Frei wie ein Vogel von Kilala- (Erste FF) ================================================================================ Kapitel 5: Kapitel ------------------ Kapitel 5 Pater Paulus hatte nicht lange warten müssen, Konrad ließ ihn dank seines Titels in eine kleine Abtei versetzen. Sie war zwar klein, doch zählte sie ganze zwanzig Mönche zu ihren Mitgliedern, besaß eine Kirche mit Glockenturm, sowie ein angesehenes Hospital, indem die Mönche Kranke und Verletzte pflegten. Außerdem noch etliche Morgen Land, die die Mönche bestellten oder auf denen Schafherden weideten, im Großen und Ganzen war sie in den letzten Jahren sehr ergiebig gewesen und auch nun konnte die Abtei von dem leben, was sie eintrug. Paulus war nun direkt von Konrad als Subprior eingesetzt worden und dies stieß bei den Mönchen größtenteils auf Missfallen, sie waren es gewohnt Prior, Subprior und andere Würden durch eine Wahl festzulegen. Paulus störte sich jedoch nicht daran, im Gegenteil er genoss es zu einem gewissen Teil. Und wenn er Konrad weiter zu Diensten sein würde, so wäre es nicht unwahrscheinlich noch zu höheren Positionen erhoben zu werden, das hatte Konrad ihm versichert und auch, dass dieser auf Paulus zu kommen würde, wenn es an der Zeit wäre. Genauer gesagt, wenn er das Mädchen gefunden hatte. Diese Göre! Bei der Erinnerung an Ella strich sich Paulus unbewusst über seine verkrustete Narbe, die diagonal sein Gesicht entstellte. Aber der Herr war ihm gütig gewogen und so hatte Paulus außer seinem Aussehen nicht auch die Sehkraft einbüßen müssen. Aber seine Rache war ihm gewiss, er hatte Konrads Gesichtsausdruck gesehen. Der zukünftige Graf würde Ella jagen, wie ein Reh und wenn er sie in seiner Gewalt hatte, würde er ihr so viele Qualen zu fügen, dass das Fegefeuer selbst in den Schatten stellte. Allein die Aussicht darauf ließ ihn finster lächeln und spendete ihm solch Genugtuung, dass sich seine Laune aufhellte. Sein Gang wurde überschwänglich und fast stolzierte er selbstzufrieden durch den Hof der Abtei. Seine Stimmung blieb nicht unbemerkt, auch wenn niemand den Grund dafür kannte, aber einige der Mönche sahen sie mit Skepsis. Paulus war allen nicht ganz geheuer, er war ohne ersichtlichen Grund zum Subprior ernannt und ihnen aufgezwungen worden, doch ihre Abneigung zeigten sie nie offen, sondern gaben sich demütig, wie von ihnen verlangt. Nur einer unter ihnen, ein frommer Mönch von zweiundzwanzig Jahren namens Michael hatte es gewagt Paulus zu widersprechen, als dieser sich seine Kammer mit unnützem Tand hatte einrichten wollen. Eben dieser fromme und gottesfürchtige Mönch war der Ansicht, dass Mönche keine weltlichen Güter begehren sollten, sie lebten, um Gott und seinen Kindern zu dienen. Paulus wiederum teilte diese Ansicht ganz und gar nicht und war vor Zorn fast rot angelaufen, als Michael ihm in aller Demut und Achtung sein Anliegen mitteilte. Die Strafe folgte auf dem Fuße. Nun stand Michael seit Sonnenaufgang ohne Essen oder Wasser in der Sonne im Hof und hielt zwei Bottiche Wasser, in jeder Hand einen. Und obwohl seine Muskeln aufgrund der Anstrengung schon nach kurzer Zeit schmerzten, empfand er keine Reue, es war doch seine Pflicht jeden, auch den Subprior, auf seine nur allzu menschlichen Fehler hinzuweisen, ebenso erwartete er es von seinen Mitbrüdern ihm