ sie ungefragt, weil sie inzwischen verstanden hatte, dass er es ihr nicht erzählen würde. Er nickte stumm, aber in dem Moment wurde ihm klar, dass er unbewusst nicht zur Schule gegangen war, um Naruto nicht zu treffen. Er wollte nicht mit ansehen, wie dieser ihn ignorierte, sich mit anderen prächtig verstand und Sasuke dagegen nicht beachtete, als wäre der Schwarzhaarige unsichtbar. Aber er verstand auch, dass es unvermeidbar war. Es war Schluss, Aus, Ende mit der Freundschaft und Sasuke hatte sich mit der neuen Situation abzufinden, statt vor ihr wegzurennen. Ab jetzt war er wieder ein Einzelgänger, wie er es vor Naruto schon immer gewesen war. Sasuke musste Abschied von der Vergangenheit nehmen und es war von einer auf die andere Minute klar, was dafür getan werden musste. Es war noch hell, als Sasuke seine Wohnung verließ. Es hatte wenig Sinn gemacht, zu Hause auf dem Bett liegen zu bleiben und die Decke anzustarren. Nun ließ sich der Uchiha von den Reizen der Straßen etwas ablenken. Auch das hatte zwar einen faden Beigeschmack, der nach der ganzen Sache zu einem treuen Begleiter des Schwarzhaarigen wurde, aber wen kümmerte nach dem Allen noch der Geschmack bei all der Geschmackslosigkeit der Situation? Schlaff stapfte Sasuke durch den wadenhohen, unberührten Schnee. Er kannte eben Orte, an denen es so etwas noch gab, aber er suchte jetzt nach einem ganz Bestimmten. Lethargisch wie er gerade war, überließ er seinen Beinen die Entscheidung über die Richtungen, die er einschlagen musste. Sie trugen ihn zielstrebig voran, weil der Weg zu jenem Ort, zu dem Sasuke nun ging, in der Erinnerung jeder Muskelfaser in seinem Körper verhaftet war. Einfach nur der unschuldigen Reinheit des Schnees folgen, das war alles. Seine Füße wussten genau, wohin sie gehen mussten. Die Straßen wurden immer leerer und die Gegend veränderte sich. Verschlafene Aura umgab die Häuserblöcke und die kahlen Bäume, die Sasuke auf seinem Weg passierte. Alles verschwamm in seiner Sicht zu einem einzelnen weißbeigen Brei, der durch vereinzelte schwarze Kontraste unterbrochen wurde. Jedoch schienen sie zu verwischen, als Sasuke an ihnen vorbei ging. Er beachtete die Umgebung nicht, aber seine Augen erkannten jene Gegend sofort wieder, als er in der kleinen Schlucht zwischen zwei nicht allzu hohen, alten Häusern stand, die in einem U auf der gegenüberliegenden Seite zusammenwuchsen. Der weißgraue Putz war an vielen Stellen in Form von Rissen und Abschabungen beschädigt. Trockene Kletterpflanzen überwucherten einige Wände und man sah deutlich die Stellen, an denen im Sommer grüner Moos gedieh. Die Wohngegend schein wie ausgestorben zu sein, so still und friedlich war es hier. Es war, als wären die Häuser schon vor langer Zeit verlassen worden und der kleine Innenhof hüllte sich in tonloses, schläfriges Schweigen. Der herabfallende Schnee schien das einzig Lebendige an diesem Ort zu sein. Selbst Sasuke war weitaus toter, als die reinen und hauchleichten Kristalle. Sasuke setzte sich wieder in Bewegung, nachdem er einige Minuten lang die vertraute Luft dieses Ortes in seine Lunge gezogen hatte. Er überquerte den kleinen Innenhof in einer Reihe langsamer Schritte, die die Stille mit dem Schneeknistern durchbrachen. Dann lehnte er sich mit dem Rücken gegen die alte, rostige Tür, die wahrscheinlich zum Keller eines der Häuser führte und rutschte diese hinunter, bis er auf dem zugeschneiten Boden zum Sitzen kam. Hände in den Hosentaschen, Augen geschlossen. Er genoss die wieder eingekehrte Stille. Als seine Iriden sich wieder zeigten und er gen Himmel blickte, war für ihn oben kein leuchtendes Blau in Sicht. Alles war von dicken grauen Wolken verschleiert und ließ keinen Funken Hoffnung auf einen Sonnenstrahl zu. Das Schneien hörte auf. Es hatte doch alles keinen Sinn, dachte Sasuke. Es hatte doch alles gar keinen Sinn. Kein Bisschen. Nicht ohne Naruto. Der Schwarzhaarige zog seine Beine an sich, legte die Stirn auf den Knien ab, die Augen fest mit den Händen verschließend. Auch das noch... Als hätte er nicht genug Probleme gerade. Seine Magengegend zog sich schmerzhaft zusammen, seine Kehle wurde zugeschnürt, die Tränendrüsen brannten in seinen Augenwinkeln verdächtig und ließen Aussicht auf verzweifeltes Weinen zu. Sasuke widersetzte sich diesem Drang so sehr, dass er es beinah geschafft hätte keinen der salzigen Tropfen nach außen dringen zu lassen. Beinah. Auch das noch... Wie man in den Wald ruft, Sasuke, so hallt es auch zurück – als hättest du das nicht gewusst. Und jetzt sitzt du hier in bescheuertem Selbstmitleid versunken und versuchst krampfhaft nicht zu weinen, wie ein Vollidiot. Wie ein verdammter Vollidiot... Aber war er denn nicht schon längst ein verdammter Vollidiot gewesen? Schon immer? Er versuchte sich der harten Erkenntnis zu widersetzen, aber es gelang ihm nicht und so hatte er keine andere Wahl mehr, als den Tränen lautlos freien Lauf zu lassen. Wie erbärmlich. Naruto schlenderte ziellos durch den hässlich braunen Matsch der Straßen. Scheiß drauf, dass er schon seit einer Woche nicht zur Schule gegangen war. Es war nicht das erste Mal, dass er schwänzte. Früher hatte er nur weniger Grund dazu. Jetzt hatte er nichts, was ihn an die Schule band. Er hatte Sasuke jetzt nicht mehr... Sasuke, mit dem er immer Spaß gehabt hatte, mit dem er sich am besten zu verstehen vermochte, von dem er wusste, dass er der einzige Mensch war, der ihn akzeptierte so wie er war, ohne eine Änderung von ihm zu verlangen. Sein bester Freund, der nun keiner mehr war. In all den Versuchen, sich von den qualvollen Gedanken an Sasuke abzulenken fühlte sich Naruto verloren. Er hatte sich von seinem so genannten besten Freund gelöst – was ja seine berechtigte Entscheidung war – aber sich geistig von der ganzen Freundschaftsgeschichte zu lösen war etwas vollkommen anderes. Es fühlte sich an, als hätte Naruto einen riesigen Teil seiner Seele abgerissen und weg geschmissen. Und egal wie schmutzig, verdorben und scheiße dieser Teil gewesen war – es war dennoch ein Teil. Ein großer, viel Platz in seinem Herzen einnehmender Teil, dessen Loch nicht mehr zu füllen war. Womit denn auch? Mit Kiba – dem zwar ziemlich spaßigen Kauz – der aber mit Sasuke nicht einmal im Entferntesten zu vergleichen war. Nicht, dass Naruto einen Sasuke-Ersatz suchte, der dem Uchiha vollkommen glich, bloß nicht so ein behindertes Arschloch war, aber natürlich sehnte sich Naruto nach den gleichen, tiefen Verhältnissen, die er mit Sasuke gehabt hatte. Und so etwas ließ sich nun mal nicht so einfach finden. Und auch nicht auf die Schnelle, um das blutende Loch zu schließen, dass in Narutos Brust klaffte. Kiba hatte den Uzumaki einige Male angerufen. Mehr um zu erfahren, warum dieser nun schon seit verhältnismäßig langer Zeit nicht zur Schule kam, aber letztendlich liefen die Gespräche darauf hinaus, dass Naruto nicht darüber reden wollte und sich lieber mit Kiba traf, um ziellos abzuhängen und zu chillen. Letzteres überraschte Kiba natürlich, da man mit Naruto normalerweise nicht chillen konnte, aber binnen dieser Woche klappte es hervorragend. Naruto sprach bei den Treffen nicht viel. Eigentlich machte er kaum etwas, außer vor sich hinzustarren, oder Kibas Hund zu streicheln. Er schien vollkommen introvertiert zu sein, was man bei ihm nie, aber auch nie zu Gesicht bekommen hatte. Der Blonde war ja normalerweise ein Energiebündel vom Feinsten. Einige behaupteten, er sei Koks-abhängig, aber das war natürlich nur eines von den vielen absolut dummen Gerüchten, die umherkreisten. Kiba wusste von der Geschichte mit Sasuke. Und er konnte sich schon denken, dass Naruto gerade deswegen so drauf war, aber für so schlimm schätzte er das Ganze jetzt nicht ein, dass er Narutos Zustand nachvollziehen konnte. Und genau das war es eben, was Narutos Loch nicht füllen konnte. Egal wie cool, lustig oder interessant jemand sein mochte – verstehen tat er es ja schließlich doch nicht. Die meisten sahen eben doch nur die oberflächliche Verbindung zwischen Naruto und Sasuke und diese wurde ihrer Meinung nach derart seitens Sasuke strapaziert, dass sie es nur für richtig empfanden, wie Naruto gehandelt hatte. Uchiha verdiente keine Freunde und war ja auch nicht daran interessiert, welche zu haben, wie man sah. Genau diese Einstellung trug eben auch dazu bei, dass Naruto diese Menschen als nicht allzu vertrauenswürdig empfand. Die Leute dachten zu viel – und doch verstanden sie nichts. Sie verstanden diese tiefe Verbindung zwischen Sasuke und Naruto nicht, weil sie diese einfach nicht sahen. Das musste doch nur heißen, dass sie von Naruto dachten, er sei zu so etwas nicht wirklich fähig. Wie sollte dann also so eine Beziehung entstehen können, wenn doch keiner bei Naruto diese Art der Freundschaft in Betracht zog? Der Junge war doch viel zu oberflächlich für so etwas, dachten sie wohl alle. Man kann mit ihm zwar die Sau rauslassen und Spaß haben, aber mehr hatte man von einer Freundschaft mit ihm auch nicht. Daher auch die Philosophie: Klar war Sasuke ein Bastard, ein Mistkerl, ein Arschloch, aber wenigstens war er jemand, der Naruto so hinnahm wie dieser war. Oder? Naruto stutzte, als ihm dieser Gedanke durch den Kopf flog. Nein, das war alles eine große Lüge gewesen. Eine Lüge, auf die der Uzumaki reingefallen war. Eine eiskalte, hässliche Lüge. Sasuke hatte wohl nie dieselben Gefühle für Naruto übrig, wie dieser sie für den Uchiha hegte. Und am Ende war derjenige, den man den Oberflächlichen nannte, der tiefgründigste von allen. Welch Ironie? Andererseits bereute Naruto alles, was er gesagt und getan hatte. Er wurde von Sasuke verletzt, er hatte das Recht, beleidigt zu sein... Aber hatte er nicht auch maßlos übertrieben? Das war nämlich die andere Seite der Medaille. Er hätte weiterhin glücklich in dieser Vortäuschung leben können. Hätte immer noch das Gefühl einen treuen Kumpel zu haben, auf den er sich glaubte verlassen zu können, aber mit seinem Schlussstrich hatte er es sich vollkommen verbaut. Wenn er zwischen der Lüge und dem jetzigen Zustand wählen könnte, würde er wohl bedenkenlos die Lüge nehmen. Zumindest würde er sich dann nicht so einsam und alleine fühlen, wie jetzt. Es war alles nicht mit irgendwelchen banalen Lügen, oder Lügen, die einem schlecht taten zu vergleichen – es war eine Lüge, die ihm das Gefühl der Geborgenheit gab, ihm gut tat, obgleich es nicht die Wahrheit war. Er hatte sich in Sicherheit gewogen, war Gedankenlos und voller Vertrauen gewesen. Und jetzt? – Jetzt war er kaputt und verraten. Was fühlte sich also besser an? Die Lüge – keine Frage. Und dann noch die Sache mit Sakura... Es war vollkommener Unsinn, wenn man recht nachdachte. Naruto war mit Sakura-chan weder zusammen gewesen, noch hatte er mit Sasuke irgendetwas Besonderes ihr bezüglich ausgemacht. Es ging allein darum, dass Sasuke nicht empathisch genug gewesen war und nicht daran gedacht hatte, dass es Naruto weh tun würde. Nur darum ging es doch hierbei, oder? Alles andere innerhalb dieser Situation war zu unklar, als dass es ernst genommen werden konnte. Und Naruto? – Er hatte überreagiert. Hatte gleich das ganze Geborgenheitsgefühl wegen dieses einzelnen Problems weggeschmissen. Er fühlte sich so schrecklich, dass er sich beinah übergeben musste, als er in eine etwas menschenleerere Straße eingebogen hatte. Mit der rechten Hand hielt er sich den Mund zu. Was hatte er nur getan?! Sasuke verdiente das alles, sicher, aber wahrscheinlich saß er gerade irgendwo in der Schule und rechnete eine unwichtige Gleichung aus. Vielleicht war ihm das auch alles vollkommen egal und er hatte bereits ein anderes Anhängsel gefunden, das er eine Lüge leben ließ... Naruto biss bei diesem Gedanken die Zähne zusammen. Nun hatte vielleicht jemand anderes dieses wunderbare Gefühl. Irgendwer da draußen, bloß nicht Naruto selbst. Vielleicht sollte er sich entschuldigen... vielleicht sich unterordnen, sich möglicherweise ergeben und die weiße Flagge schwenken, um wenigstens wieder ein klein wenig Sicherheit zurück zu erobern. Ein winziges bisschen von diesem eitrigen Loch in seiner Brust schließen, indem er Frieden schloss... Aber für welchen Preis? Nein! Niemals! Er würde sich bei dem Uchiha nicht entschuldigen! Er würde nicht angekrochen kommen! Dafür war selbst er viel zu stolz. Er würde ihm nie mehr hinterherlaufen, würde nie mehr zeigen, wie sehr er Sasuke mochte. Schluss, Aus, Ende. Wenn es schon so gekommen ist, dann war der Weg zurück auch nicht mehr vorhanden. Auch wenn es an einigen Stellen übertrieben sein mochte – das war jetzt auch egal. All die Worte, die Sasuke bezüglich der Freundschaft gesagt hatte, all die guten Taten, all die aufrichtig erscheinenden Gefühle, die dabei entstanden sind – all das versuchte Naruto zu verdrängen, aus seinem Kopf zu verbannen, der von Gedankenströmen platzen wollte. Nur noch eins musste gemacht werden... Kaum war dieser Gedanke zu Ende, kehrte Naruto auf der Stelle um und schritt zielstrebig in eine ganz bestimmte Richtung. Er musste nur noch das letzte Mal diesen Ort sehen. Diesen einen Ort, wo alles begonnen hatte. Er musste den Ort der besiegelten Freundschaft wieder aufsuchen, um davon Abschied zu nehmen. Er hätte den Weg im Schlaf finden können, so genau kannte er ihn. Als er sich den Häusern näherte, wehte ein Windzug der Nostalgie durch seine Seele. Es war zum Weinen traurig, dass das, was hier einst geschehen war, nun in Trümmern lag. Aber gleichzeitig stieg ein seltsames Gefühl in ihm auf. Ein Gefühl, das ihm zuflüstern wollte, dass noch nicht alles verloren war. Er winkte innerlich ab. Das musste davon kommen, dass er sich wieder an diesem Ort des Ursprungs befand. Als ob da etwas wieder gut zu machen war. Weder Naruto würde zu Sasuke angekrochen kommen, noch würde Sasuke es tun, weil es nicht seine Art war. Und beide schienen auf ihre krankhafte Art und Weise irgendwo recht zu haben. Sasuke war ein nichtempathisches Arschloch, das allerdings keine besondere Schuld an dem Geschehen trug, und Naruto ein hoffnungsloser Gefühlsfreak, der dem Anschein nach gerne mal übertrieb, dessen Gefühle aber nichtsdestotrotz von seinem besten Freund verletzt worden waren. Aber was sollte es schon? – War doch eh alles vorbei. Missmutig trat Naruto nach einem hässlichen Schneemann am Wegesrand. Dann ging er weiter, näherte sich dem schmalen Durchgang zwischen den Häusern, der ihn zu jenem Örtchen führen würde, an dem er Sasuke das erste Mal die Hand reichte. Die frischen Spuren im entjungferten Schnee bemerkte er nicht. Sie hätten von jedem sein können, oder? Aber als er den Durchgang passierte und den ersten Schritt auf den kleinen Innenhof vollbrachte, fiel ihm etwas auf. Nein, jemand fiel ihm auf. Eine geradezu zusammengekauerte Person umhüllt von einer Lederjacke und mit einer dünnen Schicht Schneeflocken auf den kohleschwarzen Haaren saß Naruto mindestens sieben Meter entfernt gegenüber. Sasuke. Es konnte einfach kein Anderer sein. Sasuke. So vertraut. Sasuke... Ein verbitterter Ausdruck fegte über Narutos Gesicht, während seine Füße zum Stillstand kamen. Es war, als säße ein riesiger Magnet vor ihm, der ihn lockte, den ersten Schritt zu machen. Die Frage, warum Sasuke hier war, quälte Naruto so stark, dass er schwören könnte, er würde im nächsten Moment hinrennen und sie aus sich heraus platzen lassen. Warum zur Hölle war Sasuke hier?! Ausgerechnet dieser Bastard! Oder bildete Naruto es sich nur ein? Vielleicht hatte er schon Wahnvorstellungen und dieses verdächtig nach einem verwahrlosten Wrack aussehendes Häufchen Elend war eigentlich gar nicht anwesend. Ja, genau! Es war nur ein Wunschtraum, der in Narutos Kopf umherschwirrte und nicht die Realität! Aber als wäre Narutos allerinnigster Wunsch nach der Lösung der Frage, was Sasuke hier machen könnte, erhört worden, hob sein Gegenüber den Kopf. Nasse Wangen kamen zum Vorschein. Gerötete Augen starrten weit offen gerade aus. Es war zu wahr, um schön zu sein. Naruto konnte die Verblüffung deutlich sehen, die sich in Sasukes unruhigem Blick spiegelte. Der Schwarzhaarige schien noch nicht ganz zu glauben, wen er vor sich sah. Und der, den er vor sich sah, konnte nicht glauben was er auf Sasukes Gesicht sah! Nein, im Ernst – Der Uzumaki hätte diese Anomalie an Sasuke sogar im Abstand von hundert Kilometern erkannt, weil die Wahrscheinlichkeit, dass diese auf dem Gesicht erscheinen konnte, Maximum 0,001 Prozent betrug. Für einen kurzen Moment spürte Naruto in sich ungewolltes Mitleid aufsteigen, kämpfte gegen sich selbst bei der Aussicht auf das hastige und ungeschickte Wegwischen der fremden Tränen von den fremden Wangen, und entschied sich letzten Endes ganz entschlossen, wieder umzukehren und nach Hause zu gehen. Aber da seine ganze Planung nun durcheinander war, wollten seine Füße ihn nicht mehr ergeben von diesem Ort wegtragen... Hatte er nicht gerade noch gewollt, hier und jetzt die Glasscherben der Freundschaft in der Erde zu vergraben? Wollte er hier und jetzt nicht gerade noch mit den ganzen Grübeleien Schluss machen? Irgendwie konnte er es zwar schon auf später verschieben, aber andererseits wollte er es auch so schnell wie nur möglich hinter sich bringen. Die Hin- und Hergerissenheit zog an ihm von beiden Seiten und ließ ihn dennoch nicht von der Stelle bewegen. So verharrte er die nächsten fünf Minuten. Sasuke wusste nicht, wie ihm geschah, als Naruto plötzlich vor ihm stand. Die Distanz war groß und trotzdem schien er wieder so nah und erreichbar zu sein, dass es weh tat. Am Ende war er ja doch unerreichbar, wie nah er ihm auch stehen mochte. Und dann sah Naruto noch wie er – Sasuke – jämmerlich heulte. Schlimmer konnte es nicht kommen. Dieser Gedanke löste in dem Uchiha die nächste Trauerwelle aus und er hielt sich gerade noch so zurück, weitere Tränen zu vergießen, indem er die Augenlider kräftig aufeinander drückte und die Zähne zusammenbiss. Den Kopf wandte er wieder nach unten, legte die Stirn wieder auf seine angewinkelten Beine und schreckte dann förmlich hoch, als er die knisternden Geräusche des Schnees links neben sich hörte. Naruto hatte sich neben ihn gesetzt, ja, er hatte dem Drang, dem Ganzen auf den Grund zu gehen doch nicht widerstehen können. Er schaute von dem Schwarzhaarigen weg, zeigte sein Gesicht nicht, das von Sasuke so gerne gesehen werden wollte. Besagter lehnte sich schweigsam nach hinten und schloss die Augen. Als er sie wieder öffnete, weil die Stille zwischen den beiden jungen Männern zu drückend wurde, formten seine Lippen die Frage „Warum hast du mir keine geknallt?“ zeitgleich zu Narutos rausplatzendem „Warum heulst du?“. Beide schauten sich einen kurzen Moment lang fassungslos an, ehe sie beide zu entgegengesetzten Seiten blickten, um die Scham dem jeweils anderen nicht zeigen zu müssen. „Ich...“, setzten beide auch noch gleichzeitig zu den Antworten an, wonach sie verstummten, um sich gegenseitig ausreden zu lassen, wovon beide natürlich wieder peinlich berührt wurden. „VERDAMMTE SCHEIßE, MANN!“, schrie Naruto auf einmal, während er sich zu Sasuke drehte und diesen am Kragen packte, um ihn zu schütteln. „Es geht nicht, okay?! Es geht einfach nicht! Ich komme nicht von dir los, klar?! Also entschuldige dich sofort, alter Bastard!“ Ups... es war ihm einfach so rausgerutscht, obwohl er sich doch schon die ganze Zeit dagegen sträubte... Und prompt entlud sich die gesamte Spannung irgendwo an einer anderen Stelle der Erde in Form eines Blitzes. Fakt war, dass es hier keine mehr gab. Keine mehr, die Sasuke davon abhielt, sich vorzubeugen und Naruto fest zu umarmen. Er vergrub sein Gesicht in der Halsbeuge seines Gegenübers, drückte ihn an sich... lächelte kaum merklich... lächelte... „Entschuldige“, wisperte er in die danach entstandene Stille der Verblüffung hinein. Naruto, der erst völlig überrascht von dieser Geste war, kam nur schleichend zu sich, aber genauso schleichend umbogen seine Arme Sasukes Torso und erwiderten die feste Umarmung mit ebenso viel Festigkeit. „Ou Mann... Darauf sollten wir einen Trinken!“, knurrte der Blonde leise. Er erhielt nur ein Nicken seitens Sasuke, das er zwar nicht sah, aber an seiner Schulter deutlich spüren konnte. So einfach ging das. So einfach. Sie waren eben nach wie vor absolut unzertrennlich. Glückseligkeit schwebte in der Luft. Dies war der kleine Ort der Vereinigung, der einen riesengroßen Heiligenschein über sich trug. Nur noch die Reste der Traurigkeit mit brennendem Alkohol hinunter spülen, dann würde alles wieder gut werden. Gewiss... Sie setzten sich auf die zugeschneite Bank ungeachtet der Kälte, die sich sofort in ihre Hintern verbiss. Der eine hielt in seiner Hand eine halbleere Flasche Gin, der andere goss bereits das dritte Viertel des rohen Sambuca in sich hinein. Wortlos hörte Sasuke dem gurgelnden Geräusch von Narutos Schlucken zu und beobachtete die Farben der Nacht langsam vor seinen Augen verschwimmen. Die beiden Jungs hatten bereits so einiges an Alkoholischem intus. Angefangen mit einer geteilten Flasche Wodka, fortgesetzt mit einem Martini, der für Sasuke mindestens genau so widerlich süß war, wie der bescheuerte Sambuca, welcher bestenfalls wie eine medizinische Tinktur schmeckte. Aber hey – Sinn der Sache war schließlich nicht der Geschmack, sondern der Effekt. Und der ließ sich nach dem bereits leergesoffenen Tequila nicht mehr verleugnen. Und wie die Farben verschwammen – sie tanzten und hüpften und verliefen ineinander. Daher war die Kälte der Bank ebenfalls absolut nebensächlich. Die beiden jungen Männer waren sturzbesoffen und setzten sich nur, um eben nicht zu stürzen. Mit einem gläsernen Knall stellte Naruto seine Flasche auf den schneebedeckten Boden und war dabei so ungeschickt, dass der Flaschenboden sofort einen Riss bekam. Die Luft füllte sich mit der berüchtigt stechenden, alkoholischen Note, was den beiden Jungs allerding herzlich egal war. Dann lehnte sich Naruto nach hinten und ließ sich die großen Schneeflocken aufs Gesicht herabschweben. „Weissu?“, begann er ohne auch nur einen Funken Kontrolle über seine betrunkene Zunge zu haben, „Isch hab dia schon versien, ogay? ‘S maacht wiaglisch niiischts mäa aus! Großes Indsianer Äarenword!!“ Sasuke indes unternahm den Versuch seinen Kopf so zu Naruto zu drehen, dass die ganze Welt sich nicht in eine einzelne Farbmischpalette verwandelte und ihm davon übel wurde, während er sein Sprachverständnis auf den Dialekt eines Betrunkenen umstellte. Auf seine Oberschenkel mit den Unterarmen gelehnt blickte er Naruto also an. „Ich...“, wolle er antworten, aber Naruto kam ihm zuvor. „Höa einwach su, ogay? Einwach nua suhöaren! Isch bin bereid das alles einwach su wergessen, weil ich disch nich verliren will, Sasukee. Aba lass dia eins gesacht sein – nochma weade isch dia sowas nich duachgehen lassen. Man, alda – isch will doch nua, dassu äarlich su mia bis! Verstehsu?“ Sasuke schwieg, drehte den Hals der Flasche zwischen Daumen und Zeigefinger der rechten Hand. Naruto zu seiner Linken setzte sein Philosophieren derweilen fort. „Mein Godd, Scheiß auf die Weiba! Isch hädde swar gerne eins, aba die wollen misch alle nich. Aba weissu? Weissu – es is mia solang egal, solang isch dich hab, Temee! Glaub‘sch jeenfals... Isch weiß nich, was ich ohne dich machen soll. Du biss einfach mein bessa Freund und isch liebe dich voll. Un wennu sowas machst, dann duts mit weh! Ich meine – du wollest Saku doch nich, warum hasusie dann gevögelt?“ „Ich...“ „Nix ‚Ich‘ hia – gib doch einfach su, dassu eifasüschisch wars! Du wollest doch nua nisch, dassich mich ia widme, weillu voll so Angs hattes, dassu mia nich mea wischisch bis, ne?“ „Ich... ich geb’s zu, okay?!“, stieß Sasuke laut aus, der seine Zunge in dem Zustand im Gegensatz zu Naruto noch ziemlich gut kontrollieren konnte, was man jedoch von seiner auszubrechen wollenden Gefühlswelt nicht mehr behaupten konnte, und rieb sich das Gesicht mit der linken Handfläche. Naruto schaute ihn verwirrt an. Dass Sasuke sowas zugab war schon mal ziemlich einmalig. Aber heute war der Tag sowieso mit einmaligen Taten von Sasuke mehr als überfüllt und der Alkohol entfesselte auch noch die Ketten, die die Offenheit Sasukes normalerweise gut zurückhielten. „Immer nur Sakura hier, Sakura da. Die Weiber kotzen mich an, und das Gerede über sie kotzt mich an. Und es kotzt mich an, wenn du von ihnen schwärmst, zufrieden?!“, zischte Sasuke genervt. „Aba isch gann doch nichs dafüa – ich mag die halt, die Mädels. Und ich will auch rumfiggn können so wie du, Sasukee!“ „Dann tu’s, Mann. Aber hör auf davon ständig zu labern. Tu’s doch endlich – und scheiß dir nicht in die Hose, weil du nicht weißt, wie das geht!“ „Ich weises doch! Ich weiß, wie das geht! Aba ich hab su wenig Übung! Wenns dasu kommt, dann kommt aba auch immer was daswischen. Und isch kann keine Erfahrungen sammeln. Und übahaupt – das lass ich mia von nem Wumänaisa wie dia nich sagen lassen! Dia liegen se doch alle su Füßen. Du brauchs dia da nich ma Sorgen su machen. Nimms einfach, was da liegt und gut aussieht. Und die Weiba sin auch sufrieden. Du sollst ja so gut sein.“ Naruto schnaubte, nachdem er aufgehört hatte, wüst zu gestikulieren. „Du bist viel zu selbstkritisch. Weißt du, wie egal es mir ist, ob das Mädchen dabei kommt, oder nicht? Mein Gott – es geht doch nur darum dass die ihr Zeug rein interpretieren. Du musst nur den richtigen Ruf haben, das ist alles. Und ich hab meinen Ruf satt. Ich mache das nicht länger, weil ich Lust dazu habe. Ich mach das um zu vergessen. Um an Sachen nicht mehr denken zu müssen... Wie vorhin an dich, als du ständig nur von Sakura geträumt hast.“ Narutos Augenbraue hob sich eher schlecht als recht in die Höhe, nachdem er Sasukes Worten zugehört hatte. Das kam ihm selbst im Suff absolut bescheuert vor. „Dasis siemlich armseelig, Sasuke, das weisu schon, oda?“, fragte er den Schwarzhaarigen rhetorisch, dann schaute er wieder nach vorne, ohne auf Sasukes nichtvorhandene Reaktion zu achten. „Aba ich will das machen, weilichs will. Und ich versteh nich, warum du was dagegen hast. Isch bleibe do‘ imma noch dein bessa Kumpel, kapiat? Isch will doch nur mal vögeln, isses denn su viel verlangt? Und wenn ich dann sehe, wie die Mädels sich an dich ranschmeißen wie Flucht-, nee, Fruchtfliegen auf Schimmel, dann wäade ich neidisch! Ich meine – sieh dia mich doch an: ein äafolgsloser Typ, der weder einen dollen Ruf hat, noch genuch Erfahrung. Dasis doch traurich, findsu nich? Alle Leude vergleichen uns imma. Und ich bin imma der Loser. Imma! Weil neben dia, weil du so glänst, sehe ich aus wiene Lusche!“ Naruto wollte sein Gesicht gerade wieder zum Himmel richten, da zog Sasuke bereits an dem Kragen von Narutos orangener Winterjacke. Und weil er sich in der Aufteilung seiner Kraft leicht verschätzte, zog er den Blonden etwas zu nah an sich heran. Gemeinsam taumelten ihre Oberkörper, ehe sie Stirn an Stirn zur Ruhe kamen und einen mehr oder weniger stabilen Halt fanden. „Sag das nicht, Mann“, murmelte Sasuke und schloss die Augen, damit sich von seiner schnellen Bewegung nicht mehr alles drehte, was er sah, auch wenn Narutos Gesicht nun fast das gesamte Bild einnahm. Aber auch das Schwarz schien sich zu drehen. „Du könntest jede haben“, setzte er fort, „dir fehlt... dir fehlt nur etwas Selbstbewusstsein, mein Freund. Aber ich will das nicht. Ich will dich so, wie du bist, okay? Ich will nicht, dass du so wirst, wie ich! Mit einem Arschloch wie mir will ich nicht befreundet sein!“ „Heey!“, lallte Naruto laut in Sasukes Gesicht. „Höa auf, dich schlecht su machen, oda willsu Mitleid von mia kriegen, oda was? Ich findich doll!“, er krallte sich in die Lederjacke des Uchihas, um nicht auf den Boden abzurutschen, der immer wieder bedrohlich nahe zu sein schien, wenn Naruto zur Seite schaute. „Manchmal... viel su doll...!“, ertönte es kaum hörbar aus Narutos Mund, als auch er die Augen schloss. Sie saßen zwar nebeneinander auf der Bank, aber dennoch konnten sie jede Sekunde, in der sie sich nicht auf die Lehne zurücklehnten, einfach vornüber kippen und im schmutzigen Straßenschnee landen. „Du bis sosusagen mein Idol! Isch wär liebendgerne so wie du, alda! Isch willauch so unwidastealich sein und ich will auch so gut küssn wie du.“ Der Versuch dem Dobe durchs Haar zu wuscheln scheiterte vergebens und endete damit, dass Sasukes linke Hand hinein griff. Der Druck der beiden Stirnen verstärkte sich, als Sasuke seine Hand auf Narutos Hinterkopf ablegte und wieder zu reden begann. „Kannst du doch...“, flüsterte er fast. „Du kannst... gut... küssen.“ „Aber die Mädscheeen-“, wollte Naruto mit erhobenem Zeigefinger widersprechen, da verschloss Sasuke seinem besten Freund den Mund mit der rechten Hand, die sich wie eine Barriere zwischen ihren Gesichtern aufbaute. „Scheiß auf die Mädchen! Scheiß drauf, was sie finden, okay? Scheiß darauf, was andere sagen – du kannst es, Dobe!“ Von den akzentreichen Sätzen, bewegten sich ihre Köpfe, als Sasuke zur Untermalung des Gesagten entweder leicht den Kopf neigte, oder wieder hob. Ihre Nasenrücken berührten sich, strichen unwillkürlich übereinander hinweg. Es schneite immer noch und hüllte die Umgebung in Stille, fernab störender Verkehrsgeräusche oder anderer Laute, die nicht zu dem Uzumaki oder Uchiha gehörten... Naruto zog an dem fremden Ärmel und verschob Sasukes Hand wieder, um seinen Mund frei zu bekommen. Die Finger des Uchihas glitten über Narutos Lippen hinweg nach unten, schnappten sich schnell wieder den Kragen der halboffenen Jacke des Blondschopfs, um nicht achtlos irgendwo zu landen. „Findesu wiaklich?“, hakte der Blonde noch einmal nach, während er skeptisch Sasukes leicht offene Lippen mit dem Blick fixierte, die Augenbrauen zusammenziehend. „Finde ich wirklich...“, flüsterte Sasuke. „Aba, was bringtes mir denn? Wennich kein Mädel habe, mit dem ichs machen kann!“, protestierte Naruto schließlich wieder aufgebracht und wollte sich Sasukes Griffen entziehen, scheiterte jedoch und blieb mit seiner Stirn an die seines besten Freundes weiterhin gelehnt. „Immer nur Mädchen, immer nur redest du von Mädchen! Hör doch endlich auf!“, rief Sasuke und war bemüht, nicht nach hinten zu kippen, weil der Druck Narutos von vorne nun unmittelbar so stark wurde. „Wovon soll ichn sons reden, hä? Isch kann ja verstehen, dassu die nich mags, aba ich will auch figgn!“ „Alter, Dobe – mit der Hand geht’s eh besser, ich schwör‘s, okay?“ „Willsu, dass ich als Jungfrau sterbe, Temee? Dasis nich mea witsich, Idiot!“ „Nein... will ich nicht...“, murrte Sasuke leise resigniert. „Na siehsu? Und ich will nich mea wartn! Ich hab schon su lange gewartet, gewartet... gewartet... Warum bisu nur so viel bessa als ich?“ Narutos Faustseite schlug fest gegen die Lehne der Bank. „Sag das nicht!“, bat der Schwarzhaarige befehlerisch. „Ich muss noch viel übn, Sasuke. Übn!“, beharrte sein Gegenüber fest. „Musst du nicht!“ „Doch, weil ich so sein will wie du... Eigentlisch... eigentlich willich dir doch nur wieda so nah sein, wie früa...“ Sasuke schwieg kurz, öffnete die Augen, besah sich die Lage mit verschwommenem Blick. „Aber...“ Er stutzte verständnislos, „ich glaub‘, wir sind uns näher, als je zuvor. Wir können uns fast schon küssen, so nah sind wir...“ „Achwas – das machst du eh nich, Teme. Weil wir Kerle sin!“ „Wetten doch?“ „Wedde gilt!“ Naruto nickte mit dem Kopf und riss den von Sasuke ungeschickt mit sich. „Dann küss ich dich jetzt gleich, Dobe!“, sagte der Schwarzhaarige entschlossen. „Na los, Feigling – wirs eh kneifn!“ Da legte Sasuke seine Lippen bereits auf die Narutos. Es war ein flüchtiger Kuss und der Uchiha entriss seinen Mund wieder dem Narutos, um zurück in die Ausgangsstellung zu gehen und das Gleichgewicht wieder aufrecht erhalten zu können. „DAS GILD NICH!“, schrie der Blondschopf, der sich auf etwas Längeres eingestellt hatte, aufgebracht „Das war doch viel su kurz!“ Verärgert durchbohrte er Sasukes nahstehendes Gesicht mit seinem Blick. Erstaunt musste der Schwarzhaarige schlucken, ehe er nach einer Verschnaufpause, in der er darüber nachdachte, ob er fortfahren sollte oder nicht, wieder ins Gedankenlose stürzte und Naruto abermals küsste. Wieder war der Kuss eher eine flüchtige Lippenvereinigung, doch diesmal ein kleines bisschen länger, weil Naruto, dem die Augenlider bei der Berührung der Lippen sofort wieder zufielen, darauf mit seinen Lippen reagierte, sie längst vorbereitet den Sasukes überreichte. „Maaan! Hasu Angst oda was?!“, lallte der Blonde wieder etwas genervt, aber statt die Antwort seines Gegenübers abzuwarten, zog er seinen besten Freund an dessen Lederjacke an sich und drückte ihm seinen Kuss auf. Diesmal verließen die Münder einander jedoch wieder recht schnell, ohne aber dabei einen großen Abstand zu einander einzunehmen in der Vorahnung, dass dies wohl nicht das letzte Mal gewesen war. „Wer hat hier Angst?“, fragte Sasuke, der Narutos Schnelligkeit eindeutig mitbekommen hatte und der Meinung war, sie sei nicht langsamer gewesen, als seine selbst. Die Lippen trafen sich gleich wieder. Neckisch stupste Sasuke mit seiner Unterlippe die Obere von Naruto an, wonach er wieder auf die kleine Distanz ging und sich kurz über die Spitzen der Zähne leckte. Naruto murmelte etwas Unverständliches, drückte jedoch gleich darauf wieder den nächsten Kuss auf Sasukes Lippen. Dieser kam schneller und wurde von beiden Seiten gleichermaßen erstrebt. Aber während Naruto mit seinen Gesichtszügen völlige Ersthaftigkeit signalisierte, musste Sasuke in den Kuss leicht hinein grinsen. Wieder trennten sie sich, um sofort wieder fortzufahren. Die Küsse wurden länger, die Abstände zwischen ihnen schrumpften gen Null. Immer mehr Variationen wurden ins Spiel gezogen, immer hitziger wurden die Bewegungen. Mal fing Sasukes Mund Narutos weiche Unterlippe, mal umgekehrt. Mal wurde ein kleiner, neckender Biss von einem der Beiden gemacht und schließlich kam der letzte Abstand zwischen den Küssen, welcher keine halbe Sekunde mehr andauerte. Die Münder verschmolzen miteinander, schlossen sich nicht länger, sondern liebkosten sich gegenseitig innig, spielten sanft miteinander, rieben sich an feuchter Glätte des jeweils anderen. Es fand sich schnell ein einheitlicher Rhythmus in dem mal Sasuke mit schelmischem, forderndem Nachdruck auf Naruto einging, nur um sich im nächsten Moment wieder von Naruto dominieren zu lassen und seine warme, feuchte Zunge in seinem Mund zu empfangen. Es war ein ausgeglichenes Spiel, das weder einem Kampf ähnelte, noch passiv war. Es war so zu sagen ein angenehmes, zwischenmenschliches Miteinander. Langsam blieben auch die Hände nicht untätig. Sie schlichen sich aus den klammernden Griffen um die Haare oder Kleidungsstücke, über die Hälse hinweg zu den ins Küssen vertieften Gesichtern. Narutos große Hände umrahmten Sasukes blasse Wangen, die Finger zur Hälfte in den schwarzen Haaransätzen vergraben, die Ohren des Uchihas umrundend, Daumen sachte auf den empfindlichen Schläfen ruhend und bei jeder kleinesten Bewegung von Sasukes Kopf unwillkürlich darüber streichelnd. Sasuke dagegen legte seinen linken Daumen auf Narutos Kinn, verwickelte den Finger leicht ins Spiel der Lippen, indem er kaum merklich an der Haut des Blonden zog, oder vorsichtig über die weiche Kante des Kinns strich, ihn mit seinem angewinkelten Zeigefinger untenrum bewegend. Seine andere Hand strich mit den Fingerkuppen von den goldenen Haarsträhnen den sehnigen Hals entlang, verschwand in der Öffnung der orangenen Jacke zur Brust des Uzumakis. Und während der sinnliche Zungenkuss sich fortsetzte, schlich die Hand Sasukes immer weiter herab, öffnete mit dem Gelenk unbeabsichtigt den Reißverschluss der Jacke und erreichten so den unteren Saum des schwarzen T-Shirts des Blondschopfs, um vorsichtig darunter zu schlüpfen... Was sich jedoch als Fehler herausstellte. Naruto zuckte unerwartet zusammen und löste den Kuss. „Hey! Lasses!“, meckerte er. „Du has verdammt kalte Finger!“ Sasuke, dem plötzlich ein zusätzliches Paar Lippen fehlte, um die seinen vor der stechenden Kälte zu bewahren, öffnete die Augen, wischte mit seiner linken Hand die Feuchtigkeit vom Mund und war offensichtlich unzufrieden. „Irgendwo muss ich sie doch aufwärmen“, konterte er dann und grinste versöhnend. „Und was sachst du, wenn ich meine kalten Hände unter dein Hemd stegge? Hm?“ „Du hast es noch nicht versucht!“, raunte Sasuke mit verführerischem Ton. „Aber du hast schon recht... Wir sollten nach Hause gehen, sonst liegen wir morgen krank im Bett.