Little Things von Berrii (Kleine Dinge sind verletzlich) ================================================================================ Kapitel 10: Naives Schaf ------------------------ Später lag er, eingekuschelt in zwei Decken, auf dem Sofa und starrte durch die Dunkelheit an die Decke. Sakura hatte sich ebenfalls hingelegt, sie musste morgen wieder zur Arbeit ins Krankenhaus. Ihm graute es vor der Grundschule, darauf hatte er wirklich überhaupt keine Lust! Er war doch kein kleines Kind, er war 18 Jahre alt! Aber wie sollte er sich davor drücken? Seufzend drehte er sich auf die Seite und zog die Decken enger um sich. Der Uchiha wollte er verdrängen, aber er merkte es. Da war sie wieder, die Kälte, und sie kroch unaufhörlich seine Beine hoch. Nein, er wollte nicht klein bei geben! Mit eiserner Konzentration versuchte der Schwarzhaarige die Kälte zu verdrängen, aber es nützte nichts. Ihm wurde immer kälter, eine Gänsehaut überzog seinen Körper. Bibbernd stand er auf, vielleicht half ja Bewegung. Doch bevor Sasuke nur annähernd sich bewegen konnte, verließ ihn seine Kraft und er sank auf seine Knie. Scheiße, was sollte er jetzt tun? Das Letzte, was er wollte, war nach Sakura zu rufen. Wie jämmerlich war das denn bitteschön? Okay, seine Situation war eh mehr als erbärmlich. Vielleicht schaffte er es ja wenigstens eigenständig zu ihr. Doch der Versuch aufzustehen lehrte ihn eines besseren. "Sakura...", rief er in die Dunkelheit und hoffte, das sie ihn hörte. Keine Reaktion. Ob er zu leise war? Grade wollte der Schwarzhaarige wieder rufen, als in ihrem Zimmer ein schwaches Licht anging und bis in den Flur strahlte. Leise Schritte auf dem Holzboden waren zu vernehmen, dann erschien ihre Silhouette in der Tür: "Alles in Ordnung?" "Nein.", gab Sasuke knapp zurück, "Es... wird wieder schlimmer." Sie knipste das Licht an und musterte ihn: "Das Bad hat nicht wirklich lange geholfen..." Er schaute zu ihr auf, wie die Nacht zuvor trug sie nur ein Top und eine Panty. Hatte sie denn gar kein Schamgefühl vor ihm? "Du willst das wahrscheinlich nicht, aber dir bleibt nichts anderes übrig. Am besten schläfst du mit bei mir im Bett." Schwarze Augen starrten sie stumm an. "Ich meine es ernst.", beantwortete die Rosahaarige seine stumme Frage. "Ich werde nicht schon wieder bei dir schlafen." "Und wie soll dir wärmer werden?" Unruhig fuhr er sich durch die Haare: "Ich geh nochmal in die Wanne." "Nein das tust du nicht. Es hat nichts gebracht, du hast nach weniger als zehn Minuten trotz heißem Wassers wieder gefroren! Und ich habe weder Zeit noch Lust, dich die halbe Nacht in der Wanne zu bewachen. Am Ende ertrinkst du mir noch oder erfrierst darin.", und wieder einmal zerrte sie ihn hinter sich her, ohne auf seine Antwort zu warten. Mit einer schnellen Handbewegung im Vorbeigehen knipste sie das Licht im Wohnzimmer wieder aus und zog ihn mit in ihr Zimmer ins Bett. "Sakura-" "Hör auf!", sie stoppte kurz und lächelte ihn an, "Du brauchst dich nicht schämen." Sie saß bereits unter der Decke, welche sie für ihn anhob. "Komm her und lass uns schlafen. Morgen haben wir viel zu tun. Und vielleicht hat Tsunade ja mittlerweile eine Idee wegen der Kälte." Ergeben seufzte Sasuke und stieg zu ihr ins Bett. Sie griff über ihm hinweg und machte ihre kleine Nachttischlampe aus, anschließend zog sie die Decke enger um sich und Sasuke und legte einen Arm um ihn. Die Kälte wich aus seinem Körper und eine wohlige Wärme stellte sich zusammen mit einem entspannten Schlaf ein. Am nächsten Morgen wachte der Schwarzhaarige erholt auf. Langsam drehte er sich auf die Seite und setzte sich hin. Sakuras Arm rutschte auf seinen Schoß. Er war wirklich winzig, stellte er wieder verbittert fest und schaute zu seiner Wärmequelle. Die junge Frau lag noch ruhig da und schlief. Hoffentlich musste er nächste Nacht nicht wieder bei ihr schlafen, das sollte kein Dauerzustand werden! Es war ihm unangenehm, in diesem kindlichen Körper neben ihr zu schlafen. Viel lieber wäre er wieder erwachsen... Von seinen eigenen Gedanken