Chaos um Sanae von Schumeriagirl (Was wäre, wenn...) ================================================================================ Kapitel 11: Innere Dämonen -------------------------- Disclaimer: Na ja Leute, ich bleibe standhaft dabei: Nichts gehört mir, bis auf die Idee zu dieser Story... Aber das ist ja auch schon was... „Habe ich mir nicht auch ein kleines bisschen Glück verdient? Nur ganz kleines bisschen?“ Schneider ließ den Kopf sinken. Alle Energie und Fröhlichkeit schien in diesem Augenblick aus seinem Körper zu weichen und er ähnelte einem Luftballon, dem langsam aber stetig die Luft ausging und er am Ende nur noch ein Schatten seiner selbst war. Unbrauchbar, so dass man ihn nur noch weg werfen konnte. Und er war müde, so unglaublich müde. Er wusste nicht, ob er die Kraft aufbringen würde wieder nach Hause zu gehen und sich der Hölle zu stellen, die ihn dort erwartet. Sanae war in den letzten Wochen sein Zufluchtsort gewesen, sein Fels in der Brandung und sie hatte ihm die Kraft gegeben nicht einfach alles hinzu schmeißen. Seine Hoffnung auf ein Happy End mit ihr hatten ihm das erste Mal seit über vier Jahren wieder lächeln lassen. Jeden Morgen hatte er sich auf seine kleine Jogging Runde mit Sanae gefreut und immer, wenn er sie gesehen hatte, schlug sein Herz ein kleines bisschen schneller und tief in seinem Inneren näherte er sich der Überzeugung, dass vielleicht doch alles gut werden würde und dass das Leben ihn trotz seiner großen Schuld ein kleines bisschen Glück in der Liebe zugestehen wollte. Aber augenscheinlich hatte das Schicksal ihn wieder einmal nur noch mehr verletzt. Das war das wohl bekannte Risiko, das man aufnahm, wenn man einem anderen Menschen sein Herz öffnete und ihn einließ in sein Leben. Bittere Enttäuschungen mussten, zumindest im Falle Schneiders, unweigerlich folgen, so hatte er das Gefühl. Karl-Heinz ertrug den Anblick von Sanae und Tsubasa nicht länger. Sicher, er kannte ihre gemeinsame Vergangenheit, oder zumindest einen kleinen Teil davon. Er hatte Sanae während Tsubasas Aufenthalt angesehen, wie tief ihre Gefühle für ihn waren, aber das machte es für ihn nicht leichter. Es schien ihn beinah körperlich zu schmerzen, wie leichtsinnig Tsubasa mit ihren Gefühlen zu spielen schien, falls er sie überhaupt bereits bemerkt hatte. Dabei war das sanfte Leuchen in Sanaes Augen doch nicht zu übersehen gewesen. Ihr Lachen war fröhlicher, ihre Augen leuchteten und ihr ganzes Wesen schien vor Glück nur zu strahlen und Tsubasa schien es nicht wirklich bemerkt zu haben. Nur sein Kuss zeigte Schneider, dass Tsubasa Ohzora anscheinend nicht bereit war Sanae kampflos aufzugeben. „Kalle, ich glaube es ist besser, wenn wir jetzt gehen, denkst du nicht auch?“ Genzo war zu seinem deprimierten Freund getreten und hatte seine Hand auf Schneiders Schulter gelegt. Er wusste, dass sein Freund in diesem Moment viel Trost und Zuspruch brauchte. Es war schmerzhaft zu erkennen, dass ein Mensch von einer anderen Person nicht so geliebt wurde, wie man sie selbst liebte. Das Herz schien zu bluten, man fühlte sich, als wäre einem die Luft abgeschnürt. Genzo kannte das Gefühl und wusste nur zu genau, wie weh es tat und wie oft man die Wut nicht runter zu schlucken vermochte, die in solchen Augenblicken in einem hoch kochte. Wut gegen die Welt, gegen die Menschen und vor allen Dingen Wut gegen sich selbst, die eigenen Gefühle und die eigene Dummheit sich zu verlieben und sich angreifbar zu machen. Verwundbar. Denn demjenigen, den man liebte, gab man die Kraft einen am schlimmsten zu verletzen und solch ein Schmerz heilte nur langsam und hinterließ hässliche Narben. Nicht auf dem Körper, nein, selten auf dem Körper, sondern viel mehr auf der Seele. Manchmal gar, wurde die Seele verkrüppelt und die Angst nahm überhand, so dass die Fähigkeit zu lieben auf der Strecke bliebt. „Ich weiß es nicht, Genzo. Ich weiß es nicht. Vielleicht bin ich gerade dabei einen weiteren, schlimmen Fehler zu begehen.