“ Damit zog er mit von der Betrunkenheit ungeschickten Händen Narutos Jackenreißverschluss zu und stand auf – taumelnd, versteht sich. Fast wäre er wieder nach hinten umgekippt, trotzte aber noch standhaft der Erdanziehungskraft. Jedoch nur so lange, bis Naruto ihn an dem Arm festhaltend davon abbrachte, weiter zu gehen. Also fiel Sasuke doch noch in seine ursprüngliche Sitzhaltung zurück. Verdutzt starrte er seinen Kumpel an, der sich nicht von der Stelle gerührt hatte. „W-was ist?“, wollte er mit seiner dumpfen Stimme wissen, nicht gerade erfreut darüber, dass seine Wirbelsäule unangenehme Bekanntschaft mit dem Holz der Banklehne machen musste. „Temeee! Ich will noch nich nach Hause! Da binich nämlich alleine unn muss voll frusten, weil niemand da is, dea mich ablenkt! Und ich muss dann an die blödn Mädschen denkn!“, erklärte er mit einem überaus flehentlichen Blick in den Augen. Der Schreck stand ihm förmlich auf dem Gesicht geschrieben. Daraufhin seufzte Sasuke nur genervt – musste Naruto wieder von diesen blöden Busengeschöpfen reden? In der Narutos Aussage lief doch irgendetwas nicht mit rechten Dingen zu, oder? „Ich versteh nicht, wo das Problem liegt“, brummte der Uchiha. „Dann kommste eben einfach zu mir. Hast doch schon oft genug bei mir gepennt, Dobe. Komm jetzt – es ist kalt!“ Mit diesen Worten unternahm Sasuke wieder den zielstrebigen Versuch, aufzustehen und die Richtung nach Hause einzuschlagen. Und diesmal gelang es ihm sogar, weil Naruto ihn nicht davon abhielt. Tatsächlich war der Uzumaki beinah zu Tränen gerührt, dass Sasuke ihn nicht abschütteln wollte. Er erhob sich also mit Freuden, stolperte aber über seine eigenen Füße nach vorne. Natürlich fiel er dabei auf Sasuke, der ebenfalls fast von den Beinen gerissen wurde. Sich an des Uchihas Rücken lehnend musste er dann frech kichern, während von Sasuke ein lautloses ‚hmpf‘ kam. Irgendwie schafften es die beiden Jungs sogar, sich in Bewegung zu setzen, was bei der Stellung ziemlich schwierig war. Und sie schafften es sogar heil dabei zu bleiben, was angesichts der schrecklichen Glätte der Straßen und dem ständigen Taumeln der beiden schon eine reife Leistung sein musste. Zugegeben – es war ein ziemlich langer Weg, dafür aber einer, den die beiden jungen Männer auch voll auskosteten und der sich irgendwie zu lohnen schien. Dass die wenigen Passanten sie dabei für eine Art homosexuelles Pärchen hielten, fiel weder Naruto noch Sasuke auf. Sie gingen einfach nur die Straßen entlang, sich ab und zu an den Händen haltend, oder sich zu dem jeweils anderen drehend und ihm einen amüsanten Kuss auf den Mund hauchend – just for fun. Einige Male waren sie sogar stehen geblieben und küssten sich wieder innig, die Umgebung um sie herum absolut vergessend, und verdrängend, wer sie wirklich waren. Alles war egal. Was zählte war nur das Behagen der Situation. Und irgendwie war so ziemlich alles außer der Gegenwart in den Hintergrund getreten. Warum auch nicht? Beiden jungen Männern ging es blendend. Es schneite – ein Symbol für ihre Unzertrennlichkeit, es war spät nachts, schien unwirklich und hoffnungslos gut zu sein. Sasuke lächelte sogar öfter als er es sonst machte (also überhaupt!) während Naruto so richtig in einem seiner Elemente namens Betrunkenheit schwebte. Alles war wieder gut. So gut. So angenehm. So schön, wie schon lange nicht mehr. Es war vielleicht ein Bisschen ungewohnt. Aber was sollte es schon? Es war eben was Neues, Unerforschtes. Etwas, das die Neugierde der beiden weckte und sie herausfordernd lockte. Was sollte schon die Tatsache, dass Sasuke und Naruto eigentlich ganz anders miteinander umzugehen pflegten? Was sollte schon die Tatsache, dass das, was sie gerade taten, jenseits des vernünftigen Verstandes geschah? Was sollte schon die Tatsache, dass sie es morgen womöglich bereuen würden...? Pah, welch wertloser Unsinn! Sie schafften es heil zu Sasuke nach Hause. Es gab weder Probleme, die Orientierung in der Stadt beizubehalten, noch die Treppe hoch zu steigen. Wobei... Naruto wäre beinah runter gefallen, hätte er zu dieser Zeit nicht Sasukes Hand festgehalten. So aber ging alles noch mal gut. Sasuke bedeutete Naruto leise zu sein, als sie die Türschwelle zur Wohnung Uchiha überquerten. Sein Zeigefinger strich erst über seine eigenen, dann über die Lippen des Uzumakis, um es deutlich zu machen. Seine linke Hand ließ dabei die Narutos jedoch nicht los. Sie schlichen durch den Flur, streiften beiläufig die Schuhe ab, blieben bei Geräuschen wie zwei kleine ertappte Jungs beim Marmeladenstehlen stehen und unterdrückten ihre Gelächterattacken, als sie merkten, dass nichts passierte. Es war, als hätten sie ihre ewigen Masken für diesen Moment von sich gelegt. Als verhielten sie sich so, wie sie es eigentlich wollten, weil sie es gerade erst heraus gefunden hatten. In der finsteren Dunkelheit konnten sie kaum etwas sehen, weshalb Naruto über etwas stolperte und wieder einmal von Sasuke davon abgehalten wurde, hinzufallen. Der Blonde bekam einen bösen Blick zu spüren, fühlte aber gleich darauf weiche, warm werdenden Lippen auf den seinen und wurde ab dann nur noch am Kragen mitgezogen, bis sie Sasukes Zimmer erreichten, wo das Mondlicht vom aufgeklarten Himmel ihre Silhouetten wieder erhellte. Leise wurde die Tür hinter ihnen geschlossen, ohne den intensiven Augenkontakt der beiden Jungs zur Unterbrechung zu zwingen. Sie sahen sich wortlos an, nur die Hände bewegten sich schattengleich zu den Körpern des jeweils anderen. Jacken wurden von den Schultern gestreift, Wangen wurden berührt, Fingerspitzen kämmten sachte durch Haarsträhnen, und Naruto schloss seine Augen, als Sasukes Hand, welche nun um einiges wärmer war, diesmal unter sein Shirt glitt. Der Schatten des Uchihas verdeckte den hellen Schein der Mondsichel, als er sein Gegenüber wieder küsste. Die Atmosphäre war so ruhig wie noch nie und gleichzeitig extrem aufregend. Aus ihren Körpern wich die Kühle des Winters. Der Uzumaki erlag diesem allersanftesten Kuss und seufzte wohlig hinein, als ein Hauch von Gänsehaut über seine Oberarme flog. Von den unerwartet sanften und erstaunlich angenehmen Berührungen des Schwarzhaarigen entflammte ein heißes Feuer, das mit Naruto Sachen anstellte, die er in einem direkten Kontakt mit einem Mann noch nie erlebt hatte. Es fing zwar alles bei einem gewöhnlichen, kitzelnden Kribbeln in der Bauchnabelregion an, das rasch den Pfad des darunter beginnenden, feinen Schamhaares herabrollte und sich an weitaus empfindlicheren Stellen ausbreitete, verwandelte sich aber bald in einen ungeduldigen Drang mehr von jenem zu bekommen, der mit den Berührungen fortfuhr. Es sich selbst machen sollte besser sein? Niemals – verglichen mit dem hier! Das Gefühl prickelte unruhig und pochte ungeduldig im Körper Narutos, trieb die steigende Hitze aus allen Körperregionen zu einer ganz bestimmten Stelle, weshalb Naruto seine Augen schloss und brüchig aufstöhnen musste, als er auch noch Sasukes Hand immer tiefer gleiten spürte. Vor dem unverschämt hitzigen Lautausbruch schreckte Sasuke allerdings eher auf, als dass es ihm zeigte, dass seine dreiste Hand den Weg fortsetzen sollte. Daher machte sie einen dezenten Bogen beim tief liegenden Gürtelbund, nicht ohne für einen kurzen Moment unter den verlockenden Saum mit den Fingern zu schlüpfen, und widmete sich schließlich Narutos Seite. Kaum drückend streichelte Sasuke die Rippen seines Gegenübers hinauf zeitgleich das störende T-Shirt anhebend, das viel zu viel Nacktheit verdeckte. Das ganze endete damit, dass das Oberteil irgendwann lautlos zu Boden segelte, während Sasukes Lippen bereits dabei waren, sich mit Narutos Hals zu beschäftigen. All dieser intim sanfter Körperkontakt mit einem Gleichgeschlechtlichen war so neu und unergründet, dass er ein unheimlich großes Lockpotential besaß. Es war alles andere als unangenehm und Sasuke wurde daher immer sicherer in seinen Taten. Es machte ihm nicht sehr viel aus, dass Naruto dabei eher passiv mitwirkte, was entweder daran lag, dass er diesem Körper einfach wohl tun mochte, oder aber einen immensen Spaß daran hatte, ihn auf diese Art und Weise zu erkunden. Vielleicht auch beides... Einerseits wollte Sasuke von Naruto nichts verlangen, wollte ihn zu nichts zwingen, aber er musste zugeben, dass er mit jedem weiteren Schritt, den er in Richtung sichere Berührungen machte, immer mehr an diesem ungewollten Verlangen gewann, das durch sein Blut floss und darauf bestand, mehr von Naruto zu bekommen als nur die Erwiderung der innigen Küsse. Seien es auch nur Kleinigkeiten wie das versehentliche Berühren der Brustkörbe bei tiefen Atemzügen oder das leise Wispern von Sasukes Namen, selbst wenn es wegen der Betrunkenheit undeutlich sein mochte... Als seine Fingerkuppen es endlich wagten, Narutos Gürtel wieder in Angriff zu nehmen, brachte er seinen Körper wieder auf Distanz zu seinem Gegenüber. Und während seine Hände geschickt das eine Gürtelende aus dem Verschluss fädelten, glitt Sasukes Blick musternd über den Oberkörper des jungen Mannes vor ihm. Verflucht – daran merkte man genau, wie viel Sport der blonde Typ trieb. Nicht dass Sasuke im Thema Muskeln sehr benachteiligt war, aber die sichtbare Mühe, die sich Naruto gab, um in bester Form zu bleiben, konnte man hierbei einfach nur bewundern. Der Angeschaute fühlte sich bei der genauen Beobachtung jedoch leicht unwohl. Es holte ihn sogar ein Stück weit in die Realität zurück, nicht zuletzt, weil die alkoholische Wirkung ganz langsam und schleichend nachließ. Aber jetzt zu kneifen, so dachte Naruto, wäre eine wahrhaftige Schande. Sein benebeltes Gemüt nickte ihm dabei zustimmend zu, was seine Beine aber nicht daran hinderte, etwas nachzugeben. Um die kleine Schwächeäußerung professionell zu überspielen, griff Narutos Hand nach dem Stoff von Sasukes Oberteil. Er rutschte, ohne loszulassen die Wand hinter sich mit dem Rücken hinunter, bis er auf dem Boden mit angewinkelten Beinen landete, mit Sasukes noch bekleidetem Oberkörper direkt vor seinem Gesicht, da der Schwarzhaarige von dem unerwarteten Zug zwischen Narutos Beine auf die Knie gesunken war. Notgedrungen stützte sich Sasuke, der Narutos Gürtel vorher erfolgreich gelöst und den Knopf der weiten Jeans aufgemacht hatte, mit beiden Händen an der Wand über Narutos Kopf ab, welcher nach einem kurzen Zögern zu ihm empor sah. Der zaghafte Rotschimmer auf den Wangen des Uzumakis war nicht zu übersehen, genauso wenig wie der verlangende Blick. Und diesmal gab er dem Uchiha zu wissen, dass dieser ab jetzt definitiv das bekommen würde, wonach jede Faser des blassen Körpers unermüdlich flehte. Naruto indes lehnte sich nach vorne um sich mit seinem Gesicht in Sasukes Oberteil zu drücken und durch den dünnen Stoff die angespannten Bauchmuskeln zu ertasten, während die Hände des Uzumakis sich verselbstständigend zu Sasukes Seiten schlichen, um das Hemd hoch zu streichen und endlich die darunterliegende, samtene Haut frei zu legen. Nach einem sachten Zögern fingen Narutos Lippen und Zähne an, Sasukes Bauch zu liebkosen. Seine Zunge leckte über den Bauchnabel hinweg, der Nasenrücken streichelte unwillkürlich die etwas höher gelegenen Regionen. Dann ging es in Form hauchzarter Bisse wieder abwärts und trieb Sasuke dazu, sich auf die Unterlippe zu beißen und hastig sein störendes Oberteil auszuziehen. Sodann legte sich seine Hand auf Narutos Hinterkopf, während die andere wieder zur Wand schwebte, um das Gewicht des Schwarzhaarigen zu tragen. Seine Atmung wurde geräuschvoller, als Narutos Finger sich zu einigen vorne gelegenen, gespannten Hosenfalten verirrten und dieser misste es nicht, dies richtig zu interpretieren. Er wiederholte diese Berührung mehrmals ehe seine Hand sich letztendlich traute, sich auf Sasukes Erektion zu legen um mit scheuem Druck darüber hinweg zu streicheln. Mehr traute die Hand sich vorerst jedoch nicht. Sasuke sah es als Zeichen, um wieder die Initiative zu ergreifen. Er drückte Naruto wieder zurück an die Wand und machte beiläufig seinen eigenen Gürtel los, dann lehnte er sich zu Naruto vor, um ihm wieder einen dieser heißen Küsse auf die Lippen zu hauchen. Die rechte Hand schlich zu Narutos hinter dem verschlossenen Hosenbund verborgener Männlichkeit. Auch er traute sich noch nicht so richtig offensiv zu werden, aber die Lust darauf übermannte ihn und die Fingerkuppen glitten endlich unter den dunkelblauen Stoff und den Gummizug der Boxershorts, um die Erektion nach und nach zu ertasten. Als die Hand tiefer glitt, schob sie automatisch den Stoff der Boxershorts hinunter und entblößte die Männlichkeit immer mehr. Narutos Stöhnen entrang seiner Kehle nur abgehackt. Die Augenbrauen zogen sich leidenschaftlich zusammen, als Sasukes Hand schließlich zielstrebig das steife Glied umfasste. Ab da war die Angespanntheit beider irgendwie aufgehoben. Sie wurden von einem Nebel der impulsiven Leidenschaft umschwirrt und stürzten sich in den intensivsten Austausch von herb ausgeführten Zärtlichkeiten. Sie vergaßen sich. Was war schon Freundschaft im Vergleich zu dem hier? Sie stürzten ab. Narutos rechte Hand krallte sich in Sasukes Haar am Hinterkopf, zog den Schwarzhaarigen so näher ran, ließ ihn nicht gehen, während die andere nun nicht mehr ganz so schüchtern den Bauch des Gegenübers herab glitt, um endlich die zu viel versteckende Hose zu öffnen und darunter zu schlüpfen. Der Stoff der engen Pants umschmeichelte die deutlich große, mittig gelegene Wölbung und passte, wie Naruto feststellen musste wie angegossen zu Sasukes Charakter. Klar hatte er den Uchiha schon öfters in Unterwäsche gesehen und mit ihm hitzköpfige Diskussionen geführt, dass Boxershorts doch viel besser seien, als so ein enges Höschen, das alles weg drückte und bestenfalls für Mädchen gut war, aber diesmal war alles anders und Naruto gab zu, dass ihn genau diese Art von Unterwäsche bei dem Uchiha maßlos anturnte. So maßlos, dass er kaum mehr abwarten konnte, diese von Sasuke herunter zu reißen. Bei der Vorstellung knurrte seine Stimme ein erregtes „Sasuke“ in den Raum hinein. Angesprochener schaute sodann direkt in Narutos gierigen Blick. Der Mund des Blonden war leicht offen, die Lippen zitterten vor Erregung, er kniff die Augen zusammen, obwohl er den Augenkontakt aufrecht erhalten wollte. Er konnte nicht länger bei mehr oder weniger nüchternem Bewusstsein bleiben, gab sich seinem Stöhnen hin, während Sasuke begann, ihn intensiv zu stimulieren. Mit einer ruckartigen Bewegung zerrte Naruto Sasukes Hose samt Unterwäsche ein Stück weit die sehnigen Beine herab. Er lag bereits fast auf dem Rücken, weshalb Sasuke es mit Leichtigkeit schaffte, ihm die Hose auszuziehen, nachdem er Naruto wieder neckend zurück zur Wand geschubst hatte. In der schier unerträglichen Hitze der Bewegungen bekam keiner von beiden den Übergang in die Liegehaltung mit. Sasuke lag nun über dem nackten Uzumaki, welcher leicht hilflos versuchte, immer noch Sauskes Hose auszuziehen. Ihm wurde mit routinierter Hand nachgeholfen, um das Ganze zu beschleunigen. Dann waren sie nackt und bloß vor einander. Es verlangte eine kleine Pause, sich daran zu gewöhnen. Sasuke in einer liegestützartigen Haltung über dem blonden Strubbelkopf; Naruto mit dem leicht angehobenen Haupt und seinen Händen an Sasukes erregter Männlichkeit. Sie tauschten abschätzende Blicke voller Verlangen aus, ehe sie sich in enger Umarmung ins sinnliche Wälzen auf dem Boden warfen. Ab da gab es kein Zurück mehr. Sie rollten sich ab und an über den jeweils anderen, dominierten einander abwechselnd in einem fairen Rhythmus. Doch während Naruto definitiv auf Wolke sieben schwebte, als Sasuke mit seinen Lippen und der linken Hand die hart gewordenen Brustwarzen des Uzumakis reizte, und in einer festen Umklammerung die Erektion des Untenliegenden verwöhnte, musste er feststellen, dass es ihm immer weniger reichte. Er wollte mehr. Wollte mit Naruto verschmelzen, wollte ihn spüren. Wollte ihn ganz. Da wirbelte er ihn im passenden Moment, als Naruto sich mit dem Oberkörper nach oben gestemmt hatte, rein intuitiv auf den Bauch. Der bloße, gesund muskulöse Rücken des Blonden erstreckte sich im bläulichen Mondlicht vor Sasuke. Naruto, dem sich durch den schnellen Positionswechsel erst einmal alles drehte, öffnete die Augen, um indes, mit der linken Hand am Boden abstützend, über die linke Schulter zu Sasuke aufzublicken, welcher sich über ihn beugte, um die Arme um den erhitzen Torso vor ihm schlingen zu können. Ein angenehmer Schauer krabbelte über Narutos Rücken, als er Sasukes Härte hinten eng an sich spürte. Die Augen flogen ihm wieder zu, er stöhnte rau, genussvoll, genauso wie auch Sasuke diesmal, dem die Erregung alle möglichen Realitätsbezüge raubte. Er ergriff Narutos Glied, fing seine Hand im festen Griff um den Schaft zu bewegen, während er ganz unvermittelt in Narutos Nacken biss. – Nicht mehr ganz so sanft, denn es ging nicht anders. Die Zähne des Uzumakis knirschten fast, als er sie aufeinander presste, um die nun sehr intensive Reibung an seiner empfindlichen Erektion zu verarbeiten. Im Endeffekt erregte es ihn aber nur noch mehr, sodass seine Stimme wieder ein heiseres „Sasuke“ ausstieß. Schweißperlen glitten ihm die Schläfen herab, als er seine Stirn gegen den Boden drückte, er brachte ein Stöhnen gen Oberfläche hervor. Seine Gedankenlosigkeit war erfüllt von einem steigenden Drang nach Erlösung. Er grub die Fingernägel in den Boden, als sich in seinem Körper das letzte Mal alles vor Erregung anspannte und mit einem heiseren und dumpfen Stöhnen kam er pulsierend in Sasukes Hand. Er ergoss sich auf den Boden als jeder Muskel sich bei ihm begann zu entspannen. Sein zweites Stöhnen klang um einiges klangvoller wenn auch leiser. Er sank mit dem Oberkörper kraftlos und schwer atmend zu Boden, entspannte seine Finger, genoss das restliche Pulsieren seines Höhepunktes. Doch Sasuke dachte nicht daran aufzuhören. Genau dieser Höhepunkt hatte ihm die letzte Beherrschung geraubt, weshalb seine Hand zielgerichtet zu seiner eigenen Männlichkeit schlich, um sie zu ergreifen und während eigener Stimulation zwischen Narutos Pobacken anzubringen. Besagter merkte nur viel zu spät, was Sasuke vorhatte. Als er wieder über seine linke Schulter zu dem Schwarzhaarigen schaute, bekam er nur noch mit, wie dieser sich mit ekstatischem Blick in den Augen auf die Unterlippe biss, ehe er in Naruto eindrang. Ein unerträglicher Schmerz durchzog Narutos Unterleib, denn Sasukes ganze Größe nahm so ungewohnt enorm viel Platz weg, dass der empfindliche Muskel wehmütig aufjaulte. Sogleich verkrampfte sich Narutos ganzer Körper und er stöhnte unterdrückt. Er konnte nicht anders, als wieder seine Augen zusammenzukneifen und die Zähne aufeinander zu pressen. Es tat weh. Es tat schrecklich weh! „Sasssk-Sasss’keee!“, krächzte Naruto in den Schmerz hinein. Vergebens. Er hörte nicht auf. „S-sasukeee!!“, schrie er atemlos. Er hörte nicht zu. Das Eindringen hatte ihm nicht allzu viel Mühe gemacht, denn genau in dem Moment war Naruto am entspanntesten gewesen. Jetzt aber verspannte sich alles um seine Männlichkeit. Es war so eng. Naruto war so verdammt eng! Sasuke warf den Kopf in den Nacken. Auch ihm tat es nun weh, aber er konnte nicht anders, er musste weiter machen, denn es war gleichzeitig so verdammt erregend. Erregend, heiß, unerträglich! Es trieb ihn dazu, sich durch den Widerstand hindurch zu bewegen. In Naruto zu bewegen. Es gelang, es ging, es lief besser. Verdammt war es geil! Kein anderes Wort konnte die Gegebenheit passender beschreiben. „Sasukeee! H-hör auf!“, flehte Naruto brüchig. „B-bitte!“ Aber er hatte keine Kontrolle über nichts. Er war machtlos. „Naruto“, raunte Sasuke nur in den Raum. Er wurde schneller. Ein Rhythmus ergab sich von alleine, aber durch den starken Widerstand war er unregelmäßig. Sasuke erkämpfte sich diesen gnadenlos. Die schweißgebadeten Körper bewegten sich von den harten Stößen vor- und rückwärts. Die feuchte Haut von Sasukes Leistengegend prallte geräuschvoll gegen Narutos irritierten Hintern. Der Blonde drückte bereits mit beiden Händen gegen die vor ihm liegende Wand, um nicht dagegen zu stoßen. Seine Knie wurden von dem Scheuern wund. „S-sas’keee! Fuck! Sasukeee!! Bitteee!!!“, durchdrang die Vibration von Narutos Stimme den Körper hinter ihm. Es gab Sasuke den Rest. Den absoluten Rest. Er kniff die Augen zusammen, öffnete den Mund in einem stimmlosen Schrei und ergoss sich beim nächsten harten Stoß in Naruto. die Atmung setzte für einen Moment aus und die Zeit stand still, dann merkte er wie die dampfgeladene Luft sich an seinen Körper schmiegte, nahm langsam immer mehr wahr. Seine Bauchdecke bewegte sich rasch und unruhig vom schnellen Atmen auf und ab, während er die Augen wieder halb öffnete immer noch in Naruto verweilend, welcher bereits vor Schmerz leicht zu zittern begann. Sasuke glitt nunmehr vorsichtig hinaus, schluckte die Trockenheit in seinem Mund hinunter. Schuldbewusstsein kam zu ihm angeflogen, kroch seinen Rücken empor, verkrallte sich im Nacken. Er zog die Augenbrauen zusammen, keuchte durch den offenen Mund die Situation realisierend. Einige Tropfen Schweiß lösten sich von seinen Haarsträhnen und fielen auf den erröteten Rücken des kraftlosen Uzumakis. Leerer, abwesender Blick zierte die blauen Seelenspiegel. Taumelnd beugte Sasuke sich neben Naruto und küsste auf seine Art mitfühlend die Lippen des Blonden. „Komm... komm mit aufs Bett“, wisperte er. Naruto nickte müde, gab dem Uchiha aber die Hand, damit dieser ihn hoch ziehen konnte. Gemeinsam schwankten sie zum nah gelegenen Doppelbett, wo Sasuke seinem besten Freund half, sich bequem hinzulegen. Erst zum Schluss gesellte sich der Schwarzhaarige dazu, zog Naruto an sich ran und bedeckte sie beide mit der Decke, die seine Hand irgendwo ertastet hatte. Und kaum war das geschehen, fielen seine Augen fest zu. Der Schlaf kam unverzüglich auf seinen nachtschwarzen Schwingen der Ruhe... Sie waren tief abgestürzt... Wahrlich tief... tbc... Kapitel 8: FALLING DEEPER (light) --------------------------------- F A L L I N G   D E E P E R Aussichtslos flog die ganze erste Schulwoche dahin, ohne dass Sasuke oder Naruto einen Fuß ins Schulgebäude gesetzt hatten. Die Zeit ging ohne sie weiter, während sie für jeden einzelnen von ihnen wie stehengeblieben war. Jeder Tag erschien wie ein qualvoller Monat voller Schmerz und Elend. Niemand hörte auch nur ein Wort darüber, was bei den beiden vor sich ging und genauso wenig wussten die Auseinandergegangenen etwas voneinander. Vielleicht, weil sie es auch nicht wissen wollten. Es war, als wäre die vergangene schöne Zeit, die Sasuke und Naruto gemeinsam erlebt hatten, einer verflogenen Traumfantasie entsprungen. Der Uchiha war trostlos sehnsüchtig nach etwas, das er niemals mehr bekommen würde, lebte in den Tag hinein, als hätte es Naruto nie wirklich in der Realität gegeben. Als wäre er nach einer sehr langen Nacht und einem schweren, im Gedächtnis lastenden Traum aufgewacht und musste nun den bitteren und kalten Geschmack der Wirklichkeit in sich hinein zwängen. Er dachte nicht mehr nach, war im Hier und Jetzt gefangen – in der nebligen Leere der Gegenwart, die ihn verschlungen hatte. Die meiste Zeit lag er auf seinem Bett, las irgendein Buch, dessen Zeilen keine zwei Sekunden in seinem Gedächtnis verblieben, um sich selbst erfolgreich zu vergessen und zu verlieren. Die trübe Stimmung belastete jedes einzelne Molekül der Luft, aber Sasuke gewöhnte sich schnell daran, nicht mehr das Leben zu atmen. Die Zeit verstrich spurlos – er bemerkte sie nicht, wurde zu einer Art abwesendem Zombie, der kaum etwas hörte oder sah. Er nahm nichts wahr, fühlte nichts, war nicht mehr lebendiger, menschlicher Natur. Hatte keinen Hunger und keine Motivation für gar nichts und selbst die einfachsten Dinge wie das Sprechen, fielen ihm in seinem Zustand schwer. Nicht weil er solche Sachen dann nicht mehr ausführen konnte, sondern viel eher, weil er sie einfach nie dann tat, wenn sie von Relevanz waren. Sogar Sasukes Mutter bemerkte, dass irgendetwas nicht stimmte, aber nach mehreren Versuchen, ihren Sohn mit Fragen auszuhorchen, gab sie es frustriert auf und überließ Sasuke seinem Dasein innerhalb der Gleichgültigkeit. Und er war vollkommen zufrieden damit. Er brauchte jetzt niemanden, mit dem er reden konnte und er hatte auch keinen, der ihm zuhören würde, weil er nie das Bedürfnis gehabt hatte, sich irgendjemandem anderes als Naruto zu öffnen. Aber abgesehen davon gab es nichts weiter zu bereden. Alles war klipp und klar, und brauchte nicht noch einmal ausgesprochen zu werden. Außerdem war Sasuke nie jemand gewesen, dem das Sprechen irgendetwas brachte – er war kein großer Redner, der dadurch etwas aufarbeiten konnte. Auf Anrufe und Nachrichten, bei denen er sich nicht einmal die Mühe gab, sie sich durchzulesen, antwortete er nicht. Sein neues Handy, das ihm seine Mutter wohl wortlos gekauft haben musste, nachdem sie die Trümmer zufällig entdeckt hatte, lag irgendwo in der hintersten Ecke seines Zimmers. Vollkommener Stillstand. Erst am Ende der Woche wachte Sasuke aus seinem Zustand auf. Seine Mutter hatte ihn beim stillen und eher erzwungenen Frühstück darauf angesprochen, dass er wieder zur Schule gehen musste. Warum er das die ganze Woche lang nicht getan hatte, ließ sie ungefragt, weil sie inzwischen verstanden hatte, dass er es ihr nicht erzählen würde. Er nickte stumm, aber in dem Moment wurde ihm klar, dass er unbewusst nicht zur Schule gegangen war, um Naruto nicht zu treffen. Er wollte nicht mit ansehen, wie dieser ihn ignorierte, sich mit anderen prächtig verstand und Sasuke dagegen nicht beachtete, als wäre der Schwarzhaarige unsichtbar. Aber er verstand auch, dass es unvermeidbar war. Es war Schluss, Aus, Ende mit der Freundschaft und Sasuke hatte sich mit der neuen Situation abzufinden, statt vor ihr wegzurennen. Ab jetzt war er wieder ein Einzelgänger, wie er es vor Naruto schon immer gewesen war. Sasuke musste Abschied von der Vergangenheit nehmen und es war von einer auf die andere Minute klar, was dafür getan werden musste. Es war noch hell, als Sasuke seine Wohnung verließ. Es hatte wenig Sinn gemacht, zu Hause auf dem Bett liegen zu bleiben und die Decke anzustarren. Nun ließ sich der Uchiha von den Reizen der Straßen etwas ablenken. Auch das hatte zwar einen faden Beigeschmack, der nach der ganzen Sache zu einem treuen Begleiter des Schwarzhaarigen wurde, aber wen kümmerte nach dem Allen noch der Geschmack bei all der Geschmackslosigkeit der Situation? Schlaff stapfte Sasuke durch den wadenhohen, unberührten Schnee. Er kannte eben Orte, an denen es so etwas noch gab, aber er suchte jetzt nach einem ganz Bestimmten. Lethargisch wie er gerade war, überließ er seinen Beinen die Entscheidung über die Richtungen, die er einschlagen musste. Sie trugen ihn zielstrebig voran, weil der Weg zu jenem Ort, zu dem Sasuke nun ging, in der Erinnerung jeder Muskelfaser in seinem Körper verhaftet war. Einfach nur der unschuldigen Reinheit des Schnees folgen, das war alles. Seine Füße wussten genau, wohin sie gehen mussten. Die Straßen wurden immer leerer und die Gegend veränderte sich. Verschlafene Aura umgab die Häuserblöcke und die kahlen Bäume, die Sasuke auf seinem Weg passierte. Alles verschwamm in seiner Sicht zu einem einzelnen weißbeigen Brei, der durch vereinzelte schwarze Kontraste unterbrochen wurde. Jedoch schienen sie zu verwischen, als Sasuke an ihnen vorbei ging. Er beachtete die Umgebung nicht, aber seine Augen erkannten jene Gegend sofort wieder, als er in der kleinen Schlucht zwischen zwei nicht allzu hohen, alten Häusern stand, die in einem U auf der gegenüberliegenden Seite zusammenwuchsen. Der weißgraue Putz war an vielen Stellen in Form von Rissen und Abschabungen beschädigt. Trockene Kletterpflanzen überwucherten einige Wände und man sah deutlich die Stellen, an denen im Sommer grüner Moos gedieh. Die Wohngegend schein wie ausgestorben zu sein, so still und friedlich war es hier. Es war, als wären die Häuser schon vor langer Zeit verlassen worden und der kleine Innenhof hüllte sich in tonloses, schläfriges Schweigen. Der herabfallende Schnee schien das einzig Lebendige an diesem Ort zu sein. Selbst Sasuke war weitaus toter, als die reinen und hauchleichten Kristalle. Sasuke setzte sich wieder in Bewegung, nachdem er einige Minuten lang die vertraute Luft dieses Ortes in seine Lunge gezogen hatte. Er überquerte den kleinen Innenhof in einer Reihe langsamer Schritte, die die Stille mit dem Schneeknistern durchbrachen. Dann lehnte er sich mit dem Rücken gegen die alte, rostige Tür, die wahrscheinlich zum Keller eines der Häuser führte und rutschte diese hinunter, bis er auf dem zugeschneiten Boden zum Sitzen kam. Hände in den Hosentaschen, Augen geschlossen. Er genoss die wieder eingekehrte Stille. Als seine Iriden sich wieder zeigten und er gen Himmel blickte, war für ihn oben kein leuchtendes Blau in Sicht. Alles war von dicken grauen Wolken verschleiert und ließ keinen Funken Hoffnung auf einen Sonnenstrahl zu. Das Schneien hörte auf. Es hatte doch alles keinen Sinn, dachte Sasuke. Es hatte doch alles gar keinen Sinn. Kein Bisschen. Nicht ohne Naruto. Der Schwarzhaarige zog seine Beine an sich, legte die Stirn auf den Knien ab, die Augen fest mit den Händen verschließend. Auch das noch... Als hätte er nicht genug Probleme gerade. Seine Magengegend zog sich schmerzhaft zusammen, seine Kehle wurde zugeschnürt, die Tränendrüsen brannten in seinen Augenwinkeln verdächtig und ließen Aussicht auf verzweifeltes Weinen zu. Sasuke widersetzte sich diesem Drang so sehr, dass er es beinah geschafft hätte keinen der salzigen Tropfen nach außen dringen zu lassen. Beinah. Auch das noch... Wie man in den Wald ruft, Sasuke, so hallt es auch zurück – als hättest du das nicht gewusst. Und jetzt sitzt du hier in bescheuertem Selbstmitleid versunken und versuchst krampfhaft nicht zu weinen, wie ein Vollidiot. Wie ein verdammter Vollidiot... Aber war er denn nicht schon längst ein verdammter Vollidiot gewesen? Schon immer? Er versuchte sich der harten Erkenntnis zu widersetzen, aber es gelang ihm nicht und so hatte er keine andere Wahl mehr, als den Tränen lautlos freien Lauf zu lassen. Wie erbärmlich. Naruto schlenderte ziellos durch den hässlich braunen Matsch der Straßen. Scheiß drauf, dass er schon seit einer Woche nicht zur Schule gegangen war. Es war nicht das erste Mal, dass er schwänzte. Früher hatte er nur weniger Grund dazu. Jetzt hatte er nichts, was ihn an die Schule band. Er hatte Sasuke jetzt nicht mehr... Sasuke, mit dem er immer Spaß gehabt hatte, mit dem er sich am besten zu verstehen vermochte, von dem er wusste, dass er der einzige Mensch war, der ihn akzeptierte so wie er war, ohne eine Änderung von ihm zu verlangen. Sein bester Freund, der nun keiner mehr war. In all den Versuchen, sich von den qualvollen Gedanken an Sasuke abzulenken fühlte sich Naruto verloren. Er hatte sich von seinem so genannten besten Freund gelöst – was ja seine berechtigte Entscheidung war – aber sich geistig von der ganzen Freundschaftsgeschichte zu lösen war etwas vollkommen anderes. Es fühlte sich an, als hätte Naruto einen riesigen Teil seiner Seele abgerissen und weg geschmissen. Und egal wie schmutzig, verdorben und scheiße dieser Teil gewesen war – es war dennoch ein Teil. Ein großer, viel Platz in seinem Herzen einnehmender Teil, dessen Loch nicht mehr zu füllen war. Womit denn auch? Mit Kiba – dem zwar ziemlich spaßigen Kauz – der aber mit Sasuke nicht einmal im Entferntesten zu vergleichen war. Nicht, dass Naruto einen Sasuke-Ersatz suchte, der dem Uchiha vollkommen glich, bloß nicht so ein behindertes Arschloch war, aber natürlich sehnte sich Naruto nach den gleichen, tiefen Verhältnissen, die er mit Sasuke gehabt hatte. Und so etwas ließ sich nun mal nicht so einfach finden. Und auch nicht auf die Schnelle, um das blutende Loch zu schließen, dass in Narutos Brust klaffte. Kiba hatte den Uzumaki einige Male angerufen. Mehr um zu erfahren, warum dieser nun schon seit verhältnismäßig langer Zeit nicht zur Schule kam, aber letztendlich liefen die Gespräche darauf hinaus, dass Naruto nicht darüber reden wollte und sich lieber mit Kiba traf, um ziellos abzuhängen und zu chillen. Letzteres überraschte Kiba natürlich, da man mit Naruto normalerweise nicht chillen konnte, aber binnen dieser Woche klappte es hervorragend. Naruto sprach bei den Treffen nicht viel. Eigentlich machte er kaum etwas, außer vor sich hinzustarren, oder Kibas Hund zu streicheln. Er schien vollkommen introvertiert zu sein, was man bei ihm nie, aber auch nie zu Gesicht bekommen hatte. Der Blonde war ja normalerweise ein Energiebündel vom Feinsten. Einige behaupteten, er sei Koks-abhängig, aber das war natürlich nur eines von den vielen absolut dummen Gerüchten, die umherkreisten. Kiba wusste von der Geschichte mit Sasuke. Und er konnte sich schon denken, dass Naruto gerade deswegen so drauf war, aber für so schlimm schätzte er das Ganze jetzt nicht ein, dass er Narutos Zustand nachvollziehen konnte. Und genau das war es eben, was Narutos Loch nicht füllen konnte. Egal wie cool, lustig oder interessant jemand sein mochte – verstehen tat er es ja schließlich doch nicht. Die meisten sahen eben doch nur die oberflächliche Verbindung zwischen Naruto und Sasuke und diese wurde ihrer Meinung nach derart seitens Sasuke strapaziert, dass sie es nur für richtig empfanden, wie Naruto gehandelt hatte. Uchiha verdiente keine Freunde und war ja auch nicht daran interessiert, welche zu haben, wie man sah. Genau diese Einstellung trug eben auch dazu bei, dass Naruto diese Menschen als nicht allzu vertrauenswürdig empfand. Die Leute dachten zu viel – und doch verstanden sie nichts. Sie verstanden diese tiefe Verbindung zwischen Sasuke und Naruto nicht, weil sie diese einfach nicht sahen. Das musste doch nur heißen, dass sie von Naruto dachten, er sei zu so etwas nicht wirklich fähig. Wie sollte dann also so eine Beziehung entstehen können, wenn doch keiner bei Naruto diese Art der Freundschaft in Betracht zog? Der Junge war doch viel zu oberflächlich für so etwas, dachten sie wohl alle. Man kann mit ihm zwar die Sau rauslassen und Spaß haben, aber mehr hatte man von einer Freundschaft mit ihm auch nicht. Daher auch die Philosophie: Klar war Sasuke ein Bastard, ein Mistkerl, ein Arschloch, aber wenigstens war er jemand, der Naruto so hinnahm wie dieser war. Oder? Naruto stutzte, als ihm dieser Gedanke durch den Kopf flog. Nein, das war alles eine große Lüge gewesen. Eine Lüge, auf die der Uzumaki reingefallen war. Eine eiskalte, hässliche Lüge. Sasuke hatte wohl nie dieselben Gefühle für Naruto übrig, wie dieser sie für den Uchiha hegte. Und am Ende war derjenige, den man den Oberflächlichen nannte, der tiefgründigste von allen. Welch Ironie? Andererseits bereute Naruto alles, was er gesagt und getan hatte. Er wurde von Sasuke verletzt, er hatte das Recht, beleidigt zu sein... Aber hatte er nicht auch maßlos übertrieben? Das war nämlich die andere Seite der Medaille. Er hätte weiterhin glücklich in dieser Vortäuschung leben können. Hätte immer noch das Gefühl einen treuen Kumpel zu haben, auf den er sich glaubte verlassen zu können, aber mit seinem Schlussstrich hatte er es sich vollkommen verbaut. Wenn er zwischen der Lüge und dem jetzigen Zustand wählen könnte, würde er wohl bedenkenlos die Lüge nehmen. Zumindest würde er sich dann nicht so einsam und alleine fühlen, wie jetzt. Es war alles nicht mit irgendwelchen banalen Lügen, oder Lügen, die einem schlecht taten zu vergleichen – es war eine Lüge, die ihm das Gefühl der Geborgenheit gab, ihm gut tat, obgleich es nicht die Wahrheit war. Er hatte sich in Sicherheit gewogen, war Gedankenlos und voller Vertrauen gewesen. Und jetzt? – Jetzt war er kaputt und verraten. Was fühlte sich also besser an? Die Lüge – keine Frage. Und dann noch die Sache mit Sakura... Es war vollkommener Unsinn, wenn man recht nachdachte. Naruto war mit Sakura-chan weder zusammen gewesen, noch hatte er mit Sasuke irgendetwas Besonderes ihr bezüglich ausgemacht. Es ging allein darum, dass Sasuke nicht empathisch genug gewesen war und nicht daran gedacht hatte, dass es Naruto weh tun würde. Nur darum ging es doch hierbei, oder? Alles andere innerhalb dieser Situation war zu unklar, als dass es ernst genommen werden konnte. Und Naruto? – Er