Vampire? Die gibt es doch gar nicht! von The_Maoh ================================================================================ Kapitel 31: Kapitel 37-38 ------------------------- Kapitel 37: Ich schlief, da war ich ganz sicher. Ansonsten konnte ich wohl kaum an dem kleinen Fluß hocken, der ein paar Meter weit weg von dem Haus meiner Großeltern floss. Ich schmiss einen der kleinen Steine hinein und bekam es nicht mal im Traume hin, dass dieser über die Wasseroberfläche sprang. Wenn ich jetzt aufwache, würde ich diesen Ort verlassen müssen und ich wollte nicht. Ich mochte es hier sehr. Schon immer hatte ich es hier gemocht. Vor allem den Ausblick auf das Gebirge. Es erstreckte sich so weit nach oben und ich hatte jedes mal das Gefühl, es sollte mir Sicherheit bringen. „Du bist alleine hier?“ „Nein, nicht alleine...du bist doch da.“ Ein Lächeln legte sich auf meine Lippen, als ich seine Stimme hörte. Ich mochte sie, habe ich schon immer. Doch nur im Traum konnte ich sie auch hören. Er setzte sich neben mich. Ein Mann, etwa Anfang 30. Er hatte langes, schönes schwarzes Haar und war immer adrett gekleidet. Wenn er den Arm um meine Schulter legte, fühlte ich mich geborgen. Da war nichts weiter dran, nur diese Geborgenheit und auch nur an diesen einen Ort. „Was bedrückt dich?“ Sollte ich es ihm sagen? Ja, so wie immer, wenn ich hier bei ihm war. Ich wusste nicht aus welchen Grund ich genau ahnte, dass dies hier Träume waren. Zudem ebenso wenig, warum ich mich immer an sie erinnern konnte, nachdem ich aufgewacht war. „Ich weiß nicht, ob ich einen Fehler begangen habe und aufgrund dessen so viele gestorben sind.“ „Es werden noch mehr sterben.“ „Das will ich nicht hören. Ich will nicht das andere für mich sterben.“ „Nur kannst du das nicht alleine bestimmen, mein kleiner Mondschein.“ „Du hast immer gewusst, was ich bin, oder?“ „Ja.“ „Und das hier sind wirklich nur Träume?“ „Ja.“ „Kenne ich dich in Wirklichkeit und werde dich irgendwann einmal sehen?“ Er drückte mich fester an sich ran. „Nein. Nur hier und auch nur wenn du mich brauchst.“ Ich seufzte etwas und schloss meine Augen. „Ist dein Name wirklich Rian?“ „Ein Teil davon ja. Was bedrückt dich weiter?“ Ich sah wieder zum Wasser hin, wie es weiter dahinfloss. „Ich will wissen, was für ein Wesen hat kupferfarbende Augen? Sie können gelb werden und er scheint alles in seiner Umgebung verbrennen zu können.“ Ich spürte, wie mich Rian fester hielt. „Halte dich von diesem Wesen fern, mein Mondschein.“ „Aber das kann ich nicht. Ich bin bei ihm. Er hat mir gesagt, er wird mir helfen.“ „Eine Lüge, nichts als eine Lüge.“ „Was ist er?“ Er drehte mich um und ich sah Rian in dessen leuchtroten Augen. Jedes mal wenn ich ihn ansah, kam er mir bekannt vor und ich wusste einfach nie woher. „Ein Drache.“ Kam von ihm als Antwort und ich schüttelte meinen Kopf als ich das hörte. „Ein was?“ Ich wollte es genauer wissen, als das Wasser begann zu stocken. Ich wusste was das bedeutet. Ich wachte auf und versuchte mich daher, wie so oft schon, hier festzuhalten. „Dakaria, sieh mich an.“ Noch nie in all den Jahren, in all den Träumen, hatte er mich jemals mit einem Namen angesprochen, nur mit dem Kosewort. Ich sah zu ihm. Woher kannte er ihn? Aus meinen Erinnerungen? „Halte dich von dem Drachen fern. Du darfst in seiner Gegenwart nicht erwachen.“ Was hieß das schon wieder? Ich wurde oft genug in dessen Gegenwart wach und es war noch nie etwas geschehen. Doch weiter Fragen konnte ich nicht, denn alles um mich herum verschwand. Mit geöffneten Augen sah ich mich um. War ich wieder in dem Schloss? Kerzenlicht strahlte von einer Ecke heraus. Ansonsten war es dunkel. Als ich zum Fenster hin sah, waren die Vorhänge offen und ich konnte einige der Sterne am Himmel sehen, welche nicht von Wolken verdeckt wurden. Doch ich sah kein Gebirge. Vielleicht wenn ich aufstehen würde? Mein Blick ging weiter durchs Zimmer und ich richtete mich langsam auf um zu sitzen. Als ich meinen Arm ansah, war ein Verband drum. Verwundert löste ich diesen, konnte aber keine Verletzung darunter feststellen. Doch ich erinnerte mich noch genau, wie meine Haut gebrannt hatte. „Ein Drache...“ Wiederholte ich die Wörter und so langsam wurde es mir klar. Daher auch diese enorme Hitze. Als ich weiter an mir runter sah, fing ich noch mehr an zu stutzen und stand schließlich auf. Auf dem Boden lag kein Teppich sondern alte Holzdielen. Ich hatte ein schwarzes und vor allem sehr dünnes Nachthemd an, oder war es ein Kleid? Es lag etwas eng an. Irgendjemand hatte mich umgezogen und das wiederum gefiel mir kein bisschen! Ich schreckte zurück als es an der Tür klopfte und sah genau hin, während sie sich öffnete. Tereza kam hinein und lächelte mich fast schon zuckersüß an. Mit hochgezogener Augenbraue und ziemlich misstrauisch, erwiderte ich ihren Blick. „Fräulein Dakaria. Ich bin so erleichtert, dass es euch gut geht.“ „Ja...Danke.“ Als wenn. Ich glaubte ihr nicht so recht. „Wie lange habe ich geschlafen?“ Das mit dem, wer hat mich umgezogen, hob ich mir für später auf. „Ganze sieben Monate. Wir dachten schon, Ihr würdet nicht mehr zu uns zurück kommen wollen, bis der Zauber vollkommen verflogen ist, welcher Euch in der Welt der Sterblichen zieht.“ War es irgendwem verwunderlich, dass mir geradewegs die Kinnlade nach unten sauste. Hatte sie eben tatsächlich sieben Monate gesagt??? „Aber...aber...das kann nicht sein! Ich kann doch nicht so lange geschlafen haben!!“ „Doch, das habt ihr. Ich bitte um Verzeihung, doch wir hatten Euch versucht zu wecken, Ihr wolltet jedoch nicht zu uns zurück kehren.“ Na welch ein Wunder, dachte ich mir kurz und setzte mich erst mal auf diesen Schock aufs Bett. „Wir sind nicht mehr in dem Schloss?