“ Schneider sah Genzo ins Gesicht. Seine Augen waren leer. Sein Blick schien nicht auf einen seiner besten Freunde gerichtet, sondern auf irgendetwas hinter Genzo Wakabayashi. Er schien einfach nur ins Nichts zu starren. Seine Schultern hingen durch und es sah so aus, als hätte dieser Mann das Leid der ganzen Welt auf seinem Rücken geschultert. „Komm schon Schneider, du wusstest doch, dass Sanae in Tsubasa verliebt ist. Das war kein Geheimnis, ich habe es dir gesagt und du hast es doch auch akzeptiert.“ „Ich dachte einfach, wenn man ihr nur etwas Zeit zum Nachdenken gibst, dann wird sie sich auch in mich verlieben.“ „Das könnte schon sein, Kalle.“ „Wirklich?“ „Ja, aber wäre es denn wirklich das, was du willst? Was du immer wolltest?“ „Wieso fragst du? Natürlich will ich geliebt werden. Wir wollen doch alle nur geliebt werden.“ „Das kann schon sein, aber ich persönlich finde nicht, dass Liebe etwas ist, worüber man lange nachdenken sollen müsste. Entweder man liebt aus ganzem Herzen, oder man tut es eben nicht. Alles andere dazwischen ist lüge und Selbstbetrug.“ „Findest du?“ „Ja. Du belügst den Menschen an deiner Seite jedes Mal, wenn du ihm in die Augen schaust und sagst: Ich liebe dich. Weil er dir jedes deiner Worte glaubt. Weil er vielleicht sogar verzweifelt darauf hofft, dass sie wahr sind, oder womöglich irgendwann einmal, mit der Zeit, wahr werden. Und das tut weh und hinterlässt tiefe Narben.“ Betreten sah Schneider zu Boden. Es schwirrten so viele Dinge in seinem Kopf herum und er wusste nicht so genau, wie er alles in Worte fassen sollte, die ausdrückten, was er gerade fühlte. „Sanae wird ihn vermissen. Sie wird ihn sehr vermissen und nach ihrem Kuss wird die Trennung nur noch mehr schmerzen. Warum hat er das getan?“ „Ich weiß es nicht, Kalle, ehrlich, ich weiß es nicht, aber auch wenn er weg ist, wird das Vermissen nicht so schlimm sein. Sanae ist daran gewöhnt. Alles ist besser, als wenn er immer noch hier wäre, zumindest körperlich, und seine Gedanken ganz weit weg. Denn die schlimmste Art jemanden zu vermissen, ist die, an seiner Seite zu sitzen und zu wissen, dass er nie zu einem gehören wird.“ Einen Augenblick schwiegen beide und sahen hinaus in den blauen Himmel. Es gab noch so viel zu sagen, doch einen Moment der Stille brauchten sie jetzt beide. „Warum nimmt es dich jetzt so mit, Kalle? Was nimmt dich jetzt so mit? Du wusstest doch genau, was passieren würde. Das es passieren würde, über kurz oder lang.“ „Es wirklich mit ansehen zu müssen. Er tritt ihre Gefühle die meiste Zeit mit Füßen und das ist es, was ich nicht verstehe. Ich will, dass Sanae glücklich wird, so glücklich, wie ein Mensch nur sein kann. Und wenn Tsubasa die Kraft hat sie glücklich zu machen, dann bin ich der letzte, der sich zwischen sie stellt. Aber heute stürzt irgendwie die ganze Welt auf mich ein. Ich habe einfach keine Chance glücklich zu sein. Normal zu sein. Das ist meine Strafe, das ist mein Schicksal.“ „Nein, Kalle, ist es nicht. Du hast dir dein Glück verdient und du wirst es noch bekommen. Du musst nur dafür kämpfen.“ „Ich habe schon so oft und so viel gekämpft, Genzo, ich bin müde. Ich habe es satt. Warum denn kämpfen, wenn man so oder so verliert? Es gibt für mich nichts zu gewinnen, nur zu verlieren. Wenn man die Zeit als Gegner hat, ist der Kampf schon verloren. Das weißt du und das weiß ich. Über kurz oder lang werde ich sie verlieren, Genzo. Und ich weiß nicht, wie es dann weiter gehen soll.“ Erwartungsvoll sah Schneider zu Genzo, als erwartete er eine Lösung dieses Problems. Genzo war mittlerweile klar geworden, dass Schneider nicht mehr nur von Sanae sprach, sondern auch von Marie. Ein Thema, über das beide Männer nur selten sprachen, das Schneider normalerweise wie die Pest vermied. Die Abgründe seiner Seele erkundete er höchstens des nachts, wenn es dunkel war und keiner seine stummen Tränen sehen konnte. „Du wirst einen Weg finden, Kalle. Ganz sicher. Und noch ist es nicht soweit. Es kann noch so viel passieren. Und manchmal kann die Zeit auch die Wunden heilen.