The Moment I saw you cry von -Red-Karasu ================================================================================ Kapitel 1: Step one: Not as we ------------------------------ Noch ein kleiner Comment: Das längste Kapitel das ich je irgendwo geschrieben hab..."Not as we" ist übrigens ein ganz und gar wunderbares Lied von Alanis Morisette...Und gewidmet ist die gesamte Story meinem Schatz Jules *kiss* Los geht's... ~~~   Step One: Not as we   Es ist vielleicht keine fröhliche Geschichte, die ich hier erzählen will, auch wenn sie für uns nie wirklich traurig war. Ich kann nur sagen, dass dieser Mensch mir mehr bedeutet als alles andere in meinem Leben. Ich wollte nie mehr, als ihn glücklich zu machen. Ob mir das gelungen ist, oder noch gelingen wird – ich weiß es nicht. Das kann vermutlich nur er beantworten. Alles was ich weiß, ist, dass es an einem warmen Tag im Spätsommer begonnen hat. - Tsukasa     „Wie jetzt, du kannst nicht mitkommen?“ Enttäuscht sah Tsukasa seine Freundin an, die seinen Blick nur entschuldigend und ein bisschen verärgert erwiderte. „Es tut mir doch auch Leid, aber mein Vater meint, dass ich zu jung bin, um allein mit einem Jungen in ein Onsen zu fahren...“, erklärte sie dann frustriert. „Bist du sehr böse deswegen?“ Seufzend sah er auf Midori hinunter und zuckte leicht mit den Schultern. „Nein, natürlich nicht. Schon okay...es ist halt schade undich versteh deinen Vater nicht wirklich. Ich mein, er kennt mich und meine Mutter ist doch sowieso mit dabei...“ Sie gingen langsam über den Schulhof in Richtung einer Bank, auf der sie nach der Schule oft saßen. Sie setzten sich und Midori lehnte sich an ihn, sodass Tsukasa seinen Arm um ihre schmale Taille legen konnte. „Mh...er meinte, es ginge auch nicht um dich, sondern einfach darum, dass ich zu jung sei, sp ganz prinzipiell quasi.“ Sie sah mit großen Augen zu ihm auf. „Wenn du wieder da bist unternehmen wir etwas zusammen, okay?“ Tsukasa nickte mit einem kleinen Lächeln. „Natürlich. Wir müssen die verlorene Zeit ja wieder aufholen...“   ~~~ „Was ist dir denn über die Leber gelaufen?“ Seine Mutter sah ihn erstaunt an, als Tsukasa am frühen Abend die Wohnung betrat und lustlos seine Schultasche auf den Boden fallen ließ, bevor er sich an den Küchentisch setzte und schlecht gelaunt aus dem Fenster sah. „Midori darf morgen nicht mitkommen, ihr Vater ist dagegen.“ Seine Mutter nickte verständnisvoll und strich ihrem Ältesten leicht durch die Haare. Dann ging sie zum Kühlschrank, holte eine Kanne gekühlten schwarzen Tees hervor und goss ihm ein Glas ein. „Wieso fragen wir nicht Hizumi, ob er Zeit hat?“, wollte sie dann wissen. „Eh? Wieso das denn?“ Seine Mutter konnte nicht umhin leise zu lachen. „Jetzt schau nicht so. Er ist immerhin dein Bruder – und seit er bei eurem Vater lebt, seht ihr euch doch auch kaum noch. Und besser als allein fahren ist es doch immerhin, oder?“, hakte sie dann nach. „Okay, okay...überredet“, maulte Tsukasa und stand auf, um in sein Zimmer zu gehen. „Ich werd ihn nachher mal anrufen.“ „Sehr schön. In etwa einer Stunde gibt es dann Abendessen, ja?“ Sich geschlagen gebend nickte Tsukasa und verließ die Küche endgültig. Super. Ja, genau so hatte er sich das vorgestellt. Statt mit seiner Freundin den Kurzurlaub im Onsen genießen zu können, hatte er nun also aller Wahrscheinlichkeit nach seinen drei Jahre jüngeren Bruder am Hals. Nicht, dass er Hizumi nicht mochte, das war keineswegs das Problem, aber er hatte sich das Ganze eben etwas anders vorgestellt. Aus diesem Grund rief er seinen Bruder auch nicht an, sondern beließ es bei einer kurzen SMS mit der Frage, ob dieser morgen mit ihnen wegfahren wolle.   ~~~ „Jetzt mach nicht so ein Gesicht...“ Seine Mutter sah ihn durch den Rückspiegel streng an, was er versuchte zu ignorieren, schließlich hatte er sich nicht umsonst auf den Rücksitz verzogen. Er wollte seine Ruhe haben. Womit er allerdings nicht gerechnet hatte, war, dass seine Mutter mitten auf der Straße voll auf die Bremse treten würde, sodass es ihn fast gegen die Rückenlehne des Beifahrersitzes schleuderte. „Tsukasa Kenji Oota.“ Er merkte am Ton ihrer Stimme, dass er sich wirklich zusammenreißen sollte. „Ja?“, kam die Antwort daher auch verhältnismäßig kleinlaut von ihm. „Du bist nicht der Einzige, der sich auf diesen Ausflug gefreut hat und ich habe nicht vor mir das Wochenende von meinem halbwüchsigen Sohn ruinieren zu lassen. Also entweder du reißt dich jetzt zusammen – und das auch deinem Bruder gegenüber – oder du steigst aus und läufst auf der Stelle nach Hause. Haben wir uns verstanden?