Eine kleine Geschichte vom wahren Leben von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Eine kleine Geschichte vom wahren Leben Die folgende Geschichte beruht auf gegeben Tatsachen. Sie beschreibt einen kleinen Abschnitt in meinem Leben. Sie schwebte mir schon lange vor und ich habe heute endlich die Chance genutzt und sie nieder geschrieben. Eigentlich könnte ich noch so viel mehr zu dem Thema, Ehestreit, schreiben. Aber ich belasse es bei der einen Szene. Ich will mit der Geschichte einfach nur zeigen, dass es Menschen in meinem Leben gibt, denen ich sehr dankbar bin, dass ich sie kenne und ich bin mir sicher, dass diese Menschen auch wissen, dass sie gemeint sind. Aber ich will auch anderen Menschen zeigen, denn es ähnlich geht wie mir, dass sie nicht alleine sind. Steckt den Kopf nicht in den Sand. Alles wird gut! „DU ARSCHLOCH!“ Ich riss die Augen auf. Es war dunkel und doch waren da so viele Eindrücke. Ich lag in meinem Bett. Es war finster, doch ganz schwach war da das Licht der Laterne, die mein Zimmer so erhellten, dass ich einige Schemen erkennen konnte. Desorientiert drehte ich mich auf den Rücken und rieb mir die Augen. Ich war in meinem Zimmer. Das war klar. Aber was hatte mich geweckt? Meine Hand tastete orientierungslos über meine Matratze. Ich wusste, dass dort irgendwo mein Wecker war. Nach einigen Momenten fand ich ihn und drückte auf einen Knopf. Ein kleines Licht erschien und beleuchtete die LED-Anzeige. 3.12 Uhr. Morgens und dann war es wieder da. „DU ARSCHLOCH! DU KLEINES ERBÄRMLICHES STÜCK!“ Sofort schnellte mein Puls hoch und ich hatte das Gefühl mein Herz würde jeden Moment aus der Brust brechen, so heftig schlug es gegen meine Rippen. Die Frucht ließ mich erstarren und ich spürte wie der Krampf sich in meiner rechten Wade ankündigte und so entspannte ich mich wieder, setzte mich aber unruhig auf, als ich das Geräusch eines zerbrechenden Gegenstandes wahrnahm. Fast glaubte ich, dass es mein Herz war, dass mal wieder, nachdem ich es vor kurzem erst geflickt hatte, wieder zersprang. Doch es war nur wieder einmal ein Glas oder eine Vase oder irgendetwas anderes. Im Grunde war es ja auch egal was es war. Alleine die Gedanken die nun da waren zählten. Der erste Gedanken war ‚Nein nicht schon wieder.‘ Es machte müde aufzuwachen und zu diese wütenden Stimme zu hören. Zu wissen was vor sich ging. Doch schlimmer noch als das, war das nagende Gefühl der Hilflosigkeit. Denn ich wusste. Ich bin machtlos. Ich kann dem nichts entgegensetzen. Wenn das Herz einer Mutter zerbricht, dann tut es das des Kindes, irgendwann unweigerlich auch. Als ich das nächste Mal aufwachte war es sechs Uhr fünfzehn und mein Wecker klingelte. Zeit zum Aufstehen. Müde rollte ich mich auf die Seite des Weckers und stellte ihn aus. Ich hatte schwer wieder zurück in den Schlaf gefunden. Nicht nur diese wütenden Stimmen brachten mich um den Wahnsinn, auch die vom Stress herbeigelockten Bauchschmerzen hielten mich wach. All das hatte an mir gebohrt und mich wach gehalten. Doch wie es schien, hatte mich der Schlaf doch geholt. Mühsam schälte ich mich aus meinem Bett und öffnete die Tür. Das Licht im Flur bannte. Untypischer Weise. Doch es war auch ein Glück das der Flur hell erleuchtet war. Denn ich hatte die Angewohnheit barfuß durch die Wohnung zu laufen, in der ich mit meinen Eltern, meinem Bruder und zwei Hunden lebte. Heute war der Flurboden gespickt mit vielen kleinen Scherben, die verräterisch im Licht der Flurbelichtung funkelten. Wie ein verlorener Traum, der aufgegeben worden war. Seufzend drehte ich mich um und holte meine Hausschuhe. Ich hatte mir abgewöhnt diese Überreste eines zerbrechenden Mutterherzens weg zu machen. So balancierte ich auf Zehenspitzen durch den Scherbenhaufen und betrat das Badezimmer. Ungeachtet ging ich am Spiegel vorbei und verrichtet zuerst einmal meine Morgentoilette. Denn im Grunde wusste ich schon welcher an Blick mich im Spiegel erwartete und dementsprechend gelassen und