“ „Wir sind in Bulgarien. In der Nähe von Burgas.“ „Bulgarien?“ Da hörten meine Geografiekenntnisse ja noch eher auf als in Rumänien! „Wieso sind wir aus Rumänien weg?“ „Ihr wart nicht mehr in Sicherheit. Aus diesem Grund haben wir jede Woche einen anderen Ort aufgesucht.“ Nicht mehr sicher, sagte sie? Na das glaubte ich irgendwie nicht so recht. „Ihr habt bestimmt Hunger. Ich werde Euch einen Spender her bringen lassen.“ „Spender? Einen Menschen? Nein! Ich kann nicht!“ Sie sah mich fragend an. Was sollte ich ihr sagen? Das ich ihn umbringen würde? Ob sie das überhaupt interessiert? „Bitte...nur etwas Blut in einem Glas.“ „Aber das wird Euren Hunger nicht stillen, Fräulein Dakaria.“ „Dann eben zwei oder drei Gläser. Bitte nur keinen Spender oder sonst was.“ Ich sah sie regelrecht flehend an und konnte die Abneigung in ihrem Blick erkennen, dennoch nickte Tereza und verließ das Zimmer. Erleichtert atmete ich aus und ging dann erst mal zum Fenster. „Sieben Monate? Wieso kann das kein Traum sein?“ Ich sah hinaus und mir blieb fast die Spucke weg. Ich sah genau auf eine riesige Fläche Wasser, in welcher sich der Nachthimmel zu spiegeln schien. Wenn ich nicht so verdammt schlecht wäre in Geo, wüsste ich jetzt, was dies für ein See...oder Meer war. „Endlich bist du erwacht.“ Bei der Stimme schreckte ich auf und drehte mich sofort um. Dabei griff ich nach einem Kissen, das in der Nähe lag. Keine gute Waffe, aber ich könnte versuchen ihn damit zu ersticken. „Du brauchst keine Angst zu haben, Dakaria. Du bist hier sicher.“ „Ach wirklich? Sollte ich das nicht in Rumänien auch gewesen sein?“ Juraj biss die Zähne zusammen, das konnte ich erkennen. „Ja, solltest du. Leider habe ich mich zu sehr auf die Abgeschiedenheit verlassen und zudem darauf, dass du nicht einfach abhaust.“ „Wer mich einsperrt muss auch damit rechnen, das ich ausbreche.“ „Das habe ich mir gemerkt und es wird nicht wieder vorkommen.“ „Was? Das ausbrechen oder einsperren?“ Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen, ein sehr gefährliches. „Ich werde dich nicht gehen lassen, wenn dies deine Frage beantwortet.“ „Was willst du eigentlich von mir? Und diesen Unsinn mit „Deiner Sicherheit“ kannst du dir sonst wo hinstecken!“ schrie ich ihm zu. Seine Augen wurden wieder gelb und ich trat näher ans Fenster ran. „Was ich will? Ich will dich. Ich will das du endlich zu dem wirst, was du schon immer warst.“ Sollte ich das verstehen? Doch fiel mir dann ein, was Tereza vorhin sagte und ich dachte sie meinte es nur dahin gesprochen. Ein Zauber der mich in die Welt der Sterblichen zieht? War das auch der Zauber, welcher mich menschlich gemacht hatten? Welchen ich wieder über mich legen wollte? Und hatte Rian vielleicht das gemeint mit, ich darf nicht vor dem Drachen erwachen? „Du bist ein Drache?“ Sein Blick wurde fragend und dann neigte er doch tatsächlich seinen Kopf etwas zur Seite. „Welches kleine Vögelchen hat dir das geflüstert?“ „Vielleicht bin ich da selber drauf gekommen, nachdem du mir die Haut verbrannt hattest?“ Ich hielt meinen Arm hoch, wo allerdings nichts mehr zu sehen war. Aber sicher wusste er genau, von was ich sprach. „Vielleicht. Nun auch egal. Ich werde dich nicht gehen lassen, also solltest du lernen, dich an meiner Seite zurecht zu finden.“ „An deiner Seite würde ich nicht mal stehen, wenn es um mein Leben ginge!“ Ich wollte schon auf Angriff gehen, als Juraj seine Hände hob, so als wolle er zeigen, das er unbewaffnet war. „In zwei Wochen wird der Zauber von dir vollkommen verschwunden sein. Dann reden wir noch einmal, wenn ich keine Sorgen haben muss, dich mit einem einfachen Wutausbruch umzubringen.“ Er verschwand einfach und lies mich schon wieder mit etlichen Fragen zurück. Dieser verdammte Mistkerl! Das Kissen behielt ich in meiner Hand und drehte mich dann wieder um. Zwei Wochen bis der Zauber verschwunden sein soll? War das wahr? Und was dann? Was würde mit mir dann genau geschehen? Mit einem Tablett und vier Gläsern voll Blut kam Tereza hinein und ich war ihr doch dankbar für die Menge, ebenso das sie schnell wieder den Raum verlassen hatte. Drei von den Vieren hatte ich schnell leer getrunken. Mit dem letzten setzte sich mich vor das Fenster und sah hinaus. „Sieben ganze Monate? Einfach so weg?“ Ich legte meine Hand auf die Brust und mir wurde ganz schlecht. Ich musste an die Werwölfe denken. Sie hatten mir erlaubt das Schloss zu verlassen. Hoffentlich hatte Juraj ihnen nichts angetan. Sie konnten nichts dafür. Dann dachte ich auch an die Wachen zurück. War ihnen etwas geschehen? Und vor allem, was hatte damals uns angegriffen? Etwas das mich umbringen wollte? Oder vielleicht retten? Damals wollte ich nicht mal gerettet werden, jetzt aber schon. Ich würde vieles dafür geben um von hier abzuhauen. Nur alleine werde ich nicht weit kommen, nicht mit ihm im Nacken und ich wusste auch nicht, in wie Weit meine Fähigkeiten sich entwickelt hatten. Vielleicht waren sie auch eingeschlafen, nachdem ich sie so lange nicht benutzt hatte. Sollte ich versuchen irgendwie zu Alucard Verbindung aufzubauen? Juraj hatte es bei mir doch auch hinbekommen. Er hatte durch die Schatten mit mir gesprochen und zu sich geholt. Vielleicht würde ich es zumindest fertig bringen, durch die Schatten mit Alucard zu reden. Er war der einzige, welcher mir in den Sinn kam um mir zu helfen... in der Hoffnung das er es auch tun wird und mich nicht einfach ignorierte. Aber sollte er es tun, ich sollte ihm deswegen nicht böse sein. War ich doch diejenige, welche einfach so abgehauen war. Ich trank noch einen Schluck aus dem Glas und beugte mich dann vor zu der kleinen Ecke am Fenster. „Ich weiß, ich bin eine totale Niete im Umgang mit so etwas, aber bitte...bitte lass es doch einfach mal funktionieren. Nur dieses eine mal. Bitte.