“ Still hatte er die Strafpredigt über sich ergehen lassen und nickte nur. „Ich hab's verstanden. Fahr bitte weiter, Hizumi wartet sicher schon.“, fügte er dann noch hinzu. Von den Autofahrern, die wegen ihnen ebenfalls bremsen mussten und nun wie die Irren hupten, mal ganz zu schweigen. Tsukasa seufzte lautlos. Seine Mutter geriet wahrlich nicht oft in Rage, aber wenn es einmal so weit war, konnte man sich auf einiges gefasst machen und sollte es am besten nicht wagen ihr zu widersprechen. Den Rest ihrer kurzen Fahrt verbrachten sie dher schweigend, bis sie auf den Parkplatz des Apartmenthauses einbogen, in dem Hizumi zusammen mit seinem Vater wohnte.   „Hey! Da seid ihr ja!“ Sein jüngerer Bruder hatte die Beifahrertür schwungvoll aufgerissen und ließ sich ohne Umschweife auf den Sitz neben seiner Mutter fallen. Er drehte sich um und strahlte seinen Bruder an, der das Lächeln nur minimal erwidern konnte. „Danke für die Einladung!“ Dann wandte er sich an seine Mutter, die gerade wieder auf die Straße abbog und begann sich mit ihr über irgendwelche Belanglosigkeiten zu unterhalten, während Tsukasa zum Fenster hinaussah und darüber nachdachte, was er nach diesem Wochenende mit Midori unternehmen konnte.   ~~~ Einige Stunden später saß Tsukasa im Schneidersitz an den Rahmen der aufgeschobenen Trennwände des Zimmers gelehnt, das er sich mit seinem Bruder teilte und sah hinaus in den traditionellen Garten des Onsen. Seine Mutter und Hizumi waren noch in deren Zimmer und sahen sich zusammen irgendeine Fernsehserie an, auf die er selbst im Moment keine Lust hatte. Er freute sich hier zu sein, er mochte Orte wie diese und die Ruhe, die sie ausstrahlten. Aber mit jemandem zusammen hier zu sein, mit dem man eine Beziehung führte, war dann doch etwas anderes. Das Sahnehäubchen quasi.   „Hey...“ Er zuckte leicht zusammen und sah auf, als sein kleiner Bruder sich neben ihn setzte und die Beine von sich streckte. „Immer noch sauer?“ „Mh? Wie meinst du das?“ Hizumi lächelte ihn kurz an und sah dann ebenfalls in den Garten. „Du schienst von meiner Anwesenheit nicht besonders begeistert zu sein.“ Tsukasa wuschelte dem Jüngeren, das Lächeln erwidernd, leicht durch die Haare. „Mach dir keinen Kopf, hatte nichts mit dir zu tun. Ich freue mich, dass du hier bist. Wir sehen uns viel zu selten.“ Er ließ seinen Blick ein paar Augenblicke auf seinem Bruder ruhen. „Darf ich dich zeichnen?“ Als er den erstaunten Blick des 15-jährigen sah, musste er leise lachen. „Was denn?“ „Du hast das schon lange nicht mehr gefragt.“ „Ich weiß schon, aber du siehst toll aus in diesem Yukata.“ „...danke“ Hizumi sah ihn verlegen an und wurde ein bisschen rot. „Du...auch. Und klar, darfst du.“ „Okay, warte kurz...“   Wieder etwas besser gelaunt stand Tsukasa auf und ging zu seiner Tasche, um einen Skizzenblock und ein paar Stifte zu holen, bevor er sich wieder zu seinem Bruder setzte. „Bleib einfach so sitzen“, meinte er dann, suchte sich selbst eine bequeme Sitzhaltung und begann mit groben Strichen die Form des Jüngeren aufs Papier zu bannen. „Tsukasa?“ „Mh?“ „...du hast eine Freundin, oder?“ Er sah kurz erstaunt auf, nickte dann aber. „Wie ist sie so?“ „Nett. Ihr Name ist Midori, sie ist zwei Klassen unter mir.“ „Wie lang seid ihr zusammen?“ Tsukasa unterbrach seine Tätigkeit und sah seinen Bruder fragend an. „Wieso willst du das wissen?“ „Nur so...ich bin neugierig.“ „Nicht ganz drei Monate.“ Er griff neben sich und nahm sich einen Kohlestift, um einige Schattierungen in das Bild einzufügen. „Hast du schon mit ihr geschlafen?“ Der Ältere hielt abermals in seinen Bewegungen inne und brauchte ein paar Sekunden bis er die Frage beantworten konnte. „Nein. Sie will noch warten...“ Er richtete sich etwas auf, sah Hizumi an, der noch immer nahezu bewegungslos da saß. „Darf ich?“ Vorsichtig strich er über den Hals seines Bruders und streifte ihm den Stoff seines Yukata ein kleines Stück von der Schulter. Er musste ein Seufzen unterdrücken. Auch wenn er den Gedanken nicht wirklich wahrhaben wollte, sah Hizumi, so wie er nun da saß, von der Nacht umspielt, wie ein wahres Kunstwerk aus. Mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen zeichnete er weiter und meinte leise: „Du wirst immer schöner.“ „Wieso tust du das?“ „Mh?“ „Du machst mir dauernd Komplimente.“ Tsukasa lachte leise, ohne aufzusehen. „Ich sag nur die Wahrheit.