toot gayi... von elfogadunk (zerbrochen) ================================================================================ Kapitel 14: ------------ Raj hatte die Hände in die Hüften gestemmt und schaute sie grinsend an. Simran war kurz sprachlos, da sie nicht glauben konnte, wie gut er aussah. Anzüge und Westen standen ihm unverschämt gut. „Hallo, schöne Frau!”, begrüßte er sie, woraufhin sie ihn angrinste und mit den Augenbrauen wackelte. „Ich hoffe, für Dev ist es okay, dass du mich besuchen kommst. Ich meine, es...” „Ist schon okay.”, unterbrach sie ihn und winkte ab. „Er ist mal wieder auf Geschäftsreise. Du nimmst mich ihm also nicht weg.” Raj nickte und dachte über die Doppeldeutigkeit dieses Satzes nach und er fragte sich, ob sie das überhaupt selbst bemerkt hatte. Aber wahrscheinlich bildete er sich das nur ein. Er führte sie ein wenig im Gebäude herum und zeigte ihr die verschiedenen Abteilungen. Sie war sehr angetan davon, wie modern und luxuriös alles war. Die Einrichtung war zwar einfach, aber dafür elegant. Schließlich fuhren sie mit dem Fahrstuhl in Rajs Büro, dass im vorletzten Stock lag. Als er die Tür öffnete, war sie überwältigt. Erstens war der Raum riesig und zweitens war die Aussicht wirklich atemberaubend. Die Fenster gingen von der Decke bis zum Fußboden und ließen einen wunderbaren Ausblick auf die Stadt zu. Simran schaute sich ein wenig im Zimmer um und blieb dann am Fenster stehen und blickte hinaus. Die Sonne war mittlerweile untergegangen und hatte nur noch ein schmales goldenes Band am Horizont hinterlassen, das die funkelnde Stadt in ein schönes Halbdunkel tauchte. Raj lehnte sich an seinen Schreibtisch und beobachtete Simran. Sie sah so wunderschön aus, dass er plötzlich das Verlangen hatte, sie umarmen zu wollen. Er wendete seinen Blick von ihr ab und versuchte sich abzulenken. `Reiß dich zusammen! Wir sind beide verheiratet und nur weil Dev nicht da ist, hast du nicht das Recht...´, redete Raj sich selbst ein, aber wurde von Simran aus den Gedanken gerissen. „Du hast so einen schönen Ausblick hier... Da könnte ich gar nicht arbeiten, weil ich den ganzen Tag aus dem Fenster schauen würde.”, scherzte sie. „Ja, da hast du Recht. Es ist schon nicht ganz einfach.…. Willst du vielleicht irgendwas trinken?”, fragte er, um sich abzulenken. Sie wollte ein Wasser und er war dankbar, da er deswegen den Raum verlassen konnte. Nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, lehnte er sich an und atmete tief durch. „Du darfst nicht. Du darfst nicht. Du darfst nicht…”, redete er leise vor sich hin, als plötzlich die Tür geöffnet wurde und er nach hinten umfiel. Simran schaute ihn erschrocken an, wie er da auf dem Boden lag und fing dann laut an zu lachen. Raj rappelte sich langsam wieder auf, doch sie konnte nicht mehr aufhören und hielt sich den Bauch. Er strafte sie daraufhin mit einem bösen Blick und ging ihr Wasser holen. Als er wieder ins Büro kam, hatte Simran es sich auf dem kleinen Sofa bequem gemacht, dass in einer Ecke des Zimmers stand und von wo aus man sehr gut den Ausblick genießen konnte. Er gab ihr das Wasser und setzte sich neben sie. Eine Weile herrschte Stille, doch dann legte Simran ihren Kopf auf Rajs Schulter. Beide schwiegen weiterhin und starrten einfach nur gedankenverloren aus dem Fenster. In diesem Moment wurde ihnen bewusst, dass sie für einander dieselben Gefühle hatten. Doch diese Erkenntnis machte ihre Situation nicht einfacher, sondern eher noch komplizierter.... Wie es nun weitergehen sollte, wussten sie nicht. Simran nahm Rajs Hand in ihre Hände und legte sie in ihren Schoß. „Wieso muss die Welt nur so kompliziert sein..