hatte überreagiert. Hatte gleich das ganze Geborgenheitsgefühl wegen dieses einzelnen Problems weggeschmissen. Er fühlte sich so schrecklich, dass er sich beinah übergeben musste, als er in eine etwas menschenleerere Straße eingebogen hatte. Mit der rechten Hand hielt er sich den Mund zu. Was hatte er nur getan?! Sasuke verdiente das alles, sicher, aber wahrscheinlich saß er gerade irgendwo in der Schule und rechnete eine unwichtige Gleichung aus. Vielleicht war ihm das auch alles vollkommen egal und er hatte bereits ein anderes Anhängsel gefunden, das er eine Lüge leben ließ... Naruto biss bei diesem Gedanken die Zähne zusammen. Nun hatte vielleicht jemand anderes dieses wunderbare Gefühl. Irgendwer da draußen, bloß nicht Naruto selbst. Vielleicht sollte er sich entschuldigen... vielleicht sich unterordnen, sich möglicherweise ergeben und die weiße Flagge schwenken, um wenigstens wieder ein klein wenig Sicherheit zurück zu erobern. Ein winziges bisschen von diesem eitrigen Loch in seiner Brust schließen, indem er Frieden schloss... Aber für welchen Preis? Nein! Niemals! Er würde sich bei dem Uchiha nicht entschuldigen! Er würde nicht angekrochen kommen! Dafür war selbst er viel zu stolz. Er würde ihm nie mehr hinterherlaufen, würde nie mehr zeigen, wie sehr er Sasuke mochte. Schluss, Aus, Ende. Wenn es schon so gekommen ist, dann war der Weg zurück auch nicht mehr vorhanden. Auch wenn es an einigen Stellen übertrieben sein mochte – das war jetzt auch egal. All die Worte, die Sasuke bezüglich der Freundschaft gesagt hatte, all die guten Taten, all die aufrichtig erscheinenden Gefühle, die dabei entstanden sind – all das versuchte Naruto zu verdrängen, aus seinem Kopf zu verbannen, der von Gedankenströmen platzen wollte. Nur noch eins musste gemacht werden... Kaum war dieser Gedanke zu Ende, kehrte Naruto auf der Stelle um und schritt zielstrebig in eine ganz bestimmte Richtung. Er musste nur noch das letzte Mal diesen Ort sehen. Diesen einen Ort, wo alles begonnen hatte. Er musste den Ort der besiegelten Freundschaft wieder aufsuchen, um davon Abschied zu nehmen. Er hätte den Weg im Schlaf finden können, so genau kannte er ihn. Als er sich den Häusern näherte, wehte ein Windzug der Nostalgie durch seine Seele. Es war zum Weinen traurig, dass das, was hier einst geschehen war, nun in Trümmern lag. Aber gleichzeitig stieg ein seltsames Gefühl in ihm auf. Ein Gefühl, das ihm zuflüstern wollte, dass noch nicht alles verloren war. Er winkte innerlich ab. Das musste davon kommen, dass er sich wieder an diesem Ort des Ursprungs befand. Als ob da etwas wieder gut zu machen war. Weder Naruto würde zu Sasuke angekrochen kommen, noch würde Sasuke es tun, weil es nicht seine Art war. Und beide schienen auf ihre krankhafte Art und Weise irgendwo recht zu haben. Sasuke war ein nichtempathisches Arschloch, das allerdings keine besondere Schuld an dem Geschehen trug, und Naruto ein hoffnungsloser Gefühlsfreak, der dem Anschein nach gerne mal übertrieb, dessen Gefühle aber nichtsdestotrotz von seinem besten Freund verletzt worden waren. Aber was sollte es schon? – War doch eh alles vorbei. Missmutig trat Naruto nach einem hässlichen Schneemann am Wegesrand. Dann ging er weiter, näherte sich dem schmalen Durchgang zwischen den Häusern, der ihn zu jenem Örtchen führen würde, an dem er Sasuke das erste Mal die Hand reichte. Die frischen Spuren im entjungferten Schnee bemerkte er nicht. Sie hätten von jedem sein können, oder? Aber als er den Durchgang passierte und den ersten Schritt auf den kleinen Innenhof vollbrachte, fiel ihm etwas auf. Nein, jemand fiel ihm auf. Eine geradezu zusammengekauerte Person umhüllt von einer Lederjacke und mit einer dünnen Schicht Schneeflocken auf den kohleschwarzen Haaren saß Naruto mindestens sieben Meter entfernt gegenüber. Sasuke. Es konnte einfach kein Anderer sein. Sasuke. So vertraut. Sasuke... Ein verbitterter Ausdruck fegte über Narutos Gesicht, während seine Füße zum Stillstand kamen. Es war, als säße ein riesiger Magnet vor ihm, der ihn lockte, den ersten Schritt zu machen. Die Frage, warum Sasuke hier war, quälte Naruto so stark, dass er schwören könnte, er würde im nächsten Moment hinrennen und sie aus sich heraus platzen lassen. Warum zur Hölle war Sasuke hier?! Ausgerechnet dieser Bastard! Oder bildete Naruto es sich nur ein? Vielleicht hatte er schon Wahnvorstellungen und dieses verdächtig nach einem verwahrlosten Wrack aussehendes Häufchen Elend war eigentlich gar nicht anwesend. Ja, genau! Es war nur ein Wunschtraum, der in Narutos Kopf umherschwirrte und nicht die Realität! Aber als wäre Narutos allerinnigster Wunsch nach der Lösung der Frage, was Sasuke hier machen könnte, erhört worden, hob sein Gegenüber den Kopf. Nasse Wangen kamen zum Vorschein. Gerötete Augen starrten weit offen gerade aus. Es war zu wahr, um schön zu sein. Naruto konnte die Verblüffung deutlich sehen, die sich in Sasukes unruhigem Blick spiegelte. Der Schwarzhaarige schien noch nicht ganz zu glauben, wen er vor sich sah. Und der, den er vor sich sah, konnte nicht glauben was er auf Sasukes Gesicht sah! Nein, im Ernst – Der Uzumaki hätte diese Anomalie an Sasuke sogar im Abstand von hundert Kilometern erkannt, weil die Wahrscheinlichkeit, dass diese auf dem Gesicht erscheinen konnte, Maximum 0,001 Prozent betrug. Für einen kurzen Moment spürte Naruto in sich ungewolltes Mitleid aufsteigen, kämpfte gegen sich selbst bei der Aussicht auf das hastige und ungeschickte Wegwischen der fremden Tränen von den fremden Wangen, und entschied sich letzten Endes ganz entschlossen, wieder umzukehren und nach Hause zu gehen. Aber da seine ganze Planung nun durcheinander war, wollten seine Füße ihn nicht mehr ergeben von diesem Ort wegtragen... Hatte er nicht gerade noch gewollt, hier und jetzt die Glasscherben der Freundschaft in der Erde zu vergraben? Wollte er hier und jetzt nicht gerade noch mit den ganzen Grübeleien Schluss machen? Irgendwie konnte er es zwar schon auf später verschieben, aber andererseits wollte er es auch so schnell wie nur möglich hinter sich bringen. Die Hin- und Hergerissenheit zog an ihm von beiden Seiten und ließ ihn dennoch nicht von der Stelle bewegen. So verharrte er die nächsten fünf Minuten. Sasuke wusste nicht, wie ihm geschah, als Naruto plötzlich vor ihm stand. Die Distanz war groß und trotzdem schien er wieder so nah und erreichbar zu sein, dass es weh tat. Am Ende war er ja doch unerreichbar, wie nah er ihm auch stehen mochte. Und dann sah Naruto noch wie er – Sasuke – jämmerlich heulte. Schlimmer konnte es nicht kommen. Dieser Gedanke löste in dem Uchiha die nächste Trauerwelle aus und er hielt sich gerade noch so zurück, weitere Tränen zu vergießen, indem er die Augenlider kräftig aufeinander drückte und die Zähne zusammenbiss. Den Kopf wandte er wieder nach unten, legte die Stirn wieder auf seine angewinkelten Beine und schreckte dann förmlich hoch, als er die knisternden Geräusche des Schnees links neben sich hörte. Naruto hatte sich neben ihn gesetzt, ja, er hatte dem Drang, dem Ganzen auf den Grund zu gehen doch nicht widerstehen können. Er schaute von dem Schwarzhaarigen weg, zeigte sein Gesicht nicht, das von Sasuke so gerne gesehen werden wollte. Besagter lehnte sich schweigsam nach hinten und schloss die Augen. Als er sie wieder öffnete, weil die Stille zwischen den beiden jungen Männern zu drückend wurde, formten seine Lippen die Frage „Warum hast du mir keine geknallt?“ zeitgleich zu Narutos rausplatzendem „Warum heulst du?“. Beide schauten sich einen kurzen Moment lang fassungslos an, ehe sie beide zu entgegengesetzten Seiten blickten, um die Scham dem jeweils anderen nicht zeigen zu müssen. „Ich...“, setzten beide auch noch gleichzeitig zu den Antworten an, wonach sie verstummten, um sich gegenseitig ausreden zu lassen, wovon beide natürlich wieder peinlich berührt wurden. „VERDAMMTE SCHEIßE, MANN!“, schrie Naruto auf einmal, während er sich zu Sasuke drehte und diesen am Kragen packte, um ihn zu schütteln. „Es geht nicht, okay?! Es geht einfach nicht! Ich komme nicht von dir los, klar?! Also entschuldige dich sofort, alter Bastard!“ Ups... es war ihm einfach so rausgerutscht, obwohl er sich doch schon die ganze Zeit dagegen sträubte... Und prompt entlud sich die gesamte Spannung irgendwo an einer anderen Stelle der Erde in Form eines Blitzes. Fakt war, dass es hier keine mehr gab. Keine mehr, die Sasuke davon abhielt, sich vorzubeugen und Naruto fest zu umarmen. Er vergrub sein Gesicht in der Halsbeuge seines Gegenübers, drückte ihn an sich... lächelte kaum merklich... lächelte... „Entschuldige“, wisperte er in die danach entstandene Stille der Verblüffung hinein. Naruto, der erst völlig überrascht von dieser Geste war, kam nur schleichend zu sich, aber genauso schleichend umbogen seine Arme Sasukes Torso und erwiderten die feste Umarmung mit ebenso viel Festigkeit. „Ou Mann... Darauf sollten wir einen Trinken!“, knurrte der Blonde leise. Er erhielt nur ein Nicken seitens Sasuke, das er zwar nicht sah, aber an seiner Schulter deutlich spüren konnte. So einfach ging das. So einfach. Sie waren eben nach wie vor absolut unzertrennlich. Glückseligkeit schwebte in der Luft. Dies war der kleine Ort der Vereinigung, der einen riesengroßen Heiligenschein über sich trug. Nur noch die Reste der Traurigkeit mit brennendem Alkohol hinunter spülen, dann würde alles wieder gut werden. Gewiss... Sie setzten sich auf die zugeschneite Bank ungeachtet der Kälte, die sich sofort in ihre Hintern verbiss. Der eine hielt in seiner Hand eine halbleere Flasche Gin, der andere goss bereits das dritte Viertel des rohen Sambuca in sich hinein. Wortlos hörte Sasuke dem gurgelnden Geräusch von Narutos Schlucken zu und beobachtete die Farben der Nacht langsam vor seinen Augen verschwimmen. Die beiden Jungs hatten bereits so einiges an Alkoholischem intus. Angefangen mit einer geteilten Flasche Wodka, fortgesetzt mit einem Martini, der für Sasuke mindestens genau so widerlich süß war, wie der bescheuerte Sambuca, welcher bestenfalls wie eine medizinische Tinktur schmeckte. Aber hey – Sinn der Sache war schließlich nicht der Geschmack, sondern der Effekt. Und der ließ sich nach dem bereits leergesoffenen Tequila nicht mehr verleugnen. Und wie die Farben verschwammen – sie tanzten und hüpften und verliefen ineinander. Daher war die Kälte der Bank ebenfalls absolut nebensächlich. Die beiden jungen Männer waren sturzbesoffen und setzten sich nur, um eben nicht zu stürzen. Mit einem gläsernen Knall stellte Naruto seine Flasche auf den schneebedeckten Boden und war dabei so ungeschickt, dass der Flaschenboden sofort einen Riss bekam. Die Luft füllte sich mit der berüchtigt stechenden, alkoholischen Note, was den beiden Jungs allerding herzlich egal war. Dann lehnte sich Naruto nach hinten und ließ sich die großen Schneeflocken aufs Gesicht herabschweben. „Weissu?“, begann er ohne auch nur einen Funken Kontrolle über seine betrunkene Zunge zu haben, „Isch hab dia schon versien, ogay? ‘S maacht wiaglisch niiischts mäa aus! Großes Indsianer Äarenword!!“ Sasuke indes unternahm den Versuch seinen Kopf so zu Naruto zu drehen, dass die ganze Welt sich nicht in eine einzelne Farbmischpalette verwandelte und ihm davon übel wurde, während er sein Sprachverständnis auf den Dialekt eines Betrunkenen umstellte. Auf seine Oberschenkel mit den Unterarmen gelehnt blickte er Naruto also an. „Ich...“, wolle er antworten, aber Naruto kam ihm zuvor. „Höa einwach su, ogay? Einwach nua suhöaren! Isch bin bereid das alles einwach su wergessen, weil ich disch nich verliren will, Sasukee. Aba lass dia eins gesacht sein – nochma weade isch dia sowas nich duachgehen lassen. Man, alda – isch will doch nua, dassu äarlich su mia bis! Verstehsu?“ Sasuke schwieg, drehte den Hals der Flasche zwischen Daumen und Zeigefinger der rechten Hand. Naruto zu seiner Linken setzte sein Philosophieren derweilen fort. „Mein Godd, Scheiß auf die Weiba! Isch hädde swar gerne eins, aba die wollen misch alle nich. Aba weissu? Weissu – es is mia solang egal, solang isch dich hab, Temee! Glaub‘sch jeenfals... Isch weiß nich, was ich ohne dich machen soll. Du biss einfach mein bessa Freund und isch liebe dich voll. Un wennu sowas machst, dann duts mit weh! Ich meine – du wollest Saku doch nich, warum hasusie dann gevögelt?“ „Ich...“ „Nix ‚Ich‘ hia – gib doch einfach su, dassu eifasüschisch wars! Du wollest doch nua nisch, dassich mich ia widme, weillu voll so Angs hattes, dassu mia nich mea wischisch bis, ne?“ „Ich... ich geb’s zu, okay?!“, stieß Sasuke laut aus, der seine Zunge in dem Zustand im Gegensatz zu Naruto noch ziemlich gut kontrollieren konnte, was man jedoch von seiner auszubrechen wollenden Gefühlswelt nicht mehr behaupten konnte, und rieb sich das Gesicht mit der linken Handfläche. Naruto schaute ihn verwirrt an. Dass Sasuke sowas zugab war schon mal ziemlich einmalig. Aber heute war der Tag sowieso mit einmaligen Taten von Sasuke mehr als überfüllt und der Alkohol entfesselte auch noch die Ketten, die die Offenheit Sasukes normalerweise gut zurückhielten. „Immer nur Sakura hier, Sakura da. Die Weiber kotzen mich an, und das Gerede über sie kotzt mich an. Und es kotzt mich an, wenn du von ihnen schwärmst, zufrieden?!“, zischte Sasuke genervt. „Aba isch gann doch nichs dafüa – ich mag die halt, die Mädels. Und ich will auch rumfiggn können so wie du, Sasukee!“ „Dann tu’s, Mann. Aber hör auf davon ständig zu labern. Tu’s doch endlich – und scheiß dir nicht in die Hose, weil du nicht weißt, wie das geht!“ „Ich weises doch! Ich weiß, wie das geht! Aba ich hab su wenig Übung! Wenns dasu kommt, dann kommt aba auch immer was daswischen. Und isch kann keine Erfahrungen sammeln. Und übahaupt – das lass ich mia von nem Wumänaisa wie dia nich sagen lassen! Dia liegen se doch alle su Füßen. Du brauchs dia da nich ma Sorgen su machen. Nimms einfach, was da liegt und gut aussieht. Und die Weiba sin auch sufrieden. Du sollst ja so gut sein.“ Naruto schnaubte, nachdem er aufgehört hatte, wüst zu gestikulieren. „Du bist viel zu selbstkritisch. Weißt du, wie egal es mir ist, ob das Mädchen dabei kommt, oder nicht? Mein Gott – es geht doch nur darum dass die ihr Zeug rein interpretieren. Du musst nur den richtigen Ruf haben, das ist alles. Und ich hab meinen Ruf satt. Ich mache das nicht länger, weil ich Lust dazu habe. Ich mach das um zu vergessen. Um an Sachen nicht mehr denken zu müssen... Wie vorhin an dich, als du ständig nur von Sakura geträumt hast.“ Narutos Augenbraue hob sich eher schlecht als recht in die Höhe, nachdem er Sasukes Worten zugehört hatte. Das kam ihm selbst im Suff absolut bescheuert vor. „Dasis siemlich armseelig, Sasuke, das weisu schon, oda?“, fragte er den Schwarzhaarigen rhetorisch, dann schaute er wieder nach vorne, ohne auf Sasukes nichtvorhandene Reaktion zu achten. „Aba ich will das machen, weilichs will. Und ich versteh nich, warum du was dagegen hast. Isch bleibe do‘ imma noch dein bessa Kumpel, kapiat? Isch will doch nur mal vögeln, isses denn su viel verlangt? Und wenn ich dann sehe, wie die Mädels sich an dich ranschmeißen wie Flucht-, nee, Fruchtfliegen auf Schimmel, dann wäade ich neidisch! Ich meine – sieh dia mich doch an: ein äafolgsloser Typ, der weder einen dollen Ruf hat, noch genuch Erfahrung. Dasis doch traurich, findsu nich? Alle Leude vergleichen uns imma. Und ich bin imma der Loser. Imma! Weil neben dia, weil du so glänst, sehe ich aus wiene Lusche!“ Naruto wollte sein Gesicht gerade wieder zum Himmel richten, da zog Sasuke bereits an dem Kragen von Narutos orangener Winterjacke. Und weil er sich in der Aufteilung seiner Kraft leicht verschätzte, zog er den Blonden etwas zu nah an sich heran. Gemeinsam taumelten ihre Oberkörper, ehe sie Stirn an Stirn zur Ruhe kamen und einen mehr oder weniger stabilen Halt fanden. „Sag das nicht, Mann“, murmelte Sasuke und schloss die Augen, damit sich von seiner schnellen Bewegung nicht mehr alles drehte, was er sah, auch wenn Narutos Gesicht nun fast das gesamte Bild einnahm. Aber auch das Schwarz schien sich zu drehen. „Du könntest jede haben“, setzte er fort, „dir fehlt... dir fehlt nur etwas Selbstbewusstsein, mein Freund. Aber ich will das nicht. Ich will dich so, wie du bist, okay? Ich will nicht, dass du so wirst, wie ich! Mit einem Arschloch wie mir will ich nicht befreundet sein!“ „Heey!“, lallte Naruto laut in Sasukes Gesicht. „Höa auf, dich schlecht su machen, oda willsu Mitleid von mia kriegen, oda was? Ich findich doll!“, er krallte sich in die Lederjacke des Uchihas, um nicht auf den Boden abzurutschen, der immer wieder bedrohlich nahe zu sein schien, wenn Naruto zur Seite schaute. „Manchmal... viel su doll...!“, ertönte es kaum hörbar aus Narutos Mund, als auch er die Augen schloss. Sie saßen zwar nebeneinander auf der Bank, aber dennoch konnten sie jede Sekunde, in der sie sich nicht auf die Lehne zurücklehnten, einfach vornüber kippen und im schmutzigen Straßenschnee landen. „Du bis sosusagen mein Idol! Isch wär liebendgerne so wie du, alda! Isch willauch so unwidastealich sein und ich will auch so gut küssn wie du.“ Der Versuch dem Dobe durchs Haar zu wuscheln scheiterte vergebens und endete damit, dass Sasukes linke Hand hinein griff. Der Druck der beiden Stirnen verstärkte sich, als Sasuke seine Hand auf Narutos Hinterkopf ablegte und wieder zu reden begann. „Kannst du doch...“, flüsterte er fast. „Du kannst... gut... küssen.“ „Aber die Mädscheeen-“, wollte Naruto mit erhobenem Zeigefinger widersprechen, da verschloss Sasuke seinem besten Freund den Mund mit der rechten Hand, die sich wie eine Barriere zwischen ihren Gesichtern aufbaute. „Scheiß auf die Mädchen! Scheiß drauf, was sie finden, okay? Scheiß darauf, was andere sagen – du kannst es, Dobe!“ Von den akzentreichen Sätzen, bewegten sich ihre Köpfe, als Sasuke zur Untermalung des Gesagten entweder leicht den Kopf neigte, oder wieder hob. Ihre Nasenrücken berührten sich, strichen unwillkürlich übereinander hinweg. Es schneite immer noch und hüllte die Umgebung in Stille, fernab störender Verkehrsgeräusche oder anderer Laute, die nicht zu dem Uzumaki oder Uchiha gehörten... Naruto zog an dem fremden Ärmel und verschob Sasukes Hand wieder, um seinen Mund frei zu bekommen. Die Finger des Uchihas glitten über Narutos Lippen hinweg nach unten, schnappten sich schnell wieder den Kragen der halboffenen Jacke des Blondschopfs, um nicht achtlos irgendwo zu landen. „Findesu wiaklich?“, hakte der Blonde noch einmal nach, während er skeptisch Sasukes leicht offene Lippen mit dem Blick fixierte, die Augenbrauen zusammenziehend. „Finde ich wirklich...“, flüsterte Sasuke. „Aba, was bringtes mir denn? Wennich kein Mädel habe, mit dem ichs machen kann!“, protestierte Naruto schließlich wieder aufgebracht und wollte sich Sasukes Griffen entziehen, scheiterte jedoch und blieb mit seiner Stirn an die seines besten Freundes weiterhin gelehnt. „Immer nur Mädchen, immer nur redest du von Mädchen! Hör doch endlich auf!“, rief Sasuke und war bemüht, nicht nach hinten zu kippen, weil der Druck Narutos von vorne nun unmittelbar so stark wurde. „Wovon soll ichn sons reden, hä? Isch kann ja verstehen, dassu die nich mags, aba ich will auch figgn!“ „Alter, Dobe – mit der Hand geht’s eh besser, ich schwör‘s, okay?“ „Willsu, dass ich als Jungfrau sterbe, Temee? Dasis nich mea witsich, Idiot!“ „Nein... will ich nicht...“, murrte Sasuke leise resigniert. „Na siehsu? Und ich will nich mea wartn! Ich hab schon su lange gewartet, gewartet... gewartet... Warum bisu nur so viel bessa als ich?“ Narutos Faustseite schlug fest gegen die Lehne der Bank. „Sag das nicht!“, bat der Schwarzhaarige befehlerisch. „Ich muss noch viel übn, Sasuke. Übn!“, beharrte sein Gegenüber fest. „Musst du nicht!“ „Doch, weil ich so sein will wie du... Eigentlisch... eigentlich willich dir doch nur wieda so nah sein, wie früa...“ Sasuke schwieg kurz, öffnete die Augen, besah sich die Lage mit verschwommenem Blick. „Aber...“ Er stutzte verständnislos, „ich glaub‘, wir sind uns näher, als je zuvor. Wir können uns fast schon küssen, so nah sind wir...“ „Achwas – das machst du eh nich, Teme. Weil wir Kerle sin!“ „Wetten doch?“ „Wedde gilt!“ Naruto nickte mit dem Kopf und riss den von Sasuke ungeschickt mit sich. „Dann küss ich dich jetzt gleich, Dobe!“, sagte der Schwarzhaarige entschlossen. „Na los, Feigling – wirs eh kneifn!“ Da legte Sasuke seine Lippen bereits auf die Narutos. Es war ein flüchtiger Kuss und der Uchiha entriss seinen Mund wieder dem Narutos, um zurück in die Ausgangsstellung zu gehen und das Gleichgewicht wieder aufrecht erhalten zu können. „DAS GILD NICH!“, schrie der Blondschopf, der sich auf etwas Längeres eingestellt hatte, aufgebracht „Das war doch viel su kurz!“ Verärgert durchbohrte er Sasukes nahstehendes Gesicht mit seinem Blick. Erstaunt musste der Schwarzhaarige schlucken, ehe er nach einer Verschnaufpause, in der er darüber nachdachte, ob er fortfahren sollte oder nicht, wieder ins Gedankenlose stürzte und Naruto abermals küsste. Wieder war der Kuss eher eine flüchtige Lippenvereinigung, doch diesmal ein kleines bisschen länger, weil Naruto, dem die Augenlider bei der Berührung der Lippen sofort wieder zufielen, darauf mit seinen Lippen reagierte, sie längst vorbereitet den Sasukes überreichte. „Maaan! Hasu Angst oda was?!“, lallte der Blonde wieder etwas genervt, aber statt die Antwort seines Gegenübers abzuwarten, zog er seinen besten Freund an dessen Lederjacke an sich und drückte ihm seinen Kuss auf. Diesmal verließen die Münder einander jedoch wieder recht schnell, ohne aber dabei einen großen Abstand zu einander einzunehmen in der Vorahnung, dass dies wohl nicht das letzte Mal gewesen war. „Wer hat hier Angst?“, fragte Sasuke, der Narutos Schnelligkeit eindeutig mitbekommen hatte und der Meinung war, sie sei nicht langsamer gewesen, als seine selbst. Die Lippen trafen sich gleich wieder. Neckisch stupste Sasuke mit seiner Unterlippe die Obere von Naruto an, wonach er wieder auf die kleine Distanz ging und sich kurz über die Spitzen der Zähne leckte. Naruto murmelte etwas Unverständliches, drückte jedoch gleich darauf wieder den nächsten Kuss auf Sasukes Lippen. Dieser kam schneller und wurde von beiden Seiten gleichermaßen erstrebt. Aber während Naruto mit seinen Gesichtszügen völlige Ersthaftigkeit signalisierte, musste Sasuke in den Kuss leicht hinein grinsen. Wieder trennten sie sich, um sofort wieder fortzufahren. Die Küsse wurden länger, die Abstände zwischen ihnen schrumpften gen Null. Immer mehr Variationen wurden ins Spiel gezogen, immer hitziger wurden die Bewegungen. Mal fing Sasukes Mund Narutos weiche Unterlippe, mal umgekehrt. Mal wurde ein kleiner, neckender Biss von einem der Beiden gemacht und schließlich kam der letzte Abstand zwischen den Küssen, welcher keine halbe Sekunde mehr andauerte. Die Münder verschmolzen miteinander, schlossen sich nicht länger, sondern liebkosten sich gegenseitig innig, spielten sanft miteinander, rieben sich an feuchter Glätte des jeweils anderen. Es fand sich schnell ein einheitlicher Rhythmus in dem mal Sasuke mit schelmischem, forderndem Nachdruck auf Naruto einging, nur um sich im nächsten Moment wieder von Naruto dominieren zu lassen und seine warme, feuchte Zunge in seinem Mund zu empfangen. Es war ein ausgeglichenes Spiel, das weder einem Kampf ähnelte, noch passiv war. Es war so zu sagen ein angenehmes, zwischenmenschliches Miteinander. Langsam blieben auch die Hände nicht untätig. Sie schlichen sich aus den klammernden Griffen um die Haare oder Kleidungsstücke, über die Hälse hinweg zu den ins Küssen vertieften Gesichtern. Narutos große Hände umrahmten Sasukes blasse Wangen, die Finger zur Hälfte in den schwarzen Haaransätzen vergraben, die Ohren des Uchihas umrundend, Daumen sachte auf den empfindlichen Schläfen ruhend und bei jeder kleinesten Bewegung von Sasukes Kopf unwillkürlich darüber streichelnd. Sasuke dagegen legte seinen linken Daumen auf Narutos Kinn, verwickelte den Finger leicht ins Spiel der Lippen, indem er kaum merklich an der Haut des Blonden zog, oder vorsichtig über die weiche Kante des Kinns strich, ihn mit seinem angewinkelten Zeigefinger untenrum bewegend. Seine andere Hand strich mit den Fingerkuppen von den goldenen Haarsträhnen den sehnigen Hals entlang, verschwand in der Öffnung der orangenen Jacke zur Brust des Uzumakis. Und während der sinnliche Zungenkuss sich fortsetzte, schlich die Hand Sasukes immer weiter herab, öffnete mit dem Gelenk unbeabsichtigt den Reißverschluss der Jacke und erreichten so den unteren Saum des schwarzen T-Shirts des Blondschopfs, um vorsichtig darunter zu schlüpfen... Was sich jedoch als Fehler herausstellte. Naruto zuckte unerwartet zusammen und löste den Kuss. „Hey! Lasses!“, meckerte er. „Du has verdammt kalte Finger!“ Sasuke, dem plötzlich ein zusätzliches Paar Lippen fehlte, um die seinen vor der stechenden Kälte zu bewahren, öffnete die Augen, wischte mit seiner linken Hand die Feuchtigkeit vom Mund und war offensichtlich unzufrieden. „Irgendwo muss ich sie doch aufwärmen“, konterte er dann und grinste versöhnend. „Und was sachst du, wenn ich meine kalten Hände unter dein Hemd stegge? Hm?“ „Du hast es noch nicht versucht!“, raunte Sasuke mit verführerischem Ton. „Aber du hast schon recht... Wir sollten nach Hause gehen, sonst liegen wir morgen krank im Bett.“ Damit zog er mit von der Betrunkenheit ungeschickten Händen Narutos Jackenreißverschluss zu und stand auf – taumelnd, versteht sich. Fast wäre er wieder nach hinten umgekippt, trotzte aber noch standhaft der Erdanziehungskraft. Jedoch nur so lange, bis Naruto ihn an dem Arm festhaltend davon abbrachte, weiter zu gehen. Also fiel Sasuke doch noch in seine ursprüngliche Sitzhaltung zurück. Verdutzt starrte er seinen Kumpel an, der sich nicht von der Stelle gerührt hatte. „W-was ist?“, wollte er mit seiner dumpfen Stimme wissen, nicht gerade erfreut darüber, dass seine Wirbelsäule unangenehme Bekanntschaft mit dem Holz der Banklehne machen musste. „Temeee! Ich will noch nich nach Hause! Da binich nämlich alleine unn muss voll frusten, weil niemand da is, dea mich ablenkt! Und ich muss dann an die blödn Mädschen denkn!“, erklärte er mit einem überaus flehentlichen Blick in den Augen. Der Schreck stand ihm förmlich auf dem Gesicht geschrieben. Daraufhin seufzte Sasuke nur genervt – musste Naruto wieder von diesen blöden Busengeschöpfen reden? In der Narutos Aussage lief doch irgendetwas nicht mit rechten Dingen zu, oder? „Ich versteh nicht, wo das Problem liegt“, brummte der Uchiha. „Dann kommste eben einfach zu mir. Hast doch schon oft genug bei mir gepennt, Dobe. Komm jetzt – es ist kalt!“ Mit diesen Worten unternahm Sasuke wieder den zielstrebigen Versuch, aufzustehen und die Richtung nach Hause einzuschlagen. Und diesmal gelang es ihm sogar, weil Naruto ihn nicht davon abhielt. Tatsächlich war der Uzumaki beinah zu Tränen gerührt, dass Sasuke ihn nicht abschütteln wollte. Er erhob sich also mit Freuden, stolperte aber über seine eigenen Füße nach vorne. Natürlich fiel er dabei auf Sasuke, der ebenfalls fast von den Beinen gerissen wurde. Sich an des Uchihas Rücken lehnend musste er dann frech kichern, während von Sasuke ein lautloses ‚hmpf‘ kam. Irgendwie schafften es die beiden Jungs sogar, sich in Bewegung zu setzen, was bei der Stellung ziemlich schwierig war. Und sie schafften es sogar heil dabei zu bleiben, was angesichts der schrecklichen Glätte der Straßen und dem ständigen Taumeln der beiden schon eine reife Leistung sein musste. Zugegeben – es war ein ziemlich langer Weg, dafür aber einer, den die beiden jungen Männer auch voll auskosteten und der sich irgendwie zu lohnen schien. Dass die wenigen Passanten sie dabei für eine Art homosexuelles Pärchen hielten, fiel weder Naruto noch Sasuke auf. Sie gingen einfach nur die Straßen entlang, sich ab und zu an den Händen haltend, oder sich zu dem jeweils anderen drehend und ihm einen amüsanten Kuss auf den Mund hauchend – just for fun. Einige Male waren sie sogar stehen geblieben und küssten sich wieder innig, die Umgebung um sie herum absolut vergessend, und verdrängend, wer sie wirklich waren. Alles war egal. Was zählte war nur das Behagen der Situation. Und irgendwie war so ziemlich alles außer der Gegenwart in den Hintergrund getreten. Warum auch nicht? Beiden jungen Männern ging es blendend. Es schneite – ein Symbol für ihre Unzertrennlichkeit, es war spät nachts, schien unwirklich und hoffnungslos gut zu sein. Sasuke lächelte sogar öfter als er es sonst machte (also überhaupt!) während Naruto so richtig in einem seiner Elemente namens Betrunkenheit schwebte. Alles war wieder gut. So gut. So angenehm. So schön, wie schon lange nicht mehr. Es war vielleicht ein Bisschen ungewohnt. Aber was sollte es schon? Es war eben was Neues, Unerforschtes. Etwas, das die Neugierde der beiden weckte und sie herausfordernd lockte. Was sollte schon die Tatsache, dass Sasuke und Naruto eigentlich ganz anders miteinander umzugehen pflegten? Was sollte schon die Tatsache, dass das, was sie gerade taten, jenseits des vernünftigen Verstandes geschah? Was sollte schon die Tatsache, dass sie es morgen womöglich bereuen würden...? Pah, welch wertloser Unsinn! Sie schafften es heil zu Sasuke nach Hause. Es gab weder Probleme, die Orientierung in der Stadt beizubehalten, noch die Treppe hoch zu steigen. Wobei... Naruto wäre beinah runter gefallen, hätte er zu dieser Zeit nicht Sasukes Hand festgehalten. So aber ging alles noch mal gut. Sasuke bedeutete Naruto leise zu sein, als sie die Türschwelle zur Wohnung Uchiha überquerten. Sein Zeigefinger strich erst über seine eigenen, dann über die Lippen des Uzumakis, um es deutlich zu machen. Seine linke Hand ließ dabei die Narutos jedoch nicht los. Sie schlichen durch den Flur, streiften beiläufig die Schuhe ab, blieben bei Geräuschen wie zwei kleine ertappte Jungs beim Marmeladenstehlen stehen und unterdrückten ihre Gelächterattacken, als sie merkten, dass nichts passierte. Es war, als hätten sie ihre ewigen Masken für diesen Moment von sich gelegt. Als verhielten sie sich so, wie sie es eigentlich wollten, weil sie es gerade erst heraus gefunden hatten. In der finsteren Dunkelheit konnten sie kaum etwas sehen, weshalb Naruto über etwas stolperte und wieder einmal von Sasuke davon abgehalten wurde, hinzufallen. Der Blonde bekam einen bösen Blick zu spüren, fühlte aber gleich darauf weiche, warm werdenden Lippen auf den seinen und wurde ab dann nur noch am Kragen mitgezogen, bis sie Sasukes Zimmer erreichten, wo das Mondlicht vom aufgeklarten Himmel ihre Silhouetten wieder erhellte. Leise wurde die Tür hinter ihnen geschlossen, ohne den intensiven Augenkontakt der beiden Jungs zur Unterbrechung zu zwingen. Sie sahen sich wortlos an, nur die Hände bewegten sich schattengleich zu den Körpern des jeweils anderen. Jacken wurden von den Schultern gestreift, Wangen wurden berührt, Fingerspitzen kämmten sachte durch Haarsträhnen, und Naruto schloss seine Augen, als Sasukes Hand, welche nun um einiges wärmer war, diesmal unter sein Shirt glitt. Der Schatten des Uchihas verdeckte den hellen Schein der Mondsichel, als er sein Gegenüber wieder küsste. Die Atmosphäre war so ruhig wie noch nie und gleichzeitig extrem aufregend. Aus ihren Körpern wich die Kühle des Winters. Der Uzumaki erlag diesem allersanftesten Kuss und seufzte wohlig hinein, als ein Hauch von Gänsehaut über seine Oberarme flog. Von den unerwartet sanften und erstaunlich angenehmen Berührungen des Schwarzhaarigen entflammte ein heißes Feuer, das mit Naruto Sachen anstellte, die er in einem direkten Kontakt mit einem Mann noch nie erlebt hatte. Es fing zwar alles bei einem gewöhnlichen, kitzelnden Kribbeln in der Bauchnabelregion an, das rasch den Pfad des darunter beginnenden, feinen Schamhaares herabrollte und sich an weitaus empfindlicheren Stellen ausbreitete, verwandelte sich aber bald in einen ungeduldigen Drang mehr von jenem zu bekommen, der mit den Berührungen fortfuhr. Es sich selbst machen sollte besser sein? Niemals – verglichen mit dem hier! Das Gefühl prickelte unruhig und pochte ungeduldig im Körper Narutos, trieb die steigende Hitze aus allen Körperregionen zu einer ganz bestimmten Stelle, weshalb Naruto seine Augen schloss und brüchig aufstöhnen musste, als er auch noch Sasukes Hand immer tiefer gleiten spürte. Vor dem unverschämt hitzigen Lautausbruch schreckte Sasuke allerdings eher auf, als dass es ihm zeigte, dass seine dreiste Hand den Weg fortsetzen sollte. Daher machte sie einen dezenten Bogen beim tief liegenden Gürtelbund, nicht ohne für einen kurzen Moment unter den verlockenden Saum mit den Fingern zu schlüpfen, und widmete sich schließlich Narutos Seite. Kaum drückend streichelte Sasuke die Rippen seines Gegenübers hinauf zeitgleich das störende T-Shirt anhebend, das viel zu viel Nacktheit verdeckte. Das ganze endete damit, dass das Oberteil irgendwann lautlos zu Boden segelte, während Sasukes Lippen bereits dabei waren, sich mit Narutos Hals zu beschäftigen. All dieser intim sanfter Körperkontakt mit einem Gleichgeschlechtlichen war so neu und unergründet, dass er ein unheimlich großes Lockpotential besaß. Es war alles andere als unangenehm und Sasuke wurde daher immer sicherer in seinen Taten. Es machte ihm nicht sehr viel aus, dass Naruto dabei eher passiv mitwirkte, was entweder daran lag, dass er diesem Körper einfach wohl tun mochte, oder aber einen immensen Spaß daran hatte, ihn auf diese Art und Weise zu erkunden. Vielleicht auch beides... Einerseits wollte Sasuke von Naruto nichts verlangen, wollte ihn zu nichts zwingen, aber er musste zugeben, dass er mit jedem weiteren Schritt, den er in Richtung sichere Berührungen machte, immer mehr an diesem ungewollten Verlangen gewann, das durch sein Blut floss und darauf bestand, mehr von Naruto zu bekommen als nur die Erwiderung der innigen Küsse. Seien es auch nur Kleinigkeiten wie das versehentliche Berühren der Brustkörbe bei tiefen Atemzügen oder das leise Wispern von Sasukes Namen, selbst wenn es wegen der Betrunkenheit undeutlich sein mochte... Als seine Fingerkuppen es endlich wagten, Narutos Gürtel wieder in Angriff zu nehmen, brachte er seinen Körper wieder auf Distanz zu seinem Gegenüber. Und während seine Hände geschickt das eine Gürtelende aus dem Verschluss fädelten, glitt Sasukes Blick musternd über den Oberkörper des jungen Mannes vor ihm. Verflucht – daran merkte man genau, wie viel Sport der blonde Typ trieb. Nicht dass Sasuke im Thema Muskeln sehr benachteiligt war, aber die sichtbare Mühe, die sich Naruto gab, um in bester Form zu bleiben, konnte man hierbei einfach nur bewundern. Der Angeschaute fühlte sich bei der genauen Beobachtung jedoch leicht unwohl. Es holte ihn sogar ein Stück weit in die Realität zurück, nicht zuletzt, weil die alkoholische Wirkung ganz langsam und schleichend nachließ. Aber jetzt zu kneifen, so dachte Naruto, wäre eine wahrhaftige Schande. Sein benebeltes Gemüt nickte ihm dabei zustimmend zu, was seine Beine aber nicht daran hinderte, etwas nachzugeben. Um die kleine Schwächeäußerung professionell zu überspielen, griff Narutos Hand nach dem Stoff von Sasukes Oberteil. Er rutschte, ohne loszulassen die Wand hinter sich mit dem Rücken hinunter, bis er auf dem Boden mit angewinkelten Beinen landete, mit Sasukes noch bekleidetem Oberkörper direkt vor seinem Gesicht, da der Schwarzhaarige von dem unerwarteten Zug zwischen Narutos Beine auf die Knie gesunken war. Notgedrungen stützte sich Sasuke, der Narutos Gürtel vorher erfolgreich gelöst und den Knopf der weiten Jeans aufgemacht hatte, mit beiden Händen an der Wand über Narutos Kopf ab, welcher nach einem kurzen Zögern zu ihm empor sah. Der zaghafte Rotschimmer auf den Wangen des Uzumakis war nicht zu übersehen, genauso wenig wie der verlangende Blick. Und diesmal gab er dem Uchiha zu wissen, dass dieser ab jetzt definitiv das bekommen würde, wonach jede Faser des blassen Körpers unermüdlich flehte. Naruto indes lehnte sich nach vorne um sich mit seinem Gesicht in Sasukes Oberteil zu drücken und durch den dünnen Stoff die angespannten Bauchmuskeln zu ertasten, während die Hände des Uzumakis sich verselbstständigend zu Sasukes Seiten schlichen, um das Hemd hoch zu streichen und endlich die darunterliegende, samtene Haut frei zu legen. Nach einem sachten Zögern fingen Narutos Lippen und Zähne an, Sasukes Bauch zu