“ Ich redete mit den Schatten, in der Hoffnung das sie mich verstanden und ich nicht verrückt war zu glauben, das dies etwas brachte. Vollkommen konzentriert sah ich auf sie und als ich spürte, das diese Konzentration nach ließ, trank ich das halbe Glas leer. Ich hätte mir noch mehr bringen lassen sollen von Tereza. Sollte das hier nicht klappen, würde ich dies morgen tun. Noch geschah nichts. Nicht mal die kleinste Regung. Ich gab aber nicht auf und irgendwann konnte ich spüren, das sie ich begannen zu verdichten. War das ein gutes Zeichen? „Oh bitte...Alucard...sag das du mich hören kannst...bitte...Alucard....Alucard...“ Ich wiederholte dies etliche male, bis mir die ersten Tränen aus Verzweiflung kamen und ich versuchte sie weg zu lächeln und einen Scherz zu machen. „Alucard....weißt du eigentlich, dass dein Name Rückwärts Dracula ist?“ Fragte ich und wischte mir die Tränen mit der Hand weg. „Wenn du das noch einmal sagst, werde ich dich ein Jahr lang in der Finsternis einsperren.“ „Von mir aus auch zwei.“ Ich hörte seine Stimme und war erleichtert, doch liefen mir dabei noch viel mehr Tränen über die Wange. „Ich weiß nicht, wie lange ich mit dir reden kann, Alucard, ich habe totalen Mist gebaut!“ „Ich weiß und überlass mir die Kontrolle.“ Ich schüttelte irritiert den Kopf, bis ich spürte, das ich keine solche Konzentration mehr aufbringen musste um die Schatten zu benutzen mit ihm zu sprechen. „Kannst du mich hier raus holen?“ „Nein. Ein Bann sorgt dafür, dass solch ein Weg nur von deiner Seite aus geöffnet werden kann.“ „Na super! Du weißt genau so gut wie ich, dass ich das nicht hinbekomme!“ Resigniert schlug ich die Hände vors Gesicht. „Kathrin. Du hast es geschafft eine Verbindung zu mir aufzubauen, aus welchem Grund solltest du das andere nicht hinbekommen?“ „Weil ich ein totaler Loser bin, deswegen! Ich verstehe nicht, warum mir das alles passieren musste. Ich bin nichts besonderes.“ „Fangen wir wieder damit an? Kathrin. Du bist ein Reinblut.“ „Ja und? Das heißt noch gar nichts! Was kann ich denn? Mich in Schwierigkeiten bringen, das habe ich super hinbekommen! Und was sonst noch? Nichts!!“ Schweigen folgte und ich hatte schon die Befürchtung das die Verbindung unterbrochen war, bis er wieder sprach. „Du konntest dich sieben Monate hervorragend vor mir verstecken.“ War das eben ernst gemeint? Sollte ich ihm sagen, das ich die ganze Zeit geschlafen hatte? Sicher würde er sich dann zu Tode lachen. „Ja...naja...was soll ich sagen? So was kann ich eben im Schlaf.“ ein etwas gekünsteltes Lachen und dann wieder Schweigen von meiner Seite aus. „Wenn du heute schläfst, baue keine Barriere auf. Lass mich rein und ich werde versuchen dir beizubringen deinen Fähigkeiten zu nutzen. Keine Barriere!“ Na als ob ich so was mit Absicht machen würde. Er tat ja fast so, als hätte ich ihn sonst immer ausgeschlossen..oder hatte ich das vielleicht wirklich? „Eine Frage noch, Alucard. Warum hilfst du mir?“ „Weil ich es deiner Mutter einst versprochen hatte.“ Er hatte es ihr versprochen? Also kannte er sie doch und nicht nur flüchtig? „Wie meinst du das?“ „Eine Frage und auf die hast du eine Antwort bekommen. Trink etwas bevor du schlafen gehst. Ich werde auf dich warten.“ „Was?..Aber Alucard...Warte!“ Doch die Schattendichte hatte schon wieder abgenommen und ich wusste, das er weg war. Seufzend sah ich aus dem Fenster raus und musste dann aber doch etwas lächeln. Ich hatte es geschafft mit ihm zu reden und nicht nur das. Er würde mir wirklich helfen. Vielleicht hatte ich Glück und kam hier vor dem Ablauf der zwei Wochen raus. In der Hoffnung das ich nicht noch eher den Verstand verliere. Ich suchte jetzt erst mal ein Bad auf und als ich es gefunden hatte, sicherte ich so gut es eben nur ging die Tür um danach etwa eine halbe Stunde zu duschen. Anschließend zog ich das schwarze Nachthemd oder eben wieder Kleid an. Ich verließ das Bad und ging dann aus dem Zimmer raus. Dieses mal stand ich auf einen Flur. Kein Schloss in dem ich war, sondern ein normales Haus. Welch eine Verbesserung, empfand ich. Aber eine weitere gab es nicht wirklich. Es standen fünf Vampire auf dem Flur und alle sahen zu mir und musterten mich genauestens. Jedoch keiner von ihnen war einer der Wachen. Ob es ihnen gut ging, oder hatte das im Wald sie alle umgebracht? Wieder machte sich Wehmut in mir breit. Als ich einige Schritte ging, folgten mir gleich drei von den Fünfen. Das hieß also, kein Schritt mehr alleine. Waren sie nun aber zu meinem Schutz hier, oder um mich hier fest zu halten? Das Zweite, irgendwie war mir dies am wahrscheinlichsten. Das Haus hatte nur zwei Etagen und ich ging eine Treppe runter, stand dann schon fast vor der Eingangstür. Vor dieser standen wieder zwei Vampire, aber genau so, dass ich nicht hinaus gehen konnte. Da sie keine Anstalten machten mich vielleicht durch zu lassen, bog ich nach links ab und stand in einer Küche. Sie war sauber und es roch nicht nach Essen oder sonst was. Bei diesem Haushalt wohl aber auch kein Wunder. Als ich weiter ging und vor einer Tür stand, die wohl in den Keller ging, musste ich mich zusammenreißen. Blut. Ich roch es deutlich und es kam von dort unten, war frisch. Ich musste schnell die Bilder aus meinem Kopf vertreiben, die begannen sich zu entwickeln. Alle Fenster in diesem Haus waren verschlossen und mit dicken Balken davor. Wohl nur aus dem einen im Zimmer wo ich war, konnte man raus sehen. Wie es aussah traute Juraj keinen anderen mehr zu auf mich aufzupassen, außer denen hier. Die armen Werwölfe dachte ich wieder und hoffte nochmals, ihnen ging es