…?” Sie saßen noch eine ganze Weile schweigend nebeneinander. Jedes Wort wäre zu viel gewesen. Was hätte es auch zu sagen gegeben? Das Problem lag auf der Hand und eine Lösung hatte keiner von beiden. Es war, als ob sie stillschweigend einen Kompromiss geschlossen hatten, der es ihnen nicht ermöglichte über ihre Gefühle zu sprechen und sie stattdessen zu verstecken. Was hätten sie auch anderes tun sollen? Nachdem einige Zeit vergangen war, stand Simran auf und ging ohne Raj noch einmal anzusehen oder etwas zu ihm zu sagen. Er war ihr deswegen nicht böse und blieb einfach sitzen. Die Gewissheit, dass seine Liebe erwidert wurde, machte ihn einerseits glücklich, doch zeigte ihm andererseits nochmals deutlich seine unglückliche Ehe auf. Die einfachste Möglichkeit wäre gewesen, sich scheiden zu lassen, doch konnten sie das Dev und Piya antun? Die ganze Zeit hatte er nur an sich gedacht, aber was würde aus Piya werden? Er wusste nicht, ob sie ihn liebte, da sie darüber noch nie gesprochen hatten, doch geschiedene Frauen standen in der indischen Gesellschaft nicht gerade gut da. Auch, wenn er sie nicht liebte, konnte er sie nicht diesem möglichem Spott aussetzen, schließlich hatte er sie geheiratet und damit ein Versprechen abgegeben... Je mehr Raj über seine Situation nachdachte desto verfahrener kam ihm alles vor. Als er schließlich einen Blick auf seine Uhr warf, fiel ihm auf, dass es schon sehr spät geworden war und er langsam nach Hause musste. Er rappelte sich also von der Couch hoch, packte seine Sachen zusammen und schloss das Büro ab. Als er zum Fahrstuhl lief, sah er dort zu seiner Überraschung noch jemanden stehen. Eigentlich hatte er angenommen, dass er der letzte gewesen wäre. Plötzlich sah er, dass es Simran war. Er stellte sich neben sie und drückte den Knopf. So standen sie schweigend nebeneinander bis der Fahrstuhl kam. Als sie eingestiegen waren, stellte sich Simran mit dem Rücken zu Raj. Er schaute sie einfach nur an und wusste nicht, was er tun sollte. Schließlich fasste er sich ein Herz, stellte sich dicht hinter sie und legte seine Hände auf ihre Schultern. Sie zuckte leicht zusammen, da seine Berührung ihren ganzen Körper elektrisierte. Als er mit seinen Händen ganz sanft an ihren Armen herunterfuhr, schloss sie die Augen und bekam eine wohlige Gänsehaut. Raj schob ihr Oberteil etwas zur Seite und küsste zärtlich ihren Hals und ihren Nacken. Dann drehte er sie zu sich um und drückte sie sanft gegen die Wand des Fahrstuhls. Er hielt ihr Gesicht in seinen Händen und näherte sich ihr immer mehr bis sich ihre Nasenspitzen berührten. Sie schauten einander in die Augen und sahen die Sehnsucht darin.... Die Fahrstuhltür öffnete sich und die beiden erschraken. Simran schaute Raj noch einmal an und verschwand dann ohne ein weiteres Wort zu sagen. Raj trottete langsam in Richtung Ausgang und fühlte sich ein wenig vor den Kopf gestoßen. Da hatte er endlich den Mut aufgebracht und dann kam ihm so eine blöde Fahrstuhltür in die Quere.... Aber vielleicht war es auch besser so gewesen. Er wusste im Moment einfach nicht mehr, was er denken sollte. Das war heute alles zu viel gewesen. Endlich hatte er Gewissheit, dass seine Gefühle erwidert wurden, doch das brachte nur noch mehr Probleme als er ohnehin schon hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)