liebkosen. Seine Zunge leckte über den Bauchnabel hinweg, der Nasenrücken streichelte unwillkürlich die etwas höher gelegenen Regionen. Dann ging es in Form hauchzarter Bisse wieder abwärts und trieb Sasuke dazu, sich auf die Unterlippe zu beißen und hastig sein störendes Oberteil auszuziehen. Sodann legte sich seine Hand auf Narutos Hinterkopf, während die andere wieder zur Wand schwebte, um das Gewicht des Schwarzhaarigen zu tragen. Seine Atmung wurde geräuschvoller, als Narutos Finger sich zu einigen vorne gelegenen, gespannten Hosenfalten verirrten und dieser misste es nicht, dies richtig zu interpretieren. Er wiederholte diese Berührung mehrmals ehe seine Hand sich letztendlich traute, sich auf Sasukes Erektion zu legen um mit scheuem Druck darüber hinweg zu streicheln. Mehr traute die Hand sich vorerst jedoch nicht. Sasuke sah es als Zeichen, um wieder die Initiative zu ergreifen. Er drückte Naruto wieder zurück an die Wand und machte beiläufig seinen eigenen Gürtel los, dann lehnte er sich zu Naruto vor, um ihm wieder einen dieser heißen Küsse auf die Lippen zu hauchen. Die rechte Hand schlich zu Narutos hinter dem verschlossenen Hosenbund verborgener Männlichkeit. Auch er traute sich noch nicht so richtig offensiv zu werden, aber die Lust darauf übermannte ihn und die Fingerkuppen glitten endlich unter den dunkelblauen Stoff und den Gummizug der Boxershorts, um die Erektion nach und nach zu ertasten. Als die Hand tiefer glitt, schob sie automatisch den Stoff der Boxershorts hinunter und entblößte die Männlichkeit immer mehr. Narutos Stöhnen entrang seiner Kehle nur abgehackt. Die Augenbrauen zogen sich leidenschaftlich zusammen, als Sasukes Hand schließlich zielstrebig das steife Glied umfasste. Ab da war die Angespanntheit beider irgendwie aufgehoben. Sie wurden von einem Nebel der impulsiven Leidenschaft umschwirrt und stürzten sich in den intensivsten Austausch von herb ausgeführten Zärtlichkeiten. Sie vergaßen sich. Was war schon Freundschaft im Vergleich zu dem hier? Sie stürzten ab... tbc... ______________________________________________________________ Inhaltsangabe des Adultteils: Sasuke war diesmal Seme und wegen Ungewohnheit beim homosexuellen Alt hatte er nicht darauf geachtet, dass es Naruto möglicherweise nicht gefallen könnte. Blah, tut mir Leid für Minderjährige. °^° Kapitel 9: FUCK YOU ------------------- F U C K Y O U Der Raum war gefüllt mit alkoholisierter Luft. Es war so stickig, dass Naruto lieber nicht aufgewacht wäre. Da dies aber schon dabei war zu geschehen, konnte er auch nicht viel dagegen unternehmen. Nach und nach kam er zu sich, öffnete die Augen, sah den goldenen Sonnenstrahlen dabei zu, wie sie durch das Fenster in den Raum fielen, was allerdings auch schon das einzige Positive war, denn sofort blitzte ein beschissen schmerzhafter Stich durch beide Schläfen des Blonden. Er hatte gestern definitiv viel zu viel getrunken, wenn nicht gesoffen. Die Erinnerung an den Tag vor diesem hier trödelte nur schleichend ein, während Naruto in seiner Liegeposition versuchte irgendein Glied so zu bewegen, dass sein Körper vor Schmerz nicht sofort wieder aufjaulte. Zu seiner Überraschung ging der Schmerz jedoch nicht nur von dem Kopf aus. Nein, etwas anderes tat sogar um einiges mehr weh, weshalb Naruto ein unzufriedenes Murren von sich gab. So musste es sich wohl anfühlen, wenn man sich im Gefängnis nach der Seife bücken würde. Gott, was hatte er gestern nur getrieben, dass sein Hintern solch schrecklichen Qualen ausgesetzt war? Sein Kopf widersetzte sich dem Erinnerungsprozess nur solange, bis Naruto wahrnahm, auf welche Weise er in dem nicht ganz so fremden Bett lag. Theoretisch gesehen ganz normal auf seiner rechten Seite, Beine leicht angewinkelt, Arme vor sich auf dem Bettbezug sehend. Aber das war nur seine Lage. Er war allerdings nicht allein, wie der nicht ganz so fremde Arm, welcher sich an seine Schulter schmiegte, und das nicht ganz so fremde Bein zwischen den Seinen es nochmal höflich anmerkten. Die Tatsache, dass er splitternackt war, ließ Naruto erst einmal außen vor, weil ihn vorläufig viel mehr kümmerte, wer denn nun eigentlich sein Hintermann war, der sich da an ihn drückte. Er lugte aus den Augenwinkeln über seine linke Schulter hinweg nach hinten und musste feststellen, dass pechschwarze Haarsträhnen ihn anlächelten. Dem bekannten Hautton, dem Geruch und den Haaren zufolge könnte es durchaus Sasuke sein, der Naruto da gerade von hinten umarmte. Nein, Momentchen – es konnte eigentlich kein anderer als Sasuke sein, weil es eindeutig Sasukes Zimmer war, wo sie sich gerade befanden, und Sasukes Bett, wohl gemerkt. Und überhaupt – es war einfach mal kein anderer als Sasuke. Und das war genau die Sekunde der Erkenntnis, die Naruto all die Schmerzen vergessen ließ. Erschreckt zuckte er zusammen, weil es eindeutiger nicht sein konnte, was gestern an diesem Ort vorgefallen ist. Überdies flackerten die ersten Erinnerungsfetzen von der Nacht vor Narutos geistigem Auge auf, das sich selbst irgendwie nicht glauben wollte, jedoch gezwungenermaßen alles naturgetreu rekapitulierte. Es gab weder Argumente dagegen, noch plausible Erklärungen, noch konnte der Uzumaki nachvollziehen, was ihn im gestrigen Suff geritten haben musste. So zu denken war allerdings eine Art, die die Zweideutigkeit des Inhaltes förmlich ins Gewissen ätzte. Nein! Das war alles nur ein böser Alptraum. Naruto würde gleich aufwachen und darüber lachen können, wenn er es Teme erzählte. Aber so oft er auch versuchte, die Augen wieder zu schließen und sich innerlich noch einmal zu wecken, genau so oft wurde er mit der Realität konfrontiert. Er lächelte schwach, nervös und auf eine sonderbare Art und Weise verloren, ja beinahe hysterisch, während sich kleine Schweißperlen auf seiner linken Schläfe bildeten. Nein, nein und nochmals nein! Das alles muss ein furchtbares Missverständnis sein. Das Befürchtete ist nie eingetreten und Naruto bildete es sich nur ein, weil er krank im Kopf war... Ja, genau – so war das! So musste es einfach sein! Aber selbst der Krankste im Kopf würde doch nicht darüber träumen, dass er von seinem besten Freund flach gelegt wurde... und dass es geil sein konnte (jedenfalls bis zu einer ganz bestimmten Wendung des Geschehens...). Außer man war natürlich schwul... Aber das war Naruto um Gottes Willen nicht! Ha! Das musste doch die ultimative Erklärung für den ganzen Unsinn sein! Selbst wenn Naruto also noch kranker im Kopf war, als der Krankste von allen, konnte das nie wirklich passiert sein, weil er hundertprozentig NICHT schwul war! Und Sasuke auch nicht! NIEMALS, zur Hölle!! Erst einmal eine kalte Dusche, dann würde Naruto sich bestimmt an die wahre Geschichte erinnern. Seinem Unglauben verfallen schüttelte er also den Kopf, so gut es in der Liegeposition eben ging. Ja, sich erst mal duschen und dann was essen. Und dann, ja... dann klärt sich das Ganze bestimmt schon. Erstaunlich geschickt wand sich Naruto aus der Umarmung, ohne Sasuke dabei zum Aufwachen zu bringen. Besagter rieb seinen Kopf nur etwas gegen das Kissen und knüllte eine Stelle des Bettlakens mit seiner Hand zusammen, als seine Finger nicht mehr die Haut Narutos unter sich spürten. Das unverständliche Murren hörte der Uzumaki nicht mehr, weil er seine Klamotten zusammengesucht hatte und in die Dusche abgehauen ist, darauf hoffend, dass sich niemand in der Wohnung sonst aufhielt, der ihm begegnen könnte. Leise schlich er also ins Bad, verschanzte sich dort regelrecht und sprang sofort unter das kalte Wasser das ihm ordentlich den Kater aus der Birne prügelte. Der Blonde trank eigentlich mehr, als er sich duschte, denn seine Kehle schien trockner zu sein als die Sahara in ihrer heißersten Saison. Zum Schluss machte er das Wasser noch etwas wärmer, um sich eine entspannende Nackenmassage zu gönnen, legte die Stirn dafür auf den Kacheln der Duschwand ab und schloss die Augen. Damit verbunden kamen Gedanken in seinen Kopf getapst und rollten assoziativ vom Thema zum Thema. Zuerst war da also wieder der Gedanke über den Schmerz im Kopf, dann den Schmerz im Allerwertesten und dann - dann kam unvermeidlich der Gedanke an die Wahrheit, der man nicht entrinnen konnte. Da half auch die zur Entspannung vorgesehene Wassermassage nicht mehr, denn der Körper Narutos hatte hiernach nicht die geringste Lust, sich zu lockern. Zwar konnte der Uzumaki immer noch nicht glauben, was da gestern Nacht passiert war – nein, sagen wir eher, dass er es nicht glauben wollte – war aber trotzdem dermaßen geschockt, dass sein Gesicht von einem auf den anderen Moment dem eines zu Tode Erschreckten glich. Es war bleich wie Kalk und unbeweglich wie eine steinerne Oberfläche. Man könnte meinen, Naruto hätte plötzlich festgestellt, er sei schon jahrelang ein Mädchen gewesen, so wie er auf die Erkenntnis reagierte. Nun, in irgendeiner Weise war er das nun auch... GOTT GNÄDIGSTER! Naruto stürmte aus der Duschkabine und trocknete sich nicht einmal ab, um sich problemlos anziehen zu können. Er zwängte sich also seine Sachen auf den nassen Leib und betete zu Gott, dass er sich nicht just in diesem Moment übergeben musste. Und schließlich stand er nun da, wieder eher schlecht als recht angezogen, teilweise noch vor Nässe triefend und nicht wissend, was zu machen war. Rausgehen wollte er ganz bestimmt noch nicht, weil ihn dort draußen derjenige womöglich erwartete, dessen Stimme letzte Nacht so erregt seinen Namen gehaucht hatte. Hier drin bleiben konnte Naruto allerdings auch nicht ewig, also musste schleunigst eine Idee her, wie er die Wohnung verlassen konnte, ohne Sasuke über den Weg zu laufen. Nun, das wäre leider aber auch keine besonders vielbringende Lösung, wie Naruto jetzt feststellte, nachdem ihm einfiel dass heute eigentlich noch Schule am Tagesplan stehen müsste. Verdammter Dreck! Sie würden sich jeden Tag in der scheiß Schule sehen und es brachte offensichtlich auch rein gar nichts, dem Uchiha dort aus dem Weg zu gehen – er würde das doch schneller mitkriegen, als Choji seine Chips auffutterte, so aufmerksam wie Teme manchmal sein konnte! Fest stand, dass es alles nicht mehr rückgängig gemacht werden konnte... Panikschweiß brach auf der gesamten Hautoberfläche des Uzumakis aus und er versuchte krampfhaft nicht zu zittern, was ihm eher nicht gelang. Verdammt! Warum ist das nur passiert? Fragte er sich innerlich immer wieder aufs Neue. Und vor allem: WIE zur Hölle konnte das passiert sein?! Warum hatten sie es beide zugelassen?! Und warum hatten sie es beide... genossen? Sie waren doch beide Kerle! Beste Freunde fürs Leben! Und sie waren NICHT schwul! Sie standen nie im Leben aufeinander! Sie waren einfach nur Freunde, wie die Mehrheit der männlichen Spezies! Sie waren auch keine Mädels, die ständig immer Sachen miteinander ausprobieren mussten...! Oder...? Als es an der Tür klopfte bekam Naruto fast einen Herzstillstand, denn das dazu vorgesehene Organ hüpfte beinah aus seinem Brustkorb. Innerhalb der Schrecksekunde machte er einen reflexartigen Satz nach Hinten, weg von der Tür, spähte nach vorne und lauschte gespannt wie ein erschrockenes Reh. „Naruto, bist du da drin?“, ertönte die nur allzu vertraute Stimme, die in dem Moment das allerletzte war, das Naruto hören wollte. Es klang ziemlich gequält, als habe Sasuke tierische Kopfschmerzen und als würde jeder seiner Gedanken ein Multiplikator dieses Schmerzes sein. Als Naruto nicht antwortete – aus Angst zu aufgeregt zu klingen – hörte er ein sich entfernendes Tapsen auf den Holzdielen außerhalb des Badezimmers. Gut, Sasuke ging erst mal weg... Das war gut... Besser als gar nichts oder noch viel besser als jedwede ungewollte Sorge, die Sasuke in dem Moment hätte aufbringen können. Erst jetzt fing Naruto an, seinen Körper wieder zu spüren, der vorher im Zustand der höchsten Alarmbereitschaft war. Als hätte ihn ein Polizist beim Diebstahl erwischt, oder Ähnliches. Jedoch änderte es nichts an der Tatsache, dass er gleich wieder raus musste und Sasuke gegenübertreten würde. Naruto schluckte hart, ehe er wieder mit unsicheren Schritten nach vorne schlich und seine Finger sich um den Schlüssel legten, mit dem er die Tür entriegelte, um nach draußen gehen zu können. Sein Kopf stahl sich durch den großen, entstandenen Türspalt, die Augen geschärft, die Ohren gespitzt. Er besah sich die Lage und wünschte, er hätte es nicht getan, denn aus der Ferne konnte er bereits Sasuke ausmachen, welcher in der Küche stand und sich einen Kaffee zuzubereiten schien. Der Uchiha hatte nur eine Stoffhose an, die nicht gerade eng um die Hüfte saß, sondern eine gütige Aussicht auf seinen breiten Rücken und den daran angeschlossenen Ansatz des Hinterns gab. Man sah, dass Sasuke sich nicht die Mühe gemacht hatte, Unterwäsche anzuziehen – zu schlimm musste sein Kater wohl sein. So schlimm, dass es ihm vollkommen egal war, was er für Kleidung trug und ob er sie überhaupt trug. Naruto beobachtete den Schwarzhaarigen noch lange aus dieser Perspektive. Und zwar nichtverstehend, was er an ihm gestern so scharf gefunden hatte, dass seine Hemmungsschwelle so dermaßen gesunken sein musste. Okay, Sasuke hatte eine verdammt gute und harmonische Figur, und geschmeidige Haut wie diese komischen Porzellanpuppen, von denen die Mädchen immer schwärmten, und war hübsch und alles, ja zugegeben – aber das war doch noch lange kein Grund für einen strikt heterosexuellen Mann, einen One-Night-Stand mit dem Uchiha zu haben. Ganz zu schweigen davon, dass Sasuke wohl der allerletzte sein würde, der so etwas überhaupt zuließ. Aber die gestrige Nacht schien irgendwie das absolute Gegenteil zu beweisen. Panik. Naruto schluckte wieder. Verdammter Bastard, dieser Uchiha! Letzten Endes überwand sich der Strubbelkopf jedoch, ballte beide Hände zu Fäusten und verließ das Bad, um festen, fast schon verkrampften Schrittes in die Küche zu trampeln. Wortlos ließ sich Naruto auf einen Stuhl am Küchentisch nieder und beobachtete Sasuke weiter, der dem Ankömmling weniger als keine Beachtung schenkte. Dem war Naruto irgendwie dankbar und blieb daher still sitzen, dem Uchiha dabei zusehend, wie dieser sich ganze drei Kopfschmerzpillen in den Mund warf und allesamt mit einem riesigen Schluck Wasser die Kehle hinunter spülte. Anschließend gab Sasuke noch ein Knurren von sich, als sein Kopfschmerz ihn wieder mit einer ungeahnten Brutalität überrannte. Gleich darauf trank er den wahrscheinlich fünffachen Espresso in einem Zug aus und knallte die kleine Tasse mit einem hellen Aufschlag auf den Küchentresen. Erst dann drehte er sich um, blickte Naruto jedoch nicht an. Sasukes leicht verquollen wirkende Augen waren schier zugekniffen, vielleicht nur einen winzigen Spalt offen, und von der unheimlich hohen Anspannung konnte Naruto blassblaue Adern auf den Schläfen des Uchihas, die durch die zerzausten schwarzen Haarsträhnen zu sehen waren, ausmachen. Schnell lenkte er seinen Blick wieder weg, damit die Möglichkeit der sich kreuzenden Blicke noch im Keim erstickt wurde. „Fuck – wie viel haben wir gestern gesoffen?!“, brummte Sasuke mit heiserer Morgenstimme, um einfach nur irgendwas zu sagen und somit die auf die Ohren drückende Stille zu füllen. Es schien ihn ja mal verhältnismäßig wenig zu rühren, was gestern in seinem Zimmer passiert ist. War es für ihn wirklich so selbstverständlich, oder konnte er sich bloß noch nicht dran erinnern? Mit einem Mal hellte sich in Narutos mürrisch panischem Gesicht etwas auf. Konnte es vielleicht sein, dass Sasuke einen Filmriss hatte? Wenn ja, dann war Naruto doch so zu sagen gerettet, oder? Das Ganze würde in Vergessenheit geraten und alles wäre wie vorher, oder? ODER?! Von diesem leicht aufmunternden Gedanken fing der Blonde sogar ein wenig zu zittern an. Hoffnung vibrierte unruhig in seiner Brust. „S-sag mal... Sasuke...“, fing Naruto unsicher an und hörte sich an, als wolle er seine Mutter fragen, ob sie ihm nicht doch mal einen blasen wolle. „G-gestern... da...“ „Was ist damit?“, unterbrach Sasuke die Stotterei schroff und fasste mit der Hand an seine Stirn, um diese fest und langsam zu reiben. „Ka-kannst du d-dich daran eigentlich erinnern?“ Die blauen, heute nicht ganz so strahlenden Augen ruhten nun wieder auf Sasuke. „Ich meine, ich habe voll das Blackout. Mann... Ich weiß gar nichts mehr!“, fügte Naruto hastig hinzu und kratzte sich fiebrig am Nacken. Sasuke murrte Unverständliches zur Antwort und brachte fast die ganze Hoffnung Narutos zur Strecke. Aber ein klitzekleiner Funke blieb noch bestehen, dessen Lebenserhaltung sich definitiv lohnte. „Willst du das wirklich wissen?“, fragte der Schwarzhaarige jedoch und auch der kleine Funke erlosch nun zischend. Sasuke wusste also alles und Naruto versuchte seine Nervosität damit zu überspielen, dass er seine Hände mit einem schmutzigen Glas spielen ließ, das auf dem Tisch gestanden hatte. „Wenn du mich fragst – mir kann’s gestohlen bleiben. Ich hab keinen Bock, mich daran zu erinnern, was wir gestern im Suff alles angestellt haben. Mich würd’s echt nicht wundern, wenn heute die Polizei kommt und uns beide wegen ‘nem Autodiebstahl ins Gefängnis steckt.“ Naruto schaute mit einem Ruck auf. Sasuke wusste es doch nicht?! Es gab ja doch noch so etwas wie einen Gott auf dieser Welt! Nicht dass Naruto nun viel erleichterter war, schließlich gab es immer noch eine Möglichkeit, dass Uchiha sich in Zukunft an das alles erinnern könnte. Außerdem war der Blonde immer noch von der letzten Nacht körperlich und seelisch traumatisiert, und wusste beim besten Willen nicht, wie er die nächste Zeit ordentlich gehen oder sitzen können würde. Es war schon ein Wunder, dass er gerade nicht ständig aufwinseln musste, weil ihn da unten ein bösartig schmerzendes Ziehen plagte. Aber es lag höchstwahrscheinlich daran, dass diese Situation ihm einfach mal ungeachtet der Schmerzen so tief das Maul stopfte, dass Naruto sogar Probleme zu atmen hatte. „W-wirklich? Du weißt auch nichts? Das ist aber... schade...“, versuchte Naruto so authentisch, wie nur möglich seine gerade nicht bestehende Neugierde zu präsentieren. Und er betete zu diesem einen, scheinbar ziemlich netten Gott, dass es Sasuke nicht auffallen würde, wie verdammt aufgeregt er gerade war. Der Uchiha sah still zu seiner rechten Seite und antwortete nicht darauf. Die Atmosphäre rutschte ins Unangenehme und Naruto glaubte bemerkt zu haben, dass sein Gegenüber irgendwie peinlich berührt war. „Hey, Mann!“, sagte der Blonde darauf nur aufmunternd. „Ist doch nicht so schlimm – kann ja mal passieren, dass der allwissende Sasuke auch mal was vergessen hat. Aber wenn du dich erinnerst, kannst du’s mir ja erzählen.“ Damit stand er auf und hoffte, dass seine Gesichtszüge sich nicht allzu offensichtlich verzerrten und dem Schwarzhaarigen eine Grundlage zu irgendwelcher Art von Fragen boten. Auch wenn dieser gerade nicht hinsah – wer wusste, wie es um dessen Wahrnehmung stand. vielleicht konnte er den Gesichtsausdruck ja dann sogar riechen, oder so. „Hast du Hunger?“, murmelte Sasuke in einem einerseits unzufriedenen und andererseits resignierten Ton. Hastig schüttelte Naruto den Kopf. Selbst, wenn er tatsächlich Hunger haben würde, den er gerade eh nicht wirklich spürte – es kam nicht in Frage, dass er länger hier blieb. Er musste das ganze Geschehnis von letzter Nacht erst einmal richtig verdauen. Von Sasuke hatte er allemal genug. Um genauer zu sein, wollte er so schnell wie möglich von ihm weg, und zwar so weit, wie es nur ging. Irgendwo am Südpol war jetzt bestimmt der beste Aufenthaltsort. „Ich glaube, ich würde alles auskotzen, wenn ich jetzt noch was esse.“ Auf das von Naruto Gesagte nickte Sasuke nur, machte dann allerdings eine schnelle Handbewegung, nach der auf Naruto etwas zuflog. Gerade noch so fing der Blonde es auf und stellte fest, dass es sich um eine Kopfschmerztablette handelte. „Da im Schrank-“ Sasuke nickte zu seiner linken Seite nach oben, „-sind die Gläser. Wir haben nur Wasser.“ Schnell schaute er wieder weg, wartete eine Zeit lang ab und als niemand kam und nur ein lautes Schlucken zu hören war, wusste er, dass Naruto die mittelgroße, weiße Tablette einfach so runter gezwängt hatte. „Ich hab schon vorhin beim Duschen mindestens hundert Liter getrunken“, bemerkte der Uzumaki verlegen und unsicher. „Ich hau‘ übrigens gleich rein – muss einfach nach Hause und mich da ordentlich auskurieren. Ou Mann und heute wäre eigentlich noch Schule.“ „Gehst du hin?“, warf Sasuke fragend ein. Egal wohin, dachte sich Naruto, nur nicht in deine Reichweite. „Nein, ich glaub nicht. Ich hau mich zu Hause noch aufs Ohr und schaue, wie es mir abends geht. Ich bezweifle nämlich, dass mein Kater bis morgen überhaupt weg ist.“ Er grinste schwach und hielt dann die Hand zum Abschied kurz in die Luft. Sasuke quittierte das mit einem weiteren Nicken, ohne Naruto anzuschauen. Der Boden schien interessanter zu sein. Er drehte sich sogar gleich darauf um und begann die Espressotasse im Spülbecken abzuwaschen, und hörte erst auf, als die Schritte sich aus der Küche entfernten. „Yo, bin dann weg, Alter“, hallte es noch durch den Flur, ehe Sasuke die Eingangstür mit einem leisen Klicklaut zugehen hörte. Kaum war dies geschehen traf seine Faust die Oberfläche eines Schrankes. Das Geräusch war so laut, dass das Aufknurren des Uchihas davon verschluckt wurde. Es war rein gar nicht witzig und es würde nie mehr witzig werden können... Sasuke presste sich die nassen, seifigen Hände aufs Gesicht, rieb aufwärts, kämmte mit den Fingern durch seinen Haaransatz und krallte seine Nägel anschließend in die Kopfhaut. Er hatte kein Blackout. Natürlich hatte er kein Blackout! Er wusste von Allem. Und er wünschte sich, er hätte jetzt eine absolute Amnesie. Ebenso Naruto. Keiner von ihnen sollte diese Erinnerung haben. Keiner... Es war eindeutig, dass der Uzumaki sich daran erinnern konnte, was heute Nacht passiert war. Naruto war angespannt gewesen, suchte Abstand von Sasuke, mied seinen Blick. Die Lage war so schlimm, dass man bereits voraussagen konnte, wie die nächsten Tage, Wochen und Monate ablaufen würden. Es würde nie mehr so werden wie früher. Nie mehr. Verdammte Scheiße, das durfte doch nicht wahr sein! Wie konnte Sasuke nur so etwas wie gestern zulassen? Warum zur Hölle hatte er das Ganze angefangen?! Warum machte er immer wieder solch gravierende Fehler?! Gerademal hatte er aus dem einen Fehler mit Sakura gelernt und es vergingen nicht einmal Tage, da beging Sasuke schon den Nächsten, der eine noch tiefere Schlucht zwischen ihm und seinem besten Freund grub. Das Band des Vertrauens war nach der gestrigen Sache nun noch zerfetzter und drangsalierte beide ins Geschehen verwickelten Jungs. Sie konnten ab jetzt nur noch an ihren eigenen Stricken zappeln, aber nichts mehr dagegen tun. Und weshalb das alles? Weil Sasuke der Meinung war, gestern auf die hundertprozentig spaßig gemeinte Provokation seines besten Freundes einzugehen. Warum musste er das auch machen? Warum hatte er es nicht lassen können? Ja, gut, ihm hatte schon einmal zuvor ganz gut gefallen, wie Naruto küsste, aber das konnte nie und nimmer ein Grund dafür sein, dass sie sich dann so stark hineingesteigert hatten, dass sie miteinander im Bett gelandet sind! Überdies waren sie doch beide nicht schwul, um Gottes Willen – NIEMALS! Sie verspürten keinerlei zwischenkörperliche Anziehungskräfte zueinander, sie wollten nichts voneinander, sie waren einfach nur zwei beste Freunde, die zu viel getrunken hatten, oder? Sasuke schlenderte vor Kopfschmerzen taumelnd zurück in sein Zimmer, nachdem er eine Wasserflasche aus dem Vorratsschrank geholt hatte. Danach schmiss er sich in sein Bett, wobei er auf dem Bauch zum Liegen kam, und drücke sein Gesicht in das Kissen. Oder war das alles vielleicht doch nur Einbildung gewesen und Naruto fühlte sich heute einfach nur verflucht elend, weswegen er so schnell wie er nur konnte verschwunden war, um eben seine Ruhe haben zu können und den Kater zu verarbeiten? Nein. Erstens wäre Naruto auch nur mit dem leichtesten Kater einfach da liegen geblieben, wo er aufgewacht wäre und zweitens waren die Anzeichen heute Morgen so eindeutig, dass einfach kein Zweifel darin bestand. Sie hatten miteinander geschlafen. Sasuke und Naruto. Naruto und Sasuke. Die besten Freunde. Lächerlich. Sasuke wusste nicht, was er jetzt noch machen konnte. Verloren in der Hoffnungslosigkeit stand er wieder auf und begann im benebelten Zustand einfach sein Zimmer aufzuräumen. Es lagen einige Sachen hier und da auf dem Boden, die er aufhob und auf den richtigen Platz legte, dann machte er das Fenster auf. Nicht einmal rauchen wollte er heute, hatte einfach kein Bedürfnis dazu. Er blieb vor dem Fenster stehen, ließ seine Haut vom eiskalten Wind kratzig wehen, schloss die Augen. Schwarze Haarsträhnen flatterten unruhig um das blasse, müde Gesicht. So stand er eine gefühlte Ewigkeit da, sich mit beiden Händen am Fensterbrett abstützend und seinen nackten Oberkörper erkalten lassend, als wolle er sich für das gestrige Ereignis bestrafen, ohne zu wissen wie. Erst etwas später kam er wieder etwas zu sich, als die Tabletten anfingen zu wirken, schloss wieder das Fenster und besah sich sein Zimmer. Immer noch lagen einige Sachen vertreut und dann fiel dem Uchiha ein Gegenstand auf, ein Stück orangenen Stoffes mit dicken, schwarzen Streifen darauf. Narutos Sweatshirt. Er musste es hier vergessen haben, stellte Sasuke in leeren Gedanken nüchtern fest. Dann ging er auf das Kleidungsstück zu, hob es vom Boden auf und blieb stehen. Wohin sollte er es legen? Hier gab es keinen vorgesehenen Platz dafür und zusammen mit dem Oberteil steuerte Sasuke wieder sein Bett an. Wieder warf er sich auf die Matratze, diesmal seitlich. Er vergrub seinen Blick aus einem ungeahnten Reflex heraus in den weichen Stoff des nicht ganz so fremden Shirts, krallte seine Finger hinein und sein ganzer Körper verkrampfte sich. Jeder einzelne Muskelstrang spannte sich an und die Luft wurde aus Sasukes Lungen gepresst. So verweilte er wieder einige lange Momente unbeweglich auf dem Bett mit zusammengekniffenen Augen und ohne zu atmen, bis er es nicht mehr ohne Sauerstoff aushielt. Dann zwängte sich die Luft durch seine Lippen und er nahm einen tiefen Atemzug durch den Mund. Anschließend noch einen und noch einen, bis sein Atem sich wieder beruhigte und er am Ende die Luft nur noch sachte durch die Nase einsog oder hinausblies. Aber mit jedem Zug füllte sie sich mit etwas Unverwechselbarem. Es roch so vertraut... Der Stoff des Oberteils entfesselte einen einzigartigen Geruch. Einen bekannten Geruch... Zu bekannt, zu vertraut, zu... angenehm... Sasuke dachte nicht mehr nach, er nahm nur noch tiefe Atemzüge durch die Nase, den Geruch weit in sich einsaugend. Weil es so verdammt gut tat. Weil es Narutos Geruch war. „Naruto...“ hauchte Sasuke beim Ausatmen mit seiner rauen Morgenstimme. „Naruto.“ Er wiederholte den Namen murmelnd immer und immer wieder, immer lauter, immer deutlicher und immer präziser, bis die Sehnsucht ins Unermessliche stieg, und er nicht mehr anders konnte, als die Augenbrauen zusammenzuziehen und den Stoff fest gegen sein Gesicht zu drücken, ehe er sich selbst zwang, sich davon loszureißen. Er drehte sich davon weg, kam auf dem Rücken zu liegen, die Lichtstrahlen vom Fenster nicht durch seine Lider lassend. Sein Unterarm legte sich sogar über die Augen. Das letzte gehauchte „Naruto“ entfloh seiner Lunge und er befeuchtete seine Unterlippe mit der Oberen. Was war das nur? Die Kopfschmerzen waren vorbei, aber etwas anderes schmerzte umso mehr. Etwas, das tief in der Brust lag und heftig pochte, während der Geruch in Sasukes Nase immer noch verweilte. Stille. Schmerz. Sehnsucht! Und mit einem gewaltigen Schock musste sich Sasuke dabei ertappen, wie er keine einzige Sekunde der Nacht bereute. Er bereute es nicht. Er bereute nichts davon. Vielleicht seine eigene Grobheit – ja – aber keineswegs den Fakt, dass es geschehen ist. Es war nicht länger schlimm dass sie es miteinander getan hatten, sondern viel eher, wie Naruto darauf reagiert hatte. Naruto... Naruto... Naruto! Jetzt war absolut alles klar. Nein, Sasuke interessierte sich nicht für Mädchen. Sie waren ihm seelisch gesehen absolut egal. Nein, Naruto war nicht einfach nur sein bester Freund, Rivale, oder sonst irgendwas in der Art. Nein, die Abhängigkeit war nicht versiegt, sondern ist nur empor gewachsen. Nein, es war nicht nur Freundschaft. Es war mehr. Viel mehr. Und Sasuke verstand es jetzt. Er verstand es auf solch schmerzhafte Art und Weise, dass er die Augen zusammenkneifen musste, die Zähne aufeinander biss und nur noch den Wunsch verspürte, nicht mehr da zu sein. Es sollte sich alles im weißen Nichts auflösen – der Schmerz in der Brust, die Sehnsucht und all die restlichen Gefühle, die ihn gerade zu verspotten schienen. Freiheit! Er wollte einfach nur noch frei von allem sein. Aber vor der Freiheit stand ein unbeweglicher Riegel, hinter dem sich der immer mehr zu schrumpfen scheinende Käfig befand, wo Sasuke nun drin steckte. Ein Käfig aus aussichtslosen Dilemmata geschmiedet, die nicht zu lösen waren. Er erhob sich vom Bett, verließ das Zimmer, schlurfte ausgelaugt ins Bad, die Tür nicht einmal verriegelnd, streifte seine bequeme Hose ab, die irgendwo auf dem Boden landete, stieg in die Duschkabine. Seine Hand glitt zum Wasserhahn. Die Wassertropfen verwandelten sich in einen warmen Schauer, verschlangen seinen Körper. Er inhalierte den weichen, stickigen Dampf. Und wieder dieser Geruch – diesmal vermischt mit dem Duft der Seife, die kürzlich benutzt wurde. Der Geruch Narutos, der Geruch der vergangenen Nacht. Sasuke lachte zynisch und verbittert auf, als ihm damit verbunden der Gedanke an Naruto selbst in den Kopf kam. Das gasförmige Nass der Dusche vernebelte Sasuke weitaus weniger das Bewusstsein, als die Erinnerungen, die seinen Kopf fluteten. Eher aus Reflex schaltete er das Wasser aus, nahm das Duschgel in die Hand, öffnete es und goss sich etwas auf eine Hand, um gleich darauf die klare Flüssigkeit etwas zwischen seinen Handflächen zu zerreiben. Sachter Schaum bildete sich und Sasuke fuhr mit seinen Händen zum Nacken. Die Finger glitten geschmeidig über die straffe, erwärmte Haut vom Hals über die Brust zu den Rippen. Die Seife ging aus und nur noch die etwas raue Haut der Handinnenflächen streifte leicht stockend über Sasukes Bauchrelief. Unwillkürlich legte sich ein betrübtes Lächeln auf die schmalen Lippen des Uchihas, während seine dunklen Augen leer und kalt ins Nichts sahen. Er lehnte seine Stirn gegen die Kacheln der Wand und die Augenlider fielen ihm zu. Naruto... Die Fingerspitzen erreichten allmählich die empfindlichen Stellen seiner Leistengegend und ihm entfloh ein Atemhauchauch der Erregung. Nur noch die rechte Hand glitt weiter herab, während die linke zu den Fliesen der Duschwand schwebte, um sich dagegen zu drücken. Er konnte diesen Zustand nicht mehr verhindern. Und er wollte es auch nicht. Seine Gedanken waren wo anders. Bei der Nacht... Bei Naruto... Bei seiner Stimme und seinem Körper.. Bei seinem azurblauen Blick. Die schmalen Augenbrauen des Schwarzhaarigen zuckten leicht, als er sie zusammenzog, den Gesichtsausdruck ins Leidenschaftliche stürzend. Die Hand umfasste bestimmend seine von den Fantasien entstandene Härte. Er konnte nicht anders. Wenn es doch nur Narutos Hand wäre... oder sein Mund... oder was auch immer! Sasuke versank immer tiefer in jenen sengenden Gedanken. Sie fraßen ihn auf und beförderten ihn in den Zustand der trüben und rauen Ekstase. Der angenehme Höhepunkt dieses Traums ließ nicht lange auf sich warten... Einige Tage waren vergangen. Tage voller Gedanken, Grübeleien und Klärungen der Gefühle. Sasuke sah das Ganze nun eher gelassen, was nur daran liegen mochte, dass er Naruto in der Schule nicht antraf. Der Uchiha war gleich am darauffolgenden Tag zur Schule gegangen, als wäre nichts gewesen. Hatte wie immer seine Sachen gepackt, die Schuluniform angezogen und meldete sich bei der Prüfung der Anwesenheit im Klassenraum. Nur Naruto hatte sich nicht blicken lassen. Immer noch nicht. Dies bereitete Sasuke erhebliches Kopfzerbrechen. Er, seinerseits, war sich bereits im Klaren über seine Beweggründe, die zum Geschehenen geführt hatten. Es ist ihm nach dem Duschen an jenem Tag noch klarer geworden, als nach der verstörenden Erkenntnis selbst und er hatte eine Entscheidung gefällt. Eine sehr Riskante, zugegeben, aber dennoch eine eindeutige Entscheidung. Es musste nur noch der richtige Moment kommen. Aber Sasuke war sich nicht ganz so sicher, ob er immer noch so überzeugt denken würde, wenn Naruto persönlich vor ihm stünde. Er saß an diesem Tag in der Pause auf seinem Stammplatz im leeren Kassenraum und spielte mit dem Gedanken, Naruto anzurufen, um sich einfach nur willkürlich zu erkundigen, wo der Blondschopf steckte, aber er konnte sich nicht dazu durchringen, weil eine seichte Nervosität ihn davon abhielt. Sehr gelegen kam da deswegen der Ton einer einkommenden SMS, die er sich sofort durchlas. Es war von Naruto – wem sonst? Kaum einer kannte Sasukes Nummer und würde ihm einfach so eine SMS schicken. „Hey, Teme – bin krank. Richte es mal dem Lehrer aus“, stand kurz und bündig darin. Sah ganz danach aus, als hätte sich Naruto eine Erkältung zugezogen, aber so recht wollte Sasuke es wiederum auch nicht glauben. Naruto wurde nicht krank. Er wurde so gut wie nie krank. Als der allerdominanteste Parasit aller Parasiten, konnte Naruto weder angesteckt werden, noch irgendwie anderweitig erkranken – so viel stand fest. Also musste es vielleicht doch etwas mit der Sache zu tun haben. Es beunruhigte Sasuke, doch viel konnte er dagegen nicht unternehmen. Es blieb ihm nur abzuwarten. Und er tat es. Wieder vergingen einige Tage. So langsam riss dem Uchiha der Geduldsfaden. Nicht, dass er so unglaublich stark den einen potentiell richtigen Moment ersehnte, nein – er wollte, dass Naruto zumindest einfach da war. Da war, wo er hin gehörte. Die Lehrer fragten schon dauernd. Die Klassenkameraden schöpften Verdacht, dass etwas ganz gewaltig nicht stimmte, aber alles wurde auf den Fall mit Sakura geschoben, die glücklicherweise auch nicht da war. „Uchiha, kannst du nicht mal bei deinem Freund vorbeigehen und ihm wenigstens den Stoff der ganzen Stunden geben?“, fragte der unwissende Iruka-sensei eines Tages Sasuke, als die Schulstunde vorbei war. Eigentlich gar keine so schlechte Idee – vorausgesetzt, Naruto würde Sasuke nicht vor Schock die Tür vor der Nase zuschlagen. Letzerer nickte knapp auf Iruka-senseis Vorschlag. „Ja, mach‘ ich“, murmelte Sasuke daraufhin. „Ich mache mir langsam Sorgen um ihn – die Krankheit muss ja ziemlich schlimm sein, andererseits wurde kein Attest im Sekretariat abgegeben. Könntest du mir dann bitte morgen eine Auskunft darüber geben, ob alles in Ordnung ist?“ „Sicher“, antwortete Sasuke wieder sehr bündig und nickte. „Aber ich denke, dass Naruto nur wieder die Regel mit den drei Tagen vergessen hat und das Attest bei ihm zu Hause rumliegt. Oder er ist durch seine Grippe, oder was auch immer es ist, noch nicht dazu gekommen, einen Brief an die Schule zu schicken, oder anzurufen.“ „Mhm, das würde Naruto zwar ähnlich sehen, aber andererseits ist er zumindest in meinem Unterricht noch nie krank gewesen.“ Iruka-sensei rieb sich das Kinn an den Seiten mit Zeigefinger und Daumen. „Sie sind Physiker, Sensei – sie sollten sich mit der Wahrscheinlichkeitsrechnung ebenfalls auskennen, nicht wahr?“, fragte Sasuke rhetorisch und wandte sich dann langsam ab, während Iruka-sensei zu lächeln begann. „Nun ja... Aber ich werde doch trotzdem von dir demnächst hören Uchiha-kun, oder nicht? Steck dich jedenfalls nicht an, wenn du dann bei ihm bist – du hast auch schon genug gefehlt.“ Die strenge, aber sanfte Stimme des Lehrers verklang, als Sasuke bereits an der Türschwelle stand. „Ja, Sensei...“ Wobei sich Sasuke nicht so sicher war – sollte der richtige Moment kommen, während er bei Naruto war, so würde Nähe nicht vermieden werden können. Aber Sasuke zweifelte eh daran, dass Naruto krank war, also machte er sich auf den Weg mit dem zu bringenden Hefter in der Tasche. Es dauerte nicht lange, da stand der schwarzhaarige junge Mann auch schon vor Narutos Haustür, den Knopf der Klingel mit seinem Blick anstarrend. Er hatte ihn schon vor einigen Sekunden gedrückt, aber noch meldete sich keiner zu Wort. „Ja?