gut. Ich könnte das ansonsten nie wieder Gut machen. Aus der Küche wieder draußen ging ich in einen anderen Raum. Ein großes Wohnzimmer, aber leider ohne Fernseher. Wie schade. Aber zumindest mit Sofa und einem Bücherregal. So viele Bücher wie ich bis her gelesen hatte, hatte ich vorher in meinem ganzen Leben nie. Ich stand davor und zog einen Roman von Stephen King raus. Es war der dunkle Turm. Mal zu hoffen er war spannend. Zumindest war er lang und es gab mehrere Bänder davon. Ich setzte mich damit aufs Sofa und begann einfach zu lesen. Was die anderen um mich herum trieben, war mir egal. Sie sprachen mich nicht an, und ich sie nicht. Denn ich wusste nicht, wem ich hier vertrauen konnte, aber mit großer Wahrscheinlichkeit keinen einzigen. Die Stunden zogen ins Land und an den Reaktionen von einigen konnte ich erkennen, das draußen die Sonne am aufgehen war. Sie gingen etwas weiter von den Fenstern weg, obwohl diese kein Licht durch lassen konnten. Aber auch ich wurde etwas müde und das, obwohl ich wohl den längsten Mittagsschlaf der Welt gehabt hatte. Bevor ich aber schlafen ging, sollte ich Alucards Rat umsetzen. Ich sah zu einen der Vampire. „Kann mir Tereza bitte zwei Gläser Blut ins Zimmer bringen?“ Ich fragte höflich, denn ihnen Befehle geben war nicht mein Ding und wer wusste schon, wie sie darauf reagieren würden. Ich stand auf, legte ein Stück Papier zwischen die Bücherseiten und stellte das Buch dann zurück ins Regal. Gleich danach ging ich wieder zurück ins Zimmer und stand vor einem Kleiderschrank. Dieses mal kein ganzes Zimmer dafür. Eigenartig, obwohl ich mich schlecht gefühlt hatte wegen all der teuren Sachen damals, vermisste ich jetzt schon das Ankleidezimmer. Es war mal was anderes gewesen. Eine kurze, schwarze Hose und ein Shirt streifte ich mir über. Das sollte reichen. Gerade als die Tür aufging, hatte ich den Stoff des Shirtes über meine Brust gezogen. Tereza stellte die beiden Gläser auf den Tisch. „Solltet Ihr noch etwas brauchen, gebt mir bitte Bescheid. Ansonsten, wünsche ich Euch einen schönen Tag. Bis heute Abend, Fräulein Dakaria.“ Ich nickte ihr zu und sie verließ das Zimmer wieder. Sofort trank ich die beiden Gläser leer und stellte sie dann etwas weiter vom Bett weg, zog noch schnell die Vorhänge auf. Danach legte ich mich schlafen und hoffte darauf, dass ich es wirklich hinbekam und auch das Alucard es schaffte, irgendwie zu mir zu kommen. Es schien eine Ewigkeit zu brauchen, bis ich endlich eingeschlafen war. Ich träumte doch oder? Jedenfalls stand ich in dem Zimmer, wo ich auch gerade schlief. Vielleicht war nicht alles genau identisch, aber egal. Ich trug die kurze schwarze Hose und das Shirt, mehr nicht. Meine Haare waren offen und ein Windhauch lies sie kurz wehen. Ich drehte mich um und konnte das Lächeln auf meinem Gesicht einfach nicht unterdrücken. „Es hat geklappt.“ Er stand vor mir, so wie ich ihn kannte, dieses mal sogar wieder mit dieser komischen Brille. „Wenn das kein Traum wäre, würde ich dich festketten und in die Finsternis im Keller schmeißen.“ Er kam näher und ich musste lachen. „Wenn das kein Traum wäre, würde ich vielleicht auch wieder vor die fliehen.“ „Fliehe nicht noch einmal vor mir.“ Er griff in meine Haare und zog mich plötzlich daran zu sich. Konnte man im Traum schmerzen haben? Ich dachte immer nicht, doch hier fühlte ich es dennoch. „Über sieben Monate hast du dich vor mir versteckt. Warum hast du erst jetzt bemerkt, auf wessen Seite du besser aufgehoben bist?“ „Manches braucht seine Zeit..Bitte lass mich los. Du tust mir weh.“ Ich versuchte seine Hand irgendwie los zu bekommen und als ich ein paar Schritte zurück wollte, griff er nur noch fester zu. „Ich werde noch andere Dinge mit dir anstellen.“ Mir lief es kalt den rücken runter, als er das sagte und ich sah hoch zu seinen Augen. „Nimm die Brille ab.“ Ich musste einfach sicher gehen und hoffte auf rote Augen. Mit einem etwas stutzigen Ausdruck im Gesicht, kam er meiner Bitte nach und legte sie auf den Tisch neben uns. Es waren rote Augen. Erleichterung machte sich in mir breit. „Was hast du erwartet?“ „Gelbe Augen.“ Gestand ich und kam etwas näher zu ihm, woraufhin der Griff in meinen Haaren lockerer wurde. „Alucard. Es tut mir wirklich leid. Ich hatte Angst. Vor allem nachdem was auf...was auf der Themse passiert war. Ich konnte einfach nicht mehr und dachte er würde mir helfen. Seine Stimme war so...Ich weiß nicht. Ich hatte mich zu Juraj hingezogen gefühlt in dem Moment.“ Ich sah wieder zu ihm hoch, hoffte er würde etwas dazu sagen, doch fixierte er mich nur die ganze Zeit, also ergriff ich weiter das Wort. „ Aber er wird mir nicht helfen. Er will, dass ich bei ihm bleibe, bis der Zauber oder was auch immer von mir geht, welcher mich auch zu einen Menschen die ganzen Jahre gemacht hatte.“ „Wie lange hast du noch Zeit?“ „Er sagte zwei Wochen. Doch ich habe sorge, es könnte noch früher sein.“ „Zwei Wochen sind verdammt wenig um dir alles beizubringen, wenn du nach drei Monaten nicht mal deine Augen in der Dunkelheit öffnen konntest.“ „Das kann ich noch immer nicht.“ Gab ich zu und seufzte. Zum üben hatte ich ja auch keine Gelegenheit gehabt. „Du weißt es Motivation aufzubauen.“ Bei seinen Worten musste ich etwas lachen und versuchte nun erneut seine Hand aus meinen Haaren zu befreien. Dieses mal ließ er los, doch griff er in meinen Nacken und hielt mich so weiter in seiner Nähe. „Erzähl mir mehr von diesen Juraj.“ Was sollte ich ihm alles sagen? „Er hat kupferfarbende Augen und kurzes, braunes Haar. Etwa zwei Köpfe größer als ich und ziemlich gut aussehend.“ Bei den Worten spürte ich, wie er etwas mehr zudrückte. „Au...“ Ich zog an seinen Fingern, bis er sie wieder etwas lockerer machte. „Weiter.