“ Er hörte ein leises Rascheln, unterbrach seine Tätigkeit aber erst erneut, als ein Schatten über ihn fiel. Als er seinen Kopf hob, sah er direkt in Hizumis dunkelbraune Augen, die irgendwie aufgewühlt auf ihn heruntersahen. „Tu es nicht...“ Die Stimme des Jüngeren war leise, klang fast ein wenig brüchig. „Ich denke dann nur falsche Dinge.“ Er hatte sich vor seinen Bruder gekniet und beugte sich jetzt etwas zu ihm. „Was für Dinge?“ „Dass...du mich magst...wirklich magst.“ Bevor Tsukasa noch wirklich reagieren konnte, hatte Hizumi sich ihm noch weiter genähert und küsste ihn vorsichtig auf die Lippen. Doch schon einen Augenblick später hatte sein Bruder sich wieder von ihm gelöst und sah nun betreten auf den Boden. „T-tut...mir Leid, ich weiß auch nicht was das war...“ Der Ältere der Beiden nickte nur beschwichtigend, während er versuchte zumindest äußerlich ganz ruhig zu bleiben und nicht zu zeigen, wie durcheinander ihn diese beinahe flüchtige Berührung gebracht hatte. „Schon gut.“, meinte er lächelnd und zwang sich ruhig zu atmen. „Magst du dich wieder hinsetzen oder soll ich morgen weitermachen?“ „...nein, ist okay.“ Hizumi brachte sich wieder in die gleiche Haltung wie vorher und sah schweigend in den in Dunkelheit gehüllten Garten.   Das leichte Zittern seiner Hände unterdrückend nahm Tsukasa seinen Block wieder zur Hand und bemühte sich konzentriert weiterzuzeichnen, sodass die sich ausbreitende Stille nicht noch drückender wurde, als sie ohnehin schon war. Es war merkwürdig, aber noch immer hatte er das Gefühl die Lippen seines Bruders auf den seinen zu spüren und dieses Kribbeln wollte einfach nicht verschwinden. Er hatte gedacht – und gehofft – dass er diese Phase hinter sich hatte, doch er musste wohl leider zugeben, dass dieser kaum ein paar Sekunden dauernde Kuss ihn mehr aufgewühlt hatte, als es bei Midori oder einem anderen Mädchen je der Fall gewesen war. Und das sicherlich nicht, weil Hizumi sein Bruder war und er sich dadurch gestört fühlte.   Etwa zwanzig Minuten später legte er mit einem zufriedenen Seufzen den Block zur Seite und streckte sich ein wenig, was Hizumi Zeichen genug war sich ebenfalls wieder zu bewegen. Der 15-jährige ließ seinen Kopf leicht kreisen, was ein unangenehmes Knacken im Genick hervorrief und streckte dann die Hand nach dem Bild aus. „Darf ich?“, fragte er, als Tsukasa nicht sofort reagierte. „Sicher...“ Er reichte seinem Bruder den Block und stand dann auf um die restlichen Zeichenutensilien wieder in seinem Rucksack zu verstauen. „Magst du noch etwas trinken?“ „Klar, gern.“ Hizumi hatte hinter ihm das Zimmer betreten und schloss nun die Schiebetüren, die auf die Veranda führten. „Mann, ich bin total verspannt überall...“, seufzte er dann, als er zu seinem Bruder trat, ihm den Block zurückgab und dafür ein Glas kühles Wasser in Empfang nahm. Der Ältere legte sein Skizzenbuch zu seinen restlichen Sachen und sah dann aus seiner sitzenden Position zu ihm nach oben. „Soll ich dich massieren?“, wollte er wissen und strich sich lächelnd eine Strähne seines Ponys aus dem Gesicht. Tsukasa wusste nicht genau, wie er auf diesen Gedanken kam, aber anscheinend – so kam es ihm zumindest vor – vernebelte ihm der Anblick Hizumis in einem Yukata irgendwie das Gehirn. Aber was sprach eigentlich dagegen? „Würdest du das ehrlich machen?“ Der Jüngere war vor ihm in die Hocke gegangen und sah ihn nun mit einer fast kindlichen Begeisterung an. „Das wär echt super von dir“, fügte er noch strahlend hinzu, sodass der Ältere der Beiden, selbst wenn er gewollt hätte, nicht hätte widersprechen können. „Für meinen Lieblingsbruder doch immer“, meinte er also nur grinsend und streckte sich, um in seiner Tasche nach etwas zu kramen, was ihm das Massieren einfacher machen würde. Schließlich zog er eine Tube Sonnencreme hervor und wies seinen kleinen Bruder an sich auf eines der im Zimmer ausgebreiteten Futons zu legen. „Achja...und mach den Oberkörper frei“, fügte er mit einer Geste in Richtung der Tube hinzu. „Dann geht das besser...“   Beinahe gegen seinen Willen fasziniert sah er zu wie Hizumi sich ohne irgendwelche Widerworte aus seinem Yukata schälte und es sich dann bäuchlings auf dem Futon bequem machte. In einem versteckten Winkel seiner Gedanken wusste er, dass diese Faszination nicht künstlerischer Natur war und er nicht deshalb seine Blicke nicht vom Rücken seines Bruders nehmen konnte, weil dieser ihm im Moment wie das Perfekteste erschien, was er je gewesen hatte. Nein, viel mehr trieb irgendetwas in seinem Inneren ihn dazu, diesen Körper vor sich näher kennenlernen zu wollen. Näher als irgendjemand anderes das tat. Energisch schüttelte er den Kopf. Er musste aufhören so einen Schwachsinn zu denken. „Könnte etwas kalt sein...