“, erklang es aus dem Lautsprecher, als Sasukes Zeigefinger drauf und dran war, die Klingel noch einmal zu betätigen. Es war jene unverwechselbare Stimme und sie klang auch wie erwartet weder heiser, noch verhustet. „Ich bin’s“, meinte Sasuke. „Dein Lieblingslehrer hat mich gebeten, dir den Stoff vorbeizubringen und mich nach dir zu erkundigen“, fügte er dann hinzu. Stille. Dann erhallte plötzlich ein überaus schlecht gespieltes Husten und als Narutos Stimme wieder ansetzte, merkte Sasuke, dass dieser sich die Nase zu hielt, um so zu tun, als würde sie verstopft sein. „Äh... nääh, mir geht’s... soweit ganz gut, bin fast... gesund, aber dich sollte ich mal nicht rein lassen, sonst steck‘ ich dich an... also wirf‘ mal den Stoff einfach in den Briefkasten, und hau dann einfach ab, ne?“ Stille. „Dann solltest du mir die Tür öffnen, damit ich zum Briefkasten gelange, Dobe“, zischte Sasuke unzufrieden. Ein Surren. Sasuke dachte nicht im Entferntesten daran, gleich daraufhin abzuhauen – er betrat also den Flur und nahm schnurstracks die Treppe zur vierten Etage, wo er an der Tür zu Narutos Wohnung klopfte. Die Tür wurde eher aus Reflex, als aus intelligenter Vernunft geöffnet und Naruto war tatsächlich kurz davor, sie wieder zugehen zu lassen, doch als er ansetzte, drückte bereits Sasukes Hand gegen das Holz und schob sie wieder auf. „Du kannst mir nichts vormachen, Usuratonkachi“, knurrte Sasuke mürrisch, als er sich durch den Spalt zwängte, um in das Innere von Narutos Wohnung zu gelangen. „Was ist los mit dir, hm?“ „Nichts...“, kam es von Naruto, wie aus der Pistole geschossen. „Danach sieht’s aber nicht aus.“ „Was soll denn sein? Ich bin nur-“ Naruto täuschte wieder ein Husten vor, „-ähm... krank...!“ „Lügner“, stellte Sasuke nüchtern fest. „Ist es immer noch wegen der Sache mit Sakura?“, fragte er dann. „Nein! Nein, um Gottes Willen!“, brachte Naruto sofort händefuchtelnd heraus. „Und warum spielst du hier dann den Kranken?“ Stille. Dann seufzte Naruto leicht genervt, aber resigniert. „Hör zu, Sasuke – ich will mich einfach nur von den ganzen Ereignissen erholen. Ich hab‘ gerade einfach keinen Bock auf Schule, das ist alles“, zischte er und sah unzufrieden zur Seite. Binnen Sekunden fiel es Sasuke auf, dass dies noch viel zu früh für den richtigen Moment war. Dann war es an ihm zu seufzen. „Okay, gut... Also sitzt du hier in deiner Bude fest und schmorst vor dich hin? Hast du wenigstens so etwas wie eine sinnvolle Beschäftigung? Wie wär’s mit lernen? Das hast du nämlich bitternötig.“ Sasuke ging an dem Blonden vorbei und bewegte sich in Richtung Küche. „Ja klar – ich habe keinen Bock auf Schule und lerne deswegen fleißig zu Hause. Ein bisschen unlogisch, merkst du selbst, oder?“ „Ziemlich verstimmt, wenn ich dich so ansehe – ist es, weil ich da bin?“ „Ou Mann, Sasuke – nein!“ „Doch, so ziemlich, wie mir scheint...“ „Sasuke!“ „Ist ja schon gut, ganz ruhig!“ Dann setzten sie sich beide in der Küche hin. „Also willst du nicht reden...“, fragte Sasuke, während er in seiner Tasche nach dem dünnen Ordner kramte, den er von Iruka-sensei für Naruto überreicht bekommen hatte. „Ich muss einfach nur verarbeiten, okay? Das geht einfach nicht so schnell“, antwortete Naruto und rieb sich mit dem Zeigefinger unter der Nase. „Ich brauche halt einfach nur etwas Zeit für mich. Fertig, Aus, Ende.“ Sasuke nickte darauf nur. Seinen Blick hatte er noch kein einziges Mal direkt in Narutos Augen gerichtet, sondern beschäftigte ihn mit irgendwelchen Oberflächen der Räumlichkeiten. „Es... tut mir Leid...ehrlich...“, murmelte er dann leise und schob den dünnen Hefter über den Tisch zu Naruto. Er merkte, wie dieser schluckte, sah ihn aber trotzdem nicht an. Es war ihm um einiges leichter gefallen, diese Worte jetzt im Nachhinein noch einmal auszusprechen aber dennoch fühlten sie sich fremd in Sasukes Mund an. „Das mit... Sakura... mein ich“, fügte er hinzu, als gäbe da noch etwas, das ihm eigentlich leidtun sollte. Naruto stieg jedoch nicht dahinter. „Ich weiß. Und ich habe dir schon verziehen, habe ich doch bei unserem Besäufnis da gesagt-“ Da schaute Sasuke das erste Mal richtig auf und erblickte Narutos Gesicht. Es war das erste Mal, dass Naruto dabei war, sich irgendwie leicht zu verplappern. „Äh... ich meine natürlich... dass ich es da bestimmt gesagt habe!“, reagierte der Uzumaki gleich panisch auf den Blick. „Zumindest habe ich das im Gefühl... Also verziehen – mach dir keinen Kopf mehr drüber.“ Sasuke nickte nur und unterdrückte das Bedürfnis einfach weiter zu fragen. So wie Naruto sich bei dem Thema noch aufführte, konnte man mit ihm bestimmt nicht vernünftig darüber reden. „Danke...“, nuschelte Sasuke stattdessen nur unverständlich. „Ich gehe dann mal. Würde mich freuen, dich wieder in der Schule zu sehen, Vollidiot. Den trockenen Stoff kann man ja mal kaum aushalten, ohne dein sonniges Gemüt...“ Damit stand er auf und klopfte im Vorbeigehen auf Narutos Schulter. Der Blonde zuckte augenblicklich zusammen, war jedoch bemüht, es nicht ganz so offensichtlich zu machen. „Wir sehn‘ uns...“, murmelte er und blieb einfach sitzen. „Ja“, hauchte Sasuke und verschwand leisen Schrittes aus der Wohnung. Naruto blieb allein mit dem Ordner vor der Nase unbeweglich sitzen. Und schon wieder tickten die Tage dahin. überwältigend, wie verflucht schnell so etwas ging. Es war nicht nur ein Gefühl, dass nichts Ausschlaggebendes und Spannendes passierte. Selbst als irgendwann Naruto höchst persönlich wieder bei der Schule vorbeischneite, hielt er es scheinbar für angebracht, so zu tun, als wäre nichts gewesen. Er erschien eines Tages einfach wieder auf seinem Stammplatz ganz hinten und zählte die Sekunden zum Stundenende abwärts. Oft füllte er den Unterricht mit ausgelassenen Witzen und schien auch sonst so zu sein, wie immer. Auch auf Nachfragen reagierte er lediglich mit den Worten „Joa, mir geht’s super und dir?“ Man nahm an, er wäre über Sasuke hinweg gekommen, da sie auch ab und zu die Pause zusammen verbrachten, wenn auch nicht ganz so zwingend nur miteinander... Um genauer zu sein, verging keine einzige Minute, wo sie nicht noch jemanden da hatten, der Sasuke davon abhielt irgendwann mal den richtigen Moment zu erwischen und Naruto auf das heikle Thema anzusprechen. Den Nachhauseweg wählte Naruto, wie es aussah auch so, dass entweder Kiba, oder zumindest Shikamaru dabei waren. Sasuke fragte sich schon, ob das tatsächlich so beabsichtigt war, wie es aussah. Wusste Naruto etwa inzwischen, dass Sasuke mit ihm etwas über die verheerende Nacht besprechen wollte? Wenn ja, dann erschwerte es Sasukes selbstaufgezwungene Mission um einen ganz schön hohen Vorsprung. Denn wann sollte er schon mit Naruto eine halbe Stunde allein verbringen, wenn dieser doch alles dagegen unternahm, nicht allein in einem Raum bloß mit Sasuke auszuharren? Aufdringlich wollte Sasuke auch nicht sein und eine Verabredung initiieren, denn normalerweise ist ja immer Naruto angekommen und hatte sich mit ihm treffen wollen. Auffällig hatte sich Sasuke vorgenommen nicht zu werden. Ob das nun gut oder schlecht war, blieb bislang noch in den Sternen geschrieben. Aber noch viel interessanter war die Frage, warum eigentlich Naruto eine so dermaßen starke Auffälligkeit zeigte. Wollte er womöglich gleich klarstellen, dass er sich das Ganze zu vergessen wünschte? Und wenn ja – war ihm überhaupt klar, dass er durch sein Verhalten genau das verhinderte? Sasuke blieb wieder einmal nichts Anderes übrig, als abzuwarten und Narutos Verhalten zu beobachten. Und wie es immer so schön ist, kam die langersehnte Gelegenheit natürlich sehr unerwartet. Das Schicksal war eben unberechenbar. Trotzdem wünschte sich Sasuke im Nachhinein es besser eingeschätzt zu haben... Die Tür zur Umkleide wurde mit einem Fußtritt aufgestoßen und die ersten Jungs füllten den Raum mit ihrer Gegenwart. “Gutes Spiel, Männer!“, schrie jemand hier und da. Und wenn es nicht ein paar mürrische Verlierergesichter gäbe, dann hätte man denken können, all die Jungs wären eine gute Fußballmannschaft. Schließlich kam auch Sasuke in den Raum dicht gefolgt von Naruto, welcher schwer atmete und über das ganze Gesicht grinste. „Mann, das war geil, ey! Wir haben haushoch gegen euch – Loser – gewonnen!“, rief Naruto einem niedergeschlagenen Gesicht nach dem anderen zu. „Halt die Fresse, beim nächstem Mal bist du dran!“, brummte Kiba missgelaunt. „Das werden wir ja sehen, du lausiger Verlierer!“, lachte Naruto darauf, während er im Gehen sein Trikot auszog und es dann auf seinen Platz schmiss. Sasuke hatte dies schon längst getan. Und trank die Hälfte seiner großen Wasserflasche in einem Durchgang leer. „Mann, ist mir vielleicht heiß!“, hechelte der Blondschopf, als er neben Sasuke angekommen war und fächerte sich mit der Hand etwas stickige Umkleideluft zu. Von Sasuke erntete er lediglich einen kurzen Blick, aber keine verbale Erwiderung. Dieser verdammte Dobe stand vor Sasuke mit nacktem, vor lauter frischem Schweiß feuchtem Oberkörper, der das fahle Licht des Raums etwas reflektierte. Was glaubte dieser Idiot bitte, was es für eine Wirkung bei Sasuke auslöste, hä? Oder machte er das, verdammt nochmal, absichtlich? Sasuke trank sein Wasser letzten Endes doch noch ganz aus, um etwas die Zeit zu schinden und so unauffällig hinter der Flasche hervor auf Naruto lugen zu können, und kratzte dezent eine Stelle seiner blassen Brust mit den Fingerkuppen, denn diese schien noch von dem ausgeführten Sport zugeschnürt zu sein. Es war das erste knallharte Training bei Gai-sensei seit langem und ausnahmslos alle waren so richtig schön ausgepowert. Genau so wie es sich auch gehörte. Die ersten Jungs verließen den Raum, während Rock Lee in den Duschraum verschwand. „Wie kann man nur nach‘m Fußball ungeduscht rausgehen, man stinkt doch zum Himmel!“, murmelte Sasuke verständnislos und sah einigen Jungs hinterher. „Tja, sie können es neben Gewinnern eben einfach nicht aushalten! Hehe!“, meinte Naruto und holte nun seine Flasche Apfelschorle aus der Tasche. Sasuke zuckte darauf nur mit den Schultern, stand auf, nahm sein Handtuch und betrat die Duschabteilung, wo er sich seiner restlichen Sachen entledigte. Der sich waschende Lee blickte auf und musterte den Uchiha kurz. „Mal zur Abwechslung vernünftige Menschen hier, die sich duschen nach dem Sport!“, bemerkte er und grinste Sasuke an. Ohne darauf groß zu achten, kam der Uchiha zu einem auf derselben Wand, wie auch der von Lee, positionierten Duschkopf. Nach wenigen Sekunden prasselte das eiskalte Nass auch schon auf Sasukes Nacken. Mit geschlossenen Augen und geneigtem Kopf stand der Schwarzhaarige nun da und genoss die sanfte Massage, die auf seiner Nacken- und Rückenhaut stattfand. Seine Hand ruhte auf der Wand vor ihm und die ganze Position strahlte diese berüchtigte Uchiha-Erotik aus. Irgendwann hob er wieder den Kopf und ließ das Wasser seine nachtschwarzen Haare ganz befeuchten. Ja, Sasuke genoss das Duschen immer und immer wieder in vollen Zügen. „Uchiha...“, hörte Sasuke seinen Namen plötzlich wieder von den Fliesen wiederhallen. „Mh?“, kam es dann etwas unbeteiligt und lässig aus seinem Mund. Im Großen und Ganzen war ihm nämlich absolut egal, was Lee da faseln würde. „Alle... Alle munkeln, du hättest schon fast jedes Mädchen aus der Kalasse-“ „Flachgelegt?“, unterbrach Sasuke seinen Klassenkameraden und gab einen sarkastischen Lacher von sich. Wäre schrecklich, wenn es der Wahrheit entspräche. „Hmm... wie man’s nimmt.“ Große Erklärungen oder Ausreden waren hier auch nicht mehr nötig und lagen Sasuke außerdem auch noch fern. „A-auch Tenten...?“ Der Blick des Uchihas traf Lee von der Seite. Der Junge starrte mit bedrücktem Gesichtsausdruck zu Boden, während das Wasser über seinen gut trainierten Körper glitt. Nun ja... wenn sein Gesicht genauso gut aussehen würde wie sein Körper, dann hätte er wohl nicht gefragt... „Nicht mein Typ“, antwortete der Uchiha darauf kühl und sogleich schimmerte Hoffnung in den Augen Lees. „Uchiha... Uchiha, glaubst du, ich habe eine Chance bei ihr?“ „Lee, soll ich dir mal einen guten Rat geben?“ „Ja, klar!“ „Such dir ein Mädchen, das nicht aufs Äußere achtet. Es genügt Tentens Blicke zu Neji zu beobachten, um zu kapieren, dass sie nicht zu solchen Mädchen gehört. Und ehrlich gesagt habe ich auch noch kein einziges Mädchen erlebt, das so klug ist. Aber vielleicht hast du ja Glück.“ Pessimismus pur. Aber hey – er sprach eben aus subjektiver Erfahrung, die er mit dem weiblichen Geschlecht hatte. Andererseits konnte Sasuke auch nicht eindeutig sagen, ob es mit dem männlichen Geschlecht nicht auch so aussah – ihn interessierte ja irgendwie nur Naruto, von daher? Schlagartig wurde mit Sasukes Sätzen Lees Gesicht wieder mit Niedergeschlagenheit versehen. Er schnaubte frustriert, nahm sein Handtuch und ehe er die Dusche verließ sagte er noch: „Danke Uchiha... Danke für die ehrliche Meinung...“ Dann ging er. Sasuke zuckte mit den Schultern und widmete seine Aufmerksamkeit wieder dem Genuss den ihm das Duschen brachte, wonach er sich das kleine Fläschchen mit der Duschcreme schnappte, sich den Inhalt auf die Handfläche goss und begann, sich einzuseifen. „Hey, Teme, das war gemein!“, sagte der hereinkommende Naruto und drückte mit dem rechten Zeigefinger fest gegen Sasukes Rücken, um dem eingebildeten Schnösel wenigstens etwas Leid zuzufügen, wenn der schon nicht fähig war Mitleid zu empfinden. „Nein, es war reiner Realismus“, bekam der Blonde dann die Antwort zu hören. „Rea- was?“, seufzte Naruto fragend und stellte sich neben Sasuke unter die Dusche. Na ja, es war nicht wirklich daneben, denn mindestens zwei Meter trennten die beiden Freunde voneinander, da Naruto seit... seit der Angelegenheit... immer einen gesunden Sicherheitsabstand zu Sasuke pflegte. Als der Uchiha die Augen öffnete und zu Naruto schaute, fiel ihm das deutlich auf. Aus den Augenwinkeln beobachtete er, wie Naruto sich einzuseifen begann. Irgendetwas deutete darauf, dass es dem Blonden unangenehm war, nackt gesehen zu werden. Diese verspannte Körperhaltung, diese raschen, hektischen Bewegungen, die darauf hinwiesen, dass Naruto so schnell wie nur möglich damit fertig werden wollte – hmm – aber sie waren allein. Das erste Mal seit langem. Und es fühlte sich zumindest für Sasuke verdammt danach an, als wäre endlich der richtige Moment gekommen. „Dobe... du benimmst dich in letzter Zeit ganz schön seltsam“, bemerkte Sasuke mit einer leicht vorwurfsvollen Stimme und einer Horde Hintergedanken. „Ich? – Nein also... red‘ keinen Blödsinn...“, kam es unangenehm berührt von Naruto, welcher begann, sich um einiges energischer mit dem Seifenschaum einzureiben. „Weil du mir in letzter Zeit fast ständig ausweichst“, setzte Sasuke ungestört fort. „Du setzt und stellst dich von mir weg, du weigerst dich, zu mir nach Hause zu gehen, oder mich zu dir mitzunehmen. Alles in allem gehst du mir aus dem Weg“, erklärte der Uchiha geduldig mit monotoner Stimme, als wäre das Gespräch absolut uninteressant. „Ich, ähm... Ich weiß nicht, wovon du sprichst... ich bin doch wie immer...!“ Naruto war wie immer ein sauschlechter Lügner. „Hmm... wie dem auch sei, du willst scheinbar nicht darüber reden.“ Eine Pause im stillen Schweigen folgte. Nur das Wasser rauschte vor sich hin. Naruto wartete angespannt darauf, dass nun irgendeine weitere Schlussfolgerung vom Uchiha kam und spannte sich noch etwas an, vor sich hin starrend und darauf hoffend, dass nichts angesprochen wird, was nicht angesprochen werden sollte. „Hör zu, Naruto...“, begann Sasuke dann allerdings mit einer Stimme, als hätte er ein neues Thema angefangen, „ich habe dich vor nicht allzu langer Zeit angelogen...“, sagte er ungeniert und hob seinen Kopf, damit ihm das Wasser anschließend auf das Gesicht prasselte. „Wirklich? Ach nicht so schlimm! Du kennst mich, ich bin nicht nachtragend!“, schoss es aus Narutos Mund daraufhin heraus. Er war wirklich froh, dass Sasuke das Thema zu wechseln schien, entspannte sich wieder ein kleines bisschen, hob den Kopf wieder und schloss sogar die Augen. Glück gehabt! Doch bereits nach einigen Augenblicken schlich sich eine sanfte Wärmequelle an ihn von der Seite heran. Wer zum...? „Willst du denn nicht wissen, wobei ich gelogen habe? Und interessiert dich die Wahrheit etwa nicht?“, hörte er Sasukes Stimme unmittelbar neben sich. Narutos Augenlider flogen sofort auf und er schaute nach rechts, wo er in nicht allzu großer Distanz Sasukes Gesicht erblickte. Dennoch war der Abstand nun drastisch verkleinert. Und die unerwartete Nähe blies dem Uzumaki einen Rotschimmer auf die Wangen. „Es... also.. ich... äh...“ Wie oft er es auch versuchte, er konnte einfach keinen klaren Gedanken fassen, solange Sasuke so nah bei ihm stand. „Willst du es nun wissen, oder nicht?“, hakte Sasuke mit einer erhobenen Augenbraue nach. Der Körper Narutos verkrampfte sich wieder ein Stück weit mehr und er machte einen ausweichenden Schritt seitwerts. Aber Sasuke kam sogleich einen Schritt nach und als wäre es nicht genug, legte er seine rechte Hand auf die Wand zu der Naruto immer noch gewendet stand. Flucht war zwar möglich, aber vollkommen sinnlos. Naruto starrte seinem besten Freund in die undurchschaubaren Augen. Aber diesen Blick kannte er sehr wohl. Diesen charmanten, leicht auffordernden, dominanten und zugleich die Distanz zu überwinden wollenden Blick. Um das Adjektiv ‚verführerisch’ wollte Naruto in diesem Momenteinen einen großen Bogen machen... Jenen Blick hatte Naruto schon oft gesehen, aber nur ein einziges Mal hatte er ihm gegolten. Und dies war eindeutig zu dem Zeitpunkt, als... Er scheuchte die böse Erinnerung schnell weg, ehe sie richtig aufblühen konnte. „Ha-hab ich denn eine Wahl, es nicht zu hören?“, fragte der Blonde unsicher, woraufhin Sasuke nur geheimnisvoll grinste. „Nein, Dobe“, hauchte er dem Uzumaki entgegen und legte seinen Kopf auf die linke Seite leicht schief. Das Ganze hatte etwas Spöttisches. Frei nach dem Motto: „Ich weiß etwas, was du nicht weißt und das ist etwas verboten Interessantes!“ „Dann kennst du ja die Antwort... oder?“ bemerkte Naruto weiterhin in Unsicherheit schwelgend. „Ja, definitiv.“ Und mit diesen Worten beugte sich Sasuke etwas zu dem verkrampften und seitlich stehenden Naruto. „Entspann dich, Ich tu dir doch nichts, will nur reden...“, sagte Sasuke leise und lehnte sich weiter vor, sodass seine blassen Lippen sich direkt vor dem Ohr Narutos befanden. Diese Nähe tat dem Uchiha wieder so unendlich gut, sodass er seine Augen schloss und einen leichten Atemzug nahm, ehe er mit dem Reden fortsetzte. Narutos Muskulatur versteifte sich nur noch mehr, und er hörte auf zu atmen, als Sasuke das tat, was er tat. „Die Wahrheit...“, begann Sasuke und verringerte den Abstand seiner Wange zu der Narutos, als wolle er ihm nun ein mysteriöses Geheimnis anvertrauen. „Die Wahrheit ist, dass ich...“, setzte er fort und trat unbemerkt noch näher an Naruto heran. Nun stand er fast hinter ihm, doch es kam noch immer nicht zum langersehnten Hautkontakt, „-dass ich mich vollkommen an jene Nacht erinnere...“, raunte der Uchiha dem Blondschopf zu. Naruto zuckte krampfartig zusammen. „Du-“, wollte er hauchen, wurde aber von Sasuke unterbrochen. „Ich erinnere mich an jedes einzelne Detail. Wie es auf der verschneiten Bank angefangen hatte, wie wir zu mir gingen, wie wir uns auszogen, uns berührten... wie du dich angefühlt hast... Ich erinnerte mich an alles vom Anfang an bis zum Ende.“ Er folterte sein Gegenüber mit der ruhigsten und verführerischsten Stimme, die seine Stimmbänder je hervorbringen konnten. „S-sasuke du-“ unternahm Naruto wieder den Versuch, etwas zu sagen, doch der Schwarzhaarige setzte ungehindert fort. „Ich weiß alles“, raunte er. „Jede unserer Berührungen, jede unserer Bewegungen und jeden erregten Atemzug...“ Narutos Lippen fingen an, leicht zu zittern, während die Erinnerungen durch seinen Kopf strömten. Sasukes Wärme und der Dampf der Dusche vernebelte dem Blonden die Sinne. War es Panik? Aber warum... fühlte es sich dann so gut an? „Ich erinnere mich an jeden deiner Seufzer, an all dein Stöhnen, an jede deiner flehenden Bitten aufzuhören, und an jedes Raunen meines Namens.“ Mit jedem weiteren Wort, fiel Naruto in einen Zustand, den er nüchtern nie erwartet hätte bei Sasuke zu bekommen. Seine Augen waren zur Hälfte geschlossen und seine Lippen trennten sich voneinander, um ein leises Ringen nach Luft zu ermöglichen. Sasuke schien in zu hypnotisieren und Naruto ließ sich darauf ungewollt ein. Jetzt dürstete er nach dieser einen Berührung, der Sasuke so präzise vorbeugte. Und dann fiel die Distanz wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Sasuke berührte mit seiner Wange endlich die des Uzumakis, der das Gefühl hatte, Sasuke im nächsten Moment zu sich zu ziehen und das zu wiederholen, was in jener Nacht geschehen war. Vorsichtig ließ Sasuke seine Lippen schließlich über die Haut von Narutos Hals gleiten, sie mit hauchfeinen und kaum stattfindenden Liebkosungen zu übersähen. Nur wage, ganz sacht. Was war das nur, was in dem Uzumaki da geweckt wurde? Er konnte Sasukes anziehenden Taten kaum widerstehen. Er ersehnte diese sogar und zog genießerisch Sasukes frischen Geruch in die Nase ein, der sich mit der hohen Feuchtigkeit in dem Raum vermischt hatte. Die nassen, schwarzen Strähnen Sasukes klebten auf seinen Wangen und verbanden diese mit der Haut des Blonden. Und irgendwann spürte Naruto die Liebkosungen seinen Kiefer entlang wandern. Er schloss die Augen, um Sasukes Vorhaben zu genießen, doch als er unerwarteterweise eine fremde linke Hand auf seinem Bauch spürte, flogen seine Lider augenblicklich wieder auf und er kam zu sich. Was ging hier gerade vor?! Er, Naruto Uzumaki ließ sich von Sasuke Uchiha... anflirten, anfassen und KÜSSEN!? Und dann passierte alles ganz schnell. Naruto stemmte seine Hände gegen Sasukes Brust und stieß sich von ihm ab, sodass er selbst nach hinten stürzte und auf dem Boden landete. „WAAAH, WAS SOLL DAS, TEME?! Was war denn das eben?!“, schrie Naruto zu Sasuke hinauf, der sich nach dem Schubs schnell erholt hatte. „Etwas, was du genossen hast offensichtlich“, erwiderte Sasuke kühl und schaute auf Naruto herab. Musternd glitt sein Blick über den nackten Körper des auf dem Boden Liegenden. Dann nickte er auf eine ganz bestimmte Stelle. „Meint jedenfalls dein Freund da unten...“ Das ließ den Blondschopf an sich herunterschauen. Nein! Unmöglich! IRRSINN!!! Naruto sprang sofort auf und schnappte nach seinem Handtuch, um es halb zerknüllt vor seine Männlichkeit zu halten. Vor seine erigierte Männlichkeit wohlbemerkt. „Sag mal, bist du bescheuert, oder was?! Und wenn uns jemand erwischt hätte?! Gut, dass keiner mehr in der Umkleide ist!“ „Also leugnest du nicht, dass es dir gefallen hat?“ schlussfolgerte Sasuke sofort in einer feststellerischen Frage. „Doch, natürlich! Was fällt dir überhaupt ein, so was zu machen?!“, widersprach Naruto und seine blauen Augen sendeten einen ausgesprochen geschockten Blick, der Sasuke förmlich in seine Einzelteile zerlegten wollte. Dieser ließ sich jedoch nicht davon einschüchtern und machte einen Schritt auf Naruto zu. „Du machst mir nichts vor, Dobe. Es hat dir gefallen, gib’s doch einfach zu.“ Narutos Handfläche schnellte verteidigend nach vorne zwischen ihn selbst und Sasuke. „B-bleib, wo du bist!“, zischte er panisch. „Wieso? Hast du Angst, Naruto?“, wollte der Uchiha belustigt wissen und kam noch einen Schritt näher, diesmal wich Naruto jedoch nicht zurück, „Und wenn ja, wovor? Würde immerhin nichts neues sein.“ „Pft... I-ich habe keine Angst vor dir!“ murmelte der Blonde leicht bedrückt. „Auch nicht, wenn ich dich jetzt küsse?“ Sasuke kam immer dichter heran und ließ seine Gesichtszüge amüsiert aussehen. „Warum solltest du das denn tun?“ fragte Naruto ohne die Antwort wirklich hören zu wollen, da es eine rhetorische Frage war, die er gestellt hatte. „Weil ich vielleicht Lust dazu habe?“ stellte Sasuke die ebenfalls rhetorische Gegenfrage. Sofort wurden Narutos Augen wieder kugelrund und er schüttelte den Kopf. „S-sasuke... ich nehme es zurück... du machst mir Angst... GROßE Angst! Was ist denn bloß los mit dir?“ „Ich habe etwas eingesehen...“, gab Sasuke leise und gelassen von sich, sodass das Wasser es fast übertönte. „Und das wäre?!“ bekam er die scheue aber nachdrückliche Frage zu hören, während Naruto bezweifelte, dass er auch diese Antwort überhaupt wissen wollte. „Dass ich dich will.“ Sasukes Stimme war absolut nüchtern. Es erklang ein entrüstetes „BITTE?!“, das sich anhörte, als würde jemand versuchen auf einer verstimmten Geige alle Seiten gleichzeitig zu spielen. „Du hast mich schon verstanden“, murmelte Sasuke, dem beinah die Ohren abgefallen waren, auch wenn er versuchte es sich nicht anmerken zu lassen. „SAG MAL, SPINNST DU?!“, schrie Naruto empört. Sasuke dachte kurz über diese Frage ernsthaft nach. Eigentlich war das eine gute und berechtigte Frage, die Naruto da gestellt hatte. „Ich denke schon“, antwortete er ehrlich, „Normal ist das, was ich gesagt habe, jedenfalls nicht. Aber es ist mir egal.“ „Mir aber nicht, Teme! Du bist total verrückt geworden. Mann – was ist denn nur in dich gefahren? Stehst du auf mich, oder was?!“, fragte der Blondschopf, während er sich vollkommen sicher war, dass Sasuke es leugnen würde. „Hmm... ja, so könnte man es auch ausdrücken“, war jedoch die unüberhörbar deutliche Aussage daraufhin. „W-W-WAS?!“, stotterte Naruto fassungslos und in Tonlagen, die normale Oktaven weitaus zu überragen schienen. „Du hast es schon verstanden.“ Eine immense Spannung lag zwischen den beiden in der Luft. Was hatte Sasuke da doch tatsächlich gefaselt? Naruto starrte dem Uchiha in die dunklen Augen und versuchte den Ansatz von Ironie darin zu finden, doch vergebens. „S-sasuke... d-du... b-bist du etwa schwul?!“ verließ ein weiteres Stottern Narutos Mund, der sich dagegen zu wehren schien, diese Worte auszusprechen. Zu seiner Erleichterung jedoch, sah Sasuke ihn an, als wäre er mindestens ein Alien. „Nein, Herrgott nochmal!“ Der Schwarzhaarige verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf. „Dann lass den Scheiß, klar?“, forderte Naruto. Sofort galt dem Blonden jedoch ein stechend interessierter Blick seitens des Uchihas. „Interessant... Was, wenn ich gesagt hätte, dass ich doch schwul sei, hm?“ „Das würde mir so was von am Arsch vorbei gehen!“, zischte Naruto und meinte damit eigentlich, dass er Sasuke trotzdem gesagt hätte, er solle es lassen. Aber Sasuke drehte den Spieß komplett zu seinen Gunsten um und musste grinsen. Er legte seinen Kopf wieder schief und seine Augen begannen seltsam zu funkeln. „Ich bin nicht schwul, aber ich stehe auf dich“, klärte er Naruto auf. Naruto taumelte aus seinem Schreck heraus wieder einen Schritt nach hinten. „Nein, das tust du nicht!“ „Woher willst du das wissen – habe ich dich gerade etwa nicht angemacht? Aber der springende Punkt ist: Hat es etwa nicht geklappt? Hör auf es zu leugnen – es hat dir gefallen, Naruto!“ „N-nein, hat es nicht und zieh dir sofort was über!“, schrie Naruto und zeigte unterhalb Sasukes Gürtellinie. „Warum sollte ich? Ich mag’s, wenn du mich nackt siehst.“ „Weil ich das sage, du Depp! Ich will dich nämlich garantiert nicht nackt sehen!“ „‘Klein Naruto‘ sagt aber was anderes.“ „SASUKEEE! Hör sofort auf, ich hab’s satt, ich gehe jetzt einfach!“, brachte Naruto das Gespräch zum Punkt, doch Sasuke ignorierte das Satzzeichen geflissentlich. Und selbst die Tatsache, dass der Bedrängte zum Gehen ansetzte, ließ ihn ziemlich kalt. „Das war nicht etwa eine indirekte Aufforderung, dich am Handgelenk zu ergreifen und nicht gehen zu lassen?“ Naruto reagierte darauf mit körperlicher Hastigkeit beim Packen seiner Duschsachen und Binden des Handtuches um seine Hüfte. „Nein, verdammt! Lass mich in Ruhe, Sasuke – ich habe keinen Bock mehr hier drauf. Vergiss‘ alles, was passiert ist und lass es ja nicht noch einmal zu so was kommen, klar?! Ich bin nicht schwul und werde es nie sein! Und... und... ich stehe auf dich ungefähr genauso stark, wie ich auf Frösche stehe, okay?!“ „Urgh.“ Sasuke verzog das Gesicht für einen kurzen Moment. „Ich wusste nicht, dass du auf Frösche stehst!“ Und diese Aussage mit einer solch gelassenen und kühlen Stimme gesagt, als würde Sasuke hier über das Alltäglichste der Welt sprechen. Umso dreister war jedoch der Inhalt. „Ah, fick dich doch, verdammt!“, zischte Naruto darauf. „Ich würde da eher dich bevorzugen.“ Der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, aber es war zu spät für halbe Sachen, so hatte Sasuke vorher gedacht. Er sah zu, wie Naruto sich abrupt zu ihm drehte, auf ihn zuging und dicht mit einer wütenden Miene vor ihm zum Stehen kam. „Jetzt hör mal gut zu“, begann Naruto bedrohlich leise, „noch so ein Spruch und ich poliere dir ordentlich die Fresse mit meiner Faust, Arschloch!“ Er hielt besagte vor Sasukes Gesicht in die Luft. Vollkommen kalt blickte der Schwarzhaarige geradeaus durch die Faust hindurch in Narutos meeresblauen Augen, die vor Zorn beinahe Funken versprühten. „Ich verbiete dir erstens: Mich irgendwie komisch anzumachen, zweitens: Mich anzufassen, wenn wir alleine sind, drittens: An öffentlichen Plätzen auch nur ansatzweise von irgendwelchen vergangenen... Nächten... zu sprechen, und viertens: Mir zu unterstellen, dass ich es mag, von Männern angegrabscht zu werden! Verstanden?! Wenn du eins davon brichst, dann kannst du mich als Kumpel vergessen und dich von deiner Mama aus ‘m Krankenhaus abholen lassen!“ Sasuke schwieg, erwiderte unverwandt Narutos Blick und war vollkommen bewegungslos, nein gar bewegungsunfähig, wenn man von seinem inneren Gefühlszustand ausging. Bei jedem einzelnen Punkt, den der Uzumaki aufzählte, wurde er nervöser, aber er zeigte es nicht nach außen, sondern schloss es tief in sich weg. Er hatte die Grenzen einfach austesten müssen und das hier war nun das Resultat. Er wusste, dass es zu abrupt für Naruto war, er war sich dessen absolut bewusst, aber er hatte keinen besseren Zeitpunkt gefunden als diesen hier. Doch es sah schwarz aus. So schwarz wie die Hoffnungslosigkeit selbst. Er hatte zu überstürzt gehandelt, zu schnell. Man konnte die ruckartige Veränderung nicht einmal fassen. Sie war nicht greifbar und auch wenn Sasuke seine Argumente und Sprüche gekonnt schlagfertig wählte – es war zu schnell gegangen... „Hast du mich verstanden?!“, wiederholte Naruto seine Frage noch eindringlicher als vorhin, in Sasukes Augen stierend. Gefragter schaute nach rechts zur befliesten Wand und murmelte ein leises ‚Ja’. „Und wehe, wenn nicht!“, zischte der Blonde hart. Ein knappes, einverstandenes Nicken, dann griff Sasuke nach seinem Handtuch, band es sich um die Hüfte und verließ ziemlich schwungvoll den Duschraum. Mit immer noch wütendem Blick starrte Naruto seinem Kumpel hinterher. Erst als er hörte, wie nach einer Weile die Umkleidetür zuging atmete er aus und entspannte seinen Körper, während sich eine unverschämte Röte auf sein Gesicht schlich. Naruto überprüfte erst die Tatsache, dass er untenrum wieder abgekühlt war und schaute dann schräg nach unten. Es war ihm nicht nur peinlich, sondern vor allem tat ihm Sasuke nun irgendwie Leid. Gewissensbisse schlängelten sich um das Herz des Uzumaki und er schnaubte leicht. Hatte er denn etwa wieder übertrieben? Was sollte das Ganze? Das konnte doch nicht der Wahrheit entsprechen, oder? Bestimmt hatte Sasuke ihn nur verarschen wollen und Naruto war grundlos ausgerastet. Aber dann fielen ihm plötzlich wieder die Anfänge des Gespräches ein. Sasuke hatte sich an jene Nacht erinnern können... Eine Welle an Hitze strömte durch den ganzen Körper Narutos hindurch und der Magen fühlte sich flau an. Es war seltsam, das alles zu begreifen und zu erleben. Nicht doch! Sasuke meinte es ernst, er meinte es tatsächlich vollkommen ernst! Die Handfläche des Uzumaki schnellte zu seinem Mund und verschloss ihn. Panik ergriff den nackten Körper und seine Beine fingen an sachte zu zittern. Sasuke war doch nicht etwa in ihn...? Oder doch?! Lustlos kaute Sasuke an seinem Pausenbrot. Er hatte weder Hunger noch Lust auf einen Snack, viel eher war es das Zeit Totschlagen. In dem Klassenraum befand sich noch keiner außer ihm, da er es wieder geschafft hatte sich während der Pause unbemerkt an den Lehrern vorbei zu schleichen. Nun langweilte er sich aber, denn Naruto war nicht anwesend. Bei diesem Gedanken zog sich Sasukes Bauch zusammen und er schmiss das Brot weg von sich, irgendwohin in Richtung Mülleimer. Ihm war plötzlich übel geworden und er verschloss seinen Mund leicht mit dem Handrücken, um den Rest des Essens nicht noch hinterher auszuspucken. Was sollte er nur machen? Wie gewohnt konnte es nicht weitergehen, das stand fest. Aber weiter in diese eine Richtung arbeiten durfte Sasuke auch nicht, wie er an Narutos Reaktion vor drei Tagen deutlich gemerkt hatte. Seinen Kumpel hatte er all diese drei Tage lang nicht aktiv gesehen, sondern nur von Weitem, und entsprechend groß war die Art von Sehnsucht, die Sasuke fähig war zu empfinden. Langsam stand er auf, um zum Fenster zu gehen und dieses zu öffnen. Vielleicht konnten seine Augen sich an dem Anblick des Schulhofes, wo Naruto sich mit Sicherheit aufhielt, weiden. Die nächste Stunde hatte er mit ihm zusammen und er fragte sich, wie er es mit Naruto an einem Tisch aushalten sollte. Nicht immer saßen sie nebeneinander, sie waren ja keine Mädchen, die jede fünf Minuten miteinander quatschen mussten. Aber in dieser Stunde teilten sie nun mal einen Tisch. Mit ausdruckslosem Blick starrte Sasuke nach draußen. Naruto war nirgends zu entdecken. Schade... Die Hand des Uchihas fuhr über sein Gesicht, kurz über seine geschlossenen Augenlider reibend. Es war zum Haareraufen. Da flog jedoch urplötzlich die Tür des Klassenraums auf und Sasuke glaubte sich zu versehen, denn kein anderer als Naruto stand im Türrahmen. Gerade wollte der Schwarzhaarige ganz smart lächeln und sich innerlich freuen, als er jedoch hinter Naruto bereits die Front eines anderen Jungen sah. „Ah, Uchiha, was treibst du denn hier?“, fragte der braunhaarige Junge hinter Naruto. „Was kann der schon hier trieben, Kiba?“, antwortete Naruto anstelle des Uchihas leicht schnippisch, ehe besagter es selbst tun konnte, aber es eh nicht getan hätte. „Hey Uchiha, komm her, wir wollten Karten spielen. Mach mit!“, lud der Inuzuka Sasuke ein, wie immer etwas befehlerisch. „Hn...“, erwiderte dieser nur darauf. „Ich denke nicht, dass Naruto es gerne sehen würde“, lehnte Sasuke jedoch ab und schaute leicht verstohlen zum blonden Haarschopf rüber. „Habt ihr eine Ehekrise, oder was?“, fragte Kiba nur spöttisch und schüttelte kichernd seinen brünetten Strubbelkopf. Beide „zerstrittenen“ Jungs rissen für einen kurzen Moment die Augen auf und bissen die Zähne aufeinander, um nicht überzureagieren. Sasuke war der erste, der sich fasste. „Tss, krieg dich wieder ein, Witzbold – als ob ich den da heiraten würde! Wie Läuft’s übrigens mit Aburame-kun – hast du ihm schon deine Liebe gestanden?“ „Ha, ha, ha! Ich lache mich zu Tode, Sasuke!“, zischte Kiba nur. „hehehe, ich seh’ dich aber nicht sterben! Los, los, fall um!“, ergriff Naruto nun wieder das Wort und schubste den Inuzuka, der daraufhin mit einem simplen ‚pah’ antwortete. Perfekte Umleitung auf ein anderes Thema war so gut wie gesichert. „Also? Spielst du mit?“, fragte Kiba mürrisch nochmals. „Ja, warum nicht?“, antwortete Sasuke schulternzuckend und sah zu Naruto. So etwas war eben die einzige Chance, dem Blondschopf wieder nahe zu sein. „Ja klar, warum sollte Teme auch nicht mitspielen dürfen? Was für ein Spiel eigentlich? Skat? Pokern?“ „Ich dachte, du kannst nicht mal eins und eins zusammenrechnen, und dann schlägst ausgerechnet du solche Spiele vor? hat sich da was in den drei Tagen geändert?“, spielte Sasuke dezent auf den Zeitraum an, in dem er mit Naruto kein Wort gewechselt hatte. „Rechnen?“, fragte Naruto, der Sasukes Anspielung nicht verstanden hatte, breit grinsend. „Mathe kann ich nicht, aber jetzt tu mal nicht so, als wäre ich geistig zurückgeblieben!“ „Hört bloß auf über Mathe zu reden, da werden meine empfindlichen Ohren überstrapaziert. Bin übrigens für Skat“, meinte Kiba und mischte freiwillig die Karten. „Mh, mir ist‘s egal“, warf Sasuke ein und schaute derweil aus den Augenwinkeln wieder zu Naruto, der es sich auf einem Tisch bequem gemacht hatte. „Wie immer willenlos, Teme“, kommentierte Beobachteter, während er Kiba beim nahezu professionellen Kartenmischen zusah. „Nicht immer!