Gift von abgemeldet (Bist du sicher, dass du alle Gifte kennst...?) ================================================================================ Kapitel 5: Fünftes Gift - Abhängigkeit -------------------------------------- Yey. Ein letztes Mal "Gift". Ich hoffe, es gefällt euch...und ja, ich will noch auf zwei Dinge hinweisen: 1) es sind mehrere Jahre vergangen. 2) der Name der Kantorka. Ich habe ihn aus dem Krabat-Zirkel und wenn ihr sagt "Eh, was soll DAS? Das ist doch ***!" dann ersetzt ihn bitte durch euren eigenen...mir ist kein besserer eingefallen, also dachte ich mir, dass ich mal ne Runde Dieb spiele. Eine Fortsetzung von "Gift" wird es definitiv nicht geben. Ganz sicher. Aber ich werde dem Genre wahrscheinlich treu bleiben, keine Sorge. Lyschko und Krabat haben noch lange nicht ihre Ruhe vor mir! Fünftes Gift - Abhängigkeit Lyschkos Blick wanderte über das Feld, das Getreide schimmerte goldfarben im Licht der untergehenden Sonne. Noch war es hell, aber er wusste, dass es in nur wenigen Stunden dunkel sein würde. Es wurde Zeit… Mit einem leichten Grinsen auf den schmalen Lippen stieß er sich von dem Baum ab, an den er sich gelehnt hatte, schulterte seine Laute und ging auf das Feld zu. Es war klein, er wusste, dass es nur einer Familie gehörte. „Krabat.“ Seine Stimme war leise, aber als plötzlich die Geräusche verstummten und er hörte, wie eine Sichel zu Boden geworfen wurde, wusste er, dass Krabat ihn sehr wohl gehört hatte. Sein Grinsen wurde ein wenig breiter. „Lyschko!“ Nur einen Augenblick später umarmte Krabat ihn fest. Auch etwas, was sich überhaupt nicht verändert hatte. Nicht, dass es ihm nicht gefallen würde. „Du bist spät! Ich habe dich eigentlich schon vor einer Woche erwartet.“ „Ja, ich weiß…es ging nicht eher, da war noch ein Fest und ich wäre absolut dumm gewesen, wenn ich nicht geblieben wäre.“ Krabat seufzte leise, fuhr sich durch sein Haar und ließ sich auf den Boden fallen. „Weißt du, dass das alles ziemlich seltsam ist? Ich glaube, manchmal denkt Kadja, dass ich…“ „Dass du was? Ihr fremdgehst?“ Krabat nickte nur. „Wahrscheinlich hat sie mich das noch nicht gefragt, weil ich so unregelmäßig weg bin.“ Lyschko lachte und setzte sich neben ihn. „Soll ich etwa regelmäßig kommen, um ihr einen Grund zu geben, dir zu misstrauen?“ „Nein, bloß nicht!“ Er grinste und starrte Krabat an. „Weißt du was? Dir ist schon bewusst, dass wir sündigen, ja?“ „Was?“ Krabat war ein wenig verwirrt von dem plötzlichen Themenwechsel. „Du weißt schon, immerhin bist du treusorgender Ehemann und lässt dich trotzdem mit einem abgerissenen, dahergelaufenen Straßenmusiker ein. Und das auch noch mehr oder minder regelmäßig.“ „…jetzt stell es mal nicht so hin, als würden wir bei jedem deiner Besuche übereinander herfallen wie sonst was. Du weißt genauso gut wie ich, dass das selten der Fall ist!“ Krabat schnaubte und ließ sich rückwärts fallen, um Lyschkos wissendem Blick zu entgehen. Manchmal würde er diesem Bastard gern eine reinhauen… „Komm schon, was ist los? Du reagierst selten so empfindlich, wenn ich dich ärgere.“ „Sie ist schwanger.“ „Schon wieder? Sag mal, wie oft-“ „LYSCHKO!“ „Schon gut, schon gut. Aber trotzdem ist es eine berechtigte Frage. Meine Güte, wenn du so weitermachst, hast du ja bald ein halbes Dorf allein zu versorgen.“ „Jaja. Was auch immer. Verdammt, ich weiß nicht mehr, was ich machen soll. Es reicht doch so vorn und hinten nicht. Das Dach müsste mal ausgebessert werden, wir brauchen Decken und wir haben kaum genügend Vorräte, um den Winter einigermaßen zu überstehen…und vom Geld will ich nicht anfangen.“ Lyschko seufzte und zog Krabat in eine Umarmung. „Du weißt, dass ich dir helfen würde. Immer.“ „Ja, aber ich will es allein schaffen. Weißt du, wie schwer es ist, eine fünfköpfige Familie allein zu versorgen? Ich habe noch nicht einmal einen Sohn, der mir helfen könnte! Sie sind alle zu klein und Kadja kann mir unmöglich helfen, wenn sie schwanger ist. Ich weiß einfach nicht mehr weiter.“ „Shhh.