“, meinte er nur – und musste sich zu seiner Schande eingestehen, dass seine Stimme leicht heiser klang – als er etwas von der Creme auf Hizumis Rücken verteilte, auf dem sich auch gleich eine leichte Gänsehaut ausbreitete. Tsukasa schob die Ärmel seines eigenen Yukatas zurück und begann dann mit langsamen, festen Bewegungen mit der Massage.   „Du bist ja wirklich ziemlich verspannt.“, stellte er nach einiger Zeit des Schweigens fest. „Du hättest doch sagen können, wenn es zu unbequem war...“ Der Jüngere schüttelte nur leicht den Kopf. „...ist nicht so schlimm...“ Er ächzte leise, als Tsukasa eine besonders schmerzhafte Stelle bearbeitete. „Ich glaub eher, dass das vom Schwimmen kommt...“ Ein genüssliches Seufzen verließ seine Lippen, als er mehr und mehr von den wohltuenden Händen des anderen eingenommen wurde. Für ihn war es schön wieder einmal Zeit mit seinem Bruder zu verbringen. Seit ihre Eltern sich getrennt hatten, sahen sie sich nicht mehr wirklich oft und selbst wenn, waren ihre Gespräche meist nur oberflächlich und er vermisste den guten Freund, der Tsukasa ihm früher immer gewesen war. Er vermisste die Nähe und den vertrauten Umgang zwischen ihnen, die jetzt – zumindest zu einem Teil – wieder zu existieren schienen. Und viel zu schnell, für seinen Geschmack, ließen die warmen Hände wieder von ihm ab und er spürte, wie Tsukasa sich neben ihm auf auf die Tatamimatten setzte. Langsam richtete der Jüngere sich ebenfalls auf und zog sich den Yukata wieder vollständig an, ohne sich den Blicken seines Bruders bewusst zu sein, die noch immer irgendwie sehnsüchtig auf seinem Rücken weilten. Zufrieden drehte er sich um und setzte sich dem Anderen gegenüber ebenfalls im Schneidersitz hin. „Weißt du was den Abend jetzt noch absolut fantastisch machen würde?“, fragte er, bevor er einen Schluck aus seinem Wasserglas nahm. „Nein? Was denn?“ Tsukasa zwang sich sein Augenmerk von der wahnsinnig fesselnden Struktur des Bodenbelags zu abzuwenden und sein Gegenüber anzusehen. Wenn er sich nicht halbwegs normal aufführen konnte, würde das nur zu ziemlich unangenehmen Fragen führen. Zum Beispiel warum er sich krampfhaft davon abhalten musste auch noch den Rest von Hizumis Körper mit seinen Händen – oder noch besser: seinen Lippen – zu erkunden. Das war doch Irrsinn. „Ich würde jetzt wahnsinnig gern noch ins Wasser gehen!“ Die Begeisterung in der Stimme des Jüngeren ließ ihn ehrlich lächeln. „Kann man da so spät noch rein?“ Er hatte sich nicht allzu sehr mit den Öffnungszeiten der Bäder auseinandergesetzt, doch Hizumi nickte einfach. „Kommst du mit? Bitte? Ich bin auch ganz lieb?“, fragte der Jüngere dann und sah ihn mit großen Augen an. Wie sollte man sich da wehren? „Alleine macht es keinen Spaß...“ Gespielt seufzend nickte der Ältere. „Sonst gibst du ja doch keine Ruhe, Kleiner...dann lass uns mal gehen.“ So ganz wohl war ihm bei dieser Sache zwar nicht, aber er hatte seinem kleinen Bruder noch nie einen Wunsch abschlagen können. Vor allem nicht wenn der ihn mit diesem Hundeblick ansah, der jetzt allerdings von einem breiten Grinsen ersetzt worden war. „Super. Ich wusste doch, dass ich mich auf dich verlassen kann!“, tönte der Jüngere dann auch schon, packte seinen neu erkorenen Lieblingsbruder an der Hand und zog ihn hinter sich aus dem Zimmer in Richtung des Außenbeckens, das er heute schon den ganzen Tag hatte besuchen wollen. Schließlich kam man ja leider nicht allzu oft an einen Ort wie diesen.   „Haaaaaaaah~“ Mit einem genüsslichen Aufseufzen ließ der 15-jährige sich in das heiße Wasser gleiten. Ein Anblick, der nun wiederum Tsukasa ein gedankliches Seufzen abverlangte. Nur mit viel Willenskraft konnte er seine Blicke vom nunmehr unbekleideten Körper Hizumis abwenden und sich darauf konzentrieren, selbst in das Becken zu steigen ohne sich dabei Verletzungen zuzuziehen. Er fühlte die aufsteigende Hitze als das Wasser seinen Körper umspielte und legte den Kopf an den Beckenrand gestützt in den Nacken. Zusätzlich schloss er die Augen, um sich vollkommen entspannen zu können. Neben sich hörte er hin und wieder ein leises Plätschern, wenn Hizumi sich bewegte. Sein Bruder hatte noch nie lang still sitzen können. „Tsukasa?“ „Mh?“ „Danke für die Massage.“ „Ist doch kein Ding, mach ich gern für dich...