entgeistert starrte er an die Wand. Was dachte er da? Kurz schüttelte Sasuke den Kopf, er musste klar bleiben, um diese verzwickte Situation zu überleben! Hilflos sah er zu Sakuras Wecker. Kurz vor acht. Oh nein, sie hatten verschlafen! "Sakura!", unwirsch schüttelte er an ihrer Schulter, "Sakura, wir haben verschlafen!" "Hm, was...?", müde gähnte sie und zog Sasuke mit dem Arm näher zu sich ran. Ganz wach war sie noch nicht. "Hörst du mir zu?! Es ist kurz vor acht!" Da riss sie ihre grünen Augen auf: "Was?!" Grob drückte sie ihn zurück in die Kissen, um über ihn auf den Wecker zu schauen: "Scheiße!" Und mit einem galanten Sprung über ihn stand sie auf und stürzte zum Schrank. Überrascht von ihrer plötzlichen Energie sah er ihr zu. Sie riss den Schrank auf und zog eine kurze Hose raus, in die sie stieg. Das zweite Kleidungsstück war ein weißer BH. Und Sasuke dachte, er guckte nicht richtig, aber sie zog sich das Top so über den Kopf, warf es auf das Bett neben ihn und zog sich den BH an, darauf folgte ein rotes Shirt. Hatte sie vergessen das er ihr zusehen konnte? Sie stand zwar halb mit dem Rücken zu ihm, aber was er gesehen hatte, ließ ihn schlucken. Was zum Teufel lief hier grade so verkehrt?! Wieso entblößte sich seine ehemalige Kameradin so schamlos vor ihm? Der Uchiha spürte leichte Röte um seine Nase. "Was starrst du so? Geh dich anziehen!", donnerte Sakura und eilte ins Bad. Am besten tat er, was sie sagte. Er traute ihr zu, ihn auch in Schlafklamotten bei der Schule abzuliefern. Ebenso schnell stand er auf und lief ins Wohnzimmer, zog sich ein Shirt und eine kurze Hose an, ehe er sich kurz durchs Haar fuhr und dieses leicht sortierte. Sasuke griff grade nach seinem zwangsweise neuen Rucksack, als er ihre Hand auch schon an seinem anderen Handgelenk spürte: "Los geht’s!" "Aber-" "Kein aber!" Und schon waren sie unterwegs, in einem sehr schnellen Tempo. Die Grundschule war nur ein paar Minuten entfernt, doch Sasuke konnte sich einen Kommentar nicht verkneifen: "Du wärst eine lausige Mutter. Kein Zähne putzen und kein Frühstück." Doch er musste auch grinsen. Die Rosahaarige hatte ein stürmisches Temperament entwickelt. "Halt die Klappe!", Sakura stoppte vor der Grundschule, "Benimm dich, ich erfahre alles!" Mit erhobenem Zeigefinger zur Mahnung drohte sie ihm, bevor sie sich umdrehte und über die Dächer weiter zum Krankenhaus hetzte. Diese Haruno war echt unglaublich. Der Unterricht deprimierte Sasuke wirklich sehr. Innerlich fragte er sich ständig, ob er und seine damaligen Klassenkameraden genauso dämlich waren. War das Niveau so stark gesunken in den letzten zehn Jahren? Die einfachsten Aufgaben konnten diese Kinder nicht lösen. Und dann auch noch die Lehrer... Sie behandelten die Kinder wie kleine Könige und Prinzessinnen! Es war völlig egal, ob sie etwas falsch schrieben, niemand sagte ihnen was sie falsch machten, kein Kind wurde beauftragt etwas zu machen... Nein, es wurde gefragt, ob das Kind denn diese oder jene Aufgabe machen wollen würde. Und ständig wurden sie gelobt, für falsche Antworten, Aufgaben, die sie nicht beendet oder nur murrend gemacht gemacht hatten. Als die letzte Stunde endlich vorbei war, verließ Sasuke Kopf schüttelt das Gebäude und wartete vorne am Schultor. "Du siehst aber deprimiert aus, hast du eine schlechte Note bekommen?", Sakura stand plötzlich vor ihm und grinste. Mürrisch hob er den Blick und zog zeitgleich eine Augenbraue hoch: "Du hast keine Ahnung was für ein jämmerliches Schauspiel sich da drinnen abgespielt hat." "Klingt ja dramatisch! Du kannst es mir ja auf dem Heimweg erzählen!" "Vergiss es. Da gibt es nichts zu erzählen." Ohne sich umzuschauen, ging er los, die Rosahaarige folgte ihm. Der Heimweg verlief wesentlich ruhiger, als der Hinweg am Morgen. In Sakuras Wohnung angekommen, stellte der Kleinere die Tasche achtlos neben die Wohnungstür, schlüpfte aus seinen Schuhen und ging mit ausdrucksloser Miene in die Küche. Das alles reichte ihm jetzt schon. Erst drei Tage in diesem Körper gefangen, aber es fühlte sich