“ Schneider lachte auf, doch es war kein fröhliches Lachen, wie man es von ihm kannte, sondern ein bitteres Lachen, dass Genzo einen kleinen Einblick in Schneiders Seelenleben gab. „Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz, Genzo. Die Lektion habe ich im Laufe der Jahre gelernt, glaub mir. Sonst würde ich nicht immer noch regelmäßig schweißgebadet aufwachen und im Schlaf ihre Namen schreien. Sie würden mich nicht in meinen Träumen heimsuchen und ich könnte ihren Anblick ohne diesen Ohnmächtigen Schmerz und die Schuldgefühle ertragen. Wenn die Zeit meine Wunden geheilt hätte, dann könnte ich mich mit allem abschließen, mich nur noch an die guten Dinge erinnern und mein Leben führen, wie ich es mir immer erträumt habe. So ist es aber nicht und jeden Tag sehe ich den lebenden Beweis meiner Schuld und jeden Tag frage ich mich, warum ich nicht an jenem Tag mit ihnen gestorben bin!“ „Du bist noch hier, weil Marie dich braucht. Weil ihr einander braucht.“ Wieder senkte sich schweigen über die beiden und Schneider war emotional erschöpft. Kraftlos ließ er den Kopf sinken, den er eigentlich immer hatte hoch halten wollen. Noch nie zuvor hatte er so viel über sich preisgegeben und nun begann er auch schon wieder sich in sein Schneckenhaus zurück zu ziehen. „Kalle, ich weiß, dass es schwer ist, aber du kannst den Kopf jetzt nicht einfach in den Sand stecken. Wo ist denn der deutsche Kaiser hin, der niemals aufgibt? Der immer kämpft, auch wenn die Partie noch so hoffnungslos erscheint. Lass den Schmerz zu und verarbeite ihn. Ich bin mir sicher, es ist leichter zu denken als zu fühlen, leichter Fehler zu machen als das Richtige zu tun. Aber wenn du deine Ruhe finden willst, musst du anfangen die alten Geister ans Licht zu zerren und deinen Gefühlen freien Lauf lassen. Es ist sicherlich leichter zu bleiben, was man geworden ist, als zu werden, was man im Grunde ist. Das alles mag einfacher sein, aber es ist nicht das, was sie von dir erwartet hätten. Also sei ein Mann und versuch das beste aus deiner Situation zu machen. Fang mit der Wahrheit an und sieh, wie alles sich entwickelt.“ Wortlos nickte Schneider. Ob er Sanae sagen würde, was er für sie empfand, wusste er noch nicht, das kam darauf an, was sie in dem Brief lesen würde, den Tsubasa ihr heimlich in die Tasche geschmuggelt hatte. Wenn es ein Liebesgeständnis war, so würde er seinen Mund halten, ihr alles Gute wünschen und sie ziehen lassen, wenn nicht, dann hatte er ja vielleicht noch eine Chance. „Kalle, die Liebe kommt zu denen, die immer noch hoffen, obwohl sie enttäuscht wurden, zu denen, die immer noch glauben, obwohl sie verraten wurde, zu denen, die Liebe brauchen und zu denen, die immer noch lieben. Sie wird also auch zu dir kommen.“ Traurig sah Schneider zu Genzo und kehrte ihm denn den Rücken zu. Er ertrug im Augenblick einfach keine Menschen um sich herum, weder Genzo nach Sanae, die mittlerweile schon viel zu häufig in seine Richtung geblickt hatte. Dafür hatte er jetzt einfach keine Kraft. Er wollte heim, zurück zu Marie. Während Genzo und Schneider in ein emotionales Gespräch vertieft waren, entdeckte Sanae den Briefumschlag, den Tsubasa heimlich in ihre Tasche geschmuggelt hatte. Neugierig öffnete sie ihn und zog ein weißes Blatt heraus. Sofort erkannte sie Tsubasas Handschrift und wunderte sich, wie er es wohl geschafft haben mochte, den Brief unbemerkt in ihre Tasche zu schleusen. Hoffnungsvoll begann sie zu lesen. Liebe Sanae, Ich weiß, dass ich nicht da war, als du mich am Meisten gebraucht hast. Ich weiß auch, dass ich mich nicht genug um dich gekümmert habe. Ich habe dich ohne viele Worte verlassen und nur auf meine Träume geschaut, nicht auf das, was du willst. Jetzt kann ich dir ehrlich sagen, dass ich Angst hatte dir zu nahe zu kommen. Angst, was alles geschehen