“ Schmunzelnd zuckte der Ältere zur Bekräftigung seiner Aussage mit den Schultern, ohne jedoch die Augen zu öffnen. Deshalb fuhr er leicht zusammen, als er spürte wie zwei Arme sich vorsichtig um seinen Oberkörper schlangen. Er schlug die Augen auf und sah hinunter auf Hizumi, der jetzt vertraulich seinen Kopf an die Schulter seines Bruders legte. „Ich...hab dich wirklich vermisst“, sagte er dann so leise, dass Tsukasa es kaum verstehen konnte. „Es ist komisch ohne dich...“ Der Angesprochene versuchte erfolglos seinen Puls zu beruhigen und fühlte sich gerade doch etwas mit der Situation überfordert. „Du kannst mich gern mal besuchen kommen...“, kam seine Antwort deshalb etwas verspätet. „Unsere Mutter würde sich sicher auch freuen, wenn sie dich nicht nur alle zwei Monate oder so mal zu Gesicht bekommt.“ „Mhhh, mal sehen...ich will dich ja auch nicht stören oder so.“ „Wie meinst du das?“ Zögerlich legte er nun ebenfalls einen Arm um den Jüngeren und strich ihm sanft über die Seite. „Du störst doch nicht.“ „Weiß ja nicht. Wegen deiner Freundin und so.“ Tsukasa zog die Augenbrauen erstaunt nach oben. „Irgendwie klingt es, als ob du sie nicht magst...dabei kennst du sie doch gar nicht, oder?“ Hizumi schüttelte nur leicht den Kopf. „Stört mich nicht.“ Er seufzte leise. „Ich meinte nur, dass ihr ja sicher mal eure Ruhe haben wollt und du keinen Bock hast deinen kleinen Bruder zu Besuch zu haben, wenn sie auch da ist.“ Er sah auf und verzog demonstrativ das Gesicht. „Und ich hab keine Lust euch beim Rummachen zu erwischen.“ Der Ältere konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. „Gott, ich muss ja ein furchtbarer Bruder sein!“ Er zog Hizumi in eine Umarmung. „Und keine Angst, ich würde dich ihr immer vorziehen.“ Kaum hatten diese Worte seinen Mund verlassen fühlte er Hitze in seinen Wangen aufsteigen, die er beim besten Willen nicht auf die heiße Quelle schieben konnte. Er hoffte nur, dass der Kleine diese Aussage nicht irgendwie falsch aufgefasst hatte. Aber vermutlich war er hier der einzige, der das irgendwie zweideutig fand. Etwas zu schnell ließ er seinen Bruder wieder los und atmete tief durch. „Wir...sollten vielleicht wieder reingehen, ich glaub mir wird allmählich ein bisschen schwummrig...“, murmelte er dann und machte sich daran aus dem Becken zu steigen. Er wartete bis Hizumi sich anschickte ihm zu folgen und wollte schon wieder in Richtung der Umkleiden gehen, als er nach ein paar Schritten merkte, dass der Andere nicht neben ihm war. Stirnrunzelnd ging er die wenigen Schritte wieder zurück, beugte sich zu seinem Bruder hinunter und strich ihm leicht über den Oberarm. „Was ist los?“ Hizumi, der auf dem Beckenrand sitzend bis jetzt in den Nachthimmel gesehen hatte, wandte sich mit einem schwachen Lächeln seinem Bruder zu, bevor er in einem ernsten Tonfall zur Antwort ansetzte: „Ich denke, ich mag deine Freundin trotzdem nicht...“, erklärte er leise. Dann stand er ebenfalls auf und legte die Arme um den Nacken Tsukasas. „Ich mag es nicht, dass sie so viel von dir hat. Früher waren wir fast immer zusammen...manchmal hab ich das Gefühl es fehlt was bei mir, so ohne dich...“ Tsukasa hatte fasziniert in die dunklen Augen seines Gegenübers geblickt und nickte jetzt leicht, bevor er ihm über die Wange strich und seine Stirn an Hizumis lehnte. „Vielleicht kann es wieder mehr werden wie frühe, wenn wir uns beide Mühe geben?“ „Vielleicht...“ Mit einem Lächeln trat Tsukasa einen Schritt zurück, sodass der Jüngere die Umarmung lösen musste und streckte sich. „Na komm, lass uns reingehen, sonst erkälten wir uns noch.“   ~~~ „Ja, hallo?“ „Hey, Süße! Tut mir Leid, dass ich jetzt erst anrufe...“ Tsukasa saß wieder außerhalb ihres Zimmers auf der Holzveranda und zog entspannt an seiner Zigarette. Er hatte sich gerade noch daran erinnern können, dass er Midori versprochen hatte sich bei ihr zu melden. „Macht doch nichts. Ich war ja eh noch wach“, meinte eben diese gerade versöhnlich. „Und? Sag schon, wie ist das Onsen?“ „Mh, es ist echt schön hier...das Essen ist super...schade, dass du nicht mitkommen konntest...es würde dir sicher gefallen.“ Das Mädchen am anderen Ende der Leitung seufzte schwer. „Glaub mir, ich wäre auch lieber bei dir, als hier rumzuhocken und mich zu langweilen...“ „Ich weiß, ich weiß – aber morgen bin ich ja schon wieder da. Was hältst du davon, wenn wir am Montag nach der Schule zusammen irgendwas machen, mh?“ „Klar, gern!“ Tsukasa nahm grinsend einen weiteren Zug von seiner Kippe. „Gut, dann hol ich dich ab...ich geh jetzt mal lieber wieder rein, wird allmählich kalt hier. Bis später, ja?“ „Ja, gut. Dann schlaf gut. Ich liebe dich!