ruhig war ich als mein Blick das erste Mal wieder morgen in den Spiegel fiel. Wie gewohnt stand mit das rotgefärbte Haar wirr vom Kopf ab. Ich sah wirklich aus, als ob ich einen Finger in die Steckdose gesteckt hätte. Doch das war nicht das erschreckende. Ich war von Natur aus schon blass, doch heute morgen stachen meine Sommersprossen stark hervor unter der blassen, ungesund wirkenden Haut. Meine Augen waren untermalt von dicken Ringen, während sie an sich rot gerändert waren. Allgemein kein wirklich erbaulicher Anblick. Doch ich schaffte es die Mundwinkel hochzuziehen und mich anzulächeln. Na du! Haste mal wieder eine Nacht hinter dich gebracht? Ein seufzten und eine dreiviertel Stunde später verließ ich das Haus. Wie üblich bepackt mit meiner Tasche und einem dicken Schal. Langsam setzte ich Schritt für Schritt bis ich zur Bushaltestelle kam. Das Gesicht hatte ich halb in meinem Schal verborgen. Zum einen als Schutz vor dem kalten, stechenden Wind und zum anderen einfach, weil ich mich am liebsten verstecken wollte. Doch zu Hause bleiben war keine Option. Ich hatte schon zu viele Fehlstunden und mein Freund würde nur wieder fragen. Ich wollte ihm nicht noch mehr Kummer machen, als eh schon da war. Es tat mir immer Leid, wenn ich ihn von meinem mit den Sorgen belastete, denn ich wusste, dass auch er unter diesen Sachen litt. Aber er war für mich da und das war ein gutes Gefühl, dass mich jeden Morgen zum Aufstehen zwang. Nun ja, fast jeden Morgen. Während ich zur Busstelle ging brüllte mir Linkin Parks Sänger Chester ‚I've become so numb.‘ ins Ohr. Wieder ein Seufzen und der Drang zu weinen wurde wie so übermächtig stark, doch ich hielt mich zurück. Wie meistens in der Öffentlichkeit. Ich weinte so ungerne draußen. Immerhin konnte dann jeder sehen, wie zerbrechlich ich war und das war etwas, dass andere Menschen nichts anging. Keinen! Niemanden! Die Schule war wie immer. Ich betrat nach der zweiten Stunde den Schulhof und meine Füße trugen mich automatisch an dem Vertretungsplan vorbei in die erste Etage, zum Aulavorraum. Allgemein der Ort an dem die Oberstufe sich während der Freistunden und Pausen aufhielt. „Vanessa!“ Ich wurde heiter und fröhlich empfangen und für einen Moment war alles verschwunden und ich grinste. Breit und fröhlich. So verquer es auch klingen mochte. In der Schule konnte ich abschalten und das war wohl auch ein Grund warum ich eigentlich gerne hier war. Hier schlug das Herz des Lebens anders. Hier konnte ich einfach mal Schülerin sein. Mit den ganz alltäglichen Problemen. Dummer Lehrer. Viele Hausaufgaben. Meine Freunde. Klausuren und der ganze andere Schulstress. Hier musste ich nicht Vanessa, die Aufpasserin sein. Hier war ich einfach nur eine Schülerin, die gerade herzenswarm von ihren Freunden empfangen wurde. Ich wurde von meinen zwei Freundinnen umarmt und auch meinen Freund drückte ich feste und gab ihm einen Kuss, als ob ich ihn Jahre nicht mehr gesehen hätte. Dabei war es doch erst gestern gewesen. Doch gestern schien heute so weit entfernt zu sein. Viel zu weit. Ich lächelte, auch wenn mit da nicht nach zu Mute war, und die Schülerin verdrängte die Aufpasserin und versuchte einfach nur in der Schule zu sein und hier zu leben. Das Lächeln war hier ganz einfach. Es klappte einfach so und es tat gut einfach mal nicht an zu Hause denken zu müssen. Doch das war nicht ganz so einfach. In der letzten Stunde an diesem Schultag hatte ich Religion. Ich hatte sogar einen ziemlich genialen Lehrer. Ich mochte diesen Menschen sehr gerne und ich hätte ihm wohl alles anvertraut, wenn ich es denn hinbekommen hätte über meinen Schatten zu springen. An diesem Tag wurden die mündlichen Noten verteilt und nach einiger Zeit war ich daran. „Vanessa“, begann er und sah mich mit einem sorgenvollen Blick an. „Deine mündliche Mitarbeit hat wieder mal stark nachgelassen. Du kannst wirklich froh sein, dass seine Klausuren so gut gewesen sind. Sie retten dich wirklich, denn eigentlich müsste ich dir eine 5 aufschreiben.