Chaos um Sanae von Schumeriagirl (Was wäre, wenn...) ================================================================================ Kapitel 6: Napoleon Dynamite ---------------------------- Disclaimer: Na ja Leute, ich bleibe standhaft dabei: Nichts gehört mir, bis auf die Idee zu dieser Story... Aber das ist ja auch schon was... An dieser Stelle muss ich unbedingt einmal ein ganz großes Dankeschön an all die tollen Leser und Kommentarschreiber aussprechen.... Danke Leute, ihr seid der Grund, warum diese Story so schnell bzw. überhaupt von der Stelle kommt!!! Unruhig wälzte Sanae sich jetzt schon mindestens zum zehnten Mal von der einen auf die andere Seite. Ein schneller Blick auf den kleinen Radiowecker, den Genzo ihr freundlicherweise geliehen hatte sagte ihr, dass sie noch mindestens zwei Stunden hatte, bis sie aufstehen und sich fertig machen musste. Trotzdem war sie jetzt schon hellwach und befürchtete, dass sie wohl auch nicht mehr einschlafen würde. Was sollte sie die restlichen zwei Stunden machen? Schon mal leise aufstehen, duschen und frühstück machen? Oder doch lieber noch ein bisschen versuchen zu schlafen? Einen Moment dachte Sanae nach und entschloss sich dann, weder das eine noch das andere zu machen. Sicherlich hatte Genzo nichts dagegen, wenn sie heute morgen vor der Arbeit ein wenig joggen ging um sich zu entspannen und um einen freien Kopf zu bekommen. Leise tapste Sanae mit ihren Joggingsachen durchs Haus uns lief, auf der Straße angekommen, einfach so drauf los. Es war ihr egal, wo sie hinlief, da sie sich ja sowieso nicht auskannte. Sie hoffte nur inständig, dass sie sich den Weg zurück gut würde merken können. Hinter ihr hörte sie mit der Zeit ebenso rhythmische Schritte wie die ihren und als sie sich umdrehte er kannte sie Karl-Heinz Schneider, der mit dem MP3-Player im Ohr und geschlossenen Augen nur wenige Meter hinter ihr lief. Verblüfft blieb sie stehen und beobachtete, wie er näher kam. Er schien nicht bemerkt zu haben, dass Sanae stehen geblieben war und so rannte er sie mit voller Wucht um. „Verdammt noch mal, nun pass doch auf und steh’ hier nicht im Weg herum!“ Schneider hatte jetzt endlich die Augen aufgemacht und erblickte eine ziemlich wütend dreinblickende Sanae. Die legte jetzt jedoch zu einem Konter los. „Na hör mal, geht es nicht auch ein bisschen freundlicher? Schließlich bist du in mich hineingerannt, weil du deine Augen nicht aufmachen kannst.“ „Ach so, du bist es Sanae, na dann natürlich. Aber sag mal, was machst du denn schon so früh morgens hier?“ Es war ihm peinlich Sanae so angeschnauzt zu haben, schließlich war wirklich er es gewesen, der mit geschlossenen Augen gegen sie gerannt war. Aber er lief nun Mal immer mit geschlossenen Augen, wenn er sich wirklich entspannen wollte. Dann brauchte er nur seine Musik und die leichten Schritte auf dem Asphalt. Da wollte er nichts sehen, also schloss er die Augen und öffnete sie nur hin um wieder um zu sehen, ob der Weg immer noch frei war. Normalerweise joggte morgens um diese Uhrzeit auch noch keiner auf seinen Lieblingsstrecken, die er schon seit Jahren in- und auswendig kannte. „Ich jogge, wonach sieht es denn sonst aus?“ Manchmal kam Sanaes widerspenstige, patzige Art aus Grundschulzeiten doch wieder durch und augenscheinlich war Schneider derjenige, der sie wunderbar erwecken konnte. Dabei sah er in seinem schlichten Trainingsanzug wirklich gut aus. So sportlich. Irgendwie ähnelte er ein bisschen ihrem Tsubasa, befand Sanae, wenn da nicht die blonden Haare und die strahlend blauen Augen gewesen wären, die Schneider und Tsubasa so voneinander unterschieden. Mit einem Mal fiel Sanae auf, wie unhöflich sie zu Schneider gewesen war und entschuldigte sich natürlich sofort. Immerhin war sie normalerweise kein unhöflicher Mensch und heute würde sie das erste Mal mit ihm zusammenarbeiten müssen, etwas, wovor sie ehrlich gesagt ein wenig Angst hatte. „Tut mir leid, ich wollte dich nicht so anschnauzen.