“ Er verzog leicht das Gesicht. Irgendwie wollten ihm die Worte im Moment nicht so recht von den Lippen. „...ich dich auch“, brachte er so mit kurzer Verzögerung hervor und legte dann sofort auf, nur um anschließend tief durchzuatmen. Scheiße, was ging hier eigentlich ab? Er hatte immer gewusst, dass Midori nicht die Liebe seines Lebens war, aber das Mädchen war für seine 16 Jahre recht vernünftig, sie war intelligent und sah außerdem gut aus. Sie verstanden sich blendend und sie schien doch irgendwie ziemlich hin und weg von ihm zu sein. Warum kam es ihm dann auf einmal so komisch vor, ihr zu sagen, dass er sie liebte? Damit hatte er bisher auch keine Probleme gehabt. Es konnte schließlich nicht an seiner vollkommen idiotischen Faszination für seinen kleinen Bruder liegen, die ihn wieder heimgesucht hatte. Hoffte er zumindest.   Mit einem Seufzen drückte er seine Zigarette im mitgebrachten Aschenbecher aus und erhob sich dann, um das Zimmer wieder zu betreten, das er sich mit Hizumi teilte. Zu seinem Erstaunen war dieser noch wach und sah ihn forschend an. „Was ist?“, wollte Tsukasa wissen, dem dieser Blick irgendwie suspekt war. „Nichts.“ Der Tonfall des 15-jährigen sagte allerdings etwas ganz anderes und auch seine Körpersprache zeigte seine Unzufriedenheit, als er die Musikzeitschrift, in der er eben gelesen hatte, etwas zu grob weglegte, bevor er sich demonstrativ mit dem Rücken zu Tsukasa auf die Seite drehte und die Decke seines Futons bis zum Gesicht hochzog. Sein Bruder sah ihm dabei nur kopfschüttelnd zu und rückte anschließend sein eigenes Futon etwas näher an das des Anderen, bevor er sich ebenfalls hinlegte und dessen Rücken ansah. „Hizumi...was ist los?“, wollte er dann, den Kopf aufgestützt, wissen, erhielt aber keine Reaktion „Hey, Kleiner, ich red mit dir!“ Als er immer noch keine Antwort erhielt, konnte er sich ein Grinsen nicht verkneifen und überquerte auf allen Vieren den verbleibenden Abstand zwischen seinem Bruder und sich. Dann beugte er sich über ihn und piekste ihm mit dem Zeigefinger in die Seite, was den Jüngeren zusammenzucken ließ, aber sonst ebenfalls nichts brachte. „Hizu-chan, du sagst mir jetzt was los ist, oder ich muss dich durchkitzeln...“ Auch diese Drohung verleitete Hizumi lediglich zu einem Kopfschütteln. Also kniete der Ältere sich neben ihn und begann ihn wirklich zu kitzeln bis er sich unfreiwillig lachend unter dem 'Attentäter' wand. „Los, sag es!“, forderte Tsukasa, ebenfalls lachend, noch einmal. Auf das erstickte „Niemals“ hin attackierte er die Stellen, von denen er wusste, dass sein Bruder dort besonders kitzlig war so lang, bis dieser schließlich um Gnade flehte. Schwer atmend und über den Jüngeren gebeugt verharrte Tsukasa und sah auf ihn hinunter. „Also...?“ Hizumi sah zur Seite und verzog seine Lippen zu einem Schmollmund, bevor er leise antwortete. „Du hast gesagt, dass du sie liebst...am Telefon vorhin.“ Etwas verwirrt kniete er sich doch wieder neben seinen Bruder und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. „Also erstens hab ich das nicht...ich habe gesagt „ich dich auch“...und zum anderen: Warum stört dich das?“ Er sah, wie sich der Jüngere auf die Unterlippe biss, bevor er ihn schließlich doch wieder ansah. „Keine Ahnung. Vielleicht bin ich eifersüchtig?“ Hizumi setzte sich ebenfalls auf, den Blick nicht von seinem Gegenüber lassend. „Ich weiß nicht. Es stört mich, dass sie etwas Besonderes für dich ist...oder so“, versuchte er dann zu erklären. „Du nun wieder...“ Tsukasa sah ihn liebevoll an. „Sie könnte nie so besonders sein, wie du es bist...“ Und das meinte er vollkommen erst. Auch wenn eine leise, vernünftige Stimme in seinem Inneren ihm sagte, dass das nichts war, was man seinem Bruder unbedingt sagen sollte. Genauso, wie man ihm nicht über die Wange streicheln und sich zu ihm beugen sollte, um ihn dann zu küssen. Doch genau das tat Tsukasa und riet der Stimme einfach die Klappe zu halten. Er wusste, dass es dumm war, was er tat. Aber er konnte nichts dagegen tun, dass sich Hizumis Lippen so wundervoll an seinen anfühlten und das Kribbeln in ihm mit jedem Augenblick stärker wurde. Nach einigen viel zu kurzen Sekunden löste er den Kuss und sah Hizumi an, der seinen Blick nur verwirrt erwiderte, auf seine Entschuldigung jedoch mit einem seltsam entschlossen erscheinenden Kopfschütteln reagierte. „Nein, i-ist...okay.“ Der Jüngere fixierte ihn. „Darf ich...noch mal?