könnte. Dinge, die ich so nicht geplant hatte. Das war dumm von mir, aber ich kann es nicht mehr ändern, aber wenn ich könnte, dann würde ich es tun. Ich habe alles kaputt gemacht und ich weiß ehrlich nicht, wie ich es wieder heil machen soll. Erst hier, in Europa, habe ich gemerkt, wie viel du mir doch gegeben hast, was deine Nähe mir bedeutet. Zu dir kann ich kommen, wie ich bin. Bei dir muss ich mich nicht verteidigen, muss mich nicht rechtfertigen, brache dir nichts zu beweisen. Bei dir kann ich mich anlehnen und mich auch mal ganz und gar fallen lassen. In deiner Anwesenheit kann ich meine Maske ablegen, denn du würdest sowieso durch sie hindurch sehen. Du verstehst mich wie keine andere. Meine Worte. Und auch mein Schweigen. Du bist der Mensch, der mich so hin nimmt, wie ich bin. Du bist aber auch der Mensch, dem ich am meisten weh getan habe. Es tut mir wirklich leid, Sanae, ich entschuldige mich für den Schmerz, deine vergossenen Tränen und für all die kleinen Dinge, die ich dir leider niemals gesagt habe. Ich weiß, ich habe dich lange warten lassen und war noch länger unterwegs, habe ein Leben geführt, bei dem ich mir immer noch nicht so ganz sicher bin, ob es auch wirklich mein Leben ist. Ich habe Angst dich zu verlieren, Sanae, wirklich. Es fällt mir schwer einzuschlafen, denn ich sehe dein lächelndes Gesicht und weiß, dass du mir fehlst. Ich vermisse dich. Ich weiß nicht, was mit mir passiert, aber ich kann einfach nicht aufhören an dich zu denken. An die beste Freundin, die ein Mensch sich wünschen kann. Danke Sanae, dein Tsubasa Wie erstarrt stand Sanae mitten in der Abflughalle und leise tropften Tränen auf das weiße Papier und ließen die königsblaue Tinte verwischen. Ihre Hände zitterten und nur schwerlich konnte Sanae durch ihren Tränenschleier die Menschen um sie herum erkennen. Als würden sie irgendetwas bedeuten. Krampfhaft versuchte Sanae ihre Tränen zu unterdrücken, doch sie führte einen hoffnungslosen Kampf und nur wenige Zeit später schluchzte sie leise auf. Ohne weiter nachzudenken stürmte Sanae auf die Straße, schnappte sich ihren Wagen und fuhr los. Kreuz und quer durch ganz Bremen, nur um auf andere Gedanken zu kommen. Es war ein wahrer Irrsinn, dass Sanae in diesem Zustand fuhr, doch glücklicherweise baute sie keinen Unfall und kein Polizist hielt sie für eine Kontrolle an. Wie ferngesteuert kam sie an Schneiders Haus vorbei, stellte den Motor ab und ging durch seinen Vorgarten zur Tür. Zaghaft drückte sie die Klingel. Sie wusste selbst nicht so genau, warum sie jetzt hier stand und zu ihm wollte, wo Genzos Haus doch nur wenige Meter entfernt war, aber ihr Herz sagte ihr, dass sie jetzt bei Schneider besser aufgehoben war, als in einem Haus, in dem ihr mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die Decke auf den Kopf fallen würde. Sanae hatte außerdem vorhin am Flughafen aus den Augenwinkeln gesehen, dass Schneider schon vorher gegangen war und dass auch er nicht glücklich ausgesehen hatte. Vielleicht konnten sie sich gegenseitig etwas aufmuntern. Langsam öffnete sich die Tür und Sanae wich einen Schritt zurück. Das, was sie da sah, erschütterte sie bis ins Mark und sie wusste nicht, wie sie reagieren sollte, geschweige denn, was sie sagen sollte. Sanae stand einfach nur da und starrte. _________________________________________________________________________________ Das war’s dann auch schon wieder... Diesmal etwas kürzer, dafür aber umso, nun ja, wie soll ich sagen, philosophischer... Und es ging ziemlich tief in Schneiders Seelenleben... Vielleicht erratet ihn ja, was für Geister der Vergangenheit ihn quälen, versucht es einfach mal, vielleicht ist die richtige Idee ja dabei, wer weiß... Und was sagt ihr zu Tsubasas Brief? Wie denkt ihr wird Sanae ihn interpretieren? Gut oder schlecht? Sieht sie ihn wohl als Liebeserklärung? Und was will sie wohl von Schneider?? Auf bald Schumeriagirl Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)