“ „Ist ja gut. Er kann seine Augenfarbe ändern zu gelb und zudem eine ungeheure Hitze ausstrahlen. Als ich ihn fragte, ob er ein Drache sei, hatte er es auf seine Art bestätigt.“ „Ein Drache?“ „Ja. Frag mich nicht wie das geht. Ich habe keine Ahnung. Was soll ich tun?“ „Ihn nicht reizen, solange du nicht deine Fähigkeiten genug ausgebaut hast und halte dich von ihm ab jetzt fern.“ Nichts lieber als das, dachte ich mir. „Dieser Ort?“ „Dort sind wie gerade. In Budapest...irgend eine Stadt mit B...Ich hab es schon wieder vergessen.“ Das war eben nicht mein Gebiet, wie so ziemlich vieles andere auch nicht. „In dem Zimmer bist du gerade? In den Sachen?“ Er sah an mir runter und ich folgte seinem Blick. „Ja, ich schlafe gerade.“ „In den Sachen?“ „Nackt wollte ich ungern schlafen.“ War das ein keuchen aus seiner Kehle? Verwundert sah ich zu ihm, während er mich noch immer genau mit seinem Blick fixierte. „Ich hab die Vorhänge offen. Er scheint kein Sonnenlicht zu mögen.“ „Weil er in diesem anfangen würde Hitze auszustrahlen und er dich noch nicht verletzen kann, ohne das es zu gefährlich für dich ist.“ Deswegen also? Und ich dachte, weil es ihn schaden würde. So ein Mist auch. Da dachte ich, eine Schwachstelle entdeckt zu haben und dann war es eher eine Stärke von ihm. „Wir sollten anfangen mit dem Training.“ Jetzt endlich ließ er mich los und ging einige Schritte von mir zurück. Das nächste war, das sämtliche Möbel verschwanden und wir nur noch in einem leeren Raum standen. „Wie hast du das gemacht?“ „Mir vorgestellt.“ War ja so klar, und das in meinem Traum? Na danke auch. Aber jetzt war keine Zeit um darüber weiter zu reden. „Wir haben nicht viel Zeit. Träume gehen schneller vorbei als die wirkliche Zeit.“ „Wie Schade.“ Ich nickte dann aber und befolgte seinen Anweisungen mich in die Mitte des Zimmers zu stellen, während er seinen Mantel auszog und diesen irgendwo in die Ecke schmiss. Kurz musste ich ihn dabei genau ansehen und auch an das eine Bild zurück denken, welches Juraj mir mit ihm in den Kopf gepflanzt hatte, ich mir aber danach dieses mit Alucard vorstellte. Verdammt, keine Ablenkungen Kathrin! Schrie ich selber zu mir und atmete tief durch. „Konzentriere dich auf deine Umgebung.“ Wenn er wüsste. Das tat ich bereits und mir wurde ganz warm, fast schon heiß. „Atme ruhiger. Dir wird nichts geschehen solange ich hier bin.“ Als wenn dies es besser machen würde. „Schließ die Augen.“ Wie befohlen, so getan. Er stand hinter mir, ich konnte ihn fühlen. Seine Hände legte er auf meine Hüfte. „Bleib ruhig stehen und die Beine etwas mehr auseinander um einen festeren Stand zu haben.“ „Ja...“ Kam es leise von mir. Verdammt, wieso nur fühlte ich mich gerade so komisch? Wenn das meine Hormone waren, würde ich denen gewaltig in den Arsch treten! Dafür hatte ich nun wirklich keine Zeit! Zudem war ich gerade mal 17! Na gut, bald schon 18, so wie es aussah. Aber ich hatte keine Ahnung wie alt Alucard war. Mit Sicherheit weit über 100, wenn nicht sogar noch älter, also sollte ich schnellstens sämtliche Fantasien mit ihm betreffend abschalten und sehr, wirklich sehr tief begraben. „An was denkst du gerade?“ Wie du mich auf den Boden wirfst und mir die Kleider vom Leib reißt, doch das sagen konnte ich nicht und biss mir auf die Innenseite meiner Wange. „Kathrin, du bist abgelenkt. Woran denkst du?“ „An nichts bestimmtes.“ „Dann hör auf daran zu denken und konzentriere dich mehr auf mich.“ Noch mehr auf ihn konzentrieren? Er machte mich fertig. Er kam noch näher und ich spürte seinen Körper an meinem Rücken. „Wenn du so weiter machst, werde ich deine Gedanken mir zeigen lassen.“ „Was??? Aber das geht nicht!!“ „Dies ist nur ein Traum, hier geht vieles.“ „Oh bitte nicht, tu mir das nicht an!“ Ich öffnete meine Augen und sah ihn geradezu flehend an, doch erwiderte er dies nur grinsend. Er wusste nicht, woran ich gerade dachte und er sollte es auch nicht wissen und doch, überlief mich ein roter Schimmer im Gesicht und ich beendete den Traum mit einem wütenden Schrei, als plötzlich vor uns das Bild von uns beiden auftauchte. Ich auf allen Vieren und er mit der Zunge an meiner intimen Stelle. Ich saß senkrecht im Bett und drückte das Kissen mir gegens Gesicht. Vielleicht konnte ich mich selber ersticken. Wie sollte ich ihn jetzt nochmal über den Weg laufen? Ihn auch nur ansehen? Ich war am Ende. Ich würde hier nie raus kommen. Niemals. Kapitel 38: Den vierten Tag in Folge hatte ich es geschafft zu vermeiden Alucard in meine Träume zu lassen. Wie ich das vollbracht habe? Ich hatte keine Ahnung, nur das ich ständig gebetet habe, ihn nicht zu sehen. Alleine schon wenn ich daran dachte, das er dieses Bild gesehen hatte. Es war so peinlich. Was er nun wohl von mir dachte? Ich konnte es mir fast schon vorstellen, wie er danach lachte und mich hätte mit Spot überzogen. Ich war mir ganz sicher, das dies alleine an Juraj lag. Er hatte mir dieses eine Bild in den Kopf gepflanzt. Alleine deswegen hatte ich diesen Gedanken gehabt. Schon bei den Gedanken Alucard wieder unter die Augen zu treten, wurde mir ganz übel. Doch wusste ich auch, dass ich ihn brauchte um hier raus zu kommen. Die Zeit verrann. Ich wusste nicht warum, aber ich konnte etwas in mir spüren. Ein Unbehagen. Es fühlte sich an wie eine Schlange, welche sich in mir regte. Noch nie hatte ich solch ein Gefühl gehabt. Wenn ich mich nicht ablenkte, spürte ich es um so deutlicher. Kurzzeitig war es so stark, das ich glaubte, ich würde in einem Moment ersticken und in dem nächsten zusammenbrechen. War das normal? Hatte es etwas damit zu tun, dass dieser angebliche Zauber bald nicht mehr wirkte? Doch hatte er nicht schon längst