“ Tsukasa hatte das Gefühl, sein Herzschlag würde für einige Sekunden aussetzen, nur um dann mit mindestens dreifacher Geschwindigkeit in seinen Ohren zu dröhnen, als er nickte. Um zu verhindern, dass der Jüngere es sich doch noch einmal anders überlegen konnte, legte er ihm eine Hand in den Nacken und zog ihn sanft, aber bestimmt an sich, bis sich ihre Lippen wieder berührten. Und wieder fühlte er sich, als würde eine Vielzahl von kleinen Stromschlägen durch seinen Körper jagen, die sich noch verstärkten, wenn er seine Lippen vorsichtig gegen die seines Bruders bewegte, sie schließlich leicht öffnete, um mit der Zungenspitze gegen die des anderen zu stupsen. Er fühlte Hizumis Zögern und war schon kurz davor ihren Kuss zu unterbrechen, sich zurückzuziehen, als er spürte wie dieser ihm zaghaft entgegenkam. Ihre Zungen berührten sich vorsichtig, testend, ob das, was sie hier taten, tatsächlich real war. Doch schon nach relativ kurzer Zeit löste Tsukasa sich wieder von diesen so wundervollen Lippen und lehnte sich ein bisschen zurück. Sein Puls hatte mittlerweile bisher unbekannte Frequenzen erreicht, die sich aber sogar noch etwas steigerten, als er Hizumis aufgewühlt wirkendem Blick begegnete, der von einem leichten Rotschimmer auf seinen Wangen ergänzt wurde. „...wow...“, war in diesem Moment das Einzige, was er hervorbringen konnte. Er versuchte am besten wirklich nicht, sich das hier zu erklären. Der Jüngere nickte auf diese Äußerung nur leicht und biss sich leicht auf die Unterlippe, während es ihm vorkam, als würde sein Gesicht jetzt förmlich glühen. „...das war toll...“ Sie saßen sich, wie schon mehrfach an diesem Tag, einige Augenblicke lang schweigend gegenüber, bis Tsukasa sich kopfschüttelnd durch die Haare fuhr und ein trockenes Lachen ausstieß. „Wenn unsere Mutter das erfährt, bin ich so was von tot...“, murmelte er, sah dann den Anderen an. „Lass uns schlafen, okay?“ „Okay...“ Der irgendwie enttäuscht klingende Tonfall Hizumis war dem Älteren nicht entgangen und entlockte ihm ein liebevolles Lächeln. „Zieh deinen Futon zu mir ran, ja?“   Keine zwei Minuten später war dies erledigt und die Beiden lagen nebeneinander unter ihren Decken, Hizumi hatte den Kopf auf den Brustkorb seines Bruder gebettet, während dieser ihm immer wieder sanft über den Rücken strich. „Sag mal...eigentlich ist das doch – na ja – verboten so was zu machen...oder?“, wollte er dann wissen, versuchte trotz der jetzt im Zimmer herrschenden Dunkelheit das Gesicht Tsukasas zu erkennen. Widerwillig nickte der 18-jährige. „Kann man so sagen...deswegen solltest du das lieber für dich behalten...“ Er seufzte schwer. „Das hätte nicht passieren dürfen...ich bin der Ältere, ich sollte wirklich vernünftiger sein.“ Seine Hand wanderte, ohne dass es ihm wirklich bewusst gewesen wäre, in Hizumis Nacken und kraulte diesen dort liebevoll, sodass er dessen Kopfschütteln spürte. „Mir hat es doch auch gefallen...und keine Angst, ich sag auch niemandem was davon.“ Er hob den Kopf leicht und sah den Älteren an. „Also mach dir jetzt keine Vorwürfe.“ „Mh, trotzdem...“ Erneut entwich ein Seufzen den Lippen des Älteren. „Ich dachte einfach, das hätte ich hinter mir...“ „Was?“ Hizumi hatte sich ruckartig aufgerichtet und sah seinen Bruder mit aufgerissenen Augen an, der erst jetzt begriff, dass er das eben wirklich laut gesagt hatte. „Wie meinst du das?“ „Nichts, nichts, schon gut...“, versuchte er den Kleinen zu vertrösten, doch der zog nur unzufrieden die Augenbrauen zusammen. „Jetzt sag schon! Es betrifft mich schließlich, oder?“ Tsukasa bedeckte sein Gesicht mit den Händen. Er wusste, dass er keine Ruhe finden würde, ehe der andere nicht wusste, was er wissen wollte. „Vor ein paar Jahren...als unsere Eltern noch zusammen waren...gab es eine Zeit, in der ich das auch...gern gemacht hätte...“, kapitulierte er schließlich, doch seine Hoffnung, der Jüngere würde es darauf beruhen lassen, wurde enttäuscht. „Wann?“, hakte Hizumi unerbittlich nach. „Du glaubst mir nicht, wenn ich sag, dass ich es nicht weiß, oder?“ „Nein“ „Hab ich mir gedacht.“ Tsukasa drehte sich wie schon zuvor auf die Seite und stützte seinen Kopf auf den angewinkelten Arm, um seinen Bruder, der sich ebenfalls wieder hingelegt hatte, ansehen zu können. „Vor...zwei Jahren, als wir zusammen auf dem Frühlingsfest waren...hat es angefangen.“ Natürlich wusste er es noch. Er hatte es vielleicht verdrängt, aber er würde diesen Anblick nie vergessen können. „Du sahst damals so – entschuldige das Wort – bezaubernd aus...“ „...du hast mich an dem Abend gezeichnet.