“ Lyschko zog Krabat an sich, er ahnte, welche Verantwortung auf dessen Schultern liegen musste…und er wusste auch, dass Krabat sich nur ungern Schwäche eingestand. Nur in diesen kurzen Augenblicken, da erlaubte er es sich. Und Lyschko mochte es, denn es bedeutete, dass Krabat ihm vertraute. Er schloss die Augen und hauchte vorsichtig einen Kuss auf Krabats Hals. Das entspannte ihn meistens…und er wurde nicht enttäuscht. Er spürte, wie sich der Braunhaarige hastig die Tränenspuren von den Wangen wischte und sich aufrichtete. „Danke.“ „Keine Ursache. Komm her.“ Er griff nach Krabats Kinn und küsste ihn kurz auf die Lippen. Das war auch etwas Ungewöhnliches für ihn…er wusste nicht so genau, wann es in den vergangenen Jahren angefangen hatte, aber…irgendwann hatten sie sich bei ihren Treffen geküsst, kurze, hastige Küsse, die dann irgendwann zu scheuen Berührungen übergegangen waren. Irgendwann war es dann nicht nur bei Küssen geblieben. Er würde sich nicht beschweren…er wusste nicht, warum. Er wollte es auch nicht wissen, es zählte nur, dass es so war. Nicht, dass sie sich liebten. Nein. Es war eher…eine besondere Form des Trostes. Lyschko wusste sehr genau, dass Krabat seine Kantorka liebte. Er würde sich da auch nicht einmischen, er liebte ihn nicht. Er mochte die Gespräche, ja. Aber Liebe? Nein. Ganz sicher nicht. Vielleicht war es seltsam. Und eine Sünde, weil sie beide Männer waren. Aber eigentlich war ihm das egal. Krabat und er teilten etwas, was ihm wichtig war und was niemand so nachempfinden konnte: sie hatten eine Schwarzmagische Ausbildung erlebt. Das veränderte einen, egal, wie man sich sträubte. Und Krabat wusste all das, akzeptierte es, denn er verstand es auch nicht so ganz. Als Lyschko sich später an diesem Tag wieder anzog, Krabat einen kurzen Kuss auf die Lippen drückte und wieder ging, dachte er daran, dass das, was sie teilten, vielleicht doch auf eine sehr verquerte Art und Weise Freundschaft war. Sie liebten sich nicht. Weder als Liebhaber, noch als Freunde. Ja, sie redeten miteinander, teilten ihre Gefühle, ihre Einsamkeit, ihre Verzweiflung, alles, was sie niemandem sonst zumuten konnten, weil niemand diese Abgründe in ihnen verstehen konnte. Als Krabat später an diesem Tag seine Arbeit weiterführte und dieses unangenehme Ziehen in seinem Körper an Lyschko erinnerte, dachte er daran, dass er diese seltsame Zweisamkeit, die er mit ihm teilte, unmöglich mit seiner Kadja teilen konnte. Sie würde Angst vor ihm haben, wenn sie sah, wie zerrüttet er in Wahrheit war. Sie wusste nicht, was er erlebt hatte, auf der Mühle. Zwar ahnte sie es, aber er würde ihr ihre dumpfe Ahnung lassen, er wollte nicht, dass sie Angst hatte, denn dazu liebte er sie zu sehr. Als Lyschko in der Nacht den Beutel auspackte, den Krabat ihm in die Hand gedrückt hatte, und darin eine Jacke fand, schlich sich ein Grinsen auf seine Lippen. Sie waren sich manchmal wirklich ähnlicher, als sie glaubten. Er lachte leise und packte es wieder weg. Nein, vor dem Winter würde er wiederkommen und sich bedanken…so lange würde er nicht wegbleiben, auch wenn er es normalerweise vorzog, den Winter an einem Ort zu verbringen. Er wusste, dass eine Jacke, auch wenn sie unscheinbar und oft geflickt worden war, für Krabat wertvoll war. Eigentlich bräuchte er die Jacke für sich selbst, seine Kinder oder seine Frau dringender. Und trotzdem schenkte er sie ihm. Als Krabat auf seinem Weg nach Hause seine ungewöhnlich schwere Jackentasche auffiel, dachte er sich nichts dabei. Aber als er hineingriff und plötzlich Münzen in der Hand hatte, lachte er leise auf. Lyschko konnte es einfach nicht lassen… Sie beide hatten sich nur zu gern in eine Abhängigkeit begeben. Hass. Neid. Freiheit. Dummheit. Abhängigkeit. All das waren starke Gefühle, die ihren Alltag bestimmten…ob direkt oder indirekt. Aber keiner von ihnen wollte es aufgeben, nein. Schon allein nicht wegen diesem bittersüßen Gefühl, wenn sie sich sahen und einander nahe waren. Süß, ja. Das süßeste Gift auf dieser Welt. Ende Danke fürs Lesen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)