aufgehört zu wirken? Ich verstand das alles nicht. Ich war doch schon kein Mensch mehr. Ich konnte nichts anderes als Blut zu mir nehmen und ich hatte diese Fähigkeiten, also was sollte noch weiteres passieren? Vor allem, was dachte sich Juraj, was geschehen würde? Und wieso wussten alle scheinbar mehr als ich? Was hinderte sie daran, es mir zu sagen? Würde es etwas ändern? Nein! Ich hätte einfach nur Gewissheit und könnte mich vielleicht darauf vorbereiten. Obwohl ich noch immer der Überzeugung war, dass nichts sonderliches geschah. Sie hatten einfach eine falsche Vorstellung von mir. Mit einem der Bücher hatte ich mich auf die Fensterbank gesetzt. Das Buch lag gerade in meinem Schoss, während ich hinaus sah auf den Sonnenuntergang. Hier drinnen fühlte ich mich am Tage am sichersten. ES war eigenartig, wenn man daran dachte, was ich doch war. Jedes mal wenn ich darüber nachdachte, entwich mir ein schmunzeln. Morgen Nacht würden wir angeblich den Ort wechseln. Zumindest hatte Tereza dies heute Morgen gesagt, bevor sie mir wieder etwas zu trinken brachte. Ich fragte mich, wie sie es umsetzen wollten, das Reisen. Ich hoffte, dass es dabei eine Möglichkeit für mich gab zu fliehen. Doch hatte ich die Befürchtung, sie würden erneut durch die Finsternis reisen. Wieso brachte ich das nur nicht fertig? Wo lag nur das Problem? Ich hatte in den letzten tagen versucht alleine zu üben, aber es war erfolglos. Mehr als ein paar Minuten konnte ich es nie dort aushalten. Und mich bewegen? Nicht mal einen Schritt hatte ich hinbekommen. Die Augen konnte ich ebenso nicht öffnen um endlich zu sehen wie es dort aussah. Ich sah nach unten zu dem Boden vor dem Fenster. Vorgestern hatte ich einfach versucht raus zu springen und bin sogar etwa hundert Meter weit gekommen, bis mich etwas zu Boden gerissen hatte. Es war einer von den anderen Vampiren hier. Ich hatte geschrien, als ich mich zu ihm umgedreht hatte und sah, wie seine Haut lauter Verbrennungen aufwies, doch er schien sich nichts daraus zu machen, oder ignorierte sie einfach und schaffte mich wieder zurück ins Haus. Wie es aussah, hatten sie mehr Angst vor Juraj als vor ihrem eigenen verschwinden..oder sterben. Ich wusste nicht einmal, ob Vampire überhaupt sterben konnten und was danach mit ihnen geschah. So was hatte mich vorher nicht interessiert und daher hatte ich auch nie gefragt. Ob ich irgendwann eine Antwort darauf bekam? Seufzend lehnte ich meinen Kopf zurück und schloss kurz die Augen. Der Wind vom schwarzen Meer war angenehm und ja, ich hatte endlich raus bekommen, was das für ein Gewässer dort hinten war. War nicht alles umsonst hier, versuchte ich mir einzureden. Ebenso dachte ich schon wieder daran, das ich so lange geschlafen haben soll. Sieben Monate. Wie konnte das nur sein? Wie war das möglich? Oder war das für sie...für uns..normal? So eine Art Winterschlaf? Ich würde noch verrückt werden, wenn ich weiter darüber nachdachte. Ich hatte nicht einmal meinen 17. Geburtstag richtig feiern können und dann kam schon bald der 18. auf mich zu? In was für einer Welt war ich hier nur? War das alles nicht vielleicht nur ein schlechter Traum? Könnte ich nicht einfach aufwachen und würde im Bett, zu Hause bei meinen Eltern aufwachen? Ich würde sie sofort umarmen, ihnen sagen, wie lieb ich sie habe und das mir alles, wirklich alles leid tat was ich jemals getan habe, dass sie verletzt hatte. Wie es ihnen wohl gerade ging? Was sie gerade machten? Hatten sie mit bekommen, das ich nicht mehr in London war? Hatte es ihnen überhaupt jemand gesagt? Ich hatte nicht mal auf ihren Brief geantwortet von damals und das Bild mit uns dreien war nicht hier. Anscheinend war es noch immer in dem Schloss in Rumänien. Das Buch legte ich zur Seite und zog meine Knie an, schlang die Beine drumherum und legte das Kinn auf die Knie. Ich war so alleine und fühlte mich so hilflos. Hätte ich es gekonnt, ich hätte versucht mich aus dem Fenster fallen zu lassen, in der Hoffnung mein Genick dabei zu brechen. Aber dafür war es nicht hoch genug und ich war nicht mal sicher, ob es funktionieren würde. Als ich dann über meine Gedanken sinnierte, schlug ich die Hände über den Kopf zusammen. An was dachte ich da? Als ob dies irgendwelche Probleme lösen würde! Natürlich nicht. Die Sonne verschwand und nur noch ein leichter Schimmer des Lichtes war am Horizont zu sehen. Ich wollte gerade das Fenster schließen, als ich sah, wie eine Nebelwolke über den Meer begann sich zu bilden. Ich sah fasziniert zu. Wer wusste schon, wann und ob ich jemals wieder solch einen Anblick bekommen würde. Warum wusste ich nicht, aber der Anblick davon begann mich zu beruhigen. Ich musste sogar etwas lächeln. Als wenn etwas in mir sagte, es wird alles gut. Doch ob ich dem glauben konnte? Vielleicht nicht, doch in diesem Moment wollte ich es einfach, bis die Tür zum Zimmer aufging. Erst dachte ich, es sei Tereza doch stand er dort drinnen. Die ganzen Tage und Nächte über, war er nicht mehr hier aufgetaucht und ich hatte gehofft, Juraj würde auch die nächste Zeit nicht hier aufkreuzen. Sein Blick war durchdringend und ich sah, wie seine Augenfarbe ständig wechselte. Er kam auf mich zu, wobei ich auf der Stelle in Angriffsstellung ging. Ich hatte keine Lust mich von ihm anfassen zu lassen und als er nahe genug dran war, wollte ich ihn eine mit der Faust verpassen. Doch er drehte sich dabei geschickt zur Seite und legte von der Seite die Arme um mich und zwar so, das er meine Arme damit ebenso festhielt. „Lass mich los!!“ Schrie ich und wollte versuchen ihm auf den Fuß zu treten. Als das nicht gelang, versuchte ich ihn eine Kopfnuss zu verpassen, auch das scheiterte. „Du bist zu schwach, sieh es ein und wehre dich nicht.