“ Er blickte mich ernst an. „Wie kommt‘s?“, fragte er freundlich und in dem Moment stiegen mit die Tränen in die Augen. Ich konnte es nicht verhindern. So lange rannte ich nun schon mit diesen ganzen Gefühlen rum und ich ließ mich auf die Treppen sinken und ich begann zu erzählen. „Es ist wegen zu Hause.“, erklärte ich und wischte mich verlegen die Tränen aus dem Gesicht, die einfach nicht stoppen wollten. „Meine Eltern haben einen ziemlich starken Ehekrach und es ist mal besser mal schlechter. Naja, das nimmt mich halt ziemlich mit.“, flüsterte ich mit tränen erstickter Stimme, welche zum Schluss brach. Immer wieder rollten meine Tränen über das Gesicht. „Entschuldigen Sie.“ Verlegen senkte ich den Kopf und wischte mit mir meinem Schal die Tränen aus dem Gesicht. Ich hatte sie vorher schon strapaziert, als ich in meinen Lieblingsfach Bio eine schlechte mündliche Note kassierte. Eigentlich war ich nicht der Typ, der einfach so wegen schlechten Noten heulte. Doch heute kam eines zum anderen und das machte mich fertig. Ich sah wieder zu meinem jungen Lehrer auf und dieser seufzte. „Es war letztes Jahr auch schon so, oder?“, fragte er und ich konnte nur nicken. Ich begegnete seinem Blick und er nickte ebenfalls, nachdenklich. „Deswegen warst du im letzten Schuljahr auch teilweise so still und abwesend.“ Wieder ein nickte von meiner und ein Seufzen von seiner Seite. „Wenn es nicht geht. Dann musst du ausziehen. Du musst dich auf dein Abitur vorbereiten. Das ist im Moment wichtig!“ Ich nickte wieder und abermals rollten viele Tränen und ich schniefte leise. „Ich versuch es.“, brachte ich leise hervor und konnte nur schwer den Blick halten und meine Tränen zurück halten. Es erschien mit in dem Moment als ob er noch etwas sagen wollte. Ich erhob mich etwas und lächelte, nachdem ich mir abermals die Tränen vom Gesicht gewischt hatte. „Ich gebe mein Bestes und ich werde mein Abitur schaffen!“, versprach ich ihm. Und ich schaffte mein Abitur. Ich habe es tatsächlich geschafft und ich bin stolz auf mich. Es mag kein gutes Abitur sein, doch ich habe es und ich bin wirklich stolz auf diese Leistung. Trotz des ganzen Streites zwischen meinen Eltern, den hässlichen Worten und den vielen Stunden des Kummers und der Tränen. Ich war so erleichtert bei der Bekanntgabe der Abitur Ergebnisse, dass ich in keine Nachprüfung musste, dass ich vor Freude hätte weinen können. Ich nahm mein Vorgangszeugnis mit tränenden Augen von meinen Religionslehrer, welcher gleichzeitig auch zu der Stufenleitung gehörte, entgegen. „Na siehst du. Du hasst es geschafft.“, waren seine Worte, als er es mir entgegen reichte. Ich war noch nie so glücklich und erleichtert in meinem ganzen Leben. Ich hatte es geschafft mein Abitur zu bekommen und das Trotz des Streites zwischen meinen Eltern. Trotz der Tatsache, dass meine Mutter einen Tag vor meiner Biologie Abiturklausur im Krankenhaus lag. All das soll jemand nachmachen, der über mich spottet und mir sagt, dass ein Schnitt von 3,2 nicht gut ist. Jeder der mich deswegen Verurteilt soll in meine Situation treten und alles erleben was ich durchgemacht habe, denn das was dort oben steht. Das ist nur ein kleiner Teil von dem was ich empfand und erlebte. Doch eines muss noch gesagt werden. Ich war in den letzten Jahren nicht immer eine gute Person. Ich habe viel Kummer und Sorgen verbreitet. Manchmal war ich sehr unausstehlich und nicht nett. Aber ich bin um eines froh: Ich bin froh einen so wundervollen Freund zu haben, der in der Lage ist, mich in jeder Situation zum Lachen zu bringen und immer da ist, wenn ich ihn brauche. Ich bin froh, dass ich so wundervolle Freunde habe, die immer zu mir standen und mich immer unterstützt haben. Egal ob sie mir dabei gegenüberstanden oder ob ich mit ihnen, über das Internet, geschrieben habe. Ihr alle habt mir Mut gemacht und ich danke euch wirklich allen vom ganzen Herzen. Vanessa H. 08.11.2008 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)