“ „Schon OK, ich bin rauere Töne vom Fußballfeld gewohnt und da sehen die, die mich anschnauzen, bei weitem nicht so entzückend aus, wie du.“ Schneider zwinkerte ihr vertraulich zu und Sanae wurde rot. Warum musste sie in seiner Gegenwart auch immer rot werden? Es war ja fast wie bei Tsubasa, aber bei dem war sie es ja nicht anders gewöhnt, aber hier, mit Schneider war es etwas anderes. Schneider, der Sanaes erröten bemerkt hatte und es einfach nur süß fand, sah in diesem Augenblick seine Chance: Er hatte Genzo zwar versprochen sich nicht an Sanae ran zu machen, aber er hatte nicht versprochen sich von ihr fern zu halten. Freundschaftlich zusammen joggen zu gehen würde wohl kaum unter anmache fallen, auch nicht bei Genzo Wakabayashis strengen Regeln. „Sanae, wie wäre es, wenn wir zusammen unsere Runde joggen?“ „Ich weiß nicht, ich bin wahrscheinlich nicht schnell und ausdauernd genug.“ „Das ist absolut kein Problem, ich laufe meine morgendlichen Runden nur aus Spaß und muss da keine bestimmte Geschwindigkeit oder Strecke laufen. Wir können so schnell und so lange machen wie du kannst und möchtest. Kein Problem.“ Schneider grinste wie ein kleines Kind vorm Weihnachtsbaum und da brachte Sanae es einfach nicht über sich ihn zu enttäuschen. Sein ganzes Gesicht schien sich aufzuhellen und er bekam so süße Lachgrübchen, wenn er so breit Grinste wie ein Honigkuchenpferd. Außerdem hatte er so lieb gefragt und ein bisschen Gesellschaft tat ihr bestimmt auch mal ganz gut. Also joggten gemächlich sie zusammen los und schon bald unterhielten sie sich rege miteinander, tauschten Erfahrungen aus und merkten gar nicht, wie die Zeit verging. Ein Gesprächsthema ergab das nächste und auch Sanaes etwas eingeschränkten Deutschkenntnisse hinderten sie nicht wirklich. Hin- und wieder liefen sie auch einfach nur schweigend nebeneinander her, zum einen, weil Sanae bei so viel laufen und reden die Puste ausgegangen war, und zum anderen, weil sie einfach nur einen kleinen Augenblick gemeinsam die Stille genießen wollten. Schneiders MP3-Player, sonst ständiger Begleiter, lag schon länger unbeachtet in der Jackentasche. Schon beinahe zu spät lieferte Schneider Sanae wieder bei Genzos Haus ab und bedankte sich überschwänglich für die „kleine“ Runde, wie er sie nannte. „Hast du Lust das morgen wieder zu machen? Ich würde mich freuen endlich einen Laufpartner zu haben.“ Einen Moment war Sanae um eine Antwort verlegen. Wollte sie wirklich jeden Morgen von nun an joggen gehen? Mit Schneider zusammen? Karl-Heinz, der ihr Zögern als Absage deutete, platzte ihr mitten in die Gedanken. „Du musst nicht, wirklich nicht. Ich will dich zu nichts zwingen.“ „Nein, nein, das ist wirklich kein Problem. Ich war nur am Zweifeln, ob ich es jeden Morgen schaffe. Wenn ja, dann würde ich sehr gerne mit dir laufen gehen, Karl-Heinz.“ Nur mühsam konnte Schneider ein seliges Lächeln verkneifen, also sagte er bestimmt: „Übung macht den meister, ich bekomme dich schon fit wie einen Turnschuh, keine Sorge. Und wenn wir nun schon zusammen laufen gehen, dann kannst du mich auch Kalle nennen, Karl-Heinz klingt immer so steif und förmlich.“ „Na gut Kalle, dann bis demnächst.“ „Warum bis demnächst?“ „Überraschung...“ Sanae betrat das Haus und ließ einen verwirrten Schneider draußen zurück. Sofort machte Sanae sich auf den Weg ins Badezimmer und sich zu duschen. Dieser „kleine“ Lauf, wie Kalle ihn genannt hatte, hatte ihr alles Kraft und Selbstdisziplin abverlangt, die sie hatte aufbringen können. Jetzt taten ihr alle Muskeln weh, aber sie war irgendwie auch ungewöhnlich entspannt und ausgeruht. Vielleicht hatte ihr diese körperliche Betätigung gefehlt. Vergnügt begrüßte sie Genzo am Frühstückstisch, der noch etwas verschlafen aus der Wäsche schaute. „Gut geschlafen, Genzo?