“, bemerkte Sasuke und sein Augenmerk galt nun vollends seinem besten Freund. Dieser schaute zurück und man sah die Fröhlichkeit aus seinem Gesicht weichen. Er verstand nun, worauf Sasuke indirekt hinaus wollte. „Äh... Wenn du mal was willst, dann aber auch immer nur was Bescheuertes!“ Sasuke musste schmunzeln und verschwieg den Satz „Du bezeichnest dich also als bescheuert?“ „Was zum Beispiel?“, fragte er dagegen und erntete einen bösen Blick von Naruto, der seinerseits den Satz „Eine Beziehung mit mir, zum Beispiel“ unterdrückte. „Wie immer nichts zu erwidern parat, Dobe?“ Sasukes Hand schwebte flüchtig zu Naruto, der einen wahrlichen Schreck bekam, gab ihm aber nur eine sanfte Kopfnuss. So gerne hätte der Uchiha ihn auch anders berührt – sanfter, zärtlicher – aber das würde Naruto natürlich nicht zulassen und sähe es als eine der gebrochenen Regeln an. „N-nicht immer!“, antwortete der Blondschopf, der Sasukes Hand dabei penibel beobachtete, wie sie wieder in der Hosentasche des Schwarzhaarigen verschwand. Da teilte Kiba auch schon die Karten aus. „Nah, vielleicht gefallen dir ja meine ‚bescheuerten‘ Gelüste insgeheim“, meinte Sasuke, während er seine Karten in der Hand ordnete und genauer betrachtete. Er schien den Satz nebenbei gesagt zu haben, ließ es aber absichtlich so erscheinen. Absichtlich – wie ein gewöhnliches Streitgespräch, von denen sie früher immer so viele geführt hatten. Kiba schmunzelte nur vor sich hin, kam aber natürlich nicht dahinter, worum es eigentlich ging. Die Pause verstrich viel zu schnell. Sasuke hatte immer mal wieder einige verstohlene Blicke zu Naruto geworfen, welcher seinerseits auch ab und zu zu seinem Kumpel linste. Das gewisse Thema blieb natürlich den Regeln getreu außen vorgelassen, aber Naruto ahnte schon irgendwo, dass es nicht dabei bleiben würde. Dafür kannte er Sasuke viel zu gut und er wusste dementsprechend, dass Sasuke zu 99,9 Prozent immer das bekam, was er wollte. Aufgeben tat der Uchiha wirklich selten, wenn er sich etwas richtig wünschte. Er war ein Kämpfer und so leicht würde er wohl zu Narutos Leidwesen nicht aufgeben. Während der Mathestunde saßen die beiden Jungs still nebeneinander. Sasuke rechnete die gestellten Aufgaben ordentlich aus und war angemessen vertieft in die Kalkulierungen der Gleichungen und die Notizen. Naruto langweilte sich dagegen und kritzelte seinen Schreibblock voll, in der Hoffnung, dass Sasuke ihn dann irgendwann die Aufgaben abschreiben ließ. Ungeduldig lugte er deshalb immer mal wieder zu Sasukes eifriger rechter Hand, welche mit einer spitzen, kantigen, aber ziemlich ordentlichen Schrift die Rechnungen notierte. Sasuke schien vollkommen konzentriert zu sein. Die dunklen Augen verfolgten die Bewegungen seiner Finger und überprüften wahrscheinlich die Richtigkeit des Geschriebenen nochmals. In solchen Momenten sah Naruto manchmal fasziniert zu. Er beobachtete oft Sasukes Konzentration und Zielstrebigkeit, auch wenn er wusste, dass Sasuke sie nur dafür benutzte, so schnell wie möglich fertig zu werden und nicht, weil es ihm irgendwie Spaß machte. Auch jetzt kam so ein Moment, in dem Sasuke einfach sehenswert war. Aber diesmal vermischte sich die Beobachtung auch noch mit den Gefühlen, die in Naruto lungerten. Er begann zu grübeln, ohne zu bemerken, dass er immer weiter und ununterbrochen auf seinen Sitznachbar starrte. Irgendwie kam ihm die ganze Geschichte immer noch unglaubwürdig vor. Das konnte alles doch gar nicht wirklich wahr sein, oder? Das Problem war eben nur, dass es viel zu viele Beweise dafür gab, dass diese Story stattgefunden hatte. Aber abgesehen von der perversen Nacht, die Naruto erfolgreich schaffte immer wieder aus seinem Kopf zu verdrängen, verstand der Uzumaki einfach nicht, aus welchem Grund Sasuke auf ihn stehen sollte. Ihm lag doch die halbe, wenn nicht die ganze Frauenwelt zu Füßen! Warum also ausgerechnet er – Naruto? Was war an ihm bitte so besonders, was die Frauen Sasuke nicht bieten konnten? Überdies wusste der Blonde, dass Sasuke doch viele Affären mit Mädchen gehabt hatte und somit einfach nicht homosexuell sein konnte. Mit anderen Jungs hatte Sasuke ebenfalls keine Erfahrungen, soweit Naruto wusste. Warum also plötzlich diese seltsame Begierde? Bislang waren sie doch einfach nur die besten Freunde und mehr nicht. Aber diese ganze Sache machte einfach alles kaputt. Nie wieder würde Naruto zu Sasuke so offen sein können. Er konnte ja schlecht anfangen, davon zu labern, was für ein erotisches Mädchen er neulich auf der Straße vorbei gehen sah. Schließlich würde er Sasuke damit ja weh tun, oder ihn eifersüchtig machen, was Naruto ja auch nicht wollte. Eigentlich wollte er, dass alles wieder so war, wie früher – noch vor der Sache mit Sakura. Scheiß auf die Mädels, wenn er dadurch seinen besten Freund verlor, aber nun war die Beziehung eh nicht wieder rückgängig zu machen. Naruto konnte es einfach nicht fassen: sein bester Freund stand auf ihn und wollte ihn wohl am liebsten auf eindeutig über die Freundschaft hinaus gehende Weise berühren, wenn nicht gleich zu sagen – flach legen... Sein bester Freund, der mit seinem Aussehen wahrscheinlich Berge versetzen könnte, wenn er wollte, und dessen Körper so perfekt war, wie die Perfektion selbst; der mit Leichtigkeit alles andere haben könnte, und der diese passive Erotik entsendete, von der jeder was abhaben wollte... Also ein bisschen geehrt fühlte sich Naruto schon bei diesem Gedanken. Niemand könnte behaupten, von Sasuke so sehr gewollt zu werden, dass dieser bereit war offen gewisse extraordinären Sachen zuzugeben. Niemand außer Naruto eben. Und diese Tatsache war überaus angenehm, das konnte der Uzumaki keineswegs leugnen. Die Geschichte hatte schon ein bisschen was von Cinderella – Der Prinz auf dem weißen Ross wollte eben keine von diesen schrecklich langweiligen Prinzessinnen, die nichts anderes Im Kopf hatten als Schminke und Sex. Er wollte etwas Besonderes. Und Naruto fühlte sich als eben Solches. Darüber leicht verunsichert, seinen besten Freund mit dem Prinzen auf dem weißen Ross verglichen zu haben, machte Naruto einen verwirrten Gesichtsausdruck, der jedoch einen kleinen Touch vom Verträumten in sich trug. Zu spät bemerkte er, dass Sasuke aufgeschaut hatte und nun direkt in Narutos Augen blickte. Nahezu nachtschwarze Iriden starrten fragend und leicht verwirrt drein. „Was ist?“, flüsterte der Schwarzhaarige so leise er konnte, um die Aufmerksamkeit des Lehrers auf sich nicht zu ziehen. Klar hatte er die ganze Zeit über bemerkt, dass Naruto ihn anschaute, weswegen die Berechnung der Aufgaben auch insgesamt länger dauerte. „Nichts“, murmelte Naruto zurück und wandte schnell seinen Blick ab. „Ich frage mich nur... ach vergiss es...“ brach er mitten im Satz ab. Sasuke nickte unbeteiligt, um nicht eindringlich zu sein und widmete sich weiterhin seiner Aufgabe. Aber so recht wollte ihm ab jetzt das Rechnen nicht gelingen. Leicht knurrte er, als das Ergebnis zum dritten Mal falsch wurde. Wie sollte man sich denn auch konzentrieren, wenn jemand, neben einem saß, den man zurzeit verdammt attraktiv fand? Man riecht ihn, man spürt seine Wärme, man bemerkt jeden einzelnen seiner noch so kurzen Blicke, man sehnt sich nach einer Berührung und man will ihn am liebsten irgendwohin zerren, wo man allein mit ihm ist, um mit ihm Sachen anzustellen, die weitaus mehr Spaß bereiten, als Mathe. Aus den Augenwinkeln sah er nun seinen besten Freund an, welcher demonstrativ seinen Kopf in eine ganz andere Richtung gewandt hatte. Dann musterte der Schwarzhaarige ihn, die Lippen fest aufeinander drückend. Sein Blick rutschte immer tiefer Narutos Körper entlang, bis der Uchiha sich zurück lehnen musste, um weiter schauen zu können, weil der Rest eben unter der Tischplatte verborgen lag. Aber er tat es nicht – es wäre viel zu auffällig. Verflucht, wollte er ihn berühren... aber das ging nicht. Außerdem musste er die Aufgaben fertig bekommen, um danach entspannt, oder auch nicht, Naruto dabei zusehen zu können, wie dieser sich über das Abschreiben her machte. Konzentration, Sasuke, Konzentration... Er entriss seinen Blick also förmlich wieder dem knallig orangenen Hosenbund des Blonden und zwang sich selbst wieder die Berechnung in Angriff zu nehmen. Mann, konnte Mathe eine Tortur sein! Außerdem hauste in Sasukes Hinterkopf immer noch der frustrierende Gedanke darüber, dass hierdraus nichts werden konnte, egal wie stark Sasuke es auch wollte. Nicht nur Mathe war also eine Tortur, sondern auch der Rest der Schulstunden und die darauffolgenden Tage, welche sich in Wochen verwandelten. Sasuke war sich indes sicher geworden, dass Naruto nichts von ihm wollte. Die Sache damals war einmalig, ein Unfall, ein Versehen. Nur eben nicht für Sasuke, der inzwischen schon längst aufgegeben hatte. Ja, er hatte tatsächlich aufgegeben, denn es kam ihm selbst alles sehr makaber vor. Alles ergab einen Sinn, keine Frage: Seine ständigen Eifersuchtsattacken, die er nun als solche identifiziert hatte, weshalb er somit Naruto innerlich Recht geben musste. Dann das Desinteresse an Mädchen, oder besser gesagt an Beziehungen mit ihnen – gegen ihre Körper hatte er ja größtenteils nichts. Und dann diese ständige Sehnsucht nach Naruto, die Sasuke fertig gemacht hatte, weil er damals noch nicht wusste, warum sie in ihm immer wieder aufgeflammt war. Aber der nun seit einer ganzen Weile erkannte Sinn war nichts, auf das Sasuke stolz sein konnte. Verdammt nochmal – er war ein Mann. Ein Mann! Und Männer standen nicht auf Männer und schon gar nicht auf ihre besten Freunde (zumindest aus Sasukes Blickwinkel). Und Sasuke hatte nun alle Zeit der Welt, sich dessen im Klaren zu werden. Durch die schlagartige Erkenntnis dieser ungewollten Anziehung war er so überwältigt gewesen, dass er keine Sekunde Zeit hatte darüber nachzudenken wie abartig seine Gefühle gegenüber Naruto eigentlich waren und wie falsch das Ganze einfach gewesen ist. Nicht nur dass er überstürzt gehandelt hatte, setzte ihm zu, sondern allein der Gedanke daran, dass er irgendwas von seinem besten Freund wollte. Dies war der Grund dafür, dass er aufgegeben hatte. Und außerdem war es nicht gerade schmerzlos für Sasuke, sich mit diesem heiklen Thema zu befassen. Also hatte er es einfach alles ruhen lassen. Und das tat nicht nur Naruto gut, sondern der gesamten Situation. Nach und nach hatte Sasuke gelernt, seine Gefühle zu verdrängen, wie er es sonst auch immer tat und das Verhältnis zwischen ihm und Naruto pegelte sich langsam ein. Sie hatten seit dem Pausengespräch kein einziges Wort mehr über die Vergangenheit gewechselt und Sasuke beabsichtigte das auch nicht. Er hatte sofort nach der Mathematikstunde seine Sachen gepackt und war zur nächsten Stunde abgehauen. In der Zwischenzeit musste er sich auf der Toilette das Gesicht waschen und sich im Spiegel betrachten, während er die Tropfen von seinem Kinn ins Waschbecken herabfallen ließ. Es war wieder einer der Momente gewesen, in denen er sich selbst tief in die Augen gesehen hatte, um abzukühlen und um wieder auf den Boden der Tatsachen zu gelangen, doch dieses eine Mal vor dem Spiegel der Männertoilette war er zu einer weiteren Erkenntnis gekommen. Nämlich zu jener, dass es so nicht weiter gehen konnte. Er durfte diese Gefühle einfach nicht mehr in sich tragen. Er durfte einfach nicht. Und nicht zuletzt, weil es einfach keinen Sinn ergab. Je mehr er den Gefühlen verfallen würde – seien es diese Anstalten, Naruto beobachten zu wollen, oder tatsächliche Fantasien, die er zu Hause, oder nach dem Sport im Duschraum hatte – desto aussichtsloser würde die Lage werden. Sowohl für eine potentielle Beziehung, als auch für die Freundschaft. Naruto blockte da völlig ab. Und Sasuke war in dem einen Moment des sich in die Augen Schauens, klar geworden, dass es auch gut so war. Er hatte sich geschworen, nie wieder darauf einzugehen. Nie wieder. Ja, Sasuke konnte so etwas verdrängen, wenn er wollte. Oder besser gesagt redete er sich jeden verdammten Morgen im Bad krampfhaft ein, er müsse es vergessen, denn so war es ja auch. Es gab nur diesen einen Weg und irgendwie kam es ihm seltsam bekannt vor. War es denn nicht auch so bei der Sache mit Sakura gewesen? Nur dieser eine Weg, der sich einen Freundschaftsbruch entlang schlängelte. Und doch ist damals alles anders gekommen. Es kam nicht wirklich zum Freundschaftsbruch. Die Wunde hatte sich selbst wieder zugenäht und das Trauma war verarbeitet worden. Hieß es dann, dass jetzt nun auch alles anders kommen würde? Denn gerade jetzt versuchte Sasuke im Gegensatz zu der vorherigen Sache, alles anders zu machen. Er wollte keinen Fehler mehr begehen, setzte alles daran, die Freundschaft wieder aufzubauen, die Situation zu lockern, während er sich damals bereits mit dem Ende der Freundschaft abgefunden hatte und nur noch still wartete, die letzte Zeit mit Naruto genießend. Hieß es also, dass nun die Freundschaft doch noch zerbrechen würde, weil Sasuke es irgendwann nicht mehr aushielt und einen Fehler machte? Und das obwohl er sich so viel Mühe gab? Kommen tat es ja scheinbar immer irgendwie anders... Jene Gedanken hatte Sasuke verdrängt. Komme, was wolle – er wäre diesmal sicherlich nicht mehr Schuld dran. Er riss sich also zusammen, um äußerlich ganz normal zu wirken. Tag für Tag, Nacht für Nacht gelang es ihm auch innerlich immer besser, die Tatsachen zu akzeptieren und ihnen ins Gesicht zu sehen, ohne dass sich ihm die Brust schmerzhaft zusammenzog, denn Anfangs war es nahezu unerträglich. Aber er hatte sich bereits entschieden und nun galt es, zumindest den Normalzustand der Freundschaft wiederherzustellen. Naruto mied ihn immer noch, wenn auch nicht mehr so radikal. Er tat nach außen hin, als wäre es immer noch das Drama mit Sakura, das ihn von seinem besten Freund fern hielt. Aber Sasuke wusste besser bescheid und er zwang Naruto zu nichts. Er sollte sich von alleine wieder nähern, wenn er sich sicherer fühlte. Deshalb hielt sich Sasuke im Hintergrund, ließ Naruto in Ruhe, auch wenn es ihm schwer fiel. Eigentlich war das ja auch immer so gewesen – Sasuke war nie der aktive Part in der Freundschaft. Immer lag es an Naruto, etwas Pepp in die freundschaftlichen Aktivitäten zu bringen und der Blonde hatte das auch immer gerne gemacht, sowie sich Sasuke gerne in dieser Hinsicht dominieren ließ. Und gerne, im Sinne von: Es machte ihm eigentlich nichts aus, dass Naruto ihn dauernd irgendwohin schleppen wollte, oder bestimmte, wohin es jetzt ging. Nur zum Fußballspielen hatte sich Sasuke noch nie überreden lassen – Mannschaftssport war einfach nichts für ihn, weshalb er immer wieder seinen täglichen Übungen zu Hause nachging. Nun wollte sich der Uchiha ablenken. Einfach nur noch ablenken. Aus diesem Grund hatte er sich Sachen zurecht gelegt, die seinen Alltag füllten. Er widmete sich wieder seiner Gitarre, belegte einen Kampfkurs und schmiss sich sonst ins Lernen für die Schule. Seine Noten wurden wieder zu Glanzleistungen und die Mädchen zu Opfern. Zwar fiel er nicht mehr so tief, wie an dem einen verheerenden Tag, aber hin und wieder krallte er sich ein gutaussehendes Mädchen, das gerade im günstigen Blickwinkel zu ihm auf einer Party stand. Des Weiteren traf er sich mit einigen seiner Kontakte, die eher von ihm irgendetwas wollten, als umgekehrt. Und genau so unspektakulär rasten die Tage und Wochen eben dahin. So erschreckend schnell. Eines kalten Spätwintertages saß Naruto mit Kiba auf ihrem Stammplatz, an dem sie immer zu skaten pflegten. Der Schnee lag nur noch in Form von kleinen Hügeln hier und da an Straßenrändern und die leere, nie zu Ende gebaute Brücke, die wegen des guten Asphaltes perfekt zum Skaten geeignet war, schien bei dem bereits seit Tagen eher trockenen Wetter ein guter Treffort zu sein. Naruto verstand sich prächtig mit dem Typen, der immer darüber klagte, weshalb er seinen Hund Akamaru nicht auch mal zur Schule mitbringen durfte. Sie alberten immer so ausgelassen herum und waren in vielen Dingen gleichgesinnt. Und da kam nun das Problem auf, dass Naruto ein ziemlich mieses Gefühl bei der ganzen Sache hatte. Es war so, als würde er seinen eigentlichen besten Freund wieder vernachlässigen, indem er fast immer nur noch mit Kiba abhing. Mit Sasuke hatte er schon lange nichts Gescheites mehr unternommen. Klar alberten sie ab und zu noch herum, wie in alten Tagen, aber Naruto hatte sich eben auf große Distanz begeben und diese hielt er auch ein. Wenn er Sasuke traf, dann immer nur, wenn jemand anderes ebenfalls anwesend war und es fehlte jeglicher Körperkontakt zu dem Uchiha, welcher seltsamerweise seit der Sache im Duschraum der Männerumkleide keine Versuche mehr unternommen hatte, Naruto anzubaggern. Gut so, dachte sich Naruto mit Erleichterung, aber Sasuke zeigte ja auch keine anderweitige Initiative mehr. Sie lebten sich auseinander. Und nun war Kiba zwangsläufig zu so etwas wie einem besten Freund für Naruto mutiert. Mit ihm hatte er auch einige gemeinsame Hobbies und von Kiba brauchte Naruto auch nicht zu befürchten, dass er ihn plötzlich zärtlich berührte, um ihm im Nachhinein irgendwelche verboten schmutzigen Sachen von irgendwelchen Nächten zuzuraunen. Oder, dass Kiba ihn mit diesem verführerischen Blick strafte. Das war bei Kiba alles eben unvorstellbar, während Naruto das von Sasuke geradezu erwartete. Umso verwunderter war der Blonde deswegen, sobald er nachdenkend ab und zu feststellte, wie ruhig und locker sich Sasuke verhielt. Er bedrängte ihn rein gar nicht mehr. Er versuchte ja nicht einmal mehr das gewisse Thema aufzugreifen. Und das war sogar schon ziemlich verdächtig. War es etwa die berühmte Ruhe vor dem berühmten Sturm? Dass Sasuke einfach so aufgegeben hatte, schien absolut unglaubwürdig zu sein. Er war doch einfach nicht der Typ dafür, aber je mehr Tage vergingen, desto gefühlt geringer wurde die Wahrscheinlichkeit, dass Sasuke noch irgendeine besonders abartige Art von Interesse an Naruto zeigte. Wunderbar, könnte man meinen, und das tat Naruto eigentlich auch, aber uneigentlich war er sich auch ziemlich unsicher, wie er das nun finden sollte. Anstatt sich also innerlich aufrichtig zu freuen, entspannen und das Ganze zu vergessen, plagten den Uzumaki paranoide Gefühle. Er glaubte zu wissen, dass ausgerechnet in dem Moment, in dem er sich am meisten entspannen würde, wieder irgendetwas in der Art alles versauen würde. Er schwebte in dauerhafter Erwartung auf so eine überflüssige Aktion seitens des Uchihas. Er rechnete auch fest damit, dass irgendwann etwas kommen würde und hatte sich deswegen gar Worte und Taten zurecht gelegt, die er in einer Konversation benutzen würde. Aber die Zeit verstrich und nichts passierte. Naruto war von Tag zu Tag fast schon enttäuscht darüber – da war er endlich mal bereit, es ordentlich und vernünftig zu klären und Sasuke unternahm einfach gar nichts. Okay – Naruto hatte ja auch genau das provoziert mit seiner zurecht knallharten Abfuhr, aber so ungeklärter Dinge ließ es sich auch nicht wirklich glücklich leben, wie man sah. Mit jenen Gedanken saß Naruto also füßebaumelnd am abgebrochenen Ende der Brücke neben Kiba mit einem Bier in der Hand und sprach für seine Verhältnisse ziemlich wenig. Kiba hatte es natürlich bemerkt und war auch ungemein verwundert darüber, bedrängte Naruto jedoch nicht mit Fragerei, weil ihm Probleme von anderen grundsätzlich am Arsch vorbei gingen. Einerseits gut, andererseits kam man sich ab und zu mal vor, als könne man mit ihm nicht wirklich tiefgründige Gespräche führen, was Naruto größtenteils ja auch nicht machte. Aber ein wenig Tiefgang war doch noch drin, oder? Fakt war aber, dass Kiba wohl von alleine nicht auf die Idee kommen würde, zu fragen, was los sei. Das, dachte sich Naruto, war eben eine der Sachen die nicht in allen Fällen gut war, also ergriff er das Wort. Ihm war ausgerechnet jetzt eine Art Rat eines Freundes irgendwie wichtig. „Sag mal...“, begann der Blonde zögernd und legte eine kurze Pause ein, um einen Schluck von seinem Bier zu nehmen, „hast du die Erfahrung gemacht, dass jemand auf dich stand, du aber nicht auf ihn?“ Kiba guckte nicht schlecht bei Narutos Worten aus der Wäsche, fasste sich jedoch schnell und ein breites Grinsen zeigte sich auf seinem Gesicht. „Ja klar!“, antwortete er mit einem komisch nostalgischen Blick. „Und...? Wie war es so?“ „Kommt drauf an. Bei ‘nem hübschen Mädel macht es mir natürlich nichts aus. Ich schnapp sie mir dann halt immer, hab eben ‘bisschen Spaß mit ihr und gut ist!“ Da sah er schon, wie Naruto energisch den Kopf schüttelte. „Aber so geht doch die Freundschaft kaputt! Und außerdem...“ Naruto stutzte, „...ähm... was, wenn sie eben... nicht hübsch ist?“ Beinah wäre ihm rausgerutscht: ‚und außerdem ist es in meinem Fall eben kein Mädchen‘, aber er hatte sich noch schnell genug stoppen und es in eine Metapher verpacken können. Naruto wollte Sasuke hierbei ja auf gar keinen Fall verraten und bloßstellen – dann würde dieser schließlich zum Gespött der ganzen Schule werden und wenn es hart auf hart kommen würde, der gesamten Sippschaft, die sich um ihn sonst zu tummeln pflegte. „Nicht hübsch“ war also viel eher eine hässliche Lüge, die das Ganze tarnen sollte. „Ou...“, machte Kiba scharf nachdenkend und rieb sich das Kinn mit Daumen und Zeigefinger. „Das ist natürlich dann schon ein Problem – wenn sie auf dich steht, du sie aber nicht verletzen und verlieren willst, beziehungsweise kannst.“ Der Braunhaarige verweilte ein wenig in seiner Denkerpose, dann hob er allerdings den Zeigefinger und sah voller Elan zu Naruto. „Dann gibt’s da nur Eins! Bring sie doch einfach dazu, hübsch zu sein! Ich meine – jeder kann aus sich was herausholen, oder?“ Okay? Wenn ‚hübsch sein‘ in diesem Gespräch also das Synonym für ‚ein Mädchen sein‘ war, dann hieß es übersetzt: ‚bring Sasuke doch dazu, ein Mädchen zu sein‘... Um Gottes Willen – das war hirnrissig! Na gut, gewissermaßen gesehen war dies schon so etwas, wie ein Kompromiss. Aber Naruto konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, Sasuke mit Tränen in den Augen und einem wie die Mädchen sagen würden „ukischen“ Gesichtsausdruck „bitte nimm, was auf ewig dir gehört“ sagen zu hören. Und wenn er den Versuch unternahm, es sich vorzustellen, dann trieb es ihm Lachtränen in die Augen. Außerdem konnte es mit ihnen beiden nicht funktionieren, selbst wenn Sasuke sich so verhalten würde! Naruto stand eben nicht auf Männer, und schwule, weibliche Männer bildeten da keine Ausnahme. „Ich weiß nicht. Wie soll ich das denn bitte anstellen? Außerdem kann man keinen Menschen ändern“, gab der Blonde nachdenklich von sich. „Na ja, doch! Man kann es schon. Vorausgesetzt man stellt sich geschickt an. Du musst ihr ja nicht gleich ins Gesicht sagen, dass sie hässlich ist, wenn du sie nicht unbedingt verletzen willst. Aber du kannst eben schon Andeutungen machen à la ‚das würde dir stehen’“, konterte Kiba, der von seinem Kompromiss sehr begeistert war, sofort. „Nee, das geht nicht. Ich will nichts von ihr und basta. Aber die Freundschaft ist mir dann doch zu wichtig.“ „Ich wundere mich ja gerade eher darüber, dass auf dich einfach so jemand steht. Tut ja sonst keiner, was?“ Nach diesem Kommentar kassierte Kiba einen harten und die Unzufriedenheit Narutos sehr genau demonstrierenden Faustschlag gegen die Schulter. „Tu‘ mal nicht so, als wäre ich total unbeliebt und bescheuert!“, protestierte Naruto bestürzt und verzog sein Gesicht zu einer schmollenden Grimasse. „Ich kann sehr wohl auch mal geil sein!“ Kiba lachte nur, seine Schulter reibend. „Wer ist es überhaupt?“, fragte er im Anschluss, „Vielleicht kann ich ja bessere Tipps geben, wenn ich es weiß.“ „Nah, ich will das Mädchen nicht outen. Vielleicht will sie ja nicht, dass die ganze Welt es erfährt.“ „Welch würdevolles Taktgefühl!“, säuselte Kiba stichelnd. „Aber dann kann ich dir auch nicht weiter helfen. Fakt ist aber, dass es ja letzten Endes doch eh auf den Charakter ankommt, wenn man mal von einer ernsten Beziehung ausgeht. Von derer Existenz ich aber eh nix halte, wie du weißt. Beziehungen sind nichts für mich.“ Naruto wollte Kibas Worte eigentlich mit einem genervten „bla, bla, bla“ kommentieren, stutzte jedoch, als er ausgerechnet von Kiba das mit dem Charakter hörte. Dass sein Kumpel auch solche, nun ja, weisen Sprüche parat hatte, war Naruto bislang nicht aufgefallen. „Mhh... Charakter, sagst du...“, murmelte der Blondschopf den Kopf zum Himmel richtend und in den bewölkten Himmel starrend. Während das Thema für Kiba gegessen war, da Naruto sicher die interessante Information nicht rausrücken würde, wenn dieser schon gleich von vorne herein so fair zu dem „Mädchen“ war, schien Naruto wieder in seine Gedanken zu versinken. „Hör mal – zum Abschluss – weil mich dein Beziehungskram eigentlich nichts angeht: Wenn du eben von dem Mädchen nichts willst und sie das einfach nicht begreifen will, oder so, dann zeig‘ ihr doch einfach, was eine Frau haben muss, damit du sie halt gut findest. Mach ‘bisschen rum, beobachte ihre Reaktion darauf und so weiter. Und dann kannst du immer noch abschätzen, wie es weiter laufen soll. Es kommt eben darauf an, wie das Mädel tickt. Aber lockere Freundschaft wird daraus eben nicht mehr. Geht einfach nicht – zumindest ist es meine Erfahrung. Ich mach‘ mir da ja auch nie so ‘nen Kopf drüber, wie du. Jedenfalls kann sie wohl nicht so schlimm sein, wenn du schon mit ihr so eng befreundet bist, oder?“ Damit beendete Kiba seine Gedankengänge bezüglich dieses Themas endgültig und begann irgendwas Belangloses zu erzählen. Naruto jedoch hörte nur noch mit einem Ohr weiter zu und behielt im Hinterkopf immer wieder die sich bei ihm irgendwie eingebrannten Worte. Beobachte „sie“ – so schlimm kann sie wohl nicht sein, wenn du mit ihr so eng befreundet bist. So geschah es, dass Naruto sich an diesem Tag für die nächste Zeit etwas vorgenommen hatte. Etwas, das ihn seiner Meinung nach definitiv voran bringen und die Lage auf jeden Fall aufklären würde. tbc... So, fertig! ENDLICH! Ich hoffe, es hat euch trotz der langen Wartezeit gefallen und bin auch schon fleißig beim Schreiben des nächsten Kapitels. Konstruktive Kritik sehe ich sehr gerne und freue mich über jeden Feedback. Bis zum nächsten Kapitel, Kapitel 10: STUPID STALKER -------------------------- S T U P I D S T A L K E R Das, zu was sich Naruto entschlossen hatte, war zugegebenermaßen nicht besonders spektakulär. Zumindest wohl nicht für Sasuke, der davon eh nichts mitbekommen sollte. Vielleicht konnte man das sogar als eine Art Absicherung bezeichnen, die Naruto sich durchzuführen vorgenommen hatte. Und sie bestand aus nichts Geringerem, oder eher gesagt nichts Weiterem, als sich gründlich über das Thema der Homosexualität zu informieren, während der gleichzeitigen Beobachtung von Sasukes Art, versteht sich, die besonders jetzt ein Mysterium für Naruto darstellte. Der Uzumaki wollte einfach genaustens wissen, woran diese störende Anziehung wohl liegen konnte, die Sasuke zu ihm hatte. Es musste doch einen Grund dafür geben – nichts war doch sinnlos, oder? In derselben Zeitspanne hielt Naruto die Augen weit offen, was das weibliche Geschlecht anging. Er glaubte sich in Sicherheit wiegen zu können, wenn er erst eine richtige Freundin hatte, oder zumindest eine Affäre. Da würde er sich, seiner Meinung nach, nicht mehr ganz so komisch bei dem Gedanken fühlen, dass er derjenige war, der seinen Arsch hinhalten musste. Herrgott nochmal! Das war doch widerlich! Er hielt ja nicht einmal viel von den Pornos, die was mit Buttsex zu tun hatten! Diese Sache regte ihn immer noch am allermeisten auf, wenn er so recht nachdachte. Für wen hielt sich dieser verfluchte, eingebildete Bastard, dass er sich die Freiheit genommen hatte-...! Na ja... wie dem auch sei – man konnte die Zeit ja bekanntlich nicht zurückdrehen und sich mit solchen Eigenheiten des Lebens lediglich nur abfinden. Letzterem ging Naruto zwar alles andere als nach, aber ändern konnte er an der Tatsache ja auch nichts, so gern er es auch können würde. Fakt war, dass er sich zu fast hundert Prozent sicher war, dass er sich erst besser fühlen würde, wenn er ein paar Weiber flachgelegt hat, um wenigstens sagen zu können, dass er keine Jungfrau mehr, dafür aber endlich ein ganzer Kerl war. Noch besser wäre eben eine feste Freundin – dann war die Essenz der Männlichkeit bei Naruto ganz sicher gerettet! Ganz sicher, echt jetzt! Das Thema mit dem Titel „Sasuke“ beschäftigte Naruto jedoch schon eher zu zwei Dritteln seiner ununterbrochenen Grübeleien, denn so langsam hatte der Blondschopf gewisse Entzugserscheinungen, wenn man das so nennen wollte. Die fehlende Freundschaft war nach wie vor ein komisch geformter Riss in der Freizeit-Dimension, die Naruto nutzte, um leben zu können. War ja nicht gerade so, dass es ihm leicht fiel, Sasuke die ganze Zeit zu meiden, wo es nur ging und andauernd irgendwelche Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen. Die Umstellung war enorm! Und das Gefühl, mit dem Uchiha die Zeit nicht mehr so verbringen zu können wie vorher, hatte eben zur Folge, dass sich das gesamte Leben danach richten musste. Es fehlte etwas. Und zwar etwas ganz gewaltig Großes, was früher nahezu der Mittelpunkt von Narutos Leben war. Die besten Beispiele waren ganz simple Dinge. Was ziehe ich am besten zu der Party an? Verdammt, ich kann Sasuke nicht anrufen. Wird Teme überhaupt da sein? Mist, ich werde mit ihm eh nicht wirklich sprechen können. Wie ging nochmal diese blöde Regel für die beschissene Mathehausaufgabe? Mann – Sasuke sitzt jetzt drei Tische zu weit weg und ich werde ganz sicher nicht zu ihm angekrochen kommen. War das jetzt eine ehrliche Meinung? Scheiße, ich kann Teme so was Intimes nicht mehr fragen. Und so weiter und so fort. Wie gesagt – dies waren erst Kleinigkeiten. Ja, Sasuke und die freundschaftliche Beziehung zu ihm fehlen Naruto ungemein, also musste schleunigst etwas getan werden, das die Situation entschärfte. Alles sehnte sich zurecht nach einer gründlichen Beobachtung, Analyse und Auflösung. So saß Naruto eines Tages nach der Schule am Computer und tippte leicht verunsichert und beschämt jenes Wort in das Eingabefenster von Google, das er noch nie, aber auch nie vorher eingetippt hatte. „Schwul“ Er musste erst überprüfen, ob er es überhaupt richtig geschrieben hatte, weil er in seinem Leben mit Diesem und ähnlichen Worten höchstens dann zu tun hatte, wenn er es entweder spaßeshalber, oder neckend jemandem an den Kopf warf. Dieser Jemand musste sich dann aber auch entsprechend verhalten haben, um das zu provozieren. Entweder traf es also tatsächlich auf denjenigen zu, oder er sah so aus, als wolle er damit ganz dringend geärgert werden. Zu der ganzen Peinlichkeit der Recherche kam aber noch hinzu, dass Naruto zufällig auf Seiten landete, die mit Information an sich nichts zu tun hatten, sondern viel eher gewisse ganz ausführliche Videos lieferten, bei denen Naruto mit einem unheimlich starken Würgereiz kämpfen musste. Wie konnte man nur solche perversen Pornos drehen?! Die Darsteller hatten doch nicht mehr alle Tassen im Schrank, jetzt mal ernsthaft! Klar war Pornos Schauen in Narutos Leben nicht ganz so irrelevant, aber doch nicht solche Hirngespinste! Da waren sogar irgendwelche sadomasochistischen Fetische besser – mit Erniedrigung, Knebeln und dem ganzen Scheiß! Auf jeden Fall verweilte Naruto deswegen nicht lange auf entsprechenden Seiten, sondern suchte im World Wide Web eher nach ausgiebig informativen Sachen. Da kam Wikipedia zunächst ganz gelegen, allerdings lieferte sie lediglich irgendein typisch langatmiges Blabla, das kein Schwein interessierte. Etwas, das mit dem persönlichen Problem Narutos zu tun hatte, kam da gar nicht erst vor und so musste sich Naruto dann doch noch auf das Niveau der Foren herablassen. Es war unglaublich peinlich, sich zu den hardcore-Tönen der Metal-Musik aus den guten Boxen dieses Zeug durchzulesen, weil es irgendwie zu ungeahnten Fantasien mit leichtem SM-Hauch aufforderte, aber nur so hatte Naruto das Gefühl, dass er immer noch ein vollkommen heterosexueller Mann war, der sich das Zeug nur durchlas, um sich später darüber lustig machen zu können, jawohl! Nicht etwa, um informiert zu sein, nein, nein! Denn andererseits verspottete die Musik auch auf eine gewisse Art und Weise die Sphäre, in der sich Naruto gerade virtuell aufhielt. So konnte sich der Trottel gleichzeitig auch etwas entspannen und den Grund verdrängen, weshalb er das hier überhaupt machte. Die erste Stunde funktionierte das alles auch perfekt, bis Narutos Augen jedoch auf bestimmte Zeilen eines Forumthreads stießen. Er war daraufhin regelrecht gezwungen die Musik, wenn man die grunzenden Schreie aus den Boxen überhaupt so bezeichnen konnte, leiser zu drehen, denn Schwarz auf... nun ja – Pink – stand da über einem kurzen Text, welcher gewissen Inhalten von Narutos Situation zum Verwechseln ähnlich sah, der Nickname „Ich“. Der Uzumaki merke nicht einmal, dass seine Wangen schlagartig begannen nahezu feuerrot zu glühen, war doch „Ich“ schon immer der unkreative Nickname Sasukes gewesen. Zumindest überall, wo er sich anmeldete, wenn er das überhaupt mal machte. Der grammatikalisch komplett korrekte und in einer nicht gerade unedel spottender Weise abgetippte Text, der allein schon durch seine bloße Existenz verkündete, dass die Hintergrundfarbe des Forums zum Kotzen war und für das Anliegen des Autors absolut ungeeignet, war sachlich und knapp gehalten: Ich Werte Forummitglieder, ich werde mich im Folgenden so kurz fassen, wie es geht, da ich mir nicht wirklich vorstellen kann, dass mir dieses Forum tatsächlich helfen wird, und verständlicherweise so anonym wie nur möglich bleiben möchte. Ich bin eigentlich absolut straight, hatte in meinem Leben noch nie eine homosexuelle Erfahrung gemacht und wollte das auch um Gottes Willen nie. Zu meinem Leidwesen ist aber etwas passiert, das ich nicht wirklich kontrollieren konnte. Kurz gesagt habe ich mit meinem besten Freund unter einem hohen Maß an alkoholischer Wirkung geschlafen. Klar, kam es irgendwie von beiden Seiten, aber während er sich im Nachhinein in Grund und Boden dafür schämt, da er ebenfalls kein Homo ist, musste ich feststellen, dass ich es nicht bereut habe. Die Einsicht, dass ich auf den (beziehungsweise einen) Kerl stehe, habe ich mir eine lange Zeit hart erarbeiten müssen. Nach besagter Erkenntnis habe ich dann jedoch ziemlichen Mist gebaut und meinen besten Freund letztendlich ganz verloren. Nun habe ich nicht die Intention, wie die Gemeinde der pubertierenden Teenager in diesem Forum, zu fragen, ob das normal ist, o.