“ Ich wollte was erwidern, doch stockte mir plötzlich der Atem. Ich sah, wie die Schatten begannen um uns herum zu kriechen. „Was?“ Ich verstand es erst nicht, doch dann schon. Er wollte mich von hier weg bringen, aber wieso? Ich dachte erst morgen wollten sie aufbrechen. Bevor die Schatten es schafften mich ganz einzuwickeln, konnte ich noch einen Blick nach draußen erhaschen und sah wieder den Nebel, welcher sich zu verdichten schien. Ich musste halluzinieren, als ich dachte, dort rote Augen heraus leuchten sehen zu können. Meine Augenlider waren wieder wie Stein. Ich konnte sie nicht bewegen. Die Kälte kroch mir in in den Körper. Wieso schaffte ich es schon wieder nicht, die schützende Hülle um mich aufzubauen, welche mir Geborgenheit und Wärme geben sollte? Statt dessen begann sich die Panik in mir wieder auszubreiten. Seine Arme wurden fester um mich und dies befeuerte meine Angst nur noch mehr. „Beruhige dich, Dakaria! Oder willst du, dass ich dich los und hier zurück lasse?“ Meinte er damit die Finsternis? „Denkst du, du würdest alleine hier raus finden?“ Mit welch einem belustigenden Unterton er das sagte. Er wusste genau, das ich mich nicht durch die Schatten bewegen konnte. Doch was war schlimmer? Hier zu bleiben und hier drinnen zu vergehen oder bei ihm zu bleiben? Beides war für mich ausweglos. „Dakaria. Nicht mehr lange.“ Hauchte er mir gegen die Haare. Konnte ich ein Lächeln von ihm wahr nehmen? Es reichte! Ich versuchte mich gegen ihn zu wehren, aus seinen Armen mich zu befreien. Wenn das heiße sollte, das ich hier drinnen gefangen war auf Ewig, dann sollte es so sein! Ein Wort konnte ich nicht über meine Lippen bringen und ich spürte, wie die Anstrengung an mir zerrte. Er lachte. „Welch ein Temperament du besitzt, aber es wird dir nichts nutzen.“ Das wollte ich nicht höre und machte weiter, bis auf einmal ein warmes Gefühl mich zu durchfluten schien. Sofort beruhigte ich mich und spürte wie sich Juraj anzuspannen schien. Was war los? Doch herausfinden konnte ich es nicht, denn ich spürte, wie wir die Schatten verließen und ich zu Boden ging. Er hatte mich los gelassen. Ich fühlte mich so schwach und bekam gerade einmal einen Spalt weit meine Augen auf. Ich lag auf einem Holzboden. Er wirkte gepflegt und dann konnte ich ihn sehen, wie er sich durch die Haare zu raufen schien. Seine Lippen formten immer wieder neue Worte, doch ich verstand sie nicht. Er verwendete eine Sprache, die mir nicht bekannt war und schien jemanden anzuschreien. Als er fertig war, richtete er den Blick wieder auf mich. Langsam versuchte ich mich aufzurichten, doch mehr als auf die Knie zu kommen, hatte ich noch nicht geschafft. Mein ganzer Körper fühlte sich schwer an und ich hatte die Befürchtung umzuknicken, sollte ich versuchen aufzustehen. „Du wirst jetzt etwas zu dir nehmen, und danach werden wir sofort wieder aufbrechen!“ Er kam auf mich zu und zog mich an den Haaren nach oben. Ich schrie auf vor Schmerzen. Wie konnte ich mich damals nur so in ihn täuschen? Nein, eigentlich hatte ich es von Anfang an gewusst. Ich konnte ihm nicht vertrauen. Seine Hand versuchte ich weg zu schlagen, aber es gelang mir nicht und er zog mich mit hinaus aus dem Haus. Wir standen auf einer Straße. Ich wusste nicht in welchem Ort. Kleine Läden zierten die Straße und es war dunkel, tiefste Nacht. Wir waren in einem kleinen Ort, vielleicht sogar einem Dorf? Er ließ von meinen Haaren ab, legte seine Hand dann aber auf meinen Rücken und dirigierte mich zum gehen. Nur mit mühe schaffte ich es. Wir kamen an einer kleinen Nebenstraße vorbei, wo ein paar Jugendliche sich gerade ein paar Flaschen Bier einflößten und zu uns sahen, als wir dort standen. Wie es aussah, konnte man des Nachts nicht viel mehr in diesem Ort tun als Jugendlicher, als sich irgendwo zu treffen und gemeinsam etwas zu trinken. Wie schade, das mir so etwas wohl verwehrt bleiben wird. Ein normales Leben, mit solchen Erfahrungen. Ein Lächeln legte sich wieder auf meine Lippen, allerdings eines aus Trauer. „Trink!“ Juraj schubste mich in die Richtung der Jugendlichen. Er wollte, dass ich von ihnen trank? Jetzt und hier? Das konnte ich nicht! Die 7 Jugendlichen sahen mich alle fragend und irritiert an. Sicher kannte man hier jeden und wir waren vollkommen fremd. „Wenn ihr denkt, wir teilen mit euch unseren Alk, dann habt ihr einen zu viel in der Krone! Verpisst euch!!“ Kam es von einem der sieben und ich drehte mich zu Juraj um. Dieser hatte die Arme vor der Brust verschränkt. „Trink, oder soll ich dir helfen?“ Mir helfen? Wie denn? Ich sah wieder zurück zu den Jugendlichen, wo Fünfe von ihnen sich aufstellten und scheinbar keine Probleme damit hatten mich zu verprügeln. Spürten sie die Gefahr? Die anderen Zwei zumindest hielten sich zurück und standen dann auch auf. „Lasst uns einfach abhauen.“ „Genau, wir können auf dem Bolzplatz weiter machen.“ Meinte eine andere. „Vergesst es! Das hier ist unser Platz und wenn die sich mit uns anlegen will, soll sie es versuchen!“ War er so etwas wie die treibende Kraft für diese Gruppe? Es musste so sein, da die anderen nickten. Also waren das die Mitläufer? „Ich hab keine Zeit für so was.“ Juraj ging an mir vorbei und als einer der Jugendlichen versuchte ihn mit der Faust zu schlagen, ließ er diese in seine Handfläche treffen und drückte dann zu. Der Junge ging zu Boden vor schmerzen und die anderen versuchten sofort ihren Freund zu helfen, doch wich er jeden Schlag gekonnt aus und teilte ordentlich aus. Am ende lagen sie alle sieben auf den Boden. Er kam wieder zu mir und griff in meinen Nacken, schob mich zu ihnen. „Jetzt trink endlich! Wir haben keine Zeit!