“ Müde murmelte Genzo etwas vor sich hin, entschloss sich aber dann doch aufzusehen und blickte in das vollkommen entspannte und ausgeruhte Gesicht Sanaes. Heute Morgen schien sie außerdem besonders gut gelaunt zu sein. „Pfui Sanae, du strahlst ja so und wirkst so fit, was ist denn los mit dir.“ „Och nichts. Ich war heute morgen nur schon zwei Stunden mit Kalle joggen und fühle mich wach und bereit meinen ersten Arbeitstag bei euch Fußballern durchzustehen.“ Aufgrund der Frühen Morgenstunde brauchte Genzo einige Zeit um die erhaltenen Informationen zu registrieren und einzuordnen. „Du warst joggen? Heute Morgen? Mit Schneider?“ „Japs, ich war heute morgen mit Schneider joggen. Und morgen gehen wir wieder.“ „Und er hat dir gesagt, dass du ihn Kalle nennen dürftest?“ „Ja, hat er, aber sag mal Genzo, was wird das denn hier, das fühlt sich ja an wie ein Kreuzverhör. Ist es dir nicht recht, dass ich joggen gehe? Ich kann auch wieder absagen, das ist gar kein Problem, wenn es dich stört.“ „Nein, nein, Sanae, mich stört es nicht. Ich habe mich einfach nur gewundert.“ Worüber Genzo sich gewundert hatte verriet er Sanae nicht, schließlich musste sie ja nicht wissen, dass Schneider sein morgendlicher Lauf heilig war und er normalerweise jedwelche Gesellschaft zum Teufel jagte. Das würde sie bestimmt nur beunruhigen. Und noch weniger musste Sanae wissen, dass Schneider nur seiner Familie und seinen allerbesten Freunden erlaubte ihn Kalle zu nennen. All das waren irrelevante Information, die Sanae nicht zu wissen brauchte, für Genzo die ganze Geschichte aber in ein ganz anderes Licht rückten. Seine Gedanken kreisten um das, was er gerade eben unauffällig von Sanae erfahren hatte. „Ach alter Freund, vielleicht habe ich dir ja doch unrecht getan und du willst ihr wirklich nicht weh tun. Vielleicht hast du wirklich Gefühle für sie. Aber kommt Zeit, kommt Rat, wir werden das alles schon sehen. Spätestens, wenn Tsubasa hier auftaucht wirst du sehen, dass du keine Chance gegen ihn hast, zumindest nicht, was Sanae betrifft. Du könntest einen ja schon fast leid tun, Kalle.“ Zusammen mit Genzo machte Sanae sich auf den Weg zum Weserstadion, wo sie sich mit Professor Stollberg und Dr. Bammel treffen sollte. Beide wollte ihr heute die medizinischen Vorraussetzungen vor Ort zeigen und ihr einen kurzen Einblick in die Trainingsabläufe geben, die sie als Mediziner routinemäßig zu überwachen hatten. Meistens geschah nichts, aber es musste immer jemand zugegen sein, was aller Wahrscheinlichkeit nach wohl Sanaes Aufgabe sein würde. Die Aussicht auf all das war für Sanae, die noch nie bei einem so großen Fußballverein so nah dabei gewesen war, etwas ganz besonderes. Nervös spielte sie an ihrer Tasche herum, so dass Genzo sich entnervt zu ihr umsah. „Ganz ruhig Sanae. Alles wird gut, du brauchst dir keinen Stress machen, in der Klinik hast du dich doch auch schon wunderbar eingearbeitet, da wird es dir hier mit den Jungs nicht anders gehen. Manchmal glaube ich wir sind einfach alle nur zu groß gewachsene Kinder, also ruhig Blut. Schneider kennst du schon und mit ihm kommst du doch wunderbar klar, also hast du einen Großteil der Mannschaft schon vor deinem ersten Arbeitstag in der Tasche. Kalle ist nicht umsonst Kapitän, wir vertrauen ihm und wenn er sagt, dass man dir vertrauen kann, dann machen die meisten es auch in der Regel. Außerdem bist du doch ein Profi wenn es darum geht sich um das Wohlbefinden von Fußballspielern zu kümmern. Jahrelange Übung sollten sich heute wohl auszahlen.