Ä.. Mir geht es eher darum, zu fragen, wie ich damit klarkommen könnte. Sicherlich hat der ein oder andere hier vielleicht so was in der Art schon einmal erlebt und kann mir seine Erfahrungen mitteilen. Konstruktive Rückmeldungen sind erwünscht. Ich. Äh... ja... Naruto hätte es nicht für möglich gehalten, aber sein Gewissen meldete sich mit einer quälenden Dreistigkeit zu Wort. Wenn das jetzt wirklich Sasuke war, woran Naruto so gar nicht mehr zweifeln konnte, dann war er entweder so ein gerissener Fuchs, dass er sich hierbei eine ganz besondere Strategie ausgedacht hatte, oder aber er war einfach nur zu naiv vorauszuplanen, dass nicht nur er auf die Idee kommen könnte, ein Forum aufzusuchen. Sasuke und naiv Sein passte nicht zusammen, also doch Ersteres? Vielleicht hatte Sasuke auch einfach nicht damit gerechnet, dass Naruto sich dazu herablassen würde, so ein Forum zu betreten. Und Naruto war seines Wissens nach der einzige, der von Sasukes tarnendem Nicknamen wusste. Nun – alle Theorien waren im Zusammenhang mit dem Uchiha irgendwie unglaubwürdig... Was auch immer es jedoch war – es hatte erkennbare Wirkung gezeigt. Selbst wenn es gar nicht Sasukes Text gewesen ist. Naruto beschloss es einfach aus dieser Sicht zu sehen, um nicht ganz so geschockt über Sasukes Handeln zu sein (Verflucht, das war doch eindeutig Sasuke! Eindeutiger ging’s wohl nicht! Allein schon wegen der im Text beschriebenen Situation!). Er scrollte also weiter runter, um seine Augen endlich dem Nickname „Ich“ entreißen zu können und las sich die Rückmeldungen der Leute durch. Und wow, waren das viele! Zum Einen waren da einige User, die sich furchtbar über Sasukes nicht zu verkennbaren Spott im Schreibstil aufregten. Andere spotteten dagegen zurück mit den Aussagen, eine Hete solle sich mal schleunigst aus dem Forum hier verpissen. Und dann gab es noch eine nicht zu unterschätzende Anzahl an Leuten, die wirklich Brauchbares zu schrieben schienen und die Situation tatsächlich ernst nahmen. So zum Beispiel ein junger Herr, der auf seinem Avatar aussah, als würde er jeden Tag ins Sonnenstudio gehen, um sich unter UV-Strahlen eine brotkrustenreife Haut zu züchten. Oder ein anderer Typ, dessen Gesicht dem eines Emo-Mädchens nicht unähnlich war. Im Endeffekt beschloss Naruto einfach alles durchzulesen, auch wenn er wohl der lesefaulste Mensch der ganzen Welt war. Puhbär hallo, „ich“. auch, wenn ich es ehrlich gesagt gar nicht mag, wie du uns hier alle anredest und indirekt die szene in den dreck ziehst, bin ich bereit, dir ein paar tipps zu geben. ich hatte eine ähnliche situation vor einigen jahren. und sie ist auch gar nicht gut ausgegangen. dazu muss ich aber sagen, dass ich um meinen besten freund damals auch wirklich gekämpft habe. ich hatte alles versucht, um ihm näher zu kommen und er war die ganze zeit nur abgeneigt. es hat sehr weh getan, also habe ich es irgendwann ganz sein gelassen, habe mich zurückgezogen und nichts weiter unternommen. irgendwann kommt man schon darüber hinweg. sowohl über die einseitige liebe, als auch über die verlorene freundschaft. ps: wenn du mit deinem erkenntnis festgestellt hast, dass du dich zu deinem eigenen geschlecht hingezogen fühlst, würde ich mich an deiner stelle einfach mal in der szene etwas umsehen. andere mütter haben auch schöne söhne! ;) Naruto runzelte die Stirn. Okay – er war also schon mal nicht alleine auf dieser Erde, der seinen besten Freund so behandelte. Aber aufgeben? Über die verlorene Freundschaft hinwegkommen? Nein – das sollte Sasuke garantiert nicht! Und zwar nicht, ehe Naruto es tatsächlich für angebracht hielt. Hoffentlich nahm sich Sasuke diesen Kommentar also nicht zu Herzen. Beziehungsweise nur zum Teil. Denn es sollte doch klarerweise ein Kompromiss eingegangen werden: Ficken – NEIN, Freundschaft – JA! Sneaky_Star Aloha, „Du“! Also ich würde da echt ganz anders vorgehen. Hallo? – Der Typ hat mit dir gevögelt! Und das freiwillig! (Korrigiere mich, wenn ich es falsch verstanden habe) Also ran da! Ich finde, dass da noch nicht alles verloren ist. Und wer weiß, vielleicht schämt sich der Kerl zwar, empfindet aber tief im Inneren dasselbe auch für dich, wie du für ihn! Liebe Grüße! Sneaky_Star Definitiv NICHT, Mann! Nur nicht kotzen, Naruto. Nur nicht kotzen, bitte! Der Uzumaki wollte nicht mehr als eine Freundschaft. Er würde die Zeit zurückdrehen wenn er könnte, um bei der Versöhnung nach der Sache mit Sakura nicht so viel getrunken zu haben. Sowieso hatte er sich geschworen, nie mehr so viel zu saufen. Das tat weder seiner Psyche, noch seinem Arsch gut. Das Gesicht vor Ekel verziehend wandte er seinen Blick kurz ab, ehe er sich ans weitere Lesen machte. Love2001 Wsa ahst du den gemacht daß dus bei ihm so vermaßelt ahst??? Nur wen ich fragen darf. Allso wen du inh voll brutall angebagert hast und auch noch am falschem ort zur falschem Zeit dan kann ich verschtehn daß er dich abgewisen aht. Lern erst mal schreiben, du Vollhorst! So schlecht bin ja nicht mal ich! Dachte sich Naruto beim Lesen. Aber konstruktiv war der Kommentar dennoch, wenn man genauer hinsah. Er hatte auch irgendwie exakt das geschildert, was ja vorgefallen ist... Nur, dass es nie einen richtigen Ort und einen richtigen Zeitpunkt geben würde. Herrgott, was hatte sich Sasuke beim Schreiben solch eines Eintrags nur gedacht? Kein einziger Kommentar riet ihm etwas Vernünftiges! Awww, irgendwie finde ich das ja süß. Man merkt dir richtig an, wie verzweifelt verknallt du bist und wie unsicher. Du versuchst es hier gerade durch eine Fassade aus Spott, Gelassenheit und Kälte zu vertuschen, aber nicht mit mir, Freundchen! So, Ärger ist erst mal raus. Also nochmal zum Mitschreiben: Ihr habt gesoffen, dann gevögelt und du hast dadurch deine Neigung zu ihm entdeckt, während er hetero ist. Schön für dich. Ich weiß ja nicht, was sonst noch alles zwischen euch vorgefallen ist, aber Fakt ist, dass du bei ihm nicht deine Nummer abziehen kannst. Vergiss es – er steht nicht auf dich und Punkt. Such dir nen Anderen, oder kehr zurück zu deinen Frauen, wenn du nicht den Arsch in der Hose hast, Mister Right richtig zu erobern. Mal im Ernst – was hast du denn bislang bitte alles versucht, hm? Meine persönliche Meinung ist: Die Freundschaft ist futsch, so viel steht fest. Was hast du dann eigentlich noch zu verlieren? ps: Bisschen bi schadet nie und ist in jedem vertreten~ Himmel und Hölle! – NEIN! Er soll’s lassen! Redet ihm doch nicht so einen Quatsch ein! Naruto zitterte vor Aufregung. Erobern? Ihr seid doch alle verrückt! Da gibt’s nichts zu erobern! FreakFrank Mannomann. Du bist ja mal ein hoffnungsloser Fall. Es sei denn, du gibst dich außerhalb des Netzes nicht so scheiße, wie du es hier tust. Denn, wenn doch, wunderts mich nicht, dass du nen Korb gekriegt hast. :P Schlimmer... Sasuke ist schlimmer, wenn er offline ist, stellte Naruto in Gedanken kopfkratzend fest. Aber gerade das war ja irgendwie auch immer so charmant an dem Uchiha, wenn Naruto es sich so recht überlegte. Man konnte mit ihm deswegen immer so gut streiten, wenn man der Glückspilz war, den Sasuke heimlich eigentlich mochte. Und Naruto wusste, dass Sasuke ihn definitiv mochte. Sogar mehr, als es dem Uzumaki lieb war, wie der Forumseintrag hier bewies. Deswegen stimmte die These hinten und vorne nicht. Außerdem verfielen dem Uchiha trotz seiner arroganten Art alle. Und ganz besonders die Frauen. Wer war denn oben? Ö.Ö Du, oder er? Vielleicht müsst ihr das ja umgekehrt versuchen! ;3 Nein, nein, nein und nochmals nein! Haltet doch bloß eure dreisten Fressen! Wie bei einem guten Film mitfiebernd verfolgte Naruto die Texte. Das Forum war vergleichbar mit dem Spiel, das junge Mädchen immer mit sich selbst und einer Blume spielten. Nur dass die Blütenblätter nicht für „er liebt mich“ und „er liebt mich nicht“ standen, sondern für „erobere ihn“ und „du bist doof“. Und die Blume hatte scheinbar mehr Blütenblätter, die die Farbe von „du bist doof“ auf sich trugen. Diese wurden daher alle schön nacheinander abgerissen, sodass ja nur noch die andere Variante übrig bleiben konnte... Und wenn schon Sasuke so weit sank, einen Forumseintrag zu verfassen, dann sank er vielleicht auch noch so weit, die „erobere ihn“-Blüten ernst zu nehmen. Das war also nicht irgendein guter Film, sondern ein viel zu guter Horrorfilm für den Uzumaki. Also ich finde Freundschaft ist wichtiger, als jemanden zu erobern. Kannst du nicht einfach versuchen wieder alles zu tun, um ihn als besten Freund zurückzugewinnen? ._. Dann kannst du wenigstens in seiner Nähe sein. LG Engel Ja! JA! Endlich mal eine Vernunftperson! Naruto applaudierte sogar bei diesem Kommentar erfreut feiernd. Die Blume gewann an mehr Blättern, oder besser gesagt, an mehr Blättervariationen! OrangeVoices Ehrlich gesagt, finde ich das alles hier dumm. Zu diskutieren, ohne die genauen Hintergründe zu wissen und so was, meine ich. Es kann im Suff schon mal passieren, dass man miteinander schläft. Und es kann passieren, dass man umgepolt wird, oder Ähnliches, aber man kann hierbei doch keine Tipps geben! Aus dieser Miniinfo lässt sich mal so gar nichts schließen. Weder, dass der Typ überhaupt eroberbar ist, noch ob sich da noch was machen lässt! Meine Erfahrung hat eh gezeigt, dass es besser ist, sich nicht in seinen besten Freund zu verlieben. Vorausgesetzt, „Ich“ ist überhaupt verliebt. Kann ja auch sein, dass er einfach nur rumvögeln will. An eurer Stelle, würde ich mich da einfach raushalten und keine verfälschten Tatsachen in irgendwas zu interpretieren, beziehungsweise hier ausführliche Urteile über Menschen aufführen, die ihr nicht mal kennt. Nein..., dachte sich Naruto. Nur rumficken will Teme ganz sicher nicht. Er hatte nicht so einen Eindruck gemacht. Klar wollte er mehr, als nur harmloses Kuscheln, aber soweit Naruto es wusste, hatte Sasuke noch zu keinem einzigen Mann irgendwelche Anziehungskräfte verspürt. Es musste also einfach mehr sein, als nur der Sexualtrieb. Der Verfasser des gelesenen Eintrags war Naruto aber sympathisch. Richtig so – diskutiert nicht über Sachen, von denen ihr keine Ahnung habt. Nur weil ihr denkt, dass ihr aus den wenigen Informationen, die aufgezählt worden sind, auf die wahre Situation schließen könnt, heißt es nicht, dass ihr richtig liegt! Homodisser Ich piss euch alle an, ihr Arschficker!!!11 Ihr ekelichen, hesslichen tunten verdreckt die Erde und beschmutzt den STOLZ eines Mannes! Ist ja widerlich, man! Fangt an mal die Natur zu verstehen. Die Natur hats vorgesehen, das Schwanz und Muschi zusammengehören, nicht Schwanz und Arsch. Bei dem Kommentar stutzte Naruto. Auch wenn er selbst ziemlich homophob war – derart beleidigend würde er niemals zu jemandem sein, der nun mal schwul geboren wurde. Er würde zwar nie verstehen, wie man schwul sein konnte, aber jeder hatte doch selbst zu entscheiden, auf wen er stand. Bloß Sasuke sollte sich ganz schnell wieder zurückpolen. BITTE! Reckless-Bastard Yo. Schließe mich Khaos_Prinzessin an. Was hast du denn noch zu verlieren? Außer deinen Ruf vielleicht, wenn du in die Offensive gehst. Genau deswegen hänge ich echt ungern mit intoleranten Leuten ab. Aber wenn du ihn wirklich willst, und damit meine ich WIRKLICH, dann solltest du auf deinen Ruf scheißen und richtig ran gehen. Schlimmer als eine noch konkretere Abfuhr kanns nicht werden. Überleg dir einfach mal, was deine Prioritäten sind. Ist er dir wirklich wichtig? Liebst du ihn vielleicht sogar? Wenn ja, dann nichts wie hin und alles versuchen, was nur geht. Es kann schmerzhaft enden, aber dann hast du wenigstens jede Chance genutzt und bis zum Schluss nicht aufgegeben. Und wenn du einfach nur rumvögeln willst, kannst du dir halt gern andere besorgen. Vielleicht heilt die Zeit ja dann alle Wunden und eure Freundschaft richtet sich wieder ein, wenn er merkt, dass da keine „Gefahr“ mehr von dir ausgeht. Check it out! R-B Naruto klatschte sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. Wie viele Einträge von dieser Sorte sollten jetzt bitte noch kommen? Und wie oft müsste er jetzt in Gedanken denn bitte noch erklären, dass es niemals funktionieren würde? Sasuke konnte noch so viele Versuche starten – da war die Grenze und Punkt! Naruto hatte keine Lust von seinem besten Freund angegayt zu werden. Heartbeat Also ich bin voll Reckless-Senpais3 Meinung, ich meine, wenn man jemanden ganz doll liebt, so richtig, dann sollte man alles versuchen, um ihn zu erobern! Selbst wenn er dir wirklich die ganze Zeit aus dem Weg geht nach dem Vorfall, würde ich ihm heimlich hinterher spionieren 8D und immer wieder dort auftauchen wo er ist, denn auch wenn er es nicht zugibt und vlt sogar eine Freundin hat, die sowieso niemals die Richtige sein kann, hat er trotzdem mit dir geschlafen und das ist schon ein Zeichen dafür, dass er dich liebt! Er konnte es halt nur mit viiiiel Alkohol ausdrücken, aber ich bin mir sicher, er liebt dich total! Das wird er schon merken wenn du wie zufällig immer in seiner Nähe bist, im Krieg und in der Liebe ist eh alles erlaubt!!! Ich mache das auch gerade mit meiner wahren Liebe!! Irgendwann werden Beide die Augen öffnen und sehen dass wir ihre True Love sind!!! Ganz sicher!! 333 Heartbeat „Hier!“ Naruto tippte sich mit dem Zeigefinger gegen die Schläfe. „Du hast doch ‘nen Vollknall, Schwuchtel!“, rief er aufgeregt seinem Bildschirm zu. Das kann doch wohl alles nicht wahr sein! Wo war er denn hier gelandet?! [Admin]DerNagnirahs @ Ich Zuallererst besteht die Community aus weitaus mehr als nur "pubertierenden Teenagern", die ihre Sackhaare noch an einer Hand abzählen können und kindisch kichernd auf knackige Hintern von Fitnessstudio-Junkies gucken. Ich bin 22 und bei Weitem nicht der Älteste hier, damit dieses Irrtum an dieser Stelle mal geklärt ist. Ich hoffe stark für dich, dass du einfach nur einen extrem unsympathischen Schreibstil hast und in Real nicht so herablassend bist wie du hier klingst, sonst muss ich dir ernsthaft raten deinem Ex-besten Freund einen Gefallen zu tun und dich von ihm fernzuhalten. Du willst ja anscheinend mehr als nur Sex von ihm, oder? Zwar klingt dein Eintrag hier ziemlich abgebrüht, aber wärst du nicht wie der letzte peinlich verknallte Vollidiot in den Typen verschossen, dann hättest du dich hier ganz bestimmt nicht gemeldet (insofern schließe ich mich auch an). Echte Männerfreundschaften halten alles aus. Alles. Ein gebrochenes Kiefer, das Zusammenkommen mit der Ex, nen gemeinsamen Banküberfall mit 2 Jahre nach der Seife Bücken im Knast. Ja, sogar nen bedeutungslosen Onenightstand verkraftet eine echte Freundschaft. Nur bei einer Sache scheitert sie: Liebe. Wenn du ihn wirklich liebst, wenn sich alles nur um ihn dreht, wenn du in seiner Nähe sein willst obwohl es dir jedes Mal den Verstand vergewaltigt, dann tu‘s. Stell ihn zur Rede. Kotz ihm deine Gefühle richtig ins Gesicht, zusammen mit deinem Stolz und wenn du fertig bist, dann akzeptiere jede Antwort von ihm. Danach kannst du dich immer noch winselnd in deinem Bett zusammenrollen oder dich hier ausheulen, was für ein erbärmlicher Loser du bist. Damit unser "OMG-ich-seh-gerade-meinen-ersten-Männerarsch"-Teenieforum auch einen Sinn hat. /sarcasm Nagni Erstarrt verharrte Naruto vor dem letzten Eintrag mit weit aufgerissenen Augen und laut pochendem Herzen. In seinem Kopf donnerte nur noch ein Gedanke: Ist das wirklich wahr? Ist Sasuke in mich... verliebt?! So richtig, mit Schmetterlingen im Bauch und dem ganzen Shit? So was hat man ja, schließlich, wenn man verliebt ist, oder nicht? Oder war das bloß auch nur eine der nichtzutreffenden Theorien, die hier aufgestellt worden sind? So schlimm konnte das doch nicht sein! Nein... Verliebtsein war... es war... es war einfach schon zu viel! Und deswegen konnte das nicht stimmen! Bei dieser Verleugnung verdrängte Naruto die Tatsache, dass er sich gerade selbst wiedersprach. Noch einige Kommentare zuvor hatte er doch schon eigentlich festgestellt, dass Sasuke nicht einfach nur vögeln wollte, und nun? Nun versuchte er alles, um die Augen davor zu verschließen. Dieses blöde Herzrasen war einfach nicht mehr auszuhalten und deswegen wollte er eben alles leugnen. Einfach nur, um dieses Herzrasen nicht mehr zu haben, genau! Ja, so war das, echt jetzt! Dummerweise verschwand das Herzrasen aber nicht. Der Blonde entschied sich erst mal abkühlen zu gehen. Draußen ein bisschen rumzutoben. Den schnellen Puls darauf zu schieben, dass er einfach nur Sport gemacht hatte. Und das klappte ganz prima. Auch weil er endlich wieder von dem kritischen Thema abgelenkt wurde. Nichts war befreiender, als eine Runde zu skaten. Erst später am Abend konnte Naruto beruhigt durchatmen und seine Gedanken wieder zurück zum Thema lenken, ohne gleich ins Schwitzen zu geraten. Im Großen und Ganzen ließ sich Narutos Fazit als sehr schwammig bezeichnen. Durch die ganzen Schwuchtelkommentare im Forum war er ja schon irgendwie toleranter und offener geworden... oder lag es etwa doch an seinem schlechten Gewissen? Der Eintrag des mysteriösen „Ich“ war vor gar nicht allzu langer Zeit entstanden (sogar vor nur einer Woche!) und es war nun interessant zu beobachten, auf welche Tipps sich Sasuke jetzt wirklich einlassen würde. Das Gute war, dass Naruto endlich vorbereitet war. Vielleicht sogar vorbereitet genug, um Sasuke darauf einfach anzusprechen? Dass es gar nicht Sasuke zu sein brauchte, der da im Forum geschrieben hatte, stand nicht mehr zur Debatte, also machte sich Naruto mental auf alles Mögliche gefasst. Aber was wäre das Schicksal ohne die Ironie? Natürlich kam alles anders. Schön alles beobachten war Narutos Divise von nun an. Schön alles beobachten und den richtigen Moment abwarten oder eine Gelegenheit. Ob es nun hieß, dass er dann Sasuke endlich auf das Ganze ansprechen müsste, oder dass dieser die Gelegenheit bekam, überhaupt an Naruto ranzukommen, war egal. Die Zeit tat ihr Übriges und tickte leise vor sich hin, was Naruto hingegen als viel zu turbulent empfand. Immerhin war er jeden Tag, jede Stunde und jede Minute darauf vorbereitet mit Sasuke in Kontakt zu treten. Da bekam man schon dieses Aufregungsgefühl, das man immer vor Referaten, oder Klassenarbeiten hatte. Fast konnte man es mit dem Herzrasen vergleichen, das er bei heißen Mädchen bekam, wenn er daran dachte, dass sie ihren Schlüpfer vor seinen Augen auszogen, aber er nahm sich dieser Gedanken erst gar nicht weiter an. Seit dem informativen und zugleich beschämenden Tag im Internet, der damit geendet hatte, dass Naruto sich für Sasuke doch schon irgendwie fremdschämte, weil die Aktion mit dem Forumeintrag irgendwie peinlich war, machte der Uzumaki wirklich alles, um Sasuke die unmöglichsten Möglichkeiten zu bieten, ihn endlich wieder anzusprechen und sich ihm anzunähern. Aber nichts davon passierte. Nicht einmal, als Naruto total aufwendig den Zeitpunkt des Nachhausewegs von all den anderen Freunden und Bekanntschaften freiräumte und ihn zusätzlich noch so abpasste, dass Sasuke ungefähr fünf Meter hinter ihm lief. Naruto konnte sogar die Schritte seines Rückmanns hören, konnte den Rauch der Zigarette riechen, da der Wind so unglaublich gelegen kam, und er konnte Sasukes Präsenz spüren. Dass Sasuke das gar nicht wahrzunehmen schien, war irgendwie frustrierend. Und überhaupt – warum ging denn Sasuke jetzt nicht auf Narutos Offenheit ein? Was sollte der Uzumaki denn bitte noch machen? Sich nackt auf den Schulhof stellen und lauthals schreien: „Sasuke, sprich mich an!“, oder was erwartete die Wurzel allen Übels, hm? Schien nicht genug zu sein, dass Naruto immer ganz auffällig unauffällig zu Sasuke rübersah und der Clique, in der er derzeit abhing immer anbot, Sasuke zum gemeinsamen Abhängen einzuladen. Der junge Schwarzhaarige lehnte es nicht nur die ganze Zeit ab, er ignorierte Naruto anscheinend auch komplett. Sollte das jetzt ein Witz sein? In welchem der bekloppten Kommentare im Internet stand denn was von „ignorieren“, hä? Niedergeschlagen kam Naruto nach dem fünf-Meter-Abstand-Entenmarsch nach Hause und schmiss wutentbrannt seine Schultasche in die hinterste Ecke seines unaufgeräumten Zimmers. Drei. DREI lange Wochen waren vergangen, seit er den Forumseintrag gelesen hatte – wurde es nicht langsam mal Zeit, dass etwas passierte? Missmutig machte Naruto den Computer an und flüchtete sich direktwegs in das hässlich pinke Forum, das er das letzte Mal vor drei Wochen angeschaut hatte. Seine Augen krächzten bei dem grellen Farbton und wollten zufallen, aber die Tieflaune des Blonden ließ es nicht zu. Er überflog noch ein paar andere Kommentare, würdigte erst gar nicht jene Texte, die aus „Vergiss ihn und nimm MICH!!!“ oder „Du arrogantes, Arschloch – watch your language!!!1einself“ bestanden, eines Blickes und scrollte dann runter zu den letzten Einträgen. Sofort sprang ihm eine bestimmte Antwort wieder ins Auge. Und Jene wurde von niemand Geringerem geschrieben als von Mister „Ich“ höchstpersönlich. Naruto unterdrückte den Drang vor Wut mit den Fäusten auf die Tischplatte zu schlagen. Mit dem Thema beschäftigt sich dieser Bastard also, aber mit MIR nicht?! Dachte er sich verärgert und beleidigt schnaubend. Der Text selbst machte das Ganze dagegen auch nicht besser. Ich Okay, ihr Freaks. Auch wenn mir eure Tipps, wie ich es auch ursprünglich angenommen hatte, nicht wirklich weiterhelfen, will ich mich mal knapp für eure zahlreichen Zeitverschwendungen bedanken. Außer für die kindischen und bescheuerten Kommentare, die meist aus drei Zeilen bestehen (ihr wisst schon, welche ich meine). Ich habe die Lösung meines Problems gefunden und somit ist das Thema gegessen. Mir ist inzwischen weder die Freundschaft so viel wert, noch ist mir der Typ so viel wert. Für ihn reiße ich mir den Arsch ganz sicher nicht auf. Ich werde mich in Zukunft von ihm fernhalten und mich wieder ganz klassisch auf die Frauenwelt konzentrieren. Ist sowieso viel eher mein Ding. Apropos Frauen: Das hier ist keine Schwanzeinzugsaktion, wie mir in einigen Kommentaren unterstellt worden ist. Es war tatsächlich nur der eine Kerl. Mir ist in den letzten zweieinhalb Wochen allerdings aufgefallen, wie nervig er eigentlich ist und dass er sich zum besten Freund nicht eignet. @ Admins: Der Thread kann jetzt, falls nötig, geschlossen werden. Ich werde mich hier eh nicht mehr blicken lassen. Ich. „RAAAH!“, brummte Naruto auf, während er doch noch mit den Fäusten auf den Tisch hämmerte. „MIESER, BESCHISSENER, FOTZEN-BASTARD!“ Rage pur! Das war er also für Sasuke? Ein Typ, den man einfach so abschieben konnte? Nichts wert? Das glaubte dieses eingebildete Drecksarschloch doch wohl selbst nicht! Von all jenen, die Naruto verschmähten, hassten und erniedrigten, war Sasuke nun mit Abstand der fieseste, bekloppteste und hinterfotzigste Idiot aller Zeiten! Der Schmerz loderte in seiner Brust. Doch Sasuke hatte Glück, dass Naruto eine andere Entscheidung gefällt hatte. Dies war wohl die einzige Rettung vor den bereits heftig juckenden Fäusten des Blonden. Dafür wütete gerade ein Orkan der Stärke 17 in Narutos Kopf. „Du...“, zischte Naruto explosiv. „wirst... schon... sehen!“ Er stand völlig verkrampft auf, sich zügelnd, sein Zimmer nicht noch mehr zu entstellen. „Du wirst schon sehen, wie krass ich drauf sein kann!“ Das zornige Schnaufen beschleunigte sich. „Ich werde dir schon beweisen, dass ich es drauf habe! Dass ich NICHT auf dich angewiesen bin! Weder auf deine verlogenen Tipps, noch auf deine beschissene Visage! Ich bin nervig? Du würdigst meine Bemühungen um dich nicht?! PECH! ICH. KANN. AUCH. OHNE. DICH!“ Das Machtwort wurde gesprochen, der imaginäre Handdruck mit sich selbst vollzogen. Nun blieb es nur noch, das Ganze umzusetzen. Seitdem ließ Naruto seine Versuche, sich Sasuke anzunähern bleiben. Und zwar nicht, weil er es tatsächlich so wollte, sondern weil er Feuer und Flamme war, diesem eingebildeten Mistkerl zu zeigen, wie wunderbar unabhängig er selbst sein konnte. Er übertrieb es sogar, wo es nur ging. Kaum war Sasuke irgendwo in der Nähe, posaunte Naruto die ganze Zeit rum, wie gut es ihm ginge und wie viel Spaß er doch gerade habe. Präsentierte der gesamten Mädchenwelt sein Interesse und den Leuten, mit denen er abhing, die mächtigste Motivation, etwas zu unternehmen. Nur das ständige Linsen zu Sasuke konnte er einfach nicht unterdrücken. Natürlich wollte er insgeheim, dass dieser rüberkam, sich zu den Leuten, aber vor allen Dingen zu ihm, dazugesellte. Innerlich kasteite sich Naruto für die geheimen Hoffnungen, aber mehr konnte er auch nicht tun. Das alles zeigte ihm immer wieder, was er tatsächlich ohne Sasuke war. Nämlich ein Niemand. Und das nicht unbedingt vor irgendwem – nein – in erster Linie vor sich selbst. War ja nicht gerade so, als würde ihn keiner mögen und sich nur wegen der „Freundschaft“ mit Sasuke mit ihm abgeben. Dafür fühlte sich Naruto umso einsamer. Und er begriff, dass es weder an den anderen, noch an Sasuke lag. Es lag ganz alleine an seiner eigenen Einstellung zu sich selbst. Früher hatte er es noch drauf gehabt, sich selbst so zu akzeptieren wie er war. Er war auf sich alleine gestellt, machte, was er wollte. Aber nun hatte sich irgendwie vieles verändert. Er fühlte sich Sasuke gegenüber einfach minderwertig. Dieser konnte ja scheinbar ohne ihn gut leben, zog sein Ding durch, beachtete Naruto nicht mehr, als wäre dieser aus seinem Leben gestrichen worden, während der Uzumaki innerlich vor sich her blutete, in der Hoffnung, Sasuke ändere seine Meinung doch. Nach außen hin gab es sich Naruto sogar selber nicht zu, aber in wenigen stillen Momenten erinnerte er sich immer wieder daran. Sasuke war einfach DER Typ, mit dem Naruto in tiefer Freundschaft sein ganzes Leben lang verbringen wollte, um selbst noch im Altersheim später zu sitzen und sich über die guten alten Zeiten zu unterhalten, oder alternativ andauernd Versuche zu unternehmen, sich gegenseitig den Gehstock mit dem Fuß wegzutreten und den anderen auszulachen, wenn er deshalb in einem Dornbusch landete. „Schön“, dass Sasuke da anderer Meinung war... Gleichzeitig konnte Naruto aber nicht beobachten, dass der Uchiha irgendwelche anderweitigen, tiefen Freundschaften schloss. Ab und zu sah man ihn sich mit irgendwelchen Leuten unterhalten, aber er schien die größte Zeit einfach einen auf Einzelgänger zu machen. Na super! Das alles regte Naruto schon wieder extrem auf. Er verspürte den Drang, zu Sasuke zu gehen und ihn kräftig durchzuschütteln. Aber natürlich machte er das nicht. Aufgrund dieser Situation merkte Naruto nicht einmal das scheinbar spurlose Verschwinden von Sakura. Er merkte eigentlich so gut wie gar nicht mehr, was um ihn herum tatsächlich abging. Er baggerte Mädchen an und vergaß dabei ihren Namen sofort, ganz zu schweigen davon, wie sie aussahen. Er nahm kaum mehr etwas wahr und verweilte nur noch in seiner überstürzten Gedankenwelt, die krampfhaft versuchte Sasuke ebenfalls zu ignorieren. Er schien kein besonders großes Interesse an Partys zu haben, zu denen er eingeladen wurde und nur hinging, weil ihn immer wieder jemand kurzfristig per SMS daran erinnerte, dass etwas stattfand. Es war wie ein Rausch. Ein Rausch der Zeit, gefüllt mit Sinnlosigkeit. Es lief einfach nichts mehr, wie es sein sollte. An jenem hässlichen, eiskalten Frühlingstag regnete es in Strömen. Ein wahrhaftig ekelhafter Schulschluss, wie Naruto fand, als er seine Kameraden alle dabei beobachtete, wie sie ihre Regenschirme rauskramten, oder sich freuten, von jemandem mit dem Auto abgeholt zu werden. Manche hatten zu ihrem Glück einen kurzen Weg zur Bushaltestelle, oder zur Bahn, wo sich sicherlich alle versuchen würden unter das an solchen Tagen viel zu klein wirkende Dach der Stationen zu quetschen, um nicht allzu viel von dem Nass abzubekommen. Naruto hatte hingegen keine Lust auf seinen Nachhauseweg, der bei so einem Wetter einfach zu lang war und bei der Kälte verständlicherweise nur abartig unangenehm sein würde. Schon seit Jahren ging Naruto allerdings zu Fuß. Eine halbe Stunde war für ihn normalerweise nie zu viel und Regen war auch nicht so das Problem. Nur hatte ihm an diesem regnerischen Tag der übersorgenvolle Iruka-sensei ausdrücklich verboten, ohne Regenschirm rauszugehen, wenn Naruto in der letzten Zeit schon schwächelte. Der Lehrer konnte ja auch nicht wissen, dass der Uzumaki in der letzten Zeit eher des Öfteren einfach nur schwänzte. „Du wartest einfach ein wenig ab, bis der Regen schwächer geworden ist, Naruto. Du bist heute Morgen schon durchnässt in die Schule spaziert und bei deiner momentanen Immunitätschwäche will ich nicht, dass du noch öfter fehlst. Eine halbe Stunde wirst du schon warten können und wenn es dann mit dem Wetter immer noch nicht besser geworden ist, kannst du ja gehen“, hatte Iruka-sensei gesagt. Und Naruto wusste genau, dass wenn er nicht darauf hören würde, er am nächsten Tag mit einer nervigen Predigt rechnen müsste. Also blieb ihm nichts anderes übrig, als sich von seiner Schulclique zu verabschieden, und den Leuten dabei zuzusehen, wie sie nach und nach das Gebäude verließen. In den Hallen der Schule herrschte schwindende Aufruhr. Das Gebäude leerte sich, Schritte wurden rarer, da andere Klassen bereits damit beschäftigt waren, weiter die Schulbank zu drücken. Verstimmt und schmollend saß Naruto auf den Stufen im verlassenen Treppenhaus und stützte seine Wange auf eine geballte Faust. Das Bein, das nicht von dem Ellenbogen der Stützhand belastet wurde, wippte ungeduldig auf und ab, während die blauen Augen den in der Ferne sichtbaren Ausgang anpeilten, wo selbst bei dieser Entfernung das Trommeln der Regentropfen auf dem Glas der Eingangstüren zu hören war. Das war zum Verzweifeln. Naruto hasste solche Tage. Hasste sie so unglaublich inbrünstig, dass er wegen seines Schmollens beinahe die Gestalt übersehen hätte, die aus einem entfernten Seitengang in den Hauptflur bog. Sasuke. Wie immer lässig, und mit Sicherheit frisch aus der Schulbücherei, steuerte er gemächlich die Spindreihen nahe des Einganges an, ohne Naruto zu bemerken, oder – wie Naruto selbst dachte – ihn sehr wohl bemerkend, aber ignorierend. Sofort spannte sich in Naruto alles an und er stieß innerlich an die 30 jugendfreie Flüche aus, die allesamt Sasukes vom dunkelgrauen Sweatshirt umhüllten Rücken treffen sollten, von ihm jedoch abzuprallen schienen, wie Flummis vom Boden. Dieser eiskalte, gefühllose, egoistische und bescheuerte Mistkerl! Flog es Naruto dann noch frustriert durch den Kopf, als er Sasuke mit dem Blick einer eingeschnappten Zicke verfolgte. Hätte er sich jetzt von der Seite gesehen, wäre es ihm sicherlich peinlich gewesen. Zu Schlitzen verengte Augen, leicht offener Mund, etwas vorgeschobenes Unterkiefer und gerunzelte Stirn zeichneten das Gesicht des Uzumakis in dem Moment aus, hatten aber nicht lange den Grund dafür, da Sasuke hinter der Ecke einer Spindreihe verschwunden war und Naruto ihn nicht mehr sehen konnte. Das war doch zum Kotzen! Mit aufeinander gepressten und gespitzten Lippen erhob sich der Blonde von seinem Sitzort, schlich vom breiten Treppenhaus in den Flur und linste wie ein hochkonzentrierter, aber zu mordlustiger Ninja hinter einer Säule zu den Spinds, der Blick Sasuke aufspürend, von dem er genau wusste, wo sich dessen Schließfach befand. Naruto fühlte sich wieder einmal wie ein Stalker. Nur war es diesmal wohl eher peinlich, denn jetzt war er nicht etwa der unschuldige Stalker eines heißen Mädchens – nein, er war der Stalker eines Typen. Eines Gutaussehenden, zugegebenermaßen, aber es änderte nichts daran, dass der Akzent auf „Typ“ lag, was unmittelbar den Ausmaß der Peinlichkeit ausmachte. Naruto schlich also seinem ehemals besten Freund hinterher, lustigerweise ohne zu wissen, warum er das überhaupt tat. Da gab es nun mal keinen triftigen Grund, wie es für Naruto aussah. Außer vielleicht den, Sasuke endlich zur Rede zu stellen, wenn sie schon alleine waren, was natürlich keineswegs auch nur ansatzweise in Frage kam. Inzwischen war sich Naruto einfach nur noch zu stolz dafür, den ersten Schritt zu wagen und angekrochen zu kommen, auch wenn er eingesehen hatte, dass er es ohne Sasuke nicht mehr aushalten konnte. Gerade wollte er einfach nur... wollte er... er wollte... – Verflucht nochmal! – war doch egal, was er wollte! Der Weg war das Ziel... oder so... Abrupt wurde der Blonde jedoch aus seinen Gedanken gerissen, als sich hinter ihm jemand verschüchtert räusperte. Und zwar wurde er nicht einfach nur aus den Gedanken gerissen, nein – er zuckte zusammen, wirbelte panisch herum, dabei jede Menge Krach mit quietschenden Turnschuhen auf dem Linoleum des Flures veranstaltend, und erblickte ein schwarzhaariges Mädchen, das die Kuppen der Zeigefinger gegeneinander drückte. „Ent-entschuldige...“, murmelte das Mädchen mit süßer, piepsiger Stimme und versteckte ihr Gesicht unter dem langen Pony, wobei Naruto das Gefühl nicht los wurde, er stünde der Tussi aus „The Ring“ nur in sauber gegenüber. „...Ich... ich wollte dich nicht erschrecken, Naruto-kun...“, stotterte das Mädchen weiter. Verstört glitt sein Blick zu den Spinds und anhand von Sasukes Augenpaar, das auf ihm lag, wurde Naruto bewusst, dass der Uchiha auf die Situation aufmerksam geworden war. „Tja... äh... kein Ding.“ Dem Uzumaki wurde ganz mulmig, weil er befürchtete, dass sein ehemals bester Freund spitzgekriegt hatte, dass Naruto ihm nachstalkte (was ja auch gewissermaßen stimmte, aber das musste man ja niemandem unter die Nase reiben). Aber schließlich beschloss er die Situation für sich zu nutzen und kratzte sich verlegen am Hinterkopf, während er seine Aufmerksamkeit nun ganz auf das Mädchen lenkte. „Wer warst du noch gleich?“, fragte er die Schwarzhaarige leicht nervös grinsend. „Ich... ich bin... Hyuuga Hinata... W-wir haben Ge-geschichte, Kunst, E-englisch und noch ein paar Kurse zusammen...“, antwortete sie und schien immer mehr im Boden zu versinken. „So? Und wie kommt es dann, dass ich so ein süßes Mädchen wie dich noch nicht bemerkt habe?“ Er spielte sich auf. Vor Sasuke. Wie ein Hahn, plusterte er sein Gefieder auf und versuchte so hell wie möglich zu strahlen und so laut wie möglich zu krähen. Das Mädchen biss an, ganz im Gegensatz zu Sasuke, der unbekümmert seinen Spind leerte und sich so gar nicht unwohl dabei zu fühlen schien. Hinatas Röte sah man selbst durch den Pony, der ihr nur so sehr ins Gesicht hing, weil sie den Kopf so tief neigte. „Eigentlich... hast du mich... schon... bemerkt... also...“, versuchte sich Hinata an einem Gespräch, der ihr offensichtlich misslang. Und Naruto hatte aufgrund seiner Aufregung nicht einmal Zeit es süß zu finden, weil ihn dieser Bastard am Spind schon wieder so mordsmäßig aufregte. „Uhm... also... ich glaube nur... dass du mich wieder vergessen h-hast...“, stotterte das Mädchen nervös. „Echt jetzt?! Das darf doch nicht wahr sein! So schnell vergesse ich dich ganz sicher nicht wieder! Versprochen!“ Lüge? Es erklang ein sanftes, melodisches Kichern, das eine Note der Erleichterung in sich trug, dann wagte Hinata es endlich vom Boden aufzusehen, obwohl ihr Blick immer noch nicht Narutos Gesicht galt. „Also, Hinata-chan – willst du was Bestimmtes?“, fragte Naruto und bemühte sich, nicht wieder in Sasukes Richtung zu lugen. „Ich...“ Es folgte eine längere Pause. „Ich wollte dich fragen, ob... ob du mich nicht vielleicht... zu Kiba-kuns Geburtstagsfeier begleiten möchtest.“ Narutos Mund klappte auf und Sasuke war für den Bruchteil einer Sekunde vergessen. Ein Mädchen fragte Naruto von sich aus, ob er mit ihr ausgehen wolle?! Das bedurfte eines ordentlichen Feierbesäufnisses! Sein Vorhaben, nicht mehr so viel zu trinken hin oder her. Das Geräusch der zugehenden Spindtür weiter hinten holte den erstaunten Blonden wieder zurück und er überwand den harten Zwang nicht in die Richtung des Geräusches, also zu Sasuke, zu schauen. In your face, Teme! Ich bin verflucht gefragt, hast du verstanden?! Beliebt und großartig! Ein toller Hengst! Beinah begann Naruto einen Freudestanz aufzuführen, zügelte sich jedoch in letzter Sekunde. „JA!“, stieß er aus. JA, JA, JA – doppelt und dreifach JA! Es war eine klare Sache, dass Naruto mit Hinatas Vorschlag, Bitte, Aufforderung oder was auch immer es war, einverstanden war. Sie hätte ihn eigentlich nicht einmal fragen müssen, da wäre er schon einverstanden gewesen! Begeistert umfasste er mit seinen Händen die Hinatas und funkelte sie liebreizend mit seinen strahlend blauen Augen an, dass das arme Mädchen davon fast zurücktaumelte. Sie hatte wohl mit einer solchen Begeisterung gar nicht gerechnet, aber das bemerkte Naruto nicht einmal. „Sag mir nur wann und ich hol dich ab!“ Sie stutzte wieder verschüchtert, nickte dann jedoch. „Die P-party ist am Samstag nächste Wo-“ „Was?!“, unterbrach er die Schwarzhaarige, „nächste Woche erst? Wie soll ich’s bis dahin aushalten?!“ „Das... das wirst du schon... denke ich.“ Hinata lächelte aufmunternd und aufblühend, weil Narutos Reaktion ihr sehr zusagte. „Ich habe wohl keine andere Wahl...