an wie eine Ewigkeit. "Wie wäre es mit Tee?", die Rosahaarige kam ebenfalls in die Küche und setzte Wasser auf. "Wie wäre es mit Sake?", gab der Uchiha verbittert zurück. Die Größere schnaubte verächtlich: "Erstens würde ich dir mit diesem Körper keinen Alkohol geben und zweitens, habe ich nicht mal welchen zuhaus." Genervt stützte er den Kopf mit dem Ellenbogen auf dem Tisch. Er war gewiss nicht dem Alkohol verfallen, aber die Vorstellung sich grade die Kante zu geben, war irgendwie verlockend. "Was soll schon passieren... Außerdem bin ich erwachsen." Ein hämisches Lachen kam von Sakura. Seine schwarzen Augen fixierten sie. Ihre grünen schauten herausfordernd zurück: "Du bist grade ein kleiner, fünfjähriger Gnom, der nicht mal über den Tischrand gucken kann! Du kannst froh sein, das Tsunade dich nicht in den Kindergarten gesteckt hat." "Vielen Dank, ich freue mich ja so sehr darüber!", gab er sarkastisch zurück. "Du könntest ja einfach mal mit der Sprache rausrücken, dann könnte man dir vielleicht helfen.", sie wandt sich wieder dem Wasser zu und goss zwei Tassen Tee auf, "Merkst du denn nicht, das du so nicht weiter kommst?" Ein schweres Seufzen verließ ihn: "Glaubst du ernsthaft, das es etwas bringen würde, wenn ich dir das erzählen würde? Ich weiß doch selber, das es nichts nützt. Es gibt einfach nichts, keinen Hinweis, keine Möglichkeit, gar nichts!" Seine Antwort war ehrlich, das merkte die junge Frau. Schweigend setzte sie sich zu ihm und stellte ihm eine Tasse vor die Nase. "Nun... Dann müssen wir gemeinsam überlegen, wie wir dir weiterhelfen können. Ich frage mich halt, was diese Hexe mit dir gemacht hat. Ich glaube nicht an irgendwelche Hokuspokuszaubersprüche, also was hat sie gemacht?", interessiert schaute sie ihn an und stützte dabei ebenfalls den Kopf auf die Ellenbogen. Genervt seufzte er wieder. Es hatte keinen Sinn ihr es zu verheimlichen, es war im Grunde genommen eh eine nutzlose Information: "Ich habe einen von ihr gebrauten Trank geschluckt." Sakura blinzelte kurz. "Bitte was?", kam es monoton von ihr. Er blickte auf: "Es war ein Trank zum Lösen von Kraftblockaden." Ihre linke Augenbraue begann zu zucken und sie holte leise Luft. Dann donnerte Sakura los: "Wie kann man nur so dämlich sein und irgendein Gesöff von so einer schrumpeligen Hexe runterkippen?!" Überrascht starrte der Kleinere sie an. Ja, sie hatte recht. Das wusste er aber erst jetzt. "Du kannst froh sein das du überhaupt noch lebst! Die hätte dich damit doch direkt vergiften können!" Sasuke wollte um jeden Preis mit seinem Training vorankommen, er hatte eindeutig zu hoch gepokert. Die junge Frau schüttelte energisch den Kopf: "Und du betitelst Naruto als kindisch. Du bist hier das naive Schaf!" "Ich bin nicht naiv!", konterte der Uchiha, "Ich hab mich zu weit aus dem Fenster gebeugt, das wars auch schon!" "Gut das du grade ein kleines dummes Kind bist, sonst würde ich mich glatt vergessen...", geschlagen lehnte sie sich zurück und seufzte. Was sollte das denn heißen? Fragend blickte er sie an, doch sie machte keine Anstalten, ihm irgendwas zu sagen oder sich zu erklären. "Hast du Hausaufgaben auf?" "Sakura..." "Ich hab dich was gefragt." Diese Frau brachte ihn zur Weißglut! "Wenn hier einer von uns beiden naiv ist, dann bist das du!" Sie sprang von ihrem Stuhl auf und schlug wieder ihre Hände auf den Tisch: "Ach ja?!" "Ich bin doch kein Kleinkind!" "Das weiß ich!" "Warum erwartest du dann, das ich mich wie ein Kleinkind benehme?! Du hast einen Mann vor dir sitzen, den du betüdelst wie ein Grundschulkind!" "Oh grundgütiger, erinnere mich da dran wenn du wieder deine normale Größe hast, dann behandle ich dich wie einen Mann! Aber wehe du benimmst dich dann nicht wie einer!" Sauer hüpfte er vom Stuhl: "Ich komm drauf zurück!" Der Schwarzhaarige verschwand im Wohnzimmer und warf bockig die Tür hinter sich zu. Zum Teufel nochmal seit wann konnte sie ihn so in Rage bringen? Wenn er grade könnte, würde er ihr zeigen, wo der Hammer hing. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)