“ Er nickte. „Ja, ich konnte nicht anders...das Bild hab ich immer noch.“ Tsukasa lächelte schwach. „Na ja, seit diesem Tag hab ich von dir geträumt...wollte dich küssen...und berühren...aber das ging natürlich nicht. Deswegen dachte ich, dass es aufhört, als du und Vater ausgezogen seid. Und es war dann auch besser. Ich hab irgendwann aufgehört daran zu denken...hab mich mit Mädchen getroffen.“ Er unterbrach sich selbst und stieß ein abwertendes Geräusch aus. „Und jetzt geht es mir doch wieder so wie damals...“ Hizumi nickte langsam, als Zeichen, dass er verstanden hatte. Dann rückte er sich noch ein Stück an den anderen und sah ihm in die Augen. „Vielleicht...kannst du das erst vergessen, wenn du es mal probiert hast?“, schlug er dann leise vor. „Was?“ „Na ja ich...“, Hizumi sah verlegen zu Boden und stockte leicht. „Ich hätte nichts dagegen, glaube ich...“ Tsukasa legte sanft seine Hand unter das Kinn seines Bruders und brachte ihn so dazu ihn anzusehen. „Dir ist klar, dass wir Brüder sind, ja?“ „Aber...wenn es niemand erfährt...“ „...du machst mich fertig, Kleiner.“ Hizumi wollte protestieren, doch bevor er dazu kam spürte er ein weiteres Mal die Lippen des Älteren auf den eigenen. Warum er das tat wusste er selbst nicht genau, aber er wusste, dass er mochte, was sein Bruder da mit ihm machte. Es gefiel ihm und das Kribbeln, das dessen Berührungen in ihm auslösten, war aufregend. Er glaubte einfach nicht daran, dass etwas, das sich so gut anfühlte, falsch sein konnte. Deswegen zögerte er auch nicht, sondern öffnete seine Lippen einen Spalt, als er die Zungenspitze des anderen darüberstreichen fühlte und vertiefte so ihren Kuss.   Tsukasa indessen konnte immer noch nicht fassen, dass das tatsächlich passierte. Ohne auch nur eine Sekunde über mögliche Konsequenzen nachzudenken, beugte er sich weiter über den schmalen Körper und drückte ihn so sanft auf den Futon. Immer wieder trafen sich ihre Zungen, spielten noch immer etwas vorsichtig miteinander, doch je länger ihr Kuss dauerte, desto weniger wollte er sich wieder von diesen wundervollen Lippen trennen. Als sie sich schließlich doch voneinander lösen mussten, um wieder zu Atem zu kommen, strich er dem Jüngeren leicht über die Wange. „Ich hoffe, dass du das nicht bereuen wirst“, meinte er leise. Ebenso hoffte er allerdings auch, nicht weiter zu gehen, als Hizumi es wollen würde. Schließlich hatte der Kuss schon beträchtliche Auswirkungen auf ihn gehabt, wenn er dem Gefühl in seinen Lenden trauen konnte. „...keine Angst...“, flüsterte dieser etwas verspätet und zog Tsukasa dann wieder zu sich, um dieses Mal von sich aus einen neuen Kuss zu initiieren. Sein Bruder ging sofort wieder darauf ein und gab gleichzeitig seinem Verlangen nach, mehr von diesem Körper unter sich zu spüren, indem er mit einer Hand unter das Shirt seines Bruders schlüpfte und mit zärtlichen Berührungen die Konturen von dessen Oberkörpers erkundete. Tsukasa wusste nicht genau, wie sie es geschafft hatten, doch einige Minuten und etliche Küsse später, hatten sie sich gegenseitig ihrer Oberteile entledigt und nun lag er zwischen den Beinen seines jüngeren Bruders, der ihn leicht fahrig im Nacken kraulte, während er selbst mit Lippen und Zunge den Körper vor sich weiter erforschte. Er hauchte sanfte Küsse auf die weiche Haut von Hizumis Halsbeuge, während sein Daumen neckend über eine von dessen Brustwarzen strich, dem Jungen so ein leises Seufzen entlockte.   ~~~ Als der 18-jährige am nächsten Morgen aufwachte, brauchte er einen Moment, um sich gänzlich darüber klar zu werden, was in der Nacht passiert war. Er konnte auch einige Stunden später nicht wirklich glauben, dass er tatsächlich mit Hizumi geschlafen hatte. Und – so kitschig das selbst in seinen Gedanken klang – es war das Beste, was er je erlebt hatte. Abwesend strich er über Hizumis Oberarm, was diesen dazu brachte sich im Schlaf noch etwas näher an seinen älteren Bruder zu kuscheln, der sich eben dazu gratulierte, dass er – davon ausgehend, dass er das Wochenende mit Midori verbringen würde, vorsorglich alles Nötige eingepackt hatte. Mit einem Murren wischte er diesen Gedanken dann jedoch beiseite. Er hatte keine Lust sich jetzt mit ihr zu beschäftigen, wenn er stattdessen wieder die weiche Haut des Jungen neben ihm streicheln und liebkosen konnte, der nun langsam die Augen aufschlug und ihm mit einem müden Lächeln einen guten Morgen wünschte. +++ Wenn es euch gefallen hat, würd ich mich über Kommentare freun ^^ bis zum nächsten Mal Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)