“ Der Satz hörte sich nahezu niedergeschlagen an. Was Hinata nicht wusste – die Niedergeschlagenheit kam leider nicht ganz davon, dass Naruto sich mit der für ihn zu langen Zeitspanne arrangieren musste, sondern davon, dass es einen gewissen Uchiha mal so gar nicht zu beeindrucken schien, denn dieser hatte sich schon längst umgedreht und den Eingangsraum der Schule verlassen. In den darauffolgenden Tagen freundeten sich Naruto und Hinata sogar ganz gut miteinander an. Er lud sie ein paar Mal dazu ein, mit seinen Leuten die Pause zu verbringen, wenn er nicht gerade damit beschäftigt war über Sasuke nachzugrübeln, und sie brachte ihm ganze drei Mal ein Bento mit. Ein BENTO, für ihn ganz allein – das hatte noch nie ein Mädchen für ihn getan! Sogar Naruto selbst hatte daher irgendwann geschnallt, dass die Kleine auf ihn stand. Dieser Fakt erfüllte ihn mit Stolz und Hoffnung. Scheinbar war er also doch nicht so abturnend, wie er vorher gedacht hatte. Dass Hinata auf ihn schon mindestens drei Jahre lang abfuhr, wusste er dann aber doch nicht, und dass die Meinung der meisten anderen Mädchen, was ihn anging, sich nicht geändert hatte, ebenfalls. Zum Beispiel lästerten sie ganz angeregt darüber, wie es denn sein könne, dass Hinata so sehr auf Naruto stand. Sie verstanden regelrecht nicht, was an ihm so toll sei. Aber das würde Naruto auch nicht mehr stören, selbst wenn er das mitkriegen würde. Hinata reichte für den Moment als Bestätigung vollkommen aus und war auch so ziemlich der Typ Mädchen, den Naruto mochte: süß, schüchtern, große Möpse. Mit Hinata ließ es sich also hervorragend verdrängen, wie scheiße wiederum Sasuke zu ihm war. Am Tag des dritten Bentos hatte Naruto wieder ihre Hände ergreifen müssen, um rührselig von einem halben Heiratsantrag zu faseln. Übertreiben kann man auch, dachten sich wohl in dem Moment Kiba und die anderen Cliquenmitglieder leicht genervt. Es kam jedenfalls eins zum anderen, sodass aus einer harmlosen Verabredung, ein richtiges Date wurde. Naruto verbrachte den ganzen Samstagnachmittag damit, sich wie das letzte Weib Gedanken darüber zu machen, was er abends anziehen würde. Es endete damit, dass sein Kleiderschrank leer war und der ganze Mist, den er normalerweise zu tragen pflegte und der für ein Date höchst ungeeignet war, alle Oberflächen seines Zimmers bedeckte. Auf der Stuhllehne hingen hingegen Sachen, die zur Abwechslung mal nach etwas aussahen. Nur waren das Leider Gottes alles Klamotten, die er sich von Sasuke abgeguckt hatte. Schwarzes Hemd, dunkle, etwas verwaschene aber stylische Jeans, und so einiges mehr. Schlussendlich entschied er sich nämlich eh für das Hemd und die Jeans. Nach ewig langem Grübeln zwar, aber die Wahl konnte dennoch getroffen werden. Und holla! – Kleider machten eben Leute. Zu Gunsten seines Outfits musste er auch darauf verzichten schön viel Freiraum im Schrittbereich zu haben. Die verfluchte Hose saß für seine Verhältnisse nämlich ungewöhnlich eng und er betete zu Gott, dadurch nicht aus Versehen impotent zu werden. Er brauchte seinen Freund da unten nämlich noch! Um punkt zehn stand Naruto nervös vor Hinatas Haus, hatte aus unerfindlichen Gründen sogar daran gedacht, ihr zwei Flaschen Mädchenbier mitzubringen, um ein wenig vorzuglühen, und betätigte nach einem tiefen Atemzug die Klingel. Es ging niemand an die Sprechanlage ran, aber sie hatten ja auch ausgemacht, dass Hinata runterkommen würde, wenn sie das Läuten an der Tür hörte. Und siehe da – nach einer ewig dauernden Minute öffnete sich die Haustür, als eine umwerfend aussehende Hinata hinaustrat. Gott – er würde das Mädchen wirklich noch heiraten! Sie würden drei Kinder bekommen und eine liebe, sabbernde Bulldogge aus dem Tierheim adoptieren, die ihr gemütliches Einfamilienhäuschen am schönsten See dieser Stadt treu zu bewachen hatte. Jedoch nur unter der Bedingung, dass Hinata jeden Tag in diesem oder ähnlichen Fummeln in der Küche stand, brav das Essen zubereitete und sich dabei an die Melonen grabschen ließ. Das leicht „Sadako“-angehauchte Mädchen hatte sich also in eine schöne, großbusige Prinzessin verwandelt. Sie sollte Unterwäschemodel werden, oder so! Wobei, nein. Dann würden viel zu viele Kerle sie halb nackt sehen und wenn sie Naruto gehören würde, wäre er da sicher ziemlich eifersüchtig, wenn er sich das so im Kopf zurechtlegte. Sie würde einfach sein ganz persönliches Unterwäschemodel werden, genau! Halb sabbernd stand er also vor ihr, besann sich aber schließlich und umarmte sie dann etwas stürmischer als gewollt, ihr ein schnelles Kompliment machend und das bereits offene Mädchenbier in die Hand drückend, um mit ihr daraufhin auf den Abend anzustoßen. Dieser würde nämlich glorreich werden, echt jetzt! Zu schade nur, dass Naruto ganz und gar nicht damit gerechnet hatte, dass Sasuke auf der Party ebenfalls erscheinen würde. Und so hing ihm nach der halben, gelungenen Partyzeit schon wieder die gesamte Situation zum Halse raus. Statt also endlich darauf hinauszuarbeiten, mit Hinata einen etwas heißeren Flirt anzufangen und ihr schließlich seine meisterhaften, Sasuke-geprüften Kusskünste vorzuführen (mit dem unausweichlichen Ziel, sie am Ende des Abends natürlich rumzukriegen und endlich sein erstes Mal hinter sich zu bringen), war seine Laune am Tiefpunkt angelangt, nachdem er den Uchiha mitten auf der Tanzfläche erblickt hatte. Das versaute ihm schon wieder den ganzen Abend, verflucht nochmal! Sein Augenmerk lag außerordentlich lange auf Sasukes Körper, der sich rhythmisch und höchst elegant zur Musik bewegte. Die Bewegungen des Mädchens, mit dem Sasuke auf nicht ganz so jugendfreie Art tanzte, passten sich geschmeidig dem Stil des Uchihas an. Es erinnerte Naruto unwillkürlich daran, wie Sasuke ihm in der Küche beigebracht hatte, ein Mädchen zu führen. Bloß ging es hier wesentlich heißer und erotischer zu, da der Uchiha damals natürlich nicht so genau auf Details eingegangen ist, die er hier jedoch voll und ganz auslebte. Prompt wurde dem Blonden noch klarer, weshalb die gesamte Frauenwelt so auf Sasuke abfuhr und diesen Mistkerl so begehrte: Seine Ausstrahlung blieb immer dieselbe, egal wie viel Scheiße er baute. Ob er nun rumhurte wie die letzte, willige Schlampe oder nicht – er schien nach außen immer lässig, gelassen und er strahlte diesen Edelmut aus, den alle so sehr in den Bann zu ziehen vermochte. Fehler, die er machte, gerieten rasend schnell in Vergessenheit, Makel wurden ihm verziehen. Selbst wenn Sasuke in irgendwas failte, fand man das entweder süß, oder übersah es schlicht. Und Naruto war auch noch zu seiner eigenen Unzufriedenheit das beste Beispiel dafür, weil es einfach nur lächerlich war, wie schnell er seinem ehemals besten Freund wegen der Sache mit Sakura vergeben hatte. Sasukes Ausstrahlung blendete eben alles und jeden. Den Leuten war egal, wen er verletzte oder verschmähte. Sie trugen allesamt diese berüchtigte rosarote Brille im Falle Uchiha. Sollte er irgendwann Mord begehen, würde er wohl nur wegen dieser Blöden Ausstrahlung mal eben schnell freigesprochen werden. Frustriert wandte Naruto den Blick von Sasuke ab, den Arm fester um Hinatas Schultern schlingend, mit der er sich temporär auf eine Sitzgelegenheit niedergelassen hatte. Warum nahm es ihn so sehr mit, dass Sasuke ihn nicht beachtete? Und das nicht etwa in der Sphäre der Kommunikation, wo Sasuke sich ihm zwar immer geschickt und gelassen entzog und sich generell von ihm fernhielt, aber keineswegs irgendwelche Versuche unternahm, Naruto schlecht zu machen und zu blamieren; nein, viel eher auf – nun ja – sexueller Ebene. Nicht, dass Naruto es wollte – um Missverständnisse zu vermeiden – aber wenn er nun so schnell uninteressant für jemanden wurde, war das weibliche Geschlecht ihm gegenüber doch bestimmt nicht anders gesinnt! War doch in diesem Falle egal, wer auf ihn stand – wenn man so schnell die Lust auf ihn verlor, war das ein überaus eindeutiger Indikator für Narutos Unattraktivität, oder? Dann würde auch Hinata früher oder später bestimmt merken, wie scheiße Naruto doch eigentlich war. Dabei mochte er sie sehr. Selbstwertgefühl strebte bei Naruto immer mehr die Ziffer Null an. Er beschloss es deswegen wie gewohnt zu verdrängen und sich wieder dem Mädchen an seiner Seite zu widmen, das sich vorsichtig an ihn geschmiegt hatte. „Wollen wir tanzen, Hinata-chan?“ Die Angesprochene fuhr von dieser unerwarteten Frage zusammen und man merkte deutlich wie sie sich anspannte. „Aber... aber ich kann das nicht...“, piepste sie eingeschüchtert. „Ach komm schon – das war gerade eine echt miese Lüge!“ Naruto grinste die Schwarzhaarige breit an. „Alle Mädchen können doch tanzen, Hinata-chan!“ Die Hyuuga wurde unnatürlich rot und schaute schnell weg. „Nein... es... es war wirklich keine Lüge...! Ehrlich, ich kann das wirklich nicht...“ „Und wenn schon – ist doch egal! Dann lernst du es halt jetzt. Außerdem kann ich’s doch auch nicht!“, meinte Naruto und zeigte mit dem Daumen auf sich selbst. Dann nahm er ihre Hand und beugte sich aufstehend vor, sich bereits etwas zum Takt der animierenden Musik schwingend. Hinata sträubte sich aufgrund seiner aufmunternden Worte immer weniger, blieb aber noch zur Seite schauend sitzen. Man sah ihr an, dass es nur noch ein bisschen brauchte, damit sie umgestimmt wurde. Naruto zog sanft an ihrer Hand, nahm dann mit einladend bittendem Blick ihre Zweite in seine Freie und da konnte ihm Hinata beim besten Willen nichts mehr abschlagen. Also ließ sie sich mitziehen. „Denk‘ einfach nicht an die Anderen. Scheiß auf sie!“ Ihre Blicke kreuzten sich nun, als Hinata den Kopf hob und ihn nun resignierend anlächelte. der Uzumaki schaffte doch tatsächlich, das Unmögliche wahrzumachen und Hyuuga Hinata fürs Tanzen zu begeistern! Er ließ schließlich ihre rechte Hand los, wirbelte gutgelaunt herum und bewegte sich triumphierend durch die Menschenmenge zur Tanzfläche, nur um im letzten Moment wieder vor Hinata zu treten und sie enger zu sich zu ziehen. Die Kleine war wirklich süß, dachte er bei sich dabei und strahlte ihr sein leidenschaftlich fröhliches Grinsen entgegen. Sie fingen mit einem scheuen Paartanz an, wobei Naruto Hinata hin und wieder eine Drehung unter seinem Arm vollführen ließ. Zunehmend wurde der Tanz jedoch lockerer und das schwarzhaarige Mädchen mit der außergewöhnlichen Augenfarbe immer entspannter. Sie lachte und lächelte, bewegte sich immer freier und ungezwungener, sodass die beiden sich einander immer mehr näherten. Es kam dazu, dass Naruto ganz nach Sasukes Tipps einen Arm um Hinatas Taille schlang und sie dann endlich zu einem engen, etwas langsameren Tanz übergingen. Schön und gut, aber alles wäre ja problemlos für den Uzumaki vorangegangen, wenn doch nur dieser Tanzstil ihn nicht plötzlich wieder an Sasuke erinnert hätte, welcher wohlgemerkt nicht allzu weit von dem süßen, blond-schwarzen Pärchen den halben Geschlechtsakt auf der Tanzfläche darbot. Die Aufmerksamkeit des Uchihas galt nach wie vor allein dem Tanz und Naruto konnte nicht anders, als wieder einen Blick darauf zu erhaschen. Verflucht, sah es verboten heiß aus wie Sasuke mit seinem Nasenrücken sinnlich den Hals des fremden Mädels nachfuhr, während seine Hand ihre Seite entlang glitt, den Stoff des Oberteils jetzt schon sacht nach oben schiebend. Die Unbekannte dagegen strich mit der Hand Sasukes Brust herab. Am Hosenbund angekommen, zog sie Sasuke daran abrupt noch enger an sich. Pft! – Das konnte Naruto auch! Also... dass es mit ihm gemacht wurde – nicht... äh... Sasuke an sich ranziehen, oder so. Er drückte Hinata fest an sich und versuchte sich nun ganz auf sie und den Tanz mit ihr zu konzentrieren, aber wegen des Zwangs, dies zu tun, klappte es nur noch weniger. Es wurde auch nicht besser, als Hinata ihr Gesicht sanft gegen Narutos Halsbeuge schmiegte. Man sollte gar sagen, dass es ausgerechnet deswegen nur noch anstrengender wurde, denn so hatte Naruto nun den perfekten Ausblick auf Sasuke, welcher ihn immer noch nicht bemerkte. Und das mit dem Herumdrehen wollte ebenfalls nicht funktionieren, wie Naruto feststellen musste, als er merkte, dass er sein Augenmerk Sasuke einfach nicht mehr entreißen konnte. Der Blondschopf war wie hypnotisiert. Nein, er WAR hypnotisiert, aber hallo! Er glotzte ja schon beinah mit einer solchen Inbrunst dorthin, dass Sasuke doch bitteschön wenigstens das mitbekommen sollte, wenn er schon nicht einmal checkte, dass Naruto kaum drei Meter vor ihm stand! Er wollte, dass dieser Bastard von Uchiha auch ihn mit dessen Blick aufspürte. Und dieser Wunsch war so dermaßen stark, dass er nicht mehr bewusst darüber nachdenken konnte, dass das doch schon ziemlich peinlich war, was in ihm da innerlich abging. Dafür zog dieses blöde Arschloch es nicht einmal in Erwägung, Naruto anzusehen. Schlimmer noch – er kehrte ihm sogar den Rücken zu, als er das Mädchen geschickt und geschmeidig zur Seite schwang. Das war doch die Höhe! Was erlaubte sich dieser Dreckskerl wieder, hä?! – So naiv seinen vom schwarzen Hemd umhüllten Rücken darzubieten, seinen blassen Nacken, die abstehenden Haarsträhnen, in die Naruto jetzt gerne reingreifen würde, um Sasukes Kopf liebevoll gegen die nächstbeste Wand zu schmettern, nur damit dieser Wichser verstand, dass er seinen blöden Hintern nicht so wahllos irgendeiner Bitch in die Hände schieben sollte! Denn das – dessen war sich Naruto sicher – würde das Mädel wollen, wenn sie mit Sasuke in der Kiste landete – diesen bescheuerten Knackarsch durchkneten, aber ja ordentlich! Verflucht! Diese Gedanken waren doch beim besten Willen nicht mehr normal! Aber ehe Naruto auch tatsächlich dem Wunsch nachgehen konnte, Sasuke am Haarschopf zu packen und sich mit ihm anschließend grundlos zu prügeln (Sasuke würde sich diesmal doch wohl wehren, oder?), vollführte das heißeste Pärchen dieser Party eine Drehung. Jetzt präsentierte diese miese, blasse Ratte wieder ihre bis in die Unendlichkeit hübsche Fresse. Na los, schau mich an, Bastard! Dachte sich Naruto erzürnt. Spüre meine Wut! Sieh meine Wut! Erkenne sie in meinen Augen! Ich will, dass du weißt, dass ich deinetwegen so angepisst bin! Und als wären Narutos Flüche von Satan erhört worden, blickte Sasuke nun tatsächlich endlich auf. Naruto sah es in Zeitlupe ablaufen, obwohl es sich um Sekundenbruchteile handelte. Ihre Blicke vereinten sich und Sasuke erkannte die Wut Narutos in der Tat. Man sah es eindeutig an seinen sich verändernden Gesichtszügen, die sich vom Anrüchigen ins leicht Verwirrte wandelten. Sie schauten sich lange an, ohne dass sich etwas veränderte, bis beide Mädchen irgendwie mitbekamen, dass ihre Kerle in ihren Bewegungen innegehalten hatten und dass deren Konzentration jeweils jemand anderem galt. Die namenlose Brünette an Sasukes Seite folgte knapp dessen Blick und fragte, ob alles okay sei. Er nickte nur hastig darauf. „Ja, alles bestens“, murmelte er ihr entgegen, ohne sie anzusehen. „Ich habe mich gerade nur erinnert, dass ich noch jemanden für die Nacht suchen muss.“ Damit löste er sich von ihr und wünschte ihr noch einen angenehmen Abend ohne ihn. So war das Mädchen also schnell vergessen, egal wie heiß sie mit ihm getanzt hatte. Bestürzt schaute ihm die junge Frau hinterher und stolzierte schließlich wütend davon, weil sie nicht einsehen wollte, dass dieser Mistkerl, sie hier stehen gelassen hatte und dass sie auf ihn reingefallen ist. Naruto dagegen blieb bei Hinata, starrte Sasuke aber hinterher, als sich dieser entfernte. Er hatte aufgrund der lauten Musik nicht gehört, welche Worte Sasuke und die Braunhaarige ausgetauscht hatten, aber er wusste urplötzlich, dass er es tatsächlich geschafft hatte, bei Sasuke mit dem entflammten Zorn etwas zu bewirken. Innerlich versuchte er sich wieder zu beruhigen, was nicht ganz klappen wollte, aber Hinata brachte ihn mit ihrer sorgenvollen Stimme wieder zurück. „Naruto-kun? Was ist? Warum... hörst du auf... magst du nicht mehr tanzen?“ „Doch, doch! Natürlich! Ich musste nur einem Bastard gerade einen bösen Blick zuwerfen. Der soll dir gefälligst nicht auf den Hintern starren, während ich mit dir tanze!“ Wieder ein Grinsen. Naruto war zu einem hollywoodreifen Lügner geworden und das behagte ihm wiederum irgendwie nicht so, auch wenn es ganz nützlich und praktisch sein konnte. Hinata musste verlegen kichern und schüttelte den Kopf. „Du bist echt unmöglich, Naruto-kun!“ Dann stimmten sie in einen neuen, etwas dynamischeren Tanz ein. Nach einer Weile stieg jedoch in Naruto hitzige Ungeduld auf. Was machte Sasuke gerade? Riss er sich ein neues Mädchen auf? Ließ er gerade wieder eins fallen? Verarschte er irgendwen (außer Naruto)? Den Blonden nervte es ziemlich, dass er ständig an diesen Bastard denken musste und sich einfach nichts anderem aus ganzem Herzen widmen konnte. Das hieß also, dass wenn alles nicht bald aufgeklärt werden würde, Naruto irgendwann in die Klapse eingeliefert werden müsste. Vielleicht konnte auch ein Exorzist nachhelfen, denn so besessen, wie der Uzumaki war, könnte man meinen, er würde bald anfangen zu morden, um Sasuke auf sich aufmerksam zu machen. Die oben genannte Ungeduld stieg indes soweit, dass Naruto Hinata wieder an der Hand nahm, um sie von der Tanzfläche zu führen, auf einen Drink einzuladen und so unauffällig wie möglich einem Grüppchen von Leuten anzuvertrauen, das sie beschäftigen würde, während er selbst sich mal vergewisserte, wo Sasuke steckte. Wieder war plötzlich alles außer Sasuke vollkommen egal. Narutos Augen jagten ein ganz bestimmtes, zum Sterben hübsches Gesicht innerhalb dieser vollen Bude. Und er würde nicht Naruto heißen, wenn er es nicht ausfindig gemacht hätte. Da drüben stand der Mistkerl, unterhielt sich mit irgendeinem unwichtigen Menschen fast schon ein wenig enthusiastisch über irgendein bestimmt total langweiliges Thema, deren Wurzeln Naruto nichtsdestotrotz verdammt gern wissen wollte. Mit anderen konnte sich Sasuke also angeregt unterhalten, während er seinen ehemals besten Freund einfach ignorierte? Sich halb mit der Anwesenheit anderer Leute tarnend, beobachtete Naruto, was Sasuke machte. Dieser löste sich dann irgendwann von dem Unbekannten Typen und fing an scheinbar ziellos durch die Gegend zu streifen. Ganz klar, ihm war langweilig. Naruto konnte beobachten, wie Sasuke in seiner Hosentasche kramte. Noch klarer – Sasuke war drauf und dran ein wenig Nikotin tanken zu gehen. Sasukes Gang beschleunigte sich auf einmal. Zielstrebig schritt er durch die Menschenmasse und Naruto hatte alle Mühe, ihm zu folgen, so dass es nicht auffiel. Und würde der Blonde nicht aufpassen, schoss es Besagtem durch den Kopf, dann – Verdammt! Schon passiert – er hatte Sasuke aus den Augen verloren und blieb Panik schiebend mitten im Raum stehen, den Kopf wild hin und her wirbelnd, um Sasukes blöde Entenarsch-Frisur irgendwo zwischen fast schon gegeneinander gepresst erscheinenden Köpfen der Fremden zu entdecken. „Fuck!“, fluchte Naruto zischend und versuchte sich an Leuten vorbeizuquetschen. Weit konnte der Scheißkerl doch nicht gekommen sein! Ungeduldig und ungeschickt zwängte sich der Uzumaki durch die Menschenmenge und erkannte irgendwo weit hinten die charakteristischen Haarspitzen von Sasukes abstehendem Styling. „Da!“, rief Naruto zu sich selbst und schubste irgendein Mädchen aus dem Weg, welches gerade dabei war ihren Drink zu genießen, sodass das übersüßte Zeug von fraglicher Farbe ihr direkt in den tiefen Ausschnitt spritzte. Einen bullig aussehenden Kerl schaffte Naruto ebenfalls bei seinem blinden Hinterherhechten umzurennen und es lag wohl an seinem Glück, dass sich hinter ihm der Menschenkreis schnell wieder schloss, als ob er verhindern wollte, dass der muskulöse und gefährlich aussehende Gorilla-Typ nicht mitbekam, wer ihn da gerade heftig angerempelt hatte. Am Ende der anstrengenden Odyssee durch das halbe Gebäude, schaffte es Naruto, Sasuke doch noch teils einzuholen und mitzukriegen, wie dieser nach draußen auf eine Terrasse schlenderte. Es war typisch, dass sich Sasuke ausgerechnet die Terrasse ausgesucht hatte, die darauf schließen ließ, dass der Uchiha dort definitiv alleine sein würde. Die hässlichste, unromantischste und langweiligste Terrasse eben, mit prunkvoller Aussicht auf überfüllte Mülltonnen, die den Gestank ermordeter Frettchen entsandten. Die Partygänger der gewöhnlichen Sorte würden diese Terrasse mit einer Sicherheit von tausend Prozent meiden, weil es total die erotische Stimmung versaute sich dort aufzuhalten. Schnell! – ein Vorwand musste her, warum Naruto dort so plötzlich ebenfalls auftauchen sollte! Einfallsreich wie eh und je entdeckte der Uzumaki Shikamaru, der gechillt an einer Wand lehnte und sich desinteressiert irgendeinen Stuss von einem Kumpel anhören musste. Im Affekt konnte Naruto nicht klar denken, weil es ihm so vorkam, als würde sich Sasuke jeden Moment zufällig in Luft auflösen. Also packte er Shikamaru höchst aufgeregt an den Oberarmen, schwang ihn etwas zu ruppig zu sich und stieß heiser und schwer atmend aus: „Nara! – Gib mir ‘ne Kippe! Sofort!“ Der Braunhaarige schaute einige Sekunden überrascht drein. „Wofür?“ „Ich muss schnell eine rauchen, echt jetzt!“ Mit gehobenen Augenbrauen musterte Shikamaru sein Gegenüber. „Du? Eine rauchen?“ „Ja doch! Mach jetzt! Nur dieses eine Mal, BITTE!“ Der Blick des Nara veränderte sich nicht, aber seine Hände begannen trotzdem automatisch nach dem Behälter mit seinem Tabak zu suchen. „Okay, okay. Schon gut. Schrei nicht so rum, Uzumaki.“ Für Narutos Geschmack drehte Shikamaru ihm die Zigarette viel zu langsam, was wohl daran liegen mochte, dass er in dem Gelaber des unwichtigen Nebencharakters, doch noch etwas Interessantes gefunden hatte und nun ein wenig neugierig zuhörte. In Naruto kochte es dagegen und er konnte kaum still stehen. „Mann, mach jetzt!“, stieß er daher hin und wieder aus und schaute den geschickten Fingern Shikamarus gespannt beim Drehen zu, als würde er mit dem stechend aufgeregten Blick die Sache irgendwie vorantreiben können. Als Naruto die fertige Zigarette den Fingern seines Schulfreundes entriss und beim hitzigen Wegrennen zur Terrassentür jede Menge Tabak in der unmittelbaren Gegend verstreute, da das dünne Zigarettenpapier gerade von ihm zu unvorsichtig behandelt wurde, sah Nara dem blonden Chaoten nur leicht verdattert hinterher. War nicht gerade noch Sasuke dort lang gegangen? Naruto indes, stieß schwungvoll die Tür auf, wollte ganz gelassen die Terrasse betreten, stürzte jedoch viel eher heraus, als er über die Türschwelle stürmisch stolperte. Aber er schaffte die Kurve gerade noch so zu kriegen und auf den Beinen zu bleiben, die Peinlichkeit damit zu überspielen versuchend, dass er sich die geschnorrte Zigarette zwischen die Lippen schob. Es sah bei ihm schon beinah routiniert aus, wie er „elegant“ und einem Zigarettenjunkie auf Entzug gleich alle möglichen Kleidungstaschen nach einem Feuerzeug durchkämmte, nur um verzweifelt festzustellen, dass er keins besaß. Möglicherweise ja, weil er für gewöhnlich kein Raucher war und nie ein Feuerzeug gebrauchen konnte... Wegen eines huschenden Blickes aus den Augenwinkeln, wurde ihm noch mehr Druck beschert, da er dadurch mitgekriegt hatte, dass Sasuke schräg hinter ihm an der Wand lehnte. Und das in einer Haltung, wie nur pseudo-coole Bastarde sie eben drauf hatten. Gelassen qualmte der Uchiha vor sich hin und trieb Naruto somit in den Wahnsinn of Doom. Fuck! Jetzt blamierte sich Naruto sogar noch mehr, als wenn er einfach herausgegangen wäre und noch im Gang laut und direkt zugegeben hätte, dass Sasuke ihm fehlte! Zu Narutos blondem Glück lagen da wie gerufen Streichhölzer vor seiner Nase auf dem Terrassentisch und er griff ohne weiter zu zögern danach, was so aussah, als wäre es ein gefundener 100 Euro Schein, den er sich verständlicherweise um jeden Preis schnappen wollte, ehe ihn jemand anderes fand. Natürlich beobachtete Sasuke das alles unmerklich – innerlich verwundert, äußerlich die Ruhe selbst mit dem Pokerface eines erfahrenen Kartenspielers. Allerdings war er schon beinahe gezwungen eine Augenbraue zu heben, als er Narutos verzweifelten Versuchen zusah, Streichhölzer zum Brennen zu bringen, ohne dass diese abbrachen oder gleich wieder erloschen. Zum krönenden Abschluss schaffte es der Uzumaki sogar nach gefühlten fünf Minuten, seine halbzerfetzte Zigarette paffend zum Glühen zu bringen, zog das Ganze jedoch komplett ins Lächerliche, indem er sich nach dem ersten, richtigen Lungenzug die Seele aus dem Leib hustete. Aufgrund dieses Anlasses hob Sasuke sogar die zweite Augenbraue und verwarf sein Pokerface somit gänzlich. Was sollte das denn bitte werden? Die Stille der leicht frostigen Frühlingsnacht wurde mit unschönen Würgereizen und albernem Husten erfüllt, und zwar dermaßen stark, dass Naruto sich sogar an der Rückenlehne eines der Terrassenstühle mit der Hand abstützen musste. „Was raucht Shikamaru denn bitte für Schrott?!“, brachte der Vollidiot japsend heraus. Zu Narutos Überraschung musste Sasuke entspannt auflachen. Er sah ihm dabei zu, wie dieser seinen Kopf kurz von Naruto abwandte, um resigniert zu irgendeinem Punkt am dunklen Horizont zu schauen und anschließen wieder den Blonden anzusehen. „Wie ich sehe, hat Kiba einen scheußlichen Einfluss auf dich, wenn sogar ich es nicht geschafft habe dich mit dem Rauchen anzustecken“, murrte er grinsend. Man kann es sich nicht einmal ansatzweise vorstellen, wie erleichtert Naruto war, dass Sasuke etwas – irgendetwas – sagte. „Nee, nee... Ich meine... ja, doch! Total!“, log der Uzumaki und ertappte sich dabei, dass sein hollywoodreifes Lügen im Falle von Sasuke irgendwie außer Kraft gesetzt wurde. „Was denn nun?“ „Egal...“ Dann schwiegen sie, weil kein Gespräch zustande gekommen war. Lange. Naruto ließ seine Zigarette einfach nur ausglühen, ohne einen weiteren Zug zu nehmen und damit eine weitere Blamage zu vermeiden. Sasuke dagegen, rauchte still weiter und blies immer wieder den Rauch genießerisch aus. „Und? Wie geht’s so?“ Naruto fiel einfach nichts anderes ein, als wohl die idiotischste Smalltalkfrage, die es gibt. Innerlich ohrfeigte er sich kräftig dafür, weil sogar er mitkriegte, wie bescheuert es sich anhören musste. „Gut“, antwortete Sasuke schlicht und knapp. Gut?! – Naruto litt, quälte sich, zerfloss in Selbstmitleid und Sasuke ging’s einfach nur GUT?! – Bastard! „Und was machst du so?“ – Wieder so eine dumme Nonsens-Frage, die Naruto sich einfallen ließ und bei der er den Drang verspürte eine geballte Faust in die Fresse zu bekommen. „Das Übliche.“ – Eine weitere, eher sympathielose Antwort. Bildete es sich Naruto nur ein, oder wollte Sasuke wirklich kein Gespräch mit ihm anfangen? „Ach so...“, murmelte Naruto fast schon bedrückt. Er wagte einen Blick zu Sasuke, der eher teilnahmslos aussah und sein Pokerface wiedergefunden zu haben schien. „Ähm... lange nicht gesehen... und so...“, unternahm Naruto den Versuch, seine Kommunikationsbereitschaft wieder deutlich zu signalisieren, aber Sasuke tat auch diesen mit einem simplen „ja“ ab. Das reichte! Es war die Krönung allen Übels! Naruto fühlte sich in diesem Moment so dermaßen verarscht, dass er sich keine Sekunde länger zurückhalten konnte. Seine ganzen Befürchtungen waren also wahr geworden. Sasuke hatte nicht das geringste Interesse mehr, sich mit Naruto abzugeben – weder als Kumpel, noch als... na gut – Ungesagtes war eher positiv. Diese Arten von Antworten waren nun der ultimative Beweis dafür, dass es tatsächlich keine Freundschaft mehr zwischen ihnen gab. Und dies trieb Naruto zur Weißglut! Ein lautes Klatschen ließ Sasuke wieder den Kopf zur rechten Seite drehen, wo seine Augen Naruto erblickten, dessen Körperhaltung gepaart mit der Tatsache, dass er gerade voller Wucht gegen die Oberfläche des Terrassentischchens geschlagen hatte, Sasuke klar und deutlich zeigte, dass dieser immer noch ziemlich gut darin war Leute zu provozieren. Insbesondere Naruto, der alles andere als eine Ausnahme darstellte. Diesmal hatte Sasuke es zwar unbeabsichtigt getan, aber es hatte dennoch eingeschlagen. Jackpot! „Was soll das, Sasuke?“ hallte es von den Wänden wider. Die Stimme Narutos trug Ernst, Zorn und Frustration in sich. Seine Stimme hatte nahezu gebebt vor aufsteigender Anspannung. Es ließ den Uchiha kalt, denn dieser nahm noch gelassen den letzten Zug der Zigarette, ehe er den Stummel in die Dunkelheit der Nacht wegschnippte und wenig bekümmert fragte: „Was soll was“ „Frag nicht so blöd!“, zischte Naruto darauf. „Wenn du mit mir kein vernünftiges Gespräch anfangen willst, sag’s mir ins Gesicht und mach nicht einen auf eiskalt!“ „Whatever – denk doch, was du willst“, spuckte Sasuke lediglich desinteressiert aus. „Verdammt nochmal! Sasuke, kriegst du keine längere Antwort zustande, hä? “ Es begann den Blonden langsam wahrlich aggressiv zu machen. Dieses Kribbeln in den Fingerknöcheln kehrte zurück. „Vielleicht solltest du zunächst gescheite Fragen stellen, statt dem Schrott den du von dir gegeben hast.“ „Und vielleicht solltest du mich mit deiner pseudo-coolen Attitude nicht so beschissen unsicher machen, damit mir gescheiten Fragen einfallen!“ Sasuke zuckte nur mit den Schultern, als würde ihm Narutos Gerede am Allerwertesten vorbeisausen. „Du begreifst es nicht, oder?“, ließ Naruto nicht locker. „Du willst einfach nicht kapieren, dass du mich unter der Scheiße, die du verzapft hast, total leiden lässt!“ Endlich drehte er sich zu Sasuke um und sah ihm direkt ins Gesicht, direkt in die dunklen Augen, direkt in sein Gewissen. Der Blick wurde bohrend. „Ich habe deinetwegen meinen besten Freund verloren. Meinen besten Freund, verstehst du nicht? Aber alles, was du tust ist jeden Versuch von mir dich zurückzugewinnen, total zu ignorieren! Dir ist es doch vollkommen egal, was mit mir ist, wie ich mich dabei fühle! Wie kann man nur nicht begreifen, dass es nun mal Menschen gibt, die nicht auf ihr eigenes Geschlecht stehen?! Und ich bin einer von denen, okay? Das ist so und das wird immer so sein! Von mir aus – such dir irgendwelche Kerle, leb mit denen deine perversen Neigungen aus, so viel du willst – Ich werde deine seltsamen Vorlieben einfach akzeptieren und gut ist. Aber bitte! Bitte nimm mir nicht meinen besten Freund!“ Es war nur noch der Verzweifelte Versucht Sasuke zur Besinnung zu bringen. Naruto war sich im Klaren, dass er sich damit wieder zu einem Arschkriecher machte. Er bettelte ja geradezu, dass Sasuke zur Vernunft kam. Aber alles, was dieser schließlich dazu zu sagen hatte war: „Der einzige, der nichts schnallt, bist du, Naruto. Hau ab, geh dich amüsieren und vergiss das Ganze.“ So einfach war es für dieses Arschloch also, Naruto von sich zu stoßen. Ihm indirekt die Freundschaft zu kündigen. So einfach war das. Aber Naruto dachte nicht daran, jetzt aufzugeben. Er würde niemals aufgeben, denn das war nicht sein Ding. Aufgeben war etwas für Weicheier, Loser, Idioten. Und nein, verflucht nochmal! – Er war alles, aber kein Weichei! Es bedurfte nur einiger rascher Schritte, dann war der Uzumaki auch schon bei Sasuke, dessen Kragen mit beiden Händen hart gepackt. Rau drückte er ihn an die Wand an der Sasuke vorher nur locker gelehnt hatte. Fest stach er mit seinem azurblauen Blick in die desinteressiert dreinschauenden Augen zu. Sasuke zuckte nicht mit der Wimper, als hätte er bereits mit solch einer Reaktion gerechnet. Aber er wehrte sich nicht, ließ es zu. Abermals ließ er Narutos Wut dicht an sich heran. „Wichser!“, zischte der Blonde Sasuke ins Gesicht. „Was ist, hä? Muss ich dir erst deine Fresse verstümmeln, damit du kapierst, dass du mir fehlst?!“ Sasuke schwieg darauf, den Blick Narutos gelassen erwidernd. „Sag schon, Bastard – kannst du es dir auch nur im Geringsten vorstellen, wie wahnsinnig es mich macht, dass du mich andauernd ignorierst und so tust, als würde ich überhaupt nicht existieren?“ Naruto kam näher, versuchte noch bedrängender zu sein. Er würde alles tun, um jetzt so einschüchtern zu sein, wie er es nur drauf hatte. Aber das, was er sagte, kam ihm in die Quere. Denn er spielte sein letztes Ass. „Na los, sprich dich aus, verfluchter Mistkerl! Macht’s dir Spaß, mir weh zu tun? Ist es dir das wert, ja?“ Er zeigte seine Schwäche. Er legte sie offen auf den Tisch, spielte sie aus, setzte all seine Hoffnung auf diese eine Karte. „JETZT SAG!“, schrie er schließlich dem stumm spielenden Sasuke entgegen, schmetterte ihm all seine Verzweiflung ins Gesicht, riss sich fast sein Herz aus der Brust, wenn es nicht schon längst unruhig und schmerzhaft pochend auf dem Asphalt irgendeiner Straße lag. Schutzlos den quietschenden Reifen brutaler Autos ausgeliefert, die immer wieder darüber hinweg fuhren. Nur, dass es eigentlich lediglich ein einziges Auto war, dessen Fahrer niemand anderes war, als Sasuke. Fest kniff er die blauen Augen und zog die blonden Brauen zusammen, seine Frustration wandelte sich zur reinen, hitzigen Wut. Das Blut schäumte in seinen Adern auf, kochte, brodelte und als er die Augen öffnete, war kein Leid mehr darin zu sehen. Kein bisschen davon, sondern purer, aber ruhiger Zorn. Der brennende Blick ätzte sich in die blasse Haut seines Gegenübers. Er hasste diesen Gesichtsausdruck Sasukes in diesem Moment so sehr, dass der stumme Schwarzhaarige in Flammen aufgegangen wäre, stünde es in der Macht von Narutos Blick. Doch innerhalb dieses Zornes knisterte ein beigemischtes, sonderbares Gefühl. Naruto könnte Sasuke auffressen, nur damit dieser nie wieder die Wahl hätte von ihm getrennt zu sein. Er wollte ihn für sich. Vollständig, ganz. Es grenzte an das Bedürfnis ihn zu besitzen, ihm jede Freiheit zu rauben. Bloß um diese arrogante Maske von Sasukes Fresse zu reißen. Bloß um wenigstens einen Ansatz an Reuegefühl in dessen Augen zu sehen. „Ich...“, murmelte Naruto dumpf und bedrohlich, während sein Blick von Sasukes Augen herab zu dessen schmalen, blassen Lippen fuhr, „bring dich um.“ Er verschlang das Bild das sich ihm bot. Diese Lippen... ...hatte er schon einmal geschmeckt. Hatte sie schon einmal verschlungen. Kompromisslos hatten sie ihm gehört. Ihm allein. Er war kurz davor, so kurz davor, diese arroganten, gemeinen, kaltherzigen Lippen wieder in seinen Besitz zu bringen. So kurz davor. Doch etwas hinderte ihn daran. Eine minimale Regung, sachtes Heben der Mundwinkel, die diese perfekten Lippen zu einem leicht schadenfrohen Grinsen verzogen. Warum grinste er? Warum grinste Sasuke? Was gab es da zu grinsen, hä? Langsam hob Naruto seinen todernsten Blick. Erreichte die Augen des Uchihas. Doch was er darin sah, erschreckte ihn. Unbeteiligte Resignation. Aus den Augenwinkeln bekam er zusätzlich mit, wie Sasuke einfach nur noch die Hände an seinen Seiten hob, sich demonstrativ ergebend und gleichzeitig seine Handflächen zeigend. Seine Handflächen, die von dieser Situation gänzlich unbeschmutzt geblieben waren. Nichts hatte dieser verdammte Bastard getan – absolut nichts. Er hatte sich nicht gerührt, hatte nur da gestanden und Naruto die Freiheit gelassen all das zu tun, was dieser wollte. Doch der Uzumaki hatte ausgerechnet die Variante gewählt, von der er sich knapp einige Minuten zuvor noch so knallhart distanziert hatte. Dem Uzumaki wurde auf schmerzliche Art und Weise bewusst, was er da im Begriff gewesen war gerade eben zu tun. Und es war niemand anderes schuld daran, als er selbst. Hart stieß er sich im nächsten Moment von Sasuke weg, durch die heftige Wucht nach hinten taumelnd, legte sich hastig den Handrücken über den Mund, die Augen geweitet, die Haltung verkrampft. Und Sasuke? – Sasuke stand weiterhin einfach nur da, die Hände langsam wieder senkend. Mit dem unverändert schadenfrohen und selbstgefälligen Grinsen, das Naruto berechtigterweise die gesamte Schuld in die Schuhe schob. Es gab nur noch einen Ausweg aus dieser Situation – Flucht. In diesem Moment brachte Naruto es nicht einmal zustande, seine sonst so lebhaften Fäuste zu ballen, um Sasuke ordentlich eine zu verpassen, denn das einzige zu dem er noch fähig war, war es an dem kranken Mistkerl vorbeizustürmen und diesen ganzen Horror hinter sich zu lassen. Nun spielte es keine Rolle mehr, dass er Hinata auf der Party alleine ließ, oder was andere von ihm denken würden. Es spielte einzig und allein die Tatsache eine Rolle, so schnell es ging eine Erklärung für diesen Vorfall zu finden. Eine Erklärung, warum Sasukes Lippen in dem Moment so anziehend gewesen waren, so verlockend... Naruto war sich sicher, dass er es auf irgendetwas schieben können würde, wenn er eine Nacht darüber im Schlaf gerätselt hat, aber momentan musste er einfach nur weg. Nur noch weg. tbc... ___________________________________________________________________________ lang, lang ist's her. Aber ich hab's geschafft. konstruktives Feedback wie immer erwünscht, meine Lieben. Ich hoffe dass euch das Kapitel gefallen hat. Eigentlich habe ich gedacht, dass ich mich selbst übertroffen hätte, aber wie bei allem ist es so, dass ich es jetzt im Nachhinein doch nicht mehr finde. :'D Als nächstes werden ein paar Kapitel wieder mal überarbeitet, ehe ich weiterschreibe. Ich habe gemerkt, dass das 2. Kapitel eher in ne Kloschüssel passt, als hierher. |//D Liste existierender Personen: -> als -> als -> als -> als OrangeVoices -> Cosplaydisser als Homodisser (ich musste ihn einfach verreißen xD) -> als Reckless-Bastard -> als DerNagnirahs Ich hätte gern noch ein paar Leutchen erwähnt, aber ich hab die Antworten ein wenig an die existierenden Personen angepasst und die Story musste schon voranschreiten. Vielleicht nächstes Mal. ;] Eure ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)