gegenüber. Der Prior Hubertus selbst hatte ihn stets vor der Blindheit gegenüber den eigenen Fehlern gewarnt und man solle immer offen für Kritik sein. Nun bekamen Michaels Gedanken Flügel, Prior Hubertus war seit Michael als Findelkind von noch nicht einmal einem Jahr in der Abtei St. Andreas angekommen war sein Mentor und Vorbild. Seine hagere Gestalt, die wachsamen Augen und der klare Verstand schienen stets allgegenwärtig zu sein. Niemals dachte dieser demütige Diener Gottes zuerst an sich, immer gab er seinen Mitbrüdern und den Menschen der Gemeinde den Vorzug. So hatte er es auch in den harten letzten Jahren geschafft, den Glauben der Menschen an Gott zu schützen und Vertrauen in ihm, dem Herrn, und seinen göttlichen Plan zu erhalten. Manch einer zweifelte in der Not an dem Herrn und so sah Hubertus es als seine Pflicht den Menschen hier auf Erden so gut es ging zu helfen, ohne jedes Opfer zu scheuen. Erst letztes Jahr hatte er nicht unbeachtliche Teile des Kirchenschatzes veräußert und von dem Geld hatte er Speisungen für Hungernde durchführen lassen. Doch nicht nur deswegen war die Kirche jeden Sonntag zur Messe bis unters Dach gefüllt, sondern vielmehr kamen die Menschen, um Hubertus sprechen zu hören. Er brachte Gott den Menschen nahe, spendete Trost und gab Hoffnung und das in einer Zeit, in der alles aussichtslos und düster erschien. Ja Michael wollte ebenso ein Mann Gottes werden, ein Mann voller Weisheit, Umsicht und Mitgefühl und immer offen für die Probleme der Gemeinde. Prior Hubertus war zu Recht ihr Hüter, ihr Hirte, der sie sicher durch das verdorbene Tal führte. Paulus hingegen, Michael seufzte schwer, Paulus war all das eben nicht. Die Gier sprang ihm förmlich aus dem Gesicht und seine noch unklare Verbindung zu Konrad von Falkenheim war bedenklich. Der Sohn des Grafen war ein Barbar und Schlächter, anders konnte Michael ihn nicht sehen. Zu oft hatte er im Hospital die Opfer Konrads gesehen. Normalerweise erfreute ihn die Arbeit im Hospital, wenn er Kranken und Verletzten half, doch Konrads Taten sprachen Bände der Grausamkeit und so sah Michael sich jedes Mal hilflos den Opfern gegenüber und es überkam ihm ein kalter Schauer. Er konnte zwar ihre Wunden und Knochenbrüche verarzten, doch die Wunden der Seele vermochte niemand zu heilen, noch nicht einmal Gott selbst. Es schmerzte Michael zutiefst, aber was sollte er tun, sollte er sich Konrad entgegenstellen? Ja das war seine Pflicht und er war wild entschlossen dazu, wie könnte er sonst dem blutig geprügeltem Bauern oder der vergewaltigten Magd in die Augen sehen, wenn er nicht alles tat, um Konrad Einhalt zu gebieten. „oh Herr, wieso lässt du solche Grausamkeiten zu?“ fragte er sich nun laut. Das war die schwierigste aller Fragen, Michael hatte sie sich schon oft gestellt, doch nie hatte er eine zufriedenstellende Antwort erhalten, selbst Prior Hubertus hatte nur gesagt:“ Gottes Wege sind unergründlich. Vielleicht werden wir sie eines Tages verstehen.“ Doch Michael hatte nicht vor sich damit zufrieden zu geben, oder bis zum Tag des Jüngsten Gerichts zu warten, vielmehr würde er nun selbst aktiv werden müssen und der Ungerechtigkeit Einhalt gebieten. Er vertraute auf Gott und darauf, dass dieser ihn führen und ihm die Kraft dazu geben würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)