“ Wieso hatten wir keine Zeit? Ich sah runter auf die Jugendlichen, welche sich am Boden vor Schmerzen wälzten. Einer von ihnen versuchte mit seinem Handy Hilfe zu rufen. Ich konnte das nicht und schloss meine Augen. „Ich habe genug davon!“ Er wurde wütend und ungeduldig. „AAAAHHHH“ Ein lauter Schrei folgte und ich begann mich zu verkrampfen. Der Geruch des Blutes stieg mir in die Nase. Langsam hob ich meinen Blick. Juraj hatte dem Jungen den Arm einfach so ausgerissen, und warf diesen in die Ecke. Die Hand umklammerte noch immer das Handy und ich spürte unheimlichen Schmerz in mir aufsteigen. Wieso nur tat er das? Auch damals Alucard hatte scheinbar nicht das geringste dagegen gehabt, als die vier Männer auf der Themse ihr Leben lassen mussten. Ich wollte nicht zu so etwas werden. Ich wollte kein Leben leichtsinnig beenden! Das war doch verrückt! Doch es war auch egal, was ich dachte oder mir vornehmen wollte. Mein Körper brauchte es und vielleicht lag es daran, dass mein Verstand sich abschaltete. Vielleicht wollte mein Verstand, dass ich nicht darüber nachdachte, das ich mir keine Vorwürfe mache? Ein berauschendes Gefühl machte sich in mir breit. Der Geschmack des Blutes lag auf meiner Zunge und dieses rann meine Kehle hinunter. Wie viel hatte ich getrunken? Ich war satt und spürte eine Zufriedenheit die nicht im Einklang mit meinem Gewissen war. Als ich die Augen öffnete und zu mir kam, hatte ich noch immer einen der Jungs vor mir liegen. Seine Kehle war aufgerissen. War ich das? Ich sah meine Hand an, doch keine Hautfetzen unter den Fingernägeln. Mein Blick ging zu Juraj, welcher sich gerade die Finger sauber leckte und mich angrinste. Wieder ging mein Blick zu dem Jungen zurück und es zerriss mir das Herz. Es tat mir so leid für ihn. Auf wackligen Beinen stand ich auf und torkelte regelrecht einige Schritte zurück. Etwas erleichtert atmete ich aus. nur zwei hatten den Tod gefunden. Auch wenn dies tragisch war, so hatten die anderen fünf zumindest noch eine Chance, hatte ich angenommen. Doch was dann geschah, riss mir den Boden unter Füßen weg. Juraj war zu ihnen gegangen und hatte sie ohne größere Probleme in Flammen aufgehen lassen. Nun war es nicht nur der Schrei, der Jugendlichen, welcher durch die Nacht hallte, sondern auch mein eigener. Tränen liefen mir übers Gesicht und ich konnte nicht mehr aufrecht stehen, sank in die Knie. „Bald wirst du keinen Kummer deswegen mehr verspüren. Das verspreche ich dir.“ Nein, so wollte ich nicht sein! So durfte ich nicht sein! Ich wollte ihnen helfen, wollte die Flammen löschen. Irgendwie hatte ich es geschafft aufzustehen und stand bei einer von den Jugendlichen, versuchte mit meinen Händen auf die Flammen zu schlagen, doch es brachte nichts. Ich sah zu, wie ihre Haut sich schwarz färbte, wie sie langsam begann zu schmelzen und die Muskeln darunter zum Vorschein kamen. Auch diese begannen sich aufzulösen durch die Hitze und der Anblick war grauenhaft, genau wie der Gestank von verbrennenden Fleisch und Haaren. „Bemitleide keine Menschen!“ Sagte er noch zu mir und griff nach meinem Arm. Ich wollte mich los reißen, doch zog er mich dabei schon in die Schatten hinein. Ich konnte Stimmen hören, Schritte. Andere Leute kamen durch den Lärm angezogen und ich konnte ihren Schrei des Entsetzens noch vernehmen, bevor alles um mich herum wieder schwarz wurde und es so schien, als sei nichts von dem eben jemals passiert. „Du hättest niemals unter ihnen aufwachsen dürfen. Sie haben dich schwach gemacht.“ Hauchte er mir wieder zu, während ich mich versuchte von ihm los zu reißen. Was war schwach daran, niemanden umbringen zu wollen? „Bald wirst du es lieben, ihnen die Knochen zu brechen und sie leiden zu sehen.“ Sein Lachen hallte in meinem Kopf wieder und ich ballte die Hände zu Fäusten. Niemals wird das geschehen, dachte ich mir und spürte wie die Dunkelheit mich wieder frei ließ. Ich öffnete meine Augen und stand auf einer Wiese. Das Gras unter meinen Füßen war feucht. Es hatte gerade geregnet. Als ich hoch sah, erkannte ich etwas weiter weg die Wolken, aus denen es gerade an einem anderen Ort regnete. Die Sonne schien gerade untergegangen zu sein. Meine Gedanken waren noch immer bei den sieben Jugendlichen von eben, und noch immer versuchte ich zu hoffen, das man ihnen irgendwie helfen konnte, das es nicht wahr war. Er kam näher an mich ran und strich einige meiner Haare nach hinten. Ich schlug seine Hand weg und drehte mich wütend zu ihm um. „Wieso hast du das getan?? Sie hatten die oder mir nichts getan!!“ „Du brauchtest etwas zu trinken.“ „Aber doch nicht so!!!“ „Wie dann? Weiter aus einem Glas das Blut trinken, obwohl du nicht einmal weißt, woher es kommt? Kein Gesicht dazu?“ Fragte er grinsend. „Ich will keine Menschen umbringen!! Und man kann auch anders daran kommen!!“ Wieder brach ich in Tränen aus und wünschte mir meine Sabroa her, um ihm damit einige Kugeln zu verpassen. Ob ihn das aufhalten würde? Einen Versuch wäre es wert gewesen. „Lass mich doch einfach gehen! Du musst doch merken, das ich nicht das bin, was du glaubst zu sein!!“ Schrie ich ihn an und behielt ihn genau im Blick, während er in einem etwas größeren Kreis um mich herum ging. „Nur noch ein bisschen und du wirst genau das sein, was ich will.“ „Das ist doch Schwachsinn!“ Ich ließ ihn nicht aus den Augen und bekam daher nur am Rande mit, das immer mehr um uns herum sich versammelten. Erst als er an einigen von ihnen vorbei ging, bemerkte ich die Anwesenheit von ihnen. Ich drehte mich schnell um und zählte etwas über 20 Personen. Was ging hier vor und vor allem, wo war ich? Juraj blieb stehen und lächelte mich an, während in mir nur mehr und mehr Angst entstand. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)