“ Sanae lächelte milde und versuchte sich Genzos Worte zu Herzen zu nehmen. Als sie am Weserstadion ankamen, war von ihren beiden Vorgesetzten noch nichts zu sehen. Wakabayashi verabschiedete sich um sich umziehen zu gehen und so wartete Sanae allein vor dem Personaleingang des Stadions. Es war ihr unangenehm einfach nur so dazustehen und nichts zu tun, so dass Sanae begann verträumt über den Parkplatz zu schlendern. Bei diesem Müßiggang erwischte sie ein großer, junger und überaus muskulöser Mann, der nur grinsend auf sie herab sah. Ihm gefiel das Mädchen vor ihm, auch wenn es neben ihm recht klein und irgendwie ausländisch erschien. Ihre langen, braunen Haare waren zu einem lockeren Knoten hochgesteckt, aus dem vereinzelt Haarsträhnen hervorlugten. Ihr Outfit war schlicht, betonte aber genau ihre Vorzüge. Die dunklen, engen Jeans ließ ihre Beine länger wirken und die figurbetonte himbeerfarbene Bluse akzentuierte dezent ihr ansehnliches, milchweißes Dekolté. Sie hatte definitiv Stil, war elegant, aber nicht overdressed, genau das, was er hier in Deutschland viel zu selten sah. Die meisten Frauen, die hierher kamen, hatten entweder ein Trikot oder sonst etwas unförmiges an oder etwas so hautenges, dass man alles heraus quillen sah. Dezente, schicke Kleidung schien es hier nicht zu geben, da erschien ihm die exotische Schönheit mit den Madelaugen gerade richtig. „Na Cherié, möchtest du ein Autogramm? Normalerweise gebe ich ja keine, aber weil du hier extra so süß auf mich gewartet hast, will ich mal nicht so sein.“ Mit schnellen, flüssigen Bewegungen kritzelte der Mann ein „Pour une très belle femme“ auf ein Stück Papier, steckte es in Sanaes Hosentasche und ging mit einem letzten Blick zurück davon. Verwirrt starrte Sanae ihm nach ohne mitzubekommen, dass Professor Stollberg und Dr. Bammel mittlerweile angekommen waren. „Na Sanae, haben sie sich gleich schon mit dem ersten unserer Starspieler angefreundet?“ Verwirrt blickte Sanae auf und sah einen verschmitz grinsenden Professor Stollberg vor sich stehen. Natürlich war ihr diese ganze Sache sichtlich peinlich, deswegen versuchte sie schnell die Angelegenheit auszuklären. „Professor, es tut mir Leid, ich habe wirklich keine Ahnung, wer das eben war oder was er von mir wollte, ich habe nur auf sie hier gewartet.“ „Ist doch alles in Ordnung. Keiner macht dir Vorwürfe. Nur dass du unseren besten Stürmer nicht erkennst, dass könnte dir Probleme bereiten, denn ihn hast du neben unserem Mittelfeld-Ass Schneider wohl am häufigsten in Behandlung, weil die gegnerische Seite mit ihnen am härtesten umgeht. Wegen der großen Gefahr und so.“ Diesmal war es Dr. Bammel, der Sanae beruhigend auf die Schulter klopfte. Er konnte sich selbst noch sehr lebendig an seine erste Zeit in einem fremden land erinnern, auch wenn es schon einige Jahre hinter ihm lag. Damals war er noch sehr jung gewesen, andere Zeiten waren halt gewesen. „Aber wenn das der beste Stürmer des SV Werder Bremens gewesen ist, dann hieße das ja, dass es-“ „Genau, dass es Louis Napoleon ist. Bingo. Manche nennen ihn auch Napoleon Dynamite, wenn er so richtig aufdreht. Einzigartiger Spieler, nicht umsonst Mitglied der französischen Nationalmannschaft. Ein guter Freund von Erushido Pierre, aber das ist eine andere Geschichte.“ Amüsiert sahen Professor Stollberg und Dr. Bammel zu ihrem Schützling, der jetzt ziemlich verwirrt und eingeschüchtert neben ihnen stand. „Nun komm erstmal mit, wir zeigen dir hier alles wichtige und versuch doch einfach dich zu entspannen.“ Das war natürlich leichter gesagt als getan, aber Sanae versuchte es lächelnd. Gemeinsam führten Dr. Bammel und Professor Stollberg sie durch die heiligen Hallen des Weserstadions, durch die VIP Bereiche des Stadions und die Gästekabinen, da die anderen derzeit von den Spielern selbst belegt waren. Auch der gesamte Bereich, der für die Regeneration diente wurde Sanae bis in den letzten Winkel gezeigt und näher erläutert. Sogar einen kurzen Abstecher in das „Wusuem“ erlaubten sie sich um der kleinen Japanerin auch wirklich alles sehenswerte zu zeigen. Sie sollte schließlich nicht nach Japan zurückkehren und sagen, sie hätte nichts besonderes gesehen. „Dr. Bammel wird dir jetzt erstmal einen Kittel holen gehen und ich muss noch ein paar Blutwerte und so holen, dann treffen wir uns am besten direkt am Trainingsgelände 12. Du kannst es eigentlich gar nicht verfehlen, da trainieren nämlich unsere lieben Jungs heute. Normalerweise würdest du auch gleich den Security Ausweis brauchen, aber heute geht es auch erstmal so, weil Training unter Ausschluss der Öffentlichkeit ist. Warte einfach da auf uns.“ Sanae war es unangenehm, dass ein erfahrener Arzt für sie einen Kittel holen sollte, deswegen beeilte sie sich zu versichern, dass sie es auch durchaus selbst holen könnte, was Dr. Bammel nur mit einer wegwerfenden Handbewegung quittierte. „Solange wir uns hier um unsere Jungs kümmern, sind wir nicht so förmlich. Wir sind ein Team und das gilt nicht nur für die Spieler. Im Fußball müssen schließlich auch alle Mal ohne zu murren die Drecksarbeit übernehmen, wenn Not am Mann ist. Macht dir also darüber keine Gedanken.“ Erleichtert machte Sanae sich auf den weg zum Trainingsgelände. Strenge Hierarchien und Hackordnungen hatte sie noch nie gemocht und dieses lockere, kameradschaftliche Verhältnis gefiel ihr ausnehmend gut. In Japan war alles so ganz genau unterteilt und da hätte ein Vorgesetzter niemals einem Studenten einen Kittel geholt. Aber andere Länder, andere Sitten und Sanae fühlte jetzt schon, dass sie sich mit diesen Sitten sehr leicht würde arrangieren können. Lässig hatte Sanae sich auf eine der Tribünen gesetzt, die normalerweise am Trainingsgelände für die wartenden Fans aufgebaut worden waren. Mit einem Mal legte sich eine Hand auf ihre Schulter und Sanae musste sich fast den Nacken verrenken um zu sehen, wessen Hand es war. „Ah, Cherié, wir haben heute kein öffentliches Training, du darfst hier leider nicht zuschauen.“ Sanae wollte gerade erwidern, dass sie auch nicht in diesem Sinne zuschauen wollte, sondern arbeiten musste, also Napoleon auch schon rigeros weiter sprach. „Ich weiß, ich weiß, du bist wahrscheinlich von weit her gekommen, nur um uns zu sehen, aber Regeln sind Regeln, daran muss man sich halten, auch wenn ich für dich gern eine Ausnahme machen würde, Cherié, aber ich denke mein Trainer würde es mir nicht erlauben.“ Noch immer schien Napoleon nicht bemerkt zu haben, dass Sanae eigentlich schon die ganze Zeit widersprechen wollte, denn er redete munter weiter auf sie ein mit seinem französischen Akzent und in seiner übertriebenen Selbstverliebtheit bemerkte er noch nicht einmal, wie Sanae sich suchend nach den anderen umschaute, von denen sie hoffte, dass sie bald kämen. Und tatsächlich wurden Sanaes Gebete recht schnell erhört und erfüllt sich in Form von Schneider, Wakabayashi und Kaltz, die auf den Rasen zutrotteten. „Hey Napoleon, mit wem redest du denn da?“ Kaltz, der Sanae bisher noch nicht kennen gelernt hatte ging als erstes auf die beiden zu. Genzo und Karl-Heinz hielten sich im Hintergrund, amüsiert über die verzweifelten Blicke, die Sanae ihnen zuwarf. Hier war sie ja gleich an den richtigen Charmeur geraten. Hätte Schneider nicht Sanaes Hilfe suchenden Blicke gesehen, wäre er vielleicht dazwischen gegangen, doch da er wusste, dass sie augenscheinlich immun gegen Louis’ Charme war, konnte er sich entspannt zurück lehnen und die Szene noch einen Moment länger genießen. „Ah, Kaltz, dass kann ich dir gar nicht so genau sagen, denn mein liebes Täubchen hier hat mir ihren Namen noch nicht verraten, nicht wahr, Cherié? Wie heißt du?“ Wenn dieser eingebildete Kerl sie noch einmal Cherié nannte, das wusste Sanae, würde sie ihn auf der Stelle umbringen. Ohne zu zögern und ohne Rücksicht auf Verluste, denn Napoleon ging ihr gehörig auf die Nerven. Genzo, der sah, dass Sanae langsam die Geduld mit dem charmanten Franzosen verlor, mischte sich elegant ins Gespräch ein. „Ach Sanae, schön dass du da bist, ich dachte schon du kämst zu spät.“ Hätten Blicke töten können, so wäre Wakabayashi in diesem Moment tot umgefallen, denn Sanae erprobte ihren giftigsten Blick an ihm. So hatte sie sich ihre Rettung nun wahrlich nicht vorgestellt. „Du kennst sie, Genzo?“ „Oh ja, ich kenne sie, nicht wahr Cherié?“ Fing der jetzt auch noch damit an. Noch ein weiteres Wort und Sanae konnte für nichts mehr garantieren. „Oh Pardon Genzo, ist sie etwa dein neuer Schatz?“ Es reichte. Ja, definitiv reichte es ihr jetzt. Sanae wollte gerade ansetzten und sowohl Genzo als auch diesen eingebildeten Napoleon zusammen zu schreien, dass ihnen hören und sehen verging, da tippte ihr Dr. Bammel auf die Schulter und reichte ihr einen schneeweißen Kittel mit einem Namensschild, auf dem ihr Name stand. „Dr. Bammel, was machen sie denn hier?“ „Ich bringe unserer neuen Ärztin ihren Kittel, siehst du das nicht? Darf ich euch allen vorstellen, dass ist Sanae Nakazawa und sie wird in den nächsten Wochen mit für euer gesundheitliches Wohl verantwortlich sein.“ Ungläubig sah Napoleon von Dr. Bammel zu Sanae und wieder zurück. Dann streifte sein Blick Genzo, der ein schiefes Grinsen nicht unterdrücken konnte. Anscheinend waren alle in diesen kleinen Scherz eingeweiht, alle, bis auf er, der sich hier ganz für umsonst zum Deppen gemacht hatte. Dabei hätte er fast gedacht, dass seine kleine Show Eindruck auf seine exotische Schönheit gemacht hatte. „So Napoleon, jetzt kannst du dich wieder völlig normal verhalten.“ „Als wäre ich sonst nicht normal, Schneider. Du bist doch hier unsere königliche Hoheit, der Kaiser. Aber jetzt will ich mich doch noch mal ordentlich vorstellen, Cherié. Ich bin, wie du wahrscheinlich schon weißt, Louis Napoleon. Die Presse nennt mich Napoleon Dynamite und meine Freunde einfach Louis. Ich hoffe du zählst zu den letzteren, denn augenscheinlich bist du ja mit Schneider und Wakabayashi schon zum ziemlich gut befreundet.“ Jetzt musste auch Sanae grinsen, denn ob sie es wollte oder nicht, irgendwie war dieser eingebildete Bengel, der sie ständig Cherié nannte, doch sehr charmant. Eingebildet und recht nervtötend, aber charmant. Ein Franzose eben. _________________________________________________________________________________ So, nach etwas längerem Warten ist auch dieses Kapitel endlich beendet... Und nur um hier einmal klar zus tellen: ICh habe absolut nichts gegen die Franzosen...Es erschien mir nur ein passender schlusssatz.... Ich muss zugeben, dass ich am Anfang doch recht planlos war und etwas anderes schreiben wollte, aber das habe ich jetzt auf das nächste bzw. übernächste Kapitel verschoben, ich hoffe das stört euch nicht all zu sehr... Dann kommt auch endlich wieder mehr Drama ins Spiel... Um euch aber nicht ganz so hängen zu lassen, kann ich euch ja schon mal den Titel des nächsten oder vielleicht auch erst übernächsten Kapitels sagen, denn das wird „SKANDAL UND EIFERSUCHT“ heißen... Irgendwelche Ideen oder Vorschläge dazu, was es sein könnte? Vielleicht rät ja irgendwer richtig, der darf mir drei Fragen zur Geschichte stellen, ich würde sogar verraten, was zwischen Sanae und Kojiro war... Ein kleiner Tipp: Seht euch das vorhergegangene Kapitel noch mal ganz genau an... Lg Schumeriagirl Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)